Velt- * Erscheint: montags, mittwoch, freſtags und samstags. Frei Haus 1.90, im Verlag abgeholt 1.70, durch die Post 1.70 zuzgl. 36 Pig. Zustellgeld. Einzelnummer Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannbeim-Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die G-gespaltene Milli- meterzeile 15 Pfg. Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden — Efreisliste Nr. 1) Nr. 151 Freitag, den 24. September 1954 6.54. Jahrgang der Zwei-Jahres-Plan für die Vertriebenen Oberländer gab Rechenschaft— Verstärkte Maßnahmen zur Eingliederung Bonn(E. B.) Sprecher aller Fraktionen haben am Donnerstag im Bundestag stärkere Bemühungen aller zuständigen Bundesmini- sterien zur Eingliederung der Vertriebenen, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigten gefordert. Bundesvertriebenenminister Oberländer ver- sicherte, daß die Bundesregierung dieses große Ziel mit allem Nachdruck weiter verfolgen werde. Fast fünf Stunden nahm die Debatte des Hauses über eine große Anfrage der Sozial- demokraten zur Vertriebenenpolitik der Bun- desregierung in Anspruch. Sie wurde haupt- sächlich von denjenigen Abgeordneten be- stritten, die selbst Vertriebene oder Flücht- linge sind. Im Verlauf der allgemein sachlich geführten Diskussion ergriffen auch Bundes- ernährungsminister Lübke und Wohnungs- bauminister Preusker das Wort. Beide ver- wahrten sich gegen die Vorwürfe der SPD, daß nicht genügend für die Geschädigten ge- tan worden sei. Minister Oberländer unter- mauerte diese Argumente mit Zahlen aus seinem Zweijahresplan, den er bei dieser Ge- legenheit zum ersten Mal bekanntgab. Danach ergibt sich unter anderem folgender Stand der Eingliederung: 1. Ende 1953 gab es unter den Vertriebenen 59 000 selbständige Handwerker, 44 000 Selb- ständige in Handel und Verkehr und 2420 In- haber von Industriebetrieben mit mehr als zehn Beschäftigten. Die Vertriebenen stellen fünf Prozent aller Selbständigen. Ende August 1954 gab es nur noch 25,7 Prozent ar- beitslose Vertriebene, während ihr Anteil an der Gesamtzahl Vertriebener 1949 noch 38% betrug. 2. 54 Prozent der vertriebenen Wohnparteien Werden gegenüber 68 Prozent im Jahre 1950 zu Beginn des Baujahres wohbnungsmäßig noch schlecht untergebracht sein, das heißt eine halbe Million Menschen. 3. Bis zum 31. August 1954 sind 679 000 Per- sonen aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern umgesiedelt worden. Einschlieg- lich der Evakuierten und Flüchtlinge werden bis Ende 1955 insgesamt 915 000 verwaltungs- mägßig umgesiedelt sein. Der Finanzbedarf da- für ist gedeckt. Die Umsiedlung von weiteren 300 000 Personen wird vorbereitet, die Kosten dafür betragen 675 Millionen DM. 4. 280 000 der insgesamt 337 538 in die Län- eingewiesenen Sowietzonenflüchtlinge sind wohnraummäßig zufriedengestellt wor- den. Den Ländern standen hierfür vom 1. 2. 1953 bis zum 31. 3. 1954 insgesamt 413 Millio- nen DM zur Verfügung. Im laufenden Rech- nungsjahr werden voraussichtlich 130 000 Per- sonen neu aufzunehmen sein. 5. 290 000 Lagerinsassen zuzüglich 140 000 Sowjietzonenflüchtlinge, die in Durchgangs- lagern leben, sind noch vorhanden. Bis Ende des Rechnungsjahres sollen 30 000 Lagerinsas- en in Wohnungen untergebracht werden, Weitere 40 000 im Jahre 1955 durch Schaffung von 10 000 Wohnungen. 25 00 Evakuierte leben noch in Lagern. 6. Die Vorfinanzierungsmagnahmen für den Lastenausgleich haben einen Umfang von 856 Millionen DM erreicht. Mehr als 100 Millionen DM werden außerdem bis Fnde 1954 auf Grund des Paragraphen 7 f des Einkommen- steuergesetzes erwartet. Ferner soll eine Um- Siedlungsanleihe in Höhe von 200 Millionen DM aufgelegt werden. Die Auflegung einer zweiten und dritten Tranche der Lastenaus- Sleichsbank-Anleihe in Höhe von zusammen 400 Millionen DM steht noch aus. 7. Seit Inkrafttreten des Flüchtlingssied- ungsgesetzes sind 52 732 Vertriebene und Flüchtlinge in die Landwirtschaft eingeglie- dert worden. Kritik und Wünsche der Abgeordneten Bei der Begründung der Großen Anfrage Hatte der SPD-Abgeordnete Johann Heide Kritisiert, daß Minister Oberländer sich seit seiner Amtsübernahme auf„agitatorische Re- den“ beschränkt und damit über eine voll- kommene Passivität in der Frage der Einglie- derung hinwegzutäuschen versucht habe. 75% der Geschädigten hätten bisher nicht mehr als die Hausratshilfe aus dem Lastenausgleich erhalten. Uber den„‚ Wunschzettel“ eines Ministers hinaus sei eine langfristige zusammengefaßte Planung der gesamten Bundesregierung not- wendig, erklärte der SPD-Abgeordnete Jaksch. Der Wegfall der Freibeträge aus dem Para- graphen 33 a des Einkommensteuergesetzes (Ab 31. 12. 1954) habe große Unruhe unter den Geschädigten ausgelöst. Ein Härteausgleich Miisse bleiben. Außerdem sei die Beibehal- tung der Fahrpreisermäßigung notwendig. Für den BHE stimmte Frank Seiboth den Argu- menten Jackschs zu! Die Unzufriedenheit un- ter den Geschädigten werde jetzt größer, weil Sie sich vom Lastenausgleich mehr erhofft Hätten, als er nach zwei Jahren Laufzeit ge- Pracht habe. Edmund Leukert(CSU trat für eine rasche Ausschüttung der Lastenausgleichsmittel, eine Aufstockung der Wohnungsbaudarlehen und größere Mittel für die Eigentumsbildung der Frelen Berufe im Rahmen der Seplanten An- jeihe von 200 Millionen DM ein. Auf die Notwendigkeit der Erhaltung des ostdeut- schen Kulturguts Wies er besonders hin. Der Hahineit einstimmige hinfer Adenauer Auswärtiger Ausschuß einberufen— Gerstenmaier kritisiert Mendeès-France Bonn(E. B.) Das Bundeskabinett hat am Mittwoch die Haltung Dr. Adenauers bei den Vorverhandlungen für die am 28. September beginnende Londoner Konferenz einstimmig gebilligt. Der Kanzler hatte zuvor die Regie- rungsmitglieder über seine Vorbereitungen für diese Konferenz unterrichtet. Wie der Bundespressechef Felix von Eckardt mitteilte, entsprechen Meldungen aus London, wonach die Bundesregierung wegen der Auf- hebung des Besatzungsstatuts und der Uber- tragung der Souveränität auf die Bundesrepu- blik vorstellig geworden sei, nicht den Tatsa- chen. Eckardt erklärte, über alle voraussicht- lichen Verhandlungspunkte in London seien die Vorbesprechungen noch nicht abgeschlos- sen. Sie dauerten„in der verschiedensten Form“ noch an. Eckardt teilte bei dieser Ge- legenheit mit, daß der Bundeskanzler und die ihn begleitende Delegation am Montagmittag nach London fliegen. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschus- ses des Bundestages, Eugen Gerstenmaier, hat in Straßburg bekanntgegeben, daß er den Aus- schuß für Montag zu einer Sitzung einberufen habe, auf der in Anwesenheit des Bundeskanz- lers die Lage vor der Londoner Konferenz er- örtert werden soll. Er könne die vom französischen Minister- präsidenten vor dem Europa-Rat entwickelten Vorschläge für einen deutschen Verteidigungs- beitrag nicht als eine Basis für eine Verstän- digung in London betrachten, sagte Gersten- maier in einem Gespräch mit deutschen Jour- nalisten. Es sei z. B.„von vorneherein indis- kutabel“, von Deutschland erst die Aufstel- lung von Soldaten zu verlangen, ihm aber erst Später die Mitwirkung in dem Gremium zu erlauben, das über den Einsatz dieser Solda- ten entscheidet. Frankreich werde hoffentlich seine Vor- schläge noch etwas konkretisieren und präzi- sieren, ehe die Londoner Konferenz beginne, sagte Gerstenmaier, der in Kenntnis des Me- morandums der französischen Regierung fest- stellte, es sei unrichtig, zu behaupten, Men- deées-France habe„seine Karten in Straßburg aufgedeckt“. So sei zum Beispiel die Beurtei- lung der Frage sehr schwierig, ob deutsche Soldaten diskriminiert werden würden oder Nicht. Die Außerungen von Mendes-France über die Regelung der Saarfrage bezeichnete der CDU-Abgeordnete als so unbestimmt, daß man noch nicht einmal erkennen könne, ob sie eine Diskussjonsgrundlage seien. Im Euro- Pa-Rat herrsche das Gefühl, so behauptete Gerstenmaier schließlich, als habe Mendes- France seine europàische Entschlossenheit nicht deutlich genug zum Ausdruck gebracht. Man müsse sich darüber im klaren sein, daß sich die Intentionen des französischen Mini- ster präsidenten sehr von denen unterscheiden, die von der Bundesregierung in den vergan- genen Jahren verfolgt worden seien. Der Sprecher betonte, an eine globale Ent- schädigung der betroffenen Landwirte sei nicht Sedacht. Art und Umfang der Schäden solle Vielmehr von den Ländern in den einzelnen lamdwirtschaktlichen Betrieben festgestellt Werden. Dabei werde davon ausgegangen, daß die Landwirtschaft etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Schäden selbst trage. Die zu zah- lenden Entschädigungen sollen weitgehend von den Ländern aufgebracht werde en, wobei eim Ausglei ch zugunsten der stärker betroffenen Länder und eine Unterstützung durch den Bund erforderlich sei. Die Unterstützung der Betroffenen Betriebe soll in Form von Gut- scheinen für Saatgut und Düngemittel, An- rechmung der entstandenen Verluste auf Steuerschulden oder auf andere Weise er- folgen. Etwa 630 000 Tonnen Getreide verdorben Nach den Angaben des Sprechers wurden mach den vorläufigen Ermittlungen in diesem Sommer rund 12,37 Millionen Tonnen Getreide im Bundesgebiet geerntet. Das s ind rund 400 000 Tonnen mehr als im vorigen Jahr. Zu Beginn des Sommers war die diesjährige Ernte auf 13 Millionen Tonnen geschätzt worden. Durch die schlechte Witterung ergab sich 32 doch ein Ausfall von 630 000 Tonmen Getreide. Der Sprecher wies darauf hin, daß ein sehr erheblicher Teil des geernteten Getr eides von minderer Qualität sei und zum Teil nur zur Verfütterung verwendet werden könne. Diese ualitätsminderung ergebe sich in erster Linie Aus dem durch Feuchtigkeit entstandemen Aus- Wuchsschäden. Auch die Heuernte sei gebiets- Weise sehr gering gewesen, so daß ein großer Teil des Viehs habe verkauft werden müssen. Aus diesen Tatsachen ergebe sich die Notwen Gigkeit, den Einfuhr- und Versorgungsplan für das Wirtschaftsjahr 1954%5 umzustellen und mehr Brotgetreide, dafür aber weniger Futtergetreide einzuführen. Die Altersgrenze für Richter am oberen Bun- desgerichten, einschließlich des Bundesrech- nungs- und Bundesfinanzhofs, soll auf 68 Jahre heraufgesetzt werden, Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat das Bundeskabinett am Mittwoch gebilligt. Der Entwurf, der noch der Zustimmung von Bundestag und Bundesrat bedarf, soll der endgültigen Regelung der Altersgrenze in dem gegenwärtig vorbereite- ten Richtergesetz nicht vorgreifen. Er ist bis Zum 31. Dezember 1956 befristet. Die gegen- Wärtig gültige Altersgrenze beträgt 65 Jahre. Wenn sie für die Richter des von dem neuen Eritwurf erfaßten Personenkreises weiter 821 ten Würde, bestünde die Gefahr, daß einzelne Senate der betreffenden Gerichte in Kürze Arbeitsunfähig werden. Doch Keine außenpolitische Dehaffe Auch im Plenum abgelehnt— SPD kündigt Protestkundgebungen an Bonn(E. B.) Durch den Widerspruch der CDU-CSU verfiel am Donnerstag im Bundes- tag ein Antrag der Sozialdemokratischen Par- tei auf Ansetzung einer außenpolitischen De- batte der Ablehnung. Der sozialdemokratische Abgeordnete Weh ner beantragte sofort nach Eröffnung der Ple- narsitzung die Anberaumung einer außen- Politischen Debatte als ersten Punkt der Ta- Sesordnung. Wehner sagte, in Anbetracht der Ablehnung der EVG sei es„unerläßlich und dringend notwendig, daß der Bumdestag als gewählte Vertretung des deutschen Volkes Sich über die neugeschaffene Lage ausspreche. Das Argument, daß der Bumdestag wegen der bevorstehenden Londoner Konferenz keine Debatte führen könne, sei nicht stichhaltig. C ·Ü m AA CSU- Abgeordnete Walter Rinke betonte, dals das Vertriebenen- und Flüchtlingsproblem mit deutschen Mitteln allein nicht zu lösen sei. Die Bundesregierung müsse das Ausland Auf seine Verpflichtung aufmerksam machen. Wer in Potsdam„A“ gesagt habe, müsse jetzt auch„B. sagen. Auch der SPD-Abgeordnete Wenzel Jaksch äußerte sich in diesem Sinne. Minister antworten auf Vorwürfe Bundesernährungsminister Heinrich Lübke machte darauf aufmerksam, daß es bei der dichten Besiedlung des Bundesgebiets nicht möglich sei, allen vertriebenen Bauern einen Hof zu geben. Deshalb seien die von SPD und BHE abgelehnten Nebenerwerbsstellen bis zu zwei Hektar doch der zweckmäßigere Weg. Gegen den Vorwurf, die wohnungs- mäßige Un pringung der Geschädigten sei unzulaän„verwahrte sich Wohnungsbeu- minister Preusker. Allein im Laufe eines Jahres bis zum 31. Juli 1954 seien Wohnun- gen für 200 000 Menschen fast oder ganz be- Kligsfertig geworden. Angesichts dieser Lei- stungen könne man nicht sagen, daß die ir- nenpalitischen Belange in den Hinteng rd getreten seien. e N Für die CDU erwiderte der Abgeordnete Krone, er müsse anerkennen, daß die SpD gute Gründe für ihre Forderung vorzubringen habe. Auch der CDU sei es unangenehm, daß noch keine außenpolitische Debatte stattfin- den konnte. Sie könne sich jedoch den Grün- den der Bundesregierung nicht verschliegen. „Der Bundeskanzler hat das Vertrauen der überwältigenden Mehrheit dieses Hauses für seine Politik, auch für seine Außenpolitik, und wir haben das Vertrauen, daß er die Ver- Handlungen in London in diesem Sinne füh- ren Wird. Wär können uns deshalb dem sozial- demokratischen Antrag nicht anschließen.“ Der SPD-Abgeordnete Wehner beantragte trotzdem zum Schluß der Bundestagssitzung noch einmal die Abhaltung einer außenpoliti- schen Debatte am Freitag, was wiederum Segen die Stimmen der SPD abgelehnt wurde. Der Fraktions vorsitzende der CDU/CSU, Hein- rich von Brentano, kritisierte, daß die SPD zwar mehrfach außenpolitische Debatten im Bumdestag gefordert, die von der CDU-CSUV vorgeschlagene Einberufung des Auswärtigen Ausschusses für Montag jedoch mit dem Hin- weis abgelehnt habe, daß die Woche vom 27. September bis 2. Oktober sitzungsfrei sei. Von Brentano stellte den Antrag, den Präsi- denten des Bundestages zu ermächtigen, die Zustimmung für die Einberufung des Auswär- tigen Ausschusses zu erteilen. Der Antrag würde auf die Tagesordnung für Freitag ge- Setzt. Der Ausschußg vorsitzende Dr. Gersten mraier hatte von sich aus bereits eine Sitzung des Auswärtigen Ausschusses anberaumt, in der Dr. Adenauer am Montagvormittag vor seiner Abreise nach London über die Lage berichten sollte. Mit einer Welle von politischen Protest- undgebungen in allen größeren Städten der Bundesrepublik will nun die Sozialdemokra- tische Partei in der kommenden Woche Wäh- rend der Londoner Neun-Mächte-Ronferenz gegen die„selbstherrliche“ Politik des Bun- desarlers demonstrieren. Die SPD Will fer- Lebhafter Streit um Kinderbeihilfen Erweiterung des Kreises der Anspruchsbe- rechtigten?— Entscheidung fällt wahrschein- lich heute Bonn(E. B.) Die endgültige Entscheidung über die Gewährung von Kinderbeihilfen ist am Donnerstag im Bundestag wiederum nicht gefallen. Das Haus vertagte den Beschluß der zweiten und die dritte Lesung des entspre- chenden Gesetzes auf heute. Nach dem Gesetz über die Gewährung von Kinderbeihilfen und die Errichtung von Familienausgleichskassen erhalten Personen, die bei einer Berufsgenos- senschaft versichert sind oder sich dort versi- chern können, vom dritten Kind an eine mo- natliche Beihilfe von 25 DM. Die auf 282 Mil- lionen DM jährlich bezifferten Kosten sollen von der Wirtschaft aufgebracht werden. Trä- ger der Kindergeldzahlung sind Familienaus- gleichskassen bei den Berufsgenossenschaften. Ein Antrag der SPD, nach dem alle in der Bundesrepublik wohnenden Personen bereits vom zweiten Kind an ein Kindergeld 15 bhalten sollen, wurde vom Hause abgelehnt. E 8 abgelehnt Wurde ein Antrag der FDP 185 die Herausnahme der selbständig fenden oder mitarbeitenden Fami aus lien angehörigen dem Gesetz forderte, da eine solche Heraus- nahme verwaltungstechnische Vereinfachun- gen bringe. Bundesfamilienminister Würmeling betonte, daß es bei dem Kindergeld nicht um Fürsorge- leistungen des Staates gehe, sondern daß es ein Teil des Arbeitsentgelts sein solle. Es sei ganz klar, so erklärte der Minister, daß für Rentenempfänger und Freischaffende eine be- sondere Regelung getroffen werden müßte. Man müsse jedoch zunächst den Streit um das System zurückstellen, um wenigstens einen Anfang bei der Gewährung des schon lange erwarteten Kindergelds zu machen. Bernhard Winkelheide(CDU) erklärte zu dem Antrag der SPD, der die Zahlung eines Kindergeldes schon vom zweiten Kind an vor- sieht, daß durch eine solche Regelung eine Mehrbelastung von 1,25 Milliarden DM ent- stehen würde, für die im Haushalt keine Dek- kung vorhanden sei. Die Sprecher der FDP und der DP warnten übereinstimmend vor einer Annahme des Gesetzes in der jetzigen Form, da es unvollständig sei. Die BHE-Abge- ordnete Erni Finselberger forderte, die Gruppe der Arbeitslosen, der Renten- und Fürsorge- empfänger im Gesetz mitzuerfassen. Unter dem Beifall des Hauses warnte Frau Finsel- berger davor, Unterschiede zwischen den Kin- dern von Arbeitnehmern und denen der Ar- beitslosen zu machen. Die Fraktion des BH könne deshalb die Verantwortung für dieses Gesetz nicht mittragen. Wieder einmal die Ehesteuer Einen Heiterkeitserfolg erntete Bundes- finamzanimister Schäffer im Bundestag. Die Beantwortung eimer Frage, ob er glaube, daß die gemeinsame Besteuerung von Ehegatten verfassungsmäßig sei, leitete er mit der Be- merkung ein:„Der Bundesfmamgmimister Slaubt überhaupt nicht. Die Berliner FDP-Abgeordnete Marie-Elisa- beth Lüders versuchte vom Bundesfmanimini- ster eime Erklärung darüber zu erreichen, ob die Bundesregierung die vorgeschlagene ge- meinsame Besteuerung von Hhegatten als ver- einbar mit dem Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes und dem Artikel über Schutz und Förderung der Familie ansehe. Schäffer wich jedoch aus und antwortete, ein Finanz- gericht habe die Verfassungsmäßigkeit der gemeinsamen Besteuerung bezweifelt, andere Fimanzgerichte hätten sie bejaht. Eine höchst richterliche Entscheidung sei noch nicht er- gangen. Auf die weitere Frage von Frau Lüders, ob der Bumdesflnanmmimũster bereit sei, die ge- meinsame Besteuerung auch auf Paare aus- Zudehnen, die ohne eherechtliche Sanktion eimen gemeinsamen Haushalt führen, verwies Schäffer darauf, daß diese Frage jetzt im Bumdestagsausschuß debattiert werde und er micht vorgreifen wolle., Hr bejahte dagegen die Verfassungsmäßigkeit der gemeinsamen Steuerhaftung von Ehepaaren. Ladenschluß am Mittwoch nachmittag Gesetzentwurf fertiggestellt— Ernte- Entschädigung wurde beraten Bonn(E. B.) Nach mehrzährigen Vorbe- reitungen hat das Bundeskabinett am Mitt Woch den Entwurf für ein Ladenschlußgesetz gebilligt. Der Entwurf geht jetzt an die ge- setzgebenden Körperschaften. Wie ein Regierungssprecher der Presse mit- teilte, enthält das Gesetz unter anderem die Bestimmung, daß am Mittwochnachmittag jeder Woche die Eizelhemdelsgeschäfte ge- schlossen bleiben. Ferner ist vorgesehen, daß der sogerarmte„KRupferme Sonmtag“ vor Weih- nachten fortfällt. Demmach wird es Dur noch Zwei verkaufsoffene Sonntage vor Weihnach- ten geben, Anderslautende landesrechtliche Vorschriften 3 8 8 e micht be- Selbstverantwortliches Schlichtungs- wesen Tarifverträge durch freie Verhandlungen— Abkommen zwischen BDA und DGB unter- zeichnet Köln(UP). Der Präsident der Bundesver- einigung der deutschen Arbeitgeberverbände, Dr. Paulssen, und der Vorsitzende des Deut- schen Gewerkschaftsbundes, Walter Freitag, haben das zwischen den beiden Spitzenorga- nisationen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer getroffene Abkommen über ein selbstverant- Wortliches Schlichtungswesen unterzeichnet. Der DGB und die BDA sind auf Grund der Autonomie ihrer Mitglieder zwar nicht Ta- rifträger, sondern die Tarifvereinbarungen werden auch weiterhin unmittelbar zwischen den eimzelnen Industriegewerkschaften und den entsprechenden Arbeitgeberverbänden ab- geschlossen. In der nun getroffenen Verein- arung verpflichteten sich jedoch beide Sei- ten, sich ernsthaft zu bemühen, in erster Linie auf dem Wege freier Verhandlungen Tarif- Verträge abzuschließen. Streitigkeiten über den Abschluß von Gesamtvereinbarungen sol- len nicht durch staatliche Entscheidungen(also Zwangsschlichtung), sondern durch verein- barte Schlichtungsinstanzen beigelegt werden. Dies setzt voraus, daß zwischen den Ver- tragsparteien die hierfür notwendigen Vor- aussetzungen geschaffen werden. Ihr Ziel soll die Zusammenarbeit und Verständigung zwi- schen den Sozialpartnern anstelle des Kamp- kes sein, der künftig nur als äußerstes Mittel zur Lösung von Arbeitsstreitigkeiten ange- wendet werden soll. Das von beiden Seiten vereinbarte„Muster einer Schlichtungs vereinbarung“ sieht in sei- nen wichtigsten Bestimmungen vor: Das ver- einbarte Schlichtungsverfahren kommt zur mwendung, wenn die zuvor durchzuführen- den freien Verhandlungen zwischen den Ta- Tit vertragsparteien zu keiner Verständigung geführt haben. Die Schlichtungsstelle setzt sich paritätisch aus je zwei oder mehreren Beisitzern zusammen. Diese werden von den Vertragspartnern benanmmt. Einer der Beisit- zer jeder Seite fungiert als Obmann und da- mit in den Schlichtungsverhandlungen ab- wechselnd als Vorsitzender der Schlichtungs- Stelle. Bei Scheitern von Tarifverhandlungen simd beide Parteien verpflichtet, der Schlichtungs- Stelle hiervon Mitteilung zu machen. Nach Eimgang dieser Mitteilung haben die Obmän- ner bezw. die Geschäftsstelle die erforder- chen Maßnahmen zur Durchführung des Schlichtungsverfahrens zu treffen. Die Ver- tragsparteien sind verpflichtet, sich auf das Schlichtungsverfahren einzulassen. Die Schlich- tungsstelle tritt innerhalb einer von den bei- den Vertragsparteien zu vereinbarenden Frist zusammen und muß in einer ebenfalls zu ver- einparenden Frist einen Einigumngsvorschlag unterbreiten. Beschlüsse der Schlichtungsstelle Werden mit einfacher Mehrheit gefaßt. Stimm- enthaltungen sind nicht zulässig. Die Ver- tragsparteien können allgemein, aber auch vor Beginn oder während des Schlichtungs- verfahrens vereinbaren, daß ein unparteiischer Vorsitzender berufen wird. Die Schlichtungsstelle hat in jedem Stadium des Verfahrens zu versuchen, eine Einigung der Parteien herbeizuführen. Kommt diese nicht zustande, so muß die Schlichtungsstelle den Parteien ihrerseits einen Einigungsvor- schlag unterbreiten. Den Parteien ist zur An- nahme oder Ablehnung des Vorschlages eine Frist zu setzen. Die Annahme des Vorschlages durch beide Parteien hat die Wirkung einer Gesamtvereinbarung. Die Parteien können auch eine Vereinbarung treffen, nach der sie sich dem Vorschlag der Schlichtungsstelle im voraus unterwerfen. Kampfmaßnahmen sind während des Schli ch- tungsverfahrens zu unterlassen. Sie dürfen erst danm ergriffen werden, wenm das Schlich- tungsverfahren gescheitert ist. Das Schlich- tungsverfahren gilt als gescheitert, wenn die Schlichtungsstelle nicht innerhalb der ver- tragsmäßig vereinbarten Frist einen Eini- gungsvorschlag unterbreitet oder wenn der Einigungsvorschlag abgelehnt wird. 755 Deuisdie Ieilung muß beendei werden Dulles vor den UN— Sowiets zu Atomgesprä- chen bereit— Cypernfrage wird erörtert New Vork(UP). US-Außenminister Dul- les teilte der UN-Generalversammlung am Donnerstag im Rahmen eines allgemeinen Uberblicks über die internationale Lage mit, jaß die Vereinigten Staaten entschlossen seien, das„grausame Unrecht“, das Deutschland durch die Teilung zugefügt wurde, zu beenden. Dulles erinnerte an den Vorschlag der drei Westmächte über die Vereinigung Deutsch- lands durch freie Wahlen, der auf der Berli- ner Konferenz unterbreitet wurde. Moskau habe jedoch Gegenvorschläge vorgebracht, die praktisch auf eine Ausdehnung des sowWꝛqeti- schen Machtbereiches bis an den Rhein hin- ausliefen. Aus diesem Grunde bestehe die gefährliche Teilung Deutschlands noch immer. Wegen der ablehnenden Haltung Moskaus Sei auch der österreichische Staatsvertrag noch immer nicht unterzeichnet. Doch würden die Westmächte erneut auf eine Unterzeichnung dringen. Das Problem des Friedens in Europa sei durch das Scheitern des EVG-Vertrages kompliziert worden. Die Stimmen der Kom- munistischen Deputierten hätten wesentlichen Anteil daran gehabt. Der Kommunismus sei nur darauf aus, die Spannungen in Europa zu verewigen. Doch würden sich die freien Nationen nicht resigniert mit dieser Tatsache abfinden, Sie seien sich der Gefahren voll- auf bewußt und arbeiteten aktiv zusammen, um diese Gefahr zu überwinden. In der Abrüstungsfrage müsse die freie Welt feststellen, daß die Sowjetunion gegen- Wärtig nicht ernsthaft an einer Regelung die- Ses Problems interessiert sei. Doch hoffe die freie Welt noch immer, daß sich Moskau letz- ten Endes zur Mitarbeit an einem Programm bereiterkläre, durch das der Verschwendung großen wirtschaftlichen Reichtums ein Ende gesetzt und der Menschheit ein konstruktiver Dienst erwiesen werde. 5 Dulles teilte mit, daß die Sowjetunion nach fünf Monaten das Schweigen gebrochen und der amerikanischen Regierung am Mittwoch in einer Note mitgeteilt habe, daß sie bereit sel, die Gespräche über die Bildung eines Atom-Pools für friedliche Zwecke nach den Vorschlägen Präsident Eisenhowers fortzu- setzen. Aus der sowjetischen Note sei jedoch nicht zu entnehmen, ob Moskau willens sei, seine bisherige negative Haltung aufzugeben und seine alte Forderung zurückzustellen, daß als Voraussetzung für die Bildung eines Atom-Pools erst alle Atomwaffen verboten werden müßten. Dulles schlug vor, die amerikanischen Vor- schläge in die Tagesordnung aufzunehmen. Nach den amerikanischen Plänen soll eine in- ternationale Atomorganisation gebildet wer- den, der alle Nationen beitreten können. Wei- terhin soll im Frühjahr nächsten Jahres un- ter den Auspizien der UNO eine internatio- nale wissenschaftliche Konferenz einberufen werden, um das gesamte Projekt zu erörtern. Auch sei beabsichtigt, im nächsten Jahr in den USA eine Ausbildungsschule zu eröff- nen, an der ausländische Wissenschaftler an Hand eines Reaktors mit den Arbeitsprinzi- pien der Atomenergie vertraut gemacht wer- den können. Schließlich sei beabsichtigt, eine große Zahl ausländischer Mediziner einzula- den, die in amerikanischen Spezialkranken- häusern die Bekämpfung des Krebses mit Hilfe von Atomenergie studieren können. Der kanadische Außenminister Lester Pear- son begrüßte den Entschluß Eisenhowers, seine Bemühungen um einen Atomenergie Pool für friedliche Zwecke fortzusetzen, machte jedoch die UN darauf aufmerksam, daſßz sie sich bei der Schaffung einer solchen Organisation nicht übergehen lassen sollten. Der Geschäftsordnungsausschuß der UN hat mit neun gegen drei Stimmen bei drei Ent- haltungen beschlossen, den britisch-griechi- schen Streit um die Insel Cypern auf die Tagesordnung zu setzen. Frankreich, Groß- pritannien und Australien stimmten gegen den griechischen Antrag. Die USA, die Nie- derlande und Kolumbien enthielten sich der Stimme. Wier Fragen an Herrn Mendés-France Auch die USA stellen Bedingungen— Un- klarheiten bei Frankreichs Forderungen Washington(UP). Obwohl eine offi- zielle amerikanische Stellungnahme zum Plan von Mendes-France für die Wiederbewaff- nung Deutschlands noch nicht vorliegt, ver- halten sich maßgebende Kreise Washimgtons recht kritisch, Außenminister Dulles hat er- klärt:„Es wäre falsch anzunehmen, daß jetzt schon eine befriedigende Lösung gefunden ist“. Aber grundsätzlich ist man in den USA damit einverstanden, daß Deutschland und Italien in den Brüsseler Pakt im Rahmen der NATO aufgenommen werden. Man verhehlt sich jedoch nicht, daß Mendeès-France seine Vorschläge noch näher präzisieren muß, bevor die USA ihre Haltung formulieren. Mam ist in politischen Kreisen der Meinung, daß Men- des- France ein verschlossener und undurch- sichtiger Mensch ist, dessen wirkliche Absich- ten nicht unbedingt klar zutage liegen. Daher Will man in Washington besonders folgende Punkte klären: 5 1. Was versteht Mendeès-France unter der „späteren“ Zulassung Deutschlamds zur NATO? — In amerikanischen Regierungskreisen ist mam der Meinung, daß der Weg der Bundes- republik von einem besetzten Land zu einem vollberechtigten Partner der westlichen Welt festgelegt sein muß, bevor Deutschland imter- nationale Verpflichtungen überhimmt. Das bedeute nicht, daß Deutschland gleichzeitig mit dem Beitritt zum Brüsseler Pakt in die NATO aufgenommen werden müsse. Aber Dr. Adenauer müsse im Moment der Unter- zeichnung des Brüsseler Paktes die Gewißheit haben, daß Frankreich unwiderruflich für die Aufmahme der Bundesrepublik in die NATO eimtreten wird. 2. Will Frankreich die Zahl der deutschen Divisionen auf höchstens 12 festlegen, wobei die Organisation des Brüsseler Paktes nicht berechtigt sein soll, die Zahl der deutschen Divisionen zu bestimmen?— Die USA wür- den sich dieser Regelung widersetzen, da sie nach amerikanischer Ansicht eine Diskrimi- mierung Deutschlands bedeuten würde. 3. Will Frankreich erreichen, daß die Orga- nisation des Brüsseler Paktes anstelle der NATO für ihre sieben Mitgliedstaaten berech- tigt sein soll, die Rüstungsziele für die Streit- macht festzulegen?— Die USA würden diese Regelung ablehnen, weil hiermit der NATO eimes ihrer wichtigsten Rechte genommen würde und die USA verhindert wären, am Aufbau eines Verteidigungssystems mitzuwir- ken, dessen Kosten sie in weitem Umfang tragen. 4. Nach welchen Grundsätzen soll sich die Organisation des Brüsseler Paktes bei der Verteilung der Auslandhilfe und der Vergabe von Rüstungsaufträgen richten?— Dazu wird in Washington bemerkt, daß die USA sich nicht damit einverstanden erklären können, die Verwendung der Mittel des Auslandhilfe- programms der Organisation des Brüsseler Paktes zu übertragen. AFL scharf antikommunistisch Die rund 700 Delegierten des Jahreskon- gresses des amerikanischen Gewerkschafts- Kongresses AFL bekannten sich einhellig zu einer energischen antikommunistischen Poli- tik. Sie sprachen sich gegen jedes Nachgeben gegenüber den Kommunisten aus und forder- ten gleichzeitig eine weitere Stärkung der Wirtschaftsordnung der USA. Mit großem Beifall nahmen die Delegierten die Rede des AFL- Präsidenten George Meany auf, der an der kürzlichen China-Reise einer Delegation der britischen Labour Party scharfe Kritik übte und an den französischen Ministerpräsi- denten Mendès-France die Anfrage richtete, offen zu erklären, zu welcher Seite er sich bekerme,„zu den USA oder den Kommuni- sten“, Eine friedliche Ko-Existenz mit den Kommunisten sei„eine Unmöglichkeit“. Explosionskatastrophe in der Eifel Amerikanischer Treibstoffbehälter flog in die Luft— Mindestens 28 Tote Bit burg(UP). Ein 5 000 000 Liter fassender Treibstoffbehälter im Versorgungslager des amerikanischen Militär-Flugplatzes Bitburg explodierte am Donnerstag nachmittag in dem Augenblick, als eine internationale Kommis- sion Löschversuche mit neuartigen Feuerlösch- geräten besichtigen wollte. Der riesige Benzintank, der mit 1,3 Millionen Gallons(rund fünf Millionen Liter) Leichtben- zin für Flugzeuge gefüllt war, flog mit einer gewaltigen Detonation in die Luft. Eine 200 m hohe Stichflamme schlug zum Himmel, und der ungeheure Luftdruck fegte alles im Umkreis des Tanks hinweg. In der 500 Meter entfernten Ortschaft Niederstedem wurden fast sämtliche Fensterscheiben zertrümmert und Fenster und Türen teilweise aus den Angeln gerissen. Der größere Tank des gleichen Depots, der durch ein Rohrleitungsnetz mit dem explodier- ten Tank verbunden ist, steht noch immer in Gefahr, zu explodieren, obwohl inzwischen der Verbindungsschieber von Feuerwehrmännern unter höchster Lebensgefahr geschlossen wer- den konnte. Der Tank ist inzwischen aufge- schlagen worden, und eine Million Liter Leicht- benzin ergossen sich in einen kleinen Fluß, der durch Niederstedem fliegt. In der Umgebung von Bitburg besteht die Gefahr weiterer Brände, die durch das in die Nims— einen Nebenfluß der Sauer— ausgelaufene Benzin entstehen könnten. Die- ses Benzin, das über die Sauer der Mosel zu- fließen wird, muß in diesen Flüssen zu einem großen Fischsterben führen. Wahrscheinlich kamen fast sämtliche Mit- glieder der deutsch-französisch- amerikani- schen Kommission ums Leben, die den Un- glückstank besichtigt hatten. Der größte Teil der Toten konnte noch nicht identifiziert wer- den, da vielfach nur verkohlte Leichenteile ge- borgen wurden. Nach einigen Personen wird noch gesucht, und die Angaben über die Zahl der Toten sind wWidersprechend. Während die Feuerwehr am Trühen Abend von 26 Toten sprach, berichtete das Landratsamt Bitburg Säter, daß die Zahl der Toten 28 erreicht habe. Zwei der 12 Schwer- Verletzten, die im Krankenhaus Bitburg lie- gen, seien inzwischen verstorben. Unter den identifizierten Toten sollen sich u. a. Wolfgang Rathjens, Mitinhaber einer Hamburger Bau- firma, der Trierer Bundesbabnrat Walter Schwarz und der französische Staatsangehö- rige Robert Marcel befinden. Zu den Schwer- verletzten zählt auch der französische Kreisde-- legierte Jean Risleur. Das Unglück muß als dis größte Explosionskatastrophe der Nachkriegs- zeit auf deutschem Boden angesehen werden. Nach einer Schätzung von deutscher Seite sollen sich auf dem Tank zur Zeit der Explo- sion etwa vierzig Personen befunden haben. Es wird damit gerechnet, daß unmittelbar nach der Detonation, die den riesigen Tank- deckel mit ungeheurer Kraft wegschleuderte, einige der oben stehenden Menschen in dem Behälter versanken und in den Flammen umkamen. Diese Annahme wird durch die Schilderung eines Feuerwehrmannes bestätigt, der bis auf zwei Meter an den Tankrand her- angekommen war. Er will vor sich einen Men- schen erblickt haben, der, ohne daß er noch zu ergreifen war, in dem Benzinmeer versank. Bundespräsident Heuss empfing den türki- schen Verteidigungsminister, General Mende res, und den türkischen Generalstabschef, Ge- meral Erdelhun, die bei den Manövern in Nord- deutschland als Beobachter teilnehmen. Der argentinische Informationsministe- Raoul Apold traf in Bonn ein, Wo er mit Vize Kanzler Blücher, Bundestagspräsident Ehlers i Hallstein zusammentreffen Wird. Das Mitbestimmungsgesetz für Holdingge- sellschaften der Montanindustrie wurde vom Bundeskabinett verabschiedet; Einzelheiten werden beute bekanntgegeben. Das KPD- Verfahren vor dem Bundesver- Fassungsgericht, in dem die Verfassungsmäßig- keit der Kommunistischen Partei festgestellt werden soll, wird am 23. November eröffnet. S CVVT Te, e e e, UE CL. Copyright by Dr. Paul Herzog, Tübingen— Durch Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden. Berechtigte Ubertragung: H. PassowW-HKernen (2. Fortsetzung) Sofort entstand fieberhafter Trubel. Für ein paar Augenblicke blieb Thea einfach stehen, ihren Koffer krampfhaft festhaltend und halb betäubt. Nein, so arg hatte sie sich diesen Ver- kehr doch nicht vorgestellt. Jeder einzelne ging da sofort unter im Gewühl, und das Durcheinander nahm einem fast die Möglich- keit, sich zu orientieren. Dann fiel ihr ein, daß zie in ihrem Brief versprochen hatte, am Aus- gang des Perrons zu warten. O sicher, sicher würde jemand dort stehen, um sie abzuholen! Erst jetzt wurde sie sich bewußt, daß sie über- haupt nicht mit der Möglichkeit gerechnet hatte, es könnte niemand da sein, niemand auf sie warten. Langsam kämpfte sie sich vorwärts bis zum Ausgang, sich bei jedem Schritt aufmunternd, daß alles Ungemach nun beinahe überstanden sei; denn daß das Schlimmste ihr noch bevor- stände, daran dachte sie nicht. Sie gab ihr ZBillett ab und ging durch die Sperre, dann wandte sie sich auf die Seite und forschte angstvoll in den Gesichtern rundum, indem sie versuchte, in einem davon dasjenige einer erfolgreichen Schauspielerin oder einer ruhi- gen, zuverlässigen Vertrauensperson zu er- kennen. Unter diesen vielen Leuten mußte doch jemand sein, der auf sie wartete. Allein, keine erfolgreiche Schauspielerin oder ruhige Vertrauensperson tauchte aus der namenlosen Menge. Viele Leute begrüßten einander, kein Mensch kümmerte sich um Thea. Verzweifelt hielt sie den Koffer um- lammert, man stieß sie an und wollte sie von rem Standort wegschieben, doch sie vertei- 8 digte ihn unermüdlich, weil es die einzige Möglichkeit war, daß man sie fände, weil doch sie es war, die hier stehenblieb. Jeden Moment konnte sie ja kommen. Geraldine würde sie unmöglich im Stich lassen. Irgend etwas mochte sie aufgehalten haben— sie war ja so beschäftigt und umringt von Bekannten. Vielleicht hatte ihr Auto eine Panne gehabt. Vielleicht hatte sie kein Taxi finden können. Es waren in Wirklichkeit erst ein paar Mi- nuten verstrichen— Thea kamen sie freilich vor wie Stunden. Die Knie begannen ihr zu zittern, und sie hatte ein leeres Gefühl im Magen, das kam aber nicht daher, daß sie seit Stunden nichts mehr gegessen hatte. Der Kopf tat ihr ein bißchen weh und die Augen brann- ten sie vom angestrengten Hinschauen und Forschen, wohl mehr noch von den ungewein- ten Tränen. „Entschuldigung“, sagte da eine tiefe, ange- nehme Stimme dicht neben ihr.„Sind Sie Miss Pendray?“ „Oh— ch jal“ stieß Thea mit einem er- leichterten Seufzer hervor und kehrte sich um, doch sie schaute nicht in das hübsche Gesicht einer berühmten Schauspielerin, noch in das- jenige einer ruhigen, freundlichen Vertrauten, sondern in das nicht mehr ganz junge, doch anziehende Gesicht eines Mannes.„Aber wieso wissen Sie, daß ich hier warte?“ fragte sie im nächsten Moment, vorsichtig geworden durch die Hengste, die sie eben durchgemacht hatte. „Hat meine Cousine Sie geschickt?“ „Das nicht gerade. Aber es hat schon mit mrem Brief an sie zu tun, daß ich gekommen bin, und ich habe auch wirklich“— sein Blick umfaßte amüsiert ihr Aeußeres—„den klei- nen marineblauen Hut mit dem hellblauen Aufschlag zu erkennen gemeint— auch hre Haarfarbe“, fügte er prüfend hinzu. Immer noch zwischen Migtrauen und Er- leichterung kämpfend, gewann ihr Vertrauen erst die Oberhand, als er ihren eigenen Brief alis der Tasche seines furchtbar teuer aus- sehenden Wintermantels zog. 8 „Haben Sie nur diesen Koffer?“ Er nahm ihn ihr aus der Hand. „Ja. Ich dachte, ich könnte mir den großen Koffer nachschicken lassen, falls— das Heißt „Ja, natürlich“, sagte er verständnisvoll und enthob sie damit der Notwendigkeit, das Un- erklärbare zu erklären.„Kommen Sie, hier ist der Ausgang. Wir fahren mit dem Wagen.“ „So? Ja aber— wohin führen Sie mich denn eigentlich? Und wer sind Sie? Ich weiß nicht einmal, wie Sie heißen“, fragte sie kindhaft ängstlich, als sie hinter seiner hohen, imponie- renden Gestalt herschritt. Daraufhin blieb er stehen, und zwar so unvermittelt, daß Thea beinahe gegen ihn an- rannte.„Nein. Wie sollten Sie auch? Es tut mir schrecklich leid— ich weiß nicht, wieso ich auf die Idee gekommen bin, Sie sollten mich kennen. Ich bin Lindsay Varlon.“„Sehr erfreut“, sagte Thea höflich. „Sagt Ihnen das nichts?“ „Leider— nein. Wie sollte ich...“ „Nein, nein, das brauchen Sie gar nicht zu wissen. Es ist nur so... ich bin der Regisseur bei dem Stück, in welchem Ihre Cousine zur Zeit auftritt.“ „Ach so, jetzt versteh' ich! Dann bringen Sie mich also bis zur Wohnung meiner Cou- sine?“ „Gewig.“ Er betrachtete sie noch immer mit diesem nicht unfreundlichen, aber amüsierten Ausdruck.„Ich bin also wirklich kein Mädchenhändler, aber mir scheint, Sie haben noch immer nicht das richtige Ver- trauen gefaßt.“ Thea errötete.„Nein, nein, bestimmt nicht. Mami hat mich nur immer gewarnt. „Das war sehr klug von Ihrer Mami“, pflichtete er ihr ernsthaft bei.„Ein so nettes Kind wie Sie sollte man nicht unbehütet in einer Bahnhofshalle herumstehen lassen. Kommen Sie.“ 5 a So folgte sie ihm denn ohne weiteren Wi- derstand hinaus zu dem langen, spiegelblan- ken Wagen, der zwischen vielen anderen parkte. „Wollen Sie sich vorne neben mich setzen?“ er stellte ihren Koffer auf den Rücksitz. „Gerne, wenn ich darf.“ Stwas —— „Sie dürfen“, beruhigte er sie, und nachdem er sie vorne neben sich untergebracht hatte, langte er nach hinten und zog eine pracht- Volle Pelzdecke hervor.„Wickeln Sie sich schön darin ein. Sie müssen; vom langen Warten ganz durchfroren sein.“ „Oh, danke.“ Sie breitete die Decke mit kindlicher Freude über ihre Knie, indem sie fast liebevoll das weiche Fell befühlte.„Was für ein herrlicher Pelz!“ Er schaute ein wenig überrascht auf und stimmte ihr zu. „Auch einen schönen Wagen haben Sie“, lobte Thea mit der Unbefangenheit desjeni- gen, der gerne lobt, was Lob verdient.„Was für eine Marke ist es denn?“ Diesmal war er tatsächlich überrascht.„Ein Rolls natürlich“, sagte er leichthin, als ob für ihn irgend ein anderer Wagen überhaupt nicht in Betracht gekommen wäre. „Das ist ja ganz aufregend für mich“, lachte sie,„ich bin noch nie im Leben in einem Rolls Royce gefahren.“ „Nein?“ Wieder schaute er sie belustigt an, während sie aus dem Umkreis des Bahn- hofs hinaus durch den dichten Verkehr steuer- ten.„Sie haben die Gabe, Miss Pendray, sich über jede Kleinigkeit freuen zu können.“ „Ein Rolls Royce ist aber keine Kleinigkeit“, widersprach Thea. Nachher verhielt sie sich ein paar Minuten lang schweigsam und be- trachtete verstohlen ihren Begleiter. Die Stragenbeleuchtung hob zuweilen sein Profil scharf hervor: eine kühn vorspringende Nase, ein eigensinniges Kinn.„Nur sein Mund ist nicht eigensinnig“, dachte sie,„eher weich. Ex hat ziemlich volle Lippen.“ Sie schämte sich beinahe, einen ihr fremden Mann so genau betrachtet zu haben. Eigentlich gab es doch viel Wichtigeres zu tun, nämlich zu fragen, was nun mit ihr geschehen sollte. Der Reiz seiner Persönlichkeit mußte indessen unge- wöhnlich stark sein; denn schon wieder er- tappte sie sich dabei, wie sie ihn beobachtete. Seine Augen ließen sich freilich nicht ergrün- den, denn sie lagen tief im Schatten des Hu- tes und blickten unbeirrbar geradeaus. Fortsetzung folgt) S S= 111 c S2. NG ee. a t W 8 4 . OE — N — * Wirklichkeit umgeſetzt und war zu einer nen Rheinfahrt geſtartet, die zunächſt Lolcale Nundociiau Leuchtender Herbst Im Wandel der Jahreszeiten sind wir wie- der in den Herbst hineingegangen. Im Reigen ddes Jahres besitzt er auch seine besonderen Reize, die jeder von uns je nach Temperament und persönlichem Empfinden anders wahr- nimmt. Der eine vermag beim Anblick der Huntflammenden Herbstwälder nicht recht roh zu sein und denkt bei all ihrer gold- roten Farbenpracht nur an die schwindende Som- merwärme und das vergehende Licht; der Andere dagegen weiß gerade im Herbst nichts Von Wehmut und fühlt sich der Urkraft des Lebens besonders nah angesichts der geseg- neten Zeit früchtebergenden Erntens. Ein wenig traurig erinnern wir uns freilich der sommerlichen Tage mit ihren Sonnen- bädern und Wasserfreuden, die allerdings in diesem Jahre nur sehr spärlich waren, und Wir wollen die Stoppelfelder und kühleren Winde noch gar nicht so recht wahrhaben. Aber was hilft alles Grübeln und Klagen über das zur Ruhe gehende Jahr! Die Drachen am glasklaren Himmel sind die untrüglichsten, pünktlichen Zeichen des begonnenen Herbstes. Viele unserer geflederten Sänger, die Zug- Vögel, haben uns schon verlassen und sind mit den ersten herbstlichen Winden wärmeren Gegenden zugesegelt. Nur wenige halten uns auch im Herbst und Winter die Treue. Ihnen sollte unsere dankbare Liebe gehören. Die Stille Winterruhe der Natur beleben sie tröst- lich mit ihrem eifrigen Flattern und lustigen Weisen. Ein Spaziergang in den leuchtenden Herbst kan jedem von uns Ruhe und Besonnenheit, deren wir in der Hast des Alltags nur allzu Sehr bedürfen, schenken. Nützen wir darum die letzten schönen Page, nach denen uns der lange, trostlose Winter bevorsteht. Aber ver. essen wir nicht die tröstliche Hoffnung, dag uns jedes Jahr ein neuer Frühling geschenkt Wird! Lieder, Rhein und Wein wie oft beſingen unſere Sänger dieſen harmo⸗ niſchen Dreiklang echter Fröhlichkeit und Ge⸗ ſelligkeit. And nun hatte der Sängerbund am vergangenen Sonntag mit einem großen Ver⸗ einsausflug all dieſe Komponenten in die ſchö⸗ über den Rhein⸗Main⸗Flughafen Frankfurt nach Mainz und dann über Bingen den Rhein ent⸗ lang nach Tromersheim führte. Nach dem Genuß der wechſelnden Eindrücke modernſter Technik und ſagenumwobener Burgenroman⸗ tik gab es in Tromersheim einen überaus herzlichen Empfang, wo aus den Weinkellern der Eltern des derzeitigen Dirigenten ein gu⸗ ter Willkommenstropfen kredenzt wurde. Am Nachmittag vereinigte dann ein frohes Beiſammenſein die beiden Chöre des frohen rheiniſchen Ortes mit den Seckenheimer Sän⸗ gern. Das Band der Lieder umſchlang raſch die drei Vereine und bei einem guten rheini⸗ ſchen Tropfen wurde ſo manche Sängerfreund⸗ ſchaft geſchloſſen. Als am ſpäten Abend die Omnibuſſe wieder Richtung Seckenheim roll⸗ ten, hallten noch die frohen Wiederſehensrufe der Tromersheimer Sängerkameraden nach mund vergoldeten auf dieſe Weiſe die erlebnis⸗ „leichen Eindrücke eines herrlichen Tages voll herzlicher Gemütlichleit und Gemeinſchaft in der großen Sängerfamilie des Sängerbundes. * N Genießt der Antermieter Kündigungsſchutz! Im allgemeinen genießt der Untermieter keinen Kündigungsſchutz. Ihm kann ſein Wohn⸗ raum vom Vermieter bis ſpäteſtens am 15. des Monats zum Monatserſten gekündigt werden. Das gilt, wenn die Miete monatlich entrichtet wird. Bei wöchentlicher Mietzahlung kann auch die Kündigung wöchentlich erfolgen. Nimmt der Antermieter die Kündigung nicht an, ſo hat der Vermieter kein Recht zur Selbsthilfe. Er darf alſo nicht eigenmächtig die Sachen ſeines Untermieters packen und dieſem den Eintritt in das Zimmer verwei⸗ gern. Er kann wohl beim Gericht Räumungs⸗ klage erheben und nach erhaltenem Räumungs⸗ urteil mit Anterſtützung des Gerichtsvollzie⸗ hers die Räumung vornehmen. Wohnt eine Familie zur Untermiete und führt dort einen ſelbſtändigen Haushalt, ſo genießt ſie den Kündigungsſchutz. Auch wenn ein alleinſtehen⸗ der Untermieter das Zimmer ganz oder über⸗ wiegend mit eigenen Möbeln ausgeſtatlet hat, iſt eine Kündigung des Vermieters nicht wirk⸗ ſam. Der Vermieter kann die Kündigung bei Gericht nur dann erfolgreich durchſetzen, wenn er dringenden Eigenbedarf, Beläſtigung durch den Untermieter oder deſſen Mietſchulden nach⸗ weiſen kann. 7 Wer hat in der Klassenlotterie gewonnen? Am 13. und 14. Ziehungstag der 3. Klasse der 15. Süddeutschen Klassenlotterie wurden u. à. folgende größere Gewinne gezogen: zwei Gewinme zu je 25 000 DM auf die Nummern 46246 und 74 472 und zwei Gewirme zu je 10 00% M PM auf die Nummern 120 505 und ö 138 958.(Ohne Gewähr). Sühne für eine brutale Tat in der Villingerſtraße Pyde wurde vom Schwurgericht Mannheim zu 1 Jahr 5 Monaten Gefängnis verurteilt. Vor dem Schwurgericht Mannheim fand geſtern die Verhandlung gegen den 29 jährigen Arbeiter Erich Pyde ſtatt, der am 22. Mai dieſes Jahres die knapp 17 jährige Eliſabeth R. nach einem Wortwechſel und dem Verſuch unzüchtiger Handlungen gewürgt und dann mit einem Milch⸗Topf ſo auf den Kopf ſchlug, daß die Bedauernswerte blutüberſtrömt zuſammen⸗ brach. Nach der Tat hatte ſich Pyde der Poli⸗ zei geſtellt. Nach Würdigung aller Tat⸗ und Begleitumſtände verhängte das Gericht in den ſpäten Nachmittagsſtunden nach eingehen⸗ der Beratung eine Gefängnisſtrafe von einem Jahr und 5 Monaten wegen fortgeſetzten Kin⸗ desmißbrauches und gefährlicher Körperver⸗ letzung. 8 Die Beweisaufnahme am Vormittag rollte die ganze Grauſamkeit der ſchweren Bluttat noch einmal auf. Völlig unbewegt und mit einem gewiſſen Zynismus ſchilderte der An⸗ geklagte noch einmal die Umſtände, die zu der Tat führten. Er gab ſeine ſtändigen Verſuche unumſchränkt zu, ſich das Mädchen gefügig zu machen und als ſie ſeinen Verſuchen Wider⸗ ſtand leiſtete, zu töten.„Wenn Du mir nicht treu biſt, bringe ich Dich um“ war eine der Verfionen, mit denen er ſtändig dem Mäd⸗ chen drohte und ſeinen Annäherungen, die noch vor dem 14. Lebensjahr des Mädchens zurückliegen, Nachdruck zu verleihen. Am Abend des 22. Mai als das Mädchen von einem Kon⸗ zert zurückkehrte, hatte er dann erneut ſeine Verſuche wiederholt und als er auf ſtarken Widerſtand ſtieß, nach vorangegangenen Wür⸗ geverſuchen ſinnmlos mit einem Topf zugeſchla⸗ gen. Der behandelnde Arzt Dr. Karſt ſtellte acht größere Platzwunden am Kopf von ins⸗ geſamt 39 em Länge feſt, weiter Würgemale am Hals und Verletzungen an den Händen. Unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit wurde dann die Mutter und das Mädchen vernom⸗ men, während der mediziniſche Sachverſtändige Dr. Schwenninger die volle Zurechnungs⸗ fähigkeit des Angeklagten bejahte. Der Oberſtaatsanwalt Dr. von Mühlen⸗ fels griff dann in ſeinem Plädoyer die Tat in ihrem vollen Umfang noch einmal auf und bejahte den Tötungsvorſatz, da Pyde in mehreren Vernehmungen zugegeben hat, daß er das Mädchen töten wolle und daß er nicht begriff, daß das Mädchen noch am Leben ſei. Die Verſuche, ſich dem Mädchen unſittlich zu nähern gab er ebenfalls zu, hatte aber die Verſuche zu beſchönigen verſucht. Der Ober⸗ ſtaatsanwalt wies in dieſem Zuſammenhang auf die ſchweren ſeeliſchen Schäden hin, die weit ſchlimmer ſeien, als die körperlichen Miß⸗ handlungen. Er beantragte deshalb für den Totſchlagsverſuch im Affekt eine Gefängnis⸗ ſtrafe von 2 Jahren und 6 Monaten. Der Verteidiger Dr. Gericke hob beſonders auf die flawiſche Abkunft des Angeklagten ab, als er betonte, daß die oſtiſchen Menſchen nicht mit unſeren Maßſtäben gemeſſen werden könnten. Die ſinnlos abrupte Tat und die Meldung auf der Polizei ſprächen gegen die ursprüngliche Tötungsabſicht und würden die Milderungsumſtände des§ 51(Einſchränlung wegen Unzurechnungsfähigkeit) verdienen. Nachdem der Angeklagte auf ſein eigenes Schlußwort verzichtet hatte, verkündete dann unter atemloſer Spannung des vollbeſetzten großen Schwurgerichtsſaales das Gericht das bereits eingangs erwähnte Urteil. Termin verlängerung für Beihilfeanträge Die Antragsfrist für Beihilfen für Vertrie- bene umd Flüchtlinge, die im Jahre 1951 Ge- winne aus Land- und Forstwirtschaft als Ge- Werbebetriebe oder als selbständige Arbeit erzielt haben, wurde bis zum 5. Oktober 1954 Verlängert. Wie das Bundesvertriebenenmini- sterium mitteilte, war diese Maßnahme not- wendig, um Härten zu vermeiden. Winterfahrplan tritt in Kraft In der Nacht zum 3. Oktober tritt der dies- jährige Winterfahrplan der Bundesbahn in Kraft. Er wird nach Mitteilung der Bundes- bahn gegenüber dem jetzt gültigen Fahrplan nur unwesentliche Anderungen bringen. Vor Allem werden die Verkehrszeiten der Berufs- züge im allgemeinen gleich bleiben. Darf die Polizei Fahrräder„entführen“? Mannheim(sw). Zu einem in letzter Zeit vieldiskutierten Mannheimer Verkehrs- Problem hat die Gesellschaft zur Wahrung der Grundrechte Mannheim- Heidelberg in einem Gutachten Stellung genommen. Die Mannhei- mer Verkehrspolizei hatte in den Hauptver- Kehrsstraßen der Stadt, in der Motorräder und Fahrräder nicht parken dürfen, mehrfach ver- botswidrig parkende Fahrräder auf Last- Wagen geladen und ohne Wissen der Fahr- zeugbesitzer abgefahren. Nach Ansicht der Gesellschaft zur Wahrung der Grundrechte dürfe der Abtransport der Fahrräder als vor- sorgliche Maßnahme nur danm erfolgen, wenn die Fahrzeuge bei längerem Parken den rei- bungslosen Ablauf des Verkehrs hinderten und der Aufenthalt des Eigentümers nicht be- Kkanmt sei. Die Herbstzeitlosen blühen Wenn sonst auf den herbstlichen Matten nichts mehr sprießt, blühen die„Zeitlosen“. Ohne schützendes, grünes Blätterwerk stehen sie hoch über dem flachen Rasen; einsam, Verlassen, verstoßen, mit der herben Sendung betraut, das Ende der Zeit des Wachstums zu verkünden. Doch keine einzelne— mutter- seelenallein! Stets kommt aus jeder Zwiebel nach der ersten noch eine zweite Schwester- blüte herauf; wenn die eine der Sturm zer- zaust, lockt die andere mit ihrer rosaroten Krone und mit ihren safrangelben Staup gebilden letzte Schmetterlinge und die 0 meln an und entwickelt späte Frucht. Spa Frucht, zeitige Frucht! Früh im Lenz erscheint derselbe Wiesengrund mit saftiggrünen Schwertern durchsetzt, zwischen denen dicke Kapseln sitzen. Nicht Blütenknospen, sondern die Hüllen, in denen braune Kerne reifen, die das Weidevieh an seinen Hufen weiterträgt. Scheinbar entsteht so die Frucht zuerst:„Fli- Ius ante patrem“, wie mittelalterliche Mönche das wunderliche Pflanzemwesen nannten. Am Oberrhein nennen die Menschen die Herbstzeitlose:„Die nackte Jungfer“ und er- Vater, der seine liederliche Tocht jagte, just in der Nacht, in der der man die schöne„Magdalen“ draußen Anger erfroren. Das vermögen auch die Klein- sten zu begreifen und rühren nicht mehr dran. Wettervorhersage Freitag heiter oder leicht bewölkt, trocken, wärmer. Samstag wahrscheinlich nicht mehr störungsfrei. Wetterentwicklung im einzelnen noch nicht absehbar. Südweſtd. Aundſchau Erster Wohnblock der größten US-Siedlung Heidelberg(w). Beauftragte des ame- rikanischen Hauptquartiers in Heidelberg ha- ben in der größten Amerikaner-Siedlung Deutschlands, im Patrick-Henry-Village bei Heidelberg, dem ersten, aus 18 Wohnungen be- stehenden Wobnblock abgenommen. Der Block Soll in den nächsten Tagen von amerikani- schen Familien bezogen werden. Lastzüge zusammengestoßen, Schweine entflohen Bruchs al(ZSH). Auf der Autobahn zwi- schen Bruchsal und Karlsruhe stieß ein Last- zug auf einen vorschriftsmäßig parkenden holländischen Lastzug auf. Ein dritter Last- zug versuchte noch an der Unfallstelle vor- beizukommen, rammte jedoch mit seinem An- hänger den zweiten Lastzug. Auf dem An- hänger war Vieh geladen. Einige Schweine mußten sofort notgeschlachtet werden, wäh- rend weitere Schweine das Weite suchten. Der Schaden beträgt insgesamt etwa 35 000 DPM. Amerikaner helfen weiter Lin kenheim(ZSH). In der Gemeinde Linkenheim, Kreis Karlsruhe, erfolgte kürz- nch der erste Spatenstich zum Bau einer katholischen Kirche. Amerikanische Pionier- einheiten halfen auch hier kostenlos beim Erdaushub und bei den Planierungsarbeiten, OHwohl das Unglück bei Busenbach, wo ein US- Bulldozer auf eine Mine gefahren war und der Soldat Mattson dabei das Leben ver- lor, noch in frischer Erinnerung ist. Aller- dings war man jetzt vorsichtiger: Minemsucher vom Regierungspräsidium Nordbaden unter- suchten vor Beginn der Arbeiten das ganze Gelände systematisch ab. Durch ihren Einsatz ersparen die UsS-Einheiten den deutschen Bauherren Tausende DM. Ein einheitliches Wassergesetz gefordert Karlsruhe(Isw)). Eim einheitliches Was- Ser gesetz für das gesamte Bundesgebiet hat die Arbeitsgemeinschaft der Fachgruppe Brun- nenpau im Zentralverband des deutschen Bau- 5 5 auf mrer zweitägigen Jahrestagung in Karlsruhe gefordert, die sie zusammen mit der Fachabteilung Wasserversorgungsbau im Hauptverband der deutschen Bauimdustrie ab- Hielt. Petri Heil!— Zwölf Pfund an der Angel Karlsruhe(ZS). An einem der letzten Vormittage war es, als ein Petri- Jünger und Mitglied der Sportfischervereimigung Daxlan- den seine Angelgerte zurechtlegte und die Schnur mit dem lebenden Köder ins Wasser warf. Kaum waren ein paar Sekunden ver- gangen, als die Schnur anzog. Der Fischer Hatte danm etwa 20 Minuten lang zu tun, bis er den kapitalen Burschen an Land brachte, denn es handelte sich um einen Hecht von zwölf Pfund! Der Petri-Jünger ist nun An- Wärter auf die Würde des Fischerkönigs 1954 — falls nicht ein noch größeres Exemplar bei einem amderen Anglerfreund anbeißt. Auto fuhr gegen eine Telegrafenstange La h(Z SH). Am Ortsausgang von Mieters- heim bei Lahr geriet ein Persomenwagen aus Zürich ins Schleudern und fuhr gegen eine Telegrafenstange. Die drei Insassen, ein Ehe- paar mit Tochter, wurden schwer verletzt. Die 45 Jahre alte Ehefrau erlag im Lahrer Kran- kenhaus ihren Verletzungen. „ Mühlenbrand bei Wertheim 150 000 DM Schaden verursacht Wertheim Main(sw). Aus noch unge- klärten Gründen brach in der Getreidereini- gungsanlage der Mainmühle in Wertheim, einer Mühle der Land wirtschaftlichen Zen- tralgenossenschaft Karlsruhe, ein Brand aus, der rasch um sich griff. Die Freiwilligen Feuer- wehren von Wertheim, Kreuzwertheim und Tauberbischofsheim sowie die US-Feuerwehr des Reinhardshofes konnten ein Ubergreifen des Feuers auf die benachbarten Mühlen- und Siloanlagen verhindern und nach dreistündi- gem Einsatz des Feuers Herr werden. Der Schaden wird auf 150 00 DM für Gebäude umd Maschinen geschätzt. Personen wurden nücht verletzt. Karlsruhe erhält eine Außenstelle Stuttgart(ZSH). Der baden-württem- bergische Ministerrat hat beschlossen, Stutt- gart zum Sitz des Landesvermessungsamtes zu bestimmen. Eine Außenstelle, die für Nord- und Südbaden zuständig ist, soll in Karls- ruhe errichtet werden. Mopedfahrer von Personenwagen erfaßt Heilbronn dsw). Der 28 Jahre alte Fah- rer eines Mopeds ist von einem Personenwa- gen in Heilbronn, der aus einer Kurve heraus- getragen worden war, erfaßt und mitgeschleift worden. Er starb kurz darauf an seinen Ver- letzungen im Krankenhaus. Vermutlich war die Geschwindigkeit des PR W zu hoch. Kunstausstellung in Schaufenstern Stuttgart(sw). Etwa 360 Olgemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Lithographien und Plastiken werden in der Zeit vom 25. Septem- ber bis 4. Oktober in 252, Schaufenstern der Stuttgarter Hauptgeschäftsstraßen ausgestellt. Beteiligt sind Künstler aller Stilrichungen aus gamm Baden- Württemberg. Mit der Ausstellung ist eine Lotterie verbunden, an der sich jeder Passant beteiligen kann. Erhöhung der Gehälter vereinbart Tarifverhandlungen in der Textilindustrie gescheitert Stuttgart(sw). Die Tarifverhandlungen in der süddeutschen Textilindustrie für die Tarifgebiete Nord württemberg Nordbaden, Süd württemberg und den Kreis Lindau sind gescheitert. Die Gewerkschaft hatte für den Abschluß eines neuen Lohntarifvertrages die Abschaffung der Ortsklasse C und eine mo- derne, den Erkenntnissen des REHA-Verban- des entsprechende Akkordbestimmung gefor- dert. Die Tarifpartner konnten sich jedoch über diese Fragen nicht einigen. Die Gehälter der Angestellten in der Indu- strie des Tarifgebietes Württemberg und Nord- baden sollen ab 1. November 1954 um fünf bis sieben Prozent erhöht werden. Diese Verein- barung wurde in Verhandlungen zwischen dem Sozialrechtlichen Landesverband Württemberg Baden, dem Deutschen Gewerkschaftsbund und der Deutschen Angestelltengewerkschaft getroffen. „Grünender Wald, blühendes Leben“ Ofkflenburg(ZSH). Unter dem Motto „Grünender Wald, blühendes Leben“ wird auf der„Ortenauer qubiläumsherbstmesse“ im Of- fenburg vom 24. September bis 5. Oktober die Lehrschau„Wald und Holz“ gezeigt. Der Wert des Waldes als ständig fließende Roh- stoffquelle und die vielfältigen Verwendungs- möglichkeiten des Roh- und Werkstoffes Holz werden in instruktiven praktischen Beispie- len dabei vorgeführt. Immer wieder: Fremdenlegion Offenburg(ZSTH). Bei einer Kontrolle im Bahnhofsgebäude wurden vier junge Män- ner festgenommen, deren Namen in den Fahn- dungsblättern der Polizei zu finden sind. ZwWei waren wegen strafbarer Handlungen gesucht, einer war als vermißt gemeldet worden und beim vierten sollte der Aufenthaltsort ermit- telt werden. Alle vier gaben an, daß sie ver- sucht hätten, zur Fremdenlegion zu kommen, dort aber abgewiesen worden seien. Heiratsschwindler ergaunerte über 13 000 DM Rarlsruhe(sw), Ein 30 Jahre alter Ver- treter aus Wiesbaden erhielt wegen besonders schwerer Erpressung, mehrfachen Betrugs, Urkundenfälschung und Untreue zweieinhalb Jahre Gefängnis und 100 DM Geldstrafe. Der zum drittenmal geschiedene Verurteilte hatte die freundschaftliche Annäherung seiner letz- ten Frau an einen Händler aus der Pfalz dazu benutzt, diesen durch Drohungen zu der Zah- jung eines„Schweigegeldes“ von 7000 DM zu veranlassen. Zwei Frauen aus Darmstadt und Heidelberg nahm er. obwohl damals noch ver- heiratet, nter Heiratsversprechungen Geld- beträge von 3800 und 1400 DM ab. Außerdem entwendete er Scheckblätter, verschaffte sich auf falsche Unterschriften hin Geldbeträge Und kassierte als Vertreter einer Schnapsfirma schließlich mehrere tausend DM für seine eigeme Tasche. Todesfahrt mit dem Paddelboot 0 Rheinfelden(öIsw). Bei einem Bootsun- glück im Stausee des Rheinkraftwerkes Ry- burg- Schwörstadt ist ein 21 jähriger Schweizer ertrunken. Seine Leiche konmte noch nicht ge- borgen werden. Er hatte zusammen mit einem Arbeitskamerden während der Mittagspause eine Fahrt mit dem Paddelboot unternommen. Infolge des starken Wellenganges kenterte Plötzlich das Boot und sackte ab. Während sich der eine Bootsimsasse mit Mühe ans Land retten konmte, wurde der des Schwimmens Uunkundige andere Paddler von der Strömung abgetrieben. 5 5 Jane Deutscher Bauerntag 1954 in Stuttgart Bundesernährungsminister Dr. Lübke spricht Stuttgart(sw). Der Deutsche Bauerntag 1954, die große Jahrestagung der westdeut- schen Bauern, findet in der kommenden Woche von Montag bis Donnerstag in Stuttgart statt. In Verbindung mit dem Deutschen Bauerntag werden der Deutsche Landjugendtag und der Deutsche Landfrauentag abgehalten. In der großen Kundgebung des Bauerntages am Mittwoch wird Bundesernährungsminister Dr. Heinrich Lübke über die weitere Gestal- tung der erstdeutschen Agrarpolitik sprechen. Der Deutsche Bauernverband als Veranstalter des Bauerntages erwartet, daß sich der Mini- ster dabei auch zu den durch die großen Ernte- schäden eingetretenen Verhältnissen und zu den Gesetzentwürfen für ein„Landwirtschatli- ches Grundgesetz“ àußert, die zur Zeit in dem vom Bundestag eingesetzten Paritätsausschuß behandelt werden. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Reichsminister a. D. Dr. An- dreas Hermes, wird in der Kundgebung einen Rückblick und Ausblick über Arbeit und Ziele des Verbandes geben. Die Großkundgebung des Deutschen Bauerntages wird nach einer Mitteilung des Bauernverbandes Württem- berg-Baden vom Süddeutschen Rundfunk, vom Bayerischen Rundfunk und vom NWDR un- mittelbar übertragen. Auch im Fernsehpro- gramm des Süddeutschen Rundfunks und des NWDR werden Ausschnitte aus der Kundge- bung gesendet. Der Bauernverband Württemberg-Baden hat zu der Ankündigung Stellung genommen, daß der Prasident des Deutschen Bauernverbandes, Dr. Hermes, bei der in Stuttgart fälligen Prä- Sidentenwahl nicht wieder kandidieren werde. Der Verband erklärt, es stehe schon heute fest, daß Dr. Hermes weiterhin im Deutschen Bauernverband verantwortlich mitarbeiten und vor allem als Sprecher der westdeutschen Landwirtschaft gegenüber dem Ausland wir- ken werde. Vor allem wolle sich Dr. Hermes mehr als bisher den Fragen der Landijugendar- beit und der Erziehung der bàuerlichen Jugend widmen. Zu der vor kurzem verordneten Erhöhung der Trinkmilchpreise in Baden- Württemberg vertraten die Präsidenten der Bauermver- bände die Ansicht, dag die Verordnung noch gewisser Ergänzungen bedürfe. In der Frage der Familienausgleichskassen nimmt die Arbeitsgemeinschaft der baden- württembergischen Bauernverbände in Uber- einstimmung mit den landwrirtschaftlichen Be- rufsgenossenschaften den Standpunkt ein, daß eine Koppelung der Aufgaben dieser Kassen mit denen der Träger der land wirtschaftlichen Unfallversicherung aus praktischen und psy- chologischen Gründen undurchführbar sei. Nach Ansicht der Bauernverbände sollte die Kindergeld frage noch eimmal im Sozialpoliti- schen Ausschuß des Bundestages beraten wer- den. Lebenslängliches Zuchthaus für Christa Lehmann Keine glaubhaften Gründe für die grausamen Giftmorde Mainz(UP). Das Mainzer Schwurgericht verurteilte nach dreitägiger Verhandlung die 313ährige Christa Lehmann aus Worms we- gen Mordes an ihrem Ehemann und ihrem Schwiegervater sowie wegen versuchten Mor- des in Tateinheit mit fahrlässiger Tötung zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe. Die bürger- lichen Ehrenrechte wurden ihr auf Lebenszeit aberkannt. —— Selbsnüng gtünalien sparsam Schwan weisse Wosohe begeisten die Hausfrau üubgerst schonend wüscht Schwan weiss Landgerichtsdirektor Otto Nix stellte in sei- ner dreißig Minuten dauernden Urteilsbegrün- dung noch einmal die Verbrechen der Christa Lehmann in ihren Einzelheiten dar.„Sie hat vorsätzlich, heimtückisch und aus niederen Beweggründen drei Menschen getötet.“ Bei dem Verbrechen an ihrem Schwiegervater sei der wirkliche Grund während des ganzen Prozesses nicht klar zu ermitteln gewesen. Im Falle Hamann-Ruh sei nicht nachzuweisen ge- Wesen, ob die Praline möglicherweise für ihre Freundin Anni Hamann bestimmt gewesen Sei. Es sei jedoch anzunehmen, daß sie an den Tod ihrer Freundin nicht gedacht habe. Der Fall kam am 15. Februar dieses Jahres ins Rollen, als die 29jährige Anni Hamann in Worms nach dem Genuß einer Praline un- ter qualvollen Schmerzen starb. Es war ein ungewöhnlicher Fall, der die Polizei alarmierte. Der Mageninhalt der Verstorbenen wurde untersucht, und man fand darin Giftspuren. Wenige Tage später wurde Christa Lehmann, mit noch feuchten Augen von der Beerdigung Mrer Freundin Anni kommend, durch Krimi- naloberkommissar Dahmen verhaftet. Alle Beweise sprachen gegen sie, denn sie hatte der Ermordeten und ihrer Mutter, der 75jährigen Frau Ruh, großzügig Pralinen spendiert. Eine davon, die letzte in der Tüte, wollte die Spen- derin unbedingt an die alte Frau Ruh los- werden. Diese hob die Praline jedoch für die Enkelin Uschi auf. Doch auch das kleine Mäd- chen wollte sie nicht. So aß seine Mutter (Anni Hamenn) nichtsahnend am folgenden Tag die vergiftete Süßigkeit. Es dauerte lange, bis die Verdächtigte in Anwesenheit ihres völlig fassungslosen Vaters und eines Geistlichen das erste Geständnis ablegte. Sie gab ihre Mordabicht an der alten Frau Ruh zu. Die Polizei dehnte ihre Ermitt- lungen auf die Untersuchung anderer Todes- fälle in der Umgebung Christa Lehmanns aus. Der plötzliche Tod ihres Ehemannes Karl Franz Lehmann am 30. September 1952 und Jas ebenso unerwartete Ableben ihres Schwie⸗ gervaters im Oktober 1953 erregten starken Verdacht. Nach längeren Verhören gab die Lehmann den Mord an beiden Männern zu. In der dreitägigen Verhandlung vor dem Schwurgericht versuchte die Angeklagte, die Schuld an den Zerwürfnissen ihrer Ehe dem ermordeten Ehemann zuzuschieben. Sie mußte jedoch zugeben, daß sich das Verhältnis in den letzten Monaten vor der Tat gebessert hatte. So konnte sie kein anderes Motiv für den ersten Mord nennen als„Karl war im Weg“. Ebensowenig gelang es ihr, einen glaubhaften Jrund für die Ermordung ihres Schwieger vaters anzugeben.„Im Gegenteil, unser Ver- hältnis war bis auf kleine Streitereien recht gut.“ Uber den Grund ihres Mordanschlags auf die Mutter ihrer Freundin befragt, ver- Wickelte sie sich ebenfalls in Widersprüche. „Das Innerliche war stärker als ich“, sagt sie immer wieder. Der psychologische Sachverständige erklärte die Giftmörderin für voll zurechnungsfähig. Er habe bei der Angeklagten keine Anzeichen einer Geisteskrankheit erkennen können. Er bezeichnete die Lehmann als„einen Menschen, der sich durch besondere Gefühlskälte, star- ken Egoismus, Jähzorn und moralische Primi- tivität“ auszeichne. Auch wenn sie behaupte: „Das Innere war stärker“, so könmten dar- aus keine Schlüsse auf eine Geisteskrankheit gezogen werden. Die Lehmann nahm das Urteil ohne jede Außere Regung auf. Mit blassem Gesicht sah sie während der Urteilsverkündung auf den Boden. Sie trug das gleiche grüne Kleid wWẽie an den vorausgegangenen Verhandlungstagen. Augen auf im Straßenverkehr Der Seckenheim zur und stellungsraum Oeig deschäftsverlegung und Empfehlung verehrlichen Kenntnis, daß Samstag meinen Handel in Elektro- u. zeleuchtungsdrtilce! von Frelburgerstraße 35 in größeren Aus- f nach Zähringerstraße 107 (gegenüber Vereinshaus) verlegt habe. Es wird mein Bestreben sein, meine werte 0 Kundschaft auch weiterhin gut u. reell zu bedienen. „Elektro- u. Belendiungshaus b 8 L. Piliegensdörfer 0 Einwohnerschaft von ich ab Morgen 1 Möbl. Zimmer eventuell mit Kochgelegenheit von 5 Fräulein ges. Adressen àn den Verlag ds. Bl. Optiker L UF FLER Seckenheim, Hauptstraße 120 Die Laune 25.9. 3.10. Stuttgart Cannstatter Wasen Der Trefipunkt von Stadt und Lund!& Auskunft über verbilligte Eintrittskarten, Sonderzüge und Omnibusfahrten durch die örtl. bäuerlichen Organisationen. 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