Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 1.90, im Verlag abgeholt 1.70, durch die Post 1.70 zuzgl. 36 Pfg. Zustellgeld. Einzenummer 15 Pfg. Sũddeutsche Heimatzeitung für Mannheim Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die eee Milli- meterzeile 15 Pfg. Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden Preisliste Nr. J) Nr. 159 Freitag, den 8. Oktober 1954 6.754. Jahrgang Stitionsprogrammes durch Mittelstand appelliert an Adenauer Wünsche für die Steuerreform— Gespaltene Körperschaftssteuer BOonn(H. B.) Die Vorsitzenden der im Mit- telstandsblock zusammengeschlossenen Orga- nisationen haben sich in einem Schreiben an den Bundeskanzler gewandt, in dem sie auf, die wirtschaftliche und politische Notwendig- keit hinweisen, endlich eine befriedigende Steuerreform zu verabschieden. Der bisherige Verlauf der Beratungen im Steuerausschußg des Bundestages gäbe zu der Besorgnis An- lag, daß die Empfehlungen des Bundeskanz- lers keine ausreichende Würdigung fänden. „Der deutsche Mittelstand“, so heißt es in dem im Auszug veröffentlichten Brief,„hält es für dringend erforderlich, daß der Einkom- mensteuertarif insbesondere bei den Kleinen und mittleren Einkommen über den Vorschlag der Reglerungsvorlage hinaus fühlbar ge- senkt wird. Nur durch eine ausreichende Steuersenkung ist die für den Mittelstand notwendige Kapitalbildung möglich. Wir kön- nen uns nicht damit einverstanden erklären, daß die für eine Steuersenkung zur Verfügung stehende„Manövriermasse“ im Interesse der Wünsche anderer Gruppen verbraucht wird mit der Folge, daß für die Erfüllung der mit- telständischen Wünsche angeblich nichts mehr zur Verfügung steht.“ Fin Unterausschuß des Bundestagsaus- schusses für Finanzen und Steuern hat mit der Mehrheit der Regierungsparteien be- schlossen, den„gespaltenen“ Körperschafts- steuer-Tarif auch nach der von der Regie- rung vorgeschlagenen Senkung von 60 auf 45 Prozent beizubehalten und die Gewinnaus- schüttungen auch künftig nur mit 30 Pro- zent zu besteuern. Die Annahme des Vorschla- ges im Ausschuß und im Plenum gilt als sicher. Wie Ausschupmitslieder erklärten, wurde der SpPD-Autrag auf Einführung eines ein- heitlichen Körperschaftssteuersatzes von 45 Prozent abgelehnt. Der Bundesrat und auch der Bundesfinamzmimister befürworten den einheitlichen Körperschaftssteuersatz. Auch ein Kompromigvorschlag auf einheitliche Be- steuerung bei gleichzeitiger Steuerbegünsti- gung neu emittierter Aktien oder der Aus- schüttungen an Kleinaktionäre wurde abge- lehnt. Sozialdemokratische Mitglieder berech- nen den Steuerausfall, der durch den„gespal- tenen“ Tarif entsteht, auf 120 Millionen DM Jährlich. Bundeskanzler empfing türkische Gäste Blank und Heusinger nahmen an den Ge- sprächen teil— Mittagessen bei Heuss Bonn(E. B.) Bundeskanzler Adenauer empfing am Mittwoch vormittag den türki- schen Ministerpräsidenten Menderes und Au- Benminister Köprülü zu einer mehrstündigen Unterredung, an der auch der Sicherheits- beauftragte der Bundesregierung, Blank, und General a. D. Heusinger teilnahmen. Obwohl über die Besprechungen amtlich Stillschwei- gen gewahrt wird, wurde die Anwesenheit Blanks und Heusingers in politischen Kreisen der Bundeshauptstadt so ausgelegt, daß die Frage der Zusammenarbeit der Bundesrepu- blik mit der Türkei in der gemeinsamen Ver- teidigung unter den neuen Bedingungen der Londoner Akte erörtert wurde. In Bonner Regierungskreisen wurde erklärt, die türki- schen Minister hätten das Ergebnis der Lon- doner Konferenz lebhaft begrüßt. Bundeswirtschaftsminister Erhard, Bundes- fnanzminister Schäffer und Bundesernäh- rungsminister Lübke nahmen gleichfalls an den Besprechungen teil. Am Nachmittag ver- handelten die drei Minister mit den türki- schen Gästen alleine über wirtschaftliche Fra- gen, während der Bundeskanzler sich der Vorbereitung der für Donnerstag anberaum- ten außenpolitischen Debatte des Bundestages widmete. Das Wirtschaftliche Hauptanliegen der Tür- kei ist eine langfristige Konsolidierung ihrer Handelsschulden gegenüber der Bundesrepu- blik und eine Steigerung der deutschen Im- Porte aus der Türkei. Verhandlungen über diese Fragen wurden bereits im März wäh- rend des Staatsbesuches Bundeskanzler Aden- allers in der Türkei aufgenommen. Wie in Bonn verlautet, prüft die Bundesregierung seit einigen Monaten die Möglichkeit, der Türkei bei der Verwirklichung ihres Inve- Gewährupg von Garantien für private Kredite zu helfen. Mittags waren Menderes und Köprülü Gäste des Bundespräsidenten bei einem Mittagessen in der Villa Hammerschmidt, an dem auch der Bundeskanzler und mehrere Minister teil- nahmen. Zuvor empfing Bundespräsiden Heuss die beiden türkischen Minister zu einer Aussprache. Heute unternehmen Menderes und RKöprülü als Gäste der Bundesregierung auf dem Motorschiff„Köln“ eine Rheinfahrt, während der die politischen Gespräche fort- gesetzt werden sollen. Der Bundeshaushalt für das Jahr 1955/56 wird wahrscheinlich noch im Oktober dem Ka- binett Vorgelegt. 70 100 ausländische Arbertnehmer wurden em 31. Juli 1954 in Westdeutschland gezählt. Regierungserklärung Adenauers gebilligt Die„Londoner Akte“ werden geprüft— Elf- stündige Redeschlacht im Bundestag Bonn(E. B.) Die Mehrheit des Bundesta- ges hat am Donnerstag abend nach über elf- stündiger Debatte über das Ergebnis der Lon- ddloner Konferenz in einer Entschließung die Prüfung der Neun-Mächte-Abmachungen Zu- gesagt und die Regierungserklärung des Bun- deskanzlers vom Dienstag gebilligt. Dieses Votum des Bundestages wurde durch die Annahme einer von den Regierungspar- teien vorgelegten Entschließung ausgespro- chen, die von der Mehrheit der Abgeordneten durch Handaufheben gutgeheigen wurde. Die Gegenstimmen kamen fast ausschließlich von der sozialdemokratischen Opposition, die einen eigenen Resolutionsentwurf eingebracht hatte, der aber dem Auswärtigen Ausschuß überwiesen wurde. Die Mehrheit des Bun- destages stellte mit der Entschließung der Regierungsparteien vier Grundsätze auf, nach denen die in der Londoner Schlugakte ent- haltenen Abmachungen geprüft werden sol- len: 1. Das erneute Bekenntnis zur Einigung Europas, zur Bewahrung des Friedens umd zur Sicherung der Freiheit des deutschen Volkes in der Gemeinschaft der freien Welt. 2. Die Wiederherstellung der Einheit und Freiheit in ganz Deutschland als einer Not- wendigkeit für den Frieden in der Welt. 3. Die Bereitschaft, einen deutschen Vertei- digungsbeitrag nach dem Grundsatz der Gleichberechtigung und im Sinne des Grund- gesetzes zu leisten. Die Lage des deutschen Volkes mache diesen Entschluß schwer., aber r sei notwendig. 4. Die Bereitschaft zur politischen Zusam- menarbeit in der europäàisch- atlantischen So- lidarität und zum freundschaftlichen Zusam- menleben mit Frankreich. Der Abstimmung über die beiden Resolu- tionen ging gegen Schluß der Aussprache eine heftige Debatte voraus, welcher der beiden Entschließungsentwürfe angenommen werden sollte. Der SPD-Abgeordnete Wehner appel- lierte an die Regierungsparteien, dem sozial- demokratischen Vorschlag zuzustimmen, darin Würden die SPD-Abgeordneten auch den Ent- wurf der Koalitionsparteien billigen können. Der SpPD-Entwurf erhob vier Forderungen an die Bundesregierung: 1. In Besprechungen mit den Westmächten die Grundlagen der gemeinsamen Politik für Vier-Mächte- Verhandlungen über die Wie- dervereinigung zu Klären. 2. Die Bildung einer deutsch- alliierten Kom- mission zur Ausarbeitung gemeinsamer Richt- linien in dieser Frage. 3. Bei den Westmächten darauf hinzuwei- sen, daß mit den Sowjets so bald wie möglich Verhandlungen über die Wiedervereinigung und die Eingliederung Deutschlands in ein europäisches Sicherheitssystem im Rahmen der Vereinten Nationen aufgenommen wer- den. 4. In den jetzt vorgesehenen Abmachungen nur solche Verpflichtungen einzugehen, die der Bundesrepublik die Erfüllung ihrer vor- dringlichsten politischen Pflicht erlauben: die deutsche Wiedervereinigung. Der CDU-Abgeordnete Eugen Gerstenmaier hatte zu dem SPD-Antrag erklärt, seine Frak- tion sei mit den Ziffern 1 und 2 der SPD „völlig einig“. Möglicherweise könne man sich auch über die Ziffern 3 und 4 verständigen. Der SPD-Entwurf sollte darum dem Aus- wärtigen Ausschuß überwiesen werden. Der Bundeskanzler hatte den Punkt 1 des SPD- Antrages für unnötig erachtet, den zweiten als un zweckmäßig abgelehnt, dem dritten teils zugestimmt, teils ihn als verfrüht be- zeichnet und den vierten eine Selbstverständ- lichkeit genannt. „Neutralisierung“ oder nicht? Während der abschließenden Debatte war es zu einem heftigen Rededuell zwischen dem Bundeskanzler und dem SPD- Vorsitzenden Ollenhauer sowie den SPD-Abgeordneten Erler und Schmid über die Frage gekommen, ob die Sozialdemokraten für eine Neutralp- sierung Deutschlands eintreten oder nicht. Der Bundeskanzler verlas frühere Erklärungen Ollenhauers, die im Gegensatz zu seinen Außerungen in der jetzigen Debatte stünden. Während die SPD früher gegen eine Ohne- mich-Politik und gegen eine Neutralisierung gewesen sei, liefen die jetzt vorgelegten Vor- schläge doch praktisch auf eine Neutralisie- rung hinaus. Ollenhauer hielt dem entgegen, daß die Haltung der SPD seit Jahren völlig klar und unverändert sei. Es gehe darum, jetzt nicht neue militärische Verpflichtungen einzugehen, solange noch eine Möglichkeit bestehe, die Wieder vereinigung durchzusetzen. Die SPD habe sogar erklärt, daß sie sich an der Ver- teidigung beteiligen wolle, wenn solche Ver- suche scheitern. Das wiedervereinigte Deutsch- land dürfe jedoch nicht auf der Seite irgend- einer Militär-Allianz zu finden sein, sondern müsse in ein europäisches Sicherheitssystem unter der obersten Aufsicht der UN einge- gliedert werden. In ähnlichem Sinne äußerte sich der SPD-Abgeordnete Schmid. Auf die mehrfache Frage Adenauers, ob die Sow-Wzjetunion an einem europäischen Sicher- heitssystem beteiligt sein soll, antwortete der SPD-Abgeordnete Erler, es gehe um ein Sy- stem, in dem alle Besatzungsmächte Partner sind, denn es solle ja die Spannungen über- brücken. Die direkten Beziehungen der USA und der Sowjets würden daneben zu regeln sein. Duell Ollenhauer— Adenauer Mit großem Ernst hatte der Zundestag wäh- rend des ganzen Tages die außenpolitische Lage nach der Londoner Konferenz erörtert und dabei quer durch alle Fraktionen die Wie- dervereinigung Deutschlands als das unver- rückbare Ziel herausgestellt. Die Diskussion zeigte jedoch eindeutig, daß über den Termin von Vier-Mächte- Verhandlungen mit den So- Wjets im Zusammenhang mit den Londoner Verteidigungsplänen zwischen Regierung und Opposition keine Einigung möglich ist. Höhepunkte der oft leidenschaftlich geführ- ten Debatte waren die Reden Ollenhauers und Adenauers, Der scharfen Kritik Ollenhauers, daß die Aufnahme der Bundesrepublik in die NATO einem Verzicht auf die Wiedervereini- gung gleichkomme, hielt Adenauer die Ver- Pflichtungserklärung der Alliierten in London entgegen und bekannte sich für seine Person mit beschwörenden Worten zu dem Ziel der Einheit Deutschlands.„Mir liegt die Wieder- Vereinigung genau so am Herzen, und ich bin genau so gut dafür wie irgendeiner in diesem Hause“, rief Adenauer unter dem Beifall der Regierungsparteien aus. Der Oppositionsführer befaßte sich insbe- sondere mit folgenden Erwägungen: Erst wenn Verhandlungen mit Moskau scheitern, wolle die SPD sich an einer Verteidigung der freien Welt beteiligen. Die Ratifizierung der neuen Verträge soll bis dahin unterbleiben. Das mili- tärische Gewicht deutscher Truppen hält Ollenhauer für zu schwach. Die Londoner Not- stands vereinbarung berge ferner die Gefahr eines deutschen Ausnahmegesetzes nach Wei- marer Vorbild in sich. Im Kalten Krieg sei die soziale Sicherheit wichtiger als neue Divisio- nen, deshalb sei der hohe Rüstungsaufwand unverantwortlich. Das Ruhrgebiet dürfe nicht zu einer neuen Waffenschmiede werden. Der Bundeskanzler forderte dennoch die Opposition eindringlich auf, doch noc umal zu prüfen, ob sie nicht mit den Resterungs- parteien zu einer einmütigen Auffassung kommen könne. Er könne nicht glauben, daß die Sowjets schneller zur Hergabe ihrer Be- satzungszone bereit wären, wenn Europa ohne den Brüsseler Pakt geschwächt und zerrissen Sei. Uberdies habe keine der bisherigen fünf Deutschlandverhandlungen mit den Sowjets duch nur einen einzigen Fortschritt gebracht. Er könne sich auch nicht vorstellen, daß ein Defensivvertrag wie der Brüsseler Pakt die Sowjets„aufregen“ werde, denn er begrenze d khontrallięere die Rüstung. rrankreicm sieht jeizi am sdieideweg Paris(UP). Mit einer großen Rede des Regierungschefs Mendeès-France begann am Donnerstag in der französischen Nationalver- sammlung die Debatte über die Londoner Beschlüsse. Der Ministerpräsident erläuterte seine Haltung bei der Londoner Konferenz und empfahl den Deputierten die Billigung der dort gefaßten Beschlüsse. Mendes-France führte aus, daß die Ver- wärklichung der Londoner Vereinbarungen ie Kriegsgefahr mit der Sowjetunion nicht vergrößere. Er hoffe jetzt sogar, daß mit Moskau ein Ubereinkommen in der Deutsch- landfrage möglich sein werde. Andererseits müsse bedacht werden, daß sich die westliche Allianz einer Krise gegenüber Sehe. Frank- reich habe jetzt die Wahl, darüber zu ent- scheiden, ob es beiseite stehen oder Alle jene Garantien erhalten wolle, die das Londoner Abkommen vorsebe. Hierbei verwies Mendeèes-France vor allem auf die Zusicherung Großbritanniens, seine Streitkräfte auf dem Kontinent in Stärke von vier Divisionen eimschlieglich der taktischen Luftstreitkräfte zu belassen. Diese britische Eritscheidung müsse gerade unter Berücksich- tigung der insularen Tradition Großbritan- niens mit besonderer Befriedigung aufgenom- men werden. Damit habe London einen gro- gen Beitrag für den europäischen Gedanken geleistet. Auch sei die britische Zusicherung in großer Fortschritt gegenüber dem EVG Vertrag, bei dem Großbritannien nur eine Division für die europäische Verteidigungs- gemeinschaft verfügbar gemacht hätte. Wenn die Sowjetunion wirklich die AH I- stung Westdeutschlands verhindern wolle, batte sie die dazu notwendigen Schritte Längst umternommen. Aber die SOwijetische Regie- runs denkt realistischer als manche ener 8 Leute, die ihre Gedanken zu interpretieren versuchen.“ Es würden überdies noch zwei bis drei Jahre vergehen, bis es wirklich eine deutsche Armee gebe. Es bestehe kein Grund, warum bis dahin nicht vielleicht eine Eini- gung über eine allgemeine Abrüstung zu- Standekommen sollte. „Spätestens zum gleichen Zeitpunkt, zu dem wir die in London erörterten Probleme re- geln“, müsse auch eine befriedigende Rege- lung der Saarfrage erfolgen, bemerkte schließ- lich Mendes-France. Er lieg dabei durchblik- ken, daß er den nächsten Schritt in dieser Angelegenheit von der Bundesrepublik er- Warte. Reynaud lehnt rundweg ab Nach Mendeèes-France nahm der ehemalige Ministerpräsident Reynaud das Wort und übte heftige Kritik an der Handlungsweise der französischen Regierung. Er wies darauf hin, daß die britische Zusicherung, vier Di- Visionen auf dem Kontinent zu belassen, in keinem Verhältnis zu den 175 Divisionen der Sowjets stehe. Die schwerste Gefahr sah er jedoch in dem Wiedererstehen eines deut- schen Generalstabs, der immer einen großen Einfluß auf die deutsche Politik gehabt habe. Jetzt aber könne der Westen Deutschland nichts mehr geben. Alles, was Deutschland jetzt noch wünsche, liege in den Händen der Sowjets: Die Einheit des Landes, die Märkte im Osten und die Ostgebiete. Falls der Kreml unter der Bedingung eines Abfalls vom We- sten Deutschland dies alles anbieten würde, dann sei zu fürchten, daß unter Führung des deutschen Generalstabs alle bindenden Hür- den übersprungen würden. Dies sei der we- sentliche Unterschied zur EVG gewesen, daß nämlich unter dem EVG-Vertrag Deutschland nicht mehr aus den Bündnisfesseln mit seinen Partnern berausgekonnt hätte. Daher werde er den Londoner Beschlüssen seine Zustim- mung versagen. Nach Reynaud nahmen nur noch einige we- niger bedeutende Deputierte das Wort, bevor sich die Nationalversammlung zur Fortset- zung der für mehrere Tage vorgesehenen De- batte vertagte N Molotow schlägt freie Wahlen vor Sofortiger Abzug der Besatzungstruppen— Wunsch nach neuer Vierer-Konferenz Berlin(UP). Der sowietische Außenmini- ster Molotow sprach sich am Mittwoch abend für freie Wahlen in ganz Deutschland als Voraussetzung für die Wiedervereinigung Deutschlands aus. Molotow betonte, die So- 1 halte freie Wahlen„für notwen- dig“. Molotow betonte, es bestünde die Möglich- keit für die vier Großmächte, in der Frage freier deutscher Wahlen eine Verständigung zu erzielen. Nach dem Scheitern der EVG seien neue Möglichkeiten der Annäherung der Standpunkte entstanden. Die Sowiet- union sei bereit, alle auf der Berliner Kon- ferenz vorgetragenen Vorschläge für freie Wahlen ebenso wie neue mögliche Vorschläge zu erörtern. Gleichzeitig schlug der sowjetische Außen- minister, der bei dem Staatsakt des fünften Jahrestages der Gründung der Sowꝛietzonen- Republik in Ostberlin sprach, ein Abkommen der vier Großmächte über einen sofortigen Ab- zug der Besatzungstruppen aus ganz Deutsch- land vor. Dieser Vorschlag, den er in ähnlicher Form bereits auf der Berliner Konferenz ge- macht habe, sei jetzt nicht mehr mit der Frage freier Wahlen oder einem Friedensvertrag für Deutschland gekoppelt. Das Abkommen über den Abzug der Besatzungstruppen könne, sofort und ohne Aufschub“ in Kraft treten. Ein Ab- kommen der vier Großmächte über die Wie- dervereinigung Deutschlands lasse sich nicht mehr aufschieben, Betonte Molotow. Er gab da- mit dem Wunsch der Sowjetunion nach einer neuen Viererkonferenz Ausdruck, obne jedoch die Westmächte direkt zu einem solchen Tref- fen einzuladen. Ferner wandte sich Molotow scharf gegen die Vereinbarungen auf der Londoner Neun- Mächte- Konferenz, die eine Einbeziehung der Bundesrepublik in die westliche Verteidi- gungsfront vorsehen.„Durch die Remilitari- sierung Westdeutschlands wird die Gefahr eines neuen Krieges in großem Maße ver- stärkt“, sagte der sowjetische Außenminister. Molotow sprach sich außerdem für die Her- stellung besserer Beziehungen der Sowjetunion und der Bundesrepublik aus. Dies könne auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet er- Jolgen. Er betonte, die internationale Lage habe sich seit dem Frühjahr merklich ent- spannt. Die Sowjetunion erstrebe eine weitere Entspannung der internationalen Situation. Bei dem Staatsakt, der in der Staatsoper stattfand, sprach Ministerpräsident Grotewohl die Uberzeugung aus, dag„die friedliche Ver- einigung aller Deutschen in einem geeinigten, friedliebenden, demokratischen Deutschland nicht aufzuhalten“ sei. Er forderte erneut, daß die Sowietzonenregierung bei einer in- ternationalen Lösung der Deutschlandfrage gehört werden müsse, und sprach sich wie- derum für eine„Verständigung“ der Deut- schen untereinander aus. Seine Regierung trete unablässig für vtreie gesamtdeutsche 5 S 8 * Keine Vergnügungssteuerpflicht melir Gemeinden sollen selbst entscheiden— Rund 55 Prozent Ernteschäden Stuttgart(ZSHW). Der Landtag von Ba- den- Württemberg sprach sich am Mittwoch überraschend dafür aus, daß die Gemeinden nicht mehr zur Erhebung einer Vergnügungs- steuer verpflichtet sind. Das Recht, Vergnü- gungssteuer zu erheben, bleibt ihnen jedoch unbenommen. Dieser Beschluß, der mit 81 gegen 17 Stim- men bei einer Enthaltung gefaßt wurde und auf einen SPD- Antrag zurückgeht, hat dem seit Wochen heiß umstrittenen Vergnügungs- steuerprojekt mit einem Schlag den Zünd- stoff genommen. Die Stimmen für und gegen den Alitrag kamen aus allen Fraktionen. Auf Antrag des CDU-Abgeordneten Theopont Diez(Singen) wurde die weitere Beratung des Entwurfs ausgesetzt, da eine grundsätz- lich neue Lage geschaffen wurde und das Gesetz jetzt einer Anpassung an die Ande- rung bedarf. Sowohl die Regierung als auch der Verwaltungsausschuß des Landtags hat- ten eine Erhebungspflicht vorgesehen und wa- ren damit einem„Modellgesetz“ der kommu- nalen Spitzenverbände gefolgt, das in den meisten Bundesländern angewandt wird. Die SPD begründete ihren Antrag damit, daß in der baden-württembergischen Ver- fassung das Selbstverwaltungsrecht der Ge- meinden in einem Maße verankert sei, der über das in der Bundesrepublik übliche hin- ausgehe. Man müsse daher bei einem Solchen Gesetz auch konsequent sein. Dieses Gesetz Sei eine Probe dafür, ob die Gemeinden über- Haupt in der Lage sind, die Selbstverwaltung zu Bandhaben. Gegen den Antrag wurde vor- gebracht, daß Gemeinderäte und Bürgermei- ster gegenüber der Bevölkerung in eine heikle Lage amen, wenn sie solchen Um- ständen an der Vergni euer festhalten. Eim Sprecher des F 12 steriums sagte, es müsse gewährleistet werden, daß die Ge- meinden, wenn die Erhebung einer solchen Steuer in ihr Ermessen gestellt ist, dann nicht Als Ausgleich für at allene Steuern For- derungen an den Staat stellen. Der Landtag billigte ferner einen Antrag der CDU, in dem die Landesregierung auf- gefordert wird, den Umfang der Ernteschäden festzustellen und dem Parlament Vorschläge für Hilfsmaßnahmen zu unterbreiten. Land- Würtschaftsminister Leibfried teilte mit, daß nach den vorläufigen Ermittlungen 45 Pro- zeit der Ernte von Schäden verschont geblie- pen seien. 40 Prozent der Ernte seien über- feucht, weitere zehn Prozent überfeucht mit Auswüchs, der Totalverlust betrage fünf Pro- zent. Schließlich wurde die Landesregierung noch aufgefordert, sich in Bonn dafür einzu- Setzen, daß neue Mittel für den Bau von Wohnungen für Sowjetzonenflüchtlinge be- Teitgestellt werden. Innenminister Ulrich erklärte in Beantwor- tung einer Großen Anfrage des FDP- DVPP- Abgeordneten Paulus, in diesem Sommer hät- ten rund tausend Kinder aus Südwestdeutsch- land an den Ferienlagern der FDꝗ im der So- Wjetzone teilgenommen. Es sei erwiesen, daß Es sich dabei um eine politische Schulung der Kinder gehandelt habe. Die Länder hätten 1 e rechtliche Möglichkeit, gegen diese Kin- 2 einzuschreiten. Der Abgeordnete Paulus warf den Behörden vor, nicht nach- Arücklich genug vor dieser Aktion gewarnt zu haben. Viele Eltern hätten sonst ihre Kin- der sicher nicht„als Werkzeug im Kalten Krieg verwenden lassen, erklärte er, ständig von kommunistischen Zwischenrufen unter- Prochen. Er regte an, Jugendverbände, die freie Wohlfahrtspflege und andere Organi- sationen so ausreichend mit Mitteln für eine gute Feriengestaltung auszustatten, daß an Kinderreisen in die Sowietzone kein Inter- SSse mehr bestehe. * Aktion gegen Getränkesteuer Heidelberg dsvy). Das nordbadische Ho- tel- und Gaststättengewerbe will nach einem hier gefaßten Beschluß eine Großhaktion gegen die Getränkesteuer starten. In öffentlichen Protestversammlungen will der Verband den Vertretern der politischen Parteien Gelegen- Beit geben, zu dem Problem Stellung zu neh- men. In Gaststätten und Restauzants sollen die Gäste auf den Anteil der Getränkesteuer am Gesamtpreis der ausgeschenkten Getränke AUfmerksam gemacht werden. Der Vorsitzende des Hotel- und Gaststättengewerbes Nord- Württemberg Nordbaden, Georg Schellham- mer, teilte mit, daß die Getränkesteuer nur in einem Drittel der nordbadischen Gemeinden, und zwar in den gröberen Orten, erhoben Werde. „Badisches Volk will gleiches Gehör“ Freiburg dsw). Die Erklärung von Mi- Nisterpräsident Dr. Gebhard Müller zu dem Auftreten der altbadischen Vertreter vor dem Luther-Ausschuß in Stuttgart veranlaßte den Heimatbund Badnerland zu der Erklärung, es sei seinen Vertretern vor dem Luther-Aus- schuß in Stuttgart noch nicht gestattet gewe- sen, den Beweis dafür zu führen, daß das alte Land Baden alle Erfordernisse, die der Ar- tikel 29 an ein künftiges Bundesland stelle, in geradezu hervorragender Weise und weitaus PDesser erfülle als der Südwest-Staat. Das Ta- gungsprogramm habe lediglich die Stellung- nahme zu den Vorträgen über den Südwest- staat zugelassen, die vor dem Sachverstän- digen-Ausschuß gehalten worden seien. Der Heimatbund Badnerland erwarte nach wie Vor, daß dem badischen Volk gleiches Gehör geschenkt werde. Keine Radar-Station beim Kniebis Stuttgart dswy). Die FDP/DVP-Fraktion hat im Landtag eine Große Anfrage wegen beabsichtigter Geländebeschlagnahmungen an der Schwarzwaldhochstraßge zwischen Rlexan- derschanze und Zuflucht zurückgezogen. Ab- geordneter Hermann Saam, der Bürgermei- ster von Freudenstadt, sagte dazu, daß die Französische Besatzungsmacht allem Anschein nach ihre Absicht, hier eine Radarstation zu Hauen, aufgegeben habe. Auch die in diesem Raum stationierten Truppen seien zurück- gezogen worden, 80 daß sich die Anfrage er- Ubrige. Freitag setzt sich energisch zur Wehr Kritik an Heuss zurückgewiesen— Diskussion um die Wiederaufrüstung Frankfurt(UP). Am dritten Sitzungs- tag des DGB-Kongresses setzte sich der erste DGB. vorsitzende Walter Freitag mit den Dis- kussionsrednern auseinander, die am Diens- tag den Bundesvorstand kritisiert hatten, und kam bei dieser Gelegenheit auch auf die deut- sche Wiederaufrüstung zu sprechen. In der Diskussion War u. a. bemängelt wor- den, daß der Bundesvorstand diese Frage in seinem Rechenschaftsbericht nicht angeschmit- ten habe. Freitag vertrat die Auffassung, daß die seinerzei Stellungnahme Hans Böck- lers zur W auch beute noch gelte bzw. vom Kongreß bestätigt werden sollte. In der Stellungnahme Böcklers sei nicht da- von die Rede gewesen, daß der DGB der Wiederaufrüstung„mit Hurra zustimme“. Es heiße darin aber auch nicht, daß„wir nicht gewillt sin uns zur Wehr zu setzen und Unsere Heimat zu verteidigen, wenn die Not- wendigkeit gegeben ist.“ Eine Wehrmacht, die der des Dritten Rei- ches oder des Kaiserreiches ähnlich sei, lehne jedoch der DGB ab. Man müsse sich fragen, ob die Aufstellung einer Armee die demokra- tische Entwicklung Deutschlands nicht ge- faährden werde. Auch sei es zweifelhaft, ob die Wiederaufrüstung wirtschaftlich vertret- par sel. Der PGB-Vorsitzende versicherte, daß die Gewerkschaften bei ihrer Haltung zu die- Sell Fragen die Interessen der arbeitenden Menschen berücksichtigen würden. Freitag wandte sich auch gegen kritische Kußerungen, die im Zusammenhang mit der Rede des Bundespräsidenten laut geworden Waren. Das Staatsoberhaupt stehe, wenn es irgendwo in der Offentlichkeit erscheme, ehrfrage „außerhalb der Kritik“, sagte der DGB-Vor- sitzende. Die Kritischen Außerungen sollte man sich für später aufsparen. Freitag drückte noch einmal seine Genugtuung dar- über aus, daß der Bundespräsident persön- lich auf dem Kongreß erschienen sei und zu den Delegierten gesprochen habe. Der DGB-Vorsitzende gab den Kritikern am Bundesvorstand ferner zu bedenken, daß „die Machtvollkommenheit des DGB ihre Grenzen“ habe und zur Durchsetzung gewis- Ser Forderungen— so des Verlangens nach der Vierzig-Stunden- Woche— Ausdauer und ein einmütiges Zusammenstehen der Gewerk- schaften nötig seien. Am Nachmittag widmete sich der Kongreß einer Aussprache über arbeitsrechtliche und Sozialpolitische Fragen. Ein Regierungsspre- cher— Professor Herschel vom Bundesar- beits ministerium— erinnerte die Delegierten daran, daß die einschlägigen Gesetze des Bun- des auf dem im Grundgesetz verankerten Prinzip zum„sozialen Rechtsstaat“ beruhen. Dieser Hinweis veranlaßte einen Diskus- sionsredner später zu der Bemerkung, ange- sichts der Tatsache,„dag alte Nationalsozia- listen Entschädigungen von neunhundert DM und mehr pro Monat erhalten“, werde es einem ‚übel“, wenn man vom sozialen Rechtsstaat“ sprechen höre. Mit Bezug auf die Forderungen der Gewerkschaft GTV(Offent- liche Dienste, Transport und Verkehr) an den Bund fragte der gleiche Redner, ob etwa die Arbeitnehmer des Bundes so lange auf hin- kommensverbesserungen warten sollten, bis die öffentlichen Betriebe wiederhergestellt selen und eine Rendite abwerfen, oder ob diese Betriebe nicht„von mehr als einer Ge- neration“ wiederaufgebaut werden müßten. Fortschritte in der Sozialpol Aber immer noch viele Unzulän: keiten Frankfurt(UP). Der vierte Sitzungstag des Frankfurter DGB-Rongresses stand im Zeichen der Sozialpolitik. Das Vorstandsmit- glied Willi Richter sagte in einem längeren Referat, es gäbe noch viele Unzulän Rei- ten im heutigen Sozialrecht, aber es sei in den letzten Jahren auch„viel positive Arbeit ge- leistet worden“, Richter forderte die Del ten auf, nicht nur zu kritisieren— wozu jeder das volle Recht habe—, sondern auch durch „verantwortungsvolle Mitarbeit und opferbe- reites Eintreten für unsere Forderungen“ die weitere Entwicklung auf sozialem Gebiet zu Tördern. Zum Thema„Schlichtungswesen“ bemerkte Richter, daß es sich bei den am 7. September zwischen DGB und Bundesvereinigung deut- scher Arbeitgeberverbände g fenen Ab- machungen lediglich um ein J. Schlichtungsvereinbarung handle Parifvertragsparteien überlassen bleibe, den Inhalt der nur von ihnen selbst abzuschlie- Benden Schlichtungsvereinbarung endgültig zu bestimmen. Schon vorber seien 48 ähnliche Vereinbarungen zwischen einzelnen Gewerk- schaften und Arbeitgebern abgeschlossen Wor- den, in denen beim Scheitern von Lohnver- handlungen die Anrufung einer Schlichtungs- stelle vorgesehen ist. Das DGB-Vorstandsmit- glied verwies ferner auf gewisse Bestimmun- gen der umstrittenen Abmachung, die eine „Verschleppungstaktik“ verhindern sollen. Kühle Westreaktion auf Molotow Neue Note wird erwartet— Moskau treibt nur Verzögerungstaktik London(UP). Der nächste sowjetische Schritt zur Vereitelung der Beschlüsse des Westens bei der Londoner Konferenz wird nach Ansicht diplomatischer Beobachter in London eine formelle Note des Kreml àn die drei Westmächte sein, in der der sofortige Ab- zug der Besatzungstruppen aus Deutschland Vorgeschlagen werden wird. Diese Kreise er- Warten in allernächster Zeit eine sowjetische Antwort auf die Note der Westmächte vom 10. September, in der diese sich mit einer Vier-Mächte-Konferenz einverstanden erklärt hatten, falls Moskau den österreichischen Staatsvertrag unterzeichnen und freien ge- samtdeutschen Wahlen als„unerlässlichem ersten Schritt“ zur deutschen Wiedervereini- gung zustimmen sollte. Der diplomatische Korrespondent der Londoner„Times“ schreibt, der Zeitpunkt des Molotow-Vorstohßes sei zu „verdächtig“, um Grund zu Hoffnungen 2 geben. Die letzten Deutschland- Vorschläge Molo- tows sind auch im französischen Außenmini- sterlum kühl aufgenommen worden. Beamte des Ministerlums erklärten, es sei„schwer festzustellen“, ob die Rede Molotows ganz oder teilweise neue Vorschläge enthalte, die über die vom Westen bereits abgelehnten Angebote hinausgingen. Nach einer ersten Prüfung der Molotow-Rede schienen die Vor- schläge nicht die„konstruktiven“ Vorausset- Zungen zu erfüllen, die vom Westen als Be- dingung für eine Wiederaufnahme der Deutschland-Beratungen gefordert werden. Im„Weißen Haus“ von Denver, wo sich Präsident Eisenhower zur Zeit aufhält, wurde erklärt, Molotows Vorschlag über die Zu- rückziehung aller Besatzungstruppen aus Deutschland sei ein sowjetischer Trick, damit die Sowjetunion in Deutschland die Ober- hand gewinnt.„Diese Vorschläge sind nichts Neues“, sagte Pressesekretär Snyder.„Wenn Alle Truppen aus Deutschland zurückgezogen werden, würde Ostdeutschland mit seinen ge- Waltigen Polizeistreitkräften stark überlegen Sein, Die Annahme dieser Vorschläge Molo- towes würde bedeuten, daß Deutschland bald von Kommunisten beherrscht wird.“ In Kreisen des amerikanischen Außenmi- misteriums in Washington wurde betont, daß man jetzt die Antwort der Sowjetunion auf die letzte Deutschlandnote der Westmächte erwarte. Wahrscheinlich verfolge Moskau mit seinen Vorschlägen den Zweck, endlose Ver- Handlungen über Deutschland zu führen, um die Ratifikation der Londoner Beschlüsse über Deutschland zu verzögern und sich danm einer Wiedervereinigung Deutschlands energisch zu 1d ˖ 5 Berliner von Amerikanern entführt? Berlin(UP). Die US-Hochkommission hat zwei amerikanische Zivilisten, die Brüder Ja- mes und Henry Starr, beschuldigt, sie hätten den Westberliner Einwohner Franz Neugebaur in die Sowjetzone entführt. In einer Note an den sowjetischen Militärkommandanten von Ostberlin, Generalmajor Dibrowa, hat der amerikanische Stadtkommandant, General- major Honnen, ein Verhör der Brüder Starr durch amerikanische Offiziere und Westber- Iiner Polizeibeamte gefordert, um das Ver- schwinden Neugebaurs zu klären. Die Brüder Starr waren zusammen mit Neugebaur am Abend des 7. September auf der Autobahn Berlin Helmstedt verschwunden. Auf einer Ostberliner Pressekonferenz am vergangenen Montag hatten die beiden Amerikaner erklärt, sie hätten in der Sowjetzone um politisches Asyl gebeten. Ein Motorradfahrer soll Zeuge der Entführung auf der Autobahn gewesen sein und deutlich die Hilferufe Neugebaurs gehört haben. Triest-Vertrag in Belgrad gebilligt Dito bietet Italien Zusammenarbeit an Belgrad(UP). Der jugoslawische Exeku- tivrat(Regierung) hat das Triest- Abkommen b gt. In einer kurzen Ansprache erklärte Marschall Tito, Jugoslawien werde jetzt jeden Vorschlag und jede Initiative für eine Zusam- menarbeit zwischen Italien und Jugoslawien begrüßen, Weil die Situation für eine Zusams menarbeit auf wirtschaftlichem und anderem Gebiet günstig sei. Er glaube, daß die verant- wortlichen Männer in Italien, die an der Aus- arbeitung und Annahme des Triest-Uberein- kommens beteiligt waren, in Bezug auf die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern die gleichen Wünsche und Ziele haben. Ab- schliegend betonte Tito, Jugoslawien habe seine Bereitschaft bewiesen,„zur Stärkung des Friedens und zur Stabilisierung Europas beizutragen“. China-Politik der USA unrealistisch? Auffallende britische Kritik— National- chinesen appellieren an die UN Washington(OP). Der britische Bot- schafter in den USA, Sir Roger Makins, er- Färte in einem Vortrag, es sei wahrschein- lich, dag die USA mit der Verweigerung der Aufnahme Rotchinas in die UN einer„un- realistischen Politik“ folgten. Großbritannien and die USA hätten die gleichen Interessen und Bedürfnisse in Rotchina. Sie schätzten die durch China entstandene potentielle Ge- kahr gleich ein, hätten aber verschiedenartige Ansichten darüber, wie man sich in der ge- gen wärtigen Situation verhalten solle. Makins wies dann darauf hin, daß Großbri- cannien bereit ist, Handel mit China zu be- reiben, sofern es sich nicht um kriegswich- tige Materialien handelt, und sagte dann: „Wir haben uns bereit erklärt, Amerika auch ma diesem Jahr bei seiner Weigerung zu un- terstützen, die Aufnahme Chinas in die UN zu diskutieren. Aber in der Welt wächst in zunehmendem Maße die Ansicht, daß diese Politik unrealistisch ist. Es besteht kein Zrund dafür, daß China und die Sowjetunion mmer Hand in Hand arbeiten werden. Wir glauben, daß es vieles gibt, was sie trennt and voneinander entfernt. Amerika ist weni- ger bereit als wir, sich diese Ansicht zu eigen zu machen. Und diese Unterschiede in der Auffassung werden auch weiterhin eine fried liche Regelung in Asien behindern, wenn auch gaicht verhindern“. Die Führer der zu den Auffassungen Natio- nalchinas tendierenden chinesischen Ge- meinde Djakartas haben die UN gebeten, die Auslieferung des prominenten antikommuni- stischen chinesischen Geschäftsmannes Tiiong Hoan Nji an Rotchina zu verhindern. Die in- donesische Einwanderungsbehörde hat inzwi- schen zwei weitere chinesische Geschäftsleute verhaftet, so daß sich außer Tsiong jetzt schon vier prominente Vertreter der zwei Millionen Chinesen, die in Indonesien ansäs- sig sind, in Haft befinden. Das indonesische Justizministerium will Tjiong wegen politischer Betätigung“ inner- Halb von zehn Tagen nach Rotchina depor- lieren lassen. In unterrichteten Kreisen wird vermutet, daß Indonesien den Kaufmann des- galhß nicht nach Formosa deportiert, weil es die nationalchinesische Regierung nicht an- erkennt. 0 Stürzte. Sühne für Totschlag aus Eifersucht Darmstadt(OP). Das Darmstädter Schwurgericht verurteilte nach zweitägiger Verhandlung den 41 Jahre alten Schleifer Phi- lipp Thoma aus Niederroden Landkreis Die- burg) wegen Totschlags zu fünf Jahren Ge- fängnis. Der Staatsanwalt hatte wegen heim- tückischen Mordes sechs Jahre Zuchthaus be- antragt. Thoma hatte am 6. Februar dieses Jahres in Niederroden seine Frau, die am Kaffeetisch saß, hinterrücks mit einem Beil erschlagen. Der Angeklagte war erbost dar- über, dag die Frau, die ihm nach einer Ver- söhnungsfeier wieder in sein Siedlungshaus gefolgt war, dort noch weitere drei Ehebrüche eingestand. Nach der Tat hatte er sich sofort der Polizei gestellt. Opfertod eines Schweizer Soldaten Bern(UP). Das Schweizer Verteidigungs- ministerium teilte mit, daß der Soldat Renaldo Ravadoni vor einigen Tagen bei den Herbst- manövern sein Leben geopfert hat, um das seiner Kameraden zu retten. Ravadoni habe seinen Stahlhelm auf ein fehlgeleitetes Ge- schoß gestülpt, das in der Nähe einiger Sol- daten niederging, und habe sich dann mit dem Körper auf den Stahlhelm geworfen. Bei der folgenden Explosion des Geschosses sei Navadoni zerrissen, aber keiner seiner Kame- raden verletzt worden. Sprühgerät soll Nebel vertreiben London(dsi). England, das Land der klassischen Nebel, der dicksten„Erbsensuppe“, die die Meteorologie kennt, ist dabei, in der Nebelbekämpfung einen entscheidenden Schritt vorwärts zu tun. In Verbesserung jener Me- thoden, die zur Erzeugung künstlichen Re- gens führten, ist es jetzt gelungen, Nebel auf Weiten Strecken zur Auflösung zu bringen. Mit Hilfe eines Sprühgeräts, das an die Schaumlöschgeräte der Feuerwehr erinnert, Werden Staubteilchen hoch im die Luft ge- blasen, bilden einen Kodensationskern und Schlagen als dichte Regentropfen nieder. Es Soll auf diese Weise ohne weiteres möglich sein, eine Nebelschicht bis zu 200 Meter Höhe zu durchstogen und Bahnen in einer Nebel- lage aufzureißgen, die für die Luftfahrt und die Schiffahrt von immenser Bedeutung werden können— ganz abgesehen von der Wichtig- keit in militärischer Beziehung. „Fliegender Güterwagen“ abgestürzt Fort Bragg/ North Carolina(UP). Ein Tramsportflugzeug der US-Luftstreitkräfte vom Typ C-119„Fliegender Güterwagen“ Stürzte beim Start vom nahegelegenen Flug- Platz Pope mit einem brennenden Motor ab und schlug auf einer Baustel-e auf. Drei Be- Satzungsmitglieder sowie ein Bauarbeiter, der Unter die Abstürzende Maschine geriet, wur- den getötet. Zehn Soldaten, die sich an Bord der Maschine befanden, wurden mit schweren Verletzungen aus den Flugzeugtrümmern ge- borgen. E. Elf Tote bei Flugzeugabsturz Willowe/ Kalifornien(UP). Elf von 17 Besatzungsmitgliedern kamen bei dem Absturz eines amerikanischen Aufklärungsflugzeuges vom Typ B-50 in der Nähe von Willowe(Kali- fornien) um. Die viermotorige Maschine geriet sofort nach dem Kufschlag in Brand. Zwei Be- satzungsmitglieder werden noch vermißt, drei konnten mit dem Fallschirm von der abstür- zenden Maschine abspringen, und ein Soldat konmte sich aus den Trümmern des Flugzeuges retten. Todesurteil im Oberg-Prozeß gefordert Paris(UP). Vor dem Militärgericht im Pariser Cherche Midi- Gefängnis hat der An- Kläger im Prozeß gegen den ehemaligen Chef der Polizei in Frankreich, SsS-Obergruppen- führer Kurt Oberg, und seinen Adjutanten, SS-Standartenführer Helmut Rnochen, die Todesstrafe beantragt. Der Ankläger begrün- dete seinen Antrag damit, daß beide Ange- klagte für zahlreiche Verbrechen— darunter Mord, Folterung, Deportation und Zerstörung öffentlicher Gebäude— verantwortlich seien, die während der deutschen Besetzung Frank- reichs im zweiten Weltkrieg begangen wor- den Waren. Knochen war außerdem Gestapo- Chef von Paris. Die beiden Angeklagten sind Pereits von einem britischen Militärgericht Wegen der Erschießung britischer Fallschirm- jäger zu lebenslänglichen Freiheitsstrafen verurteilt worden. WICHTIGES IN KURZE Die zehn Dortmunder Bergleute, die am Sonntag bei dem Grubenunglück auf der Zeche „Hansa“ ums Leben kamen, wurden unter gro- Ber Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Zwei amerikanische Räumflottillen beseiti- gen in der Mecklenburger Bucht die dort lie- genden Minen; dadurch wird die Fährstrecke FF(Schweden) ver- Urzt. Sir Ben Lockspeiser(Großbritannien) wurde zum Präsidenten der Europaischen Atomfor- scher-Organisation gewählt; Dr. Ponnetta(ta- lien) und Professor Nielsen Mänemark) wur- den seine Stellvertreter. Der britische Luftmarschall Sir Roderick Hill, der die Abwehr der deutschen V- Waffen im Zweiten Weltkrieg leitete, ist im Alter von 60 Jahren in London gestorben. 5 Norwegen und Rotchina haben beschlossen, die diplomatischen Beziehungen aufzunehmen und Botschafter auszutauschen. Das anglo- ägyptische Suezkanal-Abkommen soll am Montag oder Mittwoch kommender Woche unterzeichnet werden, verlautet aus Kairo. 5 Zum Tode verurteilt wurden von einem ira- nischen Militärgericht zehn Offiziere und zwei Zivilisten, die einer kommunistischen Ge- heimorganisation angehört haben sollen. 14 Menschen kamen ums Leben, als in Japan ein staatseigener Omnibus, der schwer über laden war, von einer schmalen Gebirgsstraße abkam und in eine 20 Meter tiefe Schlucht 1. es Einführungsabend der Theatergemeinde. Die Theatergemeinde Mannheim⸗Ludwigs⸗ hafen hielt am Montag erſtmals auch in Seckenheim einen Einführungsabend ab bei dem die Beſucher in die augenblicklich auf dem Spielplan ſtehenden Werke eingeführt wurden. Intereſſant war zu erfahren, daß die The⸗ atergemeinde in dem betreuten Kreis Secken⸗ heim, Ilvesheim und Friedrichsfeld rund 200 feſte Mitglieder zählt, von denen rund 30 er⸗ ſchienen waren. Allerdings war die Ankündi⸗ gung etwas knapp und auch unvollſtändig er⸗ folgt, ein Mangel, der künftig behoben werden ſoll. Sicher dürften dann derart intereſſante und inſtruktive Abende noch einen beſſeren Zu⸗ ſpruch von Theaterfreunden finden. Mit guten Schallplattenbeiſpielen machte zunächſt Kapellmeiſter Wolfgang Liebold einen Streifzug durch das bekannte Operngeſpann Capalletia ruſticana und Bajazzo. Anhand der tonalen Beiſpiele erläuterte er die Entſtehung des Verismus im Opernſchaffen, das noch heute ſeinen Niederſchlag in der zeitgenöſſiſchen Oper findet. Mit dem großen Ballett Schwa⸗ nenſee demonſtrierte er die verſchiedenen Stil⸗ alten des Tanzes und verband damit geſchickt die Entwicklungsgeſchichte des Taazes über⸗ haupt. Der Geſchäftsführer der Theatergemeinde Theo Maret beſprach dann anſchließend das moderne Schauspiel die„Hexenjagd“, das nach einer Hiſtorie aus dem Jahre 1692 entſtanden ſei und mit ſehr aktuellen Streiflichtern be⸗ weiſe, wohin menſchlicher Fanatismus führe. des Er gab einen kleinen Entwicklungsweg Dramatikers Arthur Miller und einen Ein⸗ blick in die großartige Regieführung von Piscator, der mit dieſem Werk echtes Zeit⸗ theater gemacht habe. Im Mittelpunkt wirtſchaftlicher Planung— der Menſch. In einem ſehr intereſſanten und aktuellen Vortrag zeigte Prof. Dr. Marx am Montag im Rahmen des Sozialpolitiſchen Seminars des Kath. Werkvolkes im„Löwen“ die be⸗ deutende Stellung des Menſchen im Wirt⸗ ſchaftsleben auf. Zwar habe ſich im Verlauf der Zeit der Kulminationspunkt der Span⸗ nungen zwiſchen Werk und Menſch geändert, doch die Spannungen beſtünden auch in un⸗ erer Zeit in gleicher Weiſe. Man ſollte nicht vergeſſen, daß der Menſch das Maß aller Dinge ſei. Der Menſch mit ſeinen freiheitlichen Gefühlen dürfe nicht zu einem ſeelenloſen Ro⸗ boter herabfinlen, ſondern müſſe in einer echten Arbeitsethik Beziehungen zu ſeinem Werk und der toten Materie finden. Denn die Arbeit ſei mit eine kulturelle Aufgabe, die gleichermaßen Geiſt und Körper beanſpruche und erſt aus der verpflichtenden Verflechtung beider Teile ergebe ſich eine volle Arbeitsleiſtung. Dies zu erreichen, müſſen Ziel jeder geordneten und modernen Betriebsführung ſein, damit der Menſch und vor allen Dingen der Chriſt nicht Sklave der Arbeit werde. Erſt im freiheitlichen Wechſelſpiel der Kräfte, in einer gleichen Be⸗ anſpruchung von Seele und Körper würden alle jene Kräfte mobiliſiert, die zu einem ech⸗ ten Berufsethos und zur letzten Leiſtungs⸗ ſteigerung führen würde. Der Ehriſt müſſe ſich deſſen immer bewußt ſein und auch an ſeinem Arbeitsplatz, wohin er auch geſtellt ſei, ſtets und ſtändig Zeuge Gottes ſein, der ihm die Kräfte und die Möglichleiten zur Erfüllung des Werkes verliehen habe. Daraus ergebe ſich beſonders für den Arbeitgeber eine hohe Verantwortung, deren betonte Erfüllung ein dringendes Erfordernis unſerer Zeit ſei. In der nachfolgenden Diskuſſion wurden die Brennpunktprobleme des heutigen Wirtſchafts⸗ lebens angeſchnitten und in ausführlicher Weiſe beſprochen. Wir gratulieren! Seinen 70. Geburtstag kann heute Wilhelm Kop p, Bühlerſtraße 2, in noch geiſtiger und körperlicher Rüſtigkeit begehen. Unſere beſten Wünſche. 255 Wiederholung der Operette„Goldene Gans“. Am Sonntag Abend wird im Vereinshaus die erfolgreiche Operette„Die goldene Gans“, die allenthalben eine ausgezeichnete Beurtei⸗ lung erfahren hat, wiederholt. Wegen der re⸗ gen Nachfrage empfiehlt ſich die Benutzung der in den Anzeigen angeführten Vorverkaufs⸗ möglichkeiten. 5 Mannheim. Im hiesigen Stadtgebiet sind in den ersten neun Monaten dieses Jahres bei 3/%% Verkehrsunfällen 42 Tote zu beklagen ge- wesen, das sind fünf mehr als im Vorjahr. Wettervorhersage Am Freitag Ubergang zu wechselnder Be- Wölkung, nur vereinzelt noch Regen, beson- ders im Alpenvorland. Mittagstemperaturen kaum über zehn Grad. Mäßige, zeitweise leb- hafte Winde aus nördlichen Richtungen. In der Nacht bei Aufklaren Frostgefahr. Sams- tag kühl, meist niederschlagsfrei. Herr N Den Geldbeutel liebevoll umarmt Mannheim(ZS). Ein Ehepaar aus Lud- wigshafen, das scheinbar uninteressiert spa- zierenging, hatte ganz besondere Pläne im Kopf. Als nämlich ein angeheiterter, schon etwas wankender Mann daherkam, umarmte ihn die Ehefrau unvermittelt und zog ihm dabei den Geldbeutel aus der Tasche. Der Ehemann ließ das sonderbare Verhalten sei- ner Frau gerne geschehen. Aber der„Alko- holisierte“ war noch nicht so betrunken, daß er nicht den Trick bemerkt hätte. Er lief der Frau nach und entriß ihr wieder das Geld. Es waren immerhin 115 DM. Die Polizei ver- haftete kurze Zeit später das saubere Ehe- paar. Bei dem Mann fand man einen größe- ren Geldbetrag, dessen Herkunft zweifelhaft erscheint. Reiche Ernte auf fremden Bäumen Mannheim(ZSH). Die Obstdiebe haben zur Zeit Hochkonjunktur. Auf einem Garten- grundstück leisteten sie ganze Arbeit und leerten einen Birnbaum restlos ab. Es müs- sen zwölf Zentner Birnen gewesen sein. Auf einem Hof überstiegen Diebe die Mauer und holten sich drei Zentner Apfel und einen Zentner Birnen. Die Täter konnten noch nicht gefaßt werden. Noch ein Blindgänger gefunden Mannheim Gdsw). Auf dem Mannheimer Schiffsliegeplatz im Rhein, oberhalb der Nek- Ekarspitze, ist der vierte schwere Blindgänger, eine Zehn-Zentner-Bombe, geborgen und ent- schärft worden. Das Auffinden der vier schwe- ren Bomben, darunter zweier 20-Zentner- Bomben, innerhalb weniger Tage ist darauf zurückzuführen, daß das Wasser- und Schiff- fahrtsamt gegenwärtig mit einem Taucher- schacht den Schiffsfriedhof auf der Mannhbei- mer Reede nach alten Schiffsteilen und die Schiffahrt behindernden anderen Trümmern absuchen läßt. Das Bergungskommando ha außerdem viele ehemalige Schiffstrümmer ber- gen können. Bei Luftangriffen während des Krieges waren an dieser Stelle mehrere Rhein- kähne und Schlepper getroffen worden. Mannheimer Lehrling wird vermißt Mannheim(sw). Der 17jährige kaufmän- nische Lehrling Volkmar Weber aus Mannheim wird seit dem 31. August dieses Jahres ver- mißt. Die Mannheimer Kriminalpolizei rech- net damit, daß der Junge das Opfer eines Ver- brechens geworden oder bei einem Unfall ver- Unglückt ist. Der Vermißte War seit dem 30. August auf eine Urlaubsreise am Bodensee te aus Immenstaad eine Ansichtskarte pen. Er soll auf dem Campingplatz Im- menstaad mit seinem auffallenden neuen blauen Zelt gesehen worden sein, Seitdem fehlt von ihm jede Spur. Der am 19, pril 1937 in Heidelberg geborene Lehrling ist 168 Zentime- ter 8, schlank, hat ovales braungebranntes t, mittelblondes Haar und blaue Augen. Mannheimer Mundart und tra Sportjacke und dunkelblauen Pullover mi schlug, kariertes oder braunes Sport- hemd und beigefarbene Shorts. Er ist mit ei- Pornister amerikanischer Art ausgerü- Fürbitte für die Kriegsgefangenen Die Kanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland hat den einzelnen Landeskirchen empfohlen, am Sonntag, dem 24. Oktober, dem vom Verband der Heimkehrer, Kriegsgefange- nen- und Vermißtenangehörigen veranstalte- ten Gedenktag, in den gottesdienstlichen Kir- chengebeten der Zurückgehaltenen besonders zu gedenken. Wo es in einzelnen Landeskir- chen üblich geworden ist, während der Buß- tagswoche in besonderen Abendveranstaltun- gen Fürbitte für die Kriegsgefangenen und ihre Angehörigen zu Halten, sollte dieser Brauch auch in diesem Jahr gewahrt werden. Der Heimkehrerverband plant außer Ge- denkstunden für die Kriegsgefangenen auch Schweigemärsche. Die Bundesregierung hat für die Veranstaltungen ihre Unterstützung zugesagt. Gewinne der Süddeutschen Klassenlotterie Am 24. Ziehungstag der 5. Klasse der 15. Süddeutschen Klassenlotterſe wurden unter ariderem folgende größeren Gewinne gezogen: ein Gewinn zu 25 000 DM auf die Nummer 162 884 und ein Gewinn zu 10 000 DM auf die Nummer 177 943(ohne Gewähr). Ein ſtarker Gegner verſpricht gute Turnkunſt. Wir durften ſchon kurz auf den Gerätever⸗ gleichskampf des TB Jahn gegen die TSG 62 Weinheim am morgigen Samstag im Kaiſer⸗ hof hinweiſen. Wir haben in dieſem Zuſam⸗ menhang auch die Stärke des zu erwartenden Gegners geſtreift. Wir dürfen nun noch darauf hinweiſen, daß die Weinheimer Riege in ihrer derzeit ſtärkſten Aufſtellung erſcheinen wird. So wird der 1. Sieger des Neunkampfes in Freiburg, Werner Zeller, der 6. Sieger des Olymp. Zwölfkampfes, Herbert Schumacher und der im gleichen Kampf gut plazierte Erich Seehaus, wie der talentierte Nachwuchsturner Karl Müller in dem Fünfkampf der Turner ebenſo vertreten ſein wie bei den Mädels die 1. Siegerin des Sechskampfes und 3. Deutſche Meiſterin Chriſtel Krämer. Die Mannen um Jean Spatz werden es gegen einen ſolchen Gegner in dieſer hervorragenden Beſetzung nicht leicht haben ſiegreich zu beſtehen, aber man rechnet ſich auf der Seckenheimer Seite durch die Homogenität der Riege doch eine Gewinnchance aus. Und gerade deshalb dürfte der Kampf an Spannung und Intereſſe be⸗ ſonders gewinnen und für die Turnſſreunde ein beſonderer Anziehungspunkt werden, nach⸗ dem die Vergleichskämpfe durch die großen Turnfeſte in den letzten Monaten ſellener ge⸗ worden ſind. Südweſtd. Rund ſchau — Die Aktion„Roter Punkt“ beginnt Kraftfahrer für„Frieden auf der Straße“ Stuttgart(sw). Die Landesverkehrs- wacht Baden Württemberg beginnt am Samstag in Stuttgart und im ganzen Land mit der Aktion„Roter Punkt. Alle Kraftfah- rer, die sich bereiterklären, in Zukunft die Verkehrsvorschriften noch genauer zu beach- ten, als es gesetzlich vorgeschrieben ist, er- halten von der Landesverkehrswacht einen roten Punkt an die Windschutzscheibe ihres Fahrzeugs. Wie die Landesverkehrswacht be- tont, stelle der rote Punkt keine Kavaliers- auszeichnung dar, sondern lediglich eine Ver- Pflichtung des einzelnen Kraftfahrers, für „Frieden auf der Straße“ zu sorgen. In Stutt- gart werden am Samstag am Althof fbau und am Karlsplatz öffentliche Einzeichnungsstel- len eingerichtet. Jedem Kraftfahrer wird dort nach Einzeichnen in eine Liste der rote Punkt am Fahrzeug angebracht. Auch bei den wich- tigsten Großtankstellen im Raum Stuttgart sollen Einzeichnungsbücher aufgelegt werden. Die Landesverkehrswacht weist darauf hin, dag es im ersten Halbjahr 1954 in Baden- Württemberg 25 Verkehrstote weniger gege- ben habe als im gleichen Zeitraum des Vor- jahres. Ebenso habe die Zahl der Schwerver- letzten abgenommen. Dieser Erfolg sei nicht zuletzt auf die Erziehungsarbeit der Ver- kehrswacht zurückzuführen. Bergstraße gegen„Gebiets ansprüche“ Mannheim(sw). Der Landrat des Süd- hessischen Landkreises Bergstraße, Dr. Man- fred Lommel, erklärte auf Rückfrage, der Kreistag des Landkreises werde die„süd west- deutschen Gebietsansprüche“ auf die südhes- sischen Gebiete demnächst in einer offiziellen Erklärung zurückweisen. Kurz nach Abschluß der Reise des Lutherausschusses durch Ba- den- Württemberg hatte der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Südhessischen Kreistag, Er- Win Schallenberg, eine scharfe Zurückweisung dieser„Gebietsansprüche“ gefordert. Er Hob hervor, daß die Fragen im Grenzraum im persönlichen Gespräch von Land zu Land ab- gestimmt und geklärt werden sollen. Der Kreistag will nicht nur die Ansprüche Auf Viernheim und Lampertheim, sondern auch die von Heidelberg vorgetragenen Eingliede- rungswünsche auf Hirschhorn und Neckar- steinach zurückweisen. 46 Millionen DM e für den Landessport Sechs Jahre Staatliche Sport-Toto- GmbH.— 142 Millionen DM Gewinne Stuttgart(sw). In diesen Tagen Sind es sechs Jahre her, daß die Staatliche Sport- Toto-GmbfH. Stuttgart ihren ersten Wettbe- werb gestartet hat. Damals versprach man sich von der für Deutschland neuärtigen Or- ganisation keine lange Lebensdauer, Weil man den Zweck und die Ziele des Totos ver- kannte. Heute, nach sechs Jahren, ist der Toto Kaum noch aus der Offentlichkeit wegzuden- Ken. Der WB-Sport-Toto mit dem Sitz in Stutt- gart startete am 3. Oktober 1948 mit einem Gesamtumsatz von 13 09 DM seinen ersten Wettbewerb. Ständig ging die Entwicklung aufwärts. Noch im ersten Jahre wurde die Millionengrenze im Gesamtumsatz pro Spiel- sonmtag überschritten. Dies war selbst von Fachleuten beim Toto- Start im Oktober nicht für möglich gehalten worden. Anfang Mai 1949 kam eine Fusion der Stuttgarter Orga- nisation mit dem bis dahin noch selbständigen Südbadischen Toto zustande. Der Konkur- renzkampf der zehn nach und nach im Bun- desgebiet entstehenden Toto- Gesellschaften führte im Januar 1951 zu einem Zusammen- schlug der vier längs des Rheins gelegenen Länder zum West-Süd-Block, dem Srößten deutschen Toto-Block. Der Württemberg-Badische Toto, die zweit- größte Gesellschaft im West-Süd- Block, Hat bis zum 9. Wettbewerb dieses laufenden Jah- res 142,5 Millionen DM. an 5,5 Millionen Ge- Wirmer verteilt. Hierbei lagen acht Gewinne Zwischen 200 000 und 500 000 DM. Weitere 4,1 Millionen DM fielen an die Baugeldgewinner. Der baden- württembergische Landessport erhielt in den vergangenen Jahren über 46 Millionen DM für die verzweigten Aufgaben der Vereine, Verbände und Schulen. An- nähernd die gleiche Summe wurde an Wett- steuern vornehmlich für den sozialen Woh- nungsbau verwendet. 25 Jahre Schnellbahn Heidelberg- Mannheim Heidelberg(sw). Am 6. Oktober 1929 vor genau 25 Jahren, hat die Schnellbahn der Oberrheinischen Elektrizitätsgesellschaft zum ersten Male zwischen Heidelberg und Mann- heim verkehrt. Damals schon hatte die Bahn die sich wegen ihrer Schnelligkeit und Zuver- lässigkeit allgemeiner Beliebtheit erfreut einen halbstündigen Verkehr eingerichtet. In den zurückliegenden Jahren hat sich die OEG vor allem im Berufsverkehr unentbehrlich ge- macht. Allein im letzten Jahr sind 7,6 Millio- nen Personen befördert worden. Die Bahn be- Wältigt die 22 Kilometer lange Strecke in knapp 40 Minuten.. Aussichtstriebwagen fahren im Kraichgau Bretten dsw), Der Zugverkehr auf der Kraichgaubahn Karlsruhe-Bretten-Eppingen- Heilbronn und auf der Strecke Eppingen-Sins- heim hat mit der Einführung des Winter fahr-⸗ Dlans 19d oo eine deachrerie vVerpesser uli erfahren. Die Bundesbahn hat auf diesen in Heimatgebiet als„Schattenstrecken“ bezeich- neten Linien moderne Aussichtstriebwagen eingesetzt und hilft damit dieses so reizvolle, noch wenig bereiste Landschaftsgebiet für den Fremdenverkehr zu erschließen. Gegenbesuch der Baseler Regierung Stuttgart(sw). Die Regierung des Kan- tons Basel-Stadt stattete der baden-württem- bergischen Landesregierung am Donnerstag in Stuttgart einen Höflichkeitsbesuch ab. Die achtköpfige Baseler Regierungsdelegation un- ter Führung von Regierungspräsident Dr. Zschokke erwiderte damit einen Besuch der Landesregierung in Basel vom Mai dieses Jahres. Nach der Begrüßung in der Villa Reitzenstein, dem Sitz des Staatsministeriums, und einem anschließenden Esssen besichtigten die Schweizer Gäste die Rotwegsiedlung und die Daimler-Berz- Werke in Untertürkheim. Am Abend war die Delegation Gast der Lan- desregierung bei einem Abendessen im Klei- nen Kreise. Am Freitag früh haben die Ba- seler Regierungsmitglieder die Landeshaupt- stadt wieder verlassen. Eine Landesstelle für Naturschutz Stuttgart(sw). Das Kultusministerium von Baden- Württemberg hat eine Landes- Stelle für Naturschutz und Landschaftspflege eingerichtet, deren Aufgabe es ist, im ganzen Land auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege beratend zu wirken. Zum Geschäftsführer der Landesstelle, die ihren Sitz in Ludwigsburg Hat, wurde der Leiter der nordwürttembergischen Bezirks- stelle für Naturschutz und Landschaftspflege, Dr. Konrad Buchwald, bestellt. Sprengstoffattentäter wieder verurteilt Karlsruhe(sw). Der 27 Jahre alte, mehrfach vorbestrafte Reinhold Brecht aus Neudorf, der wegen seines Sprengstoffan- schlags auf das Bundesverfassungsgericht im Jahre 1952 zu zwei Jahren Zuchthaus ver- Urteilt worden war, ist von der Zweiten Strafkammer des Landgerichts Karlsruhe We- gen Beleidigung und vorsätzlicher Körper- Verletzung zu einem Jahr Gefängnis verur- teilt worden. Er hatte, als ihm kurz vor Ver- püßzung seiner Zuchthausstrafe der Haftrich- ter einen neuen Haftbefehl eröffnete, den Justizbeamten„Blutsau“ tituliert und mit mehreren Faustschlägen ernstlich verletzt. Haftbefehl, der Brecht so in Wut ver- setzt hatte, war erlassen worden, weil der Sprengstoffattentäter im Zuchthaus das Ge richt„Zirkus und Theater“ genannt und die tung seiner Zelle demoliert Hatte. recht zeigte auch jetzt vor den Schranken der Strafkammer keine Reue. Er nannte den Staatsanwalt und die Richter„Verbrecher“. Auf der Anklagebank K.o. geschlagen Karlsruhe sw). Der ehemalige Kunst- reiter Jakob Wlassenko aus Poltawa wurde inn einer Verhandlung vor der Karlsruher Strafkammer von seinem Komplicen Jan Missuk aus Baranowieze Polen mit einem Wohlgezielten Kinnhaken k.o. geschlagen. Mis- suk war in dem Prozeß gegen ein Einbrecher- trio darüber in Wut geraten, daß ihn der Bandenchef Wlassenko belastet hatte. Der „Boxkampf“ ging so blitzschnell vor sich, daß die beiden Polizisten, die neben den Ange- klagten saßen, nicht eingreifen konnten. Zu der k.G.-Niederlage mußte Wlassenko noch eine Gefängnisstrafe von fünfeinhalb Jahren hinnehmen, die er für nicht weniger als 25 Einbrüche in Hamburg, Pforzheim und Karls- ruhe erhielt. Jan Missuk wurde zu vier Jah- ren Zuchthaus verurteilt, der Dritte im Bunde, Viktor Malow aus Kiew, für's„Schmiereste- hen“ zu acht Monaten Gefängnis. Die Massenentlassungen bei Junker& Ruh KarIlSTuhe(ZSH). Das Arbeitsamt Karls- ruhe ist der Meinung, daß sich die Massen- entlassung von nahezu 300 Beschäftigten der Firma Junker& Ruh auf dem Arbeitsmarkt nicht so stark bemerkbar machen wird, wie Vielfach vermutet wurde. Die größten Sorgen werden dem Arbeitsamt allerdings die älteren Angestellten verursachen. Sie unterzubringen, dürfte sehr schwer sein. Viele andere Firmen haben sich bei Bekanntwerden der Entlassun- gen sofort für Arbeitskräfte der Gießerei, der Montage und Emailliererei interessiert, die sie in ihre Firma übernehmen möchten. Herrenalb. Die Landessynode der badi- schen evangelischen Landeskirche wird vom 25. bis 29. Oktober hier zu einer Tagung zu- sammentreten, bei der innerkirchliche Ange- legenheiten behandelt werden.(epd) Verwaltungsschule Ettlingen wird verlegt Heidelberg Gsw). Die Selbstverwal- tungsschule Ettlingen soll demnächst verlegt Werden, Dies teilte Dr. Hermann Hagen in Heidelberg mit. Hagen, der am 1. Oktober in Heidelberg das Amt des Bürgermeisters an- getreten hat, ist der Begründer und bisherige Leiter der Schule. Voraussichtlich wird die Anstalt nach Tübingen verlegt werden. Versuchs- Fernsehsendungen haben begonnen Baden-Baden(sw). Der neuerstellte Fernsehsender Hornisgrinde hat mit den ver- suchsweisen Ausstrahlungen des deutschen Fernsehprogramms begonnen. Die Bevölkerung dus Rheintals, des mittleren Schwarzwaldes und der Vorderpfalz wird vom Südwestfunk gebeten, ihre Empfangsbeobachtungen der Technischen Direktion des SWF in Baden-Ba- den bekanntzugeben. Von dem Beobachtungs- ergebnis dieser Sendungen wird der Zeitpunkt der offiziellen Inbetriebnahme des Hornis: grinde- Senders abhängig gemacht werden. Düsenjäger stieß gegen Bergwand WOI fach(sw). Ein französischer Düsen- jager stieß in der Nähe von Einbach im Kreis Wolfach bei einem Ubungsflug gegen eine Bergwand am Brandenkopf und explodierte. Der Flugzeugführer, ein französischer Ser- geant, fand dabei den Tod. Er wurde gräßlich verstümmelt. Die Trümmer des Flugzeugs, das auf dem Flugplatz Hugsweier bei Lahr stationiert war, fielen in einem Umkreis von einem Kilometer zur Erde. 5 2 in der 700 inuten Laclien. mit Ludwig Manfred Lommel Guterhaltener Knaben-WGintermantel für 12 15 jähr. Jungen au verk. Anzusehen ab 18.30 Uhr oder Samstag. und seinen Mitwirkenden Maria Mucke— Alfred Wirth— Helmut Möller Horst Heinze Sigurd Klentner Pauline Neugebaver einmal persönlich! Storch, Badenerstr. 84 Speisekartoffeln zu verkaufen.. Hauptstraße 108 „TIURNHALLE“ Es ladet ein an der Abendkasse. Sonntag, 10. Oktober 1954, 20 Uhr Seckenheim Karnevalverein Insulana. Karten zu DM 1.80 bis DM 3.— im Vorverkauf: 2 Schlachtschweine und Einkellerungs kartoffeln zu verkaufen. N Kloppenheimerstr. 25 Seckenbheim: Textilhaus Keitel und in der Turnhalle am OEG.-Bahnhof.— Ilvesheim: Gasthaus zum Schiff 8 u. Friseur Schneider, Hauptstraße u. soweit vorhanden 5 Kaufen Sie rechtzeitig Karten. Versäumen Sie nicht das einmalige Ereignis und Der Frauentyp unserer Zeit? 0 0 wenn möglich von Motter und Zlerlen Menschen unserer Zeit EIDRAN, Blut- und Nervenn nahrung.“ 2 2 Optiker LUFFLER Seckenheim, Hauptstraße 120 Sies machen doch mit beim foto- Preisqusschreiben Teilnahme- Bedingungen in den Illustrierten, bei den Apotheken, Drogerien und Reformhäusern. Sochen Sie iht bestes Foto dus- ochter oder von Mutter und Sohn. Und- machen Sie jetzt eine Kur mit FRAUENGO l D, denn 5 Sie wissen ja: chm und för den strapa- Gehirn-, Fonktionstonikum, mit Zahlstelle en agel bef uns liegt es sicher! 2 Spar- u. 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Copyright by Dr. Paul Herzog, Tübingen— Durch Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden. Berechtigte Ubertragung: H. Passow- Kernen (10. Fortsetzung) Geraldine zuckte gleichgültig die Schultern. „Nun, wenn dir dieser Gedanke Spaß macht, soll es recht sein. Vielleicht bist du dabei sparsamer, als wenn du denkst, du müßtest nichts zurückgeben.— Ich lasse dir Also bei meiner Bank ein Konto eröffnen und lege zunächst einmal fünfzig Pfund ein, du Wirst vernünftig damit umgehen, und wenn nichts mehr da ist, sagst du es mir. Beim Einkauf von neuen Kleidern wird dir Nelly 90 72 raten— ich kann dich nicht vollständig mit Sachen von mir ausstatten— es würde sich nicht gut machen— meiner Bekannten wegen.“ Thee konnte sich so viel freundliches Ent- gegenkommen nur dadurch erklären, daß Geraldine ihr vorerst so abweisendes Beneh- men bereute und wieder gutzumachen ver- suchte. Sie dankte ihr noch einmal und be- kichtete ihr hierauf von Stephens Einladung kür den Sonntag. „Ach, der Sohn von Jeannette Dorly? ein netter, harmloser, junger Mensch“, be- Merkte Geraldine dazu in einem Ton; der jeden davon abgehalten haben würde, diesen harmlosen Menschen näher kennenzulernen. „Ja, der paßt freilich ganz gut zu dir. Geh du nur mit ihm, wenn du Lust hast.“ Da ihr offenbar wenig daran lag, wie Thea sich die Zeit vertrieb, fühlte sie sich um 80 berechtigter, die Einladung anzunehmen. Uebrigens dachte Thea an die kommende Woche, die ihr den Ernst des Lebens dann schon näher bringen werde. halbe Stunde auf ihn gewartet. Er hatte sich gar nicht verspätet, doch die Vorfreude lieg ihr keine Ruhe. Da Geraldine am Abend vor- her sehr spät heimgekommen war, verhielten sie sich so leise wie möglich, um ihren Schlaf nicht zu stören. Als sie auf den Fußspitzen aus der Wohnung schlichen, kam es Thea Vor, als seien sie Verschwörer in einem herr- lichen Abenteuer. Stephens leicht ramponierter Zweisitzer Wartete vor dem Hause. Es lag wie eine Bitte um Nachsicht in seiner Stimme, als er er- klärte:„Schön ist er nicht, aber tüchtig und treu bis in den Tod!“ „Ich verstehe zu wenig von Autos, als daß ich wählerisch sein könnte, Sie haben eine Menge Decken mitgenommen, das scheint mir Wichtig.“ Es waren viele warme, wenn auch nicht so kostbare Decken da, wie Varlon sie in seinem Luxuswagen besaß, doch tat ihr Stephens Fürsorge wohl, der sie so liebevoll einwickelte, dag auf der Fahrt nach Surrey kein Kältegefühl aufkommen konnte. Es war ein klarer, sonniger Tag, die Land- straße fast menschenleer, und so hatte Thea das Gefühl, als flitzten sie fröhlich durch eine Welt, die ihnen ganz allein gehörte. Stephen interessierte sich anscheinend für jede Kleinigkeit, die sie ihm aus einem sorglosen Mitteilungsdrang heraus erzählte: wie es im Internat zu- und hergegangen war, Was sie in den Ferien mit ihrer seligen Mami unternommen, oder vielmehr— nicht unter- nommen hatte. und wie dann diese plötz- liche Aenderung in ihr Leben gekommen war. „Dann stehen Sie also tatsächlich ganz allein, wie mir Lin gesagt hat?“ „Ja. Jetzt besteht aber die Hoffnung, schon in kurzer Zeit ein paar liebe Bekannte zu haben“, meinte sie mit einem schelmischen Augenaufschlag. Stephen dankte ihr zunickend, als wollte er sie auffordern, weiter zu erzählen. abzuholen? Geraldine wollte mich nicht— ich meine, sie wollte sich nicht um mich kümmern. Meinen Brief hatte er aber trotz- dem lesen dürfen, und so nahm er sich der Sache selber an.“ „Soso?“ Stephen pfiff vor sich hin und schmunzelte. „Das müssen Sie unbedingt meiner Mutter erzählen, die wird sich sehr freuen. Sie ist zwar nicht mit allem einverstanden, was Lin tut, aber sie hängt sehr an ihm— er hat ja auch sehr viel für sie getan, seitdem mein Vater tot ist— ich war damals vierzehn Jahre alt.“ „Freilich werde ich das erzählen“, ver- sprach Thea eifrig.„Ich kann mir gut vor- stellen, daß sie gerne gut von ihm denkt und seine Fehler lieber nicht eingestehen wollte.“ „Ach, ihr Frauen!“ meinte Stephen mit der Miene eines Alterfahrenen und begann dann von etwas anderem zu reden. Vor allem in- teressierte es ihn, was für einen Beruf sie erlernen möchte. Als sie ihm ihre Pläne aus- einandersetzte, stimmte er, im Gegensatz zu Geraldine, begeistert zu. Weshalb dies so war, entdeckte sie indessen sehr bald. „Dann kommen Sie einfach zu uns, meine Firma hat verschiedene Bureaus“, erklärte er.„Wir sind sehr fortschrittlich, und es herrscht ein netter Ton im Betrieb. Leichte, angenehme Arbeit, Weihnachtsgratifikation, Mitgift bei Heirat und so weiter.“ „Warten Sie, bis ich etwas gelernt habe“, mahnte sie.„Uebrigens hat mir Mr. Varlon einen Posten beim Theater versprochen.“ „Ausgeschlossen, das geht nicht“, wehrte Stephen ab. „Warum nicht?“ fragte sie eigensinnig und gänzlich vergessend, daß sie Varlons Anerbie- ten bereits abgelehnt hatte. „Nun, das geht wirklich nicht“, versetzte Stephen ebenso eigensinnig.„Meinetwegen kann er Sie am Bahnhof abholen und Geral- dine Ihretwegen die Leviten lesen, aber dag Sie als sein Schützling sich beim Theater herumtreiben, das lasse ich nicht zu.“ ——— erwiderte er lachend, während sie ihm offen zu verstehe gab: „Regen Sie sich nicht auf, ich habe 1d. schon abgesagt. Ich mag nicht durch Protek- tion vorwärts kommen!“ „Das ist kein von Ihnen“, stimmte er Zu, schien aber nicht abgeneigt, ihr bei seiner Firma die Wege zu ebnen. Eine Zeitlang fuhren sie schweigend dahin. Die Straße war kurvenreicher geworden und verlangte vermehrte Aufmerksamkeit. Einmal beim Thema Lindsay Varlon angekommen, vermochte sich Thea in Gedanken nicht so schnell davon zu lösen, Das Mißtrauen, das Selbst seine nächsten Verwandten ihm ent- gegenbrachten, beschäftigte sie, ob sie wollte oder nicht; sie mußte mehr über ihn erfah- ren. So fragte sie halb schmeichelnd, halb schüchtern: „Darf ich Sie etwas fragen?“ „Alles“. versprach Stephen nommen und bedenkenlos. 8a unvoreinge- „Ist Mr. Varlon— hat er— hat er, was man einen schlechten Ruf nennt?“ „Keinen schlechten“. lautete Stephens Antwort,„aber einen zweifelhaften.“ „Oh.“ Sie schien sich dies eine Weile zu überlegen, um dann weiter zu fragen:„Was ist denn da für ein Unterschied?“ „Es käme zum Beispiel nicht vor, daß jemand auf ein Mädchen deutete und sagte: „Sehen Sie die Rote dort drüben— das neueste Verhältnis von Lindsay Varlon. Auch hat er, soviel ich weiß, noch keiner Dame ein Appartement im Westen gemietet oder in einem Scheidungsskandal figuriert. Aber man hat allgemein den Eindruck von ihm, daß er die holde Weiblichkeit nicht ernst nimmt, und ich glaube kaum, daß er sich 3 erkundigt hat, was ein Ehering kostet— ver- stehen Sie, was ich meine?“ „Doch. Ich glaube ja“ sagte Thea zögernd. „Mit anderen Worten: man kann ihm nichits Bestimmtes vorwerfen, aber man traut ihm sozusagen alles zu.“ (Fortsetzung folgt) U 2% Ni Fl, 6 Nie N für 80 rg Schwan weiss