8 Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 1.90, im Verlag abgeholt 1.70, durch die Post 1.70 zuzügl. 36 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die 6- gespaltene Milli- meterzeile 18 Pfg.—(Preisliste Nr. 2) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden. Nr. 61 Samstag, den 16. April 1960 12./ 60. Jahrgang Der Tod iſt verlchlung den Sieg Die Botschaft von der Auferstehung des Gekreuzigten ist das Fundament unserer Hofinung- Gedanken zum Osterfest Wir haben nicht die Möglichkeit wie der ungläubige Thomas, die durchbohrten Hände des Gekreuzigten zu sehen und unsere Finger zin seine Wundmale zu legen, um mit unseren Sinnen die Identität des Gestorbenen und Auferstandenen festzustellen. Das unterschei- det uns von diesem Skeptiker, der dem Be- richt der Jünger, dag sie den Herrn gesehen nätten, keinen Glauben schenkte. Was uns Aber mit dem Ungläubigen verbindet, ist der Zweifel an dem Ostergeschehen. Dabei ist das Entscheidende dieser Botschaft nicht ein- mal die Tatsache, daß hier das Naturgesetz durchbrochen wurde. Es ist durchaus nicht so, daß das Unfaßliche in unserem Denken kei- nen Raum hätte. Das Klassische Weltbild der Physik ist längst durchbrochen. Was früher als Wunder erschienen wäre, ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Und gerade wir aufge- klärten Menschen des 20. Jahrhunderts zwei- feln weniger als die Alten daran, daß nicht auch die Macht des physischen Todes ins Wan- ken gebracht werden könnte. Und wenn wir genau hinsehen, ging es auch bei Thomas Jetztlich nicht um die Erkenntnis, daß hier, gegen alle Regel, das Gesetz der Kausalität durchbrochen wurde. Jesus Christus ist für zun nicht nur ein naturwissenschaftliches Wunder, sondern er muß— überwunden von dem Auferstandenen bekennen:„Mein Herr und mein Gott!“ Das heißt doch, nicht irgendwer hat den Tod überwunden, sondern gerade der, welcher sich trotz seiner Nied- igkeit und Erbärmlichkeit nun als der Herr und Gott erwiesen hat. f Für uns aber ist das Entscheidende an dem Ereignis von Ostern: Indem Gott diesen Jesus Christus als seinen Sohn bestätigt hat, wurde die Macht, die wir als den„alt-bösen Feind“ kennen, endgültig entthront. Der Tod, den wir hier meinen, ist ja nicht einfach nur das Ende des Lebens, sondern die Macht, die das Leben des Einzelnen und die Weltgeschichte unter den Fluch der Sinn- und Hoffnungs- losigkeit stellt. Es ist die Gewalt, die am Kar- Freitag triumphierte, unter deren Banner ein Pilatus zum Justizmörder wurde, ein Petrus seinen Herrn verraten hatte, wo der Pöpel, Wie Alle lenkbaren Massen, über Nacht vom „Hoslanna“ zum„EKreuzige“ wechselte und wo selbst die Priester und Schriftgelehrten, die Gebildeten des damaligen jüdischen Vol- kes, einen unter Qualen Sterbenden verhöhn- ten. Auf Karfreitag aber folgte Ostern und da- mit die Verwandlung des Kreuzes als Zeichen des Grauens und der Verlorenheit in das Symbol des Sieges über Angst und Tod. Das Leben hat einen neuen, eigentlichen Sinn be- kommen, weil durch die Auferstehung Jesu Christi der Grund gelegt ist für die Glaubens- gewißheit, daß Gottes Liebe uns durch alle Höhen und Tiefen unseres Lebens, ja über den Tod hinaus trägt. Das ist die Osterbot- schaft der Christenheit, die uns in diesen Ta- gen wieder überbracht Wird, weil sie von uns in ihrer unfaßlichen Größe und Tiefe immer neu ergriffen und begriffen sein will, wenn sie Fundament unserer Hoffnung und unseres Lebensmutes sein soll. ö Die Umdeutung des Osterinhalts Wir können Ostern aber auch anders feiern, und meistens wird es auch auf andere Weise getan. Als in Goethes„Faust“ bewanderte Leute unternehmen wir den herkömmlichen Osterspaziergang und erleben in der Natur das neue Keimen und Blühen. Genügt es nicht, daß hier in zauberhafter Weise offen- bar wird, daß es nicht nur ein„Stirb“, son- dern eben immer wieder auch ein„Werde“ gibt? Das Leben ist noch nicht tot zu kriegen. Ostern wird auf diese Weise zum Symbol des Frühlings. i Und ist der Einzelne nicht auch dadurch unsterblich, daß er teilhat an der ewigen Lebenskraft des Volkes? Bei dieser„öster- lichen Lesart“ wird der Sinn des Lebens nicht in der Einzelgestalt, sondern in einer unend- lichen Reihe der Geschlechter gesehen. Der Einzelne geht in der Sippe auf, die Sippe im Volk. In der Kette der Generationen ist die Kontinuität des Lebens sichergestellt. Der Einzelne mag sterben, aber er ist nur ein Exemplar einer Gattung— sei es des Volkes, der Menschheit, die weiter lebt. Schopen- hauer hat diesen Gedanken in seiner Abhand- jung„Uber den Tod und sein Verhältnis zur Unzerstörbarkeit des Lebens an sich“ zum Ausdruck gebracht:„So weilt alles nur einen Augenblick und eilt dem Tode zu. Die Pflanze und das Insekt sterben am Ende des Som- mers, das Tier, der Mensch, nach wenig Jah- ren: der Tod mäht unermüdlich. Desungeach- tet aber, ja, als ob dem ganz und gar nicht so wäre, ist jederzeit alles da an Ort und Stelle, eben als wenn alles unvergänglich wäre.“ Oder man nimmt an der Unsterblichkeit teil, indem man wie Faust in seinem Werke fortlebt. In jenem von ihm errichteten Damm gegen das feindliche Element Wasser, so glaubt Faust, hat seine Persönlichkeit den Unzerstörbaren Niederschlag gefunden, der ihn den Triumphgeésang anstimmen läßt:»Es kann die Spur von meinen Erdentagen nicht in Aonen untergehen“. Aber ist dieser ewige Kreislauf des Wer- dens und Vergehens gesichert? Ist nicht ge- rade unsere Gegenwart von der Angst be- stiramt, daß der Zirkel des Stirb und Werde mit einem„Stirb“ enden könnte? Und drohen uns nicht gerade unsere Werke und Leistun- gen, in denen wir uns zu verewigen glauben, aus der Hand zu gleiten und die Existenz der Menschheit zu vernichten? Die Wissenschaft ist zwar heute in der Lage, die kleinsten Teile der Materie zu zertrümmern und die damit freiwerdende Energie in ihren Dienst zu stel- len. Unter der Hand hat diese Kraft aber ei- nen erschreckenden Charakter angenommen. Uns erschauert bei der Nachricht aus Japan, daß Eltern, über die der Aschenregen der Hiroschima-Bombe niederging, heute redu- zierte Geschöpfe, Kinder ohne Gehirn zur Welt bringen. Das Vergehen scheint mäch- tiger zu werden als das Entstehen. Und wenn Nietzsche die Furcht vor dem Tode noch als eine„Europäische Krankheit“ bezeichnet hat, deren Erreger für ihn die christliche Jenseits- angst war,— die„erbärmliche und schauder- hafte Komödie, die das Christentum mit der Sterbestunde getrieben hat“ zeigt sich heute, daß eine solche Folemik gegen das Christen- tum an der Wirklichkeit vorbei geht. Die Angst hat nicht nur die Europäer, son- dern die ganze Welt befallen, und es ist nicht mehr die Angst vor dem Jenseits, sondern vor den Mächten dieser Welt. Es ist nicht die Furcht vor einem transzendenten Spektakel, das den Menschen erwartet, sondern vor 21 nem höchst diesseitigen Chaos. Wir sind so- gar schon soweit, auf diese Angst angewiesen zu sein. Uber Nacht wurde sie zu einem, wie Uns scheint, sehr notwendigen Mittel der poli- tischen Strategie: zum sogenannten Gleichge- wicht des Schreckens. Bei solchen Gedanken wird uns unheimlich und wir spüren, wie wir den Boden unter den Füßen verlieren. Der sichere Port, von dem aug wir die Vergangenheit und die Zukunft zu bewältigen können glauben, existiert nicht mehr. Aber obwohl— ja vielleicht gerade, weil wir täglich aus den Nachrichten der gan- zen Welt entnehmen können, wie sich die dü- steren Wolken der Gefahren über uns zusam- menziehen, verschanzen wir uns doch hinter einer Alltäglichkeit, die uns den Blick für die Wirklichkeit und die Aufgabe ihrer Bewälti- gung nimmt. Ist das aber nicht ein verhäng- nisvoller Weg? Der Wendepunkt der Geschichte Es tut daher not, daß wir nicht nur spazie- rengehen, sondern Ostereinkehr halten. Mit einer billigen Frühlingsromantik und einem verlängerten Wochenende kommen wir nicht Weiter. Ostern läßt sich, nach all den Erfah- rungen, die wir machen mußten, nicht mehr idealistisch umdeuten. Der Fortschrittsglaube, daß das Gute schließlich doch siegt, daß das Gesunde und Edle über das Kranke und Schwache die Oberhand behält, ist angeschla- gen. Wir müssen zur Mitte des Osterfestes zurück, und das ist allein die Botschaft von der Auferstehung Christi. Hier wird der üb- liche Kreislauf des Stirb und Werde nicht fortgesetzt, sondern durchbrochen. Der Mensch wird hier nicht im Bereich seiner Möglichkei- ten belassen, sondern ihm wird eine Hand ge- boten, die von einer anderen Welt kommt. Das Gesetz dieser Erde ist aufgehoben, da- durch daß Gott selbst eingegriffen hat. Die Schöpfung ist nicht dem Tode preisgegeben, sondern wird neu erstehen, so wie Christus aus dem Tode erstanden ist. Ostern ist nicht nur ein Ereignis, das vor 2000 Jahren geschehen ist. Der Auferstandene begegnet heute dem, welcher der Botschaft, die auf seinen Befehl allen Völkern zu allen Zeiten gebracht werden soll, glaubt. In den ersten Jahren der bolschewistischen, Herrschaft hielt der damalige Erziehungsmi- nister Lunatscharskij vor einer Massenver- sammlung in Moskau eine Rede, in der das Ende des Christentums und der Triumph des gottlosen Materialismus proklamiert wurde. Von der Durchschlagskraft seiner Argumente wobl selbst überzeugt, gab er die letzten Mi- nuten der Veranstaltung zur Diskussion frei. Zunächst meldete sich niemand zum Wort. Plötzlich aber erhob sich ein Zuhörer, bestieg das Rednerpult und sagte, er wolle nur ganz kurz sprechen. Dann rief er in den stillge- wordenen Saal:„Christus ist auferstanden!“ Nach einer kurzen Zeit des Schweigens ant- Worteten die zu Tausenden versammelten Menschen mit der alten Osterliturgie ihrer EKirche:„Der Herr ist wahrhaftig auferstan- den!“ Darauf verließ derjenige, der sich ge- meldet hatte, das Podium mit der Bemer- kung:„Ich danke, ich habe nichts weiter zu sagen.“ Auch der Minister hatte nichts mehr zu sagen, sondern schloß die Versammlung. Ob die Botschaft von dem Auferstandenen aber ankommt oder nicht,„die Welt hat mit diesem Ereignis ihren Dreh- und Angel- punkt erhalten“, schreibt Hermann Ehlers in seinen Gedanken zur Zeit.„Politik, Wirt- schaft, Zusammenleben der Menschen, Kultur und Kunst können einfach nicht mehr so tun, als ob nichts geschehen wäre. Wer im Glau- ben von Ostern kommt, kann als Mensch in dieser Welt nicht mehr so handeln, wie zu der Zeit, in der er auf Ostern zuging. Ostern scheidet Menschen in diejenigen, die eine Hoffnung haben, und in diejenigen, die im hoffnungslosen Kreislauf ihrer Möglichkeiten verbleiben. Aber die Osterbotschaft steht über 0 dieser Welt, und niemand ist es verwehrt, von ihr aus den immer neuen Beginn zu wagen“ Kurt Renezes E 5 2 i ur 206 Gegen Wohnungsbaurekorde um jeden Preis wandte sich in Bonn Bundeswohnungsbau- minister Lücke, weil nach Ansicht der Bun- desregierung Preisstabilität und Qualität wich- tiger seien. Beim Absturz eines deutschen Düsenjägers in der Elbmündung ist der Pilot vermutlich ums Leben gekommen. Die Wohnlager der Vertriebenen sollen bis 1963 geräumt sein, äußerte der Informations- dienst des Bundes der Vertriebenen in Bonn. Bundestagspräsident Gerstenmaier erklärte nach seiner Rückkehr von einer dreiwöchigen Südamerikareise, die Deutschen könnten nicht genug tun, um ihre nationalen Fragen dem Ausland klarzumachen, Atomwaffengegner aus norddeutschen Städ- ten traten zum Sternmarsch der Internatio- ale der Kriegsdienstgegner und anderer Azifistischer Verbände an, dessen Ziel das Raketenübungsgelände der Bundeswehr Ber- den-Hohne ist. Italiens Staatspräsident Gronchi hat den christlich- demokratischen Politiker Fanfani mit der Neubildung des Kabinetts beauftragt. In Budapest ist der indonesische Staats- Praaldent Sukarno aus Bukarest kommend zu politischen Gesprächen eingetroffen. 1 1 21 5 N— 2 2 n Freier Bauernstand in der Sowjetzone vernichtet Kollektivierung der Landwirtschaft abgeschlossen„Neue Klasse entstanden“ Berlin(dpa). Als letzter der 14 Bezirke der Sowjetzone hat Chemnitz am Donnerstag den Abschluß der Kollektivierung der Landwirtschaft gemeldet. Damit gibt es keine selb- ständigen Bauern mehr in Mitteldeutschland. Nunmehr sei, so triumphiert die SED, in der Sowzetzone eine„neue Klasse“ entstanden. Auf dem Wege der„Umgestaltung der Menschen zu einem neuen sozialistischen Typ“ sei dies die nächsthöhere Stufe. Schätzungen sind zur Zeit über 1,5 Millionen Männer und Frauen in der Landwirtschaft“ der Sowzetzone tätig. Eine Bauernflucht großen Ausmaßes ist das Ergebnis dieser Entwicklung, an deren Anfang bereits ein Wortbruch der Kommunisten stand. Pieck verkündete 1945 als damaliger KPD- Vorsitzender auf einer Bauernkonferenz in Kyritz:„Das bäuerliche Privateigentum soll vollständig erhalten bleiben.“ Den offiziellen Beginn der Kollektivierung brachte das Jahr 1952. Der SED-Chef Ulbricht behauptete auf der zweiten Parteikonferenz in Ostberlin, auch aus Kreisen der werktätigen Bauernschaft sei Vorgeschlagen worden, den„planmäßigen Auf- bau des Sozialismus“ in der Sowjetzone zu verkünden. Die darauf entstandene Unruhe unter den Bauern veranlaßte das inzwischen seiner Parteiämter enthobene Mitglied des SED- Politbüros, Olsner, schon im August 1952 wieder zu der feierlichen Versicherung:„Die Partei erklärt mit voller Verantwortung, daß es bei uns keinerlei Pläne gibt und geben kann, die in irgendeiner Form darauf abzie- len, das persönliche Eigentum der Bauern an- zutasten, darunter auch den Boden, den sie besitzen, einschließlich des Bodens, den sie in den Jahren 1945/46 durch die Bodenreform erhalten haben.“ SEb feiert Vollkollektivierung „Sozialistischer Frühling in allen Bezirken der Repubik“,„Wiedergeburt der Nation“ und Ahnlich lauten am Freitag in der Ostberliner Presse Uberschriften, mit denen die Vernich- tung des freien Bauerntums in der Sowjet- zone gefeiert wird.„Neues Deutschland“ ver- steigt sich zu der Behauptung, in der„DDR“ Außenminister nicht in allen Punkten einig Washington(dpa). Mit einer Erörterung verschiedener Aspekte der Ost-West- Bezie- hungen endete am Donnerstag die Washing toner Vorkonferenz der Außenminister der drei Westmächte, die der Vorbereitung der Pariser Gipfelkonferenz im Mai diente. Am Donnerstagnachmittag hatte Bundes- Außenminister von Brentano noch eine Unter- wedung mit dem italienischen Außenminister Segni. Am Abend war er Gast des amerika- nischen Vizepräsidenten Nixon. Bei dieser Gelegenheit traf er auch mit NATO-General- sekretär Spaak zusammen. An der Donners- tagsitzung der Außenministerkonferenz hatte Von Brentano nicht mehr teilgenommen. Ie einer im Anschluß an die Donnerstag- Sitzung herausgegebenen gemeinsamen Er- klärung brachten die drei westlichen Außen- minister ihre Befriedigung über den„nütz- lichen Fortschritt“ zum Ausdruck, der wäh- rend der Washingtoner Gespräche erzielt wor- den sei. Sie betonten, daß die Vorbereitungen Für eine wirksame Darlegung der westlichen Standpunkte auf der Gipfelkonferenz be- trächtlich fortgeschritten seien. Die Behandlung des Abrüstungs-Problems, zu der sich die drei westlichen Außenminister zusammen mit ihren Follegen aus Italien und Kanada am Mittwochnachmittag zusam- mengefunden hatten, war mit einer erneuten Befürwortung des westlichen Abrüstungs- plans beendet worden, der gegenwärtig der Genfer, Ost-West-Abrüstungskonferenz vor- liegt. Frotz der gehobenen Stimmung, die den größten Teil der Washingtoner Außenmini- sterbesprechungen beherrschte, haben sich Washingtoner Vorkonferenz beendet-„Niitzliche Fortschritte“ nach Ansicht kritischer Beobachter in der amerikanischen Hauptstadt keine Umstände ergeben, die optimistische Erwartungen für die Gipfelkonferenz selbst rechtfertigen könn- ten. Nach wie vor ist die Beurteilung der Er- Tolgschancen des Gipfeltreffens äußerst vor- sichtig. Die Donnerstagsitzung der Außenminister in Washington war die einzige Sitzung der dreitägigen Konferenz, auf der keine„volle Ubereinstimmung“ erzielt wurde. Dies war bei der französischen Anregung einer gemein- samen koordinierten Ost-West- Wirtschafts- hilfe für Entwicklungsländer unter Beteili- gung der Sowjetunion und bei dem Vorschlag eines Ost-West-Abkommens über die Kon- trolle und Beschränkung der Waffenlieferun- gen an Entwicklungsländer der Fall. Die Auhenminister konnten sich nicht darüber einigen, ob derartige Vorschläge der Gipfel konferenz in der französischen Hauptstadt unterbreitet werden sollen. „Status quo nicht legal anerkennen“ Der französische Außenminister Maurice Couve de Murville erklärte in einem am Freitag gesendeten Interview mit dem fran- zösischen Rundfunk, die Westmächte seien nicht bereit, den Status quo der Teilung Deutschlands legal anzuerkennen. Gleichzeitig würde der Westen aber dafür Sorge tragen, daß dieser Status quo unter friedlichen Vor- aussetzungen aufrechterhalten bleibt, solange eine Wiedervereinigung Deutschlands nicht möglich sei. Couve de Murville gab diese Er- Kklärungen zum Abschluß der Washingtoner Außenministerbesprechungen ab. Nach Westberliner „Sozialistischen seien jetzt die Blütenträume der Märzstürme 1848 gereift.„Der jahrhundertealte Traum vom freien Bauern auf freier Scholle, vom freien Volk auf freiem Grund, geht beute und hier, in unserer jungen Republik des Frie- dens in Erfüllung. Das Schicksal der Bauern hat sich für immer zum Guten gewendet“. heißt es. Gleichzeitig kündigt die Ostpresse an, Am Anfang ein Wortbruch daß der„Aufbau des Sozialismus“ in nächster Zeit schneller vorangetrieben wird. Bonn: Unmenschliches Vorgehen Die von den Kommunisten jetzt hundert- Prozentig erzwungene Follektivierung der bäuerlichen Betriebe in Mitteldeutschland fin- det in ganz Deutschland keine Anerkennung, sondern ruft nur Abscheu hervor. Diese An- sicht wurde am Freitag von einem Sprecher des Bundesministeriums für Gesamtdeutsche Fragen in Bonn vertreten. Die Bundesregie- rung werde in Kürze dokumentarisches Ma- teris: über das unmenschliche Vorgehen der SE in einem Weißbuch veröffentlichen, fügte der Sprecher hinzu. Oberländers Urlaubsort wird geheimgehalten Anschlag befürchtet— Pankow lädt Bonn zum Schauprozeß ein Bonn(dpa). Bundesvertriebenenminister Oberländer hat am Donnerstag seinen Urlaub angetreten. Der Urlaubsort des Ministers wird nach Angaben seines Ministeriums„aus Si- cherheitsgründen“ geheimgehalten, nachdem in Bonn angebliche Attentatspläne gegen Oberländer bekannt geworden waren. Ein russischer Emigrant hatte der Münch- ner Kriminalpolizei gemeldet, daß ein öst- licher Nachrichtendienst einen Anschlag gegen den Minister vorbereite. Daraufhin sicherte die Bonner Polizei vorübergehend die Woh- nung Oberländers. In Bonn wird angenommen, daß Minister Oberländer im Maf zurücktritt. Bis zu diesem Zeitpunkt könnte die Staatsanwaltschaft die Vorwürfe wegen einer angeblichen Beteili- gung des Ministers an den Untaten in Lem- berg 1941 geklärt haben, und Oberländer Könnte in dieser Frage rehabilitiert sein. Das Bundeskabinett ist in einem Schreiben an Justizminister Schäffer eingeladen wor- den, am 20. April an dem Ostberliner Schau- Prozeß gegen Oberländer teilzunehmen. Nach einer Meldung der Sowietzonen-Nachrichten- agentur ADN wurde die Einladung von dem Zonmenstaatssekretär Dr. Töplitz übermittelt. Das Oberste Gericht der Sowjetzone will den Bundesvertriebenenminister— auch in Ab- wesenheit— wegen angeblicher Kriegsver- brechen aburteilen. Bonner Kripochef suspendiert Düsseldorf(dpa). Der Chef der Bon- ner Kriminalpolizei, Kriminaloberrat Dr. Maly, ist mit sofortiger Wirkung vorläufig des Dienstes enthoben worden. Nach Anga- ben der Gewerkschaft OTV soll Maly im Ver- dacht stehen, sich während seiner Tätigkeit beim Sicherbeitsdienst in den Jahren 1942/43 einer Rechtsbeugung schuldig gemacht zu ha- ben. Der Geschäftsführer der Bonner GTV, Wagner, hat auf einer Gewerkschaftsver- sammlung in Bonn erklärt, gegen weitere nmordrhein- westfälische Polizeibeamte, denen die Beteiligung an Judenerschießungen zur Last gelegt werde, liefen Ermittlungsverfah- ren. General Röttiger gestorben BOonm(dpa). Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Röttiger, ist am Freitagmor- gen gestorben, teilte das Bundesverteidigungs- Ministerium in Bonn mit. Heute wäre Röt- tiger, der in Hamburg geboren wurde, 64 Jahre alt geworden, Er litt seit längerer Zeit an Krebs. Seit 1957 Inspekteur des Heeres, zählte er zu den Offizieren, die maßgeblichen Anteil am Aufbau der Bundeswehr haben. Bei der Truppe war er außerordentlich be- liebt. General Röttiger gehörte zu den her- vorragendsten Panzerfachleuten der Bundes- Wehr. Er war früher enger Mitarbeiter Gu- derians. Gegen Ende des Krieges war Röttiger Chef der Heeresgruppe Italien, wo er gegen Hitlers Befehl die Kapitulation vorbereitete. In Bonn wird angenommen, daß General- major Zerbel, der bereits im Führungsstab Heer tätig st, den Posten Röttigers über- nimmt. Farbige zu Boykottstreik aufgerufen Südafrika kommt nicht zur Ruhe- Subowke fordert Panafrika Johannesburg(dpa). Die Unruhe in der Südafrikanischen Union hält an. Der in- Zwischen verbotene Afrikanische Nationalkon- greß hat am Donnerstag tausende von Flug- blättern verteilt. Die Farbigen werden darin aufgefordert, nach Ostern einen einwöchigen Boykottstreik zu beginnen. 300 schwer bewaffnete Polizisten unternah- men am Donnerstag eine überraschende Raz- zia auf die Stadt Orlando, rund 30 Kilometer von Johannesburg, wo 100 000 Afrikaner leben. Der Präsident des ebenfalls verbotenen Pan- afrikanischen Kongresses, Subowke, erklärte vor einem Johannesburger Gericht, er allein sei für die Kampagne gegen den Ausweis- zwang für Farbige verantwortlich. Subowke entwickelte vor Gericht das Programm seiner Organisation.„Wir sehen es als unsere histo- rische Aufgabe an, dazu beizutragen“, er- Klärte er,„die Vereinigten Staaten von Afrika zu schaffen“. Das Befinden des durch ein Attentat Ver- letzten südafrikanischen Minister präsidenten Verwoerd ist„den Umständen nach“ gut. En verbrachte nach Mitteilung der Arztè eine ru- hige Nacht. 1 Afro- asiatische„Befreiungsfront“ Conakry(dpa). Die„zweite Solidaritäts- konferenz der afrikanisch- asiatischen Völker“, die am Freitag in Conakry beendet wurde, verurteilte die Rassentrennungspolitik in Süd- afrika, die„Kolonialpolitik“ Frankreichs in Al- gerien und forderte die Anerkennung den algerischen Exilregierung durch alle afro- asiatischen Regierungen. Die Delegierten empfehlen ferner, in naher Zukunft zu einer „zweiten Bandung- Konferenz“ zusammenzu- kommen, deren Hauptziele die Schaffung einer gemeinsamen afro- asiatischen„Befrei- Uungsfront“ und die Bildung eines„afro-asia- tischen Freiwilligenkorps“ sein müßten. Die- ses Korps solle allen afrikanischen und asia- tischen Völkern helfen. Aus dem ü dweſten Baden-Gutachter stellen richtig Stellungnahme zu Kußerungen der Altbadener Heidelberg Gdsw). Die Mitglieder der sogenannten Baden- Kommission, Professor Dr. Hans Schneider, Heidelberg, und Professor Dr. Herbert Krüger, Hamburg, haben die Be- Hauptung des dem„Heimatbund Badenerland“ zugehörigen Oberlandesgerichtspräsidenten a. D. Pr. Zürcher zurückgewiesen, die Verzöge- rung des Baden- Gutachtens sei nicht auf die Abreise des von badischer Seite benannten dritten Kommissionsmitgliedes, Professor Dr. Karl H. Neumayer, Lausanne, zurückzuführen. Dr. Zürcher hatte in einer Wahlversammlung ferner erklärt, Prof. Neumayer habe seine Kol- legen der Sachverständigen- Kommission von Anfang an darauf hingewiesen, daß er Anfang März zu einer Gastvorlesung an der Cornell- Universität in die USA reisen werde. Es könne also keine Rede davon sein, daß Neumayer sich„französisch verabschiedet“ habe. Dazu stellten Prof. Schneider, der in der Kommission die baden- württembergische Lan- desregierung vertritt, und das neutrale Kom- misslonsmitglied, Prof. Krüger, in einer in . veröffentlichten Erklärung fest, bei der letzten Arbeitssitzung des Gremiums am 14. Februar sei beschlossen worden, daß Krü- ger das Gutachten auf Grund der Stellung- nahmen erstellen werde, die ihm Schneider und Neumayer in Form eines„Aide memoires“ 1 Verfügung stellten. Diese Stellungnehme läge Krüger seit Anfang März vor. Die Kom- mission habe sich damals ferner darüber ge- einigt, daß der Entwurf Krügers in einer Re- daktionssitzung beraten werde. Diese Sitzung habe wegen der Abreise be Sunbelt in die USA, wo er sich vier Monate aufhalten wolle, gedoch nicht stattfinden können. 5 legen von seiner Verhinderung weder in der In der Erklärung wird ausdrücklich betont, daß Professor Neumayer seinen beiden Kol- Sitzung am 14. Februar, noch später Mittei- lung gemacht habe. Sie hätten bis zum heuti- gen Tage von Professor Neumayer keinerlei Nachricht aus den USA erhalten. Professor Krüger werde sich nunmehr bemühen, die Zu- stimmung Neumapyers zu seinem Entwurf auf schriftlichem Wege zu erhalten. Ottenheimer Brandstifter rehabilitiert La h r(Isw). Ein ehemaliger Karussellbesitzer aus Ottenheim, der wegen Brandstiftung zu- sammen mit seiner Frau mehrere Jahre im Zuchthaus verbracht hatte, ist vom Lahrer Amtsgericht von der Anklage der falschen An- schuldigung aus subjektiven Gründen freige- sprochen worden. Der Karussellbesitzer hatte behauptet, nicht er, sondern eine Frau aus Ot- tenbeim habe im August 1952 den Großbrand gelegt, dem sechs Wohnhäuser und 24 OGkono- miegebäude in Ottenheim zum Opfer fielen. Die Frau klagte daraufhin gegen den Karus- sellbesitzer. Der Angeklagte war im November 1952 ęuf Grund eines Geständnisses zu viereinhalb Jah- ren, seine Frau zu dreieinhalb Jahren Zucht- haus verurteilt worden. Während der Straf- verbüßung behaupteten dann beide, unschul- dig zu sein, Das Geständnis hätten sie nur ab- gelegt, um endlich Ruhe vor den Vernehmun- gen zu bekommen. Nachdem der Karussellbe- sitzer aus dem Zuchthaus entlassen worden war, schrieb er an die Staatsanwaltschaft Of- fenburg, den Generalstaatsanwalt end an Bun- deskanzler Adenauer, nicht er habe den Brand in 9 gelegt, sondern elne Frau ads dem Dorf. 2 Im Verlauf er jetziger. Verhandlung wurde auch der acht Jahre zurückliegende Fall des FEhepaars wieder aufgerollt. Es wurde ein Gut- achten des Leiters des Landeskrankenhauses Emmendingen verlesen, das den Angeklagten als den Prototyp des biederen, rechtlich den- kenden Menschen schilderte, dessen Kohlhaas natur nach einem falschen Geständnis zu re- bellieren begonnen habe. Der Angeklagte sei aufgrund eingehender Untersuchungen Z⁊u einer Brandstiftung nicht fähig. In seiner Urteilsbegründung führte das Ge- richt aus, die Anschuldigung gegen die Klä- gerin sei objektiv falsch, weil der Beweis, daß Sie den Brand gelegt habe, nicht erbracht wer- den könne. Aber auch das frühere Geständnis der Sheleute sei nicht voll glaubhaft. Da man auch dem Angeklagten in diesem Prozeß die Brandstiftung nicht habe nachweisen können, müsse man zu seinen Gunsten annehmen, daß er den Brand nicht gelegt habe. Die Frage, wer nun eigentlich den Brand in Ottenheim gelegt hat, konnte nicht geklärt werden. Fast 10 000 Familien suchen eine Wohnung Heidelberg dsw). Fast 10 000 Heidel- berger Familien mit insgesamt 30 900 Perso- nen suchen in Heidelberg eine Wohnung. Al- lerdings sind in dieser Zahl auch solche Fami- lien enthalten, die mit ihrer derzeitigen Woh- nung nicht zufrieden sind, so daß sich der tatsächliche Bedarf auf etwas über 5000 Woh- nungen beläuft. Die städtische Gemeinnützige Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz, die nur für Minderbemittelte und Kinderreiche baut, wird in diesem Jahr voraussichtlich rund 300 Wohnungen errichten. Für das neue Heidelberger Wohngebiet, die Waldparksied- lung Boxberg, sind außerdem 150 Wohnungen vorgesehen. Brücke über ein Dorf hinweg Meckesheim, Kr. Heidelberg(sw), Ein bedeutendes Projekt für Meckesheim ist die Umgehungsstraße, die gegenwärtig mit einein Gesamtaufwand von sechs Millionen DM ge- baut wird. Der erste Bauabschnitt, die Unter- führung der Bahnlinie Heidelberg Meckes⸗ heim Obrigheim, ist bereits fertiggestellt. Der zweite Bauabschnitt, der die Verlegung des Elsenzbettes vorsah, Konnte jetzt mit“ dem Durchstich zwischen dem alten und neuen Flußbett im wesentlichen ebenfalls abgeschlos- sen werden, Die Umgehungsstraße Wird auf einer 5 Meter N Brücke alrekt über einen Teil der Ortschaft, den Fluß und die Bahnlinie hinweggeführt. Kletterpartie einer Hoteldiebin Rastatt(sw). Auf verwegene Weise hat in Rastatt eine 30 Jahre alte Hoteldiebin aus Krefeld versucht, wieder die Freiheit zu er- langen. Die Frau, die am Wochenanfang nach Z wel Diebstählen in einem Rastatter Hotel ver- haftet worden war, sollte dem Amtsrichter, der im Rastatter Schloß amtiert, vorgeführt werden. Um dieser Vorführung zu entgehen, stieg sie aus der Damentoilette des zweiten Stockes des Rastatter Schlosses und ließ sich an der Dachrinne und einem Abflußrohr auf die Straße hinunter. Da ihr Fluchtversuch je- doch bemerkt wurde, konnte sie nach einer 8 Verfolgung wieder festgenommen wer- en. Freiburg kann kein Krankenhaus bauen Freiburg dsw), Die Stadt Freiburg Sei durch ihre großen Verpflichtungen im Schul- haus-, Wohnungs- und Straßenbau in den nächsten Jahren finanziell nicht in der Lage, ein städtisches Krankenhaus zu errichten, teilte die Stadtverwaltung mit. Sie bezog sich dabei auf die Außerungen des Direktors der Medizinischen Universitätsklinik, Professors Dr. Heilmeyer, der dieser Tage vor der Presse geäußert hatte, die Stadt werde sich mit dem Gedanken vertraut machen müssen, ein städ- tisches Krankenhaus zu bauen. Die Medizini- sche Universitätsklinik sei nicht mehr in der Lage, die ständig wachsende Zahl der Kran- ken aufzunehmen. Kamin als Ruhesitz eines Auerhahns Triberg, Kr. Villingen dsw). Ein Auer- hahn hat sich den Kamin eines einsam ge- legenen Schwarzwaldhauses in der Nähe von Triberg während der Balzzeit als Ruhesitz ausgewählt. Mehrere Stunden verbringt das Tier täglich auf diesem„Ersatz baum“. Im Herbst vergangenen Jahres waren Auerhen- nen und-häbne sogar bis an den Stadtrand b von Triberg herangekommen. 2