2 NHNMN F S A 8. 2 Brncheint: montags, mittwockis, freitags un samstags. Frei Haus 2.20, im Verlag geholt 1.80, durch die Post 1.80 zuzügl. 80 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 18 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Telefon 8 6216 Anzelgenpreise: de d- gespaltene Milli meterzeile 18 Pfg.— Ereisliste Nr. 2 Abbestellungen können nur bis 28. auf Hen Monatsersten angenommen werden. Nr. 22 Freitag, den 9. Februar 1962 14.62. Jahrgang Entwurf der deutschen Antwort an Moskau fertiggestellt Höflich aber ablehnend in der Frage direkter Kontakte Sowjets drängen weiter auf zweiseitige Gespräche Von unserer Bonner Redaktion Bonn(Z). Im Auswärtigen Amt ist der Entwurf der deutschen Antwort auf das so- waetische Memorandum vom 27. Dezember 1961 fertiggestellt worden. Wie ein Sprecher des Außen ministeriums gestern in Bonn erklärte, dient der Entwurf als Arbeitsgrundlage für die kommenden Besprechungen in dieser Frage, vor allem aber für die Konferenz der deutschen Botschafter in den westlichen Hauptstädten, die heute in Bonn zusammentritt. Es ist damit zu rechnen, daß die Bundesregierung Ende dieses Monats die Antwort in Form einer Darstellung des deutschen Standpunktes zur Berlin- und Deutschlandfrage der sowie- tischen Regierung überreichen wird. Die deutsche Antwort, die ebenso wie die sowjetische Denkschrift in einem sehr höf- nchen Ton gehalten werden soll, wird keines- falls auf die sowjetische Aufforderung 2zu zweiseitigen Verhandlungen zwischen Bonn und Moskau eingehen, sondern statt dessen die Viermächte- Verantwortung für die Lö- sung der Deutschland- und Berlin-Frage betonen. In der gestrigen Kabinettsitzung wies Bun- deskanzler Adenauer nochmals nachdrücklich darauf hin, daß im Augenblick mehr denn je die Einigkeit des Westens unterstrichen wer- den müsse. Von deutscher Seite solle jeden- falls alles unterlassen werden, was in dieser Hinsicht Verwirrung stiften könnte. Adenauer kündigte an, daß die Bundesregierung das sowjetische Memorandum in böflicher Form beantworten werde. Die Antwort werde nach eingehenden Beratungen mit dem Auswärti- gen Amt, den deutschen Botschaftern in den wichtigsten westlichen Hauptstädten und viel- zeicht auch mit dem Auswärtigen Ausschuß des Bundestages erstellt. Sie soll außerdem mit den westlichen Verbündeten abgestimmt werden. Am Donnerstagnachmittag hat der Bundes- Kkanzler auch den deutschen Botschafter in Moskau, Dr. Kroll, im Palais Schaumburg empfangen und mit ihm ebenfalls die deutsche Darstellung erörtert. Ein Sprecher der Bun- desregierung hielt es gestern für möglich, daß Dr. Adenauer auch mit anderen in der Bun- deshauptstadt bereits versammelten Botschaf- tern in Einzelgesprächen diese Frage weiter besprechen wird. Während men im Palais Schaumburg mit der Abfassung der deutschen Antwort an Moskau beschäftigt ist, wird in Gesprächen mit Journalisten und Politikern von sowie tischen Diplomaten immer wieder darauf hin- gewiesen, daß sich die Sowjets nicht davon abhalten lassen werden, mit Nachdruck auf zweiseitige Gespräche zwischen Bonn und Moskau zu drängen., Dabei vertreten die In- formanten den Standpunkt, daß in den bis- herigen vier Gesprächen mit dem sowjetischen Außenminister Gromyko der amerikanische Botschafter noch nicht einen einzigen Vor- schlag gemacht habe, der sich auf die Rege- lung der Berlin-Frage oder auf die Lösung des Deutschland- Problems beziehe. In diesem Zusammenhang wird betont, daß bisherige Unterredungen mit dem deutschen Botschaf- ter in Moskau. Dr. Kroll, weitaus ergiebiger und für die Bundesrepublik nütz 82 Wesen seien als die Sondierungen des ameri- kanischen Botschafters. Es müsse deshalb ver- Wundern, daß die Bundesregierung es aus- schließlich den Amerikanern überlasse, wich- tige Gespräche über das deutsche Problem zu führen. Sowjetische Diplomaten vergessen dabei nicht, die hervorragenden Beziehungen Krolls zu dem sowjetischen Ministerpräsiden- ten Chruschtschow zu betonen. Außerdem liege Kroll Chruschtschow rein temperament- mäßig mehr als Thompson. Nach sowjetischer Darstellung hat Thompson von seiner Regie- rung die Aufgabe, sieben weltpolitische Schwerpunkte in seinem Sondierungsgespräch mit den Sowijets zu erörtern, von denen nur einer auf das Deutschland-Problem entfalle. In direkten Gesprächen zwischen Moskau und Bonn hingegen könnte die Deutschland-Frage zum Hauptgegenstand werden. Themenmäßig fest umrissene Unterredungen Krolls mit der sowjetischen Regierung seien darüber hinaus durchaus in der Lage, Herrn Thompson zu entlasten Die sowjetischen Gesprächspartner weisen außerdem darauf hin, daß Bundeskanzler Dr. Adenauer in seinem Gespräch mit dem sowie tischen Botschafter in Bonn am 5. Dezember vergangenen Jahres eine Fortsetzung der Un- terredung in dem Sinne einer Verbesserung des deutsch- sowjetischen Klimas angekündigt habe. Die Sowjets warten nun offensichtlich darauf, daß der Bundeskanzler diese Ankün- digung wahrmacht. Westen schlägt Abrüstungskonferenz vor Dreier-Konferenz der Außenminister als Auftakt der Genfer Gespräche London(dpa). Großbritannien und die Usa haben der Sowjetunion am Donnerstag eine Dreier- Konferenz der Außenminister über die Abrüstung vorgeschlagen. Präsident Kennedy und Premierminister Macmillan richteten ein gemeinsames Schrei- ben an, den sowjetischen Regierungschef Chruschtschow und regten darin an, daß die drei Außenminister im März vor der für den 14. März geplanten Ab tungskonfe- renz des neuen 18 Aremiums— zu- ammentreten. Das britischen, amerikanischen und s Außenmini- sters soll nach dem Sch- amerikanischen Vorschlag der Auftakt für die neue Genfer Abrüstungskonferenz sein. Die drei Außen- Zahl der Todesopfer auf 280 angewachsen Völklinger Grubenkatastrophe löst Welle der Hilfsbereitschaft aus Saarbrücken(dpa). Eine Welle der Milfsbereitschaft ergoß sich am Donnerstag in Aas von dem Völklinger Grubenunglück schwer betroffene Saarland. Während in Völklingen, in der Landeshauptstadt Saarbrücken und im ganzen umliegenden Gebiet die Trauer um die bisher 280 Toten das Bild des öffentlichen Lebens bestimmte, kämpften sich in der vom Unglück betroffenen Grube Luisenthal die Rettungsmannschaften Meter um Meter durch Trümmerberge voran. Noch immer werden 12 Bergleute vermißt, die Wahrscheinlich tot sind. Nach Mitteilung des Oberbergamts Saarbrücken lagen am Don- merstag noch 80 schwerverletzte Bergleute in den Kraukenhäusern. Bundeskenzler Adenauer sprach am Don- nerstagabend im Deutschen Fernsehen und über den Saarländischen Rundfunk den von gem Unglück betroffenen Familien das Bei- leid des ganzen deutschen Volkes aus. Die Bundesregierung hat zur Linderung der ersten Not eine Million DM bereitgestellt. Bei der Trauerfeier, die am Samstag in Saarbrücken Stattfinden soll, wird voraussichtlich Bundes- Präsident Lübke die Totenrede halten. Das Bundeskabinett wird durch Vizekanzler Er- hard und Bundesverkehrsminister Seebohm vertreten sein. An der Spitze der Persönlichkeiten des In- und Auslandes, die dem Saarland und der betroffenen Bevölkerung ihr Beileid zu der Zatastrophe aussprachen, stand Papst Johan- nes XXIII. Er beauftragte Nuntius Bafile, den Familien der Opfer eine Geldsumme zu über- reichen und ihnen die Anteilnahme des Pap- stes auszudrücken. Die Bundesregierung und zahlreiche Län- derregierungen haben bis zur Beisetzung der Katastrophenopfer Trauerbeflaggung ihrer Ge- bäude angeordnet. Die Spenden, die für die Angehörigen eingingen, hatten schon am Don- merstagnachmittag— ohne die Spende der Bundesregierung— mehr als eine Million DM erreicht. Unter den Spendern waren Länder- negierungen, Gewerkschaften und das Deut- sche Rote Kreuz, das sich besonders der Kin- der der Toten von Völklingen annehmen will. 1 5 sie soll eine Stiftung errichtet werden, zunächst mät einem Betrag von 100 C000 PM 5 dotiert wurde.* Wenige Stunden nach Bekanntwerden der Grubenkatastrophe hat Radio Luxemburg mit einer internationalen Spendenaktion für Opfer und Hinterbliebene begonnen. Der Sender Setzte dafür alle seine mehrsprachigen Pro- gramme ein und spendete selbst 100 000 Bel- gische Francs. Das Unglück ist möglicherweise durch einen plötzlichen starken Gasausbruch aus dem unterirdischen Gestein verursacht worden. Wie das Oberbergamt Saarbrücken bekannt- gab, habe ein Funke genügt, um das Gas- Luftgemisch zur Explosion zu bringen, minister sollen immer wieder nach Genf zu- rückkehren, sobald die Genfer Gespräche Fortschritte erzielt haben oder ein neues Sta- dium erreichen Großbritannien und die USA gaben gleich- zeitig Vorbereitungen für neue eigene Atom- waffenversuche bekannt. Die britische Regie- rung hat die Weihnachtsinseln im Südpazifik den USA für Atomwaffenversuche in der Atmosphäre zur Verfügung gestellt. Dafür erhält Großbritannien die Möglichkeit, in der Wüste von Nevada einen kleineren unter- irdischen Atomver zu unternehmen. Das Datum für die am nischen Versuche im Pazifik wurde noch nicht mitgeteilt. Macmillan begründete die geplanten ame- rikanischen Versuche mit der Notwendigkeit, sich militärisch von den Sowjets nicht über- runden zu lassen und eine Verteidigung ge- gen ballistische Raketen zu entwickeln.„So lange der Rüstungswettlauf anhält. wagen Wir es nicht, in dem Kampf zwischen offen- siven und defensiven Waffen, mit ihren zu- nehmenden Komplexen Systemen von Gegen- maßnahmen und Gegen- Gegenmaßnahmen zu- rückzubleiben.“ Ferner teilte der britische Premier mit, daß er es War, der den Vorschlag machte, eine neue entschlossene Initiative auf dem Gebiet der Abrüstung zu ergreifen, obwohl die Gen- fer Verhandlungen über eine Einstellung der Atomwaffenversuche erfolglos blieben. Das Ergebnis sei der Beschluß, Chruschtschow Auhßenministerbesprechungen über die Ab- rüstung vorzuschlagen. EINE ERSTE ATEM PAUSE legen kier drei Bergleute ein, die sich an der Rettung von Verletsten und der Bergung von Toten auf der Zeche Luisenthal beteiligen UPI-Bild Probleme EThard Haschke Neue Atomversuche und Abrüstung anstre- ben, das ist der Tenor des Abrüstungsvor- schlages, den die USA und Großbritannien Chruschtschow überreichten, So paradox die- ses auch klingen mag, so verständlicher wird es aber, wenn man der quälenden und nutz- losen Genfer Gespräche sich erinnert. Die Sowjets sprachen dabei zwar immer von dem Willen, die Grundlage für eine Abrüstung, die ein Atomversuchsstopp zur Voraussetzung haben muß, im Verein mit dem Westen zu finden, verschütteten aber alle gangbaren Wege, die zu einem solchen Ziel führen konn- ten. Ja, sie ließen es sich sogar angelegen sein, Von trotz Genfer Verhandlungen, neue Atom- Explosionen— zudem in einem bis dahin nicht gekannten Ausmaß— zu starten. Bei einer solchen Sachlage kann es natürlich dem Westen nicht zugemutet werden, diesem Trei- ben tatenlos zuzusehen und sich auf diese Weise von der Sowjetunion überrunden zu lassen. Er würde dem Sicherheitsbedürfnis der westlichen Völker nicht gerecht, wenn er nicht auch seinerseits an dem Rüstungswett⸗ lauf, so wahnsinnig dieser für die Welt auch ist, teilnehmen würde. Nur auf diesem Wege kann das militärische Gleichgewicht zwischen Ost und West einigermaßen gehalten werden. Daß es zu weiteren verhängnisvollen Atom- versuchen kommen wird, daran gibt es kei- nen Zweifel, trägt Moskau durch seine Hal- tung die Schuld. Wo dieser Weg aber eines Tages einmal enden kann, ist in Moskau und Washington ebenfalls gut bekannt. Um den Endpunkt, der für die Menschheit katastrophale Folgen hätte, nicht zu erreichen, greift man die Frage der Abrüstung auf. Grundsätzlich erklären sich die Sowjets damit einverstanden. Aber mit diesem Einverständnis ist das ganze Problem noch nicht gelöst, und man darf gespannt sein, welche Kreuz- und Querwege wieder in die Debatte geworfen werden, die geeignet Sind, die kommende Abrüstungskonferenz in die Länge zu ziehen, wobei man unbeschadet die Rüstungsindustrie auf Hochtouren laufen lassen kann. Den Vorschlag des Westens, vor Beginn der eigentlichen Abrüstungskonferenz noch ein Dreier-Gespräch der Auhenminister 2zu arrangieren, ist begrüßenswert, da die da- mit eingeleitete Initiative einige Werte in sich birgt. Sollte dieser Vorschlag auch von Moskau angenommen werden, so ist aber damit noch lange nicht der günstige Ausgang der Abrü- stungsgespräche garantiert. Moskau wird es Wieder verstehen, das Gesicht zu wahren. Eine Abrüstung aber wird nur dann von Er- folg gekrönt sein, wenn der ehrliche Wille dazu bei allen Beteiligten vorhanden ist. Dar- an zu glauben fällt so lange schwer, so- lange nicht durch Tatsachen das Gegenteil bewiesen worden ist. Während nun ein neues Problem sich an- schickt in das Rampenlicht der Weltöffentlich- keit zu treten, ist das Berlin- und Deutsch- landproblem noch keinen Schritt auf dem Wege einer Lösung vorangekommen. Wenn nicht aller Anschein trügt, werden sich die Sondierungsgespräche in Moskau bald in einer Sackgasse festgelaufen haben. Die Sowjets, die behaupten, daß der US-Botschafter über- haupt noch keine Vorschläge in dieser Ange- legenheit abgegeben habe und das ganze Pro- blem im Rahmen weiterer weltpolitischer Punkte behandle, lassen es sich weiter an- gelegen sein, auf direkte Gespräche zwischen Moskau und Bonn zu drängen. Die Bemer- kung, daß es eigentlich wunder nehme, daß Bonn sich in dieser Frage so reserviert ver- Halte, obwohl es doch hier um rein deutsche Belange gehe, ist nicht ohne weiteres zu über- sehen. Die Haltung Bonns ist in dieser Hin- sicht Wirklich nicht ganz verständlich, und Wie die letzten Berichte aus der Bundeshaupt- stadt besagen, denkt man auch nicht daran, in nächster Zukunft etwas zu ändern. Man begründet es damit, daß man nicht Gefahr laufen möchte, den Alliierten Anlaß zu Miß- trauen und Argernis zu geben. Dieses Argu- ment aber scheint nicht ganz stichhaltig zu sein, es sei denn, Bonn hat sich der Politik der Westallijerten so weit ausgeliefert, daß man sich zu einer selbständigen Handlung überhaupt nicht mehr aufschwingen kann. Diese Situation aber wird für uns einen ge- fahrvollen Faktor in sich tragen. Wir wissen nicht, wie sich die politischen Verhältnisse in Zukunft entwickeln werden, um Washington auch weiterhin zu gestatten, sein ganzes Gewicht in der Berlin- und Deutschlandfrage in die Waagschale zu werfen. Was wir heute ausschlagen, ebenfalls ein Ge- spräch mit Moskau über unsere Angelegenheit zu führen, könnte eines Tages zur zwingenden Notwendigkeit werden. Nur würde es dann unter anderen und scheinbar nicht günstigeren Aspekten geschehen. Nach den augenblick lichen Konstellationen arbeitet die Zeit nicht für uns. Ein neues, großes Problem der Ab- Fortsetzung auf Seite 2) e Bundestagsabgeordneter Bucerius aus der CDI ausgetreten Auch Bundestagsmandat niedergelegt„Ein nicht üblicher Fall von Intoleranz“ Seit Jahren gegen Adenauer Von unserer Bonner Redaktion Bonn(Z. Der Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete und verleger Dr. Bucerius hat am Donnerstag dem CDU- Bundesvorstand seinen Austritt aus der CDU schriftlich mit- geteilt. Sein Mandat im Bundestag legte er ebenfalls nieder. Dr. Bucerius hat damit die Konsequenzen aus einem Beschluß des CDU-Vorstandes vom Mittwoch gezogen, mit dem der Landesver- band Hamburg der CDU und die Bundestags- fraktion aufgefordert worden waren, beschleu- nigt zu entscheiden, ob Bucerius wegen einer Veröffentlichung in der von ihm herausgege- benen IIlustrierten„Stern“, noch länger Mit- glied der CDU und ihrer Bundestagsfraktion bleiben könne. Ein im„Stern“ erschienener Artikel„Brennt in der Hölle wirklich ein Feuer?“ war vom Bundesvorstand als„eine Verletzung christlicher Empfindungen“ schärf- stens verurteilt worden. In einer Erklärung zu diesem Beschluß Stellte Dr. Bucerius fest, daß er der CDU 15 Jahre harter und treuer Arbeit gewidmet habe, weil er ihre Politik für richtig halte. Den Beschluß des CDU- Vorstandes nannte er einen in der CDU nicht üblichen Fall von Intoleranz. Zum Schluß versicherte er, daß sein Austritt aus dem Bundestag und der CDU, zu dem er sich gezwungen sehe, nichts an seiner politischen Uberzeugung ändern könne. Der„Stern“-Bericht, in dem unter anderem Protestantischen Politikern vorgeworfen wird, gemeinsam mit katholischen Politikern„kirch- iche Meinungen mit Staatsgesetzen auch Andersgläubigen aufzuzwingen“, hatte Pro- teste mehrerer politischer und konfessioneller Verbände ausgelöst. Die Redaktion des„Stern“ erklärte am Don- nerstagnachmittag, sie sehe sich nach dem Beschluß des CDU- Bundesvorstandes gegen ihren Verleger nicht länger in der Lage, die Loyalität des Verlegers zu seinen Redakteuren in Anspruch zu nehmen.„Dr. Bucerius hat von dem ‚Stern-Artikel ‚Brennt in der Hölle ein Feuer?“ vor der Veröffentlichung nichts ge- Wußté, erklärten die Redakteure. In der Mit- teilung der Redakteure, die von dem Chef- redakteur des„Stern“, Henri Nannen, unter- schrieben ist, heißt es:„Wir sind erschreckt über die Leichtfertigkeit, mit der der Bundes- Vorstand einer großen Partei dem Verleger einer Zeitung jeden Artikel eines seiner Re- dakteure persönlich anlastet. Und wir sind bestürzt über die Demontage der Demokratie, die in Deutschland schon einmal mit der Gleichschaltung der Presse begonnen hat.“ Seit Jahren wendet sich Bucerius dagegen, daß Dr. Konrad Adenauer in seinem hohen Alter noch Kanzler der Bundesrepublik ist. Als Dr. Adenauer 1959 seinen Entschluß, Bun- despräsident zu werden, revidierte, veranstal- tete Bucerius in Hamburger Zeitungen eine Umfrage an die Wähler, ob sie diesen Ent- 16-Metall reduziert Forderung auf 8,5 Prozent Kiesinger: Gewerkschaft ist Stuttgart(dpa). Die Gewerkschaft 18 Metall hat im Gespräch mit Ministerpräsident Kiesinger am Donnerstagabend ihre Bereit- schaft zu erkennen gegeben, daß sie ihre Lohnforderung auf 8,5 Prozent ermäßigt. Vor- Aussetzung dazu sei jedoch, daß auch die Ar- beitgeber, vor allem bei der Forderung nach mehr Urlaub für das Jahr 1962, Entgegen- kommen zeigen. Die Mitteilung von dem überraschenden Angebot der Gewerkschaft machte Bezirks- leiter Willi Bleicher nach einem neuen Ge- spräch mit Kiesinger. Bleicher wies darauf hin, daß nunmehr das Verhältnis zwischen der Forderung der Gewerkschaft und dem Angebot der Arbeitgeber 8,5 zu 3 Prozent be- trage. Zu Beginn des Vermittlungsgesprächs am Donnerstagmorgen sei das Verhältnis noch 10 zu 3 Prozent gewesen. Die Gewerk- schaft sei also„echt engegengekommen“. Bleicher deutete an, daß die Gewerkschaft mre Lohnforderung sogar noch etwas er- mäßigen könnte, wenn die Arbeitgeber die Urlaubsmehrforderung von durchschnittlich sechs Tagen für alle Altersgruppen akzep- tiere. Auf Fragen erklärte der Verhandlungsfüh- rer der IG Metall:„Ministerpräsident Kiesin- ger gibt sich bei seinen Vermittlungsversuchen eine unglaubliche Mühe“. Bisher hatte die 18 Metall zehn Prozent mehr Lohn und sechs Tage mehr Urlaub in allen Altersgruppen der Arbeitnehmer gefordert. Die Arbeitgeber woll- ten bis zum Donnerstag nur 6,5 Prozent mehr Probleme Fortsetzung von Seite J) Tüstung tritt auf den Plan. Neue Schwierig- keiten werden sich zu den alten gesellen und die Lösung des Problems nicht einfacher machen. Eine dargebotene Möglichkeit wird Aber ungenutzt vertan, nur weil man sich jetzt scheut, direkte Gespräche mit den Sowiets zu Führen. „echt entgegengekommen“ Lohn anbieten, einschließlich eines Lohnaus- Sleichs von 3,5 Prozent für die neue Arbeits- zeitverkürzung. Außerdem hatten sie von 1963 an einen um durchschnittlich drei Tage länge- ren Urlaub angeboten. Bei negativem Ausgang des Vermittlungsgesprächs wollen Gewerk- schaft und Arbeitgeber mit Streik und Aus- Sperrung den Arbeitskampf fortsetzen. Die Verhandlungen waren bei Redaktionsschluß noch nicht abgeschlossen. schluß für richtig hielten. Damals sprachen Sich 92,5 Prozent der erfaßten Hamburger Ein- wohner dagegen aus, dag Adenauer Bundes- Kanzler blieb. Als die Bundestagsfraktion am 2. November Dr. Krone beauftragte, Aden- auer erneut für das Amt des Bundeskanzlers vorzuschlagen, stimmte Bucerius als einziger Abgeordneter gegen die Nominierung Aden- auers. Chruschtschow kerngesund Moskau(dpa). Der brasilianische Ges schäftsträger in Moskau, Assumpeao de Araujo, hat den sowjetischen Ministerpräsidenten Chruschtschow am Schwarzen Meer besucht und ihn bei bester Gesundheit und Laune angetroffen. Wie der Diplomat am Donnerstag nach seiner Rückkehr in Moskau berichtete, habe Chruschtschow sich über die Gerüchte amüsiert, daß kürzlich ein Attentat auf ihn begangen worden sei. Die Gerüchte waren bereits in Moskau dementiert worden. Erfolgreicher Start eines neuen UsS-Wettersatelliten Kap Canaveral(dpa). Erfolgreich ist der Start des neuen amerikanischen Wetter- satelliten„Tiros IV.“ am Donnerstag verlau- fen. Sobald der Satellit seine Umlaufbahn in einer Erdentfernung von rund 650 Kilo- metern erreichte, begann er programmgemas mit der Ubermittlung von Spezialfotos der Wolkendecke an Bodenstationen. Die Bilder sind nach einer Mitteilung der amerikanischen Weltraumbehörde NASA anscheinend gut. Ihre Qualität werde sich bei späteren Erd- umkreisungen des Satelliten Wahrscheinlick noch erhöhen, da„Tiros IV.“ bei seiner ersten Umkreisung leicht geneigt gewesen sei. Der vierte amerikanische Wettersatellit SoM, Wie seine Vorgänger, den Meteorologen wick tiges Material für die Wettervorhersage, be- sonders über die Bildung von Wirbelstürmen, liefern. Der Vorgang der Ubermittlung und Aufnahme von Fotos ist inzwischen so ver- feinert worden, daß die Informationen schon Wenige Stunden nach Empfang der Fotos an die meteorologischen Stationen weitergegeben Werden können. Vier Jahre Zuchthaus für Pripolzew gefordert Verteidiger beantragt Aufhebung des Verfahrens und Freispruch Karlsruhe(dpa). Der vertreter der Bundesanwaltschaft, Landgerichtsrat Dr. Rie- des, forderte am Donnerstag nach eineinhalb- tägiger Verhandlung vor dem Dritten Straf- senat des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe vier Jahre Zuchthaus für den sowzetischen Diplomingenieur Valentin Alexandrowitsch Pripolzew. Dr. Riedel hält Pripolzew- für überführt, mehr als ein Jahr lang als Angehöriger der Sowjetischen Handelsmission in Köln in der Bundesrepublik für den sowjetischen Nach- richtendienst als Agent gearbeitet zu haben. In seinem Plädoyer warf der Anklagevertreter Pripolzew vor, das Gastrecht in Deutschland Sröblich verletzt zu haben. Man habe ihm den Versuch nachweisen können, vier Ein- Wohner der Bundesrepublik, von denen sich drei in sowjetischer Kriegsgefangenschaft zu einer Tätigkeit für die UdssR bereiterklärt hatten, als Mitarbeiter zu gewinnen. Obgleich der Senat zu Beginn der Verhand- Lufttransport Holland-Neuguinea gefährdet Zwischenlandungen untersagt Truppen bewegungen jetzt mit Schiffen Den Haag(dpa). Der Transport nieder- ländischer Soldaten auf dem Luftwege nach West-Neuguinea droht nun an der Haltung Japans zu scheitern. Die zuständigen japa- nischen Behörden haben die Zwischenlan- dung von Sonderflugzeugen, die niederlän- dische Soldaten für West-Neuguinea an Bord haben, untersagt. Die japanische Regierung hat sich am Don- nerstag auch gegen eine Zwischenlandung von planmäßigen Linienflugzeugen der KLM in Tokio ausgesprochen, die als Zivilisten „Setarnte“ Soldaten befördern. Japanische Sprecher gaben zu verstehen, daß Japan in die Auseinandersetzung um West-Neuguinea nicht verwickelt werden möchte. Das japanische Landungsverbot führte da- zu, daß am Mittwochabend ein in Amsterdam zum Flug über den Nordpol gestartetes Dü⸗ Senflugzeug der KLM den Flug nach Neu- Suinea über Alaska unterbrechen und in Anchorage zwischenlanden mußte. An Bord der planmäßigen Maschine befanden sich 70 in Zivilkleidung reisende Soldaten und 20 andere Passagiere. Der niederländischen Flug- gesellschaft war nach dem Start der Maschine mitgeteilt worden, daß das Flugzeug in Tokio aus„technischen Gründen“ keine Lande erlaubnis erhalten werde. Die niederländische Regierung hat am Don- nerstag bei dem japanischen Botschafter in Den Haag, Hakira Miyazaki, gegen das japa- nische Landungsverbot protestiert. Das Ver- halten der japanischen Regierung, wurde dem Botschafter erklärt, bedeute eine Verletzung des Puftfahrtabkommens zwischen Japan und den Niederlanden. Den Haag bestehe darauf, diplomatische Uberlegungen, über diese Frage fortzusetzen. 5 Niederländische Stellen vermuten, daß sich hinter dem Argument der Japaner eine ge- nerelle Ablehnung von holländischen Trup- Pentransporten nach West-Neuguinea über Tokio verbirgt. Sollte die japanische Regie- rung an dieser Weigerung festhalten, die zur Zeit Gegenstand intensiver diplomatischer Verhandlungen ist, wird die Haager Regie- rung ihre Truppenbewegungen mit Schiffen vornehmen müssen. Auch die US-Regierung hatte die Zwischenlandung niederländischer Flugzeuge mit Soldaten für West-Neuguinea an Bord auf amerikanischen Flugplätzen ab- Selehnt. In Den Haag wird befürchtet, daß auch Großbritannien sich der amerikanischen Mahnahme anschließt. lung bereits entschieden hatte, daß Pripoei- zew keine diplomatischen Vorrechte 2Ukämen, ließ der Angeklagte durch seinen Verteidiger Dr. Thiemann noch einmal die Frage der Ex- territorialität aufgreifen. Pripolzew fühle sick unschuldig, erklärte der Verteidiger und be- antragte erneut die Aufhebung des Verfah- rens oder Freispruch. Pripolzew habe keinen Schaden angerichtet. Als Schlußwort hatte der Angeklagte ein etwa zehn Seiten langes Manuskript vorbe- reitet, das er Satz für Satz aus dem Russi schen ins Deutsche dolmetschen ließ. Nack mehrfachen massiven Vorwürfen gegen die Bundesrepublik und die Behauptung, in die- sem Verfahren„sei auf dem Recht herumge- trampelt worden“, wurde Pripolzew von Se- natspräsident Heinrich Jagusch verwarnt und darauf hingewiesen, daß ihm bei weiteres ähnlichen Ausführungen das Schlußwort ent- zogen werde. Als er schließlich sämtliche Zeugenaussagen als Lügen bezeichnete das Beweismaterial für falsch erklärte und be- hauptete, seine Verhaftung habe unter dem Einfluß des 13. August und der Bundestags- Wahlen gestanden, wurde ihm das Schlußwort endgültig entzogen. Lübke: Leuchtfeuer der Freiheit Berlin(dpa). Für eine weitere wirt- schaftliche und geistige Stärkung Berlins setzte sich Bundespräsident Lübke am Don- nerstag in Berlin ein. Vor etwa 4000 Angehö- rigen der Borsig-Werke in Berlin-Tegel sagte er:„Berlin muß ein Leuchtfeuer der Freiheit bleiben“, Eine Wiedervereinigung könne es ohne Berlin nicht geben. Die Bundesrepublik und Berlin müßten sich in aller Welt nod mehr Freunde erwerben. Führender CSR. Funktionär abgesetzt Prag(dpa), Der stellvertretende tscheche- slowakische Ministerpräsident Rudolf Barak ist auf Beschluß des Zentralkomitees der tschechoslowakischen Kommunisten seiner Partei- und Regierungsämter enthoben und aus der Partei ausgeschlossen Worden. Wie die tschechoslowakische Nachrichtenagentur Ok am Donnerstagabend mitteilte, wird Barak Mißbrauch der Funktion des Innen- ministers, ungesetzliche Verwaltung von Staatsgeldern und„schwere Verletzung der Sozialistischen Gesetzlichkeit“ vorgeworfen. Probieren Sie es aus. i Machen Sie heute die Trocken- Probe. 7 Ein Griff— ein Spritzer undd es spült: lwunder Pri Dieses Glas wurde in normalem Wasser gespült. Dieses Glas ist Pril· gespült. Das pril entspannte Was · Dicke Tropfen blieben an den Glaswänden haften. ser läuft als dünner Fim schnell und gleichmäßig ab. Kier ist zeitraubendes Abtrocknen erforderlich! Das Glas wird von selbst trocken und glenaklar.