Boßeint: montags, mittwochs, freitags ani samstags, Frei Haus 2.20% m Verlag Hageholt 1.80, durch die Post 1.80 zuzügl. d Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 13 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Telefon 8 62 16 Anzeigenpreise: die 6 gespaltenes Milli meterzeile 18 Pfg.— Preisliste Nr. 2 Abbestellungen können nur bis 23. auf en Monatsersten angenommen werden. Nr. 63 Samstag, 21. April 1962 14.062. Jahrgang Ein neues Zeitalter zeichnet sich ab mit dem teilweise turbulenten Auf- und Umbruch der Gegenwart. Gar zu oft wird daher heute viel vom„Fortschritt“ geschrieben und gesprochen. Eine bange Frage drängt sich uns im Augen- blick der Ostertage auf: wird der Mensch un- serer Zeit mit diesem„Fortschritt“ fertig, kann er ein neues Weltbild schaffen, besteht nicht die große Gefahr, daß die Menschheit ein Opfer dieses„Fortschritts“ werden könmte? Warnende Stimmen werden immer wieder laut, die an eine Selbstbesinnung mahnend er- mern. Kann man in diesem Zusammenhang nicht auch den Appell des Bundes wirtschafts- ministers Professor Erhard zum Maßhalten letzten Endes als Aufforderung zur Neuorien- tierung unserer geistigen Haltung deuten? Viele unserer Zeitgenossen suchen in der Ausweglosigkeit ihrer geistigen Not die Zer- Streuung; und das leider in besonders auf- Fälliger Weise an den Osterfeiertagen. Man- cher hat das so wichtige und lebensentschei- dende Vermögen eingebüßt, dem eigenen Teh Prüfend gegenüberzutreten und die mensch- liche Grundsituation Kritisch ins Auge zu fas- Sen. Es scheint, als ob die Worte des grogen französischen Mathematikers und Religions- Philosophen Blaise Pascal, die dieser vor 300 Jahren aussprach, auch auf unsere Zeit ange- wendet werden können:„Das Einzige, was uns in unserem Elend tröstet, ist die Zerstreuung, und dabei bildet sie die Spitze unseres Elends; denn sie ist es, die uns grundsätzlich hindert, über uns selbst nachzudenken, die uns un- merklich verkommen läßt. Sonst würden wir uns langweilen, und diese Langeweile würde uns antreiben, ein besseres Mittel zu suchen, um sie zu überwinden. Die Zerstreuungen aber Vergnügen uns und geleiten uns unmerklich bis zum Tode.“ Damit ist in konsequenter Fol- Serung ausgesprochen, daß ein solches Leben ohne seelischen Inhalt endet im Nichts, in der Völligen Auflösung. Geheimnis des Todes aufklären! Wollen wir ein innhaltsloses Leben führen, das am Ende als wertlos beurteilt werden muß? Sicherlich nicht! Es bleibt uns die Ver- Pflichtung auferlegt, aus der Trostlosigkeit der Materialistischen Welt- und Lebensauffassung herauszukommen. Eine Mahnung klingt aus dem Dunkel der bolschewistischen Nacht zu uns herüber, wern wir die Worte des russi- schen Dichters Pasternak in seinem Roman „Dr. Schiwago“ lesen:„Geschichte ist der Be- Sirm einer jahrhundertelangen, systematischen Arbeit, die dazu bestimmt ist, das Geheimnis des Todes aufzuklären und endlich den Tod Selber zu überwinden.“ Das ist ein mutiges Wort aus einer atheistischen Umgebung. Noch deutlicher wird Pasternak an einer anderen Stelle dieses seines weltberühmten Buches: „Aus keinem anderen Grunde komponieren die Menschen Symphonien, entdecken sie die mathematische Unendlichkeit und die elektro- magnetischen Wellen. Sie können keine Ent- deckung machen ohne das geistige Rüstzeug, das ums in den Evangelien gegeben ist.“ 5 Damit widerspricht dieser große Russe jener Auffassung der sowjetischen Machthaber und der kommunistischen Ideologie, die in Uber- Bneblichkeit behaupten, daß alles Geschehen im weltweiten Kosmos als reale Vorgänge der diesseitigen stofflichen Natur erklärt werden Körmen. Diese Worte Pasternaks erinnern an zene Predigt, die der Apostel Paulus auf dem Marktplatz von Athen hielt, wobei er auf einen Altar hinwies, der dem unbekannten Sott“ gewidmet war:„Ihr Männer von Athen, deb sche, daß ihr gar nicht 80 gottlos seid, wie es unmer heifßt. Denn als ich eure Stadt und die Sebhens würdigkeiten darin besichtigte, fand en emen Altar, auf dem geschrieben steht: nem unbekannten Gott. Gerade diesen will ich euch jetzt verkünden“ Viele Menschen unserer Zeit sind ernsthaft bemüht, einen Weg zu finden, der herausführt aus dem dichten Gestrüpp der zahlreichen fast unüberwindlich erscheinenden Probleme. Da- bei müssen sie erkennen, daß es überaus Schwierig ist, eine große Neuordnung zu fin- den, d. h. also das Fertigwerden mit den neuen Erkenntnissen zu erreichen. Vom reinen ma- terialistischen Denken her lassen sich die Pro- bleme, die gegenwärtig auf uns einstürzen, nicht ordnen. Sollten wir nicht die Worte des Apostel Paulus als Hinweis nehmen? Die Erfolge der chaftlichen For- schung, der angebliche Zzivilisatorische Fort- Schritt, der Vorstoß in neue Räume, all das Sind keine Argumente, die als Beweis dienen könmten für die Entgöttlichung der Welt. Ni- Kita Chruschtschow nat nach dem geglückten Vorstoß in den Weltraum durch Gagarin die Behauptung aufgestellt, daß erneut ein Be- Weis dafür erbracht worden sei, dag ein Gott nicht vorhanden sei. Er hat aber Vergessen, daß Gott dem Menschen die Fäbigkeit gegeben hat, in neue Geheimnisse vorzudringen, um mit neuen Problemen seine Größe zu erken- nen. Wie ganz anders die einer gründlichen S den ganzen Körper durchsucht und haben keine Seele gefunden. Ich aber Sage Ihnen, meine Kommilitonen, es gibt doch eine Seele!“ Spinnen wir diesen Gedankengang menschlich 2 G Jon 5 i 2 Auferstandene, eine Plastik eich am 20. Juli 1944 im Dritten jakt klingt in das Der Christenglaube im Auf- und Umbruch einer neuen Zeitepoche— Keine Entg Frofessor Marcks in der Lautlinger KHingerichteten Brüder von Stauffenberg Weiter: wir haben die ganze Welt durchforscht und wir fanden keinen Gott; und trotzdem müssen wir aus der vollendeten Ordnung er- kennen: es gibt einen Gott! So zeichnen sich in der Gegenwart zwei kon- träre Welten ab. Jene, die behauptet, daß die Naturgesetze keinen Raum lassen für ein gött- liches Wesen, diese, die in der Vollkommen- heit dieser Naturgesetze eine Offenbarung der schöpferischen Kraft Gottes sehen; irgendvrie und irgendwann müssen ja diese Gesetze er- schaffen worden sein. Offenbarung in ewigen Gesetzen Von hier aus ist kein großer Schritt zu jenen Okkenbarungen, die uns Gott durch die Sen- dung seines Sohnes gegeben hat, Höhepunkt dieser Sendung ist die Auferstehung von Je- Sus Christus und damit der Gewinn des ewigen Lebens für den Menschen. In strenger Konse- quenz führt der Weg von der Schöpfung der Welt bis Osterwupder: Der mensch gewordene Gottessohn hat den Tod überwun⸗ den und ist zum ewigen Leben auferstanden. Es ist ei Gottes, dem wir uns trotz aller Zweifel und Versuche ngen würdig zen sollen. Alle Erkenntnisse moderner e Fortschritte in Wissen- schaft unc Technik haben Wir nicht als über- e Erfolge des menschlichen Geschlechts zu werten, sondern so zu deuten, daß die gött- liche Allmacht unbegrenzte Räume durch- dringt. Wir sollten angesichts unserer wissen- Zum nadenakt Forschung und hebli Ehrenkapelle für Bild: Holder öttlichung der Gegenwart schaftlichen und technischen Erfolge in Be- scheidenheit erkennen, daß der von Gott 82 schaffene Kosmos, die unendlichen Räume, die ewig wirkenden Gesetze, wir nie— selbst in Tausenden von Jahren der Forschung— rest- los erfassen und erkennen werden. Aller„Fortschritt“ ist aber für den Men- schen wertlos, wenn er nicht immer wieder zurückfindet zu den göttlichen Offenbarungen des Christentums und somit zum Wunder der Osterzeit. Mögen vir erkennen, daß es in der Welt auch Vorgänge gibt, die nie und nimmer mit elektronischen Rechengeräten, mit Super- mikroskopen, mit weitreichenden Radarspie- geln oder hochempfindlichen Teleskopen er- faßgbar sind. Wir müssen uns freimachen vom Aberglauben an die Materie, der zum Diktator Unseres Willens zu werden scheint. Gegenpol zur Vergö ttlichung des Stoffes Dem Christen ist die österliche Auferste- hung und damit die Gnade eines ewigen Le- bens das überzeugende Gegenbeispiel zu einem materiell entwürdigten und despotiscii erstickten Leben. Christi Leben und Lehre, die Herausbhebung des menschlichen Daseins aud der Verflachung und der Geistlosigkeit, sollen uns abbringen von der Vergötzung des Stoff- lichen. Allüberall ist Gott. Die österliche Botschaft hat aber für uns so viele Deutungen. Christus, der Sohn Gottes, der unter uns Menschen 82e Wandelt ist, hat die Qualen des Todes auf sich genommen und hat die Tür zur Ewigkeit für die Menschheit aufgestoßen. Er hat damit die göttliche Gnade für uns arme Kreaturen er- Worben. Sind wir dieser Gnade Würdig, wenn Wir die Existenz Gottes leugnen und das Stoff- liche anbeten? Tausendfältig haben wir schon die österliche Botschaft gehört. Warum aber haben wir noch nicht gläubig diese Gnadenerweisung aner- kannt und sind falschen Göttern nachgelau- Ten? Sondern wir uns ab von den Zweiflern und jenen, die das Osterwunder ablehnen. Seien Wir nicht wie die Jünger zu Emmaus voller Mißtrauen beladen. Wir müssen uns hindurch- ringen zu jener Ubperzeugung, die schon der mittelalterliche Mystiker Eckhart ausgespro- chen hat:„Du sollst von Gott nichts verstehen, denn Gott ist über alles Verständnis.“ Das blinde Vertrauen weckt den Glauben, Die Heilige Schrift wird und bleibt, trot⸗ aller „exakten“ Kritik, bestehen. Ein Pol im Umbruch der Zeit Es ist eine heilige große Aufgabe der Chri- stenheit, über der Menschheit das Osterlicht erstrahlen zu lassen. Sie muß aller Welt be⸗ greiflich machen, daß Christus und seine Bot- schaft eine lebendige Wirklichkeit ist. Sie darf sich nicht begnügen mit der Verehrung des Auferstandenen, sondern sie muß in jeder Generation neu das Christusleben selbst ver- Wirklichen und immer wieder erneuern. Die Menschheit ist in Not, sie braucht einen Mit- telpunkt, einen festen Pol im Umbruch unse- rer Zeit. Was wäre da besser als die Bot- schaft von der Auferstehung des Gottessohns und von der Erlösung? Machen wir den Stein, den die Bauleute verworfen haben, wieder zum Eckstein, zum tragenden Element unse- rer Welt. a Wie oft haben unsere Dichter im tiefsten Erleben der Glaubensbotschaft Worte gefun- den, die über ihren Tod hinausstrahlten. ES sind. Herzensbekenntnisse. Ein solches Be- kenntnis von Novalis wollen wir über die Ostertage stellen: Noch schöner als Sonnen hoch strahlend Bild Glänzt Religion, so entzückend, so mild, Erleuchtet dem Erdenbewohner den Pfad Durch weise Belehrung, Erquictung und Ratl N Theodor Stein Die Große Tarifkommission der IG Metall ür die eisenschaffende Industrie Nordrhein- Westfalens hat das Angebot der Arbeitgeber, die Löhne vom 1. Juni an um fünf Prozent zu erhöhen, angenommen. Der zur OAs übergegangene ehemalige französische Ministerpräsident Bidault soll sich nach hartnäckigen Gerüchten in Rom aufhalten. 5 Der zweiseitigen Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik bei Raumfahrtprojekten ha- ben die USA zugestimmt. In 10 000 Meter Höhe wurde über dem Atlantik von einem B-52-Bomber aus eine britisch- amerikanische ballistische Rakete ab- geschossen. Die zweistufige Rakete kann einen atomaren Sprengkopf tragen. Die innerpolitische Krise in Argentinien nat sich nach dem überraschenden Rücktritt von Innenminister Martinez erneut verschärft. Katanga-Präsident Tschombe ist nach Ge- sprächen mit der Kongo- Zentralregierung in Leopoldville wieder nach Elisabethville zu- rückgekehrt. Zu seiner ersten Tagung nach den sowieti- schen Wahlen im März wird das Parlament der Sowjetunion, der Oberste Sowiet, am Montag zusammentreten. Zu verstärkter Mitarbeit am Aufbau des Kommunismus rief der sowjetische Minister- präsident Chruschtschow die Jugend seines Landes auf dem 14. Kongreß des kommunisti- schen Jugendverbandes auf. Sein Rücktrittsgesuch hat der Bremer Fi- nanzsenator Dr. Nolting-Hauff FDP) Bürger- meister Kaisen eingereicht. Oberster OAsS-Chef Salan verhaftet Verhaftetes OAsS-Mitglied verriet Schlupfwinkel Schon lange beschattet Paris(dpa). Der oberste Chef der Untergrundbewegung OAS, der aus der Armee aus- gestoßene ehemalige General Raoul Salan, ist am Karfreitag in Algier verhaftet worden. Den französischen Sicherheitsbehörden ist damit der bisher bedeutendste Schlag gegen die Untergrundorganisation seit ihrem Bestehen gelungen. Die Nachricht schlug in Frankreich und Al- gerien wie eine Bombe ein. Salan wurde im Zentrum der Stadt in einer stillen Seiten- straße im fünften Stock eines Wohnblocks bei einer großangelegten Hausdurchsuchungsaktion von Einheiten der Gendarmerie zusammen mit seinem langjährigen persönlichen Ad- jutanten Ferrandi festgenommen. Dem Vernehmen nach sind beide nach ihrer Verhaftung um 10.30 Uhr und ersten anschlie- Benden Verhören zur Bestätigung ihrer Iden- tität bereits in den Nachmittagstunden von Algier mit einer Sondermaschine nach Paris abtransportiert worden. Dort wird nun in aller Kürze mit einem Prozeß gegen Salan vor dem gleichen Sondertribunal gerechnet, das vor genau einer Woche das Todesurteil gegen sei- nen Komplizen, den ehemaligen General Jou- haud, bestätigt hatte. Salan leistete, wie bekannt wurde, bei sei- ner Verhaftung keinen Widerstand. Weder er noch Ferrandi wollten aber zunächst ihre Identität zugeben. Wie verlautet, sollen auch Salans Frau und Tochter sowie einige wei tere Personen seiner Umgebung, darunter ein noch ungenannter früherer Major, bei der gleichen Fahndungsaktion in Algier verhaftet worden sein. Ein vor einigen Tagen verhaftetes OAS- Mitglied hat dem Vernehmen nach den Schlupfwinkel Salans verraten, so daß die Neuer Sowjet- Oberbefehlshaber für die Zone Konjew durch seinen Vorgänger wieder abgelöst- Positives Zeichen? Moskau/ Berlin(dpa). Der drei Tage vor Errichtung der Berliner Mauer zum Ober- befehlshaber der Sowiettruppen in der Sowzet- zone eingesetzte„starke Mann“ des Moskauer Verteidigungsministeriums, Marschall Konjew, ist durch seinen Vorgänger, Generaloberst Ja- kubowski, wieder abgelöst worden. Konjew, der früher die Truppen des Warschauer Pak- tes befehligte, ist in das Moskauer Verteidi- gungsministerium zurückgekehrt. Uber seine genaue Verwendung wurde nichts gesagt. Die Ernennung RKonjews im August letzten Jahres war vielfach als eine drohende Geste Moskaus angesehen worden. Politische Be- obachter deuten deshalb seine Zurückberufung und die Wiedereinsetzung Jakubowskis als Zeichen der Entspannung. Weder in Berlin noch in Washington wurde der Wechsel im Oberkommando direkt von Präsident Kennedys Sonderbeauftragten General Clay aus Berlin in Zusammenhang gebracht. In politischen Kreisen der amerika- nischen Hauptstadt neigt man aber dazu, die Abberufung Konjews als positives Zeichen zu Werten. För die ganze Familie Kleidung mit ENGELHORN GQOUALHTATEN Cigelſiomtiſnurm Mannheim 0516 mit der Abberufung Konjew wurde mit der Verleihung des vaterländischen Verdienstordens der Sowjet- zone in Gold verabschiedet. Der zur Zeit in der Tschechoslowakei in Urlaub befindliche Staatsrats-Vorsitzende Ulbricht hat ihm die Auszeichnung verliehen. Der amtierende Vor- sitzende Stoph dankte Konjew im Namen der Sowjetzonen-Regierung für sein Wirken in der Sowjetzone. Jakubowski, der nach so- Wjetischen Informationen als Konjews Stell- vertreter in Ostberlin geblieben war, gehört dem Zentralkomitee der KPdSU an. Die Nachricht von der Ablösung Konjevs ist in Westberlin nicht als politische Sensation aufgenommen worden. Ein Senatssprecher sagte lediglich, die Veränderung im sowijeti- schen Oberkommando in Deutschland erlaube zur Zeit keine politischen Rückschlüsse. Sicherheitskräfte nach einem genauen Plan vorgehen konnten. Bei seiner Verhaftung trug Salan einen dunkelblauen Anzug. Er hatte gefärbte Haare und trug das Bärtchen, mit dem er auf vielen IIllustrierten-Fotos, die vor Monaten bei seinen Geheim- Interviews ge- macht worden waren, bekannt wurde. Salan ist, wie später bekannt wurde, bereits seit längerer Zeit beschattet worden. Sonder- einheiten des französischen Sicherheitsdienstes in Paris und in Algerien knüpften dabei die Fäden und gingen jedem Fingerzeit nach. Wie es heißt, wußte man schon seit längerer Zeit über einzelne Ortswechsel und Reisen Salans Bescheid und kreiste ihn von Tag zu Tag enger ein. Spaak: Wir verhinderten Politische Union nicht Brüssel(dpa). Der belgische Außenmi- nister Spaak hat entschieden den Vorwurf zurückgewiesen, daß Belgien und die Nieder- lande die Unterzeichnung eines Vertrages über die Politische Union verhindert hätten. Gleichzeitig erklärte er sich zu Konzessionen bereit, falls der Anschluß Großbritanniens an die Politische Union erreicht wird. In einem Interview der Brüsseler unabhängigen Zeitung„Le Soir“ wies Spaak die„Unterstel- lung“ zurück, daß sich Frankreich, Italien, die Bundesrepublik und Luxemburg auf der Pariser EWG-Außenminister konferenz über das politische Statut einig gewesen seien. So habe Frankreich zum Beispiel in der Frage der Revisionsklausel lediglich die Unterstüt- zung der Bundesrepublik gehabt.„Es ist da- her ein Irrtum oder jedenfalls eine echte Upbertreibung zu behaupten, daß Belgien und die Niederlande die Unterzeichnung des Ver- trages verhindert hätten. Die Sechs waren sich noch keinesfalls einig über seinen In- Halt.“ Kreml droht Kernwaffengespräche abzubrechen Kompromiß plan als Verhandlungsgrundlage akzeptiert Genf(dpa). Die Sowzetunion hat am Kar- freitag in Genf mit einem Abbruch der Dreier- verhandlungen über die Einstellung der Kern- waffen versuche gedroht, falls die USA ihre angekündigten Kernwaffenversuche auf der Weihnachtsinsel wahrmachen sollten. In der Vollversammlung der Abrüstungs- konferenz erklärte der stellvertretende so- Wzetische Außenminister Sorin, die amerika- nischen Versuche würden„eine außerordent- lich gespannte internationale Atmosphäre mit Allen nachteiligen Folgen für die Kernwaffen- verhandlungen, die Abrüstungsverhandlungen und die Beziehungen zwischen den Regierun- gen schaffen“. Er erklärte, die Sowjetunion sei bereit, das Memorandum der Neutralen über die Einstellung der Kernwaffenversuche Während der Konferenz zur Verhandlungs- grundlage zu machen. Als die amerikanischen und britischen Ver- treter an Sorin die Frage richteten, ob die Sowjetunion ein internationales Beobachtungs- system und Inspektionen am Ort einer even- tuellen heimlichen Kernwaffenexplosion ak- zeptiere, wie es nach westlicher Auffassung im Memorandum der Neutralen vorgeschlagen Wird, wich Sorin erneut aus. Er forderte von den westlichen Atompartnern eine bindende Erklärung über die Einstellung geplanter Ver- suche und warf ihnen vor, durch das Festhal- ten an ihren bisherigen Forderungen einen Kompromiß unmöglich zu machen. Der amerikanische Delegationsleiter, Bot- Gromyko erwähnt erneut Separat-Frieden Abrüstung entscheidend für Beendigung des Kalten Krieges Belgrad(dpa). Der sowjetische Außen- minister Gromyko betonte am Donnerstag- abend in Belgrad auf einer improvisierten Pressekonferenz erneut die Entschlossenheit seiner Regierung, einen separaten Friedens- vertrag mit Pankow abzuschließen, falls keine Einigung mit dem Westen über die Deutsche Frage möglich ist. Einen Termin erwähnte er in diesem Zusammenhang nicht. Eine Stellungnahme zur Rückkehr des bis- herigen sowjetischen Oberbefehlshabers in der Sowjetzone, Marschall Konjew, nach Moskau und zu dem bekanntgewordenen westlichen Vier-Punkte-Plan zur Lösung der Berlin- Frage lehnte Gromyko mit der Bemerkung ab, er könne sich zu Pressemeldungen nicht Auhßern. Die Pressekonferenz fand auf einem Emp- fang des sowjetischen Botschafters im Hotel Metropol nach einem ausführlichen Gespräch Gromykos mit dem stellvertretenden jugosla- wischen Minister präsidenten Kardelj und Außenminister Popovic statt. Der sowjetische Augßenminister leitete sie mit den Worten „Nieder mit dem Kalten Krieg“ ein. Eine Eini- gung über eine Abrüstung bezeichnete er als entscheidenden Faktor für die Beendigung des Kalten Krieges. Moskau habe bisher viele kon- krete Vorschläge zur Abrüstung gemacht, zu denen der Westen noch nicht ernsthaft Stel- lung genommen habe. Es ginge jedoch nicht, So sagte Gromyko, daß der Westen auf sowie- tische Initiativen wartete, um dann„den So- Wjets nur freundlich auf die Schulter zu klop- fen und zu versichern: Das habt ihr schön gemacht“. schafter Dean, und sein britischer Kollege Godber gaben die Versicherung ab, auch sie seien bereit, das Memorandum der Neutralen als eine Basis der Verhandlungen zu akzep- tieren, aber nicht als ausschließliche Basis, solange die sowjetische und die westliche Aus- legung dieses Memorandums sehr unter- schiedlich sei und solange von seiten der Neu- tralen selbst keine verbindliche Interpretation vorliege. In einer an die Sitzung anschließenden Pressekonferenz sagte Sorin noch eindeutiger auf eine ihm gestellte Frage:„Wenn die Ame- rikaner testen, wird es keine weiteren Kern- Waffenverhandlungen mehr geben.“ Auf eine Frage, ob die Sowjetunion entschlossen sei, für den Fall der amerikanischen Versuche auf der Weihnachtsinsel auch die Abrüstungskon- ferenz zu verlassen, erwiderte Sorin:„Das hängt von der noch zu treffenden Entschei- dung der sowjetischen Regierung sowie von den Beschlüssen der anderen an der Ab- Tüstungskonferenz teilnehmenden Regierun- gen ab.“ Schröder berichtete dem Auswärtigen Ausschuß Bonn(dpa). Bundesaußenminister Dr. Schröder unterrichtete am Donnerstag in einer mehrstündigen Sitzung den Bundestagsaus- schuß für auswärtige Angelegenheiten über die außenpolitische Situation. Der Ausschuß War auf Wunsch von Schröder unter Vorsitz des stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Her- bert Wehner zusammengetreten. In der streng Vertraulichen Beratung wurde, wie verlautet, über die Berlin- Situation gesprochen. Die Be- ratungen sollen vor allem den freien Zufahrts- Wegen in die ehemalige Reichshauptstadt ge- golten haben. Jedoch sollen auch alle anderen Aspekte der Berlin-Krise erörtert worden Sein. Notstandsregelung nur bei Fehlen einer Presse- Selbstkontrolle f Bonn(dpa). Nach der Absicht des Bun- desinnenministers soll sich die Presse im Falle eines Staatsnotstandes einer Selbstkon- trolle unterziehen. Nur dann, wenn es an einer wirksamen Selbstkontrolle fehlen sollte, müßte auf die einschlägigen Vorschriften der Notstandsregelung zurückgegriffen wer- den. Besorgnisse hinsichtlich einer Unverein- barkeit dieser Vorschriften mit der Presse- freiheit seien unbegründet. ——— A O M N e N l e e. Copyright by Litag“. Westendorf durch Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden (42. Fortsetzung) „Nein!“ Sie war einfach aufgesprungen und hatte die Hände entsetzt vorgestreckt. „Aber Judith! Was hast du denn? Was ist denn nur mit dir los? Warum erregen dich denn meine Worte so?“ Da wurde es ihr erst bewußt, wie unbe- herrscht sie gehandelt hatte. Ach“, sagte sie, und strich sich mit einer tahrigen Geste über die Stirn,„ich glaube, ich bin ein bißl! nervös.“ Sie ließ sich wieder in ihren Sessel zurückfallen und starrte in das Kaminfeuer. „In deinem Alter sollte man das 12 noch nicht sein. Aber es bestärkt mich nur in mei- nem Entschluß, dich aufs Gut zu schicken!“ „Aber ich fühle mich doch nicht krank, Hans. Bitte, laß mich hier! Ich gehe jetzt nicht gern fort!“ versuchte sie ihn umzustim- men. „Nein, Judith! Ich weiß genau, daß die Luft dir dort guttut, daß du viel gesünder wieder nach Hause kommen wirst. Ferdinand ist auch dort, und du wirst Gesellschaft haben. Es wird nicht langweilig für dich sein.“ Wie mit schweren Hämmern schlug Judiths Herz in der Brust. Sie fühlte es bis zum Halse hinauf. Er wollte sie auf das Weingut schicken? Zu Ferdinand? Nein! Das ging nicht! Das war einfach nicht moglich! Du nimmst Anna mit. Die Magd ist sehr anstellig und klug. Sie kann dich bedienen, und da sie schon älter ist, ist sie 5 der rechte Schutz auf der Reise.“ 5 „Aber „Bitte, widersprich mir nicht mehr, Judith! m diesem Fall bleibe ich hart“, sagte Graf Johann lächelnd. nem Besten.“ Judith sprang plötzlich auf, lief zu ihrem Mann, ließ sich auf den Boden nieder und legte ihren Kopf in seinen Schoß. Sie konnte einfach nicht mehr die Tränen zurückhalten. Ihre Schultern zuckten, und Schluchzen schüt- telte ihren schmalen Körper. „Mein Gott, Judith! Was ist nur mit dir 108?“ fragte Graf Johann besorgt.„Siehst du, wie recht ich habe? Du mußt nach dem Sü- den, mußt einmal andere Menschen, eine an- dere Landschaft sehen und eine andere Luft atmen. Glaub mir, das wirkt Wunder!“ Er strich ihr unablässig übers Haar. Ju- dith fühlte die Wärme seiner Hand, fühlte die Liebe und Zärtlichkeit, die ihr entströmte. Mein Gott, dachte sie, mein Gott, was soll ich nur tun? Sie wünschte plötzlich, die Mauern möchten einstürzen und sie unter sich begra- ben. Dann wären alle Angst und alle Not mit einem Male vorbei! Dann würden sie die Gedanken nicht mehr quälen, dann würde sie nicht mehr hin und her gerissen zwischen den Gefühlen! „Komm!“ sagte Graf Johann und stand auf. „Ich bring' dich ins Bett. Ruh dich aus. Mor- gen ist alles wieder anders!“ Er nahm ihren Arm und führte sie behut- sam die Treppe nach oben. Das Feuer im Kamin ihres Schlafzimmer war schon ent- zündet. Er half ihr beim Auskleiden und legte „Es geschieht nur zu dei- ihr dann sorgsam die Decke bis ans Kinn. Judith schloß die Augen. Graf Johann setzte sich an den Rand des Bettes und blickte in ihr Gesicht. In das schmale, blasse Gesicht, das er liebte. 5 Rührend jung und hilflos dünkte ihm 818 ses Gesicht. Er dachte an die jungen Jahre seines Le- bens zurück, als seine Eltern noch hier im Schloß lebten und er den einen Flügel mit seiner jungen Frau bewohnte. Sie hatte nie- mals ein so rührend junges Gesicht gehabt. hre Züge waren immer stolz, kühl und ver- schlossen gewesen; so unnahbar, daß man sich in ihrer Nähe immer gehemmt fühlte. Judith aber war ganz anders. Sie war schön, anschmiegsam und vor allem natürlich. Das schätzte er an ihr am meisten. Judith hatte die Augen nicht mehr geöffnet. Ihr Atem ging Sleichmäßig und ruhig. Er wußte nicht, ob sie schlief. Er erhob sich leise und verließ das Zimmer. Judith aber schlief nicht. Ihr Blick ruhte groß und dunkel auf dem Rücken des Mannes, der nun lautlos die Tür hinter sich schloß. In dem Blick lagen Schmerz und Verzweif- lung. K „Ich habe Ferdinand mitgeteilt, daß du kommst, und daß er einige Zimmer für dich richten läßt“, hatte Graf Johann zu Judith ge- sagt. Und nun waren die Koffer schon ge- packt, und der Wagen stand unten vor dem Portal. Tief bis in die Wälder herunter hing der Nebel und schickte feinen Nieselregen ins Tal. Alles glänzte vor Nässe. Die Welt schien grau und trübe. Und diese Stimmung beherrschte auch Judith. 5 Graf Johann setzte sich zu ihr in den Wa- gen und legte ihr sorgsam die Decke über die Enie. am Bahnhof küßte Graf Johann Judith noch einmal und verließ dann das Abteil. Sie hatte das Fenster heruntergelassen und schaute zu ihm hinaus. Sie blickte in das vertraute Gesicht, in diese hellen Augen, die sie immer an Ferdinand erinnerten— und am lieb- sten hätte sie ihre Arme nach ihm ausgestreckt und gebeten:„Laß mich hier, laß mich hier und schick mich nicht fort!“ Aber in diesem Augenblick schrillte die Pfeife des Stationsvorstehers, und der Zug ruckte an. Grauer Rauch zog in dicken Schwa- den an ihr vorüber, und als sie Graf Jo- hann wieder sehen konnte, war er schon weit zurückgeblieben. Sie winkte unablässig mit ihrem weißen Taschentuch. Es war ihr, als führe sie irgendwo hinaus ins Ungewisse und würde nicht wiederkehren. Es war ihr, als würde sie ihren Mann nicht mehr so wie- dersehen, wie sie ihn jetzt verließ. Es war wie eine dunkle, dumpfe Ahnung, die sich 7 schwer auf ihr Herz legte und ihr den Atem zu nehmen drohte. Die Magd saß ihr gegenüber in der Ecke und blickte stumpf vor sich hin. Als der Zug endlich Innsbruck erreictite und sie im Abteil des Schnellzuges saß, at- mete sie auf. Judith schloß die Augen und lehnte sich zurück. Der Zug keuchte mit zwei Lokomotiven den Brenner hinauf. Der Sprühregen hatte nach- gelassen, und das Grau begann sich zu ver- ziehen. Als der Zug dann gegen Franzensfeste hinunterfuhr, wurde es schon merklich heller, und in Bozen schien plötzlich die Sonne. Judith erwachte aus ihrer Lethargie. Es wurde sehr warm im Abteil. Sie mußte sich ihrer Jacke entledigen. Sie blickte hinaus auf die schwarzblau ansteigenden Berge, auf den südlichen Himmel und auf die Weingärten, die sich endlos links und rechts des Bahndammes dehnten. Büschel von dunkelblauen Trauben hingen dicht nebeneinander unter dem grũ- nen Blätterdach. 5 Es war eine andere welt hier als zu Hause. Die Menschen waren anders, die Berge, die Wälder und der Himmel. Alles war licht und Bell, voll von südlicher Heiterkeit. Die Magd, die noch nie aus dem Dorf hin- ausgekommen war, saß staunend am Fenster und betrachtete all das Neue, das sich ihren Augen bot. Sie vergaß darüber fast, daß man nun eigentlich wieder etwas essen könnte. Ju- dith verspürte plötzlich richtigen Hunger. g Sie machte die Magd darauf aufmerksam, und diese begann dann erschrocken in den Taschen zu wühlen. Judith breitete die Ser- Viette auf ihrem Schoß aus und begann zu essen. Sie fühlte, daß ihr langsam besser wurde, der schwere Druck auf dem Herzen nachlieſ urid sie sich sogar langsam zu freuen be- gann. Am Spãtnachmittag kam sie an ihrem Ziel 8 85 Ob wohl Ferdinand am Bahnhof War, oder ob er blog Pietro geschickt hatte? . 8