4 Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 2.20, im Verlag abgeholt 1.80, durch die Post 1.80 zuzügl. 40 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Sũüddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenbem und Umgebung Telefon 8 6216 Anzeigenpreise: die 6- gespaltene Milli- (Preisliste Nr. 2) können nur bis 25. auf meterzeile 18 Pfg.— Abbestellungen den Monatsersten angenommen werden. Nr. 88 Montag, 4. Juni 1962 14.762. Jahrgang 21 he 00 8e Adenauer weist Rücktrittsspekulationen zurück „Sie müssen mich bis auf weiteres ertragen“ CDU- Bundesparteitag in Dortmund eröffnet Dortmund(dpa). Bundeskanzler Aden- auer wies am Sonntag auf dem CDU-Bun- desparteitag in Dortmund alle Spekulationen um seinen baldigen Rücktritt entschieden zu- rück. Der Kanzler, der kampfeslustig wie eh und je wirkte, sagte in der Westfalenhalle, er habe bei den Koalitionsverhandlungen zu- gesichert, so rechtzeitig zurückzutreten, daß sein Nachfolger in der Lage sei, den Bundes- tagswahlkampf 1965 zu führen.„Ein Jahr, ein Datum habe ich nicht genannt.“ Sein Rücktritt werde von innen- und außbenpolitischen sowie persönlichen Bedin- gungen abhängen,„darum müssen Sie mich Dis auf weiteres ertragen“, rief der Kanzler den Delegierten lächelnd zu und erntete dafür lebhaften Beifall.„Es ist total unrichtig, zu sagen, diese Ara ginge zu Ende. Der Geist, der uns diese zwölf Jahre geleitet hat, bleibt in der Partei und in der Bundestagsfraktion erhalten“, versicherte Adenauer seinen Kri- tikern. Der Forderung seiner Vorredner, des NRW- Innenministers und künftigen geschäftsfüh- renden CDU-Vorsitzenden Dufhues sowie des mordrhein- westfälischen Ministerpräsidenten Meyers nach neuen Zielsetzungen für die Par- tei hielt der Kanzler die Erfolge der vergan- genen zwölf Jahre entgegen. Die CDU sei die Partei der Zukunft, wenn wir uns selbst treu bleiben, wenn wir daran glauben, daß wir Allein in den Jahren der Not die Freiheit ge- sichert haben“. Den rund 800 Delegierten und etwa 200 Gästen rief der Kanzler siegesge- Wwiß zu:„Wir müssen an uns selbst glauben, dann werden auch die anderen an uns glau- ben.“ Zu den Auseinandersetzungen um Löhne und Gehälter rief Adenauer unter dem Bei- fall der Delegierten:„Die beiden Sozialpart- ner in allen Ehren, aber die sind nicht die höchste Macht im Staat.“ Die höchste Macht müßten diejenigen Organe sein, die durch demokratische Wahlen zustandegekommen sind. Die Interessen der Sozialpartner seien durchaus nicht immer gegensätzlicher Natur und gingen oft auf Kosten„des armen Ver- brauchers und Verzehrers“. Der Kanzler wandte sich besonders auch gegen den über- triebenen Aufwand gewisser Schichten der Bevölkerung. Gleichzeitig setzte er sich dafür ein, die steuerlichen Erleichterungen der Wie- deraufbauzeit abzuschaffen. Zur Lage Berlins sagte der 86jährige Re- gierungschef mit erhobener Stimme, wobei er lebhaft mit der Faust auf das Rednerpult schlug:„Wir stellen unsere ganze Macht für die Rettung der Freiheit Berlins zur Verfü- gung. Die drei Westalliierten hätten das Recht, in Berlin zu sein,„unser Beitrag aber ist alles, alles daranzusetzen, was eine Be- drohung der Freiheit Berlins verhindert“. Er Werde nie aufhören, dem sowjetischen Mini- sSterpräsidenten Chruschtschow klar zumachen. dag die Teilung Deutschlands nicht nur ein BUNDESKANZLER ADENAUER brach vor dem CDV-Parteitag in Dortmund allen Diskus- sonen um die Nachfolgerfrage im Bundeskanzleramt die der Ministerprdsident von Schleswig-Holstein, der geschäftsfükrender Vorstand werden soll, nen minister Dufhues, desaußen minister Schröder Linie ein politisches, sondern in erster menschliches Problem ist. Im außenpolitischen Teil seiner Rede unter- strich Adenauer die Führungsposition der USA in der freien Welt, fügte jedoch hinzu: „Aber Europa muß ein wertvoller Partner sein.“ Der Kanzler erklärte die deutsch-fran- zösische Freundschaft erneut zur Grundvor- aussetzung für die Einigung Europas und trat für den EWG- Beitritt Großbritanniens ein. Zuvor jedoch, sagte er, müsse die Frage des Commenwealths geklärt werden, da Europa es„nicht verdauen“ könne. Zuvor hatte sich Adenauer mit beißendem Spott mit der SPD auseinandergesetzt, an deren„ernster Bekehrung“ er nicht glauben könne, da es auf dem SPD-Parteitag keine ernsthafte Ausein andersetzung gegeben habe. Den Sozialdemokraten hielt er vor, die Ver- Wirklichung ihres Deutschland-Plans der Jahre 1959/60 hätte„uns todsicher den Verlust der Freiheit gekostet“. Unter Hinweis auf die vom neuen Bundestag bereits verabschiedeten 45 Gesetze trat Adenauer dem Vorwurf des SPD- Vorsitzenden e entgegen, Bun- Boeing beim Start in Paris-Orly verbrannt 130 Tote Drei Uberlebende Paris(dpa). Die internationale Luftfahrt wurde am Sonntag erneut von einer schweren Flugzeugkatastrophe betroffen. Beim Start von deni großen internationalen Flugplatz Orly bei Paris stürzte eine der riesigen Dü- senverkehrsmaschinen der französischen Luft- Fahrtgesellschaft Air France vom Typ Boeing 707 ab und ging in Flammen auf. Nach An- gaben eines Sprechers der Air France kamen dabei 130 Menschen ums Leben. Nur zwei Stewardessen und ein Steward der Maschine, die sich zur Zeit des Unglücks im Heckteil der riesigen Maschine befanden, wur- den herausgeschleudert und kamen mit dem Leben davon. Die verkohlten Leichen, die aus den Trümmern der Maschine geborgen wur- den, konnten noch nicht identifiziert werden. Die vierstrahlige Düsenmaschine hatte sich peim Start nach Atlanta im amerikanischen Bundesstaat Georgie bereits 30 bis 40 Meter von der Startbahn abgehoben, als sie plötz- nuch durchsackte und dann brennend auf dem Boden aufschlug Eines der Düsentriebwerke wurde durch eine Explosion bis auf das Ge- Jande des Flughafens geschleudert, während Ae Maschine selbst in einem in der Nähe des Flughafens gelegenen Garten in Flammen auf- ging. Noch am frühen Sonmtagnachmittag stand eine hohe Rauchsäule über dem Un- Elücksort Das Flugzeug, das von der Art Association in Atlanta gechartert wurde, war vermutlich randvoll getankt. Das Flugzeugunglück von Orly ist das Schwerste, von dem die frenzösische Luftfahrt- gesellschaft Ar- France jemals betroffen Wurde. Eine Nutzlast von über 130 Personen i Gepäck stellt nach Ansieit von Fachleu- ten Was Masinnam dar, das eine Boeing dieses War das Flugzeug überladen? Typs transportiert. Ob jedoch eine Uber- lastung der Maschine vorlag, können besten- falls die mit der Untersuchung beauftragten Experten feststellen. Amtliche Stellen äußer- ten, die Maschine habe sich gar nicht vom Boden abgehoben, während Augenzeugen er- klärten, das Flugzeug sei nur etwa zwei Me- ter hoch gestiegen und sei dann über die rechte Tragfläche abgedreht, Flughafenbeamte erklärten, die Boeing 707 sei nicht auf die normale Startgeschwindigkeit gekommen. Er- ste Untersuchungen hätten Bremsspuren über 500 Meter am Ende der 3,2 Kilometer langen Startbahn gezeigt. Spitze ab. Lins neben Adenauer von Hassel, der nordrhein- westfälische In- und gang linles Bun- dpa- Bild desregierung und Koalition seien steril. Die von der SPD gewünschte Beteiligung an der Regierung lehnte der Parteivorsitzende ab. Der CDU- Bundesvorstand billigte erneut die geplante Reform der Parteispitze. Am Dienstag werden die 528 stimmberechtigten Delegierten darüber entscheiden. Wichtigster Punkt ist die Wahl des nordrhein-westfäli- schen Innenministers Dufhues zum geschäfts- führenden Bundesvorsitzenden. DAS WICHTIGSTE VOM SPORT Deutschland schlägt Schweiz 2:1 Im Gruppenspiel zur Fußball-Weltmei- Ssterschaft kam Deutschland am Sonntag in Santiago zu einem schwer erkämpften 2:1 Erfolg über die Schweiz. Tags zuvor gab es in der B-Gruppe eine 0:2-Niederlage der Italiener gegen die Gastgeber Chile. In diesem Spiel, das weniger durch fuß- ballerisches Können als vielmehr durch schwere Fouls und Schlägereien gekenn- zeichnet war, wurden zwei Italiener vom Platz gestellt. Die weiteren Ergebnisse: Gruppe 4(Arica): Jugoslawien— Uru- guay 3:1, Sowzetunion— Kolumbien 4:4; Gruppe C(Vina del Mar): Brasilien gegen Tschechoslowakei 0:0, Spanien— Mexiko 1:0: Gruppe D(Rancagua): England gegen Argentinien 3:1, Ungarn gegen Bulgarien 6:1. Den Großen Preis von Monaco, den Zweiten Lauf zur diesjährigen Automo- bil-Welt meisterschaft für Formel-Renn- Wagen, gewann in Monte Carlo der Neu- seeländer MeLaren auf einem Cooper Climax. Zweiter wurde Phil Hill(USA) auf Ferrari. In der 2. Liga Süd sind die Würfel ge- fallen. Neben Hessen Kassel wird Ulm 46 in die Oberliga aufsteigen. Durch einen 3:2-Sieg von Hanau 93 über Pforzheim wurden die Aufstiegschancen der„Gold- städter“ verdorben. Den Weg in die Ama- teurliga muß neben Cham und Bayreuth der SV Wiesbaden antreten. Die Stuttgar- ter Kickers konnten sich durch ein 1:1. Unentschieden den Verbleib in der 2. Liga sichern. eto: 2. 1. 2. 0,, 2, 2, 2, 9. 1, 0, 2 Lotto: 15, 19, 22, 25, 31, 33, Zusatzzahl 17. Chruschtschow: Nur vorübergehend Moskau(dpa). Die Steigerung der Nah- rungsmittelpreise in der Sowjetunion sei nur vorübergehend, erklärte der sowjetische Re- gierungschef Chruschtschow auf einer sowie tisch- kubanischen Jugendversammlung im Kreml. Die Feinde des Sozialismus hätten nur auf eine entgegengesetzte Entscheidung den sowjetischen Regierung gewartet— eine Ein- schränkung der Verteidigungsaufgaben, die eine Stabilität der Nahrungsmittelpreise hätte zur Folge haben können. Sozialistische Internationale will UN aufwerten Kontrollierte Abrüstung gefordert- Berlin- Sondierungen verteidigt Oslo(dpa). In einer„sozialistischen Grundsatzerklärung“ hat der in Oslo ta- gende Generalrat der Sozialistischen Interna- tionale eine allgemeine Abrüstung der ato- maren und konventionellen Waffen unter Wirksamer Kontrolle gefordert und eine ein- seitige Abrüstung der Demokratien abge- lehnt. Die Tagung, an der 69 Delegierte aus 22 Län- dern teilnehmen, sprach sich für eine Unter- stützung der UN sowie für eine friedliche Beilegung der Konflikte in der Welt aus. Die „Sozialistische Grundsatzerklärung“, deren erste Fassung vor einem Jahr in Rom nicht verabschiedet werden konnte, wurde in Oslo einstimmig angenommen. Die Charta der Vereinten Nationen— s0 heißt es in der Erklärung— müsse von allen respektiert werden. Sämtliche Länder und alle Regierungen müßten in den UN vertreten sein.„Wir glauben nicht, daß die Welt dazu verurteilt ist, in zwei Blöcke gespalten zu sein. Wir werden uns weiterhin ständig um eine Beendigung des Kalten Krieges bemü- hen. Der Streit zwischen West und Ost, ver- ursacht vor allem durch kommunistische Will- Kür, ist der Welt wider ihren Willen aufge- zwungen worden. Dieser Streit lenkt die Die OAS-Terrororganisation ist gespalten Der eine Teil verhandelt mit der FLN- Der andere setzt Attentate fort Paris(dpa). Die OAS-Terrororganisation in Algerien ist in zwei Teile auseinanderge- fallen, von denen einer mit der Ubergangs- regierung in Rocher Noir und in Geheimbe- gegnungen außerhalb dieses Verwaltungszen- trums über das Schicksal der Europäer in einem unabhängigen Algerien verhandelt. Die Militärgruppe auf der anderen Seite, die von ehemaligen Obersten geführt wird, setzt— wenn auch vermindert— ihre Attentate fort. Die Nachrichten über die Kontakte von Ver- tretern der FLN in der Ubergangsregierung und der OAS werden von den zuständigen Stellen im Verwaltungszentrum Rocher Noir nur sehr zögernd und indirekt bestätigt. Man Außerte sich lediglich optimistisch, daß der Waffenstillstand endgültig sein wird. Bekannt vrurde, daß der Präsident der„ rung, Abderrahmnane Fares,„an einem Tag im Mai“ nur in Begleitung seines Chauffeurs das Verwaltungszentrum verließ und nie öf- kentlich äußerte, wen er besuchte. Trotz eines Dementis hält man es nicht für ausgeschlos- sen, daß er mit dem„zivilen“ OAs-Chef Su- sini zusammentraf. Die Bereitschaft der OAS zu Verhandlungen wird damit erklärt, daß die Organisg tion durch geschickte Maßnahmen der Uberganss- regierung im algerischen Hinterland ihre Stützpunkte und Schlupfwinkel verloren hat. Sie dürfte damit eingesehen haben, daß die europäischen Zivilisten nur dann die Möglich- keit haben werden, in Algerien zu bleiben, wenn sie sich mit den neuen Tatsachen ab- Anden und zu einer Zusammenarbeit mit den Algeriern bereit sind. Energie der Völker von konstruktiven Auf- gaben ab.“ Der SPD-Vorsitzende Ollenhauer sprach sich in Oslo für eine Fortsetzung der Berlin- Sondierungen und der Abrüstungsgespräche aus. Berlin bezeichnete er als Symbol des Freiheitskampfes in der ganzen Welt. MRP attackiert de Gaulle Dijon(dpa). Die der CDU entsprechende Volks republikanische Partei(MRP), die dritt- größte parlamentarische Partei Frankreichs, hat sich auf ihrem Jahreskongreß in Dijon für die Algerien-Politik de Gaulles, gleichzeitig aber mit allem Nachdruck gegen seinen Eu- ropa-Kurs und gegen das Regime der„per- sönlichen Macht“ ausgesprochen. Mit nur einer Gegenstimme nahm der Kongreß eine Ent- schließung an, in der der Austritt der fünf MRP- Minister aus der Regierung Pompidou gutgeheißen und mit den grundlegenden Mei- nungsverschiedenheiten begründet wird,„die unsere europäische Politik von der General de Gaulles trennt“. In der Entschließung wird unterstrichen, daß die Volksrepublikaner de Gaulle von nun an weder bedingungslos un- terstützen, noch in systematische Opposition gegen ihn treten wollen. Maemillan zwei Tage bei de Gaulle Paris(dpa). Die zweitägige Begegnung zu schen Premierminister Macmillan und dem kranzösischen Staatspräsidenten de Gaulle in Schloß Champs bei Paris ist am späten Sonn- tagnachmittag zu Ende gegangen. Macmillan und seine Gattin, die in dem Schloß auch übernschtet hatten, fuhren zum Flughafen Melun, um die Heimreise anzutreten. In den größtenteils vertraulich geführten Gesprä- chen zwischen den beiden Staatsmännern dürften der geplante Beitritt Großbritanniens zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft so- We andere aktuelle Fragen erörtert worden sen. in einem gemeinsamen Kommuniqus, das wider Erwarten doch noch am Sonntagabend in Paris veröffentlicht wurde, bestätigten de Gaulle und Maemillan ihre Einigkeit über die Interessengemeinschaft zwischen Frankreich und Großbritannien Sie äußerten ihre Ab- sicht. daß sie im Geiste dieser Interessen- gemeinschaft die großen Probleme erörkeen wollen, die vor ihnen liegen. i wWortete sie. Ständigen“, Erzbischof Makarios, der sich nach seinem offiziellen Besuch der Bundesrepublik noch einige Tage auf der Bühlerhöhe bei Baden- Baden aufgehalten hat, flog am Samstag nach den USA. Der neuernannte Regensburger Bischof, Pro- fessor Dr. Rudolf Graber, wurde im festlich geschmückten Regensburger Dom geweiht und inthronisiert. Die Partei- und Regierungschefs des Ost- blocks werden am 6. Juni in Moskau zu einer Konferenz des Rats für gegenseitige Wirt- schaftshilfe(Comecon) zusammentreten. Ausgewiesen hat die irakische Regierung den amerikanischen Botschafter in Bagdad, Jernegan; als Grund wurde angegeben, daß die USA Kuwait, das nach irakischer Auffas- sung zum Irak gehört, als selbständigen Staat anerkannt haben. Eine neue Revolte gegen die Regierung des venezolanischen Präsidenten Betancourt ist in dem Flottenstützpunkt Puerto Cabello ausge- brochen. Nachdem mehr als 60 Kinder im Laufe einer einzigen Woche ar Thyphus gestorben sind, wurde in San Pedro Sula, einer Stadt im Nor- den von Honduras, der Ausnahmezustand er- klärt. Neue Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst Flugverkehr durch Streik des Flugsicherungsdienstes lahmgelegt Bonn(dpa). Am Donnerstag werden in Bonn neue Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst beginnen, Die Bundesregierung und die Tarifgemeinschaft Deutscher Länder hatten am Freitag überraschend die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes zu neuen Verhand- lungen über eine Lohn- und Gehaltserhöhung eingeladen. Daraufhin haben am Samstag die Gewerkschaft Offentliche Dienste, Transport und Verkehr, die Deutsche Postgewerk- schaft, der Deutsche Postverband und die Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands vor- erst die Urabstimmung ausgesetzt, die für Dienstag und Mittwoch vorgesehen war. Bun- desinnenminister Höcherl will am Donnerstag auch den Vorsitzenden des Deutschen Be- amtenbundes, Krause, empfangen. Ungeachtet dieser neuen Lage werden je- doch die Angestellten des Flugsicherungs- dienstes auf den Flugplätzen der Bundesrepu- blik am heutigen Montag in einen 36 stündigen Warnstreik treten. Mit Ausnahme des Ver- kehrs von und nach Berlin wird dadurch der gesamte zivile Luftverkehr lahmgelegt. Die Eisenbahnergewerkschaft hat gedroht, sie werde„auf keinen Fall“ von ihrer For- derung nach neun Prozent mehr Lohn und Gehalt abgehen. Post und Eisenbahnergewerk- schaften wollen ihre Mitglieder noch einmal zur Urabstimmung über einen Streik aufru- fen, falls die Bundesregierung kein angemes- senes Verhandlungsangebot vorlegen sollte. Bundesfnanzminister Starke behauptete am Samstag, kein Teil des öffentlichen Dienstes jeide Not. Die Forderung nach Gehaltserhö- Strauß und Watkinson einig über NA TO-Fragen Enge deutsch-britische militärpolitische Zusammenarbeit London(dpa). Bundesverteidigungsmini- ster Strauß hat bei seinen Londoner Gesprä- chen mit dem britischen Verteidigungsmini- ster Harold Watkinson volle Ubereinstim- mung über die langfristigen strategischen Pla- nungen der NATO-Staaten erzielt. Strauß er- klärte einem dpa- Korrespondenten, er habe mit Watkinson ausführlich eines der wichtig- sten Rüstungsprojekte des NATO- Bündnisses für die nächste Zukunft besprochen: die ge- meinsame Entwicklung senkrechtstartender Düsenjäger. Ihm schwebe ein gemeinsames Vorgehen der Bundesrepublik, Frankreichs und Großbritanniens vor, mit einer„offenen Tür“ für andere NATO-Partner, vor allem die USA. Alle drei Staaten haben Pläne fertigge- Stellt, die Engländer haben bereits zwei ver- schiedene Typen in Flugerprobung. Bundesverteidigungsminister Strauß sagte, er sei sich mit der britischen Regierung völlig einig über die allgemeine NATO- Strategie und über das Verhältnis zwischen Atomwaf- ken und herkömmlichen Waffen. Die Verteidi- Sowjetregierung warnt USA Moskau(dpa). Die sowjetische Regierung hat am Sonntagabend eine scharfe Warnung an Washington vor den„möglicherweise Kata- Strophalen Folgen“ des beabsichtigten Atom- versuches in der Atmosphäre gerichtet. In der Erklärung, die von der amtlichen sowjetischen Nachrichtenagentur ASS veröffentlicht wurde, werden die Vereinigten Staaten be- schuldigt,„neue, außergewöhnlich gefährliche Schritte zu unternehmen, durch die das ato- mare Wettrüsten in den Weltraum getragen Wird“, wovon die gesamte Menschheit betrof- fen würde. Explosion im Sprengstoffwerk Kapstadt(dpa). Die kleine südafrika nische Stadt Somerset West, in der sich eines der größten Sprengstoff werke der Erde be- findet, wurde durch zwei heftige Explosionen im Nitroglyzerin-Lager des Werkes erschüt- tert. Im Umkreis von 14 Kilometern zersplit- terten alle Fensterscheiben. Alle Lichter in der Stadt verlöschten. Wie die Werksverwal- tung mitteilte, wurden drei Weiße und drei Afrikaner getötet und ein Weißer verletzt. * gung dürfe weder allein auf Atomwaffen be- ruhen, noch dürften Abschreckung und Vers teidigung dadurch unglaubhaft für den Geg- ner werden, daß zuviel Betonung auf her- kömmliche Streitkräfte gelegt wird. Strauß wandte sich erneut dagegen, daß die Bundes- wehr über die geplante Stärke von 12 Divi- sionen hinaus verstärkt wird. hung sei nur ein Schreien auf Vorrat. Starke, der zunächst sogar mit seinem Rücktritt ge- droht hatte, falls das Bundeskabinett noch in diesem Jahr neue Mittel für eine Besoldungs- erhöhung bereitstelle, kritisierte Bundeskanz- ler Adenauer, weil er kurz nach dem mühe Urabstimmung im Ruhrbergbau geplant vollen Ausgleich des Bundeshaushalts mit den Gewerkschaften über Tariferhöhungen ver- handelt habe. Während der drohende Streik im gesamten öffentlichen Dienst vorerst gebannt zu werden scheint, kündigte die Gewerkschaft Bergbau und Energie an, es sei noch für diesen Monat im Ruhrbergbau eine Urabstimmung vorge- sehen. Der Vorschlag der Unternehmer, die Tarifverhandlungen bis zum Oktober auszu- setzen, wurde abgelehnt. Die Bergbau-Ge- werkschaft will den Bergleuten wieder die erste Stelle in der Lohnskala verschaffen, hat jedoch bisher noch keine konkreten Zahlen genannt. Französische Soldaten von Vopos festgenommen Nach drei Stunden zurück— Senat weist SED-Vorwürfe zurück Berlin(dpa). Nach etwa dreistündigem Zwangsaufenthalt in der Sowetzene sind sechs französische Soldaten am Sonntagabend nach Westberlin zurückgekehrt. Die Soldaten hatten sich ein privates Motorboot gemietet, eine Trikolore daran angebracht und in Uni- form eine Vergnügungsfahrt auf der Ober- havel unternommen. Als das Boot über die Zonengrenze geriet, wurde es von einem Motorboot der Zonen- grenzpolizei aufgebracht. Wie Westberliner Polizeibeamte beobachteten, brachten die Zo- nengrenzpolizisten das Boo: mit den Franzo- sen an das sowjetzonale Ufer. Mit einem zwei- ten Vopo-Boot wurden die Festgenommenen In Richtung Nieder-Neuendorf in die Sowiet- 20e abtransportiert. Am Sonntagabend gegen 20 Uhr geleitete ein Boot der Grenzpolizei die Franzosen bis zu dem Grenzpunkt Bürger- Adenauer: Westen muß Einigkeit auch zeigen Der Kanzler forderte planmäßiges Vorgehen im„Kalten Krieg“ Dortmund(dpa). In einer Kundgebung in der Dortmunder Westfalenhalle verlangte Adenauer am Sonntagnachmittag vom Westen ein planmäßiges Vorgehen im„Kalten Krieg“. In der Auseinandersetzung mit dem Kommu- nismus sei es von entscheidender Bedeutung, daß der Westen nicht nur einig ist, sondern seine Einigkeit auch zeigt. Der Bundeskanzler war von den fast 15 000 Zuhörern stürmisch begrüßt worden und er- Hielt auch am Schluß seiner Rede langanhal- tenden Beifall. Nicht weniger begeistert wurden die Aus- führungen Bundeswirtschaftsministers Erhard aufgenommen. Erhard verteidigte erneut sei- nen Appell zum Maßhalten. Er wies darauf hin, daß die Bundesrepublik seit 1959 mit den Löhnen und Gehältern an der Spitze der euro- päischen Länder stehe. In der Zwischenzeit seien die Löhne in der Bulidesrepublik we- sentlich stärker gestiegen als in anderen euro- päischen Ländern und in den USA. Der Vor- sprung in der Wettbewerbsfähigkeit, den die Bundesrepublik früher gehabt habe, werde dadurch ausgeglichen. Die„Offerte“ des stellvertretenden SPD- Vorsitzenden Willy Brandt, daß die SPD nach einem Rücktritt Adenauers mit Hilfe von 60 bis 65 anderen Bundestagsabgeordneten die Regierung bilden könnte, wies Bundesarbeits- minister Blank im Namen der Arbeitnehmer in der CDU eindeutig zurück. Als Ziel der CDU bei der Landtagswahl am 5. Juli nannte der nordrhein- westfälische Mi- nisterpräsident Dr. Franz Meyers die Erhal- tung einer regierungsfähigen Mehrheit, um mit einer„Regierung aus einem Guß eine Po- litik aus einem Guß“ machen zu können. Die Paroleè der CDU laute:„Frieden, Arbeit, Ord- nung.“ 5 Der künftige geschäftsführende Bundesvor- sitzende der CDU, der nordrhein- westfälische Innenminister Dufhues, begrüßte am Schluß der Kundgebung besonders herzlich den zur CDU übergetretenen früheren Vorsitzenden der Deutschen Partei, Heinrich Hellwege. Zu- gleich appellierte er an die Anhänger der DP, ebenso wie Hellwege künftig ihren Weg mit der CDU zu gehen. SPD sieht Adenauers Stern sinken BOonn(dpa). Als müdeste und matteste Rede, die man auf Parteitagen je von ihm hören konnte, bezeichnete der Sprecher des SPD-Vorstandes am Sonntag die Rede des CDU-Vorsitzenden Adenauer auf dem CDU- Parteitag in Dortmund. Adenauer habe auf kei- nes der brennenden innen- und außenpoliti- schen Probleme eine verbindliche Antwort ge- geben, sondern sich auf Allgemeinplätze be- schränkt. Vor allem das, was er zu Berlin und zur Lage in der Zone gesagt habe, könne nur Als dürftig bezeichnet werden. Man habe nur eines konkret erfahren, dag nämlich an der Misere der CDU und an den außenpolitischen Schwierigkeiten, die durch die Politik des Bundeskanzlers entstanden sind, allein die Presse schuld sei. Die SPD habe Veranlas- Sung, sich dagegen zu verwahren, denn es sei das Recht und die Pflicht der Presse, in innen- und auhenpolitischen Fragen frei zu kommen- tieren und zu werten. ablage an der Sowjetzonengrenze zum briti- schen Sektor in Spandau. Eine französische Stellungnahme war bisher nicht zu erlangen. Der Berliner Senat hat am Sonntag noch einmal die neuen Vorwürfe Pankows wegen angeblicher Verbrechen gegen die„Staats- grenze der DDR“ zurückgewiesen.„Wenn die Zonenbehörden den Schießbefehl aufheben, dann wirt es keine Schießereien an den Gren- zen mehr eben“, betonte der Senat. Die westalliierten Behörden in Berlin unter- suchen zur Zeit den Grenzzwischenfall, bei dem am Freitagabend ein 16jähriges Mädchen angeschossen und eine 17jährige in die So- Wietzone verschleppt wurde. Die beiden Mäd- chen hatten sich an der Lichterfelder Zonen grenze im amerikanischen Sektor mit einer Freundin aus der Sowjetzone treffen wollen. Die Zonen-Grenzpolizisten riefen den beiden zu, sie sollten an den Grenzzaun herantreten, die Freundin sei da. Die 17jährige folgte die- ser Aufforderung, wurde jedoch sofort von den Posten ergriffen und gewaltsam herüber gezerrt. Das andere Mädchen, das in einiger Entfernung stehen geblieben war, ergriff die Flucht. Die Grenzpolizisten schossen hinterher und verletzten es leicht. Noch eine Mauer Bad Hersfeld(dpa). Starke zivile Ar- beitskommandos der Sowjetzone begannen am Sonntagvormittag in der thüringischen Ge- meinde Vacha(Kreis Bad Salzungen) mit dem Bau einer Mauer. ähnlich der von Berlin. Wie vom Werra-Ufer in Philippsthal(Kreis Hers- feld) aus beobachtet werden konnte, wird die Mauer etwa drei Meter hoch. Zum Heben der schweren Betonplatten werden drei Kräne be- nutzt. Wie lang die neue Mauer werden sell, läßt sich noch nicht übersehen. Ein neuer Deutschland-Vorschlag Frankfurt(dpa). Als Diskussionsgrund- lage für einen Frieden mit Deutschland legte die Studiengesellschaft für staatspolitische Of- Tentlichkeitsarbeit in Frankfurt den Entwurf eines Staatsvertrages zwischen den vier Al- liierten des zweiten Weltkrieges— US, Se- Wjetrußland, England und Frankreich— vor. Präsident der Studiengesellschaft ist der CSU- Bundestagsabgeordnete Vogt, Aschaffenburg. Der erste der 27 Artikel des Entwurfs stellt fest, daß mit Abschluß des Staatsvertrages die Spaltung Deutschlands beendet wird und die Wiederherstellung Deutschlands als einheit- licher Staat auf Grund allgemeiner, freier und geheimer Wahlen beginnt. Der Beitritt zu die- sem Vertrag, zu dem Deutschland aufgefor- dert wird, kann erst erfolgen, wenn eine deut- sche Reglerung aus allgemeinen, freien und geheimen Wahlen hervorgegangen ist. eee . gangs Ibo EIN HEITERER ROMAN/ VON RUDOLF AN Copyright by Europäischer Kulturdienst Salzburg durch Verlag von Graberg& Görg, Wiesbaden (17. Fortsetzung) Aber sie war ja verheiratet! Wenigstens für einige Personen, zum mindesten für Se- bastian und Fräulein Murr. Wie, wenn dieses Fräulein Murr mit ihren flinken Augen gemerkt hatte, daß sie keinen Ring trug? Nun, wenn sie morgen nach Salzburg kam, wollte sie dem Mangel abhelfen. Ein leichter Wind, der über das Tal wehte und auch das Schlößlein anrührte, ließ sie krösteln. Sie ging in das Zimmer zurück, zog den Vorhang vor, ließ aber die Fenster selbst boffen. Das Bett war wunderbar. Dieser Tag hatte sie doch sehr, sehr müde gemacht. 5 Das Rauschen des nahen Baches lullte sie in Schlaf. Es dauerte kreilich nicht lange, da kam der Traum zu ihr, ein höchst merkwürdiger und sehr aufregender Traum, wie sie ihn in Wis- FConsin nie gehabt hatte. Sie befand sich näm- lich in einem ungewohnten Kleide, wie es Maria Stuart getragen haben mochte, in einem Schloß, dessen Mauern von Zinnen ge- krönt waren und dessen Dach ein Turm über- ragte. Der Wind ließ ihr langes Haar über- mütig flattern. Mit einmal ertönte von 5 berüber ein mächtiger Trompetenstoß. 5 einem kohlschwarzen Roß jagte eine. in einer Ritterrüstung heran, kam näher, hob das Visier, und— erstaunlicherweise trug lein Murr.—„Wo ist der Ring?“ flüsterte der Ankömmling streng.„Ich habe keinen“, ant „Dann muß ich die Polizei ver- Sah Bessie ihn auf seinem Schimmel über das steile Burgdach auf sich zusprengen und er- kanmte in ihm den schönen Sänger aus der Galerie— Don Giovanni, mit bürgerlichem Namen Sascha Reader geheißen.„Ha!“ sprach er, und noch einmal:„Ha!“ und dann lachte er hohl und jauchzte: Der alten Schachtel habe ich es gegeben!“— Jawohl. das sagte er, und zugleich zog er den Degen, zerschnitt mit ihm die Luft in zahlreiche un- gleichmäßige Teile und setzte schließlich seine Spitze auf ihre Brust— da, wo ihr Herz schlug.—„Nicht doch!“ rief sie, wobei sie er- schrocken erkannte, daß sie nur ein dünnes Seiden-Nachthemd trug, das noch dazu der milde Wind zärtlich bewegte. „Liebst du mich?! fragte Ritter Reader, während seine gepflegte Hand den Spanisch geschnittenen Bart strich.— Bessie wollte sagen:„Nein! Nein! Nein!“— In Wirklichkeit aber rief sie:„Ja! Ja! Ja!“— Und dann sank sie dem Don Juan im Kostüm des Don Giovanni in die Arme und schämte sich we der ihrer ungenügenden Kleidung noch ihrer heftig fließenden Tränen.— Darüber erwachte sie. Herr Giovanni war weg, das Ganze war nur ein Traum gewesen; aber ihr Kopfkissen zeigte deutlich Spuren von Tränen. Sie sprang mit einem jähen Ruck aus dem Bett und lief an den Spiegel.— Tat- sächlich, sie hatte geweint! Was für ein törich- tes Dinng war sie doch!— Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, daß es schon auf acht Uhr ging. Sie warf den Schlafrock über und trat auf den Söller hinaus. Der Tag war über die Maßen schön; es duftete nach Wald und Wiese und Blumen. mit einer grünen Schürze angetan, stand Herr der geharnischte Fremde die Züge von Fräu- — Unten vor der Freitreppe, Sebastian Muracher und spielte mit den Dak- kel der verstorbenen Baronin. Bessie, die jung Frau Reader, beugte sich rügte Fräulein Murr, gab dem Aber Pee und. zur den Vor- Roß die Sporen und jagte davon Aber sie en jagte nicht lange, da nahte auf milchweigem Zelte Lanze die Murrin vom Rappen stach, Alsdann 1 5 r ein anderer Ritter, der mit eingelegter 5 Alte drehte sich um, derbe eien höf⸗ uch 8 18 zurück Gut i 8 Frau. Darf 100 fragen, wie Sie 5 haben?“ „Ausgezeichnet! In einer Viertelstunde bin ich unten. Ich möchte frühstücken, und dann fahren wir miteinander nach Salzburg. Ein- verstanden, Herr Sebastian?“ „Einverstanden!“ lachte der Weißhaarige, und dabei legte sich sein gutes Gesicht in hundert muntere Fältchen. 2 Als auf dem Wege nach Salzburg die Straße ganz nahe an einem See vorbeiführte, fiel es Bessie ein, daß sie wohl einen Führerschein besaß, dieser aber amerikanischer Herkunft war und auf ihren Mädchennamen lautete. Wie, wenn etwas passierte und man sie kon- trolljerte?— Natürlich mußte sie dann sagen, daß man das Papier eben noch nicht umge- schrieben habe, es sei übersehen worden. Aber es konnte doch zu Komplikationen kom- men.— Umkehren?— Sie hielt den Wagen an, schaute nach dem blauen Wasser, nach den nahen Bergen und nach dem noch nahe- ren Sebastian, gab wieder Gas und fuhr wei- ter. Man mußte sich eben auf sein Glück ver- lassen. In Zukunft würde es aber doch bes- ser sein, wenn sie sich von einem erfahrenen Chauffeur abholen lieg, sicherlich gab es solche in Salzburg. 5 5 Das so sehnlich herbeigewünschte Glück stand Bessie bei. Fehlerlos führ sie bis Salz- burg, Wo sie den Wagen am ersten Parkplatz abstellte.— Sie wolle in dieser schönen Stadt zu Fuß gehen, erklärte sie ihrem Begleiter, und das allein; Herr Sebastian habe ja, wie er ihr tags zuvor erzählt, in Salzburg Ver- wandte; er möge diese ruhig besuchen und, wenn er Lust habe, auch ein Glas Bier oder einen Schoppen Wein trinken. Der Weißhaa- rige verbeugte sich dankend und nahm mit der Miene eines Grandseigneurs den Schein in Empfang, den die gnädige Frau ihm in die Hand drückte. Bessie, jetzt allein, ee auf gut glück der Stadtmitte zu, trat in die nächste 5 5 5 ein Schild„zum Mirabellgarten“ und wanderte, von dem fremdländisch klingenden Namen angelockt, am Landestheater vorbei in den Park, der um diese Vormittagsstunde nur wenig besucht War. Selten traf sie auf einen Menschen. Sie Setzte sich nach kurzem Bummel auf eine der Bänke und begann die Spatzen zu füttern, die in Dutzenden angeflattert kamen.— Spa- ter bummelte sie dann am Pegasusbrunnen vorbei zur erhöhten Terrasse und nahm von dort aus mit entzücktem Blick das Bild der vieltürmigen Mozart-Stadt in sich auf, über die sich großartig die alte Festung erhob. Das also war Salzburg. „Salzburg“, sagte im gleichen Augenblick in älterer, gutgekleideter Herr, der inzwi- schen fast unbemerkt von rückwärts an sie herangetreten war,„Salzburg schönsten Städte der Welt. Sie dürfen mir das glauben, denn ich bin viel herumgekommen. Zuerst war's nur eine kleine flüchtige Liebe lei, die mich mit dieser Stadt verband; dann Aber wurde es die große Liebe meines Lebens. Eine Liebe, von der man nicht mehr los- commt. Darum auch verbringe ich hier ineine alten Tage. Gestatten Sie“, er 208 seinen Hut, „Dr. von Willemer. Privatier, wie man hier sagt. Ich wette mit Ihnen, daß Sie Auslän- derin sind, wahrscheinlich Amerikanerin. Vu zum erstenmal hier. Stimmt's?“ g „Es stimmt“, gab sie mit reizendem 123 cheln zurück.„Beides Stimmt: eee eee und zum erstenmal hier. 3 0 „Aber nicht zum ä Pens upbes der adelige Herr.„Uebrigens ist es erstaun- lich, wie Sie gut deutsch sprechen! Noch daau mit österreichischem Akzent!“ „Meine Mutter wurde in Oesterreich ge- boren, in der Steiermark.— Aber ich kam drüben zur Welt, mein Vater War Amerikaner, Wie er im Buche? Jahre tot, aber m sie hielt plötzlich erzähle ich ist eine der Schifferkinderheim die Arche Gottes auf dem Lande Festlicher Weihetag für den Erweiterungsbau des Schifferkinderheims Strahlender Sonnenschein, strahlende Kin- dergesichter, die Fahnen und Blumen ver- einten sich am gestrigen Nachmittag zu einem einzigen großen Jubel über den geglückten Erweiterungsbau des Schifferkinderheims. Das Schifferkinderheim ist die Arche Gottes auf dem Lande, so hatte schon auf dem vormit- täglichen Festgottesdienst in der Erlöser kirche Pfarrer Guggolz das Heim wegen seiner Geborgenheit für die Schifferkinder Senannt und in diesen festlichen Stunden der offiziellen Einweihung war von der Ge- borgenheit und dem Segen den dieses Haus ausstrahlt für die vielen Besucher etwas zu spüren. Zahlreiche Ehrengäste hatten sich zu dem größten Festtag des Heimes seit der Eröffnung eingefunden und wir konnten als Gratulanten Oberkirchenrat Kühlenwein, Karls ruhe, Oberkirchenrat Roos, Ludwigshafen, Pfarrer Voges vom Gesamtverband der In- neren Mission, die Seckenheimer Stadtpfarrer John und Völker, die Schiffermissionare Jung und Weinmann, Reeder Peter Kühnle, Stadt- rat Blümmel und Bühler, den Leiter des Ge- meindesekretariats Erny neben vielen anderen delhen besser im Sieg wasser Ehrengästen als Gratulanten sehen. Das er- Weiterte Heim selbst strahlte überall fest- lichen Glanz aus und wer die blanken Augen der vor dem Haus versammelten 120 Schif- kerkinder sah, wußte welche Freude ihnen und den Fauseltern Hoppe dieses wahre Kinderparadies in einer glücklichen und fried lichen Zukunft bringen kann, von der an die- sem„Pag so viel die Rede War. 4 Der Festgottesdienst am Vormittag wurde eingeleitet mit einem feierlichen Einzug der Geistlichen, des Verwaltungsrats, des Secken- heimer Kirchengemeinderats, der Hauseltern, Mitarbeiter und der älteren Kinder. Umrahmt wurde der Gottesdienst vom Hauschor des Heims und vom Kirchenchor der Erlöser- kirche, während die Eingangsliturgie von Pfarrer John und die Schlußliturgie von Pfarrer Scharnberger gehalten wurde. Ueber einer gehaltvollen Predigt, die den tieferen inn des Tages traf, stellte Pfarrer Guggolz, eudenheim, das Johanniswort„Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leib werden Ströme des lebendigen Wassers ließen“. Sehr eingehend beschäftigte sich der Festprediger mit der Geschichte des Heims ausgehend von der Schiffermission, Wo der erste Schiffermissionar Hoffmann die Not der Schiffereltern bei Schulbesuch ihrer Kinder sah und dann das erste Schiffer- kinderheim ins Leben rief. In seiner mit vielen lebendigen Beispielen von dem ersten Luftangriff 1918 auf das Heim und dem Wir- ken von Vater Bodelschwingh gestalteter! Predigt erinnerte der Pfarrer daran, daß die Menschen unserer Zeit mehr denn je das Licht und die Liebe brauchen um die Werke Gottes zu tun. Zum Abschluß hoffte Pfarrer Guggolz, dab das Schifferkinderheim eine Stätte des Segens bleiben möge. Die nachmittägliche Feierstunde wurde dann vor dem Heim mit einem Posaunenchor und dem gemeinsamen Lied„Großer Gott wir loben Dich“ eingeleitet. In einem kurzen Weiheakt übergab Architekt Hellmut Loose die Schlüssel des Hauses an den Vorsitzenden des Schifferkinderheims Pfarrer Scharnber ger, der sie dann mit einem Segenswunsch an Hausvater Hoppe als Hausherr übergab. Hausvater Hoppe unterstrich bei der Ueber- nahme die große ntwortung, die er damit weiterhin übernehme und hoffte, daß Gott bei allen Werken in diesem Haus voran- gehe. Anschließend wurde die Einweihungs- feier im bis auf den letzten Platz be- setzten Festsaal vom Kammermusikkreis der Johanniskirche unter Leitung von Kantor Rudolf Schweizer eröffnet. Nach einem Pro- log und dem 145. Psalm sprach Pfarrer Scharnberger das Weihegebet, mit dem er Gottes Segen erbat. Nach dem gemeinsamen Lied„O daß ich tausend Zut dankte in seiner Ansprache Pfa berger allen Spendern für Unterstützung. Sein Dank Behörden, die zusammen mit den zahl Einzelspenden einen Betrag von 261 C0 DM zusammentrugen. Er dankte dem Architekten Loose für diie rasche Arbeit, den Hauseltern Hoppe, Frau Krick, den Mitarbeitern, Kinder, Hausmeister Burckhardt, Vikar Buschbeck mit der evangelischen Gemeindejugend, der ameri kanischen Pioniereinheit und den Geschäfts leuten für die ausgezeichnete Arbeit. Dann zeigte Pfarrer Scharnberger den Weg des Schifferkinderbeims auf, das 1913 in der Neckarvorlandstraße errichtet und von dem Begründer Missionar Hoffmann bis 1932 leitet wurde. Das Hauselternpaar Sander führte dann das Heim über, die schweren 8 Kriegsjahre bis 1951 dann die Hauseltern Hoppe das Heim in Seckenheim übernah- men. Daß das neue Heim in Seckenbheim erworben werden konnte, sei einmal Haus- Vater Sander. in besonderer Weise aber auch dem Leiter des Gemeindesekretdriats Albert Erny zu danken, der unermüdlich den Er- werb des Hauses forcierte. Heute sei nun das Schifferkinderheim Seckenbeim der Bundesre- publik und die Schiffereltern wüßten ge nau, daß hier ihre Kinder eine vorbildliche Ausbildung und Betreuung genießen. Nach ei- nem Lied des Hauschors unter Leitung von Hausmutter Hoppe berichtete dann der Ar- chitekt Hellmut Loose über die Schwierig- keit eine gute bauliche Konzeption zur ver- bindung zwischen dem Alt- und Neubau zu finden. In knapp fünf Monaten sei das Haus im Innenausbau ohne jeglichen Unfall fertig- gestellt worden und stelle eine von der bau- lichen Seite wie auch von der Raumaufteilung her sehr glückliche Lösung dar. Nach einem Kanon der Schifferkinder wurden dann die Grüße und Glückwünsche überbracht. Für die pfälzische Landeskirche sprach Oberkirchen- rat Roos Ludwigshafen, für die badische Lan- deskirche Oberkirchenrat Kühlenwein, Karls ruhe. Pfarrer Scharnberger übermittelte so- dann die Grüße von Dekan Schmidt, Mann- heim, während Pfarrer Voges für den Ge- samtverband der Inneren Mission ein ansehn liches Geldgeschenk für die künstlerische Ausgestaltung des Festsaales übergab. Stadt- Pfarrer John stellte besonders die lebendige Verbindung des Heims als wertvoller Aktiv- posten in der Gemeinde Seckenheim heraus, Stadtpfarrer Völker unterstrich die beson- dere Toleranz des Heimes, das auch Katholi- sche Kinder betreue, die hier spüren würden, daß echte Liebe herrsche, während der ka- tholische Schiffermissionar Weinmann herz- liche Gratulationswünsche sprach. Im Namen der Stadtverwaltung gratulierte Stadtrat Al- fred Blümmel mit einem Blumengebinde. Die Stadt könne zwar das Geld für einen solchen Zau geben, aber den Geist müßten die Be- Wohner des Heims schaffen. Reede Peter Kühnle unterstrich seine Verbundenheit mit dem Schifferkinderheim, dem er bis ans Lebensende die Treue bewahren wolle, wäh- rend Schiffermissionar Jung von einem kin- derlosen Ehepaar als Gratulationsgeschenk ein Fernsehgerät überreichen konnte. Voller Er- griffenheit dankte dann Hausvater Hoppe für die vielen Glück- und Segenswünsche mit dem 118. Psalm„Das ist vom Herrn ge- schehen und ist ein Wunder vor unseren Au- gen, während Pfarrer Voges dann das Schluß Sebet und den Segen sprach, dem das ge- meinsame Lied„Nun danket alle Gott“ folgte. Inmitten froher Kinderschar hatten dann die zahlreichen Gäste Gelegenheit sich von der geglückten Verbindung des Alt- und Neubaues zu überzeugen und der frohe Kindermund bestätigte mehr als einmal, wie glücklich die Kinder über dieses gélungene Werk sind, das ihnen jetzt für eine frohe und unbeschwerte Kinderzukunft unter der segensreichen Auf- sicht und Betreung der Hauseltern und Mit- arbeiter gehört. ** Wilhelm Hirsch Am Samstag früh verstarb der allseits bekannte und geachtete Spenglermeister Wil- helm Flirsch im Alter von 80 Jahren. Mit großem Fleiß und immerwährender Hilfs- bereitschaft hat er sein Geschäft aufgebaut und sich allseits Achtung und Anerkennung erworben., Lange Jahre stand er im Dienste der freiw. Feuerwehr. Er war Mitbegründer, des Turnerbund Jahn, dem er ein Leben lang in Treue und Hingabe diente. Er durfte zahlreiche Ehrungen des Vereins, Kreises und Gaues für seine verdienstvolle Arbeit entge- gennehmen. Der Turnerbund Jahn verliert mit ihm einen seiner besten und treuesten Mit- glieder. Handball in Baden Seckenheim fertigte auch Rot ab Halbzeitmeister TV 98 Seckenheim fertigte bei den Spielen der nordbadischen Handball-Ver- bandsliga auch den TSV Rot klar mit 7:3 Toren ab und dürfte mit einem Vorsprung von sechs Punkten kaum mehr abzufangen sein, zumal die Seckenheimer immer noch unbesiegt sind. Um jeweils zwei Tabellenplätze verbesserten sich Turnerschaft Durlach nach dem 22:12-Erfolg über den noch punktlosen Neuling TSV Bretten und der TSV Rintheim durch einen 16:11-Auswärts- sieg in Großsachsen. Die KScC- Handballer büß- ten überraschend auf eigenem Platz einen Punkt gegen Nußloch ein. Die Spiele TV Knielingen gegen TV Edingen und TSV Grötzingen gegen TSV Oftersheim sind abgesetzt worden. 00 . Klarer Fall: Marmelade in 1 Minute Gelees in ½ Minute mit DR. OETKER Gelfix Unser Wetterbericht Endlich wieder wärmer U bersicht: Mit der Verlagerung des Hochs von den britischen Inselm nach Süd- osten hört nun für Deutschland der Zustrom Polarer Luft auf. Damit ist auch für unser Gebiet eine Periode meist störungsfreien Wetters eingeleitet. Vorhersage: Uberwiegend heiter und trocken, nur mittags, und vor allem über dem Bergland, etwas wolkiger. Tiefsttemperaturen in der Nacht zum Teil noch unter fünf Grad. Höchstwerte bei 20 Grad, Dienstag etwas dar- über. autwoch, N 962 1 U enscilon 65 Jahre erfolgreicher Dienst am Haar Pferde- u. Viehversicherungsverein Mhm.-Seckenheim Am Donnerstag, 7. Juni um 20.30 Uhr findet im Gasthaus„Zum Engel“ unsere Generqal- Versammlung Statt. Es ladet ein: Die Vorstände. ker rleb nes ac klo und ks kküEn ewf 2 Hen UOEEN- GARDINEN mit 5 Jahren Garantie FEINTULL. 200 em breit 300 em breit 300 em breit ca. 300 em breit SE Mefaſf, Eſektro LL Verkäufe 1 Mit 2 Sesellenſahren zum Fachkraft för lngeniebrtätigkeit. 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Weiher Feimilie Theodor Edler Emilie Hirsch Familie Wilhelm Herdt Theo Eder und Frau nebst Angehörige Turnerbund„AH“ 1899 Mannheim Seckenheim Nachruf. „Bin Jurnerherz hat aufgehört zu schlagen“. Am Samstag früh verstarb im gesegneten Alter von 80 Jahren unser Gründungs- und Ehrenmitglied Wilhelm Hirsch. 63 Jahre hat er dem Verein in Treue gedient, davon 50 Jahre im Turnrat und lange Jahre als Vereinskassier. Der fornerbund„Jahn“ ist nicht arm an langjährigen und verdienstvollen Männern. Er war einer seiner besten und treuesten. Mit großer Liebe und Hingabe hing er an seinem Verein und der Tornsqche. Ihm War kein Weg zu Weit und keine Arbeit zuviel. Er fehſte kaum bei einer turnerischen Veranstaltung oder Tagung. in seiner Jugend War er ein eifriger aktiver Turner und bis ins hohe Alter betätigte er sich als Kampfrichter. Ehrungen des Vereins, Kreises und Sdues Waren Anerkennung ond Dank för die großen Verdienste des Verstorbenen. Jag ond Nacht galt seine Sorge dem Verein. Sorgen Wir daför, daß seine gote Saat gute Früchte bringt, dann ehren Wir das Andenken unseres furnbruders um besten. Der Turnrot. NB. Die Beerdigung ist morgen Dienstag um 14 Uhr. Es ist Ehrensdche für den Verein, dem Verstorbenen in großer Zahl das letzte Geleit zu geben. —— eee RUNTb Schu“ Selwer eelrämnfekee 2: U-Sieg über die Scluwein Deutscher Sturm ohne Druck- Eidgenossen ließen sich durch Rückstand nicht entmutigen Der 2:1-l:0)-Erfolg der deutschen Fußball Nationalmannschaft im Gruppenspiel zur Fuß- pall-Weltmeisterschaft vor 60 000 Zuschauern im Nationalstadion zu Santiago war sehr schwer erkämpft. Es ist zu berücksichtigen, daß die Schweiz praktisch von der 12. Minute an mit zehn Mann spielen mußte, da Eschmann nach einem Zusammenprall mit Szyma- niak verletzt wurde. Er schied zunächst für aber nach der Pause nicht mehr dabei. Der deutsche Sturm spielte in diesem Tref- zen nicht druckvoll genug und die Schweizer plieben bei ihren zeitweiligen Offensiven sehr gefährlich. Brülls hatte die deutsche Mann- schaft eine Minute vor der Pause mit einem Schrägschuß in Führung gebracht, Seeler er- höhte in der 60. Minute auf 2:0. In der 73. Minute verringerte Schneiter auf 12. Strahlender Sonnenschein lag am Sonntag- nachmittag über dem Nationalstadion in Santiago, als sich Deutschland und die Schweiz um Gruppentreffen zur Fußball- Weltmeister- Schaft gleichzeitig zu ihrem 34. Länderspiel Stellten. Rund 60 000 Zuschauer, teilweise in Sommerkleidung, füllten das weite Rund etwa zu vier Fünfteln. Die Mannschaften: Deutschland: Fahrian Nowak, Schnellinger— Schulz, Erhardt, Szy- maniak— Koslowski, Haller, Seeler, Brülls, Schäfer. Schweiz: Elsener— Schneiter, Tae- hella— Grobety, Wüthrich. Weber— An- jenen, Vonlanthen, Eschmann, Allemann, Dürr. Schiedsrichter Horn Holland). Die deutsche Mannschaft hatte einen guten Start, und schon in der dritten Minute hatte der Schweizer Torwart Elsener Scharfschüsse von Brülls und Haller zu halten, die er mit Mine und Not im Flug abwehrte. Ein Kopf- ball Koslowskis Über die Latte und ein Kopf- ball Seelers, den Elsener zur Ecke abwehrte, folgten unmittelbar. Damit hatte die deut- sche Elf aber offensichtlich ihr Pulver ver schossen. Der klug gestaffelte Schweizer Rie- fünf Minuten aus, kam als Statist wieder, war gel lies die deutschen Angriffe nicht zur Entfaltung kommen. Darüber hinaus insze- nierten die Eidgenossen durch Antenen und Allemann gefährliche Angriffe, bei denen die deutschen Abwehrspieler oft zu spät eingrif- fen. Gefährliche Szenen gab es hingegen erst nach der 30. Minute vor dem deutschen Tor, nachdem Seeler kurz vorher an den Pfosten geschossen hatte. Fahrian im deutschen Tor mußte höllisch aufpassen, als Antenen allein durchbrach, um im letzten Moment zu ret- ten. Auch gegen Vonlanthen mußte der l mer sein ganzes Können aufpieten. Der deutsche Führungstreffer fiel in der 44. Minute, als Brülls auf der linken Seite durchbrach und mit einem Schrägschuß aus elf Metern Entfernung Elsener bezwang. Das Tor kiel in dem Augenblick, als Schnellinger nach einem Zusammenprall mit einer Wunde auf dem Schienbein vom Platz humpelte. Bereits von der 12. Minute an spielten die Schweizer praktisch mit zehn Mann, da Eschmann nach einem Foul von 8„maniak zunächst den Platz verließ und später nur noch als Statist mitwirkte. Als die Schweizer nach der Pause ohne Esch- mann zurückkamen, glaubten die 60 000 das Spiel zu Gunsten der deutschen Mannschaft entschieden. Sie staunten nicht schlecht, als die Eidgenossen mit einem temperamentvollen Spiel voller Ehrgeiz der deutschen Elf e Rampf auf Biegen und Brechen liefe Deutschland erhöhte in der 60. Minute seiner aum schaft arbeit dee Jugascaweu eutschoideud Uruguay verspielte seine Chance Zwei Platzverweise Mit der 1:3-(1:2-Y Niederlage gegen Jugo- Slawien dürfte Uruguay alle Hoffnungen auf einen Einzug in die nächste Runde begraben haben. Auch in diesem hart geführten Tref- fen gab es zwei Platzverweise. Cabrera und Popovic wurden in der 70. Minute von dem Schiedsrichter Galba vom Platz gewiesen. Uruguay hatte einen glänzenden Start und führte nach 19 Minuten durch ein Kopfballtor Cabreras mit 1:0. Die Südamerikaner waren zunächst spielerisch überlegen. aber im Ver- lauf des Spiels setzte sich die Mannschafts- arbeit der Jugoslawen immer stärker durch. Dabei vergaßgzen die Stürmer das Schießen nicht. In der 25. Minute glich Skoblar aus und in der 33. Minute stellte Galie, der Spiel- Führer der Olympia-Mannschaft Jugoslawiens, das 2:1 her. Nach dem Wechsel drückten die Jugoslawen noch auf das Tempo. Markovic und Sekularac trieben ihren Sturm immer wieder mit Steilpässen nach vorn. Schon in Mitteln versuchte Uruguay dung herbeizuführen. Das Treffen wurde im mer härter. Die Folge davon waren die Ple verweise von Cabrera und Popovic innerhalb von sechzig Sekunden. Nur Unentschieden für die Sowjets Mit dem 4:4(3:1) zwischen der Sowzet- union und Kolumbien im Gruppenspiel in Arica gab es eine echte Uberraschung bei der Fußball- Weltmeisterschaft 1962. Die von allen Experten hoch eingeschätzte sowzetische Elf führte gegen Kolumbien nach einem Blitz- start mit 3:0 und später zu Beginn der zwei- ten Halbzeit mit 4:1. In den letzten 20 Mi- nuten rafften sich die Südamerikaner zu einem entschlossenen Gegenangriff auf und stellten innerhalb von acht Minuten den nicht erwar- teten Gleichstand her. Zeasilieu iuſite CSS eiuen Nuulił al gelen Erst drückende Uberlegenheit des Weltmeisters Pele wurde verletzt Der Weltmeister Brasilien mußte im zwei- ten Spiel in der Vina-del-Mar-Gruppe der Fußballweltmeisterschaft durch ein torloses Unentschieden gegen die Tschechoslowakei einen Punkt abgeben. Die Brasilianer waren in der ersten Halb- zeit drückend überlegen. In der zweiten Hälfte nieß der Druck etwas nach, da der Halblinke Spanien schlagen läßt und die CSSR gegen Mexico einen Punkt verliert. Mexiko ließ nur einen Treffer zu Knapp mit 1:0(0:0) behauptete sich Spa- nien in Vina del Mar im Gruppenspiel gegen Mexiko. Die Mexikaner, die schon im ersten Spiel gegen den Weltmeister Brasilien die Pele verletzt wurde und nur noch als Statist erste Halbzeit torlos gehalten hatten, zeigten auf Rechtsaußen mitwirkte. Die Mannschaften: Brasilien: Gilmar; D. Santos, N. Santos; Zito, Mauro, Zozimo; Gar- rincha, Didi. Vava, Pele, Zagalo.— CSSR: Schroif; Lala, Novak; Pluskal, Popluhar, Ma- sopust; Stibrany, Scherer, Rvasnak. Adamec, Jelinek.— Schiedsrichter: Schwinte Frank- reich). Bis zur 23. Minute sah der Weltmeister Wie Scharfschüsse von der sichere Sieger aus. Garrincha und Pele meisterte Torwart Schroif nur mit Mühe. In der 23. Minute holte sich Pele bei einem Schuß auf das tschechische Por eine Muskelzerrung und war von da an nur noch Statist. Die Tschechen blieben aber weiter in der Defensive. Erst in den letzten fünfzehn Minuten drehten sie etwas auf. Es gelang ihnen aber nicht, das gegnerische Tor in Gefahr zu bringen. Für die CSSR und den Titelverteidiger dürfte dieser torlose Ausgang praktisch den Einzug in das Viertelfinale bedeuten, denn es ist nicht anzunehmen, daß sich Brasilien von Argentinien konnte„praktischem“ Fußball nichts entgegensetzen Mit dem klaren 3:1 2:0)-Sieg über Argen- nien sind Englands Aussichten, in der Fuß- dall Welt meisterschaft eine Runde weiterzu- kommen, plötzlich wieder etwas gestiegen. Ihrem praktischen Fußball hatten die Ar- gentinier nichts Gleichwertiges entgegenzu- stellen. Lorenzos Elf unterlag in Schönheit, aber sie unterlag. 5 Ungarn im Viertelfinale Mit einem mühelosen 6:14-Erfolg über Bulgarien erreichte Ungarns Fig all- Nute nalmannschaft am Sonntag un Rancagus das Viertelfinale der Fußball- Welt meisterschaft 1962. Sie hat darüber hinaus alle Aussichten, auch Gruppensieger 20 werden. Es Ist nicht anzüinchmen, dal sie sich im letzten Spiel von Argentinien das Konzept verderben lag. auch am Sonntag wieder eine große Abwehr- leistung und ließen nur einen Treffer Peiros zul. Die mexikanischen Anhänger rechneten pereits mit dem ersten Punkt durch ein tor- loses Unentschieden, aber eine Minute vor Schluß wurden ihre Hoffnungen zunichte ge- macht. IIR NIIT HILFE DER POLIZEI konnte sich der englische verschaffen. Nachdem im Treffen Chile—Itali en der Italiene telsturmer einen Tritt gegeben halte, erkielt der„Azzurri“ Vorsprung auf 2:0. Seeler behauptete sich nach einer Vorlage von Brülls im Zweikampf ge- gen Schneiter und schoß ein. Selbst durch die- sen Rückstand ließen sich die Schweizer nicht entmutigen, sondern stießen immer wieder ge- fährlich vor. Die deutsche Abwehr, aus der Schnellinger und Nowak berausragten, hatte daher pausenlos zu tun. Nach einem Latten schuß Koslowskis rettete Erhardt in der 70. Minute für den bereits überwundenen Fahrian einen Schuß des gefährlichsten Schweizer Stürmers Allemann auf der Torlinie, Drei Mi- nuten später setzte dann Schneiter das Leder unhaltbar für Fahrian zum 2:1 ins Netz. Beide Mannschaften verschärften in der letzten Viertelstunde das Tempo. Es war un- Wahrscheinlich, woher die neun Schweizer Feldspieler die Kraft nahmen. Zwei Minuten vor dem Abpfiff hatte Deutschland noch eine gute Torgelegenheit, aber Schneiter rettete den Schuß Koslowskis für seinen Torwart. Nach Spielschluß wurden beide Mannschaften mit lebhaften Beifall vom Publikum verab- schiedet, ES war ein hartes aber fair ausge- tragenes Länderspiel. AN VIER ENT SETZTEN ITALIENERN VORBEI setate der Chilene Ramires in der 75. Fuſßbull-Weltmeisterschuft in Zuhlen Gruppe A— Arica Jugoslawien— Uruguay 3:1, Sowjetunion gegen Kolumbien 4.4. 1. Sowjetunion 35 6˙4 31 2. Jugoslawien 3 33 22 3. Uruguay 5 3:4 22 4. Kolumbien 20 11 576 13 Gruppe B— Santiago Chile— Italien 2:0, Deutschland— Schweiz 221. 1. Chile 30 9 51 4.0 2. Deutschland 21 27¹ 31 3. Italien 2 0¹˙2 1285 4. Schweiz 53 2˙5 94 Gruppe C— Vina del Mar Brasilien— Tschechoslowakei 0:0, Spanien ge- gen Mexiko 1:0. 1. Brasilien 2. Tschechoslowakei 3. Spanien 4. Mexiko o do do do S do * 1 Gruppe D— Raneagua England— Argentinien 311. garien 611. 1. Ungarn 2. England t do do — — t d e 5 i D d Minmte den Ball Ins Nete. Wie erstarrt verfolgen die ſtaliener(von linles nach rechts) Tor- Rüter Mattrel, Salvadore, Tumburus und Jap ich das Leder Chibe sicherte sies łiuaug ius Hietteliuale Platzverweis für zwei Italiener Schwere Fouls und Schlägereien Mit dem 2:0-(0:0-) Sieg über Italien sicherte sich Gastgeber Chile am Samstag bereits den Einzug in das Viertelfinale der Fußballwelt- meisterschaft. Vor 70 000 Zuschauern trium- pPhierten die Chilenen in einem Treffen, das wenig Ahnlichkeit mit Fußball hatte. Der Ablauf der neunzig Minuten war we- niger durch schöne Kombinationen oder gute Spielzüge gekennzeichnet, sondern durch Fouls, Rempeleien, Tritte, sogar Schlägereien. Schiedsrichter Aston England) verwies in der ersten Halbzeit die beiden Italiener Ferrini und David des Feldes. Die Treffer für die Chilenen erzielten Ramirez in der 75. und Toro in der 83. Minute. 25 Mannschaften: Chile: Escuti; Eyzaguirre, Navarro; Contreras, R. Sanchez, Rojas; Rami- rez, Toro, Landa, Fouilloux, L. Sanchez. Itallen: Mattrel; David, Robotti; Salvadore, Janich, Tumburus; Mora, Maschio, Altafini, Schiedsrickter Aston Autorität polizeilichem Druck“ konnte Ferrini bewegt werden, den Platz zu verlassen 1 Fefrini dem chilenischen Mit- Platzverweis. Aber erst„unter Ferrini, Menichelli.— Schiedsrichter: Aston (England). Die im Vergleich zum Spiel mit Deutsch- land auf mehreren Posten veränderte italie- nische Elf schlug gleich nach Anpfiff des eng- lischen Schiedsrichters Aston eine harte Gang- art an. Salvador eröffnete den Reigen der Fouls, die sich am laufenden Band fortsetz- ten. In der 19. Minute versetzte Ferrini dem chilenischen Mittelstürmer Landa, der nicht im Ballbesitz war, einen Tritt und wurde des Feldes verwiesen. Da der Italiener dieser An- Weisung nicht Folge leistete, rief der Schieds- richter die Polizei zu Hilfe. Unter den Spie- lern entwickelten sich mittlerweile Ring- und Faustkämpfe. Nach Wiederanpfiff zahlten die Chilenen mit gleicher Münze zurück. Als der, Linksaußen Leonel Sanchez in der 40. Minute einen Tritt erhielt, schlug dieser mit der Faust zurück und traf David im Gesicht. Die- ser Zwischenfall hatte noch keine Folgen. Als aber David zwei Minuten später Sanchez auf den Kopf trat, mußte er auf Geheiß des Schiedsrichters als zweiter Italiener das Spiel- feid verlassen. Das Stadion mit 70 000 Zu- Schauern war inzwischen ein Hexenkessel. Die Polizei befand sich am Spielfeldrand. Tore flelen nicht. Zu Beginn der zweiten Halbzeit war klar, de Italien mit nur noch neun Spielern keine Chance haben würde. Dennoch mußten sich die 70000 Zuschauer ziemlich lange ge- dulden, ehe Ramirez in der 75. Minute zun Führungstor einköpfte. Leonel Sanchez, der den italienischen Verteidiger David mit einem Klassischen K.o. zu Boden gestreckt hatte und nicht des Feldes verwiesen wurde, flankte auf das italienische Tor. Torhüter Mattrei faustete den Ball zurück, aber Ramirez war zur Stelle und köpfte aus fünf Metern Ent- fernung in die untere linke Ecke. Zwei Minu- ten vor Schluß spielte sich Toro allein durch und feuerte aus 30 Meter Entfernung einen Schuß ab, der für Mattrel unhaltbar war. Auf den Rängen lagen sich die Zuschauer in den Armen. Uber den Sieg ihrer Mannschaft wa- ren die üblen Vorfälle der ersten Halbzeit in diesem Augenblick vergessen. Demonstrationen gegen Italiener Nach dem turbulenten Spiel fanden De- monstrationen vor dem Quartier der italieni- schen Mannschaft, der„Escuela de Aviacion? Fliegerschule) statt, wobei sogar Steine ge- gen das Quartier geworfen wurden. Die Wa- che der Fliegerschule zerstreute aber die etwa 500 Demonstranten und stellte die Ordnung wieder her. V