Free 0 . 0 KAI BS * 7 J i g b c F 8 1 Erscheint: und samstags. Frei Haus 2.20, im Verlag abgeholt 1.80, durch die Post 1.80 zuzügl. 40 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. montags, mittwochs, freitags Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenbeim Telefon ad Umgebung 8 6216 Anzeigenpreise: die 6- gespaltene Milli- meterzeile 18 Pfg.— Preisliste Nr. 2) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden. Samstag, 9. Juni 1962 14./ 62. Jahrgang Pfingsten mahnt uns zur Verstandigung Das Uberwinden des Mißtrauens kann den ersten Schritt zum echten und dauerhaften Frieden ermöglichen „Und es soll geschehen in den letzten Tagen, Spricht der Herr, ich will ausgiegen von mei- nem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen. Eure Alte- sten sollen Träume haben und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen; auch will ich zur selbi- gen Zeit beides, über Knechte und Mägde, meinen Geist ausgießen. Und ich will Wunder- zeichen geben im Himmel und auf Erden, Und soll geschehen, wer des Herrn Namen anrufen wird, der soll errettet werden.“ Mit diesen bedeutsamen Worten lieg Gott durch seinen Propheten Joel die Ausgiegung des Heiligen Geistes ankündigen, und Jahre später erfüllte sich dann die wunderbare Ver- heigung: Es war der fünfzigste Tag nach Ostern. Die Jünger aßen einmütig beiein- ander. Da geschah schnell ein Brausen vom Himmel, und unter deutlich sichtbaren Zei- chen kam der Heilige Geist über sie. Gott offenbarte sich; unter Feuerzeichen und Stur- mesbrausen spendete er den Heiligen Geist eine Macht, die jeden erfassen mußte, denn es War nicht die Macht der rohen Gewalt oder des brutalen Zwanges, es war die Macht der Liebe, des Verstehens, des Lebens überhaupt. Aus furchtsamen, eingeschüchterten Jüngern wurden Männer voll Mut und Tatendrang. Eime unerhörte Kraft erfüllte sie und gab ihnen die Fähigkeit, den immer noch Zwei- Telnden die Augen zu öffnen. Mit ihren eige- nen Worten redeten sie die Sprache, die ihnen der Geist Gottes eingab und merkwürdig; Ein jeder verstand ihre Botschaft. Ein jeder wurde ergriffen von dem Geist dieser einfachen Jün- gerworte und jedermann spürte, dag Gott jetzt mitten unter ihnen war, daß er sie zu- sSammengeführt hatte durch seine Allmacht, Seine Liebe, sein Verstehen und seine Ver- Ssöhnung. Wir kennen sie alle, in wundersame Pfingstgeschichte, und jedes Jahr aufs neue hört die weltweite Christenheit von dieser einzigartigen Begebenheit, der Austeilung des Heiligen Geistes. Dieses Ereignis ist für uns ein unbegreifliches Wunder, so wie jedes Fest der Christen ein Wunder ist. An Weihnachten nat Gott seinen Sohn in die Welt gesandt; an Ostern beendet Gott den Leidensweg Jesus am Kreuz, erweckte ihn und machte ihn so zum erhabenen Sieger über den Tod. Diese Geschehnisse sind für uns doch einigermaßen Fahbar, denn Christus wurde zum Menschen, wurde unseretwegen einer von uns, einer unter uns und hatte etwas Gemeinsames mit uns— nämlich das Menschliche. Doch von Allen christlichen Festen ist wohl Pfingsten am wenigsten zugänglich: Ausgiegung des Heili- gen Geistes? Was hat das denn noch mit unse- rem Leben, mit der heutigen Zeit und mit der Wirklichkeit zu tun, werden sich manche fra- gen, die dieses Geschehen als einmalige Epi- sode der Vergangenheit anerkennnen, es aber dabei belassen wollen. Und doch geht es hier um etwas ganz Aktuelles, um etwas, das an keine Epoche gebunden ist, nämlich um die Gegenwart und Wirksamkeit Gottes. Aber Wieso ist sie für uns noch aktuell? Haben wir nicht manchmal den Eindruck, daß wir im unserer unruhevollen Welt ganz dem Schick- Sal anderer Menschen ausgeliefert sind: Wo Wirkt dann Gott hier noch? Aber ist es nicht so, daß wir„modernen“, rastlosen, überreizten Menschen die Gelegen- heit überhaupt nicht mehr Wahrnehmen wol- len, dieses Wirken zu erleben? Wir erhalten die Chance täglich aufs neue. Immer wieder bietet sich die Gelegenheit, den Geist der Ver- Söhnung, der Liebe und des Verstehens wirken zu lassen. Doch wird diese Gelegenheit ge- nutzt— im privaten wie auch im öffentlichen Leben? 5 Es ist in den letzten Jahren sehr viel von „friedlicher Koexistenz“, Abrüstu„ Frieden gesprochen worden. Unzählige Verhandlungen Sollten das Knäuel der Unstimmigkeiten ent- Wirren. Oft setzten sich die Verantwortlichen der verschiedenen Machtblöcke an einen Tisch und waren bereit, eine Lösung zu suchen, die ihren friedlichen Vorstellungen entsprach, die sich aber leider nicht mit denen des Verhand- lungspartners vereinberen lieg. Mißtrauen und Argwohn verdrängten jede Kompromißbereit- schaft. Vorwürfe und unbedachte Worte mach- ten zunichte, was hoffnungsvoll begann. Man verstand sich einfach nicht, und man versteht sich heute auch noch nicht, obwohl man an- geblich das gleiche Ziel hat— den dauerhaften Frieden. Und doch ist dieses Verstehen gerade jetzt— im Zeitalter der Megatonnenbomben — 50 unendlich wichtig. In der ganzen Ge- schichte hat die Menschheit noch nie vor einer so drohenden Gefahr gestanden, die sie selbst heraufbeschworen hat. Heute genügt schon ein kleiner Irrtum, erzeugt durch Migtrauen und Haß. Heute genügt vielleicht schon der Befehl eines Mannes, um Unheil, Vernichtung und Verderben über die ganze Welt zu bringen. Heute spielen Entfernungen keine Rolle mehr, jeder Punkt der Erde kann erreicht werden. Immer neue, schrecklichere Erfindungen wer- den bekannt, die dem Wohl des eigenen Vol- kes dienen sollen und doch dem Verderben aller dienen. Die Atomexperten befürchten ein plötzliches Ende der Welt, ein sinnloses, un- heilvolles Inferno, das von unversöhnlichem Menschengeist durch falschen Gebrauch der Atomkräfte entfesselt werden könnte. Und Wir, deren Leben von der Entscheidung eini- Ser Weniger, Vielleicht von dem wahnsipnige Pfingstliche Stimmung Entschluß eines einzelnen abhängt, wir hoffen eben Tag für Tag, daß die Einsicht und der Verstand doch über den zerstörerischen Machtrausch den Sieg davontragen werden. Aber reicht die Hoffnung allein aus? Gerade in Deutschland, durch das erbar- mungslos die Ost und West trennende Naht mitten hindurchgezogen wurde, hat sich nach dem zweiten Weltkrieg durch unglückselige und kurzsichtige Entscheidungen ein Zünd- stoff angesammelt, der jede friedliche Ko- existenz verhindern muß und keine Beruhi- gung dulden wird. Anstatt ihn durch eine ver- nmünftige, die Menschenrechte achtende Lö- sung aus der Welt zu schaffen, werden durch Leichtsinnigkeit Funken erzeugt und mög- lichst nahe an das Pulverfaß herangebpacht, nur um vor aller Welt kundzutun, wie mutig man ist, was man sich alles leisten kann und Wieviel Macht man doch besitzt. Das erinnert unwillkürlich an verbotene Spiele kleiner Kinder, die dabei eine Gefahr ahnen, es aber trotzdem tun, gerade weil es untersagt und deshalb interessant ist, und die in ihrer kind- lichen Einfalt denken: es wird schon gut ge- hen. Nicht durch einschüchternde Drohungen kann man Kinder von gefahrvollem Tun ab- Halten, sondern nur durch Worte, die sie ver- stehen, können sie zur Einsicht gelangen. Die Duldung der Mauer in Berlin war ein Zugeständnis— eine Konzession des Westens für den Frieden. Und ob wir es zugeben wol- len oder nicht, wir, die wir im freien Teil der Welt leben, haben uns schon an die unmensch- lichen Wachttürme, an die Betonberrikaden . ö Foto: Eppler und den verrosteten Stacheldraht gewöhnt. Es gibt bei uns Staatsmänner, die jetzt wieder eine Pause befürworten, die sich so lange in der Geduld üben wollen, bis es zu spät ist. Eine Pause legt man ein, wenn man eine Ar- beit geleistet hat. Dann kann man mit gutem Gewissen ruben und rasten. Aber zuerst muß das Ziel erreicht werden, und dem deutschen Ziel können wir durch klare, sinnvolle Ver- handlungen, durch Ausarbeitung vernünftiger und für beide Seiten akzeptabler Vorschläge einen bedeutenden Schritt näherrücken. Wir Wissen zu genau, daß uns eine Pause nur neue, vom Osten geschaffene Tatsachen bescheren Wird. Wir werden uns an diese Tatsachen wie⸗ der gewöhnen müssen und sie dann notge- drungen zum Thema der nächsten Verhand- jungen stempeln. Also warum die Pause? Warum nicht gleich verhandeln? Warum nicht jede auch noch so winzige Möglichkeit zur Verständigung ausnützen? Müdigkeit und Lustlosigkeit sind hier fehl am Platze. Solange wir nicht die Initiative ergreifen, wird es immer wieder zu einer unnötigen Krise kom- men, vor der wir dann erschreckt zurückwei⸗ chen. Natürlich wird jetzt mancher behaupten, daß der einfache Mann unsere ernste Lage wirklich nicht ändern, geschweige sie verbes- sern kann. Viele wenden das Wort von der Wiedervereinigung nur als abgedroschene Phrase an und glauben, damit das Ihre ge- leistet zu haben. Wir sind zufrieden, wenn man uns in Ruhe läßt, wir sind aufgebracht, wenn man uns zum Maßhalten mahnt. Wir sind gleichgültig, abgestumpft und träge ge- worden und verzichten großzügig auf Mitwir- ken und Bemühungen um Verständnis. Doch Wir alle haben Rechte und Pflichten. Wir alle sollten bereit sein, aus unserer Reserve her- auszugehen, Verantwortung zu übernehmen und dafür Opfer zu bringen. Die Einheit unse- res Vaterlandes hängt in großem Maße von un- serer Dienst- und Opferbereitschaft ab. Wir dürfen nicht vergessen, daß hinter der Mauer Menschen leben, die ihre Verbindung mit uns nicht abreißen lassen wollen, trotz aller Bar- rikaden und Todesstreifen. Es glimmt nicht mehr viel Hoffnung im anderen Teil Deutsch- lands, aber sie warten dennoch verzweifelt auf ein Wunder. Wir haben die Aufgabe, die Außenwelt auf jene Wartenden aufmerksam zu machen. Wir haben die Pflicht, um Ver- ständnis für unsere Lage zu werben, aber wir müssen auch, um zu einer Lösung zu gelan- gen, selbst verstehen und einsehen lernen. Die Sprache sollte zur Verständigung be- nutzt werden, nicht zu vieldeutigen, unver- bindlichen Propagandareden, hinter denen nur das neugierige Abwarten auf die Wirkung steckt. Wir sollten alle miteinander eine klare, deutliche Sprache reden, eine Sprache, die ehrlich gemeint ist. Wir sollten aufrichtige Worte der Versöhnung und der Bereitwillig- keit zur Verständigung gebrauchen. Nur das Uberwinden des Mißtrauens, die Bereitschaft aller zur friedlichen Zusammenarbeit, nur Aufrichtigkeit können den ersten und ent- scheidenden Schritt zum Frieden ermöglichen, und diesen Weg sollten wir wählen. Es gibt trotz der Verschiedenartigkeit der Gesell- schaftssysteme eine Fülle von Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und gegenseitiger Ver- ständigung. Was man dazu braucht, ist der gute Wille Der römische Philosoph Seneca behauptete schon vor fast zweitausend Jahren:„Mangeln- des Vertrauen ist nicht das Ergebnis von Schwierigkeiten. Schwierigkeiten haben ihren Ursprung in mangelndem Vertrauen.“ Wir sollten bereit sein, Haß, Neid und Mißtrauen zu verdrängen und durch Verstehen und Ver- trauen zu ersetzen. Vielleicht können wir die Schwierigkeiten, die sich 80 bedrohlich ange- häuft haben, dann überwinden. Heidi n 0 Wer soll das bezahlen! Von W. Zirngibl, Bonn Bund und Länder haben den Lohn- und Ge- halts forderungen der Gewerkschaften im öf- fentlichen Dienst nachgegeben und der Bund hat seine Zustimmung zur Ausgabe von Mil- lionen-Beträgen gegeben, ohne selbst noch einen roten Heller im Steuersäckel zu haben. Sollte sich aber nicht gerade der Staat, der Treuhänder unserer Spargroschen, so ver- halten, wie ein verantwortungsbewußter Fa- milienvater, der nur dann Geld ausgibt, wenn er es mit seinem Geldbeutel vereinbaren kann? In Bonn hat man diese Logik ins Gegenteil gekehrt. Man hat Geld angeboten, das man nicht hat, und nun versucht man nachträglich jemand zu finden, der die Rechnung bezahlt. Anders als der Familienvater braucht sich der Bund deswegen aber keine allzu großen Sor- gen zu machen. Die Rechnung wird bezahlt Werden, und wenn wir alle sie bezahlen. In Bonn hat man sich bereits des alten Sprich- wortes erinnert:„Zahlen ist des Bürgers erste Pflicht“ und da man den Aderlaß am Steuer- zahler mit einem guten Zweck verbinden will, erwägt man die Erhöhung der Tabak- und Alkoholsteuer. So wirkt man gleichzeitig La- stern und Gesundheitsschädigung entgegen. Und am Schluß müssen wir darüber auch noch dankbar sein. Vergessen sind die schönen Worte, als man vor und kurz nach den Bundestagswahlen aus perufenem Munde weitere Steuererhöhungen Als unzumutbar ablehnte und sogar die rosige Hoffnung erweckte, daß man Zeiten entge- genginge, in denen die Steuern abgebaut wür- den. Vergessen scheinen aber bei der Bundes- regierung auch die Appelle des Bundeswirt- schaftsministers und des Finanzministers zu sein, die in aufrüttelnder Weise zum„Maß- halten“ aufriefen. Von selbst stellt sich die Frage, ob der Bund am vergangenen Don- nerstag„Maß gehalten hat“, als er den Ge- Werkschaften im nahezu ersten Anlauf ein Angebot von sechs Prozent Gehaltserhöhung für Angestellte und eine Heraufsetzung der Stundenlöhne der Arbeiter um 15 Prozent un- terbreitete? Die Berechtigung der gewerk- schaftlichen Forderungen sei dahingestellt. Doch müssen wir alle uns letztlich fragen, wohin diese Lohn-Preis-Spirale oder auch umgekehrt die Preis-Lohn- Spirale letztlich führen soll. Haben wir alle uns nach den Alarmrufen EFrhards nicht in unserem Gefühl bestätigt gesehen,„daß es so nicht weiterge- hen kann“., Schon meldet der Ruhrbergbau unter Streikandrohung neue, große Lobnfor- derungen an, die selbst von den Tarifexper- ten der Id Bergbau als überspitzt angesehen werden! Weitere Lohn- und Gehaltsforderun- gen in den anderen Wirtschaftszweigen wer- den kaum auf sich warten lassen. Das Wett- rennen nach höheren Löhnen hat wieder be- gonnen. Aus der Vergangenheit wissen Wir Aber doch, wo es enden wird: Bei höheren Preisen. Jeder Pfennig Lohnerhöhung wird in wenigen Monaten von den Preiserhöhungen wieder geschluckt sein. Damit befinden wir uns mitten in einer Entwicklung, an deren Ende der Zerfall unserer Währung stehen Wird. Appelle zum Maßhalten fruchten nichts mehr, Vor allem dann, wenn die, die diese Appelle an uns richten, selbst mit einem schlechten Beispiel vorangehen. Bund und Länder hätten am Donnerstag jedenfalls den Versuch unternehmen können, diese Entwick- lung zu stoppen. Durch ihre Entscheidung, die von der Streikdrohung im öffentlichen Dienst beeinflußt wurde, haben sie jedoch neuer- lichen Auftakt zu einem gefährlichen Spiel gegeben. Neuer US-Atomversuch Washington(dpa). Die USA haben am Frei- tag im Raum der Weihnachtsinsel im Pazifik eine neue Kernexplosion ausgelöst. Die Ex- plosion hatte mittlere Sprengkraft(unter eine Million Tonnen des herkömmlichen Spreng- Stoffs TNT). Der Verbraucher wird Zusagen Bonns bezahlen müssen Tabak und Alkohol sollen teurer werden Einsparungen im Bundeshaushalt sind nicht mehr möglich Von unserer Bonner Redaktion BOnn(D. Die vom Bund und den Ländern am Donnerstag vereinbarten Gehalts- und Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst wird der Verbraucher bezahlen müssen. Regie- rungskreise lassen keine Zweifel daran, daß diese Mehraufwendungen von 167 Millionen DM für das laufende Haushaltsjahr, die sich in den nächsten Wochen durch die Verbesserung der Beamtengehälter auf rund 300 Millionen DM erhöhen werden, im Bundeshaushalt nicht mehr verkraftet werden können. Einen Ausweg aus dieser finamziellen Not- lage sieht man nun in der Erhöhung der Ta- bak und Alkoholsteuern. Da auch die Län- der durch die Mehrausgaben von etwa 360 Millionen DM ig eine Zwickmühle geraten dürften, rechmet man in Bonn auch mit der Heraufsetzung der Biersteuer, die in die Län- derkassen fließt. In der Bundeshauptstadt machte gestern schon das Wort von der„Be- amtensteuer“ die Runde, womit deutlich ge- macht werden sollte, für wen diese Steuer- erhöhungen bezahlt werden müßten. Bumdespressechef von Eckardt kündigte am Freitag an, daß sich das Bumdeskabinett be- reits am Mittwoch mit der Frage der Deckung dieser durch die Lohn- und Gehaltserhöhun- gen entstandenen Mehraufwendungen befas- Sen werde. Auch er unterstrich, daß Einspa- rungen im Bundeshaushalt nicht mehr mög- lich seien. Entweder einschneidende Kürzun- gen im Etat— Straßen- und Wohnungsbau oder Steuererhöhungen heißt die Devise. Der Regierungssprecher drückte die Hoffnung aus, dag Bundesfinanzminister Dr. Starke in sei- nem italienischen Urlaubsort, wo er Pfingst- feiertage verbringt, bereits einen„Fächer von Möglichkeiten“ orbereitet, den er dann am Mittwoch dem Bundeskabinett vorlegt. Den„schwarzen Peter“ in diesem Spiel um die Löhne wird das Kabinett aber am den Bundestag weitergeben, der letztlich beschlie- gen muß, woher das Geld kommen soll, das der Bundesinnenminister am Donnerstag den Gewerkschaften versprochen hat. Dabei wird die Parlamentarier noch ein Punkt der Ver- einbarungen bedrüc: Bereits am 31. März 1963 sind die jetzt festgelegten Tarife schon wieder kündbar. Der VdK hat, wie erwartet, nach den Ta- Tifverhandlunmgen im öffentlichen Dienst ge- Stern ebenfalls sofort seine Ansprüche auf eime Verbesserung der Kriegsopferversorgung bei der Bundesregierung angemeldet. In einer am Freitag veröffentlichten Erklärung heißt es:„Nachdem nunmehr die Bundesregierung, Bundesländer, Post und Bahn doch noch zu einer Aufbesserumg der Bezüge für ihre Ar- beiter, Angestellten und sicherlich auch für die Beamten bereit sind, fragt der VdK Deutschlands Bundesregierung und Parteien: „Wo bleiben die deutschen Kriegsopfer, wo die Einlösung der Versprechen, die man ihnen vor der Wahl gegeben hat?“ Vorwürfe und Gegen vorwürfe in Genf Us-Delegationschef gab Schuld der Sowjetunion- Sorin„schoß“ zurück Genf(dpa). Zum zweiten Male in dieser Woche mußte sich der stellvertretende sowie tische Außenminister Sorin auf der Genfer Abrüstungskonferenz anhören, daß die Hal- tung seines Landes von der amerikanischen Delegation als„heuchlerisch und zynisch“ bezeichnet wurde. Vorwürfe und Gegenvorwürfe prallten am Freitag in Genf hart aufeinander, als sich die Konferenzteilnehmer mit der bisherigen Erfolglosigkeit des von ihnen ins Leben ge- rufenen Dreierausschusses zur Formulierung eines Vertrages über ein Kernwaffenver- suchsverbot auseinanderzusetzen hätten. Der amerikanische Delegationschef gab die allei- nige Schuld an der entstandenen Situation der Sowjetunion. Es sei nicht nur ein Un- glück, sondern geradezu tragisch, daß die Verhandlungen der USA, Großbritanniens und der UdSSR auf diesem Sektor um keinen Schritt vorwärts gekommen seien. Die So- Wietunjon habe zwar zu den von den neutra- jen Mächten in Genf als Kompromißvor- schlag vorgelegten Memorandum Lippenbe- De Gaulle: Algerienlösung steht bevor Rundfunkrede des französischen Staatschefs an Algerienfranzosen Paris(dpa). Der französische Staatspräsi- dent de Gaulle erklärte am Freitag, daß mit dem kommenden Volksentscheid in Algerien am 1. Juli das Algerienproblem grundlegend gelöst werde und damit die Ausgangsposition für eine organische und regelmäßige Zusam- menarbeit zwischen Frankreich und dem neuen Staat geschaffen sei. Den Europaern in Algerien versicherte de Gaulle, daß sie die notwendigen Garantien haben würden, um in aller Freiheit, Gleich- heit und Brüderlichkeit am Leben des neuen Algeriens teilzunehmen. De Gaulle sprach über den französischen Rundfunk und das Fernsehen zum Volk. Algerien war dabei das Hauptthema. Der Staatschef plädierte ferner für die Erhaltung und Festigung einer star- ken Staatsmacht in Frankreich. De Gaulle kündigte an, daß sich über alle Krisen und Leidenschaften hinweg mit dem kommenden Volksentscheid in Algerien eine neue Phase in den Beziehungen zwischen dem algerischen und dem französischen Volk und ein neues Kapitel in ihrer Geschichte eröff- nen werde. Mit Nachdruck unterstrich er die Rolle, die in dem Algerien von morgen die dort ansässigen Franzosen spielen könnten, die dieses Land liebten und so viel dafür ge- tan hätten. Algerien brauche sie. De Gaulle beschwor die Algerienfranzosen, mit allen Kräften ihre Rolle zu spielen,„so- bald die letzten blutigen Wolken verflogen sein werden, mit denen verbrecherische Wahn- sinnige ihnen noch immer die Sicht verdun- keln wollen“. De Gaulle appellierte gleichzei- tig an die führenden Männer der algerischen Bevölkerungsgruppe, sich der Verantwortun- gen bewußt zu sein, die sie sicherlich in Kürze in der algerischen Republik übernehmen wür- den.. An künftigen Aufgaben, die Frankreich be- Wältigen muß, nannte de Gaulle die prakti- sche Zusammenarbeit mit denjenigen Staaten der Welt, besonders mit den afrikanischen, mit denen Frankreich durch ein gemeinsames Ideal, durch die Sprache, die Kultur, die Wirt- schaft und ein gemeinsames Sicherheitsbe- dürfnis solidarisch sei, sowie den Beitrag Frankreichs zum Fortschritt der zwei Millio- nen Menschen der Entwicklungsländer. De Gaulle wies des weiteren auf die Notwendig keit einer starken Verteidigungsorganisation Frankreichs hin. Sie müsse soweit ausgebaut werden, daß ein Angriff für den Angreifer den Tod bedeuten könnte. Zum Europa- Problem versicherte de Gaulle, dag Frankreich Westeuropa dabei helfen Wolle, seine Einheit, seinen Wohlstand. seine Macht und seine Unabhängigkeit herzustel- len. Es komme auch darauf an, das Heranna- hen des Tages zu beschleunigen, wo alle V6I- ker des europäischen Kontinents, wenn das totalitäre kommunistische Regime seine Kraft verloren habe und die Barrieren niederreiße, sich vielleicht im Gleichgewicht, im gesunden Menschenverstand und in der Freundschaft Wiederfinden werden. kenntnisse abgegeben, es aber so willkürlich ausgelegt, daß es nun in der sowjetischen Sicht nichts anderes mehr sei als eine Kopie der sowjetischen Forderungen vom 28. No- vember des vergangenen Jahres. Die sowie- tische Haltung sei„zynisch und heuchlerisch“, rief Dean dem sowjetischen Delegationschef Sorin zu. Sorin„schoß“ sofort machte den Amerikanern den Vorwurf, daß sie versuchten, die Verhandlungen endlos hin- Auszüuziehen. Nicht etwa die Sowjetunion, son- dern Amerikaner und Briten seien es, die das Memorandum der Neutralen sinnentstellend auslegten und in Wirklichkeit nur ihre alte Forderung nach einem internationalen Kon- trollsystem verteidigten. Das Memorandum der Neutralen, führte Sorin aus, stelle fest, daß es demjenigen Staat, auf dessen Gebiet angeblich verdächtige Vorgänge stattgefun- den haben, überlassen bleibe, die anderen Vertragsmächte zu einer Inspektion auf sei- nem Staatsgebiet einzuladen. Die Westmächte versuchten jedoch, aus dieser Einladung eine Zwangsverpflichtung zu machen. Die schwedische Botschafterin Frau Myrdal griff am Freitag den alten mexikanischen Vorschlag erneut auf, daß die Kernwaffen- mächte ein Datum für das Ende aller Kern- Waffenversuche festsetzen sollten. Bis zu die- sem Zeitpunkt müsse dann eine Einigung über die Form eines Vertrages über ein Kern- waffenversuchsverbot gefunden werden. Lübke nach Mali eingeladen Bonn(dpa). Bundespräsident Lübke hat eine Einladung zu einem Staatsbesuch in die westafrikanische Republik Mali angenommen. Der Zeitpunkt der Reise steht jedoch noch nicht fest. Die Einladung hat der Präsident der Republik Mali, Modibo Keita, während seines Staatsbesuchs in Bonn ausgesprochen. In einem gemeinsamen Kommuniqué über die Besprechungen Keitas mit der Bundesregie- rung wurde am Freitag festgestellt, daß die Bundesrepublik bereit sei, die Republik Mali in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung so Weit wie möglich zu unterstützen. Die Regierungs- delegation aus Mali drückte die Hoffnung aus, daß das Deutschland-Problem friedlich und im Interesse des gesamten deutschen Volkes ge- regelt werden möge. 16 Bergbau will auch Halden bestreiken BO(Mh um(dpa). Die Industriegewerkschaft Bergbau und Energie will bei einem mögli- chen Streik auch die Haldenbestände des Ruhrbergbaus bestreiken. Dies kündigte der zweite Gewerkschaftsvorsitzende Dahlmann in Bochum an. Dahlmann sagte, die Streiklei- tung seiner Gewerkschaft würde dafür sor- gen, daß weder Kohle noch Koks von den Halden abtransportiert werden können Aus dem Südweſten Langenwinkel weicht dem Höllenlärm und der Bedrohung Ein neues Dorf in 2,5 Kilometer Entfernung Gemeinde bleibt zusammen Lahr sw). Die 330 Einwohner der mittel- padischen Gemeinde Langenwinkel haben sich entschlossen, dem Höllenlärm und der stän- digen Bedrohung durch die praktisch vor ihren Haustüren startenden und ljandenden Düsen- jäger des französischen NATO-Flugplatzes Lahr zu weichen. Bis auf eine alleinstehende alte Frau haben jetzt alle Dorfbewohner das An- gebot des Bundesverteidigungs ministeriums vom März akzeptiert, sich auf Staatskosten außerhalb des Fahrenbereichs des Flugplatzes neu anzusiedeln. Als Preis für ihre Sicherheit und Gesundheit sind aus dem Verteidigungs- haushalt etliche Millionen Mark aufzubringen, mit denen vielleicht bis in zwei Jahren ein neues Langenwinkel errichtet wird. Damit ent- flieht zum zweiten Male im Bundesgebiet eine Dorfgemeinschaft der gefährlichen Nachbar- schaft eines Düsenjägerflugplatzes. Die erste Gemeinde war das 220 Einwohner große Dorf Oberbolheim im Kreis Düren. Dem mit der Vorbereitung der Umsiedlungs- aktion beauftragten Lahrer Landrat Pr. Georg Wimmer ist es in wochenlangen Verhandlun- gen und Einzelgesprächen mit den Betroffenen gelungen, zu verhindern, daß sich die Gemein- de auflöst. Wie Wimmer vor der Presse mit- teilte, hat die überwiegende Mehrheit der Lan- genwinkler zu erkennen gegeben, daß sie un- ter allen Umständen beisammen pleiben Will. Lediglich 50 Personen, unter ihnen die 2 Sitzer von 5 Häusern, Wollen nicht mit nach Neu-Langenwinkel ziehen. 8888 Das neue Dorf wird möglicherweise etwa 2,5 Kilometer südostwärts des Flugplatzes auf einem 42 Hektar großen Gelände entstehen, das sich im Besitz der evangelischen Stiftungs- verwaltung Offenburg befindet. Die Verhand- lungen der Oberfinanzdirektion Freiburg mit dem Oberkirchenrat in Karlsruhe sind aller- dings noch nicht abgeschlossen. Falls ein Land- tausch zustande kommt, müssen jedoch noch Weitere 73 Hektar Gelände beschafft werden, damit die Gemeinde wieder über eine Ge- markungsfläche in der ursprünglichen Größe verfügen kann. Ungeachtet der Zusicherung des Bundesver- teidigungs ministeriums, daß die Schadensre- gulierung denkbar großzügig und nach dem Motto„neu für alt“ vorgenommen werde, haben sich einige Langenwinkler einen Rechts- anwalt genommen. Ihr bester Anwalt Aber pleibt der Landrat, der sich vorgenommen hat, dafür zu sorgen, daß niemand einen Schaden erleidet. Allerdings wacht er ebenso darüber, daß kein unangemessener Vorteil aus der Um- siedlungsaktion gezogen wird. 5 Traum von„Hafraba“ wurde Wirklichkeit Freiburg dsw). Der jahrzehntelange Traum von der„Hafraba“, der durchgehenden Autobahnverbindung Hamburg Frankfurt Basel, ist Wirklichkeit geworden. Auf der Höhe Freiburgs hat am Freitag eine aus Deutschen, Italienern, Jugoslawen und Algeriern gebilde- te Straßenbaukolonne den letzten Quadratme- ter Beton ausgegossen und damit die restliche Fahrbahnlücke in der etwa 800 Kilometer lan- gen Strecke geschlossen. Ein Filmteam, Kameramänner der Tages- schau und Fotoreporter hielten den im Aus- bauprogramm des europäischen Straßennetzes „historischen Augenblick“ im Bild fest. Zur Feier des Tages ist eine an der Anschluß- stelle mit bunten Bändern geschmückte Birke gepflanzt worden. Die offizielle Freigabe der 28 Kilometer langen Reststrecke der Autobahn zwischen Riegel im Landkreis Emmendingen und Freiburg-Süd ist für den 20. Juli vorge- sehen. g Bis zu diesem Termin sind in diesem Schluß- abschnitt noch Standspuren fertigzustellen, Fu- gen auszugießen, Leitplanken anzubringen und den Mutterboden im Mittelstreifen zu be- arbeiten. Der Leiter der Neubaustelle des Frei- burger Autobahnamtes, Regierungsbaurat Schefhold, versicherte, daß diese Arbeiten ter- mingemäß abgeschlossen werden. Ursprüng- lich war die Fertigstellung der Autobahn Karlsruhe- Basel, mit deren Bau vor zehn Jah- ren begonnen worden war, für Ostern vorge- sehen. Die langen Frostperioden im vergan- genen Winter verzögerten jedoch den Baufort- schritt. Anfang Februar War lediglich die öst- liche Fahrbahnbälfte fertig, während auf der gegenüberliegenden Seite noch eine 14 Kilo- meter weite Lücke klaffte. Auf Lebenszeit zum Fußgänger verurteilt Mannheim drs). Das Ludwigshafener Schöffengericht hat einem 22jährigen Mann- heimer auf Lebenszeit untersagt, die Fahrer- laubnis zu erwerben und ihn für sechs Mo- nate ohne Bewährung wegen Urkundenfäl- schung, Fahrens ohne Führerschein, Fahrens eines nichtversicherten unversteuerten Fahr- zeugs, fahrlässiger Körperverletzung und Trunkenheit am Steuer ins Gefängnis ge- Schickt. Der junge Mann, der bereits zweimal wegen Fahrens ohne Führerschein vorbestraft War, hatte 1961 beim Dürkheimer Wurstmarkt einen schweren Verkehrsunfall verursacht, bel dem ein Personenwagen und ein Motor- rad völlig zertrümmert wurden und der Auto- fahrer erhebliche Verletzungen erlitt. Auch der 22jährige war so erheblich verletzt wor- den, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wurde. Er überstand seine Verletzungen, be- hielt jedoch einen steifen Arm. 8 40 Freiplätze für Berliner Kinder Heidelberg dsw). Der FHeidelberger Gemeinderat hat 12 500 Mark für 40 Freiplätze für Berliner Kinder bewilligt. Die Kinder sol- len zu einem sechswöchigen Erholungsurlaub nach Heidelberg eingeladen werden, den sie in Einrichtungen der freien Wohlfahrtsver- bände verbringen sollen. Bereits im vergan- genen Sommer hatten sich 40 Berliner Kinder zu einem Erholungsurlaub in Heidelberg auf- gehalten. 5 Garnison in Ortklasse A— Gemeinde in B Walldürn, Kr. Buchen(sw). In schar- fer Form hat der Walldürner Gemeinderat die Kuriose Tatsache kritisiert, daß die Bundes- Wehrgarnison von Walldürn in die Ortsklasse A eingruppiert, die Stadt Walldürn als größte Gemeinde des Landkreises Buchen jedoch in der Ortsklasse B belassen wurde. Der Ge- meinderat will gegebenenfalls beim Bundes- verfassungsgericht in Karlsruhe Verfassungs- beschwerde erheben, da nach Ansicht der Stadträte der Gleichheitsgrundsatz verletzt worden ist. Ol auf dem Bodensee stammte von Bahngelände Lindau(Isw). Das Ol, das vor etwa zehn Tagen eine große Fläche des Bodensees in der Landauer Bucht bedeckte, stammt vom Ge- lände der Bundesbahn. Wie die Ermittlungen jetzt ergaben, war eine Wanne in der Frei- lufttankanlage auf dem Bundesbahngelände undicht geworden. Das GI lief in einen alten Schacht und gelangte von dort in den See. Herren- Kleidung Damen: Kleidung Kinder- Kleidung Od Weiß man Was man hat! cnged tom Mannheim 056 scharf zurück. Er . * — 1