Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 2.20, im Verlag abgeholt 1.80, durch die Post 1.80 zuzügl. 40 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenbeim und Umgebung Telefon 8 6216 Anzeigenpreise: die 6- gespaltene Milli- meterzeile 18 Pfg.— Ereisliste Nr. 2) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden. Nr. 94 Freitag, 15. Juni 1962 14./ 62. Jahrgang Sowjets beschuldigen die USA des Doppelspiels Sorin bezichtigt Us-Staatsmänner, einen Präventivkrieg zu befürworten Genfer Konferenz vertagt Gent(dpa). Die internationale Genfer Abrüstungskonferenz hat sich am Donnerstag für einen Monat vertagt. Die Beratungen werden am 16. Juli wieder aufgenommen. Der sowie- tische Delegationschef Sorin beschuldigte die Vereinigten Staaten in einer Rede vor der Vertagung der Abrüstungskonferenz, ein Doppelspiel zu treiben. Während die amerikanische Delegation in Genf von allgemeiner und vollständiger Ab- rüstung und Abschaffung der Atomwaffen spreche, so sagte Sorin, befürworteten„ameri- kanische Staatsmänner an höchster Stelle“ einen Präventivkrieg mit Atomwaffen gegen Suvanna Phuma will Neutralitäts- erklärung in Genf unterzeichnen Xieng Khouang(dpa). Der laotische Neutralistenführer und künftige Ministerprä- sident des Landes, Prinz Suvanna Phuma, soll auf Wunsch von König Savang Vathana die Bildung der neuen Laos-Regierung bis zum Dienstag kommender Woche abgeschlossen haben. Wie die Nachrichtenagentur der chinesischen Volksrepublik, Hsinhua, am Donnerstag weiter meldete, will Suvanna Phuma selbst eine De- legation der Koslitionsregierung nach Genf führen, um die von der internationalen Laos- Konferenz formulierte Neutralitätserklärung zu unterschreiben. die Sowijetumion. Der Stellvertretende sowie- tische Außenminister behauptete außerdem, daß eine gemeinsame Erklärung der Konfe- renz gegen jede Form von Kriegspropaganda nicht zustande gekommen sei, weil die Ame- Tikaner dieser Absicht Widerstand entgegen- gesetzt hätten. In seiner Antwort bezeichnete der amerika- nische Delegationschef Dean die Behauptun- gen Sorins als„unwahr und entstellend“. ES Sei niemals amerikanische Politik gewesen, Präventivkriege zu führen. Das sei auch heute der Fall. Anschließend wies Dean darauf hin, daß Ende Mai Einigung über eine gemeinsame Erklärung gegen Kriegspropaganda erreicht Worden ist. Erst später habe die Sowjetunion Weitere Punkte in den vereinbarten Entwurf einarbeiten wollen, die für die USA nicht an- nehmbar gewesen seien. Dean machte in die- sem Zusammenhang darauf aufmerksam, daß Sorin an das Konferenzsekretariat herange- treten war, um aus dem Protokoll diejenigen Stellen einer Rede streichen zu lassen, im denen er sein Einverständnis mit dem gemein- samen Entwurf bekanntgegeben hatte. Dean verlas die seinerzeit von Sorin abgegebene Erklärung, die auf diese Weise damit doch noch im Protokoll der Sitzung vom Donners- tag erscheinen wird. Zum Abschluß der letzten Sitzung vor der Vertagung der Abrüstungskonferenz appellier- den Vertreter Birmas, Indiens, Mexikos und Athiopiens an Ost und West, ihre Verhand- lumgspositionen während der eimmonatigen Pause noch einmal zu überprüfen. Der indi- sche Botschafter Lall stellte fest, daß bel einem Krieg mit Kernwaffen auf jeden Fall mehrere hundert Millionen Menschen um- kommen müßten. Schon aus diesem Grunde allein müsse die Abrüstungskonferenz zu einem Erfolg führen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Außen- minister der 17 Teilnehmer-Staaten bei der Wiederaufnahme der Konferenz erneut nach Genf kommen werden. Insbesondere die kana- dische Delegation bemüht sich, einen entspre- chenden Vorschlag zu verwirklichen. Europäerflucht aus Algerien schwillt an In den ersten Juni-Tagen über 92 000 Rückkehrer registriert Paris(dpa). Je näher der Tag des algeri- schen Volksentscheids vom 1. Juli rückt und damit die Unabhängigkeit Algeriens Wirk- lichkeit wird, desto sprunghafter wächst der Massenexodus der Europäer an. Das Pariser Abendblatt„Paris-Presse“ sagte am Donnerstag bis zum 1. Juli die Abwande- rung eines runden Drittels der über 900 000 in Algerien lebenden Europaer voraus. Nach Dar- stellung des Blattes hat der verantwortliche Staatssekretär für Repatriierungsfragen, Bou- lin. am Mittwoch vor dem Ministerrat in Pa- ris unter Vorsitz de Gaulles die Zahl von 92 000 europaischen und mobhammedanischen algerischen Rückkehrern allein für die ersten zwölf Juni-Tage genannt. Die jüngste kompromißlose Erklärung des Chefs der algerischen Exilregierung, Ben Chedda, daß den Europäern keine zusätz- lichen Garantien über die bereits in den Evian- Vereinbarungen enthaltenen Zusiche- rungen hinaus gegeben würden. hat bei vie- len die letzten Hoffnungen zerstört. die sie vorübergehend an die Geheimkontakte zwi- schen OERS-Vertretern und den FLN- Mitglie- dern in der Ubergangsregierung geknüpft hatten. Brentano distanziert sich vom Bundeskanzler Europapolitik der Sechs fortsetzen- SPD: Schröder Soll berichten Bonn(dpa). Als erster Bonner Politiker der Regierungskoalition äußerte sich der CDU/ CSU- Fraktionschef von Brentano am Donnerstag vor der Auslandspresse zu den Gedankengängen des Bundeskanzlers über die Bildung einer Dreier-Union Frankreich, Ita- lien, Deutschland als erste Stufe einer euro- päischen Gemeinschaft. Brentano erklärte, man solle zunächst die Gemeinschaft der Sechs fortentwickeln und darauf hinarbeiten, daß Großbritannien der EWG beitrete.„Ich glaube nicht“, sagte Bren- tano,„daß der Kanzler daran denkt. das zu gefährden, was wir bisher in Europa geschaf- fen haben.“ In vorsichtiger Form distanzierte sich Brentano damit von den Außerungen des Kanzlers. Adenauers aufsehenerregende Be- merkungen, die praktisch einen Kurswechsel der Bonner Europapolitik bedeuten würden, werden in Bonner Regierungskreisen mehr als ein Mittel angesehen, auf die Benelux- staaten Druck auszuüben. Adenauer wolle da- mit erreichen, daß sich die drei kleineren Partner doch noch zu einer baldigen Lösung einer europäischen politischen Union ent- schließen. Der einwöchige Aufenthalt Adenauers in Frankreich(1.—6. Juli) wird zu einer Demon- stration der deutsch- französischen Zusammen- arbeit gestaltet werden. An drei Tagen Will Adenauer mit de Gaulle unter vier Augen peraten. Auffällig ist, daß Außenminister Schröder bisher nicht zur Begleitung des Kanzlers gehört. Bundesaußenminister Dr, Schröder soll im Außenpolitischen Ausschuß des Bundestages in Kürze über die Europapolitik der Bundes- Heath will erkunden Bonn(dpa). Der Besuch des britischen Europa-Ministers Heath am Freitag u Samstag wird in Bonn als ein Sondierungs- Vorstoß der Londoner Regierung betrachtet, um die Absichten des Kanzlers über ein „Europa der Drei“ zu erkunden. Heath wird in Bonn Gespräche mit Bundesaußenminister Schröder führen. Die Entsendung des bisheri- gen britischen Botschafters in Moskau. Sir Frank Roberts, als neuen Botschafter nach Bonn wird in der Bundeshauptstadt positiv vermerkt. 5„ regierung berichten. Dieser Wunsch der SPD- Fraktion wurde am Donnerstag dem Aus- Schußvorsitzenden Dr. Hermann Kopf(CDU) übermittelt. Die SPD-Abgeordneten haben darauf hingewiesen, daß sich der Ausschuß zuletzt am Gründonnerstag mit diesem Thema befaßt hat. Inzwischen habe der französische Staatspräsident de Gaulle eine Pressekonfe- renz über die Europapolitik veranstaltet, die zum Rücktritt von fünf Ministern führte. 22 In Algier übernahmen nach zweieinhalb- monatiger Kontrolle des gesamten Flugbe- triebs durch die Ordnungskräfte wegen der ständigen OAS- Drohungen am Donnerstag erstmals wieder die Büros der halbstaatlichen französischen Luftfahrt gesellschaften„Air- France“ und„Air- Algerie“ die normale Ab- fertigung von Passagieren. Bereits vor Auf- hebung der Sperrstunde um fünf Uhr früh bildeten sich vor den beiden Büros im Stadt- zentrum Schlangen von drei- bis viertausend Menschen, die ihren Flug nach Frankreich buchen wollten. OAS: Feuer und Vernichtung Aab Mitternacht Algier(dpa). Feuer und Vernichtung Will die französische Terroror ganisation OAS im Zuge ihrer Kampagne der verbrannten Erde am Donnerstag von Mitternacht an über Alge- rien bringen. In einer Schwarzsendung der Untergrundorganisation gab ein Sprecher als Grund für diese neue Aktion an., daß die Verhandlungen der OAS mit den algerischen Nationalisten wegen der Intervention General de Gaulles gescheitert seien. Von nun an werde eine Kampagne der verbrannten Erde eingeleitet, die erheblich drastischer als die bisher verfolgten Mafnahmen sein soll. Attentatsversuch auf de Gaulle Paris(dpa). Ein neuer Versuch der OAS Untergrundorganisation, den französischen Staatspräsidenten de Gaulle bei einem Atten- tat ums Leben zu bringen, ist vor der Aus- führung entdeckt worden. Das Attentat sollte auf der Provinzreise de Gaulles in Ostfrank- reich, und zwar in Frariche-Comte, stattfin- den. Dies wurde am Donnerstagabend von zu- ständiger Seite mitgeteilt. Fünf oder sechs Mitglieder eines OAS-Kommandos, die das Attentat ausführen sollten, wurden verhaftet. ZWEI TACE UND ZWEI NACHT E arbeiteten mehrere junge Westberliner ununterbrochen, um von einem im Westsektor Berlins gelegenen Haus einen Tunnel unter einer Straße hindurch in den Ostsektor au graben. Zu Pfingsten gelang dann einer größeren Gruppe von Zonenbewoknern die Flucht auf diesem Wege in die Freiheit, Kurze Zeit spter wurde auch dieser Tunnel von der Volkspolizei entdecht. Unser Bild zeigt zwei der Tunnelgräber bei einer Rukepause vor dem Tunneleingang im Keller 1 IPI-Bild Neun von zehn Von Wolfgang Adler, Bonn Die Auswertung der jüngsten Meinungsum- fragen— insbesondere des Bielefelder EMNID- Institutes— macht deutlich, daß die starke Mehrheit der westdeutschen Bevölkerung heute den deutschen Beitrag zur europäischen Verteidigung als notwendig anerkennt. Läßt man die„Meinungslosen“ einmal außer acht, so ergibt sich, daß nicht weniger als neun von zehn erwachsenen Bundesbürgern eine der- artige Verpflichtung der Bundesrepublik be- jahen, während sich also nur noch einer von diesen zehn einer solchen Einsicht verschließt. Uberdies hat sich, wie die Einzeluntersuchun- gen zeigen, ein bemerkenswerter„Ausgleich der Ansichten“ vollzogen, ein Wandel vom ursprünglich heterogenen Für und Wider in den verschiedenen Bevölkerungs-, Wähler- und Altersgruppen zur praktisch homogenen öffentlichen Meinung, die an der Wehrbereit- schaft des Volkes keinen Zweifel mehr erlaubt. Wenn auch die Berliner Ereignisse des 13. August 1961 einen„Stimmungsboom“ bewirkt haben mögen, so wäre es doch sicher falsch, jene Entwicklung allein darauf zurückzufüh- ren. Tatsächlich beweist ein Vergleich mit den Befragungsergebnissen der voraufgegangenen Jahre, daß die Majorität, die für einen deut- schen Beitrag zur europäischen Verteidigung eintrat, ständig gewachsen ist. Nicht die Emo- tionen also, die im Auf und Ab des aktuellen Geschehens starken Schwankungen unter wor- ken sind, sondern die überzeugungskräftigen Argumente, die den Verstand und nicht das Gefühl ansprechen, bestimmten den Prozeß der Meinungsbildung in dieser Frage. Es ist wichtig, dies festzuhalten, weil das heutige Zahlen verhältnis zwischen Pro und Contra leicht zu der irrigen Annahme verleiten kann, es gebe in Deutschland wieder so etwas wie eine überschwengliche Bewertung des Militärs. Die Uberwindung der„Ohne-mich-Ressen- timents“, die aus der Zeit des Krieges und aus den katastrophalen Folgen der Niederlage herrührten, enthebt die Staatsführung daher nicht der Notwendigkeit, jede verteidigungs- politische Maßnahme— wie bisber— sorg- sam in aller Offentlichkeit zu begründen und psychologisch vorzubereiten. Da die Wehr- bereitschaft in der Bundesrepublik nicht in pathetischem Patriotismus, sondern nüchternen Erkenntnis des Notwendigen wur- zelt, wird man weiterhin um das Verständnis der Bevölkerung für die jeweiligen Erforder- nisse der Landesverteidigung ringen müssen. Denn die militärischen Lasten, die das Volk zu tragen hat, bleiben Opfer, die nur dann bereitwillig dargebracht werden, wenn der Staat ihren Sinn zu verdeutlichen vermag. Die Verteidigung— und damit die Bundes- wehr als ihr wesentliches Instrument— be- darf der dauernden Werbung. Das gilt in noch stärkerem Maße für die Sicherheitspolitik, die in ihrer internationalen Verflechtung sowie in ihren rüstungstechni- schen Bedingtheiten nicht mehr ohne weiteres für jedermann verständlich ist. Man darf da- her auch aus den günstigen Ergebnissen der Meinungstests, die ja auf relativ primitiven Fragen fußen, keine pauschale Zustimmung für den verteidigungspolitischen Kurs der Re- gierung oder der Opposition, der einen oder der anderen Partei abzulesen versuchen. Die Frage der Atomwaffen zum Beispiel ist noch immer heftig umstritten, obwohl sich bei allen maßgebenden Gruppen des politischen Lebens in der Bundesrepublik die grundsätzliche Er- kenntnis durchgesetzt zu haben scheint, daß ein einseitiger Verzicht auf derartige Kampf- mittel nicht zu verantworten wäre. Die Dis- kussion über die Zivilverteidigung und die Notstandsgesetzgebung schließlich hat eben erst begonnen. Jenes Bekenntnis zur Landesverteidigung bekundet daher lediglich, daß die öffentliche Memung eine solide Grundlage für die sach- liche Aussprache gefunden hat. Das ist zwar viel. wenn man in Betracht zieht, welche Sturmfluten der Leidenschaft in den wehr- politischen Debatten der vergangenen Jahre aufgerührt wurden. Aber es erlaubt weder den Politikern noch den Soldaten, auf den errungenen Lorbeeren im Kampf um die Zu- stimmung des Volkes auszuruhen, also für selbstverständlich zu halten, was— im schnel- len Wechsel der politischen Situationen— stets neue Erläuterung durch überzeugende Argumente erforderlich macht. Keine UsS-Lebensmittel für China Washington(dpa). Ein amerikanisches Angebot zur Lieferung von Lebensmitteln an die Volksrepublik China kommt nach einer Erklärung Kennedys nicht in Frage. Vor einer Versammlung von Mitgliedern des amerika- nischen Friedenskorps sagte der amerikanische Präsident am Donnerstag, daß die chinesischen Kommunisten eine„äußerst feindselige Hal- tung“ gegenüber den Vereinigten Staaten ein- nehmen und in keiner Weise angedeutet hät- ten, daß sie von den US2 Lebensmittel er- halten möchten. 7 in der Adenauer gab Widerstand gegen Gutachtergremium auf Noch im Juni Gesetzentwurf der CDU/CSU-„Kein Eingriff in die Tarifhoheit der Sozialpartner“ Von unserer Bonner Redaktion Bonn(Z). Ein Gremium unabhängiger Persönlichkeiten, das regelmäßig Gutachten über die Entwicklung der Konjunktur, der Preise und der Löhne erstatten soll, wird voraus- sichtlich schon im Herbst berufen werden. In einem Gespräch mit dem CSU-Landesgrup- penvorsitzenden Dr. Dollinger hat Bundeskanzler Adenauer am Donnerstag seinen Wider- stand gegen diese Pläne aufgegeben. Die CDU/ CS U-Bundestagsfraktion will noch im Juni einen Gesetzentwurf einbringen, der die Bildung dieses Sachverständigenrates vorsieht. Das unabhängige wissenschaftliche Gremium soll mit drei Professoren der Wirtschaftswis- senschaften und zwei weiteren Mitgliedern besetzt werden, die über langjährige volks- Wirtschaftliche Erfahrungen verfügen. Beide Persönlichkeiten dürfen jedoch weder der Re- gierung noch einer gesetzgebenden Körper- schaft angehören und auch nicht Repräsentant eines Wirtschaftsverbandes oder Tarifpartners sein. Um die volle Unabhängigkeit dieses Gre- miums zu gewährleisten, ist daran gedacht, diese fünf Mitglieder durch den Bundespräsi- denten berufen zu lassen. Dem Rat steht ein Sekretariat zur Seite, das das erforderliche Wissenschaftliche und statistische Material be- schafft und die Sitzungen vorbereitet. Im Dezember eines jeden Jahres soll ein Gutachten zur gesamt wirtschaftlichen Lage erstellt werden, das, zusammen mit einer Stel- lungnahme der Bundesregierung, den gesetz- gebenden Körperschaften zugeleitet und ver- öffentlicht wird. Weitere Gutachten sollen aus aktuellen Anlässen, wie Lohnrunden, beson- dere Preisbewegung erstattet werden. In den Gutachten sollen die Ursachen von augenblicklichen oder möglichen Spannungen zwischen Einkommensentwicklung und Güter- angebot aufgezeigt werden. Auch die An- sprüche an das Sozialprodukt und ihre Verein- barkeit mit den gesamtwirtschaftlichen Ziel- setzungen werden dabei untersucht. Empfeh- lungen für konkrete wirtschaftspolitische Mag- nahmen sollen allerdings nicht angesprochen Werden; sie bleiben der Stellungnahme der Bundesregierung vorbehalten. Außerdem soll das Gutachtergremium„Hearings“ veranstal- ten, in denen alle die notwendig erscheinenden Personen, Organisationen und Körperschaf- ten zu Wort kommen werden. — Ausdrücklich wird von den Initiatoren die- ses Gesetzes betont, daß die Bildung eines Gutachtergremiums keinen Eingriff in die Tarifhoheit der Sozialpartner bedeute und daher sicherlich auch ernste Auseinander- setzungen mit den Gewerkschaften vermieden Würden. Die bisherigen Versuche, auch des Bundes- Wirtschaftsministers, das Lohngutachtergre- mium durchzudrücken, waren im Kabinett am Widerstand Adenauers gescheitert, der an- stelle des kleineren Gremiums eine Art Bun- deswirtschaftsrat sehen wollte. Ihm sollen neben den Wissenschaftlern auch die Tarif- Partner sowie Vertreter der Verbraucherver- bände und der Sparer angehören. Starke Beteiligung an der Urabstimmung Ruhr-Kumpels stimmten in 250 Wahllokalen über Streik ab Essen(dpa). Der weitaus größte Teil der abstimmungsberechtigten Bergarbeiter und Bergbauangestellten im Revier an der Ruhr hatte am frühen Donnerstagnachmittag be- reits die Entscheidung bei der Urabstimmung im Bergbau gefällt. Bei dieser Urabstimmung sollen die Bergbauarbeiter und angestellten erklären, ob sie gegebenenfalls durch einen Streik höhere Löhne und Gehälter erzwingen wollen. Die IG Bergbau und Energie verlangt eine zehnprozentige Lohn- und Gehaltserhöhung. Die Deutsche Angestelltengewerkschaft DAG) hat keine lineare Gehaltsforderung erhoben. Sie Wünscht Verbesserungen im Gehaltsgrup- Pen- Katalog, verbunden mit gezielten Ge- haltserhöhungen in einzelnen Gehaltsgruppen. Brandt nennt Bedingungen für Zonenkredit Schießbefehl muß aufgehoben werden— Uffnung der Mauer Von unserer Bonner Redaktion Bonn(Z). Berlins Regierender Bürgermei- ster Willy Brandt hat in einem Brief an die Bundesregierung eine Reihe von Minimalfor- derungen genannt, die vom Berliner Senat in Verbindung mit dem Warenkreditersuchen der Zonenregierung geltend gemacht werden. an der Spitze dieser Minimalforderungen stehen die Aufhebung des Zonen-Schießbe- fehls auf Flüchtlinge und die Offnung der „Mauer“. Willy Brandt setzt sich in dem Schreiben erneut für eine ernsthafte Prüfung des Zonen-Kreditersuchens ein, betont dabei jedoch den Zusammenhang mit politischen Zugeständnissen der Zone. Nach Ansicht des Berliner Senats käme eine bedingungslose Gewährung eines Kredits überhaupt nicht in Frage, weil für das Zonen- regime auch die Wirtschaft ein politisches In- strument darstelle. Daher dürften auch für den Westen Geschäftsverbindungen zur Zone nicht nur ein Mittel des Geldverdienens sein. Nüchtern und leidenschaftslos sei zu prüfen, in welchem Maße und in welcher Weise die- ser Zusammenhang von Wirtschaft und Poli- tik genützt werden könnte. Diese Nüchtern- heit sei auch bei allen in letzter Zeit gegen den Kredit an sich angeführten Argumente angebracht, denn diese könnten schließlich auch für den Interzonenhandel angeführt werden, der dann logischerweise abgebrochen werden müßte, was nicht zur Diskussion stehe. Clay kommt nach Berlin Eerlin(dpa). Der Sonderberater des ame- rikanischen Präsidenten für Berlin-Fragen, General Lucius D. Clay, wird Anfang Juli für mehrere Tage nach Berlin kommen. Dies teilte der Regierende Bürgermeister Willy Brandt am Donnerstag einem dpa- Korrespondenten mit. Brandt fügte hinzu, daß es sich um einen der angekündigten regelmäßigen Besuche des Generals in Berlin handeln werde. Dabei sol- len insbesondere Fragen der Sicherheit und das Ausbaus Westberlins besprochen werden. Eine besondere Bedeutung mißt Brandt auch dem Berlin-Besuch eines großen Teils der La- bour-Fraktion des britischen Unterhauses am übernächsten Wochenende bei. Etwa 50 Ab- geordnete werden von London in der deut- schen Hauptstadt erwartet. Nach Angaben der DAG machen ihre Forde- rungen etwa acht bis zehn Prozent der bishe- rigen Gehaltssumme aus. Der Unternehmens- verband Ruhrbergbau hat erklärt, die Berg- Werksgesellschaften an der Ruhr könnten in der gegenwärtigen schwierigen Situation keine Tariferhöhungen bewilligen. Vor den rund 150 Schachtanlagen, Kokereien, Zechenkraftwerken und Verwaltungsgebäu- den sind— meist in Gaststätten— 250 Wahl- lokale eingerichtet worden. Bei der IG Berg- bau sind rund 256 000 Bergleute stimmbe- rechtigt. 15 Prozent davon waren an der Stimmabgabe durch Urlaub oder Krankheit verhindert. Neue Niederlage für Starke Von unserer Bonner Redaktion BOon n(Z). Bundesfinanzminister Starke scheint in der Tarifpolitik seine nächste Nie- derlage zu erleiden. Nach Gesprächen, die der Beamtenbund gestern mit Vertretern der Bundesregierung und der Länder führte, steht test: Auch die Beamten des Bundes, der Länder und der Gemeinden können noch für dieses Jahr mit einer Gehaltserhöhung rech- nen. Optimistisch stellte der Beamtenbund fest:„Die Aussichten auf eine Gehaltserhö- hung in diesem Jahr haben sich gebessert.“ Allerdings ist noch völlig unklar, wie diese Verbesserung aussehen wird. Da die Bundes- regierung eine prozentuale Gehaltserhöhung erst im Rahmen einer umfassenden Besol- dungsreform vornehmen möchte, ist an die Gewährung eines einmaligen Ausgleichsbe- trages gedacht, der aber wahrscheinlich erst zum Jahresende ausgezahlt werden würde. SED-Agitatoren klagen über„Widerspenstige“ Funktionäre haben Schwierigkeiten bei der„Arbeit mit den Menschen“ Berlin(dpa). In verschiedenen Gegenden der Sowjetzone haben sich Funktionäre der SED und der„Nationalen Front“ über Schwie- rigkeiten bei der„Arbeit mit den Menschen“ beklagt. Nach einer Mitteilung des Informa- tionsbüros West berichtete der Sekretär der SED-Betriebsorganisation im Leipziger„M. S. Kirow- Werk“, Manfred Glöckner, über einen„widerspenstigen“ Dreher des Betriebes. Im Protokoll der SED- Stadtdelegiertenkon- ferenz heißt es darüber:„Ein Dreher wollte nicht an der Kranzniederlegung am 8. Mai, unserem Tag der Befreiung, teilnehmen. Er sagte:„Ich muß mich anstellen, um Milch zu holen; ich kann nicht mitkommen, ich habe keine Zeit.“ Darüber hat es laut Protokoll „grobe Worte“ gegeben. Der Name des Ar- beiters habe auf einer Sitzung der Betriebs- Sewerkschaftsleitung eine große Rolle ge- 0 cr Spielt. Daraufhin habe der Dreher dem SED- Sekretär seiner Abteilung erklärt: Wenn du meinen Namen noch einmal an die große Glocke hängst, dann kracht's.“ In einer Unterhaltung mit dem SED- Ab- teilungssekretär hat der Dreher dann einen Politischen Witz erzählt.,„Weißt du schon, eine LPG will Schweine nach England schik- ken— zum Windhundrennen.“ Einen besonders schweren Stand haben Agitatoren, die der Bevölkerung der Sowjet- zone immer wieder die„Notwendigkeit des Schutzes der Staatsgrenze“ klarmachen müs- Sen. Wie aus amtlichen Veröffentlichungen hervorgeht, wurde ihnen mehrfach eine nicht gerade linientreue Deckinition der„Volks- polizei“ entgegengehalten: Volkspolizisten Sind diejenigen, die jede Verbindung mit dem Westen verhindern.“ 2 einung des Hsu 2 Eine Ablenkung von Osteuropa Stellt das„erneute Hochkommen der Beriwer Frage“ nach Ansicht der„Tribune de Geneve“ dar. Das Blatt meint:„Da das Problem selbst und die Kräfteverhältnisse sich nicht geändert haben, darf man annehmen, daß Moskau sich bemüht, die Verhandlungen(über Berlin) zu beschleunigen, die auf dem von Rusk und Gro- myko eingeschlagenen Wege weiter zu verfol- gen nur Moskau allein Interesse haben kann. Der Augenblick ist gut gewählt. Zunächst ein- mal deshalb, weil Osteuropa eine Ablenkung Von seinen Sorgen nötig hat, die ihm seine Wirtschaftslage und seine künftige wirtschaft- liche Entwicklung bereitet und dann auch des- halb, weil die Angelsachsen in Erkenntnis der Nutzlosigkeit der sowietisch- amerikanischen Sondierungen auf den Gedanken einer Gipfel- konferenz oder einer Konferenz auf halbem Gipfel, wie 1959, zurückkommen, obwohl auf allen Seiten zugegeben wird, daß eine solche Zusammenkunft gegenwärtig zu keinem Er- gebnis führen könnte.“ Vor neuen„Provokationen“ in Berlin warnt die sowjetische Parteizeitung„Prawda“ nach einem Hinweis auf die bevorstehenden Besuche westlicher Politiker in Westberlin. Das Blatt schreibt:„Eine neue Provokation gegen den Frieden braut sich in Westberlin zusammen. Die Revanchisten und Militaristen versuchen jetzt, auf dern Wege zur Normalisie- rung in Westberlin eine Mine in die Luft ge- hen zu lassen. Hinter den Provokateuren sind deutlich einige bekannte westliche Politiker zu erkennen, die innerhalb der nächsten Tage eine ganze Serie höchst verdächtiger Besuche planen. Die Westberliner Behörden, die die kriminellen und provokatorischen Aktionen an der Grenze der DDR nicht nur billigen, sondern zu weiteren gefährlichen subversiven Aktionen gegen den Frieden und die Ruhe in dem Gebiet anregen, laden schwere Verant- wortung auf sich. Diejenigen, die eine neue Provokation in Westberlin unternehmen, täten gut, daran zu denken, daß alle Verbrechen 82 gen den Frieden im Buch der Geschichte ver- zeichnet und daß die Urheber früher oder später zur Verantwortung gezogen werden.“ Langeweile ist der Feind des Soldaten meint der britische„Daily Telegraph“ zur Mo- ral der britischen Truppen in der Bundes- republik. Das Blatt schreibt:„Die Stationie- rung von Truppen in einem anderen Lande bringt immer Probleme mit sich. Nach jedem beliebigen Maßstab— wie etwa der Prozent- satz der Neuverpflichtungen— sind die Sta- tionen in Deutschland jedoch nicht weniger be- liebt als die in unserem Lande. Langeweile ist in Friedenszeiten der Feind des Soldaten, und die zwei Hauptwaffen dagegen sind Aus- bildung und Gelegenheiten zur Freizeitgestal- tung. Man kann verschiedener Ansicht darüber sein, ob die Disziplin besonders im Zusam- menhang mit den nächtlichen Ausgangszeiten verschärft werden sollte. Es wäre aber bes dauerlich, wenn es irgendwelche Diskriminie- rungen gegen die Rheinarmee gäbe.“ Wird die OAS den Terror wieder verstärken? kragt sich die„Nationalzeitung“ angesichts der Erklärung des Chefs der provisorischen Alge rischen Regierung. Das Blatt meint:„Waren die Verhandlungen im Auftrag mancher OAS Führer eingeleitet worden, so hat die A8 durch die Antwort der Exilregierung jede Aussicht verloren, auch nur das Gesicht wah ren zu können. Wahrscheinlich wird ihr Oran- Flügel unter Leitung von Ex-General Gardy, der niemals etwas von Verhandlungen hatte wissen wollen, jetzt die Oberhand gewinnen. Es ist bemerkenswert, daß unter den 45 000 Weigen aus Algerien, die in der ersten Juni- Woche in Frankreich ankamen, nur 17 Prozent Männer sind. Die Männer in Algerien haben. Wie sich ergibt, zumeist nur ihre Frauen und Kinder in Sicherheit bringen wollen und sind Selbst geblieben. Sei es, um etwas von ihrem Besitz zu retten, sei es, um Soldaten der OAS zu werden. Wird die Geheimorganisation jetzt ihren Terror verstärken und insbesondere die Attentate gegen Mohammedaner wieder auf- nehmen? Dies würde die Situation noch mehr verschärfen und zu neuen blutigen Zusammen- stößen führen.“ 5 bree Lg gugpssg l esc N HEIHTERER ROMAN/ VON RUDOLF ANDERL 1 Copyright by Europäischer Kulturdienst Salzburg durch Verlag von Graberg& Görg, Wiesbaden (23. Fortsetzung) „Ihr habt das gute Recht zu fragen“, sprach er weiter,„warum ich euch nicht mit meiner Frau bekannt mache., Ihr seid neugierig, und das wundert mich nicht. Um es kurz zu machen— prost, Tom, das tut gut!— um es Kurz zu machen: ich schäme mich, jawohl, ich schäme mich! Mein Entschluß war über- eilt. Aber ich hatte das Gewinsel um mich herum satt. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, daß mich alle Backfische Amerikas mit Autogrammbitten bestürmten und alle Frauen der Städte, die ich gerade mit mei- nem Gesang beimsuchte, beglücken wollten. Ich dachte mir: ich heirate, dann ist Schluß! Dann habe ich meine Ruhe!— Und das tat ich dann auch. Es war, wie man so sagt, die erste beste— eine brave, wenn auch etwas hausbackene Frau, nicht mehr gerade jung, Aber eine vollendete Köchin.“ „Sascha“, wandte der Gast mit grimmer Stimme ein,„du Wirst mir doch nicht ein- reden wollen, daß du ausgerechnet nur eine Köchin als Frau haben wolltest!“ „Warum sollte ich das nicht?— Schönheit vergeht, Kochkunst besteht. Und meine Frau ist mir treu, das weil ich. Da kann ich mich aufhalten, Wo immer ich will, sie ist mir treu. Und die Treue ist etwas Schönes, Tom, das weißt du nur nicht; dafür bist du noch zu jung.— Darauf müssen wir trinken! Auf die Treue— prost!“ N 5 5 Der junge Millionärssohn trank, aber nur einen kleinen, sehr kleinen Schluck, während der Sänger voller Weltschmerz sein Glas leerte „Und wie treu sie ist!“ setzte der Haus- err seine Rede fort.„Bloß, das sehen andere nich ö sie faszinierend wäre, bezaubernd, dann würde ich sie euch noch heute vorstellen.— Ach, om, ich sehe es ein, ich habe übereilt ge- Das kann man nicht herumzeigen. Wenn handelt! Sie ist nicht häßlich, meine Bessie, aber schön ist sie auch nicht, bei Gott nicht! Und sie ist gute zehn Jahre älter als ich!“ „Sascha— das ist nicht wahr!“ 5 „Und ich schwöre dir, Tom, daß sie min- destens zehn Jahre älter ist, wenn nicht mehr! Bessie hat sogar schon graue Haare!— 0 Tom, ich war mit den Nerven herunter, ich War verrückt, ich war von Sinnen! Aber nun ist es geschehen, habe ich sie, und ich habe es ihr Verspro- chen: nichts auf dieser Welt soll uns trennen!“ „Du bist gut— dabei lebst du jetzt 8e trennt von ihr!“ N „Das soll nicht immer so sein. Es Wird auch Wieder anders kommen. Es wird ganz anders kommen. Sie hat so viel Gemüt, Tom, du ahnst es nicht. Und ihre Steaks, Tom! Es sind die besten Steaks auf der ganzen Welt. Auherdem macht sie Puddings, die man nur besingen kann, Ist du gerne Puddings?“ „Das kann ich nicht gerade behaupten“, ant- Wortete der Gast, während er das Glas des Freundes schon wieder füllte.„Schade!“ lallte Sascha. Dann sprachen sie längere Zeit über bekannte Köche und ihre Spezialitäten; auch das gab wieder Grund zum Trinken, und der Sänger machte davon reichlich Gebrauch. Je mehr der Abend fortschritt, um so be- denklicher wurde Readers Zustand. Schwierige Worte brachte er nur noch langsam und auch dann nicht mehr ganz verständlich heraus. nun hat sie mich, nun sein Glas umfiel und der Inhalt über die Platte floß.„Es ist herrlich hier, es ist göttlich hier— aber es ist auch sehr einsam. Manch mal bekomme ich doch so etwas wie Sehn- sucht nach euch. Du mußt noch erzählen, Tom, Wie es den anderen geht, unserem Doktor und meinem lieben Freunde Dween.— Haben wir eigentlich auf Dween schon getrunken? Wenn ich recht nachdenke, so geschah das noch nicht. In diesem besonderen Falle soll das aber nicht mit Whisky geschehen, sondern mit Sekt. Mein Gastgeber, der sehr ehrenwerte Senor Perez, hat davon etliche gute Flaschen im Keller. Die- ser Keller, daß du es weißt, führt tief in den Felsboden hinein. Ich werde dir zuliebe hinabsteigen und sehen, was ich in der Dun- kelheit erwische. Elektrisches Licht kennt man dort unten nicht, da gilt noch die Kerze. Und du bleibst hier und versuchst den Tisch abzuräumen.— Gib mir meine Jacke her- über, damit ich mich nicht erkälte!“ Tom tat, wie ihm geheißen. Er griff nach Saschas Jackett, das dieser einfach über einen der Stühle geworfen hatte. Dabei fiel ein Brief aus einer Innentasche.„Mr. Sasche Reader, Punta Maria, Villa Perez, war dar- i Auf zu lesen, dazu noch einige nähere Anga- ben. Tom Warf einen Blick auf den Ab- Sender.— Bessie Reader!— Das genügte, das war das, was Tom suchte.— Er sah sich nach dem Freunde um. Sascha versuchte eben mit mehr Mühe als Geschick, sich eine Zigarette an einer Kerzenflamme anzuzünden. Von dem herabgefallenen Brief hatte er ge- Wiß nichts gesehen. Tom steckte den Fund ge- schwind ein und wandte sich, absichtlich et- Was schwankend, dem Freunde zu und half 0 ihm in den Rock, worauf dieser sich unter dem Gesang eines lockeren . ren Liedes entfernte und in den Keller hinabstieg. 5 Tom wartete, bis von Sascha nichts mehr zu hören War. Dann holte er den Umschlag her- vor und entnahm ihm einen Brief. Er war Seltsam genug!— mit der Maschine geschrie- ben. Es mußte sich schon um eine höchst sen- derbare Frau handeln, die ihre Briefe an den erst jüngst angetrauten Gatten nicht mit der land schrieb. Aber die Hauptsache war Warme rarhea aer aach wohl die, daß er das Schreiben hier gefunden hatte. Er las: l „Lieber Sascha, 5 ich danke Dir herzlichst für Deine Zeilen. trafen mich bei guter Gesundheit an. 2 Ich habe mich bereits ganz eingewöhnt. Es gefällt min mit jedem Tag besser. Sebastian, die treue Seele, ist mir eine gute Stütze. Auch mit Fräulein Murr habe ich so etwas Wie 5 einen Waffenstillstand geschlossen. ö 5 Im Park stehen die Sommerblumen in voller Blüte. Neulich war ich am See und habe ein Sie Boot gemietet. Der See ist zwar nicht groß, 5 aber er liegt herrlich. Der Bootsverleiher ist ein netter Bursche. Er macht mir sogar, glaube ich, den Hof. Als ich mich Vorgestern nach Salzburg fahren ließ(ich getraue mich nicht 8 mehr selbst ans Steuer, der Verkehr in dieser Stadt wird immer stärker), traf ich wieder den freundlichen alten Herrn. Er grüßt im- mer so nett. Neulich hat er mir wieder einen Handkuß gegeben. Du brauchst Dir aber nichts dabei zu denken, er hat schon ganz weißes Haar. Er heißt— habe ich Dir das schon Seschrieben?— Dr. von Willemer und muß früher einmal ein großes Tier bei der Polizei gewesen sein.— Kriminalrat sa- gen sie hierzulande Wohl. Auch den Herrn Pfarrer von Albaching habe ich schon ken- nengelernt, einen netten und guten Mann. Ieh habe mir erlaubt, ihm in Deinem Namen eine Spende zu überreichen. Er bat m. dich, meinen Gatten, herzlich zu grüßzer An den Abenden gehe ich im Park s ren oder lege Patience. Was ich an Büch at das, und die war