Ip Neue 2 R I I * Erscheint: montags, freitags und samstags. Frei Haus 2.20, im Verlag abgeholt 1.80, durch die Post 1.80 zuzügl. 40 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. mittwochs, Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenbheim und Umgebung Telefon 8 6216 Anzeigenpreise: die 6- gespaltene Milli- meterzeile 18 Pfg.— EEreisliste Nr. 2) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden. Nr. 151 Samstag, 22. September 1962 14./ 62. Jahrgang Weg für Ben Bella frei Paris(dpa). Eindrucksvoller als erwartet haben am Donnerstag die Wahlen für eine al- gerische Nationalversammlung die gegenwär- tigen Machtverhältnisse bestätigt. Sie haben den Weg zur ersten regulären Regierung Al- geriens freigemacht, die voraussichtlich unter Führung Ben Bellas stehen wird. 8— Engelhorn · Kleidung fur clie genze Familie. Da Weiß man 3 Ge ie nem anheim 05 16 Argentinien vor einem Bürgerkrieg Quersehnitt der Woche Präsident Guido steht der Entwieklung machtlos gegenüber Buenos Aires(dpa). In Argentinien droht ein Bürgerkrieg auszubrechen. In der Hauptstadt Buenos Aires wurden am Freitag fieberhaft Barrikaden errichtet, um die her- anrückenden Panzerbrigaden der Rebellen aufzuhalten. Präsident Guido, dessen Kabinett nach dem Rücktritt von Kriegsminister Cornejo Saravia demissionierte, ist offensichtlich machtlos. Stündlich wird erwartet, daß Offiziere auffordern und eine Militärjunta bilden werden. Truppeneinheiten Mit 36 Panzern mter dem Oberbefehl ihren Weg Hefti ichtung Buenos A rsten Be Oren, ihn zum Rücktritt haben die Aufständischen von G a! Ongania Artilleriefeuer in wungen. Nach sie dabei drei Panzer bisher getötet reinheiten aus durch Weitere P 1er— del SEI. gdalena, 160 Kilometer südlich der Haupt stadt haben am Freitagnachmittag das Re- pellenhauptquartier Campo de Mayo am Rande von BE. Aires erreicht. Der Generalstabschef und der Armeeober- Gromyko warnt vor einem Kernwaffen-Krieg EW²séG k verschärft das Wettrüsten und stärkt revanchistische Kräfte New Vork(dpa). In der UN-Vollver- sammlung warnte der sowzetische Außenmi- nister Gromyko am Freitagabend vor der Kriegsgefahr, die sich aus den„verstärkten Vorbereitungen für den Raketen- und Kern- Waffenkrieg“ ergebe. Er versicherte aber gleichzeitig, die Sowzetunion vertraue darauf, daß ein dritter Weltkrieg nicht unvermeidlich Sei. Gromyko griff den Gemeinsamen Markt scharf an und bezeichnete die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft als eine Gruppe, die „vor allem dazu benutzt wird, das Wettrü- sten zu verschärfen und die westdeutschen revanchistischen Kräfte zu stärken“. Gleich- zeitig werde versucht, die Wirtschaft der Ent- Wicklungsländer an die der imperialistischen Mächte zu binden, um die einseitige wirt- schaftliche Struktur der jungen Staaten, die sie aus der Kolonialzeit übernommen hätten, zu erhalten und sie bei der Erlangung echter Unabhängigkeit zu behindern. Deutschland- Frege sagte Gromyko: Wenn die Westmächte uns keine andere Wahl Jassen, wird die Sowjetunion zusammen mit anderen interessierten Staaten einen Friedens- Vertrag mit der Deutschen Demokratischen Zur Republik mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen abschließen.“ Die Sowjetunion, die„Deutsche Demokra- tische Republik“ und die anderen Staaten, die zum Abschluß eines deutschen Friedens- vertrages bereit seien, würden es nicht dul den daß die legi DR“ rer . men Rechte der„DDR letzt würden. Sie würden es auch nicht duld dag Westberlin ein„Zentrum von Provol tionen gegen die sozialistischen S ten und ein NATO-Militärstützpunkt“ bleibe den ferner einer Beibehaltung des Bes regimes nicht zustimmen. der bisher regierungstreu gebliebenen bekehlshaber sind nicht zurückgetreten, wie in ersten Berichten gemeldet wurde. Sie haben die feglerungstreuen, mit roten Armbinden usgerüsteten Truppen aufgefordert, weiter- 2zUkämpfen. Gleichzeitig hat Rebellengeneral Ongania seinen mit blauen Armbinden aus- gerüsteten Anhängern befohlen,„zu kämpfen bis der letzte Stützpunkt der Gegner zerstört 18“. Rebellen erklärte sie wollen eine Diktatur in Argentinien verh en. Am Don- bstag hatten sie versichert, die verfassungs- ge Regierung stützen zu wollen. Aufruf von Präsident Guido, das Feuer stellen, und alle Truppen zu kasernie- 1, blieb völlig erfolglos. Die rivalisierenden Generäle begannen nach längerem Schweigen am Freitagabend wieder einen„Rundfunk- Krieg“ und beschuldigten sich gegenseitig, die kkenstillstands vereinbarungen gebrochen zu Baben. Beide Seiten behaupten, die Mehrheit der Streitkräfte hinter sich zu haben. Nach Ansicht politischer Beobachter in Buenos Aires kann die Regierung och nur noch auf die Kriegsmarine und einige wenige Ar- mee-Einheiten zählen. In der Hauptstadt berrschte am Freitag Viele Büros schlossen und schick- Angestellten nach Hause. Regie- samte, politische Führer, kirchliche rdenträger und Geschäftsleute hielten Be- ratungen ab, um den drohenden Bürgerkrieg zu verhindern. Die Die . Verwirrung. ten ihre Feuergefecht an indisch- chinesischer Grenze Peking überreicht scharfe Protestnote und schlug Verhandlungen vor Neu Delhi(dpa). Ein schwerer Grenz- zwischenfall, bei dem es auf beiden Seiten Verwundete und einen Toten gab, hat sich in der vergangenen Nacht an der indisch-chine- sischen Grenze zwischen Butan und Tibet in der Gegend von Dhola ereignet. Ein Sprecher des indischen Außenministeri- ums erklärte am Freitag, chinesische Grenz- Japan für Selbstbestimmung der Deutschen Berlin und Rüstungswettlauf schaffen Möglichkeit gefährlicher Konflikte New Fork(dpa). Der Ost-West-Konflikt und als sein Symbol Berlin und der Rüstungs- Wettlauf, standen am Freitag im Vorder- grund der Generaldebatte der UN-Vollver- sammlung. Der japanische Außenminister Masayoshi Ohira verwies auf die große Verantwortung, die die Großmächte mit Vetorecht im Sicher- Heitsrat haben und forderte die Atommächte auf, ein baldiges Ubereinkommen über einen Versuchsstopp zu erreichen. Die tiefgreifenden Ost-West- Gegensätze, sagte der japanische Auhßenminister, erhöhten das Mißtrauen in der Welt und verschärften die Spannungen, an- statt sie zu erleichtern. Die Berlin-Frage und die deutsche Frage seien ungelöst geblieben und bildeten die zentralen Streitfragen im Ost-West- Konflikt. Ihre Lösung könne nur durch„friedliche Mittel in Ubereinstimmung mit den Prinzipien der Selbstbestimmung und des Respektes für die grundlegenden Men- schenrechte“ erreicht werden. Der japanische Außenminister unterstützte den Plan des Generalsekretärs U Thant für den Kongo, sprach die Hoffnung aus, daß auf seiner Grundlage eine Lösung erreicht werde, fügte aber hinzu, daß die Schwierigkeiten im Kongo noch nicht überwunden seien, Als asia tisches Land, sagte Ohira, habe Japan großes Interesse daran, daß das internationale Uber- einkommen über Laos gewissenhaft verwirk- licht werde. Uber die Frage einer Vertretung Pekings in den UN sagte der japanische Außenminister, daß diese Frage für sein Land große Bedeutung habe, daß es aber gefährlich Wäre, eine„hastige Lösung zu erzwingen“ Berlin und der Rüstungswettlauf schaften nach Ansicht des norwegischen Außenmini- Sters Halvard Lange die Möglichkeit„akuter und gefährlicher Konflikte“. Die Probleme „um die Stadt Berlin herum haben immer Wieder gezeigt, wie leicht ein bewaffneter Konflikt entfesselt werden könnte“. Er er- klärte, daß es eine Aufgabe von überragender Bedeutung sei, zu vermeiden, daß man in eine Katastrophe stolpert. Es sei notwendig, die Grundlagen für„realistische Verhandlungen“ über eine dauernde Lösung zu finden. Grund zum Optimismus gebe die Tatsache, daß beide Seiten einen bewaffneten Konflikt vermeiden wollten und die Abrüstungsver- handlungen und Verhandlungen über einen nuklearen Versuchsstopp aufgenommen wor- den seien. Lange meinte, die Vollversammlung müsse darauf achten, in keiner We die Ar- beit der Abrüstungskonferenz in G Schweren, die im November wieder zusamn trete. soldaten hätten einen indischen Stützpunkt mit Handgramaten überfallen. Dabei seien drei indische Soldaten verwundet worden. Die indischen Truppen hätten daraufhin Leucht- kugein abgeschossen und„eine beträchtliche Anzahl chinesischer Soldaten“ beobachtet. Die Chinesen hätten dann bis in die Morgenstun- hinein geschossen. Peking hat am Freitag in einem scharfen rotest Indien beschuldigt, die Verantwortung diesen Zwischenfall zu tragen. Die indi- n Grenzposten hätten das Feuer zuerst ökknet. Außerdem behauptete die chinesische erung, daß ein Offizier ihrer Grenzstreit- Gen Während Neu Delhi in einer Note an Peking gegen den Uberfall an der Grenze protestierte, nat die chinesische Volksrepubli er neue Grenzverhandlungen volgeschla SS. 8 DIE NASE VolLL hatte der ehemalige Oberstleutnant der„Nationalen Volksarmee“ der Sowjetzone, Martin Herbert Löffler, von den ständigen Bevormundungen durch soubſeti- sche Offiziere und der„unmöglichen Befeklsführung der SED.. Auf einer Presseonferenz im Bonner Verteidigungs ministerium gab er dies als Beweggrund für seine Flucht in den Westen am 8. September an. Unser Bild zeigt Löffter(links) und neben ihm der Presse- ef des Verteidigungs ministeriums, Oberst Gerd Schmücke. PI-Bild Von Gustav Roeder Die Londoner Commonwealth-Konferenz hat sehr zögernd der britischen Regierung den für den Beitritt zur Europäischen Wirt- emeinschaft freigemacht. Noch im Ab- ommuniqué haben die Commonwealth zander ihre Bedenken gegen diesen Schritt angedeutet, al dies fällt nicht mehr 80 schwer ins Gewicht. Entscheidend ist das Ein- Verständnis mit dem bevorstehenden briti- schen Schritt, der die Gewichte in der Welt neu verteilen wird. Großbritannien will, und das ist auch aus Maemillans Rede herauszu- hören, nicht aus purer Europa- Begeisterung in die EWG eintreten. Es handelt sich auch nicht so sehr um eine Kapitulation des Insel- reiches vor dem vereinigten europäischen Festland, sondern um die nüchterne Erkennt- nis, dag Prosperität und weitere wirtschaft- liche Aufwärtsentwicklung am besten im Verein mit den wirtschaftlich starken euro- päischen Ländern gewährleistet sind. Macmillan denkt nicht europäisch, schon gar nicht kleineuropäisch, er vollzieht den folgen- schweren britischen Schritt zur EWG hin viel- mehr unter weltpolitischen Gesichtspunkten. Für ihn geht es nicht— wie im Europa der Sechs— darum, alte Feindschaften zu begra- ben; England hat weder traditionelle Feinde noch traditionelle Freunde auf dem Kontinent. Es geht London vielmehr darum, sich der Stärksten europäischen wirtschaftlichen Kraft, der EWG also, anzuschließen, um im Kalten Krieg gegen die stärkste europäische militä- rische Kraft, die Sowjetunion, bestehen zu Können. Für die EWG wird die britische Zusicherung an die Commonwealth-Mitglieder, ihre Inter- essen zu beachten, die bevorstehenden Ver- nandlungen nicht gerade erleichtern. Aden- auers berühmte und anstogerregende KAuße- rung, an Großbritannien hänge das ganze Commonwealth dran, war politisch denkbar ungeschickt, aber die Wahrheit hat sie doch getroffen. Nur darf man diese Tatsache nicht, Wie es der Kanzler getan hat, negativ werten. Die Offnung der Europäischen Wirtschafts- gemeinschaft nach außen hat mehr Vorteile als Nachteile. Die große europäische Idee geht zwar in die Binsen(ist sie es nicht schon längst, sehen wir von der deutsch- französi- schen Freundschaft ab?), dafür aber könnte, faßt man es nur geschickt an, die Freund- schaft einer großen Völkerfamilie gewonnen werden. Das FHereindrängen Großbritanniens wird Allerdings die deutsch- französische Hegemonie im EWG-Raum sehr stark beeinträchtigen, und daher rührt auch der Widerstand Bundeskanz- ler Adenauers. Die in der Nachkriegszeit ent- standene und in jüngster Zeit auf so ein- drucksvolle Weise bekräftigte deutsch-franzö- sische Freundschaft ist emotiell zwar von bei- den Völkern getragen, politisch ruht sie je- doch auf den Schultern zweier Männer: de Gaulle und Adenauer. Beider Tage sind ge- zählt. Darüber kann auch der Versuch de Gaulles, seine Macht durch eine Verfassungs- reform zu zementieren, nicht hinwegtäuschen. De Gaulle hat in seiner Rundfunk- und Fern- schbotschaft, in der er die Verfassungsreform dem französischen Volke schmackhaft machen Wollte, davon gesprochen, daß sich die der- zeitige Verfassung in den letzten vier Jahren bewährt habe. Wenn er das Bewährte jetzt, sei es für ihn selbst, sei es zur Untermaue- rung der Stellung seines eventuellen Nach- Folgers, revidieren will, so ist dies nicht nur nicht einzusehen, sondern mit äußerster Skep- sis zur Kenntnis zu nehmen. Die Direktwahl des Staatsoberhauptes bedeutet, legt man de Gaulles Begründung richtig aus, nichts an- deres als ein Schritt weiter auf dem Wege weg von der parlamentarischen Demokratie und einen bedenklichen Schritt auf die Diktatur zu. Die letztere Staatsform steht gerade den Franzosen wenig an, es sei denn, sie wird von einem Manne wie de Gaulle repräsentiert. Und auch da wird man Vorbehalte machen müssen, denn erste Anzeichen einer Unterdrückung der Meinungsfreiheit zeigen sich bereits. In der Bundesrepublik ist— wie jedesmal, Wenn Bundeskanzler Adenauer sich am Comer See dem Boceiaspiel widmet— die Diskussion um die Nachfolgerfrage in vollem Gange. Der immer stärker erholungsbedürftige Kanzler hält entweder seine Pläne geheim, oder er hat keine, oder er will noch länger als vereinbart im Amte bleiben. Welche dieser drei Vermu- tungen auch zutreffen mag— in keinem Falle kann der verantwortungsbewußt denkende Bürger über seinen Kanzler glücklich sein. Im Trubel des schleswig- holsteinischen Wahl- Kampfes werden die absonderlichsten Suppen gekocht, und es wäre endlich an der Zeit, daß Adenauer selbst allen Spekulationen um seine Nachfolge ein Ende setzte, indem er deutlich seinen Willen erklärt, in seinem eigenen In- teresse und dem seiner Partei, der mit dieser Geheimniskrämerei und diesem Wust von Kombinationen am wenigsten gedient ist. 17 Weg chaf 8 8 1 Sowjetzonen- Oberstleutnant erwartet Blockade Westberlins Pankow e unterschätzt keineswegs die Kampfkraft der Bundeswehr Kräfteverhältnis zugunsten des Westens Von unserer Bonner Redaktion Bonn(J).„Für die Wieder vereinigung Deutschlands gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder das Volk im Osten erhebt sich selbst, wobei sich den 17 Millionen Deutschen in der Zone auch die Menschen in Polen, Ungarn und Rumänien anschließen würden, oder die Zone wird durch den Westen militärisch befreit.“ Diese Ansicht vertrat am Freitag vor der Presse in Bonn der am 8. September in die Bundesrepublik geflüchtete 37jährige Oberstleutnant der Nationalen Volksarmee, Martin Herbert Löffler, Kommandeur des 2. mot. Schützenregiments in Stahnsdorf bei Berlin. Löffler, der sich am Freitag einem Kreuz- feuer von Fragen zahlreicher in- und auslän- discher Journalisten ausgesetzt sah, erklärte, daß nach seiner Ansicht und nach seinen In- formationen keine militärischen Aktionen der Sowjets gegen Westberlin zu befürchten seien. Eine sowjetische Blockade Westberlins zu Lande und in der Luft hält Löffler nach Ab- schluß des Separatfriedensvertrages jedoch für durchaus möglich. Trotz der hohen Quali- tät der Sowjetarmee ist Löffler der Auffas- sung, daß das ost- westliche Kräfteverhältnis zugunsten des Westens entschieden würde, dessen Truppen sowohl moralisch als auch technisch denen des Ostblocks überlegen seien. Die militärische Führung in der„DDR“ unter- schätze vor allem keineswegs die Kampfkraft der Bundeswehr, die bei der„Feindbeurtei- lung“ schwerpunktmäßig gleich hinter den Amerikanern komme. Der ehemalige NVA- Oberstleutnant ist wei- ter dei Ansicht, daß die Sowjets im Kriegs- falle die sechs Divisionen der nationalen Volksarmee als erste„verheizen“ würden. Obwohl diese Divisionen im Aufbau und in der Methode streng nach dem sowjetischen Vorbild ausgerichtet seien, bleiben sie in der Ausstattung und Bewaffnung erheblich hinter den sowjetischen Truppen zurück. Auf die Frage eines Journalisten, ob er der Uberzeu- gung sei, daß die Soldaten der Volksarmee im Ernstfall auf Bundeswehrsoldaten schießen Würden, meinte Löffler:„Ein Teil ja.“ Gleich- zeitig unterstrich er jedoch, daß die Zuverläs- sigkeit innerhalb der Truppe seit Einführung der Wehrpflicht abgenommen habe. Den Hauptgrund dafür sieht Löffler darin, daß mindestens 80 Prozent dieser jungen Men- schen früher regelmäßig Westberlin oder auch die Bundesrepublik besuchten. Die Eindrücke, die sie dabei vom freien Westen gewonnen hätten, erschwerten auch den sogenannten Politunterricht, der weitgehend zur„Schlaf- stunde“ der Truppe geworden sei. Löffler, langjähriges Mitglied der SED und nach dem Einsatz seines Regiments am 13. August in Berlin mit der„Verdienstmedaille der Republik“ ausgezeichnet, ist der rang- höchste Offlzier der nationalen Volksarmee, der bisher in die Bundesrepublik geflüchtet Bundesregierung hält am Kürzungsbeschluß fest Beratungen über Haushaltsentwurf werden fortgesetzt Von unserer Bonner Redaktion BOnn(Z). Die Kürzung der von Bundes- verkehrsminister Seebohm für 1963 angefor- derten Straßenbaumittel um rund 350 Millio- nen DM bleibt bestehen. Das Bundeskabinett hat am Freitag unter Vorsitz von Bundes- Wirtschaftsminister Erhard den in der vorigen Woche gefaßten Kürzungsbeschluß noch ein- mal bestätigt. Bundesverkehrsminister See- bohm ließ sich in der Kabinettssitzung durch seinen Staatssekretär vertreten. Nach Mitteilung des Regierungssprechers von Hase wird das Kabinett seine kombimier- ben Beratungen über den Haushaltsentwurf 1963, den Nachtragshaushalt 1962 und das so- genanmte Stabilisierungsprogramm der Bun- desregierung zur Sicherung der Geldwertsta- bilität und der Konkurrenz fähigkeit der deut- schen Wirtschaft auf den Auslandsmärkten mit größter Intensität fortsetzen. In der näch- sten Woche werden nicht nur die Routimesit- zuligen diesem Gesamtkomplex gewidmet Sein, sondern am Montag wird noch zusätzlich eine Sondersitzung stattfinden. Außerdem wird sich am Donnerstag das Wirtschaftskabinett mit Einzelfragen der Haushalts- und Wirt- schaftspolitik beschäftigen. Wie in Bonn verlautet, eilen Nachrichten über Gesetzentwürfe zur Herbeiführung eines befristeten Verbots von weiteren Arbeits- Zeltverkürzungen sowie zur Einengung der Tarifhoheit von Arbeitgebern und Arbeit- nehmern dem tatsächlichen Stand der Kabi- nettsberatungen weit voraus. In diesem Zu- sammenhang weisen unterrichtete Kreise dar- auf hin, daß so weitergehende Absichten, Talls sie von der Regierung erwogen werden Sollten, ohne Mehrheitsbeschlüsse des Bundes- tages micht zu verwirklichen wären. Die we⸗ sentlichen Bestandteile des Stabilisierungs- programms seien die an den Mittelanforde- rungen für 1963 bereits erfolgten Kürzungen. Im übrigen werde das Kabinett sich eher dar- auf beschränken müssen, die Sozialpartner durch persönliche Einflugnahme zu einem maßvollen Verhalten zu bewegen. Auf die Frage, ob Bundeskanzler Adenauer Von seinem Urlaubsort Cadenabbia aus Bun- desverkehrsminister Seebohm brieflich er- mahnt habe, Beschlüsse des Bundeskabinetts nicht in aller Breite in der Offentlichkeit zur Diskussion zu stellen, erwiderte Regierungs- sprecher von Hase am Freitag ausweichend. Derartige Ermahnungen Würden im Kabinett von Zeit zu Zeit immer einmal ausgesprochen; eim Adressat in diesem speziellen Falle sei ihm nicht bekannt. ist. Offen gesteht er, daß sein Bruch mit dem SED-Regime nicht ideologischen Gegensätzen zum Kommunismus entspringe. Auf die Frage, ob er heute noch überzeugter Kommunist sei, gab er freimütig zu. daß diese Frage für ihn im Augenblick noch schwer zu beantworten sei.„Aufgrund dessen, was ich bisher gesehen habe, bin ich jetzt nicht mehr imstande, den Kommunismus aus Uberzeugung zu verteidi- gen. cc Als Gründe für seine Flucht nannte Löffler vor allem die sinnwidrigen Parteieinflüsse auf die Volksarmee und die Tätigkeit der sowie- tischen Fachberater bei den Stäben, die zu einer großen Unstetigkeit im Dienst führten. Die Offiziere würden dadurch in den Augen ihrer Untergebenen lächerlich.„In einem Haus mit sieben Zimmern“ ließ er nun seine Frau und seinen zwölfjährigen Jungen zurück, „denen sicherlich nichts passieren wird“. So- Wohl seine Frau als auch seine beiden Brüder Seien Mitglieder der SED und auch sein Vater, der an seinem schnellen militärischen Auf- stieg nicht„schuldlos“ sei, gehöre seit 1919 der Kommunistischen Partei an. England will volle Rolle in Europa spielen Heath: Agrarpreis-Politik der EW schwieriges Problem für London Berlin(dpa). Das Bestreben Großbritan- niens, politisch wie wirtschaftlich eine volle Rolle in Europa zu spielen, bekundete der britische Lordsiegelbewahrer und Europa- minister Edward Heath in einem Fernseh- Interview. In einer Sendung„Die Fernseh-Pressekon- ferenzé, die vom Sender Freies Berlin und dem Norddeutschen Rundfunk in Zusammen- arbeit mit der amerikanischen NBC am Frei- tagabend im Deutschen Fernsehen verbreitet Wurde, sagte Heath, man habe es in Groß- britannien verstanden, daß die Außenminister der Sechs sich darüber einig waren, daß Voll- mitglieder der Gemeinschaft ebenso Vollmit- glieder der Politischen Union werden müßten. In der Konservativen Partei gebe es eine kleine Gruppe, die gegen eine europäische Politik sei, ein großer Teil der Partei werde sich ein endgültiges Urteil erst bilden, wenn die Ergebnisse weiterer Verhandlungen vor- lägen. Großbritannien sei an das allmähliche Wachsen dieser Dinge gewöhnt und wolle sich nicht auf ein Schema festlegen lassen. Als eines der wesentlichsten und am schwierigsten zu lösenden Probleme bezeich- nete Heath die Agrarpreis-Politik der Ge- meinschaft bei einem Eintritt seines Landes in die EWG. Er sprach die Uberzeugung aus, daß die vergrößerte Gemeinschaft eine ver- nünftige Preispolitik verfolgen werde. Das Hauptproblem bestehe darin, ein Gleichge- Wicht zu wahren zwischen den einheimischen Landwirten, den Landwirten in der Gemein- schaft und aus jenen Ländern, die im Rahmen des Welthandels Nahrungsmittel liefern woll- ten. Er teile nicht die Meinung Nehrus, sagte Heath in der Sendung, daß eine fortschrei- Brandt: Mit Adenauer in Berlin- Fragen einig In fjreundschaftlicher Atmosphäre Grundkonzeption abgesteckt Rom(dpa). Zu einem Gespräch über die Berlin- und Deutschland-Frage hat der Re- gierende Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, am Freitag Bundeskanzler Adenauer in seinem Urlaubsort Cadenabbia am Comer See aufgesucht. Brandt hatte in Cadenabbia zwei Gespräche mit Adenauer. Die erste Unterredung dauerte über drei Stunden. An ihr nahmen auch der Berlin-Beauftragte der Bundesregierung, Staatssekretär von Eckardt, und der Berliner Bevollmächtigte in Bonn, Schütz, beil. Die Gäste aßen mit Adenauer zu Mittag. Anschlie- Bend war Brandt noch eine halbe Stunde al- lein mit dem Bundeskanzler zusammen. Gegen 15 Uhr fuhr der Berliner Bürgermeister mit dem Wagen nach Mailand. Brandt äußerte nach seiner Rückkehr vom Urlaubsort Bundeskanzler Adenauers in Ca- denabbia, er habe sich mit Adenauer in allen Berlin betreffenden Fragen geeinigt, und in äußerst freundschaftlicher Atmosphäre sei die Grundkonzeption abgesteckt worden. Weiterhin kündigte Brandt an, er werde am Samstag in acht Tagen in New Vork mit dem amerikanischen Außenminister Dean Rusk zusammentreffen und voraussichtlich auch emen Abstecher nach Washington machen. Wichtig für seine Reise sei, daß er die Gewig- heit mitnehme, mit dem Kanzler die Aus- gangsposition für neue Berlin-Gespräche festgelegt zu haben. Bonn erhöht Beitrag Wien(dpa). Bundesatomminister Professor Balke appellierte am Freitag vor der Inter- nationalen Atomenergie- Organisation in Wien an die Mitgliedsstaaten, ihre freiwilligen Bei- träge zu erhöhen. Gleichzeitig kündigte er in der Generaldebatte der 6. Generalkonferenz an, daß die Bundesrepublik ihren freiwilligen Beitrag für das Jahr 1963 auf 100 000 Dollar erhöhen wolle. tende Einigung Europas die Ost-West-Span- nungen erhöhen werde. Heath Sing auch auf Befürchtungen ein, daß die in einer europä- ischen Gemeinschaft zusammengefaßten Staa- ten einen Klüb der Reichen bilden könnten, der nur sich selbst sähe und sich um das eigene Ich kümmere. Der Europa-Minister vertrat dagegen die Ansicht, daß weder die Bundesrepublik noch Großbritannien eine Organisation wünschten, deren Blick nur nach innen gerichtet sei. Viel- mehr werde man nach außen blicken, weil man Welthandelsbeziehungen wünsche. Heath bedauerte in diesem Zusammenhang, daß man Auf der Londoner Commonwealth-Konferenz nicht alle Länder überzeugen konnte, daß die Assoziierung eine geeignete Lösung ihrer Pro- bleme darstellen würde. Die Ansichten in den Commonwealth-Ländern seien geteilt gewe- seni. Einige hätten die Ansicht vertreten, daß mit einer Assoziierung auch politische Konse- quenzen verbunden seien. Heath betonte je- doch, daß man für die Auffassung dieser Län- der Verständnis aufbringen und bei der Wie- deraufnahme der Verhandlungen diese Fra- Sen erneut erörtern müsse. Zweites Fernsehen verabschiedete 75-Millionen-DM-Haushalt Mainz(dpa). Der Fernsehrat hat am Frei- tag in Mainz den ersten Haushaltsplan der Länderanstalt Zweites Fernsehen verabschie- det, der für das Haushaltsjahr 1962 gilt. Von seinem Gesamtvolumen von über 74,87 Millio- nen DM werden über 42 Millionen für die Programmvorbereitung, fast 28 Millionen DM für Investitionen und technische Betriebsko- sten und fünf Millionen DM für die Verwal- tung aufgewendet. Um den Etat ausgleichen zu können, müssen über 9,7 Millionen DM auf dem Kapitalmarkt besorgt werden. Jugoslawien will Entschädigung Belgrad(dpa). Für einen baldigen Be- Sinn der Verhandlungen zwischen der Bun- desrepublik und Jugoslawien über eine deut- sche Entschädigung für die jugoslawischen Op- fer des Nazismus hat sich am Freitag die ju- goslawische Regierung ausgesprochen. Auf einer Pressekonferenz des Außenministeriums Wurde betont, man warte aber immer noch auf die deutsche Antwort auf die jugoslawi- schen Noten von Juni und August. Sobald die Antwort aus Bonn vorliege, werde die jugo- slawische Regierung ihre Forderungen an die Bundesrepublik prazisieren. Feierlichkeiten abgesagt Accra(dpa). Alle öffentlichen Feierlich- keiten zu Ehren des ghanaischen Staatspräsi- denten RWwame Nkrumah, der gestern seinen 53. Geburtstag beging, sind wegen der bei- den Bombenanschläge am Donnerstagabend abgesagt worden. Die Bomben, die inmitten eines Fackelzuges der staatlichen Jugend- Organisation Ghanas explodierten, haben fünf Menschen getötet und zahlreiche verletzt. enn, qpoge LE O MAN VON LOLA SF E Copyright by„Litag“, Westendorf, 5 durch Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden (27. Fortsetzung) „Edda, wie du redest!“ Sie wimmert.„Ich verstehe das nicht. Papas Pistole, sagst du? Ja, hat wer ihm denn gedroht?“ „Alf ist damals noch, an demselben Tag, zu Rainer gegangen. In Papas Auftrag. Um inn vor die Wahl zu stellen.“ a„Ist das— wirklich— wahr?“ „Ja, das ist wahr! Hast du es nicht gewußt?“ „Woher sollte ich es wissen?“ „Ja, du wirst immer geschont. Auf deine Gefühle wird stets Rücksicht genommen. Wer schont mich und mein Empfinden?“ „Edda— ich wollte—. Ach du glaubst mir ja doch nicht. So ist es also gewesen?“ „Wie hast du dir denn das alles gedacht? Daß er aus Liebe kam?“ Ihre Stimme ist Voller Hohn. „Nein, nicht aus Liebe. Aber doch trelwillig. Und weil er mir dankbar war.“ „Wofür soll er dir ee dankbar sein? Er hat dich nicht gebraucht.“ „Ich habe ihm beim ersten Wiedersehen an- geboten, unsere Verlobung, von der ich an dem Tag erst erfahren hatte, wieder zu* Er hat es abgeschlagen.“ „Weil er ein Kavalier ist, ein Ritter, das hat er zur Genüge in dem Prozeß bewiesen.“ „Ich hatte das Gefühl, daß ihm alles recht sei, wie es nun einmal gekommen war. Er sagte es. Erklärte auch, daß alles andere 5 für ihn erledigt sei“ „Und du Dummchen hast alles für bare Münze genommen] Ihm geglaubt!“ 5 „Danach, wie du sprichst, Edda, hätte ich mich also— weggeworfen?“ 5 Weggeworfen? Nein, das ist ein verkehr- 5 tes s Wort. Du hast dir den Mann, den du woll- test, erkauft, erzwungen. Mit einem ganz 1 originellen Mittel. Ich weiß nicht, war- um du jetzt weinst. Ich weiß nicht. warum du Plötzlich alles so tragisch nimmst, was du längst hättest wissen müssen. Hast du denn nie nachgedacht? Oder hat Rainer dich täglich und stündlich seiner Liebe versichert?“ „Das nicht, nein, das gewiß nicht.“ „Siehst du. Er ist ein zu ehrlicher Mensch, um zu lügen.“ „Aber er hat oft von unserer gemeinsamen Zukunft gesprochen. Wie wir uns alles einrich- ten werden. Daß es schön sein wird.““ „Irgend etwas muß er doch mit dir reden. Und daß er sich nun, da die Dinge einmal ge- schehen waren, mit ihnen abzufinden sucht, ist begreiflich.“ „Aber— dich— liebt er nach wie vor?“ Einen Augenblick ist Schweigen im Raum. Dann erwidert die junge Frau mit abgewand- tem Gesicht: sagt, daß solche Leidenschaft nicht von heute auf morgen sterben kann. Aber ich weiß nicht, Was du eigentlich von mir willst. Morgen ist deine Hochzeit, morgen hast du dein Ziel er- reicht. Hast diesen freien, stolzen, unabhängi- gen Mann an die Kette gelegt. Ihr werdet fortfahren, und wir werden uns in Zukunft kaum noch sehen. Daß ich heute zum Ab- schiednehmen noch einmal bei ihm war, emp- findest du als Verrat an dir. Darum hast du mir eine schreckliche Szene, unerhörte Vor- Würfe gemacht, statt das einfach nicht zu be- merken 91 totzuschweigen, wie es das Klüg- f ste gewesen wäre.“ „Ich bin aber nicht klug, Edda.“ „Nein, du bist ein unerfahrenes, törichtes Kind.“ „Vorhin hast du anders gesprochen. Hast mich raffiniert genannt.“ So hast du dich auch erwiesen. Ach, was wels ich denn, was ich in meiner Wut sage. Laß uns endlich Schluß machen mit diesem furchtbaren Gespräch.“ „Was aber soll nun werden?“ „Nichts anderes als vorher. In Wirklich- 5 keit hat sich gar nichts geändert. Nur du bist aus deiner Blindheit aufgewacht, bist ein we- nig sehender geworden.“ „Er hat dir das alles heute gesagt? „Ich habe dir schon einmal ge- J „Was sollte er mir denn sagen? Ich wußte das alles längst. Ich selbst habe dir damals erklärt, daß er ein Feind der Ehe ist. Daß er seine Freiheit über alles liebt. Oder ist das etwa nicht wahr?“ „Doch— das hast du gesagt. Und in mir hat er immer nur das dumme kleine Mäd- chen gesehen. So hat er mich auch genannt.“ „Er schwärmt nun einmal nicht für junge Mädchen. Was ist denn nun plötzlich, Irme- Iin, wo willst du hin?“ „Du selbst hast gesagt, wir wollen das Ge- spräch beenden. Wir haben uns Wohl auch nichts mehr zu sagen.“ a Sie stehen voreinander und sehen sich an. Und plötzlich überkommt die junge Frau ein Angstgefühl, als sie in die starren, veränder- ten Mädchenzüge blickt. Irmelins Stimme hat bei den letzten Worten anders geklungen als bisher. Seltsam ruhig und eintönig ist sie geworden. Sie wendet sich jetzt mit, einer fluchtartigen Bewegung und geht ohne 8 aus dem Raum. Einen Augenblick steht Edda wie in Erstar- rung. Dann läuft sie Irmelin nach. Holt sie am Ausgang der Halle ein. „Irmelin!“ „Was willst du noch von mir?“ „Irmelin!“ Plötzlich umschlingt sie das Mädchen, das keine Bewegung macht.„Nimm das alles nicht so schwer. Ich bin ja auch heute wieder von Sinnen. Irrsinnig vor Schmerz und Qual.“ Sie beginnt zu weinen. „Ich habe zuviel gesagt. Nimm das Ganze nicht so tragisch. Mach keine Dummheiten, Irmelin.— Denke nicht weiter über h Worte nach.“ Irmelin macht sich von ihr 108. Läßt die Weinende stehen. Geht ohne ein Wort. Draußen ist es inzwischen ganz dunkel ge- worden. Ein feiner Regen fällt vom verhan- genen Himmel. Langsam, als ob sie sich in einer ihr frem- den Welt 2 beinahe ta- stend, geht Irmelin allein 3 1 rieseln- den Regen. Es sind noch immer drei Viertelstunden bis zur Essenszeit, als Irmelin ihr Hlternhaus er- reicht. Der Vater ist noch nicht daheim, kann aber jeden Augenblick kommen. Die Mutter ruht noch immer. „Aber Frau Walden wird zum Essen be- stimmt aufstehen“, versichert das Mädchen, das neugierig auf Irmelins regennasse Er- scheinung, in ihr blasses, verstörtes Gesicht blickt. „Und dann soll ich Fräulein Irmelin noch eine Bestellung von Herrn Wehrt ausrichten. Herr Doktor Gruber ist überraschend schon heute gekommen, Herr Wehrt wird ihn zum Essen mitbringen, wenn es den Herrschaften recht ist.“ „Es ist gut“, erwidert Irmelin ee Sie steigt mit demselben langsamen Gang, mit dem sie gekommen ist, die Treppen hin- auf, betritt ihr Zimmer. Macht aber kein Licht. Im Dunkeln streift sie das nasse Zeug ab, nimmt einen Kimono um, setzt sich in den großen Ohrensessel, der am Fenster steht. Was nun? Fort! fühlt sie. Fort! Rainer Wehrt nie wie- dersehen. Die Eltern nicht mehr sehen, Edda nie wieder begegnen, von der sie gehaßzt Wird, weil sie ihr den Mann genommen hat, den Edda begehrt. Irmelin versucht, Ordnung in das Chaos ihrer Gedanken und Gefühle zu bringen. Nun, nachdem sie aus ihrem Traum erwacht ist, nachdem Edda sie die Dinge anders hat se- hen lassen, als sie ihr bisher erschienen Wa- ren, aber gewiß so, wie sie wirklich sind, be- greift sie, daß die Ehe zwischen ihr und Rai- ner nicht vollzogen werden darf. Sie erinnert sich der Szene im Walde. Als der Mann sie küßte, wie er sie nie zuvor geküßt hat. War- um hat er das getan? 8 Weil er sich auch dazu verpflichtet 1 e i wie zu allem anderen vorher, was für doch nur eine lächerliche und quälende mödie war. Cortsetzung tele, 8