Ein großes Paket Henko elt für 9100 Liter Weich“ lauge, Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 2.20, im Verlag abgeholt 1.80, durch die Post 1.80 zuzügl. 40 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Telefon 871216 Anzeigenpreise: die 6- gespaltene Milli- meterzeile 18 Pfg.— Creisliste Nr. 2) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden. ! Samstag, 27. Oktober 1962 14./ 62. Jahrgang USA drängen auf Beseitigung der Raketenbasen in Kuba UThant bemüht sich um Vermittlung- Raul Castro: Angriff auf Kuba bedeutet Weltkrieg Washington(dpa). Die Vereinigten Staaten drängen weiterhin auf eine unverzüg- liche Beseitigung der sowzetischen Raketenstützpunkte auf Kuba. Ein Sprecher des State Departements erklärte am Freitagabend auf einer Pressekonferenz, die USA würden neue Aktionen unternehmen, wenn die offensiven militärischen Vorbereitungen in Kuba fort- gesetzt werden. Er wies zugleich auf den außerordentlichen Ernst der Situation hin. Währenddessen führte in New Lork UN- Generalsekretär U Thant seine diplomatischen Bemühungen um eine Beilegung des Konflikts Weiter. Ein erstes Gespräch zwischen U Thant und dem amerikanischen UN- Delegierten drehte sich nur um Verfahrensfragen. Steven- son kehrt jedoch noch im Laufe des Freitag- abend von Washington nach New Vork zu- Reiseverbot für West-Diplomaten Moskau(dpa). Die sowjetische Regierung hat allen westlichen Diplomaten untersagt. Moskau zu verlassen. Das für die westlichen Diplomaten ausgesprochene Verbot wurde bereits am vergangenen Dienstag nach An- kündigung der amerikanischen Teilblockade über Kuba wirksam. Das sowzetische Außen- ministerium forderte Diplomaten mehrerer westlicher Botschaften, die sich in verschiede- nen Teilen der Sowzetunion aufhielten, nach Verhängung des Verbots zur Rückkehr nach Moskau auf. Den Diplomaten wurden sofort Plätze in Flugzeugen und Zügen zur Verfü- gung gestellt. Die sowzetischen Behörden er- klärten, die Reiseerlaubnis werde aus„vor- Abergehenden Gründen“ zurückgezogen. Tück. Auch der sowjetische UN-Chef delegierte Sorin führte eine längere Aussprache mit dem Generalsekretär. Den Vermittlungsbespre- chungen U Thants werden aber von Washing- doner Beobachtern keine großen Erfolgschan- cen gegeben, falls die Sowjetunion nicht plötz- Mit Castro solidarisch Berlin(dpa). Der Staatsrat der Sowijet- zone hat am Freitagabend unter Leitung sei- nes Vorsitzenden Walter Ulbricht seine volle Ubereinstimmung mit der Erklärung Fide! Castros zu der Embargo-Aktion der Vereinig- ten Staaten erklärt. Nach Meldung der Sowiet- zonen-Nachrichtenagentur ADN wurde außer- dem die Ubereinstimmung mit der Antwort Chruschtschows auf den Brief des UN- Gene- -ralsekretärs U Thant festgestellt. Ulbricht hob Zuf der Sitzung die Notwendigkeit hervor, aus der„‚imperialistischen Aggression gegen das freie Kuba“ die Konsequenzen zu ziehen und Weiter für den„Abschluß eines deutschen Friedensvertrages, für die Beseitigung des NATO-Stützpunktes Westberlin und die Um- wandlung Westberlins in eine entmilitarisierte freie Stadt“ zu wirken. Engelhorn- Kleidung für die ganze Familie. Da Weiß man ads man haf! Aſlannbelm 05. 1.5 Anschlag gegen die Mauer Berlin(dpa). Einen Sprengstoffanschlag gegen die Berliner Mauer haben unbekannte Täter, wie erst jetzt bekannt wird, am Mitt- Wochabend an der Tiergartener Grenze zwi- schen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz verübt. Zwei Explosionen rissen Löcher m der Größe von je vier Hohlblocksteinen in die Grenzmauer. lich und unerwartet zu größeren Zugeständ- nissen bereit sein sollte. In der sowjetischen Hauptstadt wurde am Freitag ein Telegramm U Thants an Minister- präsident Chruschtschow veröffentlicht. Darin sprach der Generalsekretär seine Hoffnung aus, daß eine Unterredung mit dem sowjeti- schen UN-Vertreter Sorin eine für alle Sei- ten befriedigende Lösung des Konflikts er- öffnet. Radio Moskau bestritt am Freitag- abend erneut die Stationierung offensiver Waffen auf kubanischem Boden. In Washing ton hingegen erklärte der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten(OAS), die Stationierung sowjetischer Raketen auf Kuba dürfe auf keinen Fall geduldet werden. Der stellvertretende kubanische Minister- präsident Raul Castro erklärte am Freitag in Kuba, ein amerikanischer Angriff gegen Kuba 75 würde den Ausbruch eines Weltkrieges be- deuten. Der Angreifer würde„mit Hilfe be- freundeter Länder in der ganzen Welt“ zer- schlagen. Eine scharfe Protestnote gegen die amerikanischen Blockademaßnahmen hat der kubanische Botschafter im Schweizer Außen- ministerium überreicht. Raketenaufbau geht weiter Das Weiße Haus erklärte am Freitagabend, daß der sowjetische Raketenaufbau auf Kuba weitergeht. Bisher seien keine Anzeichen da- für zu entdecken, daß die Sowjets die Absicht hätten, die bestehenden Abschußanlagen ab- zubauen oder die Arbeiten zum Ausbau dieser Anlagen einzustellen. Der Sprecher des Wei- Ben Hauses erklärte:„Im Gegenteil, die So- Wzetunion ist dabei, den Bau von Anlagen zum Abschuß von Raketen schnell fortzuset- zen. Zugleich werden ernsthafte Anstrengun- gen unternommen, um diesen Ausbau zu tar- nen“. Der Sprecher stützte seine Angaben auf Beobachtungen der amerikanischen Buftstreit- kräfte, die im Laufe des Donnerstag Vorge- nommen wurden. UBER DIE GLAUBWURDIGRKEIT der amerikanischen Feststellung, daß sowjetische Mit- telstreckenraleten auf Rubd installiert seien, cam es im Sicherheitsrat zu einer heftigen Auseinandersetzung wischen dem amerikanischen Chefdelegierten Adlai Stevenson und seinem soojetischen Kollegen Valerian Sorin. Unser Bild zeigt Großvergrößerungen der umstrittenen Luftaufnahmen vor dem Sicherheitsrat. Ganz lines Sorin und ganz rechts Ste- Vensom UPI-Bild Adenauer: Deutsches Volk muß Ruhe bewahren Bisher keine Gefahr für Freiheit Berlins Gefährlichste Krise seit 1945 Bonn(dpa). An das deutsche Volk richtete Bundeskanzler Adenauer am Freitag den Appell, die Ruhe auch in der nächsten Zeit zu bewahren.„Es kann sich darauf verlassen, daß wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, uns für seine Sicherheit einzusetzen, um den Frieden zu erhalten.“ In diesen ge- fahrvollen Tagen— gefahrvoll auch für die ganze freie Welt— werde das deutsche Volk zu seinen Verbündeten stehen. Der Kanzler, der sich zum erstenmal öffent- lich zur Kuba-Krise äußerte, erklärte in einer Fernseh- und Rundfunkansprache, bisher hätten sich keine Anzeichen gezeigt, daß die Freiheit Berlins gefährdet sei.„Die drei Westmächte und wir sind auf alle Fälle zum Schutz der Freiheit Berlins bereit.“ Adenauer teilte mit, daß er die Vorsitzenden der drei Bundestagsfraktionen laufend über den Stand Brüsseler England-Konferenz festgefahren Beide Seiten geben zu: Weitere Erörterung ist zwecklos Brüssel(dpa). Die Konferenz der EWG mit Großbritannien ist in der Frage der briti- schen Landwirtschaft am Nullpunkt angelangt. Beide Seiten mußten zugeben, daß eine wei- tere Erörterung zwecklos ist. Minister Heath lehnte un mißverständlich die EWG- Vorschläge Zur Anpassung der britischen Landwirtschaft an die gemeinsame Agrarmarktordnung ab. Selbst deren Modifizierung, auf die sich die Sechs in der Nacht zum Freitag geeinigt hat- ten, war für ihn nicht annehmbar. Die Konferenz schloß in bedrückter Atmo- sphäre dieses umstrittene Thema ab, ohne fest- zulegen, wann es wieder aufgenommen wer- den soll. Die Konferenz schiebt nach Ansicht von Teilnehmern das Agrarproblem vor sich her und trägt damit zu einer zusätzlichen Be- Jastung der ohnehin schon gedrängten Tages- ordnung für die beiden Sitzungen im Novem- ber und Dezember bei. Kern der Auseinandersetzungen ist die For- derung der EWG, daß Großbritannien unmit- telbar nach seinem Beitritt die gemeinsame Agrarmarktordnung übernimmt und das eigene System der Erzeugersubventionen zur Auf- rechterhaltung seiner niedrigen Agrarpreise kallen läßt. Heath bezeichnete diese Formel als unannehmbar. Er bestand auf Zusicherung einer längeren Ubergangszeit. Der italienische Handelsminister Colombo berichtete anschließend über das Ergebnis der euro-afrikanischen Konferenz der EWG. die führte. Heath bat die 158 seinerseits um die Berüctsichtigung der Interessen Ghanas und Nigerias, die sich auf der Commonwealth Konferenz gegen eine Assozilerung mit der EWG ausgesprochen hatten. der Dinge unterrichten wolle. Am Freitag hatte er bereits eine Aussprache mit den Fraktionsvorsitzenden, denen er in großen Zügen auch Kenntnis seines Lageberichtes gab. Den Kuba- Konflikt bezeichnete der Kanzler als„die gefährlichste Krise“ seit Beendigung des zweiten Weltkriegs im Jahre 1945.„Ich kann nicht davon sprechen, daß eine Ent- spanntheit eingetreten sei.“ Man könne nur erwarten und mit daran arbeiten, daß eines Tages doch eie Entspannung kommen wird. Adenauer wies darauf hin, daß die Vereinig- ten Staaten nicht zulassen konnten, daß in ihrer fast unmittelbaren Nähe der Diktator Castro sein Herrschaftsgebiet auf Verlangen der Sowjetunion zur Errichtung von Raketen- basen hergab. Dadurch würden weite Teile des amerikanischen Kontinents bedroht. Die Ursache der verhältnismäßigen Zurück- haltung der Sowjets in der letzten Zeit ist nach Ansicht Adenauers durch die plötzliche Aufdeckung der Raketenbasen auf Kuba of- fenbar geworden, Sowjetrußland habe mit größter Heimlichkeit und Schnelligkeit diese Basen errichten wollen, um dadurch die Ver- einigten Staaten bei Verhandlungen gefügig zu machen. Sinn der amerikanischen Quarantäne um Kuba sei es, den weiteren Ausbau der Basen zu verhindern, sagte Adenauer. Die Vereinig- ten Staaten seien das ihrer eigenen Freiheit und der Freiheit ihrer Partner schuldig. Der Bundeskanzler teilte mit, Präsident Kennedy habe ihm durch seinen Botschafter wenige Stunden vor der öffentlichen Bekanntgabe Photographien zeigen lassen, die eine Bedro- hung der USA durch die entstehenden Rake gebb bestätigten.„Die Amerikaner haben nell und gut gehandelt.“ Präsident Ken- nedy habe mit vollem Recht verlangt, daß der Ausbau der Stellungen eingestellt und die schon nach Kuba gebrachten nuklearen Ra- keten unschädlich gemacht werden. Wohin rollst du Von Erhard Hasch ke Es wäre ein Trugschluß, allein aus der Tat- Sache, daß sich Kennedy als auch Nikita Chru- schtschow bereit erklärten, dem Vermittlungs- Vorschlag U Thants zuzustimmen, schon eine Entspannung der weltpolitischen Situation zu erwarten. Dieses„Ja“ bekundet einzig, dag beide Partner nicht gewillt sind, von vorn- herein auf eine Verhandlung über das am- stehende Problem zu verzichten umd die Ent- scheidung darüber nur den Waffen anzuver- twauen. Aber damit ist die Bombe, deren Zündschnur bedenklich glüht, nicht entschärft. Washington hat in seiner Zusage Bedingun- gen eingeflochten, auf deren Erfüllung es aus Sicherheitsgründen unbedingt bestehen muß. Mit Recht weisen die USA darauf hin, daß mit Allgemeinen Verhandlungen, die vielleicht in einem faulen Kompromiß enden würden, nichts gewonnen sei und der Unruheherd Kuba von seiner Gefährlichkeit nichts einbüße. So sieht die amerikanische Regierung den einzig gang- baren Weg darin, daß die sowjetischen Rake benbasen vor der Haustür der USA sofort ver- schwinden müssen. Wenn es sich so verhalten sollte, wie Prä- sident Kennedy sagt, daß die Raketenstütz- punkte reinen Offensiv-Charakter besitzen, so ist die Forderung nach Beseitigung mehr Als gerechtfertigt. Welcher souveräner Staat kann es verantworten, daß der Gegner die Angriffsbasen bis zur äußerst möglichen Grenze an ihn heranschiebt, ohne nicht gegen eine solche Bedrohung energische Abwehr- maßnahmen zu ergreifen? Nun erhebt aber andererseits Chruschtschow eine ähnliche Klage über amerikanische Stütz- punkte in Europa und vor allen Dingen in der Türkei. Die Sowjets haben jahrelang bit- ter gegen die offensiven Stützpunkte prote- stiert. Sie haben dafür die gleichen Argu- mente ins Feld geführt, die jetzt von den USA bei ihrer Verurteilung der Militärstützpunkte in Kuba angewandt werden. Es ergeben sich Also Objektiv betrachtet nur geringe Unter- schiede zwischen diesen beiden Fällen. Die Amerikaner aber wehren sich leidenschaftlich gegen einen Vergleich zwischen Kuba und der Türkei mit dem Hinweis, daß die türkischen US-Raketenstellungen nicht dem Wert der sowjetischen in Kuba gleich kämen. Das ist eine Verlautbarung, deren Glaubwürdigkeit doch auf erhebliche Zweifel stößt und von Moskau als vollkommen unrichtig bezeichnet Wird. Auf Grund dieser Meinungsverschieden- heit scheint also der friedliche Ausweg adus der Kuba- Krise, die sowaetischen Raketen- Stützpunkte auf Kuba und die US- Stütz- bunkte in der Türkei gleichzeitig aufzulösen, Wenig Aussicht auf einen Erfolg zu haben. So haben sich, schon ehe Verhandlungen recht begonnen haben, die Fronten so verhärtet, daß vorerst keine großen Erfolgsaussichten gegeben sind, falls Moskau nicht plötzlich zu weitgehenden Zugeständnissen sich bereit fin, den sollte. Trotz der heiklen Situation wäre es abe grundfalsch, einem der beiden Partner unbe- dingte Kriegsgelüste unterschieben zu wolle; Gewißg, das Prestige Kennedys und Niki! Chruschtschows ist noch niemals so stark en gagiert gewesen. Keiner kamn viel geben ode auch nur manövrieren. Aber weder Washing ton noch Moskau sind sich darüber im un- klaren, was eine bewaffnete Auseinanderset- zung nicht nur für ihre Länder, sondern für die ganze Welt bedeuten würde. Obgleich die Erkenntnis vorhanden ist, sollte man nicht leichtsinmigerweise alle anderen Faktoren, die in diesem Problem vorhanden sind., überse- hen. So könnte allein schon eine Kurzschluß reaktion alle Gedanken zum Erhalt des Frie- dens urplötzlich über den Haufen werfen. Ebenso verhängnisvoll und ein gefährlicher Optimismus aber wäre es, wollte man aus dem bisher passiven Verhalten Chruschtschows die Ansicht herleiten, daß nur ein kräftiges Säbel- rasseln der USA genüge, den russischen Koloß in seine Schranken zu verweisen. Nichts hieße die Sowjets mehr verkennen. Chruschtschow hält viele hohe Karten in der Hand und ist sehr empfindlich, wenn es um das Prestige der Sowjetunion geht. Wie der sowjetische Mimisterpräsident rea- gieren wird, ist ungewiß, trotzdem aber geht man wohl in der Annahme nicht fehl, daß er an einer anderen Stelle mit ernsthaften Ge- genzügen aufwarten wird. Durch die Aktion der USA in der Kuba-Frage ist die bisher trügerische Ruhe ins Wanken geraten. Indem die Sowjets jetzt Präsident Kennedy zum Handeln zwangen, haben sie einen Weg ber schritten, der für die kommenden Monate mit schweren Krisen gespickt ist. Gleichzeitig aber wurden manche Illusionen zu Grabe getragen und die Welt darauf vorbereitet, dag das Schwerste noch vor ihr liegt. Smirnow bei Schröder Bonn(dpa). Bundesaußenminister Schrö- der hat am Freitag den sowjetischen Botschaf- ter in Bonn, Smirnow, zu einer einstündigen Unterredung empfangen. Nach Angaben der Bundesregierung hat Smirnow dem Bundes- außenminister die schriftliche Mitteilung des Wortlauts der sowjetischen Erklärung auf die Rede Kennedys übergeben. Minister Schrö- Neue Rüstungsausgaben sprengen den Bundeshaushalt Starke vor dem Bundesrat Neuverteilung der Einkommen- und Körperschaftssteuern Von unserer Bonner Redaktion legen werde, das eine Neu verbs der Ein- kommen- umd Körperschaſtasteuer zugunsten des Bundes regelt. Der Mimister verwies in diesem Zusammenhang auf dis Nussprache 5 Bonn(Z). Die Verteidigungsausgaben der Bundesrepublik werden voraussichtlich noch in diesem Jahr über das bisher vorgesehene Außmaß hinaus erheblich erhöht werden. Dies kündigte Bundesfinanzminister Dr. Starke am Freitag vor dem Bundesrat an. Der Minister . 1 der habe Smirnow gegenüber den deutschen Standpunkt nochmals bekräftigt. Nach Auf- fassung des Auswärtigen Amtes ist die Reise- sperre für Westdiplomaten in der Sowjetunion eine Routinemaßſnahme, sie hänge wahrschein- lich mit der forcierten erhöhten Bereitschaft der sowjetischen Streitkräfte zusammen. Adenauer trat für Strauß ein Bonn(dpa). Bundeskanzler Adenauer hat Anfang August Bundesverteidigungsminister Strauß in einem Brief mitgeteilt, daß er den gegen Strauß im Zusammenhang mit der Fi- ag-Affäre erhobenen Vorwurf der Dienst- pflich-. rletzung für unbegründet halte. Wie der Sprecher des Bundesverteidigungsmini- Steriums am Freitag in Bonn mitteilte, hat der Bundeskanzler seinen vom 9. August 1962 datierten Brief an Strauß sofort zur Veröf- tentlichung freigegeben. Der Minister habe jedoch zu dem Zeitpunkt auf die Publizierung verzichtet, um die Offentlichkeit vor dem Ab- schluß des parlamentarischen Untersuchungs- verfahrens nicht zu beeinflussen. Produktion kräftig erhöht Bonn(vwd). Die Industrieproduktion in der Bundesrepublik ist im September nach Salsonbedingter Abschwächung in den beiden Vormonaten wieder kräftig gestiegen. Nach Mitteilung des Bundeswirtschaftsministeri- ums vom Freitag erhöhte sich die Produktion gegenüber August um 10,5 Prozent und er- reichte einen Index(1950 gleich 100) von 282 Punkten. Das Vorjahresergebnis wurde da- mit um 3,4 Prozent übertroffen. deutete an, daß sowohl im Nachtragsetat 1962 als auch im Bundeshaushalt 1963 weitere Mit- tel dafür eingesetzt werden müßten. Uber die genaue Höhe der Mehrausgaben machte Dr. Starke keine Angaben. Gut unterrichtete Kreise in Bonn rechnen jedoch damit, daß ein Betrag von über einer Milliarde DM erforderlich wird, um die von Bundesverteidigungsminister Strauß gefor- derten Ausgaben für Rüstungskäufe, Kaser- nenbauten und für den Wohnungsbau decken zu können, Wie es heißt, wird sich das Bun- deskabinett bereits am kommenden Mittwoch mit den Mehranforderungen des Verteidi- gungsministers befassen. Die Ausgaben für die Verteidigung belaufen sich im Haushalt 1963 bereits jetzt auf 17 Milliarden DM. Der Bundeshaushalt 1963, der bis jetzt in Einnahmen und Ausgaben mit 56,8 Milliarden DM abschließt, hat am Freitag seime erste Hürde im Bundesrat genommen. Allerdings beschlossen die Ländervertreter eine Reihe von Abänderungen, die vor allem darauf ab- zielen, die Deckungslücke von zwei Milliarden DM, die von den Ländern ausgefüllt werden Soll, zu verringern. Nach den Beschlüssen des Bundesrates sollen die Einnahmen durch höhere Steuerschätzungen um 567 Millionen DM verbessert und die Ausgaben um 519 Mil- lionen DM gekürzt werden. Der dann verblei- bende Restbetrag von 914 Millionen DM sol durch eine Neuverteilung der Einkommen- und Körperschaftssteuer zu Gunsten des Bun- des abgeglichen werden. Bundesfinanzminister Dr. Starke lehnte die Vorschläge des Bundesrates im vollen Umfamę ab. Eine Veranschlagung höherer Steuerem- Indischer Staatspräsident rief Staatsnotstand aus Trotz starker Gegenwehr dringen Chinesen Weiter vor Neu Delhi(dpa). Ganz Indien steht seit Freitagnachmittag unter Ausnahmerecht. An- gesichts des fortgesetzten Vormarsches starker chinesischer Verbände im indischen Nordost- Grenzgebiet rief Staatspräsident Dr. Radha- krischnan den öffentlichen Staatsnotstand aus. Er handelte auf Grund des„Gesetzes zur Verteidigung der Indischen Union“, Damit ist Indien, sechs Tage nach dem großangelegten Angriff der Chinesen im Himalaja, nur noch einen Schritt vom totalen Kriegszustand ent- fernt. Die Proklamation berechtigt die indi- sche Regierung, alle Grundrechte der indi- schen Verfassung, erforderlichenfalls ohne Parlament zustimmung, außer Kraft zu setzen. Außerdem karm die Regierung alle Streiks als Ungesetzlich erklären, die Beschlagnahme von Land für Verteidigungszwecke anordnen, die Pressezensur verhängen und zwangsweise Arbeitskräfte rekrutieren. Außerdem beschloß die indische Regierung am Freitagvormittag einen sechsköpfigen „Verteidigungsrat“ des Kabinetts unter Vor- Sitz von Ministerpräsident Nehru einzusetzen. Das Gremium, dem auch Verteidigungsmimi- ster Menon angehört, wird von politischen Beobachtern als„Kriegskabinett“ angesehen Es soll die nationalen Verteidigungsbemühun- gen angesichts der chinesischen Herausforde- rung koordinieren. Die eimschneidenden Maßnahmen wurden umter dem Eindruck der letzten Nachrichten Über das weitere Vordringen der Chinesen im indischen Nordost- Grenzgebiet verfügt. Von der Verwaltungshauptstadt Tawang aus er- oberten die Chinesen am Freitag nach hefti- gen Angriffen und unter schweren eigenen Verlusten den weiter ostwärts gelegenen Or Jang an der sogenanmten J eep- Straße nach Tezpur vor den Toren des indischen Union- Staates Assam. Das indische Verteidigungs- mümisterium teilte mit, daß bei der vorange- gangenen Eroberung Tawangs eine ganze chinesische Division mit 10 000 Mann einge- setzt war. Der weitere Vorstoß der Chinesen auf die einzige Hochgebirgsstraße im Nord- ost-Grenzgebiet verstärkte die Befürchtungen in politischen Kreisen Neu Delhis, daß die Chinesen möglicherweise bis am die Grenze von Assam vorstoßen wollen. nahmen ist nach Ansicht nur dann möglich, Wenm auf der Ausgabenseite zugleich entspre- chende Ansätze für das„Sozialpaket“ vorge- nommen werden. Starke bestritt nicht, daß die Steuereinnahmen voraussichtlich über die derzeitigen Schätzungen hinausgehen werden. Eindringlich warnte der Finanzminister auch davor, die aus konjunkturpolitischen Gründen festgelegte 20prozentige Sperre für Baumaß- nahmen im Kürzungen umzuwandeln, da da- durch das arigestrebte Ziel nicht erreicht werde. Der Fimanzminister kündigte an, daß die Bumdesregierung im Kürze ein Gesetz vor- der Minister präsidenten mit dem Bundeskanz- ler, bei der beschlossen wurde, eine Kommis- siom einzusetzen, die diese Fragen erörtern S0II. Der bayrische Fimamzminister Eberhard unterstrich, daß sich Bund und Länder darin eimig sein müßten, auf Steuererhöhungen zu verzichten. Die Bürger und Steuerzahler müß- ben schon beute die Gewißheit haben, daß die bevorstehenden Fimanzverhandlungen nicht auf ihren Rücken ausgetragen werden. Eber- hard begrüßte das Bemühen der Bundesregie- rung, den beängstigenden Zuwachs der öffent- lichen Hand einzudämmen., Dem Finanzmini- ster wünschte er, daß der Haushalt 1963 auch nach den weiteren parlamentarischen Ent- scheidungen ein„Sparsamkeitsetat“ bleiben Werde. Gewerkschaftsbund unter neuer Führung Neue Satzung trat sofort in Kraft Vorstand hat mehr Befugnisse Hannover(dpa). Ludwig Rosenberg steht seit Freitag an der Spitze der 6,4 Mil- lionen Mitglieder des Deutschen Gewerk- schaftsbundes. Die Delegierten des 6. Ordent- lichen DGB-Bundeskongresses in Hannover wählten den 59 Jahre alten bisherigen stell- vertretenden Vorsitzenden mit großer Mehr- heit für die nächsten dreieinhalb Jahre zum neuen Bundesvorsitzenden. Rosenberg erhielt in geheimer Abstimmung 373 von 411 abge- gebenen Stimmen. 38 Stimmen waren ungül- tig. Rosenberg löst den 68 Jahre alten Willi Richter ab, der sich wegen seines Alters nicht mehr zur Wahl stellte. Die Delegierten dank- ten dem ehemaligen Bundesvorsitzenden für seine Tätigkeit mit langanhaltenden Ovatio- nen. Richter will auch weiterhin seine Ar- beitskraft dem DGB zur Verfügung stellen Rosenberg, dem ebenfalls starker Beifall ent- gegenschlug, forderte alle auf, ihm in seinem neuen Amt zu helfen. Stellvertretende Vorsitzende wurden Bern- hard Tacke und Hermann Beermann. Tacke erhielt bei seiner Wiederwahl 388, Beermann 308 Stimmen. Beermann, ehemaliger nieder- sächsischer DGB-Vorsitzender, leitete seit 1956 die Abteilung Sozialpolitik im DGB- Vorstand. Mit Rosenberg ist ein Berliner an die Spitze des DGB gerückt. Er gibt schon seit Jahren der Wirtschaftspolitik des Gewerk- Geheime Zusagen zur Entlastung des Bergbaus SPD veröffentlicht Schreiben Bonn(dpa). Die Bundesregierung hat dem Ruhrbergbau vor der Landtagswahl in Nord- rhein-Westfalen(8. Juli 1962) zwei streng ge- heime Zusagen zur materiellen Entlastung gemacht. In einem am Freitag von der SPD veröffentlichten Schreiben, das der Bundes- arbeitsminister auf ausdrücklichen Wunsch des Kanzlers an den Vorsitzenden des Unter- nehmensverbandes Bergbau, Generaldirektor Burckhardt, richtete, wird in zwei Anlagen zugesagt, daß die Bundesregierung gegen Kohlepreiserhöhungen keinen Einspruch erhe- ben und die Bergbauberufsgenossenschaft auf Kosten anderer Berufsgenossenschaften um rund 200 Millionen Mark entlasten will. In dem Schreiben bezieht sich Minister Blank auf den Wunsch des Kanzlers, der die Ubersendung von zwei getrennten Erklärun- gen für zweckmäßig halte, weil sich so die des Bundesarbeitsministers Erklärungen wegen ihres sachlich verschiede- nen Inhalts bei späteren Verhandlungen eher verwenden ließen. In der ersten Erklärung wird nach dem von der SPD zitierten Wortlaut mitgeteilt, daß die Bundesregierung keinen Widerspruch erhebe wenn im Zusammenhang mit Lohnerhöhungen die Listenpreise der Kohlenreviere Ruhr. Aachen und Niedersachsen im Durchschnitt um zwei bis zweieinhalb Prozent erhöht wer- den. Die zweite Erklärung enthält die Bereit- schaft der Bundesregierung, sich bei der Re- form der gesetzlichen Unfallversicherung da- für einzusetzen, daß die Bergbau- Berufsge- nossenschaft durch Schaffung einer Gemein- last mit anderen Berufsgenossenschaften um jährlich mindestens 200 Millionen Mark ent- lastet wird. schaftsbundes Impulse und Richtung. In den Auseinandersetzungen der Sozialpartner, bei den Verhandlungen mit den Parteien und der Bundesregierung sowie in den internationalen Organisationen hat sein Wort seit langem Gewicht. Er gilt als wendiger Fechter und kluger Taktiker. Vor der Wahl hatten die Delegierten nach kast zehnstündigen Beratungen, die sich über zwei Tage erstreckten, die neue DGB-Satzung gebilligt. Sie trat auf Beschluß des Kongress- Ses sofort in Kraft. Das neue„Grundgesetz“ des DGB gibt dem Bundesvorstand mehr Eat- scheidungsbefugnisse und verstärkt vor allem die Bedeutung des Bundesausschusses, des höchsten Organs, in der Zeitspanne zwischen den Gewerkschaftskongressen. Der nächste Bundeskongreß wird im Frühjahr 1966 statt- inden. Die Beratung über die neuen wirtschafts-, Sozial- und kulturpolitischen Grundsätze des DGB setzte der Kongreß überraschend von der Tagesordnung ab. Zeitmangel wurde dafür als Grund angegeben. Im Laufe eines Jahres muß ein außerordentlicher Bundeskongreß zu- sammentreten, der ein neues geschlossenes Grundsatzprogramm verabschieden soll. Zu Beginn des fünften Kongreßtages hatte sich Rosenberg sehr scharf gegen ein Inserat der Industrie gewandt, das am Samstag in den Zeitungen erscheinen und die Lohnforderun- gen der Gewerkschaften kritisieren soll. Der neue Gewerkschaftsvorsitzende nannte den Text eine„un verantwortliche Hetze und . Schädigung der Währungsstabili- at“. Lohnfortzahlungs- Kompromiß Bonn(dpa). Die sachverständigen Sozial- politiker der CDU/CSU und der FDP näherten sich in einer Besprechung am Freitag einem Kompromiß in der Lohnfortzahlung für kranke Arbeiter. Es ist vorgesehen, daß nach der arbeitsrechtlichen Gleichstellung des Arbeiters mit dem Angestellten die Arbeitgeber die Fortzahlung des Lohnes während der ersten sechs Krankheitswochen übernehmen sollen. 75 Prozent der daraus resultierenden zusätz- lichen Belastung sollen die Arbeitgeber gegen ihre Beiträge an die Krankenkassen verrech- nen können und zwar nach einem Berech- nungsmodus, der der unterschiedlichen Loha- struktur in den verschiedenen Wirtschafts- bereichen gerecht wird. Die Krankenkassen sollen abrechnen. bmeung groge LO Copyright by„Litag“, Westendorf, durch Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden (47. Fortsetzung) Sie ist durch seine Tage und Nächte gehuscht, r zartes, lichtes Bild hat ihn an der Arbeit zehindert. Die Erinnerung an die letzte Un- terredung mit ihr, der quälende Gedanke an mre Flucht, an ihr einsames Umherfahren in der Welt ohne Sinn und Ziel, an die mög- lichen Gefahren, denen sie ausgesetzt sein kann— das alles hat ihn bedrückt und ge- peinigt und bedrängt. Niemals zuvor hat eine Frau einen so gro- Ben Raum in seinen Gedanken, seinem Innen- leben eingenommen, wie Irmelin von der Stunde an, in der sie sich von ihm abgekehrt hat. Keine der schönen, glänzenden Frauen, mit denen ihn Liebesbande verknüpften, hat je vermocht, ihn von der Arbeit, von seinem ganz auf sein Schaffen, seine Wünsche und seine Bequemlichkeit eingestellten Leben ab- zubringen. Ja, es nützt nichts, es vor sich selbst länger verbergen zu wollen. Er ist in diesen Wochen voller Sehnsucht gewesen. Er- füllt von dem Wunsch, sie wiederzusehen, ihre Stimme zu hören, ganz gleich, was sie für Worte sprechen würde, in ihre schönen, sanf- ten, samtbraunen Augen zu blicken. Diese Sehnsucht ist immer größer geworden, je län- ger die Trennung bestand. Die Freiheit, die Irmelin ihm wiedergegeben, die Lösung aus einem Zwang, den er als unnatürlich und lästig empfunden, hatte ihn nicht gefreut. Plötzlich wußte er mit seiner Freiheit nichts mehr anzufangen. Abenteuer lockten ihn nicht. Er wollte zurück. Irmelin wiedersehen und Ordnung in die getrübten Verhältnisse bringen. Irgend etwas Kklarstellen zwischen nr und ihm, was nicht stimmte und was sich bei der Unterredung schon ergeben würde. Er denkt an die unsinnige Freude, die sein Fühlen überflutet hat, als seine gute Anna Frau ist gekommen.“ Denkt an seinen eiligen Aufbruch, seine rasende Fahrt durch die dunk- len Straßen der Schweiz. An die Ruhelosig- keit der letzten Nacht, als ihn Erregung und Frohgefühl nicht schlafen ließen. An den Flug, den er nur darum so herrlich fand, weil er ihn der Heimat, seinem Heim, so schnell nahebrachte, diesem Haus, in dem Irmelin war. Ja, sie war darin. Aber an ihrer Seite war plötzlich ein anderer Mann: Lutz Gruber.— Sein Freund. Und er, Rainer Wehrt, hat sich wirklich wie ein Narr benommen. Er zieht die Uhr. Nun wird Lutz wohl end- lich gegangen sein. Er ist beinahe anderthalb Stunde, sinn- und zwecklos umhergelaufen. Er weiß nicht, daß Lutz wenige Minuten nach ihrem Wiedersehen schon sein Haus ver- lassen hat. Er hat des Freundes Lebewohl nicht mehr gehört, war schon vor ihm ge- gangen. Nun kann er also versuchen, ihn zu erreichen. Denn bevor er mit Irmelin spricht, muß er von Lutz erfahren, was in diesen drei Wochen geschehen ist. Denn irgend et- Was, womit er nicht rechnete, ist vorgefallen. Lutz Gruber ist nicht im Büro.„Herr Dok- tor ist heute nachmittag überhaupt nicht hier gewesen“, meldet die Sekretärin. Und Rainer denkt: Weil er bei War. Aber in seiner Privatwohnung meldet der Freund sich, als Rainer ihn vom Fernsprech- automaten aus anruft. Er erklärt sich ohne Besinnen zu einer Zusammenkunft bereit. „Am besten ist es, du kommst zu mir, Rainer. Hier können wir ungestört sprechen.“ Eine halbe Stunde später sitzen die beiden Herren sich gegenüber. Sie rauchen beide ner- vös. Rainer trinkt mehrere Gläschen Kognak, antwortet auf Lutz belanglose Fragen nach seiner Reise mit ja oder nein und sieht mit verbissenem Ausdruck vor sich hin. Endlich forscht Lutz, der genau so unruhig ist wie der Freund:„Du hast inzwischen also ee ee „Kein anke. Ich habe sie überhaupt noch nicht wieder gesehen Irmelin „Aber ich bin doch so schnell gegangen, damit ihr euch aussprechen konntet!“ „Bist du? Wahrscheinlich war ich schon vor dir fort. Ich weiß also gar nicht, wann du gegangen bist. Mir schien es richtiger, erst mit dir zu reden, Lutz.“ „Das ist auch das beste. Am vernünftissten ist es vielleicht, du sprichst nur mit mir und ersparst Irmelin die Aufregungen einer neuerlichen Ausein andersetzung, die doch zu nichts führt.“ „Ist das ihr Wunsch? Redest du jetzt als ihr Anwalt?“ „Ich nehme an, daß es ihr Wunsch ist, Rainer. Beauftragt, dir das zu sagen, hat sie mich nicht gerade, aber“ „Ich verstehe. Doch woher willst du wis- sen, daß eine Aussprache zwischen ihr und mir zu nichts führt, wie du dich ausdrückst?“ „Weil sich in Irmelins Fühlen seit eurer letzten Aussprache nichts geändert hat. We- nigstens nichts, was eure Beziehungen ver- bessern könnte.“ „Wie du das betonst, Lutzl Hat sich sonst etwas in Irmelins Fühlen geändert, das nichts mit mir zu tun hat?“ Der Anwalt raucht hastig einige Züge. Dann versetzt er unruhig:„Es ist besser, mit ganz offenen Karten zu spielen, Rainer. Wir wollen miteinander reden als die alten Freunde. In voller Aufrichtigkeit. Ja, glaube, ich muß dir sagen, daß sich seit dem Tag in Baden-Baden manches geändert hat. Ich habe dir gegenüber nie ein Hehl daraus gemacht, mit welchen Augen ich Irmelin sah, wie ich dich um sie beneidete. Du hast mir ein paarmal seufzend erklärt, es sei schade, daß ich nicht an deine Stelle treten könnte. Nun, Rainer, ist die Zeit gekommen, nun ist es so weit.“ „Du an meine Stelle heißen.“ „Daß ich Irmelin liebe, ist dir nicht unbe- kannt. Daß ihr auseinander wollt, weiß ich.“ „Daß sie von mir fort will, weißt du, Lutz!“ „Nicht nur das! Sie will es, weil du ihr Veranlassung dazu gegeben hast. Und dafi Soll das etwa ich du Verlobung und Ehe als sehr lästigen Zwang empfandest, weiß ich auch.“ 5 „Ich gestand dir in Baden-Baden, daß ich anders über die Sache denke.“ „Aus Oppositionslust, Rainer, aus reinem Widerspruchsgeist „Nein, Lutz, nicht darum.“ „Doch, doch“, fällt er ihm schnell ins Wort. „Ich kenne dich genau, Rainer. Nun, kurz und gut, ich habe mich heute von meinem Gefühl hinreißen lassen und Irmelin gebeten, meine Frau zu werden, sobald eure Scheidung vollzogen sein wird. Ich habe mich nicht ganz korrekt in diesem Augenblick benommen. das gebe ich ohne weiteres zu und bitte dich des- wegen um Verzeihung. Ich hätte taktvoller- weise bis nach eurer Trennung warten müs- Sen. Aber— es hat mich eben überwältigt. Und, genaugenommen, ist das, was euch Zußerlich noch zusammenhält, ja nichts als eine leere Form.“ a Rainer Wehrt hat den Kopf in die Hand gestützt. Er hält seine verdüsterten Augen, seine schmerzlich verzogenen Mienen vor dem Freund versteckt. „Irmelin hat deinen Antrag— angenom- men?“ „Sie hat sich nicht völlig entschieden. Sie sagte., ich habe sie überrumpelt. Aber sie hat mir große Hoffnungen gemacht.“ „Warum auch? Du bist ein kluger, netter Mensch, der sicherlich weit besser für so ein kompliziertes sensibles Blümlein paßt als ich.“ „Das hab' ich mir auch sesagt, Rainer.“ „So muß ich in meiner Frau also deine Verlobte sehen., Lutz?“ „Sie ist ja gar nicht deine Frau“, entgegnete Lutz ärgerlich.„Wenn sie sich vor eurer Hochzeit von dir gewandt und zu mir ge- kehrt hätte, wäre dir ein Stein von der Seele gefallen. Jetzt, Wo du in deinen Gefühlen schwankst und dich ganz plötzlich darauf be- sonnen hast, daß Irmelin vielleicht doch nicht nur Fessel und Last für dich sein könnte, ist dir diese Lösung wieder nicht recht.“ Fortsetzung folgt) 1