Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 2.20, im Verlag abgeholt 1.80, dureh die Post 1.80 zuzügl. 40 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Telefon 871216 Anzeigenpreise: die 6- gespaltene Milk meterzeile 18 Pfg.— reisliste Nr. 2) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden. Nr. 199 Samstag, 15. Dezember 1962 14.62. Jahrgang USA fordern größere Opfer für die Verteidigung US- Forderung von Verbündeten mit Zurückhaltung aufgenommen— Mittelstreckenraketen-Angebot erneuert Paris(dpa). In einem eindringlichen Appell an ihre Verbündeten haben die Vereinigten Staaten am Freitag auf der Pariser Konferenz des Atlantikrates nachdrücklich höhere Opfer für die Verteidigung der) freien Welt gefordert. Die Rede des amerikanischen Verteidigungs- ministers MeNamara ist von den Verbündeten mit Zurückhaltung aufgenommen sen vor allem darauf hin, daß die Leistungsfähigkeit ihrer Länder begrenzt sei und Sie wi worden. die wirtschaftlichen Kräfte nicht überstrapaziert werden dürften. MeNamara hatte in seiner einstündigen Rede an die Partner der USA appelliert, die konventionellen Streitkräfte zu verstärken, um die NATO nuklear und konventionell so stark zu machen, daß örtliche Konflikte nicht automatisch den atomaren Vergeltungsschlag des Westens auslösen müßten. Aus den Er- gebnissen der Kuba-Krise zog er den Schluß, daß nach den amerikanischen Vorstellungen die nuklearen Waffen den Schild und die her- kömmlichen Waffen das Schwert der west- chen Verteidigung darstellten. Die Atom- waffen allein sind nach der Konzeption der Amerikaner nicht geeignet, die Unterlegen- beit der NATO in Europa an herkömmliche Divisionen ausz chen. Dazu seien stärkere Dichtatomare Verteidigungskräfte nötig. Wenn die USA eine Verstärkung der her- Schwierigkeiten bei kömmlichen Streitkräfte fordern, bedeutet dies— so betonte MeNamara nachdrücklich— keine Vernachlässigung der Atomrüstung durch die USA. Die in Europa stationierten taktischen Atomwaffen der USA sollen nicht Sondern ihre Zahl soll noch er- höht werden. Die US-Regierung ist nach den Worten MeNamaras daran interessiert, alle da- mit zusammenhängenden Fragen im politi- schen Rahmen so zu lösen, daß die euro- päischen Bundesgenossen der atomaren Schlag- Kraft der NATO voll vertrauen können. Einzelne Bündnispartner sollen nach An- sicht der USA keine Kontrolle der Atom- Streitkräfte als Monopol in der Hand haben. Die USA haben nach den Darlegungen Me- Namaras politisch, rechtlich und moral Allein die Verantwortung, wollen sich hierbei Rebellen verfolgung Sultan von Brunei gab Pressekonferenz Verwahrung gegen Vorwürfe Brunei(dpa). Der Sultan von Brunei, Sie Owar Ali Saifuddin, àußerte sich am Freitag auf einer Pressekonferenz zu dem Aufstand der Nationalisten in den drei britischen Bor- neo- Territorien und erklärte, er glaube, daß die Mehrheit der Bevölkerung seines Sulta- mats ihm nach wie vor ergeben sei. Der Sul- tan, der auf der Pressekonferenz in seinem Palast mit einem Revolver im Gürtel er- schien, sagte, er wisse zwar nicht, was den Aufstand verursacht haben mag, was es aber immer sei, die Ziele der Rebellen seien schlecht. 0 Indonesien hat sich am Freitag gegen die Vorwürfe des malaiischen Ministerpräsiden- zen, Tungku Abdul Rahman, verwahrt, indo- nesische Organisationen seien in den Aufstand der Nationalisten in den drei britischen Ter- itorien verwickelt. Die Vorwürfe Tungku Abdul Rahmans, des Hauptverfechters der geplanten Malaysia- Föderation, werden als „Drovokativ“ bezeichnet und hätten allein den Zweck, von inneren Problemen abzulen- ken. Andrerseits begrüßte Indonesien den na- nonalistischen Aufstand als einen„Unabhän- Sigkeitskampf gegen Kolonialismus und Im- perialismus“. Indonesien habe nicht die Ab- Sicht, sich die drei britischen Borneo-Terri- orien einzuverleiben. Die Verfolgung der aufständischen Nationa- Asten durch britische Kömmandotruppen in gen drei Nordborneo-Territorien stößt auf Schwierigkeiten. Nach der Wiederbesetzung der größeren Orte durch britische Verbände haben sich die Rebellen in den Dschungel oder in Siedlungsgebiete außerhalb der grö- Beren Ortschaften zurückgezogen. Britische 5 flugzeuge griffen Rebellenzentren in dem Berggebiet südlich von Limbang mit Maschi- nengewehrfeuer an. Die Behörden drohten mit Bombenangriffen. Der Einsatz der Luft- Waffe stößt jedoch vielfach auf Schwierigkei- ter. aber den Bündnispartnern gegenüber loyal verhalten. MeNamara führte aus, daß der Westen, im Weltmaßstab gesehen, eine gewisse militäri- sche Uberlegenheit auch an nichtatomaren Waffen hat. Der Westen habe mehr taktische Flugzeuge und mehr große Kriegsschiffe so- Wie reichere industrielle Hilfsquellen. Es gelte, diese Uberlegenbheit auch wirksam einzuset- zen. Mehr US-Truppen nach Europa zu schicken, würde das Problem nicht lösen. Die Verbesserungen müßten von europäischer Seite kommen. Zur neuen Verteidigungskonzeption nach den Erfahrungen von Kuba sagte MeNamara: Im Karibischen Raum hatte die USA eine Uberlegenheit an nicht- atomaren Streitkräf- ten. Deren Gewicht habe bei der Lösung der Krise den Ausschlag gegeben. Die Atomwaf- ken blieben im Hintergrund. Die NATO sollte allen jene möglichen Konfliktsituationen mehr in den Vordergrund stellen, in denen das Zündnis durch den Druck überlegener nicht- atomarer Streitkräfte des Ostens geschwächt Werden könnte. Vor den Ausführungen MeNamaras hatte UDS- Außenminister Dean Rusk das frühere amerikanische Angebot wiederholt, eine ge- meinsam kontrollierte Streitmacht von Mittel- streckenraketen auf Schiffen oder Untersee- booten aufzubauen. Die europaischen Bundes- genossen sollten hierzu konkrete Vorschläge unterbreiten. Vor zwei Jahren hatte der frühere Us-Außhenminister Herter in Paris zum erstenmal eine solche gemeinsame kon- trollierte NATO-Raketenstreitmacht zur Dis- kussion gestellt. Präsident Kennedy hatte im Mai 1961 diesen Vorschlag in einer Rede vor dem kanadischen Parlament in Ottawa näher präzisiert. Genfer Abrüstungskonferenz unterbrochen Feiertagspause bis 15. Januar— Nur Indien gegen Unterbrechung Genf(dpa). Die Abrüstungskonferenz hat beschlossen, vom kommenden Freitag an ihre Debatten bis zum 15. Januar zu unterbrechen. Die Konferenz folgte am Freitag damit einem Vorschlag des amerikanischen und des sowie- tischen Ko- Präsidenten, der Botschafter Dean und Zarapkin. Gegen die verhältnismäßig lange Feiertags- pause sprech sich nur der indische Delega- tionschef, Botschafter Lall, aus., der daran erinnerte, daß die UN- Vollversammlung die Einstellung aller Kernwaffenversuche bereits für den 1. Januar 1963 gefordert habe. Der sowjetische Delegationschef Zarapkin versicherte hierauf, die Sowjets seien bereit, Adenauer für eine außenpolitische Debatte Die neuen Minister vereidigt— Bald Verabschiedung des Sozialpakets Bonn(dpa). Bundeskanzler Dr. Adenauer Rat sich am Freitag für eine außenpolitische Debatte möglichst bald im nächsten Jahr aus- gesprochen. In einer kurzen Erklärung nach der Ver- eidigung der neuen Kabinettsmitglieder durch Bundestagspräsident Dr. Gerstenmaier sagte Adenauer, in dieser Debatte soll festgestellt werden, daß die deutsche Außenpolitik wie bisher weitergeführt werde. Allein diese Po- Mtik sei imstande, die deutsche Freiheit zu dewahren. Adenauer betonte, dag die Bun- desrepubhlik ihre Verpflichtungen gegenüber der NATO treu erfüllen werde. Als dringende Aufgaben der Innenpolitik Dezeichnete der Bundeskanzler die baldige Verabschiedung des Sozialpakets. Außerdem seien neue Gesetze auf dem Gebiet der Plüchtlings- und Kriegsgefangenenentschàadi- gung notwendig. In der Finanzpolitik bleibt nach den Worten Adenauers der bisherige Kurs bestehen. Adenauer sagte in diesem Zu- sammenhang. er hoffe auf eine baldige Eini- gung mit den Bundesländern über die Steuer- neu verteilung. Die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit t, wie Adenauer betonte, besonders not- wendig. Auch die Politik für den Mittelstand und die Landwirtschaft soll nach den Worten des Kanzlers unverändert und verstärkt fort- gesetzt werden. Adenauer appellierte an das Parlament, die Regierung bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Er äußerte die Hoffnung, daß die für die parlamentarische Arbeit ver- rengegangene Zeit rasch wieder aufgeholt werde. Die„kleine Regierungserklärung“ Aden- Auers wurde vom SPD- Vorsitzenden Erich Ollenhauer scharf kritisiert. Nach Auffassung des Oppositionsführers hätte sie vorher mit den Fraktionen abgesprochen werden müs- Sen.„Das ist eir hr schlechter Anfang für das Verhältnis zwischen Regierung und Par- lament“, sagte Henhauer. Er beantragte, dag in der ersten Parlamentssitzung des neuen Jahres eine Debatte über die Erklä- rung Adenauers stattfinde. die Besprechungen ohne jede Unterbrechung fortzuführen. Er habe nur deshalb gemeinsern mit seinem Kollegen Dean eine Verhandlungs- pause vorgeschlagen, weil er von den an de: Konferenz teilnehmenden Westmächten aus- drücklich darum ersucht worden sei. Der amerikanische Delegationschef Dean en- klärte im Verlauf der Freitagsitzung:„De Schlüssel für unsere Haltung ist, daß wir ni zur Annahme solcher Abrüstungsmaßnahme bereit sind, die die Sicherheit der Vereinigte Staaten und ihrer Verbündeten bewahren Die USA zeigten sich nicht beeindruckt vo den Ostblock- Forderungen auf Ausschaltur des Risikos eines Kernwaffenkrieges in de ersten Abrüstungsstufe. die das Mächtegleich⸗ gewicht bereits zu Beginn der Abrüstung ein- seitig zugunsten des Sowjetblocks verschiebe und die Sicherheit der freien Welt aufs Spie setzen würden. Dean sagte, der Westen sei etwas ermutig worden durch den Vorschlag des sowjetische Auhenministers vor den Vereinten Natione- im vergangenen September auf Erhaltun, einiger Kernwaffenträger bis zur zweite Stufe der Abrüstung. Dies sei das erste Zei chen gewesen, daß die sowjetische Regierun, den militärisch- strategischen Realitäten Rech- nung zu tragen beginne. DIE WIENER SANGERRKNABEN, die sick azur Zeit auf einer Tournee durch Deutschland befinden, brachten Bundeskanzler Konrad Adenquer im Palais Schaumburg in Bonn ein Standchen. Unser Bild zeigt, ie sich der Bundeskanzler für die Ehrung bedankt UpI- Bild Querschnitt der Woche Von Gustav Roeder Uber 57 Millionen Kilometer hinweg haben die Amerikaner von Kalifornien aus ein Kom- mando in die Nähe des Planeten Venus ge- sandt. Die Weltraumsonde„Mariner II“, die sich auf genau vorberechneter Bahn dem Planeten Venus bis auf 32 000 Kilometer na- herte, schaltete daraufhin ihre Instrumente ein, und wenn alles klappt, werden die Be- Wohner des Planeten Erde in Kürze wissen, Wie es bei dem Weltraumnachbarn, der als „holder Abendstern“ zu allen Zeiten von den irdischer Dichtern gepriesen wurde, aussieht. Selbst wenn jetzt noch irgend etwas schief- gehen sollte, ist der„Mariner“-Flug zur Ve- nus eines der ganz großen, epochemachenden Ereignisse unseres Jahrhunderts, vergleichbar mit dem ersten„Sputnik“-Start und mit der Mondumfliegung des sowjetischen„Lunik“, nach der die Erdbewohner erstmals das„Hin- terteil“ des Erdtrabanten im Bilde betrachten durften. Die große wissenschaftliche Leistung des amerikanischen Weltraum-Teams ist zugleich ein Prestigeerfolg für die USA, die nun im Kampf ums All, der die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts neben der Entfesselung der Kernenergie am meisten zu beschäftigen scheint, erheblich gegenüber den Sowjetrus- sen aufgeholt haben. Prestige ist heute ein Mittel der Politik; der Kampf ums Prestige scheint sogar die Ausein andersetzung mit Waffen abzulösen. Die Weltmächte bauen Waffen, sie entwerfen strategische Pläne, die Stärke wird demonstriert, und auf den Ti- schen der Planer werden die Möglichkeiten durchgespielt. Wahrscheinlich ist die über- raschende Entspannung im Kuba-Konflikt auf ein solches Planspiel zurückzuführen. Die So- Wiets haben dabei Lücken in ihrem System entdeckt, Schwächen registriert und ein Nach- geben für besser gefunden als das Halten von unhaltbaren Positionen. Auch bei der Tagung des Obersten Sowjets haben diese strategischen Uberlegungen eine Wesentliche Rolle gespielt. Die Raketenüber- legenheit der USA hat Chruschtschow veran- laßt, sanftere Töne gegenüber Washington an- Zuschlagen; das Bemühen, mit den Amerika nern ein Einvernehmen— mindestens auf Zeit— zu erreichen, ist unverkennbar. Al- lerdings sind bei dieser vorsichtig in die Wege geleiteten Wendung des Kreml nicht nur stra- tegische Gesichtspunkte maßgebend. Die im- mer stärker zu Tage tretenden Meinungsver- schiedenheiten mit dem kommunistischen China zwingen Chruschtschow geradezu, eine neue Ausgangsbasis für seine Politik zu su- chen. Nicht ohne Absicht ist Tito ausgerechnet jetzt nach Moskau gefahren; in dem jugosla- wischen Staats- und Parteichef sieht die so- Wjetische Staats- und Parteiführung einen Freund im neutralen Vorfeld, einen Bundes- Senossen, der nicht aktives Mitglied der öst- lichen Militär- und Wirtschaftspbündnisse ist, aber gerade deshalb von unschätzbarem Wert iSt. Bei der NATO-Tagung in Paris hat man er- kannt, daß die Friedensfühler Moskaus vor- wiegend taktischen Charakter haben. Auch dort hat man die Planspiele durchgeführt, die Lücken im Verteidigungsnetz erspäht. Man ist dabei, diese Lücken zu stopfen. Besondere Sorge macht die mangelnde Ausgewogenheit konventioneller und atomarer Streitkräfte. Die NATO- Strategen ziehen die Lehren aus der Kuba-Krise, wo sich konventionelle und atomare Waffen in der Abschreckung aufs beste ergänzt haben. Keine von beiden war entbehrlich, und daraus zieht man jetzt die Schlußfolgerung: mehr konventionelle Streit- Kräfte in Europa. Für die Bundesrepublik wird sich das Er- Sebnis der NATO-Tagung im Haushaltsplan für 1963 niederschlagen. Die Amerikaner er- Warten einen höheren Verteidigungsbeitrag Bonns, und Bundeskanzler Adenauer hat diese Erhöhung auch bereits bei seinem Amerika besuch zugesagt. An dem neuen Bonner Ka- binett ist es jetzt, mit diesem Problem fertig zuwerden, in finanzieller und technischer (Fortsetzung auf Seite 3) Kleidung mit ö ENGEIHOo RN Q UATLTET ATEN fem im 05 Wirtschaftliche Teilblockade New Lor k(dpa). Mit der Ankündigung einer wirtschaftlichen Teilblockade gegen die Abtrünnige Kongoprovinz Katanga hat UN- Generalsekretär U Thant am Donnerstag den ersten Schritt zur Verwirklichung seines Wie- dergutmachungsplanes für die afrikanische Republik eingeleitet. Gleichzeitig gab der UN- Generalsekretär einen Alarmbefehl an alle im Kongo stationierten UN-Finheiten und un- terstrich damit die Ansicht von politischen Beobachtern in den UN, daß die Kongo-Krise einem neuen Höhepunkt zutreibt. USA für Osthandel Washington(dpa). Das US-Außenmini- sterium vertrat am Donnerstag die Auffas- sung, daß der friedliche Handel mit dem Ost- block den westlichen Einfluß in Osteuropa Verstärkt und darum politisch nützlich ist. Ein Sprecher des Außenministeriums erklärte, der Handel mit nichtstrategischen Gütern fördere Kontakte, die im westlichen Interesse zu be- grüßen seien. Aktionen zur Verminderung des jetzigen Handels zwischen den USA und dem Ostblock wären dagegen nicht im Interesse der Vereinigten Staaten. Zivile Pfadfinder Neu Delhi(dpa). Die chinesischen Streit- Kräfte haben sich im Nordabschnitt der Hi- malaja-Front auf die Gebiete von Walong und Darrang Dzong zurückgezogen. Ein Spre- cher des indischen Außen ministeriums be- stätigte am Freitag die Rückzugsbewegun- gen der Chinesen und erklärte, Indien setze Zivile Pfadfinder ein, die die Absetzbewegun- gen der Truppen Pekings verfolgen. Strauß erzwang Fristverlängerung für sein Ausscheiden Weiterführung der Geschäfte bis Ende Januar Erler: Politisch instinktlose Entscheidung des Kanzlers Von unserer Bonner Redaktion Bonn(Z). Franz Josef Strauß ist bereits am 12. Dezember von Bundeskanzler Adenauer schriftlich aufgefordert worden, die Geschäfte des Bundesverteidigungsministers bis zur Amtsübernahme durch seinen Nachfolger kommissarisch weiterzuführen. Adenauer stützte sich dabei auf Artikel 69,3 des Grundgesetzes, in dem es heißt:„Auf Ersuchen des Bundes- kanzlers oder des Bundespräsidenten ist ein zur Ernennung seines Nachfolgers weiterzuführen.“ Bundesminister verpflichtet, die Geschäfte bis Der ehemalige Bundesminister von Merkatz wird jedoch das Verteidigungsministerium in Paris bis zum Abschluß der NATO- Tagung vertreten. Dies teilte Bundespressechef von Hase am Freitag in Bonn mit. Wie in Bonn verlautet, ist der Plan, den ehemaligen Bundesminister von Merkatz mit der kommissarischen Leitung des Verteidi- gungsministerium zu betrauen, am Donners- tag im Bundeskanzleramt aufgetaucht. Als feststand, daß Strauß-Nachfolger Kai Uwe von Hassel wegen der Abwicklung seiner Re- gierungsgeschäfte in Kiel voraussichtlich erst Ende Januar sein Bonner Ministeramt über- nehmen kann, scheinen Adenauer Bedenken gekommen zu sein, ob die Beauftragung von Strauß„glücklich“ ist. Der Kanzler wollte vor allem auch verhindern, daß Strauß am 16. Ja- nuar bei der möglichen Debatte über die Regierungserklärung vor dem Zundestag Wiederum auf der Regierungsbank sitzen Würde. Aus dieser Situation heraus entstand dann die Merkatz-Lösung. Ein entsprechendes Schreiben an den bis- herigen Bundesratsminister wurde jedoch nicht abgeschickt, da Strauß inzwischen ener- gisch gegen eine solche Regelung protestiert hatte. Er berief sich dabei auf den Brief des Bundeskanzlers vom Vortage, durch den er Forderung der Bauern an das neue Kabinett Rehwinkel: Landwirtschaft über die Zukunft beunruhigt Bonn(dpa). Die deutsche Landwirtschaft Erwartet von der neuen Bundesregierung, daß sie sich ebenso eindeutig wie ihre Vorgän- gerinnen für die Erhaltung der bäuerlichen Familien wirtschaft, die Einhaltung des Land- Wirtschaftsgesetzes und gegen jede Senkung der deutschen Agrarpreise ausspricht. In einer am Freitag veröffentlichten Er- klärung des Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes, Edmund Rehwinkel, zum Jahreswechsel heißt es, wenn jetzt eine Sen- kung des deutschen Agrarniveaus gefordert Werde, so widerspreche dies angesichts des bisher schon unzureichenden Einkommens der Landwirtschaft klar dem Landwirtschaftsge- Setz. Es widerspreche aber auch dem Artikel 39 des EWG-Vertrages. Außerdem könne man der deutschen Land- Wirtschaft eine Senkung ihrer Einkommen auf eine mittlere EWG-Linje ebensowenig zu- muten wie etwa der deutschen Arbeiterschaft eine Senkung ihrer Löhne und Bezüge. Die Gewerkschaften verlangten im Gegenteil, alle Sozialen Leistungen in der EWG dem jeweils Höchsten Niveau eines Mitgliedstaates anzu- gleichen. Rehwinkel betont, auch die EWG- Kommis- Sion in Brüssel müsse daran erinnert werden, daß der EWG- Vertrag nach dem Wortlaut der Präambel in dem Vorsatz abgeschlossen wor- den sei, die Arbeits- und Lebensbedingungen Querschnitt der Woche (Fortsetzung von Seite 1) Hinsicht. Dazu bedarf es einer klaren Linie, die nur der künftige Verteidigungsminister von Hassel aufzuzeigen vermag. Von Hassel Wird sein Amt aber erst Mitte Januar antre- ten, und bis dahin bleibt Strauß im Amt, so- kern er nicht von dem aus dem Kabinett aus- scheidenden von Merkatz vertreten wird. Daß nun auf einmal drei Männer als Bundesver- teidigungsminister genannt werden, läßt nicht gerade auf eine klare Linie der neuen Bun- desregierung schliegen. sche Nachrichtensatellit Relay Freitagmorgen einsatzbereit die Erde. Kurz nach Mitternacht war der Satellit in Kap Ca- naveral von einer dreistufigen Thor-Delta- Rakete gestartet und in seine Umlaufbahn gebracht worden. einen EWG-Beitritt bis der Menschen, auch der Bauern und Land- Arbeiter, in den sechs Staaten zu verbessern. Die Praxis könne dann aber nicht damit be- ginnen, den Sozial- und Lebensstandard der deutschen Landwirtschaft ganz eindeutig zu verschlechtern. Rehwinkel stellt in seiner Erklärung fest, daß die Landwirtschaft der Bundesrepublik ein schweres Jahr hinter sich und vermutlich kein leichtes vor sich habe. Sie sei über die Zukunft beunruhigt. Als gleichberechtigtes Glied der Gesamt- Volkswirtschaft wolle sie ihren Beitrag zur Gütererzeugung leisten und, soweit es ihr möglich sei, die Ernährung des Volkes sichern. Neuer Nachrichtensatellit Kap Canaveral(dpa). Der amerikani- umkreist seit Bis zum Abschluß London(dpa). Die Entschlossenheit der britischen Regierung, die Verhandlungen um zum erfolgreichen Abschluß fortzusetzen, wurde in einer kurzen Unterhausdebatte von Europaminister Heath bekräftigt. Edward Heath ging nicht auf die Forderung des Labor-Sprechers Harold Wil- son ein, eine Alternative für den Fall des Scheiterns der EWG- Verhandlungen vorzu- bereiten.. Neues Institut für die Botaniker Freiburg dsw). Im kommenden Frühjahr wird in einem Teil des Freiburger Botanischen Gartens ein sechsgeschossiges Gebäude für das botanische, das pharmakognotische und das geplante neue genetische Institut errichtet. Wie vom botanischen Institut zu erfahren war, wird das alte Institut bis auf den nach dem letzten Krieg neuerbauten Flügel abgerissen. mit der einstweiligen Fortführung der Ge; schäfte beauftragt worden war. Der Kanzler, so meinte Strauß, könne ihm diesen Auftrag nun nicht wieder entziehen. Es sei sein Recht, guf einen würdigen Abschied zu bestehen und das Ministerium seinem Nachfolger zu über- geben. Adenauer konnte sich dieser Forderung seines früheren Verteidigungsministers nicht entziehen. Es wird jedoch erwartet, daß der Kanzler nun auf eine frühere Amtsübernahme durch Hassel drängt. Politische Beobachter in Bonn vertraten am Freitag allerdings die Auffassung, Strauß habe sich nur noch eine Fristverlängerung für sein Ausscheiden erzwingen wollen. Vielleicht hoffe er immer noch, daß sich in den nächsten vier Wochen ein„politisches Wunder“ vo- ziehe, durch das er sogar rehabilitiert werden könnte. Als geschäftsführender Minister hat Strauß alle Rechte und Pflichten eines Bun- desministers, wenn man auch erwartet, daß er sich hinsichtlich der Rechte eine gewisse Zurückhaltung auferlegt. Der Auftrag an Strauß, das Verteidigungs- ministerium kommissarisch zu verwalten, war am Freitag in Bonn Gesprächsthema Nummer eins. Während die FDP auf eine offizielle Stellungnahme verzichtete, bezeich- nete der stellvertretende SPD-Fraktionsvor sitzende Erler den Auftrag an Strauß„poli- tisch instinktlos“. Rechtlich und nach der Ge- schäftsordnung sei dieser Auftrag zwar zuläs- sig. Strauß hätte aber besser getan, wenn en nach den unerfreulichen Vorgängen der letz- ten Wochen und Monate den Bundeskanzler von sich aus gebeten hätte, auf diesen Auf- trag zu verzichten. Ein Sprecher der CDU/ CSU-Fraktion erklärte hingegen, nach sechs- jähriger Tätigkeit als Bundesverteidigungs- minister habe Franz Josef Strauß einen An- spruch darauf, seine Geschäfte als Minister Selbst abzuwickeln. 12 Iimmerwohnung Küche und Bad von berufst. Dame bis Frühjahr oder Sommer 1963, möglichst Seckenheim, gesucht. Adresse unter Nr. 910 an den Verlag ds. Blattes. Klein-Klaviere, Flügel Stimmungen— keparaturen Musikhaus Ehret oHG. Mannheim, RI, 7. fel. 25062 Stragula am vun ON 1.95 mit Winzig. Schönheitsfehlern üb. 7000 qm Auswahl. FRI CK Kk, Mhm, nur F 4, (Nähe Poradeplotz]. Mefaſf, Elekfro, Hosz, Bab TAGES KURSE Volksschöſer in 22 Wochen Technſcer u. Wercmefster anerk. Zeugnis u. Diplom 1 5 TEWIEFA- 72683 Stockach 871894 Autoverleih Reinhard Seckenheim Meßkircherstr. 42 NMöbelkauf leicht gemacht Artur Hauck Zähringer Straße Größte deutsche Bauspörkeisse oder noch mehr an Steuernachlaß, Wenn Sie vor dem 3. Dezember mit Bausparen anfan- gen. Aber Eile tuf not! 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Rechts von ihnen erhebt sich eine rötliche Felsenwand, aus der eine Quelle sprudelt. „Das ist der Wildbrunn“, erklärt Ulrich. Dann zeigt er auf die Berge, die sich rings- herum erheben und nennt ihre Namen. „Dort, weit im Süden liegt Fugunt“, sagt er dann.„Von dort bist du gekommen,“ Loni muß jetzt Ulrich etwas fragen. Etwas, über das sie Tag und Nacht nachgedacht hat. „Weißt du, woher Sabine gekommen ist?“ ie ihn. i Geboren ist sie wohl in Moosboden. ch nie über woher und wohin ge- as alles war damals Vaters Sache.“ erleichtert auf. a ine last schmerzhafte Spannung bedrückt die beiden. Loni fühlt sich von einer schwe- ren Müdigkeit befallen Die letzten Tage der 5 Arbeit waren wohl etwas zu viel für 2. 5 Die Sonne ist jetzt blutigrot hinter einem Berggrat versunken. Die Abendröte erfüllt den westlichen Himmel mit ihrer leuchten den, letzten Kraft. 5 „Wenn die Sonne untergeht, ist sie am schön- sten“, sagt Ulrich nachdenklich.„So wie das „ Leben der Menschen. Ich bin froh, daß du gekommen bist, Loni. Der Paul und du, ihr beide seid jetzt meine Welt. Für euch will ich leben. Zwischen uns dreien ist alles einfach und klar, so klar wie der Rautbach, und ehr- lich! Auf den Rauthof soll nichts Böses kom- men, und keine Unehr', Wenn wir Rotts auch immer arm waren, seit hundert Jahren arm, auf die Ehre haben wir gehalten, So haben es die Väter getan und so wollen wir es auch Halten. Nicht wahr, Loni?“ „Jab, sagt sie leise. Als ob sie das Schlagen ihres Herzens übertönen müßte. Jetzt neigt sich Ulrich nahe zu Loni.„Ich hab' dem Paul versprochen, daß ich auf alles verzichte, und hab' den Hof gemeint. Nun weiß ich aber, daß es mehr ist, viel mehr, auf das ich verzichten muß. Darum will ich es dir sagen, nur ein einziges Mal: Daß es mir schwer, sehr schwer fällt.“ . Paul steckt sich nach dem Essen seine ka- nadische Pfeife an, die er sich von drüben mitgebracht hat. „Rauch' vor dem Haus“, fährt ihn Sabine an. 8 „Siehst nicht, daß der Rauch den Ulrich stört? Ganz krank wird man davon!“ „Was hast denn schon wieder“, unterbricht Ulrich Sabine.„Bin ich ein kleines Kind, das vom Rauch Husten kriegt? Rauch' nur, Paul, wenn es dir schmeckt! Wenn es nach der Sa- bine ging, müßt' ich im Rollstuhl rumfahren!“ „Spiel dich nur auf den starken Mann hin Aus“, schreit Sabine voller Hohn über den Fisch. Dann ruf' aber nicht in der Nacht nach mir, daß ich dir die Flasche neu auf- füllen soll, Wärmflaschenmandl du!“ Sabine ist über ihre heftigen Worte selbst erschrocken. Ulrich ist aufgesprungen, seine dunklen Augen glühen Sabine voller Zorn Anl. Die Mutter, die still auf der Schmalseite des Tisches sitzt, zittert am ganzen Körper, als Ulrich Sabine anbrüllt: „Wer gibt hier ein Wärmflaschenmandl ab, du Ungut du? Weil ich einmal krank war? Hörst, ich War es! Bring' die beiden Kalbin- nen aus dem Stall, sofort!“ „Was willst du, Bub?“ Die Rottin versucht den Lärm mit ihrer schwachen Stimme zu durchdringen. „Die Kalbinnen! Aber gleich!“ wiederholt Ulrich,„Ich will die abgemähte Hauswiese umpflügen.“ „Die Hauswiese?“ schreit die Mutter vol- ler Schreck auf.„Das darfst nicht. Die ist zu hart.“ „So, ich darf nicht?“ sagt Ulrich ruhig zur Mutter.„Will es mir die Sabine verbie- ten? Dann erst recht!“ Paul will vermitteln. Das wollte ich heute nachmittag tun, Ulrich. Die Hauswiese ist steil und voller Steine, und es hat lange nicht ge- regnet. Der Boden ist hart. Der Föhn, der wie aus einem Backofen bläst, hat die Erde ausgetrocknet. Du kannst sie nicht umbrechen.“ „Schweig“, kährt Ulrich den Bruder an. Doch nie hat er so zu ihm gesprochen.„Ihr rechnet mich alle wohl schon zu den Toten? He, Sabinel Die Kalbinnen aus dem Stall oder ich mach' dir Füße!“ Ulrich geht also mit, Paul aber blickt Loni schweigend an, sie ist mit erschrockenen Augen um die Mutter bemüht, die ihre Hand gegen das kranke Herz preßt. „Die Tropfen, Paul! Bring! mir schnell die Herztropfen für die Mutter aus ihrer Kam- mer!“ Während Loni die alte Frau beruhigt, die schwer und stoßweise atme! spannt Ulrich die beiden Kalbinnen vo? Riis. „Sei kein Narr nn Sabine in ohn- mächtigem 201 cn in qualvoller Angst an.„Willst du der Loni zeigen, daß auch du ein Mann bist? Ein Narr bist, ein Narr, der mit sich Schindluder treiben läßt. Der Paul wird sich ins Fäustchen lachen, wenn es dich umreißt. Das könnt' ihm so passen! Warte nur auf den ersten Gallenkrampf! schrei dann nicht nach mir! lch hab' jetzt genug! Genug vom Rauthof und seinem Nar- ren!“ 8 Ulrich hat auf ihre Worte gar nicht hinge- hört. Die Peitsche knallt. Pie beiden Zugtiere Aber Springen über den Wiesen rend, Sie sind Sa- bines Zügelschlag gewohnt. Jetzt ziehen sie den Pflug sprungweise über den harten Bo- den. Ulrich fühlt, daß ihm das Pflügen nicht so von der Hand geht wie früher einmal. Schwer bohrt sich der Pflug dahin, als ob die Pflug- schar aus Blei und der Boden stockender Ze- ment wäre. Wenn Ulrich sich in die Griffe stemmt, geht es gleich wieder mit einem Ruck vorwärts, so daß Ulrich kaum Kraft hat, den beiden Zugtieren zu folgen und nicht die Griffe aus den Händen zu lassen. Auf dem sanften Stück geht es besser. U- rich blickt sich nach dem Haus um. Paul steht vor der Tür und ruft ihm irgend etwas zu, das aber der Föhnwind verweht. Loni steht neben Paul, und wegen Loni hat Ulrich diese Arbeit auf sich genommen. Vor Loni läßt er sich nicht Wärmflaschenmandl schimpfen, noch lange nicht! Obwohl seine Brust keucht und der Schweiß aus allen Poren dringt, stolpert Ulrich weiter hinter dem Pflug her. Die Furchen sind nicht gerade und nicht tief, aber es sind Furchen und es werden immer mehr, eine neben der anderen. Nun kommt die Mutter mit dem Stock müh⸗ sam über die unebenen Schollen gehumpelt. „Sei gescheit, Bub“, bittet sie ihn schon von weitem.„Gib nach, tu es mir azulieb'i Ich kann's nicht länger mit ansehen!“ „Mutter du siehst ja nicht, wie gut es geht“, ruft Ulrich zurück„Denk' an den Va- ter, wie er uns Buben das Pflügen gelehrt hat! Ich will ihm keine Schande machen. Die Sabine soll nicht mehr meiner spotten!“ Die Peitsche knallt, die Spitze der Pflugschar gräbt sich wieder in den harten Boden, auf dem noch die verdorrten Grasstoppel stehen. Ein halbes Dutzend Furchen ist schon gezogen. Ulrich taumelt hinter den Kalbinnen her, die U mageren Hände krampfhaft um die Griffe des Pfluges geklammert. Ab und zu knallt er mit der Peitsche. die er dann wieder in seinen Stiefelschaft steckt. Fortsetzung folgt)