eim ten in res 0 Zild Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 2.20, im Verlag abgeholt 1.80, durch die Post 1.80 zuzügl. 0 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenbheim und Umgebung Telefon 871216 Anzeigenpreise: die 6- gespaltene Milli- meterzeile 18 Pfg.— Creisliste Nr. 2) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden. er Nr. 23 Samstag, 9. Februar 1963 15./63. Jahrgang eee Militärputsch nasser freundlicher Offiziere im Irak Uber neue Lage herrscht noch völlige Ungewißheit- Kassem Bag dad(dpa). Das politische Kräftefeld im Nahen Osten ist am Freitag erneut in Be- wegung geraten. Nasserfreundliche Offiziere putschten im Irak, dem nahöstlichen Zwischen- staat zwischen Persien und Saudi-Arabien, gegen das Regime Ministerpräsident Kassems, besetzten die Hauptstadt Bagdad und behaupten, den„Diktator“ getötet zu haben. Bis zu den Abendstunden herrschte jedoch über die neue Lage im Irak noch völlige Ungewißheit ine Militärjunta unter Frührung des 35 Jahre alten Fallschirmjäger-Obersten Abdul Kerim Mustapha, der zwei Jahre vorher we- gen politischer Betätigung aus der Armee aus- geschlossen worden war, hat— nach ihren Angaben— die Macht übernommen, 18 hohe Okflziere aus der Armee entlassen und über den Rundfunk die Bevölkerung und die Trup- peneinheiten im Lande aufgefordert, sich der NUR MIT EINER LEIBWACHE zeigte sich der jetzt gestürete General Kassem in der Of fentlichkeit. Selbst bei seinen Amtsgeschäf- ten wurde er in seinem Büro von MP-bewaff- neten Soldaten beschützt dpa-Bild „Revolution des gesegneten Monats Ramadan“ anzuschließen. Die Haltung vieler Einheiten der irakischen Armee, die in der Hauptsache im Norden des Landes stationiert ist, scheint noch unentschieden zu sein. Neben Zustimmungstelegrammen aus allen Kreisen der irakischen Bevölkerung und von RKommandeuren und Offizieren der Garniso- nen im Lande verbreitete Radio Bagdad Aufrufe an die Bevölkerung und die Truppen- einheiten, sich der Revolution anzuschließen. Marschmusik und ägyptische Kampflieder aus der Zeit des Suez-Krieges ertönten zwischen den Wortsendungen. In den meisten der ver- lesenen Zustimmungstelegrammen heißt es: „Marschiert im Segen Allahs. Das arabische Volk steht hinter euch. Marschiert für die Freiheit!“ Radio Bagdad warf in einem Kom- mentar General Kassem vor, Staatsbürger und Armeeoffiziere hingemordet und viele Offiziere in Gefängnisse geworfen zu haben. Nach vorliegenden Meldungen scheint sich die irakische Hauptstadt und deren Umgebung am Freitagabend in der Hand der Putschisten befunden zu haben. Eine Ausgangssperre Wurde verhängt. Die Grenzen und Flugplätze des Landes wurden gesperrt. Die Telefon- Soll getötet worden sein verbindungen mit dem Ausland sind unter- brochen. Die Angehörigen der„Nationalgarde“ wurden aufgefordert, sich bei ihren Stütz- punkten zu melden. Irakischen Exilpolitikern in Kairo zufolge steht hinter dem Putsch der Rommandeur der elften irakischen Brigade, General Abdel Ghani el Rawi, dessen Einheit in der Nähe Bagdads stationiert ist und der führend an der Revo- lution von 1958 beteiligt war. Neue Us-Atomversuche Washington(dpa). Nach Mitteilung der amerikanischen Atomenergiekommission vom Freitag haben die Vereinigten Staaten ihre unterirdischen Kernwaffenversuche in der Wüste von Nevada wie angekündigt wieder aufgenommen. Absetzbewegung beendet Neu Delhi(dpa). Nach in Neu Delhi vor- liegenden Berichten haben die chinesischen Truppen in Ostladakh jetzt an zahlreichen Stellen ihre Absetzbewegungen beendet. Sie waren von den sechs Colombo-Mächten als eine der Voraussetzungen für die Wiederauf- nahme chinesisch-indischer Experten-Gesprä- che zur Verminderung der Spannung an der Himalaja-Grenze gewünscht worden. Es wird erwartet, daß die Chinesen in den nächsten Tagen in allen von ihnen besetzten Teilen Ostladakhs eine 20 Kilometer breite entmili- tarisierte Zone schaffen werden. Schröder: Großbritannien soll in die EWG Deutsch- französischer Vertrag keine Wende in der Politik Bremen(dpa). Bundesaußenminister Schrö- der setzte sich am Freitag auf der traditionel- len Bremer Schaffermahlzeit unter dem Bei- fall der rund 250 Gäste für die Aufnahme Großbritanniens in die EWG ein. Schröder betonte, daß das Scheitern der Byüsseler Verhandlungen nichts Endgültiges sei. England habe unverändert den Willen, in die EWG aufgenommen zu werden. Auch die fünf EWG-Länder hätten ihre Ansicht nicht geändert. Der sechste EWG- Partner müsse für diese Auffassung der anderen gewonnen wer- den. England muß nach den Worten Schröders als EWG- Mitglied von Morgen angesehen und be- handelt werden. Deshalb sei eine Konsultation mit Großbritannien erforderlich. Die jetzige Pause müsse so kurz wie möglich gehalten Werden, betonte der Minister. Auf keinen Fall dürfe man resignieren. Europa müsse weiter Bulgarien entließ inhaftierte Deutsche Hamburger Anwalt setzte sich beim Justizminister für Freilassung ein Hamburg(dpa). Neun Deutsche aus der Bundesrepublik und vier aus der Sowetzone wurden in den letzten Wochen vorzeitig aus bulgarischer Haft entlassen, nachdem ein Hamburger Anwalt mehrere Stunden lang mit dem bulgarischen Justizminister gesprochen hatte. Die Einwohner aus der Bundesrepublik hat- ten in fünf Gruppen zu verschiedenen Zeit- punkten versucht. Verwandten aus der So- Wietzone bei der Flucht über Bulgarien in die Bundesrepublik behilflich zu sein. Einer der vor 14 Tagen Freigelassenen, der Hamburger Lehrer Dr. Friedrich Hoffmann, berichtete dpa am Donnerstag über die Initiative des An- Walts, der als Beobachter an seinem in Sofla geführten Prozeß teilgenommen hatte. Der Anwalt habe den offiziellen Stellen Bulgariens eine korrekte und objektive Prozeßführung bescheinigt Noch am Abend nach Beendigung seines Prozesses, in dem Dr. Hoffmann und sein Bruder Hubertus wegen Beihilfe oder Versuchs zur Republikflucht angeklagt waren, wurden zehn zu Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren verurteilte Deutsche begnadigt und auf freien Fuß gesetzt. Hoffmann. der sich über vier Monate im Ge- fängnis in Sofla befand. bezeichnete seine Be- handlung als streng, aber korrekt. Selbst in seiner Einzelzelle habe er die Gastfreundschaft des Landes gespürt. Als sich im Laufe der Un- tersuchungen seine Harmlosigkeit herausge- stellt habe sei er in geheiztem Zimmer mit einigem Komfort bei guter Verpflegung unter- gebracht worden. Am Weihnachtsabend be- Tichtete Hoffmann, hätten alle deutschen Häft- linge ein Päckchen mit Konfekt. Kerze und annenzweig erhalten, obwohl das bulgarische Weihnachtsfest erst einige Tage später ge- te ſert wurde. Wie ein Schlag ins Gesicht hat nach An- gaben Dr. Hoffmanns nach der Haftentlassung das Verhalten der Fürsorgestelle des Auswär- tigen Amtes berührt, die das Geld für die Flugkarte bis Wien nicht habe vorstrecken Wollen, Trotz der sibirischen Kälte— einige Deutsche trugen sommerliche Kleidung— sei ihnen nur eine Fahrkarte zweiter Klasse be- willigt worden. Gertrud Schultze, die kurz vor dem 13. August 1961 in die Bundesrepublik geflüchtet war, wäre bei der Durchreise durch Jugoslawien Gefahr gelaufen, an die Zone aus- geliefert zu werden. Der Hamburger Anwalt habe dann das Geld für die Flugkarten bis Wien vorgelegt. ausgebaut werden. Auch andere Länder kä- men als EWG-Mitglieder oder Assoziierte in Frage. In dem Verhältnis zwischen den USA und Europa sagte Schröder, daß Amerika seine Stellung als Partner unter gleichen behalten müsse. Schröder denkt dabei an eine Partner- schaft zwischen den USA und einem großen stabilisierten Europa. Die Führungsrolle Ame- rikas sei unbestritten. Sie bedeute eine Aner- kennung unter Gleichen, aber nicht eine Un- terwerfung. Die gegenwärtigen Aufgaben Könnten nur von einem freien, entschlossenen und einigen Westen bewältigt werden. Der deutsch- französische Freundschaftsver- trag ist nach Ansicht Schröders der Grund- stein für die Einigkeit in Europa. Er bedeute Aber keine Wende in der Politik, sondern setze einen Schlußpunkt hinter die Versöhnung zwischen beiden Ländern. Unter Freunden könne es, wie der Minister sagte, durchaus Meinungsverschiedenheiten geben. Der Ver- trag sei die Basis dafür, die Meinungsverschie- denheiten auf„die richtige Weise“ zu behan- deln. Es sei allerdings noch zu früh, darüber zu entscheiden, ob es für einen Beitritt Eng- lands zur EWG Zwischenlösungen geben könne. Uber die Möglichkeit einer Einschal- tung der Westeuropäischen Union oder der OECD könne er noch nicht sprechen, sagte Schröder. Nach Ansicht des Ministers ist in der Außen- Politik ein kritischer Augenblick gekommen. In den USA gebe es schwere Sorgen und eine tiefe Beunruhigung. Der Ausgangspunkt der Außenpolitik sei aber nach wie vor der gleiche: der Behauptungswille der freien Welt. Der Riß in der freien Welt müsse nicht„verklei- stert“, sondern überwunden werden. Ulbricht sucht Kontakt mit Berliner Senat Vertragsabschluß über Beziehungen DDR zu Westberlin vorgeschlagen Berlin(dpa). Unter Ablehnung irgend- welcher Vermittler- Organisation schlug der Sowzjetzonen-Staatsrats vorsitzende und erste SED- Sekretär Walter Ulbricht am Freitag- abend dem Berliner Senat den Abschluß eines „ordentlichen Vertrages über die Beziehungen der DDR zu Westberlin“ vor. Es habe wenig Sinn, sagte Ulbricht im Fern- sehen der Sowjetzone, wenn der Berliner Senat etwa das Rote Kreuz oder andere für diese Fragen nicht zuständige Organisationen vorschiebe, um sich vor der Verantwortung zu drücken.„Das führt zu nichts“. Ulbricht be- stand damit auf der von ihm seit langer Zeit eingenommenen Verhandlungsposition: Direk- ter Kontakt Berliner Senat und„DDR“. Ulbricht versicherte, der vorgeschlagene Vertrag mit dem Berliner Senat solle„auf der Grundlage der Vernunft und des guten Wil- lens“ abgeschlossen werden. Er habe, sagte Ulbricht, für diesen Vertrag selbstverständlich eine Reihe von Forderungen und Wünschen. Dazu gehöre zum Beispiel die„Einstellung der Kriegshetze und Diversionstätigkeit von West- berliner Boden aus“. Dem Regierenden Bür- germeister von Berlin, Willy Brandt. warf Ulbricht vor, unter dem Druck Adenauers und des Berliner CDU- Bürgermeisters Amrehn nicht zu dem mit dem sowjetischen Minister- Präsidenten Chruschtschow bei dessen Ostber- lin-Besuch vereinbarten Gespräch gegangen zu sein. Es gehe der Bonner Regierung und der Mehrheit des Berliner Senats nicht um eine friedliche Regelung, sondern darum, Westberlin als„Sprengsatz“ gegen die„DDR“ 2zu konservieren. Ulbricht warnte die Westber- liner Bevölkerung, niemals zu vergessen, daß die Politik Bonns und des Berliner Senats für Westberlin und für sie persönlich eine„aller- größte Gefahr“ sei. Chruschtschow habe mit Brandt sprechen wollen, nicht zuletzt, weil er auch den Westberlinern den Frieden habe er- halten wollen. Bei dem von Willy Brandt ge- zeigten Verhalten„kommen die Interessen der Westberliner natürlich unter die Räder“. Sesichtspunkt Querschnitt der Woche Von Gustav Roeder Es hat sich diese Woche wieder mal gezeigt: eine komplizierte Lage wird durch viele Re- den nicht einfacher. Weder des Kanzlers Re- Sierungserklärung noch die Debattenbeiträge der Bundestagsabgeordneten haben wesent- lich zur Erhellung der Situation beigetragen. Immer wieder wurden die Grundsätze der Politik der Bundesregierung repetiert,. Grund- Sätze, an denen auch die Opposition festhält. Das eigentliche Problem, wie weit nämlich die Bundesregierung am deutsch- französischen Vertrag festhält, wenn de Gaulles Politik so weit geht, daß sie das ganze westliche Allianz gebäude zu erschüttern droht, wurde nicht angesprochen. Immerhin hat sich, nimmt man alles in allem und zieht man in erster Linie Bundeskanzler Adenauers Erklärung während der Debatte als Grundlage zur Beurteilung heran, ergeben, daß auch für den Bundes- kanzler die Sicherheit, die ohne die USA nicht gewährleistet ist,. höher steht als alles andere. Ferner hat der Verlauf der Aussprache und hier wiederum die Adenauer-Erklärung wäh- rend der Debatte die Bereitschaft der Bun- desregierung zu einer Hilfestellung beim EWG- Beitritt Großbritanniens noch einmal deutlich gemacht. Bonn möchte unter allen Umständen nach Wie vor mit Washington und London sehr eng zusammenarbeiten, aber dabei die noch engere deutsch- französische Freundschaft nicht lassen, Im jetzigen Augenblick, in dem Europa nach dem Fiasko von Brüssel Atem schöpft und sich neu besinnt. läßt dieses Zwischen-den-Stühlen-Pendeln die Partner Hoffnung schöpfen. Aber was wird, wenn der eigenwillige de Gaulle die Angelsachsen er- neut vor den Kopf stößt? Dann kann die ganze Bonner Politik zusammenbrechen— es sei denn, Bonn wäre so stark., daß es den manchmal allzu eigenwilligen französischen Staatschef zu einer Anderung seiner Haltung bewegen könnte. Wenn sich die Bonner Au- Benpolitik und noch mehr die Bonner Diplo- matie dieser schwierigen Aufgabe gewachsen zeigt(und es sind einige Anzeichen dafür vorhanden, daß sie sich's zutraut), dann ist der jetzige Bonner Kurs mit allen wichtigen West-Partnern ungeachtet ihrer Auseinander- setzungen gut Freund zu sein, gerechtfertigt. Aus den USA hat die Bundesregierung we- gen ihres Kurses schon einiges Unerfreuliche hören müssen. Botschafter Knappstein wurde von Kennedy, wie zu erfahren war., regel- recht abgekanzelt, weil der amerikanische Präsident den deutsch- französischen Vertrag als einen Pfabl im Fleische der atlantischen Allianz empfunden hat. Die große Wut des John F. Kennedy hat sich aber nicht nur an der Bundesrepublik, sondern auch am Nachbarland Kanada ent- zündet. Das amerikanische Angebot an Otta- wa, Atomsprengköpfe anzunehmen., war schon kein Angebot mehr, es war ein Befehl. Der konservative kanadische Ministerpräsident Diefenbaker antwortete in derselben Tonart, und kurze Zeit später war er gestürzt. Hätte er die amerikanischen Atomsprengköpfe ohne Weiteres angenommen, es wäre ihm vielleicht ebenso ergangen, Solche Sprengköpfe sind in jedem Falle beiße Eisen. und die Ablehnung der Atomausrüstung kann sogar einer La- bour-Opposition, die aufgrund ihrer Tradition noch weniger zur Annahme von Atomwaffen neigt als eine konservative Partei, zur Macht verhelfen. Auch Chruschtschow hat wieder mit dem Gespenst der Atomwaffen operiert, als er den Protest gegen den deutsch- französischen Ver- trag nach Paris sandte. Er sah in dem Freund- schaftspakt sofort einen Militärpakt(der er nicht ist) mit dem Ziel, der Bundesrepublik französische Atomwaffen in die Hand zu Seben. Sicherlich sieht de Gaulle die deutsch- französische Freundschaft auch unter dem einer engeren militärischen Zusammenarbeit, und es ist nicht ausgeschlos- sen, daß er sogar eine atomare Ausrüstung der Bundeswehr mit französischen Waffen in sein Gedankengebäude mit einbezieht. Aber für diesen Fall besteht ja noch die Verpflich- tung der Bundesrepublik, auf ABC-Waffen zu verzichten, und auch Bundeskanzler Aden- auers Ja zu Nassau in seiner Regierungser- klärung steht solchen Plänen entgegen. Cngel horn: Mannheim 05 16 Harte Zuchthausstrafen im„Al-Capone“.- Prozeß Lutz Cetto erhielt lebenslänglich und neun Jahre Der Bandenchef Kimmel kam mit 14 Jahren davon Mit einem harten Urteilsspruch hatte am Freitagabend das Frankenthaler Schwurge- richt einen Schlußstrich unter die beiden Prozesse gegen die pfälzische„Al-Capone-Bande“ gezogen. Es verhängte, zum Teil unter Einbeziehung der im Oktober 1962 von der Jugend- Strafkammer Frankenthal festgesetzten Strafen, gegen den 22 jährigen Lutz Cetto wegen Mordes an dem 49 jährigen Chemie-Werker Karl Wertz aus Haßloch zu lebenslänglich Zuchthaus und wegen Sachbeschädigung, Brandstiftung, Nötigung und Hausfriedensbruch neun Jahre, sechs Monate Zuchthaus. Die bürgerlichen Ehrenrechte wurden ihm auf Lebens- Zeit aberkannt. Gegen den ehemaligen Bandenchef Bern- hard Kimmel(26) wurden wegen Sachbeschä- digung, Brandstiftung, Nötigung, Hausfrie- densbruch und Widerstand gegen die Staats- gewalt 14 Jahre Zuchthaus; gegen Rudi Hart- mann(26) wegen Hausfriedensbruch, Nötigung und Sachbeschädigung neun Jahre und acht Monate Zuchthaus, gegen die Kimmel-Braut Tilly Dohn(21) wegen Sachbeschädigung zwei Jahre und zehn Monate Gefängnis und gegen Bruno Veit(26) wegen Brandstiftung drei Jahre Gefängnis verhängt. Alle Verurteilten stammen aus der Tuch- macherstadt Lambrecht und Umgebung. We- gen weit über 100 Einbrüchen, Diebstählen und anderen Verbrechen waren Cetto im vo- rigen Jahr zu acht Jahren Zuchthaus. Kim- mel zu 12 Jahren Zuchthaus, Hartmann Zu neuneinhalb gahren Zuchthaus und Tilly Dobhn zu Zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Veit, der nach der Festnahme des„Al Ca- pone“ Anfang 1961 in die Südsee geflüchtet und dort nach zehn Monaten von den Ameri- kanern festgenommen worden war, war im ersten Verfahren nicht angeklagt. Staatsanwalt Friedrich Weibel hatte für Cetto lebenslänglich und 15 Jahre Zuchthaus, für Kimmel 15 Jahre Zuchthaus, für Hart- mann eineinhalb Jahre Zuchthaus, für Tilly Dohn vier Jahre Gefängnis und für Veit drei Jahre und eine Woche Gefängnis beantragt. Schon lange vor der Urteilsverkündung war der Frankenthaler Schwurgerichtssaal wegen Uberfüllung geschlossen worden. Gefesselt und stark bewacht wurden die Angeklagten in das Gerichtsgebäude gebracht. Nur bei „Revolver-Tilly“ hatte man auf Handschellen Verzichtet. Bildreporter und das Fernsehen Waren auf Anordnung des wenig auf Publizi- tät bedachten Schwurgerichtsvorsitzenden, Landgerichtsdirektor Erich Barbier, aus dem Saal und den Gerichtsgängen verbannt wor- den. Als nach über achtstündiger Beratung die drei Berufsrichter und die sieben Geschwore- nen den Saal betraten, lag atemlose Stille über der Zuschauerkulisse. Mit bleichen Ge- sichtern hörten die fünf Angeklagten den Ur- teilsspruch. Die achttägige Verhandlung hatte mre Nerven auf das äußerste angespannt. 1 GUNTHER SACHS, zeitweiliger Bewerber um EZæ-NKdiserin Soraya, bestätigte in Zürich, daß er im Mai das 22 jährige Mannequin Brigitta Lauf heiraten werde. Unser Bild zeigt das Padr beim Verlassen der Kirche nach der Hochzeit eines Freundes UPI-Bild „Keine Gefühle, weder Mitleid noch Rache, dürfen Leitfaden einer richterlichen Entschei- dung sein“, erklärte Landgerichtsdirektor Erich Barbier bei der Urteilsbegründung. Deshalb müsse Lutz Cetto, der nach einem Leben voller Verbrechen und ohne jede mo- ralische Vorstellung eiskalt und mit Vorbe- dacht einen Menschen getötet habe, lebens- länglich ins Zuchthaus. Die Schuld Cettos wiege so schwer, dag auch eine mögliche Rückführung in die menschliche Gesellschaft eine mildere Strafe nicht verantworten liege. Bernhard Kimmel kam das Gericht ent- Affe fäkrt Traktor Einen Rhesusaffen beschäftigt Lindsay Schmidt, Eigentümer der Delardie Ranch in Balmoral, einem Landort rund 100 m westlich von Melbourne, als Farmgehilfen. Der Affe, der auf den Namen Johnnie Schmidt hört, hütet die Schafe, bewacht nachts das Farmhaus und steuert einen Traletor, nachdem ihn der Farmer gestar- tet und den gewünschten Gang eingelegt Rat. Sein Frühstück, bestehend aus Hafer- Schleim, Milch und Obst, wird dem Affen zm Bett serviert. Die anderen Mahlzeiten nimmt er mit der Fumilie Schmidt ein. Der Farmer erhielt den Affen vor acht Jahren von einem Schaubudenbesitzer als Geschen b. gegen, weil, so hieß es in der Begründung, bereits das zwölfjährige Zuchthausurteil der Jugendkammer einen Schock bei ihm ausge- löst habe. Der Beginn eines Umbruchprozes- Ses sei bereits erkennbar. Für die Tötung von Karl Wertz wäre Kimmel nur verantwortlich gewesen, wenn eine Mordabsprache bestanden hätte, die sich nicht erweisen lasse. Weit gefaßter als bei den Anträgen des taatsanwaltes saß der 22jährige Spengler Lutz Cetto nach Verlesung des für ihn aus- sichtslosen Urteils auf der Anklagebank. Dennoch war er kaum mehr in der Lage, mit seinem Verteidiger, dem Frankenthaler Rechtsanwalt Dr. Gräbke. Worte zu wechseln. Er wurde kreidebleich und völlig apathisch aus dem Saal geführt. Als Bernhard Kimmel— sichtlich erleich- tert— den Schwurgerichtssaal verließ, klopfte ihm seine 21jährige Braut Tilly Dohn auf die Schulter. Staatsanwalt Carl Friedrich Weibel zu Kimmel:„Machen Sie ihre Sache gut, fol- gen Sie Ihrem Versprechen und führen Sie sich gut in der Haft.“ Bruno Veit nahm das Urteil gefaßt ent- gegen. Der Verteidiger Lutz Cettos, Rechts- anwalt Dr. Gräbke. Frankenthal, wird mög- licherweise Revision gegen das Urteil ein- legen. +. 40 Urlauber sitzen in Mallorca fest Rund 40 deutsche Urlauber auf der Mittel- meerinsel Palma de Mallorca können heute voraussichtlich ihren Urlaubsort nicht pünkt- lich verlassen, weil die spanische Behörde einer deutschen Chartermaschine das Lande- recht auf der Insel versagt hat. Die Maschine sollte gleichzeitig Urlauber auf die sonnige Ferieninsel bringen. Feuer nach acht Tagen gelöscht Der Brand, der vor acht Tagen auf dem 6749 BRT großen amerikanischen Frachtschiff„Al- coa Planter“ aus New Vork in Bremen aus- brach, ist jetzt endgültig gelöscht worden. Das Feuer war in einem Laderaum voller Baum- Wollballen ausgebrochen. Bei den Löscharbei- ten vereisten Decks und Schläuche. Uber 1800 Kubikmeter Schaum wurden verspritzt. Gas mit Knoblauch-Geruch Die Frankfurter Main-Gaswerke mischen ihrem Leuchtgas einen starkriechenden Warn- stofk bei.„KRnoblauch-Odeur“ nennen die Fachleute scherzhaft die Kohlenwasserstoff- verbindung auf Schwefelbasis, die die Bevöl- kerung bei Gasrohrbrüchen oder ausströmen- dem Gas aus Koch- und Heizgeräten rechtzei- tig warnen soll. Züge stießen im Nebel zusammen Bei dichtem Nebel stießen in der Nähe der südenglischen Stadt Chichester zwei elek- Nervenarzt: Die reinste Sippenhaftung Skandal um Verhaftung einer Arztfrau- Beschwerde hatte Erfolg Katalin Herterich, die Frau des 36 Jährigen Würzburger Nervenarztes Dr. Elmar Herte- rich, der in den letzten Monaten mehrere füh- rende Persönlichkeiten der Würzburger Ju- stiz wegen ihrer politischen Vergangenheit angezeigt hatte, ist am Freitag verhaftet, nach mehreren Stunden jedoch schon wieder aus der Haft entlassen worden. Dr. Herterich hatte sofort nach der Festsetzung seiner Frau Be- schwerde beim Landgericht Würzburg erho- ben. Der Haftbefehl gegen die 21jährige Frau Herterich, eine gebürtige Ungarin, war be- antragt worden, weil sie die Gerichtskosten für eine gegen sie erlassene einstweilige Ver- fügung in Höhe von 231,57 Mark nicht be- zahlt und sich geweigert hatte, den Offen- barungseid zu leisten. Die einstweilige Ver- fügung gegen Frau Herterich war 1961 von der„Kronprinz-Rupprecht-von-Bayern- Stif- tung zur Förderung des Wiederaufbaus der Stadt Würzburg“ erwirkt worden. In der einstweiligen Verfügung war Frau Herterich verboten worden zu behaupten,„es gäbe heute kein Heimtückegesetz mehr, das nur die SA- und SS-Männer schützt“. Dr. Herterich sieht in der zivilen Zwangs- vollstreckungsmaßnahme gegen seine Frau „die reinste Sippenhaftung“. Er wehre sich gegen„eine kleine Clique, die ihn finanziell fertigmachen und ihm den Mund stopfen“ Wolle. Nach seinen Erbschaftsstreitigkeiten mit der Würzburger Stiftung und während seiner Aus- einandersetzungen mit dem ehemaligen Prä- sidenten des Würzburger Verwaltungsgerich- tes, Prof. Dr. Rudolf Schiedermair, dem vor- Unter der Aula tickte eine Höllenmaschine Gefährlicher Streich Zum Glück passierte nichts Ein verdächtiges Ticken ertönte unter der Aulabühne der Oberschule von Chester bei Liverpool. Das vernahm ein aufmerksamer Schüler. Er spitzte die Ohren und machte sich sogleich auf die Suche nach der Ursache des Geräusches. Schon vor einiger Zeit hatte er dort eine selbstgebastelte Bombe entdeckt. Sein Verdacht bestätigte sich. Im Keller unter der Bühne lag eine zweite Höllenmaschine, von einem unbekannten Attentäter aus einem Wecker, einer Batterie und einer hochexplo- siven Flüssigkeit zusammengeklempnert. Bei der Untersuchung des Falles stellte sich heraus, daß der Zündmechanismus auf 9.10 Uhr eingestellt war. Um diese Zeit sind sämt- Uche Schüler stets zum Gottesdienst in der Aula versammelt. Wäre die Bombe explodiert, hätte es im günstigsten Fall eine Panik ge- geben. Energisch fahndete man nach dem Tä- der, bald hatte man ihn entlaryt. Es war der 18 Jährige Martin Wyld, der sich aus noch un- geklärten Gründen vorgenommen hatte, die Schule ein wenig in die Luft erte Martin jetzt den Richtern, vor denen er Wen 1 war nur ein dummer Streich!“ beteu- sich verantworten mußte. Auch sein Vater bat um Nachsicht für den natur wissenschaftlich und technisch hochbegabten Sprößling. Die Richter aber fanden, solche Talente könne man auch auf weniger gefährliche Weise er- proben. Sie schickten den Burschen für ein Jahr hinter Schloß und Riegel. Weit schwerer traf Martin jedoch der Befehl des Vaters: „Alle deine Chemikalien und Versuchsappa- rate kommen aus dem Haus!“ Kapitän beantragt Arbeitslosenunterstützung Der 63jährige pensionierte frühere Kapi- tan der„Queen Elizabeth“ und der„Queen Mary“, der größten Luxus- Passagierschiffe der Welt, beantragte Arbeitslosenunterstüt- zung. Kapitän John Caunce sagte, seine Pen- sion sei 80 niedrig, daß er beim besten Wil- len damit nicht auskommen könne. Er brauche die wöchentliche Arbeitslosenunterstützung von vier Pfund, zwölf Schilling und sechs Pence(rund 45 DMW). Der Kapitän stand 41 „e ee der Cunard-Schiffahrtsgesell- läufig beurlaubten Oberstaatsanwalt Dr. Kolb, dem Würzburger Landgerichtsdirektor Dr. Ge- org Eisert und dem Stadtrat Dr. Adalbert Wolpert, dem ehemaligen Geschäftsführer der Stiftung, habe er wiederholt anonym brutale Drohungen erhalten, sagte Dr. Herterich. Ihm seien die Fenster eingeschossen wor- den. Die Täter seien ermittelt, aber nicht be- straft worden. Anonyme Anrufer hätten ihm gesagt:„Dich haben wir vergessen zu verga- sen“ und„Verlassen Sie Deutschland und Würzburg auf schnellstem Wege“. Außerdem Sei er mit einstweiligen Verfügungen und Be- leidigungsklagen überhäuft worden. Winter bleibt streng Der Winter wird trotz örtlicher Milderung weiter streng bleiben. Für das Wochenende rechnen die Meteorologen wieder mit stärke rer Kälte. Im nord westdeutschen Küstengebiet hat Während der vergangenen Nacht der scharfe Frost etwas nachgelassen. Die Tiefstwerte der Nacht lagen in Norddeutschland bei vier bis fünf Grad unter Null. Die Eislage vor der Küste und in der Emsmündung hat sich nock nicht geändert. Tauwetter herrschte in wei ten Teilen Nordrhein- Westfalens. Nach fast zwei Monaten flel zum ersten Male wieder Regen, der sich auf den Straßen im Flachland jedoch am Morgen in Glatteis verwandelte und den Verkehr erheblich behinderte. sache dieser winterlichen Wetter-Kapr der Nacht war es wärmer als am Morgen. 9. 214 üder Celle (Lell 5 HBenachꝛilel trische Eisenbahnzüge zusammen. 17 Insassen Wurden leicht verletzt. Einer der Züge war bei schlechter Sicht auf den vor ihm fahrenden Zug geprallt. Nur um Haaresbreite wurde Kurz danach ein neuer Zusammenstoß verhin- dert. Ein dritter Zug, der sich der Unglücks stelle näherte, wurde durch Abschalten Stromes rechtzeitig zum Halten gebracht. Jos Flutwelle überschwemmte Peleponnes-KRiste Dine gewaltige Flutwelle, deren Höhe von Augenzeugen auf 15 bis 20 Meter geschätzt wird, überflutete in der Nacht zum Freitag die Küste des Peleponnes am Golf von Korinth bei Agion und die gegenüberliegende Fest- landküste auf einer Breite von etwa 25 Kilo- metern. In mehreren Dörfern richtete die Flut schwere Schäden an Häusern und Fischerboo- ten an. Drei Menschen wurden von der Flut mitgerissen und werden noch vermißt. Schranken nicht geschlossen Das Versagen eines Schrankenwärters hat in Bayern erneut zu einem schweren Unfall geführt, bei dem ein 39jähriger Hilfsarbeiter getötet und dessen 14jährige Tochter schwer Verletzt wurden. Eine Lokomotive hatte an einem beschrankten Ubergang zwischen Rös- lau und Marktleuthen in Oberfranken den Wagen des Hilfsarbeiters erfaßt und 25 Meter weit zur Seite geschleudert. Nach Angaben der Bundesbabhndirektion Regensburg hatte der Schrankenwärter die Schranke nicht ge- schlossen. Zwei Arbeiter durch Gas getötet Durch Gas sind zwei Arbeiter im Silikat und Schamottewerk Rietschen in der Sowjet- zone im Oberlausitzer Kreis Weißwasser töd- lich verunglückt. Die Arbeiter wurden durch Gas vergiftet, das durch einen Schaden an einem Gasgenerator ausströmen konnte. Studenten als Straßenbahnschaffner Während der durch die Kälte verursachten Schließung aller magdeburgischen Hoch- und Fachschulen sind gegenwärtig 145 Studenten als Schaffner bei der Magdeburger Straßen-: bahn eingesetzt. Durch ihr Einspringen, 80 Wurde amtlich mitgeteilt, habe wenigstens ein Teil der Personalschwierigkeiten überwunden! Werden können. Millionenschaden bei Großbrand in Futterfabrik Menschen kamen nicht zu Schaden— Brandursache nicht bekannt Einen Schaden von mehreren Millionen DM hat in der Nacht zum Freitag ein Großbrand in einer Kraftfutter fabrik in Berenbusch(Kreis Schaumburg-Lippe) angerichtet. Das Feuer konnte erst am Freitagmittag gelöscht wer- den. Nach den Angaben der Polizei ist der Brand einige Stunden nach Mitternacht von den Ein- wohnern der benachbarten Häuser entdeckt Worden. Als Feuerwehren aus der Umgebung anrückten, stand ein sechsgeschossiges Ge- bäude bereits in Flammen. Die Feuerwehren EIxE HohR vod 87 KILOMRTRR erreichte am Mordseestrand bei Cuchaven eine vos der Seliger-Forschungsgesellschaft abgeschossene zweistuſige Rakete, die von einem Zent, ner festem Treibstoff angetrieben wurde. Unser Bild zeigt die Rakete vor dem Abschuß dpi mußten sich darauf beschränken, ein Uper- greifen der Flammen auf andere Gebäude zu verhindern. Menschen kamen nicht zu Scha- den. Die Ursache des Brandes konnte bisher noch nicht geklärt werden. Die Polizei hält es jedoch für nicht ausgeschlossen, daß ein be- reits seit Tagen unentdeckt schwelendes Feuer zum Ausbruch gekommen ist. Es verbreitete sich vermutlich deshalb so schnell, weil es in den lagernden trockenen Futtermitteln rei- che Nahrung fand. *