61 a- sie des- haft stik. ers- lizin ach- mittwochs, freitags 2.20, Post 1.80 zuzügl. Erscheint: montags, und samstags. Frei Haus im Verlag abgeholt 1.80, durch die Zustellgebühren.— Einzelnummer 15 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenbheim und Un gebung Telefon 87 1216 Anzeigenpreise: die 6 gespaltene Milli- 18 Pfg.— Erxreisliste Nr. 2) können nur bis 25. meterzeile Abbestellungen auf den Monatsersten angenommen werden. Nr. 62 Samstag, 20. April 1963 15.63. Jahrgang De Gaulle beharrt auf eigener Atom- Streitmacht Frankreich selbst muß Aggressor treffen können— Kein Aufgehen in Westeuropa Paris(dpa). Der französische Staatspräsident de Gaulle hat am Freitagabend in einer Rundfunk und Fernseherklärung mit allem Nachdruck auf einer unabhängigen nationalen Atomstreitmacht für Frankreich bestanden. Er bekräftigte ferner seine Idee vom„Europa der Vaterländer“ und sprach sich gegen ein supranationales System für das Sechser-Europa aus. Die Franzosen warnte er vor einer Politik der Bequemlichkeit und des Sich-Gehen- Lassens. De Gaulle bezeichnete die NATO als un- entbehrlich, solange die sowjetischen Drohun- gen anhalten. Frankreich wolle auch mit sei- ner eigenen Verteidigung zu der seiner Alli- jerten beitragen, dabei aber die unabhängige Verfügungsgewalt über seine Waffen behal- ten. Im Ernstfall könne es sich damit wirk- samer in gemeinsame Anstrengungen ein- schalten als ein Volk, das auf seine Eigen- verantwortlichkeit verzichtet habe. Frank- reich müsse sich mit den modernsten Mitteln kür seine Sicherheit ausrüsten, um jeden ab- schrecken zu können, der Frankreich angrei- fen wolle. Ein solcher Angreifer müsse dann mit schrecklichen Zerstörungen auf seinen eigenen Gebiet rechnen. Der Staatspräsident räumte ein, amerikanischen Verbündeten über eine ge- waltige Atomwaffenmacht verfügten, mit der das sowjetische Imperium ganz oder teil- weise ins Chaos gestürzt werden könne. Er bescheinigte den Amerikanern auch, daß sie entschlossen seien, Europa mit Waffeneinsatz davor zu bewahren, daß es tot oder lebendig von der Gegenseite verschlungen werde Die Amerikaner seien„unsere guten Alliierten so Wie wir selbst die ihren sind“, Aber das sei nicht das gesamte Problem. De Gaulle sprach von der Ungewißheit, ob un Konfliktsfall Atombomben von den beiden Hauptbeteiligten schon zu Anfang eingesetzt Würden oder nicht, wenn ja, so wisse man nicht, ob die zwei Atomgiganten den Einsatz- raum dabei auf Mittel- und Westeuropa beschränkten, ohne sich direkt gegenseitig zu verwunden, oder ob sie umgekehrt sofort gegen das Gebiet des anderen vorgingen. Angesichts dieser„ungeheueren und unver- meidlichen Ungewißheit“ müsse Frankreich Selbst die Mittel haben, um direkt jeden Staa daß die cCcreichen zu können, der es möglicherweise angreift. Es gehe zunächst darum, einen Aggreèssor von einem Angriff überhaupt abzuschrecken Unter Umständen werde es aber auch notwen- dig sein, bei der Verteidigung der Alliierten Frankreichis— was möglicherweise selbst auf ie USA zutreffen könnte— zu Hilfe zu kom- men. Frankreich sei ständig bedroht und müsse deshalb über die modernsten Waffen dieses Zeitalters verfügen, zumindest solange. vie diese Waffen auch im Besitz anderer Mächte seien. Ferner unterstrich de Gaulle. daß die Union Westeuropas mit Frankreich G ERSTEN MAIER GAB in seinem Urlaubsort Hellertshausen im Hunsrüch(unser dpa- Bild) einen Tag vor der Rückkehr Bundeskanzlers Adenauers aus seinem Urlaubsort Cadenabbia einer Mainzer Zeitung ein aufsehenerregen- des Intervieu zu Kanzlernachfolge. Der Bun- destugspräsident verlangte darin eine faire Chance fur Bundeswirtschaftsminister Eudwig Erhard und bezeichnete es als unverständlich, daß die CDV die Kandidatur Erhards weiter Rinounszögere. und seinen fünf EWG- Partnern ein Hauptziel der französischen Außenpolitik bleibe. Frank- reich wolle sich in dieser Gemeinschaft aber nicht„aẽnflösen“. Unter Anspielung auf die supranationalen Integrationswünsche der Be- nelux- Staaten sagte der Staatschef:„Jedes System, bei dem wir unsere Souveränität auf internationale Gebilde übertragen müßten. wäre mit den Rechten und Pflichten der fran- zösischen Republik unvereinbar.“ Mit Sicher- heit, so fügte er hinzu, wäre ein solches Sy- stem auch nicht in der Lage, die betreffenden Völker in den entscheidenden Fragen zu füh- ren und zu leiten. Unvermeidlich würde ein Verzicht der europäischen Staaten auf ihre Eigenständigkeit zu ihrer Beherrschung von außen führen. Nach Darstellung de Gaulles muß ein Europa ohne inneren Zusammenhalt, das in die Ge- fahr der Abhängigkeit geriete, vermieden und die europäische Unicn aus dem bisheri- gen Kern des Sechser-Europas gebildet wer- den. Er habe Hoffnung, daß vielleicht eines Tages„das große englische Volk“, wenn es sich von seinen Bindungen außerhalb der europäischen Gemeinschaft gelöst habe, sich dieser unter Anerkennung der Gemeinschafts- regeln anschließen werde. In der Zwischen- zeit müsse sich die Gemeinschaft„so ent- wickeln wie sie ist, und zwar ohne weiter zu warten“. Im innenpolitischen Teil seiner Erklärung warnte de Gaulle seine Landsleute vor einer Politik der Bequemlichkeit auf wirtschaftli- chem und sozialem Gebiet. Den Klagen aus vielen Bereichen trat er mit dem Hinweis ent- gegen, daß sich die Lebensbedingungen der Franzosen weiterhin ständig verbesserten und eine Anhebung des Lebensstandards um 20 Prozent seit rund drei Jahren zu verzeichnen Sei. Das habe es noch niemals gegeben. Das französische Kolonialzeitalter erklärte de Gaulle für endgültig beendet. Zum erstenmal seit einem halben Jahrhundert habe Frank- reich die Hände frei und könne nun voll die ihm in der Welt zukommende Rolle spielen Zarapkin sprach von„westdeutscher Gefahr“ Wieder scharfe sowjetische Attacken gegen die Bundesrepublik Genf(dpa). Mehr als dreißig Minuten lang sprach der sowietische Delegationschef Za- rapkin am Freitag auf der Genfer Abrüstungs- konferenz von der„westdeutschen Gefahr“. Die Westmächte unterschätzten die Gefahr, die die Aufrüstung der Bundesrepublik für den Weltfrieden darstelle. Auf jeden Fall habe die Sowzetunion geringeres Vertrauen in die Deutschen, als die Verbündeten der Bundes- republik es zu haben vorgeben. Seit ihrer Gründung strebe die Bundesre- publik danach, die notwendigen Waffen zur Führung eines Angriffskrieges zu erlangen. Wenn die„deutsche Gefahr“ verringert werden solle, dann müßten sich die anderen an der Abrüstungskonferenz teilnehmenden Mächte mit den sowjetischen Vorschlägen zum Ab- schluß eines Nichtangriffsvertrages zwischen NATO und Warschauer Pakt, zur Schaffung iner atomwaffenfreien Zone in Mitteleuropa und zur Zurückziehung aller Kernwaffen und Lernwaffenträger von fremdem Hoheitsgebiet einverstanden erklären. Auf die erneute Propaganda-Attacke der Sowjets, die durch Angriffe der polnischen Delegation gegen Bonn unterstützt wurde, antwortete in scharfer Form der amerikani- sche Delegationschef Botschafter Stelle. Er erklärte unter anderem:„Wir haben heute och einmal eine Wiederholung von ermüden- en und völlig unbegründeten Angriffen ge- en die Politik der Bundesrepublik Deutsch- land gehört.“ Die amerikanische Delegation nabe gehofft, so erklärte Stelle, daß die So- vjets endlich einsehen würden, daß solche Angerechtfertigten und propagandistischen Zeschuldigungen eine konstruktive Arbeit der Abrüstungskonferenz verhinderten.„Die So- Wiets versuchen aber weiterhin, Haß gegen in friedliches Land zu säen, das nicht an diesem Tisch sitzt.“ Sie weigerten sich, die unbestreitbare Tatsache anzuerkennen, daß die Bundesrepublik ein wirklich demokrati- scher Staat sei, der seit dem Ende des zwei- ten Weltkrieges eine eindeutig auf friedliche Ziele gerichtete Politik betrieben habe. De-Gaulle-Attentäter festgenommen Paris(dpa), Serge Bernier, einer der Or- ganisatoren des Attentats von Petit-Clamart auf den französischen Staatspräsidenten de Gaulle am 22. August 1962, ist von der fran- zösischen Polizei festgenommen worden. Er war in der Nacht zum Freitag nach einer Schießerei mit der Polizei im Pariser Stu- dentenviertel am Pantheon verhaftet worden. Erst Freitag entdeckte die Polizei, welchen Fang sie gemacht hatte. Bernier, bekannt un- ter dem Pseudonym Jean Murat, ist für seine Teilnahme an dem Attentat in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Nasser berichtet Chruschtschow Kairo(dpa). Der ägyptische Staatspräsi- dent Nasser hat dem sowjetischen Minister- präsidenten Nikita Chruschtschow einen Brief über die jüngste Entwicklung im arabischen Raum geschrieben. Sukarno will sich einschalten Den Pas ar, Bali(dpa). Der indonesische Staatspräsident Sukarno hat am Freitag den Anspruch seines Landes angemeldet, in die Verhandlungen um die Bildung des südost- asiatischen Staatenbundes Malaysia(Malsya. Singapur und Nordbornec) eingeschaltet zu werden. Auf einer Festveranstaltung zu Ehren des chinesischen Staatsoberhauptes Liu Schao- Tschi auf der Insel Bali drohte Sukarno, er werde andernfalls die Malaysia-Verhandlun- gen zunichte machen. Gleichzeitig betonte der indonesische Staatspräsident, daß Indonesien und China gegen„die Ubel des Imperialismus, Kolonialismus und Kapitalismus“ eng zu- sammenarbeiten sollten. Querschnitt der Woche Von Gustav Roeder Es war vorauszusehen, daß sich die Mehr- heit der stimmberechtigten Metallarbeiter fü einen Streik ausspricht. Daß diese Mehrheit von 87,23 Proz. der Stimmberechtigten(181 108 Ja-Stimmen) eine Minderheit der über 500 000 Metallarbeiter in Baden- Württemberg dar- stellt, ist ein Schönheitsfehler, der allen Ur- abstimmungen in der Bundesrepublik anhaftet und der mindestens zum Nachdenken darüber anregen sollte, ob hier alles im Lot ist. Es kann weder gut sein, daß eine Minderheit der Arbeitnehmer in der Lage ist, den Streik aus- zurufen, noch kann es gut sein, daß die Nicht- organisierten später von den J ohnerhöhungen, die— eventuell mit Kampfmaßgnahmen— von der Gewerkschaft durchgesetzt worden sind. so Ohne weiteres profitieren. Doch das ist ein weites Feld und im konkre- ten Fall der prekären Tarifsituation in Baden- Württemberg nur ein Randgebiet. Wichtiger ist die Beantwortung der Frage, ob es zu einem Streik kommen wird. Die Zeichen ste- nen auf Sturm, von beiden Seiten wird der Wind sogar noch angefacht, aber im Grunde hofft jeder der beiden Partner auf ruhigeres Wetter, auf einen Kompromiß, der der eigenen Partei Vorteile bringt und doch so aussieht, als ob man ein Opfer für die Allgemeinheit gebracht hätte. In der Metallindustrie ist schon immer sehr hart verhandet worden, aber meist ist die Gewerkschaft nur bis hart an den Streik gegangen— mit Ausnahme jenes Streiks in Schleswig- Holstein, bei dem ja nachher das Kasseler Gericht die Gewerk- schaft zu Schadenersatzleistungen verdonnerte. Diesmal muß man sich fragen, ob eigentlich vor der Urabstimmung überhaupt genügend verhandelt worden ist. Die Frage stellen heißt sie schon verneinen. Seit Beginn der Tarif- auseinandersetzungen sind beide Seiten mit unnötiger Härte ins Zeug gegangen. Man hat am Verhandlungstisch sehr wenig miteinander gesprochen, dafür desto mehr in Zeitungs- anzeigen und Flugblättern gegeneinander ge- wettert. Die Beantwortung der Gewerkschafts- forderung auf acht Prozent Lohnerhöhung mit einem Lohnstopp-Angebot bis 31. Juli 1963 War ebenso ungeschickt und brüskierend wie die schroffe Ablehnung aller Unternehmer- angebote durch die Gewerkschaften Unbestreitbare Tatsache ist, daß ein Streik in der unerhört konjunktur-empfindlichen und exportintensiven Metallindustrie von Baden- Württemberg das ganze Wirtschaftsgefüge der Bundesrepublik in Gefahr bringen kann, zu- mal da in einigen Zweigen der Metallindustrie, vor allem im Maschinenbau, ein Auftrags- rückgang zu verzeichnen ist. Schon deswegen verbietet sich ein Streik. Die Gewerkschafts- Vorsitzenden Brenner und Bleicher wissen das ebenso genau wie die Industriellen, die aber bis jetzt noch kein akzeptables Angebot gemacht haben. Der sich abzeichnende Konjunkturstillstand müßte es eigentlich Konrad Adenauer ratsam erscheinen lassen, so bald wie möglich zurück- zutreten. Seine Amtszeit fiele damit mit der Prosperität zusammen, und sein Nachfolger müßte zwangsläufig in einer Zeit minder glorreicher wirtschaftlicher Entwicklung auch minder gut abschneiden Was uns in nächster Zeit am meisten auf den Nägeln brennen wird, ist die wirtschaftliche Entwieklung, und schen aus diesem Grunde wäre es zweckmößig. wenn Adenauer allen Widerstand aufgäbe und sich dem Votum seiner Partei unterordnete,. Eine (Fortsetzung auf Seite 2) CDU will unter Umständen am Dienstag Erhard nominieren Adenauer:„Ich glaube, es ist doch ganz gut, daß ich wieder in Bonn bin“ Von unserer Bonner Redaktion Bonn C). Der Nervenkrieg um die Kanzler-Nachfolge innerhalb der CDU/CSU treibt einem neuen Höhepunkt zu. Entschieden wendet sich eine starke Mehrheit in der Unions- Partei gegen die Absicht Adenauers und einiger führender CDU-Politiker, die Frage der Nachfolge bei den Beratungen des CDU/ CSU-Fraktionsvorstandes und der Bundestags- fraktion am Montag und Dienstag nächster Aus Führungskreisen der CDU verlautete am Freitag, unter diesen Umständen sei so- gar damit zu rechnen, daß die Fraktion ent- gegen ihrer bisherigen Absicht, Erhard be- reits am Dienstag zum Kanzler- Nachfolger nominiert. Bisher sollte diese Entscheidung bis nach der Sitzung des Parteivorstandes am 26. April zurückgestellt werden. Uberraschend hat am Freitag Bundeswirt- scha ftsminister Erhard in München den CSU- Darteivorsitzenden Strauß zu einer Aus- Sprache in der CSU- Landesleitung aufge- sucht. Wie es heißt, wollte Erhard Klarheit darüber, wie sich die CSU-Landesgruppe in der Nachfolge-Frage entscheiden werde. Die SU, die Erhard bereits vor Monaten auf ih- rem Parteitag demonstrativ als Nachfolger Adenauers herausgestellt hatte, ließ in den etzten Wochen mehrmals erkennen, daß sie dem Fraktionsgeschäftsführer Woche auszuklammern. nicht mehr geschlossen hinter dem„Kron- prinzen“ steht. Selbst ihr Parteivorsitzender Strauß, einst ein eifriger Befürworter der Kandidatur Erhards, hat sich in jüngster Zeit in seinen Außerungen zur Kanzlernachfolge auffällig zurückgehalten. In CSU-Kreisen wird nach den letzten Ereignissen jedoch er- wartet, daß die große Mehrheit der Landes- gruppe für Erhard stimmt. Der CDU/ CSU- Fraktionsvorsitzende von Brentano, der über Ostern in Cadenabbis mit dem Bundeskanzler über die Nachfolge- Frage gesprochen hatte, führte am Freitag nach seiner Rückkehr aus Südtirol in seinem Haus in Darmstadt ein erstes Gespräch mit Rasner. Am Montag vormittag wird Brentano den ge- schäfts führenden CDU Bundesvorsitzenden Dufhues und den CSU-Vorsitzenden Strauß unterrichten. Anschließend wird Strauß auch mit Sonderminister Krone sprechen, Wie ver- lautet, will Bundeskanzler Adenauer noch vor der Sitzung des Frektionsvorstandes Bundes- Wirtschaftsminister Erhard und Außenmini- ster Schröder um eine Aussprache bitten. MEISTERSTOLZ- Kleidung: Meisterhoftes Ergebnis unsers Bestrebens, das hleidsamste unc 5 eee xu prösenfieren. mn, Mannheim 081. „Friedensspione“-Skandal zieht immer weitere Kreise London(dpa). Der Ostblock ist vermut- lich über die bisher streng vertraulich behan- delten militärischen und zivilen Verteidi- gungspläne der britischen Regierung im Falle eines Atomkrieges bis ins einzelne unterrich- tet. Diese Annahme läßt ein ausführlicher Bericht von Radio Prag über das zu Ostern an Atomwaffengegner in Großbritannien verteilte Pamphlet der„Friedensspione“ zu. Der Bericht wurde von dem tschechoslowaki- schen Sender in der Nacht zum Freitag aus- gestrahlt und wird von der als regierungstreu bekannten Londoner Tageszeitung„Daily Telegraph“ ausführlich wiedergegeben. Noch immer Kämpfe Muong Phan(dpa). Die laotischen Neu- tralisten unter General Kong Le haben die Stadt Phongsavan auf der Ebene der Ton- Krüge an die pro kommunistischen Pathet-Lao- Einheiten verloren. Die Stadt bildete den letz- ten Stützpunkt der Neutralisten außerhalb ihres Hauptquartiers auf dem Flugplatz Muong Phan. Der Flugplatz selbst hat nach einer Meldung vom Freitagvormittag zeitwei- lig gleichfalls unter Beschuß gelegen und wurde beschädigt. In Baden- Württemberg drohen Streik und Aussperrung Trotz Drohung mit Aussperrung wollen die Arbeitgeber weiter verhandeln und Gesamtregelung anstreben Stuttgart/ Düsseldorf(dpa). Der Lohnkonflikt in der Metallindustrie Württem- bergs und Nordbadens hat sich am Freitag, einen Tag nach der Urabstimmung, weiter zu- gespitzt. Die Industriegewerkschaft Metall droht mit Streik, die Arbeitgeber drohen als Antwort mit Aussperrung. In Nordrhein- Westfalen, wo die Urabstim- mung in der kommenden Woche stattfinden Soll, trafen sich am Freitagnachmittag beim Landesschlichter noch einmal zwei kleine De- legationen der Tarifpartner der metallver- arbeitenden Industrie zu einem als„infor- mativ“ bezeichneten Gespräch. Direkte Er- gebnisse oder ein Einverständnis über die sofortige Aufnahme der unmittelbaren Kon- takte zwischen den Tarifpartnern wurden kaum erwartet. Sollte es in der Metallindustrie Württem- bergs und Nordbadens zu einem Arbeitskampf kommen, so wären davon 1080 Betriebe mit über 500 000 Arbeitern betroffen. Der erste Vorsitzende der IG Metall, Otto Brenner, er- klärte in Neckarsulm, der Vorstand der IG Metall werde den Streik sofort genehmigen, Wenn die Bezirksleitung Stuttgart einen ent- sprechenden Antrag stelle. Bei der Urabstim- Dreitägiger Besuch des US-Präsidenten Bonn, Berlin, Frankfurt, Heidelberg und München auf dem Programm Von unserer Bonner Redaktion Bonn(Z). Präsident Kennedy wird die Bundesrepublik erst in der zweiten Juni- Halfte, voraussichtlich vom 23. bis 25. Juni besuchen Nach einem bis jetzt nur in Grund- ziigen festgelegten Programm ist ein drei- zägiger Aufenthalt vorgesehen. Außer Bonn und Berlin will der Präsident auch Frankfurt und München besuchen. Seine Reise nach Süddeutschland wird Kennedy mit einem offiziellen Besuch im Hauptquartier der Querschnitt der Woche (Fortsetzung von Seite 1) Kanzlerschaft Erhards wäre in wirtschaftlicher Notzeit nicht der schlechteste Griff, wenn sie auch wahrscheinlich— eben wegen der Not- zeit— nicht von allzu langer Dauer wäre. Wenn sich CDU/ CSU und Kanzler unge- schickt benehmen, so kommt meist auch eine Ungeschicklichkeit der Regierung hinzu. Dies- mal war es das Vorgehen gegen die britischen Atomwaffengegner, die von Karfreitag bis Ostermontag auf dem Düsseldorfer Flughafen im Flugzeiig bleiben mußten. Als ob das Woh! und Wehe der Bundesrepublik von einer Handvoll Atombombengegner abhinge. Wer Märtyrer schafft, erreicht meist das Gegenteil dessen, was er gewollt hat. Die Ostermärsche der Atombombengegner wären in der natio- nalen ind internationalen Presse niemals so Stork beachtet worden, wenn die deutsche Po- ligei nicht so sehr dazu beigetragen hätte und außerdem durch die Laxheit, mit der sie den Eichmann- Mitarbeiter Rajakovic entschlüpfen ließ, ein Gegenbeispiel gegeben hätte. Die britischen Atombombengegner haben in wrem Heimatland Aufsehen genug erregt, als sie die zwölfseitige Flugschrift verbreiteten. die die Unterschrift„Friedensspione“ trug. An diesem Beispiel wurde evident, wie rasch eine aus lauteren Motiven entstandene regie- rungsfeindliche Bewegung staatsfeindliche und schlleglich landesverräterische Züge annehmen kann. Die ursprüngliche, aufrichtige Sorge wurde jetzt zum blinden Haß, und es hat nicht einmal eines Anstoßes von östlicher Seite be- durft(womit nicht gesagt sein soll, daß es einen solchen Anstoß nicht gegeben haben kant), um den britischen Staat und sogar die westliche Allianz in Gefahr zu bringen. amerikanischen Streitkräfte verbinden. Da es sich bei dem Besuch Kennedys in der Bundesrepublik um einen Arbeitsbesuch han- delt, reist der Präsident auch nicht in seiner Eigenschaft als Staatsoberhaupt, sondern als Regierungschef. Er ist daher während seines Aufenthaltes Gast des Bundeskanzlers. Dem Bundespräsidenten wird der amerikanische Präsident voraussichtlich nur einen Höflich- keitsbesuch abstatten. Aus der Art dieses Be- suches ergibt sich auch, daß die sonst bei einem großen Staatsbesuch festgelegten Gala- Empfänge entfallen werden. Regierungskreise in Bonn unterstreichen am Freitag nochmals die feste Absicht des ameri- kanischen Präsidenten, daß er am letzten Tag seines Aufenthaltes in der Bundesrepublik Berlin besuchen und dabei vom Bundeskanz- ler begleitet werde. Entgegen den bisherigen Plänen soll die Maschine des amerikanischen Präsidenten statt in Köln-Wahn auf dem Flughafen Düsseldorf-Lohausen landen. Die Fahrt in die Bundeshauptstadt könne von dort in Heidelberg aus schneller und sicherer zurückgelegt wer- den. mung am Donnerstag sprachen sich 87,23 Prozent der 207 619 stimmberechtigten organi- sierten Arbeiter für einen Streik aus. Brenner betonte, die Verhandlungen in Stuttgart könnten erst wieder aufgenommen werden, wenn der Gewerkschaft ein zumut- bares Angebot gemacht werde. Die Forderung nach einer achtprozentigen Lohnerhöhung sei nicht ultimativ. sondern als Verhandlungs- grundlage gedacht. Brenner ließ durchblicken, daß sich die IG Metall mit einer sechsprozen- tigen Lohnerhöhung zufriedengeben würde. Der erweiterte Ausschuß des Verbandes Württemberg- badischer Metallindustrieller be- schloß in Stuttgart, einen Streik mit einer Aussperrung zu beantworten. Der Vorsit- zende des Verbandes, Dr. Hanns M. Schleyer, forderte den Vorstand der IG Metall auf, sich mit Gesamtmetall zu einem„zentralen Ge- spräch“ zusammenzusetzen. Nur dadurch könne in letzter Stunde ein Arbeitskampf vermieden werden. Gegenstand der Verhand- lungen soll eine„Gesamtregelung unter Ein- beziehung der Arbeitszeitfrage“ sein. In dem Gespräch der Tarifpartner in Düs- seldorf soll nach Mitteilung von Vertretern beider Seiten nach Klarstellung der gegen- seitigen Auffassungen die Möglichkeit einer neuen Kontaktaufnahme überprüft werden. Von der IG Metall nehmen die vier Bezirks- leiter an dem Gespräch teil. Die Delegation der Arbeitgeber wird vom Vorsitzenden von Gesamtmetall, van Hüllen, geleitet. Nach Mit- teilung der IG Metall haben sich im Gebiet Ruhr Niederrhein fünf Firmen im Falle eines Streiks zum Abschluß von Haustarifen auf der Basis einer achtprozentigen Erhöhung bereit- erklärt. Dowling verabschiedet sich Berlin(dpa). Mit einem militärischen Ze- remoniell verabschiedete die amerikanische Garnison in Berlin am Freitagmittag den scheidenden amerikanischen Botschafter in der Bundesrepublik Walter C. Dowling. Auf dem Hof des amerikanischen Hauptquartiers in Zehlendorf war eine Ehrengarde mit den bunten Fahnen der amerikanischen Bundes- staaten angetreten. Während eine Militär- kapelle den Marsch„Stars and Stripes“ spielte, schossen mehrere Geschütze, die auf der Clay- Allee aufgefahren waren, den Abschieds- salut. Bundeskanzler Dr. Adenauer wird heute als ersten Besucher nach seinem Ur- laub den scheidenden amerikanischen Bot- schafter Dowling empfangen. Keine Aenderung am„Starfighter“- Programm Neue deutsche U-Boote weisen Mängel auf und müssen Werft aufsuchen Bonn(dpa). Das deutsche Programm läuft unverändert weiter. Alle Behauptungen, dieses Programm sei wegen neuer technischer Erkenntnisse ins Wanken geraten, wurden am Freitag vom Pressespre- cher des Bundesverteidigungsministeriums, Oberstleutnant Viebig, vor der Bundespresse- konferenz in Bonn als unrichtig zurückge- wiesen. Bei den gegenwärtigen Uberlegungen des alliierten europäischen Hauptquartiers in Pa- ris(Shape) handelt es sich um eine weit- gehende Verbesserung und Automatisierung des Bodenführsystems für die gesamte Luft- verteidigung in Europa, zu der nicht nur Ab- fangjäger der verschiedensten Typen mit ih- rem aufwendigen Bodenleitsystem, sondern auch Raketen und Radar-Warnsysteme ge- hören. Die militärischen Uberlegungen in der NATO, die unter der Bezeichnung„NAD GE“ (NATO air defense ground Environment) lau- fen, sind notwendig geworden, weil in letzter „Starfighter“ CDC/ FDP. Koalition in Rheinland-Pfalz perfekt Verhandlungskommissionen wollen Parteigremien zusammenrufen Von unserer Bonner Redaktion Bonn(Z). Die FDP wird die Regierungs- koalition mit der CDU in Rheinland-Pfalz unter Ministerpräsident Altmeier fortsetzen. Mit der Bekanntgabe der Kabinettsliste wird in der kommenden Woche gerechnet. Dies verlautete am Freitag aus Führungs- kreisen der FDP in Bonn. Die Koalitionsge- spräche zwischen FDP und SPD wurden als „demokratische Routine“ bezeichnet, die nicht zu einer gemeinsesmen Regierungsbildung füh- ren werde. Wie ferner bekannt wurde, hat Ministerpräsident Altmeier den Freien De— mokraten das Finanz- oder Innenministerium sowie das Justiz- und Landwirtschaftsmini- sterium sogeboten. Außerdem soll die FDP den Posten des Staatssekretärs im Kultus- ministerium besetzen. Die beiden bisherigen Koglitionspartner sollen sich auch geeinigt haben, daß die Lehrerausbildung nicht nur auf rein konfessioneller Ebene, sondern auch in simultanen Instituten erfolgen kann. Die Verhandlungskommissionen von FDP und CDU wollen Ende kommender Woche ihre höchsten Parteigremien zusammenrufen, um ihnen über den Stand der Roalitionsgespräche zu berichten. Bei den Beratungen über die Fortsetzung der bisherigen Regierungskoali- tion in Mainz, die am Donnerstag und Frei- tag zwischen CDU und FDP geführt wurden, sei in einer Reihe wichtiger Sach- und Per- sonalfragen Ubereinstimmung erzielt worden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung beider Verhandlungskommissionen. Das Ge- spräch habe in einer guten Atmosphäre statt- gefunden. In der nächsten Woche sollen die Verhandlungen fortgesetzt werden. Zeit Bedenken wegen der Wirksamkeit des bisherigen Führungssystems aufgetaucht sind. Darunter wird die elektronische Führung für das standen. gesamte Luftverteidigungssystem ver- Die heftige Kritik gegen den„Starfighter“, die die NATO-Uberlegungen unberechtigt zum Ausgangspunkt nimmt, Fachleuten Verwunderung hervorgerufen. ES wurde dazu betont, daß eine moderne Elek- tronik für die Führung von Abfangjägern vom Boden aus für jedes Jagdflugzeug verlangt Werde, das innerhalb der NATO eingesetzt Wird. Ein zentrales Führungssystem mit einem dichten Radarnetz von der Türkei bis Nor- Wegen erfordere entsprechende elektronische Empfangsstationen in den Abfangflugzeugen. Ein langjähriger Entwicklung seit mehreren Jah- ren in den USA und Kanada. umstellung keine wesentlichen Kosten. hat bei deutschen solches Führungssystem besteht nach Die Geräte- in den Flugzeugen verursache Bei den neuen deutschen 350-t-Untersee- booten, die von allen Fachleuten bisher als auherordentlich moderne Entwicklung in Kon- struktion und Material gepriesen wurden, ha- ben sich unvorhergesehene Materialmängel herausgestellt. Zur Sicherheit der Besatzungen und zur Erfüllung der militärischen Anforde- rungen an diese Schiffe müssen nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums in Bonn die Boote aus dem Dienst gezogen werden, damit die technischen Schwierigkeiten in der Werft behoben werden können. Wie diese Mängel behoben werden können, wurde vom Bundesverteidigungsministerium nicht mitgeteilt. kungen der Mängel wird absolutes Stillschwei- gen bewahrt, weil sonst die militärischen An- forderungen an diese Unterseeboote genannt werden müßten. Dem Verteidigungsausschuß des Bundestages sind diese Schwierigkeiten als Geheime Verschlußsache amtlich mitgeteilt worden. Welche finanziellen Mehrbelastungen für den Verteidigungsetat durch die notwen- digen Umbauten entstehen, läßt sich gegen- wärtig noch nicht übersehen. Uber die etwaigen Auswir- — gr er 5 decaenan rau. Cophright by„Litag“. Westendorf 5 durch Verlag 0 Graberg& Görg. Wiesbaden (45. Fortsetzung) Und der Vater, an dessen Unschuld er bis- her nicht glauben wollte, an die zu glauben er sich innerlich wehrte, ist untadelig und rein. Mit diesem Wissen kommt ein Teil der alten Liebe zurück in Marios aufgewühltes und verwirrtes Herz. Und daneben ein Teil der Bewunderung, die er immer für seinen Stiefvater gefühlt hatte. Auch er wird mich jetzt verachten, begreift er. Mehr noch— mich hassen. Noch ein Gedanke überflutet sein Fühlen: Auch Lilli wird mich verachten und sich von mir wenden. Ich werde in Zukunft entsetzlich, unfaßglich allein sein, selbst dann, wenn Tora an meiner Seite ist. Mit irren Augen sieht er sie an. Aber sie blickt über ihn hinweg. 8 f „Wir wollen gehen, Mario. Keine Minute mehr zögern.“ a „Wohin?“ 1. „Zur Stastsanwaltschaft natürlich“, versetzt sie.„Ich werde Doktor Stolz jetzt anrufen, am besten ist es, wir holen ihn ab und fahren mit ihm zusammen. Schnell, machen Sie sich fertig.“ Ihr Ton ist fremd, kalt, beinahe feindselig. Sie geht zum Schreibtisch und greift nach dem Apparat. Da ist Mario neben ihr.„Tora, ach Tora!“ Er reißt sie in seine Arme. N. Er will seinen Lohn! fühlt sie. Schließt die Augen. Bleibt reglos und läßt seine glühen- dien, schmerzlichen Küsse über ihr Gesiclit glei- ten. Jah sibt er sie frei. Sie taumelt und hält sich. Sie beachtet die kurchtbare Blässe, die Verstörtheit in seinen Augen nicht. i»Wartel, bittet er,„warte hier auf mich. In wenigen Minuten bin ich wieder bei dir. Dann 1 wollen wir gehen.“ eee Tora ist allein. Sie verbindet sich mit Dok- tor Stolz. Sagt ihm, was geschehen ist, ver- spricht, den Anwalt in kürzester Zeit abzu- holen, Er will sich inzwischen schon mit der Staatsanwaltschaft in Verbindung setzen und alles Notwendige vorbereiten. Tora hängt ab. Es dauert lange, bis Mario kommt. Erschöpft setzt sie sich noch einmal. Sie bemüht sich, sich ihre Zukunft vorzustel- len. Sie ist unausdenkbar. Sie will sich klar- machen, daß sie sich tausendmal! in diesen acht Wochen gesagt hat, daß sie alles, alles tun würde, um den Geliebten zu retten, daß sie bereit und fähig sei, jedes Opfer zu bringen. Nun hat das Schicksal das Opfer ihres Glücks, die Aufgabe ihrer Persönlichkeit gefordert für diesen hohen Preis— sie muß und will es bringen. Muß sich dazu durchringen. Ma- rios Motive, seine Handlungsweise in freund- licherem Lichte zu sehen. Sie darf den Mann, dessen Frau sie nun werden soll, nicht hassen und verachten. Aber sie fühlt, daß diese Empfindungen über ihr zusammenschlagen, daß unüberwindliche Angst vor dem Leben von ihr Besitz ergreift. Hartmut wird frei sein! Sie sagt es sich wieder und wieder. Sie hat ihn ja nicht für sich befreien wollen, nur für ihn selbst. Nur an ihn hat sie gedacht in dieser ganzen Zeit. Und doch. Und doch.. Es ist unfaßlich schwer, sich selbst, seine eigenen Neigungen und Wünsche vollständig auszuschalten. Ich muß meine Energie wiederfinden. Muß das Leben ertragen, nachdem es mir dieses größte, gnadenvolle Glück, Hartmuts Freiheit, den Beweis seiner Unschuld, gegeben hat. Es ist schlimm, mit diesen Gedanken allein zu sein. Unerträglich ist es, hier müßig zu sit- zen. Wo bleibt Mario? Warum zögert er so lange? Was hat er denn noch Wichtiges zu tun, da es doch einzig wichtig auf der Welt ist, Hartmut aus der Qual seiner Gefangen- schaft zu befreien, ihm die erlösende Bot- schaft zu bringen. N In die Stille, die sie umgibt, in ihre Ge- danken hinein tönt plötzlich das laute, schreck- liche Geräusch eines Schusses. Tora springt auf. Und weiß sofort mit grauenhafter Deut- lichkeit, was dieser Schuß zu bedeuten hat. „Mario!“ Sie schreit seinen Namen. Und nun ist plötz- lich nichts mehr von Haß und Verachtung in ihr. Sie begreift: Ein armer, verirrter, von seinen Gefühlen gehetzter und getriebener Mensch. Sie stürzt in sein Zimmer. Es ist nicht ver- schlossen. Gott sei Dank! Mit ihr zugleich betreten es die beiden Mädchen, die aus der Küche gelaufen kommen. Mario liegt auf der Erde vor seinem Schreib- tisch. Den Revolver hält seine Hand fest um- krampft. Sein Gesicht ist wWächsern blaß. Die Augen sind geschlossen. Die Mädchen schreien auf. Ueber Tora Hel- ler kommt nun wieder die alte Energie der Aerztin, die Ruhe und Sicherheit, die früher ihr Wesen kennzeichneten. Hier liegt ein leidender Mensch und be- darf ihrer. Alles andere tritt zurück. Sie kniet neben dem reglosen Körper, legt ir Ohr auf seine Brust. Ganz leise, ganz schwach klopft sein Herz. „Er lebt!“ sagt sie, und ein Leuchten geht über ihre Züge.„Vielleicht ist er noch zu retten!“ l Mit den Mädchen bettet sie ihn, entklei- det und untersucht ihn. Die Kugel muß so schnell wie möglich entfernt werden. Der Schuß hat das Herz nicht getroffen, aber es kann innere Verblutung eintreten, wenn nicht sofortige Hilfe kommt. 8 Tora telefoniert mit ihrem Vater. Sagt ihm in kurzen Worten, was geschehen ist. Er soll eiligst kommen und von seinen Kollegen den besten verständigen, den er in der Eile er- reichen kann. Professor Heller verspricht alles. f. Dann nimmt Tora die beiden Briefe, die auf dem Schreibtisch liegen, die Mario vorhin in Hast und Eile geschrieben hat. Der eine ist an die Staatsanwaltschaft gerichtet, aber der Umschlag ist nicht verschlossen. Der an- dere ist für Tora bestimmt. Sie liest: „Tora! ö Ich kann nicht leben mit dem Wissen, daß du mich verachtest,. Ich habe das Höchste er- reicht, was das Dasein mir bieten konnte: Deine Zusage, meine Frau zu werden. Aber in diesen letzten Minuten habe ich erst be- griffen, um welchen Preis! Du verurteilst mich und mein Handeln. Ich habe ein Verbrechen begangen, als ich meinen Fund der Oeffentlichkeit verschwieg. Papa wird mich hassen, Lilli wird sich von mir wenden. Aber vor allem kann ich nicht ertragen, um Deine Verachtung zu wissen. Ich gebe Dir Dein Wort zurück. Du bist frei, Tora, ich richte mich selbst. Mario“. Der Brief an die Staatsanwaltschaft, den Tora dann liest, enthält die Schilderung, wie Mario im Geheimfach des Sekretärs seiner Mut- ter das Päckchen fand und es heute Fräulein Doktor Heller übergeben hat.„Ich mag und kann nach allem, was geschehen ist, nicht weiterleben und erschiegbe mich nach Been- digung dieses Schreibens“, schließt der Brief. Tora schickt Elisa aus dem Zimmer. Sie bleibt mit Mario allein. Beugt sich über ihn und küßt in schwesterlicher Zuneigung, in großer Ergriffenheit seine wachsbleiche Stirn. Armer, lieber, törichter Junge! fühlt ihr Herz. Wenn wir dich retten könnten! Draußen sind Stimmen, Lilli ist nach Hause gekommen. Sie hat von Elise gehört, was sich zugetragen hat. Sie schreit auf. Tora eilt zu ihr, zieht sie in ihre Arme, umschlingt sie und berichtet alles. 5 „Onkel Hartmut unschuldig? Ich hab! es immer gewußt! Aber Mario, Mario. Muß er sterben?“. 5 „Vielleicht ist er zu retten. Mein Vater wird gleich hier sein. Ich überlasse Mario jetzt Ihnen, Lilli Sie werden nach der Operation dei ihm bleiben und ihn hoffentlich gesund pflegen. Dann kann noch alles gut werden— auch für Sie. Ich muß fort.“ f * SGcmuß folg)