— Erscheint: und samstags. Frei Haus 2.20, im verlag abgeholt 1.80, durch die Post 1.80 zuzügl. Zustellgebühren.— Einzelnummer 15 Pfg. montags, mittwochs, freitags Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Telefon 87 12 16 Anzeigenpreise: die 6 gespaltene Milli- 18 Pfg.— Preisliste Nr. 2) Abbestellungen können nur bis 25. auf meterzeile den Monatsersten angenommen werden. Nr. 180 Samstag, 16. November 1963 15.63. Jahrgang Regierung die Frage stellen müssen, Kompromiß im Finanzstreit zwischen Bund und Ländern Ouerschattt de, Woche Vermittlungsausschuß soll Zwischenlösung ausarbeiten Erhard: Neue Zusammenarbeit bahnt sich an Bonn(dpa). Eine Zwischenlösung im Finanzstreit zwischen Bund und Ländern wurde am Freitagvormittag im Gespräch von Bundeskanzler Erhard mit den Länderminister- präsidenten gefunden. Die Bundesregierung wird unverzüglich den Vermittlungsausschuß anrufen. Dieser Ausschuß soll eine bis 1965 befristete Zwischenlösung der Verteilung der Einkommen- und Körperschaftssteuer bis zum Jahre 1965 ausarbeiten. Am 1. Januar 1966 würde, falls keine endgültige Lösung gefunden wird, die gegenwärtige Regelung wieder in Kraft treten. In unterrichteten Kreisen wird damit ge- rechnet, daß der Vermittlungsausschuß 40 Prozent Bundesanteil an der Einkommen- und Körperschaftssteuer vorschlagen wird. Die Festsetzung im einzelnen bleibt dem Vermitt- lungsausschuß überlassen. Gegenwärtig be- trägt der Bundesanteil 35 Prozent. Die Bundesregierung will für das laufende Jahr nicht mehr auf ihrer Forderung von 40,5 Prozent Anteil an der Einkommen- und Körperschaftssteuer bestehen, sondern sich mit 38 Prozent begnügen. Bundeskanzler Er- hard sagte nach der Besprechung mit den Ministerpräsidenten, für 1964 und 1965 sei je- doch eine Erhöhung notwendig. Eine Frage, ob für diese beiden Jahre 40 Prozent gefordert Werden, wollte Erhard weder bejahen noch dementieren. Er sagte, er wolle keine Zahlen nennen, um nicht die Arbeit des Vermittlungs- ausschusses zu präjudizieren. Pompidou verteidigt französische Atomstreitmacht Paris(dpa). De Gaulles Premierminister Pompidou stützte sich am Freitag auf das Beispiel Großbritanniens, um die französische Atomstreitmacht gegen die Kritiker von innen nl außen zu verteidigen. Er zitierte eine Er- klärung des neuen Außenministers Butler, daß die unabhängige britische Atomstreit- macht ein wichtiges Unterpfand für seine Verhandlungen über internationale Probleme sei und fügte hinzu:„Was für die Engländer gut ist. mug ja wohl auch für die Franzosen gut sein.“ Lübke auf Insel Kiuschu Beppu(dpa). Bundespräsident Lübke ist am Freitag in Beppu auf der südvietnamesi- schen Insel Kiuschu eingetroffen. Nach sei- nem offiziellen Staatsbesuch in Japan will sich Lübke dort drei Tage lang ausruhen und am 18. November zu einem Staatsbesuch auf den Philippinen weiterreisen. Vorher hatten sich der Bundespräsident und seine Frau drei Tage lang in der alten Kaiserstadt Kioto aufgehal- ten, von wo sie auch die Städte Nara und Osaka besichtigten. Erhard äußerte sich über den Ausgang des Gespräches sehr zufrieden.„Wenn man be- denkt, daß ich erst seit drei Wochen im Kanz- leramt bin und schon zwei Gespräche mit den Ländern geführt habe, kann man wohl mit Recht sagen, daß eine neue Zeit in der Zu- sammenarbeit zwischen Bund und Ländern sich anbahnt.“ Der baden- württembergische Ministerpräsident Kiesinger unterstrich diese Worte. Der Kompromiß zwischen Bund und Län- dern wurde von beiden Seiten als befriedigend bezeichnet. Den Ländern wird damit Gelegen- heit gegeben, ihr Steuereinkommen neu ein- zuteilen. Der Bund sieht sich in der Lage, am 1. Januar 1966 neue Verhandlungen auf- zunehmen. Bis dahin sollen vier Sachver- ständige das Gestrüpp unklarer und unzweck- mäßiger steuerlicher Regelungen, das sich im Laufe der Jahre zwischen Bund und Ländern entwickelte, gelichtet haben. Sobald die Gruppe dieser vier Sachverständigen gebildet ist, wollen Bundesfinanzminister Dahlgrün, Bundesratsminister Niederalt, Bundesratsprä- sident Diederichs und der nordrhein-westfä- lische Ministerpräsident Meyers mit ihr den Arbeitsbereich für die finanzpolitische Be- standsaufnahme abgrenzen. ö In politischen Kreisen Bonns werden als Mitglieder der Sachverständigenkommission genannt: der Generaldirektor der ESSO und frühere Ministerialdirektor im Bundesfinanz- ministerium Menshausen, der frühere hessi- sche Finanzminister und gegenwärtige Vize- präsident der Bundesbank Fröger, der frühere CDU- Bundestagsabgeordnete Rechtsanwalt Neuburger und der frühere nordrhein-west⸗ kfälische Staatssekretär Loschelder. Offiziell wurde nach der Besprechung mit- geteilt, daß die vier Sachverständigen beauf- tragt wurden, eine gründliche Bestandsauf- nahme über alle Probleme der Finanzreform vorzunehmen. Sie soll sich auf die Aufgaben und Lastenverteilung, die Regelung der Fi- nanzverfassung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden, dem Steuerverbund und andere Fragen erstrecken. Nach Benennung der Sach- verständigen sollen Bundesfinanzminister Dr. Dahlgrün, Bundesratsminister Dr. Niederalt, Bundesratspräsident Dr. Diederichs und Mi- nisterpräsident Dr. Meyers(Nordrhein-West⸗ falen) zusammen mit der Sachverständigen- gruppe das Programm der Bestandsaufnahme festlegen. Auf Grund der Bestandsaufnahme würden dann Bund und Länder die Form, den Inhalt und die Zeitfolge der Arbeiten fest- legen. Offener Konflikt zwischen Erhard und Strauß Mit Kriegsopferrenten-Plan der Regierung nicht einverstanden Bonn(Z). Die Auseinandersetzung um die Verbesserung der Kriegsopferversorgung hat zu einem offenen Konflikt zwischen Bundes- Kanzler Erhard und dem CSU- Parteivorsitzen- den Strauß geführt. In einem Koalitionsge- spräch am Donnerstagabend hat Erhard den früheren Verteidigungsminister Strauß ge- warnt, einen Weg zu gehen, der das Verhält- nis zwischen CDU und Csu aufs schwerste belasten könnte. Im Gegensatz zur FDP und zur großen Mehrheit in der CDU konnte sich die CSU bisher nicht entschließen, den von Erhard mit einer Gruppe von FEoalitionsabgeordneten vereinbarten Plan zu billigen, die Kriegs- Opferrenten in zwei Etappen zu erhöhen. Zu- sammen mit seinen Parteifreunden, mehreren Spaltung Deutschlands nicht vertiefen Butler formuliert Voraussetzungen für Ost-West- Verhandlungen London(dpa). Drei Grundvoraussetzun- gen für künftige Entspannungsverhandlungen mit den Sowjets nannte der neue britische Außenminister Richard Butler am Freitag in seiner ersten Unterhausrede als Chef des Foreign Office. Die Punkte sind folgende: 1. Das militä- rische Gleichgewicht darf durch solche Ver- handlungen nicht gestört werden. 2. Der Zu- sammenhang der westlichen Allianz darf durch nichts gestört werden. 3. Die Freiheit West- berlins und das Recht der Sowetzonen-Be- völkerung auf Selbstbestimmung sind von le- benswichtiger Bedeutung für den Westen. Die britische Regierung trete für umfas- sende NATO- Konsultationen als Grundlage Für künftige Verhandlungen mit den Sowjets Ein. Es Wäre töricht, falsche Hoffnungen zu Wecken, denn die Sowjets seien schwierige Verhandlungspartner. Die Meinung, daß alle Verhandlungen für den Westen gefährlich Selen, treffe aber nur dann zu. wenn der We- sten selbst nicht einig sei. Eine gewisse Bieg- samkeit sei nicht mit Schwäche gleichzusetzen. Wes die Möglichkeit eines Nichtangriffs- Paktes angehe. so komme es darauf an, das dieser nicht die Autorität des Sowjietzonen- Tegimes erhöhen und die Spaltung Deutsch- lands vertiefen dürfe. Aus den bisberigen KRontaktgesprächen mit den Sowjets sei nicht Kklargeworden. welche Wirkung ein Nicht- angriffspakt auf Berlin haben würde. Butler Wies darauf hin, daß es außer einer offenen Aggression auch andere Mittel geben könne, die Freiheit und Lebensfähigkeit Westberlins zu untergraben. Die Westmächte seien be- müht. allen solchen Gefahren vorzubeugen. „Eine Warnung richtete Butler schließlich an die Sowzets, als er erklärte, wenn es auf der Berliner Autobahn zu neuen Konvoi-Zwi- schenfällen komme, werde sich die britische Sowjets„trotz der hoffnungsvolleren Zeichen anderswo“ die Spamnungen um Berlin wieder- erwecken wollten. Butler betonte, daß sich die britische Re- gierung nach wie vor nicht zu einer Teil- nahme an der geplanten multilateralen NATO- Atomstreitmacht verpflichtet habe. Diese Pläne seien andererseits jedoch„eine Tatsache, die wir in unserer Außenpolitik nicht ignorieren können“, OSDU- Abgeordneten und der SpD opponiert Strauß gegen eine solche Regelung und ver- langt die Verbesserung der Rente in der vor- gesehenen Höhe von 1.2 Milliarden DM. noch im Jahre 1964. Dabei wird geltend gemacht, daß der Bundesetat 1964 trotzdem nur mit etwa 800 Millionen DM, belastet würde, da die weiteren 400 Millionen DM erst 1965 auf- gewendet werden müßten. In Koalitionskreisen befürchtet man nun, daß die CSU, die eine endgültige Entschei- dung von der Meinung ihres am Samstag in München tagenden Landesausschusses abhän- gig macht. im Bundestag zusammen mit der SPD gegen die große Mehrheit der Koalitions- Abgeordneten stimmen könnte. Die Haltung des CSU-Vorsitzenden Strauß im Koalitions- gespräch am Donnerstagabend wurde daher auch in der CDU scharf kritisiert. Strauß, 80 wird argumentiert, versuche bereits bei der ersten Gelegenheit, Bundeskanzler Erhard Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Auch Sonderminister Krone, der an der Aussprache teilnahm, hat Strauß vor einer solchen Politik deutlich gewarnt. CSU-Abgeordnete hoffen, noch einen Kompromiß zu finden, durch den ein ernstes Zerwürfnis mit der CDU verhin- dert werden kann. Aus FDP-Kreisen war zu hören, der CSU- Parteivorsitzende versuche sein ramponier- tes Ansehen nun durch eine Gefälligkeits- politik aufzumöbeln. Es liege an Erhard, auch Segenüber Strauß und CSU klare Verhältnisse Zzu schaffen. Noch kein Kontakt zu Professor Barghoorn Sorin: Die Sache liegt in Händen der Behörden Moskau(dpa). Die Versuche der ameri- kanischen Botschaft in Moskau, Verbindung zu dem verhafteten amerikanischen Professor Barghoorn aufzunehmen, blieben bis zum späten Freitagabend erfolglos. In Kreisen der amerikanischen Botschaft wurde Enttäuschung über das Verhalten der Sowjets geäußert. Es wurde die Frage aufgeworfen, wie die- ses Verhalten mit dem von den Sowjets im- mer wieder zitierten„Geist von Moskau“ in Einklang zu bringen sei, nachdem höchste amerikanische Stellen versichert hätten, daß Prof. Barghoorn ohne Spionageauftrag im Rahmen des sowietisch- amerikanischen Kul- turaustausches nach der Sowjetunion gekom- men sei. Der Verlauf der Auseinandersetzungen um den Verhafteten wird unter den westlichen Beobachtern in Moskau mit größter Auf- merksamkeit verfolgt. Unter Hinweis auf frühere Verhaftungen von Angehörigen west- Ucher Nationen wurde darauf hingewiesen, wie empfindlich die sowjetischen Sicherheits- organe reagieren. 7 ob die Der stellvertretende sowjetische Außenmini- 4 ster Valerian Sorin kritisierte am Freitag- abend, daß die Amerikaner im Zusammen- hang mit der Verhaftung des amerikanischen Porfessors Barghoorn die geplanten Gespräche über einen Kulturaustausch verschoben ha- ben. Er sagte auf Fragen von westlichen Re- Portern:„Ich kann nicht verstehen, wie dieser eine Zwischenfall die gesamten sowjetisch- amerikanischen Beziehungen beeinträchtigen kann.“ Sorin war von den Reportern auf einer Veranstaltung des Instituts für sowjetisch- amerikanische Beziehungen bestürmt worden. Auf die Frage, was sich jetzt in dem Fall des amerikanischen Professors ereignen werde, meinte Sorin, das wisse er nicht. Die Sache liege in den Händen der Behörden. 5 Drei Universitäten im Washingtoner Bereicti haben am Freitag im Zusammenhang mit der Barghoorn-Affäre ihre Einladung an eine Gruppe sowjetischer Intellektueller rückgän- gig gemacht. Die sowjetischen Gäste, 16 Tou- risten, die von dem sowjetischen Institut für sowjetisch- amerikanische Beziehungen unter- Stützt werden, waren am Donnerstagabend in Washington angekommen. — Von Kurt Renczes Moskaus neueste Linie scheint eine„Politik der kalten Duschen“ zu sein. In diesen„New Look“ passen sowohl die Zwischenfälle auf der Berliner Autobahn, die Festnahme des amerikanischen Professors und Rußland- Experten Barghoorn während seiner Reise durch die Sowjetunion, als auch die neuen scharfen Töne aus Ostberlin. Nach einem Kommentar der Ost-Berliner Zeitung“ will Pankow das„Garantieversprechen“ für die Verbindung Westberlins über die Verkehrs- Wege der Zone annullieren, falls der östliche Vorschlag einer Neutralisierung des westlichen Teils von Berlin von den Westmächten nicht akzeptiert werde. Nachdem Chruschtschow von den Amerikanern eine unmißverständ- liche Antwort auf die letzten Provokationen auf der Berliner Autobahn erhalten hat, scheint er nun seinen Genossen in Pankow „Grünes Licht“ für eine Politik der Nadel- stiche in Berlin gegeben zu haben, Auch die Amerikaner rechnen mit weiteren provozie- renden Maßnahmen auf der Berliner Auto- bahn, wie aus einer Andeutung Präsident Kennedys auf seiner letzten Pressekonferenz hervorgeht. Bedürfe es zudem noch eines Beweises, daß dem Kreml zur Zeit an einer Lösung des deutschen Problems nichts gelegen ist, 80 hätte man ihn durch die Wiederwahl Ulbrichts eindeutig geliefert bekommen Nur Moskau wäre in der Lage, seinen spitzbärtigen Statt- halter von der Bühne abtreten zu lasse Nicht ohne Grund dürfte der Stalintst Ulbri 5 Symbol einer harten und unversöhnlichen Politik, am Schalthebel der„DDR“ Worden sein. Die sowjetische Deutschland- Politik ist damit in eindeutiger Weise auf Jahre hinaus abgesteckt. 5 Die Verhaftung Barghoorns hat die eupho- rische Stimmung, die in den Vereinigten Staa- ten nach dem Abschluß des Peststopp-Abkom- mens aufgekommen war, vollends ernüchtert. Zwar ist man auch jetzt bereit— wie damals bei den Autobahnzwischenfällen— von Mag- nahmen untergeordneter(Sicherheits-) Be- hörden zu sprechen, die in ihrem Ubereifer einen Spionagefall gewittert und ohne Unter- richtung höherer Stellen die Verhaftung vor- genommen hätten. Damit soll wohl Chru- schtschow eine„goldene Brücke“ gebaut wer- den. Unter Hinweis auf die Verantwortung dieser unteren Stellen könnte er sich dann aus der Affäre ziehen. Selbst wenn der Kremichef diesen gutgemeinten Ball auffängt— die An- ordnung der Festnahme des UsS-Professors dürfte sehr wehl von allerhöchster Stelle ge- geben worden sein. Wollten die Sowjets da- mit die Wiederaufnahme der Verhandlungen über eine Verlängerung des amerikanisch- russischen Kulturabkommens von vornherein torpedieren? Es mag sein, daß das ehrliche Verlangen der sowjetischen Bevölkerung nach einem intensiveren Kontakt mit der Außenwelt der Moskauer Regierung nicht in den Kram paßt. Eine solche Begegnung zwischen beiden Völ- kern wäre das erste Ziel eines Kulturabkom- mens gewesen, das den Austausch von Wis- senschaftlern und Technikern, von Künstlern und Studenten vorsieht. Wenn jedoch dem Kreml nur daran gelegen wäre, die Fühlung- nahme seiner Bürger mit Menschen anderer Nationen zu verhindern, dann hätte es nicht eines solchen Eklats wie der Verhaftung Barghoorns bedurft. Die Kulturverhandlungen hätten auch auf andere Weise zum Scheitern gebracht. zumindest endlos hinausgezögert werden können. Der Kreml hat doch gerade hierin seine unnachahmliche Meisterschaft des öfteren demonstriert. Auch das Argument, Moskau wolle durch die Verhaftung des US- Professors eine Geisel in die Hand bekommen, mit dem um die Freilassung in Amerika ver- hafteter sowjetischer Spione gefeilscht wer- den könne, mag nicht überzeugen. Dafür ist der Einsatz, den die Russen im Fall Barghoorn wagten, denn doch zu hoch. Er hat die ameri- kanisch-sowjetischen Beziehungen ernsthaft belastet. Ein solcher Preis ist für die Freilas- Fortsetzung auf Seite 2) o dlie junge kleidung ein neber europbischer Kleiderstil fur die ganze Fomili Mennheim 05 16 C Bald rollen die Autos über Europas höchste Brücke Europabrücke der Brenner-Autobahn fertiggestellt Eine endlose Strecke verliert ihren Schrecken Alle Autofahrer, die nach Italien oder Südtirol wollen, haben es von der kommenden Woche an leichter. Die bisher endlos scheinende Strecke zwischen Innsbruck und dem Bren- ner-Paß wird viel von ihrem Schrecken verlieren, nachdem planmäßig die erste Phase der Bauarbeiten an der Brenner-Autobahn auf österreichischer Seite vollendet wurde. Die neue Strecke wird am Sonntag dem Verkehr Diese sieben Kilometer lange Teilstrecke Zwischen Innsbruck und Schönberg— ist al- lerdings nur ein Bruchteil jener Arbeiten, die noch zu bewältigen sind, bis die Verbin- dung zwischen der deutschen Autobahn und der italtenischen„Strada del Sol“(Sonnen- Straße) zwischen München und Modena ge- schlossen ist. Trotzdem können die Techniker Auf österreichischer Seite mit ihrer Arbeit zu- frieden sein. Der wichtigste Abschnitt der Brenner-Autobahn ist vollendet, und bald werden die Autos von Norden nach Süden übergeben. und in umgekehrter Richtung über die höch- ste Brücke Europas rollen können. Der bisher in Angriff genommene und nun fertiggestellte Bauabschnitt führt nämlich über die„Europa- brücke“, ein technisches Meisterwerk, das mit 820 Meter Länge das ler Bergflüßchen Sil! in 190 Meter Höhe quert und damit die höchste Brücke Europas ist. Die Fahr- bahn ost steigt auf der Brücke in Nord- Süd-Richtung zum Brennerpaß um vier Pro- zent an. Die Brückenbreite von über 22 Me- tern hat bei der Bergfahrt zwei Spuren und DER WICHTIGSTE ABSCHNITT der Brenner Autobahn ist vollendet, und bald werden die Autos von Norden nach Süden und in umgekehrter Richtung über die höchste Brücke Zuropas rollen können. Der bisher in Angriff genommene und nun fertiggestellte Bauab- schnitt führt nämlich über die„Europabrucke“, ein technisches Meisterwerh, das mit 820 Meter Länge das Tiroler Bergffüßchen Sill in 190 Meter Höhe überquert und damit die Röchste Brüche Europds ist. Das Gift stand auf dem Richtertisch Angestellter der Herstellerfirma als Zeuge Mehrere Probeflaschen eines giftigen Pflan- zenschutzmittels standen am Freitag im Flens- burger Schwurgericht auf dem Richtertisch. Als Zeuge hatte die Flaschen ein Angestellter der Herstellerfirma nach Flensburg gebracht. Mit solchem Gift soll der 53 Jahre alte Tischlermeister Franz Winter am 12. Juni ver- Sangenen Jahres seine Ehefrau Margarethe heimtückisch getötet und den Tod der Freun- din seiner Ehefrau, der 46 Jahre alten Maria Gröning, fahrlässig verursacht haben. Der Firmenvertreter, Dr. Karl Krüger, be- richtete, daß das Pflanzenschutzmittel bis De- zember 1958 eine bräunliche Farbe hatte, Auf Wunsch des Bundesinnenministers erhielt es Wegen den zahlreichen Morde und Selbst- morde, die mit diesem Mittel begangen wur- den, zum Schutz eine bläuliche Färbung. Als dem Zeugen die Taschenflasche mit Eierlikör — aus der die Frau des Angeklagten und die Freundin getrunken hatten— gereicht wurde, erklärte Dr. Krüger, er möchte sagen, daß in der Flasche kein derartiges Gift sei,„denn es riecht nicht.“ Aus dem Giftbuch des Flensburger Drogi- Sten Franz Pohlmann ging hervor, daß Frau Winter am 31. Mat 1955 und vermutlich am selben Tage— das Datum war nicht mehr genau zu entziffern— Leo Wichert, ein Be- kannter von Frau Göring, das Pflanzenschutz- mittel gekauft hatten. Erstaunen erregte bei den Teilnehmern des Prozesses, daß der Angeklagte angeblich schon am Tage nach dem Tode seiner Frau deren Kleider zur Desinfektion gebracht hatte. Der Angeklagte Winter behauptete, auf Anraten der Kriminalpolizei Rock und Bluse sowie Zwei Decken von der Couch, auf der Frau Winter starb, zum Desinflzieren gegeben zu haben. Der Desinfektor sagte jedoch als Zeuge Aus, er habe keine Decken, sondern nur Kleid, Rock und Bluse erhalten. Der 60 jährige frühere Verlobte von Frau 9 Göring sagte als Zeuge aus, Winter habe an den Särgen der beiden toten Frauen ein Kreuz geschlagen. Uber die Ehe der Winters sagte der Zeuge:„Ich hatte den Eindruck, daß sie immer in den Flitterwochen lebten.“ Ein gutes Zeugnis stellte eine Arztin dem Angeklagten aus. Er sei fleißig, tüchtig und sympathisch gewesen. Als er am Abend des Todestages seiner Frau zu der Arztin kam, um sich ein Mittel gegen Herzschmerzen zu holen, habe er nicht den Eindruck gemacht, als verberge er ein schlechtes Gewissen. zusätzlich eine Kriechspur für schwere Fern- laster sowie zwei Spuren für die Talfahrt. Außerdem sind außerhalb der Fahrbahnen— von diesen durch Stahlleitplanken getrennt— beiderseits 1,20 Meter breite Gehwege. Da zu jeder Tages- und Jahreszeit im Silltal ein Kräftiger Alpenwind weht, mußte dieser Sei- tenwind durch eine hohe Gitter konstruktion abgefangen werden. Die Europabrücke selbst besteht aus einer mit Spannbeton ausgeführten Vorbrücke so- wie der eigentlichen„Hauptbrücke“, die als Pfeilerbrücke mit Stahltragwerk konstruiert Wurde. Un wahrscheinlich dünn sind die Au- Benwände ihres höchsten Pfeilers: Am Schaft- fuß 55, am Pfeilerkopf nur 35 Zentimeter. Die geringen Abmessungen sind allerdings konstruktiv bedingt. Die Pfeiler lagern auf Erdschichten, die keine allzu große Belastung vertragen. Außerdem mußte auf die Span- nung beim Erhärten des Betons unter den Temperaturschwankungen im Hochgebirge die Brücke steht in 1000 Meter Seehöhe— Rücksicht genommen werden. Viereinhalb Jahre lang wurde an dem jetzt vollendeten Bauabschnitt der Brenner-Auto- bahn gearbeitet. Uber fünfeinhalb, Millionen Kubikmeter Erdmassen wurden abgetragen, Klimatische und geologische Schwierigkeiten mußten überwunden werden. Die Brücke ist nun fertig und kann bereits von den Besu- chern der Olympischen Spiele im Februar kommenden Jahres in Innsbruck benutzt wer- den. Die Europabrücke wird in sinnfälliger Weise die wirklich europäische Bedeutung des jetzt vollendeten Verkehrsweges unter- streichen. Kinderlähmung is Nur 169 Menschen erkrank In der Bundesrepublik sind in diesem Jahr bis zum 16. Oktober nur 169 Menschen an Kinderlähmung erkrankt. 1962, im Jahre des Beginns der Schluckimpfung, waren es 195, im Jahr davor aber noch 3462. Mit dlesen Zahlen begründete der Hambur- ger Prof. Dr. Heinrich Pette die Feststellung, „daß man jetzt bereits von einer der Aus- rottung fast gleichkommenden Eindämmung der Kinderlähmung in der Bundesrepublik sprechen kann.“ Prof. Pette, der das Institut zur Erforschung der Kinderlähmung in Ham- burg-Eppendorf leitet und zu den berühmte- sten Forschern seines Fachgebietes gehört, sprach in einer Feierstunde zum 10jährigen Bestehen des Hamburger„Vereins zur För- derung der Erforschung der spinalen Kinder- lähmung.“ Die Vorsitzende des Vereins, Frau Käte Staudinger, teilte mit, daß diesem nur aus sieben Mitgliedern bestehenden Verein bisher über eine Million Mark Spenden zur Verfügung gestellt worden sind. Nach Angaben von Frau Staudinger hat der Verein 600 000 Mark aus dem Spenden- aufkommen an das Institut von Prof., Pette überwiesen. 0000 Mark seien für andere Forschungsvorhaben ausgegeben worden, 15 000 Mark für Atmungsgeräte und 110 000 Mark für Kurbeihilfen. Außerdem habe der Deutsches Flugzeug vor Dahomey abgestürzt Vier Tote Von den Insassen fehlt noch jede Spur Vor der Küste von Dahomepy ist in der Nacht zum Freitag ein Flugzeug der Firma„Prakla“ aus Hannover abgestürzt. Alle vier Insassen kamen ums Leben. Es sind die beiden Deutschen Ernst Meins 653 Jahre alt) aus Hamburg-Farmsen und Ru- dolf Stump(33) aus Stuttgart-Wangen sowie die beiden Schweizer Rudolf Recher(23) aus Liestal und Walter Roth(26) aus Riehen bei Basel. Das Flugzeug, eine viermotorige B 26, War gechartert worden und befand sich auf dem Flug von Kano in der Sahara zur Haupt- stadt von Dahomey, Cotonou. Die Insassen des Flugzeuges hatten den Auftrag, in Dahomey nach Bodenschätzen zu suchen, Sie waren mit ihrer Maschine vor fünf Monaten bereits einmal in dieser west- afrikanischen Republik gewesen. Nach drei Monaten kehrten sie jedoch nach Deutschland zurück. um ihre elektronischen Geräte den Klimatischen Verhältnissen anpassen zu las- Seni. Die Ursechen des Unglücks waren am Freitagabend noch unbekannt. Von den In- sassen fehlte noch jede Spur. Gleich nach dem Unglück haben ein Suchflugzeug und mehrere Ueberfall auf Kassierer war vorgetäuscht Zu hohe Schulden waren der Grund Der Uberfall vom 16. September dieses Jahres auf den Kassierer der Kassenverwal⸗ tung des Frankfurter Hospitals zum Heiligen Geist, Helmut Hornung, war vorgetäuscht. Wie die Polizei mitteilte, hat der 39jährige Kasssierer jetzt gestanden, wegen hoher Schulden den Uberfall erfunden zu haben. Er Wurde verhaftet. Hornung hatte seinerzeit angegeben, er sei 9 einem Unbekannten durch Bedrohung mit einer Pistole gezwungen worden, den Kassenschrank zu öffnen. Der Unbekannte nabe rund 14 300 Mark geraubt. Der Kassie- rer hatte auch berichtet, daß der Täter einen Mahnzettel über 5,50 Mark vorgewiesen habe. Die Kriminalpolizei überprüfte daraufhm etwa 1000 solcher Mahnzettel, konnte jedoch . keinen verdächtigen ermitteln. Die Beamten durchleuchteten unauffällig das Vorleben des Kassierers und stellten dabei fest, daß sich Hornung, ein ehemaliger Theologiestudent., in der Vergangenheit mehrfach als Hochstapler betätigt hatte. ö Bei seiner Vernehmung gab Hornung an, er sei durch den Kauf wissenschaftlicher Bü- cher verschuldet gewesen und habe diese Schulden abgedeckt. indem er aus der Kran- kenhauskasse Beträge zwischen 50 und 400 Mark entnommen habe. Bis September sei 80 ein Fehlbetrag von 12 900 Mark entstanden. Da er fürchtete, eine Kassenrevision würde seine Unregelmäßigkeiten aufdecken, habe er . entschlossen, einen Uberfall vorzutäu- en. 8—* Boote versucht, die Uberreste der Maschine zu bergen. Angespülte Gegenstände, wie Schlauchboote und Gepäck, haben nach Mit- teilung der hannoverschen Firma, die Bun- deseigentum ist, einwandfrei bestätigt, daß es das Flugzeug der„Prakla“ ist. Vom Flughafen Cotonou wurde mitgeteilt, daß das Flugzeug bereits zur Landung ange- setzt hatte, dann aber Geschwindigkeit auf- nahm, um wieder vom Boden abzukommen. Die Maschine schlug aufs Meer auf, explo- dierte und sank innerhalb weniger Sekunden. DIE JUNGSTEN KINDER des bekannten amerikanischen Schauspielers und Sängers Bing Crosby zeigen sich hier mit ihrer Mut- ter Kathrin in einem Hollywooder Fernseh- studio, wo diese mit Bob Hope in einer Shou auftritt. Lines die dreijahrige Mary Frances und rechts der vier Jahre alte Harry 1 15 VON STAPEL GELAUFEN ist auf der Werft der 4G„Weser“ in Bremen der 90 000 Tonnen große TFurbinentanker„Esso London“, Die „Esso London“ ist nach der„Esso Deutsch- land, die im Februar auf der Hamburger Howaldtwerft von Stapel lief, der zweite in diesem Jahr von deutschen Werften fertigge stellte Riesentanker. Der Neubau hat die stattliche Länge von 262 m, ist 38 m breit und hat einen Nefgang von 14,5 Metern. PI t fast ausgerottet ten in diesem Jahr daran Verein orthopädische Hilfsmittel für Polio- Kranke finanziert. Bis zur Errichtung der Sperrmauer in Berlin seien auch Hilfsbedürf- tige in der Sowjetzone unterstützt worden. In der Vereinszeitschrift wird darauf hinge- Wiesen, daß es in der Bundesrepublik insge- samt 19 380 polio-bewegungsbehinderte Men- schen gibt, von denen über 2000 dauernd durch Gerätehilfe am Leben gehalten werden müssen. Acht Jahre Zuchthaus wegen versuchten Doppelmordes Zu acht Jahren Zuchthaus wurde der 30 Jahre alte Landarbeiter Herbert Gafowzeyk vom Itzehoer Schwurgericht wegen versuch- ten Mordes in zwei Fällen in Tateinheit mit versuchtem schwerem Raub verurteilt. Die bürgerlichen Ehrenrechte wurden ihm auf fünf Jahre aberkannt.. Der Landarbeiter hatte in der Nacht zum 9. Dezember 1962 seinen Arbeitgeber, den Mühlenbesitzer Johann Mohr und dessen Ehe- frau in Horstmühle im Kreis Steinburg mit einem Beil im Bett niedergeschlagen, um sie zu berauben Seine Beute betrug neun Mark. Der Verteidiger des Landarbeiters will das Urteil anfechten. Querschnitt der Woche (Fortsetzung von Seite) sung eines sowjetischen Spions zuviel. Es geht nicht nur darum, die Freilassung eines oder mehrerer sowjetischer Spione von den Russen zu erzwingen. Der Fall Barghoorn liegt auf der gleichen Linie, wie die Störmanöver auf der Autobahn und die scharfmacherischen Erklärungen aus Ostberlin. Die politische Richtung in Moskau scheint sich wieder 20 verhärten. Die Motive dürften zweierlei Natur sein. Einmal will man durch eine nach außen gezeigte harte Haltung die inneren wirt- schaftlichen Schwierigkeiten verdecken. Zum anderen will der Kreml sein Ziel, die Neu- tralisierung Berlins, nun mit„harter Hand“ angehen, da er auf dem Verhandlungsweg in seinem Sinne nicht mehr weiter kommt. Daß der Westen entschlossen zu sein scheint, dem neuen Kurs Moskaus mit gleicher Festig- keit entgegenzutreten, zeigte die Debatte im politischen Ausschuß der UN-Vollversamm- lung vom Donnerstag. Mit Entschiedenheit wurden die Angriffe des sowjetischen Ver- treters auf die Bundesrepublik von den USA, Großbritannien und Frankreich zurückgewie- sen. Kaum zuvor hatte es innerhalb der UN eine solche Demonstration westlicher Solidari- tät gegeben. In dem leidigen seit Jahren dauernden Finanzstreit zwischen Bund und Ländern über die Verteilung der Einkommen- und Körper- schaftssteuern wurde nun ein Kompromiß er- reicht. Bundeskanzler Erhard kam in Bespre- chungen mit den Länder-Ministerpräsidenten überein, daß die Bundesregierung den Ver- mittlungsausschuß anruft. Dieser soll eine bis 1965 befristete Zwischenlösung anstreben. Man rechnet in Bonn damit, daß der Ver- mittlungsausschuß einen Anteil des Bundes von 40 Prozent an der Einkommen- und Kör- Derschaftssteuer vorschlagen wird. Der Bund will sich für das laufende Jahr mit 38 Pro- zent begnügen und hat damit seine ursprüng- liche Forderung von 40,5 Prozent zurückge- nommen. Durch dieses Ubereinkommen wurde dem Verhältnis zwischen Bund und Ländern ein guter Dienst erwiesen. Erhard hatte es schon in seiner Regierungserklärung als eines seiner wichtigsten Ziele bezeichnet, die Zu- sammenarbeit mit den Ländern auf eine ver- trauensvollere Basis zu stellen. Die gestrige Besprechung zwischen ihm und den Minister- Präsidenten hat den ersten be rten Erfolg in dieser Richtung gebracht. * f. .es- e nn —