2. Blatt zu Mr. 93 Von Woche zu Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. Das Eigentümliche der außenpolitiſchen Lage, ſeit bald einem Jahre, iſt die Zurückhaltung der amerika⸗ niſchen Union. Es iſt faſt ſchon ein Märchen aus alter Zeit, daß das Eingreifen von Hoover die Reparationsfrage aus ihren kataſtrophalen Folgewirkungen herausriß und daß er mit wichtigen Vorſchlägen auf der Abrüſtungskon⸗ ferenz aktiv wurde. Damals reiſte der amerikaniſche Spe⸗ zialdelegierte Norman Davis zur gegenſeitigen Information in die europäiſchen Hauptſtädte. Er reiſt auch heute zwiſchen Newyork und Europa hin und her, aber das Diplomatiſche iſt für ſeine Phantaſie nicht mehr ſo vordringlich, ſeit er amerikaniſche Intereſſen bei der Liquidation von Ivar Kreugers böſer Hinterlaſſenſchaft vertritt. Man war froh, dieſer Tage des Amerikaners in London habhaft zu werden, er hörte ſich intereſſiert an, was ihm die Engländer zu er⸗ zählen hatten, um ihnen dann mitzuteilen, daß er keine Inſtruktionen beſitze. Nicht als ob es Franklin D. Rooſevelt gleichgültig wäre oder ſein könne. wie ſich die euronäiſchen Dinge entwickeln. Aber zuvörderſt macht er amerikaniſche Wirtſchaftsvolitik, wohl in dem Glauben, daß deren erſehnte und geglaubte Geſundung nebenher ein paar Weltprobleme in Ordnung bringe. Man ärgert ſich über Frankreich, das keine Zinſen zahlt und ſteht den deutſchen Dingen fremd und verſtändnislos gegenüber. In der litauiſchen Wochenſchrift„Diena“ iſt ein Auf⸗ ſatz des Grafen Zubow erſchienen, der die polniſch⸗ litauiſchen Beziehungen behandelt und der inſo⸗ fern Beachtung verdient, als der Verfaſſer, ein Verwandter des Marſchalls Pilſudſki, in Warſchau und Kowno die Mei⸗ nungen über eine Verſtändiaung zwiſchen Polen und Li⸗ tauen ſondiert haben ſoll. Einleitend betont Graf Zubow, daß ſeine Reiſe nach Warſchau mit einer offiziellen Miſſion nichts gemein gehabt habe; bei ſeinem Aufenthalt im Bel⸗ vedere ſei er lediglich als Verwandter des Marſchalls aufge⸗ genommen worden. Entaegen den phantaſtiſchen Gerüchten, die von verſchiedenen Zeitungen verbreitet wurden, habe Marſchall Pilſudſki mit ihm auch nicht ein Wort über Wilna und die litauiſch⸗polniſchen Beziehungen gewechſelt. Graf Zubow ſtellt weiter feſt, daß die breiten Schichten der Be⸗ völkerung in den beiden Staaten eine Verſtändigung wünſch⸗ ten, daß aber die Verſtändiaung ohne jealichen Druck zu⸗ ſtandekommen müßte. Zur Beilegung des Konfliktes ſei eine gegenſeitige Verſtändiaung unumgänglich. Die Spaltung der Nationalen Partei in Polen iſt ein Zeichen für die Rebellion der Jugend. Die Nationale Partei verliert den Einſatz, auf den ſie alles geſetzt hat, ſie verliert die eigene Jugend. Dieſe Probleme ſpielen jetzt in Polen eine große Rolle und in dem Zuſammenhang iſt in dem„Kurjer Polſti“ zu leſen:„Es iſt ſehr eigenartig, daß hervorragende Pioniere einer antiliberaliſtiſchen Regierung, die dieſe Strömung ſchon längſt begraben haben, in bezug auf dieſen Typ des demagogiſchen Liebäugelns mit der Ju⸗ gend ſich am liberalſten gebärden und nicht allein der Ju⸗ gend, ſondern bald ſchon den Kindern das Entſcheidungs⸗ recht über Erziehung und die Lebensauffaſſung einräumen. Von anderer Seite her mehren ſich die Anzeichen, daß der Liberalismus, wenn auf irgendeinem Gebiet, ſo gerade nuf dem der Erziehung, wenigſtens augenblicklich eine ſehr ernſte Kriſe durchmacht. In Sowjetrußland zog man ſich aus der ultraliberalen Erziehungsrichtung auf der ganzen Linie zurück, hob in den Schulen die Kinder⸗Sowjets auf und unterzog den allzu weit vorgeſchrittenen Kollektivis⸗ mus in der Erziehung einer Reviſion, als man bemerkte, daß die Jugend des Kollektivlebens überdrüſſig geworden war und etwas mehr Wärme, ja geradezu die Atmoſphäre des häuslichen Herdes wünſchte.“ Im Grunde genommen haben ſich die Schwierigkeiten auf dem Balkan ſeit dem erſten Balkankrieg immer noch nicht ausgeglichen. Sie ſind anders geworden, gewiß, die Gewichtsverlagerung und die Kräfteverhältniſſe haben ſich verändert, aber der Ausgleich iſt immer noch nicht ge⸗ lungen. Haupturſache für dieſen Zuſtand iſt die Tatſache, daß immer noch europäiſche Großmächte verſuchen, die Hand in der Balkanpolitik zu haben. Heute ſind es vor allem Ita⸗ lien und Frankreich, die an der Entwicklung der Balkan⸗ ſtaaten intereſſiert ſind, um des eigenen Vorteiles willen. Welche Kriſenmöglichkeiten erwachſen ſind, ergibt ſich ohne weiteres, wenn man die italieniſch⸗ſüdſlawiſche Spannung betrachtet, und es iſt deshalb kein Wunder, wenn man auf dem Balkan ſelbſt verſucht, nun erſt einmal unter ſich die Schwierigkeiten aus der Welt zu ſchaffen. Der Sinn der neuen Balkanverhandlungen kann nur der ſein, daß die Balkanvölker die Balkanpolitik ſelbſt beſtimmen wol⸗ len. Vielleicht wird es gelingen, zu einer Bereinigung der Differenzen zu kommen, wenn die Großmächte aus dem Spiel ausgeſchaltet ſind. Die Türkei hat bewieſen, daß eine ſolche Aae durchaus möglich iſt. Wenn jetzt der ſüd⸗ flawiſche Außenminiſter in Ankara verhandelt, ſo darf er ohne weiteres davon ausgehen, daß die bisherige Politik der Valkanpakte erfolglos geweſen iſt. Bulgarien hat ſich demonſtrativ von dieſen Paktverſuchen ferngehalten, und praktiſch lebt der alte Balkanpakt heute ſchon nicht mehr. Neue Farben bei der Reichs poſt In den Straßen Berlins erſchienen zwei Kraftomnibuſſe der Deutſchen Reichspoſt, nicht mehr in der gewohnten gel⸗ ben Farbe, ſondern in einem leuchtenden Rot. Wie der „Völkiſche Beobachter“ dazu erfährt, will die Deutſche Reichs⸗ poſt das Gelb verlaſſen und für ihre Fahrzeuge und ſon⸗ ſtigen in der Oefefntlichkeit erſcheinenden Einrichtungen die Farbe der Bewegung verwenden. Künftig erhalten alſo die bisher gelben Fahrzeuge der Deutſchen Reichspoſt eine hell⸗ rote Lackierung, die mit weiß abgeſetzt iſt. Auf den Breit⸗ ſeiten iſt das Hoheitszeichen der NSDAP zu ſehen. Der „Völkiſche Beobachter“ ſpricht ſeine Freude darüber aus, daß die Poſt als erſte Staatsverwaltung durch ihre Neue⸗ rung ſymboliſch die Einheit von Bewegung und Staat zum Ausdruck bringt. i 1 Wenn das Winterhilfswerk Dir geholfen hat, hilft Dir auch die NS⸗Volkswohlfahrt. Sie wae der Träger des Kampfes gegen Hunger und Kälte. Werde Mitgued! Liebigs Braut Das Alibi für die zweite Einbruchsnacht. Waltershauſen, 20. April. Im Waltershauſener Mordprozeß wurde die Braut des Angeklagten Liebig, Olga Keßler, vernommen. Sie be⸗ ſtätigt, daß die Eheſchließung in Ausſicht genommen ſei und daß ſie ein Kind von Liebig hatte. Die Zeugin erklärt ſich zur Ausſage bereit. Liebig kenne ſie ſeit März 1932. Ueber ſeine Herrſchaft habe er niemals Nachteiliges geäußert. Hauptmann Werther habe er nur„Papi“ genannt. Auch von Frau Werther habe er viel gehalten. Vorſitzender:„Hatte er ſonſtige Beziehungen zu Frau Werther gehabt?“ Zeugin:„Nein.“ Vorſitzender:„Sind Sie eiferſüchtig geweſen?“ Zeugin:„Nein.“ Auf die Frage des Vorſitzenden, ob ſie glaube, daß Liebig den Einbruch begangen habe, antwortet die Zeugin: „Nein, er hat die Tat niemals begangen. Er könne ja kaum einem Tiere etwas zu Leide tun.“ Vorſitzender:„Hat er vielleicht Geld gebraucht?“ Zeugin:„Ach, die hatten ja ſelbſt keines.“ Die Zeugin bezeichnet Liebig auf eine weitere Frage des Vorſitzenden als einen fanatiſchen National- ſozialiſt en. Auf die Frage des Vorſitzenden, was man in der Wirkſchaft zu Wülfershauſen erzählt habe, ankworket die Zeugin:„Die Leute ſagten, Frau Werkher ſei es geweſen.“ a Vorſitzender:„Meinen Sie das auch?“— Jeu gin:„Ja, das meine ich auch.“ 5 Borſitzender:„Warum?“— Zeugin:„Sie wird ihn ſatt geworden ſein.“. Im weiteren Verlauf der Vernehmung fragt der Vertei⸗ e ob die Zeugin etwas über den zweiten Einbruch wiſſe. Zeugin:„Ich weiß nur, daß wir in dieſer Nacht in der Wirtſchaft waren. Wo er nach 1 Uhr war, das weiß ich auch.“ i 5 Vorſitzender:„Wo war er da?“ Zeugin:„Bei mir.“— Die Zeugin wird vereidigt. Der Polizeidiener von Waltershauſen, Anton 5 Güth, ſagt als Zeuge u. a., daß er bei ſeinem Eintreffen auf dem Schloß den Bürgermeiſter, den Angeklagten und den Landwirt Köhler getroffen habe. Auf die Frage des Vor⸗ ſitzenden, wie Liebig ausgeſehen habe, antwortet der Zeuge u. a.: Er hat genau ſo dumm dreingeſchaut wie wir alle. Er hat ſich garnicht aufgeregt und ich dachte bei mir: Du biſt es nicht. Als der Zeuge zu Liebig geſagt habe, er ſolle doch zugeben, wenn er die Tat begangen habe, habe Liebig erwidert: Anton, du kannſt dich darauf verlaſſen, ich war es nicht. Die Schlußvernehmung Nach der Vernehmung eines belangloſen Zeugen wird Freiherr von Waltershauſen zur Schlußver⸗ nehmung aufgerufen. 8 Vorſitzender, mit erhobener Stimme: Ich will Sie nun auf Ehre und Gewiſſen fragen, wiſſen Sie etwas von der Täterſchaft? a Zeuge: Nein! Vorſitzender: Was ſagen Sie zu Selbſtmord⸗ gedanken Ihrer Mutter? Zeuge: Es iſt möglich, daß meine Mutter nach dem ö Tode meiner Schweſter geſagt hat, ſie wiſſe nicht, ob ſie das überlebe. Aber es fehlt dafür, daß ſie die Tat begangen hat, jeder Anhaltspunkt. Ueber Lippok befragt, erklärt der Zeuge, daß nach ſeiner Anſicht Lippok für die Tat nicht in Betracht komme. Er habe urſprünglich auch nicht daran gedacht, daß Lie⸗ big der Täter ſei, ſei aber dann doch zu der Ueberzeugung von der Täterſchaft Liebigs gekommen. Einen direkten Grund, warum Liebig die Tat begangen haben ſoll, kann der Zeuge auch nicht angeben. Vorſitzender: Haben Sie Anhaltspunkte dafür, daß Ihr Stiefvat er ſelbſt der Täter war?— Zeuge: Nein. Er war viel zu optimiſtiſch. Vorſitzender: Glauben Sie, daß Ihre Mutter es ſelbſt getan hat?— Zeuge: Ganz unmöglich. Die ariſche Abſtammung. Eine intereſſante Auseinanderſetzung entſpinnt ſich dann über die Frage der ariſchen Abſtammung der Freifrau v. Waltershauſen. Der Zeuge legte Abſchriften ſtandesamtli⸗ cher Urkunden dor, wonach der Vater und der Großvater ſeiner Frau als evangeliſche Chriſten bezeichnet werden. Hagegen wird foſtgeſtolft DD Nor Ire„ tor der Kriſenjahr bringt— Geſundheit 1932: Amerikas geſündeſtes Jahr ſeit dem Sezeſſionskrieg. So wenig Anlaß die Amerikaner haben, dem furchtbaren Kriſenjahr 1932 nachzutrauern, ſo ſehr müſſen ſie ihm eine gute Eigenſchaft zubilligen: ſeit dem Sezeſſionskrieg, alſo ſeit 90 ſieben Jahrzehnten hat ſich die Geſundheit der amerika⸗ niſchen Bevölkerung nicht mehr auf einer ſolchen Höhe be⸗ funden wie 1932. Sicherlich hat die Wirtſchaftsnot den Le⸗ bensſtandard der Bevölkerung auf einen in den Zeiten der Prosperität nicht für möglich gehaltenen Tiefſtand herabge⸗ drückt, gleichzeitig aber auch für geſunde Gegenwirkungen geſorgt. Die Sterblichkeitsziffer hat mit 8,34 je Tau⸗ ſend einen Rekord erreicht, nachdem bis dahin ein Promilleabſatz von 22 als durchaus befriedigend angeſehen worden war! b Man führt dieſes Ergebnis auf verſchiedene Urſachen zurück. Vor allem ſchreibt man es dem Umſtand gut, daß die amerikaniſche Bevölkerung einen beträchtlichen Teil ihrer Freizeit in friſcher Luft zu verbringen ſich gewöhnt hat. Ar⸗ beitsloſe müſſen ſtändig unterwegs ſein, um nach Erwerbs⸗ möglichkeiten zu ſuchen, andere wandern von Stadt zu Stadt, ein Teil beſchäftigt ſich mit Gartenarbeiten, wieder ein an⸗ derer treibt Sport, kurz, für Bewegung im Freien iſt aus⸗ reichend geſorgt. Die Einſchränkungen, die jedem auferlegt wurden, haben der Völlerei im Eſſen und Trinken ein Ende gemacht und damit auch der Geſundheit gedient. Die Zahl der Automobilunfälle iſt mit der Zahl der in Betrieb befind⸗ lichen Zahl Kraftwagen geſunken. Die Menſchen, die un⸗ freiwillig feiern mußten, haben mehr Zeit als früher, über ihre Geſundheit nachzudenken; ſie haben auch Zeit gehabt, den koſtenloſen Geſundheitsdienſt in Anſpruch zu nehmen, der von Privatkliniken und Gemeindekrankenhäuſern zur 1 . markt hat ſich eher befeſtigt. Frau ein Jude war, der getauft wurde. Nachdem dies aber bereits in die fünfte Generation hineinreiche, ſei der Nachweis der ariſchen Abſtammung erbracht. Das Gericht hat die Vereidigung der Frau Werther ab- gelehnt, da ſie der Mittäterſchaft verdächtig iſt. 5 „Tag der Familie“ Wie der Reichsmuttertag geſtaltet wird. Die vom Reichspropagandaminiſterſum mit der Geſtal⸗ tung des Muttertages am 13. Mai beauftragten Stellen, die NS.⸗Volkswohlfahrt, das Deutſche Frauenwerk, haben— wie das VdZ.⸗Büro meldet— nunmehr die Richtlinien für den Muttertag herausgegeben. Der Muttertag ſoll darnach aus⸗ ſchließlich unter ideellen Geſichtspunkten begangen werden. Es werden infolgedeſſen keine Sammlungen ſtattfinden und es ſoll auch die Kennzeichnung des Tages in den Geſchäften nicht ſo ſtark in Erſcheinung treten. Aeberhaupt ſoll außer⸗ halb des Hauſes der Muttertag nicht durch große öffentliche Kundgebungen ſichtbar werden, ſondern er ſoll mehr im Schoße der Familie, in den Kulturinſtituten, den Schulen, zum Ausdruck kommen. Es ſoll der„Tag der Familie ſein. Beſonders ſollen Mütter geehrt werden, deren Söhne im Kriege oder im Kampf um das neue Deutſchland gefallen kund. Beſondere Berückſichtigung ſoll den alten und einſamen Müttern zuteil werden. 4 Vor den eigentlichen Stücken ſollen Vorſprüche in den Theatern geſprochen werden, die auf das Thema des Mut⸗ tertages eingehen. Auch die Filmtheater ſollen ſich durch das Zeigen entſprechender Filme einſchalten, die das Thema Mutter und Kind behandeln. Ferner werden in den Ver⸗ gnügungsunternehmungen uſw. Diapoſitive mit entſprechen⸗ dem Text gezeigt werden. In den Schulen ſollen die Schüler ſelbſtändige Arbeiten handwerklicher oder anderer Art für ihre Mütter herſtellen. In Schulaufſätzen ſoll das Thema Mutter und Kind behandelt werden. Die Schulveranſtaltun⸗ gen ſollen am Samstag vor dem Muttertag erfolgen. Am Montag nach dem Muttertag ſetzt dann die Arbeit im Dienſte der Hiefsaktion Mutter und Kind beſonders ver⸗ ſtärkt ein. Handel und Wiriſchaft Wirtſchaftliche Wochenrundſchau — Boörſe. Die Börſen ſtanden im Zeichen faſt völliger Geſchäftsloſigkeit. Die herannahenden Entſcheidungen in den Transfer⸗ und Gläubigerfragen ſowie die außenpolitiſchen Verhandlungen veranlaßten einige Glattſtellungen, im übrigen ſtärlſte Zurückhaltung. Eine einheitliche Tendenz konnte ſich infolge des ſtillen Geſchäfts nicht entwickeln, doch überwogen am Aktienmarkt die Abſchwächungen. Auch am Rentenmarkt waren die Amſätze ſehr gering und die Kursveränderungen meiſt nach unten gerichtet. g Geldmarkt. Die Geldmarktlage iſt ziemlich leicht. Die an die Banlen herantretenden Anſprüche der Wirtſchaft halten ſich in kleinerem Rahmen als im März, der den Hauptſtoß der ſaiſonmäßigen Mehranſprüche gebracht zu haben ſcheint. Zu beachten iſt, daß die konjunkturelle Aufwärtsbewegung gegenwärtig zumeiſt auf dem Wechſelkredit aufgebaut iſt. Nun hat allerdings auch der Giroverkehr der Reichsbank nur wenig zugenommen, weil im Außenhandel und auf den Effek⸗ tenmärkten die Umſätze fehlen. Im Spargiro⸗ und teilweiſe auch im Poſtſcheckverkehr ſpiegelt ſich aber die Binnenkon⸗ junktur klar wider. Da auch Hilfe von der Zinsſeite her not⸗ wendig erſcheint, ſo hat das Reichsaufſichtsamt allen Ver⸗ ſicherungsunternehmungen eine Zinsermäßigung auf 5.5 Pro⸗ zent empfohlen. Produktenmarkt. An den Brotgetreidemärkten hat ſich kaum etwas geändert. Roggen und Weizen lagen entgegen den verſchiedentlich gehegten Erwartungen nicht ſelten ge⸗ ſchäftslos. Am Braugerſtenmarkt war es durchweg ruhig. Vor der endgültigen Erledigung der Bierſteuerfrage wird ſich auch hier wohl kaum etwas ändern. Die Lage am Mehl⸗ Warenmarkt. Die.. alsinderziffer iſt von 96.0 um 0.3 Prozent auf 95.7 zurückgegangen. Wenn es bisher auch gelungen iſt, trotz des ſtagnterenden Außenhandels die Binnenwirtſchaft zu beleben, ſo bereitet doch auf die Dauer die Verſorgung mit Rohſtoffen Schwierigkeiten. Für Baum⸗ wolle hat der Beirat der Ueberwachungsſteile die Voraus⸗ ſetzung für eine ſparſame Rohſtoffbewirtſchaſtung geſchaffen. Der Erfolg unſerer Bemühungen um eine Auswe tung unſeres Außenhandels wird weſentlich abhängen vom Ausgang der bevorſtehenden Verhandlungen mit den Gläubigern Deuſſch⸗ lands, deren Beginn nun endgültig auf Ende April feſt⸗ ann Linderung der Not aufrechterhalten wird. Obwohl Hundert⸗ tauſende von Menſchen, die von berufenen Stellen beobachtet werden konnten, äußerſt ſparſam in ihrer Ernährung ſein mußten, hat ſich gezeigt, daß ſehr wenige von ihnen wirk⸗ lichen Hunger und Mangel an Kleidung und Obdach gelitten haben. Dieſe unbeſtreitbaren wohltätigen Folgen einer ge⸗ wiß bekämpfenswerten allgemeinen Not haben doch dazu bei⸗ getragen, den ſchädlichen Folgen entgegenzuwirken.„Sunny Side“, das Fachblatt der Leichenbeſtatter, hat ſich geradezu über den Stand der Geſundheit in den Vereinig⸗ ten Staaten beklagt. So erfreulich dieſe Entwicklung auch iſt— ihr ſteht eine andere gegenüber, die den berufenen Stellen ſchwere Sorgen verurſacht: die Zunahme der Geiſteskrank⸗ heiten. Im Jahrzehnt 1921—1931 hat ſich die Zahl der Geiſteskranken in 18 Einzelſtaaten der Union verdoppelt, und wenn ſie in den übrigen Staaten auch nicht ſo ſtark geſtiegen iſt, ſo muß auch dort ihre Zunahme als alarmierend emp⸗ funden werden. Ob eine Berechnung begründet iſt, die durch die amerikaniſchen Blätter geht und behauptet, daß, wenn die Geiſteskrankheiten ſich ini ſelben Tempo weiter ausbreiten ſollten, in 75 Jahren die Hälfte der amerikaniſchen Bevölke⸗ rung von ihnen erfaßt und die andere Hälfte gezwungen ſein würde, den Ertrag ihrer Arbeit für die Unterhaltung dieſer ungeheuren Armee aufzuwenden, ſteht dahin: jeden⸗ falls ſind die Anzeichen bedrohlich genug. Allein in New Vork wurden 1931 47 Millionen Dollars für 73 000 Geiſtes⸗ kranke ausgegeben; dieſe Summe bedeutet eine Steigerung der Ausgaben gegenüber 1921 um 350 Prozent. Im Staat Maſſachuſetts wird für die Irrenhäuſer ein Fünftel des ge⸗ ſamten ſtaatlichen Steueraufkommens ausgegeben. Die Wiſ⸗ ſenſchaft hat einen Feldzug auf der ganzen Linie gegen die Geiſteskrankheiten aufgenommen; welcher Erfolg ihm be⸗ ſchieden ſein wird. muß die Zukunft lehren. Die„häusliche“ Reichswehr Wenn man etwas vom „Dienſt“ der Reichswehr hört, ſo denkt man unwill⸗ kürlich an Exerzieren,„Grif⸗ fekloppen“, Marſch⸗ und Felddienſtübungen oder der⸗ gleichen. Macht man aber einmal einen Tag Innendienſt bei der Reichswehr mit, dann ſtaunt man. In einer Haus⸗ frauenſchule können junge Mädchen nicht beſſer zum „Ehedienſt“ vorbereitet wer⸗ den, als hier die jungen Männer. Frühmorgens geht es los. Da wird erſt Toilette gemacht, daß Seifenſchaum und Zahnpaſta nur ſo in der Gegend herumſpritzen! Dann Kaffeeholen. Die Stuben⸗ dienſthabenden kommen mit ihren Rieſenkannen angeklap⸗ pert, die vom Unteroffizier vom Dienſt auf ihre Sauberkeit kontrolliert werden. Und wenn dann das Frühſtück vorüber 8 beginnt der Innendienſt, die„Erziehung zur Haus⸗ rau.“ Da wird Wäſche gewaſchen, Hoſen werden geklopft, Fenſter und Klinken geputzt. Eifrig laufen die Mannſchaften durch die Kaſerne und fegen, ſäubern, putzen,„bauen Betten“! Dieſes„Bettenbauen“ iſt das Schmerzenskind von manchem. Schnurgerade, ohne Fältchen, Decken liegen! In einer Stube ſitzen die Soldaten zur„Putz⸗ und Flick⸗ ſtunde“ zuſammen. Mancher ſtarke Burſche quält ſich, den Faden durchs Nadelöhr zu bringen, daß man ihm die An⸗ ſtrengung vom Geſicht ableſen kann. Immer wieder geht der vertrackte Faden an dem kleinen Loch vorbei! Schwer liegt der blonde Junge im Kampf gegen die„Tücke des Objektes“. Aber im allgemeinen können ſie flicken und nähen, daß manche Hausfrau ſich beſchämt ein Beiſpiel daran nehmen könnte. Sicher werden dieſe Jungens hier einmal gute Ehe⸗ männer, aber keine bequemen, denn ſie wiſſen ſelber, wie es gemacht werden muß, und die„Zukunftige“ wird ihnen ſo leicht nichts vor⸗ machen können. Selbſtverſtändlich erſtreckt ſich der Innendienſt nicht nur auf dieſe Dinge. Auch in anderer Beziehung, im Punkte praktiſcher Lebens⸗ erfahrung. Erziehung, All⸗ gemeinvildung, wird bei der Reichswehr Erfreuliches ge⸗ müſſen die leiſtet.— Während früher in der zwei⸗ bzw. einjährigen Dienſtzeit natürlich das Hauptgewicht nur auf die rein militäriſche Ausbildung gelegt werden mußte, bieten heute zwölf Jahre einen ſo großen Spielraum, daß er mit dem einfachen militäriſchen Drill nicht ausgefüllt werden kann. So gibt man bei der Reichswehr den Soldaten die Möglichkeit, ſich in verſchie⸗ denchen Fach⸗ oder ſonſtigen Ausbildungsſchulen Kenntniſſe zu erwerben, die ſie ſpäter auch im Zivilleben verwerten können. Aber auch in anderem Sinne wirkt ſich dieſe lange Dienſtzeit aus. Es iſt natürlich nicht möglich, einen Mann zwölf Jahre lang unter denſelben Bedingungen dienen zu laſſen, wie er es früher während ſeiner zweijährigen Dienſt⸗ eit mußte. n bildet ſich durch das lange Bei⸗ en zwiſchen Soldaten und Vorgeſetzten ein kame⸗ radſchaftliches und freundſchaftliches Verhältnis heraus. Wenn heute ein Soldat nach ſeiner Dienſtzeit aus der Reichswehr ausſcheidet, ſo iſt er kein„Kommiskopp“ mehr, ſondern ein Menſch, der ſich ſowohl praktiſche wie ideelle Kenntniſſe erworben hat, einer, der ſogar die Konkurrenz mit der— Hausfrau aufnehmen kann! N 2.00 0ß0bpßpꝙbꝙßPßbPTbpbPbTbTbTbTbTßbbbecee Die braunen Loſe Die Lotterie der nationalſozialiſtiſchen Idee. Wieviel Lotterien ſind ſchon ins Leben gerufen worden! Aber hat je eine daran gedacht, Gewinne für viele zu brin⸗ gen? Bisher hat noch jede Geldlotterie das Hauptintereſſe auf einen anſehnlichen Hauptgewinn gelenkt. Nur einer konnte wirklich durch ſie Glück finden... Da erwachte plötzlich unter Adolf Hitlers Führung im deutſchen Volke das einzigartige nationalſozialiſtiſche Empfinden, das nicht erlaubt, daß nur ein Einzelner glücklich werde, ſondern das Glück und 5 ergehen aller unſerer Brüder, Freunde und Kameraden, alſo aller Volksgenoſſen ins Auge faßt. Und aus dieſem ſtarken, völkiſch⸗kameradſchaftlichen Empfinden reifte die Idee zu einer wahren nationalſozialiſtiſchen Lotterie, die vielen Deutſchen etwas bringen ſoll und allen Deutſchen den großen ideellen Gewinn: Arbeit! Ab 20. April ſind die braunen Loſe mit dem ſymboliſchen Bild der deutſchen ſchaffenden Aufbau⸗Arbeit und der ge⸗ wichtigen Inſchrift:„Dem Deutſchen Volke“ überall zu haben. 1.5 Millionen Mark werden ausgeloſt. Vielen Heutſchen ebnet damit die neue NSDAP.⸗Geldlotterie den Weg zum Glück und allen bietet ſie eine gute Möglichkeit, im Sinne der nationalſozialiſtiſchen Idee das Ihre zur deutſchen Auf⸗ — bauarbeit beizutragen . liegt im Gebüſch. Vater Kreuz und Quer Krieg den Wahrſagerinnen.— Was ein Geiſt ver⸗ riet.— Es geht nichts über die Gemütlichkeit.— Der Alkohol, der Alkohol.— K. o. durch eine Frau.— Der Zufall. Nur zu verſtändlich iſt der Wunſch des Menſchen, einen Blick in die Zukunft zu tun, aber glücklicherweise iſt das nicht möglich, die Vorſehung hat es ſchon ſo weiſe eingerichtet, daß den Menſchen dieſer Blick erſpart bleibt. Man bedenke, wie würde ſich unſer Leben geſtalten, wenn wir wüßten, welche Dinge, ſei es freudiger oder auch unangenehmer Art uns bevorſtünden. Entweder würden wir in einem Taumel leben oder aber wir hätten keine frohe Stunde mehr. Dieſer Wunſch nach dem berühmten Blick in die Zukunft läßt die Wahrſagerinnen ein gutes Geſchäft machen, leider ſind es aber oft, wenn nicht gar meiſt die Aermſten, die ihre letz⸗ ten Groſchen für dieſen Unfug ausgeben, denn nicht nur Neu⸗ gierde, ſondern wirtſchaftliche Nöte und Schwierigkeiten treibt ſie den Sibyllen zu, die ihre Opfer häufig entſprechend ſchröpfen. Dieſen Nutznießern einer menſchlichen Schwäche hat nun die Polizei in Berlin den Krieg erklärt. Nur zu wenig bekannt iſt, wie häufig zerſtörte Ehen, ja Selbſtmorde in abergläubiſchen Kreiſen auf die Einwirkung derartig ſkrupel⸗ loſer Perſonen zurückzuführen ſind. Im übrigen iſt es bezeich⸗ nend, daß dieſe Klagen durchaus nicht nur in Deutſchland zu hören ſind. Gerade in den letzten Wochen haben ſich in Paris und London Fälle ereignet, die die Tätigkeit dieſer ſchwarzen Künſtler in ein bezeichnendes Licht gerückt haben. Ein Fall, der auch in das Kapitel des Unfugs gehört, ereignete ſich dieſer Tage in einer mitteldeutſchen Stadt. In einer ſpiritiſtiſchen Sitzung ſoll einer Frau der Geiſt ihre⸗ verſtorbenen Mannes zitiert worden ſein, der ihr erklärt habe, daß ſie nach einigen Tagen, der Tag war ſogar genau angegeben, ſterben würde. Im Irrwahn beſorgte ſich die Frau einen Sarg, benachrichtigte die Verwandtſchaft und legte ſich mit einem Totenhemd bekleidet ins Bett. So wartete ſie der Dinge, die da kommen ſollten. Das„Büro“ der Spiritiſten wurde auf dieſen Vorfall hin geſchloſſen. Solche Vorfälle können uns wenig begeiſtern. Viel ge⸗ mütlicher ging es in einem Gefängms in einer böhmiſchen Stadt zu. Dort wuſch ein Häftling die Stufen zum Gerichts⸗ gefängnis. Dieſe Gelegenheit benutzte er zu einem Einbruch in die im gleichen Hauſe gelegenen Räume der Bezirksbehörde und entwendete dort einige kauſend Kronen. Darauf verließ er das Haus, wobei ihn niemand aufhielt, ging zum nächſten Friſeur, ließ ſich raſieren und Haare ſchneiden. Dann ging er in eine Bar, wo er bis zum frühen Morgen in Ge⸗ ſellſchaft ſchöner Mädchen das Geld durchbrachte. In der Frühe kam der Häftling vollkommen betrunken zum Portier des Gefängniſſes zurück und meldete ſich wieder zur Stelle. * Die Liebe und der Suff ſpielen immer wieder eine Rolle. Beſonders der Kampf für und wider den Alkohol geht un⸗ entwegt weiter. London erlaubt ſich in dieſer Frage eine beſonders groteske Einſtellung, die eine Folge der zäh feſt⸗ gehaltenen mittelalterlichen Verwaltungspraris dieſer Welt⸗ ſtadt iſt. Die Orford⸗Street, die größte Geſchäftsſtraße der Erde, hat das Pech, auf der Südſeite einer anderen Ver⸗ waltung als auf der Nordſeite unterſtellt zu ſein. Auf der Nordſeite gibt es nach dem unbeugſamen Willen der Stadt⸗ väter nach 10 Uhr keinen Alkohol mehr, indes man auf der Südſeite fröhlich bis 11 Uhr weiterzechen kann, ſo daß die feucht⸗fröhlichen Londoner Schlag 10 Uhr auf die Südſeite hinüberpendeln. Auch in Zukunft wird ſich dieſer Zuſtand nicht ändern, weil 180 Reſtaurateure der Nordſeite wieder ein⸗ mal vergeblich um die Verlängerung der Alkoholſtunde ge⸗ beten haben. In London muß der Zecher überhaupt genau mit den verſchiedenen Konzeſſionen Beſcheid wiſſen. Manche Lokale verabreichen Alkohol nur zuſammen mit Eſſen, manche nur Bier, andere nur Liköre und ſo fort in den verſchieden⸗ ſten Variationen. Die einzige Rettung aus dem Wirrwarr iſt⸗ das Gummibutterbrot, aber es wird erwartet, daß es mög⸗ lichſt nicht verzehrt, ſondern ſachgemäß ausgetrunken wird. So gibt es in jeder Stadt und in jedem Land Schwierig⸗ keiten und es iſt doch immerhin empfehlenswert, ſich einiger⸗ maßen auszukennen. In Amerika iſt nun nichts ſchwieriger als der Umgang mit Frauen. Davon kann jetzt auch Jack Dempſey ein Lied ſingen. Bei einem Ringkampf zwiſchen Jonny Plum⸗ mer und Bruch Noland hatte der Exweltmeiſter den Ring⸗ richter geſpielt. Plummer hörte trotz wiederholter Verwar⸗ nungen nicht auf, ſeinen am Boden liegenden Gegner anzu⸗ greifen, ſo daß Dempſey ſich mit drei Üppercuts Recht ver⸗ ſchaffte, die Plummer zu Boden ſchickten. Der Exweltmeiſter hatte jedoch nicht mit Plummers Ehehälfte gerechnet, die wü⸗ tend durch die Seile ſtieg und Dempſey mit beiden Fäuſten bearbeitete. Dempſey, als Kavalier, hielt vollkommen ſtill. Den dauernden Schlägen auf ſein Kinn konnte er jedoch bald nicht mehr ſtandhalten, und unter dem Gejohle des Publikums entfloh der Ex⸗Weltmeiſter durch die Seile ins Freie. Frau Plummer hielt einen Fetzen von Dempſeys Hemd als Siegerin triumphierend in der Hand, und dieſe„K. o.⸗Niederlage“ Dempieys durch eine Frau erheiterte ganz Amerika. Dempfey war klug und ſteckte lieber den Spott ſeiner Mitbürger ein, als etwa durch erfolgreichen Widerſtand gegen eine Frau eine Schadenerſatzklage heraufzubeſchwören, deren Ausgang zu⸗ mindeſt für ihn nach den amerikaniſchen Rechtsgepflogenheiten ſehr zweifechaft ſein mußte. Es gibt aber auch Schwierigkeiten, die nicht beſtehen ſoll⸗ ten, und die geeignet ſind, die Menſchen um ihre Nechte zu bringen. Ein Deutſchamerikaner, der ſeinen Onkel namens Tiſcher aus Dresden beerbt hatte, konnte beinahe überhaupt, nicht zu der Erbſchaft gelangen. Die Hinterlaſſenſchaft war, was der Erbe nicht wußte, in der„Chase National Bank“ in Newyork deponiert und machte ein Vermögen von 250000, Mark aus. Die amerikaniſche Regierung hatte nach dem Kriege das Vermögen Dr. Tiſchers zunächſt beſchlagnahmt. Das ſchlimmſte war, daß der Erbe vergeblich 17 Jahre nach dem Verbleib ſeiner Erbſchaft in Amerika forſchen mußte, bis ſich herausſtellte, daß ein Newyorker Gerichtsbeamter die Papiere in Sachen 8 unter dem Buchſtaben D ſtatt unter dem Buchſtaben regiſtriert hatte. Ob der ameri⸗ kaniſche Beamte ſächſiſcher Abſtammung war, oder ob die Tatſache genügte, daß der Erblaſſer aus Dresden ſtammte, dieſe Tücke des Objektes heraufzubeſchwören, iſt nicht be⸗ kannt. Heute aber freut ſich der Neffe, daß er nach 17 Jah⸗ ren vergeblichen Harrens endlich zu ſeiner Erbſchaft ge⸗ langte, um die ihn bald ein alphabetiſcher Irrtum betrogen hätte. Die Entdeckung des verhängnisvollen Fehlers hatte man übrigens nur einem Zufall zu verdanken. l Man ſieht immer wieder, der Zufall ſpielt eine große Rolle, und wenn in dieſem Fall nicht zufällig ein Zufall zu Hilfe gekommen wäre, dann hätte der Zufall dem Erb⸗ berechtigten übel mitgeſpielt. Keine mißverſtandene Tierliebe Junge Tiere in freier Wildbahn ſind kein Spielzeug! Oft finden wir auf unſeren Spaziergängen ſcheinbar verlaſſene oder hilfloſe Jungtiere, die das Mitleid, aber auch das Entzücken der Finder auslöſen, die auch meiſt glauben. ſich der„armen verlaſſenen Kreatur“ annehmen zu müſſen. Gut gemeint, lieber Tierfreund, aber— e gehandelt. Die Tiere gehen meiſt unter furchtbaren Qualen in Men⸗ ſchenhänden zugrunde. Jaauchzend klingen Kin⸗ derſtimmen durch Wald und Wieſe, dann ein Ju⸗ belſchrei:„Ein Reh— ein Reh!“ Ein junges Reh und Mutter beſtaunen den Findling, der anſcheinend verlaſſen worden iſt. Bet⸗ telnde Kinderaugen:„Va⸗ ter, wir haben ja einen Garten— das Kleine muß ja hier verhungern— ich zieh' es mit der Flaſche groß— ach, bitte, bitte— nimm's doch mit!“ Auch die Mutter wird weich— man iſt doch nicht umſonſt im Tierſchutzverein! Das arme Waiſenkind— wenn nun der Fuchs kommt oder wildernde Hunde— grauenhaft, daran zu denken, furchtbar! Damit iſt das Schickſal des klei⸗ men Rehkitz entſchieden. Fürſorglich wird es auf den Arm genommen und im Triumph nach Hauſe getragen. Dort findet es in einem mit Wolle und Watte ausgelegten Körb⸗ chen Platz. Zögernd nimmt der Wildling die dargebotene fremde Nahrung an, und wieder und immer wieder fahren liebkoſende Kinderhände über das zitternde Tier. Das währt ſo ein paar Tage, ab und zu tönen leiſe klagende Fieplaute, der kleine Leib ſchwillt an— das ſee⸗ lenvolle Auge wird trübe, und eines Morgens liegt das kteine Rehchen mit geſtreckten Läufen ſtarr und tot in ſei⸗ nem Bettchen. Heiße Tränen kullern aus Kinderaugen, tiefe Trauer zieht in Kinderherzen. Ein kleines Grab im Garten, mit Laßt die Vogelneſter in Ruhe! Blumen geſchmückt. zeigt die Stelle, wo die Kinder den Findling zur letzten Ruhe gebettet haben. Eine alltägliche Geſchichte! 6 Oder der Vater hat ein Machtwort gesprochen:„Unſinn, laßt das Tierchen liegen! Ich habe keine Luſt, mit den Jagdgeſetzen in Konflikt zu kommen, denn wer ſich ein Stück Wild aneignet auch mit den 1 0 Abſichten, macht ſich ſtrafbar!“ Noch ein herziges Koſen und Streicheln, dann geht es mit ſchwerem Herzen weiter. Zitternd liegt das kleine Rehkitz im Lager. Da— ein Lockruf— die Mutter! Schnell erhebt ſich das Rehkitz, um die Nahrungsquelle zu ſuchen. Doch was iſt das? Zitternd bläht ſich der Windfang der Mutter— der Geruch von Menſchenhänden ſchlägt ihr entgegen— entſetzt geht ſie mit wilden Fluchten ab. 5 Was macht der wahre Tierfreund? Er geht ſtill und unauffällig ſeiner Wege, bemüht ſich. das Kleine in keiner Weiſe zu ſtören und die Umgebung nicht zu verändern. Er weiß genau: Junges Wild, das zufällig gefunden wird, iſt niemals verwaiſt! Die Mutter befindet ſich ſicher in der Nähe und findet ſtets ihre Kinder wieder Werden die Jung⸗ tiere von Menſchenhänden berührt. ſo nimmt ſie die Mutter nicht mehr an, und ein qualvoller Hungertod iſt die Folge menſchlicher Liebkoſung. Das Rehkitz 1 05 der Junghaſe ſind beſonders empfindlich. denn wenn auch einmal die Aufzucht dieſer Jungtiere gelingen ſollte, ſo iſt das doch eine Seltenheit. Meiſt finden dieſe Tiere ein tragiſches Ende. Alljährlich kommen durch menſchlichen Unverſtand Hun⸗ derte von Jungtieren und Jungvögeln ums Leben Ein Vogelneſt ſei dem Menſchen ein Heiligtum Brütende Vögelchen darf man nicht 58 oder gar beunruhigen. die Eier im Neſt ſollen nicht berührt und junge Neſtlinge, die aus dem Neſt gehüpft ſind, nicht aufgenommen werden. Die Vogelmutter findet ſie ganz beſtimmt wieder. Darum keine mißverſtandene Tierliebe! Die gute Ab⸗ ſicht ſoll gar nicht verkannt werden, aber es kann nicht oft genug geſagt werden: Der unkundige Menſch ſoll ſich nicht anmaßen, der Natur ins Handwerk zu pfuſchen. Sie ſorgt allein für das Wohlergehen ihrer Geſchöpfel J. G. Junghaſen und Neh⸗ kitzchen nicht anfaſ⸗ ſen! Die Tiere ſind, auch wenn es ſo ſcheint, niemals von den Eltern verlaſſen. N N. N 0 0 4 c se N Nomen von Vadla von Manstein. 32) Nach der Vorſtellung ſetzte ſich Hanne hin und ſchrieb und erbot ſich, in dem Frauenverein zu rezitieren. Zwei Tage ſpäter hielt Hanne abermals einen Brief in ihren Händen, diesmal bat Kuno um eine Zuſammen⸗ kunft. Lange überlegte ſie, was ſie tun ſollte, wußte auch nicht, ob ſie es der Schweſter ſagen konnte, denn ſie fürchtete, wieder ausgelacht zu werden. Aber je näher die Stunde heranrückte, deſto entſchloſſener wurde Hanne, und als es ſo weit war, ſtand das junge Mädchen mit hoch⸗ rotem Kopf und zitternden Gliedern an dem Ort, den Kuno ihm im Briefe angegeben. Eine Weile ſchaute Hanne ſich um, da kam ihr Kund ſchon entgegen— ſehr elegant, ſehr vornehm. Auf ſeinem Geſicht lag ein leichter, roter Schimmer, ſeine Lippen kräuſelten ſich etwas, dann machte er vor Hanne eine tiefe Verbeugung und küßte ihr die Hand. Das junge Mädchen errötete bis zu den Haarwurzeln, fühlte, wie es ihm ſiedendheiß in die Wangen ſtieg, und konnte kein Wort herausbringen. Schweigend gingen ſie die Schumannſtraße entlang; bei der Untergrundbahn in der Friedrichſtraße machten ſie halt. a „Wollen wir ins Freie hinaus? Es iſt ein herrlich ſchöner Tag!“ Hanne nickte nur. Es erging ihr ſo eigentümlich— dieſem fremden Manne konnte ſie ſich anvertrauen, mit ihm wäre ſie bis ans Ende der Welt gegangen. * 10 2. Als Hanne die Schweſter nach der Vorſtellung einen Augenblick ſprach, ſagte dieſe: „Na, haſt du dich heute nachmittag gut amüſiert, du kleines ſcheinheiliges Ding du?“ Hanne ſtotterte, hochrot im Geſicht, einige Worte zu ährer Verteidigung. „Brauchſt dich gar nicht ſo zu haben, Hanne! Ich ver⸗ ſſtehe alles, nur darfſt du dich nicht verplempern!“ Hanne hatte eine ſchlafloſe Nacht hinter ſich. Sie wußte nicht, ob ſie richtig gehandelt, aber ſie konnte einfach nicht anders. 1 Wieder waren drei Tage vergangen, und ſchon das zweite Mal holte Kuno Helmut ſie vom Theater ab; aber jedesmal brachte er ſie nur bis zu ihrer Haustür, dort verabſchiedete ſich Hanne und ſtieg zitternd die Treppen hinauf. Wenn ſie dann allein in ihrem Stübchen war, drückte ſie das heiße Geſicht in die Kiſſen, die auf dem Divan lagen, wälzte ſich viele Stunden im Bett und konnte nicht ſchlafen. Mit ihr war eine Veränderung vor⸗ gegangen, gegen die ſie mit aller Kraft ankämpfte, aber immer wieder ſanken alle guten Ratſchläge, die ſie ſich ſelber gab, kläglich in ſich zuſammen. Die Blumen, die Kuno ihr ſchenkte, verſteckte ſie im Kleiderſchrank, damit die Schweſter nicht ihre Gloſſen darüber machen konnte. Aengſtlich ſuchte ſie vor den höh⸗ niſchen Blicken alles zu verheimlichen— die kleinen Auf⸗ merkſamkeiten, die verliebten Briefe, die ſie nun faſt täglich erhielt. Sie hatte alles vergeſſen: ihre Aufnahmen im Atelier, das Ehepaar Niedt, an das ſie jede Woche einen langen Brief geſchrieben, ihre Zukunft und ihr Studium, an dem ſie ſonſt in jeder freien Minute arbeitete. Sie dachte an nichts anderes als nur noch an ihn, immer nur an ihn. Ihr ganzer Tag war damit ausgefüllt. Sie merkte, wie ihr das heiße Rot in die Wangen ſtieg, wenn er ihr ent⸗ gegentrat, fühlte, wie ihr Körper zu zittern begann, wenn ſeine Hand die ihre berührte, fühlte, daß ſie ihre ganze Willenskraft zuſammennehmen mußte, um ſeinen Bitten, ihn zu küſſen, nicht zu unterliegen. einige Zeilen an Kuno, bedankte ſich für das Schreiben Dann wieder war ſie verzweifelt und lief den ganzen Tag über wie abweſend herum, wenn kein Lebenszeichen von ihm kam, und weinte die halbe Nacht hindurch. Die erſte große, leidenſchaftliche Liebe hatte ſie ergriffen— mit aller Kraft, mit allem Weh, aller Freude und mit allem Schmerz.——— Ihr ganzes Ich war von„ihm“ erfüllt, immer ſah ſie ihn, ſchlank, ſtolz, mit ſeinen blonden, zurückgekämmten Haaren vor ſich ſtehen. Sog den Duft, der ſeinen Kleidern entſtieg, das feine, unaufdringliche Parfüm, tief ein, be⸗ ſorgte ſich die Zigaretten, die er zu rauchen pflegte, kuſchelte ſich dann auf dem Divan zu einem Knäuel zu⸗ ſammen, rauchte, und während der feine dünne Rauch mit ſeinem Aroma zur Decke emporſtieg, dachte Hanne an Kuno, baute Zukunftsſchlöſſer, küßte ihn, gab ihm tauſend zärtliche Worte, die ſie nie gewagt haben würde, ihm zu ſagen. Wenn dann die Schweſter kam und Hanne noch immer im dunklen Zimmer ſaß, durch das der Mond geſpenſtig leuchtete, dann machte Mia mit lauten Spottworten Licht und riß die arme Hanne in die Wirklichkeit zurück. „Du mußt immer gleich bei allem mit deinem ganzen Herzen beteiligt ſein— warſt ja ſchon als Kind ſo. Dieſer Künſtler hat ſich ja ordentlich in dein Herz hineingefiedelt! So dumm zu ſein, ſchlägſt den Antrag von dieſem Schnee⸗ weiß ab und verliebſt dich in den armen Schlucker mit Haut und Haaren— kann das ein Menſch begreifen?“ „Er hat aber doch ein Auto“, warf Hanne kleinlaut dazwiſchen. „Was heißt heutzutage ein Auto? Gepumpt— alles auf Pump!“ Dann weinte Hanne in ihrem Bett wieder bittere Tränen, zog die Decke hoch über ſich hinweg, damit Mia ihr Schluchzen nicht hören ſollte.— Es war ein herrlicher Septembertag. Hanne konnte den Bitten Kunos nicht widerſtehen, und ſie war weit hinausgefahren, dorthin, wo es ganz ſtill und einſam war, wo kein Menſch ſie belauſchte. Sie ſah von weitem ſchon den hellen grauen Mantel, den weichen Hut und die ſchlanke Geſtalt, die langſam näher kam. Verwirrt blieb ſie einen Augenblick ſtehen— da war Kuno ſchon bei ihr, zog den Hut, und wortlos ſchritten ſie Seite an Seite, dicht aneinandergeſchmiegt, durch den Wald, der hier und da ſchon zu herbſteln begann. Sie ſah zu ihm empor, aber erſchrocken ſenkte Hanne wieder den Blick— eine ſolche Glut, eine ſo heiße Liebeswelle ſtrömte ihr aus ſeinen Augen entgegen. Aber ſie hatte keine Angſt mehr, fühlte, daß von ihm nur Gutes für ſie kommen konnte. Das Herz ſchlug ihr zum Zerſpringen von dem großen Glück, das über ſie gekommen war. Wie in einen Taumel, einen Traum ver⸗ ſetzt, ging ſie Schritt für Schritt mit ihm tiefer in den ein⸗ ſamen Wald hinein. Noch immer ſprachen ſie kein Wort. Wozu?— Sie verſtanden ſich auch ohne Worte, ihre Gefühle vereinten ſich in unausſprechlichem Glück. Endlich ſagte Kuno ganz, ganz leiſe, indem er den Kopf von Hanne weit zurückbog, um ihr beſſer in die Augen ſehen zu können: „Ich liebe dich, liebe dich, mein Mädel— meine Hanne!“ 5 Sie ſchloß die Augen, ein Glücksgefühl, wie ſie es nie empfunden, durchſtrömte ihre Glieder— ein Schwindel ergriff ſie, und um nicht umſinken zu müſſen, ſchlang ſie ihre Arme um den Hals des Geliebten, und beide fanden ſich im erſten Kuß.— Plötzlich richtete ſie ſich auf: „Ich— wir müſſen jetzt gehen!“— Kuno nahm ſich zuſammen, gab Hanne aus ſeiner Umarmung frei, und deide ſtanden ſich einen Augenblick ſchweratmend voller Seligkeit gegenüber. liebe dich— liebe dich, wie nur ein Mädchen einen Mann lieben kann. Verlaß mich nicht— nie, nie darfſt du mich verlaſſen, das wäre mein Tod!“ Dann ſchritten ſie langſam den Weg zurück und hatten ſich tauſend Dinge zu ſagen. Er ſprach von ſeiner Kind⸗ Plötzlich ſtammelte ſie:„Auch ich heit, von ſeinen Eltern, die früh geſtorben waren, von der Großmutter, die ſeine Pflege übernommen und ihm das Leben geebnet hatte, erzählte von ſeinem Studium, das zuerſt große Opfer gekoſtet, denn die Familie wollte nicht, daß er Muſiker wurde. Als er ſich aber hinter die gute alte Großi verſteckte, gaben die anderen nach, und nun wollte er ihnen be⸗ weiſen, daß er etwas in ſeinem Beruf erreichen würde. Dann fragte er Hanne aus, wollte von ihrer Kindheit, ihrem Leben mehr erfahren als er wußte. Aber ſie ſchwieg beſtürzt, erwachte aus ihrem glücklichen Traum, und die kalte Wirklichkeit ſtand vor ihren entſetzten Blicken. Erſt ganz langſam und ruckweiſe brachte ſie Bruchſtücke hervor. „Du armes Kind!“ ſagte Kuno.„Wie ſegensreich war meine Jugend im Vergleich zu der deinen!“ Er zog ſie wie ſchützend enger an ſich, und je mehr ſich der Weg ſeinem Ende zuneigte, um ſo mehr verlang⸗ ſamten ſie ihre Schritte. * 1*. „Hier, Hanne, ſtelle ich dir meinen Quälgeiſt, den Richard, vor. Du kennſt ihn auch, es iſt der Steptänzer aus der Skala; wir haben ihn doch zuſammen geſehen, das Scheuſal hatte mir neulich die Partie vermaſſelt— aber dafür fahren wir heute, an dem vielleicht letzten ſchönen Tag in dieſem Jahre, hinaus.“ „Laß mich lieber zu Hauſe, Mia! Ich bin abgeſpannt und habe Kopfſchmerzen!“ „Deine Kopfſchmerzen kenne ich— alſo vorwärts!“ Richard, hilf meiner Schweſter in den Mantel, und nun los!“ Es war in dem kleinen Reſtaurant, in dem die Schweſtern zu Mittag aßen, und zum erſten Male hatte Mia ihren„Freund“, wie ſie ſich ausdrückte, mitgebracht. Während ſie nun eine Stunde ſpäter an dem See, der zu, „Onkel Toms Hütte“ führte, am Ufer entlang gingen, plapperte Mia ununterbrochen: 5 „Ich lerne jetzt auch ſtepen! Was, Richard, wir ſtepen uns dann durchs Leben? Zu Weihnachten wollen wir heiraten— ich habe das Tanzen ſatt. Richard bleibt den Winter über in Berlin, hat Engagement in der) Femina, dann im Faun, ſpäter wieder in der Skala, und ſo ſtept er ſich durch vom Februar ab. Dann geht es nach Buenos Aires, und ich reiſe mit.“ Hanne glaubte nicht ein Wort von dem, was die Schweſter ihr erzählte. Ihre Gedanken waren weit, weit fort— und ſchweigend folgte ſie dem fröhlichen, aus⸗ gelaſſenen Paare.— Nachdem ſie im Reſtaurant„Onkel Toms Hütte“ Kaffee, getrunken hatten, ging es, diesmal durch den Wald, zur Untergrundbahn zurück. Es war faſt fünf Uhr geworden, und eilig ſchritten ſie unter den Kronen der Bäume dahin. Hin und wieder blitzte die Sonne noch mit rötlichem Strahl durch die hohen Kiefern und die Blätter des Unterholzes. Die drei Spaziergänger überquerten gerade einen Reit⸗ weg, als Hanne Pferdegetrappel hörte. Ein Schäferhund jagte in weiten Sprüngen voraus; einen Augenblick ſtanden die drei wartend am Rande des Reitweges und blickten nach den Reitern. Eine Dame im ſchwarzen, eng anliegenden Reitkleid, den kleinen, runden Reithut auf dem Kopfe, kam auf einem ſchönen Pferde, das ihr nicht recht gehorchte, daher, neben ihr ein junger Mann, der feſt, als wäre er mit ihm verwachſen, auf dem Rücken ſeines Tieres ſaß. Er ver⸗ ſetzte ihm einen leichten Schlag mit der Gerte, trieb es ganz an die Seite der Begleiterin, beruhigte deren Pferd, und dann galoppierten ſie den Weg entlang. Als ſie ſich der Gruppe näherten, flüſterte Mia der Schweſter zu: „Das iſt doch dein Fiedelmann?“ Hanne hatte Kuno längſt erkannt; die Hände feſt zu⸗ ſammengepreßt, ſtand ſie ſprachlos da und ſtarrte dem Geliebten in das Geſicht. Jetzt hatte auch er ſie erkannt, zog tief ſeinen Hut und ritt ſeiner Begleiterin nach. f Vermiſchtes o Siebenjähriger Prozeß um einen Weg.„Der Weg gehört mir und niemand hat etwas auf ihm zu ſuchen“, ſo behauptete ein ergrauter Beſitzer, der wegen Beſchädigung eines öffentlichen Weges in der Feldmark Kobelnick vor dem Schöffengericht Breslau angeklagt war. 7 Jahre lang hatte er wegen des Weges ſchon einen Prozeß geführt. Das Ober⸗ landesgericht in Breslau hatte endlich 1930 den Weg auf Grund von Unterlagen, die bis in das 17 Jahrhundert zu⸗ rückreichen, als öffentlich erklärt Der eigenſinnige Alte wollte es aber immer noch nicht glauben und grub nachts 2 mal einen 60 Zentimeter tiefen Graben über den Weg. Das Schöffengericht verurteilte den Angeklagten, um ſeinen Eigen⸗ ſinn zu brechen, da alle anderen Mittel verſagt hatten, zu 3 Monaten Gefängnis. 8 5 Die Zahl 7 im menſchlichen Leben. Die Zahl 7 ſpielt im Leben des Menſchen eine bedeutende Rolle. Die Lebensphasen des Kleinkindes, des Schulkindes und des reifenden Menſchen umfaſſen je ſechs bis ſieben Jahre. Auch in rechtlicher Beziehung macht ſich das 7⸗Jahre⸗ Schema bemerkbar. Mit der Vollendung des 7. Lebensjahres erliſcht die Geſchäftsunfähigkeit und tritt die ſogenannte be⸗ ſchränkte Geſchäftsfähigkeit ein, d. h. der junge Menſch darf Willenserklärungen, durch die er lediglich einen rechtlichen Vorteil erlangt, ſelbſtändig und ohne Zuſtimmung des ge⸗ ſetzlichen Vertreters abgeben und entgegennehmen. Mit dem 14. Lebensjahr beginnt die Strafmündigkeit. Die Volljährig⸗ keit tritt mit Vollendung des 21. Lebensjahres ein. Die höchſte Würde, die das deutſche Volk zu vergeben hat, die des Reichspräſidenten, kann erſt der 35jährige erlangen. Die Siebenzahl ſpielt auch im Volksglauben und Brauchtum eine eigentümliche Rolle. Großes Leid währt nach dieſer An⸗ ſchauung ſieben Jahre. Verwünſchungen behalten ſo lange ihre Kraft, Buße für getanes Anrecht dauert ſo lange. Der fliegende Holländer ſucht alle ſieben Jahre erneut von ſeiner leidensvollen Irrfahrt Erlöſung.„Ich hab' es getragen 7 Jahr“— beginnt die„Archibald Douglas“ bekannte ſchoktiſche Ballade. nnn. — 1 —— 33 mm Rohr Metallbett 9% 90 weiſ lackiert mit Zugfeder- matratze weiß lackiert 15 mit 1 a 145⁰ matratze Metallbett%90. 3 Metallbett 9%/ mm weiß lackiert mit 95 Zugfedei matr. mit vollem Fußbrett. 215⁰ Metallbett 9% U 1 1585 weiß lackiert mit 23.— Bettfedern. Pfd. 1.95 305 1.45 05 Weihe Sönsefedern 390 285 8 8., Pf. 7. O0 Sänsehelbdaunen 6.30 5.75 4³⁰ Graue Daunen Pd. 80 6⁰ f 5 Pfd. 14.00 8250 Weihe DOsunen 11.75 8 Graue Federn erbeten Wir reinigen Ihre Bettfedern mit der modernsten Reinigungsmaschine Vorherige Anmeldung Zugledermatr. mit vollem Fußbrett. Beitbarchent 80 cm, garantiert echtrot u. federdicht. 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Die zwei errungenen Punkte werden den Brühlern aller Vor⸗ ausſicht nach den ſchweren Gang in die Kreisklaſſe II er⸗ ſparen. Für Heddesheim iſt das Reſultat nicht ſchmeichelnd. Edingen unterſchätzte ſeinen Gegner ganz gewaltig. Um ein Haar und eine große Ueberraſchung wäre fällig geweſen. Erſt die letzten Spielminuten brachten der Edinger Mannſchaft den Siegestreffer ein. Die Turner ſind eben eine ganz unbeſtändige Mannſchaft, die rein nach Luſt und Laune ſpielt. i a Rheinau machte die letzten Anſtrengungen, nach dem zweiten Tabellenplatz zu kommen. Dieſes mal war Leuters⸗ hauſen an der Reihe. Der errungene Sieg iſt allerdings ohne weitere Bedeutung, da der zweite Platz von den Seckenheimern als„alleiniger Inhaber“ belegt wurde. Ilvesheim überfuhr die Kurpfälzer ganz gewaltig und holte ſich durch dieſen Sieg die diesjährige Meiſterſchaft der Kreisklaſſe l im Kreiſe Mannheim. In Ilvesheim hat aber auch die würdigſte Mannſchaft den Lorbeer des Meiſters errungen, die in der kommenden Saiſon den Beweis liefern wird, daß man in der Kreisklaſſe J manchen Bezirksligiſten unterkriegen würde. Glück auf! Neckarhauſen ließ dem Ortsnachbar und Abſtiegsbedroh⸗ ten— Ladenburg— keine Chance und ſiegte klar mit 512. Ladenburg iſt dadurch noch weiter in der Abſtiegsklemme verblieben und wie es ſcheint, entſcheidet erſt das letzte Spiel über das Schickſal des zweiten abſteigenden Vereins. Seckenheim bezwang die Neckarſtädtler und ſetzte ſich damit als alleiniger Tabellenzweiter ein. Eine beachtliche Leiſtung für die Seckenheimer Mannſchaft unter Beachtung, daß faſt ausnahmslos ſpielſtarke Vereine mit um die gule Platzierung gekämpft haben. Das Neckarſtadtreſultat iſt zwar erſt in der letzten Minute in der Schlußhöhe erzielt wor⸗ den, entſpricht aber vollauf dem Spielverlauf. Die Tabelle: gew. unent. Tore Punkte 9024 4321 30 7 34 48 254 92 49 59 75 271 Vereine Sp. verl. lvesheim eckenheim Rheinau Heddesheim Reckarhauſen Edingen Kurpfalz Reckarau Leutershauſen Reckarſtadt Brühl Ladenburg 46 Mannheim Am morgigen Sonntag ſpielen: Ilvesheim— Leutershauſen Tv. 1846— Brühl Neckarhauſen— Neckarſtadt Rheinau— Kurpfalz Edingen— Heddesheim Ladenburg— Seckenheim Das Spiel in Ilvesheim hat für keine der beiden beteiligten Mannſchaften noch irgendwelche Bedeutung. Man wird daher ohne ſonderliche Kraftanſtrengungen dem Spiel ſeinen Lauf laſſen. Ilvesheim wird lediglich dar in intereſſiert ſein, eine hohe Torausbeute herauszuholen, um ein Rekordverhältnis aufzuſtellen. a Nundſunt⸗Hrogramme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: s Wetter; 6.05 Gymnaſtik 1; 6.30 Gymnaſtik 11; 6.55 Zeit, Nachrichten; 7.05 Wetter; 7.10 Konzert; 8.15 Waſſer⸗ andsmeldungen, Wetter, 8.25 Gymnaſtik; 8.45 Landwirfk⸗ chaftsfunk; 10 Nachrichten; 11.55 Wetter; 12 Mittagskonzert: 13 Nachrichten; 13.10 Lokale Nachrichten, Wetter; 13.20 Mittagskonzert; 13.50 Zeit, Nachrichten; 16 Nachmittags⸗ konzert; 18 Jugendſtunde; 18.45 Zeit, Wetter, Landwirt⸗ ſchaft; 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22 Nach⸗ richten; 22.15 Du mußt wiſſen...; 22.25 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 22.45 Schallplatten. N Sonntag, 22. April: 6.15 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Wer⸗ ter; 8.20 Wetter; 8.25 Leibesübungen; 8.40 Bauer, hör zu; 9 Evang. Morgenfeier; 9.45 Feierſtunde der Schaffenden; 10.15 Kath. Morgenfeier; 11 Bericht von der Enthüllung des Denkmals für Gottlieb Daimler; 11.30 Harfenmuſik; 12 Mittagskonzert; 13 Panakuſtikum; 14.15 Bauernfunk; 14.30 Balladen und Lieder; 15 Kinderſtunde; 16 Nachmittags⸗ konzert; 18 Bachkantate; 18.45 Sport; 18.55 Lieder der Arbeit; 19.25 Einführung zu Pique Dame; 19.30 Pique Dame, Oper von Tſchaikowſky; 22.30 Zeit, Nachrichten; 22.45 — Nachrichten, Wetter, Sport; 23 Nachtkonzert; 24 Nacht⸗ muſik. Montag, 23. April: 9 Frauenfunk; 10.10 Orgelkonzert; 10.30 Schulfunk; 10.50 Bagatellen; 15.10 Tante Näle er⸗ zählt; 15.30 Kompoſitionen von Ottmar Gerſter; 17.30 Frühlingszauber, Plauderei; 17.45 Anlage und Pflege des Steingartens, Vortrag; 18.25 Franzöſiſch; 19 Wir Schall⸗ platteln; 19.40 Vortrag über Oeſterreich; 21.15 Arbeitskame⸗ 7 7 21.30 Schumann⸗Konzert; 23 Tanzmuſik; 24 Nacht⸗ muſik. S D= — FF Brühl geht zu den Turnern und wird ganz auf Sieg eingeſtellt ſein. Mit einem gewonnenen Spiel vom Sonn⸗ tag iſt Brühl gerettet. Die Turner werden ſich wohl ganz gehörig zur Wehr ſetzen, ohne an dem zu erwartenden Brühler Sieg etwas ändern zu können. In Neckarhauſen wird's ebenfalls heiß hergehen. Die Necharſtädtler brauchen unbedingt Punkte und werden ein dementſprechendes Spiel liefern; Neckarhaufſen hat den Platzvorteil und damit die beſſeren Ausſichten auf Sieg. Rheinau hat die Kurpfälzer und ſollte erwartungs⸗ gemäß einen achtbaren Sieg melden können. Edingen ſpielt auf eigenem Platz gegen Heddesheim. Beide Mannſchaften ſind nicht mehr in beſter Form. Trotz der Ueberraſchungsperiode der Heddesheimer vom ve. gan⸗ genen Sonntag and des Platzvorteils der Edingen iſt keine Mannſchaft als Sieger im Voraus anzuſehen. Seckenheim muß nach Ladenburg. Der Gang iſt ſehr ſchwer. Wohl geht es für Seckenheim um nichts mehr dafür aber um ſo mehr für Ladenburg. Ein Sieg des Platz⸗ beſitzers gibt ihm noch einen kleinen Hoffnungsſchimmer in der Kreisklaſſe 1 zu bleiben. Seckenheim kann an die Sache unbefangener herangehen als ſein Gegner. Das Spiel wird ſeine beſonderen Reize haben. Wer wird ſiegen Der Beſſere? ö Handball. Spiele gew. unent. verl. Tv. 98 Seckenheim 4 5 0 0 Tv. Brühl 3 1 2 Tſchft. Käfertal 13 2 15:19 224 Germ. Friedrichsfeld 4 1 0 3. 14:27 226 Nachdem am letzten Sonntag Tſchft. Käfertal in Brühl weitere Punkte abgeben mußte, kann ſchon morgen die Entſcheidung fallen. Die hieſigen 98er brauchen nur noch einen Punkt, um die Meiſterſchaft der Kreisklaſſe 1 des Turnkreiſes Mannheim ſicher zu ſtellen. Allerdings haben ſie einen ſchweren Gang vor ſich; Brühl hat die letzte Chance, den Tabellenführer einzuholen, und wird dieſe nur nach hartem Kampfe preisgeben. Aber auch Seckenheim wird ſicher nicht alles auf die letzte Karte ſetzen— daheim iſt daheim. Tv. Brühl erhielt durch Neueintritt verſchiedene gute Kräfte, während Seckenheim mit wieder faſt kompletter Mannſchaft antreten kann. So kann man zwar keine ſichere Vorausſage geben, doch iſt von den Einheimiſchen zu er⸗ warten, daß ſie auch dieſes Hindernis bezwingen. Tore Punkte 28 13 0 13111 24 Auswärtiger Sport. In allen Sportarten herrſcht am Sonntag wieder ein recht umfangreicher Betrieb. An der Spitze marſchiert immer noch„König Fußball“, der mit ſeinen Spielen um die deutſche Meiſterſchaft nach dem neuen Syſtem die deutſche Fußballgemeinde weit länger in Spannung hält als in den früheren Jahren, wo innerhalb von vier Spieltagen der deutſche Meiſter feſtſtand. Der Sonntag bringt den dritten Spieltag in den vier Gaugruppen und man erwartet hier ſchon in aller vier Gruppen wichtige Vorentſcheidungen. Ne⸗ ben zah reichen Freundſchaftsſpielen und dem letzten Gau⸗ ligaſpiel im Gau Südweſt gibt es im Fußball noch ein wei⸗ teres Ereignis von Bedeutung, den Stuttgarter Kampf zwiſchen Süddeutſchland und Südoſtfrankreich. Im Hockey kämpft Deutſchland an zwei Fronten gegen Holland, in Düſ⸗ ſeldorf ſteigt das Länderſpiel der Männer, in Hannover treffen ſich die Frauen beider Nationen. Fußball — gehen in allen vier Gaugruppen die Spiele um die deutſche Meiſterſchaft weiter. In der Gruppe Südweſt treffen in Frankfurt die bisher ungeſchlagenen Mannſchaften der Ofſen⸗ bacher Kickers und des SV. Waldhof zuſammen; der Sieger des Treffens ſollte auch der Endſieger ſein. Der Mülheimer SV. und Union Böckingen, die beide noch keinen Sieg zu verzeichnen haben, begegnen ſich in Köln. In der Gruppe Mitte ſteigt das wichtigſte Treffen in Nürnberg. Es führt den 1. Fc. Nürnberg, der ſeine beiden bisherigen Spiele gewann, mit dem Dresdener Sportclub zuſammen. Im zwei⸗ ten effen empfängt Wacker Halle zu Hauſe die Fuldaer Dienstag, 24. April: 10.10 Schulfunk; 10.35 Bläſer⸗ kammermufik, 11 Ungariſche Volkslieder; 15 Blumenſtunde; 15.30 Klaviermuſik; 17.30 Landwirtſchaftsfunk; 17.45 Der Hohentwiel; 18 Der juriſtiſche Ratgeber; 18.15 Aus Wirt⸗ ſchaft und Arbeit; 18.25 Italieniſch; 19 Jodler und Ländler; 19.40 Vom Ochs und der Kuh— zum Salatbeſteck, Anter⸗ haltung; 21.15 Fliegerbomben, Kurzhörſpiel; 21.30 Bratſchen⸗ muſik; 22.30 Volksweiſen aus Paraguay und Argentinien; 23.15 Neue Kompoſitionen; 24 Nachtmuſik. Mittwoch, 25. April: 10.10 Schulfunk; 10.40 Frauen⸗ ſtunde; 11.10 Kleine Stücke für Violincello und Klavier; 15.20 Allerlei Luſtiges;: 17.30 Klaviermuſik; 18.30 Junge Dichtung; 19 Jung⸗Schiller, Lebensabriß einer Dichterjugend; 20.10 AUnſere Saar; 20.30 Das Spitzentuch der Königin, Operette von Johann Strauß; 23 Kammermuſik; 24 Nacht⸗ muſik. ö . Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm- Nummern: s Choral, Zeit, Wetter; 6.05 Gymnaſtik 1; 6.30 Gymnaſtek I; 6.55 Zeit, Frühmeldungen; 7.05 Wetter; 7.10 Frühkonzert; 8.15 Waſſerſtandsmeldungen; 8.25 Gymnaſtik; 10 Nachrichten; 11 Werbekonzert; 11.50 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert l; 13 Zeit, Nachrichten; 13.10 Lokale Nachrichten, Wet er, Sport; 18.20 Mittagskonzert II; 13.50 Nachrichten, 14 Mittaaskor- zert III; 15.30 Gießener Wetterbericht; 15.40 Zeit, Sonntag, 22. Apeil: 6.15 Hafentonzert; 8.15 Zeit, Nach⸗ richten; 8.20 Wetter; 8.25 Gymnaſtik; 8.45 Choralblaſen; 9 Evang. Morgenfeier; 9.45 Feierſtunde der Schaffenden; 10.15 Kath. Morgenſeier; 11 Stunde des Chorgeſangs; 11.40 Arbeit auf dem Gebiete des Vogeiſchutzes; 12 Mittagskon⸗ zert 1; 13 Stegreifſendung; 13.15 Mittagskonzert II: 14.20 Zehnminutendienſt für die Landwirtſchaft; 14.30 Stunde des Landes: 15 Kinderſtunde: 16 Nachmittagskonzert; 18 liche Reiterſchar; es wird darum ein Boe en; wir glauben hier an einen Hallenſer Sieg. In ber Gruppe Oſt treffen ſich in Beuthen die einheimiſche Elf von Beuthen 09 und Viktoria 89 Berlin. Viktoria Stolp und Preußen Danzig, die ihre bisherigen Spiele verloren, be⸗ gegnen ſich in Stop. In der Gruppe Nordweſt trifft Schalke 04 in Bochum auf den VfL. Benrath. Eimsbüttel kämpft zu Hauſe gegen Werder Bremen. Stuttgart ſtatt. Das Vorſpiel wurde von den Süddeutſchen 4:0 gewonnen. Süddeutſchlands Mannſchaft für den Rück⸗ kampf ſteht zur Stunde noch nicht feſt. Aus der Reihe der zahlreichen Freundſchaftsſpiele erwähnen wir die Süddeutſch⸗ landreiſe des vorjährigen deutſchen Meiſters, Fortuna Düſſel⸗ dorf, die am Samstag beim 1. FC. Pforzheim und am Sonntag beim Phönix Ludwigshafen zu Gaſt weilen. In Frankfurt geben am Samstag die Münchner„Löwen“ ein Gaſtſpiel gegen die Sportgemeinde Eintracht. N f Handball. In einigen ſüdweſtdeutſchen Gauen ſind noch rückſtändige Pflichtſpiele angeſetzt, die zur Klärung der Abſtiegsfrage not⸗ wendig ſind. Es ſpielen: Gau Württemberg(Gruppe Oſt) z TV. Altenſtadt— Tgm. Geislingen, Tbd. Alm— Sport⸗ freunde Tübingen, Gau Nordheſſen: Tuſpo 86⸗09 Kaſſel— Kaſſel 03. In Frankfurt⸗Schwanheim trägt die Gaumann⸗ ſchaft des Gaues Südweſt ein Uebungsſpiel gegen eine Be⸗ zirksmannſchaft aus, das der Vorbereitung für die Kampf⸗ ſpiele dient. pferderennen in Haßloch am 10. Mai. Am Himmelfahrtstage, den 10. Mai, finden traditions⸗ gemäß die Haßlocher Pferderennen ſtatt. In der ſchweren Zeit der wirtſchaftlichen Not gilt es, dieſen Teil des Sportes aufrecht zu erhalten, um ſo durch Hebung und Pflege der Pferdezucht unſere heimiſche Volkswirtſchaft zu unterſtützen. Im letzten Jahre hat man die große Be⸗ deutung des Pferdes nicht nur rein volkswirtſchaftlich, ſondern auch für den Wehrgedanken wieder mehr gewürdigt und mancher Volksgenoſſe hat ſich als Reiter in einen nationalen Reiterverband eingereiht. Auch die diesjährigen Haßlocher Rennen wollen in erſter Linie dieſem großen vaterländiſchen Gedanken Rechnung tragen. An der Spitze des Programms ſteht nach einem Aufmarſche ein Flach⸗ rennen für Reiter des Reiterſturms 5/51. Dieſer Sturm hat ſeinen Sitz in Haßloch und verfügt über eine anſehn⸗ ö ſtark beſetztes Feld von Reitern zu erwarten ſein. i Den Mittelpunkt der Veranſtaltung bildet das Kur⸗ pfalz⸗Rennen. Es iſt für alle SA.⸗ und SS. ⸗Reiter aus dem Gaue Pfalz mit Saargebiet offen. Im Vorjahre ſtiftete Herr Gauleiter Bürckel zu dieſem Rennen zwei ſehr wertvolle Wanderpreiſe und wird nun erneut um ſie ge⸗ kämpft. Aus allen Teilen der Pfalz mit ihren Reiter⸗ ſtürmen iſt hier eine lebhafte Beteiligung zu erwarten. Um den Charakter von Vollblutrennen zu wahren, bringt das Programm 2 Vollblutrennen Klaſſe A und 3 Vollblutrennen Klaſſe B. Es ſind dies 2 Flach⸗ und 3. Jagdrennen. Um die Beteiligung von Pferden an den einzelnen Konkurrenzen verlockender zu geſtalten, hat der Verein die Geldpreiſe gegenüber den Vorjahren bebeutend erhöht. Es wurden hier Rennen ausgeſchrieben, die neben wein; Ehrenpreiſen Geldpreiſe bis zu 1500 Mark auf⸗ eiſen. Da der Himmelfahrtstag in dieſem Jahre in die Mannheimer Rennwoche fällt, ſo iſt mit Beſtimmtheit an⸗ zunehmen, daß viele Pferde, die in Mannheim laufen werden, auch in Haßloch ihr Glück auf dem grünen Raſen verſuchen werden. Der Abſtecher von Mannheim nach Haßloch bedeutet für die Pferde keine beſondere An⸗ ſtrengung. Um auch unſerer landwirtſchaftlichen Bevölkerung ent⸗ gegen zu kommen, wurde an den Schluß des Programms ein Halbblutrennen geſetzt. Leider hat gerade die Halb⸗ blutzucht in den letzten Jahren bei uns in Süddeutſchland ſehr nachgelaſſen und muß mit allen Mitteln darnach getrachtet werden, daß dieſes ſo wertvolle Pferd wieder mehr zu Ehren kommt. Wandern und Beiben, Hörbericht; 18.30 Zum Auftakt des dritten deutſchen Brucknerſeſtes; 19 Alte— neue Moſelbrücke, Hörbericht; 19.25 Einführung zu Pique Dame; 19.30 Pique Dame, Oper von Tſchaikowſky; 22.30 Zeit, Nachrichten; 22.45 Lotale Nachrichten, Wetter, Sport; 23 Nachtmuſik; 24 Nachtmulik. Montag, 23. April: 14.40 Stunde des Liedes; 17.30 Fünf Jahre mit Indianern auf dem Kriegsfuß, eigene Er⸗ lebniſſe, 17.45 Klaviermuſik; 18.25 Franzöſiſch; 19 Anter⸗ haltungskonzert; 19.40 Ja, ja, die Schwarzarbeiter, heitere Hörfolge mit ernſtem Unterton; 21.15 Kleine Unterhaltung; 21.30 Robert⸗Schumann⸗Konzert: 23 Tanzmuſik. Dienstag, 24. April: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.40 Stunde der Frau; 17.30 Die Lü⸗ deritzbucht wird deutſches Land; 17.45 Kleine Unterhaltung; 18 Im Dienſt der rhein⸗ma niſchen Wirtſchaft, Zwiegeſpräch; 18.15 Aus Wirtſchaft und Arbeit; 18.25 Italieniſch; 19 25 bunte Minuten; 19.25 Junge deutſche Dichtung; 19.40 Vom Ochs und der Kuh— zum Salatbeſteck, Unterhaltung; 21.15 Fliegerbomben, Kurzhörſpiel; 21.30 Klaviermuſit; 22.30 Volkswenen aus Paraguay und Argentinien; 23.15 Nacht⸗ muſik. f 0 Mittwoch, 25. April: 10.10 Schulfunk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.30 Dreimal fünfzehn Minuten aus dem Senderbezirk; 17.30 Was ſagt uns heute Friedrich Fröbel, Gedanken zur Erziehung; 17.45 Jugend⸗ ſtunde; 18.20 Der Raum als Waffe, Betrachtungen eines Soldaten; 18.35 Junge deutſche Dichtung; 19 Der 1. Preis des Romanrätſels vom 19. Februar wird als Hörſpiel ge⸗ ſendet; 19.30 Engtiſche Studentenlieder; 20.10 Unfere Saar; 20.30 Das Spitzentuch der Königen, Operette von Johann Strauß; 22.15 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 22.20 Hörbericht vom Reitturnier in Nizza; 22.40 Zum Lob der deutſchen Stände: 23 Kammermuſik. 1 L881 5 * „Niemals wird Deutſchland ſich durch koloniale Beſtre⸗ bungen zerſplittern!“ behaupteten die engliſchen Sachver⸗ ſtändigen. Inzwiſchen füllten deutſche Forſcher wie Dr. Vogel, Dr Rohlfs, Dr. Schweinfurth. Dr. Pogge, Dr. Nachtigal, Emin Paſcha Wißmann und andere in un⸗ erhörten Forſchungszügen die weißen Flecken auf der Landkarte von Afrika aus Zur ſelben Zeit lagen jedoch bereits auf Bismarcks Schreibtiſch die Petitionen der Hamburger und Bremer Kaufleute, die um den Reichs⸗ ſchutz für ihre Beſitzungen in Togo und Kamerun baten. In dieſen 5 war es auch, daß der Faktoreibeſitzer Vogelſang auf„Fort Lüderitzbucht“ in Südweſt einem engliſchen Schiff androhte, daß er das Feuer eröffnen würde, wenn es ſich noch länger in der Lüderitzbucht breitmache! Deutſch Südweſtafrika entſteht Für 2000 Mark und 200 Vorderladerflinten hatte Vogel⸗ ſang im Auftrage des Bremer Handelsherrn Lüderitz den Hafen Angra Pequena nebſt zehn Quadratmeilen umliegen⸗ den Wüſtenſandes dem herrſchenden Negerhäuptling abge⸗ kauft und dort eine Station unter deutſcher Flagge errichtet. Kurz darauf erweiterte er den Kauf um 400 Quadratmeilen 1 Küſtenſtrich bis zum Oranjefluß hinunter, indes die Agen⸗ ten der Firma Lüderitz nordwärts zogen, um auch dort mit ſchließen. Bisher hatte ſich England niemals um Südweſtafrika fp de Ja, einige Jahre vorher lehnte es den Schutz ür deutſche Miſſionare gerade dort ab mit der Begründung, ß es ſich nicht in die Angelegenheiten der unabhängigen Negerherrſcher miſchen könne. Als aber der Deutſche Lüderitz das 155 je verſchmähte Land aufkaufte, begann England mit ſeinen Einſprüchen und Intrigen gegen die deutſchen Erwerbungen. Das Treiben fand erſt ein Ende, als Bismarck am 24. April 1884 das hiſtoriſche Telegramm an den deutſchen Konſul in Kapſtadt ſandte:„Sie wollen amtlich erklären, daß Lüderitz und ſeine Niederlaſſungen unter dem Schutz des Deutſchen Reiches ſtehen!“ Damit hatte ſich das Reich endlich hinter ſeine Pioniere in Südweſt geſtellt und zum erſten Male den Willen zur Gründung von Kolonien gezeigt. Zwei Monate ſpäter hiß⸗ ten die Korvetten„Leipzig“ und„Eliſabeth“ in Lüderitzbucht unter dem feierlichen Salut der Kanonen die Reichsflagge auf dem Boden der erſten deutſchen Kolonie. Kurz darauf ging das Kanonenboot„Wolf“ nach Norden und ergriff ebenſo feierlich bis zur Grenze von Portugieſiſch⸗Angola hinauf Beſitz von der Küſte, während gleichzeitig der jüngere Lüderitz und einige Bevollmächtigte des Hauſes in verſchie⸗ denen Richtungen landeinwärts zu den Hottentotten, Da⸗ maras und Hereros zogen, um mit Neuerwerbungen den 20 Kilometer breiten Küſtenſtreifen der jungen Kolonie in die Tiefe zu gliedern. f Zu ſpät gekommen, um die Küſte für ſich reklamieren zu können, verſuchte England jetzt, Deutſch⸗Südweſt vom Hinterlande abzuriegeln und auf die unfruchtbare Küſten⸗ wüſte der Namib zu beſchrönken. Es ſollte ſich täuſchen! Die Sympathien der Schwarzen waren bei Deutſchland. Deutſche Fahnen über Togo und Kamerun Als Dr. Nachtigal im Frühjahr 1884 ſeine Beſtellung zum Reichskommiſſar für die Weſtküſte Afrikas erhielt, am⸗ kierte er in Tunis als deutſcher Generalkonſul. Er war tod⸗ krank: aber der Mann mit dem eiſernen Pflichtgefühl zögerte keinen Augenblick, die Aufgabe zu übernehmen.„Es iſt meine Pflicht! Schulde ich meiner Regierung nicht mein Leben?“ Damit ſchob er die Einwände beſorgter Freunde hinweg. Ein volles Jahr lang bereiſte Dr. Nachtigal mit dem Kanonenboot„Möwe“ die Weſtküſte Afrikas zwiſchen Togo. Kamerun und Lüderitzbucht und ſchuf zwei weitere Kolo⸗ nien, beſtätigte durch ſeine Anweſenheit die Beſitzergreifung von Südweſt und durchquerte salt noch die Wüſte Namib Keinen Augenblick versagte ſeine Tatkraft: Als er am 2 Juli 1884 vor Togo erſchien ſtieß er in die hochgehenden Wogen der Ereigniſſe Zwiſchen franzöſiſchen und britiſchen Intereſſen eingekeilt hing das Leben der deutſchen Faktorei⸗ angeſtellten und das Eigentum einer Reihe von Hamburger und Bremer Firmen nur mehr an einem Faden Während der engliſche Beauftragte bereitſtand um mit ſeinen Hauſſa⸗ ſoldaten von Oſten her in Togo einzumarſchieren, eilten von Weſten franzöſiſche Kriegsſchiffe heran Dr Nachtigal durch⸗ ſchaute die engliſchen Abſichten und erkannte die Gefahr, die von den Franzoſen drohte Er hißte am 5 Juli 1884 in den Negerfürſten Kaufverträge über Ländereien abzu⸗ 1. griffen hätte. In kurzer Zeit waren drei rebelliſche Neger⸗ ſtädte erobert und die Empörer in die Wildnis verjagt. Als Dr. Nachtigal aus Südweſt zurückkehrte, war die Ruhe wieder hergeſtellt. Bereitwillig kamen die Häuptlinge aus dem Landesinnern zur Küſte, um hier ihre Unterwer⸗ fung unter die deutſche Schutzherrſchaft zu beſtätigen. Jetzt konnte Dr. Nachtigal endlich zur Berichterſtattung die Heim⸗ reiſe antreten. Aber ſein fiebergeſchüttelter Körper erholte ſich nicht mehr. Er verſchied an Bord der„Möwe“ und wurde ſpäter in Kamerun zur letzten Ruhe gebettet. Peters gründet Deutſch⸗Oſtafrika Ende des Jahres 1884 ſollte Deutſchlands ſchönſte und reichſte Kolonie entſtehen. Gleichzeitig erhielt England den ſchwerſten Schlag dieſes ereignisreichen Jahres. Mit den Mitteln der von ihm gegründeten Geſellſchaft für deutſche Koloniſation ausgerüſtet, erſchien Dr. Peters überraſchend in Sanſibar und marſchierte meteorgleich in Oſtafrika ein. Innerhalb von ſechs Wochen ſchloß er mit zehn Negerhäupt⸗ lingen Verträge ab und erwarb damit ein Gebiet von der doppelten Größe Bayerns. Im gleichen Eiltempo reiſte der tatkräftige Mann nach Berlin zurück, um den Schutz des Reiches für die Kolonie zu erwirken. Während er in Verlin harte Kämpfe zu beſtehen hatte, ſandte Peters weitere Expe⸗ ditionen nach Oſtafrika hinein, die unter der eigenen Flagge der Geſellſchaft, aus der ſpäter die Deutſch⸗Oſtafrikaniſche Geſellſchaft hervorging(die deutſchen Farben mit dem Kreuz des Südens in der Göſch), Verträge über Verträge ſchloſſen und ſchließlich dem Reiche ein Kolonialgebiet ſicherten, das doppelt ſo groß war wie Deutſchland ſelbſt. Dann kam Dr. Peters wieder nach Afrika, grub den engliſchen Intrigen am Hofe des Sultans von Sanſibar den Boden ab und unter⸗ nahm einen Vorſtoß in das Gebiet des Kilimandſcharo. Die von den arabiſchen Sklavenjägern terroriſierten Schwarzen verlangten, endlich unter weißen Schutz zu kommen. Mit 39 Trägern ſchlug ſich Peters durch das aufſtän⸗ diſche Uganda, vor welchem Stanley mit 1000 gutbewaff⸗ neten Askaris zögerte, und unterwarf die ſo gefürchteten Maſſai des ſpäteren Britiſch⸗Oſtafrika für alle Zeiten. Gegen den Willen des Reiches erreichte er das Gebiet der Nilquel⸗ len. Seine hochfliegenden Pläne ſahen Deutſchland als Herrn der Nilſperren, mit denen heute England Aegypten be⸗ 5 herrſcht. Dieſe Abſicht ſcheiterte ſchließlich am Helgo⸗ land⸗Abkommen, das Deutſchland auf das bis dahin erworbene Oſtafrika beſchränkte, ihm dafür aber Helgo⸗ land übergab. Hermann von Wißmann 0 Als erſter Europäer durchquerte der preußiſche Hauptmann Hermann Wißmann das ägquatoriale Afrika von Weſt nach Oſt und wiederholte im Auftrage des Belgierkönigs kurz darauf dieſe Durchquerung. Auf ſeinen Entdeckungsfahrten durch Afrika lernte Wißmann die ganze Grauſamkeit der arabiſchen Sklavenhändler kennen. Bismarck wußte, was er tat, als er„Deutſch⸗ lands größten Afrikaforſcher“ mit der Niederſchlagung, 0 des Araberaufſtandes in Deutſch⸗Oſtafrika und mit der Vernichtung des Sklavenhan⸗ dels betraute.„Sie haben in Afrika nie⸗ mals Dummheiten gemacht. Siegen Sie, Togoland die Reichsflagge und erklärte es unter dem Dröhnen der Salutſchüſſe zum kaiſerlichen Schutzgebiet! Nachtigal weilte noch in Togo, als er erfuhr, daß ein engliſches Kriegsſchiff mit einem Bevollmächtigten nach Kamerun unterwegs ſei, und beeilte ſich, dem Engländer zuvorzukommen. die Reiſe nach Kamerun entwickelte ſich u einer Wettfahrt, aus der ie„Möwe“ als Sieger her⸗ vorging. Faſt vor der Naſe des enttäuſchten Rivalen ſtiee⸗ gen am 14. Juli 1884 die Reichsfarben am Flaggenmaſt hoch und erhoben auch Kame⸗ run zum deutſchen Schutzge⸗ biet! Deshalb gab aber der Engländer das Spiel noch nicht verloren Die„Möwe“ dampfte weiter nach Südweſt und ließ die neue Kolonie ſchutztos zurück Engliſches Geld rollte. Streitereien unter den Häuptlingsfamilien lieferten ein wunderbares Schachbrett zum fein aus⸗ geklügelten Ränkeſpiel Auf einmal erfüllte Kriegs⸗ geſchrei die Küſte Kameruns und mit den deutſchen Werten wäre es zu Ende geweſen, wenn nicht im letzten Augenblick ein deutſches Geſchwader einge⸗ 7 wortung auf mich!“ Das waren Bismarcks Worte an Wiß⸗ mann, den der Kaiſer ſpäter wegen ſeiner roßen Verdienſte um die Schaffung von eutſch⸗Oſtafrika in den Adelsſtand erhob. Der Reichstag bewilligte die zwei Millio⸗ nen, die Wißmann brauchte. um eine Askaritruppe aus dem Boden zu ſtampfen und in einem Dutzend ſiegreicher Gefechte den Araberaufſtand niederzuwerfen. Als er dann einen der Hauptbanditen auf⸗ knüpfen ließ und eine Anzahl befeſtigter Plätze im Innern der Kolonie überrannte, ſchmolz der Widerſtand dahin. während ſich die Begeiſterung in ſeinen ſchwarzen Truppen verwurzelte und zum Boden wurde, auf welchem jener unſterbliche Lorbeer erblühen ſollte, den ſich die Aska⸗ ris erwarben, als ſie unter der Führung Lettow⸗Vorbecks den ganzen Weltkrieg hindurch Deutſch⸗Oſtafrika gegen eine zwanzigfache Uebermacht der Feinde behaupteten. O. von Hainſpach. und ziehen Sie den Wechſel der Verant⸗ Es war eine merkwürdige Begegnung. Er ſaß in einer Marktkneipe in Hamburg, als ich einige Stunden Aufent⸗ alt hatte. Es roch nach ſchalem Bier übernächtigten Men⸗ ſchen billigem Dunſt unſauberer Pfeifen, Bratkartoffeln und Hering,— juſt jene Atmosphäre. wie man ſie für Studien⸗ ktreiſen durch Hafenſtädte braucht Der Mann der mir am Tiſche gegenüberſaß ſchien zu ſchlafen, aber er lachte dann plötzlich auf. grinſte mich an und beſchnupperte mein Getränk Die Naſe glühte in einem Stoppelbart⸗Geſicht. das Züge von Intelligenz aufwies die zur unter alkoholgeſchwängerten Hautzellen abzuſterben ſchien. Der Wirt nannte ihn Ulrich, ſetzte ihm einen Schnaps nach dem anderen vor die ſtieren Augen, in die die erſten orgenſonnenſtrahlen ihr Licht warfen. Das gab auch den Grimaſſen meines Tiſchgenoſſen einen verſöhnenden Reiz. „Herr,“ ſagte er plötzlich,„Sie wollen ſicher über See?“ „Ja,“ ſagte ich,„nach Kopenhagen!“ Er lachte unmotiviert:„Hab' ich mir gleich gedacht!“ Er ſchluckte ſeinen Schnaps. Seine tatterigen Hände wurden immer ruhiger; er zog an ſeiner Krawatte unter einem ſchmierigen Gummikragen, verſuchte. ſich für ſeine Geſchichte, die ſo merkwürdig war, daß ich meinen Dampfer nach Kopenhagen verſäumte, in Poſitur zu ſetzen. Er winkte wie geringſchätzig mit der Hand: „Kleines Gewäſſer, Boje Nord 119 beachten, auf Ovur⸗ tus⸗Grund Lotſe an Bord bis Chriſtianshavn ohne Gefahr!“ . Er ſah in ſein Gedächtnis, mußte anſcheinend See⸗ mann ſein, denn überlegen be⸗ herrſchte er das Fahrwaſſer. 5„Unterſuchen Sie aber die Schotts, Herr,“ meinte er leiſe. „An den Schotts hängt Ihr Leben.“ Er nahm wie⸗ der einen Küm⸗ mel mit Rum, rückte näher zu mir und begann: „Kann Ihnen ja nicht viel paſſie⸗ ren, aber damals hing das Schickſal von 2500 Men⸗ ſchen an einem Schott. das nicht ſchloß. Ein Mann ſaß dazwiſchen— vielleicht ein Dieb aus dem Ballaſt⸗ raum oder ein Blinder— Sie verſtehen——“ Ich verſtand nichts, glaubte an Delirium, mußte aber einſehen, daß dieſem Manne die Unmengen Alkohols. die er im Zuſehen in ſeinen ausgebrannten Körper pumpte, nichts anhaben konnten, denn die Logik ſeiner Erzählung wurde mir erſt klar, als ich ſein Schickſal überblicken konnte „1912 war es, im April,“ fuhr er fort.„Ich fuhr auf der„Titanic“. Als Erſter Maſchiniſt im Range eines Steuermanns—“ Er blickte nach ſeinen breiten Schultern, aber ſie trugen keine Achſelſtücke mehr. „Eiswaſſer war gemeldet.“ Je er fort,„trotzdem: der Generaldirektor der Lines fuhr ſelbſt mit; er ſtachelte Offi⸗ ziere und Maſchiniſten an, gab ihnen Freitrinken; er wollte das Blaue Band. Wir fuhren wie die Wilden mit voller Kraft. Na, Sie wiſſen ja. was paſſierte Die„Titanic“ rannte ſich die Stirn an einem tanzenden Eisberg ein Innen⸗ und Außenhaut waren wie Papier zerfetzt. Die Menſchen waren beim Anprall bleicher als der Mond ge⸗ worden der uns beſchien Ich gehörte im Falle einer Ge⸗ ahr zum Stopf⸗Kommando. Aber was iſt zu ſtopfen, wenn er Kiel kaputt iſt. In das Schreien der Frauen, das Kom⸗ mandobrüllen der jungen Offiziere— die alten ſchwiegen— krachten Schüſſe.— der Kampf um die Rettungsboote. Mit drei Kameraden tranken wir eine Buddel Köm aus, dann ließen wir uns auf einem Floß zum Kielraum hinunter. Durch ein Loch wie dieſe Stube hier ſtrömten Waſſermengen, die niemals zum Stopfen zu bringen waren. Ein ſchauriges Der Wirk ſetzte ihm einen Schnaps nach dem anderen vor die ſtieren Augen. Strömen. als wollte der ganze Atlantik die kleine„Titanic“ überfluten. Von der Seite kamen wir dann in die Kiel⸗ kammern Fiſche ſchwammen im Raum Das Querſchott war in Ordnung, es ſchloß dichter als ein Gaſometer; aber das Längsſchott ſtand einige Zentimeter weit offen. Es hing ein Mann dazwiſchen!“ Er pauſierte trank einen Korn, wiſchte ſich den fahlen Bart. ſah mein Erſtaunen, eine Spannung, die halb aus Neugierde, halb aus Mißtrauen zuſammengeſetzt war. und erzählte weiter indem er meine Zigarre zerknitterte, die ich ihm geſchenkt hatte, und ſie in ſeine Pfeife ſtopfte: „Wir ſahen, Herr einen Mann, der lebte der in das Schott geklemmt war. Er lebte, ſprechen konnte er nicht, aber ein Entſetzen ſagte uns genug. Er konnte nicht heraus eine Bruſt war zerquetſcht Vielleicht ein Dieb vielleicht einer, der umſonſt nach Amerika hatte fahren wollen. Und über ihm unter ihm. ja, faſt durch ihn drangen die unge⸗ heuren Waſſermaſſen, die ihm bis zum Halſe reichten Höher konnten ſie noch nicht, denn 47000 Tonnen faßte die „Titanic“; aber ſobald ſich die zweite Kammer gefüllt hatte. ſank er mit der erſten unter. Das konnte zwei Stunden dauern. Hätten wir das Schott, in deſſen Tür der Mann hing dicht bekommen ſo hätten wir die„Titanic“ wenig⸗ ſtens acht Stunden halten können. Wie aber in den herein— ſtrömenden Strudel hineinkommen? Oben war der Teufel los, und wir hatten das Schickſo! von 3000 Menſchen in der Hand. Wir gaben Signale, woll⸗ ten uns hochziehen laſſen, denn wir hingen an der Bord⸗ wand. waren durch Luks in die Kammer geſtiegen, aber niemand achtete mehr auf uns. Niemand hörte uns mehr, denn in dieſen Stunden ſpielten ſich gräßliche Szenen über uns ab. Der Erſte ſtand mit geladenem Browning vor dem Generaldirektor.„Wiſſen Sie nicht, wer ich bin?“ Und der Erſte ſchrie: 3 „Und wenn Sie der Herrgott ſelbſt wären, Sie kämen nicht ins Rettungsboot!“ Schüſſe knallten. Sie haben 47 Mann, die dem Wahnſinn nahe waren, erledigen müſſen, um für die Frauen Platz in den Booten zu ſchaffen, von de⸗ nen eins kippte N und über hundert Menſchen mit in die See riß. Das Schick⸗ ſal der„Titanic“ hing von dem Kielſchott ab, in das der Mann geklemmt war, als ſich die auto⸗ Das Schickſal der„Titanic“ hing von matiſchen Türen dem Kielſcholt ab, in das der Mann ſchließen wollten. geklemmt war. Wir hatten ſchon 28 Grad Schlagſeite, alſo mußten wir, die wir ſeit einer Stunde an der Bordwand hingen, ungefähr in noch einer Stunde ſo weit ſein, daß ſich das Schiff voll⸗ geſogen hatte und ſinken würde. Der Schnaps machte uns warm und gleichgültig, aber unſere Sinne waren wach. Steuerbord neigte ſich von Mi⸗ nute zu Minute. Wir mußten in den Kielraum und das Längsſchott ſchließen! Es würde das Sinken um Stunden aufhalten. Das Waſſer ſtand jedoch ſchon bis kurz unter der Decke des Kielraumes. Ein Boot hätte uns noch nützen können, das Floß ging durch die Luks nicht hindurch. Un⸗ ermüdlich quoll Tonne um Tonne in das zweite Schottgelaß. Zwei Stunden, Herr, ſtanden wir in der kalten April⸗ nacht draußen an der Haut der„Titanic“ ſollten ſtopfen, aber wir konnten nicht, nachdem wir die Ausſichtsloſigkeit unſeres Unterfangens eingeſehen hatten. Ein Dieb oder ein blinder Paſſagier hat die„Titanic“ zu Fall, zum Sinken gebracht. Wir ſtießen uns ab, als unſer Floß bereits ſchräg gegen die Bordwand ſtand; wir ſchwammen. Auf der See ſchau⸗ kelten die Boote. Meine Kameraden hatten ſich ſo betrun⸗ ken, daß ſie vom Floß glitten; ich hielt mich mit ſteifen Fingern an dem Stopfmaterial feſt, das man uns zum Dichten des Loches gegeben hatte. So bin ich davongekom⸗ men und hatte doch den Aufſchub der Tragödie in meiner fen Ja, Herr, ſeit jener Zeit darf ich kein Waſſer mehr en!“—— Ich hatte meinen Zug verſäumt. Beim Mittageſſen. zu dem ich den Mann von der„Titanic“ eingeladen hatte. meinte er:„Vergeſſen!“ Das Abenteuer der„ ſcheljuſtin⸗ Ein modernes Heldenepos. Faſt acht Wochen lang hielt die Welt den Atem an und wartete auf Nachrichten aus jener entlegenen Ecke der Erde, wo hundert Menſchen einen erbitterten Kampf gegen die Elemente der Arktis zu führen hatten. Fern von aller Zivi⸗ liſation, aller menſchlichen Hilfe, nur auf ſich geſtellt und trotzdem— ein ſonderbarer Gegenſatz, nur denkbar in un⸗ ſerer widerſpruchsvollen Zeit— durch das Wunder der Fun⸗ kentelegramme in faſt ſtändiger unmittelbarer Verbindung mit der Welt. Die Berichte von dieſem Kampf einer Polar⸗ expedition ſind ein modernes Heldenepos, wie es ſo ſpan⸗ nend und aufregend nur die Wirklichkeit dichten konnte. Was in heroiſcher Romantik endete, hatte ſeinen Ur⸗ ſprung in einer denkbar realen Zielſetzung. Der Eisbrecher „Tſcheljufkin“ ging im September vorigen Jahres in See mit dem ausgeſprochenen Ziel, eine neue Durchfahrt für Rußland durch das nördliche Eismeer nach den Küſten des Stillen Ozeans, nach Wladiwoſtok, zu finden. Dieſer„große Nordweg“, wie ihn die Ruſſen nennen, iſt für Rußland na⸗ türlich von einzigartiger Bedeutung, und zwar in ſtrate⸗ giſcher wie in handelspolitiſcher Hinſicht. Die Möglichkeit von Truppentransporten auf dieſem Wege würde die Be⸗ weglichkeit militäriſcher Operationen, die wegen der bishe⸗ rigen Entfernungen zwiſchen dem eigentlichen Rußland und ſeinen öſtlichen Grenzgebieten immer nur ſehr gering war, erheblich ſteigern und Rußlands militäriſche Poſition im Fernen Oſten außerordentlich ſtärken. Bisher iſt es ja nur möglich, auf dem Schienenwege Truppenverſchiebungen vor⸗ zunehmen, und auf den mehr als ſpärlichen Gleisanlagen in dem rieſigen ſibiriſchen Raum erfordern ſolche Operationen natürlich ungeheuer viel Zeit. Noch ſtärker iſt vielleicht das handelspolitiſche Intereſſe der ruſſiſchen Regierung am„aro⸗ ßen Nordweg“. Die Route um Sibirien herum verkürzt den Weg vom eigentlichen Rußland nach den fernöſtlichen ruſ⸗ ſiſchen Häfen, den Weg nach dem amerikaniſchen Kontinent und nach Auſtralien um ein Vielfaches. Sibirien hat immer als eine faſt unerſchöpfliche Rohſtoffquelle gegolten, nur fehlte bisher die Möglichkeit, dieſe Quelle wegen der unzu⸗ gänglichen Lage dieſes ſechſten Erdteiles zweckmäßig auszu⸗ nutzen. Ruſſiſche Forſcher und Wiſſenſchaftler, an ihrer Spitze Profeſſor Samoilowitſch, ebenſo aber auch z. B. Dr. Eckener nach ſeiner erfolgreichen Arktisfahrt, ſtehen auf dem Stand⸗ punkt, daß in nicht ferner Zeit normale Handelsſchiffe durch⸗ aus das nördliche Eismeer befahren könnten. Bereits im Jahre 1932 fand eine Expedition ſtatt, der es auch tatſächlich gelang, auf dem Wege durch das nördliche Eismeer nach Wladiwoſtok zu kommen. Der Weg dieſer Expedition erwies ſich aber für einen ſpäter eventuell ein⸗ zurichtenden regelmäßigen Frachtenverkehr als gänzlich un⸗ brauchbar, nur in ſchmaler Fahrtrinne war es einem der ſtärkſten Eisbrecher gelungen, ſich mühſam in mehrwöchigen Unterbrechungen hindurchzuarbeiten. Ein Jahr ſpäter ſollte der„Tſcheljuſkin“ die Pionierarbeit von neuem aufnehmen, und man hatte eine Expedition zuſammengeſtellt, die auf das peinlichſte ausgerüſtet war, und deren perſonelle Zuſammen⸗ ſetzung vor allen Dingen größtmögliche Sicherheit für ein, Gelingen der Fahrt gab. Aber die Wahl der„Tſcheljuſkin ſelbſt ſtellte ſich ſehr früh als ein Fehler heraus. Die„Tſchel⸗ juſkin“ iſt kein Volleisbrecher wie etwa die„Kraſſin“ oder andere ruſſiſche Eisbrecher ſondern nur ein ſogenannter Halbeisbrecher. Das Schiff hatte dafür den Vorteil größerer Beweglichkeit und großer Geräumigkeit, aber es erwies ſich als zu wenig widerſtandsfähig. So war es möglich, daß es im nördlichen Eismeer von rieſigen Eisbergen buchſtäblich zerdrückt wurde. Die Nachrichten über die Rettungsverſuche ſind noch in friſcher Erinnerung. Auf einer rieſigen Eisſcholle hatten ſich die hundert Menſchen geflüchtet, ſie hatten Baracken und Zelte, eine Küche und eine Bäckerei errichtet, ſie hatten ſich meiſterhaft organiſiert in eine Abteilung, die durch Robben⸗ und Fiſchfang für Friſchfleiſch ſorgen, eine andere, die die wiſſenſchaftlichen Forſchungen fortzuſetzen hatte uſw. Die ruſſiſche Regierung ſetzte Eisbrecher und Flugzeuge zu Ret⸗ tungsaktionen ein. Die widrigen Witterungsverhältniſſe ge⸗ ſtalteten dieſe aber ſehr ſchwierig. Mehrere Flugzeuge ſtürz⸗ ten ab, die Flieger wurden ſchwer verletzt, ein Eisbrecher kollidierte mit einem Eisberg und mußte ſchwerbeſchädigt von anderen abgeſchleppt werden. Erſt dem Fluggeſchwader des Fliegers Kamanin gelang es, eine größere Anzahl der Schiffbrüchigen zu retten, nachdem vorher mit einem Groß⸗ flugzeug der Flieger Ljapidewſki als erſter 12 Frauen und Kinder auf das Feſtland rettete. Molokow holte die letzten bon der Eisſcholle und beendete das grandioſe Rettungswerk. Die Leiſtungen der Schiffbrüchigen wie der Retter ver⸗ dienen größte Anerkennung. Ueber alle politiſchen und kul⸗ turellen Gegenſätze hinweg wird wahres Heldentum, das ſich nicht nur im Kriege zu bewähren braucht, überall Bewunde⸗ rung hervorrufen. Hier iſt ein Geſchehen unter abenteuer⸗ lichen Begleitumſtänden und unter der Spannung einer gan⸗ zen Welt abgelaufen. Heroiſche Haltung aber iſt viel häu⸗ figer auch im friedlichen Alltag zu finden, als es ſolche we⸗ nigen beſonders in die Augen ſpringenden Ereigniſſe ver⸗ muten laſſen. Ueberall, wo man ſie trifft, bei wagemutigen Expeditionen oder in der harten Alltagsarbeit der Kumpels iſt ſie Vorbild. Iſir untere Kleinen Wenn die erſten warmen Sonnenſtrahlen ins Freie locken, muß jede Mutter auch für die zweckmäßige Kleidung für ihre Kleinen ſorgen. Das Alte wird einer genauen Be⸗ ſichtigung unterworfen. und was gar nicht mehr zu ge⸗ brauchen iſt, durch Umändern neu geſtaltet. Wenn ein Kleidchen zu kurz geworden iſt. ſchneidet man das obere Teil ab, läßt es etwas herunter und erſetzt das fehlende Oberteil durch Träger. Darunter kommt ein kleines Blüs⸗ chen, aus einem alten, hübſch gemuſterten Sommerkleid ge⸗ fertigt, und man hat auf dieſe Weiſe einen entzückenden neuen Anzug Vor allen Dingen muß ſich ein Kind in ſei⸗ nem Kleidchen wohl fühlen. Es muß bequem ſitzen und darf beim Spielen nicht läſtig ſein Die Stoffe müſſen vor allen Dingen zweckmäßig ſein. Man verwende nur licht⸗ und waſchechte Stoffe, dann iſt ein Fleck keine große An⸗ gelegenheit. Ein Kind fühlt ſich doch nur wohl, wenn es nicht zu ſehr auf das Kleidchen zu achten braucht, um ſich nicht ſchmutzig zu machen. Die entzückenden neuen Stoffe ſind alle kochecht und erleichtern ſo das Sauberhalten un⸗ gemein. Es gibt wunderhübſche Kretonnes in Blümchen⸗ und Punktmuſtern, Wollmuſſelin in den ſo beliebten Karos und Tupfen. Für die ganz heißen Tage ſind Leinen in allen Far⸗ ben und Voile das Beſte Die Machart muß immer ganz einfach ſein. Für die ganz Kleinen ſind kleine Schulter⸗ kragen mit Volants am Ausſchnitt und Rockſaum ſehr kleid⸗ jam. Dieſe Kleidchen ſind meiſtens ärmellos. Aber auch das jetzt ſo beliebte Puffärmelchen iſt ſehr nett. Zierlich und graziös wirken die Rüſchen aus Pliſſee, die man als Ausputz an den Aermelchen. am Halsausſchnitt und ſogar am Rockſaum anbringt Für größere Kinder hat man gern Faltenröckchen. beſonders für die Schulkleidchen. Für die Schule wähle man etwas dunklere Farben. Auch die ſo beliebten Matroſenkleidchen ſind wieder ſehr modern gewor⸗ den Neben der bekannten ſtrengen Form aus dunkelblauem Wollſtoff ſieht man aber auch viele Variationen Man bringt die Kleidchen aus hellem Waſchſtoff mit kurzen Aermelchen, wo nur noch die mehrfach aufgenähte Litze am Kragen und Aermelaufſchlag an die Matroſenform erinnert. Das Röck⸗ chen wird mit großen Perlmuttknöpfen der Bluſe aufge⸗ knöpft. Darunter iſt das Pumphöschen für die Turnſtunde. Auch nimmt man für Schulkleidchen gern Kragen und Man⸗ ſchetten aus dunklem Stoff. Immer wieder ſei betont, daß alles einfach und gediegen ſein muß. Für kühlere Tage werden das Strickkleidchen oder geſtrickter Jumper und Rock gute Dienſte tun. Dieſe Jumperchen kann man mit wenig Mühe und geringen Koſten ſelbſt häkeln oder ſtricken. Ein einfacher Grundſchnitt eines alten Fleidchens dient als Vorlage und Muſter. Ein vaſſen⸗ des Mützchen mit großem Pompon iſt immer 5 kleidſam und vervollſtändigt den Anzug. Auch der ſelbſtgeſtrickte Strumpf, ob kurz oder lang, kommt wieder zu Ehren. Zum Spielen im Sande oder am Strand hat man immer noch die ſo beliebten Strandhöschen. Sie ſind aus Lei⸗ nen gefertigt und faſt immer är⸗ mellos und tief angeſchnitten, da⸗ mit die Sonne ungehindert die Haut bräunen kann. Für die ganz Kleinen hat man anſtatt des Rückenteiles nur zwei Träger. die über Kreuz dem Höschen ange⸗ 0 knöpft werden. 5 Für größere Mädchen ſind aber auch Spielanzüge mit langen Hoſen ſehr beliebt. Die Wäſche unſerer Kinder muß immer einfach und ſauber ſein. Ueberhaupt ſpielt die Hygiene in der Kinder⸗ ſtube die erſte Rolle. Die Hemdhöschen ſind für Kinder am praktiſchſten, da ſie gerade herunterfallen und durch nichts beengen. Auch für Knaben nehme man dieſe Hemdhöschen. Stickereianſatz und Spitze ſollen ſehr ſparſam verwendet wer⸗ den. Eine ſchmale Zackenſpitze und ein paar Säumchen ſchmücken genug. Man muß vor allen Dingen bei den Un⸗ terröckchen dafür ſorgen, daß ein genügend breiter Saum und einige aufgeſteppte Säumchen für ein zweckmäßiges Verlängern vorhanden ſind. Die Nachthemden für Mädchen ſind für den Sommer faſt immer ärmellos Für Knaben wähle man das Nachthöschen, welches in einem Stück ge⸗ 1 iſt und vorn durch eine lange Knopfleiſte geſchloſs⸗ en wird. Für die Knaben ändert ſich die Mode wenig Für den Hochſommer ſind Leinenhöschen mit einem Leinenhemd mit kurzen Aermeln ſehr beliebt Für kühlere Tage zieht man dann darüber eine dunkelblaue Strickjacke. Die Klei⸗ dung der Kinder ſoll vor allen Dingen auch für ſie ſelbſt angenehm und bequem fein. 33ͤ ö (19. Fortſetzung). Der amerikaniſche Petroleummagnat Mikey Mills, der mit ſeiner Tochter Gloria und ſeinem zukünftigen Schwiegerſohn, dem Deutſchen Michael Korff, nach Berlin gekommen iſt, ver⸗ handelt hier mit dem Argentinier Alcala Bizaro, der ihm eine Farm in Argentinien zum Kauf anbietet. Auf dieſer Farm ſind große Oelfunde gemacht worden. Wie Korff aber feſt⸗ ſtellt, gehört dieſe Farm gar nicht Bizaro ſondern der Baro⸗ neſſe Alexandra von Treſin, die in Oſtpreußen das Gut ihres Vaters bewirtſchaftet. Korff fürchtet unehrliche Abſichten hin⸗ ter Bizaros Angebot und will Mills aufklären. Schwieger⸗ vater und Verlobte haben den Argentinier jedoch ſchon beauf⸗ tragt, die Treſins durch finanziellen Druck zum Verkauf der Hazienda zu zwingen. Als Alexandra von Treſin ſich an Korff um Hilfe wendet, ſucht dieſer eine Auseinanderſetzung mit Mills und Gloria. Die Ausſprache endet mit einem Bruch, und Korff verläßt Berlin, um Alexandra beizuſtehen. Bizaro wird von ihm aus Treſin gewieſen. Michael ruft die Bauern auf, Alexandra von Treſin beizuſtehen. Die Zeich⸗ nungen der Nachbarn ſchaffen Mittel, um das Gut zu halten, und ermöglichen die Gründung einer Oelgeſellſchaft zur Aus⸗ beutung der Funde auf der Hazienda Alexandras. Michael Korff trat auf die Schwelle. Sein Zögern, ehe er die Tür öffnete, bedeutete nichts als Sammlung. Und doch hatte er nur den einen Wunſch: daß Gloria nicht mit⸗ gekommen ſein möge. Als er die Tür öffnete, ſah er ſie ſofort. Sie ſaß in der um dieſe Zeit gänzlich einſamen Wirtsſtube auf einem Stuhl neben dem großen runden Tiſch. Ihren koſtbaren Pelz hatte ſie hochgeſchlagen, als friere es ſie in dem warmen Raum. Korff ſah eigentlich nur den Glanz ihres Haares. Glorias Finger ſpielten mit der Pelzkappe, die ſie auf den Tiſch gelegt hatte. Hinter ihr. die Hände auf der Lehne ihres Stuhles, ſtand Senor Alcala Bizaro. Auf dem Sofa ſaß, breit und maſſig, Mickey Mills, eine dicke Braſil zwiſchen den Lippen ö Korff kam in ein Schweigen hinein, das nun, als er die Tür hinter ſich geſchloſſen hatte, in eine feindſelige Stille überzugehen drohte Der Wirt hinterm Schanktiſch drehte ſich um und verſchwand hinter einem Vorhang in ſſeine Wohnung. Die Inſaſſen des amerikaniſchen Wagens, der vor zwei Stunden vor ſeinem Dorfkrug vorgefahren war, hatten— nach einer kurzen Frage nach Herrn Korff— in einer bedrückenden Schweigſamkeit in ſeiner Wirtsſtube geſeſſen. Nur manchmal war ein amerikaniſches Wort ge⸗ wechſelt worden, deſſen Sinn er nicht verſtand. Aus dem Kolonialwarenladen, den der Wirt zu gleicher Zeit betrieb. drangen die Gerüche von Spezereien herein. Korff ſah. wie Gloria verächtlich die Naſe rümpfte, als ertrüge ſie dieſen Geruch nicht. Sie ſaß auf ihrem Stuhl in der Abwehr eines verzogenen Luxusgeſchöpfs, das alle Ein⸗ fachheit und Natürlichkeit als kulturlos empfindet. „Morning. Michael!“ rief Mickey Mills.„Verflixt ſchlechte Straßen hierherauf!“ In ſeinem Lachen lag der Verſuch, einen wohlwollenden Biedermannston anzuſchlagen, der früher bei Korff immer auf Gegenliebe geſtoßen war. Als er aber den kühlen, abwehrenden Zug in Michaels Ge⸗ ſicht erkannte. ließ er 925 Zigarre heftig qualmen und ſchlug mit der Fauſt auf den Tiſch.„Iſt das Dankbarkeit? Läßt mich einfach in Berlin im Stich! Gerade jetzt, wo wir alle Kräfte anſpannen müſſen! Iſt das Ehrlichkeit mir gegen⸗ über?“ Korff unterdrückte die derbe Antwort, die ihm auf der Zunge lag. Er blickte auf Bizaro. deſſen falſches Lächeln ühn an jenen Abend im Grand⸗Hotel erinnerte. Bizaro vertrug dieſen Blick nur ſchwer.„Ich bin hier⸗ hergekommen. um zu vermitteln Miſter Korff! Miſter Mills weiß, daß ich Ihnen alle Aufklärungen gegeben habe.“ Mit einer energiſchen Handbewegung ſchnitt Korff das Geſchwätz des Argentiniers ab„Weshalb biſt du hier, Mickey— nach dem, was wir im Hotel Europa beſprochen 5 haben? Glaubſt du etwa, mich umſtimmen zu können?“ „Ja!“ Langſam wandte Gloria ihm den Kopf zu.„Ja, Michael: Ich glaube es! Ich kann mir nicht denken, daß du — mich verläßt Was Daddy und ich getan haben, ge⸗ ſchah nur in deinem Intereſſe Wir haben verſucht——“ a Unbeweglich ſtand Korff„Ich weiß, was ihr verſucht habt! Ich rechne es euch auch nicht als Verbrechen an, ob⸗ wohl man es getroſt ſo nennen könnte. Denn ihr habt ge⸗ handelt, wie ihr zu handeln gewohnt ſeid Ohne Gefühl. Ihr habt dem gedient, was ihr als das Höchſte empfindet: dem Götzen des Geldes!“ Sie machte eine kaum merkliche Verbeugung und lächelte.„Schon wieder dieſe großen Worte? Aber ich habe genug davon. Michael! Daddy und du. ihr ſeid nach Deutſch⸗ jand gekommen um Geſchäfte zu machen Iſt es nicht ſo? Und es hat ſich euch ein gutes Geſchäft geboten. Wenn die Baroneſſe nicht ſo halsſtarrig geweſen wäre, hätte ſie uns nicht gezwungen, Schritte einzuleiten—— Aber das iſt ja alles gleichgültig!“ Sie ſtand auf ging zu ihm hin; der blaue Glanz ihrer Augen ſprühte ihn an Sie gab ſich Mühe. ihre Stimme leiſe und zärtlich klingen zu laſſen:„Wie konn⸗ teſt du mich verraten. Boy? Wie konnteſt du gegen uns arbeiten?“ Ihr Mund verzog ſich zu einem krampfigen Lächeln„Du biſt in dieſe Perſon vernarrt. Wenn einer unehrlich war, wie du ſagſt, ſo warſt du es! Aber trotzdem komme ich zu dir und biete dir die Hand...“ „Nennſt du das vielleicht Liebe. was beim erſten Gegen⸗ Jatz zerbricht?“ Haß loderte in ihr auf.„Ich werde alles tun, um deine Pläne zu durchkreuzen!“ Ihr zartes Geſicht verlor den lieblichen Ausdruck Korff wandte ſich ab Es hielt ſchwer. kühl und ſachlich zu bleiben..Ich denke, wir brechen dieſe ſinnloſe Unterredung ab?“ ſagte er. Bizaro ſah von einem zum andern In dem Zittern ſeiner Hände. die um die Lehne des Stuhles gekrampft wa⸗ ren, auf dem Gloria geſeſſen lag die Angſt, alles zu ver⸗ näher er dem Bahnhof kam. lieren, was er durch Wochen aufgebaut und was ihm der große Coup ſeines Lebens hatte bringen ſollen. Mickey Mills erſchrak vor der kühlen Ruhe Michaels. Hatte der Burſche etwa doch Reſerven?„Laß uns ein Kompromiß ſchließen!“ Er ſprach langſam und gedehnt. „Wir haben ſo viele Jahre zuſammengehalten, Michael. Wir können doch wohl in Frieden auseinandergehen, wie? Ich bin bereit, alle meine Aktionen gegen Treſin einzuſtellen, 1 wir uns über die Hazienda Santa Maria verſtändigen önnen. Korff lachte auf.„Kompromiß? Das Wort, mit dem man alle Abgründe zudeckt! Ein Wort für Schwächlinge! Glaubſt du, Mickey, du würdeſt zu Kompromiſſen bereit ſein, wenn du den Gegner am Boden haſt? Haſt du jemals von Kompromiſſen geſprochen, ſooft du einen Menſchen zu vernichten ſuchteſt, der dir nichts getan hatte, als daß er etwas beſaß, das dich reizte? Ich ſage euch: Ich will die Sache zu Ende führen— ſo oder ſo! Ich will der Beſitzerin von Treſin ihr Gut erhalten. Ich will ihr helfen, ihre Ha⸗ zienda in Argentinien auszubeuten. Ich habe dieſe Unter⸗ redung nicht gewollt— aber, nun ihr mich zwingt, ſage ich euch nochmals: daß ich nichts mehr mit euch und euren In⸗ trigen zu tun haben will!“ Mickey Mills ſtieß ſeine Zigarre in den Aſchenbecher. „Kampf alſo?“ Michael antwortete nicht. Er ſah Gloria an, die ihm halb den Rücken zugedreht hatte. Wie war das nur möglich, daß ich ſie einmal geliebt habe? dachte er. Die Sehnſucht nach dem klaren Geſicht Alexandras überfiel ihn ſo ſtark, daß er die Augen ſchließen mußte. Die Worte des Amerikaners ſchlugen wie aus weiter Ferne an ſein Oohr:„Wir gehen jetzt! Es war lächerlich. hierherzufahren. Ich habe es getan, weil Gloria es wünſchte. Es tut mir leid. Haſt du noch etwas zu ſagen, Gloria?“ „No, Daddy! Nichts mehr., als daß ich es bereue.“ Korff ließ ſie vorbeigehen. Es war bedrückend, ſo ein⸗ fach dazuſtehen. Aber er war entſchloſſen, die ganze Bitter⸗ keit dieſer Stunde auszukoſten. Nur noch Mickey Mills ſtand in der einfachen Wirts⸗ ſtube. Es war, als 1 5 er nach einem Wort, das tödlich treffen ſollte. Aber er fand es nicht.„Goddam!“ rief er endlich.„Du haſt es gewollt! Wir werden ſehen!“ Dröhnend ſchlug er die Tür hinter ſich zu. Vor dem Dorfkrug ſtanden noch immer die Kinder um den Mammutwagen. Der Chauffeur beugte ſich vor, um zu erfahren, wohin es gehen ſollte. „Berlin!“ ſagte Mills, als nenne er einen Ort ganz in der Nähe. Bizaro hielt den Schlag offen. Gloria ſaß bereits im Fond. Sie hatte den Pelzkragen hochgeſchlagen. Ihr zier⸗ licher Fuß wippte hin und her. Ein höhniſches Lächeln lag um Mickeys Mund, als er den Argentinier anſah.„Sie haben uns ausgezeichnet unter⸗ ſtützt, Senor! Ich verzichte auf ihre weiteren Dienſte!“ Bru⸗ tal ſchob er ihn beiſeite.„Ich denke, wir werden auch ohne Sie nach Berlin fahren können...“ N Das Geſicht Bizaros verlor alle Farbe.„Ich habe doch meinen Vertrag mit Ihnen, Miſter Mills!“ Mills hatte den Fuß ſchon auf dem Trittbrett.„Ich meine, daß Sie die Bedingungen des Vertrages verdammt ſchlecht erfüllt haben!“ Helle Wut in den Augen des Argentiniers.„Sie wollten mich von Anfang an darum betrügen! Jetzt weiß ich es!“ Mills antwortete nicht. Der Wagen ruckte an; bahnte ſich ſeinen Weg durch den Schnee. Frierend hüllte ſich Bizaro in ſeinen Mantel. Seine Hand taſtete in der Bruſttaſche nach dem Scheckbuch, das Gloria ihm gegeben. Vielleicht hatte er Glück und erwiſchte gerade einen Zug nach Königsberg? Auf jeden Fall konnte er ſchneller dort ſein als Mills in Berlin. Man hätte ſich eigentlich denken können, daß die Sache ſo ablaufen würde. Noch nie hatte ihm etwas Glück gebracht, was mit Juanita zuſammenhing. Als er die Umriſſe des Scheckheftes fühlte, atmete er auf. Lächelte. Spitzte die Lippen. Pfiff. Es war das kleine Hafenliedchen aus den Gaſſen von Buenos Aires. Und während er es pfiff, dachte er an Florence Burton. Auf jeden Fall war er nicht ganz leer ausgegangen.. Und vielleicht glückte es jetzt? Er ſchritt immer ſchneller aus, je 0 Mickey Mills ging wieder in ſeinem Berliner Hotel⸗ 1 auf und ab. Der Morgen lag ſchon vor den Fen⸗ tern. Aber trotzdem zündete Mills alle Lichter an. Er ver⸗ 4 9 . 8 2. 8 N 3 18 trug dieſes geſpenſriſche Halbdunkel nicht, das grau durch die Scheiben hereinkroch. Wenn er auf der ruheloſen Wanderung zu ſeinem Schreibtich kam, trank er einen Kognak. Die Zahl auf dem Kalnder grinſte ihn an. Es war das Datum, an dem Erde⸗ mann den Wechſel über 60 000 Mark präſentieren würde. Mills betrachtete im Spiegel ſeine erſchlafften Züge. ſchüt⸗ telte den Kopf. Was für ein Tag das geſtern geweſen war. im Anſchluß an die Rückfahrt aus Oſtpreußen! Kabel, Tele⸗ phongeſpräche, Konferenzen.. Der müde Glanz ſeiner Augen belebte ſich. Korff ſollte nicht annehmen, daß er mit ihm fertig werden könnte! Niemand in Berlin würde gegen ihn— den mächtigen Mills— gehen. Im Gegenteil— ſie warteten ja nur darauf, daß er ſeinen Plan veröffentlichte. Und er würde ihn veröffentlichen— heute noch! Sobald der Anruf Erdemanns eintraf, daß der Wechſel nicht eingelöſt worden war. Wieder ſchritt er auf und ab. Er brauchte weder Michael Korff noch Bizaro. Er wollte das Oel ſchon finden— er. Mickey Mills. Wenn ihm nur erſt der Voden gehörte! Von hier würde er direkt nach Argentinien fahren Gloria konnte nach Neuyork zurückkehren... Wie ſpät mochte es eigent⸗ lich ſein? Wurden denn nicht um neun Uhr die Banken ge⸗ öffnet? Erdemann mußte doch längſt den Wechſel vorgelegt haben? Der Apparat ſchnurrte...„Ferngeſpräch aus Königs⸗ berg!“ meldete eine Mädchenſtimme. Mills trommelte mit den Fingern auf der Schreibtiſch⸗ platte.„Hallo— Mills!“ wiederholte er immer wieder. Es knackte in der Leitung.„Yes! Allright!“ rief er.„Erde⸗ 1 Er krampfte die Hand feſter um den Hörer.„Was iſt—?“ „Ich habe den Wechſel ſoeben vorgelegt, Miſter Mills. Er iſt eingelöſt worden. Zugleich mit der Forderung auf die Hazienda. Der Bankier Berlig hatte ſich das Rückkaufsrecht ausbedungen. Ich mußte——“ Mit einem wilden Fluch warf Mills den Hörer hin. Blieb ſtehen, als ſei er an die Stelle gefeſſelt. Atmete ſchwer. Nahm endlich, nach Minuten, bedachtſam und wie mit in⸗ nerer Qual. den Hörer vom Telephon. Wählte eine Zahl. Die Bank meldete ſich.„Yes: Mills... Ich möͤchte Herrn Direktor Grundmann ſprechen!“ „Ich verbinde!“ Mickey verſuchte, heiter und gleichgültig zu ſprechen. „Morning, Direktor! Ich kann heute früh zu Ihnen kom⸗ men. Sie wiſſen ja— wegen der Oelſache in Argentinien.“ Ein deutliches Zögern. Behutſam die Antwort:„Haben Sie die heutigen Börſennotizen noch nicht geleſen, Miſter Mills? Man meldet, daß das Intereſſe des Mills⸗Konzerns nicht mehr in Frage komme bei dem argentiniſchen Oel⸗ geſchäft; eine deutſche Geſellſchaft habe das Terrain erwor⸗ ben. Außerdem iſt— aber das wiſſen Sie wohl?— die American Corporation zuſammengebrochen; die Aktien werden heute morgen nicht mehr notiert.“ Mills antwortete nicht. Sein Geſicht war aſchfahl. Ton⸗ los lachte er auf Knockout—! Er ſtand noch eine Weile un⸗ beweglich. Ging ſchließlich mit ſchleppenden Schritten ins Nebenzimmer Die Maſchinen klapperten eifrig, als er eintrat. Der Se⸗ kretär Baker kam ihm entgegen.„Kabel für Miſter Mills!“ Ungeleſen ſchob er es in die Taſche.„Wir reiſen! Näch⸗ ſten Dampfer nach Neuyork!“ Er blickte blinzelnd um ſich. Sah in erblaßte Geſichter, die in ſeinen Zügen die Wahrheit geleſen hatten.. Sein Mund fing an zu grinſen.„Tele⸗ phonieren Sie an den Makler Erdemann in Königsberg, Kai 161 Er ſoll das Geld telegraphiſch auf mein hieſiges Konto überweiſen— fünfundachtzigtauſend Mark!“ Schwer⸗ fällig ging er zur Tür. Fünfundachtzigtauſend Mark Damit konnte man—— Plötzlich drehte er ſich um Schrie den Sekretär an.„Nein! Wir fahren nicht nach Neuyork! Wir fahren——“ Mitten im Satz ſtockte er„Wo iſt meine Tochter?“ Ohne Antwort abzuwarten, ging er hinaus. Schlug, krachend die Tür hinter ſich zu. Vor Glorias Zimmer wartete er zögernd. Strich ſich ein paarmal mit der Hand über den Mund. Eine Schwäche überfiel ihn. Unſicher öffnete er die Tür. Packen, Gloria!“ flüſterte er heiſer. i Wie wenn er Unfaßliches ausgeſprochen hätte, ſah ſie den Vater an.„Hat Korff——“ Mills ſenkte den Kopf.„Müſſen von vorn anfangen“, ſagte er langſam und griff nach der Armlehne des Stuhls, auf dem Gloria ſaß. In ihren Augen ſtand eine leere Angſt.„Arm, Daddy?“ „Fünfundachtzigtauſend Mark auf meinem Konto bei der hieſigen Bank“, murmelte er mechaniſch,„und das, was du noch beſitzeſt Man kann damit——“ Er grübelte in ſich hinein, ohne den Blick ihres Entſetzens aufzufangen.„Wir gehen nach Mexiko.. Von Mexiko aus hab' ich ſchon ein⸗ mal——“ Ohne noch einen Blick auf ſeine Tochter zu wer⸗ fen, ging er mit ſchweren. unſicheren Schritten hinaus Ein Klirren ſprang ihm nach Es war das Berſten des Glaſes, das Michael Korffs Bild bedeckt hatte. In einem An⸗ fall hyſteriſcher Verzweiflung hatte Gloria es zu Boden ge⸗ ſchleudert * Zur gleichen Stunde, da der Wagen von Miſter Mills Hamburg zurollte, ſtand Senor Alcala Bizaro in dem Zim⸗ mer des zweiten Stocks des Hotels Guſtav Wilhelm. Sein übernächtigtes Geſicht war halb neugierig, halb ironiſch Jua⸗ nita zugewandt, die auf dem Sofa ſaß. „Du belügſt mich, Alcala, wie du mich immer belogen haſt! Kein Geld mehr— ſagſt du? Glaubſt du, ich würde darauf hereinfallen?“ (Fortſetzung folat.) Druckarbeiten für Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens Neckar-Bote- Druckerei dtsel Bilder ⸗Rãtſel. 1 Gegenſätze. Zu den nachſtehenden je zwei Wörtern ſind die Gegen⸗ ſätze zu ſuchen. Ein jeder von dieſen muß ein zuſammenge⸗ ſetztes Hauptwort ergeben. 1. Ernſt Säugetier. 2. Sturm Sack. 3. Nach Fuß. 4. Leben Freund. 5. Schmutzig ungnädig. 6. Vor Stiefel. 7. Schale Hof. 8. Blau Balken. 7 8 * ö 5 Silben⸗Kapſel⸗Rätſel. f Eskimo. Spielerei, Kalender, Kurzſichtigkeit, Elentier, Herzogtum, Zehntauſend. Armbruſt, Alsleben, Hühnerei, Energie, Himmelreich. . Vorgenannten zwölf Wörtern entnehme man je eine Silbe. Dieſe Silben ergeben, aneinandergereiht, ein Sprich⸗ wort. Buchſtaben⸗Rätſel. Lingen Idria Naab Kent Alſter Binz Lublin Beuthen Iller Vork Camburg Laubenheim. ö Aus den vorſtehenden Wörtern bilde man durch Aen⸗ derung des Anfangsbuchſtabens andere geographiſche Na⸗ 29955 deren Anfangsbuchſtaben zuſammen ein Sprichwort ergeben. Silben⸗Rätſei. ba burg da e ei el em es fe gel gelb hel i ib ing kas kent ler lert low mi mu nef ra ſal ſen taſch til ku k ve vid wer. Aus vorſtehenden 32 Silben ſind 16 zweiſilbige Wörter zu bilden. die folgende Bedeutung haben: 1. Männlicher Vorname. 2. Nordiſcher Dichter. 3. Italieniſche Inſel. 4. Deutſcher Dichter. 5. Verordnung. 6. Stadt in Turkeſtan. 7. Laufvogel. 8. Bibliſcher Prieſter. 9. Kleine Münze. 10 Teil eines tieriſchen Produktes. 11. Gewürz. 12. Mi⸗ litäriſche Ehrenbezeugung. 13. Stadt in Holland. 14. Weib⸗ licher Perſonenname. 15. Oeſterreichiſcher Feldherr. 16. Ver⸗ wandter. Nach richtiger Bildung ergeben die Wörter in ihren Anfangsbuchſtaben von vorn nach hinten und End⸗ 5 von hinten nach vorn ein Zitat von Theodor Körner. Scharade. Daß du mit eins haſt zwei und drei Dich laſſen, freut mich ſehr: Ich wünſch', daß euer junges Glück Von Jahr zu Jahr ſich mehr'. Ich wünſch' von Herzen aber auch, Daß nimmer eins— zwei— drei Bei euch ſich einſtellt, denn dann iſt's Mit allem Glück vorbei. Zahlen- Spiel. f Die Ziffern 1 2 4 5 7 8 ſind in der Weiſe zu umſtellen, daß ſie, einerlei, ob man ſie mit 2. 3, 4, 5 oder 6 multipli⸗ ziert, in ihrer Summe ſtets die gleichen hintereinander⸗ ſtehenden Ziffern ergeben(3. B. 836425, 258364, 642583. Perſonennamen-Kapſelrätſel. Alle haben Notiz genommen von dieſer Nachricht. . Er war Turner, ſonſt hätte er dieſe Uebung nicht fertiggebracht. In dieſem Tal bin ich noch nicht geweſen. Die Heringe ſind mit Eſſig mariniert. Los, Karl, zeige mal, was du kannſt. . Erika ſparte fleißig für eine Sommerreiſe. In jedem der vorſtehenden ſechs Sätze iſt je ein männ⸗ licher Perſonenname verkapſelt enthalten. Wie lauten dieſe? e p Auflöſungen aus voriger Nummer: Magiſches Kreuz⸗ und Juer⸗Wort⸗Rät⸗ ſel: a) Von links nach rechts und b) von oben nach unten: 1. Brei. 2. Raſſehund. 3. Esra. 4. Iſar. 5. Thea und Trio. 6. Ruin, 7. Inländer, 8. Odem, 9. Eile, 10. Anam. 11. Kant. 12. Aida. 13. Tara. Rätſel: Gericht. Kreis⸗Rätſel: 1. Biber. 2. Stoer, 3. Bauch, 4. Achat. 5. Aetna. 6 Lilie, 7. Preis, 8. Aviſo, 9. Nudel, 10. Peter. 11. Genua. 12. Tuete. 13. Gneis. 14. Elite, 15. Titel.— Betrachte alles von der guten Seite. Silben⸗Rätſel: 1. Dividende. 2. Iſtib. 3. Ellritze. 4. Maggi, 5. Urſel, 6. Tiedge, 7. Tharandt, 8. Euripides, 9. Reinette, 10. Lausbub, 11. Ismene, 12. Emmi, 13. Buſ⸗ ſard. 14. Element, 15. Indus.— Die Mutterliebe iſt die beſte Liebe. 5 Silbeneinſchalträtſel: Strebſt du nach Gut und Ehr' auf Erden, ſo mußt du früh zum Manne werden; doch wer auf wahres Glück nur ſinnt, der bleibe möglichſt lange Kind. Roderich. Rätſel: Unkoſten. Ergänzungs⸗Rätſel: Hammer— Anker— Niet— Dreieck— Brille— Amboß— Lampe— Laubſäge — Handball. 5 Pachende Welt. 5 1 „Warum hauen Sie denn den Jungen ſo?“ „Der hat mich eben dicker Kerl genannt!“ „Aber dagegen hilft doch das Hauen auch nichts. Warum machen Sie denn nicht eine Entfettungs⸗ ur?“ 0 7 Ein Schotte will auf dem Flugplatz von London ein Flugzeug beſteigen. „Herr Flugkapitän,“ fragt er im letzten Augenblick, „können Sie mir ein ſicheres Mittel ſagen gegen die Luft⸗ krankheit?“ Gewiß, mein Herr! Nehmen Sie während des Fluges ein Geldſtück zwiſchen die Zähne!“ 8 „Viſt du auch zufrieden mit dem Eſſen, mein Sohn?“ „Zu Befehl, Herr Oberſt!“ „Geht atkes gerecht zu? Bekommt auch nicht der eine ein großes und der andere ein kleines Stück Fleiſch?“ „Nein, Herr Oberſt! Jeder bekommt ein kleines!“ * „Können Sie mir vielleicht hundert Mark wechſeln?“ „Warten Sie einmal— das ließe ſich machen.“ „Ausgezeichnet! Dann könnte ich Sie bitten, mir doch bis morgen mit fünf Mark aus der Verlegenheit zu helfen!“ 0 Klein⸗Margrit iſt zu Beſuch bei uns. Es wird nach dem Eſſen das Tiſchgebet geſprochen. „Was macht ihr denn da?“ fragt ſie erſtaunt. „Wir danken dem lieben Gott, daß er uns unſer täglich Brot geſchenkt hat!“ „Habt ihr's aber gut! Wir müſſen unſer Brot beim Bäcker kaufen!“ * Druckfehler. „Der Graf flüſterte ſeiner Tänzerin unzählige Käſe⸗ namen ins Ohr.“(Frankf. Ill.) 8 Das Beiſpiel. „Papa, was iſt ein leerer Titel?“ „Zum Beiſpiel, wenn deine Mutter mich den Herrn des Hauſes nennt!“ 4 2 E 1. in Deutschland erbohrt n N S ole Gorgoyſe Llongstreckenfohrt — geutsches Oel in deutschen Wogen— let ig einem reich dobilderten Heft obsföhriich doschtiebon. gitie verlongen So die kostenlose Zusendung. OoburscnE vAcuuA Ott AKriENGESEITScHAFT Homburg — DEU TScHE VAcu UM OEL A wichtigen Gesichtspunkte sprechen für des rein deutsche Gargoyle Mobiloel AF oleses neue rein deutsche Sommeroel wurde in 9 deutschen Wagen 2 8 fl G 722221 0 2 einer Schlußprüfung durch eine langstreckenfahrt öber 4000 Kilometer mit Durchschnitten von 35-74 Stunden- Kii n unterzog dos Ergebni Gargoyle Mobiloel A- F stellt in I. Schmierfähiglceh, 2. Verbrouch, 3. Lebensdauer, 4. verwendborłceit in . nz und Költe, 5. Rückstundsfreiheit restlos zufrieden. —.— in der liter Trichter-Kanne überall zu hoben. KIENSGESEIIScHAFT Hauskonzert. „Finden Sie nicht, daß meine Frau wunderbar ſingt?“ „Wie bitte?“ „Ich meine, ob Sie nicht auch der Meinung ſind, daß meine Frau eine herrliche Stimme hat?“ „Verzeihen Sie, aber ich kann nicht ein Wort von Ihnen verſtehen, ſolange die Perſon da oben ſo brüllt!“ „Was. fetzt um drei Uhr nachts kommſt du von dem Vortrag nach Haufe?“ „Ja mein Liebling der Redner . ſprach näm⸗ lich ſo furchtbar „furchtbar I.. langſam!“ „Warum laſſen Sie den Jungen in einem ſo hohen Bett ſchlafen?“ „Damit wir hören, wenn er aus dem Bett fällt. Mein Mann und ich haben einen ſo feſten Schlaf!“(Münch. Ill.) „Zum Wochenende“ Nr. 17. D. A. 1 VI. 34: 704 616. Anzeigenpreis lt. Tarif. Verantwortlich für den redaktionellen Teil Kurt Winkler, verantwortlicher An⸗ zeigenleiter Carl Görg.— Verlag Sonntagsblatt Deutſcher Provinz⸗Verleger, ſämtlich Berlin WS. 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