Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die großſpaltige mm-Zeile 4 Pfg. Reklamen 12 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Annahmeſchluß für Inſerate vorm. 9 Uhr. D. A. IV. 34 1225 Tages-und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig), „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantwortlich: Für Schriftleitung und Anzeigen: G. Härdle. Druck und Verlag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle) Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 der politiſchen Kommiſſion Nordchinas, 34. Jahrgang Japaniſch⸗chineſiſcher Die Erklärung Japans gegen jede Einmiſchung frem⸗ der Mächte in China hat zunächſt nur ein gedämpftes Echo in den zunächſt intereſſierten Staaten gefunden. Das ſpricht aber mehr für ihre tiefe Wirkung als für das Gegenteil. Japan ſelber ſcheint eine andere Wirkung erwartet zu haben, aber ſeine ſchlaue Taktik geht nun nicht etwa darauf hinaus, die Erklärung vom 17. April noch zu überbieten, ſondern man bemüht ſich eher, ſie etwas abzuſchwächen. Man betont in Tokio ſehr lebhaft, daß an beſtehenden Ver⸗ trägen nicht gerüttelt werden ſolle Und insbeſondere will man das Neun⸗Mächte⸗Abkommen auch künftig reſpektie⸗ ren. Sehr zu denken geben die japaniſchen Erklärungen an die Adreſſe der Vereinigten Staaten. Die japani⸗ ſche Preſſe bietet den Vereinigten Staaten ganz unverhüllt die wirtſchaftliche Mitarbeit im Pazific, in China und in Mandſchukuo an. Auch betont man in Tokio gefliſſentlich, daß an der Politik der offenen Tür ebenſo wenig gerüttelt werden ſolle wie an der chineſiſchen Unabhängigkeit. So hat das amtliche Schweigen in Washington und auch in London zunächſt einmal die Japaner zu einer entgegen⸗ kommenden Sprache genötigt. In der Sache ändert ſich freilich nichts. In der ganzen Welt wird die Erklärung Japans als japaniſche Monroe⸗ Doktrin aufgefaßt. Ueberall betont man, daß die Durchfüh⸗ rung der japaniſchen Erklärung vom 17. April in der Sache auf ein japaniſches Protektorat über China hinauslaufe. Unſchwer iſt zu erkennen, daß zwiſchen den beiden angelſächſiſchen Regierungen das Beſtreben beſteht, zu einer gemeinſamen Stellung zu gelangen. In der Tat würde ja Amerika wie auch England in lebenswich⸗ tigen Intereſſen getroffen, wenn die Bevormundung Chi⸗ nas bis in alle Einzelheiten durchgeführt werden ſollte. Auch Sowjetrußland, das ja gleichfalls zu den nächſt⸗ beteiligten Ländern gehört, ſchweigt noch amtlich. Aber bei der Abhängigkeit der ſowjetruſſiſchen Preſſe von der Re⸗ gierung darf man deren Aeußerungen als Regierungsmei⸗ nung betrachten. Die„Isweſtija“ erklärt, Japan ſei gegen⸗ über China zur Politik der geballten Fauſt übergegangen, es ſtelle offene Anſprüche auf das Ausbeutungsmonopol in China, und Japans Schritt müſſe im Zuſammenhang mit einer ganzen Anzahl von Entwicklungsſchritten als zielbe⸗ wußte Abſicht zur Errichtung eines japaniſchen Großreichs im Fernen Oſten gedeutet werden. Die japaniſche Andro⸗ hung mit Gewaltmitteln beantwortet das Blatt mit einem Zitat aus Stalins letzter außenpolitiſcher Rede:„Wir ver⸗ langen nicht nach Krieg, aber wir ſind gerüſtet, um uns zu verteidigen.“ Das iſt das erſte Echo, das auf die Drohung mit der Gewalt die gewaltſame Abwehr androht. China hat als Antwort auf die japaniſche Erklärung eine Note veröffentlicht, in der es jede Vormundſchaft ab⸗ lehnt und als Mitglied des Völkerbundes! das Recht auf in⸗ ternationale Juſammenarbeit für ſich in Anſpruch nimmt. Es betont, daß ſeine Anleihen und die techniſche Mitarbeit von Ausländern keinen politiſchen Charakter tragen. Man kann es verſtehen, daß China jetzt ſchützende Zuflucht bei m Völkerbund ſucht, aber der Völkerbund dürfte in eine recht fatale Lage kommen, wenn er etwa dieſen Schutz wirkſam gewähren ſollte. Es iſt darum nur natürlich, daß es auch chineſiſche Politiker gibt, die den Gedanken eines japaniſch⸗chineſiſchen Blocks mindeſtens disku⸗ tabel finden. Dazu gehört vor allen Dingen der Präſident Huang⸗Fu, der allerdings ſchon ſeit langem vollkommen unter dem Einfluß der Japaner ſteht. Von beſonderer Bedeutung iſt noch ein Interview, das ein Vertreter der japaniſchen Armee dem Korreſpondenten der Havas⸗Agentur gewährt hat. Militärs ſprechen gewöhnlich deutlicher als Diplomaten. Dieſer Mi⸗ litär ſagt nun ganz klipp und klar:„Nur die Japaner kön⸗ nen wiſſen, ob eine Politik für China gut oder ſchlecht iſt; denn nur die Japaner ſind in der Lage, die Chineſen zu ver⸗ ſtehen. Wenn die fremden Mächte wirklich wünſchen, daß im Fernen Oſten Friede herrſche, ſo wäre es am beſten, wenn ſie die Lage nicht mehr ſtören, die jetzt die einzig mög⸗ liche Stabiliſierung im Fernen Oſten anſtrebt, nämlich die Bildung eines japaniſch⸗chineſiſchen Blocks.“ Das wäre na⸗ türlich Japan am allererwünſchteſten, wenn das große Reich der Mitte ſich ſtillſchweigend ſeiner Vormundſchaft fügte. Die weitere Entwicklung wird ſehr weſentlich davon abhängen, ob in China die Vorausſetzungen für eine ſtillſchweigende Unterordnung unter die japaniſche Führung gegeben ſind. Das japaniſche Kabinett iſt am Dienstag bereits zu einer Sitzung zuſammengetreten, in der man ſich offenbar mit den Rückwirkungen beſchäftigt hat, die durch die offi⸗ iöſe Verkündung einer Art oſtaſiatiſchen Monroe Doktrin n der übrigen Welt ausgelöſt worden ſind. Es wurde näm⸗ lich nach Beendigung der Sitzung eine beruhigende amtliche Verlautbarung ausgegeben. Sie beſagt: Japan könnte es nicht widerſpruchslos dulden, wenn aus anderen Ländern zur militäriſchen Verwendung beſtimmte Flug⸗ zeuge und Waffen nach China eingeführt werden. Die nichtamtliche Erklärung, die vor einigen Tagen erfolgt iſt, ſtellte nichts anderes dar als eine Erweiterung dieſer Politik. Infolgedeſſen befindet ſich der ſachliche Inhalt die⸗ ſer Erklärung nicht im Widerſpruch mit dem Grundſatz, daß allen Mächten in China nach dem Prinzip der offenen Tür gleiche Möglichkeiten geboten ſind. Auch wird mit die⸗ ſer Erklärung keineswegs die Unverſehrtheit des chineſiſchen Gebiets angetaſtet. Die japaniſche Regierung hat nichts ein⸗ zuwenden und wird auch in Zukunft nichts einwenden, wenn die Mächte China eine Hilfe ohne politiſche Hin⸗ tergründe angedeihen laſſen, ſo etwa in Geſtalt der Verwendung der aus der Boxer⸗Entſchädigung zur Verfü⸗ gung ſtehenden Summen oder in Geſtalt wirtſchaftlicher Verhandlungen ohne politiſchen Hintergrund. Indeſſen kann Mittwoch, den 25 April 1934 Der Dank des Führers Berlin, 24. April. Der Führer gibt bekannt: Für die gut gemeinten Glückwünſche, die mir zu mei⸗ nem Geburtstage aus allen Teilen des Reiches und aus dem Auslande zugegangen ſind, danke ich herzlichſt. Gern würde ich allen denen, die meiner in treuer Anhänglichkeit gedacht haben, im Einzelnen antworten, jedoch iſt dies mir bei der überaus großen Zahl der mir überſandten Glückwünſche nicht möglich. Ich bitte daher, auf dieſem Wege meinen auf⸗ echten Dank entgegenzunehmen. Adolf Hitler. Die größte Organiſation der Welt 30 Millionen Menſchen in der Arbeitsfront. Berlin, 24. April. Die politiſchen Leiter der NSBO und die Amtswalter der Deutſchen Arbeitsfront des Gaues Groß⸗Berlin erhielten im Sportpalaſt von dem Organiſationsleiter der NSDAP, Claus Selzner, der zugleich auch Organiſationsleiter der Deutſchen Arbeitsfront und der NS⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ iſt, Mitteilungen über den Aufbau und die Neuorganiſation der Deutſchen Arbeitsfront. Danach ſeien heute in der Arbeitsfront über 22 Millionen ſchaffende deutſche Menſchen zuſammengefaßt. Wenn hierzu die in der Partei Organiſierten— ohne die SA— gerechnet würden und noch diejenigen, die nach Erledigung ihrer Anmeldung bzw. nach Durchführung der gegenwärtigen Werbeaktion Mitglieder ſeien, dann gehörten der Deutſchen Arbeitsfront wenigſtens 30 Millionen Mitglieder an, die korporativ An⸗ 1 und die in der Landwirtſchaft Tätigen einge⸗ rechnet. Mit Recht wies der Redner darauf hin, daß es eine Or- ganiſation in ähnlichem Ausmaße in der ganzen Welt nicht gibt. Um zu verhüten, daß dieſe Rieſenorganiſation ausein · anderfalle, ſei eine Amorganiſation der Deuiſchen Arbeits- front in Ausſicht genommen. Zur ſicheren Garantie der Arbeit der Partei ebenſo wie der Arbeitsfront werde die muſtergültige Gliederung der Partei auf die Arbeitsfront übertragen, ſo daß man auch hier künftig den Block, beſtehend aus 25 Mit⸗ gliedern, die Zelle, die Betriebsgemeinſchaft, die Ortsgruppe, den Kreis, den Gau und— als neues— den Bezirk kennen werde. Zu dieſer regionalen Gliederung trete die vertikale Gliederung der 18 Reichs⸗ betriebsgemeinſchaften, die eine Gliederung nach den Berufsſtänden darſtellt, aufgebaut auf den einzelnen Petrieben über die Ortsgruppen bis zu ihrer oberſten Spitze, den Reichsbetriebsgemeinſchaft. Freundſchaſt oder Feind haft? Die Abrüſtungsverweigerung Frankreichs. Berlin, 25. April. Unter der Ueberſchrift„Freundſchaft oder Feindſchaft?“ unterſucht der diplomatiſche Mitarbeiter der e 955 ſenzeitung“, welche Schlußfolgerungen ſich aus der Tatſache ergeben, daß Frankreich in ſeiner letzten an England gerich⸗ 5 0 Note im Grunde jede Art von Abrüſtung verweigert at. Von dieſem Hintergrund aus geſehen habe das deukſche Volk zu überlegen, was die franzöſiſche Ablehnung weilerer Verhandlungen bedeutet. Daß die Würfel in dieſem Sinne gefallen ſeien, werde nicht nur in Deutſchland bedauert, denn wenn man die Spannungen überblicke, die Europa und vor allem die Beziehungen der meiſten europäiſchen Völker zu Deutſchland beherrſchen, ſo ſeien ſie zum größten Teil nicht primärer Art, ſondern bedingt durch das deutſch⸗franzöſiſche Verhältnis. So z. B. entbehre das deutſch⸗engliſche Verhält⸗ nis jeder fundamentalen Spannung. Mit der Abkehr Deutſch⸗ lands von ber ozeaniſchen Politik und der Rückkehr zur kon⸗ tinentalen, im eigenen Boden verwurzelten Lebenslinie, ſei der engliſch⸗deutſche Gegenſatz bereinigt geweſen. Ein Rüſtungsausgleich könne in jedem Fall nur zu einer Stärkung des Locarnopaktes und zu einer Erleichterung der Garantiepflichten Englands und Italiens führen. Statt die⸗ ſen natürlichen Ausgleich zuzulaſſen, ſchlage Frankreich einen Weg ein, der in einer Sackgaſſe enden müſſe und Europa in einen fortgeſetzten Unruhezuſtand bringe. Gehe das franzöſiſche Beſtreben nun dahin, die ganze europäiſche Welt gegen Deutſchland auszurüſten? Wie kann das gerü⸗ ſtete Frankreich ſich fürchten, wenn es einem entwaffneten Deutſchland zumutet, ſein Schickſal vertrauensvoll in die Hände hochgerüſteter Nachbarn zu legen? Nach dieſem allem, ſo ſtellt der Artikel feſt, ſtehk das deutſche Volk vor der Frage: 1 einen Juſtand der Feindſchaft zwiſchen beiden Völkern, ob⸗ wohl es duch die Freundſchaft haben könnke? Wir fürchten, 855 franzöſiſche Regierung hat ſich für Feindſchaft entſchie⸗ n. die japaniſche Regierung die Augen nicht davor verſchlie⸗ ßen, daß die finanzielle und techniſche Hilfe des Auslandes für China die Neigung zeigt, eine politiſche Farbe und Bedeutung anzunehmen. Deshalb muß die japaniſche Regie⸗ rung im Intereſſe der Aufrechterhaltung des Friedens im Fernen Oſten gegen eine ſo geſchaffene Hilfe Widerſpruch einlegen. Abmachungen über die Lieferung von Militär⸗ flugzeugen und Waffen können letzten Endes nur dazu bei⸗ tragen, den Frieden und die Einigkeit Chinas zu ſtören. Will Frankreich endgültig Nr. 96 Polens neue Sprache Mit dem Abhängigkeitsverhältnis iſt es vorbei.— Abſchieds⸗ worke für Barthou. Barſchau, 24. April. Die Dienstagpreſſe räumt naturgemäß den größten Raum den Berichten über den Verlauf der beiden letzten Tage ein, die in der polniſchen Hauptſtadt durchaus im Zeichen Barthous ſtanden. Am Dienstag gegen 17 Uhr er⸗ folgte die Abfahrt des franzöſiſchen Außenminiſters Bar⸗ thou noch Krakau. Während die halbamtliche„Gazeta Polſka“ ſich ausſchließlich auf trockene, kommentarloſe Be⸗ richte beſchränkt, glaubt der regierungstreue„Kurjer Po⸗ ranny“ bereits ein Ergebnis feſtſtellen zu können, das er kurz in folgenden drei wichtigſten Punkten zuſammen⸗ faſſen möchte: Einmal ſeien die verſchiedentlich aufgetauchten Zweifel über das Beſtehen und die Dauerhaftigkeit des volniſch⸗ franzöſiſchen Bündniſſes reſtlos zerſtreut worden. Allerdings ſieht das Blatt ſich gleichzeilig veranlaßt, nicht ohne Nach ⸗ druck darauf hinzuweiſen, daß dieſes Bündnis nicht bedeute. „ſich fremden Einflüſſen unkerzuordnen“. Ferner wird betont, daß das Bündnis ausſchließlich dem Zwecke diene, den europäiſchen Frieden aufrechtzuerhalten, wobei Polen bemüht ſei,„alle Verſtändigungen auf realer Grundlage zu ſuchen“. Das zweite Ergebnis läßt ſich nach Meinung des„Kurjer Poranny“ durch folgenden Satz um⸗ reißen: „Das deutſch-polniſche Abkommen hat in keiner Meiſe das polniſch⸗franzöſiſche Bündnis beeinträchtigt. Zwiſchen Polen und Frankreich gebe es keinerlei Anterſchiede in der Beurkeilung dieſer Tatſache.“ 1 Das deutſch⸗polniſche Abkommen iſt für die Befriedung Europas eine Wohltat; dadurch iſt es vom Standpunkt der Ziele des polniſch⸗franzöſiſchen Bündniſſes aus geſehen eine günſtige Erſcheinung. „Polen eine Weltmacht“ Jum Schluß wird mit Genugtuung hervorgehoben, daß Barkhou den Anterſchied von Polen 1923 und 1934 bemerkt und auch zum Ausdruck gebracht habe,„daß Polen eine Großmacht iſt“. Es gehe nunmehr darum, daß die Feſtſtel⸗ lung dieſes Unterſchiedes auch entſprechende praktiſche Jol⸗ gen auf allen Gebſeken der gegenſeitigen Beziehungen, vor allem in Bezug des Verhältniſſes Frankreichs zu Polen ſo⸗ wie ſeiner übrigen Bundesgenoſſen zeitigen möchte. Eine Klarheit in dieſer Hinſicht dürfte günſlige Rückwirkungen auf viele Fragen haben, die mit der Reiſe Barthous ver⸗ knüpft ſind. Das regierungsfreundliche Wilnaer„Slowo“ wendet ſich anläßlich des Aufenthaltes von Barthou in Warſchau in einem Artikel an leitender Stelle in recht heftiger Weiſe gegen die untertänige Auslegung des polniſch⸗franzöſiſchen Bündniſſes durch die nationaldemokratiſche Preſſe und er⸗ klärt mit beſonderem Nachdruck:„Kein Bündnis kann uns Nutzen bringen, wenn wir den Bundesgenoſſen auf Gnade und Ungnade preisgegeben ſind. Das Syſtem der franzöſi⸗ ſchen Politik, das durch die Vorgänger Barthous angewandt wurde, war für uns ungünſtig.“ Während die Zeitung dar⸗ auf hinweiſt, Polen wolle die Verſtändigung mit Frankreich für den Frieden auswerten, auch für einen Frieden zwiſchen Deutſchland und Frankreich, erklärt ſie: Nur Dank Becks haben wir aufgehörk, die kränkende Rolle des„bedrohten Bundesgenoſſen zu ſpielen und erſt jetzt erwarten wir von dem Bündnis mit Frankreich für uns wirklich gute, wirklich nützliche Ergebniſſe“. Keine Geheimklauſeln Die Tage, die Außenminiſter Barthou in Warſchau zu⸗ brachte, haben nach dem Urteil der franzöſiſchen Sonderbe⸗ richterſtatter einen äußerſt günſtigen Eindruck hinterlaſſen. Marſchall Pilſudſki, ſo ſchreibt der Havas⸗Vertreter, habe zweifellos dem franzöſiſchen Außenminiſter das Urteil Becks über die Notwendigkeit der Unzerreißbarkeit der Beziehun⸗ gen zwiſchen Paris und Warſchau beſtätigt. Polen habe ſich bemüht, ſeine Beziehungen zu ſeinen unmittelbaren Nach⸗ barn zu beſſern. Deshalb habe es zunächſt mit Sowjet⸗ rußland verhandelt und kürzlich mit dem nationalſoziali⸗ ſtiſchen Deutſchland ein Abkommen abgeſchloſſen; aber die Unabhängigkeit ſeiner Politik werde durch dieſe Ini⸗ tiative in keiner Weiſe berührt. „petit Pariſien“ und„Oeuvre, laſſen ſich von ihren Sonderberichterſtaktern melden, Marſchall piltudſt u ſo⸗ gar die Verſicherung gegeben, daß das deutſch⸗polniſche Abkommen keine Geheimklauſeln enthalte und ſeit ſeinem Abſchluß keine politiſchen oder diplomaliſchen Verhandlun⸗ gen zwiſchen den beiden Regierungen ftallgefunden hätten. Der Marſchall habe— ſo erklärt„Oeuvre“— mit einer gewiſſen Ironie durchblicken laſſen, daß Frankreichs feſte Haltung Deutſchland gegenüber„nur zwangsläufig vor⸗ übergehend ſein würde“. In den Jubel der franzöſiſchen Preſſe gießt einen Tropfen Wermut die„Victoire“ von Guſtave Herve: Es wäre gefährlich, wenn unſer Volk glauben könnte, daß die polniſche Allianz für uns eine ernſthafte Friedensgarantie sei. Es gibt für uns und Europa nur eine einzige ernſt⸗ hafte Friedensgarantie, die freimütige und lopale deulſch⸗ franzöſiſche Ausſöhnung. Wenn wenigſtens die Reiſe nach Warſchau nur eine Vorbereitung der Reiſe Barthous nach Berlin wäre! Politiſches Allerlei Arbeitsloſigkeit und Krankenkaſſenſtatiſtik. Während nach den Berichten der Arbeitsämter die Zahl der Erwerbsloſen in Deutſchland im März 1934 um rund 574 000 geringer war als im Vormonat, ergibt ſich nunmehr aus dem vorläufigen Ergebnis der Krankenkaſſen⸗Mitglieder⸗ ſtatiſtik, daß tatſächlich die Erwerbsloſigkeit im März um 719 588 Perſonen zurückgegangen iſt. Die Zunahme der Be⸗ ſchäftigten ergibt ſich in dieſer Höhe aus den Neuanmeldun⸗ gen zu den Kranken⸗Pflichtverſicherungen bei den Kranken⸗ kaſſen. —— Für Oefen, nicht für Kanonen. Im britiſchen Unterhaus wurde gefragt, ob die Auf⸗ merkſamkeit des Außenminiſters auf die Tatſache gelenkt wor⸗ den ſei, daß Deutſchland neuerdings etwa 100 Tonnen Zir⸗ konium⸗Erz aus Braſilien eingeführt habe und daß dieſes Erz in der Hauptſache zur Herſtellung einer Legierung, die beim Bau ſchwerer Geſchütze verwandt werde, benützt würde. Der Außenminiſter erwiderte: Preſſemeldungen zufolge ſind im Februar 96 Tonnen Zirkonium-Erz aus Braſilien nach Deutſchland 1 worden. Nach meiner Kenntnis wird dieſes Erz nicht bei der Herſtellung von Stahl benützt und kommt daher nicht zur Herſtellung ſchwerer Geſchütze in Be⸗ tracht. Auf eine Frage, für welche Zwecke das Zirkonium⸗ Erz benützt werde, erwiderte Simon: Meines Wiſſens für die Herſtellung von Hefen. i Zuſpitzung in Memel Litauiſcher Richter beſtraft den Präſidenten. Memel, 24. April. Der Präſident Jes Landesdirektoriums, Dr. Schrei⸗ ber, iſt durch einen Beſchluß des Unterſuchungsrichters Ne⸗ zabitauſkas mit einer Geldſtrafe von 250 Lit(etwa 100 Mark) beſtraft worden. Die Beſtrafung wird damit begrün⸗ det, daß Dr. Schreiber es abgelehnt habe, der Aufforderung des Unterſuchungsrichters, zur Vernehmung als Zeuge zu erſcheinen, Folge zu leiſten. Zu der Verurteilung ſchreibt der„Völkiſche Beobach⸗ ter“ u. a.: Die planmäßige litauiſche Hetze gegen den Landespräſidenten des Memelgebietes Dr. Schreiber nimmt immer noch ihren Fortgang. Die„D. A. 3.“ ſagt, die Lage im Memelgebiet hat in der letzten Zei eine Zuſpitzung erfahren, die hochpolitiſche Bedeukung beſitzen kann. Der neue likauiſche Gouverneur habe ſowohl politiſch wie polizeilich zu Schikanen gegen die deutſche Bevölkerung gegriffen, die darauf hindeuten, daß man nur nach dem Vorwand für eine Akkion gegen das Memelgebiet ſucht. Der Abrüſtungsbeauftragte Skimmen zur Ernennung von Kibbenkrops. London, 24. April. Die Ernennung des Herrn von Rib⸗ bentrop zum Beauftragten für Abrüſtungsfragen wird von verſchiedenen Blättern als überraſchend bezeichnet. Der Berliner„Times“ ⸗Korreſpondent ſagt, Herr von Rib⸗ bentrop ſei neuerdings viel gereiſt und habe ſich häufig in London, Paris und anderen Städten gezeigt, wo er mit Po⸗ Iitikern, Diplomaten und anderen Perſönlichkeiten Unterre⸗ dungen gehabt hatte. In der„Daily Mail“ heißt es, die Ernennung ſei etwas ungewöhnlich, aber es werde vermu⸗ tet, daß Hitler es vielleicht als notwendig empfinde, abge⸗ ſehen von den amtlichen diplomatiſchen Wegen, auch eine ſelbſtändige Verbindung mit den ausländiſchen Staats⸗ männern zu haben. Der Berliner Korreſpondent des„News Chronicle“ ſpricht von einer großen Ueberraſchung und von der Möglichkeit, daß der Reichskanzler verſuchen werde, durch Herrn von Ribbentrop die jetzige Stockung in den Abrüſtungsverhandlungen zu beſeitigen. Die Bombe im Blumenſtrauß Anſchlag in einer Heimwehrverſammlung.— Vier Schwer⸗ ö verletzte. ö Wien, 24. April. Inm Salzburger Feſtſpielhaus ereignete ſich bei einer Heimwehrverſammlung, in der Vizekanzler Fey ſprechen ſollte, und erſt im letzten Augenblick durch den zweiten Vize⸗ bürgermeiſter von Wien, den Heimwehrführer Lahr, erſetzt worden war, ein Sprengſtoffanſchlag. Als Lahr das Wort ergriff, explodierte ein offenbar in einer Blumenvaſe auf der Brüſtung verborgener Spreng- körper, der große Verheerungen anrichkete. Vier Perſonen wurden ſchwer, eine Anzahl anderer leichker verletzt. Sturmſzenen bei einem Begräbnis Bei der Beerdigung des SA⸗Truppführers Winkler kam es in Salzburg zu großen Demonſtrationen der Bevölke⸗ rung. Als am offenen Grab von der 6000 köpfigen Menge wiederholt das Horſt⸗Weſſel⸗Lied geſungen wurde, ging die Gendarmerie mit gefälltem Bajonett gegen die Menge vor, war aber nicht imſtande, die Kundgebung zu verhindern. Immer wieder wurden„Heil Hitler Rufe laut und wurde das Horſt⸗Weſſel⸗Lied angeſtimmt. Dazwiſchen krachten außerhalb des Friedhofes zahlreiche Böllerſchläge. Die Gendarmerie ſah ſich ſchließlich gezwungen, ſich zurück⸗ zuziehen, was von der Menge mit lauten Schmährufen auf die öſterreichiſche Regierung begleitet wurde. Verdoppelung der japaniſchen Luftflotte! London, 24. April. Wie Reuler aus Tokio meldet, wird die japaniſche Luft⸗ flotte, die augenblicklich aus 646 Flugzeugen beſteht, im Laufe von drei Jahren beinahe verdoppelt werden. Im Jahre 1936 wird Japan 500 Flugzeuge mehr beſitzen als jetzt. Dieſe vergrößerung der Luftflokte wird Koſten in Höhe von 44 Millionen Ben verurſachen, die bereiks in den kürz⸗ lich angenommenen Haushalt aufgenommen ſind. Kurzmeldungen Berlin. Unter Vorſitz des Präſidenten des Reichsſtan⸗ des der Deutſchen Induſtrie, Dr. Krupp von Bohlen und Halbach, trat der Ausſchuß für allgemeine Wirtſchafts⸗ und Sozialpolitik zu einer beſonders wichtigen Arbeitstagung zuſammen. Berlin. Sämtliche Unternehmungen des deutſchen Kraft⸗ fahrgewerbes müſſen ſich bis zum 15. Mai beim Reichsver⸗ band des Kraftfahrgewerbes in München zur Aufnahme melden Breslau. Der Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ley, traf am Dienstag mit dem Flugzeug in Breslau ein und begab ſich im Kraftwagen zur Beſichtigung von Indu⸗ ſtrieunternehmungen in das Waldenburger Gebiet. Goebbels ſpricht in Zweibrücken „Zweibrücken, 24. April. Auf der am 6. Mai in Zwei⸗ brücken ſtattfindenden Maſſenkundgebung der Deutſchen Front im Saargebjet wird Reichsminiſter Dr. Goebbels perſönlich das Wort nehmen. Seine Ausführungen werden von grundſätzlicher Bedeutung ſelin. Todesurteil gegen Familienmörder Berlin, 25. April. In der Schwurgerichtsverhandlung gegen den früheren Muſeumsaufſeher Otto Weihe, der in der Nacht zum 4. März in ſeiner Wohnung in Moabit ſeine Ehefrau, ſeine 16jährige Stieftochter und ein dreijähriges uneheliches Kind ſeiner Frau mit Hammerſchlägen ermordet hat, wurde der Angeklagte dreimal zum Tode verurteilt. In der Mordnacht war es zwiſchen Weihe und ſeiner Frau wie ſchon wiederholt zu heftigen Auseinanderſetzungen ge⸗ kommen. Nach der Tat, die Weihe mit größter Kaltblütig⸗ keit und Brutalität ausführte, begab er ſich zu einer be⸗ freundeten Familie und nahm dort an einer Einſegnungs⸗ feier teil. Am 6. März ſtellte er ſich ſchließlich ſelbſt der 1 Polizei. Mörder hingerichtet Bertin, 24. April. Wie der Amtliche Preußiſche Preſſe⸗ dienſt mitteilt, iſt in Erfurt der Johann Gansdorf aus Er⸗ furt hingerichtet worden. Gansdorf war am 11. Dezember 1933 von dem Schwurgericht in Erfurt wegen des an der Ehefrau Margarete Schaar begangenen Mordes zum Tode verurteilt worden. Der preußiſche Miniſterpräſident hat von dem Begnadigungsrecht keinen Gebrauch gemacht, weil der häufig, u. a. mit Zuchthaus, vorbeſtrafte Verurteilte ein gefährlicher Verbrecher war, von dem die Volksgemeinſchaft endgültig befreit werden mußte. 4 Die Geliebte in den Rhein geſtoßen. Im Mülheimer Hafen in Köln wurde die Leiche eines Mädchens gefunden. Die Nachforſchungen haben ergeben, daß die als Leiche ge⸗ borgene Anna Maria Kertz am Sonntag abend eine Tanz⸗ vergnügungsſtätte in Deutz aufgeſucht hatte und dieſe gegen 23 Uhr verließ. Ihr Tanzpartner, der Schreiner Fr. Weber, war ihr unmittelbar gefolgt. Nachdem er mit ihr ſeine Wohnung aufgeſucht hatte, ſpazierten ſie in der Nähe der Hindenburgbrücke am Rheinufer entlang. Hier ſoll es nach Angaben des Weber zu Auseinanderſetzungen gekom⸗ 1 Durch einen Stoß ſei die Kertz dann in den Rhein gefallen. a I 5 45 In einer Waſſergrube erkrunken. In einem unbe⸗ wachten Augenblick ertrank das eineinhalb Jahre alte Söhnchen des Bauern Faltermeier von Hirſchbach(Bayern) in einer kleinen Waſſergrube, obwohl dieſe eingezäumt war. Innerhalb von drei Tagen iſt dies im Bezirk der zweite Fall, daß ein kleines Kind in einer Waſſergrube ertrunken iſt. i 5 Ar Brände durch Blitzſchlag. Bei einem Gewitter ſchlug der Blitz in das Anweſen des Landwirts Körner in Stau (Oberpfalz). Wohnhaus, Stallung und Stadel wurden ein Raub der Flammen. In Frickendorf wurde das Anweſen des Schmiedes Rodler durch einen Blitzſchlag vollſtändig eingeäſchert. Drei Dörfer niedergebrannt Budapeſt, 24. April. In dem nordungariſchen Dorf Ver⸗ pelet iſt ein Brand entſtanden, durch den bisher etwa 25 Häuſer ſamt Stallungen und ſonſtigen Nebengebäuden ein⸗ geäſchert worden ſind. Der Brand war bei ſeiner Ausbrei⸗ tung dadurch beſonders begünſtigt, daß ſich der größte Teil der Dorfbewohner auf einem benachbarten Jahrmarkt befand und nur wenig Hilfskräfte im Dorf anweſend waren. Belgrad, 24. April. Das Dorf Kraljewatz in Kroatien wurde durch eine Feuersbrunſt zerſtört. Hierbei ſind über 100 Häuſer niedergebrannt. Das Feuer wurde beſonders durch einen ſturmartigen Wind gefördert. Bei den Löſch⸗ arbeiten ſind mehrere Menſchen verletzt worden. Preßburg, 24. April. Der Ort Babin im Komitate Arva wurde von einem großen Brand, der ſich infolge des Stur⸗ mes mit raſender Schnelligkeit ausbreitete, heimgeſucht. 130 Häuſer brannten nieder. Der ganze Ort be teht nur noch aus Trümmern. Drei Menſchen fielen den Flammen zum Opfer. Auch vjel Vieh kam in den Flammen um. 1 1 Schwere Anwetter in Oberitallen „Mailand, 24. April. Der Sturm und die ſtarken Regen ⸗ fälle der letzten 120 in Oberitalien allerorten Hoch⸗ waſſer mit ſich gebracht. In Biella wurde ein 37jähriger Mann bei einem Flußübergang vom Winde in die hoch⸗ gehende Oropa geſchleudert. Der Verunglückte wurde dann von der Gewalt des Stromes an das Ufer getragen, wo er nach vielen Stunden in ſchwerverletztem Zuſtande aufgefunden wurde. Auf der Provinzialſtraße Varallo— Alagna ging eine Lawine nieder, die den Verkehr ſperrte. In den Dolomiten iſt überall Neuſchnee gefallen, die Temperaturen ſind ſtark geſunken. An der Riviera wü⸗ tete der Sturm weiterhin ſtark. Verſchiedene größere Schiffe, unter ihnen auch die deutſche„Milwaukee“, haben die Ausfahrt aus Genua verſchoben. Große Schäden richtete der Sturm vor allem im Hafen von Savona an. Eine neu⸗ errichtete Mole brach von dem Anprall der Wellen auf über 50 Meter Länge zuſammen. Ueber 100 Eiſenbahnwagen wurden gegeneinander geſchleudert und zerſtört. Die Gleiſe wurden aus dem Boden geriſſen. 110 tote Bergleute 27 Leichen noch in der Grube. Belgrad, 24. April. Das Begräbnis der Opfer der Bergwerkskataſtrophe von Senitze iſt infolge der ungewöhn⸗ lichen Hitze jetzt ſchon vorgenommen worden. Die Vorberei⸗ tungen zur Beerdigung waren nur kurz. 110 Särge wur⸗ den an einem beſonderen Platze in die Erde verſenkt. Es konnten nicht alle Toten beigeſetzt werden, da 27 Leichen noch in der Grube liegen. Der Beerdigung wohnten auch 55 Miniſter für Sozialpolitik und der Bergbauminiſter ei.. Helſingfors. Der ſenſationelle Prozeß gegen die Spio⸗ nenliga der Frau Schul hat einwandfrei ergeben, daß die finniſche kommuniſtiſche Partei mit Hilfe einer fremden Macht in Finnland die Diktatur des Proletariats herbei⸗ führen wollte. London. Wegen der Durchfahrt der amerikaniſchen Kriegsflotte wurde der Panama⸗Kanal drei Tage für die Handelsſchiffahrt geſperrt. N I Zwei Knaben ködlich abgeſtürzt. Zwei Knaben, die bei Ebenſee im Salzkammergut auf einen Felſen geklettert waren, um Blumen zu pflücken, ſind tödlich abgeſtürzt. Ii Brand im Perſonenzug. In Newark brach infolge einer durchgebrannten Sicherung in einem Perſonenzug, der auf der Fahrt nach Newyork war, Feuer aus. Drei Wagen brannten vollſtändig aus. Der Zug konnte noch rechtzeitig zum Stehen gebracht werden, ſo daß die Fahr⸗ gäſte unverletzt blieben. Auch ein altes Bahngebäude auf der Strecke fing Feuer und ging in Flammen auf. 1 2 die Aae Loman von dla von Manstein. 35) Im Hotel fand Kuno einen Brief von der Direktion des Filmateliers vor, und einen kleinen Moment dachte er an die Worte ſeiner Kuſine: Film— Kintopp— ver⸗ trägt ſich das mit der freiherrlichen Familie von Senſen⸗ heim? Dann aber warf er ärgerlich den Kopf nach hinten und murmelte:„Pute!“, ſtülpte den Hut auf und machte ſich auf den Weg, um Hanne aufzuſuchen. g Aber als er ſchon faſt eine Viertelſtunde lang vor dem Ausgang für Mitglieder des Theaters auf und ab ſchritt, lief ihm ſein Freund Richtershofen in den Weg, packte ihn einfach unter den Arm und ſchleppte ihn, ob er wollte oder nicht, in die Feminadiele. Als ſie in der Autodroſchte ſaßen, die ſie nach der Tauentzienſtraße bringen ſollte, machte Kuno immer wieder Verſuche, den Freund abzuſchütteln. „Unſinn! Machſt dich ſowieſo rar! Der Zufall wirft dich mir in die Arme, und nun laſſe ich dich nicht mehr locker!“ * 15* Im Reſtaurant ſaß Hanne untätig dem Eſſen gegen⸗ über. Sie hatte keinen Appetit. Als aber auch der Nach⸗ mittag verging und der Abend, ohne daß eine Zeile von Kuno kam, war es Hanne gewiß: er liebte ſie nicht mehr, hatte ſie vielleicht nie geliebt. Mit beklommenem Herzen wartete ſie eine kurze Zeit nach der Vorſtellung auf ihn und wollte ſchon gehen, als ein gelbes Auto am Ausgang dicht vor Hanne ſtoppte. Kuno!— Gottlob, Kuno! „Setze dich hinein! Wir fahren in unſer altes Stamm⸗ lokal. Ich erkläre dir dann alles!“ Einen Augenblick zögerte Hanne! Noch nie hatte ſie den Mut aufgebracht, ſeiner Einladung Folge zu leiſten und mit ſeinem Wagen zu fahren. Aber jetzt— das Glück, die Freude, ihn, nach dem ſie ſich ſo innig geſehnt hatte, plötzlich wieder zu haben, warf alle Bedenken über den Haufen. Sie ſtieg ein und hätte ſich beinah auf einen großen Strauß roter Nelken geſetzt, die Kuno ihr wohl, um ſie zu erfreuen, auf den Sitzplatz gelegt hatte. Sie nahm den duftenden Strauß in ihre Hände und ſtarrte durch die Glasſcheibe auf den geliebten Mann, der ſich hin und wieder umdrehte und ihr zulächelte. Nun erzählte er in einer verſchwiegenen Ecke des Reſtaurants von ſeinem Freund, der ihn am vergangenen Abend verführt hatte. „Und heute hatte ich den ganzen Tag mit der Um⸗ kramerei zu tun. Ich bin aus dem Zentralhotel aus⸗ gezogen und wohne wieder bei meiner Großi.“ Hanne wartete erſt ab, ob Kuno nicht von ſelbſt die 7 erwähnen würde, mit der er durch den Grunewald geritten. „Was haſt du, Mädel? Siehſt ordentlich blaß aus! Sprich doch!“ Da färbte wieder ein Blutſtrom ihre Wangen. Ruck⸗ weiſe, ganz vorſichtig taſtend, ſtellte ſie endlich die Frage: „Wer war denn die junge Dame, mit der...“ Nun unterbrach Kuno lachend: „Das alſo war es, du kleines Schäfchen! Es war meine Kuſine Klementine von Senſenheim.“ Plötzlich wurde Hanne wieder ganz blaß. Wie im Froſt ſchüttelte ſie ſich. „Deine Kuſine? Deine Kuſine— dieſes vornehme Mädchen? Und ‚von'? Heißt du denn nicht— Helmut? Kuno Helmut?“ Jetzt war er an der Reihe, zu erröten. Verlegen. ſtocherte Kuno im Eſſen herum. „Meine liebe Hanne! Ich muß dir etwas geſtehen. Ich habe dir nicht in allem die Wahrheit geſagt. Ich muß dich 5105 enttäuſchen, dich aus deinem Traum reißen. Ich — ich..“ Das junge Mädchen hielt ihm voller Todesſchreck ſeine kleine Hand vor den Mund. ö f „Nicht! Nicht, Kuno! Sprich das ‚Furchtbare' nicht aus! Ich... Nicht hier! Nicht jetzt! Ich könnte es nicht ertragen!“ Kuno ſah verwundert auf das verzweifelte Geſchöpf, an deſſen Wimpern die hellen Tropfen zitterten, ſich löſten und in den Schoß fielen. Wie ſchön ſie ausſah in ihrem Schmerz! Wie eine gebrochene Blüte, ſo zart, ſo köſtlich jung und unberührt ſaß ſie neben ihm, daß er einen Augenblick dieſes Bild in ſich aufnehmen mußte; dann er⸗ griff er ihre Hände. „Und biſt du darum ſo verzweifelt, weil ich dir zuerſt, um dich nicht zu verwirren, meinen richtigen Namen ver⸗ ſchwieg? Klingt das nicht viel ſchöner„Baronin von Senſenheim!', als„Frau Helmut!“?“ i Noch immer floſſen die Tränen über Hannes Wangen; bei ſeinen Worten aber hellten ſich ihre Züge auf, wie die Sonne, die durch den Regen ſcheint. Nur ganz leiſe fragte ſie noch: „Und die junge Dame?“ „Iſt heute früh abgereiſt und wird ſobald nicht wieder⸗ kommen!“ 1 4* Um elf Uhr betrat Hanne am nächſten Vormittag das Atelier, ſchlich ſich an dem Regiſſeur, der ihr einen Augen⸗ blick den Rücken kehrte, vorüber und rannte die acht Stufen zu ihrer Garderobe hinauf. Ob Kuno ſchon da war?, dachte Hanne. Er mußte ja das herrliche Geigenſolo ſpielen. Alus dem badioclien Lande Helſt der Land wirtſchaft Ein Aufruf des badiſchen Miniſterpräſidenten. 0() Karlsruhe, 24. April. . Der badiſche Miniſterpräſident Walter Köhler hat an die erwerbsloſe Bevölkerung der Städte folgenden Auf⸗ ruf gerichtet: 5 a Neberal fehlt es heute in der badiſchen Landwirtſchaft an Kräften, um die notwendigſten Arbeiten im Frühjahr d Sommer durchzuführen. Sie muß dieſe Arbeitskräfte haben, wenn nicht großer Schaden für die Allgemeinheit entſtehen ſoll. Zur gleichen Zeit iſt in den badiſchen Städten immer noch eine große Anzahl, zum Teil lediger Arbeitsloſer, vorhanden, die in der Lage wären, der Land wirtſchaft in ihrer Mot zu helfen. Dieſe Arbeitsloſen rufe ich hiermit auf, 8 unverzüglich bei den Arbeitsämtern zu melden, und ſo zum großen Aufbauwerk des Führers mitbeizutragen. Es wäre zu bedauern, wenn dieſer Ruf ungehört verhallte und die verantwortlichen Stellen veranlaßt wären, zu dann im In⸗ tereſſe der Volksernährung unverminderten Maßnahmen zu reifen. Arbeitsloſe, meldet Euch noch heute beim Arbeits⸗ amt, das Euch eine geeignete Arbeitsſtelle vermitteln wird. gez. Walter Köhler, Badiſcher Miniſterpräſident, Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſter. Die Badenreiſe des Reichs ſportführers A Beſuch in Schwetzingen. ü Auf ſeiner Badenreiſe traf Reichsſportführer v. Tſcham⸗ mer und Oſten im Kraftwagen von Mannheim kommend in Schwetzingen ein. Im Schloßhof hatten ſich die Formationen der NS AP., die Vertreter der Stadtgemeinde und der Sportvereine eingefunden. Bürgermeiſter Stober entbot den Willkommgruß der Stadt. Der Reichsſportführer dankte für den freundlichen Empfang und machte nach dem Abſchreiten der Front der SA. und SS. mit ſeinen Begleitern einen Rundgang durch den Schloßgarten. Nach einem kleinen Im⸗ biß im„Hirſch“, wobei er ſich auch in das„Goldene Buch“ der Stadt Schwetzingen eintrug, ſetzte der Reichsſportführer mit ſeiner Begleitung die Fahrt fort. 8 8 8 In Bruchſal. f e Auf dem Schloßhof in Bruchſal hatte ſich eine große Menſchenmenge eingefunden. Der Reichsſportführer wurde am Hauptportal des Schloſſes von Vertretern der Stadtverwal⸗ tung, der Regierung und der Turn⸗ und Sportvereine emp⸗ fangen. In einer Anſprache forderte er die Sportler zum Aufbau des Vaterlandes in Gemeinſchaft mit dem Führer Adolf Hitler auf. Es ſchloß ſich eine Beſichtigung des Schloſ⸗ ſes an, worauf die Vereinsführer der Turn⸗ und Sport⸗ vereine vorgeſtellt wurden.. Baldur von Schirach kommt Det Jugendführer auf ber Reichstagung der Wirtſchafts⸗ wiſſenſchaften vom 1. bis 5. Mai in Heidelberg. UI Heidelberg, 24. April. a Wie die Preſſeſtelle der Reichstagung mitteilt, hat der Jugendführer des Deutſchen Reiches, Baldur von Schirach, nunmehr endgültig ſein Kommen zugeſagt. Er wird in der Maſſenkundgebung am Schloßhof zu Heidel⸗ berg am 3. Mai vor den Teilnehmern der Reichstagung, der Reichsſchulungslager ſowie der geſamten Heidelberger HJ. ſprechen. Seine Ausführungen über das Thema„Hoch⸗ ſchule und Jugend“ werden richtungweiſend ſein. Alnter den führenden Nationalſozialiſten, die anläßlich der Reichstagung in Heidelberg weilen, wird ſich nunmehr auch der Führer der Reichsſchaft der Studierenden an deut⸗ ſchen Hoch⸗ und Fachſchuſen, Dr. Oskar Stäbel, befinden. Er wird die feierliche Eröffnung derſelben am 1. Mai in der Aula der Alten Univerſität vornehmen und damit die Be⸗ deutung der Tagung für die geſamte deutſche Hochſchul⸗ jugend dokumentieren. Die ſtarke Beachtung, die die Arbeit der Heidelberger Studentenſchaft ſchon bisher bei den Reichsſtellen fand, kommt auch in dieſer Zuſage der Reichsjugendführung zum Ausdruck, die erwartet, daß der ſozialiſtiſche Geiſt, der lin Heidelbergs Hochſchule eingezogen iſt, auch die Arbeiten dieſer Tagung beherrſcht. II Heidelberg.(Ehrenvolle Berufung.) Der Rek⸗ tor der Univerſität Heidelberg, Profeſſor Dr. Groh, wurde als Vertreter der badiſchen Staatsregierung in den Vorſtands⸗ rat des Deutſchen Muſeums für Meiſterwerke der Natur⸗ ich wiſſenſchaft und Technik in München berufen. Weinheim.(mit dem Motorrad gegen die Hauswand.) In der Nacht fuhr ein Mannheimer Mo⸗ torradfahrer mit ſeiner Beiwagenmaſchine an der Kreuzung Müllheimertalſtraße und Obergaſſe gegen eine Hauswand -und erlitt dabei eine Kopfverletzung und eine Gehirnerſchütte⸗ rung. In bedenklichem Zuſtande wurde er ins Kranken⸗ haus gebracht. A Ziegelhauſen.(Schwerer Motorradunfall.) An der Gelatinefabrik Stoeß und Cie. trug ſich ein ſchwerer Motorradunfall zu. Der Fußraſter des Kraftrads verfing ſich in dem geteerten Boden, das Fahrzeug kippte um und wurde auf die Seite geſchleudert. Der Motorradfahrer, ein 25jähriger Mann aus Heidelberg, blieb mit einem ſchweren Schädelbruch liegen. Ein Sanitätsauto verbrachte den Schwer⸗ verletzten in das Krankenhaus. f U Anterſchefflenz.(Diamantene Hochzeit.) Der Landwirt n ee Auguft Frey konnte mit ſeiner Frau in körperlicher und geiſtiger Rüſtigkeit das ſeltene Feſt der diamantenen Hochzeit feiern. Der Jubilar zählt 86, ſeine Frau 82 Jahre. () Durlach.(Schwerer Unfall.) In der Haupt⸗ ſtraße wurde 95 Ceeſan eines Stlaßenbahnſchaffners von einem Auto erfaßt und über den Kühler in die Schutzſcheibe eworfen. Die Frau erlitt ſchwere Verletzungen. Sie fand Aufnahme im Krankenhaus Durlach. OBodersweier bei Kehl.(Schwerer Sturz vom Rad.) Der 14 Jahre alte Sohn des Landwirts Georg Müll 5. ſtürzte ſo unglücklich vom Rad, daß er ſich den linken Arm brach und ins Krankenhaus nach Kehl verbracht werden mußte. 2 Freiburg.(Schwerer Verkehrsunfall.) An der Kreuzung Kaiſer⸗ und Dreiſamſtraße ereignete ſich ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem Motorradfahrer und einem Kraftwagen. Der Motorradfahrer wurde auf die Straße geſchleudert und erlitt eine ſchwere Unterſchenkelfraktur. Es handelt ſich um den Kaminfeger Kurt Bertelmann aus Eich⸗ ſtetten. (O Waldshut.(Schußwaffe in Kinderhänden) In Oeflingen ſpielte ein 13jähriger Knabe mit einem Flobert⸗ gewehr. Sein um zwei Jahre jüngerer Spielgenoſſe wollte ihm das Gewehr entreißen, berührte dabei den Abzugs⸗ hahn und ein Schuß durchſchlug dem bedauernswerten Knabe die Halsſchlagader, ſo daß der Tod durch Verblutung eintrat. Bad iſches Sondergericht U Mannheim, 24. April. Ueber die Stellungnahme der NSDAP zu den politiſchen Vorgängen in Oeſterreich äußerte ſich der Kaufmann Wilhelm Rihm aus Mannheim⸗Käfertal in einer Weiſe, in der die Staatsanwaltſchaft eine Herab⸗ ſetzung der Partei erblickte. Der Brief war an eine auf dem Feldberg weilende Freundin gerichtet, auf den dieſe ebenfalls in ſcharfen Wendungen äußerte. Beide Briefe ver⸗ fielen der Beſchlagnahme. Der Angeklagte ſuchte heute ab⸗ zuſtreiten, daß ſeine Angriffe ſich gegen die NSDAP gerichtet hätten. Er habe ſich nur gegen Dollfuß gewandt. Aber der Inhalt ſeines Schreibens war jedoch anders. Rihm erhielt ſechs Monate Gefängnis, abzüglich einem Monat Unterſuchungshaft. — Drei Angeklagte aus Radolfzell, der 28jährige Arbeiter Ernſt Gnires, der gleichaltrige Eduard Fränkel und der 25jährige Karl Rehm beteiligten ſich an der Verbreitung der berüchtigten Schweizer„Rundſchau“. Rehm, der die Zeitung geleſen, hatte Fränkel beredet, ſie bei Gnires, ſeinem Schwager, zur Verbreitung zu holen, will ſich aber in der Ver⸗ handlung dadurch entlasten, daß er„Spitzeldienſte“ für die Polizei leiſten wollte. Fränkel erhielt zehn Monate Ge⸗ fängnis, die beiden anderen je ein Jahr.— Neuerdings wird verſucht, durch Hintermänner mik der„Sozialiſtiſchen Aktion“, dem„Neuen Vorwärts“ uſw. Propaganda zu trei⸗ ben und als Verbreiter junge Leute aus der Arbeiter⸗ jugend, die weniger hervorgetreten ſind, zur Verbreitung vorzuſchicken. Das Gericht verurteilte den Autolackierer Ri⸗ chard Zöller, der im Auftrag eines gewiſſen Kunz fünf Exemplare von Daxlanden nach Karlsruhe brachte, zu ſechs Monaten Gefängnis.— In einem anderen Falle, bei dem es ſich um dieſelbe Zeitung handelte, die von Pforz im Pfälziſchen nach Karlsruhe geſchleppt worden ſein ſoll, wurde der 30jährige Alwin Heydt aus Daxlanden freigeſprochen. Aus den Nachbarländern Fabrikbrand. Neuſtadt a. d. H., 24. April. Früh kurz nach 3 Uhr brach im Anweſen der Maſchinen⸗ fabrik und Mühlenbauanſtalt Hermann Conrad in der Luit⸗ poldſtraße ein Brand aus, der innerhalb weniger Minuten ſo großen Amfang annahm, daß die geſamte Feuerwehr alarmiert werden mußte. 5 Die am Queich bach im Obergeſchoß des Fabrikanweſens gelegene Schreinerwerkſtätte war der Brandherd und fiel dem Feuer ſo gut wie vollſtändig zum Opfer. Durch die großen Waſſermaſſen bei der Brandbekämpfung wurde auch die im unteren Stockwerk gelegene Maſchinenwerkſtätte ſchwer be⸗ ſchädigt. Auch die Decke ſtürzte ein, ſo daß im Zuſammen⸗ wirken mit den Waſſermengen beträchtlicher Schaden ange⸗ richtet wurde. 2 15 Ein an den Feuerbrand angrenzender neuer Fabrikbau ſowie das Wohnhaus blieben dank des Eingreifens der Feuer⸗ wehr unverſehrt. Wie man hört, beſteht der Verdacht einer Branbſtiftung, doch muß erſt die eingeleitete Unterſuchung er⸗ geben, ob der Verdacht gerechtfertigte int. Ludwigshafen. 5 eines Arbeitsbe⸗ ſchaffungsdarlehens.) Der Stadtrat trat zu einer kurzen Sitzung unter der Leitung von Oberbürgermeiſter Dr. Ecarius zuſammen. Es wurde nach Vollzug des Geſetzes über die öffentlichen Sparkaſſen die Vermögensausein⸗ anderſetzung zwiſchen der Stadtgemeinde und der Sparkaſſe 3 Ludwigshafen vorgenommen. Nach dieſem Geſetz gehen die Sondervermögen, die bisher teilweiſe der Sparkaſſe und der Gemeinde gehörten, endgültig in den Beſitz der Spar⸗ kaſſe über. Es handelt ſich hier um eine Summe von 298 340,34 Mark, die ſich zuſammenſetzt aus dem ſtädtiſchen Sparkaſſengebäude, den Liegenſchaften und Fahrniſſen ſo⸗ wie einem Grundſtück. Der Stadtrat war mit der Vermö⸗ gensguseinanderſetzung einverſtanden. Als weiterer Punkt wurde zur Erhaltung und Hebung der Kaufkraft die Ab⸗ gabe zur Arbeitsloſenhilfe geregelt. Die Ge⸗ meinden können auf Antrag bei der Staatsbehörde die Ar⸗ beitsloſenhilfeabgabe von ihren Beamten, Warte- und Ru⸗ hegeldempfängern ſelbſt erheben. Für Ludwigshafen kommt ein Betrag von 30 000 Mark in Betracht. Die Stadtverwal⸗ feine verſchärfte Zollkontrolle. Saarbrücken. In der ſaarländiſchen Preſſe wird die Nachricht verbreitet, daß in Zukunft ſämtliche Kontroll⸗ züge, die die Zollgrenze paſſieren, an den deutſchen wie an den ſaarländiſchen Grenzſtationen wegen verſchärfter Zoll⸗ kontrolle in Zukunft 40 Minuten halten müſſen. Wie auf Anfrage mitgeteilt wird, iſt von einer ſolchen beabſichtigten e e ei der Direktjon der Saarbahnen nichts be⸗ annt.. Koblenz.(Vom Dache geſtürzt.) In den ſpäten. Nachmittagsſtunden ereignete ſich im benachbarten Klärlich ein ſchwerer Unfall. Ein Landwirt, der ſich mit einem Dach⸗ decker auf das Dach ſeines Hauſes begeben hatte, um dort Ausbeſſerungsarbeiten vorzunehmen, ſtürzte infolge eines Fehltritts in die Tiefe. Mit lebensgefährlichen Verletzungen mußte er in ein Krankenhaus gebracht werden. Bernkaſtel.(Gefängnis für falſchen Geiſtli⸗ chen.) Das Amtsgericht Bernkaſtel verurteilte den Elektro⸗ techniker Max Meſſellowſki aus Senftenberg(Weſtfalen), der vor einiger Zeit in Feldingen verhaftet worden war, nachdem er dort drei Wochen lang als falſcher Landpater gelebt und ſowohl Meſſen geleſen als auch die Beichten gehört hatte, zu einem Jahr zwei Wochen Gefängnis. Saarbrücken.(„Saarbrücker Abendblatt“ ver⸗ boten.) Die Regierungskommiſſion hat das„Saarbrücker Abendblatt“ auf zwei Wochen verboten. Unter der Ueber⸗ ſchrift„Ein franzöſiſcher Juſtizſkandal— Staatsgewalt ge⸗ gen Recht“ hatte die Zeitung die Meldung gebracht, daß der aus dem Röchlingſchen Schulprozeß bekannte Leiter der Grube Kohlwald, der franzöſiſche Ingenieur Schöller, we⸗ gen Meineidsverdachtes verhaftet, ſpäter jedoch auf Veran⸗ laſſung der Direktion des Innern wieder freigelaſſen wor⸗ den ſei. In Wirklichkeit iſt es nämlich nicht zur Verhaftung Schöllers gekommen. Direktor Heimburger von der Abtei⸗ lung des Innern der Regierungskommiſſion unterſagte der Polizei die Ausführung des Haftbefehls. Lalcale Nuudocuau Eine Feſtpoſtkarte zum 1. Mai. Die Deutſche Reichs⸗ poſt wird der beſonderen Bedeutung des 1. Mai durch Her⸗ ausgabe einer Feſtpoſtkarte Rechnung tragen. — Reichsverband für Volksmuſik E. V. Der Präſident der Reichsmuſikkammer teilt mit: Auf der Tagung aller Volksmuſik treibenden Vereine, vertreten ach ihre Spitzen⸗ verbände in der Reichsmuſikkammer, Berlin, wurde für die den bisherigen„Reichsverband für Chorweſen und Volks⸗ muſik, Fachgruppe II: Volksmuſik“ angeſchloſſenen Vereine der„Reichsverband für Volksmuſik E. V.“ mit Sitz in Ber⸗ lin— Berlin⸗Charlottenburg 2, Hardenbergſtraße 2— ge⸗ gründet und durch die Reichsmuſikkammer als einziger Fach⸗ verband für das geſamte Volksmuſikweſen anerkannt. Durch dieſe Regelung erhalten alle Volksmuſik treibenden Vereine und Lajfenorcheſter ihre rechtsfähige Vertretung in der Reichs⸗ muſikkammer und werden durch die Zugehörigkeit zum Reichs⸗ verband für Volksmuſik mittelbare Mitglieder der Reichsmuſik⸗ kammer. f 55 — — Reichszuſchüſſe für die Stützung des Neuhausbeſitzes 1924 bis 1930. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Es wird nochmals darauf aufmerkſam gemacht, daß Anträge auf Bewilligung einer Zinsbeihilfe aus den Mitteln des Reiches zur Stützung des Neuhausbeſitzes 1924 bis 1930, alſo für Wohngebäude, die in der Zeit vom 1. April 1924 bis 31. März 1931 bezugsfertig geworden ſind, nur bis 1. Mai 1934 bei dem Bürgermeiſteramt des Bauortes geſtellt werden können und daß ſpäter eingehende Anträge keine Berückſichtigung mehr finden. Für die An⸗ tragſtellung ſind Vordrucke vorgeſchrieben. Nähere Aus⸗ 7 1 erteilen die Bürgermeiſterämter und Wohnungsver⸗ ände. UI Opfer des Leichtſinns. Ein Radfahrer fuhr in eiligem Tempo hinter einem Kraftwagen her. Als dieſer an der Straßenkreuzung B 2 plötzlich wegen eines Verkehrshinder⸗ niſſes halten mußte, fuhr der Radler gegen den Kraftwagen und wurde in hohem Bogen rückwärts vom Rad geſchleudert. Mit einer ſchweren Gehirnerſchütterung mußte er weggeſchafft werden. a i Großfeuer in einer Mannheimer Fabrik. Im Erd⸗ geſchoß der Metallfarbenfabrik C. Renninger entſtand am Dienstag vormittag halb 9 Uhr aus bisher noch nicht ge⸗ klärter Urſache eine Exploſion, die ſich zu einem Großfeuer entwickelte. Der Brand breitete ſich durch die Oeffnungen in den Ecken auf alle drei Stockwerke aus und drang durch die Filterſchleuſe bis zum Dachſtuhl vor, der zum Teil zer⸗ ſtört wurde. Die Feuerwehr bekämpfte mit vier Schlauch⸗ leitungen die Rauch- und Flammenentwicklung und konnte in verhältnismäßig kurzer Zeit des Feuers Herr werden. Der Betrieb, in dem etwa zehn Leute beſchäftigt ſind, erleidet eine kurze Unterbrechung. 8 105 * 5 Schützt den Regenwurm! Die Regenwürmer leben in ſelbſtgebohrten Gängen der Ackererde. Sie verzehren abgeſtorbene, in 1 8 über⸗ gehende pflanzlich und tieriſche Stoffe, ja ſelbſt ihre toten eigenen Artgenoſſen. Ihre Nahrung ziehen ſie mit ihren Lippen oder durch Saugen mittels des Rundkopfes in die Gänge, überziehen fur mit ſchleimigem Speichel und berei⸗ ten ſo deren Verweſung vor. Die Regenwürmer ſchaden alſo nicht nur nicht dem Pflanzenwuchs, ſondern fördern ihn und helfen indirekt zur Urbarmachung des Bodens. Demzufolge nehmen ſie eine hervorragende Stellung in der Natur ein, und mehr als irgendein anderes Tier bewirken ſie die natür⸗ liche Bearbeitung der oberen Erdſchicht. Die Erde führen die Würmer durch ihren Darmkanal, abſorbieren die in ihr befindlichen organiſchen Beſtandteile und legen ſie in Form der bekannten körnigen Exkremente an die Oberfläche wieder ab, wohin ſie ſich namentlich nur des Nachts begeben. An Stellen, die wegen Trockenheit von den Regenwürmern ver⸗ laſſen werden, ändert ſich die Beſchaffenheit der oberen Erd⸗ ſchicht und nimmt einen torfartigen Charakter an. i a Die Regenwürmer ſchaffen die Erde tieferer Schichten an die Oberfläche. Sie ſetzen ſo immer neue Mengen Erde der Einwirkung, dem Lufteinfluß und der Humusbildung aus, die die notwendige Zerſetzung und ſomit teilweiſe die Eigendüngung ſicherſtellt. Sie zerkleinern immer wieder die Erde durch den chemiſchen Einfluß ihrer Körperſäfte und durch die mechaniſche Zerreibung im Muskelmagen und Darm⸗ kanal. Blätter und andere organiſche Stoffe werden auf dieſe Weiſe in den Boden gebracht und ſo einer raſchen Ver⸗ weſung zugeführt. Die Wurmröhren durchlüften den Boden, erleichtern das Hinabdringen der Wurzeln und das Tiefer⸗ gehen der Feuchtigkeit. Weil dieſe Röhren immer wieber zu⸗ ſammenſtürzen und neue Gänge gegraben werden müſſen, be⸗ ſorgen die Würmer auch eine ſtändige Auflockerung des Bo⸗ dens. Viele Samenkörner kommen nur durch den Umſtand zum Keimen, daß ſie von den Exkrementen der Würmer be⸗ deckt wurden. Treten die Regenwürmer im Verhältnis zur Bodenfläche in zu großen Mengen auf, ſo können ſie allerdings auch ſchädlich wirken. Die vorhandene Nahrung reicht dann nicht aus, und ſie ziehen junge Pflänzchen als Nahrung in ihre Röhren. Vollkommen ungerecht iſt aber die Meinung, daß Würmer die Pflanzenwurzeln benagen. Der Schutz des Re⸗ genwurms iſt alſo für jeden Menſchen eine Pflicht. Neben dem Maulwurf iſt der Regenwurm einer der treueſten und bewährteſten Helfer des Landwirts. EEE VcG Mannheimer Nationaltheater Im Nationaltheater: Mittwoch, 25. April: Miete M 24, Sondermiete M 13: „Parſival“. Von Richard Wagner. 9 55 18 Uhr, Ende 22.45 Uhr.— Eintauſch von Gutſcheinen auf⸗ gehoben. Donnerstag, 26. April: Miete D 24, Sondermiete D 14:„Schwarzwaldmädel“. Operette von Leon Jeſſel. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22.30 Uhr. Freitag, 27. April. Miete F 24: Gaſtſpiel Willy Dom⸗ graf⸗Faßbaender:„Das Nachtlager in Grana⸗ da“. Oper von Konradin Kreutzer. Anfang 20 Uhr 0 22.15 Uhr.— Eintauſch von Gutſcheinen auf⸗ gehoben.. Samstag, 28. April: Miete A 24:„König Hein⸗ 5 5 15 5 Von Shakeſpeare. Anfang 19.30 Uhr, Ende a r. f Sonntag, 29. April: Miete H 23, Sondermiete H 13: Zum erſten Male:„Konjunktur“. Komödie von Dietrich Loder. Anfang 19.30 Uhr, Ende etwa 22 Uhr. Ee ⸗Reit⸗ und Springturnier an Pfingſten in Geckenheim. Der Pfingſten ein Spring⸗ und Reitturnier auf der Wörtel⸗ wieſe am Neckar in Seckenheim. Die eben erſchienene Aus⸗ ſchreibung enthält acht Konkurrenzen, von denen alle, bis auf ein Patrouille⸗Springen, mit Ehrenpreiſen be⸗ dacht ſind. Das Programm ſieht nach dem Aufmarſch ſämtlicher Turnierteilnehmer vor: eine Dreſſurprüfung Klaſſe A, ein Jagdſpringen Klaſſe A. Die Abteilung a dieſes Jagd⸗ ſpringens iſt offen für alle Pferde der SS, SA, HJ und der Reitervereine. Abteilung b iſt vorgeſehen für alle landwirtſchaftlichen Pferde, die nachweislich ausſchließlich in der Landwirtſchaft arbeiten. Ferner enthält die Aus⸗ ſchreibung ein Trabfahren, Traberblut ausgeſchloſſen, über 800 Meter, ein Jagdſpringen Klaſſe L, offen für alle Pferde der SS, SA, HJ und Reitervereine, ein Paarſpringen, das offen für alle Pferde iſt, ein Patrouille⸗Springen, nur zu reiten von der SS und der SA, und ſchließlich noch ein Glücks⸗Jagdſpringen, das ebenfalls für alle Pferde offen iſt. Nennungsſchluß iſt der 8. Mai, abends 6 Uhr, auf dem Sturmbüro des SS⸗Reiterſturms 4, Mannheim, D 4, 8. Die Einſätze betragen pro Konkurrenz eine Mark. Verſchiedene Einlagen und Ueberraſchungen vervollſtändigen das Programm. 8 Der SS⸗Reiterſturm 4 Mannheim kommt mit ſeiner Veranſtaltung zweifellos einem Bedürfnis entgegen, das in einer Gegend beſteht, in der der Pferdeſport ſtets eine ſo ausgezeichnete Pflege gefunden hat wie in Unterbaden und in der Pfalz. 1 85 Argeſchichtliche Funde beim Bau der Autobahn. In den letzten Wochen ſind bei den Erdbewegungen zur Anlage der Reichsautobahn zahlreiche Funde gemacht worden und zwar auf einem Gelände in der Nähe der heſ⸗ ſiſchen Grenze, weſtlich des Straßenheimer Hofes. Es han⸗ delt ſich um eine Reihe von Wohnſtellen aus der jüngeren Steinzeit(3. Jahrtauſend vor Chriſtus), um Skelettfunde mit Bronzeſchmuck aus der Hügelgräber⸗Bronzezeit und Wohnſtellen der letzten Bronze⸗ und frühen Hallſtattzeit. Beſonders zahlreich ſind Wohnplätze der Neckarſueben des 1. Jahrtauſend nach Chriſtus. Das Lebensbild dieſer erſten germaniſchen Einwanderer im unteren Neckarland läßt ſich nach dem reichen Fundinhalt recht gut überblicken. Am 10. April wurde ein beſonders wertvolles Stück geborgen, ein 18 Zentimeter hoher Topf, der ganz mit Bronzeſtücken an⸗ gefüllt war; man fand dabei Schwertgriffe, Beile, verſchie⸗ dene Gebrauchsgegenſtände und Schmuckſtücke. — Was darf Maitrank genannt werden? Mit dem Mo⸗ nat Mai kommt auch ein beliebtes Getränk, die Maibowle, der Maitrank, wieder zur Geltung. Die Maibowlen fallen unter den Begriff der weinhaltigen Getränke. Die Herſtellung erfolgt unter Verwendung von Wein, Waldmeiſterkraut und Zucker. An die Stelle der friſchen Waldmeiſterkräuter tre⸗ ten oft Maikräutereſſenzen. Der zur Verwendung gelangende Wein muß allen geſetzlichen Anforderungen entſprechen. Kunſt⸗ wein kann nicht zur Herſtellung weinhaltiger Getränke in Frage kommen. Daraus ergibt ſich, daß auch die Her⸗ ſtellung aus Obſtwein nicht die gleiche Bezeichnung recht⸗ fertigt, da es ſich dann nicht mehr um ein wein⸗, ſondern um ein obſtweinhaltiges Getränk handelt. Erhält der Ver⸗ braucher ohne nähere Angabe ein ſolches Erzeugnis, ſo liegt eine Irreführung im Sinne des Paragraph 4 des Lebens⸗ mittelgeſetzes vor. Die aus Obſtwein hergeſtellten Getränke dieſer Art müſſen alſo deutlich, zum Beiſpiel als Maitrank aus Obſtwein, bezeichnet werden. Auf dieſen Standpunkt hat ſich auch die Rechtſprechung geſtellt. . Blumen im deutſchen Lied Ein Spiegel der uralten Blumenzucht in deutſchen Landen iſt nicht nur das wiſſenſchaftliche Buch, ſondern auch der lebendige blühende Bauerngarten, der viel Schönes hegt und pflegt, das der Städter nicht mehr geachtet hat, und außerdem das deutſche Lied.—„Roſenſtock, Holderblüt“, wo fehl⸗ ten ſie wohl in unſeren Gärten, mögen ſie im Gebirge oder im Niederland liegen! und das„Sträußel am Hute“ darf dem Wanderburſchen nicht fehlen, wenn er„den Stab in der Hand“ durch Deutſchland ſtreift. Was aber ſollte gar ohne Blumen der junge Burſch machen, der ſeinen Liebesfrühling im Auge der Liebſten erſchaut? Zur„Erklärung“ ſchickt er ihr„ein Sträußlein, ſchön Rosmarin, brauns Nägelein“; oder er gibt ihr zum— hoffentlich recht kurzen— Abſchied SS⸗Reiterſturm 4 Mannheim veranſtaltet an ein„blau Blümelein, das heißt Vergißnichtmein“. Auch er⸗ innert er wohl bei der Wiederkehr ſein Mädel:„Wo jetzt Hadrich blüaht, haſt du d'Lamperln gehüat, han i oft die Steinlein mit dir zählt!“ Das„Sternezählen“ der Wieſenblumen, das„Blumen⸗ blattzählen“ der lieblichen Wunderblume dürfte wohl eines der älteſten Liebesorakel ſein— von Hirten und Hirtinnen erfunden und bewahrt. Auch die Blumen am Fenſter ſind ein unerſchöpfliches Beiwerk des Volksliedes.„Sie tät ihre Tränen verſtecken, hinter Gelbveiglein und Roſenſtöcken“. Gelbveiglein iſt der Goldlack, die prächtige und doch ſo ſchlichte Bauernblume. Mit Phlox, Pfingſtroſe, Reſede und Primel, mit Roſe, Nägelein(Nelke) und Levkoie ziert ſie jeden Bauerngarten. Holunder, Jelängerjelieber und Pfei⸗ fenſtrauch rahmen das bunte Bild ein.— Alt iſt auch die Lilie in Deutſchlands Gärten geworden; ſie wird ſchon vor tauſend Jahren erwähnt. Narziſſen und„Schwertel“ ſind heimiſch bei uns; Schwertel heißt die„Gladiole“ mit dem ſchöneren deutſchen Namen. Ihre Zwiebel macht— ent⸗ ſprechend ihrem kriegeriſchen Namen— hieb⸗, ſtich⸗ und ſtoß⸗ feſt. Denn nicht nur ein Schmuck iſt die Blumenzier, ſondern ſie bietet auch allerlei Nützliches, wie ja überhaupt die frühe⸗ ſten Gärten nicht Zierblumen, ſondern Küchen⸗ und Heilkräuter enthielten.„Sonnenwendel“, das heißt Beifuß, iſt heute noch ein beliebtes Küchengewürz. Salbei fehlt in keiner rechtſchaffenen Hausapotheke. Selbſt die Klette liefert ein mohltätiges Oel. Ja, ſogar die verhaßte Brenneſſel ſpendet Grünſpeiſe und„Geſpinſtfaden, die noch dem fertigen Ge⸗ webe den Namen„Neſſel“ vermitteln. Nicht beliebt ſind im allgemeinen weiße Blumen! Weiße Dolden, wie Phlox und Flieder, Holderblüten und Maiglöckchen duldet man noch ganz gern, aber große weiße Einzelblüten wie Roſen, gelten als Totenblumen. Die weiße Lilie in ihrer ſtolzen Anmut hat ſich als Kirchenblume einen unvergänglichen Platz im Volksherzen geſichert. i — r ů—„ Flur⸗ und Weideumgang Grenzbeſichtigungen mit Ohrfeigen.„ Bei dem großen germaniſchen Frühlingsfeſt der Heiden⸗ zeit wurden zu Ehren der Göttin Oſtara Bittgeſänge um gutes Gedeihen der Saaten in Form von Flurumgängen um die Felder gemacht. Schon von den alten Sachſen wiſſen wir, daß Karl der Sachſenſchlächter ihnen verbot,„Götterbilder durch die Flur zu tragen“. Ausgerichtet hat er zunächſt da⸗ mit freilich nicht viel. Klüger verfuhr die Kirche, als ſie ſich der heidniſchen Flurumgänge annahm und mit chriſtlichen Formen verbrämte. Am Gedenktage des heiligen Georg, am 23. April, ſammelten ſich die Kirchgänger nach der Früh⸗ meſſe zu einer Prozeſſion, bei der man den Segen des Him⸗ mels auf die dörfliche Flur herabflehte. In heidniſcher Zeit wurden die Fluren zumeiſt an einem„Donnerstag“, der dem Wettergott heilig war, umſchritten, wobei die Felder mit Haſelgerten umſteckt wurden, um ſie gegen böſe Wetter, Hagel und Donnerſchlag gefeit zu machen. Wo die Haſel ſteht, ſchlägt nach uraltem Bauernglauben der Blitz nicht ein. Die religiöſen Bittgeſänge ſind allmählich zu rechtlichen Grenzbeſichtigungen und Grenzberichtigungen geworden, die vielerorts von Seiten der Gemeinde jetzt noch vorgenommen werden, um zu prüfen, ob noch alles in Recht und Ordnung ſei, um eingeſunkene oder umgefallene Grenzſteine wieder aufzurichten oder zu erneuern. Wenn irgendwo die Grenz⸗ frage ſtreitig iſt, wird der Stein ausgehoben und nachge⸗ forſcht, ob ſich darunter noch das Stückchen Holzkohle be⸗ findet, das die Ahnen daruntergelegt als Beweis, daß nicht durch reinen Zufall irgend ein großer Stein dort liegt, der als Flurmarke angeſehen werden kann. Mit den Flurum⸗ gängen wurde vordem auch ein erzieheriſcher Zweck verbun⸗ den, indem man einige Knaben mitnahm und dieſen an be⸗ ſtimmten oder ſtrittigen Stellen Ohrfeigen und ſonſtige fühl⸗ bare Handgreiflichkeiten verabfolgte, damit ſie ſich auch in Zukunft der Grenze immer wohl erinnerten. In der Eifel läßt man ſie unſanft auf die Grenzſteine nieder. In der Mark Brandenburg erhalten die jüngſten Gemeindemitglieder mit der Peitſche ſechs Schläge. Im Weſtfäliſchen iſt der uralte Schnatgang(Schnat gleich Schneide, Grenze) wieder aufge⸗ lebt. Nach Schluß des Grenzganges pflegt überall ein fröh⸗ liches Zuſammenſein mit Schmaus und Trank ſtattzufinden. Wetterbericht D' ungewöhnlich tiefe Druckſtörung, die vom Mittelmeer her die Alpen überquert hat, iſt in Norddeutſchland angelangt. Da bei Island ein neues Tief erſchienen iſt, wird es in den nächſten Tagen allerlei Abwechſlung geben.— Vorherſage: Von Weſten her Durchzug kleinerer Störungen, Strichregen, Nundfunk⸗ Programme 1 Reichsſender Stuttgart. N Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern: 6 Wetter; 6.05 Gymnaſtik I; 6.30 Gymnaſtik II; 6.55 Zeit, Nachrichten; 7.05 Wetter; 7.10 Konzert; 8.15 Waſſer⸗ tandsmeldungen, Wetter; 8.25 Gymnaſtik; 8.45 Landwirt⸗ ſchaftsfunk; 10 Nachrichten; 11.55 Wetter; 12 Mittagskonzert; 13 Nachrichten; 13.10 Lokale Nachrichten, Wetter; 13.20 Mittagskonzert; 13.50 Zeit, Nachrichten; 16 Nachmittags⸗ konzert; 18 Jugendſtunde; 18.45 Zeit, Wetter, Landwirt⸗ ſchaft; 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22 Nach⸗ richten; 22.15 Du mußt wiſſen... 22.25 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 22.45 Schallplatten. Donnerstag, 26. April: 9 Frauenfunk; 10.10 Schulfunk; 10.40 Sonate D⸗Moll von Schumann; 11.10 Lieder; 15 Kinderſtunde; 15.40 Lieder; 17.30 Deutſchen Dichters Erden⸗ wallen; 18 Wiener Walzer; 18.15 Familie und Raſſe; 18.25 Spaniſch; 19 Arbeitskameraden; 19.15 Ländler und Polka; 19.40 Vortrag über Oeſterreich; 21.30 Lied der Arbeit, zum 1. Mai 1934; 22.30 Saarländiſch⸗pfälziſcher Dichter⸗ und Komponiſtenabend; 23 Kompoſitionen von Karl Haſſe; 24 Nachtmufik. f Freitag, 27. April: 9 Frauenfunk; 10.10 Luſtige Lied⸗ lein zur Laute; 10.30 Geſang, Flöte und Gitarre; 11 Deutſche Arien; 14.30 Schulfunk; 15 Ernſte und heitere Klavierſtücke; 15.30 Koſchat⸗Lieder; 17.30 Kind an Kindesſtatt, Zwiege⸗ ſpräch; 17.45 Marſchmuſik; 18.25 Das Tübinger Studenten⸗ bataillon; 19 Allerlei Tanzmuſik; 19.45 Arbeitskameraden; 20 Politiſcher Kurzbericht; 21.19 Orcheſterkonzert; 22.40 Das neue München; 23 Vom Schickſal des deutſchen Geiſtes; 24. Nachtmuſik. i Samstag, 28. April: 10.10 Die Mundharmonika ſpielt; 10.25 Liederſtunde: 10.50 Klänge zum Wochenend; 14.30 Jugendfunk; 15.10 en; 15.30 Handharmonika⸗ muſik; 17.30 Volkslied Jägerlied— Hörnerklang; 18 Tanzmuſik; 19 Der fr ichſte Sender, Ringſendung; 20.05 Saarländiſche Umſchau: 20.15 Bunter Abend; 23 Bunte Stunde, 24 Nachtmuſik. Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern: 6 Choral, Zeit, Wetter, 6.05 Gymnaſtik 1; 6.30 Gymnaſtik II; 6.55 Zeit, Frühmeldungen; 7.05 Wetter; 7.10 Frühkonzert; 8.15 Waſſerſtandsmeldungen; 8.25 Gymnaſtik; 10 Nachrichten; 11 Werbekonzert; 11.50 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert l; 13 Zeit, Nachrichten; 13.10 Lokale Nachrichten. Wet er. Sport: Donnerstag, 26. April: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.40 Kinderſtunde; 17.30 Von meinen Büchern, 17.45 Aus Zeit und Leben; 17.55 Das neue Mün⸗ chen, Vortrag; 18.15 Familie und Raſſe; 18.25 Spaniſch; 19 Volksmuſik; 19.30 Die rauhe Rotte, Hörbericht; 21.30 Lied der Arbeit, Hörfolge zum 1. Mai; 22.30 Saarländiſch⸗ pfälziſcher Dichter⸗ und Komponiſtenabend; 23 Kompoſitionen von Karl Haſſe. Freitag, 27. April: 14.40 Stunde der Frau; 17.30 Der Urmenſch von Heidelberg, Vortrag; 17.45 Kleine Anterhal⸗ tung; 18.25 Engliſch; 19 Allerlei Tanzmuſik; 19.45 Aus der Arbeit einer Gauführerſchule, Bericht; 20 Politiſcher Kurz⸗ bericht; 21.15 Orcheſterkonzert; 23 Vom Schickſal des deut⸗ ſchen Geiſtes. f Samstag, 28. April: 10.10 Schulfunk; 14.30 Fröhliches Wochenend: 15.10 Lernt morſen; 15.50 Wirtſchaftswochenbe⸗ richt; 18 Stimme der Grenze; 18.20 Der Polizeipräsident ſpricht; 19 Der fröhlichſte Sender, Ringſendung; 20 Zeit, Nachrichten; 20.05 Saarländiſche Amſchau; 20.15 Bunter Abend, 23 Bunte Stunde, 0.15 Alte frohe Heimat. Rundfunk: Stuttgart. 1 Zeitſchriften und Bücher. Was muß jeder Unternehmer und Vertrauensmann vom neuen Arbeitsrecht wiſſen? Auf der Grundlage des Geſetzes vom 20. Jan. 1934 und der beiden Durchführungs⸗ verordnungen vom 1. und 10. März 1934. Dargeſtellt von Amtsgerichtsrat Dr. P. Schaefer. Verlag W. Stoll⸗ fuß Bonn.(P.⸗Sch.⸗Kto Köln 76 183.) Preis 1 RM. In der Sonderreihe: Der Arbeiter im neuen Reich! der bekannten Sammlung„Hilf dir ſelbſt!“ erſcheint ſoeben dieſe Schrift. Dieſe Schrift, die die Beſtimmungen der letzten Durchführungsverordnung ſchon berückſichtigt, umreißt vor allem klar die Stellung der Vertrauensmänner. Alle die darüber Aufſchluß haben müſſen, und das ſind alle Be⸗ triebsführer und alle Vertrauensmänner, werden die Herausgabe dieſer Schrift willkommen heißen. Verſammlungs⸗Kalender. Liedertafel. Heute abend 8.30 Uhr Probe. Kath. Jungmännerverein. Heute Abend 8 Uhr Vollverſamm⸗ lung mit Vortrag in St. Klara. Haus⸗ u Srundbeſthervereim e. B. Mannheim Ordentliche Hauptverſammlung am 26. April 1934, abends 8 Uhr im Friedrichspark Tagesordnung: 1. Rechenſchaftsbericht für das Geſchäftsjahr 1933(Stadt⸗ f verordneter Alt). Verkündung der Siebler). Referat: Praktiſche Hilſe zum Wiederaufbau des Haus⸗ beſitzes(Fabrikant Hans Imhoff). Wie erreicht man Steuerermäßigungen? Spart bei der ältesten Bank und Sparkasse am Platze Arddtuerein Serhenheim ul. e. G. m. u. H. in Mannheim: Seckenheim. Gegründet 1881. neuen Satzungen(Syndikus Dr. Temperaturrückgang. * Mädchen für tagsüber geſucht. Zu erfr. in der Geſchäftsſtelle ds. Bl. Oeutſche Eier Stück 9, 9½ u. 10 Pfg. Oeutſche Markenbutter n Pfund 1.45 Deutſche feine f Molkereibutter Pfund 1.40 Vorderſchinken, gekocht Salami⸗ und Cervelatwurſt Schwarzbrot 3 Pfund⸗Laib 42 Pfg. Schweizerkäſe, ſaftig ö 45 b. H. Fett i. T. ½ Pfd. 25 u. 28 Pfg. Münſterkäſe/ Pfd. 20 Pfg. 8 45 v. H. Fett i. T. Allgäuer Stangenkäſe 45 v. H. Fetti. T./ Pfd. 8 Pfg. ſFetcheringe in Tomaten⸗⸗ ſauce, Doſe 35 Pfg. Oelſardinen Doſe 20, 30 L. 4 55 Pia Gemüſe⸗ u. Obſtkonſerven in gr. Auswahl, ſehr preiswert Weiß⸗ und Notweine 7 offen, Liter 80 Pfg. 3% Rabatt, mit Ausnahme a weniger Artikel. Izu vermieten. 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