n 2. Blatt zu Wr. 160 Die Steuerreform Dritter Abſchnitt: a Förderung der Familie, Bevölkerungspolitik, ö weibliche Arbeitskräfte im Haushalt. Weitere große Maßnahmen, und zwar Dauermaßnah⸗ men, im Kampf um die Verminderung der Arbeitsloſigkeit und damit gleichzeitig im Rahmen der Bevölkerungspolitik ſind das Geſetz zur Ueberführung weiblicher Arbeitskräfte in die Hauswirtſchaft und das Geſetz zur Förderung der Ehe⸗ ſchließungen, beide vom 1. Juni 1933. Dem Geſetz zur Ueberführung weiblicher Arbeitskräfte in die Hauswirtſchaft gemäß wird eine ſteuerliche Vergünſti⸗ gung für Hausgehilfinnen gewährt. Die Folge davon iſt, daß 15 die Zahl der Hausgehilfinnen inzwiſchen um 100 000 erhöht hat. Das bedeutet eine dauernde Entlaſtung des Ar⸗ beitsmarktes, und die Ehefrau und Mutter erhält wieder mehr Zeit, ſich der Erziehung ihrer Kinder zu widmen. Die Zahl der Hausgehilfinnen 3 Jahre 1925 noch rund 1 Million, Mitte 1933 nur noch 000. Der Rückgang war auf die Verſchlechterung der allgemeinen wirtſchaftlichen Verhältniſſe zurückzuführen. Es iſt ſicher, daß ſich infolge der ſteuerlichen Vergünſti⸗ ung die Zahl der Hausgehilfinnen weiler bedeutend er⸗ 92955 wird und auf dieſe Weiſe eine weitere Enklaſtung 5 Arbeitsmarktes erzielt werden wird. Aus verſchiedenen Städten wird bereils gemeldet, daß die Nachfrage nach Hausgehilfinnen das Angebot überſteige. Förderung der Eheſchließungen Dem Geſetz zur Förderung der Eheſchließungen gemäß werden ſeit 1. Auguſt 1933 an junge Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen, die heiraten wollen, Eheſtandsdarlehen gewährt. Die Zahl der dae in Deutſchland war in den Jahren vor 1933 ſehr ſtark zurückgegangen. Das war insbeſondere darauf e daß es den jungen Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen infolge ihrer ſchlechten ſozialen Verhältniſſe an den erforderlichen Mitteln zur Ein⸗ richtung eines eigenen Heims fehlte. Die Gewährung eines Eheſtandsdarlehens iſt an die Vorausſetzung geknüpft, daß die künftige Ehefrau dem Arbeitnehmerſtand angehört und ſich verpflichtet, anläßlich ihrer Verheiratung aus dem Ar⸗ beitnehmerſtand e Die Hingabe des Eheſtands⸗ darlehens iſt grundſätzlich an die Vorausſetzung geknüpft, daß ſich die Zahl der weiblichen Arbeitnehmer um eine Kraft vermindert, und daß auf dieſe Weiſe eine Entlaſtung um eine weitere Arbeitskraft eintritt. Die Mittel zur Gewährung der ECheſtandshilfe bringen wir dadurch auf, daß wir von allen unverheirateten Män⸗ nern und Frauen eine Eheſtandshilfe erheben. Die Beſtim⸗ mungen über die Eheſtandshilfe ſind gegenwärtig im Geſetz zur Förderung der Eheſchließungen enthalten. Dieſe Be⸗ ſtimmungen werden mit Inkrafttreten des neuen Einkom⸗ menſteuergeſetzes abgelöſt werden durch einen Zuſchlag zur Einkommenſteuer der Ledigen. f Die Nachfrage nach Eheſtandsdarlehen übertrifft alle Er⸗ wartungen. Infolgedeſſen hat der Durchſchnittsbetrag für das einzelne Eheſtandsdarlehen bis auf weiteres weſentlich herabgesetzt werden müſſen. Wir haben von Anfang Auguſt bis heute rund 300 000 Eheſtandsdarlehen gewährt. Das be⸗ deutet, wenn wir annehmen, daß vielleicht 100 000 Paare auch ohne Eheſtandsdarlehen geheiratet haben würden, eine Entlaſtung des Arbeitsmarktes um rund 200 000. Es ſind rund 200 000 weibliche Arbeitskräfte aus dem Arbeitnehmer⸗ 85 mehr ausgeſchieden, teilweiſe aus Stellungen, die ſie ekleideten, teilweiſe aus dem Heer der weiblichen Arbeits⸗ loſen. Dahinzu kommt die Erhöhung des Beſchäftigungsgra⸗ des und der Beſchäftigtenziffer in der Möbelinduſtrie, Haus⸗ geräteinduſtrie, Bauwirtſchaft uſw., die für die Zeit von Auguſt bis heute mit mindeſtens 200 000 wird angenommen werden können. Auf die Bauwirtſchaft wirkt das Geſetz zur Förderung der Eheſchließungen inſofern belebend, als mehr Kleinwohnungen gebraucht werden. Der Mehrbedarf an Kleinwohnungen wird ab 1934 mit rund 200 000 jährlich angenommen werden können. Wir haben alſo in Auswir⸗ kung unſeres Geſetzes zur Förderung der Eheſchließungen bis heute eine Entlaſtung des Arbeitsmarktes um rund 400 000 erzielt. Die Belebung in der Möbelinduſtrie, Hausgeräteindu⸗ ſtrie, Bauwirtſchaft uſw. wird von Dauer ſein, denn wir werden ECheſtandsdarlehen nicht nur heute und morgen, ſon⸗ dern immer gewähren, ſolange, wielange es heiratsreife Volksgenoſſinnen im Arbeiknehmerſtand geben wird. Die Zahl der weiblichen Arbeiknehmer in Deutſchland beträgt heule noch immer rund 6 Millionen. Außerdem iſt zu bedenken, daß die Folge der fortgeſetz⸗ ten Vergrößerung der Zahl der Hausſtände eine fortgeſetzte Steigerung des Erſatzbedarfs an Möbeln und Haushaltungs⸗ gegenſtänden ſein wird. Auch der Bedarf an Spielwaren, Kinderwäſche, Kinderkleidung uſw. wird bedeutend ſteigen; denn es iſt anzunehmen, daß in Auswirkung des Geſetzes zur Förderung der Eheſchließungen fährlich rund 0000 0 Kinder mehr geboren werden. Dieſer Mehr⸗ bedarf ſtellt ſich bereits jetzt ein; denn Eheſtandsdarlehen werden ſeit Auguſt 1933 gewährt. Der Mehrbedarf wird mit jedem Monat größer werden. Um Anſchaffungen für die neugeborenen Kinder zu erleichtern werden den jungen Eltern nach der Geburt eines jeden Kindes 25 vom Hun⸗ dert des Eheſtandsdarlehens erlaſſen, und es wird ihnen außerdem erlaubt, die Tilgungszahlungen auf die Dauer eines Jahres iuszuiegen. 5 Wir werden in jedem Jahr rund 250 000 Eheſlands⸗ darlehen gewähren. Nehmen wir an, daß davon 50 000 Paare auch ohne Eheſtandsdarlehen heiralen würden, ſo werden in Auswirkung unſeres Geſetzes zur Förderung der Eheſchließungen 200 000 Ehen im Jahr mehr geſchloſſen. Das bedeutet eine Enllaſtung des Arbeitsmarktes um lau⸗ ſend 200 000 jährlich. Dieſe Enklaſtung iſt nicht eine künſt⸗ liche, nicht eine nur vorübergehende, ſondern eine dauernde. Das gleiche gilt von den Enklaflungen, die wir durch Ueber ⸗ führung weiblicher Arbeitskräfte als Hausgehilfinnen in die Hauswirkſchaft erzielen. Es handelt ſich in dem Geſetz zur Förderung der Ehe⸗ ſchließungen und in dem Geſetz zur Ueberführung weiblicher Arbeitskräfte in die Hauswirkſchaft um eine dauernde ar⸗ beitsmarktpolitiſche und bevölkerungspolitiſche Umſchichtung unſerer deutſchen Frauen. Allein in Auswirkung dieſer bei⸗ den Maßnahmen wird es uns gelingen, die Arbeitsloſigkeit auf die Dauer weitgehend zu vermindern. Im erſten Jahr haben wir in Auswirkung allein dieſer Maßnahmen eine Entlaſtung des Arbeitsmarktes um rund 500 000 erfahren: 100 000 weibliche Arbeitskräfte als Hausgehilfinnen in die Hauswirtſchaft, 200 000 weibliche Arbeitskräfte aus dem Ar⸗ beitnehmerſtand in die Ehe, 200 000 Mehrbeſchäftigte in der Möbel⸗, Hausgeräte und dergl. Induſtrie. Das wird, insbeſondere ſoweit es ſich um die Ueberfüh⸗ rung weiblicher Arbeitskräfte aus dem Arbeitnehmerſtand in die Ehe handelt, unentwegt ſo weitergehen. Das bedeu⸗ 10 7 organiſche und dauernde Verminderung der Arbeits⸗ oſigkeit. Die Geſetze zur Ueberführung weiblicher Arbeitskräfte in die Hauswirtſchaft und zur Förderung der Eheſchließun⸗ gen führen zwangsläufig auch zu einer dauernden Verminde⸗ rung des Finanzbedarfs der Arbeitsloſenhilfe und infolge der erhöhten Umſätze, der erhöhten Einkommen und des erhöhten Verbrauchs zu einer dauernden Verbeſſerung der Einnahmen an Steuern, Abgaben und Sozialverſicherungs⸗ beiträgen, alſo zu einer dauernden Verbeſſerung der ſozia⸗ len, wirtſchaftlichen und finanziellen Dinge unſeres Volkes. Erhöhung der Kinderermäßigung Für jedes zum Haushalt des Steuerpflichtigen zäh⸗ lende minderjährige Kind durften bei den veranlagten Ein⸗ kommenſteuerpflichtigen bisher je 8 vom Hundert des über 720 Reichsmark hinausgehenden Einkommens vom Ein⸗ kommen abgezogen werden, jedoch höchſtens 600 RM für jedes minderjährige Kind, insgeſamt nicht mehr als 8000 RM. Bei Lohnſteuerpflichtigen wurden für jedes Kind 10 vom Hundert Abzug gewährt, jedoch höchſtens 800 RM für jedes Kind. Der Entwurf des neuen Einkommenſteuergeſetzes ſieht eine Ermäßigung des Einkommens vor um:. 15 vom Hunderk des Einkommens für ein Kind, 35„ 5— 5„ zwei Kinder, 60„ 5 5 1 8 12 drei Kinder, 2„ vier Kinder, 100„ 5 6.* 8— fünf Kinder. An Stelle der Höchſtgrenze von bisher 600 RM für jedes Kind treten im Entwurf des neuen Einkommenſteuer⸗ geſetzes die folgenden Höchſtgrenzen: 1200 Reichsmark für ein Kind, 2 800 5„ zwei Kinder, 4800 3„ drei Kinder, 7 200 2„ vier Kinder, 10 000 75„ fünf Kinder, Erhöhung um weitere je 3000 Rm für jedes folgende Kind. Auch die Mindeſtſätze der Kinderermäßigung ſind er⸗ höht worden. Im Entwurf des neuen Einkommenſteuer⸗ geſetzes ſind die folgenden Mindeſtſätze vorgeſehen: 240 Reichsmark für ein Kind, 540 2„ zwei Kinder, 960 8„ drei Kinder, 1440 5„ vier Kinder, das volle Einkommen für fünf Kinder, wenn das volle Einkommen 10 000 RM nicht überſteigt. Die Kinderermäßigung wird im Gegenſatz zum bis⸗ herigen Einkommenſteuergeſetz dem Entwurf des neuen Einkommenſteuergeſetzes gemäß auch für volljäh⸗ rige Kinder gewährt, ſolange ſie zum Haushalt des Steuerpflichtigen gehören, auf Koſten des Steuerpflichtigen für einen Beruf ausgebildet werden und das fünfund⸗ zwanzigſte Lebensjahr nicht vollendet hahen. In die neue Einkommenſteuer ſind auch die Bürger ſteuer, die Kriſenſteuer der Veranlagten und der Einkom⸗ menſteuerzuſchlag der Empfänger von mehr als 8000 Reichs ⸗ mark Jahreseinkommen hineingearbeitet. Infolge der Ermäßigung des Tarifs und der Erhöhung der Kinderermäßigung bleiben die verheirateten Lohnemp⸗ fänger mit Kindern einkommensbeſteuerungsfrei, alſo frei von Einkommenſteuer einſchließlich Bürgerſteuer, bei einem Kind, wenn ihr Arbeikslohn 100 Reichsmark monallich nicht überſteigt, bei zwei Kindern, wenn ihr Einkommen 125 Reichsmark monatlich nicht überſteigt, bei drei Kindern, wenn ihr Einkommen 175 Reichsmark monatlich nicht überſteigt, g bei vier Kindern, wenn ihr Einkommen 275 Reichsmark monatlich nicht überſteigt, bei fünf Kindern, wenn ihr Einkommen 850 Reichsmark monatlich nicht überſteigt. Einem Angeſtellten mit 300 Reichsmark Monatsgehalt Und vier Kindern ſind bisher monatlich 7 Reichsmark Lohn⸗ ſteuer und Bürgerſteuer einbehalten worden. Dem Entwurf des neuen Einkommenſteuergeſetzes gemäß ſoll dieſer Ange⸗ ſtellte ſteuerfrei ſein, er wird alſo von ſeinem Lohn? Reichs⸗ mark monatlich mehr ausgezahlt erhalten. Einem Angeſtell⸗ ten mit 750 Reichsmark Monatsgehalt und fünf Kindern ſind bisher monatlich 28 Reichsmark einbehalten worden. Dem Entwurf des neuen Einkommenſteuergeſetzes gemäß iſt dieſer Angeſtellte lohnſteuerfrei. Ihm werden monatlich 28 Reichsmark von ſeinem Gehalt mehr ausgezahlt. Bei einem veranlagten Steuerpflichtigen mit 5000 Reichsmark Jahreseinkommen, alſo bei einem kleinen Ge⸗ werbetreibenden, Handwerker oder dergl., geſtaltet ſich das Bild der Einkommenbeſteuerung dem vorliegenden Entwurf gemäß wie folgt: 5 bisher neu verhenctet oyne Ander 460 Rm 400 Rm mit einem find 424„ 340„ mit zwei tindern 388„ 260„ mik drei Kindern 3 160„ mit vier Kindern 318 3 mit fünf Kindern 256„ 3 Der Entwurf des neuen ee eee ſieht, wie wir ſehen, eine weſentliche Entlaſtung der kinderreichen Familienväter, insbeſondere der kleinen und mittleren Ein⸗ kommensempfänger, vor. Durch dieſe weſentliche Entlaſtung der Kinderreichen wird nicht nur der Familiengedanke und der bevölkerungspolitiſche Gedanke gefördert, ſondern gleich⸗ zeitig dem Gedanken der Verminderung der Arbeitsloſigkeit gedient. Es wird für den Verbrauch des kleinen und mitt⸗ leren Einkommensempfängers mit großer Kinderzahl ſehr viel ausmachen, wenn ihm in Zukunft von ſeinem Einkom⸗ Samstag, 30. quni 1934 men ein größerer Betrag als bisher zur Beſtreitung der Le⸗ bensbedürfniſſe ſeiner Familie belaſſen wird. Der Ausfall an Einkommenſteuer wird zum großen Teil ausgeglichen durch das Weniger des Finanzbedarfs der Arbeitsloſenhilfe und das Mehr an Steuern und Abgaben, die ſich in Aus⸗ wirkung des erhöhten Verbrauchs der Geſamtheit aller klei⸗ nen und mittleren Einkommensempfänger ergeben. Daß in der Steuergeſetzgebung mehr als bisher auf das Vorhanden⸗ ſein von Kindern Rückſicht genommen wird, iſt einer der elementarſten Grundſätze nationalſozialiſtiſcher Steuerpoli⸗ tik. Es wird dadurch dem bevölkerungspolitiſchen Gedanken, der ſozialen Billigkeit und auch volkswirtſchaftlichen Geſichts⸗ punkten entſprochen. Die bisherigen Geſetzgeber, das muß ich offen ausſprechen, haben weder für Bevölkerungspolitik noch für ſoziale Billigkeit noch für volkswirtſchaftliche Folge⸗ richtigkeit viel übrig gehabt. Freibelrag bei der Vermögenfteuer Auch im Entwurf des neuen Vermögenſteuergeſetzes iſt der bevölkerungspolitiſche Gedanke zur Verwirklichung ge⸗ kommen, im Zuſammenhang damit gleichzeitig der Sinn des Sparens für die Kinder. Im bisherigen Vermögenſteuergeſetz war eine allge⸗ meine Beſteuerungsgrenze von 20 000 Reichsmark vorge⸗ ſehen. Ueberſtieg das Vermögen 20 000 Reichsmark, ſo war es voll vermögensſteuerpflichtig, ohne Rückſicht auf die Zahl der vorhandenen Kinder. Der Entwurf des neuen Vermögenſteuergeſetzes ſieht nicht eine Beſteuerungsgrenze, ſondern einen Skeuerfrei⸗ betrag vor. Dieſer bekrägt je 10 000 Reichsmark für Mann, Frau und jedes nicht ſelbſtändig zur Vermögenſteuer ver- anlagte minderjährige Kind. Ein Familienvater von drei Kindern kann demnach ein Vermögen bis zu 50 000 Reichs ⸗ mark beſitzen, ohne vermögenſteuerpflichtig zu ſein. Würde das Vermögen dieſes gleichen Familienvaters nicht 50 000, ſondern 60 000 Reichsmark betragen, ſo würde er nicht, wie bisher, mit 60 000, ſondern nur mit 10 000 Reichsmark vermögenſteuerpflichtig ſein. Die von ihm zu zahlende Vermögenſteuer würde infolgedeſſen nicht mehr 300 Reichsmark, ſondern nur noch 50 Reichsmark jährlich, alſo nur noch ein Sechſtel der bisherigen Belaſtung, betra⸗ en. 8 Ein Ehepaar mit vier Kindern bleibt mit 60 000 Reichs⸗ mark, ein Steuerpflichtiger mit fünf Kindern mit 70 000 Reichsmark vermögenſteuerfrei. Durch dieſe Hineinarbeitung des bevölkerungspolitiſchen Gedankens auch in die Vermögenſteuer wird der Sparſinn des Familienvaters für ſeine Kinder gefördert. Der Fa⸗ milienvater wird hinſichtlich dieſes Vermögens, ſoweit es den im Geſetz vorgeſchriebenen Rahmen nicht überſteigt, von der Vermögenſteuer verſchont. Er wird in der Regel einen der bisherigen Vermögenſteuer entſprechenden Betrag mehr aufwenden zur Beſtreitung der Lebensbedürfniſſe ſei⸗ ner Familie oder zur Erhöhung des Sparguthabens, das er auf dem Wege über die Sparkaſſe der deutſchen Volks⸗ wirtſchaft zur Verfügung ſtellt. Auch im Entwurf des neuen Erbſchaftſteuergeſetzes iſt der bevölkerungspolitiſche Gedanke zur Verwirklichung ge⸗ kommen. Im bisherigen Erbſchaftſteuergeſetz galt für Kin⸗ der und für Enkel eine Beſteuerungsgrenze von 5000 Reichs⸗ mark. Ueberſtieg der Erbanfall dieſe Grenze, ſo war er voll erbſchaftsſteuerpflichtig. a Der Enkwurf des neuen Erbſchaftſteuergeſetzes ſieht für Kinder einen Freibetrag von 30 600 Reichsmark und für Enkel einen Freibetrag von 10 000 Reichsmark vor. Ein Erb⸗ anfall ſoll bis zur Höhe des Freibetrages in jedem Jall ſteuerfrei ſein. Der Erbe ſoll nur mit dem Bekrag, um den der Erbanfall den Freibetrag überſteigt, zur Erbſchaftſteuer herangezogen werden. Der über den Freibetrag hinausge · hende Bekrag wird zum bisherigen Erbſchaftſteuerſatz her angezogen. Die Einführung eines Freibetrages für Kinder und Enkel iſt dringend erforderlich. Es iſt bisher die Zahl der Fälle nicht ſelten geweſen, in denen die Söhne oder die Töch⸗ ter im Fall eines Erbanfalls von einigen zehntauſend Reichsmark in Geſtalt von Grundbeſitz oder dergl. jahre⸗ lang ihre Not hatten, um die aus dem Erbanfall ſich erge⸗ bende Erbſchaftſteuer aufzubringen, die in bar beſchafft wer⸗ den mußte, obwohl der Anfall nicht in Bargeld beſtand. Der Erbanfall wurde infolge der zu entrichtenden Erbſchaftſteuer in manchen Fällen zur finanziellen Bedrängnis. Dieſem Zu⸗ ſtand wird im Entwurf des neuen Erbſchaftſteuergeſetzes ein Ende bereitet. 8 Beſeitigung des Arbeitsloſenverſicherungsbeitrags Seit 1. April 1934 ſind alle Steuerpflichkigen mit drei und mehr Kindern bereits von der Abgabe zur Arbeiksloſen⸗ hilfe befreit. Entwickelt ſich die Jahl der Arbeitsloſen weiter nach unten und die Jahl der Beſchäftigten, die Arbeils⸗ loſenverſicherungsbeiträge zu entrichlen haben, weiter nach oben, ſo wird, glaube ich, im Frühjahr 1935, an eine Sen 7 7 des Arbeiksloſenverſicherungsbeitrages gedacht werden önnen. Es wird nicht zu empfehlen ſein, den Arbeitsloſenver⸗ ſicherungsbeitrag, der heute 62“ vom Hundert des rohen Lohnes beträgt, um einen beſtimmten Teil allgemein zu ermäßigen, ſondern es wird zu empfehlen ſein, damit zu beginnen, die Arbeitnehmer mit großer Kinderzahl vom Arbeitsloſenverſicherungsbeitrag ganz freizuſtellen, erſt viel⸗ leicht alle Arbeitnehmer mit drei und mehr Kindern, dann diejenigen mit zwei Kindern und dann diejenigen mit einem Kind. Solange nicht die Arbeitnehmer, die Kinder zu unter⸗ halten haben, vom Arbeitsloſenbeitrag reſtlos befreit ſind, wird der Beitrag von den kinderlos Verheirateten und den Ledigen noch in voller Höhe zu erheben ſein. Die Befreiung der Kinderreichen vom Arbeitsloſen⸗ verſicherungsbeitrag, die hoffentlich im kommenden Früh⸗ jahr vorgenommen werden kann, wird ebenſo wie die Be⸗ freiung von der Abgabe zur Arbeitsloſenhilfe und die Sen⸗ kung der Lohnſteuer im Ergebnis einer Erhöhung des Lohns und damit der Kaufkraft gleichkommen. Die Spanne zwi⸗ ſchen dem rohen Lohn und dem reinen Lohn wird kleiner werden, der Lohnempfänger wird von ſeinem Lohn mehr ausbezahlt erhalten als bisher, es wird ihm zur Beſtreitung der Lebensbedürfniſſe für ſich und ſeine Familie ein größerer Betrag zur Verfügung ſtehen als bisher. 5 ö Fortſetzung folgt. n — 5 W 8 8 855 Kreuz und Quer Trinkt Pfälzer Wein.— Die größte Erdbeertorte.— Die gefährlichen Gänſe.— Die nieſende Leiche. In Norddeutſchland weiß man von der Pfalz ſehr we⸗ nig oder richtiger geſagt nichts, und das iſt ſehr bedauer⸗ lich, denn damit ſind auch die guten Pfälzer Weine dort un⸗ bekannt, man trinkt nur Rheinweine, zu denen allerdings die Pfälzer Weine auch gehören. Für die Pfalz und ihre Weine zu werben, iſt man neuerdings bemüht. Auf ver⸗ ſchiedenen Ausſtellungen wurden Pfalzſtuben eingerichtet, in denen es bei fröhlichem Pfälzer Treiben die guten Pfäl⸗ zer Weine gibt. Ein ſeltenes Straßenbild gab es kürzlich in der Reichshauptſtadt. Eine fröhliche Fahrt veranſtaltete ein auf einem bei der Reichsbahn eingeführten Fahrgeſtell durch die Berliner Innenſtadt rollender Güterwagen. Zum erſten Mal wurde ein ſolcher Reichsbahntransport im Ernſt“ in Berlin geſehen, nachdem im April lediglich ein⸗ mal eine Probefahrt veranſtaltet worden war. Der Güter⸗ wagen wird von den Schienen auf das herangeführte ſech⸗ zehnrädrige Fahrgeſtell übergeleitet, er ruht dort auf Stützen, und dann wird eine Zugmaſchine vorgeſpannt. Mit 30 Tonnen Gewicht glitt die mächtige Maſſe vom Gü⸗ terbahnhof beim Anhalter Bahnhof durch die Streſemann⸗ ſtraße und Wilhelmſtraße an ihren Beſtimmungsort. Aus der Fahrt wurde geradezu ein Feſtzug. Die verwunderten Berliner freuten ſich ſehr über dieſe neueſte Errungenſchaft des Straßenverkehrs und ſtellten weiter feſt, daß der Gü⸗ terwagen 8000 Liter ſüffigen Pfälzerweine aus Neuſtadt an der Haardt enthielt. Um die Berliner Keh⸗ len recht durſtig zu machen, ſaßen auf der Zugmaſchine Kellnerinnen einer Pfälzer Weinſtube in heimatlichen Trach⸗ ten und ſchwenkten unter Proſitrufen große Weinkrüge. Hof⸗ fen wir, daß die Berliner und die Norddeutſchen 5 über⸗ haupt auf den Geſchmack kommen, denn es lohnt ſich für ſie und nicht zuletzt für die Winzer der Pfalz. Die Zeit der Erdbeeren, und damit der Erdbeerfreuden und auch der Erdbeertorten iſt in der Hauptſache vorbel. Wo iſt nun die größte Erdbeertorte der Welt gebacken wor⸗ den? Natürlich in Amerika, und zwar in Lebanon ge⸗ legentlich des diesjährigen„Erdbeerfeſtes“. Aus 1600. Erdbeeren, 325 Pfund Mehl, 225 Pfund Zucker, 6 P und Salz, 18 Pfund Backpulver, zwei Liter Vanille, 110 Liter Milch, 200 Liter Rahm, 80 Liter Schlagſahne und 750 Eiern ſtellten die Konditoren der Stadt mit vereinten Kräften ein Kunſtwerk her, das 4035 Pfund wog, fünf Meter lang und vier Meter breit war. Dieſe gigantiſche Torte wurde im Triumph durch die Stadt gefahren, um dann mit einem zwei Meter langen, eigens hergeſtellten Meſſer zerſchnitten und an die Leckermäuler von Lebanon verteilt zu werden. Mehr als achttauſend Perſonen konnten ſich mit ſtädtiſcher Erdbeertorte vollſtopfen. n Merkwürdigkeiten gibt es auch bei uns, nur meiſt etwas anderer Art. In einer württembergiſchen Ortſchaft ver⸗ kaufte ein junger Vurſche nach einem Gut eine Anzahl junger Gänse und wollte dieſe mit dem Fahrrad nach ihrem Beſtimmungsort bringen. Zu dieſem Zweck hatte er die Gänſe in einen Korb geſetzt und dieſen hinten auf das Fahrrad gebunden. Unterwegs löſte ſich der Korb und ob⸗ wohl die Gänſe unter großem Geſchrei in weitem Bogen abgeſchleudert wurden, merkte es der Burſche nicht und fuhr bis zum Gut, wo er mit den Worten„Hier bringe ich die Gänſe“ ſie abgeben wollte. Aber, o wehe, Korb und Gänſe fehlten. Eiligſt fuhr er nun zurück und fand die Gänfe mitten im Wald weidend vor. Dabei ſtand eine händerin⸗ gende Frau, die Schneegänſe vor ſich zu haben glaubte und in ihnen eine Naturkataſtrophe vorausſah. Erſt nach der Aufklärung durch den Burſchen konnte ſich die Frau wieder beruhigen. Es klärt ſich alles immer wieder ganz natürlich auf, wenn es auch anfangs unglaublich und unheimlich erſcheint. In einer bulgariſchen Schenke feierte ein Bauer ſeinen Ge⸗ burtstag mit ſeinen Freunden recht feucht. Aber der Bauer war nicht trinkfeſt und ſaß bald„ſteif wie ein Beſenſtiel“ ſchlafend in einer Ecke. Seine Gäſte nahmen ihn auf die Schultern, obwohl ſie ſelbſt nicht mehr ganz feſt auf den Füßen waren. Einer von ihnen, der Totengräber, ging aber, als der Zug an ſeinem Hauſe war, davon. Die Kräfte der anderen reichten nicht weiter, alſo legten ſie die Bierleiche in einen in der Leichenhalle ſtehenden Targ. Einige Stunden ſpäter erſchien der Gehilfe der Toten⸗ gräbers in der Halle. In dem Augenblick, als er ſich inter⸗ eſſiert über die neue„Leiche“ beugte, geſchah etwas, was ihn in eine heilloſe Panik verſetzte: Der„Tote“ ſtöhnte auf And begann dann ſchrecklich zu— nieſen. Dem vor Schreck erſtarrten Totengräbergehilfen aber ſtanden die Haare zum Himmel, als ſich plötzlich die Leiche im Sarge aufrichtete und ihn mit großen Augen anglotzte. Mit einem Satz war er aus der Halle und draußen auf der Straße, wo er furcht⸗ bares Ferſengeld gab. Langſam war ſich auch der Bauer ſeiner Lage bewußt geworden, der nicht weniger raſch aus dem Sarge kam und auf die Straße eilte. Die Kunde von der Flucht des Totengräbergehilfen vor der Bierleiche und deren Auferſtehung eilte wie ein Lauffeuer durch das kleine Städtchen und erregte viel Heiterkeit. Die Polizei⸗ behörde indeſſen zeigte weniger Verſtändnis für den„Witz“ und hängte dem„Leidtragenden“ ein anſtändiges Straf⸗ mandat wegen groben Unfugs an. Grönländiſche Leckerbiſſen Von Dr. Ernſt Herrmann. Es gibt Leute, die eſſen rohes Fleiſch. Jeden Abend auf dem Butterbrot. Die Hausfrau kauft es als Schabe⸗ fleiſch, das Viertel zu 25 Pfennig. Dieſe Leute entrüſten ſich, wenn andere Leute auch rohes Fleiſch eſſen. Gegen Schabefleiſch mit Zwiebel und Pfeffer hätten ſie natürlich nichts einzuwenden, aber wenn dieſe anderen Leute z. B. ſtatt rohen Rindfleiſches ungekoch⸗ tes Renntierfleiſch oder Fich roh eſſen, die nun einmal vor⸗ her nicht in Eſſig gelegen haben, dann ſchreien ſie Zeter und Mordio und ſprechen von wilder Barbarei. Jeder, der die Eßgewohnheiten von Völkern beſchreibt, die in ihrem Lande nicht gerade 50 000 Kilometer Eiſen⸗ bahnſchienen aufweiſen, iſt eigentlich genötigt, ſeinen Aus⸗ führungen eine Einleitung obenſtehenden Inhalts voraus⸗ zuſchicken. a Ich möchte nun hier einige grönländiſche Leckerbiſſen beſchreiben, weil ſie ſo andersartig ſind, weil es guttut, ab und zu von fremden Völkern und ihren Sitten zu hören, ſchon deshalb, um die eignen Sitten deſto notwendiger für uns zu empfinden, weil wir nicht lächeln, ſondern lachen ſollen, ehrlich und fröhlich lachen über alle Komik und Ver⸗ gnügtheit, die mit einem grönländiſchen Feſteſſen ver⸗ knüpft iſt. 5 Vor Jahren fuhr ich mit Rasmuſſen auf demſelben Schiff nach dem hohen Norden. Bei Tiſch kam das Ge⸗ ſpräch auf Grönlandexpeditlonen und Schwierigkeiten der Verpflegung auf Skorbutgefahr u. a. 5 „Die früheren Expeditionen ſind meiſt daran zugrunde gegangen“, meinte Rasmuſſen,„weil ſie auf europäiſche Art von Konſerven leben wollten. Man wird ſich aber um ſo leichter den veränderten klimatiſchen Verhältniſſen an⸗ paſſen, je ſchneller man ſich an die Ernährungs⸗ und Le⸗ bensweiſe der Eingeborenen gewöhnt.“ „Und wie iſt das nun auf Grönland?“ 5 Dean fängt einen Fiſch, tötet ihn und beißt gleich inein!“ f Rohes Fleiſch und roher Fiſch helfen am beſten gegen Skorbut— dieſe furchtbare Krankheit, die aus Mangel an Vitaminen entſteht. Er kennt aber natürlich auch gekochtes und gebratenes Fleiſch. Leicht angefaulte Seehundsköpfe ſollen erleſene Leckerbiſſen ſein. Roh wird vor allem der Speck gegeſſen, Seehunde und Walfiſch liefern den ſaftigſten. Das Zerlegen der See⸗ hunde iſt übrigens Sache der Frauen, der Fänger küm⸗ mert ſich nicht um ſeine Beute, ſobald er ſie auf die Steine geworfen hat. Er beſorgt dann nur noch ſeinen Kajak und, die Waffen. Friſcher Speck iſt frei von jeglichem Trange⸗ ſchmack, der ſich erſt einſtellt, ſobald der Speck ranzig oder gekocht wird. N 8 Es wird den Grönländern nachgeſagt, ſie tränken den ausgeſchmolzenen Tran aus ihren offenen Lampen oder verzehrten genußſüchtig Weihnachtskerzen. Schon Nanſen konnte mit dieſen Märchen aufräumen. 5 5 5 Da gibt es Grönlandforſcher, hochgeſittete Europäer, die von„matak“ ſchwärmen. Was iſt matak? Matak iſt die Haut von Walfiſchen. Matak vom Pottwal iſt der Gipfel⸗ punkt aller Genüſſe. Natürlich muß Matak roh ſein, nur dann ſchmeckt er nach Auſtern und Nußkernen. Kocht man ihn aber oder legt man ihn in Eſſig, wie auf Island, dann verliert ſich jeder raffinierte Geſchmack, und man könnte ebenſo gut, wie Nanſen ſchreibt, die Zunge zum Fenſter hinaushängen laſſen. Vor Auſtern mit Nußkernen hat Matak noch den weſentlichen Vorteil, daß ſich ſein Genuß bis faſt ins unendliche verlängern läßt, weil Walfiſchhaut unerhört zähe iſt. Das ſprichwörtlich gewordene Schuhleder kann nicht im entfernteſten mit ihm konkurrieren. 1 Delikateſſen ſind auch die Eingeweide, Därme und Mä⸗ gen. Renntiermagen erfreut ſich gantz beſonderer Beliebt⸗ heft. In ihm findet der Eskimo vor allem die nötige pflanz⸗ liche Nahrung. Und das Renntier iſt ein ganz raffinierter Genießer, der nur die allerzarteſten Gräſer und Moos⸗ büſchelchen zu ſich nimmt. Der Magenſaft gibt dem Ganzen dann noch eine pikante Sauce. 5 n Andere Pflanzenkoſt iſt auf der grönländiſchen Speiſe⸗ karte nur ſpärlich vertreten. Sauerampfer, Löwenzahn, verſchiedene Moosbeeren, dazu Seetang werden als Gemüſe gegeſſen. Ein Feſteſſen ſind Beeren mit Speckſtücken und Renntiermagen.. 8 N Alte Berichte ſchildern die Zubereitung eines ſehr wohlſchmeckenden Kompottes folgendermaßen: Die Stengel von Sauerampfer oder Engelwurz werden in ein Gefäß getan. Die Frau des Hauſes nimmt jetzt Speckſtückchen in den Mund, kaut ſie gut durch und ſpuckt den Saft auf die Stengel. Die Prozedur wird vielfach wiederholt. Dann läßt man das Ganze einige Zeit ſtehen, nimmt zuletzt die gut durchgeweichten Stengel aus der Sauce und ißt mit An⸗ ſtand und Vergnügen. Sehr häufig wird— wie wir ſchon erwähnten— das Fleiſch gekocht, und zwar über den Tranlampen, die man in der dunklen Jahreszeit ſchon zur Erhellung des Raumes nötig hat. Man ſitzt im Zelt oder Winterhaus auf der etwas er⸗ höhten Schlafpritſche und greift mit den Fingern in die Schüſſel, die für alle erreichbar auf dem Boden ſteht. Regelmäßige Mahlzeiten hält der Eskimo ſelten ein. Er ißt, wenn er Hunger hat, und zwar dann möglichſt ſo viel, wie in ihn nur hineingehen mag. An Getränken wird klares Waſſer allem andern vor⸗ gezogen, wenn ſich auch jetzt mehr und mehr der in ſkan⸗ dinaviſchen Ländern beliebte Kaffee in Grönland einbür⸗ gert. Die älteren Kajakfahrer lehnen übrigens den Kaffee ab, weil er ſie unſicher beim Rudern macht und ſie viel leichter das Gleichgewicht verlieren. Es wird wohl das gleſche ſein, was z. B. der Lappländer als„Kaffeekronkheit bezeichnet. Es iſt ja vielleicht möglich, daß dem verehrten Leſer ſchon allein von den hier nur ſchwarz auf weiß angeführten Leckerbiſſen ein leichtes Schaudern überkommt. Aber er möge dann nicht vergeſſen, unter welchen unſagbar ſchwie⸗ rigen Bedingungen dieſes Volk aus Liebe zu ſeinem Stück⸗ chen Heimaterde ſeinen Lebensunterhalt beſtreiten muß. Und dieſe Heimatliebe, die wir ja ſelber predigen, ſollte uns die größte Hochachtung für dieſes tapfere kleine Völkchen abnötigen. uu lee, e Welch geniale Organiſation ſteckt hinter dem großen Werk der Natur! Keine Maſchine, die der Menſchengeiſt er⸗ dachze, iſt ſo bis in die letzten Einzelheiten durchgearbeitet wie der winzigſte Naturvorgang. Mit vorbildlicher Präzi⸗ ſion greift ein Rad in das andere. Tier und Pflanze, beides Geſchöpfe der gleichen Mutter Natur, helfen einander. Nach dieſem Prinzip geht auch die Blütenbefruchtung durch die Inſekten vor ſich. Die Biene ſummt von Blüte zu Blüte, um ſich ihren Nektar, den ſie für ſich und ihre Brut braucht. zu ſammeln. Aber die Blüten geben die koſtbare Spende nicht ohne Gegendienſt her. Sie zwingen die ſuchende Biene, tief in den Kelch zu tauchen. Und die Biene gehorcht aus Selbſterhaltungstrieb. Angelockt durch die betörenden Düfte, hungrig nach ſüßer Speiſe, ſteigt ſie in den ſchimmern⸗ den Palaſt des Blütenkelches, wo kein Sonnenſtrahl hindringt, aber ein ſüßer Tropfen wartet. Und dabei geſchteht das Wunder: die Blüte wurde befruchtet, und die Nachkommen⸗ ſchaft iſt geſichert. Begleiten wir alſo die Biene auf ihrem Fluge. Sie nähert ſich einer jungen Blüte. Hier iſt der Stempel noch unentwickelt und wird von dem Inſekt kaum berührt. Aber die Biene klettert tiefer, und dabei drückt ſie mit dem Kopf die Staubbehälter wie kleine Hebel nieder, ſo daß die Köpfe der Staubfäden wie eine Bürſte dem Inſekt über die Beine und den haarigen Rücken ſtreichen. Das Nektartröpfchen wird aufgeſogen, und. mit Blütenſtaub bedeckt, geht die Reiſe weiter. Jetzt taucht ſie in eine ältere Blüte. Hier hängt der vollentwickelte, lange Stempel quer über dem Blütenein⸗ gang. Aber die Biene muß an ihm vorbei und zahlt gerne das Eintrittsgeld für den ſüßen Trank, der im Hintergrund bereitſteht. Sie drückt ſich am Stempel vorbei, und ſchon iſt ein Blütenſtäubchen vom Vienenrücken auf das Fruchtorgan gefallen. Die Sehnſucht der Blüte iſt erfüllt: aus ihrem Schoß wird ein neuer Keim hervorbrechen, zur Erde nieder⸗ fallen und wieder Blüten tragen. 5 Damit der Befruchtungsvorgang wirklich durchgeführt wird. bedient ſich die Natur oft beſonderer Mittel. So iſt bei der„Oſterluzey“ die lange und enge Blütenröhre mit ſchräg nach unten gerichteten Haaren verſehen, die das Inſekt zwar hinein⸗ aber nicht herauslaſſen. Es wird ſo lange feſtgehal⸗ ten, bis es die am Boden liegende Narbe beſtäubt hal. Iſt dies geſchehen, ſo welken im Augenblick die Haare, und das Inſekt iſt befreit. Jedes Mittel iſt der Natur recht, ihren Zweck zu erreichen. Die gegenſeitige Hilfe von Tier und Pflanze gehört zu den reizvollſten Kapiteln im Buche der Na⸗ tur und man kann wohl dem Naturforſcher recht geben, der einmal ſagte:„Die meiſten Blumen ſind nur durch Inſekten entſtanden.“ Mama und papa Namen, die allen Völkern vertraut ſind. Viele Frauen wollen„Mutter“, nicht„Mama“ genannt werden. Sind denn„Mama“ und„Papa“ Fremdwörter? Was ſagt die Forſchung dazu? Einige Gelehrte leiten den Urſprung der erſten Worte, die das Kind ſtammeln lernt, aus dem Sanskrit ab. Das Wort„Mutter“(im Sanskrit Mata) wird von ihnen auf eine Wurzel„ma“, die„bilden“ bedeutet, zurückgeführt, ſo daß„Mama“ ſoviel wie Bildne⸗ rin des Kindes heißen würde. Der andere Laut„Papa“ wird mit der Wurzel„pa“, d. h. beſchützen, ernähren, unter⸗ halten, in Verbindung gebracht. Dieſe Deutung wird aber nicht allgemein anerkannt, denn nicht nur die Völker der indogermaniſchen Familie bezeichnen ihre Eltern mit„Pa⸗ 5 und„Mama“, ſondern dieſer Brauch iſt faſt überall auf er Erde zu finden.„Mama, Imama, Himama, Pa, Baba, Papa“ rufen die Negerkinder,„Amama, Ababa“ heißen die Eltern bei den Eskimokindern der Hudſonbai. Deshalb dürfte die phyſiologiſche Erklärung der beiden Wörter zutreffen⸗ der ſein als die ſprachgeſchichtliche. Die Phyſiologie weiſt nach, daß faſt bei allen Kindern unter den Selbſtlauten zu⸗ erſt„a“, von den Mitlauten dagegen zuerſt„b, p“ und„m“ gebildet werden, ſo daß die Silben„ba, pa“ und„ma“ als Lallworte des Kindes gelten müſſen. Das lallende Kind hat verſchiedene Stufen des Sprach⸗ verſtändniſſes zu erſteigen, denn es muß zunächſt die Erfah⸗ rung erwerben, daß bei ma⸗ und ba⸗Uebungen entweder die Eltern herbeikommen oder den gegenwärtigen Freude be⸗ reitet wird. Dann erſt wird der Laut von dem Kind ab⸗ ſichtsvoll geäußert, aber erſt viel ſpäter und nicht ohne ent⸗ gegenkommende Bemühung der Eltern gelingt es endlich, daß der eine Laut für den Vater, der andere für die Mutter als Lockruf angewendet wird. Monate, ja Jahre verſtrei⸗ chen, bis die Erkenntnis durchbricht, daß„Mama“ und „Papa“ nicht Eigennamen ſind, ſondern für die Kinder zu⸗ nächſt die Ernährer und Erzieher bezeichnen. 1 Das Geheimnis um Naſputins Lebenskraft. Warum der„Dämon Rußlands“ giftſeſt war? Ein deutſcher Forſcher hat das Rätſel gelöſt. Die geheimnisvolle Giftfeſtigkeit Raſputins, des Mönchs, der einen ſo unheilbaren Einfluß auf den ruſſiſchen Zaren⸗ hof und vor allem auf die Zarin ausübte, und der mehrere Giftmordanſchläge ohne Folgen überſtand, hat nach deren Aufdeckung überall in der Welt die Gemüter beſchäftigt. Es gibt wahrſcheinlich noch Unzählige, die an eine über⸗ natürliche Kraft des ſeltſamen Mannes glauben. Es war zweifellos ein Menſch von außerordentlichen ſuggeſtiven Fähigkeiten und größter Klugheit. Seine Giftfeſtigkeit hat jedoch vollkommen natürliche Urſachen. d Dr. Erich Leſchke, Profeſſor für innere Medizin an der Univerſität zu Berlin hat das Rätſel gelöſt. In ſeinem ſoeben erſchienenen Lehrbuch der„Kliniſchen Toxikologie“ beſchäftigt er ſich unter anderem auch ausführlich mit dem Phänomen Raſputin. Nuſſupoff, der den Mönch, nach ſeiner eigenen Ausſage vor einem Londoner Gericht, ſchließlich doch töten konnte, indem er ihn erſchoß, hatte ihm vorhor eine Doſis Zyankali in den Wein geſchüttet, die aber nicht die geringſte Wirkung zeitigte. Profeſſor Dr. Leſchke weiſt nun darauf hin, daß Zyankali erſt im Magen durch die Verbindung mit der Magenſäure zu dem verheerenden Gift wird. Raſputin aber hatte nur ſehr wenig Magenſäure, weil er an alkoho⸗ liſcher Gaſtritis, einer Art Dyspeſia, litt. Zyankali mußte bei ihm verſagen. Es war alſo keine übernatürliche Kraft, ſondern eine Krankheit, die dem„Dämon Rußlands“ ſeine Giftfeſtigkeit verlieh. i Zeitſchriften und Bücher. Die Verträge des täglichen Lebens. Vorſchriften und Muſterverträge. Von Klaus Schreiber. Verlag W. Stoll⸗ fuß, Bonn. Preis RM. 1.25.(P.⸗Sch.⸗Kto. Köln 76183). Wer iſt nicht ſchon als Geſchäftsmann oder auch als Privat⸗ mann durch Nichtbeachtung irgend einer wichtigen Geſetzes⸗ vorſchrift bei der Abfaſſung eines Vertrages in unliebſame Schwierigkeiten, ja ſogar in Rechtsſtreite verwickelt worden? Kein Menſch, der ſeinem Berufsleben nachgehen muß, kann all die vielen Vorſchriften des bürgerlichen Rechtes über die Abfaſſung und Wirkſamkeit von Anträgen kennen. Dieſer Tatſache kommt oben genannte Schrift entgegen. In kurzer volkstümlicher Sprache belehrt ſie den nicht Rechtskundigen über allgemeine Regeln für Verträge jeder Art. Wie ſchließt man einen Vertrag? Wann kann ich zurücktreten? Welche Verträge ſind unwirkſam? uſw. Alle jene Fragen finden leicht verſtändliche Antworten. Dieſem erſten Teil folgt ein zwei er, der auf beſondere Vectragsgattungen, wie den Kauf, die Miete, Pacht, das Darlehen, den Dienſt⸗, Werk⸗ und Mäklervertrag uſw. näher eingeht. 8 Das Mietrecht. Was der Vermieter und der Mieter vom geltenden Mietrecht wiſſen muß. Von Heinrich Schulz. Verlag W. Stollfuß, Bonn.(P.⸗Sch.⸗Konto Köln 76183) Preis RM. 1.—. Durch die wiederholten Lockerungen der Mietſchutzgeſetzgebung in den letzten Jahren ſind Mieter und Vermieter meiſt kaum in der Lage, zu überſehen, welche Vorſchriften denn nun eigentlich noch gelten. Beide Parteien müſſen ſowohl ihre Rechte als auch Pflichten kennen, um unliebſame Streitigkeiten zu vermeiden. Die Schrift, die das heute geltende Mietrecht in einfacher Sprache für den Laien darſtellt, kommt ſo einem großen Bedürfnis entgegen. Wie ſchließt man einen Mietvertrag? Welche Räume ſind heute noch geſetzlich geſchützt? Wo gilt noch die geſetzliche Miete? Wann ſind ordentliche, außerordentliche oder vorzeitige Kün⸗ digung zuläſſig. Auf ſolche und viele andere Fragen erteilt das Bändchen treffliche Auskunft. Das der bekannte, ſach⸗ kundige Verfaſſer endlich noch auf das Vermieterpfandrecht, auf die Folgen der Veräußerung einer Mietſache und auf die Einwirkung des Konkurſes auf das Mietverhältnis eingeht, gibt dem empfehlenswerten Bändchen einen guten Abſchluß. 3 Im chatten einer Jun Roman von Liane Sanden 26 Ernſt Juſties winkte ab. Nein, das hätte ſie nicht nötig, er hätte ſie ja für eine beſondere Aufgabe enga⸗ tert. Im ſtillen freute er ſich über ſeinen Einfall. Der war ihm nämlich eben erſt gekommen. Er hatte plötzlich eine Abneigung dagegen, dies ſanfte, zarte Weſen zwiſchen all die Arbeiter zu ſtecken. Gute Kerle waren ſie alle, gewiß. Aber der Ton war oft doch recht reichlich rauh — ungeniert. Er mochte Lena Heuſchner nicht darunter enken. ö Er öffnete die Tür zu einem kleinen hellen Raum. Die Frühlingsſonne kam breit durch einen Hof in das Zimmer herein. ö „Ja, es iſt ein Hofzimmer, Fräulein Heuſchner“, ſagte er, als müßte er ſich entſchuldigen. i „Aber das iſt doch kein Hof“, ſagte Lena Heuſchner entzückt und trat ans Fenſter. In der Tat war dieſer große Hof, der inmitten der Rückfaſſade der Häuſer lag, anzuſehen wie ein kleiner Garten. Ein paar mächtige Kaſtanienbäume wuchſen in der Mitte. Ihre mächtigen Zweige waren überſchüttet mit Blüten, die wie feierliche Kerzen unter dem grünen Laub träumten. Unter den Kaſtanien wuchs ein dichter, üppiger RNaſen, auf dem einige Frühlingsblumen blühten. Gegen die Hinterfront der gegenüberliegenden Häuſer war dieſes Stückchen Früh⸗ ling abgeſchloſſen worden durch einen hohen Drahtzaun. Und an dieſem Drahtzaun kletterten luſtig die Nanken von jungem Wein, dem erſten zarten Grün, empor. f „Das iſt ja ein Garten“, ſagte Lena Heuſchner ganz ſehnſüchtig,„wie lange habe ich keinen ſolchen Garten geſehen, nicht mehr ſeit—“ 5 Sie brach erſchrocken ab. Was ging es den neuen Chef an, daß ihre Eltern einſt ein kleines ſchönes An⸗ weſen draußen in einem Vorort gehabt hatten mit eben ſolchen Kaſtanienbäumchen, einem Naſen, auf dem Leber⸗ blümchen und Waßliebchen blühten? Sie war ſonſt ſcheu, ſprach niemals zu Fremden von ſich. Aber dieſer Herr Juſties hatte etwas an ſich, als ob ſie ihn ſchon lange, lange kennen würde. Vielleicht kam das auch daher, weil Herr SHeinſigk ſo gut und warm von ihm erzählt Hatte. „Entſchuldigen Sie“, ſagte ſie ein wenig reuevoll, „es iſt nur, man ſpürt den Sommer in der großen Stadt ſo wenig. Alſo, hier ſoll ich arbeiten?“ Sie umfaßte den kleinen Raum mit ſeinen weißgeſtri⸗ chenen ruhigen Möbeln, dem breiten Arbeitstiſch, den Regalen an den Wänden, den Schränken. Ernſt Juſties freute ſich über den beſeelten Ausdruck des Wädchens. 5 „Fräulein Heuſchner, ich nehme es Ihnen gar nicht übel, daß Sie ſich über dieſes Stückchen Sommerwunder freuen. Ich freue mich nämlich auch jeden Tag darüber. Meine Eltern haben das Grundſtück ſchon beſeſſen und meine Großeltern und deren Eltern. Sie alle haben es nicht ausgehalten zwiſchen den Mauern und haben ſich ſo ein Stückchen Sommer vor die gäuſer gepflanzt. Man hat mir ſchon viel Geld geboten, wenn ich das Stück Hinterland als Bauplatz weggeben würde.“ „Sie werden doch nicht“, erwiderte Lena A ee „Rein, ich werde nicht“, ſagte Juſties lächelnd,„und nun, hier Ihre Arbeit.“ Er öffnete mit einigen Schlüſ⸗ ſeln, die er in der Taſche trug, mehrere Schränke. „Oh“, ſagte Lena wieder ganz entzückt,„was für wun⸗ derbare Vorſatzpapiere und Leder, oh, ſo ſchönes Leder.“ Ihre Hände glitten wie liebkoſend über das ſchmieg⸗ ſame, weiche Rehleder, das da, ſchon zurechtgeſchnitten, in Auszugkäſten lag. Ihre Augen glitten über japaniſche Vorſatzpapiere in Schwarz mit Gold, in Silber mit Feuerfarben, in Weiß mit phantaſtiſchen Blumen und Tierbildern. 5 „Aber, das ſind ja Schätze, Herr Juſties“, ſagte ſie, Hund mit denen ſoll ich arbeiten?“ Ernſt Juſties ſah von Lenas Geſicht auf ihre Hände: —. nervöſe und zarte Hände. Trotzdem man ihnen harte Hausarbeit anſah, war ihre Bindung edel und empfindlich. Dies Mädchen würde mit ſeinen koſtbaren Büchern und Materialien umgehen können, das wußte er. N „Ja, Fräulein Heuſchner, damit ſollen Sie arbeiten. Ich habe da ſo einige beſonders koſtbare Bücher, ſo gewiſſe Liebhabereien. Sie verkaufen ſich nicht gut in dieſer Zeit. Denn wer kauft heute ein gutes Buch? Kaum ein Menſch. And wer hat heute noch Sinn für die Schönheit eines Einbandes? Die Form, Fräulein Heuſchner, die Form iſt heute nichts mehr.“ a „And doch iſt die ſo wichtig“, gab Lena zur Antwort. ie hatte ganz vergeſſen, daß ſie mit ihrem zukünftigen Chef ſprach. Ihr war, als führte ſie ein Geſpräch wie damals, als ſie noch in der Kunſtgewerbeſchule lernte und arbeitete,„die Form iſt doch weiter nichts als der Ausdruck für den Inhalt. Ein gutes Buch ſchlecht ge⸗ gebunden, das iſt für mich genau ſo wie eine ſchöne Blume in einem häßlichen Gefäß.“ IJiuſties ſagte nichts. Er lächelte nur erfreut. Behut⸗ ſam, mit unendlicher Liebe— wie ſanft dieſe Hände anfaſſen können, dachte Lena Heuſchner— holte er aus einem ſchönen alten Schrank mit eingelegten Hölzern ein paar Bände hervor. „Sehen Sie, Fräulein Heuſchner, hier haben Sie ein altfranzöſiſches Werk. Worein würden Sie das binden? Und hier einen modernen Roman, ein ſehr leidenſchaft⸗ liches und ſehr kühnes Buch, etwas exotiſch. Was würde Ihnen dazu geeignet erſcheinen?“ Lena nahm behutſam die Bücher in die Hand, blät⸗ terte, prüfte Format und Papier. „Für dies hier“, ſagte ſie,„würde ich nichts nehmen dals das ſchöne bräunliche Rehleder. Ganz glatt, keinen Titel, und das Vorſatzpapier im gleichen Ton. Und für dieſen jungen Dichter hier, oh, ich kenne ihn, wäre das pompejaniſche Not mit den weißgoldenen Blüten im Papier das Richtige.“ f „Bravo, Fräulein Heuſchner, ich ſehe, wir verſtehen uns. Genau das war auch mein Plan. Ich habe dieſe Bücher ſchon eine Weile liegen. Aber ich habe niemand gehabt, der ſie mir zu Dank bindet. Meine Leute drüben in der allgemeinen Werkſtatt ſind prachtvolle Hand⸗ werker, aber mehr für Maſſenware. Für dies hier brauche ich Künſtlerhände.“ Lena geuſchner wollte etwas ſagen. Wieder ſtieg die Bangnis in ihr auf, ob ſie es denn den künſtleriſchen Anſprüchen Juſties recht machen würde. Aber als ſie ſeinen eigentümlichen Blick auf ihren Händen ruhen fühlte, kam eine tiefe Verlegeubeit über ſie. a 8 Der Dorfteufel 7 en wen S Der böſe Held unſeres Abenteuers war ein Räuber von Beruf, man nannte ihn im ganzen Hunsrück nur noch den Dorfteufel, ließ ſich doch ver Gauner nicht faſſen, mochte er nun die Bäume aus den Wäldern oder die Pferde aus den Ställen holen. Und immer trug er ſcharfe Waffen in ſeinen Taſchen, gewetzte Meſſer und zwei Parabellumpiſtolen. Wie eſagt, unanfaßbar und unauffindbar war der Dorfteufel. eit ſieben Wochen ſchon; vielleicht hauſte er in einer Höhle. vielleicht horſtete er wie ein Raubvogel auf ſteilen Felſen oder dichten Baumkronen. Man war ſchon ſo verängſtigt auf allen Gütern und Dörfern. daß kein Haus ohne männ⸗ lichen Schutz gelaſſen wurde; ſogar das fromme Damenſtift nicht weit von Simmern mußte ſeinen Ehrgeiz aufgeben. ſich ſelber ohne männliche Obhut verwalten zu können. Darum wohnte ſeit zwanzig Tagen ein kräftiger Kaplan im Garten⸗ haus, ein Mann, dem jedes bleiche Fürchten fremd war. der nicht nur beten konnte ſondern auch eine gründliche Fauſt zum Zupacken beſaß. Da geſchah es denn, daß eines Mittags im Damenſtift zum Eſſen geläutet wurde, und wenn dieſes Glöckchen im Turm ſeine Stimme erhob, war es ſeit Jahren üblich ge⸗ weſen, auch den Tieren des Hauſes ihr Futter zu reichen: den Hühnern und Ziegen, der Kuh und dem braven Pferd. das zuweilen vor einen Kutſchwagen geſpannt wurde.— Man muß dies wiſſen. weil es im Verlauf un⸗ ſerer Geſchichte eine Rolle ſpielen wird, von der wir ſpäter noch hören ſollen.— Das Glöckchen läutete alſo zum Mittagbrot, die alten Stiftsdamen ſetzten ſich zu Tiſch, die großen und klei⸗ nen Tiere im Hof freuten ſich ihres Futters,— aber einer fehlte im Haus: der ſtarke Kaplan! Die Gärtnerin ſagte, der fromme Herr gehe eben mit dem Zweirad an der Hand zum Hoftor hinaus; Und die Pförtne⸗ rin, die ihn an⸗ Bel erhielt den Beſcheid, er müſſe nach Ka⸗ ſtellaun zum Schuſter, er ſei Ueber die Mauer des Gartens war ein Mann geſprungen: der Dorfteufel. aber in einer Stunde ſpäteſtens zurück. Die Damen des Stifts entſetzten ſich ob dieſer Antwort; ſie fragten den Ka⸗ plan, was denn werden ſolle, falls der Dorfteufel plötzlich mit ſeinen Piſtolen auf der Bildfläche des preisgegebenen Anweſens erſchiene. Doch der geiſtliche Herr meinte:„Ich bin bald zurück; warum ſoll der Räuber ausgerechnet in dieſer einen und einzigen Stunde das Stift überfallen?“ Darauf ſchwang ſich der Kaplan auf ſein Rad und fuhr nach Kaſtellaun, während die Frauen das Hoftor abriegelten und ſich mit ängſtlichem Zittern wieder an den Mittagstiſch ſetzten. Kaum hatten ſie aber die Suppe gelöffelt, da ſchrie die Pförtnerin ſchon Zeter und Mordio, denn über die Mauer des Gartens war ein Kerl geſprungen, ein bärtiges Scheuſal mit Sommerſproſſen und einer Putten 7 naſe: der Dorfteufel! Er war kein ſchlechter Spion geweſen, warum hatten ihn die Stiftsdamen auch an die malt?— Der Gauner verging ſich zuerſt wie ein Tollwütiger an den Bäumen des Parks, er hieb die Efeuranken ab, er warf die Katzen mit Steinen, und dann kletterte er in den Pferdeſtall. um ſich die Stute zu holen. Das arme Tier ſchnaubte wütend, es wurde ja von ſeinem Hafer geriſſen. Und keiner wagte es, den Spitzbuben zu hindern der flink das Hoftor ſprengte, um dann das geſtohlene Pferd am Halfterriemen zu entführen! Die Stiftsdamen atmeten zwar auf, aber das Eſſen rutſchte nicht mehr, alle Geſichter waren noch grün vor 1— was würde aus Lieſelotte werden, der armen ute a Als wollte ſie jedes weitere perſönliche Geſpräch ab⸗ ſchneiden, nahm ſie aus ihrem Stadtköfferchen die graue Arbeitsſchürze mit den langen Aermeln heraus, holte ihr Handwerkszeug, das ſie mitgebracht hatte, und breitete es auf den großen, weißen Tiſch vor ſich. Ernſt Juſties ging leiſe hinaus. Als er die Tür hinter ſich geſchloſſen hatte, blieb er mit einem verträumten Geſichtsausdruck ſtehen. und erſt als einer der Lehrlinge pfeifend an ihm vorüberlief und ſein„Morgen, Chef“ ſchmetterte. erwachte er zum Bewußtſein der Wirklichkeit. Achtes Kapitel. verborgen. erfahren, daß Michael die Familie Unterſtützte und auch 19 0 Heuſchner, ſeiner„Freund ü Küfmicke giftig ſagte, eine Wand ge⸗ Der Dorfteufel hatte inzwiſchen verſucht, ſich rittlings auf den Gaul zu ſchwingen, aber er ſtieg bald wieder ab, war doch das Unterholz des Waldes zu niedrig, um einem reitenden Menſchen freie Bahn zu gewähren. Darum zog der Räuber das Pferd am Zügel 38 faſt eine halbe Stunde weit. Keiner konnte ihn ſehen, die Tannen ſtanden hier dicht. auch ſchlich der Dorfteufel abſeits vom Wege. Mittlerweile war der Kaplan wieder ins Stift gekom⸗ men. Die Frauen empfingen ihn weinend, einige machten ihm auch Vorwürfe. Dem Kaplan war nicht froh e hätte er den Spitzbuben doch wenigſtens vertreiben können! Indeſſen kam dem frommen Herrn ein anderer Gedanke, deſſen Pfiffigkeit ſich ja erproben ließe. Er ging nämlich an die Krippe in Lieſelottens Pferdeſtall, und dort ſah er, daß der arme Gaul nicht einmal die Hälfte jener nen bes hatte freſſen können. die er alltäglich nach dem Läuten des Futterglöckchens zu empfangen gewohnt war. Und da der Kaplan als gedienter Soldat wußte, daß gute Pferde das fernſte Trompetenſignal verſtehen lernten, ſann er darüber nach, ob das Läuten des Futterglöckchens nicht ebenſo ein Signal ſein könne wie der Ruf einer fernen Trompete. Der Dorfteufel hatte mit ſeinem Pferd das Ende des Waldes erreicht. Nun lagen die tiefen Bäume hinter ihm. da meinte er, reitenderweiſe käme man ſchneller vom Fleck. Alſo ſprang er der Stute ins Kreuz und trabte hundert Me⸗ ter weit, als hinter ſeinem Rücken eine Glocke läutete, ganz weit und feſtlich. Im gleichen Augenblick tanzte Lieſelotte auf den Hinterhufen, nein, ſie machte kehrt und galoppierte ſpornſtreichs in den Wald zurück, ſo forſch, ſo wild, ſo 5 daß ſich der Teufel hüten mußte, den Rücken des Pferdes zu verlaſſen oder gar an einem Aſt ſich feſtzuklammern. Immer noch klimperte das Futterglöckchen in der Ferne: Lieſelottens leerer Magen kannte dieſen Wohllaut zu gut, um den wacker ausgreifenden Hufen die geringſte Müdigkeit zu geſtatten. Das Pferd fegte durch den Wald, während ſein Reiter ſich mit den Nägeln ins Fell verkrallte, um nicht im raſenden Sturm abgeſtreift und an einem Baumſtamm zer⸗ quetſcht zu werden. Aber je verzweifelter der Dorfteufel ſchrie, deſto beſeſſener rannte das Tier durchs Unterholz. Wie wurde der Reiter geſchunden, ſo oft die Aeſte ſein Geſicht zerriſſen: denn der Gaul hatte Raum genug, unten durche Gehölz zu fegen, aber der Gauner auf ſeinem Rücken hatte bald kei⸗ nen Rock mehr am Leibe und keine Haut mehr auf der Bruſt. Immer noch läutete das Futterglöckchen,— f Lieſelotte hielt „ſtramm durch. Blutend. mit Kratzwunden be⸗ deckt und vollends ohnmächtig ſank der Räuber vom ferd, als er im Hof des Stiftshau⸗ ſes ſeinen wenig ſieſt haften Einzug hielt. Lieſelotte ſtand end⸗ lich ſtill. Der Kaplan führte das keuchende Tier in den Stall, wo eine doppelte Hafer⸗ ration wartete, dane⸗ ben auch ein Eimer kühlen Waſſers. Dann trug man den beſin⸗ nungsloſen Dorfteufel ins Haus. Keiner fürch⸗ tete ihn mehr, denn ſeine Meſſer und Piſto⸗ len waren aus dem Rock gefallen, den das Unterholz in tauſend Fetzen zerriſſen hatte. Am Abend ſchon kamen drei Landjäger, denn der Dorfteufel hatte allzuviel auf dem Kerbholz. Und Lieſelotte? Sie futterte zufrieden ihren Hafer, ſie ſoff mit Behagen ihren Trunk Waſſer und tat gar nicht ſtolz oder überheblich, obwohl ihr auf einem einzigen Ritt gelun⸗ gen war, was hundert Gendarmen in ſieben Wochen nicht gelingen konnte. 5 2 la, Aber der Gauner auf dem Rücken des Pferdes halle bald keinen Rock mehr am Leibe. „Natürlich iſt das nur für die Leute“, ſagte Frau Kumicke wütend, ſie ſelbſt hatte eine Tochter, der wegen ihrer Häßlichkeit und Zankſucht kein einziger Mann nach ſah,„wird ſchon was Rechtes arbeiten dort in ihrer neuen Stellung, die Prinzeſſin, wenn ſie überhaupt hingeht! Vielleicht hat das der feine Herr, der neulich abends die halbe Nacht mit den Heuſchners hier gequatſcht hat, das alles nur eingerichtet, um der Sache ein Män⸗ telchen umzuhängen. Aber uns kann man keinen Dunſt vormachen. Wir wiſſen Beſcheid! Ich hab's ja immer geſagt, Hochmut kommt vor dem Fall! Und hochmütig war die Lena geuſchner, als ob ſie mit dem goldene Löffel im Munde geboren wäre. Da ſind mir anden Mädels lieber. Die wollen wenigſtens nicht beſſer ſcheſß nen, als ſie ſind. Aber die Lena? Nicht rühr an ünd immer eine Miene, als ob ſie nicht zu uns 1 80 7 Na, mir ſoll's recht ſein, auf wel Weiſe ſie 15 iche Brot verdient. Jedenfalls, meine Tochter ſollte mir pi ſolchen Fiſimatenten kommen, der würde ich ordentlich was auf—“ f Kriminalkommiſſar Richter wartete die Aeußerung. Kumickes, was ſie mit ihrer Tochter in einem ſolchen Falle tun würde, nicht ab. Er hatte genu erfahren. Genug für das, was Stella Hollmers wiſſen. Mehr zu erkunden, lag nicht in ſeiner Aufgabe. Und alles war ja nun auch klargeſtellt. ö Sehr ernſt war er, als er ein paar Stunden ſpäter die Treppen zu Stella Hollmers Heim emporſtieg. N Er ſchien ſchon erwartet worden zu ſein. Denn kaum daß er ſeinen Namen genannt hatte, ſagte das Mädchen: „Ich weiß ſchon Beſcheid, gnädige Frau läßt Herrn Richter bitten, hier einzutreten.“ Sie öffnete eine Tür links vom Korridor. Vichter be⸗ fand ſich in einem kleinen Naum, deſſen Wände 5 koſtbarem Holz und hinter ſpiegelnden Glasſcheiben nicht als Bücher zeigten. Es ſah aus wie das Studierzimme eines Mannes, wären nicht ein paar Kleinigkeiten: eine goldene Damenzigarettenſpitze, ein Flakon mit Eau de Cologne, ein kleiner juwelenbeſetzter Handſpiegel, Zeichen dafür geweſen, daß dieſes Bibliothekzimmer von einer Dame benutzt wurde. 8 5 7 9 e en . t eee eee ee eee e Einheimiſcher Sport. In Neckarau rüſtet man zum Kreisturufeſt des Mannheimer Turnkreiſes. Das diesjährige Kreisturnfeſt des Mannheimer Turn⸗ kreiſes findet in den Tagen vom 30. Juni bis 2. Juli im turnfreundlichen Neckarau ſtatt zuſammen mit der Feier des goldenen Jubiläums des dortigen Tv.„Jahn“. Wieder⸗ holt ſchon haben die Mannheimer Turner dem rührigen Tv.„Jahn“ in Neckarau die Durchführung des Kreisturn⸗ feſtes(früher Gauturnfeſt) übertragen und in guter Er⸗ innerung ſind alen Teilnehmern ſolche Turnfeſte in dem gaſtlichen Ort, In Neckarau herrſcht bei den Turnern eine fieberhafte Tätigkeit, die bereits die ganze Einwohnerſchaft ergriffen hat und wir behaupten kaum zuviel, wenn wir das Kreisturnfeſt des Jahres 1934 in Neckarau als eine gewaltige turneriſche Kundgebung in dieſem Jahre be⸗ zeichnen, ein Feſt deutſchen Turnertums, ein Abbild des großen Deutſchen Turnfeſtes in Stuttgart im letzten Jahre. Ueber die Beteiligung dürfte von Intereſſe ſein zu erfahren, daß der Turnkreis Mannheim einer der größten Bad. Kreiſe iſt. Er umfaßt insgeſamt 26 Vereine, die alle ihre Turnerinnen und Turner zu den Einzelwettkämpfen und beſonders zum Turnen der Vereinsriegen entſenden. Für den Samstag werden zum Kinderturnen über 600 Teilnehmer erwartet, zum großen Schauturnen am Sonntag nachmittag wird mit einer Beteiligung von rund 2000 Turnerinnen und Turnern gerechnet. Alle dieſe nehmen auch am Feſtzug teil, wozu noch die Ortsvereine in Neckarau kommen, ſodaß zum Feſtzug gegen 50 Vereine erſcheinen werden. Dieſe kurzen Angaben laſſen deutlich erkennen, welch großes Ausmaß das diesjährige Kreisturnfeſt nehmen wird, zudeſſen gutem Gelingen auch wir unſer gut Teil beitragen wollen. * Arbeitsprogramm des Tbd.„Jahn“. Ab Abſchluß vor der Spielpauſe treffen ſich heute abend die 1 und 2. Mannſchaft des Tbd.„Jahn“ und ſolche des F. C. Germania Friedrichsfeld zu Freundſchaftsſpielen im Handball in Friedrichsfeld. Es dürfte ſicher ein ganz intereſſanter Kampf zu ſehen ſein, da beide Mannſchaften über vorzügliche Kräfte verfügen. 5 Die Turnerinnenabteilung beſucht morgen Sonntag das Kreisfrauenturnen in Eppelheim, um ſich dort ſowohl im Einzelkampf zu meſſen, als auch beim Vereinsriegen⸗ turnen mitzuwirken. Der ſich ſtark im Aufſchwung befind⸗ lichen Abteilung wünſchen wir beſten Erfolg. Anläßlich der Einweihung eines neuen Gemeindeplatzes in Edingen findet am morgigen Sonntag nachmittag um 2 Uhr ein Mannſchaftskampf im Volksturnen unſeres Ver⸗ eins gegen die vereinten Kräfte der dortigen Turn⸗ und Sportvereine ſtatt. Die einzelnen Kämpfe ſind folgende: 100, 200, 400, 800 m, 1500 m⸗Lauf 4 mal 100 m⸗Staffel, Olympiſche Staffel, Weitſprung, Hochſprung, Stabhoch, Kugelſtoßen, Steinſtoßen, Diskus, Schleuderball, Speer uno Keulenwerfen. Dem Sieger winkt ein wertvoller von der Gemeinde Edingen geſtifteter Ehrenpreis. Gegen den äußerſt ſtarken Gegner wird die junge hieſige Mannſchaft einen ſchweren Stand haben. Dieſe Tatſache darf aber nicht ent⸗ mutigen, ſondern zu erhöhter Leiſtung anſpornen. Jedenfalls dürften ſcharfe Konkurrenzen und vorzügliche Leiſtungen zu ſehen ſein. Auch die Geräteturner werden ſich ein Stell⸗ dichein geben und in einem 3⸗Kampf an den Geräten Reck, Barren, Pferd ihre Kräfte meſſen. Der Beſuch dieſer ſport⸗ lichen Groß⸗Veranſtaltung kann nur empfohlen werden. RNundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.35 Bauernfunk, Wetter; 5.45 Choral; 5.50 Gymnaſtik I; 6.15 Gymnaſtik II; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Frühkonzert; 8.15 Waſſerſtandsmeldungen; 8.20 Gym⸗ naſtik; 8.40 Funkſtille; 10 Nachrichten; 11.25 Funkwerbungs⸗ konzert; 11.55 Wetter; 12 Mittagskonzert 1; 13 Zeit, Nach⸗ richten, Saardienſt; 13.10 Lokale Nachrichten, Wetter; 13.20 Mittagskonzert II; 13.50 Zeit, Nachrichten; 14 Mittags⸗ konzert III;: 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugendſtunde; 19.45 Zeit, Wetter, Bauernfunk; 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Du mußt wiſſen.. 22.45 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 1. Juli: 6.15 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Nach⸗ richten; 8.20 Wetter; 8.25 Leibesübungen; 8.40 Bauer, hör zul; 9 Kath. Morgenfeier; 9.45 Funkſtille; 10 Paſſion in neun Inventionen; 10.30 Volkslieder der Auslandsdeutſchen; 11 Klaviermuſik; 11.30 Bachkantate; 12 Mittagskonzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Im warmen Sonntags⸗ frieden...; 14.15 Stunde des Handwerks; 14.30 100 Jahre Baden⸗Baden, bunter Hörbilderbericht; 15 Munteres auf Schallplatten, dazwiſchen Hörbericht vom Großen Preis von Deutſchland für Motorräder; 16 Unterhaltungskonzert, da⸗ zwiſchen Hörbericht vom Grand Prix aus Monthlery bei atis, 16.30 Fortſetzung des Hörberichts vom großen Preis von Deutſchland für Motorräder; 17 Funkbericht vom Grand Prix aus Monthlery bei Paris; 18 Hans Reimann plau⸗ Ant 18.30 Liederkompoſitionen von Richard Bitterauf; 19 1 135 Heimat; 20 Sport; 20.15 Zum Kolonialgedenktag 1.15 Anterhaltungskonzert; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.3 okale Nachrichten, Wetter, Sport; 23 Aus deut ſchen Volks⸗ ern; 24 Nachtmuſik. Montag, 2. Juli: 10.10 Schulfunk; 10.40 Unkerhal⸗ tungsmuſik; 11 Lieder; 15.10 Entſtehen und Vergehen unſerer Volkstrachten, Vortrag; 15.35 Alle Birken grünen in Moor nd Heid.., kleine Hörfolge; 17.30 Sepp Fraunhofer, ein deutſches Erfinderſchickſal; 17.45 Vier Geſänge; 18.25 Fran⸗ zöſiſch; 18.45 Volksmuſik am Rhein; 20.15 Richard Wagner; 5 Der Spielmann, Singſpiel für große und kleine Kinder; Vortrag über Oeſterreich; 23 Tanzmuſik. Dienstag, 3. Juli: 10.10 Schulfunk; 10.40 Lieder; 11.10 Galankte Muſik: 14.50 Sonate für Klavier: 15.30 Blumenſtunde: 17.30 Wir wandern mit einem Pilzrundigen . Auswärtiger Sport. Der Raſenſport geht in Ferien Der 1. Juli bringt im Fußball, Handball und Rugby die letzten Ereigniſſe der diesjährigen Spielzeit. Nur noch die Kampfſpielwettbewerbe und die dazu notwendigen letzten Aus⸗ ſcheidungen werden im Juli durchgeführt; ſonſt iſt vom 2. Juli einſchließlich bis 15. Auguſt im Fußball⸗, Handball⸗ und Rugbyſport Sommerpauſe und erſt vom 19. Auguſt ab wer⸗ den ſich die Jünger des Raſenſportes wieder tummeln können. Im Fußball werden die beiden letzten Vorrundenſpiele um den„Adolf Hitler⸗Pokal“ nachgeholt, im Handball wird in dieſem Wettbewerb bereits die Zwiſchenrunde ausge⸗ tragen. Von den zahlreichen Veranſtaltungen in den anderen Sportarten nennen wir als beſonders wichtige Ereigniſſe den Großen Motorradpreis von Deutſchland, das„Sportfeſt der ſieben Nationen“ in Berlin, den Start deutſcher Wagen beim Großen Autopreis von Frankreich, die internationale Regatta in Mannheim, den Waſſerball⸗Länderkampf Deutſchland— Holland, die all⸗engliſchen Tennismeiſterſchaften in Wimbledon und den Abſchluß des internationalen Reitturniers in Aachen. Fußball. Um den„Adolf Hitler⸗Pokal“ finden die beiden letzten Vorrundenkämpfe ſtatt, die mit Rückſicht auf das deutſche Meiſterſchaftsendſpiel um eine Woche verſchoben wurden, da Bayern ebenſowenig auf gute Spieler des„Club“ verzichten wollte, wie Weſtfalen nicht ohne die„Knappen“ antreten wollte. Südweſt— Weſtfalen lautet die Parole für den Kampf in Saarbrücken, während Württemberg— Bayern den zweiten Kampf in Stuttgart beſtreiten. Die Sieger des Sonntags beſtreiten dann zuſammen mit den Siegern vom 24. Juni, den Gauen Baden, Nordheſſen, Mittelrhein, Nie⸗ derrhein, Sachſen und Nordmark, am 8. Juli die Zwiſchen runde. Um den Aufſtieg zur Gauliga gibt es in Baden noch einen Kampf, in dem entſchieden wird, wer Germania Karls⸗ dorf in die erſte Klaſſe begleitet. Von den Freundſchafts⸗ ſpielen am Wochenende nennen wir folgende Treffen: Rob⸗ Weiß Frankfurt— Wormatia Worms, SV. 98 Darmſtadt Kickers Offenbach(Samsbag), Spielverein Kaſſel— VfL. Benrath, Hanau 93— Sp.⸗Vgg. Langenſelbold, Frank⸗ furter Jungliga— Mainz⸗Wiesbaden(Samstag), Pokal⸗ endſpiel Blau⸗Weiß Bürgel— SV. Offenbach(Samstag). Von den Spielen im Reich erwähnen wir die Gaſtſpiele des FC. Madrid beim Dresdener SC. und von Servette Genf bei Hertha BSC. Berlin. 25 000 ſahen Zamorra! 1. JC. Nürnberg— JC. Madrid 3:2(1:7. Einen großartigen Abſchluß der Fußballſaiſon beſcherte der Nürnberger„Club“ den Freunden guten Fußballs. Der Fc. Madrid mit ſeinen berühmten Internationalen Za⸗ morra, Quincoces und Regueiro hatte wohl ebenſo„gezo⸗ gen“ wie die Sympathie für die tapfere„Club⸗Elf“, die gegen Schalke in ſo tragiſcher Weiſe die Meiſterſchaft verlor. Die Nürnberger bewieſen, daß ſie wirklich aus hartem Holz geſchnitzt ſind, denn in packendem, von Glanzleiſtungen bei⸗ der Mannſchaften nur ſo geſpicktem Kampf behielt der„Club“ ſchließlich mit 3:2 über Zamorras Elf die Oberhand. Und die Spanier hatten immerhin den Dresdener SC. und den Hamburger SV. ſicher geſchlagen, gewiß keine ſchlechte Empfehlung. Stuttgarter Kickers— As. Rom 0:1(0:0). 10 000 Zuſchauer bekamen auf der Adolf⸗Hitler⸗Kampf⸗ bahn ein gutes Spiel zu ſehen. Beſonders die Italiener boten feine Leiſtungen, die ihren knappen 1:0⸗Sieg auch rechtfertigen. Sie waren techniſch und in der Schnelligkeit ihrem Gegner überlegen, doch fehlte ihrem Sturm ebenſo durch Wald und Garten, Plauderei; 17.50 Tango⸗Muſik; 18 Jörg Ratgeb, der Schöpfer des Herrenberger Altars in der Stuttgarter Staatsgalerie; 18.15 Aus Wirtſchaft und Arbeit; 18.25 Italieniſch; 18.45 Der Walzer erklingt; 19 Blasmuſik; 20.45 Schwäbiſche Anekdoten; 21 Soliſten⸗ konzert; 23 Wilhelmine Markgräfin von Bayreuth, aus ihrem Tagebuch; 23.20 Nachtmuſik. 7 Reichsſender Frankfurt. 1 3 5 Sonntag, 1. Juli: 6.15 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Nach⸗ richten; 8.25 Morgengymnaſtik; 8.45 Choralblaſen; 9 Kath. Morgenfeier; 9.45 Feierſtunde der Schaffenden; 10.15 Be⸗ kenntniſſe deutſchen Geiſtes; 10.30 Stunde des Chorgeſangs; 11.15 Gedichte; 11.30 Bachkantate; 12 Mittagskonzert J; 13 Mittagskonzert II; 14 Kaſperlſtunde; 15 Zehnminukendienſt für die Landwirtſchaft; 15.10 Stunde des Landes; 15.40 umor auf Schallplakten; 16 Nachmittagskonzert, dazwiſchen 11118 t vom großen Preis des AC F., Frankreich; 18 frika, Vortrag; 18.20 Friedemann Bach, Hörbild, 19.20 Fröhliches Zwiſchenſpiel; 19.45 Waſſerballſpiel Deutſchland— Holland; 20 Sport; 20.15 Kolonialgedenktag; 21.15 Unter⸗ haltungskonzert; 22 Kleine Unterhaltung; 22.20 Zeit, Nach⸗ richten; 22.35 Du mußt wiſſen...; 22.45 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 23 Aus deutſchen Volksopern; 24 Vertraute Klänge. Montag, 2. Juli: 14.40 Stunde des Liedes; 17.30 Sol⸗ daten ohne Befehl, Vortrag; 17.45 Buffo⸗Arien; 18.25 ranzöſiſch; 19 Vom alten Fritz bis zu Bismarck, eine Stunde nekdoten; 20.10 Leichte Kammermuſik; 21 Der Spielmann, Singſpiel für große und kleine Kinder; 22 Kleine Unter⸗ tung; 22.30 Boktor Karl Ritter von Halt ſpricht über eutſchlands Stellung im internationalen Sport; 23 Bayriſche Volksmuſik. Dienstag, 3. Juli: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.40 Frauenſtunde; 17.30 Buchbeſprechung; 17.45 Kleine Violinmuſik; 18 Das„Dumme Huhn“ iſt doch nicht lo dumm, kleine Plauderei: 18.15 Aus Wirtſchaft und Ar⸗ beit; 18.25 Italieniſch; 19 Militärkonzert; 20.45 Die Schwalm, Hörfolge; 21.30 Leichte Unterhaltungsmuſik; 23 Nachtmuſik. Mittwoch, 4. Juli: 10.10 Schulfunk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.30 Dreimal fünfzehn Minuten aus dem Sendebezirk; 17.30 Praktiſche Wetterregeln ür Sport und Wandern; 17.45 Jugendſtunde; 18.20 Wie eht es heute mit der Eigenerzeugung von Oel in Deutſch⸗ and?, Bericht; 18.35 Junge deutſche Dichtung; 19 Muſik auf Volksinſtrumenten; 20.10 Unſere Saar; 20.30 Feſtbonzert: 21.20 Unterhaltungskonzert; 22 Stegreiferzählung; wie dem der methodiſcher ſpielenden Kickers vor dem Tore jede Durchſchlagskraft. Die beſten Leute bei den Gäſten waren der Rechtsaußen Coſtantino, Mittelläufer Thomaſi und der Verteidiger Bordini, während bei den Kickers Mit⸗ telläufer und Mittelſtürmer kraß verſagten. Nach ausge⸗ glichenem Spiel, bei dem die Torchancen etwa gleich ver⸗ teilt waren, aber auch ebenſo gleichmäßig unausgenutzt blieben, erzielte ſchließlich Bordini durch Verwandlung eines 30⸗Meter⸗Strafſtoßes den einzigen Treffer des Tages. 7 1 Von den inoffiziellen Weltmeiſterſchaften. ö Das große Wimbledon⸗Tennisturnier iſt in vollem Gange. Der deutſche Meiſterſpieler Gottfried von Cramm(links) 9 5 ſich durch einen überlegenen Drei⸗Satz⸗Sieg über en Neuſeeländer Andrews einen Platz unter den„letzten Sechzehn“ in der Herreneinzelmeiſterſchaft. Flugſtaffel Hannover gewinnt zum 2. Mal den Deutſchlandflag Wirtſchaftliche Wochenrundſchau Börſe. Die Ernüchterung der Börſe, die dem in der vorangegangenen Berichtswoche eingetretenen Taumel einer Aktienhauſſe gefolgt war, hat mehrere Tage angehalten. Die Auslandskäufe aus Sperrmarkgeldern hörten ganz auf, wäh⸗ rend andererſeits Publikum und Spekulation bemüht waren, die aus der Hauſſe erzielten Gewinne einzuheimſen. Die Er⸗ wägungen, die an den angeblichen Plan einer Rentenkon⸗ verſion geknüpft worden waren, traten gleichfalls in den Hintergrund. Immerhin blieben Pfandbriefe noch in erheb⸗ lichem Umfang angeboten, ſo daß ſie ſich gleich den Aktien eine Niveauermäßigung gefallen laſſen mußten. 5 55 Schluß der Berichtswoche zeigte die Börſe befeſtigte Haltung bei ruhigem Geſchäft. Geldmarkt. Der Gold⸗ und Deviſenbeſtand der Reichs⸗ bank deckt den Notenumlauf nur noch mit 2.3 Prozent gegen 2.9 Prozent in der Vorwoche. Der Valutabeſtand iſt auf 76 Millionen geſunken. Das Inſtitut für Konjunkturforſchung ſchätzt die neue Deviſenerſparnis aus dem Transferaufſchub auf 250 Millionen Mark. Die Reichsbank wird künftig die Deviſen repartieren und die tägliche Deviſenabgabe ſo ein⸗ ee daß ſie nicht höher iſt als der Eingang am gleichen Tage. Die letzte Zwiſchenbilanz der Großbanken eigte eine Zunahme der flüſſigen Mittel. Im übrigen war dis Lage am Geldmarkt ziemlich unverändert. Die Flüſſig⸗ keit 14 105 auch hier fort. Der Ultimo machte ſich am Schluß der Berichtswoche noch kaum fühlbar. Produktenmarkt. Die in der letzten Zeit erfolgten Nie⸗ derſchläge haben in Börſenkreiſen ſtarke Beachtung gefun⸗ den, weil man ſich von ihnen eine Beſſerung der Ernteaus⸗ ſichten verſpricht. Das Angebot hat ſich etwas gebeſſert, namentlich für Hafer. Am Mehlmarkt war die Lage un⸗ verändert. Der Regen übte auf die Preiſe für Futtermittel einen Druck aus.. Warenmarkt. Die angeſpannte Deviſenlage der Reichs⸗ bank hat es mit ſich gebracht, daß der Warenverkehr mit dem Ausland ab 1. Juli e der Genehmigungen eine Neuregelung erfährt. Bei der Abgabe von Deviſen wird der Bedarf an Rohſtoffen und Lebensmitteln beſonders geſichert werden. Vorerſt iſt die Rohſtoffverſorgung in den wichtigſten Induſtriezweigen gedeckt. Die Richkzahl der Groß⸗ handelspreiſe hat ſich gegenüber der Vorwoche um 0.3 Pro⸗ zent erhöht und zwar hauptſächlich wegen der Agararſtoffe. Holzmarkt. Am Rundholzmarkt ſind die Umſätze kleiner geworden, aber die Preiſe haben ſich gehalten. Das gleiche gilt im allgemeinen vom Schnittholzmarkt. Bevorzugt ſind noch Papier⸗ und Grubenhölzer. —— — N 585 2 5 5 5 — Es gibt kein anderes Wort, keinen anderen Begriff, der für uns alle einen ſolch zauberhaften Klang hat wie dieſer eine: Ferien. Von dem Augenblick an, als man zum erſten Male als ſich unendlich wichtig dünkendes Weſen die Schule betrat, hängt uns dieſe Sehnſucht an. die, wenn ſie Erfüllung wird, wieder Kraft gibt für ein ganzes Jahr voll Arbeit und— neuer Sehnſucht. Von dem erſten Male an. da man den Schulranzen und die Bücher in die Ecke feuerte und das Daſein für schöner. lockender. abenteuerlicher hielt, weil es . hieß, iſt uns allen in dieſem Drang ſo etwas von Schulzeit her noch haften geblieben. Wer ertappt ſich nicht einmal dabei, daß er verſtohlen im Kalender die Tage nach⸗ rechnet bis dahin? 5 Einmal will man die Hände ruhen laſſen, den ewigen Fiel der Gedanken unterbrechen, will weg von dem engen reis ſeiner Wirkſamkeit, weg ſelbſt von dem gewohnten und geliebten Bereich des heimiſchen Herdes. Es hat Dichter und es hat Wiſſenſchaftler gegeben, die haben den Menſchen. wenigſtens was Fleiſch und Blut an ihm iſt verglichen mit einer Maſchine, genial erdacht, genial konſtruiert, von einer Zweckmäßigkeit und Lebensdauer wie keine Maſchine, von Menſchenhand gemacht. Aber auch die beſte Maſchine muß einmal in ihrem Lauf angehalten werden, muß ſtilleſtehen. Und dann werden die einzelnen Teile auseinandergenom⸗ men, unterſucht, erneuert und das Ganze wieder friſch geölt und blitzſauber wieder n a Und die alte Maſchine läuft wieder reibungslos und mit zuverläſſigſter Präziſion. Die Ferien— das iſt die Zeit, in der die Maſchine Menſch neu überholt wird, damit ſie wieder ihre volle . erhält. Deshalb wird es heute auch mit Recht allen leicht ge⸗ macht, ſich in einer möglichſt langen Ferienzeit zu erholen. Früher koſtete das Ferien⸗Haben Geld, Geld und noch⸗ mals Geld. Und nicht nur zu Shake ſpeares Zeiten war der oberſte Reiſerat für Ferienzeiten:„Tu Geld in deinen eutel!“ Das iſt anders geworden. Ferien ſind vorerſt ſehr vielen mehr denn früher, bald hoffentlich allen von uns weſentlich leichter gemacht. Jeden⸗ falls ſind heute die Ferien nicht mehr 5 Vorrecht r weniger. und der Feriengenuß wird auch allen Arbeitern zuteil werden, denn jedem Schaffenden ſteht das gleiche Recht zu. Daß gerade in der Frage der Ferien die große und großzügige Organiſation „Kraft durch Freude ihre wich⸗ tigſte und erfolgreichſte Wirkſamkeit ſieht, iſt kein bloßer Zufall. Man brauchte die Berichte von der erſten Ozeanfahrt der Arbeiterurlauber nicht erſt daraufhin durchzuſehen. Wer konnte ſich nicht die Gefühle und die freudig erregten Herzen der Menſchen vorſtel⸗ len, denen ſich kaum einmal im Leben bislang die Sehnſucht: Ferien! erfüllt hatte, die kaum einmal herausgekommen waren aus dem engen Steinmeer und nie noch aus dem Bannkreis der engeren Heimat. Und nun war der Traum der Jahre zu einer Wirklichkeit geworden. die ſich noch phantaſtiſcher gab als das kühnſte Träumen vorher. Man kann ſich denken, wie dieſen Menſchen, die zum großen Teil noch nie das Meer geſehen Ven dieſer erſte Gang durch einen eandampfer vorkam, welches tiefe Er⸗ nis dieſe Fahrt wurde und wie un⸗ ſichtbar, kaum merkbar in dieſem Erleb⸗ nis von ihnen abfiel die Bitternis und Laſt vieler ſchwerer Stunden, die Mü⸗ digkeit ewig langer, pauſenloſer Arbeit, und wie in dieſer Stunde der Freude neue Kraft in ihnen entſtand, neue Energie für neues Schaffen. Heute ſind Ferien leicht gemacht. Und wenn noch nicht jeder, der es gern möchte, eine Ozeanfahrt mit einem ſtol⸗ 25 Schiff hat machen oder im Gebirge eib und Seele ſich hat gründlich vom riſchen Wind reinwehen laſſen können, o ſind doch uns allen die Möglichkeiten chöner und kraftſpendender Ferien er⸗ heblich erleichtert worden. . Wu u 100 f/. 12. 4 1 Gonntags⸗Beilage zum„Neckar⸗Bote“. (40% HI., N 0 5. de N Immer bleiben mit dem Zauber der Ferien verbunden Hoffnung und Erinnerung an unerwartete Erlebniſſe, un⸗ vorhergeſehene Ereigniſſe, kleine, nette, luſtige, harmloſe Abenteuer. Was werden wir diesmal erleben? Immer iſt es 1 das in der Erinnerung bleibt, bis wieder Ferien werden:; 5 Helens Ula, Ferien am Meeresſtrand.—— Helga Brode fühlt den Sand ein wenig feucht durch ihre ſpielenden Finger rinnen. Wie ſchön iſt dies alles— dieſe Kühle, die Einſamkeit, die Herbheit dieſer Meereslandſchaft! Sie atmet tief den Duft des Waſſers. Ihr Geſicht wird plötzlich jung und froh. Es iſt ein Augenblick, von dem ſie weiß. daß er erkauft werden muß mit vielen Stunden eintöniger Arbeit. Ein Augenblick des Glücks und der Bereitſchaft, 0 zu freuen. Helga lächelt. Und dieſes Lächeln läßt ihr blaſſes Geſicht faſt ſchön erſcheinen. Die Nacht legt ſich warm und weich über die tief herab⸗ hängenden Strohdächer des ſtillen Fiſcherdorfes. Helga nimmt ihre Abendmahlzeit ein. Sie tut es beinahe feierlich. Sie tut es mit dem Gedanken. daß dieſe kurzen acht Tage ein Traum ſind, ein Feſt, das nicht ſchal werden darf. Purpurrot blinkt der Wein im ſchlanken Kelch. In der Ferne blitzen weiße und grüne Lichter auf, immer wieder. Der Leuchtturm von Funkenhagen ſchickt ſeine Warnrufe über das Meer. Und dunkelgolden ſteigt ein Mond aus blauer Wolkenfülle, unwirklich, wie man ihn manchmal auf Bildern ſieht— und ſchön in dieſer weltfernen Stille. W% 2 25 2 N . Das Meer rauſcht in Helgas Schlaf— ſein Lied klingt gut und ſtill, wie am Abend das Lied einer Mutter klingen mag, die ihr Kind zur Ruhe bettet.—— Am nächſten Morgen ſtrahlt die Sonne hell vom wo. kenloſen Himmel. Eine Frauenſtimme ſingt jubelnd. Helga erwacht. Und auch ihr, deren Muſik ſonſt nur das Klappern der Schreibmaſchine iſt, fällt plötzlich ein Lied ein, das ſie einmal kannte, einmal, vor langen Jahren. Leiſe ſummt ſie die alte Melodie. „Ich werde ja wieder jungk. 405 ihr Herz.„Ich werde ja wieder froh!“ Die blonde Fi erfrau bringt den Kaffee. beutel Morgen. Fräulein Brode. Wird ein ſchöner Tag eute!“ „Ja, Frau Luks. Ich freue mich ſehr, daß die Sonne ſchön h Am liebſten würde ich immer hier bleiben. Es iſt ſo chön hier draußen bei Ihnen!“ „Finden Sie das auch, Fräulein Brode? Wenn es Ihnen nur gefällt, i ja alles einfacher als in der Stadt. Aber wir ſind doch ſehr glücklich bei unſerer Arbeit, wenn der Verdienſt auch nur gerade zum Leben reicht!“ Mütter⸗ liche Augen ſchauen warm in das junge Mädchengeſicht.— Helga wandert am Strande entlang. Sie iſt ganz allein. Die wenigen Gäſte, die noch hier wohnen. ſchlafen lange. Das iſt gut ſo. Denn ſie will allein ſein. Sie will dieſe inſam⸗ keit um ſich ſpüren wie eine gläserne Glocke, die über ihr hängt und nur ihr allein läutet. Vielleicht, denkt ſie, vielleicht könnte man hier einmal ein Häuschen bauen, wenn man alt geworden iſt. Es müßte ſchön ſein, ſo dem vergangenen Leben nachzuſinnen und auf das zukünftige zu warten. Alle Morgen die See! Alle Morgen den Duft! Man würde ſehr glücklich ſein, ſehr glücklich! Ganz kurz fährt ein Erinnern gurch ihren Sinn: Werner. Er blieb, in der großen Stadt. Das iſt weit. Und— das — iſt— plötzlich— auch— 8 Die Stadt? Gibt es denn das? Gibt es irgendwo Lärm und Haſt, Gedröhn der Hochbahnen und Autobuſſe, Kreiſchen der Bremſen Geheul der Sirenen?— Helga Brode lächelt. Nein, für ſie gibt es jetzt nur das Meer und den ſchwe⸗ benden Reiherflug, den ſingenden Wind und des Waſſers herben Duft. Und Helga Brode geht durch dieſe kurzen Tage frei und unbeſchwert, jung, glücklich und froh. Ihr Geſicht wird jün⸗ er und ſchöner von Tag zu Tag, ihr ang leichter und ſchwebender, ihr Lächeln tiefer. Die blonden Fiſcherkinder hängen ſich an ihre Hände. Sie erzählt ihnen Märchen aus halbvergeſſenen Bü⸗ chern. Die Kinder lauſchen, und Helga Brode iſt glücklich darüber, daß ſie etwas 5 geben hat. Die ernſten Fiſcher machen reundliche Geſichter, wenn ſie im wei⸗ bern Kleide an ihnen vorübergeht, und ie ſtillen Frauen erzählen ihr alle klei⸗ nen Nöte und Sorgen. Weil ſie nicht viel Weſens von ſich ſelber macht, weil ſie alles nimmt, wie es ihr gegeben wird . den Sonnenſchein, den gen den Wind und das Dorf— deshalb gewin⸗ nen dieſe ſchwer zugänglichen Menſchen das Mädchen lieb. Und als der Tag der Abfahrt gekommen iſt, da winken viele 2 8 und viele weiße Tücher:„Auf a 5 en im nächſten Jahr! Auf 3Wiederſe f Langſam gleitet der Zug in die Bahnhofshalle. Und langſam gleitet die Kontoriſtin Helga Brode zurück aus ſchönem Traum in harte Wirklichkeit. Die Kolleginnen wundern ſich ein wenig über Helga Brode. Sie 10 ſo an⸗ ders geworden, ſo viel jünger un froher. Sie necken, ſticheln:„Schöne Erlebniſſe gehabt, wie, Helga?“ Lachen, ein wenig pöttiſch, klingt an Helgas Ohr. Sie hebt den Kopf von ihrer Arbeit, und ihr Ge⸗ ſicht iſt ſehr glücklich, als ſie leiſe ant⸗ wortet:„Ja, ſehr ſchöne Erlebniſſe!“ Die anderen ſagen nichts mehr. Ein⸗ tönig klappern die Maſchinen. Irgend⸗ wo aber in der Ferne rauſcht das Meer. wölbt ſich der Himmel blau über ſtillem Dorf. Weiße Tücher, harte braune Hände winken:„Auf Wiederſehen!“ Maria Höfs. en!“—— e f 7 5 1 5— an 7 2 5 8 a πι. Obwohl Amandus Krümel, der Bücherreviſor, auch zu den Enttäuſchten gehörte, die da ſcheltend und brummig feſt⸗ ſtellen mußten, daß ihr Anſchlußzug erſt in zwei Stunden fällig war, ging er von der Zeittafel doch mit jener gemüt⸗ vollen Behaglichkeit fort, die ſeinem Weſen eigen war. In frohem Gefühl fuhr er nun an die See voraus, um dort mit ſeiner Frau und ſeinem neunjährigen Babettchen vier Erholungswochen zu verbringen. So ſchleppte er nun den ſchweren Koffer ſchnaufend in den großen Warteſaal hinüber, ſetzte ſich dort an einen frei werdenden Tiſch und beſtellte ſich ein Glas Bier. Neugierig faſt tauchten ſeine Augen in die ihn umwo⸗ gende Flut. Aus der Fülle ankommender Wartegäſte löſte ſich mit schnellen Schritten eine junge Dame, trat an den Tiſch Krümels mit fragendem Kopfneigen heran; er erhob ſich grüßend, und in Sekunden hatte er eine Nachbarin. Als der Kellner das Glas Bier brachte, ſagte Krümel deutlich: „Und noch einen Kognak und eine Zigarre zu fünfund⸗ zwanzig.“ 5 Dann überflogen ſeine Blicke etwas neugierig die Nach⸗ barin. Er ſah eine Dame aus ſichtlich ſehr wohlgeordneten Verhältniſſen, mit erleſenem Geſchmack gekleidet und mit großen, dunklen Augen.* Amandus Krümel griff nach ſeiner Fahrkarte und über⸗ dachte ſchon die Möglichkeit, dieſe vornehme Dame an ſeinem Tiſche nach den Wohnverhältniſſen in einem beſſeren See⸗ bade zu befragen als Unerwartetes jäh über ihn hereinbrach. 8 Die Dame ergriff mit erſchreckender Heftigkeit ſeine Hand, umklammerte ſie, neigte ſich fiebernd zu ihm und ſagte leiſe unter dem Druck tiefen Erſchreckens:„Mein Herr, ich bitte Sie, retten Sie mich aus einer furchtbaren Verlegenheit, ſagen Sie bitte, wenn die Kontrolle kommt, ich ſei Ihre Frau, ich bitte, ich beſchwöre Sie...“ Amandus Krümel ſaß mit halboffenem Munde, ſtarrte die Sprecherin entgeiſtert an und würgte an den Worten: „Ja, aber, da muß ich doch— ich bin nämlich ſchon...“ 8* Eine tiefe — Stimme neben . ihm unterbrach ihn:„Die Aus⸗ weiſe, bitte!“ Krümel holte den Fa⸗ milienpaß her⸗ vor, legte ihn vor den Be⸗ amten hin. Die⸗ ſer überprüfte kurz die Bilder, zeigte auf die Dame und fragte:„Ihre Frau, nicht wahr?“ Nach kur⸗ sem Stocken antwortete der Bücherreviſor: Jawohl. ja, das iſt ſie.“ Und der Beamte ſchritt zum nächſten Tiſch hinüber. Die Dame faßte Krümels Hand und drückte ſie in tiefer Dank⸗ barkeit. Krümel ſaß in großer Ver⸗ . legenheit ſchwei⸗ gend neben ſeiner zweiten Frau. Als der Ober an den Ach trat und ſich fragend vor die Dame hinſtellte, raffte ſich Amandus Krümel zur Tat auf:„Meine Frau— einen Tee bitte— oder willſt du Würſtchen?“ Er fragte durch ein halbes Erſchrecken und halbes Er⸗ taunen hin, um beides kreiſte ein entferntes Lächeln. Der Ober horchte auf.„Einen Tee, ja, bitte!“ a Kaum war der Kellner gegangen, als der Reviſions⸗ beamte auf Krümel zukam, unter der Aufmerkſamkeit aller Umſitzenden ſich zu ihm niederbeugte und fragte:„Bitte, wie war Ihr Name?“ Amandus Krümel zuckte ſchmer haft zuſammen, angſtvoll huſchte ſein Blick zu der Dame an ſeinem Tiſch hin, dann zu dem Beamten, und unſicher antwortete er:„Ich bin Aman⸗ dus Krümel aus Blumenſtein.“ Der Beamte fragte kurz weiter:„Und die Dame hier iſt — iſt Ihre Frau?“ 8 i Krümel verfärbte ſich tief, er ſtockte, er zögerte, un e⸗ heure Gedanken krochen auf ihn zu, bedrohten ihn, er ſah ſich in die Verbrechen anderer verſtrickt. Helene und das Babett⸗ chen weinten um ihren Gatten und Vater... Krümel ſtockte, da ſagte die Dame an ſeinem Tiſche:„Freilich, ich bin die Frau Krümel.“ a Der Beamte ſprach dann:„Ich bitte, mit in das Dienſt⸗ zimmer zu kommen.“ a „Aber warum denn?“ Krümel raffte ſich zu letzter Kraft zuſammen. 5 a Der Reviſionsbeamte zuckte kurz die Schultern:„Sie werden dort alles erfahren, bitte, folgen Sie mir!“ Als ſie in das Dienſtzimmer des Bahnhofs traten, kam ihnen der Vorſteher entgegen und fragte:„Sie ſind alſo Herr Krümel aus Blumenſtein?“ „Ja, das bin ich.“ d ö„Nun, dann iſt es ja gut. Fühlen Sie ſich 35 genug, eine vielleicht unheilvolle Eröffnung zu ertragen?“ i Amandus Krümel ſtand vor dem Beamten, er trug den ſchweren Koffer 97 8 85 ſeine Augen entſetzten ſich groß, fahle Bläſſe bedeckte ſein Geſicht, er ahnte nun dunkel, daß er einer Hochſtaplerin in die Hände gefallen war. Aber in letzter Minute noch kann man ſich retten, und er ſtellte den Koffer ſchwer hin und ſchrie in heller Angſt auf:„Aber nein, Sie verkennen alles, das iſt ja gar nicht meine Frau hier, meine Frau ſieht ja ſo aus, 101 Und er hielt das Bild im Familienpaß dem Beamten unter die Naſe.„Die Dame hier, die kenne ich ja nicht!“ ö Der Beamte lächelte:„Nun, wie dem auch ſei, Herr Krümel. Ihre privaten Verhältniſſe ſtehen ja hier nicht zur Debatte, ich habe nur den Auftrag, Ihnen ſchonend den Ein⸗ lauf eines Telegrammes mitzuteilen.“ „Mein herr, ich bitte Sie, retten Sie mich aus einer furchtbaren Ver⸗ legenheit Natcuegeu. Falurt. Vie Schönheit eines Landes ist evenſo ſchwer wie die eines Menſchen zu beſchreiben, das heißt, anſchaulich zu machen. Auch andere Frauen haben ſtrahlende Augen auch andere Länder haben himmelanſtürmende Berge, rau⸗ ſchende Wälder und weithin leuchtendes Meer. Aber ſo wie der unbeſchreibliche Schimmer über einem ſeelenvollen Ant⸗ litz dieſem erſt den tieferen Glanz der Anmut verleiht, ſo iſt das nordiſche Land ein Wunder aus zarteſten Farben durch eine unwahrſcheinliche Klarheit der Landſchaft, aus kriſtallhel⸗ ler Meerestiefe, blanken Gletſchern, rauſchenden Waſſerfäl⸗ len, hellen Birken auf wilden Steinrieſen, die aus den Fjor⸗ den hervorragen, eine eigene Miſchung aus heroiſcher Land⸗ ſchaft und lieblichſter Flora, die den Reiz der norwegiſchen Landſchaft bedingt. Keiner kann ihn tiefer erfühlen als der nordiſche und damit auch der deutſche Menſch. Es ſteigen aus dieſer Erde, die noch den Zauber der Unberührtheit in weiten Ausdeh⸗ nungen wahrt, der Geiſt und die Stimmung, die uns aus den Werken Björnſons und Hamſums und den Bildern des großen Edvard Munch bekannt ſind. Es werden uns die Klänge der Edda und die heroiſche Zeit der Winkinger aus der Großartigkeit dieſes Landes wachgerufen. Eine Norwegenreiſe iſt für den Deutſchen wie eine Reiſe in jene Gefilde 1 5 Heimat, in der die Vorzeit zu ſeinem Herzen ſpricht. ergen mit ſeinen alten deutſchen Spitz⸗ giebeln, den alten Handelshäuſern der Bremer und lübek⸗ kiſchen Kaufleute am„Tyskebryggen“(deutſcher Kai), wo heute noch die vergilbten Handelsbücher mit weitläufigen Abrechnungen über Spezereien und Salzfiſch vergangener Jahrhunderte ausliegen. Drei Dinge ſind es, die aus Bergen wie freundliche Glanzlichter in der Erinnerung haften blei⸗ Dampfer„Irma“ auf der Fahrt nach Norden. den: gelbe Ponys, flachsblonde barfüßige Kinder in gewich⸗ tigen Overalls und Südweſtern, und der wimmelnde Fiſch⸗ markt vor dem Maſtenwald der Fiſchkutter. Hellefiſche von Zentnergewicht, Stände mit„Rieſenbeefſteaks“ vom Wal. Und er entfaltete vor Krümel den Streifen und las ab: „Schonend vorbereiten an reviſor krümel in zug 347 dritter Klaſſe tante amalie heute morgen verſtorben helene.“ Bücherrevi⸗ ſor Krümel hob ſeine erſtarrten Augen auf, die Hände griffen an die Schläfen. „Das iſt alles?“ Geradezu ent⸗ ſetzt fragte er. „Gewiß, Herr Krümel, Ihrer Weiter⸗ fahrt und der Ihrer— Ihrer Frau Gemahlin ſteht nichts im Wege. Nur eine Frage, wenn es erlaubt iſt. Wer iſt denn Tante Amalie?“ Und Krümel faßte ſich und ſagte:„Sie war achtzig Jahre alt und unſere Erb⸗ tante.“ a 1 Die Dame ſtand mit niedergeſchlagenen Augen und wandte ſich zum Ausgang. Bücherreviſor Krümel folgte ihr leiſe, ohne ſich umzuſehen. Sie gingen zuſammen ſchweigend in den Warteſaal der anderen Klaſſe zurück, ſetzten ſich ſchwei⸗ gend an einen Tiſch, und nach längerer Pauſe fragte Aman⸗ dus Krümel vorwurfsvoll:„Aber nun ſagen Sie mir bloß, warum wollten Sie abſolut meine Frau ſein?“ Und die ſchöne Gefährtin ſeiner ſchwerſten Stunde ſchlug die Augen auf und antwortete mit verſtecktem Beben in der Bücherreviſor Krümel hob ſeine er⸗ ſtarrten Augen auf. Stimme:„Ach, mein Herr, ich bin ja ſo unglücklich wegen der Ihnen bereiteten Schwierigkeiten. Ich komme aus den Alpen und habe mich dabei ſo verausgabt, daß es gerade noch für die Rückfahrt langte. und auf dem Bahnhof habe ich meine Fahrkarte verloren. Seitdem lebe ich in geradezu entſetzlicher Angſt vor dem Kontzolleur. Ich kann doch durch keine Sperre durch, ach, es war furchtbar...“ Und Tränen ſtiegen auf. Dann ſprach 3 verhalten weiter:„Und als die Reviſion kam, ſah ich mich ſchon hinausgeführt zum Geſpött aller Leute, ſah in Gedanken ſchon meine Eltern. Alſo, da dachte ich, ſchlimmer kann es ja ſowieſo nicht werden, und ſprach e Amandus Krümel fand trotz der ernſten Stunde ein Lächeln und fragte:„Ja, wo wohnen Sie denn eigentlich?“ „Ich wohne in Magdeburg.“ 1255 wenigen Minuten kam er mit der Fahrkarte zu⸗ rück, reichte ſie ſeiner Begleiterin und ſagte:„Da, bitte ſchön. wenn ich mir erlauben darf.“ Sie bedankte ſich lebhaft, verſprach, das Geld umgehend zurückzuſenden, und 1 12 rief der Schaffner den Zug aus, mit dem ſie weiterfahren konnte. Krümel brachte ſie bis zu ihrem Abteil, und ſie verſprach, in einigen Tagen an die See nachzukommen, da ſie doch unbedingt nun Frau Helene und auch das Babettchen kennenlernen müſſe. Dieſes in ſeiner lebendigen Farbenfreude von Kindern be⸗ lebte Treiben am Bergener Fiſchmarkt hat faſt das ſüdliche Gepräge einer Hafenſtadt wie Fiume oder Trieſt Die„Irma“ der„Bergenſke Dampfkibsſelſkab“, die den Schnellverkehr Bergen—Kirkenäs(an der finniſchen Grenze) in wenigen Tagen beſorgt, rauſcht durch die phantaſtiſchen Felſentore der zerriſſenen Küſte, die mit Hunderten von Gletſchern und ſteilen Graten die lange Fahrt begleitet Das Heulen der Sirene 5 hallt geſpenſtiſch von den blauen Schattenwänden der Steinrieſen wider, wenn der Schiffsleib ſich durch die engen Durchfahrten der Schären windet. Hunderte von Mövenſchwingen taumeln durch die Strahlen der Sonne, die wie eine rieſige rote Scheibe dicht über der Horizontlinie des Ozeans rollt, ſobald die Felſen den Blick weſt⸗ wärts frei geben. Die im Strand⸗ linienverlauf bis über 180 Kilo⸗ meter tief in die Gebirgsmaſſive hineinſchneiden⸗ den Fjorde um⸗ ſpülen die wilden Formationen. Man muß ſich dieſes Land geo⸗ logiſch vorſtellen als eine vom Ozean überflutete Alpen⸗ welt— der Meeresſpiegel mit Tang, Quallen und blitzenden Millionenheeren von Brislingen und Heringen ſchwebt in halber Höhe der Berge, die Flüße ſtürzen mit Orgelton aus den Eisregionen hinab, die Schären, zahlloſe Gipfel einer Dolomitenlandſchaft ſtecken die Naſe ſehnſüchtig aus dem naſſen in das leichtere Element empor. Vielleicht liegen noch prähiſtoriſche Sennhütten auf den Almen, die der gefräßige Ozean einſt über⸗ rannte, vielleicht niſten da unten die Krabben. Bizarr iſt dieſe Ueberfülle, dieſe wahre Verſchwen dung an allem, was, ſchon als einzelnes groß. zu überwältigen vermag; dieſe un aufhörlich neuen Waſſerfälle und Gletſcher, dieſe hellen ſchweben⸗ den Nächte mit dem Spiegelbild zartrotglühender Gipfel von Wol⸗ ken umlagert, im klaren Fjord, dieſe ſeltſame Abend⸗ ſtimmung die den f Schwerbegriff f aufzuheben Waſſerfälle im Norden Norwegens. ſcheint und uns 5 in eine helle ſchwebende Stimmung wiegt. Dieſe Nächte ſind wie glückliche Wachträume. Ferne Gletſcherwände leuchten aus dem höheren Hinterland herüber, weße Bänder der Waſſerfälle ſtehen unbeweglich in ſichtbarer Ferne. Es zie⸗ Jiſcherſtadt Aaleſund in Möre. hen vorüber Aaleſund, die Fiſcherſtadt in Möre, aus der die kühnen Grönlandfiſcher ausziehen, dieſe Pioniere des Eismeeres, die lange vor den Dänen die erſten Fangſtationen an Grönlands Küſte errichteten, und: Trondhſem. das alte Nidaros, wo der ſeltſame Dom ſteht Nordwärts geht es immer weiter, der Bug zerſchneidet den Polarkreis. Dolomitenhaft mit wilden verzweifelten Graten und Höckern liegt das einzigartige Inſelgebirge, die Lofoten, links und rechts, ja, rundherum, denn die ſchmale Waſſerſtraße fängt den Blick mit ihren Windungen immer wieder im wilden Geſtein ein. Schräge Schneehänge leuch⸗ ten violett, auf den höchſten Graten liegt ein matter Schein der ewigen Sonne, die tauſend Mövenſchwingen blitzen kalte Flammen am Himmel Hier in Norwegen hat der Menſch noch Raum. Dadurch entwickelte ſich der ausgeprägte Individualismus und Frei⸗ heitsſinn dieſer Raſſe. Und ſo wird gerade den Deutſchen auch die geiſtige Luft anwehen wie die atmoſphäriſche des Landes: klar, unverbraucht, erfriſchend. Er wird in einem unſagbar ſchönen Lande finden: Erholung, Friſche— und Beſtätigung des eigenen Weſens. EEE Aus der Weit des Wiſſens ein einziges Gramm koſtet gegenwärtig über eine Vierkelmi. 6 Radium iſt alſo nahezu 100 O00 mal ſo teuer wie old. e Als die höchſte Funkſtation der Welt nennt man de Summitt in Kalifornken. Die Station liegt am Weſtrand der Sierra Nevada rund 2100 Meter über dem Meeresſpiegel, wird von ſieben Funkern bedient und dient hauptſächlich der Wetterbeobachtung und Sicherung des Flugverkehrs. 4 Beim Atemholen durch den Mund werden drei⸗ bis 1 ſo viel Bakterien eingeführt, wie bei der Naſen⸗ atmung. Aufgrund neuerlicher aſtronomiſcher Berechnungen iſt nachgewieſen, daß die Erde ſchwerer wird und zwar nimmt ſie alljährlich um 70000 Kilogramm zu durch Stern⸗ ſchnuppenfälle, deren Zahl auf 146 Milliarden geſchätzt wird. Nach neueſten Forſchungen beträgt die Temperatur im Innern der Erde 40 000 Grad Celſius. Es handelt ſich um Berechnungen des Profeſſors Spitaler, denon allerdings andere Theorien gegenüberſtehen. Nach dieſen Theorien wird die Temperatur im Innern der Erde ſogar mit 200 000 Grad Celſius angenommen. 5 8 Die koſtbarſte Subſtanz auf unſerer Erde iſt das 29 5 4 5 (8. Fortſetzung.) Axel von Alſen ſteht als Schlepper im Dienſt des Spielers, früheren Sträflings, Alkohol⸗ und Rauſchgiftſchmugglers Ry⸗ binfti. Er möchte die Verbindung löſen. Durch ein eigenartiges Erlebnis lernt er den Generaldirektor Walter Ruhland und deſſen Frau Ilſe kennen. Während zwiſchen beiden eine tiefe Freundſchaft entſteht, plant Rybinſki einen Coup gegen Ruh⸗ land. In einer Unterredung mit Axel von Alſen verlangt er deſſen Mithilfe. Als Axel ſich weigert, wird er niedergeſchlagen. Zur gleichen Stunde erwartet Frau Ilſe vergeblich ihren Freund von Alſen. Auf dem Heimweg wird ſie von Unbekannten be⸗ täubt und entführt. Walter Ruhland iſt über das Verſchwinden ſeiner Frau aufs tiefſte erſchüttert und beauftragt ein Detektiv⸗ büro mit der Aufklärung des geheimnisvollen Falles, als ſeine eigenen Nachforſchungen ergebnislos bleiben. Auf einmal war alles, was ſie in den letzten Stunden durchlebt hatte. auf der Tafel ihres Gedächtniſſes wieder wie ausgelöſcht. Mit bebenden Händen taſtete ſie an ihrem Leibe hin⸗ unter und lauſchte geſpannt in die Finſternis. 5 3 nichts regte ſich, das ganze Haus war ſtill wie ein rab. Nur ein lauer Luftzug kam zuweilen durch das Fenſier, als trüge er auf ſeinen lautloſen Schwingen das blaſſe Mondlicht heran, das in einer ſchmalen, gegitterten Bahn gei⸗ ſterhaft weiß auf dem Fußboden lag.——— In dieſem Augenblick gellte ein markerſchütternder Schrei durch das große. nächtliche Schweigen. Wie von einem Schlage gefällt, ſank Ilſe in ihre Kiſſen zurück, ein namenloſes Grauen ſchnürte ihr das Herz zu⸗ n inmal klang der f och einma Ag der furchtbare Schrei, jetzt ſcharf und hell wie das wilde Kreiſchen eines gehetzten Raubtieres. Dann war es wieder totenſtill, daß man ganz deutli das feine Singen der Grillen hörte, die unten auf den Part wieſen luſtvoll ihre Geigen ſtrichen N Ilſe hatte ihre Steppdecke bis zum Kinn heraufgezogen, ſie war vor Angſt völlig ſtarr. daß ſie kaum ein Glied zu rühren vermochte. Und dann glaubte ſie draußen im Treppenhaus au einmal leiſe, ſchleichende Schritte zu vernehmen und ein 5 zes, keuchendes Atmen, wie wenn jemand eine ſchwere Laſt einen Berg hinauf zu ſchleppen ſuche. Jetzt waren die entſetzlichen Schritte ganz dicht an ihrer Tür, doch ſie gingen vorüber, ohne anzuhalten. Dann krachte es plötzlich, als ob jemand gegen ein den 3 8 durch das ſchlafende Haus ang das pf⸗verhaltene Echo eines langgezogenen, schmerzlichen Stöhnens.—— 5 9 5 b XI. 5 Drei Tage waren ſeit Ilſes geheimnisvollem Verſchwin⸗ den ins Land gegangen, drei lange, endlos lange Tage, in denen Walter Ruhland ein völlig anderer Menſch geworden zu ſein ſchien. Er war in dieſer ganzen Zeit immer nur für ein paar kurze Stunden in ſein Zentralbüro gekommen, um die dringendſten geſchäftlichen Angelegenheiten zu erledigen, und bei den Konferenzen mit ſeinen Direktoren und Proku⸗ riſten oft von einer ſo nervöſen Ungeduld und Zerfahrenheit geweſen. daß er kaum die nötigſte Aufmerkſamkeit für die Vorträge ſeiner Herren aufzubringen vermocht hatte. Daheim hatte er die geſamten Hausangeſtellten bis auf die Köchin und den alten Franz mit reichlichen Geldentſchä⸗ digungen für unbeſtimmte Zeit beurlaubt, er ſuchte die Ein⸗ ſamkeit, ließ jeden Beſucher abweiſen und ſaß meiſt viele Stunden rauchend und grübelnd in ſeiner Bibliothek. Vergebens rang er darum, ſich mit dem Unabänderlichen abzufinden, immer wieder ging er in Gedanken die Geſchichte ſeiner Ehe durch und häufte allerlei ſinnloſe Vorwürfe auf ſich ſelbſt, daß er allein die Schuld an dieſer Kataſtrophe trage, und daß das Leben an ſeiner Seite für Ilſe vielleicht ſchwerer geweſen ſei, als er je geahnt hatte. Er konnte es manchmal kaum erwarten, daß der Abend kam, und fieberte doch wieder in Sehnſucht 8 hoffnungs⸗ voller Unruhe, wenn abermals ein Tag ohne Ilſe vergangen War. 0 Juſtizrat Seelisberger, der in dieſer Zeit allein bei Wal⸗ ter Zutritt hatte, ſah deſſen ſchwere ſeeliſche Erſchütt eder Teil ae 0 e Immer wieder hatte er verſucht, den Freund mit derb⸗ kräftigen Troſtworten aufzurütteln und mit neuer Lebens⸗ . mu e zu fag doch all ſeine gut⸗ emeinten en waren an Walters ſeltſamer inner⸗ licher Erſtarrung geſcheitert. 55 0 Hierzu kam, daß die Nachforſchungen bei der Vermiß⸗ tenzentrale völlig ergebnislos verlaufen waren. Weder in den polizeilichen Mitteilungen über Verkehrs⸗ 5 Helfen dee noch war eine Unostannte, auf die ihre Perſonalbeſchrei epaßt hätte, in ein Krankenhaus eingeliefert worden. n „Es tut mir leid, Herr 1 8 daß ich Ihnen keine andere Auskunft geben kann!“ ſagte der Polizeikommiſſar. als Walter zum dritten Male auf dem Alexanderplatz vor⸗ ſprach.„Ich will Ihnen nicht weh tun, aber nach unſeren Erfahrungen ſteckt faſt immer ein Mann dahinter, wenn eine verheiratete Frau plötzlich verſchwindet. Die Polizei kann ſich mit ſolchen Dingen natürlich nur dann befaſſen, obald kriminelle Verſtöße in Frage kommen, was ja in hrem Fall wohl ganz ausſcheidet. Am beſten iſt daher, um jedes Aufſehen zu vermeiden, wenn Sie ein verläßliches De⸗ tektivinſtitut mit den weiteren Nachforſchungen betrauen. Ich kann Ihnen da eine Detektei„Argus“ empfehlen. mit der mir polizeilicherſeits ſchon mehrfach erfolgreich zuſammen gearbeitet haben. Der Leiter iſt ein früherer Generalſtabs⸗ offizier, ein ungewöhnlich kluger und enorgiſcher Herr, der Ihre Intereſſen ausgezeichnet vertreten wird!“———— Zehn Minuten ſpäter hielt Walters Auto vor einem großen Bürohaus in der ſüdlichen Friedrichſtadt, das bis zum Dach hinauf mit den Firmenſchildern von Filmfabriken und Verleihgeſellſchaften bepflaſtert war. Ein Fahrſtuhl brachte ihn durch den vielgeſchoſſigen Mammutbau bis zu den Büroräumen der Detektei„Argus“ empor, wo er von Direktor Valentini, einem ruhigen, noch jüngeren Herrn mit einem von jeder Bartſpur reingefegten Diplomatengeſicht ſofort empfangen wurde. Der Direktor ließ ſich von ihm eine eingehende Darſtel⸗ lung des Sachverhalts geben, die er mit großer Aufmerkſam⸗ „ und mit raſchen ſtenographiſchen Notizen be⸗ gleitete. „Verfügte Ihre Frau Gemahlin in der kritiſchen Zeit über erheblichere Geldmittel?“ fragte er dann nach einer kurzen Pauſe und zog ſeinen Bleiſtift nachdenklich durch die ſchmalen, auffallend weißen Hände. „Das kann ich im Augenblick nicht ſagen!“ war die Antwort.„Ich hatte ihr bei der Deutſchen Bank ein offe⸗ nes Konto eingerichtet, über das ſie völlig frei verfügen konnte!“ „Nun, da wird es ſich ja leicht feſtſtellen laſſen, ob dort in letzter Zeit größere Abhebungen erfolgt ſind. Vor allem aber werden wir uns mit den Verhältniſſen des Barons von Alſen beſchäftigen müſſen; denn Ihre bisherigen Mitteilun⸗ gen über dieſen Herrn ſind leider ein wenig dürftig. Ich werde daher ſofort meine zuverläſſigſten Leute mit den erforderlichen Nachforſchungen betrauen und Sie über deren Ergebnis auf dem laufenden halten!“ 3 Am nächſten Nachmittag rief er dann bereits bei Walter an und bat ihn in ſein Büro. „Es liegt ſchon ein ziemlich reichhaltiges Material vor!“ ſagte er nach der erſten Begrüßung.„Zunächſt führt Herr von Alſen ſeinen Baronstitel zu Recht. Er entſtammt einem alten kurländiſchen Geſchlecht und hat die typiſchen Emigran⸗ tenſchickſale durchgemacht, war zuletzt bei einer internationa⸗ len Jazzband, mit der er große Konzertreiſen durch ganz Europa gemacht hat. Im Anfang dieſes Jahres tauchte er dann plötzlich wieder in Deutſchland auf, und zwar als Pri⸗ vatſekretär eines Herrn von Rybinſki, auf den ich gleich noch näher zu ſprechen kommen werde. Er bezog eine elegante Wohnung am Reichskanzlerplatz, fuhr einen großen italieni⸗ ſchen Wagen und bewegte ſich als Kavalier in den Luxus⸗ lokalen und Hotelhallen der inneren Stadt. Ueber Geldmit⸗ tel, die ihm dies Leben ermöglichten, wird vielleicht der bereits genannte Herr von Rybinſki am beſten Auskunft geben können. Rybinſki iſt eine nicht ganz durſichtige Per⸗ ſönlichkeit, mit der ſich bereits verſchiedene in⸗ und aus⸗ ländiſche Staatsanwaltſchaften beſchäftigt haben. Er unter⸗ 7585 55 eh. 1 5 80 einen 15 ſprich Spiel⸗ „der ſich erſt unlängſt wegen einer ni janz geklärten Standalaſſtre aufgelöſt hat!“ 3 „Worin beſtand denn die Tätigkeit des Barons von Al⸗ ſen in dieſem Klub?“ fragte Walter. „Das iſt nicht genau feſtzuſtellen geweſen. Der Begriff „Privatſekretär“ iſt ja ziemlich dehnbar. Jedenfalls iſt aber ſchon das Milieu, in dem ſich Alſen bewegt hat, recht ein⸗ deutig. Ich kenne den Dahlemer Klub ſchon von früher her. Ich habe da mehrfach die Spielſchulden von leichtſinni⸗ gen Söhnen reicher Familien unter der Hand zu regeln gehabt!“ 5 Walter lüftete unwillkürlich ſeinen Kragen. „Ich hätte nie geglaubt, daß ich je in meinem Leben mit derartigen Elementen in Berührung kommen würde. Und ich kann es mir nicht verzeihen, daß ich den Verkehr meiner 535 mit dieſem Alſen einen ſo weiten Spielraum gelaſſen abe Der Direktor machte eine bedauernde Handbewegung. „Geſchehene Dinge ſind nicht zu ändern, jedenfalls ſchen wir aber die Perſönlichkeit des Herrn von Alſen jetzt chon etwas plaſtiſcher. Und die letzte Klarheit dürfte uns vielleicht ein Beſuch in der Villa Rybinſki gehen. Ich habe deswegen übrigens bereits in Dahlem angerufen. Herr von Rybinſfki 2 wie gewöhnlich den großen Unſichtbaren, wenn er irgendwie Unrat wittert, und iſt dann angeblich verreiſt. Dagegen hat ſich ſein ſogenannter Syndikus, ein Doktor Lukas, bereit erklärt, mich zu empfangen. Ich ſtelle 5 1 mich G5. 16 5 obwohl ich es nicht für sar be, wenn Sie ſchon je il ö. vortreten!“„ Walter erhob ſich, ein Zug von verbi gi n 1 1 5 ſich Zug von verbiſſener Energie lag „Ich komme auf jeden Fall mit! Sie können mich ja für einen Ihrer Mitarbeiter ausgeben. möchte 8 allen Umſtänden wiſſen, in welchen Kreiſen ſich jener Mann bewegt hat, dem es möglich geweſen iſt, einen ſolchen Einfluß auf meine Frau zu gewinnen!“ * Der wundervolle Junitag dämmerte bereits langſam zum Abend hinüber, als die beiden Herren in der Villa Ry⸗ binſki eintrafen und zu Doktor Lukas in die Bibliothek ge⸗ führt wurden. Walter wurde unter einem nichtsſagenden Namen und Titel vorgeſtellt, dann ging Direktor Valentini in der kur⸗ zen, raſchen Art des früheren Offiizers ſogleich auf den Kernpunkt ſeines Beſuches zu. „Wie ich Ihnen bereits am Fernſprecher andeutete, Herr Doktor“, ſagte er,„ſind wir wegen eines Barons von 5 5 gekommen. der in Ihrem Klub eine Zeitlang tätig geweſen iſt. Können wir von Ihnen vielleicht etwas Näheres über die 0 Verhältniſſe dieſes Herrn erfahren?“ Doktor Lukas blies einen erſtaunlich großen Rauchring in die unbewegte Luft. „Herr von Alſen“, verſetzte er dann vorſichtig,„war der Privatſekretär des Herrn von Rybinſki etwa drei bis vier Monate lang, und hat dieſe Stellung unlängſt unter etwas eigenartigen Umſtänden aufgegeben!“ a „Erfolgte ſein Ausſcheiden auf Veranlaſſung der Klub⸗ leitung oder ging er auf eigenen Wunſch? Es liegt mir ſelbſtverſtändlich fern, in Interna Ihres Klubs eindringen zu wollen, aber die Beantwortung meiner Frage wäre für mich von großer Wichtigkeit!“ Dr. Lukas lächelte freundlich. „Wir haben nichts zu verheimlichen und ſind ſeinerzeit durch das brüske Benehmen Alſens ſelbſt peinlich überraſcht worden. Herr von Alſen war nämlich eines Abends noch Gaſt bei Herrn von Rybinſki geweſen und kam dann nach Tiſch ganz unvermittelt mit der Bitte heraus, ihn von heute auf morgen aus ſeiner Stellung zu entlaſſen. Er ſtellte uns damit gewiſſermaßen vor eine vollendete Tatſache. Jeden⸗ falls hatte er ſeine Wohnung bereits aufgegeben und ebenſo auch ſeinen dem Klub gehörigen Wagen in ſeine alte Ga⸗ rage am Reichskanzlerplatz zurückgeliefert!“ „Wie lange hat ſich Herr von Alſen an dem betreffenden Abend wohl bei Ihnen aufgehalten?“ 5 „Etwa bis neun Uhr. Er wollte ſich, wenn ich mich recht entſinne, noch mit einer Dame in der Städtiſchen Oper treffen. Eine kleine Pauſe entſtand. Walter ſaß unbeweglich, ſein Geſicht war auf einmal wieder ganz grau und alt. Alles, was Dr. Lukas ſagte, klang ſo natürlich und über⸗ zendier und doch hatte er plötzlich das quälende Gefühl, aß dieſer kleine Herr mit der rieſigen Eulenbrille irgendein dunkles Geheimnis hütete, das mit Ilſes Verſchwinden in einem undurchdringlichen Zuſammenhang ſtand.— „Iſt Ihnen bekannt, Herr Doktor,“ nahm Direktor Va⸗ lentini jetzt wieder das Wort,„daß Herr von Alſen ſeit jenem Theaterabend ſpurlos verſchwunden iſt?“ Der kleine Juriſt hob mit gutgeſpielter Ueberraſchung den Kopf. „Ich höre davon zum erſten Male. Ich habe Herrn von Alſens Konto ſofort abrechnen und den ihm noch zu⸗ ſtehenden Gehaltsbetrag auf ſeine Bank überweiſen laſſen. Seitdem haben wir zu ihm keine Verbindung mehr!“ „Noch eine letzte Frage: Verfügte Herr von Alſen bei ſeiner Entlaſſung über größere Geldmittel?“ „Das kann ich Ihnen nicht ſagen, glaube ich aber nicht. Der Klub hat ihn ſtets anſtändig honoriert, bei ſeiner ganzen Lebensführung ſind ihm aber wohl kaum irgendwelche nen⸗ nenswerten Erſparniſſe möglich geweſen!“ Direktor Valentini faltete mit einer abſchließenden Be⸗ wegung ſeine Notizblätter zuſammen. „Ich danke Ihnen beſtens für die freundliche Auskunft, Herr Doktor, und bitte wegen der ſpäten Störung um Ent⸗ ſchuldigung. Sollte ſich Herr von Alſen in nächſter Zeit erſönlich oder telephoniſch noch einmal bei Ihnen melden, fo wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mich das möglichſt bald wiſſen laſſen wollten!“ 4 Die Tür zur Halle hatte ſich kaum hinter den beiden Beſuchern geſchloſſen, als Rybinſki aus dem Speiſezimmer herüberkam. „Nun, lieber Doktor“, ſagte er gutgelaunt,„wie ſtehen die Aktien? Was haben Sie mir über dieſen Sherlock Hol⸗ mes zu vermelden!“ „Er ſucht Alſen und meint natürlich Frau Ruhland. Der ſteinerne Gaſt, den er mitgebracht hatte, war übrigens Herr Ruhland in höchſteigener Perſon. Ich habe ihn nach Bildern in illuſtrierten Blättern 1 5 wiedererkannt!“ „Welchen Eindruck hat denn der trauernde Strohwitwer auf Sie gemacht?“ Eine unmutige Falte grub ſich in die Stirn des Ex⸗ anwalts. l „Ich bitte Sie, mit diefen Dingen nicht zu ſcherzen. Denn der Mann leidet, leidet ſehr ſchwer. Ich habe ſelten ein ſo von Leid gezeichnetes Geſicht geſehen!“ Rybinſki lachte laut und jungenhaft. „Sie ſind köſtlich, Doktor, wenn Sie moraliſche An⸗ wandlungen bekommen. Sie hätten ebenſo wie ich eine längere Lehrzeit in Amerika durchmachen müſſen. Das härtet ſeeliſch ungemein ab. In den Staaten iſt es gang, und gäbe, reiche Leute zu entführen und nur gegen ein hohes Löſegeld wieder freizulaſſen. Im letzten Jahr ſollen ſich über dreihundert ſolcher Fälle ereignet haben. Leider iſt in Deutſchland die Zahl der Millionäre ſehr zuſammenge⸗ chrumpft, und wir können von Glück ſagen, daß uns mit rau Ruhland noch ein ſolcher Goldfiſch ins Garn gegangen iſt. Die Dame entbehrt übrigens auf ihrer Inſel perſönlich kaum etwas. Sie iſt mit allem Komfort einer erſtklaſſigen Sommerfriſche umgeben, und Juanitas Zofe hat eine vor⸗ bildliche Wäſche⸗ und Garderobenausſtattung für ſie beſorgt. Wenn ihr Mann vernünftig iſt und zahlt, kann ſie ſchon in zwei, drei Tagen wieder frei ſein!“ 5 (Fortſetzung folgt.) di, 30. Ius gel duud. das gans dall. des fuß: luder aue Land- el Cclce Sprung ⸗Rätſel. (Zeichnung geſetzlich geſchützt.) Zwölf Wörter mit je 5 Buchſtaben und folgender Be⸗ deutung ſind zu ſuchen: 1. Stadt und Feſtung in Belgien. 2. Anderes Wort für Mittelloſigkeit. 3. Stehendes kleines Gewäſſer. 4. Stadt in Italien. 5. Moderner Tanz. 6. Indu⸗ ſtrielle Vereinigung. 7. Deutſcher Dichter. 8. Wundabſonde⸗ rung. 9. Lebensbedingung. 10. Gegenſtand eines Aufſatzes. 11. Deutſcher Staatsmann. 12 Großer Lärm. Jedes Wort beginnt in dem inneren Zahlenkreis und endigt nach Sprung in der Pfeilrichtung wieder im Innenkreis. Die Buchſtaben Fr. Innenfelder ergeben von 1 bis 12 eine Kunſtſtätte im reien. Rätſel. Vier fünftel nimm von einem Stein Und füge einen Berg dem an, Nachdem du Kopf und Fuß ihm nahmſt. Kommt eine Münze nun daran, So iſt das ganze dann zu ſchaun Als herrlich Land in Oeſtreichs Gaun. 8 Workſpiel. 1. a) Kräutergewächs— b) Ehrenſchuß. 2. a) Alkoholiſches Getränk— b) Holzmulde. 3. 5 Haustier— b) Abteilung. 4. a) Deutſcher Fluß— b) Baum. 5.. Männlicher Perſonenname— b) Epos. 6. a) Lichtgerät— b) berühmter Pädagog. 7. a) Kleines Raubtier— b) Teil des Körpers. 8. a) Zwiebelgewächs— b) Lüftchen. = . a) Pommerſcher Küſtenfluß— b) Harzflüßchen. 10. a) Stadt im Freiſtaat Sachſen— b) Stadt in Lettland. 11. a) Tiſchlerwerkzeug— b) kleines Raubtier. Bis auf die 5 ſind die Wörter unter a) und b) gleich Die nfangsbuchſtaben der unter b) ver⸗ zeichneten Wörter müſſen einen äußerſt wichtigen Wirt⸗ ſchaftsgegenſtand ergeben. i e Gegenſatz⸗Rätſel. 6 Zu den nachſtehenden je 2 Wörtern ſind die Gegenſätze zu ſuchen. Ein jeder dieſer Gegenſätze iſt ein Hauptwort. 1. Selten ſie. 2. Nein Bild. 3. Trank Schüſſel. 4. Kopf Keller. 5. Hof marſch 6. Perſonen Keller. 7. Sprich Stuhl. 8. Leer Anfang. Buchſtaben⸗Rätſel. Gar oft. wenn in dem Wort mit i Bis übers Ohr ich ſaß. Wandt' ich mich an das Wort mit a. Das meiner nicht vergaß 8 Ergänzungs⸗Rätſel. (Zeichnung geſetzlich geſchützt.) . 2 3 a 5 7 8 3 Nach Ergänzung der angedeuteten Zeichtungen ergeben bie Anfangsbuchſtaben der Gegenſtände uſw. in den einzel⸗ nen Vierecken werden dieſe miteinander verbunden, eine Oper von Verdi. Berwandlungs- Aufgabe. Das Wort Riß ſoll durch ſtufenweiſe Umänderung in die Worte Poet, Nute, Pote, Bake umgewandelt werden, und zwar darf immer nur ein Buchſtabe durch einen andern erſetzt werden. Jedes Wort darf nur einmal vorkommen. Homonym. Wer ſich drin nimmt, iſt auf der Hut; Gut, wer's auf alles hat; er, Auch davor aufzuſtehn iſt gut;: f Weh. wen man in ſie tat. 8 1 8 Auflöſungen aus voriger Nummer. Illuſtriertes Kreuzworträtſel: Waage⸗ recht: Rabe, Riga, Ball, Tube.— Senkrecht: Taube, Kelle, Kiſte, Laube. In dieſer Reihenfolge ſind die Wörter ein⸗ zustellen Silben⸗Wechſel⸗Rätſel: Cranach, Zofe, Mol⸗ dau, Falſtaff, Salbei, Taube, Cherub, Kanoe, Turner.— Heufieber. Rätſel: Eine Frau. 1 3 Scherzfragen: 1. Mit Sommerſproſſen. 2. Mi 3 Em Orientale, denn er ſetzt ſich ohne Stuhl. Bis der Badeanzug ins Waſſer kommt Ja, bis der Badeanzug ins Waſſer kommt, macht er einen Rieſenweg direkt und indirekt durch Hunderte von Köp⸗ fen und Händen, Maſchinen uſw. Wir wollen jetzt aber nicht 2 von der Gewinnung und Verarbeitung der Rohſtoffe be⸗ richten ſondern hauptſächlich von dem künſtleriſchen Erſchaffen der Mo⸗ delle Die Anſtrengun⸗ gen, immer etwas Modiſches, etwas Neuartiges zu brin⸗ gen, machen vielen hundert Künſtlern großes Kopfzer⸗ Modell und Auf⸗ nahme: Jormahaus Köln. brechen. Die letzten Jahre waren auch in dieſer Branche revolutionierend, gewann doch die de⸗ zente und plaſtiſche Mode gepaart mit der jugendlich ſport⸗ lichen Note die Oberhand. a f 21 Hochintereſſant, daß trotz der ſportlichen Note die Beto⸗ nung der plaſtiſchen Linien heute nicht nur nicht verpönt, ſondern ſogar erwünſcht iſt. Die heutigen Badeanzüge helfen feinfühlig auch einer Frau in voller Blüte, im Trikot erſchei⸗ nen zu dürfen. Die in die Badeanzüge hineingearbeiteten Büſtenhalter wirken unauffällig, betonen aber korrigierend. 8 die plaſtiſchen Bruſtlinien. Da die feine Badeanzugmode ſich immer mehr auf die Unifarben herauskriſtalliſierte, mußte die Erfindergabe der Modekünſtler ganz neue Wege ſuchen. Hier kam ihnen die Technik, gepaart mit den Anforderungen des Sports, zu Hilfe. Eine der intereſſanteſten Neuſchöpfungen iſt der ſoge⸗ nannte Craw!l⸗ Anzug“. Es iſt wirklich das Ei des Kolumbus. Die Träger, die vorne feſtſtehen, ſind aus einem Bandſtück, werden aber auf dem Rücken nicht mehr befeſtigt, ſondern gleiten durch einen am Rücken befeſtigten Ring. (Bild 1.) Schon bei ganz geringer Bewegung des Oberkör⸗ pers gleiten die Träger, jeder Bewegung folgend, leicht durch dieſen Ring, dadurch wird ſo auch ein läſtiger Druck auf der einen Schulter wie ein Lockerwerden des anderen 1 5 vermieden. Dieſe beſonders ſinnreiche Erfindung iſt nicht nur für den Wettkampf ſondern für alle Schwimmer ge⸗ ſchaffen. Nicht minder intereſſant iſt die andere Neuerfindung die wir nebenſtehend zeigen.(Bild 2.) Sie löſt das wichtigſte Problem: das Regulieren des Anzuges nach der Figur der Trägerin. Vom Bruſtteil des Badeanzuges führt durch einen am oberen Rückenteil angebrachten Ring, der vorne zu ſchließende Gürtel. Durch Anziehen oder Lockern des Gür⸗ tels wird der Anzug der Figur tadellos angepaßt. Eine ganze Anzahl weiterer, nicht minder intereſſanter Neuerungen beſchreiben wir demnächſt. Wir müſſen uns auch beeilen, denn bis der Badeanzug 1934 ins Waſſer kommt... ſind die Entwürfe für die Bademode 1935 bei⸗ nahe fertig. 5 Seltſames Gebet Der Vater des Leibarztes des Königs Wilhelm J. von Holland, des bekannten Doktors Tilburg, war Prediger in einem der nördlichen Viertel von Amſterdam. Der Leibarzt war ein ſehr religiöſer Mann und wohnte ſtets dem von ſeinem Vater geleiteten Gottesdienſte bei. und nicht ſelten kam es vor, daß man ihn aus der Kirche an das Bett eines Patienten holte. Hatte er dann die Kirche verlaſſen, dann ließ der Alte in ſeiner Rede eine Pauſe eintreten und hielt folgende, die ärztliche Kunſt feines Sohnes in ſehr zweifel⸗ haftes Licht ſtellende Anſprache an ſeine Gemeinde: „Meine teuren Brüder, laſſet uns jetzt ein kurzes Ge⸗ bet gen Himmel ſenden für den armen Patienten, dem mein Sohn ſeinen ärztlichen Beiſtand leihen wird.“ Scharade: Schlafrock. Steigerungs⸗Rätſel: 1. Tuch—(von) Tucher. 2. Schneid— Schneider. Magiſches Moſaik: Werre ich is tha tu ie Ifir e un 4 le Lachende Well. „ 12 Ein Komiker ſoll operiert werden. * „Wie gefällt dir dein neuer Chef?“ „Ganz gut. nur iſt er ſehr intolerant.“ „Wieſo intolerant?“ „Er glaubt, nur ſeine Rechtſchreibung wäre richtig.“ (The Watchman) . N 5 Mißverſtändnis. ta 9 8 beim Kaufmann:„Für einen Groſchen Schweizer⸗ e f Verkäuferin:„Weniger als ein Viertelpfund kann ich nicht geben.“ h 5 Hans:„Das iſt auch genug.“ „Habe ich Sie nicht ſchon einmal raſiert, mein „Nein, die Wunde ſtammt aus dem Kriege!“ * Herr?“ * Im Bilde. „Kennen Sie Tannhäuſer?“ „Nein, aber zum Beiſpiel Nordhäuſer finde ich vor⸗ züglich.“ 5 „Wollen Sie das große Kochbuch für ſieben Mark oder das kleine für drei Mark haben?“ N „Ich denke, das kleine wird genügen... wir ſind keine ſtarken Eſſer!“ i ens gerissen. F. LIERERH ANN. SoRKNEKSE RG. Regierungsrat u. stöndiger Vertreter des Chefs der Berliner Kriminalpolizei us O. TRE TTI RN. kriminaldirektor om Polizeipräsidium Berlin Mit einem Geleitwort von Polizeiprösident von Levetzow 300 Seiten, 12 Bilder.— Pappband NM. 4.—, Leinen NM. 4.8 Aus dem Inhalt: Der Kleinbürger wird zum Mörder/ Abseitige Leiden- schoften/ Der Gegnerolstabschef des Prager Korps/ Dis Tragödie des Detelktivs ¶ Der Mord in Bürgerbruch/ Die Menschenfalle/ Seidenfoden/ 0 Um Nichts/ Tante Moriechenꝰ/ Der Fund d. d. Mühlendummschleuse/ Au der Menschenjagd/ Der verräterisch Buchstabe/ Der Mord ohne Motiy us. VERLAG UNIVERSITAS e BERLIN D „ 7525 00 Werdet 15 Mitglied 8 der 5 1 ö NS Volks 1 i 8 wohlfahrt! Nagẽ re i e eee Sta · prospełt mit pteisaus schreiben heding. ae 5 Phetohändlep EAN 4 Sodafrei muß es sein 1 .