S Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die großſpaltige mm⸗Zeile 4 Pfg. Reklamen 12 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Annahmeſchluß für Inſerate vorm 9 Uhr. D. A. V. 34 1225 Tages. und finzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitigz, „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantwortlich: Für Schriftleitung und Anzeigen G. Härdle. Druck und Verlag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 34. Jahrgang Freitag, den 6. Juli 1934 N Von Woche zu Woche Poljtiſche Betrachtungen zum Jeitgeſchehen. Völlig überſchattet von den großen innerpolitiſchen Er⸗ eigniſſen dieſer Tage ſind inzwiſchen auf dem Gebiet der Landwirtſchaft politiſche Entſcheidungen von allergrößter Bedeutung gefallen, Entſcheidungen, die ſich nicht etwa auf die Löſung gegenwärtig beſonders dringender Probleme beſchränken, ſondern die überhaupt für die praktiſche Geſtal⸗ tung nationalſozialiſtiſcher Landwirtſchaftspolitik von dauerndem Wert ſind. Es handelt ſich um das, wie es ſich anſpruchslos nennt, Geſetz zur Ordnung der Getrei⸗ dewirtſchaft, das in nur acht Paragraphen fundamen⸗ tale Erkenntniſſe einer neuen Landwirtſchaftspolitik geſetz⸗ lich erfaßt und dieſen Erkenntniſſen dadurch praktiſche Wir⸗ kungsmöglichkeiten gibt. Auf eine Zeit von vielen Jahren hinaus wird jetzt eine Neuregelung in der Getreidewirtſchaft vorgenommen, die in entſcheidenden Punkten ſich an ge⸗ wiſſe Uebergangsbeſtimmungen des letzten Jahres anlehnt, in vielem aber weit darüber hinausgeht. Der Geſetzgeber hat nicht nur dafür geſorgt, daß dem Bauern eine Gewähr für die zweckmäßige und für ihn rentable Verwertung des Getreides gewährleiſtet wird, ſondern daß auch die Ver⸗ braucherſchaft eine Sicherheit erhält, einmal eines Höchſt⸗ preiſes, der unter keinen Umſtänden überſchritten werden darf, zweitens die Sicherheit, in jedem Fall mit Brotge⸗ treide bzw. mit Mehl zu angemeſſenem Preis verſorgt zu werden. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß bei dieſem Geſetz wie bei allen großen Rahmengeſetzen das Weſentliche die prak⸗ tiſche Anwendung und die Durchführbarkeit ſind. Aber man hat ja auf dieſem Gebiet bereits in den letzten anderthalb Jahren ſo viele Erfahrungen ſammeln können, daß ein Erfolg des Geſetzes als ſicher zu gelten hat. Das Gewölk am n Himmel, verur⸗ ſacht durch die bekannten Transferſchwierigkei⸗ ten, hat ſich gelichtet. Nicht nur mit der Schweiz, ſon⸗ dern auch— was bedeutend wichtiger iſt— mit England iſt eine Verſtändigung erzielt worden. Seit der Weltwirt⸗ ſchaftskonferenz iſt das Beſtreben der deutſchen Regierung, zunächſt einmal im Innern die wirtſchaftliche Ordnung zu feſtigen und dann erſt den Verſuch zu unternehmen, all⸗ mählich auf dem Wege zweiſeitiger Abkommen mit anderen Staaten die beſtehenden internationalen Wirtſchaftshinder⸗ niſſe zu beſeitigen. Die Regelung des Transfers der Dienſte auf die beiden Reichsanleihen, ſoweit England in Frage kommt, ſtellt einen erſten Schritt auf dem Wege dar. Zu dem neuen Abkommen machte Miniſterialdirektor Dr. Ritter nähere Ausführungen vor Vertretern der Preſſe. Er wies zunächſt darauf hin, daß durch dieſes Abkommen ein Kon⸗ flikt vermieden worden ſei, der für beide Länder eine ſtarke Belaſtung ihrer wirtſchaftlichen Beziehungen bedeutet hätte. Es wäre eine ſcharfe Diskuſſion entſtanden, von der nun beide Teile verſchont bleiben. Weiter ſei zu betonen, daß die engliſche Regierung bisher den Grundſatz vertreten habe, daß ſie ſich nicht an Sonderabmachungen in der Transferfrage beteilige, ſondern daß ſie nur mit der Ge⸗ ſamtheit der Gläubiger verhandele. Was die zur Trans⸗ ferierung in Frage kommenden Beträge angehe, ſo wies Miniſterialdirektor Dr. Ritter darauf hin, daß dieſe irgend⸗ wo herausgeſchnitten werden müſſen; man müſſe alſo an den Einfuhren kürzen, die wir ſonſt im kommenden halben Jahr aus unſeren Deviſen hätten bezahlen können. Aller⸗ dings ſei der Transferbetrag nicht ſehr erheblich, es käme für das halbe Jahr etwa ein Betrag von acht bis neun Millionen Reichsmark an Zinſen für Dawes⸗ und Poung⸗ anleihe in Frage. Am 8. Juli werden ſich in Paris die Verbände der ehe⸗ maligen Kriegsteilnehmer zu einem Kongreß verſammeln, der nicht ganz ohne politiſche Folgen ſein dürfte. Denn bei dieſem Kongreß wird auch über die bisherige Arbeit der Regierung Doumergue geſprochen werden, und vom Ergebnis der Kongreßberatungen dürfte es abhängen, wie lange ſich dieſes Kabinett der nationalen Konzentra⸗ tion in Frankreich noch hält. Es gibt ſogar Leute in Pa⸗ ris, zu denen z. B. der Profeſſor der Philoſophie und Spre⸗ cher der franzöſiſchen Neu⸗Sozialiſten, Deat, gehört, die von dieſem Kongreß geradezu eine Wendung in der politiſchen Entwicklung erwarten. Denn Deat iſt ſo weit gegangen, in einer Zeitung, dem„Oevre“, den Beginn einer Revolution für den 8. Juli 1934, nachmittags einhalb zwei Uhr, anzu⸗ ſagen. Man braucht natürlich Herrn Deat nicht aufs Wort zu glauben, und hat— trotz der vielen Unruhen und Stra⸗ ßenkämpfe der letzten Zeit— kaum Anlaß anzunehmen daß es in Frankreich demnächſt eine Revolution geben wird, und daß gar der Kongreß der ehemaligen Kriegsteilneh⸗ mer ſich für eine Reform der Verfaſſung und des Regie⸗ rungs⸗ und Parlamentsbetriebes in Frankreich einſetzen wird. Nach dem, was man bisher über die Reformpläne dieſer zahlenmäßig außerordentlich ſtarken Verbände er⸗ fährt, ſoll zunächſt das Wahlrecht abgeändert werden, das nach der bisherigen Praxis den wahren Willen des Volkes nur unvollkommen wiedergibt. Das Parlament wollen die Kriegsteilnehmer beibehalten, aber ſeine Befugniſſe nament⸗ lich für die Regierungsbildung ſollen erheblich beſchnitten werden. Dieſer Reformplan der Kriegsteilnehmer wird ſo⸗ zar von einigen Kreiſen der radikalen Partei, die doch bis⸗ 5 als die demokratiſchſte Partei in Frankreich galt, unter⸗ ſtützt, namentlich von Daladier, dem man immer ſchon nach⸗ agte, daß er ein Anhänger des autoritären Staatsgedan⸗ kens und des Führerprinzipes ſei. 1 Gteckt Frankreich dahinter! Senſationelle Enthüllungen eines amerikaniſchen Nach⸗ richtenbüros.— Barthou war über das Komplott unler⸗ richtet! London, 5. Juli. Von Seiten glaubwürdiger diplomaliſcher Verkreter einer großen nichkdeutſchen europäiſchen Macht erfährt die United Preß, daß Frankreich bereits vor einigen Wo⸗ chen über das großaufgezogene Komplokt Schleichers gegen Hitler unterrichtet geweſen ſei. Die offizielle deutſche Mit⸗ keilung, daß Schleicher mit einer ausländiſchen Macht in Brbindung geſtanden habe, wurde anfänglich im Auslande nicht ſehr ernſt genommen. Sie beginnt aber jetzt in offi⸗ ziellen Kreiſen mehr und mehr Glauben zu finden, und man iſt der Anſichk, daß eine Reihe von Umſtänden auf Frankreich hindeufek. Ein ſehr bekannker deulſcher Jour⸗ naliſt in Paris ſoll, wie beſtimmk verſichert wird, der Mit⸗ kelsmann zwiſchen Schleicher und der franzöſiſchen Kegie⸗ rung geweſen ſein. Die Schleicher⸗Verſchwörung ſoll angeblich Barthou vor kurzem veranlaßt haben, dem Vertreter einer europäiſchen Macht mitzuteilen, daß Frankreich nicht bereit ſei, Deutſchland irgendwelche Konzeſſionen in der Rüſtungsfrage zu machen, da die Tage des Hitler⸗Regimes in Deutſchland gezählt ſeien. Wie der United Preß weiter mikgeteilt wird, ſoll Bar⸗ thou bei dieſer Gelegenheit vertraulich erzählt haben, daß in Deutſchland ein Komplott gegen Hitler beſtehe, deſſen kreibende Kraft der frühere Reichskanzler, Ge⸗ neral von Schleicher, ſei. Dieſe Juſammenhänge erſcheinen in hieſigen diplomakiſchen Kreiſen um ſo wahrſcheinlicher, als man wiſſen will, daß Schleicher während ſeiner Kanzlerſchaft mit dem franzöſi⸗ ſchen Generalſtab in geheimen Verhandlungen geſtanden habe, die zur Jeit ſeines Skurzes einer Vereinbarung ſehr nahe geweſen ſeien. Berliner Preſſeſtimmen zu den Enkhüllungen. Zu den Aufſehen erregenden Enthüllungen der United 15 nehmen faſt ſämtliche Berliner Blätter bereits Stel⸗ ung. Die„Deutſche Allgemeine Zeitung“ erinnert daran, welche Hoffnungen ſich die franzöſiſche Regierung auf einen Sturz des Hitlerregimes gemacht hat und welche verhäng⸗ nisvolle Rolle dieſe Hoffnungen in der internationalen Po⸗ litik geſpielt haben, die zu dem franzöſiſchen„Nein“ an England und im Anſchluß daran zum Fiasko der Abrü⸗ ſtungskonferenz führten. Daß es Deutſche gegeben hat, die ſchon längere Zeit mit einer fremden Macht gegen ihr Va⸗ terland ſich zu verbünden ſuchten, das iſt eine erſchüt⸗ ternde Nachricht. Daß dies in einer Zeit geſchah, in der wir im ſchwerſten Kampf um unſere Gleichberechtigung und um unſere wirtſchaftliche Exiſtenz ſtanden, ſtempelt die Tat zu einem beiſpielloſen Verbrechen. Denn dieſe Men⸗ ſchen haben gewußt, wer ein Intereſſe an dem Zuſammen⸗ bruch Deutſchlands hatte. Wir glauben in der Lage zu ſein, das Dakum mitteilen zu können, an dem Herr Barkhou dieſe Mitteilung gemacht hat. Am 30. Mai ſcheint Herr Barthou in Genf dem engli⸗ ſchen Delegierten hiervon Kennknis gemacht zu haben. Die engliſche Regierung hat ſoforkt in den Spalten der„Times“ Frankreich vor ſolchen Spekulationen warnen laſſen.„die niemals eine gute Grundlage für irgendeine Politik ſeien“. Der„Angriff“ ſieht in der Enthüllung den Beweis da⸗ für, wie notwendig und richtig die wohlüberlegten Maßnahmen des Führers waren, als er ſich entſchloß, dieſe Peſtbeule aufzuſtechen und die Leute erſchießen zu laſſen, die ſich ſoweit erniedrigten, mit einer ausländiſchen Macht in Verbindung zu treten, um die Politik des vom Führer ge⸗ führten geeinten Deutſchland zu hintertreiben. Die„Deutſche Zeitung“ ſchreibt: Man iſt erſtaunt und erſchüttert, wie Menſchen, die Wert darauf ge⸗ legt haben, daß man ſie als gute Soldaten anſieht, ſich dazu hergeben konnten, überhaupt mit ausländiſchen Stellen Ver⸗ bindungen anzuknüpfen. Im jetzigen Augenblick Landesver⸗ rat üben, iſt das ſchlimmſte Verbrechen, deſſen ſich ein Deutſcher ſchuldig machen kann. Der„Lokolanzeiger“ meint, daß einiger Grund zu der Annahme beſteht, daß die von der Anited Preß mitgekeilte Lesart in diplomatiſchen Kreiſen gut beglaubigt iſt. Iſt ſie das aber, dann ergibt ſich ohne weiteres, wie ſich im Falle des ſo energiſch unterdrückten Komplokks Hochverrat und Landesverral die Hand gereicht haben. Ueber eine Geſin⸗ nung, die mit dem Land paktiert, mit dem um die deutſche Gleichberechtigung gerungen wird, braucht man kein Arkeil abzugeben. Der Kommentar des„Berliner Tageblattes“ lautet: „Nach dieſer Darſtellung hätte General von Schleicher nebſt ſeinen Mittelmännern als Privatmann Fühlung mit Frankreich genommen. Wenn auch nur weſenkliche Punkte dieſer Darſtellung zukreffen, ſo hällen wir es hier um einen Akt des Lan⸗ desverrates zu kun, der kaum ein Beiſpiel in der Ge⸗ ſchichte finden würde, namentlich wenn man erwägt, daß der Mann, dem dieſe Handlungsweiſe zugeſchrieben wird, ein deutſcher Offizier und eine Zeitlans Wehrminiſter und Kanzler war.“ Der„Deutſche“ erklärt:„Uns, die wir wiſſen, wie feſt Adolf Hitlers Führung im deutſchen Volk und in der deut⸗ ſchen Arbeiterſchaft verankert iſt, war die Hoffnung man⸗ cher ausländiſchen Kreiſe auf einen Sturz des nationalſozig⸗ liſtiſchen Stagtes unfaßbar. Heute wiſſen wir, aus weſch Adolf Hitler und ſeine Männer ſeien nicht zu krennen. Wer dunklen und trüben Quellen dieſe Hoffnung genährt werden konnte. Das Verbrechen, das der Herr von Schleicher und eine Mittelsmänner an Führer und Volk begangen haben, war alſo nicht nur Hochverrat, ſondern auch Landesverrat.“ Dementi des franzöſiſchen Boiſchaſters Die franzöſiſch Botſchaft erklärte auf eine Anfrage hin⸗ ſichtlich der von der Berliner Preſſe heute nachmittag in ſenſationeller Aufmachung wiedergegebenen Depeſche der United Preß über die Rolle, die Frankreich angeblich bei den Ereigniſſen vom 30. Juni geſpielt habe, daß ſie in der Lage ſei, dieſe widerſinnige Fabel auf das Entſchiedenſte zu de⸗ mentiercn. Gegen falſche Propheten und Reaktion Rede des Staatsrates Görlitzer⸗Berlin in Marburg. Marburg(Lahn), 5. Juli. Partei und Studentenſchaft veranſtalteten eine ein⸗ drucksvolle Kundgebung, auf der Staatsrat Görlitzer⸗Berlin das Wort ergriff. Es iſt, ſo führte er aus, eine glatte Verdrehung, wenn zwiſchen uns und gewiſſen kon ſervativen Debat⸗ tierklubs nur ein Unterſchiedin der Taktik be⸗ ſtanden haben ſoll. Welten haben uns getrennt und werden uns immer von ihnen trennen. Dieſe unüberbrückbare Kluft zeigt ſich heute in der Reaktion. Reaktion iſt einfach das, was nicht mitmacht. Wer ſo kul, als gehöre er zu uns, uns aber in Wirklichkeit be⸗ kämpft, vor allem wer uns erſt Bedingungen ſtellt, der iſi ein Regktionär. Somit hat der Begriff Reaktion einen durch⸗ aus feſten und klaren Sinn. Man ſagt, der Staat organiſiere zu viel, und man ſcheut ſich nicht, dabei auf den Bolſchewismus hinzuweiſen. Eine Organiſation, die die konfeſſionelle Jugend von anderthalb Millionen auf eine knappe halbe Million herabgedrückt hat, muß gewiſſen Leuten allerdings ein Grauen ſein. Man verkennt hier bewußt, daß die Revolu⸗ tion des 20. Jahrhunderts nicht bolſchewiſtiſch iſt, ſondern gerade aus der heroiſchen, gottgebundenen Perſönlichkeit hervorwächſt. Sie allein iſt auch nur fähig, Geſchichte zu machen. Und wenn da sim Nationalſozialismus geſchieht, ſo 1005 man verächtlich von einer befohlenen Geſchichtsaauf— aſſung. Die Alternative: Gläubige und Ungläubige kann uns nich tberühren, weil ſie von vornherein einſeitig verzerrt iſt. So haben ſich im Nattonalſozialismus nur tief⸗ gläubige Menſchen zuſammengefunden; aber ſie haben ſich an keine Dogmen gebunden. Vor allem ſchwindel heute das Berſtändnis dafür, daß man von einer volitiſchen Weltmachk im Auslande ſich kirchliche Befehle geben läßt. Die Behauptung, Deutſchland würde ſich aus jeder Welt⸗ politik ausſchalten, wenn es nicht mehr reſtlos chriſtlich wäre, iſt unwahr, denn die Juden haben eine weltpolitiſche Stellung ohnegleichen behauptet. Dieſe vornehme Großzü⸗ gigkeit des Staates in religiöſen Dingen iſt naturgemäß 11 0 beiden Konfeſſionen fremd, weil ſie auf Dogmen auf⸗ auen. Aehnlich wahnwitzig wie der verſteckte Vorwurf der Irreligioſität iſt die Unterſtellung, als würde in Deutſch⸗ land ein Vernichtunaskrieg gegen den Geiſt geführt. Niemals hätte Adolf Hitler ſeinen Kampf gewin⸗ nen können, wenn er nicht alle Kräfte des Geiſtes einge⸗ ſetzt hätte. Der Nationalſozialismus weiß genau, daß er außer der Erfaſſung des ganzen Volkes einen feſten Kern behal⸗ ten muß. Hier liegen ſeine ſtärkſten Kräfte und dagegen richtet ſich auch die Anklage der Reaktion. Es iſt behaup⸗ tet worden, daß das ſogenannte Einparteiſy⸗ ſte im eine geſchichtliche Uebergangserſcheinung ſei. Dazu iſt zu ſagen, daß die Herren, die das behaupten, froh ſein würden, wenn ſie ſchon 1928 oder 1929 zu uns gekommen wären. In dieſem Zuſommenhang aber dem Auslande das Stichwort Terror zu geben, nennt man normalerweiſe Landesverrat. Wenn weiter behauptet wird, es ſeien marxiſtiſche Programmpunkte durchgeführt worden, ſo muß man antworten: eine ſchlimmere Verächtlichmachung des deut⸗ ſchen Sozialismus iſt kaum denkbar. Nichts kann auf der anderen Seite die ſozialiſtiſche Po⸗ litik deutlicher zeigen und den marxiſtiſchen Anwurf wider⸗ legen als die ungeheure Leiſtung, Millionen von Volksge⸗ noſſen in kurzer Jeit wieder einigermaßen in Arbeit und Brot gebracht zu haben. Was unter einer ſchwarzroken Re⸗ gierung in langen Jahren vernichtet worden iſt, hat der Nationalſozialismus in kurzer Zeit wieder aufgebaut. Und dabei mußte er noch die Störungsarbeit der reaktionären Elemente erkragen. Zum Schluß ging Staatsrat Görlitzer auf die füng⸗ ſten Ereigniſſe ein. Sie haben bewieſen, daß es in erſter Linie auf charakterlich zuverläſſige Leute ankommt. Der Schlag gegen die Meuterer und ihre Hinkermän⸗ ner war lange vorbereitet und wurde nur aus außen⸗ politiſchen Gründen zurückgeſtellt. N Wenn fetzt, ſo erklärte Staatsrat Görlitzer zu den S A⸗ Männern gewandt, viele völlig unſchuldig von allgemei⸗ nen, äußeren Maßnahmen betroffen würden, ſo könne er durchaus ihren Schmerz verſtehen. Es handele ſich aber um generelle Maßnahmen. 5 a Die SA als Ganzes habe ſich ausgezeichnet gehalten und werde geläutert in neugeſtärkter Form wiedererſtehen, hiermit noch Geſchäfte machen wolle, merde ſchwer enlk⸗ fänſcht ner don. 5„ 2 214 2 Ae Fr Vollmachten des Reichswirtſchaſtsminiſters Zu allen wirtſchaftlichen Maßnahmen berechligt. Berlin, 6. Juli. Das Geſetz über wirtſchaftliche Maßnahmen wird jetzt veröffentlicht. Der Paragraph 1 hat folgenden Wortlaut: 1. Der Reichswirkſchaftsminiſter wird ermächligt, inner⸗ halb ſeines Geſchäftsbereiches alle Maßnahmen zu kreffen, die er zur Förderung der deutſchen Wirkſchaft ſowie zur Verhütung und Beſeitigung wirtſchaftlicher Schädigungen für notwendig hält. Soweik die Maßnahmen auch in den Geſchäftsbereich eines anderen Keichsminiſters fallen, wer⸗ den ſie im Einvernehmen mit dieſem gekroffen. 2. Die auf Grund des Abſatz 1 gekroffenen Maßnah⸗ men können von den beſtehenden Geſetzen abweichen. Ende der Neichs⸗ und Gauleitertagung Eine Anſprache von Rudolf Heß. Flensburg, 6. Juli. Zu Beginn des 5 Tages der Reichs⸗ und Gaulei⸗ tertagung der NSDAP erſchien, wie die NSͤ meldet, der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß. Er gedachte in einer kurzen Anſprache der Ereigniſſe, die zur Säuberungsaktion innerhalb der SA⸗Führung führten. Durch den verdienten Tod von einem Dutzend Meuterern ſei ein furchtba⸗ res Blutbad vermieden worden. Der Stellvertreter des Führers hob insbeſondere die diſziplinierte Haltung der politiſchen Organiſation und den aufopfernden Einſatz der SS in dieſen Tagen hervor. Er bekonte dabei aber, daß dieſe Sauverungsarton in⸗ nerhalb der oberen Führung der SA nichts zu kun habe mit den SA- Männern ſelbſt. Die Partei werde jeder Beleidi⸗ gung und Mißachtung der SA mit aller Schärfe entgegen kreten. Am Nachmittag fand die Reichs⸗ und Gauleitertagung ihren Abſchluß mit einem von großen weltanſchaulichen Ge⸗ ſichtspunkten getragenen Vortrag des Reichsleiters Alfred Roſenberg. Das Meſeritzer Todesurteil Die Begründung.— Kein RKeligionsſtreit. Meſeritz, 6. Juli. In der Begründung zu dem Todesurteil im Gollmützer Prozeß führte der Vorſitzende u. a. aus: Der ermordete Elsholz war das geiſtige Oberhaupt der Ortsgruppe Goll⸗ mütz der NSDAP. Eine perſönliche Feindſchaft beſtand zwi⸗ ſchen dem Ermordeten und dem Verurteilten nicht. In Goll⸗ mütz herrſchen beſondere Verhältniſſe. Für viele war die Mitgliedſchaft bei der S A oder der Partei nur eine äußere Sache. Sie beſaßen keine Kenntniſſe von der Partei ſelbſt. Die SA⸗Männer kannten nicht einmal die Rangunterſchiede. Den Einwohnern war nur äußerlich dar⸗ um zu tun, der NSDAP anzugehören. Es iſt kein Schatten eines Beweiſes dafür erbracht wor⸗ den, daß es ſich um einen Religionsſtreit gehandell hal. Im Gegenteil, die Religion benutzten dieſe Leute als Deckman⸗ kel zur Bekämpfung der Parkei. Der Angeklagte ſtand auf der Seite der Gegner der NSA und war Mitglied der Deutſchen Jugendkraft. Er hat ſich ſchwer geärgert über die pflichtgemäße Arbeit der Partei. Aus diesen Verhältniſſen iſt es in dieſen begrenz⸗ ken Kreiſen zu verſchiedenen Zuſammenſtößen gekommen. S A⸗ Männer wurden verführt, ſich gegen ihre Führer zu ſtellen. Arbeitsdienſtfreiwillige wurden ge⸗ ſchmäht und ſogar Schimpfworte wurden gegen den Führer ausgeſtoßen. Der Angeklagte kämpfte mit Leidenſchaft da⸗ für, an dem Führer der Partei Rache zu nehmen, beſonders an derem geiſtigen Oberhaupt in Gollmütz, dem Parteige⸗ noſſen Kurk Elsholz. Beſprechungen fanden unter den Geg⸗ nern ſtatt. Da fiel zuerſt das Wort vom Totſchlagen. Der ſtellvertretende Leiter der Deutſchen Jugendkraft hat ſich ge⸗ rade darüber mit dem Angeklagten nachdrücklichſt unterhal⸗ ten. Der Lehrer des Ortes, der der geiſtige Urheber jener Kreiſe geworden iſt, hat ſich gerade mit dem Mörder darüber unterhalten und ihm geſagt:„Du biſt doch der richtige Mann dazu!“ Dieſe Aeußerung hat in der Seele des Angeklagten Wurzel geſchlagen. Unter dieſem Einfluß iſt bei Meißner der Plan entſtanden, gegen das geiſtige Oberhaupt der Bewegung vorzugehen. Der Vorſatz des Mordes tritt klar hervor, Meißner hat planmäßig ge⸗ handelt. 1 ͤ——PTTTTT——TTTT—T—T—————————— Am hallen diner Jian Roman von Liane Sanden 31 Lena Heuſchner hatte ſich inzwiſchen in dem Betriebe von Juſties vollkommen eingearbeitet. Es ging ihr und auch Juſties eigentümlich. Nach den erſten Tagen hatten ſie beide das Empfinden, als ob ſie ſich ſchon jahrelang kennen müßten. Juſties hatte ſchon viele und geſchickte Buchbinder gehabt. Aber noch niemals einen Menſchen, der geradezu inſtinktiv auf alles einging, was er künſtle⸗ riſch dachte. Noch ehe er etwas ausgeſprochen, hatte Lena ſchon in ſich aufgenommen, was Juſties wünſchte. Ihre kleine Werkſtatt ſah wie ein Schmuckkaſten aus. Sie ging mit den koſtbaren Einbandmaterialien um wie mit leben⸗ den Weſen. And dennoch ging ihr die Arbeit flinker von der Hand als irgendeinem anderen. Auch bei dem anderen Perſonal war ſie ſehr bald beliebt. Und die mißtrauiſche Abneigung gegen„die Mächens“ im Betriebe war ſehr ſchnell gewichen. Beſondere Hochachtung hatte ſich Lena erworben, weil ſie bei einem Unglücksfalle ſo ſchnell und tapfer eingegriffen, ehe noch der Arzt zur Stelle war. Einer der Lehrlinge war durch Unachtſamkeit mit der Hand in ein großes Schneidemeſſer geraten und hatte ſich zwei Finger bis auf die Handwurzel eingeſchnitten. Lei⸗ ſchenblaß, taumelnd vor Schreck und Blutverluſt war der Junge aus einem der kleinen Werkſtättenräume hervor⸗ gekommen und gerade Lena Heuſchner im Gange über den Weg gelaufen. Da hatte ſie, ohne lange zu lamentieren und zu überlegen, den Jungen ſofort ins Sanitätszim⸗ mer geſchafft und unterwegs nur dem MWeiſter Beſcheid geſagt, daß man den Arzt anrufen möchte. Ehe die ande⸗ Arbeiter noch zuſpringen konnten, hatte ſie den Jungen kunſtgerecht verbunden und ſich dabei ſo tapfer und ge⸗ ſchickt benommen, daß der Arzt des Lobes voll war. Seit dieſem Ereignis war Lena als gleichberechtigt im Betriebe anerkannt, ja ſogar eine Stufe über all die Männer her⸗ ausgehoben. Man begegnete ihr mit einer Zartheit, die zu dem oft rauhen Ton in einem merkwürdigen Gegenſatze Politiſches Allerlei Reichskriegertag endgültig abgeſagt. Der Reichskriegertag, der in Kaſſel ſtattfinden ſollte, iſt jetzt endgültig für dieſes Jahr abgeſagt worden. Der nächſte Reichskriegertag findet 1935 in Kaſſel ſtatt. Rechtsanwalt beim Keichsgericht verweigert deutſchen Gruß. Zu Beginn der Donnerstagſitzung des dritten Strafſe⸗ nats des Reichsgerichts hat der als Verteidiger auftretende Rechtsanwalt Dr. Guſtav Melzer ſich geweigert, dem eintre⸗ tenden Senat den deutſchen Gruß zu erweiſen. Der Vor- ſitzende forderte den Anwalt zweimal auf, die rechte Hand zu erheben. Als dies nicht geſchah, zog der Senat ſich zu⸗ rück und verkündete nach kurzer Beratung:„Die Verweige⸗ rung des deutſchen Grußes trotz wiederholter Aufforderung bedeutet eine erhebliche Störung der Sitzung im Sinne des Gerichtsverfaſſungsgeſetzes. Rechtsanwalt Dr. Melzer wird deshalb von der weiteren Teilnahme an der Sitzung aus⸗ Jzeſchloſſen.“ „Politik iſt kein Kinderſpiel“ Wüſte Hetze und eine richtige Ankwork. 8 Saarbrücken, 6. Juli. Die Pariſer Preſſe hat bisher, wenn man von ihrer grundſätzlich feindſeligen Einſtellung gegenüber Deutſchland abſieht, zu den letzten Ereigniſſen größte Zurückhaltung be⸗ wahrt. Nun plötzlich, ſo heißt es in einer Drahtmeldung des Pariſer Korreſpondenten der„Saarbrücker Zeitung“, läßt ſie jede Hemmung im Stich und eröffnet ein Trom⸗ melfeuer gegen Deutſchland, deſſen Gehäſſigkeit kaum in den ſchlimmſten Tagen des Ruhrkampfes und der rheiniſchen Separatiſtenzeit übertroffen worden iſt. Es genügt, um nur ein einziges Beiſpiel herauszugreifen, wenn man er⸗ wähnt, daß die radikale„Ere Nouvelle“, das amtliche Par⸗ teiorgan, das Blatt des Miniſters Herriot, in ſeiner Ueber⸗ ſchrift den Reichskanzler„den Mörder Hitler nennt. Was ſich die chauviniſtiſchen Blätter leiſten, namentlich das„Echo de Paris“, iſt ſchon gar nicht mehr wiederzugeben. Es iſt ſo ſchlimm geworden, daß der bekannte franzöſiſche Schrift⸗ ſteller Clement Bautel ſich genötigt ſieht, im„Journal“ fol⸗ enden Proteſt gegen die doppelte Moral der franzöſiſchen Preſſe zu erlaſſen:„Ich leſe jeden Tag Artikel, in denen Hitler als ein Irrſinniger, ein Schlächter, ein Gangſter, ein wildes Tier, ein Kannibale bezeichnet wird. Man ſpricht von einer„deutſchen Veſper“, und man gibt entſetzliche Schilderungen von der„Nacht der Selbſtmorde und Erſchießungen“.. 5 8 Aber es handelt ſich dort um eine politiſche Tragödie, und welches Volk hat derartige Tragödien nicht in ſeiner Geſchichte zu verzeichnen? Unker der Monarchie in Frank ⸗ reich ging man auch nicht zark mit den„Jeinden des Staats“ um. Leſen wir nur einmal die erſchreckenden Be⸗ richte auch über die Zepkembermorde bei der großen Re- voluklon durch, und wie wurden die Verſchwörer unker Na⸗ poleon J. behandelt? 8 5 5 Aber kürzen wir ab: Kommen wir gleich auf die Ge⸗ ſchichte der Kommune von 1871 zu ſprechen, dieſer Kommune mit den Erſchießungen der 72 Geiſeln und mit der Erdrückung der Kommune durch das Verſailler Heer, einer wütenden beiſpielloſen Unterdrückung, die beinahe ſchon ein Blutrauſch war, und in deren Verlauf über 30000 Männer und Frauen ohne jedes Urteil einfach er⸗ ſchoſſen wurden. 5: In allen Ländern iſt das Recht der legitimen Berkeidi⸗ gung oft genug vom Skaak angewandt worden. Erinnern wir uns nur— es iſt beinahe geſtern geweſen— daran, daß in Akhen mehrere griechiſche Miniſter und in Konſtan⸗ tinopel mehrere kürkiſche Miniſter aufgehängt wurden. Die Politik iſt eben kein Kinderſpiel.“ Keine Trauerkleidung für den Prinzgemahl 5 Haag, 5. Juli. Amtlich wird bekanntgegeben, daß die Beiſetzung des Prinzgemahls Heinrich erſt am Mittwoch den 11. Juli ſtattfinden wird. In Uebereinſtimmung mit einem wiederholt vom Prinzgemahl geäußerten Wunſch ſollen, wie weiter mitgeteilt wird, bei der Beſtattung keine Trauerfarben getragen werden. Der Leichenwagen und die Pferde werden weiß behängt. Da es der Wunſch des Verſtorbenen iſt, von äußerlichen Zeichen der Trauer Abſtand zu nehmen, wird bei der Beiſetzung weder die Königin noch die Thron: folgerin in Trauerkleidung erſcheinen. 8 8 ſtand. Juſties bemerkte das mit einer innerlichen Freude. War er doch ſelbſt, ſeitdem dies kleine, zarte Mädel hier im Hauſe war, wie umgewandelt. Was doch die An⸗ weſenheit einer Frau tun konnte, wenn es eine Frau war wie Lena!— Auf einmal war ihm das ganze Haus noch tauſendmal lieber geworden. Er ſpürte keine Ermüdung mehr, keine Arbeitsüberlaſtung. Ja ſogar die ſchwere Zeit, die ſich täglich mehr und mehr bemerkbar machte, konnte ihn nicht mehr ſo niederdrücken wie vor Lenas Eintritt hier. Ging er durch den Korridor und ſah er durch die Glastür der Werkſtatt ihr feines Profil, wie es ſich auf⸗ merkſam auf eine Arbeit beugte, ſo erſchien ihm der ganze Tag hell und licht. So oft er konnte, machte er ſich irgend etwas in Lena Heuſchners Nähe zu tun, nur um ihr warmes Lächeln zu ſehen, ihre ſanfte Stimme zu hören. Es erging ihm ſeltſam. Er fühlte ihr weiblich rührendes Weſen ganz ſtark und unmittelbar. And doch hatte er ihr gegenüber nichts vor dem ſcheuen Mißtrauen, das ihn ſeit ſeiner Liebesenttäuſchung immer wieder vor Frauen zu⸗ rückweichen ließ. In ſtillen Abendſtunden freilich, wenn die Werkſtätten geſchloſſen waren, verſuchte er ſich zur Wirklichkeit zurückzufinden. „Achtung“, ſagte er ſich dann,„gerätſt du wieder ein⸗ mal ins Träumen, du Tor? Biſt immer noch nicht klug geworden? Einmal haſt du einen ſolchen Traum von Glück und Zärtlichkeit mit vielen Monaten des Leides bezahlt. Willſt du ſchon wieder die Wirklichkeit vergeſſen? Sieh dich an und ſieh Lena geuſchner an— kannſt du wirklich glauben, ſie würde in dir etwas anderes ſehen als den Brotgeber?“ So ſprach er zu ſich, war er mit ſich allein. Kam aber das Zuſammenſein mit Lena Heuſchner, ſo zerſtob die Vernunft, wie der grämliche Nebel vor der Sonne. Dann wußte er nichts anderes mehr, als daß er glücklich war in Lenas Gegenwart. Hätte er ſie nur einmal länger ſprechen können, nicht immer nur ſo zwiſchen der Arbeit und immer in der Gefahr, daß irgendeiner von den Ar⸗ beitern und Angeſtellten dazwiſchenplatzen würde!— Aber wie ſollte er das anfangen? Lena einen Spaziergang nach Feierabend vorzuſchlagen, wagte er nicht. Sie einmal zu ſich aufzufordern, noch weniger, obwohl in dieſem Falle ſeine gute alte Haushälterin gern die Ehrendame geſpielt hätte: ſie hatte ſich ja über Lena ſehr freund⸗ Straßenkaͤmpfe in Amſter dam Kommuniſtiſche Unruhen an zwei Skellen. Amſterdam, 6. Juli. In mehreren Stadtteilen Amſterdams kam es zu eruſten Zwiſchenfällen, die ſich ſchließlich im Laufe der Nacht zu förmlichen Sktraßenkämpfen ſteigerten, und zwar zwiſchen einem ſtarken Polizeiaufgebol und einer aufrühreriſchen 1 die von kommuniſtiſchen Elemenken uſgeſtache wurde. Die Unruhen begannen bereits in den erſten Abend⸗ ſtunden in dem im 0 gelegenen Arteiterviertel Jor⸗ daan, in dem ſich eine größere Menſchenmenge zuſam⸗ mengerottet hatte, um gegen die Herabſetzung der Arbeits⸗ loſenunterſtützung zu proteſtieren. Bei Einbruch der Dun⸗ kelheit nahm die Lage einen bedrohlichen Charakter an. Die Aufrührer zerſtörten in verſchiebenen Straßenzügen die La⸗ ternen und errichteten Barrikaden. Die Polizei wurde fer⸗ ner aus den Häuſern mit Blumentöpfen, Steinen und an⸗ deren Wurfgeſchoſſen bombardiert. Erſt nach umfangreichem Gebrauch der Schußwaffe konnte in den frühen Morgen⸗ ſtunden die Ordnung wiederhergeſtellt werden. Faſt gleichzeitig iſt es in Nen öſtlichen Stadtvierteln zu ähnlichen Zwiſchenfällen gekommen, wobei nur der An⸗ laß ein anderer war. Auf die Kunde, daß auf dem Ambon⸗ plein eine Verſammlung der nationalſozialiſtiſchen Bewe⸗ gung(NS) abgehalten werden ſollte, hatten ſich große Scharen marxiſtiſcher Elemente eingefunden, um die Ver⸗ anſtaltung zu ſtören. Die Polizeibeamten wurden mit Pfla⸗ ſterſteinen beworfen. Auch hier mußte des öfteren von der Schußwaffe Gebrauch gemacht werden. Bei den Zuſammen⸗ ſtößen gab es eine ganze Anzahl von Schwerverletz⸗ ten. Ob auch Tote zu beklagen ſind, ſteht noch nicht feſt. Die Nachiflüge „Erfahrungen im zioilen Nachtflugverkehr militäriſch i werklos.“ 9 London, 6. Juli. Die Frage des Nachtflugverkehrs und ſeiner zivilen und militäriſchen Bedeutung war Gegenſtand einer Ausſprache im engliſchen Unterhaus. Der konſervative Abgeordnete Simmonds erklärte, daß in Deutſchland wöchentlich 98 Nachtflüge durchgeführt würden, während es in England keinen ein⸗ zigen gebe. Der Nachtflieger verfüge über eine flugtechni⸗ ſche und navigatoriſche Erfahrung, die den militäriſchen Fliegern in Friedenszeiten beinahe verſagt ſei. Man gebe Deutſchland einen außerordentlichen Vorteil im Vergleich mit den engliſchen Nachtfliegern. Der Unterſtaatsſekretär im Luftfahrtminiſte⸗ rium, Saſſoon, erklärte, die Nachtfliegerei ſei eine der haupk⸗ ſächlichſten Aufgaben der engliſchen Luftſtreitkräfte und werde in viel größerem Ausmaße durchgeführt, als man glaube. 70 0 55 Flugzeuggeſchmader ſeien mit Nachkfliegern ausgebildet. Die Behauptung, daß die Erfahrung der zivi⸗ len Nachtflugpiloten beträchklichen Wert im Kriege haben würde, ſei vollſtändig unrichtig; denn die Zahl der bekref⸗ fenden Flieger ſei verſchwindend gering. Nicht nur ſei es unrichtig zu behaupten, daß Deutſch⸗ land ein Monopol der Nachtflugerfahrung beßgs, ſon⸗ dern es müſſe auch billigerweiſe geſagt werden, daß die Nachtflugerfahrung Deutſchlands in keiner Weiſe mit der Englands verglichen werden könne. 100 Todesopfer des Unabhängigkeitstages a Newyork, 5. Juli. Die Feier des amerikaniſchen Un⸗ abhängigkeitstages hat auch in dieſem Jahre wieder etwa 100 Menſchenleben gefordert. Im Gegenſatz zu früher iſt nur ein einziger Menſch durch einen Feuerwerkskörper t ö d⸗ Uuch verletzt worden, jedoch wurden in der Stadt Newyork allein 1900 Perſonen, meiſt Kinder, durch Feuerwerkserplo⸗ ſionen mehr oder minder ſchwer verletzt. Ihre Friſur hält beſſer und länger, wenn Sie nach jeder Kopfwäſche mit„Haarglanz“ nachſpülen. Dadurch wird das Haar neutraliſiert, es erhält Feſtigkeit, Elastizität und glänzt wunder⸗ voll.„Haarglanz“ liegt jedem Beutel Schwarzkopf⸗Schaum⸗ pon zu 20 Pfennig bei. Blonde nehmen die Sorte „Kamillen⸗Extrakt“, für dunkles Haar eignet ſich beſon⸗ ders die Sorte„Nadelholzteer“ Dann gibt es noch die neutrale Sorte mit„Veilchengeruch“ für jedes Haar. lich und anerkennend geäußert. Aber zu allem fehlte ihm im letzten Augenblick doch immer wieder der Mut. Wenn Lena abgelehnt hätte, das wäre ihm ein zu großer Schmerz geworden. Beſſer, ſich dieſer Gefahr gar nicht auszuſetzen. Da kam ihm ein Zufall zu Hilfe. Er hatte eines Tages gerade von einer Verſteigerung eine Kiſte alter Bücher und Stiche mit heimgebracht. Lena hatte wegen des Einbandes von einem neuen Werk etwas zu fragen und kam auf ſein Herein gerade dazu, wie er die Kiſte auspackte. „Darf ich vielleicht helfen, Herr Juſties“, fragte ſie beſcheiden, denn ſie ſah, daß der Chef von dem vielen Bücken ermüdet ſchien. „Aber das iſt doch keine Arbeit für Sie, Fräulein Heuſchnerk, wehrte er beinahe erſchrocken ab,„da kann ich mir doch ein paar Lehrlinge rufen. Sie ſollen ſich da nicht ſo bücken.“ b „Aber Sie bücken ſich und überanſtrengen ſich“, meinte Lena,„warum rufen Sie denn niemanden zu Hilfe, Herr Juſties.“ 5 Da ſchaute er ſie beinahe verlegen an: „Ja, ſehen Sie, die Jungens, die haben ſo grobe Hände — und ein paar dieſer Werke ſind ſehr wurmſtichig, der Einband zerfällt ſchon, ich habe Sorge, ſie gehen iR 5 nicht behutſam genug damit um.“ Da kniete Lena einfach neben ihm vor der Kiſte nieder. i Ich werde es beſtimmt ſorgſam machen, Herr Juſties, vielleicht darf ich Ihnen die Bücher zureichen und Sie legen Sie gleich zum Negiſtrieren auf den Tiſch?“ 5 Sie befand ſich nun dicht neben Juſties, ihr weiches Haar ſtrömte einen zarten reinen Duft aus, er ſah ihr helles geſenktes Profil, wie war es fein und lieblich! Ein zitternder Atemzug hob ſeine Bruſt.— Lena, die nicht wußte, was in ihm vorging, ſah erſchrocken auf, wie er ſich jetzt haſtig aufrichtete: a „Sie ſind mir doch nicht böſe, Herr Juſties? Vielleicht denken Sie, ich mache es nicht richtig. Aber ich will mir wirklich große Mühe geben.“ „Böſe?“ fragte Juſties zurück,„ach nein, ich freu' mich N Heuſchner.“ 8 r ſah ſie an, da wurde ſie dunkelro te ſich tief über die Kiſte. b b 8 8 Aus demladioclien laude Landesſynode an den Reichskanzler () Karlsruhe, 5. Juli. Bei der Sitzung der Evangeli⸗ ſchen Landesſynode ſandte der Landesbiſchof unter der einmütigen Zuſtimmung aller Anweſenden folgendes Tele⸗ gray; an den Reichskanzler Adolf Hitler: „Sottverehrter Herr Reichskanzler! „Die zu einer Tagung verſammelte badiſche evangeliſche Landesſynode ſpricht Ihnen ehrfürchtigen Dank aus für die Entſchloſſenheit, mit der Sie am 30. Junt unſer Volk vor großen Wirren bewahrt haben, und verſichert Sie rückhalt⸗ lofer Gefolgſchaft und Treue.“ Schwetzingen.(Goldene Hochzeit.) Schloſſermei⸗ ſter Nikolaus Bittorf und ſeine Ehefrau Anna geborene Kahrmann feierten das Feſt der goldenen Hochzeit. Der Jubilar iſt 77, die Jubilarin 71 Jahre alt. II Sinsheim a. d. E.(Miniſter Pflaumer be⸗ ſichtigte Stift.) Badens ſtaatliche Anſtalten für öffent⸗ liche Erziehung kamen in das Reſſort des badiſchen Innen⸗ miniſteriums. Von Flehingen, von einer Beſichtigung der dortigen Anſtalt kommend, traf Miniſter Pflaumer in Sins⸗ heim ein, um auch die hieſige Anſtalt, das Stift Sunnis⸗ heim, zu beſichtigen. In Begleitung des Miniſter befanden ſich Miniſterialdirektor Dr. Bader und Regierungsrat Dr. Kerſten. () Reihen bei Sinsheim.(Zwei Scheunen und ein Wohnhaus niedergebrannt.) Aus noch unge⸗ flärter Urſache brach abends gegen 10.15 Uhr in den zu⸗ ſammengebauten Scheunen des Erbhofbauern Wilhelm Heiß und des Bahnarbeiters Friedrich Epp Feuer aus, das die beiden Scheunen völlig einäſcherte. Von den Flammen wurde auch das Wohnhaus von Epp ergriffen, deſſen Dach, Trep⸗ penhaus und Aufgang niederbrannten. Das Vieh konnte mit knapper Not gerettet werden. Der Schaden iſt beträchtlich, jedoch mehr oder weniger durch Verſicherung gedeckt. In der Scheune von Heiß lagerten etwa 100 Zentner Heu. Die einheimiſche Feuerwehr wurde von der Feuerwehr von Sins⸗ heim unterſtützt, die mit ihrer Motorſpritze den Großbrand in etwa einer Stunde löſchte. Auch der Arbeitsdienſt von Sinsheim beteiligte ſich an den Löſcharbeiten. Anterſuchung über die Brandurſache iſt eingeleitet. () Marximiliansau.(Inbetriebſetzung der Li⸗ nole umfabrik.) In den nächſten Wochen wird die Li⸗ noleumfabrik hier ihren Betrieb wieder aufnehmen. Einſt⸗ weilen ſollen zunächſt 50 Mann wieder Beſchäftigung finden, man hofft jedoch, die Beſchaftsſtärke auf 200 Mann noch im Laufe dieſes Jahres ſteigern zu können. () Raſtatt.(112 er⸗Tag.) Der zweite große Re⸗ gimentstag dieſes Jahres wird am kommenden Samstag und Sonntag die Soldaten des ehemaligen Infanterie⸗Re⸗ iments 112 in unſerer Stadt zuſammenführen. Die Stadt iſt voll Erwartung der 3000 ehemaligen Infanteriſten, die in Mühlhauſen im Elſaß ihrer Militärdienſtpflicht genügten und ſich heuer zum Regimentstreffen angemeldet haben. ) Naſtatt.(Geiſtlicher ertrunken.) Beim Hü⸗ gelsheimer Bootshaus ertrank der 57 Jahre alte Miſter Bowell aus London. Es handelt ſich um einen engliſchen Geiſtlichen, der ſeinen Wohnſitz in Frankfurt a. M. hatte und alle 14 Tage die Gottesdienſte in der Anglikaniſchen Kirche in Baden⸗Baden abhielt. Freiburg.(13. Caritasktag in Freiburg.) Der Caritasverband für die Erzdiözeſe Freiburg e. V. hält ſatzungsgemäß alle zwei Jahre ſeine Generalverſamm⸗ lung ab, die zu einer größeren Caritastagung ausgeſtaltet wird. Dieſer Caritastag findet in dieſem Jahr vom 22. bis 25. Juli in Freiburg ſtatt. Am Montag, den 23. Juli, Uhr, iſt im St. Annaſtift, Hindenburgplatz 12, die Mitk⸗ gliederverſammlung, zu der wir hiermit alle Mitglieder des Caritasverbandes einladen. Die Beratungen des Caritas⸗ tages, an denen nur die Mitarbeiter des Verbandes keil⸗ nehmen, befaſſen ſich mit dem Thema„Das Weſen der Caritas“. O Freiburg.(Profeſſor Ludwig Sütterlin ge⸗ ſtorben) Hier ſtarb Dr. Ludwig Sütterlin, emeritierter ordentlicher Profeſſor für vergleichende Sprachwiſſenſchaft an Der Aniverſität Freiburg. r ẽ ũꝗ v TDbbßTbTbTTTTfTbTTbPfbfbPfPßfTPPpTPPrfbPfPfPGfPf Nun arbeiteten ſie eine Weile ſchweigend. Lena holte behutſam ein Buch nach dem anderen heraus. Mit einem bereitgelegten Lappen ſäuberte ſie es und reichte es dann zu Juſties herüber. Der hatte bereits ſeine Negiſtrie⸗ rungsliſten zurechtgelegt und trug ein jedes Buch ein. So ſchnell Lena auch arbeitete, fand ſie doch immer noch Zeit, ſich über Art und Herkunft dieſer Bücher zu unter⸗ richten. Juſties bemerkte ihr Intereſſe. „Mögen Sie derartige alte Bücher auch gern, Fräulein Heuſchner?“ Lenas Augen leuchteten auf: „O ja, Herr Juſties. Wenn man mit Büchern zu tun hat wie ich, dann hat man doch ein ganz perſönliches Verhältnis zu ihnen. Dann wird einem ſo klar, wie ſich die Zeiten, die großen und die kleinen, in den Büchern widerſpiegeln. Wenn ich ſo ein altes Buch in der Hand halte, wenn ich in ihm blättere und leſe, dann iſt es mir, ais ſprächen die Menſchen der vergangenen Epochen lebendig zu mir, Schon als Kind lockten mich die alten Bücher in der Bibliothek meines Vaters ganz beſonders. Jede freie Minute verbrachte ich bei ihnen. Wie oft habe ich deswegen Schelte bekommen, weil ich lieber mit den anderen Kindern mich in der friſchen Luft tummeln. ſollte. Aber dieſe alten Werke zogen mich mit einer, magiſchen Gewalt an. Vielleicht iſt dadurch auch die Neigung zum Buchbinden ſo ſtark in mir geweckt wor⸗ den. Die alten Bücher meines lieben Vaters ſind auch die einzigen, die wir trotz der allergrößten Not nicht fortgegeben haben.“ Juſties ſah intereſſiert auf: „And ſo beſitzen Sie alſo noch dieſe Werke? Was ſind es für welche? Haben ſie Wert für Bibliophilen?“ „Ich glaube ja, es ſind altitalieniſche Drucke, Novellen, Gedichte aus der Nenaiſſancezeit. Sie ſollten ſie nur einmal ſehen, Herr Juſties, wunderbarer Druck und Ein⸗ bände aus altem Brokat, zweifellos Genueſer Handwerk. Die ganze Ueppigkeit und der Glanz der Nenaiſſance taucht einem wieder auf, ſieht man dieſe Bücher.“ Sie hatte ſich in Eifer geredet, ihre Augen glänzten, ihr liebliches Geſicht bekam einen beſeelten und vergeiſtig⸗ ten Ausdruck. Sie ſpürte es nicht, wie hingeriſſen Eunſt Juſties ſie anſchaute. Plötzlich ſagte er: „Dürfte ich dieſe Bücher nicht einmal anſehen, Fräulein Beuſchner, vielleicht bei Ihnen daheim?“ 5 Aus den Nachbarländern Den Schwager etſchoſſen Jolgenſchwerer Familienſtreit. Kaiſerslautern, 5. Juli. In einem Schrebergarten im Ausſtellungsgelände ereignete ſich eine ſchwere Bluttat. Der 27 Jahre alte Karl Steinbrecher gab nach einem kurzen Wortwechſel auf ſeinen Schwager Karl Petri einen Schuß ab, der den ſoforkigen Tod zur Folge hatte. Zu der unſeligen Tat erfahren wir noch folgende Ein⸗ zelheiten: Die beiden Ehepaare Petri und Steinbrecher leb⸗ ten zuſammen in einer Wohnung. Seit einiger Zeit waren die beiden Schwager wiederholt wegen der Wohnung in Streit geraten, ſodaß das Zuſammenleben immer unerträg⸗ licher wurde. Steinbrecher ſoll ſeinem Schwager wiederholt gedroht haben, weil dieſer ſeiner Frau und ſeinem Kinde den Eintritt in die Wohnung verwehrt habe. Steinbrecher begab ſich mit einem Browning bewaffnet in den Schreber⸗ garten des Petri, um, wie er angab, von dieſem den Schlüſ⸗ ſel zur Wohnung zu verlangen. Dabei kam es zu einem kurzen Wortwechſel, wobei Petri eine Gießkanne zum Schlage erhob. Steinbrecher zog ſofort ſeinen Revolver und gab aus nächſter Nähe auf ſeinen Schwager einen Schuß ab, der ins Herz traf. Petri ging noch einige Schritte und brach dann tot zuſammen. Aus den Nachbargärten herbei⸗ eilende Leute nahmen den Täter, der keinen Widerſtand leiſtete, feſt. Der Mörder, der ſpäter wieder an den Tatort geführt wurde, zeigte keine Spur von Reue. Weltrekord⸗Segelflug von Hanna Reitſch. Darmſtadt, 5. Juli. Die Segelfliegerin Hanna Reilſch die beſonders durch ihre Segelflüge in Südamerika im Rah⸗ men der deutſchen Segelflug⸗Expedition bekannt wurde, und dort den Höhen⸗Weltrekord für Frauen im Segelflug auf⸗ ſtellte, ſtartete nun mit dem Segelflugzeug„Fafnir“, auf dem Günther Groenhoff ſeine bewunderungswürdigen Segelflüge durchführte. Es iſt ihr in unſerer deutſchen Heimat ge⸗ lungen, einen Frauen⸗Weltrekord im Streckenflug durchzufüh⸗ ren, indem ſie vom Flugplatz Griesheim bei Darmſtadt nach Reutlingen in Württemberg flog. Sie legte dabei eine Strecke von 160 Kilometer zurück. Dieſe Leiſtung iſt umſo höher einzuſchätzen, als Hanna Reitſch auf dem Gebiet des Streckenflugs noch Neuling iſt. Tod im ſchwelenden Streuhaufen. Darmſtadt. Im Auguſt brachten die Landwirte Stefan und Philipp Lotz mit ihrem Knecht Brandenthaler zwölf Fuhren Spreu an einen wenig begangenen Platz in der Nähe von Urberach und verbrannten die Ladungen an Ort und Stelle. Infolge ſchlechter Luftzufuhr ſchwelte die Spreu noch lange Zeit unter ſtarker Rauchentwicklung. Ein unglück⸗ licher Zufall wollte, daß abends zwei Frauen mit einem neunjährigen Mädchen an der fraglichen Stelle vorbeikamen. Das Kind hatte ſich zum Schutz gegen den beißenden Rauch die Schürze vors Geſicht genommen und war dabei blind in die Spreuhaufen hineingeſtolpert. Obwohl es ſofort aus der ſchwelenden Glut herausgezogen wurde, ſtarb es als⸗ bald an den Brandwunden. Das Landgericht Darmſtadt ſprach die drei Genannten von der Anklage der fahrläſſigen Tötung frei. Wie der Reichsgerichtsdienſt des DNB meldet, beſtätigte das Reichsgericht jetzt rechtskräftig das freiſprechende Arteil, da die drei Angeklagten des guten Glaubens geweſen ſind, daß durch die 0 8 Spreu neben dem Wege niemand zu Schaden kommen konnte. * Frankfurt a. m.(Aus Scham in den Tod.) Wie der„Bauernzeitung“ aus Niedererlenbach gemeldet wird, wurde ein junger Mann von dort dabei erwiſcht, als er ſich von einem fremden Baum Kirſchen pflückte. Als Strafe dafür ſollte er durch den Ort geführt werden. Das nahm er ſich ſo zu Herzen, daß er ſich von einem Schnellzug über⸗ fahren ließ. Hochheim a. m.(Unter den Laſtwagen ge⸗ raten.) Auf dem zwiſchen den Gemeinden Wicker und Hochheim gelegenen Wickerer Berg geriet ein Laſtwagenzug einer Kölner Papierwarenfabrik ins Stoppen. Beim Dre⸗ hen des Anhängers ſchlug der Wagen um, Dabei geriet der Beifahrer unter den ſchweren Wagen und erlitt ſchwere Verletzungen. Er wurde ſofort ins Hochheimer Kranken⸗ haus gebracht. Wiesbaden.(Mit dem Seitengewehr nieder⸗ geſtochen.) Das Schwurgericht verurteilte den aus Fried⸗ richſegen bei Oberlahnſtein ſtammenden Joſef Michelbach we⸗ gen Körperverletzung mit Todeserfolg und wegen verbotenen Waffenbeſitzes zu acht Jahren drei Monaten Zuchthaus. Michelbach hatte am 17. April ſeinem früheren Freund Chriſtian Elbert, mit dem er ſich eines Verhältniſſes wegen verfeindet hatte, auf der Landſtraße zwiſchen Friedrichſegen und Ahlen aufgelauert und ihn mit einem Seitengewehr nieder⸗ geſtochen. Der Geſtochene ſtarb alsbald nach der Einliefe⸗ rung ins Krankenhaus. Wörth.(Wieder aufgefunden.) Der ſeit dem 20. Juni vermißte Arbeiter Jakob Scherrer von hier wurde im Holzſchuppen ſeines Anweſens aufgefunden. Er war ſo entkräftet, daß er ins Karlsruher Krankenhaus gebracht wer⸗ den mußte. Man vermutet, daß er ſich die ganze Zeit über im Bienwald aufgehalten hat. Annweiler.(den Verletzungen erlegen.) Die 74 Jahre alte Ehefrau Barbara Mayer von hier, die kürz⸗ lich von einem Motorradfahrer angefahren und ſchwer ver⸗ letzt wurde, iſt nunmehr im Bezirkskrankenhaus ihren Ver⸗ letzungen erlegen. Schmugglerjagd durch Eifeldörfer Mechernich, 5. Juli. Landjägerbeamte aus Kall und Roggendorf hatten die Feſtſtellung gemacht, daß in letzter Zeit in den Nachtſtunden ein Motorrad mehrfach die ein⸗ ſame Ortſchaft Berg bei Floisdorf im Kreiſe Schleiden paſſierte. Mit Recht vermutete man in den Fahrern Schmugg⸗ ler. In einer der letzten Nächte konnten die Beamten das ohne Licht herankommende Motorrad ſtellen. Mit dem Rufe„Nicht ſchießen!“ fuhr der Fahrer auf die Beamten zu; er gab den Anſchein, als wolle er halten, gab dann aber plötzlich Vollgas und verſuchte zu entkommen. Trotz der Schüſſe der Beamten gelang dem Fahrer die Flucht. Auf die in der Nacht erfolgte Alarmierung aller umliegenden Polizeiſtationen hin wurde am frühen Morgen das Gelände abgeſucht. Ein Bauer fand, in einem Heuhaufen verſteckt, das Motorrad, dazu große Mengen von Schmuggelwaren: Kaffee, Tabak und Zigarettenpapier. Von den Schmugglern aber fehlt jede Spur. 5 . Alte Kirchendiebin. Bei einem Kirchendiebſtahl in München wurde eine 73 Jahre alte Frau ertappt. Die Frau iſt bereits mehrfah wegen Kirchendiebſtahls vorbeſtraft. Sie arbeitete in der Weiſe, daß ſie Frauen, die ihr Gebet ver⸗ richteten. die Handtaſche entwendete. N Lalcale uud scliau Aus dem Mannheimer Bezirksrat. In ſeiner geſtrigen Sitzung genehmigte der Mann⸗ heimer Bezirksrat das Geſuch des Friedrich Schmitt in Mannheim⸗Seckenheim, Kloppenheimerſtr. 60, um Erlaubnis zum Betrieb einer Schankwirtſchaft ohne Branntwein⸗ ausſchank in einer Kantine auf der Bauſtelle der Reichs⸗ autobahn bei Mannheim⸗Seckenheim. Das Geſuch der Stadt Mannheim um Erteilung der waſſerpolizeilichen Genehmigung zum Anſchluß des Ent⸗ wäſſerungsnetzes der Vororte Seckenheim und Friedrichsfeld an die ſtädtiſche Kanaliſation bei Reu⸗Oſtheim fand die Zuſtimmung des Bezirksrats. Die Abwaſſer, die bisher unmittelbar in den Reckar eingeleitet wurden, gelangen jetzt zur Kläranlage auf der Frieſenheimer Inſel. Das bedeutet eine weſentliche Entlaſtung des Reckarwaſſers von Verſchmutzung. 3 Gegen Gerüchtemacherei. Der Polizeipräſident gibt folgendes bekannt: Die Ereigniſſe der letzten Tagen bieten ſtaatsfeindlichen Elementen anſcheinend einen willkommenen Anlaß für ihre Wühlarbeit. Die übelſte Gerüchtemacherei über führende Perſönlichkeiten der Regierung, über die SA uſw. iſt augenblicklich in vollſter Blüte. um dieſen Elementen, die bewußt oder unbewußt den Staatsſeinden Vorſchub leiſten, von vorn⸗ herein entgegenzutreten, ſah ich mich gezwungen, in mehreren Fällen die Verhängung von Schutzhaft anzu⸗ ordnen und die Ueberführung nach Kislau zu veranlaſſen. Ich bringe dieſe Maßnahme der Oeffentlichkeit zur Kenntnis mit der ausdrücklichen Warnung, daß ich gegen jede Gerüchte⸗ macherei und verleumderiſche Beleidigung der Bewegung ſelbſt und ihrer Führer vorgehen und in jedem Fall die Ueberführung der Beſchuldigten ins Konzentrationslager beantragen werde. U Anglückliche Liebe. In der Abſicht, ſich das Leben zu nehmen, brachte ſich ein in der Neckarſtadt⸗Nord wohnender Mann mit einer Schußwaffe einen Kopfſchuß bei. Der Le⸗ bensmüde wurde in das Allgemeine Krankenhaus gebracht. Es beſteht Lebensgefahr. Der Grund zur Tat dürfte in un⸗ glücklicher Liebe zu ſuchen ſein. „Vereinsführer“— eine erlaubte Bezeichnung Gegen den Mißbrauch des Wortes„Führer“ hatte der Reichsinnenminiſter vor einiger Zeit ſich in einem Erlaß an die Reichs- und Landesbehörden gewandt. Darin war finn⸗ gemäß geſagt, daß Amtsbezeichnungen, die in der NSDAP und ihren Organiſationen eingeführt ſind, nicht von außer⸗ halb Stehenden übernommen werden dürfen. Nunmehr hat der Reichsinnenminiſter in einem neuerlichen Rund⸗ ſchreiben feſtgeſtellt, daß ſeine früheren Anweiſungen ver⸗ einzelt zu weitgehend ausgelegt worden ſeien. Insbeſon⸗ dere ſeien Bezeichnungen wie Vereinsführer, Verbandsfüh⸗ rer, Bundesführer, Gauführer, Bezirksführer beanſtandet worden. Da dieſe Bezeichnungen in der NSDAP nicht ein⸗ geführt ſeien, beſtänden gegen die Verwendung ſolcher Be⸗ zeichnungen, die das Wort„Führer“ in Verbindung mit einem anderen Wort enthalten, keine Bedenken. Kirſchentage für die Schulen Mannheim, 5. Juli. Die Preſſeſtelle des Reichsnähr⸗ ſtandes, Hauptabteilung 4, Wie l mit:. Die Kirſchenernte in Baden iſt dieſes Jahr eine Rekord⸗ ernte. Da die Anterbringung auf Schwierigkeiten ſtößt, macht die Hauptabteilung 4 des Reichsnährſtandes den Vor⸗ ſchlag, in den badiſchen Schulen einen Kirſchentag einzuführen. Als erſte badiſche Schule veranſtaltete die Volksſchule Frei⸗ burg einen Kirſchentag,, der ein glänzendes Ergebnis hatte. Nicht weniger als 100 Zentner wurden von den Freiburger Volksſchulen zum Verkauf gebracht. Noch hängen im badi⸗ ſchen Oberland mindeſtens 20000 Zentner Kirſchen. Wir ru⸗ fen alle badiſchen Schulen auf, dem Beiſpiel Freiburgs zu folgen, die Kinder durch den Genuß deutſchen Obſtes geſund zu erhalten und dem badiſchen Bauernſtand zu helfen. Der Auſſtieg hält an Maunheim, 5. Juli. Der 115 Aufſtieg der ba⸗ diſchen Wirtſchaft, von welchem im onat Mai berichtet werden konnte, hat ſich fortgeſetzt. Beſonders ſtark war die Nachfrage in der Tertilinduſtrie, die jedoch mit Rück⸗ ſicht auf die Befürchtungen wegen der Rohſtoffperſorgung nicht voll befriedigt werden konnke. In der ed induſtrie war der Auftragsbeſtand größer denn je. In zunehmendem Ausmaß wirkt ſich die Beſſerung des Beſchäf⸗ tigungsgrades auf die Eiſen⸗ und Metallinduſtrie ſo⸗ wie auf die Elektrizitätsinduſtrie aus. Bemerkenswerterweiſe ſtößt die Facharbeiterbeſchaffung allmählich auf Schwierig⸗ keiten. Der Abſatz in Induſtriekohle übertraf den vom gleichen Monat des Vorfahres. Saiſonmäßiger Rückgang macht ſich nur in verhältnis⸗ mäßig wenigen Wirtſchaftszweigen bemerkbar. Der Aus⸗ landsabſatz iſt im allgemeinen nach wie vor ſchlecht. Im Gegenſatz zu früher können jedoch einige e von einer leichten Beſſerung berichten. Der Rückgang des Rheinwaſſerſtandes führte zu einer Verknappung des Schiffsraumes und einer Erhöhung der Schiffsfrachten bezw. ⸗mieter. Die Schwierigkeiten in der Rohſtoffperſorgung der badiſchen Induſtrie beſchränken ſich zurzeit auf die Terkil⸗ induſtrie. Die Zahlungsweiſe hat ſich nicht gebeſſert. Unge⸗ ſunde Preiserhöhungen waren nicht zu beobachten. s 5— Die verkannte Kröte. Der Aberglaube, daß die Kröten giftig ſind und daß dieſe Tiere, wenn man ihrer habhaft werden kann, vernichtet werden müſſen, iſt leider auch heute noch weit verbreitet trotz aller naturkundlichen Aufklärung. Sämtliche einheimiſchen Kröten ſind nicht giftig. Das ein⸗ zige, was man ihnen nachſagen kann, iſt ihre Eigentümlichkeit, bei Gefahr einen ätzenden Saft aus den Haukdrüſen abzu⸗ ſondern, der andere Tiere, die etwa den Verſuch machen ſolk⸗ ten, die Kröte als Leckerbiſſen zu verſpeiſen, abſchrecken oll. Den Menſchen kann aber dieſe Abſonderung nichts ſchaden, als daß ſie eine ſchwache Rötung der Schleimhäute hervor ruft, wenn man mit den Fingern Mund oder Augen be⸗ rührt, nachdem man eine gereizte Kröte angefaßt hat. Alle Kröten verdienen ſorgfältigſte Schonung als unerm Gommerabend Nach des Tages Schwüle bricht der Abend an. 5 Feierabend! Alles Schöne und Beſchauliche, das in dieſem einen Wort klingt, verklärt die abendliche Welt und die ſich zum kurzen Schlummer rüſtende Natur. Noch ſchaut der Holunder mit den großen weißen Augen ſeiner Blüten⸗ dolden umher und lauſcht, ob irgendwo noch ein Heimchen zirpt. Die Fledermaus irrt ſchwirrend durch die Dämmerung. Doch die Schwalben kreiſen noch munter und mit ihnen ſegelt ihr Lied um des Hauſes Firſt. Goldener Saum umkränzt die Wolken, die im An⸗ geſicht der ſcheidenden Sonne leicht und kräumeriſch dahin⸗ ſchweben. Dieſe Wolken ſind wie ſehnſuchtsbeladene Nachen, geſteuert von Wünſchen, die der leichte Wind von den Woh⸗ nungen der Menſchen heraufträgt. Irgendwo ſitzt doch an ſeinem Fenſter ein Menſchenkind, heftet ſein Auge verlangend an den weitgeſpannten Himmel und er, der aller Wünſche Erfüllung verheißt, wölbt ſich leuchtend vom Gold des Sonnenuntergangs wie ein zauberhafter Baldachin über uns, die wir wachen, die wir träumen, die wir hoffen. Es iſt, als ob er alles gewähre, was das Herz ſich erträumt! Und die Sterne blitzen auf, einer nach dem anderen, freudig und mild, dieſe Sterne des Sommers, die alte Heimat grüßend von weiter, hoher unendlicher Bahn. Höl⸗ derlins Verſe ſtehlen ſich in den Sinn und die Gedanken wandern in enklegene herrliche Gefilde unirdiſcher Welt— ſie wandern mit dem Beſten, was in uns lebt, in die Som⸗ mernacht. * Geſundheitspflege im Sommer. Die ſommerliche Hitze bringt erfahrungsgemäß eine ganze Reihe beſonderer krankhafter Störungen mit ſich, die zum Teil 5 direkt zur Laſt zu legen ſind, zum Teil auch auf i e Verhalten ihr gegenüber entſtehen. Im folgenden ſollen einige beſonders wichtige behandelt und Winke gegeben werden, ſie zu vermeiden bzw. zu beſeitigen. Zunächſt nenne ich den Sonnenſtich. Wahrſcheinlich ſpielt beim Zuſtandekommen dieſer Erkrankung nicht nur die Hitze, ſondern auch chemiſche Beeinfluſſung durch die intenſive Be⸗ ſtrahlung eine Rolle. Das Krankheitsbild ſelbſt iſt ziemlich mannigfaltig geſtaltet; vom einfachen Kopfſchmerz, Ohren⸗ ſauſen, leichtem Benommenſein bis zu ſchwerſten Krämpfen, Delirien uno voller, manchmal mit Krämpfen verbundener Be⸗ wußtloſigkeit kommen alle Uebergänge vor. Vorbeugen kann man dem Sonnenſtſch durch Tragen luftdurchläſſiger, leichter und heller Kleidung— je dunkler die Kleidung, deſto mehr Hitze wird von ihr aufgeſogen!—, vor allem auch durch Tragen leichter, breitrandiger Hüte. Barhaupt durch den grellen Sonnenſchein zu laufen, wie es jetzt ſo gern gemacht wird, iſt geradezu ein Unfug, ebenſo die ſtundenlang ausgedehnten Sonnenbäder. Wohlgemerkt: gegen Luftbäder iſt, bezüglich der langen Dauer, nichts einzuwenden— Sonnenbäder indeſſen ſind geradezu als Medikamente aufzufaſſen und nur mit Vor⸗ ficht unter genauer Beobachtung des Körperverhaltens zu geben. Sie ſollen nicht über höchſtens eine halbe Stunde ausgedehnt werden. Kopf und Herzgegend ſind möglichſt mit kalten Kom⸗ preſſen zu bedecken und am beſten der direkten Beſtrahlung nicht auszuſetzen; die Augen ſind gegebenenfalls durch blaue oder graue Brillen zu ſchützen. Keinesfalls ſoll man Sonnen⸗ bäder gleich nach dem Eſſen, alſo bei vollem Magen, nehmen! Iſt trotz aller Vorſicht ſemand an Sonnenſtich erkrankt, ſo iſt er zunächſt ſelbſtredend an einen kühlen, ſchattigen Platz zu bringen. Dann ſind beengende Kleidungsſtücke zu löſen. Ferner ſorgt man durch kalte Kompreſſen oder Auflegen einer Eisblaſe auf den Kopf und heiße Hand⸗ und Fußbäder für Ableitung des Blutes aus dem Gehirn, durch heftige Hautreizbürſten der Handflächen und Fußſohlen, kalte Güſſe über Bruſt und Rücken die Herztätigkeit anzuregen. Eventuell muß der herbeigerufene Arzt Kampfer und andere Herzmittel verabreichen. Die Sommerhitze verlockt natürlich ganz beſonders zu kühlen Bädern. Ganz gewiß ſoll ihnen nichts von ihrer Annehmlich⸗ keit und ihrem Nutzen abgeſprochen werden. Aber erſtens darf nicht vergeſſen werden, daß jeder Körper ſich anders verhält. Zu irgendwelchen geſundheitfördernden Maßnahmen darf man nie ſchematiſch zwingen. Dann ſoll beachtet werden, daß nur bei ausreichender körperlicher Bewegung kalte Bäder . werden ſollen! Leute, die irgendwie am Herz, Nieren, Lunge leiden oder zu leiden fürchten, dürſen auf eigene Gefahr hin ohne ärztliche Erlaubnis jedenſalls kein kaltes Bad 5 5 Sehr gut ſind aber für alle Luſtbäder. Für Eltern kleinerer Kinder noch ein Wink: Laßt eure Kleinen oft barfuß laufen, und den Kleinſten gönnt das Vergnügen, ſich manchmal nackt zu tummeln. Dr. F. Das bayriſche Venedig Iwiſchen Nibelungenſage und Technik. Nach Alexander von Humboldt, der als weltgereiſter Mann gewußt hat, warum er ſo urteilte, iſt Paſſau eine der ſchönſten Städte Deutſchlands. Nie wieder findet ſich auf der Erde dies Bild einer Stadt, das am Zuſammenfluß dreier Waſſerläufe, von Donau, Inn und Ilz, liegt. Grün ſchimmern die brauſenden Waſſer des von den Alpen herab⸗ fließenden Inn, blau die Fluten der breit und mächtig nach Oſten wallenden Donau und dunkel die Waſſer der aus dem Bayeriſchen Wald kommenden Ilz. Die Dreiflüſſeſtadt heißt alſo nicht umſonſt das bayeriſche Venedig. Die einzigartige Lage Paſſaus beſtimmte ſchon die Rö⸗ mer, an dieſer Stelle eine Siedlung, Caſtra Batava, anzu⸗ legen. 2000 Jahre weit reicht Paſſaus Geſchichte zurück. Auf einer Landzunge zwiſchen Donau und Inn ſteht der mehrmals umgebaute Dom, der im Jahre 1668 im dama⸗ ligen barocken Zeitſtil ſein äußeres Gewand erhielt. Der italieniſche Baumeiſter Lurago hat dies Werk geſchaffen, wie auch das Innere des Gotteshauſes mit ſeinem Stuck⸗ werk und ſeinen reichen Fresken von italieniſchen Meiſtern ſtammen. Auch die Altſtadt wurde nach einem verheeren⸗ den Brand von Italienern wieder aufgebaut, und ſo erin⸗ nern die Häuſer mit ihren flachen Dächern ſtellenweiſe an eine norditalieniſche Stadt. Der Dom von Paſſau beherbergt ein Wunderwerk, Fünf Manuale, 208 Regiſter und 17000 Pfeifen, von denen eine allein 6 Zent⸗ ner wiegt, laſſen brauſende Töne durch die weite Halle des die größte Orgel der Welt. Doms fluten, in dem ſich jeden 199 die fremden Beſu⸗ cher der Stadt verſammeln, um einem ſenorgel beizuwohnen. In der Nähe des Doms befindet ſich auch der Palaſt der ehemaligen Fürſtbiſchöfe, die von dort aus über 1000 Jahre hindurch weit ins Land, bis über Wien hinaus, regierten. Tauſendjährig iſt auch das alte Rathaus, erdinand Wagners daran in deſſen Saal Rieſengemälde erinnern, daß Paſſau auch an der Straße des ſagenhaften Nibelungenzuges nach Oſten liegt. Gegenüber dem Rathaus, auf dem jenſeitigen Donauufer, ſteht die 700 Jahre alte Veſte Oberhaus, einſt biſchöfliches Bollwerk, Militärſtrafanſtalt, Kaſerne und nun Muſeum. Dort befindet ſich ſeit kurzem das neugeſchaffene bayeriſche Oſtmarkenmuſeum, in dem der Fremde das Schickſal der Deutſchen im Gebiet des Boyeri⸗ ſchen und Böhmer Waldes kennenlernen kann. Im Weſten der Stadt erhebt ſich ein Wunderwerk der Technik, ein Groß⸗ kraftwerk, das mit ſeinen mächtigen Stauwerken, Kraftan⸗ lagen und Schleuſen auch dem geplanten Rhein⸗Main⸗Do⸗ nau⸗Schiffahrtsweg dienen soll. 1 ortrag auf der Rie⸗ Schwalben fahren nach Ruhpolding Ein Vogel, der keine Nervoſität kennt. Als im Frühjahr die Schwalben wieder in die Heimat zurückkehrten, konnte man beobachten, wie ſehr ſich der ſcheinbar ſo ſcheue Vogel dem Leben des modernen Men⸗ ſchen angepaßt hat, und wie er förmlich deſſen Nähe ſucht. Das Bedürfnis der Schwalben, in unmittelbarſter Nähe des Menſchen zu leben, äußert ſich daher beſonders auch in der Wahl ihrer Niſt plätze. So niſtete ſich im vorigen Jahr ein Schwalbenpaar in dem Bahnpoſtwagen ein, der zwi⸗ ſchen Traunſtein und Ruhpolding in Oberbayern hin- und herpendelte, obwohl die Tiere dadurch zu einer ziemlich unbequemen Lebensführung gezwungen wurden. Die Schwalbeneltern fuhren nämlich in der Regel von Ruh⸗ polding nach Traunſtein mit der Eiſenbahn. Sobald der Schaffner dort das Fenſter öffnete, flogen ſie heraus und ſofort wieder nach Ruhpolding zurück, während die im Neſt ſitzenden Jungen natürlich wieder mit der Bahn zurück⸗ führen, in Ruhpolding aber immer ſchon von den Eltern erwartet und gefüttert wurden. Wie wenig„nervös“ die moderne Schwalbe iſt, zeigt auch folgendes Beiſpiel. Vor kurzem entdeckte man im Gaſt⸗ zimmer eines Gaſthauſes der holſteiniſchen Stadt Langen⸗ horn ein Schwalbenneſt, in dem die Tiere unbekümmert um das grelle Licht, den Zigarrendunſt und den Lärm des Lautſprechers brüteten und ihre Jungen mit Futter ver⸗ ſorgten. Als Unterlage für den Neſtbau liebt die Schwalbe von heute auch die Porzellanteller der elektriſchen Pendel⸗ ampen, wie man es zum Beiſpiel in einem großen Gaſt⸗ hof in Egern am Tegernſee beobachtete, wo ein Schwalben⸗ pärchen ſein Neſt auf der in dem ſtändig belebten und lärmerfüllten Hausflur hängenden Pendellampe gebaut hatte und ganz ungeſtört durch das Getriebe der den Flur füllenden Gäſte ſeine Jungen fütterte und pflegte. Auch in Bramfeld niſteten ſich vor wenigen Jahren Schwalben auf dem Deckel eines Küchenpendels ein und brüteten und füt⸗ terten ihre Jungen ſeelenruhig, während im gleichen Raum gekocht und geſcheubvrt wurde. Ein 3000 jähriger Pflug In der Nähe von Walle, im Hannoverſchen, wurde beim Torfſtechen ein Pflug gefunden, der nach den Gutachten der Vorgeſchichtsforſcher aus der jüngeren Steinzeit ſtam⸗ men muß. Es iſt ein ſogenannter„Sohlen“- oder„Haken⸗ pflug“, der hier vom Moor aufbewahrt worden iſt. Er iſt nicht allzu gut erhalten und es iſt nur dem Lehrer Kettler von Georgenfeldberg zu danken, daß er überhaupt gerettet wurde. Der Pflug beſteht aus einem ſtarken Eichenaſt, der die geeignete Krümmung aufwies. Aus dem Stamm, von dem der Aſt abgezweigt war, wurde auch die Pflugſchar von etwa 60 Zentimeter Länge herausgeſpalten und in den Aſt einge⸗ ſetzt. An der Verbindungsſtelle beider iſt ferner der Sterz eingebolzt, an dem der Pflug geführt wurde. Der Fund zeigt alſo eine ſchon ziemlich fortgeſchrittene Technik, denn urſprünglich genügte bei den zum Ackerbau übergehenden Nomadenvölkern meiſt ein Aſt mit einer abgebrochenen Ga⸗ belung, die dann den Boden aufriß. Der Pflug von Walle hat ferner an ſeiner Spitze einen Holzhaken, an dem das Zugvieh angeſchirrt werden konnte. Im Ganzen ähnelt der Fund ſtark dem Pflug, den wir von Felszeichnungen aus Schweden kennen, die in der Bronzezeit, etwa 1500 v. Chr. entſtanden ſind. Auf dieſen ziehen zwei Pflugochſen unter dem Doppeljoch das Ackergerät. Der Pflug von Walle muß nach ſachverſtändigem Ur⸗ teil 5000 Jahre alt ſein. Er iſt der älteſte bekannte Pflug und zugleich ein deutlicher Hinweis auf eine ausgebildete bodenſtändige Bauernkultur, die ſchon in Deutſchland im Jahre 3000 v. Chr. in Blüte ſtand. Wiſſen Sie das? Auf dem Scheibenberg im Erzgebirge, der zum Natur⸗ ſchutzgebiet erklärt worden iſt, findet man die ſchönſten Formen ſäulenförmig gewachſenen Baſalts. Wie Orgel⸗ pfeiſen ſtehen die Säulen nebeneinander im Kiefernwald. Durch photographiſche Aufnahmen wurde feſtgeſtellt, daß die Geſchwindigkeit des Blitzes zwiſchen 20000 und 100 000 Kilometer in der Sekunde beträgt. Die niedrigſten Geburtenziffern haben nach einem Be⸗ richt des Völkerbundes Oslo mit 8,2 Geburten auf tauſend Einwohner, Wien mit 8,3 und Berlin mit 8,5. Die höch⸗ ſten Geburtenziffern haben Tunis mit 36,2, Dublin mit 25,4 und Barcelona mit 22.6. Letzte Meldungen 14 Geſandtſchaftsſekretär tödlich verunglückt Aachen, 6. Juli. Auf der Landſtraße zwiſchen Verviers⸗ ö Dolheim prallte der aus Richtung Verviers kommende Kraft⸗ ö wagen des Sekretärs der Deutſchen Geſandtſchaft in Brüſſel, ö Werner, mit einem Benzintankwagen zuſammen. Durch den Zuſammenprall wurde der Perſonenwagen zur Seite ge⸗ ſchleudert und ſtürzte um Die drei Inſaſſen des Wagens, der Geſandtſchaftsſekretär, ſeine Frau und ſeine Tochter wurden ſchwer verletzt. Man brachte ſie in den h Zu⸗ ſtande nach Verviers, wo der Sekretär ſeinen chweren Ver⸗ letzungen erlag. Schwere Bluttat bei Koblenz Koblenz, 5. Juli. Im benachbarten Pfaffendorf ereignete ſich eine furchtbare Bluttat. Ein Einwohner richtete die Waffe gegen ſeine Frau und verletzte ſie durch einen Kopfſchuß ſchwer. Dann brachte ſich der Mann ſelbſt eine Schußverletzung bei. Da dieſe jedoch nicht den ſofortigen Tod zur Folge hakte und ein weiterer Schuß infolge Ladehem⸗ mung nicht losging, ergriff der Täter ein Seitengewehr und brachte ſich damit eine tödliche Verletzung in die Bruſt bei. Opfer der Berge Trient, 6. Juli. Zwei reichsdeutſche Bergſteiger, Jo⸗ ſeph Kappelmann und Elſe Wurganſti aus Berlin, verſtie⸗ gen ſich beim Abſtieg von der Boe⸗Spitze im Faſſa⸗Tal(Do⸗ komiten) und ſtürzten gegen ein Wildbachbett ab. Während ſich die Dame nach etwa 100 Metern feſtzuhalten vermochte, ſtürzte Kappelmann in die Tiefe und blieb tot liegen. Sexten(Dolomiten), 6. Juli. Ein Touriſt aus Magde⸗ burg iſt von der Oſtwand der großen Zinne tödlich abge⸗ ſtürzt. Von einem anderen Bergſteiger wurde beobachtet, wie er etwa 200 Meter tief fiel und in einer Schneerinne zwiſchen der kleinen und großen Zinne liegen blieb. Salzburg, 6. Juli. Der 19jährige Franz Lauſcher aus Wien befand ſich mit zwei Begleitern auf einer Klettertour auf dem Peilſtein. An einer Wand glitt er auf dem feuchten Geſtein aus und ſtürzte ab. Seine Begleiter konnten ihn am Seil ſichern, doch ſchlug er mit dem Kopf mehrmals gegen die Felswand, wobei er einen Schädelbruch erlitt, der ſel⸗ nen Tod zur Folge hatte.— Beim Durchklettern der Dach⸗ ſteinſüdwand iſt der 26jährige Karl Stelzl etwa 250 Meter unterhalb des Dachſteingipfels infolge Erſchöpfung liegen geblieben und nach kurzer Zeit verſchieden.— Die vierte Klaſſe der Knabenvolksſchule von Biſchofshofen unternahm unter Führung ihres Lehrers einen Ausflug zur Werfener⸗ hütte am Hochthron. An einer ſonſt ungefährlichen Stelle ſtürzte der 10jährige Schüler Katſtaller etwa 50 Meter tief ab und wurde getötet. Dhron. e ee im Bach ertrunken.) Der Feldhüter Peter Klären kehrte von einem Beſuch ſeiner⸗ Tochter nicht mehr zurück. Man fand ihn ſchließlich tot im Bach liegend Man nimmt an, daß er beim Ueberſchreften des Steges bei dem ſchlechten Aufgang ſtolperte, auf einen im Waſſer liegenden Stein fiel und dabei ertrank. Raubmord im Oommerhaus Berlin, 6. Juli. In Päweſin im Weſthavelland iſt man einem ſcheußlichen Verbrechen auf die Spur gekommen. Die 81 Jahre alte Witwe Johanna Fährmann aus Verlin wurde in ihrer Sommerwohnung erſchoſſen aufgefunden. Die Wit⸗ we kam ſeit 23 Jahren jeden Sommer nach Paweſin und be⸗ zog in der ſtillgelegten Ziegelei am Beetzſee Wohnung. Man fand im Schlafzimmer die alte Frau vor dem Bett liegend tot auf. Die Hände waren mit einer Schnur gefeſſelt. Die rechte Schläfe wies eine Einſchußöffnung auf. Die Geldtaſche mit etwo 100 Mark Inhalt war geraubt. Sich ſelbſt in die Luft geſprengt Sagard(Rügen), 6. Juli. Der Kreidewerksbeſitzer Albert Fritz, der bereits wiederholt Selbſtmordabſichten geäußert hatte, begab ſich in der Nacht zur Ausführung dieſes Vor⸗ habens in ſeinen Kreidebruch bei Sagard, ſteckte ſich die Ta⸗ ſchen voll Dynamit, ſetzte ſich auf die um ihn herum aus⸗ geſchüttete Sprengmaſſe und zündete ſie an. Im Nu war der Unglückliche in Atome geriſſen. Die Exploſion erſchütterte die Häuſer des Ortes ſo ſtark, daß zunächſt ein Erdbeben vermutet wurde. 5 i Fünf Perſonen im Flugzeug verbrannt. Bei Ans⸗ gar im Staate Jowa(Amerika) ſtürzte ein Paſſagierflugzeug ab und geriet in Brand. Fünf Inſaſſen fanden den Tod in den Flammen. ark Verſammlungs⸗ Kalender. N Turnerbund„Jahn“. Heute Abend wichtige Turnſtunde für Turner, Jugendturner und Männer, zwecks Kreisturnen(Vereinsturnen) in Doſſenheim. Es iſt Pflicht aller Aktiven, in der Vereins⸗ riege mitzuwirken. Die Meldungen für das Einzelwetturnen müſſen ebenfalls abgegeben werden. Bund deutſcher Mädel Seckenheim. Zu einem Gaarabend des Grenz und Auslandsreferates 1 Freitag Abend 8 Ahr im„Oeutſchen Hof“ aden wir die Einwohnerſchaft Seckenheims recht herzlich ein. B. D. M. und B. O. M. J. 10 Pfg. mitbringen. Guterhaltener e e Kinderwagen Empfehle zu kaufen geſucht. Adreſſen Ernteſtricke, Bindegarn anz die Geſchäſtsſtelle ds. Bl. Weißrübenſamen Senffaat, Kleeſamen. Heinens N Eingetroffen: Steffenſchnitzel Moſtanſatz zur Bereitung neue Kartoffeln. Mex. Schmich. eines guten Haustrunks 50, Liter Mk. 1.80. ieee 85 1 5 . Bekämpfungsmittel gegen Mehltau. Jakob Würthwein. r . Wieder ein Spitzenfilm der Ufa! 1 Der schwarze Husauar. Ein groß angelegtes Filmwerk, das jedem zu Herzen geht. Sergeant Kenna. Ein Polizeidrama aus dem wilden Westen Amerikas. Aus der Tonwoche: Deutschlandflug 1934. Himalaya- Expedition 1934. Sckalke 04 deutscher Fußballmeister, der dramatisch Endkampf im Berliner Stadion. PALAST- THEATER. Sonntag Mittag 3 Uhr Kinder- Vorstellung. Nechar⸗Rogerie W. Hornung.