2. Blatt zu W. 155 2 Vertrauen zur Abſtimmungskommiſſion Die für das Saargebiet eingeſetzte Abſtimmungskom⸗ miſſion hat ihre Arbeit aufgenommen, hat aber gleichzeitig in einem Aufruf haarſcharf herausgearbeitet, welche Auf zaben ihr zuteil geworden ſind, daß ſich alle intereſſierten Mächte verpflichtet haben, ſich aus dem Abſtimmungskampf herauszuhalten und daß die Abſtimmung von jedem Druch reizubleiben hat.„Auch die Volksabſtimmungskommiſſion wird ihrerſeits nichts unterlaſſen, was erforderlich erſcheint die freie, geheime und unbeeinflußte Stimmabgabe ſicher⸗ zuſtellen.“ Sie hat mit dieſem Satz der Bevölkerung gegen über den feierlichen Eid abgelegt, ſie gegen jeden, den es wagen ſollte, auf die Abſtimmungsberechtigten einen Zwang auszuüben, in Schutz zu nehmen. Sind die Mitglie⸗ der der Kommiſſion ſchon Garanten einer einwandfreien Abſtimmung, ſo bildet ihr Wort nur noch eine beſondere Unterſtreichung ihres Willens, ſich gegen alles zur Wehr zu ſetzen, was mit der Abſtimmungsvorbereitung unvereinbar iſt. Der Aufruf der Kommiſſion wird von der Bevölkerung mit lebhaftem Beifall aufgenommen, da ſie nun weiß, daß die drei Neutralen, die Herren Rhode, Jong und Henry auch gegen jene Elemente Front machen werden, die bereits drauf und dran ſind, durch ihr provokatoriſches Verhalten Unruhe in das Saargebiet hineinzutragen oder einen un⸗ ben Druck auf die Abſtimmungsberechtigten auszu⸗ iben. Mit der Aufnahme der Tätigkeit der Abſtimmungskom⸗ miſſion wird, ſo ſchreibt die Deutſche diplomatiſch⸗politiſche Korreſpondenz, der Kampf um die Volksabſtimmung, der noch im Mai den Charakter einer hochpolitiſchen Ausein⸗ anderſetzung zwiſchen Deutſchland und Frankreich hatte end⸗ gültig in die ruhigen Bahnen einer rein ſachlichen Ver⸗ waltungstätigkeit neutraler Fachleute aus⸗ münden. Die Abſtimmungskommiſſion hat, wie die Genfer Entſchließung vom 2. Juni ausführt, Organiſations⸗, An⸗ ordnungs⸗ und Aufſichtsbefugniſſe hinſichtlich der Volks⸗ abſtimmung. Sie hat, was die Organiſation der Abſtimmung betrifft, vor allem das Recht, das erforderliche einheimiſche oder ausländiſche Perſonal zu ernennen und zu entlaſſen, alſo außer ihrem eigenen Stab die Mitglieder der ſogenann⸗ ten Kreisbüros und der ihnen unterſtehenden Gemeindeaus⸗ ſchüſſe, die die Liſten der Abſtimmungsberechtigten anzule⸗ gen haben. Dieſe neu zu ſchaffenden mittleren und unteren Behörden ſind die eigentlichen Organe der Abſtim⸗ mungskommiſſion, die für ihre Zuſammenſetzung und Tätigkeit in jeder Hinſicht verantwortlich iſt. Die An⸗ ordnungsbefugniſſe der Kommiſſion ergeben ſich teils aus den einzelnen Beſtimmungen der Abſtimmungsordnung, des ſogenannten Reglements, die in vielen Punkten der nähe⸗ ren Ausgeſtaltung durch Verordnungen oder Verfügungen der verſchiedenſten Art bedarf, teils aus einer beſonderen Ermächtigung durch den Völkerbundsrat. In beſonderen Fällen, die durch das Wahlreglement nicht vorgeſehen ſind, kann ſie dem Völkerbundsrat oder, bei Dringlichkeit, dem Ratskomitee, Entwürfe zu Verordnungen oder Verfü⸗ ungen, die ſie für notwendig hält, unterbreiten. Eine ſtändige enge Fühlung mit dem von Baron Aloiſi präſi⸗ dierten Ratskomitee, das die geſamten Beſchlüſſe den Völkerbundsrates vorbereitet hat und ihre Abſichten am be⸗ fag kennt, iſt überdies vorgeſehen ſo daß bei allen grund⸗ ätzlich wichtigen Entſcheidungen, die die Abſtimmungskom⸗ miſſion ergehen läßt, ohne weiteres das Einverſtändnis des Ratskomitees vorausgeſetzt werden kann. Die Entſchließung vom 2. Juni regelt übrigens die Befugniſſe der Abſtimmungskommiſſion nur bis zum Augenblick des Abſchluſſes der Wahlhandlung in den Ab⸗ ſtimmungslokalen. Man wird annehmen können, daß ſie und die ihr unterſtehenden Organe auch bei der Feſtſtel⸗ lung des Wahlergebniſſes eine wichtige Aufgabe zu erfüllen haben werden. Hierüber ſoll nach Artikel 57 des Reglements ſpäter eine Verordnung ergehen, wobei aber noch offengelaſſen iſt, wer ſie erlaſſen ſoll. Das Verhältnis zur Regierungskommiſ⸗ ſion iſt in der Entſchließung ſo klar wie dies theoretſſch möglich iſt, umſchrieben. Die Regierungskommiſſion bleibt weiterhin für die laufende Verwaltung und die allgemeinen Intereſſen des Gebietes verantwortlich. Ihre Funktion er⸗ liſcht nach dem Verſailler Vertrag bekanntlich erſt mit dem Inkrafttreten des„neuen Regimes“, alſo mit der Rückkehr des Saargebietes unter die deutſche Verwaltung. Bis dahin unterſteht z. B. auch die Polizei der Regierungskommiſſion, Andererſeits wird aber beſtimmt, daß die Regierungskom⸗ miſſion der Abſtimmungskommiſſion ihre Unterſtützung zu gewähren und insbeſondere darüber zu wachen hat, daß die Abſtimmungskommiſſion von den Behörden die perſönlichen und ſachlichen Dienſtleiſtungen erhält, die ſie von ihnen zu verlangen ſich veranlaßt ſieht. In bewußter Un hängigkeit von der Abſtimmungs⸗ kommiſſion und ebenſo von der Regierungskommiſſion iſt die Organiſation der Abſtimmungsgerichte— des Obergerichts und der acht Kreisgerichte— geſchaffen wor⸗ den. Die Abſtimmungskomimaſion iſt an dieſer Organiſa⸗ tion nur inſofern beteiligt als ſie, im Einvernehmen mit dem Ratskomitee, die allerdings wichtige Feſtſetzung des Termins für die Aufnahme ihrer Tätigkeit vorzunehmen hat. Außerdem kann ſie aber auch, auf Grund ihrer Befug⸗ niſſe zur Ergänzung des Abſtimmungsreglements, materiel⸗ les Strafrecht im Zuſammenhang mit der Abſtimmung er⸗ laſſen und damit den Gerichten neue Aufgaben ſtellen. In⸗ ſofern obliegt ihr auch auf dieſem Gebiete die maßgebliche Beurteilung der Geſamtſituation und ihrer Erforderniſſe. Der Abſtimmungskommiſſion harrt ſomit ſchon für die ſechs Monate bis zum Abſtimmungstag eine umfangreiche und verantwortungsvolle Aufgabe die neben ihrer lokalen auch eine große internationale Bedeutung hat. Die ausge⸗ zeichnete ſachliche Befähigung und die unbezweifelbare Ob⸗ jektivität aller ihrer Mitglieder läßt hoffen, daß ihre Tätig⸗ keit ein Werk der Gerechtigkeit und der Befrie⸗ dung ſchaffen und das ſo ſtark erſchütterte Vertrauen auf in⸗ ternationale Inſtanzen zum Vorteil des Gedankens der Zu⸗ ſammenarbeit der Völker neu beleben wird. — g Wetterbericht Das vor einigen Tagen über Südſkandinavien ange⸗ langte Tief zieht in der Richtung auf Polen ab. Wir bleiben außerhalb ſeines eigentlichen Regenbereiches, doch geben die kalten aus dem Nord⸗ und Oſtſeeraum zuſtrömenden Luft⸗ maſſen zu zeitweiliger ſtärkerer Bewölkung Anlaß. Zu aus⸗ edehnteren Niederſchlägen wird es aber auch hier nicht ommen.— Vorherſage: Fortdauer der Luftzufuhr aus dem Nordſeeraum, daher kühl; zeitweiſe heiter, Baden ſchafft neues Bauernland () Karlsruhe, 4. Juli. Nach einer Meldung des„Füh⸗ rer“ hat der badiſche Finanz- und Wirtſchaftsminiſter Walter Köhler unter Vorbehalt der Zuſtimmung der Reichsregierung die 396 Hektar große ſtaakliche Domäne Kollerinſel bei Brühl für die Neubildung deutſchen Bauerntums zur Beſied⸗ lung freigegeben. Nachdem im Verlauf dieſes Jahres drei ſtaatliche Do⸗ mänen in verſchiedenen Landesteilen der badiſchen Landes⸗ ſiedlung zum Kauf angeboten und zwei weitere in Ausſicht geſtellt worden ſind, hat der badiſche Miniſterpräſident mit der Freigabe dieſer anſehnlichen Staatsdomäne einen wei⸗ teren energiſchen Schritt in der Richtung auf die Schaffung von neuem Bauernland getan. Die Kollerinſel liegt auf dem linken Rheinufer in der Nähe von Schwetzingen in einer alten Rheinſchlinge, die vor etwa 100 Jahren bei der Rheinkorrektion abgeſchnitten wurde. Zunächſt durch niedere Sommerdämme gegen Ueber⸗ ſchwemmungen ſchlecht geſchützt, wurden Ende der vierziger Jahre durch den Erbauer der Schwarzwaldbahn, Gerwig, ſtarke Hochwaſſerdämme errichtet, die das fruchtbare Ackerland der Inſel für immer vor Hochwaſſergefahr bewahrten. Dr. Ley ſpricht vor der badiſchen PO Gauappell vor dem Stabsleiter. () Karlsruhe, 4. Juli. Am 11. Juli werden in Karls⸗ ruhe die politiſchen Leiter aus allen Teilen des Gaues Baden vor dem Stabsleiter der PO, Staatsrat Dr. Robert Ley, der im Juli eine Beſichtigungsfahrt durch Deutſchlands Gaue unternimmt, zu einem Gauappell antreten. Es iſt das erſte Mal, daß die politiſche Organiſation Badens ſeit der Verleihung des neuen Dienſtanzugs vor dem Oberſten Leiter der PO aufmarſchierk und in einer machtvollen Kundgebung Zeugnis ablegt von der inneren und äußeren Geſchloſſenheit und Kraft der politiſchen Leitung des Gaues. Der Stabsleiter wird ſich gelegentlich dieſer Be⸗ ſichtigung von dem organiſatoriſchen Aufbau und der Schlag⸗ kraft der PO überzeugen und mit den verantwortlichen Lei⸗ tern der einzelnen Gliederungen perſönlich Fühlung nehmen, um mit ihnen die im Vordergrund ſtehenden Fragen der politiſchen Leitung zu erörtern. Stabsleiter Dr. Ley trifft am Nachmittag des 11. Juli in Karlsruhe ein. Er beſucht zunächſt das Adolf⸗Hitler⸗Haus, um ſich die Leiter der Dienſtſtellen an ihren Arbeitsſtätten vorſtellen zu laſſen. Dann begibt er ſich nach dem Hoch⸗ ſchulſtadion, wo die braunen Kolonnen der politiſchen Leiter aufmarſchiert ſind. Nach dem Abſchreiten der Front wird er zur PO ſprechen und dann den Vorbeimarſch auf dem Adolf⸗Hitler⸗Platz abnehmen. Die neue Kleinrentnerhilfe Wichtige Verbeſſerungen.— Bom 1. Sgpliember an. Berlin, 6. Juni. Der Staatsſekretär im Reichsarbeitsminiſterium, Dr. Krohn, ſprach am Donnerstag vor Preſſevertretern über die am Dienstag verabſchiedeten Sozialgeſetze. Ueber das Geſetz über Kleinrentnerhilfe führte er u. a. Folgendes aus: Die Aufbauarbeit der nationalſozialiſtiſchen Regierung auf allen Gebieten kommt in ihrer Auswirkung gerade auch den alten und erwerbsunfähigen Volksgenoſſen zugute, die früher durch ihre Arbeit zum Aufſtieg Deutſchlands beige⸗ tragen und ſpäter unverſchuldet infolge der Geldentwer⸗ tung den Ertrag ihrer Arbeit und Sparſamkeit verloren haben. Das Geſetz über Kleinrentnerhilfe bringt für ſie wichtige Verbeſſeruͤngen. Die wichtigſten Beſtimmungen des Geſetzes ſind folgende: Die Kleinrentnerhilfe erhalten alte oder erwerbsunfä⸗ hige Perſonen, die hilfsbedürftig ſind und nachweislich am 1. Januar 1918 ein Kapitalvermögen von mindeſtens 12 000 Mark oder einen Rechtsanſpruch auf eine lebens⸗ längliche Rente von jährlich mindeſtens 500 Mark beſaßen, ſofern das Vermögen oder der RKentenanſpruch der Geldenk⸗ werkung zum Opfer gefallen iſt. Die fürſorgerechklichen Vor⸗ ſchriften gelten im übrigen auch für die Durchführung der Kleinrenknerhilfe, ſedoch mit folgenden Bergünſtigungen: Der Empfänger der Kleinrentnerhilfe, ſein Ehegatte oder ſeine Eltern ſind nicht verpflichtet, dem Für⸗ ſorgeverband die Koſten der Kleinrentnerhilfe zu er⸗ ſe gen. Sicherheiten, die in dieſen Fällen für den Erſatz der bisherigen Fürſorgekoſten ſchon geſtellt worden ſind, wer⸗ den freigegeben. Auch die nächſten Erben des Empfängers der Kleinrentnerhilfe ſind von der Verpflichtung zum Erſatz der Färſorgekoſten befreit. Die allgemeinen fürſorgerechtli⸗ chen Vorſchriften über Arbeitspflicht und Arbeits⸗ zwang gelten nicht für die Kleinrentnerhilfe. Die Richt⸗ ſätze für Empfänger der Kleinrentnerhilfe müſſen um we⸗ nigſtens ein Viertel über dem Richtſatz der allgemeinen Fürſorge liegen. Die Anrechnung von Aufwertungs⸗ und Arbeitseinkommen iſt weſentlich gemildert worden. Endlich wird beſtimmt, daß die Hilfsbedürftigkeit der Empfänger der Kleinrentnerhilfe nur in größeren Zeitab⸗ ſtänden(alle zwei Jahre) nachgeprüft wird. Das Geſetz tritt am 1. September 1934 in Kraft. Für Perſonen, die von den Fürſorgeverbänden als Kleinrent⸗ ner betreut werden, aber die beſonderen Vorausſetzungen dieſes Geſetzes nicht erfüllen, bleibt es bei den bisherigen Vorſchriften der Kleinrentnerfürſorge. i Kein politiſcher Druck bei geſchäftlicher Werbung Der Werberat der deutſchen Wirtſchaft teilt mit, daß auf ſeine Anregung im Einvernehmen mit dem Führer der Wirtſchaftsgruppe„Verſicherungen“ die Spitzenverbände des Verſicherungsweſens ihre Mitglieder nochmals beſonders zur Befolgung der Anordnung der Reichsregierung und des Werherates verpflichtet haben, wonach die Ausübung eines politiſchen Druckes bei der geſchäftlichen Werbung verboten iſt. Es habe jede Werbemaßnahme zu unterbleiben, die den Eindruck erwecken könnte, daß werbende Unternehmen auf Grund politiſcher Beziehungen bevorzugte Berückſichtigung finden. Der Werberat erklärt dazu u. a. noch, daß im na⸗ tionalſozialiſtiſchen Staat alle Unternehmungen dem Staat und Volk gleichmäßig verpflichtet ſind. Kein 1 habe das Recht, in ſeiner Werbung zu behaupten, daß es im Vergleich zu Konkurrenzunternehmen im beſonderen Maße band. Grundſätzen des nationalſozialiſtiſchen Staates ndele. s 2 3 5 ee .— Johannisbeeren 13 bis 15, Stachelbeeren Freitag, 6. quli 1934 Reichs⸗ und Gauleitertagung Die Führungsaufgabe der Parkei. 5 Jlensburg, 6. Juli. In 7 0 fand jetzt unter dem Vorſitz des Stabsleiters der Oberſten Leitung der PO, Dr. Ley, eine Arbeitstagung der Reichs⸗ und Gauleiter ſtatt. Zu Beginn der Tagung gedachte Dr. Ley der Ereigniſſe vom 30. Juni und der entſchloſſenen Tat Adolf Hitlers. Dr. Ley legte im Namen der verſammelten Reichs⸗ und Gauleiter ein Tueue⸗ gelöbnis zum Führer ab. Ein dreifaches Siegheil auf den Führer ſchloß die eindrucksvolle Kundgebung. Die Tagung trat anſchließend in ihr Arbeitsprogramm ein. Sie nahm von einem Vertreter der Reichsanſtalt einen eingehenden Bericht über den geſamten Stand der Arbeits⸗ ſchlacht entgegen. Im Rahmen der Sonderaktion für alte Kämpfer der NSDAP konnten bereits 90 v. H. der vorgemerkten alten Nationalſozialiſten in Arbeit und Brot gebracht werden. Am Nachmittag fand die Tagung ihre Fortſetzung mit den Ausführungen des Organiſationsleiters der Oberſten Leitung der Po und der DAF, Pg. Selzner, der ſich ins⸗ beſondere mit der Organiſationsarbeit der Deutſchen Arbeits⸗ front befaßte. Insgeſamk würden etwa 1,5 Millionen Nakionalſoziali⸗ ſten als Sachwalter, Zellen und Ortsgruppenleiker in der Deukſchen Arbeiksfronk die inneren Beziehungen zwiſchen der nal Dalſozialiſtiſchen Bewegung und dem geſamten ſchaf⸗ fenden Bolke ſichern. Am Schluß des erſten Tages der Arbeitstagung nahm der Stabsleiter der PO, Dr. Ley, noch e das Wort zu einer kurzen Anſprache, in der er ſichmit der Füh⸗ rungsaufgabe der Partei im Volk befaßte. Die Par⸗ tei kümmere ſich um das Volk und deshalb vertraue es ihr. Dieſe Sorge der Partei habe zur Folge, daß das Volk heute mehr denn je den Willen in ſich trage, an der nationalſozia⸗ liſtiſchen Aufbauarbeit teilzunehmen. Aufgabe der Partei und ihrer großen Organiſation ſei es, dieſen Aufbauwillen der ganzen Nation in die Tat umzuſetzen. Der Arbeitsdienſt im Grenzland Eine Beſichtigungsfahrt im Weſten. Koblenz, 5. Juli. Der Arbeitsgau 24(Mittelrhein) des nationalſozialiſtiſchen Arbeitsdienſtes veranſtaltete eine zweitägige Beſichtigungsfahrt durch das geſamte Gaugebiet unter beſonderer Berückſichtigung der Grenzgebiete gegen Belgien, Luxemburg und dem Saargebiet. Zweck dieſer 1 50 war, die deutſche Preſſe über den Einſatz des Ar⸗ beitsdienſtes, der hier unter beſonderer Berückſichtigung der Notſtände des durch den Verſailler Vertrag entſtandenen Grenzgebietes erfolgte, zu unterrichten und einen Einblick zu gewähren in Arbeit und Aufbau des Arbeitsdienſtes in dieſem Gaugebiet. Während der Fahrt wurden rund 15 Lager im gan⸗ zen Gaugebiet berührt und zwar u. a. in Polch in der Ei⸗ fel, Mayen, Adenau, Gerolſtein, Prüm, Roth in der Hoch⸗ eifel unmittelbar an der Grenze von Eupen⸗Malmedy, Bleialf, Trier, Serrig, Wadern, Hermeskeil, Türkismühle, Neubrücker Mühle, Bad Kreuznach und St. Goar. In je⸗ dem Lager wurden nicht nur die Unterkunftsräume beſich⸗ tigt, ſondern auch Auskünfte gegeben über die in Angriff genommenen und geplanten Arbeitsvorhaben, über Frei⸗ zeitgeſtaltung, e und politiſche Schulung der Arbeitswilligen. Die Lager befinden ſich faſt ausnahms⸗ los im Aufbau, ein Zeichen, wie ſtark der Arbeitsdienſt im weſtlichen Grenzland gefördert wird und wie ſehr man ſeine Bedeutung gerade für dieſes Gebiet erkannt hat. Handel und Wirtſchaſt (Ohne Gewähr.) Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 5. Juli. Es no⸗ tierten amtlich: Weizen ſüdd. inl. Marktpreis 21.20 bis 21.30, Erzeugerfeſtpreis Bezirk 9 20.10, 10 20.30, 11 20.60, Müh⸗ leneinkaufspreis Bezirk 9 20.50, 10 20.70, 11 21 Mark, Roggen inl. Erzeugerfeſtpreisbezirk 8 17.30, 9 17.60, Mühlen⸗ einkaufspreis 8 1.70, 9 18, Wintergerſte neue 18 bis 20, Raps inl. neue Ernte 31, Mais mit Sack 19.50 bis 19.75, Weizenkleie feine mit Sack 11.25, grobe 11.75 Roggenkleie 12, Weizenfuttermehl 12.75, Roggenfuttermehl 12.75, Wei⸗ zennachmehl 16, Weizennachmehl IV B 16.75, Erdnußkuchen Feſtpreis 17.20, Soyaſchrot 18; Rapskuchen 14.50, Palm⸗ kuchen 15.70, Kokoskuchen 17.70, Leinkuchen 17.60, Biertreber mit Sack 15 bis 15.50, Malzkeime 13.50 bis 14; Rohmelaſſe 9, Wieſenheu loſe 10 bis 11, Luzernekleeheu neu 11 bis 14.80, Stroh deahtgepreßt Roggen und Wetzen 2.60 bis 3, Hafer und Gerſte 2.60 bis 2.80, gebündelt Roggen und Weizen 2.20 bis 2.60, Haſer und Gerſte 2.20 bis 2.40 Mark, Weizeumehle Type 563 inl. Spezial Null Feſtpreisgebiet 11 29.25, 10 29.15, 9 29.05, 7 28.85, plus 0.50 Mark Frachtausgleich, Auſſchlag für Weizenmehl mit 15 Prozent Auslandsweizen 0.75 Mark, mit 30 Prozent Auslandsweizen 1.50 Mark, Frachtausgleich 50 Pfennig für 15 Tonnen⸗ Ladung; Roggenmehle: Type 610(60prozentig) Feſtpreis⸗ gebiet 9 25.75, 8 25.25 Mark, plus 0.50 Mark Fracht⸗ ausgleich, Abſchläge für Type 00(85 Prozent) 0.50 Mark für Type 815(70prozentig) 1 Mark Mannheimer Klcinviehmarkt vom 5. Juli. 11 Kälber, 6 Schafe, 88 Schweine, 250 Ferkel, 355 Läufer. Preiſe: Fer⸗ kel bis ſechs Wochen 8 bis 10, über ſechs Wochen 17 bis 21, Läufer 21 bis 24, Marktverlauf: mittel. Mannheimer Wachenmarktpreiſe vom 3. Jull. Vom Städtiſchen Büro für Preisſtatiſtik wurden folgende Ver⸗ braucherpreiſe für ein Pfund in Reichspfennig ermittelt: Kar⸗ toffeln neue 9 bis 10, Wirſing 10 bis 12, Weißkraut 10 bis 12, Rotkraut 20 bis 25, Blumenkohl Stück 10 bis 35, Karotten Büſchel 5 bis 7, Gelbe Rüben 10 bis 15, Note Rüben 10 bis 15, Spinat 20 bis 25, Mangold 8 bis 12, Zwiebeln 9 bis 12, Grüne Bohnen 15 bis 33, Grüne Erbſen 15 bis 25, Spargeln 10 bis 30, Kopfſalat Stück 6 bis 12, Endivienſalat Stück 10 bis 12, Oberkohlraben Stück 5 bis 7, Rhabarber 6 bis 7, Tomaten 15 bis 30, Radieschen Büſchel 4 bis 5, Rettich Stück 3 bis 8, Meerrettich Stück 10 bis 35, Schlangengurken groß Stück 10 bis 35, Einmach⸗ gurken Stück 3 bis 5, Suppengrünes Büſchel 3 bis 5, Pele ſilie Büschel 4 bis 5, Schnittlauch Büſchel 3 bis 5, Aep 18 bis 40, Birnen 16 bis 28, Kirſchen 10 bis 25; Pfi 14 bis 40, Heidelbeeren 23 bis 28, 15 0 38 bis bis 20 Das Wunder der Mutterwerdung Wenn jede Frau, die keine Kinder will wüßte, welches Glück das Wunder der Mutterwerdung iſt, ſie würde ohne Beſinnen ſagen: Ja, ich will Mutter werden Da vollzieht ſich etwas an uns, was nicht in Worte zu faſſen iſt, was wir an uns erleben müſſen. Und wäre eine Frau noch ſo reich an Geld und Gut und ſie hat dies Wun⸗ der nicht an ſich erlebt, weil ſie keine Kinder will, ſo iſt ſie arm. Sie führt nur ein Scheindaſein; denn wer nicht das iſt, wozu er von Natur beſtimmt iſt, der iſt eben nur etwas Halbes. Mit dem Jäckchen⸗ und Hemdchennähen fängt es an. Da werden die Gedanken auf ſo wunderbare Weiſe vom ei⸗ genen Ich abgelenkt, daß man es gar nicht merkt, daß ſchon jetzt die Umwandlung vom„Ich“ zum„Wir“ beginnt. „Wir“, die Familie. Erweitert:„Wir“, das Volk. Aus der moraliſch geſunden Ehe werden Kinder, und aus dieſer Familie, aber nur aus dieſer, wächſt das Volk. Nun beginnt für die Frau ein ganz neues Sein. Ja, wird die Frau ſagen, die keine Kinder 195 will, was iſt denn, ich vermiſſe nichts, ich bin auch glücklich mit meinem Mann. Der Apfelbaum, der keine Früchte trägt, der ſteht auch im Blätterſchmuck, aber ſchau ihn dir einmal an, wenn die anderen Bäume in Blüte ſtehen. Und geh einmal zu ihm hin im Herbſt, wenn die anderen Bäume mit Früchten be⸗ laden ſind. Ach wie arm und einſam ſteht er da, der Baum, der keine Früchte trägt. Und wenn der erſte Schrei ertönt, das Kindlein glücklich und endlich da iſt, dann ſtehen die Großeltern, die das ſchon ſo oft erlebt haben, mit denſelben Wunderaugen dabei, wie der Vater des Kindes ſelbſt. Und die Mutter? Das Herz klopft heute noch ſchneller vor Glück bei dem Gedanken. Um dieſes Wunders willen lohnte es ſich allein ſchon, ſoviel Kinder als möglich zur Welt zu bringen. Ja, die Mutter! Das kann man gar nicht gleich faſſen, daß dieſes lebendige Weſen nun einem ſelbſt gehört. Nun ſiehſt du dirs an, als hätteſt du noch nie ein Kind geſehen. Denn es iſt dein! Ergriffen und entzückt fühlſt du ſeine ruhigen Atemzüge, ſein winziges Herzlein pochen! Alles gehört dir! Du biſt Mutter geworden! Darum, deutſche Frau, beraube dich nicht ſelbſt des größ⸗ ten Glückes, das du erleben kannſt: Habe den Willen zum Kinde, und du wirſt erſt das werden, wozu du von Natur aus beſtimmt biſt: Mutter! 5 r Welche Frau iſt„intereſſant“? Von Gertrud Reinſch. Schon vor dem Kriege konnte man feſtſtellen, daß der Mann in jüngeren Jahren mit Vorliebe für die ältere Frau ſchwärmte. Je älter der Mann wird, deſte mehr gehr ihm ewiſſermaßen der Geſchmack an leichtem Geplauder, an ändelei und Koketterie verloren: er liebt das Reiſe, Ab⸗ Fene die gehaltvolle Unterhaltung. Wie iſt es nun bei der rau? Wenn ſie offen iſt, gibt ſie zu, an einem geiſtreichen eplauder ebenfalls mehr Intereſſe zu haben, und daß ſie den im Leben ſtehenden Mann dem unreifen Jüngling vorzieht. Ja— für viele iſt es geradezu ein„Verhängnis“, daß ſich immer eine Vorliebe für ältere Männer einſtellt und daraus manche 29 entſtehen. Das iſt ganz natürlich, denn von einem erfahrenen, demnach gereiften Manne erhält man über Dinge, die eine Frau bewegen, ein abgeklärteres Urteil, findet Verſtändnis und beſſeren Rat als bei dem jüngeren Manne. So iſt es umgekehrt auch ſeitens des Mannes wenn er die ältere Frau— intereſſanter findet! Die reife und demnach intereſſante Frau iſt von vielen Vor⸗ urteilen frei; ſie ſieht die Welt von einem anderen Geſichts⸗ punkt als die jüngere, urteilt aus ihrer voll erwachten Weib⸗ lichkeit bedeutend nüchterner, den Tatſachen eher entſprechend An ſich erkennt man der älteren Frau heute unbedingt Perſön⸗ lichteitsrechte zu Klugheit, ſchnelles Verſtehen und Menſchen⸗ liebe drücken ihr den Stempel auf, nicht zuletzt aber das Er⸗ wachen und die Erlebniſſe der Muttermyſterien! Die Mode kommt ihr zu Hilfe, geſtattet das Tragen jugendlich wirkender Kleider, die ſie bedeutend jünger, lebendiger und bisweilen chöner erſcheinen laſſen als die Frau im gleichen Alter, wie ſie ch vor Jahrzehnten gab. Die intereſſante Frau wird ſich nie zuviel zumuten, ſondern 92 5 vorſichtig und überlegſam ſein. Jedes Zuviel nimmt ihr en Nymbus der intereſſanten Frau. Sie weiß, ob ſie z. B am Tennisſpiel teilnehmen darf, oder ob die Sprünge und die e ihrer natürlichen Anmut abträglich ſind. Die Dreißigerin von heute beginnt erſt in das Vollgefühl der ihr eigenen Fähigkeiten und Kräfte einzutreten, während ſie ſich vor Jahrzehnten in dieſem Alter den großmütterlichen Kapott⸗ hut aufſetzte. Welche Frau iſt nun intereſſant und wie wird ſie es? Wenn ſie alle die genannten Dinge beachtet oder beſitzt, dann at ſie die Vorbedingung zur Intereſſantheit. Wenn ſie ſich nnerlich trotz höheren Alters noch jung fühlt und mit der Jugend lebt, inmitten fröhlicher, harmloſer Ungebundenheit, Und doch ihre Reife nie vergißt, dann kann die Frau von ſechzig Jahren noch eine intereſſante ſein! Sie wird es aber nur dadurch, daß ſie nie an ihr Alter denkt, nie befürchtet, zurück⸗ gedrängt zu werden und Herz und Gemüt jung erhält Jung erhalten heißt auch: mit der Zeit mitgehen! Stillſtand iſt Rückſchritt, und wer ſtillſteht, roſtet und wird alt, aber niemals intereſſant. Ich kenne Frauen mit ſilberweißem Haar und mit ütigem Mutterblick, mit ſtets lächelndem Geſicht und ohne Falten und anderen Zeichen des Alters. Ihr ganzes Geheim⸗ nis iſt: Jung ſein und bleiben wollen! Spricht man von ihrem Alter, dann lächeln ſie und ſagen: Ich werde nicht alt! Die Frau, die es alſo verſteht, ſich jung zu erhalten, wird auch immer intereſſant ſein! Der Sammeleifer der Kinder. Was ſammeln die Kinder nicht alles? Jede Mutter weiß vom Sammeleifer ihrer Kinder Wunderdinge zu erzählen. Da 5 ſie in der Schublade des Spieltiſches nach. Was liegt arin? Steine, Kaſtanien, Klicker, die verſchiedenſten Rädchen, verroſtete zumeiſt, Knöpfe, verwelkte Blumen, Bilder, Glas⸗ ſcherben, Nägel Dinge, die ſie einige Tage vorher in den Müll⸗ eimer geworfen hatte, kommen aus den Taſchen der Kinder zum Vorſchein Beſchädigte Gipsſiguren, auf der Straße irgend⸗ mo gefunden, ſollen nach dem Willen des Kindes das Spiel⸗ immer zieren, alle möglichen Pflanzen als Blumen den Echrelbniſch des Vaters bekränzen. Auf Waſſer⸗, Schmutz⸗ und Roſtflecken an Möbeln, Kleidern und Wäſche kommt es dabei den jugendlichen Alles⸗Sammlern gar nicht an. Ja— das Sammeln! In dieſem Punkt verſtehen ſich dann die Eltern und Kinder ſehr ſchlecht Die Mutter iſt der Meinung:„Dieſe Dinge ſind doch wertlos; ſie ſind ſchmutzig unappetitlich, ge⸗ ſchmacklos. Piui— wer wird ſich mit dem abgeben, was andere Die Jugend denkt aber anders; Unſcheinbares, Wertloſes, Zerbrochenes, Weggeworfenes und dann vor allem Briefmarken, Bilder, Steine, Abzeichen Sie ſtopft damit Schubladen und Ecken voll im Haus und Hof, und würde, Trödlerläden gleich, die ge⸗ ſammelten„Schätze“ anhäufen. räumte nicht zeitweiſe die Mutter damit auf Wie ſoll der jugendliche Sammeleifer behandelt werden ſeitens der Eltern? Soll man ihn kurzerhand verbieten und unterbinden? Oder ſoll man die Kinder dabei ruhig gewähren laſſen? Schon ein Blick in unſere eigene Jugend, da wir auch die verſchiedenſten Dinge ſammelten, belehrt uns, daß es ein innerer Drang und Trieb iſt, der die Kinder zum Sammeln veranlaßt. Phantaſie, Forſcherdrang, Wißbegierde ſind die Urſachen des Sammeleifers. Während die Sinne der Er⸗ wachſenen durch die vielen Eindrücke im Berufsleben des All⸗ tags für die kleinen, unſcheinbaren Dinge der Umwelt ab⸗ geſtumpft werden und wir intereſſelos an ihnen vorübergehen, Leute fortgeworſen haben!“ ſie ſammelt weiter haben die Kinder einen für ihre Umgebung im kleinſten en den Geiſt und regere Sinne. Stündlich und täglich ent⸗ deckt de? Kind da Dinge, die es noch nicht geſehen hat oder * deren deck ihm unbekannt iſt. Es nimmt die Quaſte, das Bildchen, den bunten Stein, das Schneckenhäuschen an ſich; mit ſeiner üppigen Phantaſie malt es ſich die wertloſen Dinge zu einem Schatz aus, und die Beſitzſreude ſtellt ſich ein. Das Ding wird wert befunden, in die Schublade des Spieltiſches, in einen Kaſten der„Schatzkammer“ oder in die Taſche aufgenommen zu werden. Eigentlich wiſſen wir in den meiſten Fällen nicht, welche Vorſtellungen en Kind mit den geſammelten Funden verbinde Dei mmeltrieb im Kinde ſt etwas Natürliches und Ge⸗ ſundes. lizdel ſich ebenſo primitiven Naturvölkern wie bei dem fachltch intereſſie ͤrſcher. Ein Kind, das ſammelt, lernt beobachten, aufe. ſein— es vergleicht, unterſcheidet und macht Entdeckungen. Es wird aufmerkſam auf manche Natur⸗ und Lebensvorgänge ſein Geiſt erhält täglich durch das Sammeln Anregungen, und der Betätigungs⸗ drang hat ein Ziel. Dieſer geſunde Sammeleifer darf alſo nicht unterdrückt werden; er gehört notwendig zum geiſtigen Wachs⸗ tum des Kindes. Allerdings kann er auch zur hemmungsloſen Leidenſchaft werden, daß ein Kind der Meinung iſt, alles mögliche mit⸗ nehmen zu dürfen. Der Sammeleifer der Kinder iſt zu über⸗ wachen daraufhin, daß ſie mit zunehmendem Alter auch die notwendigen Eigentumsbegriffe und das rechte Verſtändnis für Beſitzverhältniſſe belommen. Außerdem ſind die jungen Sammler anzuhalten, daß ſie nicht ſchmutzige, unappetitliche und vor allem giftige oder geſundheitsſchädliche Dinge ſammeln, Tiere dabei quälen oder unnotig und zwecklos idten und Pflanzen nutzlos zerſtören Des weiteren iſt darauf zu halten, daß das Ge⸗ ſammelte nicht wahllos und in der ganzen Wohnung verſtreut aufgeſtapelt ſondern ſorgſältig geordnet aufbewahrt wird So muß das Sammeln allmählich in die rechten Bahnen gelenkt werden, damit nicht nur der Geiſt, ſondern auch der Charakter des Kindes davon Nutzen ziehe, indem es zu Ordnungsſinn, zur Rückſichinahme auf andere Lebeweſen und Liebe zur Natur erzogen wird H. M. Mitleid mit ſich ſelbſt. Es iſt ſchön, Mitleid nut unglücklichen Menſchen zu haben, wenn auch das Mitleid nicht viel nützt, ſolange es ſich nicht in tatkräftige Hilfe umſetzt. Schlimmer iſt es allerdings, wenn jemand ſich ſelbſt bemtt⸗ leidet. Oft tragen wir ſelbſt die größte Schuld an unſerem Unglück, weil uns unſere Selbſtbemitleidung ſchlaff und taten⸗ los gemacht hat. Man kann traurig ſein, verdrießlich; aber man darf kein Mitleid mit ſeinem eigenen Schickſal aufkommen laſſen. Haben wir noch nicht beobachtet, daß traurige Gedanken immer noch trauriger machen? Menſchen, die nur ſtöhnen und klagen, haben weder ſich noch anderen je geholfen, ebenſowenig aben ſie ſe etwas von Bedeutung vollbracht. Man muß ſolchen Menſchen das Verkehrte ihres Tuns vor Augen halten und ſie davon abzubringen ſuchen. Wenn man wirklich Mitleid mit ſich ſelbſt hat, dann muß man ſich mutig davon befreien. Alles, was wir zum Leben und zum Vorwärtskommen notwendig haben, hat uns die Natur mitgegeben. Aber die meiſten möchten ſein was ein anderer iſt, den Weg eines anderen einſchlagen, den Triumph eines anderen genießen. Das iſt verkehrt. Daraus folgt unſer Unglück, das wir dann noch dadurch krönen, daß wir uns ſelbſt bemitleiden. Nur wenn wir uns geben wie wir ſind, dann wird unſer Leben ſo ſein, daß wir allen Troſt darin finden. Alſo kein Selbſtbemitleiden, ſondern Selbſtzucht üben! Diejenigen, die ſich ſelbſt bemitleiden, ſuchen faſt immer die Schuld anderswo: die erſte Schuld liegt aber für gewöhnlich bei ihnen. Die Schuld für unſer Unglück wie die Quelle unſeres Glücks müſſen wir in unſerer eigenen Seele ſuchen. Wirklich ute Menſchen bemitleiden ſich nicht ſelbſt. Keiner, der im seben vorangekommen iſt, hat ſich ſelbſt jemals bemitleidet. Seid gut in dieſem Sinne und ihr werdet glücklich leben. Gedanken um die Ehe. Willſt du eheliches Glück erklimmen, lege die Selbſtſucht ab, denn ſie macht blind, und du ſtrauchelſt ſonſt ſchon auf des Glücks erſter Stufe. Die Eintracht iſt es, die in der Ehe die Zufriedenheit reifen läßt. Die Zwietracht iſt es, die alles Gute und Fruchtbringende einer Ehe zerſtört. Wer eine gute Ehe führen will, muß ſich auf einen gewiſſen Heroismus einſtellen. Zwei Dinge können einer Ehe zum Verhängnis werden: Wenn des Mannes Geldtaſche leer und in der Frau Gemüt kein Reichtum iſt. Der Ehemann, der zur rechten Zeit in die Augen ſeiner Frau ſieht, der ſieht in einen tiefen See, in dem ein Schatz verborgen liegt. Eine kluge Frau ſtürmt nie mit Fragen auf ihren ver⸗ ſtimmten Lebensgefährten ein, ſondern wartet auf das Ab⸗ klingen von deſſen Verſtimmung, ſo daß es keinen Mißakkord in der Ehe gibt. Kritik. Es gibt Leute. die, um ihr Urteil gefragt, zu meinen ſcheinen, ſie ſeien zum Tadeln aufgefordert. Es mag nahe⸗ liegen, ſobald man eine Leiſtung mit prüfenden Augen be⸗ trachtet vor allem feſtzuſtellen, was man an ihr noch zu wünſchen übrig findet. Aber das Urteil iſt nicht vollſtändig, wenn nicht auch das glücklich Erreichte, das Wertvolle der Arveit anerkannt wird. 5 Man braucht noch kein Lobhudler zu ſein, wenn man vollauf die Vorzüge der fremden Leiſtung betont; man braucht auch nicht voraus zuſetzen, daß Lob auf alle Fälle ſchadet. Im Gegenteil, Tadel ohne berechtigtes Lob ſchader viel mehr, denn es iſt wohl klar, daß jemand. der Mühe und Können an eine Sache gewandt hat, nicht nur hören muß., was er nächſtes Mal beſſer machen ſoll, ſondern auch, was ihm jetzt ſchon gelungen iſt. Prüfe dich ſelbſt, ob es nicht Mißgunſt iſt, was dir den Tadel ſo notwendig, das Lob ſo überflüſſig erſcheinen läßt. füllt die Creme in Glasſchalen und ſtellt ſie kalt. Praktiſche Winke Die ſommerliche Pflege der Winterſachen. Die Erhaltung unſerer Winterkleidung fordert, daß ſie während des Sommers nicht im Kleiderſchrank hängen bleibt. Wenn die Verhältniſſe beengt ſind und wenig Raum zur Ver⸗ fügung ſteht, muß ebenfalls ſorgfältiger verfahren werden. In der Hauptſache kommt es darauf an, die warme Winterkleidung und beſonders Pelze vor Mottenfraß zu ſchützen. Die Mühe ist gering und die Unkoſten ſind gleich Null. Wer nicht über eine Truhe verfügt oder die Sachen in einem anderen verſchließbaren Behälter unterbringen kann, ſollte ſich bei einem Geſchäftsmanne oder im Warenhauſe einen recht großen Pappkarton oder eine in den Fugen dichte Kiſte geben laſſen. Dieſe koſten ein paar Pfennige, die den Nutzen durchaus aufwiegen. Ehe die Winterſachen verpackt werden, müſſen dieſe gut auslüften. Gründliche Reinigung, gutes Aushürſten und eventuell Ausbeſſern gehen voraus, dann die Sachen in die Sonne gehängt und nochmals ausgeklopft. In die Aermel und Taſchen, unter den Pelzkragen und Aermelaufſchlag wird nun Zeitungspapier geſteckt, das vorher in Aether oder Petroleum gelegt wurde. Am beſten iſt Aether, da er nicht ſo häßlich riecht und ſchneller verdunſtet. Die Papierbauſche werden damit ge⸗ tränkt und dann verteilt. Wertvolle Winterſachen werden nun in alte Leinentücher, wie Bettbezüge, Tiſchtücher uſw., gehüllt und dieſe zugeheſtet, damit ringsum alles möglichſt dicht abgeſchloſſen iſt. Alsdann wird der Behälter vorbereitet. Er muß gut ſchließen. Fugen werden verſtopft und verklebt. Nun ſchlägt man den Behälter innen mit Zeitungspapier aus und legt die Sachen hinein. Zwiſchen jedes Stück und dem folgenden wird immer ein Bogen Zeitung gelegt. Gegebenenfalls legt man auf jede Zwiſchenlage Zeitungspapier zwei oder drei Mottenkugeln. Pelze ſollten nicht anders als in Blechkiſten aufbewahrt werden oder in ſolchen, die mit Blech ausgeſchlagen ſind. Das Verfahren iſt hier das gleiche wie bei den übrigen Winter⸗ ſachen. Wertvolle Sachen ſollten zum Kürſchner gegeben werden, da ſie dort unter Garantie gut aufbewahrt werden. Keineswegs ſollte die Mühe geſcheut werden, die Winter⸗ ſachen im Sommer gut und richtig zu pflegen und die übrigen Winterkleidungsſtücke, ſo zum Beiſpiel auch dicke Wäſche, Schuhe, Strümpfe uſw., gut wegzulegen. Es iſt ratſam, Mitte des Sommers noch einmal alles durchzuſehen und dann wieder gut zu verpacken. 5 Schmoren im Topf. Zur Herſtellung des beliebten Schmorbratens verwende man keine Pfanne ſondern einen Schmortopf. Dieſer muß breit und flach ſein und einen feſt⸗ ſchließenden Deckel haben. Man ſetzt den Schmorbraten mit Butter oder Speck an. Damit er ſchön bräunt, darf man immer nur eine Kleinigkeit Waſſer zugeben. Der braune Satz von den Seiten und vom Boden wird abgeſchabt. Der Schmorbraten muß häufig gewendet werden. Meſſing zu putzen. Es gibt eine große Anzahl käuf⸗ licher, bewährter Meſſingputzmittel. Wenn aber gerade keins davon zur Hand iſt, verſuche man folgendes Mittel, das vor fünfzig Jahren in Gebrauch war: Eine in Scheiben geſchnit⸗ tene Zitrone wird auf dem Meſſing verrieben und dieſes dann mit heißem Waſſer abgewaſchen. Borax bei der Wäſche. Viele Hausfrauen wiſſen mit Borax bei der Wäſche nichts Rechtes anzufangen. Ihnen ſei geſagt, daß Borax keinen Glanz erzeugt ſondern die Wäſche weißer macht. Er iſt alſo eher ein Bleichmittel, wie er ja auch vielfach zur Erhaltung und Erlangung eines weißen Teints unter das Waſchwaſſer gemiſcht wird. Erfriſchender Nachtiſch in der Sommerszeit. Morgenrot. 750 Gramm Preißelbeeren ſchmort man mit halb ſoviel Zucker ſehr weich, treibt ſie durch ein Sieb, gibt Vanillezucker dazu und 35 Gramm in Wein aufgelöſte Gelatine, füll! die Maſſe in eine glatte, kalt ausgeſpülte Form und ſtellt dieſe kal. Die Speiſe wird geſtürzt mit einem Kranz von Schlagſahne umgeben. Nfelſchnee. 10 Aepfel werden gewaſchen, zerſchnitten und mit den Schalen und Kernen ſowie Zucker nach Geſchmack, Zimt, einem Stück Zitronenſchale und genügend Waſſer weich⸗ gekocht, worauf alles durch einen Durſchlag paſſiert wird. Dann ſchlägt man 4 Eiweiß mit 100 Gramm Zucker feſt aus, unter⸗ 1 das erkaltete Apfelmus und füllt damit kleine Glas⸗ chalen, die man kalt ſtellt. Vor dem Anrichten mit Puder⸗ zucker beſtäuben. Gelbes Lächeln. Fünf Eigelb, Saft von drei Zitronen, ab⸗ geriebene Schale einer Zitrone und einer Apfelſine, ein Glas Weißwein, 250 Gramm feinen Zucker ſchlägt man ſo lange, bis eine dickliche Maſſe entſteht. Keinesfalls kürzer als eine Stunde. Dann ſind 4 Blatt weiße Gelatine, in etwas erwärmtem Weißwein aufgelöſt, hinzuzugeben und die Maſſe bis zum Ge⸗ brauch auf Eis zu ſtellen Buttermilchſpeiſe mit Brombeeren. 500 Gramm reife Brom⸗ beeren, 250 Gramm Zucker,“ Liter Buttermilch, 6 Blatt weiße Gelatine, 50 Gramm Kokosnußmakronen. Die geſäuberten Brombeeren läßt man in dem geläuterten Zucker einmal auf⸗ kochen und darin erkalten, dann rührt man die vorher kalt ge⸗ ſtellte Buttermilch dazu. ſowie die völlig aufgeloſte Gelatine, füllt die Speiſe in eine Glasſchal- und legt die Makronen im Kranz um die Speiſe Thereſig⸗Creme. Zwei Eidotter und ein ganzes Ei werden mit 125 Gramm Zucker recht ſchaumig gerührt. Hierzu gibt man die ſehr fein geriebene Schale einer Apfelſine ſowie den Saft von 3 Apfelſinen und* Liter Weißwein. Nun ſchlägt man die Maſſe auf gelindem Feuer, bis ſie kurz vor dem Kochen ſteht Dann fügt man unter fortwährendem Schlagen 8 Blatt aufgelöſte weiße Gelatine hinzu Bevor die Creme zu ſtocken beginnt, ſchlägt man„ Liter Schlagſahne darunter, i f Beim An⸗ richten garniert man ſie mit Schlagſahne, Suppenmakronen und Apfelſinen. Vanilleäpfel. Die Aepfel werden geſchält, vom Kernhaus befreit und als ganze Früchte in kochendes Zuckerwaſſer gelegt. Nach dem Garwerden füllt man ſie mit Gelee oder Marmelade und ſetzt ſie auf eine Schale. Aus Milch, einem Teelöffel Butter, einer Priſe Salz, Zucker, Vanillegewürz bereitet man eine Tunke, die man mit einem Eigelb abzieht Nach dem Ab⸗ kühlen vermiſcht man die Tunke mit dem ſteifgeſchlagenen Eiweißſchnee und gibt ſie dann über die Aepfel, Geſtürzte Sahnencreme mit Früchten. Ein Liter ſaure Sahne ſchlägt man zu ſteifer Creme, vermiſcht ſie mit 200 Gramm 1 und 33 Gramm in einem Taſſenkopf aufgelöſter Gelatine. Eine platte Porzellanform legt man mit Biskuit aus, die man in Arrak getaucht hat, rangiert geſchmorte Früchte darauf, gibt einen Teil der Creme darüber, läßt dieſe ſteif werden, ibt dann wieder Biskuit, und Früchte und Creme. bis die Fan gefüllt iſt. Dann läßt man ſie auf Eis erſtarren und ringt ſie gestürzt zu Tiſch. E. Th. N