e d E E * 2. Blatt zu Mr. 156 . 8 44 Der Antergang der„Dresden Die Verhandlung vor dem Seeamk.— Die Urſachen des Unglücks. Bremerhaven, 6. Juli. Das Seeamt Bremerhaven verhandelte über den Unfall des Lloyddampfers„Dresden“, der bekanntlich am 20. Juni abends auf einer„Kraft durch Freude“-Fahrt fünf Seemel⸗ len nördlich von Utſire(Norwegen) auf Grund gelaufen war und ſpäter ſank. 1 Zunächſt wurde der Führer des Schiffes, Kapitän Petermöller, vernommen. Die„Dresden“ befand ſich, ſo führte er u. a. aus, mit 975„Kraft durch Freude“⸗FJah⸗ rern an der norwegiſchen Küſte. Die Sichtverhältniſſe wa⸗ ren ſehr ſchlecht, ſo daß den Paſſagieren bisland wenig geboten werden konnte. Die Schiffsleitung entſchloß ſich deshalb, nach dem Hardanger⸗ Fjord zu dampfen. Der Lotſe erklärte auf Anfrage, mit dem Gewäſſer ver⸗ traut zu ſein. Kapitän Petermöller ſelbſt, der 48 Stunden auf der Brücke im Dienſt geweſen war, übergab das Kom⸗ mando ſeinem erſten Offizier von der Oſten und dem wach⸗ habenden norwegiſchen Lotſen. Anſchließend fand die Vernehmung des erſten Offiziers von der Oſten ſtatt. Das Revier war ihm bekannt. Um 19,10 Uhr ſei auf Anordnung des Lotſen eine Kurs⸗ änderung erfolgt. Er habe kontrolliert und geſehen, daß der neue Kurs auf Skudesnaes führte. Er habe bei dieſer Kursänderung keine Bedenken gehabt. Vom Vorſitzenden befragt, auf was er nach ſeiner Anſicht dieſen Unfall zurück⸗ führe, erklärte von der Oſten, daß hier nur ein verborgener Fckſen oder eine ver⸗ kriebene Boje in Frage kommen könne. Nach kurzer Vernehmung des dritten Offiziers findet die Verleſung der Lotſenberichte ſtatt, die in Bremerhaven kommiſſariſch vernommen worden ſind. Aus ihnen geht hervor, daß es allgemein üblich ſei, daß die Lot⸗ ſen das Kommando führen. Die Karten ſeien von beiden Lotſen wenig oder garnicht angeſehen worden, da ſie mit dem Revier genügend vertraut waren. Aus den Lotſenberichten geht weiter hervor, daß die fragliche Anfallſtelle ſeit 1864 nicht mehr nachgemeſſen wor⸗ den iſt und daß ſich an dieſer Skelle bereits vor Jahren ein Schiff die Schraube abgeſchlagen habe. Die Neitungsmaßnahmen Nach kurzer Pauſe wurden im zweiten Teil der See⸗ amtsverhandlung die Maßnahmen während des Unfalles behandelt. Kapitän Petermöller ließ bei der Grundberüh⸗ rung ſofort die Maſchinen ſtoppen, trotzdem ſei das Schiff über Grund gegangen. Er verſuchte ſchnellſtens unter Land zu kommen, um Schutz zu finden. Das Schiff bekam bis zu zehn Grad Schlagſeite. Von der Brücke aus wurden ſofort die Schotten geſchloſſen und die Paſſagiere auf Steuerbordſeite verteilt. Auf Nolſignale kraf als erſter der norwegiſche Damp⸗ fer„Kong Haakon“ an der Unfallſtelle ein, der nach ſei ner Meinung eine ganz beſondere ſeemänniſche Leiſtung vollbracht hak, indem er ſich krotz der Schlagſeite des Schif⸗ fes längsſeits gelegt und 535 Pafſagiere von Bord zu Bord übernahm. Der ſpäter eingetroffene norwegiſche Dampfer„Kron⸗ prinzeſſin Martha“ übernahm dann den reſtlichen Teil der Paſſagiere. Die Rettungsboote des Dampfers„Dres⸗ den“ richteten einen Pendelperkehr zwiſchen Schiff und Land ein, ſo daß bis 20,46 Uhr ſfämtliche Paſſagiere gerettet waren. Freundlich benahm ſich das Kom⸗ mando des an der Unfallſtelle eingetroffenen franzöſi⸗ ſchen Kreuzers, das die Schiffbrüchigen mit Lebens⸗ mitteln und Rauchwaren ausrüſtete. Sehr lobend ſprach Kapitän Petermöller von der norwegiſchen Bevölke⸗ rung, die ſich reſtlos für die Geretteten einſetzte. Der Spruch des Seeamtes In dem Spruch des Seeamtes heißt es u. a.: Der unter Lotſenberatung aus dem Stavangerfjord kom⸗ mende Fahrgaſtdampfer„Dresden“ iſt am 20. Juni 1934, um 19,18 Uhr, bei Einlaufen in den Carmſund bei Arsgun⸗ den über Felſen und Untiefen gelaufen und hat ſich dabei den Boden derart aufgeriſſen, daß er auf der Inſel Carmoe aufgeſetzt werden mußte. Die Grundberührung iſt in erſter Linie auf das von der norwegiſchen Behörde inzwiſchen feſtgeſtellte Verkreiben der Arsgrunden⸗Boje nach Süd zurückzuführen, ferner dar⸗ auf, daß der Lotſe offenbar die ſüdliche Stromverſetzung des Schiffes nicht genügend berückſichtigt hat und ſchließlich dar⸗ auf, daß der wachkhabende Offizier in berechtigtem Ver⸗ trauen auf den bewährten Lokſen die vorher anerkennens⸗ wert häufig vorgenommenen Kreuzpeilungen zu Beſtim⸗ nungen des jeweiligen Schiffsortes bei und nach der Lolſen⸗ kursäuberung nicht nochmals genommen hak. Die Schiffslei⸗ kung trifft im übrigen kein Verſchulden. Ihre Navigierung läßt die gebotene Sorgfalt nicht vermiſſen. Die Maßnahmen nach dem Unfall waren richtig, die Rettungsmaßnahmen ſachgemäß, das Verlaſſen des Schiffes berechtigt. Schiffsleitung und Beſatzung ohne Ausnahme ha⸗ ben dabei dank ihrer Schulung eine muſtergültige Pflichterfüllung gezeigt, ſo daß die Rettung der 975 Fahrgäſte der NS⸗Ge⸗ meinſchaft„Kraft durch Freude“ in völliger Ordnung ſich vollziehen konnte. Das Rettungswerk der norwegiſchen Dampfer„Kong Haakon“ und„Kronprinzeſſin Martha“ ſo⸗ wie die Hilfsbereitſchaft der Stavanger⸗Dampfſchiffahrtsge⸗ ſellſchaft ſind dankbar anzuerkennen, ebenſo die Fürſorge des franzöſiſchen Aviſos„Ardent“ für die Beſak⸗ zung. Die Aufnahme und Unterbringung der Schiffbrüchigen durch die norwegiſche Bevölkerung iſt in vorbildlicher, men⸗ ſchenfreundlicher Weiſe geſchehen, ſo daß die Bekeiligten nicht nur der Dankbarkeit der Gerekteten, ſondern aller deutſchen Volksgenoſſen gewiß ſein dürfen. . D ²˙ ᷣwAAA Wetterbericht Süddeutſchland iſt aus dem Wirkungsbereich des na Polen abziehenden Tiefs bereits enklaſſen. Fir die mäß len Tage ſteht ein Temperakuranſtieg bevor, da unter der Wir⸗ ee At 85 e 10 ausbildenden Störung ale Luftzufuhr erfolgen wird.— age: druckwetter, 1 3 5. 8 Amtskeiten für Handwerkerführer Eine Stiftung des Keichspräſidenten.— Ehrenkekte dem Reichshandwerkerführer überreicht. Reichspräſident von Hindenburg hat, einem Wunſche des deutſchen Handwerks entſprechend, eine„Führer⸗Amts⸗ kette des deutſchen Handwerks“ geſtiftet, die im Reichsprä⸗ ſidentenhauſe den Vertretern des deutſchen Handwerks über⸗ geben wurde. Im Auftrage des zurzeit von Berlin abwe⸗ ſenden Reichspräſidenten empfing Staatsſekretär Dr. Meiß⸗ ner die Vertreter des Reichsſtandes des Deutſchen Hand⸗ werks. In einer Anſprache führte er Folgendes aus: Der Herr Reichspräſident habe ſich, nachdem das ge⸗ ſamte deutſche Handwerk als Reichsſtand des Deutſchen Handwerks in ſeiner Organiſation neu aufgebaut worden ſei und die Reichsregierung einen Reichshandwerksführer er⸗ nannt habe, entſchloſſen, eine Ehrenkette zu ſtiften, die wom Führer des deutſchen Handwerks altem Brauche gemäß bei nationalen und dienſtlichen Anläſſen angelegt werden ſolle. Der Herr Reichspräſident habe weiter den Reichs⸗ handwerksführer ermächtigt, an verdiente Handwerksführer als beſondere Auszeichnung Amtsketten zu verleihen, welche der von deutſcher Künſtlerhand geſchaffenen Führeramts⸗ kette nachzubilden ſeien. Dieſe Ehrenkette ſolle ein Ausdruck der hohen Achtung ſein, die der Herr Reichspräſident und Generalfeldmarſchall von Hindenburg, als Ehrenmeiſter dem deutſchen Handwerk ſeit vielen Jahren eng verbunden, dem Reichsſtand des Deuk⸗ ſchen Handwerks und allen ſeinen Gliedern ſtets entgegen⸗ bringk; ſie ſolle aber gleichzeitig ein Sinnbild der hohen Bedeutung ſein, welche das Handwerk für die geſamte deut⸗ ſche Wirkſchaft hat, und un bre Zuverſicht kundtun, daß deut⸗ ſches Handwerk wieder zu ſeinen alten Ehren kommk. Reichshandwerksführer Schmidt ſpra in erzli⸗ chen Worten ſeinen und des deutſchen 17 7 4 den Hern Reichspräſidenten für dieſe Ehrung aus. Das deutſche Handwerk wiſſe dieſes Zeichen der Hochſchätzung, die Reichspräſident und Reichsregierung ihm entaegenbrin⸗ bor hoch zu würdigen und wurde daraus eine fielen Au orn zu geſteigerter Leiſtun 1 In den ſchweren Zeiten, die das deutſche Handwerk in den letzten Jahren durchlebt hat, habe es immer bei dem Herrn Reichspräſiden⸗ ten und Generalfeldmarſchall von Hindenburg Stütze und Hilfe gefunden. Das werde das Handwerk nie vergeſſen. Dank des Reichshandwerksführers Der Reichshandwerksführer ſandte nach der Ueberrei⸗ chung der Führeramtskette an den Reichspräſidenten nach Neudeck folgendes Telegramm: „Hochzuverehrender Herr Reichspräſident! Aus Anlaß der heutigen Uebereichung der von Ihnen geſchaffenen und verliehenen Führeramtskette des Deutſchen Handwerks an den Reichshandwerksführer durch Ihren Staatsſekretär, Herrn Dr. Meißner, ſpreche ich Ihnen als dem Ehrenmeiſter des deutſchen Handwerks im Namen des geſamten deutſchen Handwerks meinen tiefempfundenen Dank und meine unter⸗ tänigſte Ehrerbietigung aus. Das deutſche Handwerk, durch Jahrtauſende mit der Geſchichte des deutſchen Volkes ver⸗ bunden, wird es ſich zur beſonderen Aufgabe machen, nur ſolche Handwerksführer herauszuſtellen, die würdig ſind, die von Ihnen verliehene Führeramtskette zu tragen. Die deutſchen Handwerksmeiſter werden mit Stolz auch in den kommenden Jahrhunderten durch die Führeramtskelte daran erinnert werden, daß der Generalfeldmarſchall des Weltkrieges und Reichspräſident von Hindenburg als Ehren⸗ meiſter des deutſchen Handwerks dem deutſchen Handwerk in ſeinen ſchwerſten Zeilen der vergangenen Jahre ein uner⸗ müdlicher Schirmherr und Beſchützer geweſen iſt. In Ergebenheit und Ehrerbietigung W. G. Schmidt, Klempnermeiſter, Reichshandwerksführer.“ Wie wird die Ernte? Erſte Vorſchätzung zu Anfang Juli 1934. Bei une, Unter Zugrundelegung der Ende Mai feſtgeſtellten An⸗ Hauflächen wäre nach den zu Anfang Zul een Schätzungen der amtlichen Berichterſtatter eine Geſamternte an Roggen von etwa 7.27 Millionen Tonnen(gegen 7,52 Millionen Tonnen im Mittel 1924/33), Weizen und Spelz von 4,10(3,88) Millionen Tonnen, Winter⸗ gerſte von 641 000(442 000) Tonnen, Sommer gerſte don 2,27(2,49) Millonen Foonon Hafer von rund 5,0 (6,38) Millionen Tonnen zu erwarten. Die Gelreweernte des Jahres 1934 bleibt hinter der ungewöhnlichen Rekord⸗ ernte des Vorjahres nicht unerheblich zurück. Im übrigen kann ein normaler Witterungsverlauf der nächſten Wochen 12299 9 88 ur 9 135 178 5 Beſſerungen .„ insbeſondere für Hafer, deſſen Entwicklungspe⸗ riode am ſpäteſten abgeſchloſſen iſt.. 1 Sumstfag, 7. Juli 193 3 Handel und Wirtſchaſt Wirtſchaftliche Wochenrundſchau Börſe. Zu Beginn der Berichtswoche bekundete die Börſe ziemlich feſte Haltung. Maßgebend war dafür u. a. die Bekanntgabe der von zielklarer Politik getragenen neuen Steuerreform, von der man ſich wegen der mit ihr ver⸗ bundenen Vereinfachung des Steuerſyſtems bei gleichzeitiger Steuermilderung günſtige Einflüſſe auf die Entwicklung der Wirtſchaft verſpricht. Auch die letzte Bankenbilanz hat einen guten Eindruck gemacht. Späterhin geſtaltete ſich das Ge⸗ ſchäft an der Börſe ſehr ruhig. Die Umſätze ſchrumpften immer mehr zuſammen und es kam auch zu Abbröckelungen am Aktienmarkt. Die erfreulichen Mitteilungen des Reichs⸗ finanzminiſters über die Geſtaltung der Reichsfinanzen gaben der Börſe aber immerhin eine gewiſſe Stütze, ebenſo die Tatſache, daß die Sparkaſſeneinlagen im Mai zugenommen haben. Gegen Schluß der Berichtswoche machte ſich unter der Ueberwindung des Meutereiverſuchs eine etwas freund⸗ lichere Stimmung geltend, wobei die Umſätze allerdings keine Erhöhung erfuhren. Geldmarkt. Dank der Deviſenrepartierung iſt es gelungen, den Deviſenabfluß ins Ausland zum Stillſtand zu bringen. Gegen Monatsende machte ſich wegen des Ultimos eine ſtärkere Inanſpruchnahme des Geldmarktes bemerkbar, ſo daß eine Verſteifung der Tagesgeldſätze eintrat. Späterhin war dann wieder eine weſentliche Erleichterung feſtzuſtellen, und zwar namentlich deshalb, weil dem Markt durch die Rück⸗ zahlung der Reichsanleihe von 1925 beträchtliche Mittel zu⸗ zugeführt wurden. Produktenmarkt. Infolge der zahlreichen Niederſchläge ſind Hackfrüchte und Futterpflanzen in ein beſſeres Wachstum gekommen. Auch Sommergetreide iſt von dem Regen noch günſtig beeinflußt worden. Die Lage am Produktenmarkt geſtaltete ſich infolgedeſſen ziemlich ruhig, wobei das Nach⸗ geben des Haferpreiſes, der eine ungewöhnliche Höhe er⸗ klommen hatte, bemerkenswert war. Der Mehlmarkt war gleichfalls ruhig. Warenmarkt. Die Richtzahl der Großhandelspreiſe, die ſich auf 97,6 ſtellte, hat ſich gegenüber der Vorwoche nicht geändert. Die Frage der Verſorgung Deutſchlands mit aus⸗ ländiſcher Rohware iſt auf der Tagung der deutſchen Aus⸗ landshandelskammern eingehend behandelt und von den lei⸗ tenden deutſchen Staatsmännern in ein Licht gerückt worden, das dem Ausland Klarheit darüber ſchaffen dürfte, daß Deutſchland, bei allem Willen zur wirlſchaftlichen Zuſammen⸗ arbeit, feſt entſ en iſt, ſich vom Ausland unabhängig zu machen, wenn es dazu gezwungen wird. Viehmarkt. Die Beſchickung der Viehmärkte hat in Be⸗ folgung der von maßgebender Seite ergangenen Mahnungen und Warnungen nachgelaſſen. Die Preiſe ſind faſt unver⸗ ändert geblieben. Ausgezeichnete Beerenernke im Hochſchwarzwald. Die Heidelbeerernte iſt nunmehr in den mittle⸗ ren Gebirgslagen in vollem Gange und die Ausreife hat bereits in den Kammlagen über 1000 Meter begonnen. Von allen Teilen des Gebirges wird eine reichliche Ernte gemel⸗ det, die vielfach ſogar Rekorderträge liefert. Im Gebiet der Hornisgrinde, der Badener Höhe, am Kniebis und in den oberen Waldgegenden des Enz⸗ und Murgtals trifft man täglich viele Beerenſucher. Die Forſtbehörden geſtatten das Pflücken der Heidelbeeren nur mit der Hand, alſo nicht mit ſogenannten Riffeln, durch welche die Stauden beſchädigt werden. In den höheren Lagen des Schwarzwaldes hat auch die Ausreife der Himbeeren, der roten und weißen Jo⸗ hannisbeeren und Stachelbeeren begonnen. In der als Himbeerreich bekannten Gegend von St. Blaſien und Todtmoos darf mit einer Vollernte gerechnet werden. Die Johannisbeeren liefern heuer 92 8 in den raueſten Bergre⸗ vieren, wo man ſie in größerer Zahl angepflanzt hat, gute und reichliche Erträge. Anverſtand oder Böswilligkeit? Verſteckte Angriffe gegen das Sparen. Obwohl der Führer anläßlich des Beginns der Arbeits⸗ ſchlacht eindeutig herausgeſtellt hat, daß neben dem Ver⸗ trauen des Volkes, die Bereitſtellung von erheblichen 1 8 beträgen für einen ſiegreichen Ausgang der Arbeitsſchlacht unerläßliche Vorausſetzung darſtellt, machen ſich immer wieder Stimmen geltend, die in offener oder verſteckter Form gegen das Sparen Front machen. So findet ſich vor wenigen Tagen in einer Preſſenotiz der Satz:„Es iſt völ⸗ lig unverſtändlich, daß gerade in dieſem Jahr, in dem ſich die Regierung die erdenklichſte Mühe zur Wirtſchaftsbele⸗ bung gibt, der Höchſtſtand der Spareinlagen bei den Spar⸗ kaſſen ſeit vielen Jahren angeſammelt wurde.“ Ausführun⸗ gen dieſer Art ſind von einer bedenklichen Unkenntnis volkswirtſchaftlicher Zuſammenhänge getragen. Sie zeigen darüber hinaus, daß ihr Schreiber weit entfernt davon iſt, die großen weitreichenden Pläne der Regierung zu erfaſ⸗ ſen und zu fördern. Aus derartigen Erwägungen ſpricht immer wieder Unwiſſenheit über die grundlegende Beſtim⸗ 171 von Sparkaſſen, Gewerkſchaften, Banken und ande⸗ ren Kreditinſtituten. Immer wieder wird dem in wirtſchaft⸗ lichen Dingen nicht ſo erfahrenen Leſer eingehämmert, das z. B. auf eine Sparkaſſe getragene Geld bleibe dort lie⸗ en und werde dem A uc en 0 entzogen, rode das Gegenteil iſt richtig. Das einer Sparkaſſe an⸗ vertraute Geld wird meiſt ſchon am gleichen Tag einem kreditbedürftigen Handwerker, N Kleingewerbe⸗ treibenden, Bauern uſw. geſg ben, der mit ihm zur Ver⸗ fügung geſtellten Kredit meiſt viel mehr Arbeit ſchaffen zann als der Volksgenoſſe, der unter dem Eindruck einer ſrregeleiteten Propaganda für das Geld vielleicht 1 ſige und polkswirlſchaftlich ſchädliche Gegenſtände, 5 4 irgendwelche Auslandsware, Luxusartikel uſw. einkauft, Sſeſe Zuſammenhänge ſollte ſich jeder überlegen und ihnen gemäß aufklärend wirken, wenn ihm, häufig von Intereſ⸗ jenten getragen, die Parole: Kaufen um jeden Preis! ent⸗ egengehalten wird. Es gilt auch hier, ſich getreulich an die Zorte des Führers zu halten, der bei Beginn der Arbeits⸗ ſchlacht 1934 einen mahnenden Appell an den Sparer zur Bereitſtellung der erforderlichen Milliarden für Arbeits⸗ beſchaffung gerichtet hat. ö 7 0 Sonnenuntergang 20.22 Sonnenaufgang 3 47 22 55 Monduntergang 19.18 Mondaufgang 1.08 Kreuz und Quer Der Tod des Hundertzwanzigjährigen.— Drei Nieren und kein Wein!— Die Beine am Dachfirſt.—„Dich ſoll der Teufel holen!“ Nachdem das Ungeheuer vom Loch Neß ſtill und ſanft verſchwunden iſt es konnte vermutlich den Ruhm nicht länger ertragen und iſt in den unterwelklichen Dynoſaurier⸗ himmel zurückgekehrt— iſt auch das zweite Weltwunder aus dieſer Welt geſchieden, die ihm 120 und mehr Jahre als Aufenthaltsort gedient hatte. Der Ruhm des uralten kürki⸗ ſchen Laſtträgers Zaro Aga war allerdings ſchon älter, zweifellos gefeſtigter und ſolider als der des Seedrachen von Schottland, der überdies zum größten Leidweſen der Amerikaner niemals zu einem Beſuch in der Neuen Welt zu gewinnen war. Anders dagegen der älteſte Mann der Welt, der ja, nachdem er vor einigen Jahren„enkdeckt“ worden war, nach Amerika verſchleppt und dort mit großen Ehren und Geldern gefeiert wurde. Er hat zwar den alten Waſhington, der 1799 ſtarb, nicht perſönlich gekannt, aber wenn man dem reichlich großzügigen Gedächtnis des Türken glauben könnte, ſo wäre er in ſeiner ſagenhaften Jugend ein Zeitgenoſſe des großen Amerikaners geweſen. Zaro Aga hatte ja behauptet, 165 Jahre alt zu ſein, was dem Ge⸗ burtsjahr 1770 entſprochen hätte. Allein den Orientalen muß man ja immer etwas abhandeln, wie man in jeder Reiſebeſchreibung leſen kann, und ſo hat die Wiſſenſchaft auf etwa 120 Lebensjahre ſich geeinigt. Das iſt ja auch immer noch ein recht nettes Alter und eröffnet für alle Lebenden gewiſſe Aussichten. Wenn nun gar Profeſſor Woronoff ihn verjüngt hätte, wie er geplant hatte! Das wäre garnicht auszudenken geweſen. Der gute Urururgroßvater hätte ſich ſicher dem modernen Leben der Jugend angepaßt, und man hätte ſich nicht zu wundern brauchen, wenn er plötzlich als Mittelſtürmer einer Fußballmannſchaft aufgetaucht wäre oder beim nächſten Olympia die Schwergewichtsmeiſterſchaft im Stemmen errungen hätte, wozu er ja dank ſeiner früheren Tätigkeit eine beſondere Eignung mitgebracht hätte. Und um das Jahr 2000 herum hatte der neue Methusalem ſeinen 65. Wiedergeburtstag in beſter Manneskraft feiern können. Aber dieſe kühnen Erwartungen ſind ja nun alle zer⸗ ſtört; der gute Türke hat endlich die Laſt ſeiner Jahre von ich geworfen und damit ſein Laſtträgerleben endgültig auf⸗ gegeben. Bei der Sezierung ſeiner Leiche haben die Aerzte nun eine überraſchende Entdeckung gemacht: er hatte drei Nieren! Nun ſcheint man dem Geheimnis ſeines unglaublichen Alters doch etwas näher zu kommen. Für ihn war es alſo eine Leichtigkeit, ſelbſt einen großen Flüſſigkeitsverbrauch mühelos zu verarbeiten, ohne daß das Herz, die Leber und der ganze Organismus beſonders angeſtrengt worden wären. Nun war ja dem Mohammedaner der Genuß geiſtiger Getränke ver⸗ boten. Aber ſollte unſer guter Zaro Aga nicht doch mal ab und zu in ſeinen ſpäteren Jahren...? Es wäre ja eigent⸗ lich ſchade geweſen, wenn er das Geſchenk einer dritten Niere nicht ausgenutzt hätte. Wozu hätte ſie ihm dann die Natur gegeben? Der Mann hätte unbedingt in der Pfalz oder am Rhein oder in ſonſt einem Weingebiet unſerer Heimat geboren werden ſollen. Was hätte er da mit ſeinen drei Nieren ein ſeliges Leben führen können! Im übrigen wird aber behauptet, daß viele alten„Weinzähne“ auch mit nur zwei Nieren Erkleckliches zu leiſten imſtande ſind, und die glückliche Beſchwingtheit hängt ja auch weniger von den Nieren, als von der Güte des Tropfens ab, der ſie hervorruft. So ſehr beſchwingt, daß er zu hoch hinaus wollte, war da dieſer Tage ein junger Mann im Norden Berlins. Eines ſchönen Morgens blieb in der Reinickendorferſtraße ein Paſ⸗ ſant plötzlich ſtehen und zeigte zum Dach eines hohen Hauſes. Dort ſah man zwei große Stiefel über den Dachfirſt hängen, die offenbar zu einem Mann gehörten. Man alar⸗ mierte ſofort die Feuerwehr, da man ein ſchweres Unglück befürchten mußte. Nach wenigen Minuten war dieſe zur Stelle, und nun begann unter atemloſer Spannung der Zu⸗ ſchauermenge das ſchwierige Retkungswerk. Ein Feuerwehr⸗ mann ſtieg mit einem Seil über eine ſofort aufgerichtete automatiſche Leiter zum Dach empor. Er ſtellte feſt, daß der Mann in der Regengoſſe friedlich ſchlief. Mit viel Ge⸗ ſchick legte er dem Schlafenden eine Schlinge um den Leib. Erſt als dieſe feſt zugezogen war, erwachte der Mann und zeigte ſich recht ungehalten über die Störung. Trotz Wider⸗ ſtrebens mußte er zuſammen mit dem Brandmeiſter in ein Fenſter einer Manſardenwohnung ſteigen. Als er feſten Boden unter den Füßen hatte, wurde der Gerettete tätlich. Er ſchlug wie ein Raſender um ſich und konnte kaum von zwei Polizei⸗ beamten überwältigt werden. Erſt nach vielen Mühen ge⸗ lang es, den Tobenden zum nächſten Polizetrevier zu bringen. Er hatte ſich ſchwer betrunken und wollte ſeinen Rauſch hoch oben in der Regengoſſe ausſchlafen. Die Polizei und die Feuerwehr, die ihn in ſeinem luftigen Schläfchen geſtört hatten, wünſchle er, anſtatt ihnen dankbar zu ſein, geradewegs zum Teufel. Wie vorſichtig man übrigens ſein muß mit der An⸗ rufung des Teufels im bürgerlichen Alltagsleben, beweiſt eine Verhandlung vor dem Kölner Arbeiksgericht. Stand da ein zartes Mädchen weinend als Beklagte. Es war als Hausangeſtellte in einer Familie tätig, hatte nachts ihre Stelle verlaſſen und war zu ſeinen Eltern zurückgekehrt. Klä⸗ ger war der Arbeitgeber des Mädchens, der 25 Mark Ent⸗ ſchädigung wegen Vertragsbruchs verlangte. Eines Tages hatte die Beklagte vergeſſen, den Hühnern Waſſer zu geben, und hierüber ungehalten, hatte die Hausfrau geſagt:„Da ſoll Dich doch der Teufel holen“. Das Mädchen nahm ſich das ſehr zu Herzen und kehrte heimlich ins Elternhaus zu⸗ rück. Es meinte am Gericht, daß man ihr nach dieſer ſchreck⸗ lichen Drohung nicht mehr habe zumuten können, noch weiter in Dienſten des Klägers zu bleiben. Das Gericht entſchied: „Der Ausdruck der Ehefrau des Klägers iſt nicht als ernſt⸗ iche Drohung aufzufaſſen. Offenbar war der Ausdruck von der Ehefrau gebraucht, um ihren Worken mehr Kraft zu ver⸗ leihen. Eine grobe Beleidigung liegt nicht vor und die Beklagte iſt ſchadenerſatzpflichtig.“ Das Gericht hielt aber einen Betrag von 5 Mark für ausreichend. Nun wiſſen wir alſo, daß man in ſo harmloſer Form den Satan doch zitieren darf, ſintemalen er ja doch nie er⸗ ſcheint wie damals bei weiland Doctor Fauſt. 5 3 2 5 2. 8 Rah 8 in verschied. drahimatrazen u. Preislagen sowie Schonerdecken empfiehlt Frau W. Schmitthäuser WWW., Oberkircherstr. 13 Reparaturen werden ebenfalls ausgeführt. gibt es Be⸗ ſchäftigung. Fräulein Ingrid iſt eines Sonntags aus dem Arberts dienſtlager in Mellenſee bei Berlin zu Beſuch nach Hauf gekommen. Ingrid iſt ſtolz auf ein hervorragend beſtande nes Abiturientenexamen und hat die Abſicht, Medizin z ſtudieren, aber zuerſt ging es in den Arbeitsdienſt. Kei Wunder, daß ſie an dieſem Urlaubsſonntag von Eltern un Geſchwiſtern mit tauſenderlei Fragen beſtürmt wurde, abe Ingrid kam von einem ſo großen, friſchen Erlebnis, da ſie nicht müde wurde zu erzählen:„Alſo, Kinder, man ha uns ſo richtig da draußen durcheinandergewürfelt: Büro mädchen, Stubenmädchen. Junglehrerinnen, Verkäuferin nen und Abiturientinnen. Es iſt ja klar, daß wir uns zu erſt etwas gegenſeitig beſchnupperten, aber das hat nick lange gedauert. Allein die Arbeit ſorgt ſchon für die nötig Annäherung. Und was es in Mellenſee alles zu tun gib davon habt ihr ja keine Ahnung! Unſer Reich iſt das herr lich am Mell lozzi-Fröbelhaus, da neben dem Frei und dem Werkhalk jahrslager 1 trieb, mehrere Dor kindergärte und S ererholungsheim umfaß Drei Wochen Garten⸗ und Landwirtſchaft. drei Woche Haushalt und Küche und drei Wochen Kindergarten, ſo geht es in drei Gruppen ringsum. In meiner Gruppe iſt ein Mädchen, na, einen guten Kopf größer als ich, Hand⸗ ſchuhnummer 10, und rotbäckig wie ein Borsdorfer Apfel, wie man ſo ſagt, ein richtiger Küchendragoner. Wenn ſie den Mund aufmachte, mußte ich immer lachen. Sie verwechſelte nicht nur„mir“ und„mich“ ſondern hatte eine ganz be⸗ ſonders ulkige Art, die deutſche Sprache auf den Kopf zu ſtellen. Als aber unſere Gruppe mit der Landwirtſchaft be⸗ ginnen mußte, war ſie mit Lachen an der Reihe. Wie man einen Spaten anfaßt, eine Schubkarre dirigiert und eine Forke ſchwingt, habe ich alles von Anna gelernt, und Anna hat ſogar eingeſehen, daß ihr ein beſſeres Deutſch nichts ſchaden könne. So ſind wir uns alle nähergerückt, ganz gleich, welche Tätigkeit wir vorher ausgeübt haben mochten. Dieſes ſich gegenſeitige Anpaſſen iſt etwas Herrliches. Lächerliche Eitelkeiten fallen dem urwüchſigen, geſunden Humor ſolcher naturfriſchen Naturen wie Anna zum Opfer, und was wir Mädchen mit einer ſogenannten beſſeren Er⸗ ziehung wirklich an Kultur mehr beſitzen, nehmen die an⸗ deren dankbar an. Das Tagewerk im Arbeitslager iſt gar 1 . Auch in der reizeit Abiturien⸗ linnen bei der Lager; wäſche. nicht leicht. Punkt 6 Uhr morgens wird aufgeſtanden, Mor⸗ gengymnaſtik und ein kurzer Waldlauf bringen die Glieder in Schwung, und mit dem unverwüſtlichen Appetit der Ju⸗ gend ſtürzt ſich die geſamte Beſatzung des Arbeitslagers aufs Frühſtück. Dann geht es in Gruppen fünf Stunden an die Arbeit. Aber nicht nur die landwirtſchaftliche Grippe ehört zu den Schwerarbeitern. In der Küche muß nun ald für 90 Perſonen täglich das Eſſen zubereitet werden, was durchaus keine Kleinigkeit iſt. Punkt zwölf Uhr ſind die Tiſche gedeckt, bei ſchönem Wetter natürlich im Garten. Wie das nach fünf Stunden Gartenarbeit ſchmeckt, davon 15 ihr ja gar keine Ahnung! Nach Tiſch iſt Freizeit. In en erſten Tagen meiner Landarbeit habe ich mich irgendwo ins Gras gehauen und den Muskelkater ausgeſchlafen, da⸗ mit ich von 3 bis 5 Uhr im Nachmittagsdienſt nicht ſchlapp machte. Heute iſt die Ruhe natürlich nicht mehr ſo aus⸗ 1 Da ſchreibt man raſch einen Brief, badet im Mel⸗ enſee und läßt ſich von der Sonne bräunen. Um 5 Uhr iſt der Dienſt zu Ende, und bis zum Abendbrot iſt jede Herrin über ihre freie Zeit. So wichtig die Arbeitsleiſtung im Lager für die Entwicklung aller iſt, die rechte Geſtaltung der Frei⸗ Taglohn-Zeilel für Bauhandwerker (nach vorgeschriebenem städtischen Muster) zu haben in der Druckerei des„Neckar⸗Bote“. * Wir machen jetzt in Landwirtſchaft zeit iſt die ſchönſte Quelle zahlreicher Gemeinſchaftsfreuden Neulich haben wir einen Jugendabend für die Erwerbs⸗ loſenjugend der umliegenden Ortſchaften veranſtaltet, der belehrend und unterhaltend zugleich war, und ihr hättet nur einmal die frohen Geſichter ſehen ſollen. Von Tag zu Tag wird dieſe Freizeitgeſtaltung immer vollkommener; kleine Vorleſungen, 1 in Volkswirtſchaft und Bürger, kunde, Vorträge über Raſſenfragen, Heimatkunde, Spiel und Geſang. Wahrlich, bei uns kann keine Langeweile aufkommen. Wir Mädchen lernen da draußen echte Kame⸗ radſchaft kennen, echte alles überbrückende Volksgemein⸗ ſchaft, weil jede Art und Arbeit der anderen achten lernt, und wenn man erſt weiß. unter welchen mißlichen und freudloſen Verhältniſſen ſo manches arme Mädchen groß wurde, lernt man ſeine Tapferkeit im Elend direkt be⸗ wundern.“ Ingrid hatte voll Begeiſterung berichtet, aber Eltern und Geſchwiſter waren nachdenklich geworden, und der Mutter kamen ſeltſame Erinnerungen an ihre eigene Ju⸗ gendzeit. Nach dem Beſuch einer höheren Mädchenſchule hatte man ſie in einem vornehmen Penſionat hermeliſch von ihren Volksgenoſſen aus dem Arbeiterſtande abgeſchloſſen. Von dem Leben und Leiden anderer Volkskreiſe hatte man kaum eine Ahnung gehabt Erſt der Krieg und die Nach⸗ kriegsnöte hatten alle aufgerüttelt, über dieſe Probleme nachzudenken, und die Mutter erklärte:„Ingrid, du lebſt in einer herrlichen Zeit. Ihr jungen Menſchen wachſt in eine Volksgemeinſchaft hinein, die wir nie ſo gekannt haben, und man könnte euch darum beneiden.“ Da lachte Ingrid:„Könnt ihr auch, und damit ihr es gleich wißt, wenn wir auch an jedem Sonntag nach Hauſe 7 5 dürfen, für mich kommt das gar nicht in Frage. Ich kann die Anna und die Herta und die Gertrud, die kein rechtes Zuhauſe haben, nicht immer allein laſſen.“ Gerade für ein Menſchenkind aus engen und bedrück⸗ ten Verhältniſſen wird der Arbeitsdienſt zu einem befreien⸗ den Erlebnis. Das deutſche Arbeitermädchen trägt in ſich, wie der deutſche Arbeiter überhaupt, einen ſtarken Bildungs⸗ willen, der oft turmhoch über der mühſam aufgepfropften Halbbildung mancher ſogenannten„höheren Tochter“ ſteht. Wenn im Arbeitsdienſt der geſunde Wille des Arbeitermäd⸗ chens ſich mit echter Kultur und Bildung berührt, kann ein ſchöner Gewinn nicht ausbleiben. Ein halbes Jahr deutſche Mädchen aller Stände und Berufsklaſſen im gemeinſamen Arbeitsdienſtlager, und was ſich zu Anfang als„zuſammengewürfelt“ beſchnüffelt, nimmt zum Schluß edge Abſchied. ein außerordentlicher ideeller Erfolg des Arbeitsdienſtes Ehrenamtlich Leiterin der Hühnerfaren a ITrauer-Hleidung Trauerhüte, Trauerschleier stets in großer Huswahl Fischer- Riegel MRNNHEIM— paradeplatz. — ö 85 Ueberall Schmutz und Feuchtigkeit. Bei dem kleinſten Re⸗ M Schalen einer ann Roman von Liane Sanden 32 Lena erſchrak, Juſties wollte zu ihr und der Mutter kommen? Aber bei ihnen war es ja ſo einfach, beinahe ärmlich. Die beſten Sachen waren den Weg zum Trödler gegangen. And es war natürlich noch kein Gedanke daran geweſen, daß man ſich einige wieder hatte zurückerwerben können. Wie würde Juſties es bei ihnen finden? Ihr Geſicht hatte etwas Natloſes— und Juſties deutete es falſch. i eben Sie, Fräulein Heuſchner“, meinte er leiſe, „das war wohl etwas zudringlich eben.“ „Aber nein, nein, Herr Juſties, ſo habe ich das doch nicht gemeint. Im Gegenteil, Sie würden Wutter eine große Freude machen, wenn Sie uns einmal die Ehre geben würden— aber—“ 8 f „Und Sie, Fräulein Heuſchner— Sie, würden Sie ſich auch ein wenig freuen?“ Juſties wußte nicht, woher er auf einmal den Mut nahm, dieſe Frage zu ſtellen, er erſchrak nun beinahe, wie vorhin Lena. Lena ſah ihn ſchnell an, dann ſenkten. ſich die langen dunklen Wimpern wieder auf die Augen. Leiſe antwortete ſie: 5 „Auch ich, Herr Juſties, würde mich freuen, ſo ſehr! Und dann könnte ich Ihnen auch meinen Bruder vor⸗ ſtellen, meinen Frieder. Ich liebe ihn ſo— und ich bin ſo ſtolz auf ihn.“ Da wurde es Juſties ganz warm und glücklich ums Herz. Wie Lena da ſo von ſich und den Ihren ſprach, lag doch ein ſtarkes Vertrauen zu ihm in allem. Gott⸗ lob, ſie ſah in ihm nicht nur den Chef, ſie ſprach zu ihm wie ein Menſch zum anderen Menſchen. „Alſo, ich komme ſo bald ich darf, Fräulein Heuſch⸗ mer.“ „Sie dürfen immer“, entfuhr es Lena, ohne daß ſie es wollte— und dann wurde ſie wieder ganz rot. Leider fügte ſie hinzu:„Nur, Herr Juſties, es iſt bei uns ſehr beſcheiden, ärmlich geradezu. Es ging uns doch dieſe ganze Zeit, bis Herr Heinſigk uns half, ſehr bitter. Ich weiß nicht, ob Sie ſolche einfachen Verhältniſſe nicht als fremd empfinden.“ Da langte Ernſt Juſties über den Tiſch herüber. Mit einer behutſamen und doch feſten Gebärde nahm er Lenas Hand: „Wie könnte mir etwas fremd ſein, was zu Ihnen. gehört, Fräulein Lena?“ Da hoben ſich die dunklen Wimpern, Lena ſchlug den Blick auf— ihre und Juſties Augen hafteten ineinander in ſcheuem Fragen, Forſchen und Bekennen. Eine Weile verharrten ſie ſo, dann ſchienen ſie beide wie aus einem ſüßen Banne zu erwachen. Die Uhr auf Juſties Schreib⸗ tiſch ſchlug mit fröhlichen hellen Schlägen, mahnte die beiden Menſchen an die Gegenwart. „Arbeiten wir weiter?“ fragte Lena ſcheu. „Arbeiten wir weiter— zuſammen“, ſagte Juſties mit einer Stimme, in der Zärtlichkeit, Jubel, Dank ſchwang. Seine Worte waren wie eine ſchöne Vorbedeutung. * Schon am gleichen Abend wollte Juſties zu Lenas Mutter kommen. Ihren erſchrockenen Einwand, daß ſie doch die Mutter zeitig benachrichtigen müßte, hatte er lachend abgewehrt. Ich will Ihnen ja gar keine Um⸗ ſtände machen, Fräulein Heuſchner, ich komme ja nur wegen der Bücher.“ Aber da war Lena energiſch geworden, ſo gut ihre ſanfte Natur das zuließ. Das würde Herr Juſties der Mutter doch nicht antun, daß er nicht wenigſtens zu einer Mahlzeit ihr Gaſt ſein wollte. Die Mutter würde darüber geradezu unglücklich ſein. Nach langem Bitten hatte ſich Juſties denn bereit erklärt, nach dem Abend eine Taſſe Tee bei Frau Heuſchner zu trinken. Aber er hatte eine Bedinaung daran geknüpft: „Den Kuchen bringe ich mit, Fräulein Heuſchner. Meine gute Haushälterin hat gerade heute erſt geſcholten, daß der Sonntagskuchen bei mir immer ſteinhart würde. Nun, da iſt nun endlich einmal eine Gelegenheit, ihn aufzueſſen. Alſo, wenn Sie mir geſtatten, für dieſen Teil der Bewirtung zu ſorgen, nehme ich dankend an.“ In höchſter Eile war Lena an dieſem Tage nach Ge⸗ ſchäftsſchluß heimgeeilt. Ein paar Vorbereitungen mußten doch getroffen werden. Vor allem war doch die Mutter durch die letzten ſchweren Jahre ſo von jedem Beſuche entwöhnt, daß man ſie nicht einfach vor die vollendete Tatſache ſtellen konnte. Zum Glück traf Lena gerade, als ſie in ihre Straße einbog, Frieder, der heimkam. In kurzen Worten u ete ſie ihn von dem bevor⸗ ſtehenden Beſuche ihr 78 Hier haſt du Ge d digte ſie,„kauf guten Tee und bring auch etwas Sahne mit. Zucker iſt da, Zitrone auch.“ „Du, Lena, was ein richtiger Mann iſt, der braucht doch auch Rum zum Tee. Das koſtet aber mächtig viel Geld.“ Zweifelnd ſah er ſie an. Lena ſtrich ihm lächelnd über den dichten Schopf. „Ein Mann wie Herr Juſties wird ſicherlich lieber auf Num verzichten, ſelbſt wenn er welchen gewöhnt iſt, weil er nicht will, daß wir uns über unſere Ver⸗ hältniſſe Ausgaben machen. Alſo wollen wir das mit dem Rum lieber laſſen. Aber ein paar Blumen kannſt du mitbringen, nicht viel, nur damit der Tiſch ſo aus⸗ ſieht, wie wir es früher gewöhnt waren.“ Früher! Frieders Augen wurden verſonnen. Dunkel erinnerte er ſich noch des Hauſes, in dem er einſtmals mit Lena und der Mutter gewohnt, hell und groß und licht war es geweſen und immer voll Blumen. Ganz anders wie die enge kleine Stadtwohnung, in der man jetzt hauſte. „Du, Lena,“ meinte er plötzlich zaghaft,„ob das mal bei uns wieder kommen wird, daß wir woanders wohnen werden, wo man Himmel ſieht und Wieſen und Blumen? Nicht nur immer Wände und Mauern?“ „Mit Gottes Hilfe wird das auch einmal kommen, Frieder. Denke doch nur, wie wunderbar ſich in dieſen Tagen ſchon alles für uns gewandelt hat. Wir haben zu eſſen, wir haben unſere Schulden bezahlt, ich haben Arbeit— und du wirſt auch welche finden. Es gibt doch gute Menſchen auf der Welt, Frieder.“. „Ja, den Herrn Heinſigk.“ Frieders Ton war geradezu ſchwärmeriſch. Lena wiederholte dankbar:„Ja, Michael geinſigk“, aber dann fügte ſie ſehr entſchieden hinzu: „And Herr Juſties.“ „Na ja, der auch“— aber Frieder ſchien es mehr zu ſagen, weil Lena, die geliebte und vergötterte Schwe⸗ ſter, es ihm vorgeſprochen. Innerlich ſchien er Juſties bet weitem nicht den Platz unter den guten Menſchen ein⸗ zuräumen wie Wichael Heinſigk! Während Frieder die von Lena ihm aufgetragenen Beſorgungen ausführte, eilte Lena heim. Zu ihrer Freude fand ſie die Mutter angekleidet auf ihrem Lehnſeſſel ſitzen. Lena kannte das Geſicht der Mutter aus allen guten und ſchweren Stun⸗ den. Sie ſah auch jetzt, es ging der Mutter heute wohl recht gut. Der ſchmerzliche Zug um den Mund trat nicht ſtark hervor, die Hände waren fleißig mit einer Näherei beſchäftigt, das beſte Zeichen, daß Frau Heuſch⸗ ner ſich bei Kräften fühlte. Denn ſie war eine unermüd⸗ lich tätige Frau. Ihr größter Hummer war, daß ſie durch ihre bisherige Hinfälligkeit nicht mitarbeiten konnte. Sie hatte ſich oft genug angeklagt, ein Hemmſchuh und eine Belaſtung für die Kinder zu ſein. Lena hatte viel Mühe gehabt, der Mutter dieſe ſelbſtquäleriſchen Gedän⸗ ken auszureden. Nun aber ſchien die wiedergewonnene Hoffnung die beſte Medizin für Frau geuſchner ge⸗ worden zu ſein. Sie konnte mehr und mehr ihre Fan außer Bett verbringen, die Schwindelanfälle ließen dan der kräftigen Ernährung nach, der Zeitpunkt der völ⸗ ligen Wiederherſtellung ſchien heranzurücken.. „Nun, Lenakind, heute ſchon ſo zeitig?“ fragte Frau Heuſchner, als die Tochter ſchnell auf ſie zukam,„warum haſt du denn heute nach Arbeitsſchluß nicht noch einen Spaziergang gemacht? Es iſt ein ſo herrliches Wetter, und die Luft tut dir doch auch ſo gut. Hier im Hauſel iſt alles in Ordnung, da verſäumſt du nichts.“ 5 Atbeiterhölle im Arbeiterparadles Das Elend der Schaffenden in Sowjekrußland. Es iſt eine undankbare Aufgabe, die Arbeitsverhält⸗ niſſe im roten Rußland auf Grund der Sowjetzeitungen zu ſchildern, denn die Sowjetpreſſe iſt verſtändlicherweiſe ſtets darauf bedacht, das Leben des ruſſiſchen Arbeiters als eine Art paradieſiſchen Daſeins hinzuſtellen. Wenn man trotz⸗ dem in den Sowjetblättern ab und zu Nachrichten über die ſchwere Lage der ruſſiſchen Arbeiter findet, ſo liegt es daran, daß die ſchauderhafte ſowjetiſche Wirklichkeit ſogar die offizielle Preſſe aus ihrer Zurückhaltung herausreißt. Die Zeitung„Moskau am Abend“ führt Beſchwerde Über die unwürdigen Verhältniſſe, in denen die Arbeiter leben, die zan dem Rieſenbau der Moskauer Untergrund⸗ bahn beſchäftigt ſind. Da die Grund⸗ und Bodenverhältniſſe der ruſſiſchen Hauptſtadt für dieſen Bau äußerſt ungünſtig ſind, verläuft die Arbeit unter ungemein ſchweren Bedin⸗ gungen mitten im Schmutz und Schlamm. Tagelang blei⸗ ben die Arbeiter im Waſſer, das ihnen bis an die Knie reicht. Man könnte alſo denken, daß während der Mittags⸗ pauſe die Arbeiter wenigſtens oben, auf der Erde, ein gutes Eſſen in einer warmen, ſauberen Stube bekommen. Nun leſen wir in„Moskau am Abend“, daß die für die Untergrundbahnarbeiter beſtimmten Stadtküchen jeder Be⸗ ſchreibung ſpotten. Die Küche N15 iſt feucht, in der Küche. N 10 ſind die Wände mit Roſt bedeckt. Im Keſſelraum herrſcht ein ſolcher Schmutz, daß ſich nebenan eine ganze Kolonie von Würmern gebildet hat. In der Küche N 22 ſind alle Fenſterſcheiben entzwei und durch Lappen erſetzt. In der Küche N24 wird nur an den ſichtbaren Stellen des Bodens gefegt. Auf die Beſchwerden der Arbeiter ant⸗ wortete der Geſchäftsführer:„Ich muß euch Eſſen geben, das iſt die Hauptſache. Da habe ich keine Zeit, mich um die Sauberkeit zu kümmern!“ 85 Gewiß, nicht vom Brot allein lebt der Menſch. Viel⸗ leicht genießen die ruſſiſchen Arbeiter andere Freuden, die geiſtiger und ſeeliſcher Art ſind? Gewiß, doch auch ſie ſind mehr als beſcheiden. Die Zeitung„Für die kommunſſtiſche Bildung“ ſchildert in ziemlich melancholiſchen Tönen den Zuſtand in der Zentralbibliothek der Petroleumſtadt Grosny im Kaukaſus. Die Beſucher ſitzen in Mänteln und haben Mützen auf, weil der Raum ſeit langem nicht geheizt iſt. was noch tief in ihrem Anterbewußtſein ſchlief.— Lena hatte ſich zu einem zärtlichen Kuß über die Mutter gebeugt. „Doch verſäume ich etwas, Mütterchen. Und darum komme ich auch gleich heim. Denke dir, wir bekommen einen lieben Beſuch.“ „Herr Heinſigk?“— Frau Heuſchner konnte auf keinen anderen Gedanken kommen, denn ſeit Monaten hatte ſonſt kein Beſucher den Weg zu ihnen gefunden. „Nein, aber ein ebenſo lieber Gaſt, Mutti, denke dir, Herr Juſties will heute abend auf ein Stündchen kommen.“ Verwundert ſah Frau Heuſchner auf das glückſtrahlende Geſicht ihres Kindes. ö „So, ſo, Herr Juſties— dein Chef.“ 0 „Iſt es dir vielleicht nicht recht, Mutti“, fragte Lena etwas ängſtlich,„es ſoll dir auch keine umſtände machen. Wir brauchen nur etwas Tee zu kochen, Kuchen will Herr Juſties durchaus ſelbſt mitbringen. Die Haushäl⸗ terin hat friſch gebacken und er meint, es würde bei ihm doch alles altbacken.“ „Nein, nein, Kind, es iſt mir ſchon recht“, begütigte die Mutter.„Nur, du mußt begreifen, etwas verwundert bin ich— wie kam es denn, daß Herr Juſties dem Wunſch hatte, zu uns zu kommen?“ Da erzählte Lena von der heutigen gemeinſamen Ar⸗ beit mit Juſties und dem Geſpräch über die alten Drucke und Bücher ihres Elternhauſes. „Nun muß ich aber ſchnell die Bücher aus der Truhe auf dem Boden holen, denn daß Herr Juſties bis dort hinauſkriecht, das möchte ich ihm denn doch nicht zu⸗ muten, obwohl er die Güte in Perſon iſt.“ „Nun, dann geh mal, Kind, ich mache derweilen den Teetiſch zurecht, Mittag können wir vorher beizeiten in. der Küche eſſen.“ Frau geuſchner erhob ſich, während Lena die Boden⸗ ſchlüſſel vom Bord nahm. „Bring auch die guten Taſſen mit von oben“, rief Frau Heuſchner ihr nach. Während ſie nun alles richtete, mußte Frau geuſchner denken, wie gut es war, daß ſie noch einige wenige Stücke aus der Zeit des früheren Wohlſtandes gerettet hatten. Beim Umzug hatten ſie einige Kiſten mit Por⸗ zellan und Wäſche bei einer alten Bekannten untergeſtellt — die hatte ihnen ihr Eigentum jetzt wieder zugeſandt. Nun konnten ſie doch den Tiſch ein wenig feſtlich machen Wie erregt das Kind geweſen war, als ſie ihr von dem 2 8 5 des Chefs berichtete. Wie ihre Augen geleuchtet hatten. 5 ö Frau Heuſchner ſeufzte auf. Lena würde ſich doch nicht etwa in ihren Chef verlieben? Mochte Gott ſie vor Herzeleid behüten! Ohnehin hatte Frau Zeuſchner mit einer gewiſſen Sorge feſtgeſtellt, daß der neue Chef in Lenas Leben ſehr ſchnell einen großen Naum einzu⸗ nehmen ſchien. Frau Heuſchner hatte ihre Lebenserfah⸗ rungen. Sie wußte, was für Gefahren ein junges, an⸗ mutiges Mädchen wie Lena ausgeſetzt ſein konnte. So hatte ſie Lenas ungewöhnlich begeiſterte Schilderungen von der Perſönlichkeit Juſties mit einiger Sorge mit angehört. Freilich, Juſties war ein Freund Heinſigks Lena war von Michael Heinſigk an ihn empfohlen., Das war natürlich eine Garantie— aber dennoch, Männer wußten oft genug nicht über Männer Beſcheid. Daß Ju⸗ ſties nun zu ihnen ins Haus kommen wollte, war natür⸗ lich eine große Beruhigung. Hätte er irgendwelche un⸗ ehrenhaften Abſichten gehabt, dann würde er nicht Lenas Mutter kennen lernen wollen. In dieſem Punkte waren alſo ihre Befürchtungen grundlos. In einem anderen aber nicht. Was ſollte werden, wenn Lena ſich ernſtlich in Juſties verliebte? Dann ſtanden ihrem geliebten Kinde ſchwere Kämpfe bevor. Denn daß Juſties ſich irgendwie für Lena intereſſieren könnte, ach, dieſen Glücks⸗ fall durfte man gar nicht ausdenken. geute ſuchten die Männer Geld und nochmals Geld. Ein armes Mädchen, mochte es auch noch ſo lieb und gut ſein wie ihre Lena durfte auf die Erfüllung ſolcher Träume nicht hoffen. Daß zu hatte ſich die Welt zu ſehr gewandelt, war zu materi liſtiſch geworden. Doch ſie wollte ſich hüten, irgend etwa von dieſen Ueberlegungen laut werden zu laſſen. Len ſchien ſich über die Natur ihrer Empfindungen Juſties ge genüber noch durchaus im unklaren. Am beſten, man er weckte nicht durch irgendein warnendes Wort etwa gen fallen Negentropfen auf die Bücher und Beſucher. Seit drei Jahren hat man den Bücherbeſtand nicht erſetzt. Wenn ſolche Zuſtände in einer Großſtadt herrſchen, wie ſteht die Sache mit der geiſtigen Nahrung in der Klein⸗ ſtadt oder gar auf dem Lande? Immer wieder dringen aus dem roten Reich Nach⸗ richten über die ſogenannte Wanderungsbewegung unter den ruſſiſchen Arbeitern zu uns, die der einfache Menſchen⸗ verſtand kaum glauben möchte. Vor kurzem hat die Regierung der Sowjetukraine ihren Sitz von Charkow nach Kiew zurückverlegt. Der wahre Grund wird der ſein, den Abtrünnigkeitsbeſtrebun⸗ gen, die in der alten ukrainiſchen Hauptſtadt ihren Mittel⸗ punkt haben, näher zu ſein, um ihnen um ſo beſſer begeg⸗ nen zu können. Die erſten Maßnahmen ſind bereits ge⸗ troffen. Es ſoll eine„Reinigung der Bevölkerung“ vorge⸗ nommen werden, die erſtmals in der Form geſchieht, daß „beſtimmte Kategorien“ der Kiewer Bevölkerung ausgeſie⸗ delt werden und die, die keine Stellung im öffentlichen Leben einnehmen, ſich mit weniger Wohnraum begnügen müſſen. Für Ledige werden Baracken außerhalb der Stadt erbaut. Was das heißt, kann man ſich leicht denken. Hun⸗ derttauſende ſind auf dieſe Weiſe ſchon ausgeſiedelt wor⸗ den, nämlich zwangsweiſe in die ſibiriſchen Wälder zum Holzfällen, zu Kanalbauten in den Norden oder zum Eiſen⸗ bahnbau in die Steppen geſchickt. Das iſt die beſte Me⸗ thode, Mißliebige loszuwerden. Neben dieſer organiſierten Vernichtung von Verdäch⸗ tigen geht aber in immer ſchnellerem Tempo die ſoge⸗ nannte freiwillige Wanderung innerhalb der Arbeiter⸗ und Bauernſchaft einher, die letzten Endes genau dieſelbe auf⸗ löſende Wirkung hat. So ſind im 10 des Jahres 1933 allein 75 000 ſelbſtändige Bauern aus dem Odeſſaer Gebiet ausgewandert, unter denen ſich gewiß eine ſehr große An⸗ zahl Deutſchſtämmiger befindet, da im Laufe der letzten Jahre viele deutſche Siedler in Südrußland eingewandert ſind. Wohin ſie jetzt gegangen ſind, wird nicht geſagt. Je⸗ denfalls aber ins Elend. Aus den Kollektivwirkſchaften iſt in demſelben Jahr etwa ein Drittel der geſamten Beleg⸗ ſchaft einfach verſchwunden. Dieſe Menſchen werden den⸗ ſelben Weg gegangen ſein. Genau ſo ſieht es in den Induſtriegebieten aus, wo der Arbeiterwechſel ſchon ſeit Jahren ein unnatürliches Tempo angenommen hat. Jetzt ſpricht man ſchon von einer regel⸗ rechten Flucht der Arbeiter und Angeſtellten aufs Land, heben genügen die gebräuchlichen Hauben aus Dra teilen müſſen: das iſt und den Beamten ſcheint es genau ſo ſchlecht zu gehen. Es kommt die ſehr bezeichnende Meldung, daß eine Anzahl von Eiſenbahnſtationsvorſtehern ihre Poſten heimlich verlaſſen haben und in den Kohlengruben des Donezbeckens Arbeit ſuchen. Vielleicht gibt es dort ausreichendere Ernährung, als ſie den kleinen Beamten gewährt wird. In den land⸗ wirtſchaftlichen Gemeinſchaftsbetrieben(Kollektivwirtſchaf⸗ ten) ſieht es ähnlich aus. Im Kiewer Gebiet, der größten Getreidekammer Rußlands, ſind von hundert Maſchinen⸗ und Traktorenſtationen nur elf mit Traktorenführern be⸗ ſetzt. Die anderen ſind geflüchtet, weil ſie keinen Lohn aus⸗ gezahlt erhielten und ſelbſtverſtändlich dann auch nicht für ihr Leben ſorgen konnten. 5 Aus allen Gebieten der Sowjets kommen dieſe Nach⸗ richten. Sie zeugen von dem genauen Gegenteil deſſen, was das nationalſozialiſtiſche Deutſchland ſich zum Ziel geſetzt hat. Anſtatt die Menſchen an den Boden zu binden, wer⸗ den ſie vertrieben. Die Frucht einer ſolchen Politik kann aber nicht ausbleiben; denn der Menſch, der den Boden unter den Füßen verliert— im wortmßrtlichen Sinne— verliert auch ſein Vaterland. i 9 Unſere Nahrungsmittel im Sommer. Daß die Nahrungsmittel im Sommer beſonders ſorgfältig zu behandeln ſind, iſt ſelbſtverſtändlich. Vor allem ſollte man noch viel mehr darauf achten, Inſekten aller möglichen Art, beſonders Fliegen, mit allen Mitteln den Eßwaren fern⸗ 7 und zu vernichten. Sind doch beſonders Fliegen einer er gefährlichſten Krankheitsüberträger, weil ſie auf allen mög⸗ lichen krankhaften Ausſcheidungen— ich nenne nur tuberkulöſen Auswurf, Typhusſtuhl— ſich wahllos niederlaſſen. Haupt⸗ ſächlich die Milch und ihre Produkte, ſowie Fleiſchſpeiſen ind zu ſchützen; ſobald ſich durch irgendeine Veränderung im An⸗ ehen oder Geruch eine wenn auch noch ſo geringe Schädigung 1 1 e 5055 11 mit 1 Sachen! 140 lch Eine Fi oder Fleiſchvergiftung i ne ganz gefährliche Heſchiche Milch iſt 5 gründlich zu kochen, dann das Gefäß zu ſchließen, in einen n Topf mit kaltem Waſſer 81 5 und an einem kühlen, dunklen Ort aufzubewahren. leiſch, Wurſt uſw. ſoll zum mindeſten in einem gut ſchließe den Fliegenſchrank untergebracht werden; zu längerem Au Manche Leute eſſen unbegreiflicherweiſe gewiſſe am liebſten, wenn ſie ſich mit Fliegenmaden i ine geradezu widerliche und Einheimiſcher Sport. Die badiſchen leichtathletiſchen Meiſterſchaften im Mannheimer Stadion. Es iſt ſicher das erſte Jahr, daß die badiſchen Meiſter⸗ ſchaften ſo einheitlich durchgeführt werden und damit auch dieſen Namen Berechtigung tragen. Es iſt eine beſondere Freude, daß dieſe Zuſammenkunft der Beſten von Baden gerade im Mannheimer Stadion ſtattfindet, und, wie alle Anzeichen dafür ſprechen, auch vom richtigen Wetter für dieſe Klaſſe des athletiſchen Wettkampfes begleitet werden; heiß unnd trocken. Schon am Samstag mittag werden die erſten Entſcheidungen fallen: Stabhochſprung und Hoch⸗ ſprung. Während bei der erſtgenannte Diſziplin die Frage des Sieges offen, ſieht man im Hochſprung den Freiburger Geiſt als Favoriten an; ihm ſollte Dr. Dingler⸗Heidelberg und Huber Tv. 98 Seckenheim aber doch noch gefährlich werden. Der Sonntag Morgen bringt in den Läufen und Wurfübungen Vorentſcheidungen, während man dann am Mittag die Meiſter in faſt allen Uebungen feſtſtellen wird. Von Seckenheim ſind beteiligt: Stabhochſprung: Gg. Bühler; Hochſprung: A. Huber. Damenhandball. Tv. 98 Seckenheim— Sportverein Waldhof, Nach der ſo erfolgreich beendeten Handballſaiſon der Turner hat ſich der Tv. 98 auch dazu entſchloſſen, ſeinen Damen dieſe Klaſſe von ſportlicher Betätigung offen zu geben. Er trug damit vielleicht mehr den Forderungen ſeines jugendlichen Nachwuchſes als ſeiner innerſten Ueberzeugung Rechnung, nicht als Gegner des Kampfſportes der Frauen, ſondern weil man aus Erfahrung weiß, daß das Geſchlecht der Evastöchter ſich zu gerne für Modelaunen einſetzt, um ſie ebenſo raſch wieder fallen zu laſſen. Um hier vorbeugend einzugreifen, hat man ſich ent⸗ ſchloſſen, das Training zielbewußt und ſtreng durchzuführen. Wie bei den Turnern hat auch hier die Leitung P. Engelter vom Sportverein Waldhof. Wenn es nun nicht gerade Modelaune iſt, ſind wir ſicher, daß auch unſere Mädchen zu Erfolgen kommen werden. Es dreht ſich nur darum, die Sache mit Ernſt und vor allen Dingen mit Ausdauer an⸗ zufaſſen und zu wiſſen, was man will. Iſt dieſer Wille ernſthaft und wird er in die richtigen Bahnen gelenkt, werden auch unſere Turnerinnen im kommenden Winter die Farben des Tv. 98 würdig vertreten. Am kommenden Sonntag Morgen wird die erſte Damen⸗ elf des Sportverein Mannheim⸗Waldhof in Seckenheim zum erſten Frauenhandballſpiel antreten. Wünſchen wir unſerer Jugend alles gute, vor allen Dingen aber Ausdauer. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.35 Bauernfunk, Wetter; 5.45 Choral: 5.50 Gymnaſtik I; 6.15 Gymnaſtik II; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Frühkonzert; 8.15 ee ungen; 8.20 Gym⸗ aſtik; 8.40 Funkſtille; 10 Nachrichten; 11.25 Funkwerbungs⸗ konzert; 11.55 Wetter; 12 Mittagskonzert J; 13 Zeit, Nach⸗ richten, Saardienſt; 13.10 Lokale Nachrichten, Wetter; 13.20 Mittagskonzert II; 13.50 Zeit, Nachrichten; 14 Mittags⸗ konzerk III; 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugendſtunde; 19.45 Zeil, Wetter, Bauernfunk; 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Du mußt wiſſen..; 22.45 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 8. Juli: 6.15 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Nach⸗ richten; 8.20 Wetter; 8.25 Leibesübungen; 8.40 Bauer, hör zul; 9 Funkſtille; 9.30 Feſtgottesdienſt aus Anlaß des 400⸗ jährigen Reformationsjubiläums in Württemberg; 10.40 Funkſtille; 11.30 Die Abſchlußkundgebung des Oſtlandsturn⸗ feſtes in Danzig 1934; 12.10 Schwäbiſche Komponiſten; 13.15 In ſchönen Sommertagen; 14 Kinderſtunde; 15 Schwäbiſche Heimatweiſen; 15.30 Klaviermusik; 16 Nachmittagskonzert; 17.30 Tanzmuſik; 18 Die Räuber, Schauspiel von Friedrich Schiller; 19.45 Baſtien und Baſtienne, Singſpiel von Mo⸗ zart; 20.30 Bunter Abend; 22 Tanzmuſik; 22.20 Zeit, Nach⸗ richten; 22.35 Lokale Nachrichten, Wetter, Spork; 23 Be⸗ rühmte Monologe; 24 Nachtmuſik. Montag, 9. Juli: 10.10 Schulfunk; 10.40 Ungariſche Rhapſodie Nr. 1; 11 Arien und Lieder; 15.10 Frau Eva auf Reiſen; 15.30 Klaviermuſik; 17.30 Vom Werden der Saarlandſchaft, Vortrag; 17.45 Adolf Lüderitz, der Ko⸗ lonialpionier, Erinnerungen; 18.25 Bunte Kuliſſen; 19.30 Saarumſchau; 21.15 Großes Operettenkonzert; 22 Vortrag über Oeſterreich; 22.35 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 22.40 Fortſetzung des Operettenkonzertes. Dienstag, 10. Juli: 10.10 Schulfunk; 10.40 Klavier⸗ muſik; 11.10 Eine kleine Nachtmuſik, 15.30 Blumenſtunde; 17 Septett von Alfred Uhl; 17.30 Erinnerungen an den 2. und 3. Juli 1919; 17.45 Jugendſportſtunde; 18 Schwäbi⸗ ſches„Kernholz“; 18.15 Aus Wirtſchaft und Arbeit; 18.25 Wiener Walzer; 19 e ein Mikrophon klettert auf den ſchönſten Berg des Allgäus; 20.45 Hans Sachs, Volksoper von Lortzing; 23 Die Landesuniverſität Tübingen; 0.20 Nachtmuſik. l 8 Mittwoch, 11. Juli: 10.10 Schulfunk; 10.45 Frauen⸗ ſtunde; 11.15 Kinderſtunde; 14.30 Tante Näle im Spitäle; 47.30 Herzog Ulrich und ſein Zeitalter; 17.45 Marcel Witt⸗ riſch ſinat 18.30 Theater beſuchen..., Vortrag; 18.35 Junge Gefolgſchaft, choriſtiſches Spiel; 20.10 Unſere Saar, 20.30 Bunte Stunde; 21.15 Streichquartett in C-Dur von Mozart; 21.45 Grenzſtadt am Rhein: Kehl; 23 Buntes Allerlei in Volksmuſik. e Reichsſender Frankfurt. 8 Sonntag, 8. Juli: 6.15 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, 9 8 8 1 e 8.25 Morgengymnaſtik; 8.45 Chora blaſen; 9 Evang. Morgenfeier; 9.45 Feierſtunde der af fenden; 10.15 Funkſtille; 10.30 Stunde des Chorgeſangs; 11.15 Bekenntniſſe zur Zeit; 11.30 Abſchlußkundgebung des Oſtlandsturnfeſtes in Danzia 1934: 12.10 Mittagskonzert I; a 5 2 5 25— Auswärtiger Sport. Fußball. Die Zwiſchenrundenſpiele um den Kampfſpiel⸗Pokal ſtehen im Vordergrund des Intereſſes. Für die vier Begegnungen haben ſich Baden, Südweſt, Nordheſſen, Niederrhein, Mittel⸗ rhein, Nordmark, Sachſen und Bayern qualifiziert. Süd⸗ deutſchland hat alſo noch drei Gaue im Rennen. Die Paarungen für den kommenden Sonntag ſehen wie folgt aus: in Hamburg: Nordmark— Mittelrhein, in Elberfeld: Niederrhein— Baden, in Frankfurt: Südweſt— Sachſen und in Augsburg: Bayern— Nordheſſen. Wenn nicht alles trügt, ſollten ſich Nordmark, Niederrhein, Süd⸗ weſt und Bayern für die Teilnahme an den Kampfſpielen in Nürnberg qualifizieren.— In Berlin wird am Sams⸗ tag zwiſchen den Univerſitäten von Berlin und Münſter die deutſche Hochſchulmeiſterſchaft ausgeſpielt. In der Leichtathletik richtet ſich das ganze Intereſſe in den deutſchen Gauen auf die allenthalben auszukragenden Meiſterſchaften, deren Titelträger für die Deutſchen Kampfſpiele in Nürnberg teil⸗ nahmeberechtigt ſind. Der Gau Baden wickelt ſeine Titel⸗ kämpfe in Mannheim ab und hat für dieſe ein Nennungs⸗ ergebnis von über 500 Meldungen zu verzeichnen. Im Südweſt⸗Gau gelangen die Meiſterſchaften im Darm⸗ ſtädter Hochſchulſtadion zur Austragung und die beiden übrigen Gau— Württemberg und Bayern(Nordbayern) — treffen ſich in der Stuttgarter Adolf Hitler⸗Kampfbahn bezw. im Nürnberger Stadion. Der Schwimmſport verzeichnet gegenüber den Vorſonntagen ein weit umfang⸗ reicheres Programm. In Ludwigshafen werden die Meiſterſchaften im Waſſerball des DT.⸗Gaues Südweſt aus⸗ getragen, und in Nürnberg haben ſich SS. 1. FC. Nürn⸗ berg, Bayern 07 Nürnberg, TV. 46 Nürnberg und S. Augsburg für die Teilnahme an der deutſchen Waſſerball⸗ meiſterſchaft, die bei den Deutſchen Kampfſpielen in Nürn⸗ berg zur Entſcheidung gelangt, zu qualifizieren. Im Rudern gelangen Regatten in Stettin, Bremen, Halle und Heilbronn zum Austrag. Im Ringen begegnen ſich am Samstag Siegfried Ludwigshafen im zweiten Gang der Vorſchlußrunde um die ſüddeutſche Mannſchaftsmeiſterſchaft und AC. Bad Reichenhall in Lud⸗ wigshafen. Die Einheimiſchen brauchen in dieſem Kampf nur einen Sieg mit zwei Punkten Differenz zu erringen, um gegen Schifferſtadt zum Endkampf anzutreten. Hagen, Gießen, 13 Mittagskonzert II; 14 Kinderſtunde; 15 Jehnminuten⸗ dienſt für die Landwirtſchaft; 15.10 Stunde des Landes; 15.40 Humor auf Schallplatten; 16 Nachmittagskonzert; 18 Die Künſt, ſich zu unterhalten; 18.20 Fröhliches Zwiſchen⸗ ſpiel; 18.45 Fünfter Reichskriegertag in Kaſſel, Funkbericht; 19.15 Sport; 19.30 Der Zigeunerbaron, Operette von Jo⸗ hann Strauß; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Lokale Nach⸗ richten, Wetter, Sport, 22.45 Fünf fröhliche Viertelſtunden; 24 Nachtmuſik. Montag, 9. Juli: 14.40 Liederſtunde; 17.30 Vom Wer⸗ den der Saarlandſchaft, Plauderei; 17.45 Jugendſtunde; 18.25 Bunte Kuliſſen, heitere Stunde; 19.30 Saarumſchau; 19.40 Balladen; 21.15 Opernkonzert; 22.35 Lokale Nach⸗ richten, Wetter, Sport; 22.45 Kleine Anterhaltung; 23 Funkbericht vom Boxkampf Neuſel gegen Peterſon, London; 23.15 Operettenkonzert. Dienstag, 10. Juli: 10.45 Praltiſche e für Küche und Haus; 14.40 Frauenſtunde; 17 Jugendſport⸗ ſtunde; 17.15. Deutſche Kraftwagen im Kampf um den großen Preis von Deutſchland auf dem Nürburgring; 17.35 Schrammelmuſik; 18 Nordiſches Sternenwiſſen vor 4000 Jah⸗ ren, Vortrag; 18.15 Aus Wirtſchaft und Arbeit; 18.25 Italieniſch; 15 Polniſche Volkslieder; 19.30 Der ſterbende Berg, Arbeitsbilder aus einem Steinbruch; 20.45 Inſtrumen⸗ talmuſik, 21.05 a eee, 22 Kleine Unterhal⸗ tung; 23 Lieder und Klaviermuſik. Mittwoch, 11. Juli: 10.10 Schulfunk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.30 Dreimal fünfzehn Minuten aus dem Sendebezirk; 17.30 Tiere in Gefangen⸗ ſchaft; 17.45 Jugendſtunde; 18.20 Bauten aus Rhein⸗ ſchlamm, Zwiegeſpräch; 18.35 Junge deutſche Dichtung; 19 Volksmuſik; 19.30 Der Wasgau; 20.10 Anſere Saar; 20.30 Konzert; 21 5 22.35 Funkbericht zum Nürburg⸗ rennen; 23 Nachtmuſik; 1 Der Hunsrück, das Schickſal einer deutſchen Landſchaft. Buntes Allerlei Stirbt die Erdbeere aus? Wiſſenſchaftliche Unterſuchungen haben feſtgeſtellt, daß die Erdbeeren infolge einer Regenerationserſcheinung ausſterben, eine Feſtſtellung, die übrigens nicht nur in Frankreich, ſon⸗ dern auch in anderen Ländern gemacht wurde. In England 3. B. hat ſich die mit Erdbeeren bepflanzte Bodenfläche im letzten Jahrzehnt um rund ein Drittel verringert. Das Geheimnis des Ausſterbens iſt noch nicht enthüllt. Es kann ſein, daß die Verfallserſcheinungen der Erdbeerpflanzen mit der Pflanze zuſammenhängen, es kann aber auch ſein, daß noch unbekannte Schädlinge ihr unheilvolles Weſen treiben. Bei der Bedeutung und Beliebtheit, die gerade die Erd⸗ beeren finden, würde 55 Ausſterben tatſächlich einen ſehr bedauerlichen Verluſt bedeuten, den zu verhindern alles ge⸗ tan werden muß. In wiſſenſchaftlichen Kreiſen hofft man auch zuverſichtlich, der Urſache der Verfallserſcheinung auf die Spur zu kommen. Meerſchweinchen als„Karnickel⸗Ooktor“ Im Spreewald ſieht man häufig bei Kaninchenzüchtern neben den großen Ställen kleine Sonderquartiere. Da ſitzt neben einem ee Kaninchen als Geſellſchafter ein Meerſchweinchen. Dieſe ſind zwar als lebendes Spiel⸗ zeug bei Großſtadtkindern ſehr beliebt; aber der nüchterne Landwirt betrachtet eigentlich dieſe unverwertbaren Tiere als nutzloſe Freſſer. arum alſo, ſo fragt man die Bauers⸗ Hanna Reitſch fliegt Weltrekord. 55 Mit dem Segelflugzeug Fafnir führte die bekannte deutſche Segelfliegerin Hanna Reitſch einen Flug über die 160 Kilo⸗ meter lange Strecke von Darmſtadt nach Neutlingen aus. Die Leiſtung bedeutet einen neuen Weltrekord für Frauen. trau. ſitzt das Meerſchweinchen beim Kaninchen?„Als Vok⸗ tor!“ lautet die verblüffende Antwort.„Wenn ein Ka⸗ ninchen krank iſt und nicht freſſen will, wird ihm ein Meer⸗ ſchweinchen beigeſellt. Das Meerſchweinchen nimmt dem Karnickel die Krankheiten ab, es ſtirbt meiſtens daran, aber das Karnickel wird geſund!“ Das erinnert an einen Aberglauben, der früher auch in bezug auf menſchliche Krankheiten weit verbreitet war. Man wäre geneigt, den Aberglauben der Bauern zu be⸗ lächeln, wenn nicht zahlreiche Beweiſe für die Wirkſamkeit der Meerſchweinchen⸗Kur vorlägen. Auch hier ſcheint, wie in ſo vielen Fällen, dem vermeintlichen Aberglauben eine alte Erfahrung zugrunde zu liegen, daß nämlich bei den mei⸗ ſten Tieren die Freßluſt dadurch angeregt wird, wenn ein Konkurrent ihnen das Futter ſtreitig machen will. Jeder e wird ſchon beobachtet haben, wie gierig ſein iebling ſich auf das Futter ſtürzt, wenn man ſo tut, als wolle man es ihm wegnehmen. Das kränkelnde Kaninchen, das im gemeinſamen Stall mit den geſunden Artgenoſſen beiſeite geſchoben wird, und ſchließlich die Freßluſt verliert, duldet es in der Iſolierzelle nicht, daß das kleine Meer⸗ ſchweinchen von ſeinem Futter freſſen will. Es ſtößt das ſchwache Tierchen beiſeite und frißt— im letzten Grunde aus Mißgunſt— ſich wieder geſund. Denkmal für eine Operettendiva Zum erſtenmal in Frankreich— und wahrſcheinlich überhaupt— wird das Andenken einer Operettendiva durch ein Denkmal geehrt. Dieſe Ehre iſt Hortenſie Schneider zuteil geworden, deren Denkmal in einem Pariſer Vorort enthüllt wurde. Hortenſie Schneider, die vor ungefähr hun⸗ dert Jahren in Bordeaux als Tochter eines Schneiders zur Welt kam, war in den ſechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Königin der franzöſiſchen Operette. Ent⸗ deckt hat ſie Offenbach perſönlich, deſſen Werke die Schnei⸗ der mit einem bis dahin ungeahnten Glanz interpretierte. Sie verkörperte zum erſtenmal die„Schöne Helena“, die „Herzogin von Gerolſtein“ und andere weibliche Hauptrol⸗ 2 5 den Werken des Operettenkönigs des zweiten Kaiſer⸗ reichs. In den letzten Jahren des Kaiſerreichs war das Palais der Diva der Mittelpunkt Pariſer künſtleriſcher und ariſto⸗ kratiſcher Kreiſe. Der Name des Herzogs de Grammont, ihres Protektors, hatte Hortenſie Schneider alle Türen ge⸗ öffnet. Sie beging nicht den Fehler vieler berühmten Künſt⸗ lerinnen, die hartnäckig bis ins hohe Alter auf der Bühne bleiben und ihren eigenen Ruhm überleben. Auf dem Höhe⸗ punkt ihrer Erfolge verließ ſie im Alter von 47 Jahren, trotz ſtürmiſchen Proteſten ihrer Verehrer und der Pariſer Muſikkritik, die Bühne und zog ſich ins Privatleben zurück. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1920 widmet ſich die ehemalige Operettenkönigin des zweiten Kaiſerreichs ausſchließlich der Wohltätigkeit. Sie ſtarb im Alter von 86 Jahren. Bis zu ihrem Ende ging ſie täglich im Bois de Boulogne ſpazſeren und blieb ſo die populäre Perſönlichkeit wie in den Tagen ihres Ruhms. 5 Eine Stadt, die nichts vbom Weittrieg wußte Beneidenswerte Menſchen, die nichts vom großen Krieg gehört. geſehen und auch ſeine Nachwirkungen nicht geſpürt haben. Daß es ſo etwas überhaupt auf der Welt gibt, ſollte man kaum für möglich halten— und doch gibt es noch einen Ort. ſogar eine größere Stadt, im weiten ruſſiſchen Reich, die ſeit Jahrzehnten unberührt von den Geſchehniſſen der Um⸗ welt, von ihren Sorgen und Freuden ein ſtilles Eigenleben führt und trotz Radio und Flugpoſt nichts weiß und auch wohl nicht wiſſen will, was dort draußen außerhalb ihrer engen Grenzen in der großen Welt vor ſich geht. Allerdings muß man 9755 ſehr weit nach dem Norden reiſen, um dieſe in paradieſiſcher Einſamkeit lebenden Menſchen zu finden. Einer von Moskau ausgegangenen wiſſenſchaftlichen Expe⸗ dition blieb es vorbehalten, dieſe einſamen von aller Welt abgeſchloſſenen Menſchen an der äußerſten Spitze des nörd⸗ lichen Teils von Sibirien zu finden. Seit dem Jahre 1913 hatte keines Fremden Fuß dieſe Stadt mehr betreten und ihre Einwohner wußten nichts von Krieg und Frieden und den Sorgen und Nöten der Völker dieſer Erde. Als die ruſſiſche Expedition dieſe Stadt entdeckte, glaubten ihre Be⸗ wohner immer noch, daß auch heute noch der Zar in St. Petersburg regiere.— Soll man dieſe Menſchen nun be⸗ dauern oder ſoll man ſie beneiden? Für viele iſt die Ant⸗ wort eindeutig. 5 mm e e eee I e, „Neckar⸗Bote“. Segeln und Paddeln— mit beiden Begriffen verbanden ſich bis vor gar nicht langer Zeit falſche Vorſtellungen. Das Segeln, ſo ſagte der Unwiſſende, der am Ufer eines Soes die ſpitzen Segel über die Waſſerfläche eilen ſah, iſt ein Zeit⸗ vertreib der reichen Leute! Vielleicht reizte ihn das herrliche Bild der ſtetig ſtrebenden weißen Flächen inmitten des grünen Uferkranzes. Paddeln, meinten die vorſichtigen Spa⸗ ziergänger, die auf Flüſſen und Bächen die ſchmalen Boote eilen ſahen, iſt eine Verſuchung Gottes, ein Spiel mit dem Leben. Und die Paddler wurden als leicht⸗ ſinnige Geſellen verdammt; die mildere Auffafſ-⸗ ſung nahm die Waſſerflöhe nicht ernſt. Meinungen und Auffaſſungen erfahren wie alles im Leben Wandlungen und Korrekturen. Niemand glaubt mehr, daß Segeln ein Zeitver⸗ treib reicher Leute ſei. Wir wollen einmal die Tauſende der Segler befragen, die auf den vielen Seen in großen und kleinen, ſchnittigen und plumpen Booten ſich tummeln. Die Mehrzahl iſt ſo arm und reich, wie du und ich, hat nicht mehr, wie jeder unter uns. Ihnen ſchenkt der Aufent⸗ halt auf dem Waſſer Erholung, das Spiel mit dem Winde und den Wellen ſtrafft und ſtählt die ſchlappen Muskeln und Nerven, und ſelbſt das hoffnungsloſe Tümpeln in der Flaute hat noch ſeine Reize, die für den Segler erſtrebens⸗ wert ſind. Die große Mehrheit der Segler erkauft ſich den Genuß durch Entſagung und Opfer. Und wenn der Segler in ſeinem Boot ſitzt, das Ruder in den Händen hält und die Leinen des Segels feſt umklammert, wenn er die Briſe ab⸗ fängt und ſich die Elementarkraft dienſtbar macht, dann denkt er vielleicht an die langen Winterabende, die er für die Herſtellung ſeines Bootes oder Inſtandhaltung opfert. Er iſt glück⸗ lich, daß ihm ſein Opfer dieſen Preis verſchafft hat. Segeln iſt heute der Sport des willens⸗ ſtarken und doch beſinnlichen Menſchen aller Schichten, und der Kampf mit dem Winde läßt gerade die ſchönſten Mannestugenden ſich ent⸗ falten: Geduld und Zielſtrebigkeit, Mut und Entſchloſſenheit. Und der Paddler? Der Waſſerfloh hat ſich Seen und Ströme, Meere und Bäche, unbewegte Talſperren und reißende Wildwaſſer erobert. Ueberall treibt das Paddelboot mit froher, kraft⸗ ſtrotzender Jugend, und mit der Jugend iſt es in das Volk gedrungen, ſo wie das Wandern wieder eine Sache des Volkes wurde. Die Fahrt im Boot iſt ein Wandererlebnis eigener Art. Dem Waſſerwanderer erſchließt ſich die deutſche Heimat viel urſprüngſicher und unberührter. Verträumte Dörfer und trutzige Burgen, hohe Felſen und niedrige Ufer offenbaren ſich ihm in ihrem Zauber. Er fährt unter hängenden Wei⸗ den oder durch den Dom alter Eichen und Buchen, wo ſie am geheimnisvollſten rauſchen. Freilich: es gehört Freude an der Natur zum rechten Paddler, Ausdauer und Beſcheiden⸗ heit im Ziel. Und er muß— Mann oder Frau— ein ganzer Kerl ſein, ſtark, friſch und empfänglich und ein guter Kamerad. Dann iſt jede Fahrt reich an den ſchönſten Erlebniſſen. zwei Müdthen „Das iſt doch Ellens Boot!“ rief Lia überraſcht und winkte dem Manne am Steuer zu, anzuhalten. Das ſchnit⸗ tige Mahagonifahrzeug drehte bei und lief mit dem Bug auf dem Sand auf, dann ſprang Lia auf und war mit ein paar Schritten bei dem Paddelboot, das dort, eine kurze Strecke vor der Schleuſe, feſtgemacht war. Das ſchlanke Mädchen im hellblauen Trikot, das darin ſaß, ſtreckte er⸗ freut der Freundin die Hand entgegen. „Auch unterwegs? Ein herrlicher Tag, nicht wahr?“ Der Inhalt des Bootes verriet deutlich, daß Ellen nicht allein auf Fahrt war. Schau mal an, dachte Lia, das hätte man von der Kleinen nicht erwartet! Und etwas Aehnliches ſagte ſie dann auch. Aber das Geſicht unter dem blonden, flatternden Haar zeigte keine Verlegenheit.„Fritz iſt drüben, Waſſer holen. Er denkt an alles.“ „Kennt ihr euch ſchon lange?“ „Iſt das wichtig? Wir haben uns gern, ſonſt wären wir ja wohl nicht zuſammen.“ Ein leichtes Drehen des 8 nach dem Motorboot hin.„Und du fährſt jetzt große a Ein ſelbſtbewußtes Lächeln trat auf Lias Lippen.„Ja, ich bin nicht mehr ſo dumm. Man verläppert zu viel Zeit mit Liebeleien. Und mit den Jungen iſt das doch nichts. Man hat nichts von ihnen, weil ſie ſelbſt nichts haben. Eines Tages entdeckt man doch, daß man in einen ganz anderen Rahmen gehört!“ Ellen war zu unbefangen, um das Verletzende in die⸗ ſen Worten zu empfinden. Aber ſie verſtand, daß ein Mann mit Erfahrung und Geld in Lias Augen vorzuziehen war, eigene Anſtrengung— und treiben und alles dem Zufall überlaſſen, iſt nicht ſo ſchwer, als ſich Sorgen um den nächſten Tag zu machen, ich will doch einmal heraus aus dieſer Eintönigkeit, ich bin hübſch und jung, und alles andere iſt doch unwichtig— ſo ungefähr waren Lias Gedanken; nicht gerade ſchwungvoll und beglückend, aber ſie gaben Sicherheit und Ruhe. Wirklich? Es war etwas Neues hinzugekommen: Wie die beiden anderen da vorhin über die Bootsſchleppe treckten— das war Gemeinſamkeit. Was war weil er viel bieten konnte, was— wenigſtens für einige 82— wichtiger war als Liebe. Eine ſonnengebräunte eſtalt tauchte am Ufer auf. „Hallo. Ellen, hier, gut verſtauen!“ Zwei Waſſerkannen wurden in das Boot gereicht.„Beſuch? Auch ganz ſchön. Guten Tag!“ Das war Fritz. Er gab Lia die Hand. In der Schleuſe lag ein Dampfer, drüben wartete auch einer.„Sie werden ja noch ein Weilchen bleiben müſſen“, ſagte Fritz: „wir ziehen unſeren Kahn über die Rampe. Komm, Ellen!“ Sie grüßten und ſtießen ab. Ein Stück weiter entfernt ſchoben ſie das Boot auf die Rollen. Es war ein pracht⸗ volles Bild, wie die beiden jungen Menſchen mit vereinten Kräften und lachend ihr Fahrzeug ſchoben, bis ſie drüben wieder einſtiegen, während der Dampfer noch immer zwiſchen den geſchloſſenen Schleuſentoren lag. Sie fuhren ohne Eile, die Sonne ſchien ſo ſchön, und die Landſchaft lief ihnen ja nicht fort. 5 Nach einer Weile übecholte ſie das Motorboot, das nun zur Hälfte auch Lia gehörte. Das Mädchen ſaß, im angeneh⸗ men Bewußtſein, gut auszuſehen, mit hochgezogenen Knien auf dem g und grüßte läſſig zu den Paddlern hin⸗ e?“— über. Mit 30 PS. kommt man doch weiter als durch es bei ihr? Nicht denken—. Es war ſchon ſpät, da ſahen die beiden Paddler verwundert die Nickelbeſchläge des Mo⸗ torbootes durch das Schilf ſchimmern. Sie ſteuerten darauf los. Um Ufer ſtand Lia, allein, mit verändertem Geſicht— das fiel Ellen ſofort auf— verärgert oder unruhig, darüber täuſchte auch das Lächeln nicht hinweg, mit dem ſie das Paar empfing. „Dumm ſo etwas— wir haben Panne— Benno iſt ſchon unterwegs, um für eine Unter⸗ kunft zu ſorgen— wir kommen heute doch nicht mehr weg—.“ „Damit muß man natürlich rechnen“, ſagte Ellen einfach. Das hatte Lia auch, aber nun ſah alles ganz anders aus; ſie hatten unterwegs nicht viel geſprochen— was ſollten ſie auch ſich ſagen— und nun fehlte etwas, was den Aus⸗ gang des Tages unbefangen und froh gemacht hätte. Fritz zog das Boot an Land.„Wollt ihr auch hier bleiben?“ fragte Lia.„Wir haben ein Zelt!“ Ellen war ſchon beim Auspacken. Da ſagte Fritz: „Laß man, Ellen, wir machen die Sache anders. Wo ſteckt der vierte Mann im Bund?“ Erſtaunt bedeutete ihm Lia, wohin ihr Beglei⸗ ter gegangen war.„Alſo, ich gehe jetzt ihm nach und bringe die Sache in Ordnung. Wenn ſchon ein Zimmer, dann gehören beide Mädels dahin. Und wir Männer ſchlafen hier im Zelt und geben auf die Boote acht. Morgen früh wird geweckt, und ihr kocht uns als Belohnung für das weiche Nachtlager einen anſtändigen Sonn⸗ tagskaffee. Einverſtanden?“ Wenn drei dasſelbe wollen, hat der vierte nichts mehr dreinzureden.— Bald lagen die Mädchen in ihren Betten. Das Fenſter ſtand offen und ließ die warme Nachtluft und das Rauſchen der Bäume herein. „Du, dein Fritz iſt fabelhaft“, ſagte Lia. Ellen hatte die Hände hinter dem Kopf ver⸗ ſchränkt. Sorgloſe Feierabendſtimmung klang aus ihren Worten: „Es iſt ſo ſchön, jung zu ſein Da ſpürte das Mädchen Lia, das ſo ſtolz auf das ſchmucke Boot und ſeinen Beſitzer war, zum erſten Male Neid gegen die Freundin. Sie fühlte auf einmal den ſchwankenden Boden, auf dem ſie das Leben, das Erleben, ſuchte, das Scheinbare eines Glückes, das morgen zu Ende ſein konnte, weil das Herz nicht mitſprach— und ſie dachte daran, wie dieſe beiden jungen Men⸗ ſchen, die Ellen und der Fritz, zuſammengehör⸗ ten, wie Kameradſchaft und Füreinanderſein ein Fundament fügten, auf dem man zuverſichtlich bauen konnte. Und leiſe antwortete ſie: „Es iſt ſchön, beruhigt in die Zukunft ſehen zu können... Dann ſchwiegen ſie. Aber ſie lagen noch lange wach, und es hing jede ihren eigenen Gedanken nach. Glück im Gee Wenn bei einer leichten Briſe Leuchtend ſich die Segel ſchwellen, Wird beim frohen Spiel der Wellen Mir die Welt zum Paradieſe. Alle Mühen, alle Leiden Blieben an dem fernen Ufer, Und mich lockt kein froher Rufer Aus des Sees Einſamkeiten. In wie vielen, vielen Stunden Sehnſuchtsvoll zu dir gezogen, Habe ich auf deinen Wogen Wunderſames Glück gefunden. Verr b Nl IL Prosper;, Von Ralph Urban Als der Krieg zu Ende getobt hatte und das Barometer des Menſchenwertes noch tief unter dem Strich ſtand, zog der Exleutnant Prosper nach zwölf Schlachten dreiundzwan⸗ zig Gefechten und vier Jahren Frontdienſt neuen Aben⸗ teuern entgegen Ringsum gab es eine Menge neuer Staa⸗ ten. die im Wirbel ihres Entſteheng wagemutiger Jugend ein reiches Betätigungsfeld boten. Am ſtürmiſchſten ging es damals im Oſten zu, wo eine Aktion die andere ablöſte, finanziert von den verſchiedenſten Mächten und deren man⸗ nigfaltigen Intereſſen Bet einer ſolchen zwiſchenſtaatlichen Organiſation fand auch Prosper Unterkommen. Weil ser immer ein guter Sol⸗ dat geweſen war, gelang es ihm auch hier. ſich durch⸗ zuſetzen. Sein Stern verließ ihn nicht. Er entkam jedem Gemetzel unbeſchädigt und auch den verſchiedenen Polizei⸗ behörden, die nach ihm fahndeten. Dank ſeiner guten Ver⸗ bindungen konnte er einige Wochen in zivile Bedeutungs⸗ loſigkeit derſinken. Verſchiedene Kreiſe waren auf ihn und ſeine Verwendbarkeit a rkſam geworden, ſo daß es ihm an Angeboten wurde er Agent im Geheimdienſt fehlte. Schließlich Namen mit den dazu⸗ 1 aſch engeld. dann ſtürzte in die ihm zu ige wieſenen Aufgaben. Mit und Mut. N Vora Der Oberſt fut herum Dies war ſein Spitzname. al bei ſei⸗ nem alten Negiment tand er er nod N Jamme 2 Verdater 4 — N 2 ** 8 8 5 3 8 8 de. Dara wäte de Geschichte wohl z dätte 5 WN— SS .— 2 e De 85 D Nr 2 T Wach wer Aid id en — dme dhe rr Den erde * dent l Side fee e eee er rn Er schnitt Daß u Den Schen n et aden Stunde eee 3 Ni „Din See mr Den Srl“ art r. „Dad der wrde i mch den De id e en nee N, und r duderdem De Wars i een end —— 3 N Went N Jutz Wie wir Ammer den Hunden t rr nc be Für Sermnihnihett mtr Den dn Wen Wende ren dc inen Besuch in Beer eee eee een, Ie eee wee ee e Den c Nail Sein De R chte Am HDD Wrricz mam Wenffn, sn hben JImmꝶbnd. / Aber in Dae Ben Scher Winnt aner mien Dic ene ner* Din daher t. e der id mir din und N Erdlille r e eee eee eee ien en eee auch morgen früh da unten heulſt und nach der Mutter ſchreiſt wie die andern jungen Kerle, dann laſſe ich bereits deine Zelle desinfizieren, damit nicht der nächſte uns ſchon an deiner Schande krepiert!“ Prosper hatte erſtaunt den alten Offizier betrachtet, und es wurde in dunklen Erinnerungen plötzlich Licht. Der Oberſt war doch vor Jahren an der Front ſein Komman⸗ dant geweſen. Bei einem Gefecht war er zwiſchen den bei⸗ den Feuerlinien 1 8 liegengeblieben und in der Nacht griff der Fähnrich Prosper mit einer Patrouille die in⸗ zwiſchen vorgeſchobenen Feldwachen des Feindes auf eigene Verantwortung an, um ſeinen ſchwerverwundeten Kom⸗ mandanten zu retten. Der Streich und das Werk gelangen, der Fähnrich bekam einen Verweis dom Regiment und vom Diviſſonar die Tapferkeitsmedaille. Der Kommandant war im Begriff. Prosper anſprach: Sie kriegen e Vorgeſetzter. Sie eſſen zu viel, Bewegung, alter Onkel Fritz.“ Der Oberſt fuhr herum. Dies war ſein Spitzname, als er noch bei ſeinem alten Regiment ſtand. a ſtarrte er ſein Beg nüber an,—— kam auch ihm die Er⸗ innerung, und wäre nicht der Poſten vor der Tür geweſen, dann hätten ſie ſich Kommneandan der zu gehen, als ihn ein Bäuchlein, verehrter 9 Sie machen zu wenig 8 umarmt, der Todeskandidat und der Feſtung Boris. weiß nicht 8 der Sderſt fluchte er 5 ſein Schickſal e lte ohne 85 er die* 5 hät Ine ſann S erer Pr a Schmunzelnd ging der Feſtung Boris begannen, ſich zu beruhigen. Prosper war damals glücklich in die Heimat gelangt und lebte dort in Frieden. Später ging er auf weite Reiſen durch die Welt. Den Verrat ſeiner erſten Liebe trug er im Herzen. Seine J Leidenſchaft war der Haß gegen das Weib, das ihn ſo ſchmählich betrogen. Von Zeit zu Zeit ver ſchaffte er ſich Kenntnis von den wei⸗ teren Schickſalen dieſer Frau. So erfuhr er einmal, daß ſie 85 bald nach dem Fall Prosper vom Geheimdienſt zurück⸗ ezogen hatte und nun verheiratet ſei. Mit Geduld wartete 8 auf f eine große Stunde. Endlich kam ſie. Maria hatte nach bewegter Jugend einen Mann ge⸗ heiratet. der zwar nicht dem erträumten Ideal entſprach, in ſeiner fetten Gutmütigkeit bot er ihr aber den Frieden eines bequemen Lebens. Als ſie Mutter wurde, verſank die Vergangenheit langſam in die Tiefen des Vergeſſens. An einem Sommerabend, als der Himmel voll ſchwe⸗ rer Wolken Omg, ſaß Maria nach Tiſch mit ihrem Gatten beiſammen. Das Mädchen meldete einen ſpäten Beſucher in einer Erbſch ee ee Es war Prosper. Er trug eine Hornbrille, s Haar an den Schläfen war weiß ge⸗ worden. Maria 7 ſelte an den Zügen des fremden Gaſtes. Aus jedem Winkel kroch Unbehagen. Schwer tropften die Worte. „Es handelt ſich um eine Fremde. Irgendwo pochte es. Erbe eines gewiſſen Prosper.“ pocht!“ Erbſchaft', begann der „Es handelt ſich um das Maria ſchrie auf:„Es biſſen Prosper, per fort. ſtöhnte Maria. Dem Gatten erſtarrte das s Herz. Maria. das zu Ende uhig. n Barbane— ein 45 Toter iſt hier!“ entgegnete der Fremde und jörten alle das Pochen. und ein Kind kam ins Zim⸗ tädelchen, nur mit einem kur⸗ cri . Später 5 uh Srfnchren, d mit dem Weid Fur Wit prgn⸗ en it um enn inen Hun Dertmbſchern Ernufnen rid du in em Immer Fm—— ——. Seen um er Wiebe * 1 * „In Sotres— ich 8„De haben doch mid tn meien—— verirren d „Nein dartete er.— id dabe dies zal Wechfeln müßen. Der Kannen hat genũgend Kleingeld Seht. „Ih derſiohe das— nicht. mein Seberf dagte u ee machte eine Armefünmdernmene und Härte uach über den Her r anf. Sie werden begreifen. Daß 8 mmi für zwei. drei Tege. ſo kutz dot dem Ersten wen Der 3 3 At. 8 einen— Din. Du debe der alte Unteroffizier zurück nach Als es Nacht geworden war. taumelte ein Toter neuem Leben entgegen. Jahre waren dahingegangen. Die Nerven der Welt e 1 1 1 ö . e (9. Fortſetzung). Axel von Alſen ſteht als Schlepper im Dienſt des Spielers, früheren Sträflings, Alkohol⸗ und Rauſchgiftſchmugglers Ry⸗ binſkl. Er möchte die Verbindung löſen. Durch ein eigenartiges Erlebnis lernt er den Generaldirektor Walter Ruhland und deſſen Frau Ilſe kennen. Während zwiſchen beiden eine tiefe Freundſchaft entſteht. plant Rybinſki einen Coup gegen Ruh⸗ land. In einer Unterredung mit Axel von Alſen verlangt er deſſen Mithilfe. Als Axel ſich weigert, wird er niedergeſchlagen. Zur gleichen Stunde erwartet Frau Ilſe vergeblich ihren Freund von Alſen. Auf dem Heimweg wird ſie von Leuten Rybinſkis entführt und auf einer Inſel verſteckt gehalten, um von Ruh⸗ land ein hohes Löſegeld zu erpreſſen. Daktor Lukas bewegte zweifelnd den Kopf. „Ich glaube, wir werden mit Ruhland noch große Schwierigkeiten haben, denn er hält Alſen, wie es ja auch urſprünglich in Ihren Plänen lag, für den Entführer ſeiner Frau. Ob es richtig iſt, ihn in dieſem Glauben zu belaſſen, ſcheint mir nach dem perſönlichen Eindruck, den ich heute von ihm gewonnen habe, einigermaßen zweifelhaft. Denn im allgemeinen geht das Beſtreben eines Ehemannes, dem man ſein angetrautes Weib entführt hat, wohl mehr dahin, dem Räuber eine Kugel in den Leib zu ſchießen, als ihm für die Wiederherausgabe noch ein Löſegeld zu zahlen. Denn er nimmt in neunundneunzig von hundert Fällen na⸗ türlich und meiſt mit Recht an. daß die betreffende Dame nicht ganz unfreiwillig mitgegangen iſt!“ Rybinſki ſtützte nachdenklich den Kopf in die Hand. Sie mögen recht haben, Luke, Auch ich ſehe allmäh⸗ lich ein, daß ich mich mit dieſem Alſen ganz unnötig be⸗ laſtet habe. Immerhin verdanken wir ihm den Tip Frau Ruhland, wenn er auch keine Gelegenheit gehabt hat, in der ihm zugedachten Rolle des Ladykillers und Entführers aufzutreten. Wie geht es ihm übrigens heute. haben Sie den Arzt ſchon geſprochen?“ Doktor Lukas machte ein nachdenkliches Geſicht. „Herr Doktor Salomon iſt mit ſeiner Prognoſe noch immer ſehr zurückhaltend. Er bleibt dabei, daß ſich Alſen durch den Knockout Jacks und den anſchließenden Sturz auf das Parkett eine ſchwere Gehirnerſchütterung zugezogen hat. Jedenfalls iſt er noch immer tief benommen und wahr⸗ ſcheinlich auch in den nächſten Tagen nicht vernehmungs⸗ fähig. In dieſer Zeit müßte unſere Aktion gegen Ruhland unbedingt durchgeführt werden!“ Ry binſki nickte. „Das iſt auch durchaus meine Anſicht. Wir müſſen Ber⸗ lin und überhaupt unſer liebes deutſches Vaterland ſo ſchnell als möglich liquidieren. Der erſte Schritt hierzu war ja ſchon die Schließung unſeres Klubs; ſobald Ruhland ge⸗ zahlt hat, folgt dann gleich der zweite Streich, und wir ſu⸗ chen noch am gleichen Tage freundlichere Geſtade auf. Ich bin auch wegen unſerer Rauſchgiftangelegenheit in ziem⸗ licher Sorge. Herr Kommiſſar Schloſſer ſoll in der letzten Zeit wieder gegen uns auf dem Kriegspfade ſein. Erſt vor⸗ geſtern hat die Polizei einen griechiſchen Bankier, der unſer Unternehmen ſeit Jahren mit finanziert hat, aus dem Rheingold⸗Expreß heraus verhaftet. Meine Beteiligung iſt an ſich gut getarnt. immerhin kann ich aber jeden Tag von irgendeiner mißgünſtigen Seite verpfiffen werden!“ Mit einer nachläſſigen Gebärde warf er ſeinen Zigar⸗ renreſt zum Fenſter hinaus. „Nun, es wird ſich alles hiſtoriſch entwickeln. Zunächſt bringe ich jetzt Juanita zum Wintergarten und komme dann ſofort zurück. Wahrſcheinlich werde ich ſchon morgen früh mit Jack zum Kremnitzſee hinausfahren und unſerer ſchö⸗ nen Gefangenen einmal einen Beſuch abſtatten!“ XII. Ilſe kam über die Treppe vom erſten Stock zur Halle hinab und trat aus dem Hauſe. Seit einiger Zeit hatte ſich ihre Zimmertür am Vor⸗ und Nachmittag für ein paar Stunden geöffnet, die ſie zu Spaziergängen in der unmittelbaren Nähe ihres Gefäng⸗ niſſes benutzen durfte. Ein rieſiger Mann hielt ſich dann ſtets unauffällig in ihrer Nähe, er behandelte ſie respektvoll, faſt unterwürfig, hatte ihr aber gleich am erſten Tage in nicht mißzuverſte⸗ hendem Ernſt erklärt, daß jeder Fluchtverſuch von ihm mit allen Mitteln verhindert werden und nur eine unnütze Ver⸗ ſchärfung ihrer Haft zur Folge haben würde. Ilſe ging über die große Parkwieſe zu einem kleinen Badeſtrand hinab, der wie ein verzaubertes Oſtſeemärchen zwiſchen hohen Baumkuliſſen des Parkes eingebettet lag, und ſetzte ſich hier auf einer Bank in die Sonne. Ein wunderbarer Junimorgen war wieder über der Inſel aufgegangen. Der See nur ein einziges Gleißen und Glitzern, Bu⸗ chengrün und blauer Himmel, wie ein zartes, loſe verſchwe⸗ endes Seidenzelt bis zu den jenſeitigen Uferhöhen hinüber⸗ Ddämmernd, die ſtanden. Ferne Glockentöne ſchwammen in der durchſichtigen Luft wie leiſe verwehende, ſehnſüchtige Stimmen. In unſichtbaren Dorfkirchen läutete man den Sonntag ſtumm und feierlich in den klaren Fluten ein. Unwillkürlich überdachte ſie die Zeit. Am Dienstag abend war ſie in der Charlottenburger Oper geweſen. So begann alſo heute ihrer Gefangenſchaft. Mit einem tiefen Aufatmen lehnte ſie ſich weit in ihrer Bank zurück und lauſchte auf die leiſe Rätſelmuſik der Ein⸗ ſamkeit. in der zuweilen ein paar zarte Vogelkinderlaute ae, für ſie bereits der fünfte Tag Ein Rotſchwänzchenpaar hatte ganz in ihrer Nähe ſein Neſt gebaut, ſo niedrig, daß ſie den Jungen faſt in die klei⸗ nen Hälſe ſchauen konnte, die dies zirpende Kinderkonzert ſo rührend fein anſtimmten. Fünf Tage lebte ſie nun ſchon in der weltfernen Na⸗ turverbundenheit dieſes verwunſchenen Eilandes, fünf Tage, die ihr in ſchneckenhafter Langſamkeit und Einförmigkeit dahingegangen waren, während in der gleichen Zeit ihr kleiner Lebenskreis in Wannſee gewiß in die fieberhafteſte Aufregung geraten war. In verzweifelter Ratloſigkeit überſann ſie wohl ſchon zum hundertſten Male, wie Walter ihr plötzliches Verſchwin⸗ den getroffen haben mußte, für das er ja nicht die geringſte Deutungsmöglichkeit haben konnte, wenn er nicht das Letzte annahm. an das ſie ſelbſt kaum zu denken wagte. Und zugleich mit dieſer quälenden Frage erhob ſich in ihr immer wieder eine zweite, in welcher? eziehung Axel zu all den unfaßbaren Geſchehniſſen der jüngſten Vergangen⸗ heit ſtand. Warum war er an jenem Opernabend nicht gekommen und hatte den ſeltſamen Neger geſchickt, mit deſſen Erſcheinen das Geheimnis dieſer ganzen Entführung ſeinen Anfang genommen hatte. Vergebens hatte ſie ſich über die geographiſche Lage ihres gegenwärtigen Aufenthaltes Klarheit zu ſchaffen geſucht; die Fahrt in der Bewußtloſigkeit der Narkoſe hatte ihr jede Orientierung unmöglich gemacht. Die beiden einzigen Men⸗ ſchen, mit denen ſie in der letzten Woche zuſammengekommen war, ihr ſtummer Wächter und die alte Haushälterin, hatten all ihren Fragen ein hartnäckiges Schweigen entgegengeſetzt. Im übrigen war ihr Leben auf der Inſel ruhig und gleichmäßig verlaufen, die Verpflegung war ausgezeichnet und die Bedienung aufmerkſam und geräͤuſchlos wie in einem gutgeleiteten Sanatorium. Auch ihre Nachtruhe war nicht wieder geſtört worden, ſo daß ſie allmählich mehr und mehr dazu neigte, den furcht⸗ baren Schrei, den ſie in der erſten Nacht gehört zu haben glaubte, für eine Täuſchung ihrer erregten Sinne zu halten. Jetzt zerriß das taktmäßige Hämmern eines Motors die große Morgenſtille. Ilſe ſchreckte empor. Aus der Tiefe des Sees näherte ſich mit wachſender Geſchwindigkeit ein ſchmales, graues Boot und wandte ſich in einer ſcharfen Kurve zu dem unweit des Strandes weiter im Park gelegenen te Gleich darauf verſtummte der Motor. Eine klangvolle Stimme ſprach ſcharf und be⸗ fehlend, und Rybinſki kam über die ſonnenheiße Wieſe. Das Herz ſchlug Ilſe unwillkürlich ſchneller: 1 ein Menſch! Er wechſelte mit ihrem Wächter ein paar kurze Worte und trat dann mit höflich gezogenem Hut näher. „Ich bitte um Verzeihung, meine Gnädigſte“, begann er mit einer korrekten Verbeugung,„wenn ich Sie ſchon zu einer ſo frühen Stunde überfalle, aber mein Beſuch hat einen dringenden Anlaß. Und je raſcher wir zu einer Eini⸗ gung gelangen, um ſo eher dürfte die Stunde der Befreiung für Sie ſchlagen!“ Mit einem raſchen Blick überflog Ilſe ſeine vornehme Erſcheinung, dann neigte ſie kaum merklich den blonden Kopf.„Ich verſtehe Sie nicht“, ſagte ſie kurz.„Ich weiß überhaupt nicht, wer Sie ſind, und wie ich dazu komme, Sie hier zu ſehen!“ Rybinſki entblößte lächelnd ſein blinkendes Wolfsgebiß. „Seien Sie überzeugt, daß ich es ganz außerordentlich bedaure, mich Ihnen nicht in aller Form vorſtellen zu kön⸗ nen, aber zwingende Gründe nötigen mich, vorläufig noch mein Inkognito zu wahren. Auch würde Ihnen mein Name fürs erſte nicht viel beſagen, zumal ich nur als Beauftragter zu Ihnen geſchickt worden bin!“ „Und wer iſt Ihr ſogenannter Auftraggeber?“ fragte Ilſe in ſteigender Empörung.„Sie machen doch den Efn⸗ druck eines gebildeten Mannes. Um ſo unverſtändlicher iſt es mir daher, daß Sie ſich anſcheinend in den Dienſt von Verbrechern geſtellt haben. Denn das, was man mir ange⸗ tan hat, iſt einfach ein gemeines Verbrechen. Oder wie nennen Sie es, wenn eine e Frau überfallen, betäubt und verſchleppt wird? J 18 0 e Sie, falls Sie auch nur noch einen dune von Ehrgefühl im Leibe haben, mich in Ihrem Boot ſofort mit ans Land zu nehmen und dort in fe zu ſetzen. Sonſt habe ich Ihnen weiter nichts zu ſagen!“.. Rybinſki war vor Ilſes leidenſchaftlichem Zorn unwill⸗ kürlich einen Schritt zurückgewichen; er fühlte. daß dieſe ſchöne, junge Frau, in deren Haltung und Mienen ſo viel Selbſtbewußtſein und Entſchloſſenheit lagen, ein nicht zu unter⸗ ſchätzender Gegner war, und die weltmänniſch⸗leichte Art, in der er die ganze Angelegenheit zu behandeln gedacht hatte, weder geeignet noch ausſichtsvoll ſchien. „Ich begreife Ihre Empörung vollkommen“, ſagte er dann nach einer kurzen Pauſe,„und bedaure es unendlich, daß unſere Leute offenbar ſehr unzart und ungeſchickt gegen Sie vorgegangen ſind. Im übrigen haben wir alles getan, um Ihnen die Tage in dieſer, wie Sie ſelbſt zugeben wer⸗ den, geradezu idealen Sommerfriſche nach Möglichkeit an⸗ genehm zu geſtalten!“ „Sparen Sie ſich bitte jedes überflüſſige Wort!“ war die Antwort.„Ich habe nur den einen Wunſch, daß Sie mir meine Freiheit wiedergeben!“ Rybinſki zuckte die Achſeln. „Das liegt leider nicht in meiner Macht, da nicht ich über Ihr Schickſal beſtimme ſondern ein anderer!“ „Und wer iſt dieſer geheimnisvolle andere, hinter den Sie ſich nun ſchon zum zweiten Male verkriechen: Bitte, nennen Sie mir wenigſtens ſeinen Namen, damit ich weiß. gegen wen ich ſpäter die Staatsanwaltſchaft wegen dieſer unerhörten Freiheitsberaubung bemühen kann!“ Rybinſti zauderte ſekundenlang mit der Antwort. ein lauernder Ausdruck trat plötzlich in ſein Geſicht „Es iſt der Baron von Alſen“, ſagte er dann mit kühlem Hohn. Ilſe war wie erſtarrt. einmal in ihrem Bewußtſein. Das alſo war die Löſung des Rätſels, über dem ſie ſchon ſo lange vergeblich geſonnen hatte Und immer hämmerte der gleiche Gedanke durch ihr ſchmerzendes Hirn. Das hatte ihr Axel getan, der Mann, dem ſie ſo arglos vertraut hatte wie keinem anderen Menſchen; ſeit Wochen hatte er dieſen Anſchlag vorbereitet, um endlich aus ſiche⸗ führ Hinterhalt dieſen heimtückiſchen Schlag gegen ſie zu ren. „Das iſt nicht wahr“, ſagte ſie endlich mühſam, mit einem letzten Verſuch, ſich gegen dieſe vernichtende Erkennt⸗ nis zur Wehr zu ſetzen.„Ich kenne Herrn von Alſen. Ich weiß, daß er einer ſolchen Handlungsweiſe unfähig iſt!“ Rybinſki wiegte ſich leiſe in den ſchlanken Hüften; ſein feines pſychologiſches Verſtändnis ſagte ihm, daß es jetzt an der Zeit war, ſeinem Opfer gegenüber andere Saiten aufzuziehen. „Sie ſind noch ſehr jung, gnädige Frau.“ begann er dann milde wie ein Arzt, indem er ſein modulationsfähiges Organ mit tiefen, tröſtenden Kehllauten auszuſtatten ſuchte. Sie haben noch das ſchöne Vorrecht der Jugend, ſich Illu⸗ ſionen zu machen. Das ändert aber trotz alledem nichts an der Tatſache, daß mich Herr von Alſen als Unterhändler zu Ihnen geſchickt hat. Wenn Sie ſich erſt ein wenig be⸗ ruhigen wollen, bin ich ſelbſtverſtändlich gern bereit, mich für einige Zeit zurückzuziehen!“ „Nein, bleiben Sie! Sagen Sie mir bis zu Ende, was Sie mir zu ſagen haben!“ Mit einem unendlich hochmütigen Blick ſah ſie an dem Geſicht ihres Gegenübers vorbei, deſſen zahlloſe feine Fält⸗ chen das Licht der Sonne auf einmal mit unbarmherziger Helle enthüllte. Was mochte dieſer Menſch in ſeinem Leben ſchon alles durchgemacht haben, dachte ſie, und ihr junges, reines Herz bebte zurück vor der erſten Berührung mit den dunklen Mächten des Verbrechens. „Ich ſagte Ihnen ſchon zu Beginn unſerer Unterre⸗ dung,“ klang jetzt wieder Rybinſkis Stimme im leichten, geſellſchaftlichen e„daß ich für meinen heutigen Beſuch einen ganz beſonderen Anlaß habe. Sie werden ja über den Zweck ihrer Entführung, wenn wir das Kind ein⸗ mal beim richtigen Namen nennen wollen, nicht mehr im unklaren ſein. Sie ſind für uns ein Pfand, eine Geiſel für einen kleinen Aderlaß, mit dem wir das Bankkonto Ihres Herrn Gemahls ein wenig zu erleichtern beabſichtigen!“ In Ilſes Augen blitzte es verächtlich auf. „Ganz ſo hatte ich Ihren verbrecheriſchen Anſchlag auch aufgefaßt!“ Ry binſki lächelte zyniſch. „Wir wollen doch keine moraliſchen Werturteile aus⸗ tauſchen, gnädige Frau, ſondern rein geſchäftlich miteinan⸗ der verhandeln. Und da liegt die Sache ſo, daß ich Sie er⸗ ſuchen möchte. Ihren Herrn Gemahl brieflich um Ihre bal⸗ dige Erlöſung aus dem ſommerlichen Idyll zu bitten. Brief ſoll zunächſt ganz kurz, jedoch recht eindringlich ſein und darf keinerlei Andeutung über Ihre augenblickliche Um⸗ gebung enthalten. Später wollen wir Ihnen dann gern eine größere Freiheit und Ausführlichkeit in Ihrer Kor⸗ reſpondenz geſtatten. Es liegt uns aus Zweckmäßigkeits⸗ gründen vorläufig nur daran, daß Ihr Herr Gemahl erft einmal ein authentiſches Lebenszeichen von Ihnen erhält. Ueber die Frage eines eventuellen Löſegeldes beabſichtigen wir, uns mit ihm ſelbſt in Verbindung zu ſetzen!“ „Und wie 1 bemeſſen Sie das Löſegeld, um mich auch einmal dieſes peinlichen Wortes zu bedienen?“ „Eine beſtimmte Summe iſt noch nicht feſtgelegt. 5 glaube aber, daß Sie mit uns darin konform gehen we den, wenn wir den Wert Ihrer reizenden Perſönlichkeit mit einer halben Million Mark in Rechnung ſtellen!“ Ilſe ſchreckte empor; mit beiden Händen klammerte ſta ſich an das Holz der Bank. 5 5 „Eine halbe Million?“ rief ſie verzweifelt.„Ja, ſin Sie denn bei Sinnen? Wie ſoll mein Mann in dieſer geld⸗ armen Zeit eine ſolche Summe flüſſig machen?“ (Cortſetzung folgt.) Eine furchtbare Helle war auf dtsel· Cclce Kreuzworträtſel. 8 sch 7 2 13 7 7⁰ 7. 72 7⁵ 15 7. 75% 1 5 75 1 * 25 1 2 Die Wörter bedeuten: a) Von links nach rechts 1. Bibliſche Frauengeſtalt; 5. Märchenfigur; 9. Muſe 11. Nebenfluß des Rheins; 12. Männliches Haustier; 13 Körperliche Erfriſchung; 14. Stadt im ſächſiſchen Erzgebirge, 15. Name aus der griechiſchen Sage; 17. Bodenſenkung⸗ 19. Schweizer Kanton; 20. Gleichlaufende Fläche; 24. Stad, und Bad an der Lahn; 25. Atlasartiges Gewebe; 26. Stad und Nebenfluß der Donau; 27. Männlicher Perſonenname b) Von oben nach unten: 1. Anderes Wort fü Schaumwein; 2. Papageienart; 3. Titel; 4. Göttin des Un, daß 6. Hafenſtadt in Lettland; 7. Zottiges Zeug; 8. Neben luß der Elbe; 10. Griechiſche Sagengeſtalt; 15. Stadt in Italien; 16. Altteſtamentariſche Geſtalt; 17. Eingangspforte 18. Gewürz; 21. Trinkſtätte; 22. Griechiſcher Buchſtabe; 29 Afrikaniſcher Strom. Homonym. Man bringt als Fiſch Ihn gern zu Tiſch: Er iſt ein Schatz Als Fleiſcherſatz; Der auch das Herz erfreut Als Akt der Höflichkeit; Wer ihn ſo fleißig macht, Hat's manchmal hoch gebracht. Ordnungsrälſel. Aller Nabob Riſiko Spund Tarock. Wenn man vor⸗ tehende Wörter in eine andere Reihenfolge bringt, ergehen ieſe in ihren Anfangs⸗ und Endbuchſtaben beidemal von vorn nach hinten geleſen, ein Ruheplätzchen im Seebade. Ergänzungsaufgabe. Durch Anfügung je eines weiteren Buchſtabens zu Anfang eines jeden der nachfolgenden neun Wörter ſoll ein neues Wort gebildet werden, wogegen die angefügten Buchſtaben, zu einem Wort verbunden, eine ſommerliche Erholungszeit nennen: Rand Gent Otter Ger Ente Strich Talct Egel Liſa. Silben⸗Kapſel⸗Rätſel. Lagune Andante Leierkaſten Hobelbank Anſtellung Vielfraß Geldverluſt Tanzvergnügen Gegenſatz.— Einem jeden der vorſtehenden Wörter entnehme man eine. Silbe und forme aus dieſen, ohne die Reihenfolge zu verändern, wieder Wörter. Die Löſung wünſchen Verlag und Schrift⸗ leitung allen Freunden des Blattes für die Sommerreiſe. Bilderrätſel. Beſuchkartenrätſel. Frieda Behgas Wunſiedel. Welcher beim Antritt einer kurzen Reiſe oft gehörte Abſchiedsgruß ergibt ſich durch Umſtellung der Buchſtaben auf dieſer Beſuchskarte? rst Leokrem dann in die Sonne Zum erſten Male allein! Bubi hat ein Fräulein. Sogar ein ſehr nettes Fräulein. Doch Bubi iſt noch zu klein, um die Schönheit eines Fräuleins richtig ſchätzen zu können. Das überläßt er noch anderen Leuten. Fräulein geht mit Bubi in den Park. Wie jeden Tag. Heute iſt Fräulein beſonders niedlich. Sicher macht das die freudige Erwartung. Erwartung hat immer etwas Belebendes und Verſchönendes, wenn ſie freudig iſt. Da iſt geſtern ein neuer„Vetter“ aufgetaucht. Von dem darf man zu Hauſe nichts erzählen. Sonſt wird Fräulein böſe. Und dann iſt es gar nicht nett. * Bubi ſchaufelt Sand in ſein Eimerchen. Er tut das mit dem ganzen Ernſt, mit dem ein Kind ſo etwas macht. Die großen Leute nennen das„ſpielen“. Plötzlich wird Fräulein rot. Bubi blickt auf. Aha, da iſt ja der neue Vetter wieder. Der ſieht ſo funkelnagelneu aus. Friſch geſtärkt und auf⸗ gebügelt. Nun ſtrahlt Fräulein. Sie geht mit dem Vetter auf und ab. Bubi ſoll hübſch artig beim Sandhaufen bleiben. Im Vorübergehen nicken Fräulein und der neue Vetter Bubi zu. Der beginnt ſich zu langweilen. Ständig Sand ein⸗ und ausſchaufeln macht müde. Und Fräulein kommt gar nicht mehr. Sicher iſt ſie dort die lange Allee hinunter gegangen. Eilfertig trippelt Bubi mit dem Eimerchen nach. Nein, iſt ſo eine Allee lang! Und jetzt zweigt wieder ein Weg ab. Und dann noch einer. Ratlos läuft Bubi weiter und weiter. Um die nächſte Wegbiegung wird er ſicher Fräulein finden.. Auflöſungen aus voriger Nummer: Sprung⸗Rätſel: 1. Namur 2. Armut. 3. Teich 4 Udine 5 Rumba. 6. Truſt. 7. Heine. 8. Eiter. 9. Atmen. 10. Thema. 11. Ebert. 12. Radau.— Naturtheater. Rätſel:— Steiermark.— Wortſpiel: 1. Malve— Salve 2 Grog— Trog, 3. Ziege— Riege, 4. Aller— Eller, 5 Elias— Ilias, 6. Lampe— Campe, 7. Nerz— Herz. 8. Lauch— Hauch, 9. Üker— Oker, 10. Eibau— Libau. 11. Hobel— Zobel. Streichholz. Gegenſatz⸗ Rätſel: 1. Meiſter. 2. Jawort. 3. Speiſeteller. 4 Fußboden. 5. Haushalt. 6. Güterboden. 7. Schreibtiſch 8. Vollendung. Verwandlungs⸗Aufgabe: Riß, Roß, Roſt. Poſt. Poet. Riß, Ruß. Nuß Nutz. Nute, Riß, Riſe, Roſe Poſe. Pote. Riß. Biß, Biſe. Baſe, Bake. Buchſtabenrätſel:— Tinte— Tante.— Ergänzungs⸗Rätſel: Eins— Ring— Napf— Apfel— Nagel— Indianer— Ernani. Homonym: Acht(auch als Reichsacht). Cachende Welt. „Na, wiſſen Sie, ich würde ja den alten Backenzahn ein⸗ fach ausreißen laſſen, wenn es meiner wäre!“. „Ja, wenn es Ihrer wäre, würde ich es auch tun! 0 Lieschen iſt bei der Großmama zu Beſuch. Mitten in der Unterhaltung meint die Kleine plötzlich:„Oma, du haſt ja bloß noch ein paar Zähne!“ „Ja,“ ſagte die Großmutter,„ich bin aber auch ſchon alt, mein Kind.“ „Na, Vati hat aber geſtern zur Mutti geſagt, du wärſt Es wird dämmerig. Kühler weht der Wind. Sonſt iſt Bub um dieſe Zeit längſt zu Hauſe. Der Park iſt faſt menſchenleer. Fräulein und der neue Vetter ſuchen und ſuchen. Von Bubi keine Spur. Sie ſuchen leider nicht da, wo Bubl ſteckt. Der tritt eben auf einen freien Platz. Ringsum ſtehen ernſte Pappeln. In denen rauſcht geheimnisvoll der Wind. Es iſt ſo einſam. Bubi iſt zum erſten Male allein in ſeinem jungen Leben. Bisher war Bubi noch nie allein. Da war immer jemand, wenn man ihn brauchte. Wenn man rief, kam ſogleich einer herbei. Bubi begann zu rufen. Doch das ſchwache Stimmchen ver⸗ hallt ungehört. Unter einer Pappel ſteht eine Bank. Auf die klettert Bubi. Er iſt todmüde. Da iſt keiner, der ihn zudeckt. Und Bubi friert doch. Da zieht er ſich ſein Spielkittelchen aus. Das legt er über ſich. Ach, und er hat ſolchen Hunger! Seit der Schokolade mit dem Zwieback iſt ſicher ſchon eine halbe Ewigkeit vergangen! Nun iſt es dunkel. So dunkel, wie im Kinderzimmer, wen Mutti„Gute Nacht!“ ſagt. Das fällt Bubi ein. Auch daß 2 heute kein Abendeſſen gibt. Tapfer ſchluckt Bubi die Tränchen herunter. Hu, iſt das kalt! Bubi wickelt ſich feſter in ſein Spielkittelchen. Eben will er einſchlafen, da erinnert er ſich, daß er ja noch nicht gebetet hat. Er faltet die kleinen, ſchmutzigen Händchen und betet:„Müde bin ich, geh zur Ruh...“ Weiter kommt er nicht— da iſt er auch ſchon eingeſchlafen. So finden ihn Papa und Mama, die Fräulein herbei⸗ gerufen hat. Während ihn Papa, ſorgſam wie einen koſtbaxen Schatz, nach Hauſe trägt, und Mama ſein Händchen hält, flüſtert Bubi:„Bitte, bitte, nicht mehr allein laſſen..!“ 15 Smada. 1 f! pp: ̃]ĩ•U——.... ˙ A Anekdoten Gut gegeben. Fürſt Kaunitz, der allmächtige Staatskanzler unter Maria Thereſia, war ungemein ängſtlich für ſeine Geſundheit. Er ſuchte ſich jeden Aerger fernzuhalten und ſetzte ſeiner Bequem⸗ lichkeit und ſeinem Wohlbefinden jede Rückſicht nach. Schon in ſeiner Jugend hatte er die Kaiſerin gewöhnt, ihm zu erlauben, wenn er es in ihrem Zimmer zu kalt fand, die Fenſter zu ſchließen und in ihrer Gegenwart ſein Käppchen aufzuſetzen. Gegen Ende der Tafel brachte man ihm gewöhnlich einen Spiegel nebſt allem Apparat eines Zahnarztes, und er machte dann vor der ganzen Geſellſchaft ohne Umſtände eine lange Mundtoilette. Einſt ſpeiſte er bei dem franzöſiſchen Geſandten. Als er mit den Worten auf:„Erheben wir uns, der Fürſt will allein ſein!“ Von dieſem Tage an ſpeiſte Kaunitz niemals wieder außer dem Hauſe. Der Rat des Königs. Mit dem Goldarbeiter Reclam in Berlin, an deſſen Laden Friedrich der Große oft vorüberging, unterhielt er ſich meist, wenn er gerade bei guter Laune war.„Nun, mein lieber Reclam“, fragte er eines Tages,„wieviel Kinder hat Er eigentlich?“ „Vier, Eure Majeſtät“, antwortete der Gefragte,„und zwar drei Söhne und eine Tochter.“ „Hm, Töchter ſind leichte Ware; die muß man bald loszu⸗ werden ſuchen.“ „Das iſt leichter geſagt, als getan, Eure Majeſtät“, er⸗ widerte Reclam.„Ich bin kein reicher Mann.“ „Ach was, das tut's nicht. Ich will Ihm einen guten Rat geben: Er muß fleißig ſpazieren gehen, damit die Leute auf Ihn aufmerkſam werden, dabei die Naſe recht hoch tragen, die Hände auf den Rücken legen und die Backen aufblaſen. letzt ſo hiſſigl“ Auf„adelige Manier“ gerichten. Außer anderen Verſchiedenheiten hatte ſich ſogar in Rückſicht auf die Strafen in früheren Zeiten ein Unterſchied zwiſchen Perſonen vom Adel und dem bürgerlichen Stande geäußert. Zum Beiſpiel als im Jahre 1740 zwei irländiſche adelige Offiziere ihren Oberſten umgebracht hatten, ſo ließ der König ſie auf„adelige Manier“, wie der Befehl lautete, köpfen, das heißt„mit Pauken und Trompeten“. Damit Wilhelm v. Grumbach und der ſächſiſche Kanzler Chriſtian v. Brück auf adelige Manier gevierteilt würden, ſo wurden ſie auf dem Richtplatz mit acht Trompeten emp⸗ fangen. Auch der Oberſt Hieronymus v. Brandenſtein, Kom⸗ mandant zu Grimmenſtein bei Gotha, wurde unter dem Bla⸗ ſen von Trompeten zum Richtplatz geführt. * „Fräulein Gerda, ich bin bis über beide Ohren in Sie derliebtl“ „Das hat mir ſchon mancher geſagtl!“ „Möglich, aber ich habe längere Ohren!“ 2 ſtift kaufen!“ „Hart oder weich?“ „Hart, ich will Rechnungen ſchreiben!“ Martin geht in einen Laden:„Ich möchte einen Blei⸗ wird Seine Tochter bald loswerden.“ Vrigineller Tod. Im Juli 1877 wurde in Potsdam einer der damals älte⸗ ſten Veteranen der preußiſchen Armee zu Grabe getragen, der Generalleutnant v. Arnim. Die letzten Augenblicke dieſes in ſeinem 82. Lebensjahr geſtorbenen alten Herrn waren in der Tat mehr als originell. Er klingelte nämlich heftig nach ſeinem Diener. Dieſer ſtürzte ins Zimmer und fragte:„Exzellenz be⸗ fehlen?“ „Friedrich, jetzt fahre ich ab!“ Sprach's und fiel tot in die Kiſſen zurück. Ein kühner Beweis. Ganz einfach dürfte man die Schlüſſe der folgenden Gedankenkette wohl gerade nicht finden.„Nur den alten Jungfern“— ſo behauptet Thomas Henry Huſeley, der be⸗ rühmte engliſche Phyſiolog—„verdankt England ſeinen kräf⸗ tigen und geſunden Menſchenſchlag.“ Man höre die Logik des berühmten Mannes! „Der Engländer zieht ſeine Kraft aus dem tüchtigen Fleiſche, dem vortrefflichen Rindvieh. Dieſes gedeiht zumeiſt durch den roten Klee. Der rote Klee bedarf zu ſeiner Weiter⸗ entwicklung des Beſuches der Hummeln. Leider wird den Hummeln von den Feldmäuſen nach dem Leben getrachtet. Wer aber vertilgt die Feldmäuſe? Die Katze. Und wer züchtet die Katze am beſten? Die alte Jungfer. Auf dieſe Weiſe alſo verdankt England den alten Jungfern ſeinen gefunden, kräf⸗ tigen Menſchenſchlag.“ 8 „Zum Wochenende“ Nr. 28 mit Nebenausgaden„Die Fa⸗ milie“ und„Zum Zeitvertreib“. D. A. 2. Bi. 84: 614 608. Verantwortlich für den redaktlonellen Teil Kurt Winkler, derantwortlicher Anzeigenleiter Carl Görg.— Verlag Sonntagsblatt Deutſcher Provinz Berleger, ämtlich Mis gestimmt Müde Nerwös? Ohne Ut! Sutgelaunt- Frisch- io. Ferm 5 Das ideale Nerwentonicum, Reform Sols F Unrawisien bestrahlt prempte Wirkung versuchspsckuntg(38 9 nette) 50 Pl. IANUSAN Nermsidese 500. d(278 8) 8, r auch hier ſeine Mundwaſchung beginnen wollte, ſtand derſelbe Dann wird man Ihn für einen reichen Mann halten, und Er N 3 Haarwasc 5 52 nen, aber richtig Regelmãßig ist wichtig Berlin Wi. Mauerſtraße 80. D SHIP am Bades t Culcutot die fetthaltige Schutz-, Nahr · und Heilcreme. Sroße Dose 60 Pig., mittlere Dose 30 Pfg., leine Dose 15 Pig., die besonders wirtschaft- liche Gros tube Inhalt ca. 190 cem RN 1.35 ran d c e Wochenendpackung 35 Pfg., Flaschen zu 580 Pig. und RN 1.— nu B braun — 1.— r 77 — Ee 2 S ee 2 — leer re e Ine