N.. * e 5 2 Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die großſpaltige mm-Zeile 4 Pfg. Reklamen 12 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Annahmeſchluß für Inſerate vorm 9 Uhr. D. A. VI. 34 1225 Tages- und finzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Berkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig), „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantwortlich: Für Schriftleitung und Anzeigen: G. Härdle. Druck und Verlag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 34. Jahrgang Rudolf Heß ſpricht Die Aklion des Führers.— Ein eindringlicher Friedens- appell an die ganze Welt. Königsberg, 9. Juli. Der Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Rudolf Heß, ſprach am Sonntag nachmittag vor den oſtpreußiſchen Parteigenoſſen auf dem Gauparteitag und über alle deut⸗ ſchen Sender. In ſeiner bedeutſamen Rede führte er u. a. aus: Der Führer hat mich beauftragt, Ihnen ſeine Grüße zu übermitteln. Sie alle wiſſen, daß es erſt wenige Tage her iſt, daß er einen großen Entſchluß in Härte und Energie durchführen mußte, um Deutſchland und die nationalſozia⸗ liſtiſche Bewegung im letzten Augenblick vor Meuterern zu retten. Vor Meuterern, die beinahe ſchwerſtes Unglück für Deutſchland heraufbeſchworen hätten. Der Tod der Rädelsführer hat den Kampf von Volksgenoſſen mit Volksgenoſſen verhindert— er war nötig, um des Lebens von Tauſenden, wenn nicht Zehntauſenden beſter Deutſcher willen, unter denen vielleicht ſogar Frau⸗ en und Kinder geweſen wären. Der Führer war noch grö— ßer als die Größe der Gefahr. Mit der geplanten Revolte hakte der Stamm der alken SA Männer, durch deren Opfer und Mut die nakionalſo⸗ zialiſtiſche Bewegung groß geworden iſt, überhaupt nichts zu kun. Es war vielmehr nur eine kleine Schicht oberer Führer und reaktionärer Intellektueller Urheber und Draht. zieher des Verrats. Der alte SA⸗Mann wird ſeinen Dienſt weiter un⸗ antaſtbar und treu für Führer und Volk leiſten, wie bis⸗ her! Und ich warne mit derſelben Schärfe, mit der ich mit meiner Kölner Rede die nunmehr beſeitigten Spieler mit dem Gedanken einer zweiten Revolution gewarnt ha⸗ be, alle diejenigen, die glauben, ſie könnten heute die SA diffamieren! So kreu wie der alte SA-⸗Mann zum Führer ſteht, fteht der Führer zu ſeinen alten SA⸗Männern. Der Führer hat die Schuldigen beſtraft. Unſer Verhält⸗ nis zur SA iſt damit wieder das alte. Die SA iſt ein Teil der großen gemeinſamen Bewegung und genießt die gleiche Achtung, die wir jedem Teil un⸗ ſerer Bewegung entgegenbringen. Dank an SS und PO Der beſondere Dank der Wah gebährt in dieſen Tagen der SS, die gemäß ihrem Wahlſpruch: Unſere Ehre heißt Treue! handelte in vorbildlicher Erfüllung ihrer Pflicht. Ich gedenke der Politiſchen Organiſation, die im ganzen Reiche als älteſte und neuerdings wei⸗ ter gefeſtigte Organiſationsform der Bewegung deren welt⸗ anſchauliches Rückgrat darſtellt,— und auch in dieſen ſchweren Tagen ſo feſt ſtand, wie es jeder alte Kämpfer als Selbſtverſtändlichkeit erwartete. Ich brauche die übrigen Organiſationen einzeln nicht zu erwähnen— alle ſtanden und ſtehen ſie beim Führer in unwandelbarer Treue und Pflichterfüllung. Der Führer gab einem großen Volk einen gewaltigen neuen Impuls und er gab der Liebe dieſes Volkes ſich ſelbſt von neuem zum Zielpunkt in dem veranta ortungsſchweren und verpflichtenden Wiſſen, daß von ſeinem Tun allein Glück und Glücksgefühl, Hoffnung und Wille der Deutſchen abhängt. Es iſt mein unerfüllbarer Wunſch: Jeder Deutſche hät⸗ te am 30. Juni Zeuge ſein können des Handelns unſere⸗ Führers jeder Deutſche hätte dabei ſein können, wie nach einem der ſchwerſten perſönlichen Entſchlüſſe ſeines Lebens Adolf Hitler in einer une hörk gewaltigen Leiſtung ſeinem Wollen Geſtalt gab und Forml. Rudolf Heß gab dann einen chronologiſchen Ueberblick 1975 die Ereigniſſe in München und Wiesſee und fuhr ort: Nuß ein Menſch mit ſoldatiſcher Energie konnte die Leiſtung vollbringen, die der Führer am 30. Juni voll⸗ bracht hat. Nur ein ſoldatiſcher Menſch, der keine Rückſicht kennt auf ſich ſelbſt und zuerſt von ſich die oberſte Solda⸗ e verlangt, die Disziplin, hat die Kraft zu ſolcher at. In den Stunden, da es um Sein oder Nichtſein des deutſchen Volkes ging, durfte über die Größe der Schuld des Einzelnen nicht gerechtet werden. Bei aller Härte hat es einen tiefen Sinn, wenn bisher Meute⸗ reien bei Soldaten dadurch geſühnt wurden, daß jeden zehnten Mann, ohne die geringſte Frage nach ſchuldig oder unſchuldig die Kugel traf. i In wenigen Wochen jährt zum 20. Male der Tag, der der Beginn war für den großen Heldenkampf des deut⸗ ſchen Soldaten. Hier in Oſtpreußen war es, wo der gro⸗ ße Soldat Hindenburg Euer Land rettete— der gleiche Soldat, der heute als Reichspräſident ein Garant des Friedens iſt, Deshalb, weil Ihr den Krieg auf Eurem eigenen Boden kennengelernt habt, ſpreche ich gerade von Oſtpreußen aus Worte, welche es mich längſt drängte, Deutſchland und vor allem auch der übrigen Welt zu ſagen. Die Frontkämpfer hüben und drüben Eins ſtieg auf in dem Frontkämpfer, bei aller Erbitte⸗ kung und Rückſichtsloſigkeit des Kampfes: das Gefühl einer on inneren Verbundenheit mit dem rontkämpfer drüben und jenſeits des Niemands⸗ landes, der gleiches Leid trug, im gleichen Schlamm ſtand, dom gleichen Tod bedroht wurde. 5 25 dieſes Gefühl der Verbundenheit iſt bis heute ge⸗ eben. 5 Montag, den 9. Juli 1984 Iſt es nicht ſo: Treffen ſich Fronkkämpfer— Gegner von einſt— kreffen ſich auch in gleichen Erinnerungen gleiche Meinungen. Der Inhalt ihrer Geſpräche iſt der Weltkrieg, die Hoffnung hinker ihren Geſprächen iſt der Friede. Und deshalb ſind die Fronkkämpfer berufen, die Brücke des Berſtehens und der Berſtändigung von Volk zu Volk zu ſchlagen, wenn die Politiker den Beg nicht finden. Verſtändigung! Wir Frontkämpfer wollen nicht, daß wieder eine unfä⸗ hige Diplomatie uns in eine Kataſtrophe hineinſtolpern läßt, deren Leidtragende wiederum die Frontkämpfer ſind. Wir Soldaten auf allen Seiten fühlen uns frei von der Verantwortung für den letzten Krieg. Wir wollen gemein⸗ ſam kämpfen, eine neue Kataſtrophe zu verhindern. Wir, die wir gemeinſam im Kriege zerſtörten, wollen gemeinſam bauen am Frieden. Es iſt höchſte Zeit, daß endlich eine wirkliche Verſtändtl⸗ gung zwiſchen den Völkern erzielt wird. Eine Verſtändi⸗ gung, die auf gegenſeitiger Achtung fußt, weil ſie allein von Dauer ſein kann—auf einer Achtung, wie ſie ehemalige Frontſoldaten unkereinander auszeichnet. An alle Frontkameraden! Wer am Weltkrieg teilnahm, hat eine Vorſtellung von dem, was ein moderner Krieg heute mit ſeinen vervoll⸗ kommneten Waffen bedeuten würde. Und ich wende mich an die Kameraden der Fronten des Weltkrieges hüben und drüben: Seid ehrlich! Gewiß, wir ſtanden einſt draußen im ſtol⸗ en Gefühl, wahrhafte Männer zu ſein— Soldaten, Kämp⸗ 155 losgelöſt von der Alltäglichkeit des früheren Lebens. Wir haben das Grauen vor dem Tode geſpürt. Wir haben den Tod furchtbarer und geballter geſehen, als wohl je Menſchen vor uns. Wir haben in Unterſtänden gehockt und uns gekrümmt in Erwartung des zermalmenden Einſchla⸗ ges. Uns klangen die Schreie der Schwerverwundeten in den Ohren, wir ſahen im Gas Erſtickende ſich winden. Wir begegneten dahintorkelnden Erblindeten, wir hörten das Röcheln Sterbender. Inmitten der Leichenhügel unſerer Ka⸗ meraden ſchwand uns die letzte Hoffnung auf Leben. Seid ehrlich! Hat nicht dann und wann ein jeder von uns gefragt: Wozu dies alles? Muß es ſein? kann der Menſchheit das in Zukunft nicht erſpark werden? Aber wir hielten aus— hüben und drüben! Wir hiei⸗ ten aus als Männer, die Feigheit verabſcheuen. Doch heute greife ich die Frage von damals auf und rufe ſie anklagend in die Welt hinaus— als Fronkkämp⸗ fer zu Fronkkämpfern, als Führender eines Volkes zu den Führern der anderen Völker: Muß es ſein? Können wir gemeinſam bei gutem Willen dies der Menſchheit nicht er⸗ ſparen? Heute erhebe ich meine Stimme, weil ich die Welt warnen will, das Deutſchland von heute, das Deutſch⸗ land des Friedens zu verwechſeln mit dem Deutſchland von einſt, dem Deutſchland des Pazifismus! Man ſoll es wagen Denn das muß man wiſſen: Wenn uns Frontkämpfern die Erinnerung an die Schrecken des Krieges noch tauſend⸗ fach vor Augen ſtehen, wenn die junge Nachkriegsgenera⸗ tion den Krieg ſo wenig wie wir Alten will,— zu einem„Spaziergang“ in unſer Land ſteht der Weg nicht offen. Wie das franzöſiſche Volk im großen Krieg jede hand⸗ breit Boden mit aller Kraft verteidigt hat und ſeden Tag von neuem verteidigen würde— genau ſo würden wir Deutſche heute es tun. Der franzöſiſche Frontſoldat beſon⸗ ders wird uns verſtehen, wenn wir jenen, die immer noch mit den Gedanken eines Krieges ſpielen,— den natürlich 5 an der Front führen müßten, als die Hetzer— zu⸗ rufen: Man ſoll es wagen uns anzufallen! Man ſoll es wagen in das neue Deutſchland e ſchieren! Dann ſoll die Welt den Geiſt des neuen Deutſch⸗ land kennen lernen. Es würde kämpfen wie noch kaum ſe ein Volk um ſeine Freiheit gekämpft hat! 5 Jedes Waldſtück, jeder Hügel, jedes Gehöft, müßte durch Blut eroberk werden! Alte und Junge rden ſich ein⸗ krallen in den Boden der Heimat. Mik einem Fanatismus ſondergleichen würden ſie ſich zur Wehr ſetzen! Und wenn ſelbſt die Ueberlegenheit moderner Waffen obſiegte, der Weg durch das Reich würde ein Weg grauenhafter Opfer auch für den Eindringling ſein, denn noch nie war ein Volk ſo erfüllt vom eigenen Recht und damit von der Pflicht, ſich gegen Ueberfälle bis zum letzten zur Wehr zu ſetzen, wie heute unſer Volk. Aber wir glauben es nicht, was Brunnenvergifter der internationalen Beziehungen ſuggerieren wollen, daß irgend ein Volk den Frieden Deutſchlands und damit den Frieden Europas, wenn nicht der Welt, neuerdings ſtören wollte. Wir glauben es insbeſondere auch vom franzöſl⸗ ſchen Volke nicht. Denn wir wiſſen, daß auch dieſes Volk Sehnſucht nach Frieden hat. Die Frontkämpfer wollen den Frieden. Die Völker wollen den Frieden. Deutſchlands Regierung will den Frieden. Und wenn uns Worte maßgeblicher Vertreter der fran⸗ zöſiſchen 1270 von Zeit zu Zeit ans Ohr klingen, die weng dem Geiſt der Verſtändigung entſprechen, ſo geben wir die ee nicht auf, daß trotz alledem auch Frankreichs Re ö gierung den Frieden will. Nr. 157 Ein Franzoſe, der Volk und Politik ſeines Landes ge⸗ nau kennt, meinte zu mir:„Habt Mitleid mit uns! Wir regieren noch mit dem Parlamentarismus.“ Er wollte damit ſagen,— daß Staatsmänner vielfach gezwun⸗ gen ſind, in ihren Reden nicht das zu ſagen, was ſie den⸗ ken, ſondern das, was Parlamentsmehrheiten zu hören wünſchen. Man darf die Ueberzeugung haben, daß auch der franzöſiſche Miniſter Barthou den Frieden mit Deutſchland will trotz mancher Redewen⸗ dungen, die Verſtändigungsbereiten unſchön ins Ohr klin⸗ gen. Die Geſchichte wird Männern, welche in ſo ſchweren Zeiten der Völker die Verſtändigung zuwege brachten und damit die Kultur retteten, ſicherlich mehr Lorbeeren flech⸗ ten, als Männern, welche glauben, durch politiſche und mi⸗ litäriſche Angriffshandlungen Siege erringen zu können, ja die gar wirklich Siege erringen. Die Völker ſelbſt, denen ſie den Frieden ſichern, werden es ihnen danken, denn die Arbeitsloſigkeit mit ihrem ſo⸗ zialen Elend iſt doch in erſter Linie zurückzuführen auf zu geringen Güteraustauſch zwiſchen den Staaten, der durch mangelndes Vertrauen immer behindert iſt. Es iſt unzweifelhaft, daß aus der Verſtändigung zwl⸗ ſchen Deutſchland und Frankreich nicht nur dieſe Skaaken in ihrer Geſamtheit, ſondern ſeder einzelne innerhalb der beiden Völker Nutzen ziehen würde. Wahrhafter Friede und wirkliches Vertrauen zwiſchen den Völkern ermöglicht die Herabſetzung ihrer Rüſtungen, die einen großen Teil des Einkommens der Völker und ſomit der einzelnen Volks⸗ genoſſen heute beanſpruchen. Immer wieder hat es Adolf Hitler betont, daß Deutſchland lediglich Gleichberechtigung auf allen Gebieten einſchließlich denen der Rüſtung wünſcht. Friede aus Aeberzeugung Gerade die alten Soldaten unter Ihnen, meine Partek⸗ genoſſen, werden als einſtige Soldaten bezeugen können, daß alte Frontſoldaten, zu denen ich mich ſelbſt mit Storz bekennen darf, den Frieden aus innerſter Ueberzeugung wünſchen. Die Welt weiß insbeſondere, daß der Front⸗ kämpfer Adolf Hitler mit überraſchender Offenheit ſeine wirklichen Gedanken ihr darlegt. Die Frontkümpfer in der Regierung Deutſchlands wollen ehrlich Frieden und Verſtändigung. An die Frontſoldaten der Welt Ich appelliere an die Fronkkämpfer in anderen Skaaten, ebenſo wie an die Gutwilligen in den Re⸗ gierungen dieſer Staaken, uns in dieſem Ziele zu ungerſtützen. Ich richte dieſen Appell von heiliger oſtpreußiſcher Erde her an die Frontſoldaten der Welt. Hier auf dieſem deut⸗ ſchen Grenzlandboden begann einſt das große Weltringen mit ſeinen furchtbaren Opfern; mit ſeinen Opfern, von de⸗ 945 noch heute die kämpfenden Nationen ſich nicht erholt aben. Im Gedenken ſeiner Token, deren viele für Oſtpreußen fielen, wird in Deutſchland der Wille zum Frieden ſteis ſtarf und mächtig ſein! Die alten Soldaten der Front und die jungen Kämpfer für cin freies, ſtolzes und fried ſertiges Reich grüßen den Fronkkämpfer und ihren Führer Adolf Hikler. Grüßen wir alle ihn zugleich als den Kämpfer für den Frieden. Sieg Heil! Der Reichsinnenminiſter an die Polizei Reichsinnenminiſter Dr. Frick hat an die Landesregie⸗ rung zur Bekanntgabe an die Polizeibeamten folgenden Erlaß gerichtet: Bei der Niederſchlagung der Revolte meukernder S A⸗ Führer hat die Polizei im Reich in all' ihren Sparken die von ihr erwarketen Aufgaben pflichtgemäß erfülll. Sie hal damit zum erſten Male in aller Oeffenkichkeit bewieſen, daß ſie in Verbundenheit zum Volk die Befehle des Füh⸗ rers oder von ihm Beaufkragten rückhaltlos im nakional⸗ ſozialiſtiſchen Sinne zu erfüllen bereit und in der Lage iſt. Ich ſpreche der Polizei im Reich hierfür meine volle An⸗ erkennung aus. Schleichers politiſcher Traum l Neue Enthüllungen. Die engliſche Wochenzeitſchrift„New Skakesmau an Nation“ veröffentlicht einen„Schleichers politiſchen Traum“ überſchriebenen Artikel„eines Korreſpondenten, der in enger perſönlicher Fühlung mit General von Schleicher geſtanden hal“. In dieſem Artikel heißt es wörklich:„Drei Tage vor Schleichers Tod ſprach ich in Paris mit einem Manne, der ſein beſonderes Vertrauen beſaß. Dieſer Mann lage mir, Schleicher ſei der feſten Anſicht geweſen, daß jetzt die Zeit zum Handeln gekommen ſei. Er legte mir die Lage dar und das, was er als Heilmittel anſah: einen kurzen Zeitraum milikäriſcher Herrſchaft, und dann das ſoziale Reich.“ Nach weiterer Aufzählung der außenpolitiſchen Punkte des Programms Schleichers fährt der Korreſpondent fort: „Schleicher hatte Fühlung mit einflußreichen franzöſiſchen Staatsmännern geſucht und gefunden. Sein einziges Er⸗ ſuchen— und dies war grundſätzlich zugeſtanden worden— war die„ einiger verlorener deutſcher Kolo nien.“ Der Korreſpondent erwähnt, daß er auf die Frag „Aber Hitler muß doch voll bekannt ſein, was im Gange iſt haben Sie keine Angſt für Schleicher?“ vom Vertrauens mann Schleichers die Antwort erhielt:„Man ö wagen, ihn anzurühren“. 7 8 2 5 7 + Göring dankt der Landespolizei Anbeirrbare Pflichtauffaſſung. Berlin, 9. Juli. Der preußiſche Miniſterpräſident Göring hat der Lan⸗ despolizei mit folgender Kundgebung ſeinen Dank ausge⸗ ſprochen. „Die preußiſche Landespolizei hat in ernſten, ſchweren Stunden vom höchſten Vorgeſetzten bis zum jüngſten Wacht⸗ meiſter in unbeirrbarer Pflichtauffaſſung und in alter ſolda⸗ kiſcher Disziplin ihren Dienſt verſehen. Sie hal wesentlich dazu beigetragen, in kameradſchaft⸗ lichem Zuſammenwirken mit 55., Geheimer Staatspolizei und Feldjägerkorps die geplante Revolte im Keim zu er⸗ ſticken und damit ihre unverbrüchliche Treue zu unſerem Führer und zum Staat bewieſen. Ich bin ſtolz auf meine Landespolizei und ſpreche ihr meinen Dank und meine Anerkennung aus.“ Erlaß des Reichsinnenminiſters Der Reichsminiſter des Innern, Dr. Frick, hat an die Landesregierung zur Bekanntgabe an die Polizeibeamten folgenden Erlaß gerichtet: Bei der Niederſchlagung der Revolte meuternder SA. Führer hat die Polizei im Reich in all ihren Sparten die von ihr erwarketen Aufgaben pflichtgemäß erfüllt. Sie hal damit zum erſten Mal in aller Oeffenklichkeit bewieſen, daß ſie in Berbundenheit zum Volke die Befehle des Führers oder der von ihm Beauftragten rückhalklos im nakionalſozia⸗ liſtiſchen Sinne zu erfüllen bereit und in der Lage iſt. Ich ſpreche der Polizei im Keich hierfür meine volle Anerken⸗ nung aus. 84 1 9 Phantaſien der Auslandspreſſe Wieder Lügenmeldungen widerlegt. Ein gewiſſer Teil der Auslands⸗ und Emigrantenpreſſe verſucht immer noch die Vorgänge des 30. Juni und des 1. Juli in Deutſchland zu rieſigen Senſationen aufzubau⸗ ſchen und geſchäftlich auszunüzen. Es werden die ſelt⸗ anten Kombinationen zuſammenphantaſiert, unmögliche Behauptungen aufgeſtellt, die den Stempel der Unwahr⸗ heit tragen. Dabei widerſprechen ſich die einzelnen Blätter gegenſeilig. Angebliche Todesliſten werden verbreitet, die eine Fülle von Namen von Männern enthalten, die geſund und munter ſind und wie immer ihrer Arbeit nachgehen. So meldete z. B. geſtern ein großer Teil der Auslands⸗ preſſe, daß der ehemalige Miniſter Trebiranus erſchoſ⸗ ſen worden ſei. Heute muß der„Daily Expreß“ mitteilen, daß Treviranus in Dorſet(England) zur Erholung weilt. Beliebt ſind augenblicklich auch Aufzeichnungen angeblicher Augenzeugen der Aktion in Wiesſee und der Erſchießungen. Dabei iſt feſtzuſtellen, daß ſich dieſe Au⸗ genzeugenberichte unterſcheiden wie Feuer und Waſſer. Schon daraus allein ergibt ſich, daß ſie nicht aus Deutſch⸗ land ſtammen, ſondern in den Auslandsredaktionen fabri⸗ ziert worden ſind. In dieſen Augenzeugenberichten werden auch Teilneh⸗ mer an den Aktionen genannt, die vollkommen unbekannt ſind. Die deutſche Oeffentlichkeit ſieht mit Verachtung auf derartige Schmierereien herab, die nur dazu beſtimmt ſind, Deutſchland zu verleumden und gegen es zu heßen. Wenn in gewiſſen Zeitungen des Auslandes dann noch behauptet wird, daß die große Begeiſterung, die in Deutſchland bis jetzt für den Führer geherrſcht habe, ſehr plötzlich geſchwunden ſei, ſo kann demgegenüber nur die Tatſache feſtgeſtellt werden, daß die Begeiſterung eher noch größer geworden iſt; denn gerade das harte Durchgreifen des Führers hat viele, die bisher noch etwas zögernd beiſeiteſtanden, zu begeiſterten Anhängern des Führers und des Nationalſozialismus gemacht. Der Führer, der augenblicklich in Bayern weilt, iſt auf ſeiner Fahrt durch Bayern in dieſen Tagen von der Be⸗ völkerung mit einer außerordentlichen Begeiſterung be⸗ grüßt worden. Ueberall ſang man das Deutſchland⸗ und das Horſt⸗Weſſel⸗Lied, und die Heilrufe der dichtgedräng⸗ ten Menſchenmenge wollten überhaupt kein Ende nehmen. Verbot ſchweizeriſcher Zeitungen Obwohl die Reichsregierung am 2. Juli amtlich erklärt hatte, daß die Aktion gegen die Hochverräter zum Abſchluß gebracht worden iſt, haben ſchweizeriſche Blätter in den letzten Tagen geradezu ungeheuerliche Lügenmeldungen über die Lage in Deutſchland und die Niederſchlagung des hochverräteriſchen Anſchlages verbreitet. Ueberdies ſind drei deutſche Zeitungen, ohne daß ihr Inhalt in irgend einer Weiſe beanſtandet worden iſt, in der Schweiz verbo⸗ ten worden. Die Reichsregierung hat ſich daher gezwungen geſehen, die ſchweizeriſchen Zeitungen, die die übelſte Hetze betrieben haben, nämlich die„Neue Züricher Zeitung“, die „Baſeler Nationalzeitung“ und den„Berner Bund“ für das deutſche Reichsgebiet auf die Dauer von ſechs Mo⸗ naten zu verbieten. Politiſche Rundſchau Staatsſekrekär Hierl Reichskommiſſar für den Freiwil⸗ ligen Arbeiksdienſt. Der Reichspräſident hat auf Vorſchlag des Reichskanzlers in Zuſammenhang mit der Ueberleitung des Freiwilligen Arbeitsdienſtes vom Reichsarbeitsminiſte⸗ rium auf das Reichsminiſterium des Innern den Reichs⸗ arbeitsminiſter Seldte von ſeinem Amt als Reichskommiſſar für den Freiwilligen Arbeitsdienſt entbunden, und den Staatsſekretär Hierl zum Reichskommiſſar für den Freiwil⸗ ligen Arbeitsdienſt ernannt. Die Arbeitsgauführer des Arbeitsdienſtes traten unter dem Vorſitz des Reichsarbeitsführers, Staatsſekretär Hierl, in Berlin zu einer Tagung zuſammen. Reichsarbeitsführer Hierl betonte, die große Anerkennung, die der Arbeitsdienſt durch den Führer gefunden habe, werde der Anlaß ſein, mit um ſo größerem Pflichtbewußtſein in Treue zum Füh⸗ rer weiterzuarbeiten. 60. Geburtstag des Reichsgerichtspräſidenten Dr. Bumke. Reichspräſident von Hindenburg hat dem Präſiden⸗ ten des Reichsgerichts, Dr. Bumke, zu ſeinem 60. Geburts⸗ tag telegraphiſch ſeine Glückwünſche ausgeſprochen. Eben⸗ ſo hat der Reichsjuſtizminiſter Dr. Gürtner dem Präſidenten des Reichsgerichts, Dr. Bumke, ein in herzlichen Worten ge⸗ haltenes Glückwunſchſchreiben zugehen laſſen. e Kleine politiſche Meldungen Der perſönliche Referent des Staatsſekretärs in der Reichs⸗ kanzlei, Legationsrat von Stutterheim, wurde zum Miniſterialrat in der Reichskanzlei, Miniſterialamtmann Steinmeyer zum Regie⸗ rungsrat in der Reichskanzlei und Regierungsoberinſpektor Schme⸗ ling zum Miniſterialamtmann in der Reichskanzlei ernannt. Der 24. Internationale Kongreß des Vereins der Straßen⸗ bahnen, Kleinbahnen und der öffentlichen Kraftunternehmungen, 95 vor einiger Zeit in Berlin tagte, ſetzte ſeine Tagung in Mün⸗ chen fort. Gühne für den Geſaudlenmord Der Mörder des afghaniſchen Geſandten zum Tode verurkeilt. Berlin, 9. Juli. Die Juſtizpreſſeſtelle Berlin keilt mit: Nach zweitägiger Verhandlung vor dem Schwurgericht des Landgerichts Ber ⸗ lin wurde das Arteil gegen den Mörder des letzten afghani⸗ ſchen Geſandten in Berlin, Sirdar Muhamed Aziz Khan, ge⸗ ſprochen. Der Angeklagte, der 34 Jahre alte afghaniſche In⸗ genieur Syed Kamal, wurde entſprechend dem Anktrage des Staatsanwalts wegen Mordes zum Tode verurteilt. Wie erinnerlich iſt, hat der Angeklagte am 6. Juni vorigen Jah⸗ res den Geſandten, einen Bruder des damaligen Königs von Afghaniſtan, im Treppenhauſe des Geſandtiſchaftshauſes er⸗ ſchoſſen. Die Lage in Amſterdam Abflauen der Unruhen nach neuen blutigen Kämpfen.— Amſterdam, 9. Juli. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag war die Lagz in Amſterdam im großen und ganzen befriedigend. An einzelnen Stellen der Stadt verſuchten Kommuniſten die Straßentumulte vom Mittag wieder aufleben zu laſſen, Ferner wurden in mehreren Straßen der bisher noch nicht vom Aufruhr ergriffenen weſtlichen und ſüdlichen Stadt⸗ Feuer in den Nachmittagsſtunden teile und Militärſtreifen waren jedoch überall ſchnell zur Stelle, um jeglichen Widerſtand zu brechen. Bei der Mehrzahl der Menſchenanſammlungen wahrgenommen, Polizei aufrühreriſchen Elemente wirkte auch unzweifelhaft das ſcharfe Vorgehen des Militärs am Samstag nachmittag noch nach. Jedenfalls ſchienen viele Mitläufer die Luſt verloren zu haben, ſich erneut dem Kugelregen der Polizei und des Militärs auszuſetzen. 5 Samstagnachmittag war es nochmals zu blutigen Kämpfen gekommen. In der als ſehr kommuniſtiſch be⸗ kannten Tuinſtraat wurde eine große Barrikade errichtet, zu welchem Zweck aus den umliegenden Häuſern Balken, Bretter, Kiſten, Steine, Oefen und ſogar Bett⸗ ſtellen herausgetragen wurden. Auf dieſer Barrikade wur⸗ den zwei rote Fahnen aufgepflanzt. Mit ſchußbereitem Karabiner rückte Militär gegen die Barrikaden vor, wobei aus allen Häuſern Wurfgeſchoſſe herniederhagelten. Darauf wurden zahlreiche Salben gegen die Menge und Häuſerfronten abgegeben, die die erwünſchte Auswirkung hatten. Da aber immer wieder von neuem aus den ſchma⸗ len Seitengaſſen aufrühreriſche Elemente zum Vorſcheln kamen, wurde laut die Parole ausgegeben: „Jeder der ſich auf die. begibt, wird nieder⸗ geſchoſſen!!“ In kurzer Zeit lagen darauf die Straßen verlaſſen da. Auf Befehl der Militärpatrouillen mußten auch ſämtliche Tü⸗ ren und Fenſter geſchloſſen gehalten werden. Es hat wie⸗ der eine ganze Anzahl Schwerverletzter gegeben. Auch eine alte Frau, die wegen Schwerhörigkeit die Befehle der Soldaten nicht beachtet hatte, wurde beim Oeff⸗ nen einer Tür von zwei Schüſſen durchbohrt und liegt in bedenklichem Zuſtand darnieder. Als die Aufrührer merkten, daß es den Truppen Ernſt war, trat in den vorher noch vom Lärm der aufrühreri⸗ ſchen Menge erfüllten Straßen eine beklemmende Stille ein. Dieſes Schauſpiel wirkte umſo dramatiſcher, als herr⸗ liches Wetter herrſchte. Jeder Widerſtand ſoll auch ferner⸗ hin mit drakoniſcher Strenge unterdrückt werden. Während der Militäraktion wurden zehn kommuniſti⸗ ſche Rädelsführer feſtgenommen und unte ſtarker Bewachung abgeführt. Inzwiſchen iſt die in Am⸗ ſterdam befindliche Streitmacht der Regierung noch um zwei Kompagnien Grenadiere und Jäger aus dem Haag verſtärkt worden. Neben Panzerkraftwagen pa⸗ trouillierten jetzt auch mit Maſchinengewehren r verſehene Laſttkraftwagen des Militärs durch die Straßen. Feuerring um ein Dorf Der Kieſenwaldbrand in Mecklenburg.— Ganze Ortſchaft von Bewohnern verlaſſee. Waren(Mecklenburg), 9. Juli. Bei dem großen Waldbrand, der ſich auf etwa 15 bis 20 Kilometer zwiſchen Waren und Neuſtrelitz rechts der Ei⸗ ſenbahn erſtreckt, handelt es ſich um eine Kakaſtrophe, wie man ſie in Deutſchland noch kaum erlebt hat. Alle durch den Wald führenden Telefonleitungen ſind durch den Brand zerſtört. Eine klare Ueberſicht über die Ausdehnung und den gegenwärtigen Stand iſt infolgedeſſen unmöglich ge⸗ worden. In den Nachmittagsſtunden wurde die ſchwer bedrohte Ortſchaft Speck durch die Bewohnerſchaft geräumt, doch fehlen wegen der Zerſtörung der Telefonleitungen nähere Nachrichten über das weitere Schickſal der Ortſchaft. Das nahegelegene Granzun(Mecklenburg⸗Strelitz) war durch das bereits auf 400 Meter herangekommene gewaltige ſchwer bedroht, doch drehte der Wind im letzten Augenblick unerwartet und trug die Flammen in eine andere Richtung. Auch die Berliner Feuerwehr iſt zum Teil eingeſetzt. Sie hat 5000 Meter Schlauchlei⸗ tungen geliefert. Die Geſamtleitung hat ein Berliner Dranddirektor übernommen. Ueber die Urſache des Bran⸗ des kann noch nichts mit Sicherheit geſagt werden. In den päten Abendſtunden glaubte man damit rechnen zu kön⸗ nen, daß der weiteren Ausbreitung des rieſigen Waldbran⸗ des vorgebeugt iſt. —— Roman von Liane Sanden 33 Juſties Haushälterin, Frau Klimt, war an dieſem Abend geradezu aufgeregt. So lange hatte ſich Herr, Juſties noch niemals fertig gemacht. Seitdem die un⸗ glückſelige Geſchichte mit dieſem Mädel geweſen, das ihn, betrogen hatte, ſeitdem gab er nichts mehr auf ſein Aeußeres. Wäre 0 nicht geweſen, er hätte nicht mehr daran gedacht, ſich einmal einen neuen Anzug machen u laſſen.„Für wen ſoll ich mich denn nett machen?“, hatte er bitter auf die ſanften Vorhaltungen von Frau Klimt geantwortet,„mir ſelbſt gefalle ich auch nicht. And anderen gefalle ich noch viel weniger. Wozu alſo ſoll ich ſo viel auf mein Aeußeres geben?“ Nur mit Not und Mühe hatte die Haushälterin Juſties davon überzeugen können, daß er ſchon um ſeiner Geſchäftsverbindungen willen ſich nicht gehen laſſen dürfte. Aber wenn ſie nicht für alles ſorgte, hätte Juſties dieſe Mahnung immer wie⸗ der vergeſſen. 5 Heute aber zog er ſich ſehr ſorgfältig an, er ließ ſich ſogar den neuen dunkelgrauen Sommeranzug heraus⸗ geben. And Frau Klimt mußte aus dem Garten von den ſorglich gehüteten Voſenſträuchern einen großen Strauß abſchneiden. Auch ein großes Kuchenpaket mußte ſie ein⸗ packen. Gar zu gerne hätte ſie gewußt, was Herr Juſties bezweckte. Aber ſie war viel zu gut erzogen, um ihn zu fragen. Er würde doch nicht wieder auf ein ſo windiges dummes Ding hereingefallen ſein wie damals? Allerdings hatte er ja Lehrgeld genug bezahlt. Aber die Männer waren in manchen Dingen wirklich ſchrecklich dumm. Sie konnten echt von unecht meiſt nicht unterſcheiden. Ein hüb⸗ ſches Lärvpchen, ein kokettes Augenblinzeln, ſchon vergaßen ſie alles und nahmen alles für bare Münze. Dabei hätte der Herr Juſties nur ſeine Augen richtig aufmachen ſollen. Dieſes neue Fräulein Lena, das wäre etwas geweſen! Die hätte ſie ſofort genommen, wenn ſie ein Mann und keine Frau wäre. So ein liebes Weſen, ſo ſtill und freundlich Und zurückhaltend dabei. Nicht geſchminkt von den Augen⸗ dM dchaldn elner fan brauen bis zum Munde, nein, einfach und nicht mehr —u—————————½—:—ę——— ſcheinen wolend ars ſie war. Vabet ſah ſie ſo lieb und hübſch aus, gerade, weil ſie nichts von ſich hermachte. Frau Klimt war eine von den wenigen Haushälterinnen, die den Einzug einer Frau in ihr bisheriges Herrſchafts⸗ bereich nicht zu fürchten brauchte. Sie hatte ihre kleine Penſion und ſich dank der jahrzehntelangen Stellung im Hauſe der allen Juſties ein ſchönes Sümmchen erſpart. Sie hätte längſt zu ihrer einzigen Schweſter aufs Land ziehen können, wo ſie ſchon ſehnſüchtig erwartet wurde. Aber ſie wollte Juſties nicht allein laſſen. Sie hatte ihn vom erſten Tage an mit betreut, ſie hatte ihn mit groß⸗ gezogen. Solange er ſie brauchte, ſolange blieb ſie. Und wie nötig brauchte er ſie! Im Geſchäft war er der ſcharf rechnende Kaufmann, der ſehr genau Vorteil von Nachteil zu unterſcheiden wußte. In allen Dingen der Haushalts⸗ führung aber war er wie ein Kind. Er hatte keine Ahnung von Preiſen und den Koſten eines Hausweſens. Wäre er einer unredlichen Haushälterin in die Hände gefallen, man hätte ihn geradezu ruinieren können. Da war es geradezu ihre Pflicht, bei ihm auszuhalten. Wenn aber eine ver⸗ nünftige junge Frau ihr dies hier alles abnehmen würde, wäre es ſchon gut. Sie ſehnte ſich jetzt doch mitunter nach Ruhe. Lena Heuſchner, das wäre ſo das richtige geweſen. Als Juſties beim en e ſagte,„wenn etwas Wich⸗ tiges iſt, dann ſchicken Sie einen Boten, ich bin bei der Familie Heuſchner“, da glitt ein zufriedenes Lächeln über das Geſicht der Haushälterin. „Da gehen Sie man hin, Herr Juſties, da ſind Sie gut aufgehoben.“ Juſties mußte lächeln. Wie die gute Alte das geſprochen, erinnerte es ihn an ſeine Jugendzeit. Da hatte Frau Klimt auch oft genug geſagt,„zu dem Jungen, zu den Leuten kannſt du gehen, Ernſtchen, da biſt du gut auf⸗ gehoben.“ Er war vielleicht für die treue Pflegerin ſeiner Kindheit immer noch ſo etwas wie ein Kind, deſſen Wege man beſorgt bewachen wollte. Aber er nahm es ihr nicht übel, er wußte ja, wie ſie es mit ihm meinte! i * 7 155 Die kleine Wohnung der Familie Heuſchner ſah jetzt am Abend im Schein der Hängelampe über dem runden Eßtiſch ganz behaglich aus und verriet nicht ſo ſehr Armut und Verfall. Blitzſauber glänzten alle Möbel, das Tiſch⸗ tuch auf dem Tiſch war blütenweiß. Die goldgeränderten alten Taſſen mit ihren bunten Blumenmuſtern ſahen be⸗ haglich und geradezu feſtlich aus. Und ein kleiner Strauß bunter Blumen in einem durchſichtigen Glaſe gab dem ganzen etwas Freudiges. Frieder hatte ſchon die ganze Zeit hinter der Gardine geſpäht, ob er den Beſuch nicht zuerſt ſehen würde. Am liebſten hätte er ihn auf der Straße vor der Haustür e aber die Mutter hatte ihm das energiſch unter⸗ ſagt. Wehmütig mußte ſie daran denken, wie ſelbſtverſtänd⸗ lich Beſuch in ihrem Elternhauſe und auch in ihrem Heim mit Frieders Vater geweſen war. Wie war ihr Junge, ihr Frieder, doch von allem entwöhnt, was bürgerliche Behaglichkeit, Gaſtfreundſchaft und Lebensform anlangte. Aber vielleicht kam auch das einmal wieder, und es ging mit den Kindern wieder aufwärts, nicht hinab.— Lena ging mit verträumtem Lächeln zwiſchen Küche und Wohnzimmer auf und ab. Sie rückte immer wieder die Geräte auf dem Eßtiſch zurecht, ſtellte Zucker, Wilch, Zitrone zierlicher hin. Ein paar Weißbrotſchnittchen mit Käſe und Kreſſe hatte ſie zurechtgemacht und auf einer kleinen Schale angeordnet. Nun blieb nichts mehr zu tun als das Teewaſſer aufzuſetzen, wenn Herr Juſties kam. Wie ihr Herz klopfte— war es vor Freude, war es vor Bangen, wie er alles hier finden würde? Vielleicht fühlte 5 er ſich doch nicht wohl in der Enge ihres Heims? Er war ja doch ſo ganz anderes gewöhnt. Aber mit dieſem Zweifel tat ſie ihm ſicher unrecht. Wenn ein Menſch nicht nach dem äußeren Schein ging, dann war es Juſties. Schließlich brauchten ſie ſich ſa ihrer Armut nicht zu ſchämen— wie es ihnen heute erging, erging es ja Tau⸗ ſenden.— Sie warf einen Blick auf die Mutter— wie fein und vornehm ihr Geſicht war— wie edel ihre 3 Hände, trotz der ſchweren Haushaltsarbeit, die ſie in den letzten Zeiten hatte tun müſſen. Die Mutter hatte an dem ſchlichten ſchwarzen Kleide einen kleinen ſelbſtgearbei⸗ teten Spitzenkragen, ihr ſchmaler Kopf mit dem leuchtend weißen Haar hatte heute noch etwas Liebliches. Sie war einſt in ihrer Jugend, das zeigten die alten Bilder deut⸗ lich, eine wirkliche Schönheit geweſen. Auch die Notzeiten jetzt wie die Krankheit hatte dieſe Schönheit noch nicht. reſtlos zu zerſtören bermocht. Lena war heute wieder von Herzen ſtolz auf ihre Mutter. Da zuckte ſie zuſammen. Es klingelte. Frieder ſchoß wie ein Blitz vom Fenſter hin zur Tür. Gleich darauf trat Juſties in den engen Korridor und die geöffnete Wohn zimmertür. 5. f N 1 //// Aus dembadisclien Lande Die neue Arbeilsſchlacht Ein neuer Kampfabſchnitt gegen die Arbeitsloſigkeit. Kurze Zeit noch und das ganze Deutſchland wird im Zeichen einer alles Bisherige übertreffenden Arbeitsſchlacht ſtehen. Dieſe Tatſache veranlaßt uns, heute einmal beſonders die Maßnahmen einer Betrachtung zu unterziehen, die der Gauamtsreferent für Arbeitsbeſchaffung in Baden. Arbeits⸗ amtsdirektor Nickles⸗Mannheim, unter Mitwirkung aller in Frage kommenden Stellen durchzuführen beabſichtigt. Dabei ſei vorausgeſchickt, daß Baden mit ſeinen 90 000 Ar⸗ beitsloſen z. B. gegenüber Württemberg außerordentlich ungünſtig daſteht. Der Arbeitsamtsbezirk Mannheim weiſt allein mit 25 000 die Zahl von Arbeitsloſen auf, die in Württemberg insgeſamt zu verzeichnen iſt. Für die maßgebenden Stellen wird es zunächſt notwen⸗ dig ſein, den jahreszeitlichen Arbeitseinſatz zu regeln, die Landflucht abzudroſſeln und in Verbindung damit die Be⸗ ſeitigung des Arbeitsmangels in der Landwirtſchaft durch⸗ zuführen. Einen breiten Raum innerhalb der Arbeitsſchlacht wird die Umgruppierung der Jugendlichen einnehmen. In den Großſtädten herrſcht beiſpielsweiſe ein Mangel an weiblichen Arbeitskräften der Altersklaſſe 17— 25 Jahre, weil die Tariflöhne für dieſe Arbeitskräfte weit⸗ aus billiger ſind, als für die höheren Altersklaſſen. Wir müſſen ſoweit kommen, daß kein lediger Arbeiter unter 25 Jahren noch nicht im Arbeitsdienſt oder als Landhelfer ge⸗ arbeitet hat. Der Kampf gegen das Doppelverdienertum muß mit aller Macht weitergeführt werden. Von dieſem Kampf werden allerdings beſonders arbeitswillige Naturen, die ſich durch irgendwelche Tätigkeit eine Nebenbeſchäftigung geſchaffen haben, nicht betroffen. Der Kampf gegen das Dopperverdienerunweſen richtet ſich in erſter Linie gegen die ſogenannte„Vedderleswirtſchaft“. Ein anderer wichtiger Kampf wird gegen die Schwarz⸗ arbeit aller Art geführt werden. In einer Sonderaktion wird für die alten Kämpfer der Bewegung, von denen heute noch 700 in Baden ar⸗ beitslos ſind, Arbeit beſchafft werden müſſen. Ein dankbares Gebiet wird die Siedlung ſein, der ſich Reichsſtatthalter Robert Wagner in ganz beſonderem Maße angenommen hat. Man wird dazu übergehen, den Zwerghöfen Land anzugliedern, um ihre Beſitzer zu Vollbauern zu machen um die oft noch in der Stadt arbei⸗ tenden Beſitzer aus den Betrieben nehmen zu können. Die Heimſtättenſiedlung umfaßt alle anderen Sied⸗ lungsarten(Stadtrandſiedlung, Kurzarbeiterſiedlung uſw.) und beabſichtigt nicht etwa, Städter zu Bauern umzuſchu⸗ len. Die Vorbereitungen für den Winter ſind beſonders vielfältiger Art. Vor allem muß Vorſorge ge⸗ troffen werden, daß nicht nur ein Anſteigen der Arbeits⸗ loſenzahl verhindert, ſondern auch neue Arbeitsloſe in Ar⸗ beit gebracht werden. Notſtandsarbeiten un werden dieſe Aufgabe an hervorragender Stelle durchzufuyren haben. Weiker wird die Umſchulung und Fortbildung durch die Arbeitsämter mehr eingreifen. 5 Eine Kreditaktion für die private Arbeitsbeſchaf⸗ Hung wird in erſter Linie den Baumarkt beleben. Zur urchführung dieſer Kreditaktion können vor allem die Sparkaſſen durch Zurverfügungſtellung zinsloſer Darlehen beſonders beitragen. Ein wichtiger Punkt im Rahmen der Arbeitsbeſchaf⸗ fung iſt der Unfallſchutz. Drei Viertel aller Unfälle ſind auf eigenes Verſchulden zurückzuführen. 1,5 Milliarden Mark ſind jährlich an öffentlichen Mitteln für dieſe Unfälle aufzubringen, d. i eine Summe, die ausreichen würde, um die Hälfte der in Deutſchland vorhandenen Arbeitsloſen in Arbeit und Brot zu bringen. Aus der Sitzung der Landesſynode () Karlsruhe, 7. Juli. In der Vollſitzung der Landessynode über die Einglie⸗ derung der Evangeliſchen Landeskirche Badens in die Deutſche Evangeliſche Kirche gab für den Verfaſſungsausſchuß Pfarrer und Dekan Kobe⸗Knielingen(Deutſche Chriſten) einen ausführlichen Bericht über die Verhandlungen über den von den Deutſchen Chriſten beantragten Geſetzentwurf betreffend Uebertragung der Befugniſſe der Organe der Vereinigten Evangeliſch⸗Proteſtantiſchen Landeskirche Badens auf die Deutſche Evangeliſche Kirche. Die Befugniſſe und die Wei⸗ ſungen des RNeichsbiſchofs ſollen ſich nicht auf Bekenntnis und Kultus beziehen. Inſofern bleibt die Landeskirche ſelbſtändig, Die Berufung und die Abberufung des Landesbiſchofs ſoll im Benehmen mit der badiſchen Landesſynode erfolgen. Bei der Ernennung der Pfarrer, die grundſätzlich aus dem ba⸗ diſchen Kirchengebiet entſtammen ſollen, hat der Landes⸗ biſchof ein Vorſchlagsrecht. Der Vertrag zwiſchen Staat und evangeliſcher Kirche vom 14. Juli 1932 bleibt aufrechterhalten und kann ohne Zuſtimmung des Landes⸗ biſchofs nicht geändert werden. Der Berichterſtatter ſchilderte das Für und Wider, wie es im Ausſchuß zwiſchen den Gruppen der Deutſchen Chriſten und jener der Poſitiven Chriſten zutage trat. Von der Reichskirchenregierung iſt dem Präſidenten der Sy⸗ node ein Telegramm zugegangen, mit der feierlichen Erklärung, daß verfaſſungsändernde Kirchengeſetze ohne Zu⸗ ſtimmung der badiſchen Landessynode nicht erlaſſen würden. Im Namen der poſitiven Gruppe verlas Pfarrer Dürr⸗ Pforzheim eine Erklärung, die dahingeht, daß man in der gegenwärtigen Stunde nicht in der. Lage ſei, der Schaffung des Eingliederungsgeſetzes zuzuſtimmen. Man gebe aber die Hoffnung nicht auf, daß die Reichskirche werde und ſetze in ihre Verwirklichung zum Segen unſeres Volkes die ganze Kraft. Die Abſtimmung ergab dann, wie bereits gemeldet, daß die notwendige Zweidrittelmehrheit für die Eingliederung nicht vorhanden war. Der erweiterte Oberkirchenrat ver⸗ fügte dann die Auflöſung der Synode. 15 5 . Mosbach.(zum Bürgermeiſter ernannt) In Hüffenhardt wurde Karl Barth vom Innenminiſterium zum Bürgermeiſter ernannt. ) Walldorf.(Tödlicher Sturz von der Treppe.) Der 50jährige Georg Gieſer von hier wurde von feinem Vater bewußklos aufgefunden. Anſcheinend war er in der Dunkelheit die Treppe herabgeſtürzt. An den Ver⸗ 2 iſt Gieſer nunmehr im Heidelberger Krankenhaus geſtorben. () Karlsruhe, 7. Juli. ) Beſuch des Kommandanten des Kreuzers„Karls⸗ ruhe“ in der Landeshauptſtadt. Auf dem Karlsruher Haupt⸗ bahnhof traf, von Stuttgart kommend, der Kommandank des Patenkreuzers der badiſchen Landeshauptſtadt ein. Frei⸗ herr Harsdorff von Enderndorf wurde von Bürgermeiſter Dr. Fribolin im Namen der Stadtverwaltung herzlich be⸗ grüßt. Am Abend ſprach der Kommandant in der ausver⸗ kauften Städtiſchen Feſthalle über die dritte Auslandsreiſe des Kreuzers„Karlsruhe“. Im Verlaufe einer Unterredung teilte der Kommandant mit, daß die„Karlsruhe“ am 20. Oktober ds. Is. eine neue Auslandsreiſe antreten werde. () Memprechtshofen bei Kehl.(Die erſte Raps⸗ ernte.) Seit bald einem Jahrzehnt konnte man in dieſem Jahre zum erſten Male wieder von einer Rapsernte ſpre⸗ chen. Die Anregung des Reichsnährſtandes, Oelfrüchte anzu⸗ bauen, fand hier ſtarken Widerhall. Wenn auch der erſte Ertrag nicht ganz befriedigt, weil das Wetter dem Wachs⸗ tum nicht gerade günſtig war, ſo iſt doch der Ertrag mit rund 40 Pfund Oelfrucht pro Ar ein gutes zu nennen. Es iſt zu erwarten, daß im kommenden Jahre noch weit mehr An⸗ bauer den Oelfrüchten ſich zuwenden. Freiburg.(Der Abſchluß der Braunen Meſſe.) Die Braune Meſſe Freiburg hat nach 12tägiger Dauer ihre Pforten wieder geſchloſſen. Mit dem Reſultat iſt man ſehr zufrieden, waren doch in den 12 Tagen annähernd 30000 Beſucher zu verzeichnen. Die größte Beſucherzahl brachte der zweite Meſſeſonntag. Ihm folgte der erſte ſowie Peter und Paul, der auf dem Lande als Feiertag gilt und ſo viele Landbeſucher zur Braunen Meſſe brachte. Auch die Ausſteller ſelbſt ſind zum größten Teil mit dem Erfolg zu⸗ frieden. Lörrach.(Beſuch Dr. Leys.) Auf einer Beſich⸗ tigungsreiſe durch die einzelnen Arbeitsgaue trifft der Füh⸗ rer der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ley, am 14. Juli auch in Lörrach ein, wo auf dem Turn⸗ und Sportplatz an der Brombacherſtraße eine große Kundgebung ſtattfinden wird. Man rechnet damit, daß nicht nur von Lörrach und Um⸗ gebung, ſondern auch aus dem weiteren Umkreis Delegatio⸗ nen der Betriebsbelegſchaften erwartet werden. Die Vor⸗ bereitungen für dieſe große Kundgebung ſind bereits im Gange. (—) Villingen.(Neuer Kreisleiter.) Auf An⸗ ordnung des Gauleiters und Reichsſtatthalters übernimmt mit ſofortiger Wirkung Kreisſchulrat Schuppel⸗Villingen als Kreisleiter den Kreis Villingen, den er vor ſechs Jahren gegründet hat. Der bisherige Kreisleiter, Bürgermeiſter Ett⸗ wein, St. Georgen, wird nunmehr beruflich ſtark in An⸗ ſpruch genommen. Er hatte den Kreis Villingen ſeit 1931 geleitet. e 2 Drama im Walde Jörſtersſohn ſchießt nach 15 Jahren auf den Mörder ſeines Vaters. Danzig, 9. Juli. Im Olivaer Walde bei Danzig ſpielte ſich ein eigenarti⸗ ger Vorfall ab. Vor 15 Jahren war der Staatsförſter Heusmann von einem Wilderer erſchoſſen worden. Der Mörder Otto Kroll war zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt worden, und iſt kürzlich aus der Strafanſtalt entlaſſen wor⸗ den. Dieſer Tage ſetzte ſich nun der Sohn des Ermordeten ohne ſeinen Namen zu wennen, mit Kroll in Verbindung, um über den Tod ſeines Vaters Nahrtes zu erfahren. Belbe trafen ſich an der Mordſtelle, wo ein Gedenkſtein für den ermordeten Förſter ſteht. [I Kückfälliger Bekrüger. Nach wiederholten mit Ge⸗ fängnisſtrafen endenden Verſuchen, ſich auf anderer Leute Koſten auf eigene Füße zu ſtellen, befaßte ſich der 26jäh⸗ rige Karl Reidel aus Pirmaſens, wohnhaft in Speyer, mit dem Eintreiben von Forderungen und Darlehensvermitt⸗ lung. In einer Reihe von Fällen brachte er wohl den Auf⸗ traggebern von ihren Schuldnern Geld herein, aber ſtatt höchſtens 10 Prozent Gebühren ſteckte er den größten Teil des Geldes in ſeine Taſche. Teilweiſe hatten die Auftrag⸗ eber einen Verluſt bis zu 600 Mark. Außer dieſen Unter⸗ clan nge von dem Angeklagten als Treuhänder began⸗ gen, wurden ihm auch noch fünf Betrügereien zur Laſt ge⸗ legt. Der Angeklagte lebte auf großem Fuße und kaufte ein Auto, mit dem die Braut auf ſeine Koſten Reiſen in die Schwarzwaldbäder unternahm. Das Gericht verurteilte ihn 8 9 Jahr vier Monaten Gefängnis und 300 Mark eldſtrafe. Schluß der Beweisaufnahme im Gereke- Prozeß. Nach 42tägiger Verhandlungsdauer wurde die Beweis⸗ aufnahme im Gereke⸗Prozeß geſchloſſen, nachdem der Bü⸗ cherſachverſtändige noch über einige Spezialfragen gehört worden war. Am heutigen Montag wird der Staatsanwalt ſein Plaidoyer halten und mit der Urteilsverkündung iſt für Ende der Woche zu rechnen. Der Görreshaus-Prozeß vor dem Reichsgericht. Das Reichsgericht hob das Urteil des Landgerichts Köln vom 18. 8. 1933 inſoweit auf, als der Bankdirektor a. D. Dr. h. c. Anton Brüning verurteilt iſt, und ſtellt das Ver⸗ fahren ein. Dieſer Angeklagte war zu 27 Jahren Gefäng⸗ nis und 600 RM Geldſtrafe verurteilt worden. Dagegen wurde die Repiſion des Generalkonſuls Heinrich Maus und des Konſuls Julius Stocky mit einer für die Strafhöhe be⸗ langloſen Maßgabe als unbegründet verworfen. Damit ſind die beiden genannten Verleger wegen fortgeſetzten gemein⸗ ſchaftlichen Betruges und Unkerlaſſung einer rechtzeitigen Bi⸗ lanzziehung und des rechtzeitigen Antrags auf Konkurser⸗ öffnung zu drei Jahren bezw. 2 Jahren Gefängnis und je 1000 RM Geldſtrafe rechtskräftig verurteilt. Die Ange⸗ klagten gehörten dem Vorſtand bezw. Aufſichtsrat der Gör⸗ reshaus G. m. b. H. in Köln an, in der die„Kölniſche Volks⸗ zeitung“ erſchien. Zuchkhaus wegen Totſchlags an der Ehefrau. Das Schwurgericht Hamburg verurteilte den Angeklag⸗ ten Auguſt Kreymann wegen Totſchlags zu acht ren Zuchthaus. Der Angeklagte hatte am 1. Dezember 1933 in ſeiner Wohnung ſeine Ehefrau erſchoſſen 5 i 5. 33. Lalcale Nuudocliau Der geſtrige Sonntag ſtand im Zeichen des Hochſommers. Eine faſt unerträgliche Hitze herrſchte den ganzen Tag. Kein Wunder, daß das Strandbad geſtern die Rekordziffer von 35000 Badegäſten buchen konnte. Die Landwirtſchaft hat mit der Ernte begonnen und benutzte in den frühen Morgenſtunden geſtern das ſchöne Wetter um Frucht einzufahren. Durch Waſſerrohrbruch in der Racht von Samstag auf Sonntag gerieten die Anwohner der oberen Haupt⸗ ſtraße und der Schwabenſtraße in Waſſermangel, der ſich gerade geſtern bei der großen Hitze recht unangenehm bemerkbar machte. Es hätte übrigens leicht auf der Straße zu Unglücksfällen führen können, wenn der Schaden nicht gleich bemerkt worden wäre, denn es hatten ſich ſchon erhebliche Senkungen der Fahrbahn eingeſtellt. Der Schaden konnte im Laufe des geſtrigen Sonntags noch behoben werden. * Eine Mutter geht mit ihrem Kind ins Waſſer. In der Abſicht, ſich das Leben zu nehmen, ſtürzte ſich eine auf dem Lindenhof wohnende Frau mit ihrem 13 Monate alten Kind in den Altrhein. Einem in der Nähe befindlichen Manne gelang es, beide zu retten. Ein Meſſerheld. In der Nacht kam es in Sandhofen nach einem Wortwechſel zwiſchen zwei Männern zu Tätlich⸗ keiten, in deren Verlauf einer durch Meſſerſtiche erheblich verletzt wurde. ö Ein neuer Eisbär. Im Tiergarten im Käfertäler Wald iſt ein neuer Eisbär eingetroffen. Das aus dem Tierpark Hagenbeck⸗Stellingen ſtammende Tier iſt der größte gegen⸗ wärtig in der Gefangenſchaft lebende Eisbär. Hagenbeck trennte ſich nur ſehr ungern von dieſem Prachtexemplar, mußte ſich aber dazu entſchließen, da ſich der zehn Jahre alte Eisbär nicht mit ſeinen Arktgenoſſen v» 5. Fördert das Kunſthandwerk! Allzu ſtark iſt in den Nachkriegsjahren die alte Hand⸗ werkskunſt durch eine dem deutſchen Weſen fremde Kunſt⸗ richtung übertriebener Sachlichkeit zurückgedrängt worden. Der Fortbeſtand alter Zweige des Kunſthandwerks ſchien damals ernſtlich gefährdet, bis die nationalſozialiſtiſche Re⸗ volution in letzter Stunde auch hier einen neuen Ausgangs⸗ punkt geſchaffen hat. Im Volk beſinnt man ſich wieder auf die unvergäng⸗ lichen Schöpfungen der alten deutſchen Meiſter. Dieſe Veſin⸗ nung ſollte mit Bedacht gefährdet werden, und hier müßten Bauherren, Architekten und Baumeiſter in vorderſter Linie ſtehen. Ueberall wird wieder gebaut, Neubauten und Um⸗ bauten harren der Erledigung. Da ſind ſie an erſter Stelle berufen, dem kunſt⸗ und deshalb kulturſchaffenden Menſchen vermehrte Arbeits⸗ und Geſtaltungsmöglichkeiten zu geben. Es ſei nur erinnert an den bildhaueriſchen Schmuck in Stein und Holz, an die Arbeiten der geſchickten und traditionsverbundenen Handwerke der Drechſler, Steinmetze Kunſtglaſer und Tiſchler, an die Arbeiten der Kunſtſchloſſei und Schmiede, die überall einen Platz finden, wo ſie nicht n Auge erfreuen, ſondern auch eine nützliche Funktion ausüben. Vieles kann auf dieſem Gebiete geſchehen. Allenthalben beſteht die Gelegenheit, die Werke des künſtleriſchen Hand⸗ werks zur Geltung zu bringen. Das Kunſthandwerk ſoll ja keine Vorzugsbehandlung genießen. Niemand denkt daran, das genormte Stück, wo es zweckmäßig iſt und ſeine Ver⸗ bundenheit mit dem Werke erweiſt, zu verdrängen. Aber wo das von einem volksverbundenen wachen Geiſte erſon⸗ nene und von geſchickten Händen in Schönheit geſchaffene Stück dem Werk beſeeltes Geſicht gibt und den Charakter betont, da ſoll es erſcheinen. Gommerkrankheiten Krankheiten und Jahreszeiten ſtehen in ſehr engen Be⸗ ziehungen zueinander. Während im Winter Erkältungs⸗ krankheiten aller Art ebenſo wie Schäden der Kälte in Form von Erfrierungen an der Tagesordnung ſind, pflegt auch der Sommer eine Reihe von Krankheitszuſtänden zu zeitigen, die ihre Entſtehung den Einwirkungen der ſommerlichen Temperatur verdanken. Die Wärme wirkt begünſtigend au die Vermehrung aller Arten von Krankheitskeimen und führ ſehr leicht zur Jerſetzung von Nahrungsmitteln. Die Fliegen dürfen für die Uebertragung derartiger Krankheitskeime nicht unterſchätzt werden. Ihre Vernichtung iſt ein dringendes Gebot der Hygiene und der Selbſterhaltung. Der Sommer iſt auch die Zeit, in der man dem Körper friſches Obſt und Gemüſe zuzuführen pflegt. Nur zu be⸗ kannt ſind die häufig nach Obſtgenuß auftretenden Magen⸗ und Darmerkrankungen. Sie finden ihre Urſache nicht im Genuß des Obſtes ſelbſt, ſondern in der unzweckmäßigen Art, in der es genoſſen wird. Man bedenke, durch wieviele Hände Gemüſe und Obſt zu gehen pflegen, bis ſie zum Ver⸗ braucher und Verzehrer gelangen. Daher iſt oberſtes Gebot, Rohobſt und Rohgemüſe vor dem Genuß gründlich zu rei⸗ nigen. Man kaue das Obſt auch gründlich, denn es pflegt im Magen, beſonders wenn dazu noch Flüſſigkeiten genoſſen fuhren aufzuquellen, und dies kann zu ſchweren Störungen ühren. Einer beſonderen Erwähnung in dieſem Zuſammenhang bedarf die ſorgfältige Pflege der Milch zur Sommers⸗ zeit. Milch iſt im Sommer raſcher dem Verderben ausgeſetzt und kann deswegen beſonders bei den Säuglingen zu ſchwe⸗ ren Erkrankungen führen. Daher täglich die Milch kühlen! Der ſicherſte Schutz gegen den ſommerlichen Brechdurchfall der Säuglinge iſt die Darreichung von Muttermilch. 11 — Kennzeichnung„ausſortierter“ Eier. Eier, die den Mindeſtanforderungen der geſetzlichen Handelsklaſſen nicht entſprechen, dürfen für Genußzwecke nur angeboten werden, wenn ſie von den Kennzeichnungsſtellen als„ausſortiert“ e worden ſind. Kühlh Eier mit fleckiger Schale(Schimmel), verdorbene, insbeſon⸗ dere rotfaule oder ſchwarzfaule Eier und angebrütete Eier 5 9 5 nicht als„ausſortiert“ gekennzeichnet und angeboten werden. 5 Auch bei Arbeitsfront und„Kraft durch Freude“ keine Sammlungen. Das Organiſationsamt der Deutſchen Arbeits⸗ front gibt bekannt, daß das Verbot öffentlicher Sammlun 1 55 1 auch für ſämtliche Gliederungen d 5 5 chen Arbeitsfront und NSG„Kraft durch Freude“ zu reffe. N„ auseier, konſervierte Eier, . Der„Tag der Roſe“ Der Stellvertreter des Führers hat im Einverſtändnis mit dem Reichsminiſter der Finanzen die vom Amt für Volkswohlfahrk bei der oberſten Leitung der PO. für den 14. und 15. Juli vorgeſehene Sammlung„Tag der Roſe“ (Jörderung des Hilfswerks Mutter und Kind) als Aus- nahme vom Sammelverbot(Geſetz vom 3. Juli 1934) zuge⸗ klaffen. Er hat die Landesregierungen erſucht, die zuſtändi⸗ gen Polizeibehörden unverzüglich zu benachrichtigen. eee Gchutz der Geſundͤheit Jeder Volksgenoſſe trägt heute die Verantwortung, durch Geſunderhaltung des eigenen Körpers zur Leiſtungs⸗ fähigkeit des Volksganzen beizutragen. Damit ſind auch dem Arzt erweiterte Aufgaben geſtellt. Nicht nur ans Kran⸗ kenbett muß er eilen und den ſichtbar Leidenden behandeln, ſondern auch an der Verhütung erbkranken Nachwuchſes mitwirken. Vor allem aber bricht ſich jetzt die Erkenntnis Bahn, daß auch der„Geſunde“ der ärztlichen Betreuung bedarf. Manche krankhaften Veränderungen entwickeln ſich ganz allmählich im Körper und werden erſt bemerkt, wenn eine Hilfe nur noch in beſchränktem Maße möglich iſt. Das ſprechendſte Beiſpiel hierfür iſt der Krebs. Wenn er in einem frühen Stadium erkannt und behandelt wird, iſt faſt immer eine völlige Heilung möglich. Da man ihn aber zunächſt nicht ſpürt, ſo kommt der Patient meiſt zum Arzt, wenn eine Operation nur mehr Linderung bieten kann.— Dazu kommt, daß eine unbemerkt ſich entwickelnde Krank⸗ heit oft auch für die Mitmenſchen gefährlich iſt. Auch manche Berufstätigkeit bringt gewiſſe Schädigungen mit ſich, die im Zuſammenhang mit der ſchwächeren Konſtitution des Arbeiters, alſo nicht zwangsläufig auftreten; ſie laſſen ſich durch Vorbeugungsmaßregeln fernhalten, wenn ſie recht⸗ zeitig erkannt werden Wird aber z. B. bei einem Straßen; bahnſchaffner, der den ganzen Tag über ſtehen muß, nicht erkannt, daß ſein Körpergewicht im Laufe der Jahre das Fußgewölbe durchdrückt, ſo kann dies ſich ſchädigend auf das übrige Knochengerüſt und das Bänderſyſtem auswirken und ſo eine Minderung der Berufsfähigkeit mit ſich bringen. Wie bei zu ſpäter Erkenntnis vorliegender unbemerkter Erkrankungen kann die Leiſtungsfähigkeit aufs ſchwerſte auch da untergraben werden, wo nur eine„eingebildete“ Krankheit vorliegt. Man braucht dabei gar nicht an hyſte⸗ ſriſche Menſchen zu denken. Häufig hat ein unerfahrener oder übervorſichtiger Arzt früher einmal bedeutungsloſe Merkmale zu ſchwer genommen. Jener Menſch leidet ſelbſt unter dem Gefühl der Krankheit. Er traut ſich nichts zu. Schwer iſt es, dieſe Autoſuggeſtion zu durchbrechen. Nur ein Arzt, der ein früheres falsches Urteil mutig umzuſtoßen wagt, das Vertrauen des„Patienten“ mit Energie zu deſſen Wohl ausnutzt, hat hier Ausſicht auf Erfolg. Der Arzt muß aber nicht heilen ſondern erziehen können. Vor dem Weltkrieg konnte häufig die Unterſuchung beim Antritt des Militärdienſtes ſchleichende Uebel aufdecken wie auch falſchen Krankheitsverdacht zerſtreuen. Heute beim Eintritt in die SA. oder in den Freiwilligen Arbeitsdienſt iſt wieder eine ärztliche Unterſuchung vorgeſchrieben. Durch dieſe beiden Formationen werden nicht nur junge 18jährige erfaßt, ſondern auch ältere Männer, bei denen ein Uebel ſchon eine gewiſſe Zeit zur Entwicklung gehabt hat. Gewiß dleſe Eintrittsunterſuchung muß ſich im allgemeinen auf eine Feſtſtellung der Dienſttauglichkeit beſchränken. Aber wäh⸗ rend der ſpäteren Dienſtzeit in dem FA., durch den doch in Zukunft jeder deutſche Mann gehen muß, ſollte die Ge⸗ legenheit zu eingehender Unterſuchung und ſomit zu einer Geſundheitsbeſtandsaufnahme des deutſchen Volkes wahr⸗ genommen werden. Dadurch wird eine meiſt noch rechtzei⸗ 25 Hilfe ermöglicht, wenn ein Schaden entdeckt wird, und er kann auch dem Patienten die Einbildung einer Krank⸗ keit nicht nur ausgeredet ſondern ſeine Leiſtungsfähigkeit praktiſch bewieſen werden. Wird er hier„geſund geſchrie⸗ ben“ und daraufhin der vorgeſchriebene Dienſt von ihm gefordert, ſo ſieht er bald ſelbſt, daß er durchhalten kann, weil er durchhalten muß. e ee e Der Patriarch im Reiche des Kognaks. Auf der Chica⸗ goer Weltausſtellung war eine Flaſche Kognak zu ſehen, die auf das ehrwürdige Alter von 217 Jahren zurückſieht. Die Flaſche ſtammt aus einem Lager, das in einem Hauſe in Domaine des Martins im franzöſiſchen Departement Cognae im Jahre 1717 aufgeſpeichert worden war. Sie wurde aus Frankreich nach Chicago als Ausſtellungsgut verfrachtet, und trägt die Etikette„Antik. Unverkäuflich“. Die Be⸗ zeichnung„Antik“ hatte im übrigen bei der amerikaniſchen Zollbehörde Bedenken erregt und dazu geführt, daß die verdächtige Flaſche zurückgehalten wurde, bis ſich der Ver⸗ treter einer franzöſtſchen Weinfirma als Eigentümer legiti⸗ mierte und die Erlaubnis erhielt, die Flaſche mitzunehmen. Auf der Ausſtellung war auch eine Ehampagnerflaſche zu ſehen, die eine der größten ſein ſoll, die jemals hergeſtellt würde. Sie mißt 90 Zentimeter in der Höhe und hat einen Faſſungsgehalt von Lier 8 Sonne: Aufgang 3.48, Untergang 20.21 Uhr. Mond: Aufgang 2.01, Untergang 19.59 Uhr. A⸗Deutſchland in Baltimore Zur Erinnerung an den 10. Juli 1916. Baltimore liegt an der Cheaſepeake⸗Bay. Am Kap Char⸗ les liegt das Lotſenamt und an der Einfahrt zur Bay liegt die Heulboje. Alle Schiffe, die den Hafen von Baltimore anlaufen wollen, laſſen an dieſer Boje ihre Sirenen ertö⸗ nen, um den Lotſen zu rufen. Die Nacht zum 10. Juli 1916 war ziemlich ſtürmiſch, als plötzlich der Lotſenkapitän Cocke den gellenden Sirenenton eines herankommenden Schiffes vernahm. Nach Lotſenbrauch erfolgte Anruf und Antwort, aber ſo dämlich war dem alten Kapitän noch niemand ge⸗ kommen. Er traute ſeinen Ohren kaum, die Antwort lau⸗ tete:„Hier deutſches Unterſee⸗Handelsſchiff„Deutſchland“ von Bremen nach Baltimore.“ Der alte Cocke hatte ja ſchon von einer ſolchen Möglich⸗ keit flüſtern hören, aber nie daran geglaubt. Einmal der weite Weg durch den Ozean, dazu die Blockade der Eng⸗ länder und ſchließlich die engliſchen Kreuzer, die dauernd vor der Cheaſepeake⸗Bay auf Lauer lagen. Wollte man ihn narren? Seine Pflicht mußte er aber tun, und ſo erlebte, der alte Seebär ſeine größte Ueberraſchung, als er an Bord der„Deutſchland“ ging und nun tatſächlich das erſte deutſche Handels⸗Unterſeeboot nach Baltimore lotſte. Am nächſten Tag war die ganze Welt von dieſer küh⸗ nen Tat überraſcht, die eines der ſchönſten Zeugniſſe für die Tatkraft deutſcher Ingenieure und den Wagemut deut⸗ ſcher Seeleute ablegte. Die Begeiſterung in Amerika und Deutſchland kannte ebenſo keine Grenzen, wie die ohnmäch⸗ tige Wut der Engländer, die einen empfindlichen Preſtige⸗ verluſt erlitten hatten. Der Gedanke an den Bau eines Handels⸗U⸗Bootes hatte in dem blockierten Deutſchland geradezu in der Luft gele⸗ gen. Beſonders tatkräftig hatte ſich der Präſident der Bre⸗ mer Handelskammer, Dr. Lohmann, des Gedankens ange⸗ nommen. Lediglich zur Aufnahme des Handels auf U⸗Boo⸗ ten wurde 1915 die„Deutſche Ozeanreederei G. m. b. H.“ Bremen gegründet, an der ſich der Norddeutſche Lloyd und die Deutſche Bank mit je 750 000 Mark beteiligten. Die Aktiengeſellſchaft„Weſer“ entwarf die Pläne für ein Tauch⸗ boot von mehreren hundert Tonnen Nutzlaſt, aber der Bau ſollte elf Monate dauern. War das Riſiko nicht zu groß? Konnte da der Krieg nicht längſt zu Ende ſein? Kurz entſchloſſen fuhr Lohmann zu Krupp und erfuhr zu ſeiner WW Freude, daß auf der Krupp gehörenden Germanig⸗Werft in Kiel bereits der probeweiſe Bau eines ſolchen Bootes begonnen ſei. Da⸗ mit war ein Zeitgewinn von fünf Monaken erzielt. Loh⸗ mann ſchloß ſofort die notwendigen Verträge mit Krupp ab. Nun galt es in der Zwiſchenzeit alles für die Fahrt vorzu⸗ bereiten. Eine tüchtige Mannſchaft mußte aus der Han⸗ delsmarine zuſammengeſtellt werden, mit möglichſter Heim⸗ dung und für die Bereitſtellung der Rückfahrt in verſchie⸗ denen Häfen zu treffen. Als Kapitän des Schiffes wurde Paul König auserko⸗ ren, der über eine beſonders reiche Seemannserfahrung ver⸗ fügte. Namentlich galt er als der beſte Kenner der Ge⸗ wäſſer zwiſchen Baltimore und Boſton, die für die Landung vorgeſehen waren. Der faſt 50 jährige Kapitän ging mit Begeiſterung an die ehrenvolle Aufgabe, ſtellte eine hervor⸗ ragende Mannſchaft zuſammen, die ſich glänzend bewährte und in anſtrengenden mehrwöchigen Probefahrten zu einer hervorragenden U-Bootmannſchaft geworden war. Die„Deutſchland“ war für damalige Zeiten ein Rie⸗ ſen⸗U⸗Boot. Bei 65 Meter Länge und 8,9 Meter Breite betrug ſeine Waſſerverdrängung rund 2000 Tonnen und die Ladefähigkeit 800 Tonnen. Die Vorräte an Betriebsſtoff mußten für Hin⸗ und Rückfahrt ausreichend gewählt, wie auch die Verſorgung der 29 Mann ſtarken Beſatzung ge⸗ ſichert ſein. Trotzdem ſich die beabſichtigte Fahrt den Fein⸗ den nicht reſtlos verheimlichen ließ, gelang es, die Blockade zu durchbrechen, auf hoher See lange ungeſtörte Strecken Ueberwaſſerfahrt zurückzulegen, und auch an der Küſte Ame⸗ rikas den Häſchern zu entrinnen. Die age auf der Hin⸗ fahrt beſtand in Farbſtoffen und Medikamenten, und nach Deutſchland brachte das Boot Nickel, Gold und andere wich⸗ tige Rohſtoffe mit. Der moraliſche Erfolg dieſer Fahrt war überragend. Die an die Handelsubootfahrt geknüpften Hoffnungen konn⸗ ten ſich nicht erfüllen. Sie wurden durch den Eintritt der Vereinigten Staaten in den Weltkrieg gänzlich vernichtet.— Trotzdem ſoll der auch in ſchwerſten Zeiten unbeugſame Hanſeatengeiſt unvergeſſen bleiben. —,, ̃ mæBæàææwñmw Handel und Wirtſchaft Kartoffelpreis für Baden Die Landesbauernſchaſt Baden teilt mit:„Durch den Neichsbeauftragten für die Regelung des Abſatzes in Frühkartoffeln iſt der Mindeſtpreis für Frühkartoffeln in⸗ und ausländiſcher Herkunft bis einſchließlich Mittwoch, den 11. Juli 1934 für 1. Größe mit 6.40 RM.(6.04 RM. Erzeugerpreis), für 2. Größe 3.40 RM.(3.04 RM Er⸗ zeugerpreis) per 50 kg einſchließlich Sack feſtgeſetzt. Beim Verkauf von Frühkartoffeln ausländiſcher Herkunft müſſen die Frachtkoſten von der Grenzſtation bis zum Verkaufs⸗ ort dem Mindeſtpreis hinzugerechnet werden. lichkeit waren in Amerika alle Vorkehrungen für die Lan⸗ ft. 22 7 aus ratte Wofür iſt die Zilrone gut?— Gegen welke Haut. Schneide abends einige dünne Zitronenſcheiben und lege ſie ins Waſchwaſſer; du wirſt das Wunder erleben, daß deine welke Haut wieder glatt und ſtraff wird. Jedoch mußt du bet dieſem Verfahren die Seife fortlaſſen. Gegen fettige Haut. Reibe mehrmals täglich dein Geſicht mit einer halbierten Zitrone ab. Es hat zweierlei Wirkung. Erſtens, daß deine fettige Haut ſchwindet, und zweitens, daß die halbierte Zitrone dein Geſicht wie eine geſchickte Maſſeuſe maſſiert. Gegen müde Beine. Durch Ueberanſtrengung müde Beine ſind dir dankbar, wenn du ſie, nachdem du ſie in warmem Salzwaſſer gebadet, eben⸗ falls mit Zitronenſaft einreibſt. wie du dein Geſicht und deine Hände damit einreibſt. 5 Gegen Huſten. g Keine Erkältung, und ſei es die böſeſte, hält einem Glas heißem Zitronenwaſſer gegenüber, in das du zwei Teelöffel Honig getan, ſtand, denn dieſes Getränk iſt überaus ſchleim⸗ löſend und huſtenreizmindernd. Gegen rheumatiſche Schmerzen. Und wenn du noch ſo ſehr von Schmerzen geplagt wirſt, ein täglicher Morgentrunk von Lindenblüten und Zitronen⸗ ſaft wird dir bald Linderung verſchaffen. Gegen Hühneraugen und Warzen. Vollkommen ſchmerzlos kannſt du deine Hühneraugen und Warzen beſeitigen, ſo du welche haſt, wenn du dir die Mühe nicht verdrießen läßt, ſie täglich mit Zitronenſaft mehrmals zu beſtreichen, und in hartnäckigen Fällen Zitronenfleiſch darauf bindeſt. Gegen Tintenflecke. Mach kein betrüdbtes Geſicht, wenn dein farbenechter Teppich einen Tintenfleck hat, ſondern beträufle ihn ausgiebig mit Zitronenſaft und reibe mit kaltem Waſſer nach. Nicht mal ein Rand bleibt zurkck. Gegen Roſtflecke. Willſt du einen Roſtfleck entfernen, ſo mußt du allerdings den Zitronenſaft, den du dazu nehmen willſt, erſt erwärmen. Du haſt dann aber auch die Gewißheit, daß der Roſtfleck das Haſenpanier ergreift. Zum Putzen von Kupferkeſſeln. Der blindeſte Kupferkeſſel bekommt ein ſtrahlend blankes Lächeln, wenn du ihn mit Zitrone abreibſt. Dazu mußt du die Zitrone genau ſo halbieren, als wollteſt du ſie zu deinem eigenen Schönheitsgebrauch nehmen; nur mußt du ſie jetzt erſt in Salz tauchen, bevor du den Kupferkeſſel damit verſchönern willſt. Dann gut nachſpülen und gut nachpolieren. Zum Polieren von Elfenbein. Hierzu iſt dasſelbe Verfahren zu empfehlen, das für den Kupferkeſſel Anwendung findet; es iſt nur der Unterſchied, daß der Kupferkeſſel ein ſtrahlend blankes Lächeln bekommt, das Elfenbein aber vor Freude ganz blaß wird. E. Th. Die praktiſche Einkaufstaſche Wie oft bietet ſich unterwegs die Gelegenheit zum vor⸗ teilhaften Einkauf. Man 9055 die gert ten Shen; es fallen einem alle nötigen Beſorgungen ein, wenn man die Schaufenſter betrachtet. Die Gedanken drehen ſich faſt un⸗ aufhörlich um den Haushalt und deſſen Ergänzungen. Da ſind die beſten Vorſätze, gar nichts zu kaufen, ſchnell um⸗ geworfen, hier und da ſieht man ſo viel, was man mitneh⸗ men möchte. Es gibt auch niemals einen richtigen Spazier⸗ gang durch die Straßen, ohne daß die Hausfrau, vollbela⸗ den mit Kleinigkeiten, vor der Wohnungstür landet und keinen Finger mehr rühren kann, um aufzuſchließen. Dabei denkt ſicher niemand daran, daß das Tragen dieſer Dinge nicht nur läſtig iſt ondern ſich auch a Gang auswirkt. Es ſind 171 9 0 e großen Laſten gemeint, nur die Klei⸗ nigkeiten, die man vielleicht noch be⸗ hutſam tragen möchte und die dann eine wirkliche Belaſtung bedeuten, wenn man bereits beide Arme voll hat. Der bequeme, leichte; Gang verbannt den ge krampften, abgehetzten Ausdruck vom Geſicht, man ſoll alſo nie mit gebeugten Armen tra⸗ f 8 zen, ſondern das Gewicht an den Armen freihängend vor⸗ wärts bewegen. Natürlich möchte man nicht immer mit dem ewigen Einkaufsnetz ausgehen. Die beſte Löſung iſt eine geräumige, haltbare Taſche, der man ihre Beſtimmung nicht ſofort anſieht. Unſere Ab⸗ zildung zeigt eine zuſammenlegbare Einkaufstaſche aus na⸗ urfarbigem Leinen, Baſtſtoff oder Wachstuch. Nachdem man die beiden Nähte geſteppt hat, wird eine kleine Klappe ange⸗ dracht, die den eigentlichen Verſchluß bildet, wenn die Taſche ſuſammengelegt iſt. Die Griffe werden durch verſtellbare Schnallen gehalten. In der üblichen Handtaſchengröße, mit Druckknöpfen oder Knebeln verziert, gleicht ſie den ſommer⸗ che Handtaſchen und läßt ſich außerdem noch als Strand⸗ ſaſche verwenden. Verſammlungs⸗ Kalender. Kath. Jungmännerverein. Heute Abend 8.30 Uhr Voll⸗ verſammlung mit Vortrag im Lokal„Zum Hirſch“. Man bittet um zahlreiches Erſcheinen. W E:= Treff der Seckemer beim Dfisterer's Karl n Carl ſheodor O 6, 2(Nähe Strohmarkt). Spezial-Ausschank Pfisterer- Bräu. 1 A ECC ĩͤ T Junger Mann bee de li- Afld Dernau Geſchäftsſtelle ds. Bl. von Grundbesitz, Häusern und Bauplätzen. 5 Georg Röser Immobilien(R. D. N.). 1 Zimmer und Küche Aeltest. Fachgeschäft am Platze e de rr 2 Zimmer und Küche auf 1. Auguſt zu vermieten. Bonndorferſtraße 10. Sie laufen wie ein Wiesel, wenn Sie Ihre —. f Hühneraugen 8 5 5 durch Noggen„Lebewohl“ 8 55 vertreiben. am Halm(21 und 8 Ar) gegen„Lebewohl gegen Hühneraugen und Horn B 8 8 Barzahlung zu verkaufen. bsceren e. Drsgenen Scher vu haben, Kloppenheimerſtraße 73. Sermania Drog. W. Höllstin, Hauptstr. 106. Mannheimer Theater ſchau 5 Im Neuen Theater(Roſengarten): Montag, 9. Juli: Für die Deutſche Bühne 40 Mann⸗ heim: Die vier Musketiere. Anfang 20 Uhr. Ende 22.15 Uhr. 8 Dienstag, 10. Juli: Miete G 30: Komödie der Irrungen. Anfang 20 Uhr. Ende 22 Uhr. Mittwoch, 11. Juli: Für die Deutſche Bühne 41 Lud⸗ wigshafen: Marlenes Brautfahrt. Anfang 20 Uhr. Ende 22.45 Uhr. Donnerstag, 12. Juli: Miete B 30: Die vier Grobiane. Anfang 20 Uhr. Ende 22.15 Uhr. Freitag, 13. Juli: Für die Deutſche Bühne 42 Mann⸗ heim: Alle gegen Einen, Ser für Alle. Am⸗ fang 19.30 Uhr. Ende 22 Uhr. Samstag, 14. Juli: Miete H 30: Letzte Vorſtellung der Winterſpielzeit: Zähmung der Widerſpenſti⸗ gen. Anfang 20 Uhr. Ende 22 Uhr. i Sonntag, 15. Juli: Außer Miete 6: Operetten⸗Spielzeit: Zum erſten Male: Derfflinger. Anfang 20 Uhr. Ende 22.30 Uhr. N Montag, 16. Juli: Außer Miete 7: Derfflinger. An⸗ fang 20 Uhr. Ende 22.30 Ahr.„