„,„ FTT 8 b. 2. Blatt zu W. 1657 3 Wirtſchaft der Woche Die Beſſerung der Witterungsverhältniſſe in Amerika und Europa hat auf das e eee e be⸗ ruhigend gewirkt. Nachdem die amtlichen Vorſchätzungen eine Mittelernte in Deutſchland erwarten laſſen, und dem⸗ nach keinerlei Anlaß zu Beſorgniſſen t ba der Brot⸗ verſorgung der Bevölkerung vorhanden iſt, hat ſich in den letzten Tagen die allzu dringende Nachfrage vom Markte zurückgezogen. An den Getreide- und Warenmärkten hat ſich demnach eine abwartende Haltung durchgeſetzt. Glücklicherweiſe iſt das Ausmaß der in Deutſchland be⸗ findlichen ausländiſchen Rohſtoffe, bei denen eine Auslands⸗ abhängigkeit beſteht, derart groß, daß kein Anlaß zur Sorge gegeben iſt. Nach den Feſtſtellungen des Konjunkturinſtituts ſſt für wichtige deutſche Induſtriezweige die Rohſtoff⸗ verſorgung auch dann im großen und ganzen 5 fährdet, wenn die Rohſtoffeinfuhr zunächſt noch weiter be⸗ ſchränkt bleibt. Dennoch muß Deutſchland nach wie vor infolge der angeſpannten Deviſenlage in der Verwendung ausländiſcher Rohſtoffe möglichſt ſparſam ſein. Gleichzeitig müſſen die vorhandenen heimiſchen Rohſtoffe mehr als bis⸗ her nutzbar gemacht werden. Das damtt geſteckte wirtſchaft⸗ liche Ziel kann nur dann erreicht werden, wenn gleichzeitig die Güte der deutſchen Induſtrieerzeugniſſe und damit 915 ihre Abſatzfähigkeit nicht nur geſicherk, ſondern ſogar no eigen it„„ Auf jeden Fall iſt der Kampf um den Weltmarkt, von dem immer wieder in den Berichten der großen Wirtſchafts⸗ verbände wie auch in den Generalverſammlungen der ein⸗ zelnen Unternehmungen die Rede iſt, in ein neues Sta⸗ dium getreten. Noch vor wenigen Tagen hat Generaldirek⸗ tor Dr. Haßlacher bei der Generalverſammlung der Rhei⸗ niſchen Stahlwerke betont, daß man alle Kräfte daran ſetzen müſſe, um die Stellung der deutſchen Kohle auf dem Welt⸗ markt zu behalten. Das Ruhrkohlenſyndikat trage bisher— wenigſtens vom geſamten deutſchen Kohlenbergbau— den Löwenanteil der Laſten, die mit der Kohlenausfuhr ver⸗ bunden ſeien. Man hoffe aber, daß die Preisverluſte auf dem Weltmarkt das Erträgnis des Unternehmens nicht allzu ſehr beeinträchtigen würden. Bedeutſame Zahlen über die Entwicklung der deut⸗ ſchen Automobilinduſtrie wurden gelegentlich der Generalverſammlung der Daimler⸗Benz A.⸗G. von dem Auf⸗ ſichtsratsvorſitzenden, Dr. von Stauß, bekanntgegeben. Da⸗ nach hat der Umſatzwert der deutſchen Automobilinduſtrie der im Jahre 1932 etwa 560 Millionen RM betragen habe im vergangenen Jahre etwa 800 Millionen RM erreicht Er dürfte im Laufe dieſes Jahres auf 1 Milliarde RM ſtei⸗ gen. Bei Erfaſſung der geſamten Kraftverkehrswirtſchaft würde ſich dieſe Ziffer auf 4—5 Milliarden RM erhöhen Bei Daimler⸗Benz hat ſich entſprechend der allgemeinen Pro duktionsſteigerung die Belegſchaft mehr als verdoppelt und bereits die Ziffer von 20 000 überſchritten. Gegenwärtig iſt man auf Monate hinaus mit Aufträgen verſehen. Auch das Exportgeſchäft wurde ſeitens der Automobilinduſtrie während der Kriſe nach Möglichkeit aufrecht erhalten. Die Verwaltung von Daimler-Benz iſt trotzdem feſt entſchloſſen die Ausfuhr unter Opfern weiter aufrecht zu erhalten. Gelegentlich der Generalverſammlung der Commerz⸗ und Privatbank betonte Staatsrat Reinhart, daß in den Bank, bilanzen auch alle diejenigen Fehler in Erſcheinung tre⸗ ten müßten, die andere Wirkſchaftszweige begangen hätten oder die der wirtſchaftlichen und politiſchen Staatsführung ganz allgemein zur Laſt gelegt werden können. Wenn die Commerz⸗ und Privatbank für 1933 eine Generalbereinigung vorgeſchlagen hat, ſo hat das darin ſeinen Grund, daß ſich inzwiſchen für die Beurteilung der Bilanzwerte zum Teil neue und zutreffendere Grundlagen ergeben und daß vor allem die zuverſichtlichen Hoffnungen am Beginn einer neuen Aufſchwungperiode der deutſchen Wirtſchaft zu einer ganzen Reihe von Maßnahmen Veranlaſſung gegeben haben, die insgeſamt als eine groß⸗ buen Sanierung der deutſchen Wirtſchaft angeſehen werden ürfen. Es iſt intereſſant, feſtzuſtellen, wie ſich unter dem Blick⸗ unkt einer einzigen Großbank Geſchäftsbelebung und Wirt⸗ chaftsankurbelung des vergangenen Jahres darſtellen. Die Commerz⸗ und Privatbank hat auf allen Gebieten die Ar⸗ beitsbeſchaffungsmaßnahmen der Regierung durch eine möglichſt weitgehende Gewährung von Krediten gefördert. So konnten im Jahre 1933 13 507 neue Kredite im Betrage von 284 Millionen RM gegeben werden. Staats⸗ rat Reinhart ſprach die Erwartung aus, daß die Verflüſſi⸗ gung des Geld⸗ und Kapitalmarktes die Kreditmöglichkeit erweitern würde. Schon jetzt hat die Geſchäftsentwicklung im neuen Jahre einen beachtlichen Aufſtieg 5 5 allen Gebieten gezeigt. Die Umſätze, die ein Urteil über die Ge⸗ ſchäftsentwicklung ermöglichen, bewegen ſich aufwärts. Zeit⸗ weilig hat ſich auch das Effektenvermittlungs⸗ 80 ſchäft der Banken ſtark belebt. Nicht unbeachtliche chwierigkeiten ſind allerdings der Wirtſchaft durch die De⸗ viſenknappheit entſtanden. Erfreulicherweiſe kann mit Staats⸗ rat Reinhart feſtgeſtellt werden, daß ſich alle Banken in en Dienſt der Ausfuhrförderung geſtellt haben, um durch Maßnahmen aller Art die außergewöhnlichen Schwierig⸗ 1 5 unter denen das deutſche Exportgeſchäft leidet, zu mildern. Auch der Reichsbankausweis am Halbjahres⸗ ultimo ſtand im Zeichen einer i 0 e Wirtſchafts⸗ belebung. Die Kapitalanlagen in Wechſeln, Schecks, Lom⸗ bards und Wertpapieren haben ſich in der letzten Juniwoche um nicht weniger als 585.8 Millionen RM auf 4318,2 Mil⸗ lionen RM erhöht, während im Vorjahre die entſprechende Steigerungszahl nur 375,6 Millionen RM betrug. Hier⸗ bei ſpielen ſelbſtverſtändlich auch die Arbeitsbeſchaf⸗ fungswechſeln ebenſo wie die erneute Inanſpruch⸗ nahme der Betriebskredite durch das Reich eine Rolle. Hinzu kommen die Anſprüche aus der Reiſezeit ſowie den Ein⸗ zahlungen auf die neue Reichsanleihe. Von beſonderer Wichtigkeit iſt es, daß Ende Juni zum erſten Male wieder ſeit langer Zeit eine Zunahme des Gold⸗ und Deviſenbeſtandes wenn auch nur in der beſcheidenen Höhe von 300 000 RM, eingetreten 5 Darin iſt ein Anfangserfolg der in der letzten Juniwoche wirkſam gewordenen Deviſenrepartierung, einer beſonderen Form der verſchärften Deviſenkontrolle, zu erblicken. Be⸗ 1 man die Tatſache, daß noch in der dritten Juni⸗ woche 24 Millionen RM an Gold und Deviſen abgegeben wurden, ſo kann es keinem Zweifel unterliegen, daß ſich hier allmählich ein bedeutſamer Umſchwung anbahnt. Die badiſchen Heilbäder Von Regierungsrat a. D. Graf, Bürgermeiſter und Kurdirektor, Badenweiler, Bäderreferent des Landes⸗ verkehrsverbandes Baden. Baden in der Südweſtecke des Deutſchen Reiches nimmt in der Reihe der deutſchen Fremdenverkehrsländer mit die erſte Stelle ein. Es beſitzt alle Vorzüge der Natur und Kultur in glückticher Miſchung und Mannigfaltigkeit und auf engſtem Raume. In Süd⸗ und Mittelbaden der liebliche Schwarzwald mit ſeinen 1500 Meter anſteigenden, oft alpi⸗ nen Bergen, zu ihren Füßen freundliche Täler mit ſüd⸗ ländiſchem Charakter; lachenden Augen gleich blinken lieb⸗ liche Bergſeen in das Blau des Himmels; im Weſten die fruchtbare Rheinebene, im Oſten der Bodenſee mit ſeinen maleriſchen Inſeln und im Norden der Odenwald, die Berg⸗ ſtraße und das romantiſche Neckartal. Ueber das Land freigebig zerſtreut alte Städte, hiſto⸗ riſche Bauten, berühmte Gartenanlagen, Univerſitäten, Dome und Schlöſſer. Beſtgepflegte Bäder und Kurorte, die nach den neueſten Forſchungsergebniſſen der Balneologie aus⸗ gebaut ſind, Sommerfriſchen und Ferienaufenthalte für alle Anſprüche. Dazu ein hochſtehendes, ſeiner Verantworklichkeit der Allgemeinheit gegenüber wohlbewußtes Hotel⸗ und Be⸗ herbergungsgewerbe. Das ſind die Grundlagen, auf denen ſich die Geltung Badens als bevorzugtes Fremdenveriehrs⸗ land aufbau. Des Landes Reichtum an nalürlichen Heilſchätzen des Klimas und des Bodens drückt ſich in der hohen Zahl der Bäder(17) und Kurorte(187) aus. Die Vielgeſtaltigkeit und Vielzahl der Bäder iſt eine Folge eigenartiger geolo⸗ giſcher Verhältniſſe, in der Hauptſache des Rheintalgraben⸗ bruchs, der beiderſeits des Rheins von Süden nach Norden ziehend, im Weſten die Vogeſen und im Oſten den Schwarz⸗ wald ſtehen ließ. Von den ſechs Thermalbädern verdankt die Mehrzahl ihr Daſein der Hauptverwerfungsſpalte des Rhein⸗ talgrabenbruches. Unter ihnen befinden ſich Baden⸗Ba⸗ den und das ſüdlichſt gelegene Thermalbad Deutſchlands, Badenweiler, Bäder von Weltgelkung, die ſchon vor nahezu 2000 Jahren zu den berühmteſten Badeorten des römiſchen Reiches zählten. Haben die Kochſalzthermen Baden⸗Badens und die radio⸗ aktive Therme Badenweilers Temperaturen von 67 Grad Celſius bezw. 26.4 Grad Celſius, ſo weiſt die ſtark radio⸗ aktive chlorkalziumhaltige Quelle Heidelbergs 27.5 Grad Celſius, die lithiumhaltige und kohlenſäurereiche Bitterquelle Bad Krozingens 40.3 Grad Celſius, die radiumreiche Koch⸗ ſalztherme Säckingens 29.6 Grad Celſius und die radio⸗ aktive Glauberſalztherme Sulzbachs 21 Grad Celſius Wärme auf. Zu den Thermalbädern geſellen ſich fünf kohlenſäure⸗ haltige Stahlbäder, d. h. Quellen, die ſich durch ſtarken Eiſengehalt auszeichnen. Es ſind dies die Renchtalbäder Bad Peterstal mit Bad Freyersbach, Bad Griesbach, ſo⸗ wie das Moorbad Rippoldsau und Glotterbad. Dazu kommen drei Solbäder: Bad Dürrheim, das höchſtgelegene europäiſche Solbad, Bad Rappenau und Donaueſchingen. Der Kochſalzgehalt ihrer Quellen ſchwankt zwiſchen 26.5 und 27.7 Prozent. Den reichhaltigen Kranz badiſcher Heilbäder vervollſtändigen die Schwefel⸗ bäder Langenbrücken und Mingolsheim. Die Erkenntnis, daß wir in Deutſchland wie in keinem anderen Lande überreich mit unerſetzlichen balneologiſchen Heilſchätzen geſegnet ſind und über einen unermeßlichen und vom Einzelnen während eines Menſchenlebens nie ausſchöpf⸗ baren Reichtum natürlicher Schönheiten und hiſtoriſcher Stät⸗ ten verfügen, macht es uns heute zur vaterländiſchen Pflicht, in Deutſchland zu verbleiben und deutſche Kur⸗ und Bade⸗ orte zu beſuchen. Die ſprichwörkliche Reiſeluſt und Wiß⸗ begier des Deutſchen können nicht als moraliſche Rechtferti⸗ gung für heute un verantwortliche Auslandsreiſen vorgeſcho⸗ ben werden. Denn es gibt niemanden, der ſagen könnke, er kenne Deutſchland ſo genau und ſo vollſtändig, daß es ihm nichts mehr bieten könne. Und es darf keinen Arzt geben, der einen Patienten nach ausländiſchen Bädern und Kurorten ſchickt, weil es ihm unbekannt iſt, daß Deutſchlands natürliche Heilſchätze, ſeien es Quellen, Moore oder Klima, den ausländiſchen in keiner Hinſicht nach⸗ ſtehen. Und es iſt gerade Baden, das mit der Verbreitung dieſer Tatſache eine weit über die privatwirtſchaftliche Sphäre hinausreichende, weil vaterländiſche Miſſion zu erfüllen hat. Denn ein großer Teil ſeiner klimatiſch bevorzugten Bäder und Kurorte iſt mit in erſter Linie dazu berufen und be⸗ fähigt, den Begriff des„Deutſchen Südens“ zu feſtigen und zum Allgemeingut zu machen. Es ſei nur an Heidelberg und an die Bergſtraße, an den Kaiſerſtuh ell und an Glotterbad, an die Bäder Baden⸗Baden und Ba⸗ denweiler erinnert: Wo der Mandelbaum blüht und Früchte trägt, wo Edelkastanien reifen, wo— wie in Baden⸗ weiler— Muſa. Zedern und Mammutbäume wie in ihrer Montag, 9. Juli 1934 Heimat gedeihen und wo von Anfang März bis in den November hinein im Freien gebadet werden kann, wo, zum Beiſpiel in St. Blaſien, ein wiſſenſchaftlich beſtätig⸗ tes Klima von unübertroffener Heilkraft Heilerfolge hervop⸗ zaubert, wie ſie kein ausländiſcher ſüdlicher Luftkurort ſtärkerem Grade aufzuweiſen hat. N Die Noſe im Brauchtum Zahlreich ſind die Schriften, in denen die Rolle der Roſe in der Kulturgeſchichte und in der Poeſie erörtert wird. Weniger iſt aber bisher geſagt worden über die Roſe im deutſchen Brauchtum. Es iſt ſicher, daß die Roſenkultur auf uralte Zeiten zurückgeht, daß ſie viele Jahrhunderte vor der chriſtlichen Zeitrechnung betrieben wurde. Aus der Schilderung römi⸗ ſcher Geſchichtsſchreiber wiſſen wir auch, welcher Luxus mit dieſer Blume zur römiſchen Kaiſerzeit getrieben wurde. Na⸗ türlich kannten auch unſere germaniſchen Vorfahren die Roſe. Soviel wir aus den in den Pfahlbauten gemachten Funden ſehen können, handelte es ſich hier um einheimiſche Wildroſen. Dagegen finden wir auf einem Bauplan des Kloſters St. Gallen vom Jahr 820 bereits das Beet für die Roſen eingezeichnet. Eine der älteſten Gartenroſen, die Zentifolie erſcheint bei uns in Deutſchland erſt im Mittel⸗ alter. Heutzutage iſt ſie aus den ſtädtiſchen Gärten faſt ver⸗ ſchwunden. Man trifft ſie jetzt vorzüglich in Bauerngärten und in ländlichen Friedhöfen an. Das gleiche gilt von der weißen Roſe, die ebenfalls ſchon im Mittelalter in den deut⸗ ſchen Gärten gezogen wurde. Der berühmteſte Roſenſtock in Deutſchland iſt der ſ „tauſendjährige“ Roſenſtock am Dom in Hildesheim.* handelt ſich um die Hundsroſe. Er umrankt die Apſis des Doms in einer Breite von etwa 9 Metern und in einer Höhe von 10 Metern. Die Bezeichnung„tauſendjährig“ iſt allerdings eine arge Uebertreibung; denn nach der Schätzung von Kennern beträgt das Alter des Roſenſtocks höchſtens 300—350 Jahre. Auch ſonſt erſcheint die Roſe da und dort in der Volksſage. Da ſoll in der Kirche zu Pirna ein dürrer Roſenzweig, der ſchon 70 Jahre an der Kirchenwand ge⸗ ſteckt hatte, unter dem Gottesdienſte plötzlich zu grünen an⸗ gefangen und ſchneeweiße Roſen getragen haben. Von ver⸗ ſchiedenen deutſchen Domen(z. B. Hildesheim Lübeck, Bres⸗ lau) wird berichtet, daß eine weiße Roſe den Domherrn als Zeichen des nah bevorſtehenden Todes galt. Wenn ein Domherr in Hildesheim ſterben ſollte, ſo wußte er dies ſchon am dritten Tage vorher; denn am Morgen des dritten Tages vor ſeinem Ableben fand er auf ſeinem Sitz im Chor eine weiße Roſe. Dann bereitete er ſich zum Tode vor und ordnete ſeine Angelegenheiten. Aber noch mehr wie das Sinnbild des Todes 10 die Roſe das Zeichen des blühenden Lebens. Das drückt ſich z. B. in der alten, ſchönen Volksſitte(3 B. in der Ober⸗ pfalz und in der Wetterau) aus, das erſte Badewaſſer des Neugeborenen unter eine Roſenſtaude zu ſchütten, damit das Kind einmal recht ſchöne rote Wangen erhalte. Etwas ähn⸗ liches iſt es, wenn früher im Erzgebirge der Kranke, dem die Ader gelaſſen wurde, etwas von dem ausgefloſſenen Blut unter einen Roſenſtock goß. Dann glaubte er auch bald wieder eine ſo roſige Geſichtsfarbe zu bekommen wie die roten Roſen am Strauch. Ebenfalls im Erzgebirge will man aus den bei der Taufe dem Paten überreichten Roſenknoſpen auf das Leben des Kindes ſchließen. Je länger nämlich dieſe Roſenknoſpen friſch bleiben, deſto älter wird auch das Kind werden. Bei Gartenroſen kommen ab und zu ſogenannte„Durch⸗ wachſungen“ der Blüten vor, die darin beſtehen, daß durch, eine Blüte eine zweite hindurchwächſt. Im Volksmunde wird eine ſolche Mißbildung als„Roſenkönig“ bezeichnet. In manchen Gegenden(z. B. im Waldeckiſchen und in Oſt⸗ holſtein) hat man auf einen ſolchen„Roſenkönig“ gut acht: er bedeutet nämlich, daß es in der Familie bald eine Braut gibt. Die Roſe iſt überhaupt die Blume der Liebesleute. In manchen Orten Weſtböhmens werfen die Mädchen zwei Ro⸗ ſenblätter in den Bach. Schwimmen dieſe beiden Roſen⸗ blätter aufeinander zu, dann gibt es bald eine Hochzeit. Etwas proſaiſcher denkt man in Unterfranken. Da bedeutet es nämlich Geld, wenn man von Roſen träumt. ö Schließlich noch ein echtes Volksrätſel, das man beſon⸗ ders im nördlichen Deutſchland ab und zu hören kann. Es bezieht ſich darauf, daß bei vielen Roſenarten von den fünf Kelchblättern die beiden äußeren gefiedert, die beiden inneren ungefiedert und das mittlere halbgefiedert iſt. Man läßt raten: Fünf Brüder in einer Nacht geboren, Zwei haben Bärte und zwei ſind geſchoren, Einer hat einen halben Bart 5 Und iſt doch den Brüdern von gleicher Art.“ Die Auflöſung des Rätſels lautet:„Die Roſenknoſpe“. . N Heinrich Marzell. 1 1 * 5 1 1 Siraßenbild aus dem Amſterdamer Aufruhr ⸗ gebiet. Bei dem Kommuniſten⸗ aufruhr im Amſter⸗ damer Arbeiterviertel Jordaan wurde an vie⸗ len Stellen das Stra⸗ ßenpflaſter aufgeriſſen, Laternen und Bäume umgelegt und Barrika⸗ den errichtet. 3 5 5 8 5 84 1 1 0 1 0 1 1 4 5 3 —— 5 8 Linheimiſcher Sport. 5 Bie 5a dadiſchen leichtathletiſchen Meiſterſchaften im Mannheimer Stadion. Huber, Tv. 98, 4. im Hochſprung. Bei herrlichem Leichtathletikwetter nahmen die dies⸗ jährigen Bad. Meiſterſchaften einen ſehr guten Verlauf. Klappte auch am Samstag die Sache nicht ſo gut, ſo kann man ſagen, daß die Abwicklung des ſonntäglichen Pro⸗ grammes eine Meiſterleiſtung von Organifation war. Es gab ſpannende Kämpfe, ſodaß das allerdings nur wenig er⸗ ſchienene Publikum vollkommen auf ſeine Rechnung kam. Beſonders in den kurzen Strecken wurden hervorragende Zeiten erzielt und man darf mit nicht wenig Hoffnungen am kommenden Sonntag dem Länderkampf Württemberg Baden entgegenſehen. Beſonders zu erwähnen iſt noch, daß Hans Müller, Polizeiſportverein Karlsruhe, ein geborener Seckenheimer und früherer Turnerbündler, auch bei ſeinem neuen Verein viel gelernt hat und den Diskus über die 40 m⸗Marke warf. 8 Damenhandball. Tv. 98 Seckenheim— Sportverein Waldhof 2:7(11:3) Nicht wenig Neugierige waren am Sonntag morgen im Wörtel erſchienen, um das erſte Damenhandballſpiel in Seckenheim zu ſehen. Leider war der Sportverein Waldhof nicht vollſtändig erſchienen; andererſeits war es ſo gut; denn ſonſt wäre vielleicht ihre Ueberlegenheit zu groß geweſen, um ein Spiel zuſtande kommen zu laſſen. Iſt Waldhof auch nicht erſte Klaſſe, ſo ſah man doch, daß ſie ihre Sache verſtehen. Die Seckenheimer Mädchen hatten ſich das Handballſpielen ſcheinbar doch leichter vorgeſtellt. Doch, aller Anfang iſt ſchwer, ſie werden noch viel lernen und viel Geduld zeigen müſſen; es ſei doch erwähnt, daß manche talentierte Spielerin dabei iſt, und bei etwas mehr denken und weniger ſchimpfen wird man auch hier in einigen Jahren Leiſtungen ſehen können. Fußball Kümpfſpiel-Pokal-Zwiſchenrunde: in Elberfeld: Niederrhein— Baden(n. Verlg.) 1:0 in Frankfurt: Südweſt— Sachſen 2:1 in Augsburg: Bayern— Nordheſſen 2 in Hamburg: Nordmark— Mittelrhein 5:2 Rudern. * Deutſche Ruder⸗Erfolge in Zärich. Die Züricher Ruderregatta, die auch in dieſem Jahre von verſchiedenen ſüdd. Rudervereinen beſchickt iſt, nahm am Samstag bei herrlichem Wetter ihren Anfang. Von den deutſchen Vereinen konnten der Mannheimer Ruderklub von 1875 und der Mainzer RV. ihre Starts erfolgreich ge⸗ ſtalten. Im Zweier ohne Steuermann blieben die Mann⸗ heimer Zahn/ Eichhorn überlegen in 8:46 vor dem Seeklub Biel in 8:49,6 Min. ſiegreich und der Mainzer RV. führte ſein Boot im Gaſt⸗Vierer in 7:44,8 Min. vor Etoile Biel und dem RV. Neuenburg nach hartem Kampf zum Sieg. 2 Deutſche Siege in Henley Buhtz gewinnt im Einer.— Braun⸗Möller ſiegreich im zweier o. Stk. Am Schlußtage der klaſſiſchen Henley⸗Regakta wurden vor Tauſenden von Zuſchauern die Eutſcheidungen im Zweier o. Sk. um die Silver⸗Gobleis und im Einer um die Diamond⸗Sculls aus⸗ getragen. Im Zweier o. St. kriumphierten die Berliner Braun ⸗ Möller(Wiking) im Endlauf über die engliſchen Brüder Big⸗ land(Royal Cheſter) mit 1½ Längen in 8zog, während die Dia⸗ mond-Sculls, wie ſchon 1932, eine Beute des Berliners Dr. Her- bert Buhtz in 8:10 wurden. Mit dieſer Zeit, die den beſtehen⸗ den Rekord erreichte, wurde der Amerikaner Rutherford ſicher geſchlagen. Preußen-Krefeld bei den engliſchen Meiſterſchaften. Für die am 13. und 14. Juli im Londoner White⸗City⸗Stadion ſtattfinden⸗ den engliſchen Leichtathletikmeiſterſchaften iſt 0 durch die Viererſtaffel von Preußen⸗Krefeld vertreten, die den im Vor⸗ jahre errungenen Titel über 4 mal 100 Yards zu verteidigen hat. Hendrix, Haffmanns, Küſters und Heithoff werden weiterhin noch an den Meiſterſchaftsrennen über 100 und 220 Dards teilnehmen. Vierte Etappe der„Tour de France“. Eine ſchwierige Strecke mit faſt gebirgigen Steigungen hatten die 54 noch im Rennen be⸗ findlichen„Tour⸗de⸗France“⸗-Fahrer auf der vierten Etappe von Metz nach Belfort über 220 Kilometer zu bewältigen, ſodaß das Feld mit einer Stunde Verſpätung am Ziel in Belfort eintraf. Die deutſchen Fahrer hatten wieder einmal Pech gehabt. Die beiden Brüder Wolke lagen lange Zeit allein an der Spitze des Feldes und im deutſchen Lager hoffte man ſchon auf einen deutſchen Etap⸗ penſieg, da ſetzte eine geſchloſſene Bahnſchranke den beiden Aus⸗ reißern ein entſcheidendes„Halt“, Eine größere Gruppe kam da⸗ durch wieder auf. Im Endſpurt fuhr der Franzoſe Lapebie ſeinen zweiten Etappenſieg hintereinander heraus. In der Spitzengruppe befand ſich auch ſein Landsmann A. Magne, der dadurch weiter die Führung in der Geſamtwertung behält. Stöpel war mit dem 15. Platz diesmal der beſte, es ſolgte Geyer als 18., während Buſe erſt 39. wurde. Die Gebrüder Wolke hatten ſpäter noch mehrmals Defekte und fielen erheblich zurück. Beſter Einzelfahrer der Deut⸗ ſchen iſt nunmehr der Schweinfurter Geyer, der auf den ſechſten Platz vorrückte, während Buſe vom vierten auf den zehnten Platz zurückfiel. In der Länderwertung führt Frankreich nach wie vor überlegen. Italien hat ſich mit faſt einer halben Stunde Unter⸗ ſchied den zweiten Platz erobert, während Deutſchland an dritter Stelle folgt. Perry Wimbledon-Meiſter! Seit 25 Jahren hat zum erſten⸗ mal wieder ein Engländer die bedeutende Meiſterſchaft im Welt⸗ Tennis gewonnen. Perry ſchlug den Verteidiger der Meiſterſchaft, Crawford(Auſtralien), ohne Satzverluſt 6:3, 6:0, 7:5. Der Eng⸗ länder war dadurch im Vorteil, daß ſein Gegner Crawford— ebenſo wie der deutſche Meiſter von Cramm— während des Tur⸗ niers an einer Erkältung erkrankte und noch als halber Rekon⸗ valeszent das Schlußſpiel beſtritt. „Deutſche Kampfbahn“ Auf dem Stadion und dem Sportforum im Grunewald wer⸗ den im Jahre 1936 unſere beſten Sportler im Wettſtreit mit den Spitzenkämpfern aller Völker um die Palme des Sieges ringen. Darüber hinaus werden Stadion und Sportforum die Stätten ſein, in denen auf Geſchlechter hinaus junge Deutſche zu kraftgeſtählten Männern und Frauen herangebildet werden ſollen. Entſprechend den hohen vaterländiſchen Aufgaben dieſer Kampf⸗ und Uebungs⸗ plätze hat der Herr Reichskanzler genehmigt, daß das Grunewald⸗ ſtadion künftig die Bezeichnung„Deutſche Kampfbahn“ trägt. Das Verwaltungsgebäude im Sporkforum heißt in Zukunft„Haus des deutſchen Sports“, und die Anlage aller im Sportforum zufam⸗ mengefaßten Einrichtungen ſoll den Namen„Reichsanſtalt für Lei⸗ besübungen“ führen. Das im Nordweſten des Geſamtgeländes entſtehende größte Freilufttheater Deutſchlands erhält zur Erinne⸗ rung an den Künder der Bewegung den Namen„Dietrich⸗Eckart⸗ Freilichtbühne“, e Anterirdiſches Muſeum in Küſtrin Küſtrin, die alte Feſtungsſtadt an Oder und Warthe, die erſt vor zwei Jahren ihr ſiebenhundertjähriges Jubiläum beging, war ſchon immer reich an hiſtoriſchen Sehenswür⸗ digkeiten. Das Friedrichsmuſeum im Schloß, wo der junge Friedrich gefangen ſaß und Zeuge der Hinrichtung ſeines Freundes Katte wurde, birgt eine Fülle von Erinnerungen aus Küſtrins Vergangenheit, vor allem aus der Zeit des großen Königs, der unweit der Stadt, bei Zorndorf, ſeinen roßen Sieg über die Ruſſen erfocht. Küſtrin beſitzt ein Muſeum, das in Deutſchland wohl einzig daſteht: es iſt näm⸗ lich unterirdiſch. In monatelanger mühſeliger Arbeit wur⸗ den die noch aus der Zeit des Markgrafen Hans von Küſtrin und des Großen Kurfürſten ſtammenden Kaſematten der Baſtion„Prinz Philipp“, die verſchüttet und verſandet da⸗ lagen, wieder in ihren alten Zuſtand gebracht. Das Berliner Zeughaus hat verſchiedene Waffen und alte Geſchütze zur Verfügung geſtellt. Die Munition hat nch in reicher Menge in Küſtrin ſelbſt vorgefunden. In den unklen Ecken der Kaſematten liegen die Geſchoſſe, Stein⸗ und Eiſenkugeln, hoch aufgeſchichtet. Noch heute findet man fie bei Erdarbeiten in der Stadt, auf den Oder- und Warthe⸗ wieſen und dem Zorndorfer Schlachtfeld, in Erde und Schlamm verborgen. Als vor drei Jahren die mächtigſte Baſtion der Stadt, der Hohe Kavalier, abgebrochen wurde, fand man in den rieſigen Kaſematten Kugeln, alte Gewehre, Säbel und menſchliche Gebeine, Ueberreſte von Verbrechern, die zwiſchen den feuchten Steinwänden ihr Leben ausge⸗ 380 t hatten und auch unten begraben worden waren. Vor 5 ahren ſaßen nämlich in den Baſtionen Küſtrins Sträf⸗ inge. *„ Indiſche Regenmacher Regen aus Schwefelſäure, Waſſer und Zink. Mit den ſeltſamen Methoden, die die indiſchen Ein⸗ geborenen anwenden, um den erwünſchten Regenguß her⸗ beizuführen, macht uns der Artikel einer Mitarbeiterin einer Bombayer Zeitſchrift bekannt.„In Süd⸗Indien“, ſchreibt die Verfaſſerin,„hatte ich einmal Gelegenheit, der denkbar abſonderlichſten Methode der Regenbeſchwörung beizuwohnen. Die rieſige Figur einer Frau wurde in voller Länge auf den Rücken ausgebreitet, an einen offenen nied⸗ rigen vierräderigen Karren gebunden und durch die Straßen geſchleift. Die Menge folgte dem Karren mit der daran hängenden Puppe in fiebernder Erregung und vollführte mit ihren Tamtams, Trommeln und Hör⸗ nern einen Höllenſpektakel. Die merkwürdige Gepflogenheit dürfte aus dem Glauben entſtanden ſein, daß die weibliche Figur, die die Gattin des Regengottes Veruna verkörpern ſoll, den heißerſehnten Regen hervorbringen werde. Man geht dabei von der Annahme aus, daß der Gott beim An⸗ blick ſeiner brutal durch die Straßen geſchleiften Gattin ich beeilen werde, einen Wolkenbruch zu entfeſſeln, um an er brutalen Menge Rache zu nehmen. Seltſamerweiſe fielen des Nachts wirklich ein paar Regentropfen; ich möchte es aber dahingeſtellt ſein laſſen, ob das ein Erfolg der vorangegangenen Zeremonie war.“ Wenn in Süd⸗Indien irgendeiner glaubt, Regen machen zu können, braucht er um ſein Fortkommen nicht beſorgt zu ſein. Ein Hindu, der das Regenmachergewerbe betrieb, hatte ſich ein Verfahren ausgedacht, durch Verwendung einer Miſchung von Schwefelſäure, Waſſer und Zink die ewünſchte Wirkung herbeizuführen. Er brachte die Be⸗ ſtandtelle der Miſchung in ein großes, oben offenes Gefäß und rührte den Inhalt kräftig durcheinander. Was ihn dazu beſtimmte, war die Annahme, daß der Waſſerſtoff bei ſeiner N nach oben zu ſteigen, in der unten befindlichen 5 uft einen Schacht entſtehen laſſe, durch den die kalte uft nach unten ſtieße. Aus dem ſo gewordenen„Sturm⸗ zentrum“ glaubte er die Niederſchlagsſeuchtigkeit gewinnen zu lönnen. Selbſtverſtändlich ſind die meiſten der mehr oder weniger künſtlichen Verſuche, Regen zu machen, nichts weiter als ausgeſprochene Schwindeltricks. „ Irrfahrten einer Märtyrerin Unter der Bevölkerung der Stadt Caltagirone im ſüd⸗ öſtlichen Sizilien herrſcht große Freude über die Auffindung der Gebeine einer verſchollenen Heiligen, die in einer Klo⸗ ſterkirche eingemauert worden war. Bei Renovierungsar⸗ beiten in der Erlöſerkirche wurden die Arbeiter durch den hohlen Klang des Mauerwerks aufmerkſam. Sie ſchlugen ein Loch in die Mauer und ſtießen auf einen hohlen Raum, in dem man eine golddurchwirkte Decke fand, unter der ſich die Linien einer menſchlichen Geſtalt abzeichneten. Bevor man das Tuch aufhob, benachrichtigte man den Biſchof, der feſtſtellte, daß man es mit den Reſten der Heiligen Gau⸗ dentia zu tun hatte, einer römiſchen Jungfrau, die während der Chriſtenverfolgungen im 5. Jahrhundert in Rom den Märtyrertod erlitten hatte. Der Körper war zunächſt auf dem Kirchhof unter einem Marmorſtein, auf dem der Name der Jungfrau in unge⸗ fügten Schriftzeichen eingeritzt war, beigeſetzt worden. Da⸗ mals befand ſich auch neben der Leiche noch eine Phiole mit dem Blut der Märtyrerin. Im Jahr 1796 war dann der Körper nach Sizilien überführt und der Hut der Stadt Cal⸗ tagirone anvertraut worden, die die ſterblichen Reſte der Märtyrerin im Erlöſerkloſter beiſetzte. Dann kamen die Wirren der Revolution, als auch auf Sizilien der Göttin der Vernunft Altäre errichtet wurden. Um die Heilige vor Schändung zu bewahren, hielten es die Nonnen für ange⸗ zeigt, ſie in einer Mauer der Kirche einzumauern, wo ſie jetzt aufgefunden wurde. Jahr für Jahr hatten in der Zwi⸗ ſchenzeit die Nonnen im Auguſt den Tag der Heiligen Gau⸗ dentia feſtlich begangen, ohne daß ſie aber ihr Geheimnis dem Volk bekannt gaben. So kam es, daß das Mauergrab in Vergeſſenheit geriet, und 134 Jahre vergingen, ehe das Geheimnis gelüftet wurde. Der Körper der Heiligen, der, wie verlautet, wohlerhalten ſein ſoll, wird jetzt unter dem Hauptaltar der Erlöſerkirche von Caltagirone ſeine endgül⸗ tige Räheſtätte finden. ä Wie die Sklaven befreit wurden Vor hundert Jahren unterzeichnete der König von Eng⸗ land das von beiden Häuſern des Parlaments angenommene Geſetz, das in den damaligen engliſchen Kolonien die Skla⸗ ven offiziell für frei erklärte, nachdem ſchon früher das Mini⸗ ſterium das Verbot des Sklavenhandels dem Widerſtand des Oberhauſes zum Trotz durchgeſetzt hatte. William Law Mathieſon hat unter dem Titel„Die britiſche Sklaven⸗ emanzipation“ ein Buch erſcheinen laſſen, das von der hiſto⸗ riſchen Entwicklung Rechenſchaft geben ſoll⸗ Die Sklavenbefreiung ſtellte ein ſchwieriges Problem auf lange Sicht dar Sie begegnete ſeitens der Gegner, die ſich in ihren Intereſſen bedroht ſahen, hartnäckigem Wider⸗ ſtand, während die einzige akte Unterſtützung von einer verhältnismäßig kleinen Gruppe von Enthuſiaſten kam. Eins der wichtigſten Gebiete des britiſchen Reiches, wo die Sklaverei ſeit langer Zeit vorherrſchte, bildeten die weſt⸗ indiſchen 9 Die engliſchen Anſiedler hatten dort in ſehr früher Zeit ſchon mit dem Anbau von Zuckerrohr und der Zuckergewinnung begonnen Dieſe Betriebe erforderten einen großen Aufwand an Handarbeit und der einzige Weg, fuß die benötigten Arbeitskräfte zu beſchaffen, war die Ein⸗ ührung von Negern aus Weſtafrika. Der Sklavenhandel zwiſchen Afrika und Weſtindien geht bis in die Zeit der Königin Eliſabeth zurück und mehr als zwei Jahrhunderte lang waren engliſche Schiffe damit beſchäftigt, Tauſende von Negern über den Atlantik zu ſchaffen, die aus ihren ütten in Weſtafrika fortgeſchleppt wurden, um an die ep von Weſtindien verkauft zu werden. Mögen auch manche dieſer Neger freiwillig ausgewandert ſein, ſo war doch die Grauſamkeit dieſes Handels ſo furchtbar, daß infolge der allgemeinen Empörung die engliſche Regierung ſich ſchon 1807 genötigt geſehen hatte, den ſchmählichen Han⸗ del zu verbieten. i Ob dieſes Verbot aber wirklich dem Sklavenhandel we⸗ lentlichen Abbruch getan hat, bleibt zweifelhaft, In jedem Fall hatten in jener Zeit die weſtindiſchen Inſeln bereits eine anſehnliche Negerbevölkerung. Die engliſchen Planta⸗ genbeſitzer verfügten über eine vortreffliche Organiſation. Manche von ihnen hatten ſich ſogar nach der Rückkehr durch den Ankauf engliſcher Güter Sitze im engliſchen Unterhaus geſichert und nahmen deshalb eine ſtarke Stellung ein, die ihnen den erfolgreichen Widerſtand gegen jede auf die Ab⸗ ſchaffung der Sklaverei abzielende Maßnahme geſtattete. Erſt mit der Annahme der Reformbill von 1832 wurde dieſer Widerſtand gebrochen. Im folgenden Jahr wurde dann der Antrag auf Abſchaffung der Sklaverei Geſetz. Die Sklavenbeſitzer gingen nicht leer aus. Sie erhielten als Ablöſung einen Kredit von 20 Millionen Pfund Ster⸗ ling, und das Geſetz ſah weiterhin vor, daß die ſchwarzen Arbeiter nicht unvermittelt die vollſtändige Freiheit erhiel⸗ ten. Die Exſklaven wurden zunächſt zu„Lehrlingen“ erklärt, die zwar verpflichtet waren, den größten Teil der Woche auf den Plantagen zu arbeiten, aber den Reſt der Woche für eigene Rechnung das Land bearbeiten durften, das ihnen von ihren früheren Herren zur Verfügung geſtellt worden war. Dieſe Praxis wirkte ſich bald in einer bemerkenswer⸗ ten Beſſerung der Lage der Neger Weſtindiens aus. Die Zuckerinduſtrie Weſtindiens gedieh, und die befreiten Skla⸗ ven konnten gleichzeitig ihre Lebensführung erhöhen. Edelweiß im Filzkleid Immergrau ſtakt immergrün. 85 Warum iſt das Edelweiß, die beliebte Alpenpflanze, über und über in einen glanzloſen Filz eingehüllt? Dieſer Filz beſteht aus kleinen, mit Luft gefüllten Gebilden, die der Botaniker„Deckhaare“ nennt, und welche die Pflanze vor übermäßiger Abgabe der Feuchtigkeit, vor deren allzu raſcher Verdunſtung ſchützen. Die Deckhaare ſind eine Art trockenen Leinwandſchirmes, unter dem die zarten Teile der Pflanzen vor der übermäßigen Wirkung der Sonnenſtrah⸗ len ſicher ſind. Iſt denn aber das Edelweiß in den Alpen⸗ regionen ſolchen Gefahren des Verdorrens ausgeſetzt? Ganz gewiß, denn es wächſt auf abſchüſſigen Stellen, auf denen ſich nur eine ſchwache Kruſte Erde befindet, die in regen⸗ loſen Zeiten, wenn die Sonne niederſtrahlt oder der trockene Föhn weht, in kürzeſter Zeit völlig ausgedörrt wird. Dar⸗ um trägt es jenes Haarkleid, das auch zum Beiſpiel der Flora der Länder um das Mittelmeer eigentümlich iſt, ſo daß die dortige Pflanzenwelt nicht„immergrün“ ſondern eher„immergrau“ genannt werden könnte. Die alpine Flora iſt vielfach mit jener der Polarländer verwandt, aber im hohen Norden würde man vergeblich nach dichlbehaar⸗ ten Pflanzen wie dem Edelweiß oder der Edelraute ſuchen. Im Gegenteil, dort haben die charakteriſtiſchen Pflanzen der Landſchaft kahle grüne Blätter, denn ſie bedürfen kei⸗ nes Schutzes gegen Verdorren. So iſt alſo der Schmuck des Edelweißes eine prakliſche Einrichtung der Natur, ein Schutzmittel für die Pflanze. Eine ſellſame Jahl Der Zahl 142 857 ſieht man auf den erſten Blick nichts beſonderes an, und doch ſteckt ſie voller Seltſamkeiten. Ihre 6. Ziffern, unter denen 0, 3, 6 und 9 fehlen, ſind ſozuſagen nicht kotzukriegen. Nimm z B. zweimal 142 857, dann er⸗ hälſt du 285714. Das ſind dieſelben Ziffern wie zuvor, ja in derſelben Reihenfolge, nur iſt 14 vorn abgeſchnitten und hinten angesetzt. Nimm dreimal 142 857, dann erhältſt du 428 571 Das ſind wiederum die gleichen Ziffern, nur iſt diesmal bloß die 1 dorn weggenommen und am Ende angehängt. Weiterhin iſt viermal 142 857 gleich 571 428 und fünfmal 142 857 gleich 714 285 und ſechsmaſ 142 857 gleich 857 142. Es ſind immer die gleichen Ziffern in der gleichen Folge, nur beginnt die Reihe allemal wo anders. Erſt beim Vervielfachen mit 7 geſchieht etwas anderes. Da er⸗ hälſt du 999 999. Und nun weißt du auch, wie du die Wun⸗ derzahl bilden kannſt, wenn du ſie einmal vergeſſen haben 5 Du brauchſt die Zahl mit den 6 Neunern nur durch 7 zu teilen, und ſchon iſt die vergeſſene wieder gefunden. 8 „ e e erer ee J:n..n..... 8 reer —. 122 0 22 88