Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die großſpaltige mm⸗Zeile 4 Pfg. Reklamen 12 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Annahmeſchluß für Inſerate vorm 9 Uhr. D. A. VI. 34 1225 Tages. und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Berkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitigz, „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantwortlich: Für Schriftleitung und Anzeigen: G. Härdle. Druck und Verlag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 34. Jahrgang Mittwoch, den 11. Juli 1934 Nr. 159 Nundfunkrede Dr. Goebbels' „Der 30. Juni im Spiegel des Auslandes“. Berlin, 11. Juli. Reichsminiſter Dr. Goebbels ſprach Dienstagabend über alle deutſchen Sender über das Thema:„Der 30. Juni im Spiegel des Auslandes“. Er führte u. a. aus: 8 f Wenn ich heute abend zu Ihnen ſpreche, ſo möchte ich mich mit Ihnen an das geſamte Ausland wenden. Ich rufe Sie alle zum Zeugen auf für einige, in der ganzen Journaliſtik faſt beiſpiellos daſtehende Fälle der Lüge, Ver⸗ leumdung und Verzerrung eines wahren Tatbeſtandes. Der 30. Juni iſt in Deutſchland reibungslos und ohne jede innere Erbitterung verlaufen. Der Führer hat mit ſeiner Autorität und einer bewundernswerten Kühnheit die Re⸗ volte eines kleinen Klüngels von Saboteuren und krank⸗ haften Ehrgeizlingen blitzartig niedergeſchlagen. Die Ruhe und Ordnung wurde dabei im ganzen Lande nicht geſtört. Das Volk in ſeiner Geſamtheit begrüßte aber mil einem befreienden Aufatmen die rettende Tat des Führers, die Deutſchlend und damit die ganze Welt vor ſchwerſten Ka⸗ kaſtrophen bewahrte. Eine ungeheure Verkrauenswelle ſchlug Adolf Hitler bei ſeinem mutigen Vorgehen aus der ganzen Nation enigegen. Wenn ſich etwas in Deutſchland geändert hat, ſo höchſtens, daß das Volk ſeitdem mit noch größerer Liebe und Anhänglichkeit dem Führer und dem von ihm re⸗ präſentierten politiſchen Regime zugekan iſt. Abgeſehen von einer Reihe ſeriöſer Auslandszeitungen, die auch in dieſem Falle die ruhige Ueberlegung und die Nüchternheit des Urteils nicht verloren haben, iſt der übrige Teil der internationalen Weltpreſſe geradezu in einen Ta u⸗ mel böswilliger Zerſetzung und hyſteriſcher Ver⸗ leumdung hineingeraten. Die deut ſche Regierung hat bisher zu dieſen ſkan⸗ dalöſen Vorgängen geſchwiegen. Sie erachtete es als unter ihrer Würde, ſich mit dieſer Art von hetzeriſcher und verleumderiſcher Journaliſtik auseinanderzuſetzen. Sie hat die Vorgänge des 30. Juni mit einer beiſpielloſen Offenheft dem eigenen Volke und der Welt dargelegt. Sie hat mit nichts zurückgehalten und in allem der Wahr⸗ heit die Ehre gegeben. Auch darin unterſcheidet ſie ſich von ihren Vorgängerinnen, daß ſie Dinge, die die öffent⸗ liche Kritik herausfordern, nicht mit dem Mantel der Liebe zudeckt, ſondern ſie ohne jede Rückſicht den Augen des Volkes preisgibt, damit das Volk erkenne, wie notwendig und richtig ihr Handeln iſt. Die deutſche Preſſe hat der Re⸗ gierung bei dieſem Beginnen mit einer dankenswerten Diſziplin und Aufgeſchloſſenheit zur Seite geſtanden. Viele Länder Europas ſind in den vergangenen Mona⸗ ten von ſchweren politiſchen, ſozialen oder wirtſchaftlichen Kriſen heimgeſucht worden. Dieſe Kriſen übertrafen in ihrem Umfange manchmal die Niederſchlagung des geplanten Hoch⸗ verrats vom 30. Juni um ein Vielfaches. Trotzdem hat die deutſche Preſſe ſie jedesmal mit der nötigen Zurückhaltung behandelt und dargeſtellt und ſich lediglich mit der Veröf⸗ fentlichung des rein Tatſächlichen begnügt. Sie hat niemals den Verſuch gemacht, aus dem augenblicklichen Pech oder Unglück anderer Völker Vorteil zu ſchlagen und hätte ſie es getan, ſie wäre von der Autorität des Staates daran gehin⸗ dert worden. Und wie hat die Auslandspreſſe dieſe noble Auf⸗ faſſung von Journalismus ſeitens der deutſchen Preſſe in den hinter uns liegenden Tagen beantwortet? Eine Lügen⸗ kampagne, die in ihrer Bosheit nur noch verglichen werden kann mit dem Greuelmärchenfeldzug, der während des Krie⸗ ges gegen Deutſchland inſzeniert wurde, hat ſie losgelaſſen. Allerdings war ſie diesmal miſerabel organiſiert. Während der„Daily Herald“ am 6. Juli berichtet, daß der Führer erſchoſſen ſei, wußte„Oeuvre“ zu ver⸗ melden, daß es überhaupt kein Komplott gegen Adolf Hitler gegeben habe. Die„Republique“ aber brachte zwei Tage vorher die erſtaunenswerte Neuigkeit, daß Adolf Hitler eine Diktatur im Namen der Reichs⸗ wehr ausübe und nur noch als ihr Beauftragter handle. Der„Matin“ meldete am nächſten Tage, daß die Stellung des Reichskanzlers durch die letzten Ereigniſſe ſtark ge⸗ ſchwächt ſei, während der„Intranſigeant“ gleich zwei Attentate auf den Führer mitzuteilen wußte.— Am 7. Juli bringt der„Matin“ einen Takſachenbericht von einem Augenzeugen, der als SS. Mann bei der Verhaftung in Wiesſee zugegen geweſen ſein ſoll. Darnach iſt Adolf Hitler überhaupt nicht nach Wiesſee gefahren. Er habe im Braunen Hauſe geſeſſen, und die Verhaftung ſelbſt ſei durch Major Burg vorgenommen worden. Ein ſeriöſes franzöſiſches Blatt alſo ſchenkt dem ſo⸗ genannten Augenzeugenbericht eines myſteriöſen, vielleicht elbſt erfundenen SS⸗Mannes mehr Glauben als dem Zeug⸗ nis des Führers und ſeiner nächſten Mitarbeiter. Der Attentatsplan des„Intranſigeant“ läßt den„Fi⸗ garn“ nicht ruhen, und ſo findet ſich ſchn ein neues Privatattentat auf den Führer. Der„Intranſigeant“ verlegt es zur Abwechflung in ein Arbeitsdienſtla⸗ ger. Um dieſelbe Stunde weiß Rußland der Welt mitzutei⸗ en, daß Adolf Hitler nach dieſer Bluttat zweifellos das Ausland anfallen werde, während der Straßburger Sender feſtſtellte, daß Deutſchland keineswegs in der Lage ſei, einen Kampf aufzunehmen. Der„Intranſigeant“ erfährt am 5. Juli, daß der Führer von einem Heer von Spitzeln umgeben ſei und ſich deshalb ſeine Briefe nur noch an die Adreſſe von Frau Goebbels ſenden laſſe. der Moskauer Sender ſtellte feſt, daß der Führer nur noch von der Bourgeoiſie ge⸗ halten werde. Leider hat er das Pech. daß die Moskauer „Isveſtija“ am ſelben Tage erklärt, Adolf Hitler habe ſich durch ſein Vorgehen die bürgerliche Maſſenbaſis ſeiner Par⸗ tei zerſtört. Havas teilt der Welt mit, daß Hitlers Populari⸗ tät durch die letzten Ereigniſſe geſtiegen ſei, was„Daily Ex⸗ preß“ nicht ruhen läßt und ihn veranlaßt zu entdecken, daß der Führer nie mehr an der Spitze des deutſchen Volkes ſtehen könne. Dasſelbe Blatt aber teilt zwei Tage vorher ſei⸗ nen Leſern mit, daß im deutſchen Volke über die Maßnah⸗ men Adolf Hitlers allgemeine Zufriedenheit herrſche. Die„Morningpoſt“ hat Einſicht in ein ganz geheimes Dokument des Herrn Reichspräſidenten getan und dort entdeckt, daß er Herrn von Papen zu feinem Nachfolger eingeſetzt habe. Der„Daily Telegraph“ meldet 24 Stunden ſpäter, daß der Herr Reichspräſident im Ster⸗ ben liege. Am ſelben Tage empfing Hindenburg den Füh⸗ rer und am folgenden Tage das ſiameſiſche Königspaar in Neudeck. Infolgedeſſen ſieht ſich der„Mancheſter Guardian“ veranlaßt, mitzuteilen, 95 der Herr Reichspräſident zu⸗ rücktreten wolle. Zur ſelben Stunde werden die Dank⸗ telegramme des Generalfeldmarſchalls an den Führer und an den preußiſchen Miniſterpräſidenten veröffentlicht. Darauf der„Daily Expreß“: Die Danktelegramme Hinden⸗ burgs wurden erzwungen mit der Drohung, daß man zwei der engſten Freunde des Reichspräſidenten ſonſt erſchießen werde.— Ein rieſiges Feld ſenſationeller Lügenmeldungen ergibt ſich vor allem für die engliſche Preſſe in Bezug auf das Haus Hohenzollern. i Darnach hat der Kaiſer aus Trauer auf ſeinem Schloß in Doorn eine ſchwarze Fahne gehißt. Der ehemali⸗ ge Kronprinz und Prinz Auguſt Wilhelm haben Hausgrreſt erhalten, Zur gleichen Zeit teilt der„Intranſigeant“ mit, daß der ehemalige Kronprinz aufgefordert worden ſei, Deutſchland ſogleich zu verlaſſen und im Flugzeug bereits in Doorn eintraf.„Daily Expreß“ ſchoß zweifellos den Vogel ab mit der Mitteilung, Deutſchland ſei auf dem beſten Wege, die Monarchie wieder einzuführen, Adolf Hitler ſchwanke nur noch zwiſchen dem ehemaligen Kronprinzen und dem Prinzen Louis Ferdinand. Der„Paris Soir“ indes geht den Dingen auf den Grund. Er hat von einem ganz ſicheren Gewährsmann er⸗ fahren, daß der ehemalige Kaiſer den Nationalſozialiſten 35 Millionen zur Verfügung geſtellt habe und er nun mit Recht erboſt ſei, daß ſie ihr Verſprechen nicht einhielten und ihn wieder zum Kaiſer machten.„Daily Expreß“ will wiſſen, daß die monarchiſtiſche Reſtaurakion von langer Hand vorbereitet war, daß ſie nicht etwa in Potsdam oder Doorn ausgekocht, ſondern zwiſchen Muſ⸗ ſolini und Hitler in Venedig beſchloſſen worden ſei. Am 1. Juli meldet„Information“ die Verhaftung von Papens, Schwerin ⸗Kroſigks und Seldtes. Worauf der Wiener Rundfunk vor Neid zerplatzt und mit⸗ teilt, daß ſoeben Reichsbankpräſident Dr. Schacht in Lich⸗ terfelde erſchoſſen worden ſei. Während alſo der Wiener Sender nur mit einem erſchoſſenen Reichsbankpräſidenten aufwarten kann, läßt Radio Straßburg ſich nicht lumpen und richtet Herrn von Papen hin. Und um dieſes Bild abzurunden, vernimmt er ganz deutlich Kanonendon⸗ ner aus der Richtung München. Jetzt aber geht der Moskauer Rundfunk aufs Ganze und erſchießt in einer Maſſenexekution den ſächſiſchen Mi⸗ niſterpräſidenten von Killinger, General von Hammerſtein, Herrn von Gleichen, den ehemaligen Reichsminiſter Trevi⸗ ranus, den Chef der Heeresleitung, General von Fritzſch, und Graf Helldorf. Wohlgemerkt, Männer, die im öffentlichen Leben eine Rolle ſpielten oder ſpielen und bei denen ſich jedermann un⸗ ſchwer davon überzeugen kann, daß ſie noch außerordent⸗ lich lebendig ſind. Von Rußland erfahren wir zur gleichen Zeit, daß die Reichswehr in ſchweren blutigen Kämpfen mit der SA in Pommern, Schleſien und Bayern liegt, bei denen es Tote und Verwundete in Maſſen gegeben hat. Woraus der Rundfunkſprecher in Moskau die Konſequenz zieht und über den Aether den Satz in die Welt hinaus ſchmettert:„In Deutſchland herrſcht blutiges Chaos“. Dieſer⸗ Satz trifft ſich um dieſelbe Minute im Weltraum mit dem Satz des Prager Anſagers, der erklärt, daß in Deutſchland völlige Ruhe herrſche. Man erſpare mir weitere Einzelheiten. Der Ekel kommt einem hoch, wenn man ſich jetzt, da die Auslands⸗ preſſe insgeſamt vorliegt, einen Ueberblickt darüber ſchafft, und dann damit vergleicht, wie vornehm, nobel und an⸗ ſtändig Vorgänge des Auslandes in der großen deutſchen Preſſe behandelt werden. Da kann man nur mit Seelen⸗ ruhe ausrufen:„Ach, was ſind wir Wilde doch für beſſere Menſchen!“ Meine Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen! Ich wende mich an Sie und mit Ihnen an die ganze Welt. Ich frage die Welt, ob ſie dieſe Methoden einer bewußten und ſyſte⸗ matiſchen Vergiftung der öffentlichen Meinung billigt und ſich zu eigen macht. Ich glaube, im Namen des ganzen deutſchen Volkes zu ſprechen, wenn ich ui Emhörrug und Entrüſtung dagegen Prokeſt einlege und mit aller Jeullichkeit erktäre, daß die deulſche Regterung nich gewillt iſt. weiterhin Auslands⸗ karrefnand enten in Demilend zn duden, die auf ſolche Weiſe die Völker gegeneinander hetzen und eine Atmoſphüre heraufbeſchwören, die jede ehrliche und unvoreingenommen Beziehungſetzung der Nalſonen jueinander unmöglich macht. — wendek es ſich mit Ekel und Abſcheu ab und quittiert ihre mik einem 5 lauten und hörbaren Pfui Teufel! Der Reichstag einberufen Berlin, 10. Juli Der Reichstag iſt für Freitag, den 13. Juli, 20 Uhr einberufen worden. Als einziger Punkt ſteht auf der Tagesordnung die Entgegennahme einer Erklärung der Reichsregierung. Die dritte Sitzung Die am Freitag abend ſtattfindende Reichstagsſitzung iſt die dritte Sitzung des Reichstages der 9. Wahlperiode. Der Reichstag iſt am 12. November 1933 gleichzeitig mit der Durchführung der Volksabſtimmung über den von der Reichsregierung vollzogenen Austritt aus dem Völkerbund gewählt worden. Er beſteht aus 661 Abgeordneten, von denen 639 Mitglieder der NS DA P und 22 Gäſte ſind, die aber ſämtlich in der nationalſozialiſtiſchen Reichstagsfraktion zuſammengeſchloſſen ſind. Die er ſte Sitzung des neugewählten Reichstages fand am 12. Dezem⸗ ber ſtatt. Sie war nur ſehr kurz und diente lediglich der Konſtituierung. Die zweite Sitzung wurde dann am 30. Januar, am Jahrestag der nationalen Erhebung abgehal⸗ ten. Der Führer gab an dieſem Tage dem deutſchen Volke einen umfangreichen Rechenſchaftsbericht über das erſte Jahr nationalſozialiſtiſcher Regierungsarbeit und legte gleichzeitig die großen Leitgedanken für die weitere Arbeit dar. Die Sitzung vom 30. Januar war von hiſtori ſcher Bedeutung, denn in dieſer Sitzung wurde einſtimmig das Geſetz über die Schaffung der deutſchen Reichseinheit angenommen und gleichzeitig die Reichsregierung zum Erlaß einer neuen Verfaſſung ermächtigt. Die dritte Sitzung am Freitag findet wieder in den Räu⸗ men der Kroll-Oper am Königsplatz ſtatt. a Rundfunkübertragung der Reichstagsſitzung Berlin, 11. Juli. Die Reichstagsſitzung am Freitag, 55 13. Juli, 20 Uhr, wird auf alle deutſchen Sender übertrageſ⸗ Die Aufbauarbeit im erſten Halbjahr 295 neue Reichsgeſetze und Verordnungen. Das Reichskabinett hat im erſten Halbjahr 1934 wieder⸗ um eine Fülle für den Neuaufbau des deutſchen Sinates weſenklichſter Reichsgeſetze und Verordnungen verkündet. Insgeſamk ſind 295 Reichsgeſetze und Beroednungen in der Zeit vom 21. Dezember 1933 bis zum 29. Juni 1934 ergan⸗ gen, und zwar 77 Reichsgeſetze und 218 Reichsverordnun⸗ gen. Die Bedeutung dieſer Geſetzgebungsarbeit ergibt ſich ohne weiteres aus der Hervorhebung einzelner Geſetzestitel. So ſind in der genannten Epoche u. a. folgende Reichsgeſetze vom Kabinett Hitler verabſchiedet worden: Das Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit(Geſetzestag 20. Januar 1934), das Geſetzgegen Waldverwüſtun g, das Geſetz über den Neuaufbau des Reiches(30. Januar 1934), das erſte Geſetz zur Ueberleitung der Rechtspflege auf das Reich(16. Februar 1934), das Lichtſpielgeſetz, das Geſetz über die Reql⸗ ſteuerſperre 1934, das Geſetz über die Feiertage, das Geſetz über die Verſor gung der Kämpfer für die nationale Erhebung(27. Februar 1934), das Geſetz zur Vorbereitung des organiſchen Aufbaues der deut⸗ ſchen Wirtſchaft(27. Februar 1934), das Geſetz über Reichsverweiſungen(23. März 1934), das Geſetz aur Erhaltuna und Hebung der Kaufkraft(2. März 1934), das Geſetz über die einſtweilige Neurege⸗ lung des Straßenweſens und der Straßenverwal⸗ tung(26. März 1934), das Geſetz zum Schutze des Bern⸗ ſteins(3. Mai 1934), das Ergänzungsgeſetz über Titel, Or⸗ den und Ehrenzeichen, das Geſetz über Feuerbeſtat⸗ tung und das Geſetz zur Regelung des Arbeitsein⸗ ſatzes(15. Mai 1934), das Theatergeſetz, das Geſetz zur Aenderung des Einzelhandelsſchutzgeſetzes und das Geſetz zur Ordnung der Getreide wirtſchaft(Geſetzestag 27. Juni 1934). CCC ĩͤ ðV1ww0dwꝙw ðͤ p ˙. ðͤ ße Das hat nichts mit der Freiheit der Meinung zu tun. Was ſich hier austobt, iſt übelſte Art von Revolverjourns⸗ liſtiſt, die keinem Volke zur Ehre gereichen kann. Danken wir ſelbſt dem Schickſal, das uns die Möglich⸗ keit gab, dieſe Art von Lügenſournaille in Deutſchland zu beſeitigen. Nur ſo konnten wir unſeren inneren Frieden wie⸗ derfinden. Die deutſche Preſſe und der deutſch; Rundfunk können ſtolz darauf ſein, daß ſie durch eine neue. zu Staat und Volk aus dieſer kompro⸗ mittierenden Geſellſ deutſche Volk geht in Ruhe und Ordnung ſeiner tätigen Ar⸗ beit nach. Es hat vor allen anderen Völkern, die ein gleiches tun, nur Achtung und Reſpekt. Es verfällt nicht in den Feh⸗ ler, dieſe anderen Völker mit ſolchen Journaliſten zu ver⸗ wechſeln. Es weiß auch, daß es überall anſtändige und ſau⸗ bere Preſſemänner gibt, die nach beſtem Wiſſen und Gewiſ⸗ ſen der Wahrheit dienen ſollßce. Vor der hier geſchilderten Art der Lügenfabrikanken aber hyſteriſchen und pathologiſchen Wul. and Haßſausbrüche nur — ̃ ̃———— chaft herausgenommen worden ſind. Das 3 Gold⸗ und Deviſenbeſtand hält ſich Die erſte Juliwoche zeigte bei der Reichsbank nor⸗ malen Verlauf. Von der Ultimoinanſpruchnahme der Kapi⸗ talanlagen floſſen 224 Millionen Mark wieder zurück, das ſind 38 Prozent der Ultimoinanſpruchnahme gegen 40 Pro⸗ zent im Vorjahr. Der Gold⸗ und Deviſenbeſtand hat ſich wiederum infolge der täglichen Repartierungen gehalten Der Goldbeſtand hat einen geringfügigen Rückgang um 56 000 Mark erfahren, während der Beſtand an deckungs⸗ fähigen Deviſen um 244000 Mark geſtiegen iſt. Insgeſam; beträgt der Beſtand an Gold und deckungsfähigen Deviſer rund 77 Millionen Mark. Er deckt den Notenumlauf mit 2,1 Prozent gegen 2 Prozent in der Vorwoche. Der geſamte Zahlungsmittelumlauf beträgt 5581 Millionen Mark geger 5402 Millionen Mark zur gleichen Zeit des Vorjahres. Die Wahlordnung im Saargebiet Abfſtimmungsliſten bis 23. September. Saarbrücken, 10. Juli. Im Verordnungsblatt der Re⸗ gierungskommiſſion wird jetzt die vom Abſtimmungsaus⸗ ſchuß vorgelegte Wahlordnung für die Volksabſtimmung im Saargebiet veröffentlicht, die damit geſetzliche Gültigkeit er⸗ langt. Nach dieſer Wahlordnung ernennt der Abſtimmungs⸗ ausſchuß für jeden Wahlbezirk einen Gemeindeaus⸗ ſchuß, der aus einem Vorſitzenden, zwei ordentlichen und ſtellvertretenden Mitgliedern beſteht. Dieſer Gemeindeaus⸗ ſchuß hat ab 25. Juli die Aufſtellung der vorgeſchriebenen Liſten der Abſtimmungsberechtigten vorzu⸗ nehmen. Dieſe Liſten müſſen bis zum 23. September abge⸗ ſchloſſen ſein. Die Liſten der Abſtimmungsberechtigten ſollen dann in jedem Wahlbezirk 30 Tagelang offen aus⸗ gelegt werden. Sämtliche Einſprüche müſſen auch in der letzten Inſtanz vor dem Abſtimmungsgericht bis ſpäte⸗ ſtens 12. Dezember erledigt ſein. Anerhörte deutſchfeindliche Hetzrede Schärfſter deutſcher Prokeſt. Prag, 11. Juli. Beim Abſchluß des Feſtzuges anläßlich der Internationalen Arbeiterolympiade in Prag hat der tſchechiſche ſozialdemokratiſche Abgeordnete Humelhans, einer der Führer der marxiſtiſchen Turn⸗ und Sportver⸗ bände, auf dem Altſtädterplatz in Prag vor Mitgliedern der Prager Regierung, des diplomatiſchen Korps, den Vertre⸗ tern der Generalität und der Präſidentſchaftskanzlei, ſowie vor Tauſenden von Zuhörern eine Rede gehalten, die wohl den Gipfel aller bisher dageweſenen deutſchfeindlichen Het⸗ zereien darſtellt. Nach ſchwerſten Beleidigungen des Reichskanzlers und ſeiner Mitarbeiter hat Humelhans dann wörtlich geſagk:„Es iſt höchſte Zeit, daß der Reichskanzler und ſeine Leuke be⸗ ſeitigt werden, um die Volkskultur zu retten.“ Dieſe Beleidigungen und die direkte Aufforderung zum Mord waren auch in der offiziellen tſchechoſlowakiſchen Ra⸗ dioſendung deutlich zu hören.. Die deutſche Geſandtſchaft in Prag hat gegen dieſes un⸗ erhörke Verhalten in einer Verbalnote beim Prager Außen⸗ miniſterium ſchärfſten Proteſt eingelegt und Maßnahmen verlangt, damit derartige friedensſtörende Zwiſchenfälle in Zukunft verhindert werden. Neuer Kriegsſchifftyp in Frankreich Ein Miniakurſchiff mit großer Geſchwindigkeit. London, 10. Juli. „Daily Herald“ weiß zu berichten, daß in St. Nazaire zurzeit ein neues franzöſiſches Miniatur⸗Kriegsſchiff auspro⸗ biert werde, das die erſtaunliche Stundengeſchwindigkeit von 55 Knoten erreiche. Das neue Schiff ſei etwa 12 Me⸗ ter lang, beſitze zwei Torpedorohre und werde von einem 2000⸗PS⸗Motor getrieben. Es ſolle hauptſächlich zur Bre⸗ chung von Blockaden oder zum Angriff auf Truppentrans⸗ portſchiffe verwendet werden. Seine Geſchwindigkeit und ge⸗ ringe Größe würden es gegen Bombenangriffe und Artil⸗ leriefeuer ſichern, und der geringe Tiefgang würde ihm ermöglichen, über Minenfelder hinwegzugleiten. Da die Koſten für dieſes„Super-Weſtenkaſchen⸗Schiff“ verhältnismäßig gering ſeien, könne man erwarken, daß die franzöſiſche Flolte bald mit einer Maſſenherſtellung dieſes Typs beginnen und damit die Flokten der übrigen Welt vor ein neues Problem ſtellen werde. I as 7 58 Politiſches Allerlei Ausfall der Herbſtübungen der Reichswehr. Der Reichswehrminiſter hat mit Rückſicht auf die von der anhaltenden Dürre betroffene Landwirtſchaft den Aus⸗ fall der für den Herbſt vorgeſehenen Manöver und Trup⸗ penübungen angeordnet. Dabei ſprach auch die erhöhte Wald⸗ und Heidebrandgefahr mit, die eine planmäßige Durchführung der Uebungen in Frage ſtellte. Konzentrationslager auch in Japan. 3 Der neue japaniſche Innenminiſter erklärte, die neue Regierung unter Führung des Generals Okada betrachte die Bekämpfung des Kommunismus und Marxismus als ihre größte Aufgabe. Die Regierung werde unter keinen Um⸗ ſtänden Bewegungen dulden, die zerſetzend auf den natio⸗ nalen Willen und den Geiſt des japaniſchen Volkes wirken. Das neue Geſez daher die Errichtung von Konzen⸗ trationslagern Lebensmittelſpekulation und Beſtechung. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat die OG in Gorki 82 Perſonen wegen Spekulation mit Lebensmitteln und Be⸗ ſtechung von Beamten, die die Lebensmittel vertrieben ha⸗ ben, in Haft genommen. Ein Teil der Verhafteten wurde zu zehnjähriger Verbannung nach Sibirien verur⸗ teilt. Wieder Sprengkörperexploſion in Wien. In den Abendſtunden wurde in einem Vorort Wiens von einem offenen Laſtkraftwagen aus ein Sprengkörper gegen ein Haus geſchleudert. Durch die Exploſion wurde ein außerordentlich ſchwerer Sachſchaden verurſacht. Weitere Sprengkörper wurden im Innern der Stadt vor einer Woh⸗ nung zur Exploſion gebracht, wobei gleichfalls esheblicher Sachſchaden entſtand. In Seefeld in Tirol wurde bei der Verhaftung eines nationalſozialiſtiſchen Kraftwagenführers ein Mitglied des Schutzkorps ſchwer verletzt. Die Kommuniſtentumulte in Holland Neue Zuſammenſtöße in mehreren Skädten. Amſterdam, 10. Juli. Obwohl die Jurückziehung der meiſten nach Amſterdam berufenen Truppenabteilungen damit begründet wurde, daß der kommuniſtiſche Aufſtand als niedergeſchlagen gelten könne, ereigneten ſich in den erſten Morgenſtunden des Dienslag doch noch eine Reihe von Zwiſchenfällen. Zu ernſtlichen Zuſammenſtößen kam es im weſtlichen Teil in der Borgersgracht, wo zwei Polizei⸗ beamte plötzlich von einer aufrühreriſchen Menge über⸗ fallen wurden. Man mußte ein ſtarkes Polizeiaufgebot anrücken laſſen, das unter Benutzung der Schußwaffen die Straßen endlich zu ſäubern vermochte. Ferner werden aus einer ganzen Reihe von anderen holländiſchen Städten Straßentumulte berichtet. Beſonders heftig ging es in Rotterdam zu. Polizeibe⸗ amte wurden von den Dächern mit ſchweren Steinen bom⸗ bardiert. Starken Widerſtand hatte die Polizei auch in Utrecht und in Zuilen zu überwinden. Auch im Haag, in Enſchede, Arnheim und Deventer wa⸗ ren Straßentumulte zu unterdrücken. Weitere Willkürakte in Memel Der Oberbürgermeiſter ſeines Amtes enthoben. Memel, 11. Juli. Das Landesdirektorium Reizgys hal den Memeler Ober⸗ bürgermeiſter Dr. Brindlinger ſeines Amtes enkhoben mit der Begründung, daß er die litauiſche Sprache nicht beherr ſche und ſo gemäß der beſtehenden Geſetze die frühere Beſtä · tigung ſeiner Wahl nicht gültig ſei. An ſeiner Stelle wurde der bekannte Großlitauer Simonaitis als Oberbürgermeiſter mit kommiſſariſcher Befugnis eingeſetzt. 5 Simonaitis übernahm bereits die Gechſäfte. Ferner ſind durch Beſchluß des Landesdirektoriums nachſtehende Magiſtratsmitglieder ihrer Aemter enthoben: Heiarich Schwode, Fritz Glogau, Willy Bertuleit und Martin Kur⸗ nis. Die Amtsenthebung wird damit begründet, daß die Be⸗ treffenden Mitglieder der verbotenen ſogenannten antiſtaat⸗ lichen Parteien waren. Die Ermordung Pierackis Das Werk ukrainiſcher Nationaliſten. Warſchau, 10. Juli. Die offiziöſe„Gazeta Polſka“ veröffentlicht eine Unter⸗ redung mit dem Juſtizminiſter Michalowſki über den Stand der bisherigen Unterſuchung des gegen Innenminiſter und General Pieracki verübten Attentats. Demnach ſei einwandfrei feſtgeſtellt worden, daß das Altenkat durch die geheime ukrainiſche nakionaliſtiſche Orga⸗ niſakion(10).) organiſiert und ausgeführt worden iſt. U. d. hat die Ankerſuchung der vom Attentäter zurückgelaſ⸗ ſenen Bombe zur Jeſtſtellung geführt, daß ſie in dem ge⸗ heimen Laboratorium hergeſtellt worden war. In den Händen der polniſchen Behörden befinden ſich augenblicklich drei Mitglieder der genannten Organiſation, von denen zwei an den Vorbereitungen zum Attentat, der dritte an der Durchführung beteiligt geweſen ſeien. Unter ihnen befindet ſich auch die auf deutſchem G e biet feſtgenommene Perſon. Der Miniſter hob hierbei mit be⸗ ſonderem Nachdruck„die hervorragend loyale und geſchickte Hilfe der deutſchen Behörden bei der Verfolgung und Feſtnahme des Mittäters“ hervor. Der Mörder ſeſbſt befindet ſich nach Meinung des Juſtizminiſters im Auslande; er werde nichts unterlaſſen, ſeiner habhaft zu werden. Das polniſche Iſolationslager füllt ſich. Nach einer Meldung der Iskra⸗Agentur ſollen in den nächſten Tagen mehr als 200 Perſonen, die wegen Gefähr⸗ dung der öffentlichen Ordnung und Ruhe verhaftet wurden, in das Iſolierungslager nach Bereſa Kartuſka abgeſchoben werden. Unter den Verhafteten befinden ſich ungefähr 130 Ukrainer, etwa 40 Mitglieder des polniſchen nationalradika⸗ len Lagers und verwandter Organiſationen ſowie über 40 Kommuniſten Das Volksdorfer Exploſionsunglück Selbſtmord durch Gas die Arſache. Hamburg, 10. Juli. Das Exploſionsunglück in Volksdorf hat drei Todesopfer gefordert. Fünf Perſonen wurden ſchwer verletzt. Die Token ſind der Beſitzer des Hauſes, der kriegsblinde Lehrer Weſt⸗ phal, deſſen Schwiegermukter und eine Frau Rabe, die zu Beſuch bei Weſtphal weilten. Als Urſache der Gasexploſion, die zum Einſturz des Hauſes führte, wird angenommen, daß der kriegsblinde Hausbeſitzer Weſtphal in ſelbſtmörderiſcher Abſicht den Hauptgashahn im Keller geöffnet hat und das ausſtrömende Gas ſich dann durch irgendeinen Umſtand entzündete. Durch die Exploſion ſind die Außenmauern auseinandergedrückt worden, ſo daß das Haus in ſich zuſammenſtürzte. Weſtphal wurde bei den Aufräumungsarbeiten im Keller des Hauſes tot aufgefunden. Das Haus, das fünf Zimmer enthielt, wurde dem Erdboden gleich gemacht. Bluttat in Remagen Remagen, 10. Juli. Im Schlafzimmer eines Gaſthauſes wurden die 23 Jahre alte unverheiratete Wilhelmine Hei⸗ liger aus Remagen und der 35 Jahre alte Franz Heſſeler aus Sinzig mit Kopfſchüſſen aufgefunden. Die Ermittlun⸗ gen haben ergeben, daß Heſſeler die Heiliger durch einen Kopfſchuß in die Schläfe getötet hat. Danach hat er die Waffe gegen ſich ſelbſt gerichtet. Muſſolini driſcht Getreide Rom, 10. Juli. Mit einem Kanonenſchuß begann das Dreſchen der Getreideernte auf dem pontiniſchen Land von Littoria, das früher Sumpfgebiet war. Muſſolini betei⸗ ligte ſich ſelbſt an der Arbeit und ſtand drei Stunden lang unter dem Jubel der Landleute als Dreſcher auf der Ma⸗ ſchine des Bauernhofes 685. Anſchließend ließ ſich der Duce einen Lohn im Betrage von 6 Lire 50 Centiſimi auszahlen und ſagte dabei:„Zwei Dinge will ich Euch ſagen: Erſtens, das Zeitalter der Korporationen, das heißt das Zeitalter des Faſchismus, bedeutet das Ende der Vorherrſchaft der ſoge⸗ nannten Intellektuellen in der Arbeit, ſſdie unfruchtbar ſind oder ſich auf ein einziges Kind beſchränken. Das Zweite, was ich Euch ſagen will, daß ich am 9. Juli des kom⸗ menden Jahres das erſte Getreide von Sabaudia dreſchen will.“ e . ͤſſdddd/ſ/ ĩ ͤb Roman von Liane Sanden f 35 Sie hatten endlich von dem Diener erfahren, daß Michael am zweiten Tage nach Stellas Abreiſe mit den Aufnahmen im Atelier fertig wäre und um 10 Uhr fort⸗ gehen wolle. Gemeinſam fuhren ſie alſo zu Wichael und warteten unten auf der Straße, bis er herauskam. Er ſah elend und vergrämt aus. „Guten Tag, Wichael“, ſagte Juſties,„ich habe ge⸗ dacht, es wäre gut, dich jetzt nicht allein zu laſſen. Da bin ich hierher gekommen. Weil ich aber nicht gewußt habe, ob du bald kommen würdeſt, da habe ich mir ein, bißchen Geſellſchaft mitgebracht, Fräulein Lena. Sie be⸗ hauptet, unbedingt wiſſen zu müſſen, wie es dir geht.“ „Ihr Guten“, ſagte Wichael mit erſtickter Stimme. Seine Hand zitterte, als er ſie nacheinander in die des Freundes und der Freundin legte. Ja, eine Freun⸗ din war ihm dies ſanfte Mädchen mit den goldbraunen Augen in dieſen Wochen geworden. Bei ihr konnte er ſprechen von allem, was ihn quälte und bedrückte. Und er hatte es getan. Lena Heuſchner wußte um alles. um ſein tiefes Gefühl des Anwertes neben Stella. Seiner Liebe, die unter Stellas Küſſen erſtickte. Von allem wußte ſie, an allem hatte ſie teilgenommen. Schweigend oder antwortend, immer ſanft, immer klug und voll zarteſten Feingefühls für ihn. Nie hatte er gewußt, daß man mit einer Frau ſo in reiner Freundſchaft verbunden ſein konnte. Lena war ihm eine Freundin geworden. Wie hatte er ſie vergiſſen können! Er war undankbar. Er hatte ja Lena und Juſties. And als Lena leiſe fragte: „Nicht wahr, Herr Heinſigk, wenn Sie ſich einſam fühlen, dann kommen Sie zu uns?“ Da nickte er mit einem wehen Lächeln. Ernſt Juſties ſah dies Lächeln. Er ſah aber auch das warme Aufleuch⸗ ten in Lena Heuſchners Augen. Auf einmal wurde ſein eben noch fröhliches Geſicht traurig, ſehr traurig. IIIIIII dn Jan „Ja, ich muß nun gehen“, ſagte er, und etwas Barſches war in ſeiner Stimme,„auf Wiederſehen.“ „Aber Herr Juſties“, Lena war ganz entgeiſtert,„Sie hatten doch geſagt, daß Sie mit Herrn Heinſigk zuſam⸗ men ſein wollten.“ „Das habe ich mir eben anders überlegt“, war die eigentümlich heftige Antwort von Juſties,„im übrigen, Sie können ihm ja Geſellſchaft leiſten. Ich dispenſiere Sie für heute von der Arbeit, Fräulein Heuſchner.“ Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, lüftete er kurz ſeinen Hut und ging. Seine kleine, etwas ſchiefe Geſtalt erſchien plötzlich noch kleiner als ſonſt. „Was hat denn Herr Juſties auf einmal“ fragte Michael,„ich kenne ihn doch ſonſt nicht ſo. Das klang ja beinahe nach ſchlechter Laune.“ Lena ſchüttelte immer noch mit dieſem entgeiſterten Ge⸗ ſicht den Kopf. N „Ja, ich weiß es auch nicht, Herr Heinſigk, ich kenne Herrn Juſties ſo gar nicht. Er iſt immer von einer gerade⸗ zu engelhaften Gleichmütigkeit und Güte. Ich bin Ihnen ja ſo dankbar, daß Sie mich zu ihm gebracht haben. Es iſt ein geradezu ideales Arbeiten. Er iſt der wunder⸗ vollſte Menſch, den ich kenne.“ „Aber auch die wundervollſten Menſchen haben manch⸗ mal Launen, Fräulein Lena. Na, vielleicht hat er ge⸗ ſchäftlichen Aerger,“ Lena dachte, daß Juſties geſchäftlichen Aerger, den es ja in dieſer Zeit mehr als genug gab, niemals an anderen ausließ. und den ganzen Tag, den ſie auf Michaels Bitte mit ihm zuſammen draußen in Wannſee verbrachte. mußte ſie an das eigentümliche Benehmen von Juſties denken. Am liebſten wäre ſie ja trotz des aus⸗ drücklichen Verbots in die Druckerei gegangen. Denn die Sache ließ ihr keine Ruhe. Aber ſie wagte nicht, gegen Juſties ausdrückliches Verbot zu handeln. Außerdem ſah ſie, es tat Wichael gut, wenn ſie jetzt bei ihm war. Während ſie beide draußen auf einem gemieteten Segel⸗ boot durch das warme Blau und den Sommerwind fuhren, ſaß Juſties in Lenas Arbeitszimmer. Da lag der Band Keller, den ſie als Sonderdruck einbinden wollte. Leinen hatte ſie dazu gewählt von der Farbe reifer Wein⸗ blätter. Er meinte, noch auf dem kräftigen handgewebten Stoff die Wärme von Lenas Fingern zu fühlen. Alles hier atmete ihr Weſen, das Weſen des Wädchens, das er liebte. Seit jener Liebesenttäuſchung hatte er ſein Herz ängſtlich und ſcheu verſchloſſen. Nun war es aufgewacht, ſehnſüchtig, verlangend, hoffend. Aber auf die erſte Blüte war kalter Reif gefallen. Welch ein Narr war er, daß er dies alles nicht ſchon längſt erkannt hatte. Michael liebte Lena. Aus Liebe hatte er ſie hierhergebracht. Lena war die Frau, die Michael Erſatz geben mußte für die Einſam⸗ keit wie Stella Sollmers. i Oft genug hatte Michael ja in der letzten Zeit erzählt, welch feines Gefühl Lena Heuſchner für ihn hätte, wie er in ihrer Gegenwart froh würde und ſich ſeines Wertes bewußt. Und er Narr halte bisher geglaubt, dies alles wäre Freundſchaft! Aber nun er den Blick geſehen, den Lena Heuſchner Wichgel zugeworfen, nun wußte er, nicht ihm war Lenas Herz beſtimmt, ſondern Michael. Der Traum war aus und das Erwachen bitter ſchwer. Er ſtand auf, öffnete einen Schrank, in deſſen Innenſeite ein Spiegel eingelaſſen war. „Du Llarr“, ſagte er noch einmal zu ſich, prüfte ſich unbarmherzig. Wie hatte er denken können, daß ein ſchöner, geradgewachſener Menſch wie Lena Heuſchner, ihn lieben könnte. Ihn, den Krüppel? Da ſchluchzte er auf in einem wilden Weh. Und in einem Paroxysmus des Schmerzes hieb er mit geballten Fäuſten gegen den Spiegel, gegen ſein Ebenbild, das ihm da entgegenſah, als wollte er ſich ſelber zertrümmern. Erſt 1 ch Blut von ſeinen Fäuſten herniederrann, kam er zu ſich. 8 Der Sommerabend neigte ſich. Die Sonne ſtand groß und leuchtend am Horizont. Die Waſſer des Wannſees waren flüſſiges Gold. Michael lenkte das Segelboot dem Hafen zu. Dann ſaß er mit Lena in einem kleinen Garten⸗ reſtaurant vor einer Flaſche Wein und einem leichten Abendbrot. Er hatte ſie gebeten, dieſen Abend mit ihm zu verbringen. Er fürchtete ſich wie ein Kind vor der Nück⸗ kehr in ſein einſames Heim. 1 Lena hatte eingewilligt. Sie ſpürte, es war nicht gut, Michael heute allein zu laſſen. 8 Aus dembadisclien Caude Ladenburg.(Voranſchlag der Stadt aus ge⸗ glichen.) Bei der Machtübernahme durch den national⸗ ſozialiſtiſchen Staat hatte die Gemeinde Ladenburg unge⸗ fähr 1 Million Mark Schulden. Der letzte Haushalt ſchloß mit einem Defizit von 250000 Mark ab. Das iſt für eine Gemeinde von rund 5000 Einwohnern eine ſtarke Bela⸗ ſtung. Nun konnte dank der Maßnahmen der Reichsregie⸗ rung das Defizit ausgeglichen werden. Etwa 100 000 Mark kamen durch die Umſchuldung in Wegfall; weiterhin hat ſich der Rückgang der Erwerbsloſenziffer gut ausgewirkt, ſo daß für Anterſtützungszwecke im neuen Haushalt nur 163 000 Mark eingeſetzt werden brauchten gegenüber 250000 Mark im Vorjahr. Dem Fremdenverkehr wendet die Stadtver⸗ waltung nach wie vor große Aufmerkſamkeit zu. Die Rück⸗ wirkung auf die Gemeindefinanzen bleibt nicht aus, denn allein das Feuerwehrfeſt an Pfingſten brachte etwa 2000 Mark Bierſteuer ein. Für den Herbſt iſt ein„Mannheimer Tag“ geplant. Heidelberg.(Ein Römerbad in Neuenheim.) Im Stadtteil Neuenheim zeigten ſich in der Jahnſtraße beim Ausſchachten des Neubaues Müller Mauerreſte, die von Sachverſtändigen als Reſte eines römiſchen Bads feſtgeſtellt wurden, das zeitlich in den Jahren 150 bis 250 nach Chriſti beſtanden haben dürfte. In der Baugrube kam nur ein Teil des Bades zum Vorſchein; der größere Teil liegt möglicher⸗ weiſe unter der Straße. UI Heidelberg.(Heidelbergs Fremdenverkehr im Juni.) Nach den Feſtſtellungen des Stadthauptamtes übernachteten im Monat Juni 18 601(17165) Fremde in Heidelberg; davon kamen 4132(1947) aus dem Ausland. Die Zahl der Uebernachtungen dieſer Fremden wurde auf Grund von Teilergebniſſen auf 28 965 gleich 1.56(28 814 gleich 1.68) im Durchſchnitt je Fremder berechnet. Die meiſten Ausländer kamen aus England, Holland, Vereinigte Staa⸗ ten von Nordamerika und aus der Schweiz. Bis Ende Junf übernachteten in dieſem Jahre 70 547(55 643) Fremde in Heidelberg; davon kamen aus Deutſchland 61747(50 995) und aus dem Ausland 8890(4648). Die eingeklammerten Zahlen beziehen ſich auf den gleichen Monat des Vorjahres. Heidelberg.(Das ſiameſiſche Königspaar beſucht Heidelberg.) Der König und die Könfgin von Siam, die ſich bekanntlich zurzeit auf einer Deutſchlandreiſe befinden, dürften nach den bisherigen Dispoſitionen am 21. Juli in Heidelberg eintreffen. Das Königspaar wird u. a. Auch den Reichsfeſtſpielen beiwohnen. Brühl bei Schwetzingen.(Sängertag.) Der Män⸗ nergeſangverein„Conkordia“ Brühl feierte ſein 75jähriges Beſtehen, verbunden mit einem Bezirkswertungsſingen. Das Feſt erfuhr eine beſondere Bedeutung durch die Anweſen⸗ heit des Miniſterpräſidenten Köhler, der eine von der Treue zum Führer und Vaterland durchglühte Anſprache hielt. U Wiesloch.(Jugendherberge eingeweiht.) Das zur Jugendherberge hergerichtete Alt⸗Wieslocher Schul⸗ haus wurde feierlich ſeiner Beſtimmung übergeben. Etwa 1500 Hitlerjungen und Hitlermädel aus dem ganzen Kreis hatten ſich eingefunden. Gebietsführer Friedhelm Kemper übernahm das Heim zu treuen Händen und ſprach dann über die Ziele des Jugendwanderns. U Tauberbiſchofsheim.(Zum Kreisſchulrat er⸗ nannt.) Der zur kommiſſariſchen Dienſtleiſtung beim Kreis⸗ ſchulamt Tauberbiſchofsheim tätige Pg. Johannes Curth iſt vom Reichsſtatthalter zum Kreisſchulrat beim Kreisſchul⸗ amt Tauberbiſchofsheim ernannt worden. Wertheim.(Eiſerne Hochzeit.) Kommerzienrat Wilhelm Langguth feierte vor einigen Teen mit ſeiner Gattin Frieda. geb. Maurer, das 60jäbriage Ehejubiläum. Stadtpfarrer Meerwein überreichte dem Jubelpaar im Auf⸗ trage des Landesbiſchofs eine Bibel. Das Ehepaar wurde durch das Bürgermeiſteramt, Bezirksamt und die badiſche Regierung gleichfalls beglückwünſcht. () Baden⸗Baden.(Exploſion einer Kühlan⸗ age.) In einem Lebensmittelgeſchäft explodierte die Kühl⸗ anlage. Infolge der ſtarken Salmiakgeiſtverdunſtung mußte die Feuerwehr mit Gasmasken vorgehen. Polizei und Sa⸗ nitäter ſperrten die Amgebung des Hauſes ab. Es iſt nur Sachſchaden entſtanden. Möhringen.(Tödlicher Motorradunfall.) Ein Motorradfahrer von Tuttlingen fuhr in einer S⸗Kurve gegen einen Baum. Der Führer des Fahrzeuges war ſofort kot, ſein Begleiter wurde lebensgefährlich verletzt. euteshoim.(Geſegnetes Alter.) Die älteſte Frau unſeres Ortes, Frau Maria Roß, geb. Reiß, konnte in körperlicher und geiſtiger Friſche ihren 91. Geburtstag feiern. O Efringen.(Erweiterung des Bahnhofs.) Es iſt geplant, im Zuſammenhang mit einer Erweiterung der Verkehrsverhältniſſe auf dem Bahnhof Efringen⸗Kirchen ein neues Stellwerk zu errichten, nachdem das bisherige ſtill⸗ gelegt worden iſt. Gegenwärtig wird die Signal⸗ und Weichenſtellung vom Stationsgebäude aus beſorgt. Für die Neiſenden der Vorortzüge Efringen-Kirchen—Baſel wurde eine beſondere Ein⸗ und Ausſteigſtelle geſchaffen, die dem⸗ nächſt in Benutzung genommen werden ſoll. Todtmoos.(Todtmoos eine einfache Ge⸗ meinde.) Das Miniſterium des Innern hat mit Wirkung dom 1. April 1935 die Vereinigung der Nebenorte Hinter⸗ Todtmoos(mit Todtmoos ⸗ Höfle), Todtmoos⸗Au, Todt⸗ moos⸗Glashütte, Todtmoos⸗Schwarzenbach und Todtmoos⸗ Weg mit dem Hauptort Vorder⸗Todtmoos zu einer ein⸗ fachen Gemeinde Todtmoos angeordnet. Die Anordnung iſt endgültig. Stockach.(Schweres Verkehrsunglück.) Auf der Straße Ludwigshafen— Stockach, auf der ſich in der letzten Woche ein ſchweres Unglück ereignete, das zwei Todes⸗ opfer forderte, ſtieß jetzt ein mit drei Perſonen beſetztes Motorrad mit einem Poſtomnibus zuſammen. Der Führer des Motorrades, August Bauer, erlitt einen ſchweren Ober⸗ ſchenkelbruch und kleinere Verletzungen, ſeine Mutter, Joſefa Bauer, wurde lebensgefährlich verletzt. Der Schüler Rock⸗ holz aus Stockach, der auf dem Benzintank des Motorrads ſaß, wurde ſofort getötet. Das Motorrad wurde vollſtändig zertrümmert. Auch der Omnibus wurde erheblich beſchädigk. Es wird angenommen, daß die untergehende Sonne den Führer des Motorrades blendete und ihm die Sicht über die Fahrbahn genommen wurde. (= Säckingen.(50 Jahre Schwarzwaldverein Säckingen.) Der Schwarzwaldverein, Ortsgruppe Säk⸗ kingen, hat aus Anlaß des 50jährigen Beſtehens auf dem Rötheloßf eine ſchöne ſchindelbedeckte Blockhütte errichtet und feieriich eingeweihk. 8 f 5 Aniverſität Freiburg in Flammen! Die große Aula zerſtörk.— Ein Rieſenfeuer. Jreiburg i. Br., 11. Juli. Im Dachgeſchoß der Aniverſität Freiburg brach am Dienstag nachmiktag Feuer aus, das ſich bei der Trocken⸗ heit raſch ausdehnte. In knapp 20 Minuten ſtand der ganze Komplex der Univerſität in hellen Flammen. Die mächtige Kuppel iſt mit großem Getöſe und unter dichten Rauch- ſchwaden in die Aula abgeſtürzt. Das Feuer wükele in der Aula weiter, während, angefacht durch den Nordwind, der jüdliche und der nördliche Dachſtuhl ergriffen wurden. Die Aula wurde vollſtändig zerſtörk. Das große Kupferdach über dem Eingang der Aniverſität iſt mit ſtarkem Getöſe auf die Straße gefallen. Die Flammen waren auf den weſtlichen und ſüdlichen Flügel übergeſprungen. Die Feuerwehr ſchlug am öſtlichen Flügel mehrere Oeffnungen in das Dach, um auch von innen den Brand mit mehreren Schlauchleitungen bekämp⸗ fen zu können. Das Gebälk des weſtlichen und ſüdlichen Flügels iſt eingeſtürzt. Die Brandſtelle bietet eintroſtloſes Bil d. Vor allem die auf der Weſtſeite gelegene große, mit wunderbaren Wandgemälden geſchmückte Aula iſt in ein Trümmerfeld verwandelt worden. Mehrere Perſonen mußten ſich wegen Rauchvergiftung, Schnitt⸗ und Brandwunden in ärztliche Behandlung begeben. Dank der aufopfernden Hilfe des Rek⸗ tors, des Lehrkörpers und der Studenten iſt ein großer Teil der im Dachgeſchoß untergebrachten Literatur in Si⸗ cherheit gebracht worden. So konnte faſt das ganze volks⸗ wirtſchaftliche Seminar und der größte Teil der rechtswiſſen⸗ ſchaftlichen Seminars geborgen werden. Das Archiv des Zei⸗ tungswiſſenſchaftlichen Inſtituts gilt als verloren. Man nimmt an, daß ein Kurzſchluß im Lichtſpiel⸗ raum den Brand verurſacht hat. Gegen 14,15 Uhr ſchien die größte Gefahr vor⸗ über, wenn es auch noch überall im Gebälk kniſterte. Aus dem inzwiſchen zuſammengebrochenen Dachſtuhl ſchlugen jedoch erneut die Flammen heraus. Plötzlich ſetzte der einige Zeit ſtille Nordwind wieder ein und entfachte die Glut aufs neue. Schwere Rauchwolken ſtiegen empor, aber die Feuerwehr war für dieſe Gefahr ge⸗ rüſtet und erkannte ſie ſofort. Aus zahlloſen Schlauchleitun⸗ gen ergoſſen ſich die Waſſermaſſen auf die Flammen, und es gelang auch in kurzer Zeit, die neueingetretene Gefahr zu beſeitigen. Aus den Nachbarländern Eberſtadt.(Tod durch Inſektenſtich.) Wie vor⸗ ſichtig man bei Inſektenſtichen ſein muß, beweiſt ein Todes⸗ fall, der ſich hier zutrug. Der 38jährige Friedrich Schmunk war von einem Inſekt in der Nähe des Auges geſtochen worden. Schmunk beachtete die Wunde nicht. Es krat eine Infektion ein, die jetzt den Tod des Mannes herbeiführte. Groß-Umſtadk.(Gegen Telefonſtange ge⸗ rannt.) Ein Autofahrer, der einen plötzlich abbiegenden Radfahrer nicht gefährden wollte, rannte gegen eine Tele⸗ fonſtange, die abbrach und den Radfahrer beim Umfallen traf. Er erlitt beträchtliche Verletzungen. Worms.(Auf Dampfboot tödlich verun⸗ g.lückt.) Der 26jährige Joſef Jeude, der ſich auf einem im Rhein verankerten Dampfboot, ohne dort bedienſtet zu ſein, aufgehalten hatte, iſt beim Bedienen der Kaminverſen⸗ kungsvorrichtung durch einen Schlag der Handkurbel gegen den Kopf derart ſchwer verletzt worden, daß er im ſtäd⸗ tiſchen Krankenhaus verſtarb. Butzbach.(Mißglückte Flucht aus dem Zucht⸗ haus.) Ein mehrfach vorbeſtrafter Gefangener, der im Landeszuchthaus Marienſchloß untergebracht iſt, ver⸗ ſuchte aus einer Doppelzelle zu entkommen. Mittels eines großen Brettes gelang es ihm auch, die hohe Mauer zu er⸗ klimmen. Inzwiſchen war die Wache darauf aufmerkſam gemacht worden, nahm die Verfolgung auf und fand den Gefangenen unweit der Gefängnismauer in einem Ge⸗ treidefeld in verletztem Zuſtande. Beim Abſpringen von der Mauer hatte ſich der Gefangene eine ſtarke Verletzung 5 908 Beinen zugezogen, die ihn an der weiteren Flucht inderte. Godramſtein.(Das loſe Meſſer.) Konrad Eſtel⸗ mann, der vor zwei Jahren im Zuſammenhang mit dem un⸗ aufgeklärten Tod ſeiner Ehefrau verhaftet worden war, ſtellte ſeit geraumer Zeit der Tochter ſeines Verwandten Auguſt Eſtelmann nach, die mit dem Einnehmereigehilfen Süß befreundet iſt. Das Mädchen beklagte ſich über die Ver⸗ folgungen bei Süß, der daraufhin den Eſtelmann in ſeiner Wohnung zur Rede ſtellte. Unerwartet ſtürzte ſich Konrad Eſtelmann mit einem Küchenmeſſer auf Süß und verwundete ihn durch mehrere Stiche ſo ſchwer, daß der Getroffene be⸗ wußtlos ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Konrad Eſtelmann wurde ins Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert. Zweibrücken.(Mordverſuch am Ehemann.) Die 62jährige Ehefrau eines in Knopp wohnhaften Schweinehir⸗ ten hatte erfahren, daß ihr Mann Schulden gemacht habe. Sie geriet darüber derart in Erregung, daß ſie ihren krank zu Bett liegenden Ehemann mit dem Schrubber kotſchlagen wollte. Um nicht geſtört zu werden, hatte ſie die Türe ver⸗ ſchloſſen. Auf die Hilferufe des Mannes, dem ſie bereits ſchwere Kopfverletzungen beigebracht hatte, drang man in die Behauſung ein und verhinderte die Rabiate an der Vollendung ihres Vorhabens. Ein Gendarmeriebeamter nahm die Frau feſt und lieferte ſie in das Gefängnis ein. Großer Waldbrand in der Oberpfalz „Nürnberg, 10. Juli. Ein rieſiger Waldbrand iſt in der Nähe von Mitterteich an der Bahnlinie Wiesau Tirſchen⸗ reuth ausgebrochen der ein etwa 200 Tagwerk großes Waldgebiet vernichtete. Sämtliche Feuerwehren der ganzen Umgebung ſowie die Arbeitsdienſtlager von Marktredwitz, Waldſaſſen, Mitterteich und Tirſchenreuth wurden zu Hilfe gerufen. Bei dem vernichteten Waldbeſtand handelt es ſich teils um Staatswald, teils um Privatwälder. Eine Perſon, die im Verdacht ſteht, durch Leichtſinn den Brand verurſacht zu haben, wurde verhaftet. b Mord und Selbſtmord aus verſchmähler Liebe. Ingolſtadt, 10. Juli. In Menching brachte der 27 Jahre alte Georg Weher der 22jährigen Landwirtstochter Anna Heckner, als ſich das Mädchen zum Kleeholen auf dem Acker befand, mit einem l e Stichverletzungen am Hals bei; die Halsſchlagader wurde durchſchnitten. Das Mädchen ſtarb an innerer Verblutung. Nach der Bluttat ſtürzte ſich Weber in das Altwaſſer der Paar und ertrank. Die Urſache iſt in verſchmähter Liebe zu ſuchen.. ¶Lalcale Nuudocliau Bräuche beim Getreibdeſchnitt Wie mit der Ernte im allgemeinen noch ſehr viele Bräuche zuſammenhängen, ſo auch mit dem Beginn der Ernte, dem erſten Getreideſchnitt. In verſchiedenen Gegenden will es der alte Brauch, daß damit an einem beſtimmten Tage der Woche begonnen wird, in anderen Gegenden wird vorher ein Gottesdienſt abgehalten, der Erntebitt⸗Tag, wobei die Landleute jedoch nicht in ihren Feiertagskleidern zur Kirche kommen. Von der Kirche geht es ſodann in der Werktagsklei⸗ dung ſogleich auf die Felder. Anderswo wieder begeben ſich die Landleute beim erſten Getreideſchnitt mit allen Angehöri⸗ gen im beſten Sonntagsſtaat und in einem würdevollen Auf⸗ zug auf die Felder hinaus, wo alsbald mit dem Schnitt be⸗ gonnen wird. In Heſſen und auch in anderen Landſtrichen ſollen die erſten Aehren von einem kleinen Mädchen abge⸗ ſchnitten werden; beſonderen Segen ſoll es bringen, wenn das Mädchen ein Waiſenkind iſt. Da und dort will es die Sitte, daß die Landleute, die zum erſten Getreideſchnitt hinausziehen, von Bekannten, Freunden und Begegnenden den Gruß„Gott helfe“ mit auf den Weg erhalten. Die Geräte für den erſten Schnitt bekommen einen Schmuck aus Feldblumen und grünen Zweigen. Auch mit den erſten geſchnittenen Aehren wird im Brauchtum mannigfach verfahren. Verſchiedentlich werden ſolche an den Hut oder an die Mütze geſteckt, in anderen Gegenden wieder— wie es der Brauch will— zu Hauſe hin⸗ ter den Spiegel. Auch Aehren, am Scheunentor feſtgenagelt, kann man begegnen. * Voranſchlag des Kreiſes Mannheim angenommen Günſtige Finanzlage— Ausgeglichener Haushalt. Am Dienstag nachmittag fand hier die 69. ordentliche Sitzung der Kreisverſammlung des Kreiſes Mannheim ſtatt, in der die Vorlagen des Kreisrates verabſchiedet wurden. Kreisvorſitzender Kurt Gotthans bezeichnete die Finanz⸗ lage des Kreiſes als gut; es konnten auch in dieſem Jahre Mittel bereitgeſtellt werden, um die Arbeitsbeſchaffungs⸗ maßnahmen der Regierung wirkungsvoll zu unterſtützen. In erſter Linie iſt dabei an die Erweiterung der Kreis⸗ pflegeanſtalt Weinheim gedacht. Ohne Ausſprache genehmigte die Verſammlung den Antrag, daß für Zuſchüſſe an Kreis⸗ gemeinden zum Ausbau, zur Verbreiterung oder Verlegung von Kreiswegen der Betrag von 40 000 RM. in den neuen Haushaltplan aufgenommen werden, und daß ferner der Beitrag der Gemeinde Rippenweier zu den Unter⸗ haltungskoſten der Kreiswege bis auf weiteres von der Hälfte auf ein Drittel ermäßigt wird. Der Rechnungs⸗ prüfungsausſchuß hatte keinen Anlaß zu Beanſtandungen. Die Abſchlüſſe der 20 Einzelvoranſchläge und damit der Haushaltplan für 1. April 1934/35 wurden ebenfalls ohne Ausſprache genehmigt und der Erhebung der Kreisſteuern in bisherigem Umfang die Zuſtimmung erteilt. Der Sitzung wohnte als Regierungsvertreter Landeskommiſſär Dr. Scheffelmeier bei. * Wer iſt der Tote? Am 9. Juli, abends 7 Uhr, wurde aus dem Neckar unterhalb der Riedbahnbrücke die Leiche eines bis jetzt unbekannten jungen Mannes geländet. Der Tote iſt 20—25 Jahre alt, zirka 1.70 Meter groß, ſchlanke, kräf⸗ tige Geſtalt, Oberkörper ſonnverbrannt, langes dunkelbraunes Haar, auf dem linken Handrücken eine 3 Zentimeter lange Narbe. Die Leiche war mit einer ſchwarzen und einer dunkel⸗ grünen Badehoſe bekleidet. Es handelt ſich offenbar um einen Mann, welcher am 8. oder 9. Juli im Neckar bei der Feudenheimer Fähre ertrunken iſt. Bei den Kleidern lag ein älteres Damenfahrrad, Marke„Phänomen“, Nr. 38 114. Verkehrsunfälle. Beim Ueberqueren der Kunſtſtraße in der Mittagszeit wurde eine Fußgängerin von einem Rad⸗ fahrer angefahren und zu Boden geworfen. Sie erlitt eine Hand⸗ und mehrere Geſichtsverletzungen und wurde nach Anlegung eines Notverbandes in die Hedwigsklinik ge⸗ bracht.— Ein Kraftradfahrer ſtieß beim Einbiegen von der Waldhof⸗ in die Mittelſtraße mit einem Straßenbahnzug zuſammen. Der Kraftradfahrer erlitt Kopf⸗ und Beinver⸗ letzungen und wurde in das Allgemeine Krankenhaus ge⸗ bracht. Das Kraftrad wurde ſtark beſchädigt. * Platzeinweihung des Kaninchen⸗ und Geflügelzuchtvereins Ilvesheim. Bei der Einweihung des Platzes am Sonntagnachmittag begrüßte der rührige Vereinsführer Schmelcher die Eh ren⸗ gäſte, den Reichsgruppenleiter Nagel, ferner den Bürger⸗ meiſter Hornberger, die Vertreter der NSDAP. uſw. Reichsgruppenleiter Nagel hielt ſodann eine Anſprache über Ziel und Zweck der Kaninchen⸗ und Kleintierzucht, die für unſer Volk von großer Bedeutung ſind, da jährlich noch ungezählte Millionen Mark für Eier und Geflügel ins Aus⸗ land wandern. Der planvollen Förderung der Kleintierzuch/ und die Aufklärung im deutſchen Volle ſeitens der jetzigen Regierung ſei der Aufſchwung dieſes landwirtſchaftlichen Nebenzweiges in der letzten Zeit zu danken. Bürgermeiſter Pg. Hornberger begrüßte im Namen der Gemeinde die Anweſenden und ſprach dem Vereinsfüh ver und den Mitgliedern den Dank für die geleiſtete Arbeit im Intereſſe der Kleintierzucht aus. Ein Lichtbildervortrag ging am Samstag in der„Roſe“ der Einweihung voraus. Der Platz, 44 Ar umfaſſend, wurde in Parzellen eingeteilt, die an die Mitglieder, worunter ſich viele Er⸗ werbsloſe befinden, abgegeben werden. i * — Grünkern, eine deutſche Suppenfrucht. Auf den weniger tiefgründigen Böden des Frankenlandes, wo der Anbau von Winter⸗ und Sommerweizen 1295 mehr recht ge⸗ deihen will, bauen die Bauern ſeit altersher eine Weizen⸗ art, den ſogenannten Spelz, auch Dinkel genannt. Aus dieſem Winterſpelz wird mit großer Sachkenntnis der Grünkern gewonnen, was ſehr viel Handarbeit und peinliche Sorgfalt erfordert. Der Acker wird im Herbſt mit Winterſpelz ein⸗ geſät und im darauffolgenden Frühſommer zur Grünkern⸗ gewinnung herangezogen. Wenn nun die Aehren der Spelz⸗ pflanze ſich ſoweit entwickelt haben, daß die dann vorhanden Körner Milchreife erlangt haben, wird mit der Grünk, gewinnung begonnen. — Das Tragen nachträglich perliehener Kriegsorde Am Zweifeln zu begegnen, gibt das Reichsminiſterium Innern bekannt, daß zu den zugelaſſenen Orden auch Reichsſtatihalier Wagner bei BBC Mannheim, 11. Juli. Reichsſtatthalter Robert Wag⸗ ner ſetzte die Reihe der Beſichtigungen badiſcher Großfir⸗ men am Dienstag nachmittag mit einem Beſuch bei der Brown Boveri und Cie. A.⸗G. Mannheim fort. In Anſchluß an die Beſichtigung der Werkſtätten, die einen umfaſſenden Einblick in die im Werk geleiſtete Qualitätsarbeit vermittelte, erſchien der Reichsſtatthalter in der mit den Fahnen des Dritten Reiches und Girlanden ausgeſchmückten Verſammlungshalle, in der ſich inzwiſchen die 2000 Mann umfaſſende Gefolgſchaft verſammelt hatte. Der Führer des Unternehmens, Dr. Schnetzler, ſprach zunächſt dem Reichsſtatthalter den Dank für den Beſuch aus. Der Betriebsführer betonte die Notwendigkeit, der Wirt⸗ ſchaft in den Grenzgebieten beſonderes Augen⸗ merk zuzuwenden. Dann wies er darauf hin, daß man be⸗ ſtrebt ſei, den Werksgedanken zu verwirklichen durch Kameradſchaftsabende, die der Geſelligkeit dienen, ſowie durch Werksverſammlungen in denen Ver⸗ ſtändnis für die großen Zuſammenhänge innerhalb des Be⸗ triebes geweckt und Verſtändnis von Menſch zu Menſch ge⸗ ſördert werden ſoll. Dann eröffnete der Betriebsführer die anſchließende Werksverſammlung, in der er in in⸗ tereſſanten Ausführungen über das Lebenswerk der Grün⸗ der der Firma ſprach und insbeſondere der vielfach vertrete— nen Auffaſſung entgegentrat, als ob es ſich um ein aus⸗ ländiſches Unternehmen handele. Dann ergriff Reichsſtatthalter Robert Wagnec das Wort. In ſeinen Ausführungen ſchilderte er zunächſt die Si⸗ tuation, die die aus dem Weltkrieg zurückkehrenden Front⸗ kämpfer in der Heimat antrafen und die erſt dann einen hoffnungsvollen Zukunftsblick geſtattete, als in Adolf Hitler der Führer der nationalſozialiſtiſchen Bewegung gefunden war. Das Volk ſteht im Mittelpunkt unſeres Schaffens. Die Arbeitsſchlacht konnte im früheren Regime nicht mit Erfolg geſchlagen werden, weil alles auseinanderſtrebte. Nicht Geld ſchafft Arbeit, ſondern Arbeit ſchafft Geld und Kapital. Der Reichsſtatthalter kam dann auf die zur Zeit im Vorder⸗ grund ſtehenden wirtſchaftlichen Fragen zu ſpre⸗ chen, deren Schwierigkeiten man ſich durchaus bewußt ſei. Aber die Not ſei noch immer der beſte Lehrmeiſter geweſen. In dieſem Sinne forderte der Reichsſtatthalter die BBC⸗ Werksangehörigen auf, ihre ganze Kraft einzuſetzen im Dienſte der deutſchen Volksgemeinſchaft unter der Führung Adolf Hitlers. Betriebszellenobmann Thieme verſicherte den Reichs⸗ ſtatthalter des vollen Einſatzes der Werksangshörigen und des Vertrauens zu unſerem Führer Adolf Hitler, der die deutſche Arbeiterehre wieder hergeſtellt habe. Begeiſtert nahm die Verſammlung das Siegheil ihres Sprechers auf Führer und Volk auf, das Deutſchland⸗ und Horſt⸗Weſſel⸗ Lied brauſte durch die weite Halle. Das Kupieren von Pferden. Am 1. Februar 1934 iſt das Tierſchutzgeſetz vom 24. November 1933(Reichsgeſetzbl. 1 S. 987 mit Ausnahme des 8 2 Nr. 8 und 11 in Kraft getreten. Nach 8 2 Nr. 8 iſt es verboten, einem Pferde die Schweifrübe zu kürzen (kupieren). Ausnahmen ſind nur unter beſonderen Be⸗ dingungen zugelaſſen. Der Zeitpunkt des Inkrafttretens dieſes Verbotes wird gemäߧ 15 des Geſetzes vom Reichs⸗ miniſter des Innern im Einvernehmen mit dem Reichs⸗ miniſter für Ernährung und Landwirtſchaft feſtgeſetzt werden Die intereſſierten Kreiſe ſollen dadurch Zeit gewinnen, ſich auf das Verbot einzuſtellen. Trotz dieſer aufſchiebenden Beſtimmung dürfen aber tierquäleriſche Mißbräuche, die ſich gelegentlich beim Ku⸗ pieren der Pferde herausgebildet haben, ſchon jetzt nicht mehr geduldet werden. Wer beim Kupieren ein Pferd unnötig quält oder roh mißhandelt, hat Beſtrafung nach § 9 des Geſetzes zu gewärtigen(Gefängnis bis zu 2 Jahren und Geldſtrafe bis zu 10 000 RM. oder eine dieſer Strafen). Im übrigen iſt für das Kupieren der Pferde§ 2 Nr. 9 des Geſetzes beſonders zu beachten, wonach es verboten iſt, an einem Tier in unſachgemäßer Weiſe oder ohne Betäubung einen ſchmerzhaften Eingriff vorzunehmen. Die Schweifrübe des Pferdes bildet in ihrem Knochen die Fortſetzung und den Abſchluß der Wirbelſäule und ent⸗ hält neben Sehnen, Muskeln und Blutgefäßen auch eine Anzahl empfindlicher Nerven. Das Kürzen der Schweifrübe verurſacht deshalb den Pferden durch die Durchtrennung der Gewebe und durch das Abbrennen der Wundfläche zum Zwecke der Blutſtillung erhebliche Schmerzen. Es kommt bei unſachgemäßer Vornahme der Operation häufig vor, daß die Durchtrennung nicht zwiſchen den weichen Knorpeln der Gelenke erfolgt, ſondern die Schwanzwirbel mit Ge⸗ walt durchtrennt werden. Bei ſolchen Komplikationen werden Schwanzwirbelteile oder ganze Schwanzwirbel brandig ab⸗ geſtoßen, bevor es zur Heilung kommt. Die Wundheilung iſt im übrigen langwierig und ebenfalls ſchmerzhaft, auch wenn ſie normal verläuft. Weiterhin können Wundinfek⸗ tionen aller Art eintreten, die geſundheitliche Schädigungen und bisweilen den Tod der Tiere im Gefolge haben können. Nicht ſelten wird Starrkrampf im Anſchluß an das Kupieren beobachtet, der immer ſehr ſchmerzhaft iſt und in der Regel tödlich verläuft. Viele Pferde werden durch die ſchmerzhafte Operation und durch die oft erforderliche Nachbehandlung dauernd in ihrem Charakter geſchädigt. Sie werden ängſtlich oder bösartig und damit nur beſchränkt verwendungsfähig. Durch das Kürzen des Schwanzes wird das Pferd einer wichtigen Abwehrwaffe gegen Inſekten beraubt und da⸗ durch einer lebenslänglichen Quälerei preisgegeben. Das Pferd ſucht ſich der quälenden Inſekten dann fortwährend durch Zuckungen der Haut, durch Schütteln des Körpers, durch Anſtreifen an ſeſte und bewegliche Gegenſtände, durch Schleudern des Kopfes und Schlagen mit den Beinen zu erwehren. Dadurch wird Muskelkraft unnötig verbraucht, die Arbeitsleiſtung des Tieres beeinträchtigt, ſowie ein vor⸗ zeitiger Verbrauch des Körpers begünſtigt, da beſonders die Knochen, Gelenke, Sehnen und Bänder der Gliedmaßen ſowie die Hufe durch das ſtändige Schlagen unverhältnis⸗ mäßig ſtark beanſprucht und beſchädigt werden. Auch die Futteraufnahme leidet unter der ſtändigen Beunruhigung. Schließlich werden kupierte Tiere infolge der fortdauernden Beläſtigung durch die Inſekten vielfach nervös, ſo daß auch die öffentliche Sicherheit durch ſolche Pferde gefährdet werden kann. In verſchiedenen deutſchen Ländern ſind ſchon heute kupierte Pferde von ſtaatlichen Prämiierungen ausgeſchloſſen, ebenſo wird die Heeresverwaltung vom Jahre 1935 ab kupierte Pferde nicht mehr ankaufen. Dies wird dazei tragen, daß die Nachfrage nach kupierten Pferden auf⸗ hören wird. Das Land der Waſſerburgen Enkdeckungsreiſe in die heimat der größten deutſchen Dichterin. * „Ich bin ein Weſtfale, ein Stockweſtfale, näm⸗ lich ein Münſterländer,— Gott ſei Dank, füge ich hinzu!“ Annette v. Droſte⸗Hülshoff. Mit dem Münſterland verbindet ſich für Uneingeweihte nur der Begriff der weſtfäliſchen Dickköpfigkeit, des guten Schinkens und des Pumpernickels. Wer kennt ſeine Land⸗ ſchaft, ſeine Städte? Wer kennt vor allem ſeine Waſſer⸗ burgen? Selbſt der Weſtfale hat nur ſelten genauere Kenntnis von ihnen, zumal ſie im allgemeinen abſeits vom Schienenſtrang liegen. Man muß ſich im Kraftwagen oder mit dem Fahrrad an ſie heranpirſchen, und wenn man an einem Tage möglichſt viele ſehen will, muß man mit Hilke eines Kenners ſich einen genauen Plan entwerfen. Waſſerburg Gemen. Ihre Schönheit iſt herber als die der Rheinburgen. In ihrer Verhaltenheit gleichen ſie dem Charakter des weſt⸗ fäliſchen Menſchen. Nicht als Ausfallspunkte für Eroberun⸗ gen, ſondern zum Schutz gegen feindliche Ueberfälle ſind ſie geſchaffen worden. Nicht von Romantik und Sagen ſind ſie umſponnen, ſie drücken Abgekehrtheit, Ruhe und Beharrung aus. Nicht Raubritter hatten Platz auf ihnen, ſondern Ge⸗ ſchlechter, die Strebſamkeit und beſonnene Kulturarbeit auf ihr Panier geſchrieben hatten. Dieſe Tatſache drückt die Bauform ſchon aus. In der Gräffte, dem breiten, die ge⸗ ſamte Burg umfließenden Ringgraben, ſpiegeln ſich ſchwere graue, meiſt aus heimiſchem Backſtein gefügte Mauern: voll⸗ kommen ſchmucklos, zweckhaft und ſachlich ſteigen ſie aus dem undurchſichtig grünen Waſſer. Nach außen— auch darin iſt ſie dem weſtfäliſchen Menſchen nicht unähnlich— erſcheint die Waſſerburg ſteif und nüchtern, ſozuſagen bis oben„zugeknöpft“. Architektonisch ſchließt ſie ſich nur nach dem Innenhof auf. Da verlebendigen ſich die Fronten durch das Gewinkel der Fachwerkzeichnungen und durch die Ko⸗ ketterie verſpielter Erker und Giebel. Wie dieſe Burgen breit und behäbig daliegen, ein Stück des Landes, das ſie entſtehen ließ, drücken ſie den Sinn für das zähe Feſthalten am Ueberlieferten aus, der eine beſon⸗ dere Eigenſchaft ihrer Beſitzer iſt. Es iſt immer ſchwer ge⸗ weſen für das Veue, die Breite der Gräffte und die Höhe der Burgmauer zu überwinden. Hier liegen die Wurzeln ſtarker Geſchlechter von altem Klang und Namen. Nur einige wenige aus dem Rieſenkranz der Münſter⸗ länder Waſſerburgen ſeien herausgegriffen: Am Rande der alten und ſchönen Stadt Lüdinghauſen mit einem im Renaiſſanceſtil erbauten Amtshaus aus dem 16. Jahrhun⸗ dert liegt Burg Viſchering, eine typiſche Rundburg, von dem Geſchlecht der Droſte zu Viſchering ſeit dem dreizehnten 5 wohnt. Wohl die romantiſchſte und idyl⸗ des Münſterlandes, die obendrein den Nor zua hat ortmund und Münſter ſehr bequem erreichbar zu ſein. Von der Stever umfloſſen, bildet ſie eine kreisrunde, verträumte Abgeſchloſſenheit, der Phantaſie geöffnet nur nach der einen Seite durch den Hof⸗ ſektor, den eine wuchtige Mauer abſchließt. Seit 1550 iſt hier alles ſo geblieben, wie es alte Meiſter ſchufen. Ein geradezu methuſalemiſcher Holunderbaum ſcheint durch den Backſtein hindurchgewachſen. Ueber die noch gut erhaltene Zugbrücke tippeln die jungen Mädchen eines jetzt im Schloſſe untergebrachten Penſionats. In der Nähe der kleinen Stadt Herbern— etwa 25— 30 Kilometer ſüdlich von Münſter— liegt, in eine ſtille Parklandſchaft gebettet, das Haus Weſter winkel. Die Grafen von Merveld ſitzen hier ſeit Mitte des 16. Jahr⸗ hunderts. Die alte Wehrburg legitimiert ſich als ſolche nur durch die vier Ecktürme des quadratiſch angelegten Baues. Man muß das Glück haben, in den inneren Schloßhof ge⸗ langen zu können. Die hohen Fenſter des Innenhofes ſind von grünen Rolläden bedeckt: das Haus iſt nur von zwei Schulmeiſtern des Ortes bewohnt, während die Mutter des jetzigen Beſitzers den größten Teil des Jahres bei ihrem Sohn auf Schloß Lembeck wohnt. Hier iſt alles chlafen ge⸗ gangen. Die Schloßwände ſtehen ſtill und verſonnen da und verleihen dem Hof wohl dem ſchweigſamſten aller Schloß⸗ höfe, der obendrein durch düſteres Efeugeſchlinge abgedichtet iſt, den unheimlichen Eindruck, daß ſich hier um die zwölfte Stunde alle Geiſter des Münſterlandes, vom Spökenkieker bis zum alten Wodanſchmied, ein Stelldichein geben. Am Eingang zur Linken liegt eine kleine Kapelle, in der einmal im Jahr die Meſſe geleſen wird. Aus der Erdnähe wuchſen die Gedichte der Annette von Droſte⸗Hülshoff. In einem zwiſchen Roxel und Ha⸗ vixbeck in unmittelbarer Nähe Münſters ganz in den Wald zurückgeſetzten Herrenhaus aus dem Jahre 1545 wurde Annetke am 14 Januar 1797 geboren Damals ſaß ihr Ge⸗ ſchlecht ſchon an die viechundert Jahre auf Haus Hülshoff. Im weitgedehnten Park rund um das Schloß vermeinen wir auf die„Judenbuche“ zu ſtoßen, aber es mußte wohl ein Irrtum ein denn bald kreffen wir auf eine zweite, eine dritte und noch mehr ſchöner alter Rotbuchen. 1875 wurde eine kleine Kapelle an das Herrenhaus angebaut, das ſeinem jüngeren Freund ſo über die Schulter zu ſchauen ſcheint. „Die Einſiedelei voll Frieden und Sonnenſchein, in der⸗ man den Flug der Zeit am wenigſten gewahr wird“, wie Annette ſchrieb, iſt der Witwenſitz derer von Droſte⸗Hülshoff, Haus Rüſchhaus, von Johann Konrad Schlaun 1749 erbaut. In der Stille dieſes Hauſes ſchrieb Annette ihre reifſten Werke, und hier wurde Schükking„mit dem klaſſi⸗ ichen weſtfäliſchen Kaffee gelabt“ Im weſtlichen Münſterland, unweit von Borken, wächſt die Burg Gemen einer der älteſten Adelsſitze des Landes, aus dem ſtillen Waſſer empor. Ihre ſtolze Oberburg, eine Rundburg wie Viſchering, ſtammt im weſentlichen aus dem 15. Jahrhundert und iſt ausgeſtaltet in der Zeit des Barock. Als rieſenhafter Wächter hüket der„Ballturm“ das Tor⸗ Zum Schluß eine Waſſerburg, die ganz aus dem Rah⸗ men der anderen herausfällt: Gottfried Laurenz Pictorius begann 1703 mit dem Bau des„weſtfäliſchen Verſailles“, des Schloſſes Nordkirchen, das dem Herzog von Aren⸗ berg gehört. Ein ganz nach franzöſiſchem Muſter großzü⸗ gig angelegter Rieſenpark mit alten, einſt mit Plaſtiken ge⸗ ſchmückten Alleen umgibt das weitausladende Schloß. Schlaun, Weſtfalens berühmteſter Baumeiſter, ſchuf die Orangerie. Die Waſſerburgen laſſen ſich in dieſem Rahmen nicht alle aufzählen: das ſtille und feſtliche Haus Borg, das den Blicken abgewandte Haus Itlingen, das elegante Schloß Darfeld und wie ſie alle heißen. In jeder Jahreszeit zeigt ſich dieſes Münſterland in neuer Schönheit und in beſonderem Reiz. In jeder Jahres⸗ zeit lohnt es ſich, hier auszuſteigen und ſeine Beſonderheiten Und ſtillen Winkel aufzudecken. Herbert Duckſtein. Wetterbericht Das über der Nordſee liegende Hoch und die polniſche Depreſſion halten ſich noch die Waage. Wir behalten daher die ſommerliche Witterung. Da in der Höhe Luftzufuhr von dem Nord⸗ und Oſtſeeraum beſteht, erreichen die Tempera⸗ turen nicht die Höhe, wie ſie von Nordamerika gemeldet wird. — Vorherſage: Hochdruck wetter hält an. Liedertafel. Heute abend 8.30 Uhr Probe. Einmachföpf ö am Lager. a Johann 8 Würthwein, Kloppenheimerſtraße 37. 1 —— 0 W N b Verſammlungs⸗ Kalender. Fleißige, ehrliche Deutſche Markenbutter Pfd. 1.48 eutsche feine Molkereibukter Pfd. 1.44 Matjesheringe 3 St. 25 0 Neue Kartoffeln Pfd. 9. Morgen eintreffend ein Waggon Gute Salat⸗ u. Tafelöle Liter 0.95, 1.—, 1.05, 1.10, 1.20 Vorderſchinken, gek. 8 ½ Pfd. 30 Eier Stück 9, 9½ u. 10 Schweizerkäſe Ab Bahn billiger. Wielenpeu. Alex. Gchmich. ½ Pfd. 25 u. 28 f 45 v. H. Fett i. T. Munsterkäse, 45 v. H. Fett i. T. bamembert, 40 u. 50. H. Fett i. T. Allgäuer Stangenkäſe 4 Pfd. 9, 20 v. H. Fett i. T. Ferner empfehle: Apfelwein, offen Ltr. 30 Anellfriſch. Mineralwaſſer Limonade— Tafelwaſſer und Bauplätzen. Georg Röser Immobiſien(R. D. NI.) -und verhaut von Grundbesitz, Häusern Aeltest. Fachgeschäft am Platze Himbeerſaft mit Zucker, 5 offen, Pfund 54 9. Citronen Stück 5 und 6. Darlehen 3% Rabatt, mit Ausnahme weniger Artitzel. für alle Zwecke zu 5% gegeg einfache Sicherheit auf 1 bis Jahre durch ſtreng reelle Württemberg. Privat⸗Kreditgen. Geſchäftsſtelle: N. 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