2. Blatt zu NM. 159 8 Barthou, der Paktreiſende Die Londoner Beſprechungen des franzöſiſchen Außen⸗ miniſters Barthou werden in franzöſiſchen politiſchen Krei⸗ ſen mit umſo größerer Aufmerkſamkeit verfolgt, als von der Haltung der engliſchen Regierung die weitere Entwick⸗ lung der franzöſiſchen Verhandlungen für ein Oſtlocarno und einen Mittelmeerpakt ſtark beeinflußt werden dürfte. Die Londoner Sonderberichterſtatter der großen Informa⸗ tionsblätter ſind jedoch noch nicht in der Lage, weſentlichs Einzelheiten über den gegenſeitigen Meinungsaustauſch zu bringen, da man ſich auf franzöſiſcher wie auf engliſcher Seite in völliges Stillſchweigen hüllt. Dieſe ſtarke Zurück⸗ haltung der zuſtändigen Kreiſe ſoll nach franzöſiſcher Dar⸗ ſtellung auf einen ausdrücklichen Wunſch der engliſchen Regierung zurückzuführen ſein, da man auf die öffentliche Meinung in England Rückſicht nehmen müſſe. Im allgemei⸗ nen behauptet man aber, daß die Darlegungen Barthous über die franzöſiſche Auffaſſung von dem Syſtem regionaler Pakte auf die engliſchen Regierungsmitglieder einen ſehr guten Eindruck gemacht hätten und daß man wahrſcheinlich Grund zu der Annahme habe, daß London einem Oſtlo⸗ carnopakt wie auch einem Mittelmeerpakt wohl⸗ wollend gegenüberſtehe. Man iſt aber auch überzeugt, daß ſich die engliſche Regierung in keiner Weiſe an dieſen Ab⸗ kommen beteiligen und auch einem angeblich von Frankreich geäußerten Wöuͤnſche nicht nachkommen werde, in Berlin und Rom für dieſe Pakte Propaganda zu machen. Der Außenpolitiker des„Echo de Paris“ faßt die angebliche Auf⸗ faſſung der engliſchen Regierung in vier Punkte zuſammen: 1. England werde ſich außerhalb des von Frankreich be⸗ abſichtigten Syſtems halten, ſehe aber keine Veranlaſſung. etwas dagegen zu unternehmen. 5 2. Man werde engliſcherſeits wahrſcheinlich nicht auf die Schwierigkeiten einer Angleichung der von Frankreich beab⸗ ſichtigten Beiſtandspakte an den Locarnovertrag hinweiſen. 3. Die engliſchen Bedenken gegen die neue franzö⸗ ſiſch⸗rufſiſche Politik, die darauf hinausgingen, daß Frankreich vielleicht nicht mehr ſo viel von einer engliſch⸗ franzöſiſchen Zuſammenarbeit halte, ſeien beſeitigt, nachdem man ſich in England davon„überzeugt“ habe, daß„das Ende der ruſſiſch⸗deutſchen Zuſammenarbeit und die Beſei⸗ tigung der Gefahr, Rußland könne für Deutſchland ein Hauptlieferant für Rohſtoffe werden“ zur Stabiliſierung der europäiſchen Lage beitragen. 4. England werde gegenüber den franzöſiſchen Bemü⸗ hungen eine wohlwollende, aber paſſive Haltung ein⸗ nehmen. Man dürfe aber nicht von England erwarten, daß es ſich in Berlin oder anderswo für die franzöſiſchen Pläne verwende. 8 Neben den Beſprechungen Barthous werden auch die vorbereitenden Verhandlungen für die Flottenkonfe⸗ renz, die von Pietri geführt werden, in großer Form be⸗ handelt. Dazu erklärt das„Echo de Paris“, der Wunſch, Deuſchland zu den Verhandlungen hinzuzuziehen, gehe auf Frankreich zurück. England widerſetze ſich jedoch dieſem Wunſche, da nach ſeiner Anſicht die Hinzuziehung Deutſch⸗ lands auch eine Einladung Rußlands nötig machen würde. England befürchte, daß dann die Frage der Meer⸗ engen und die Frage des Gleichgewichtes im Mittelmeer aufgeworfen werden könnten. Im übrigen habe man bei den Beſprechungen feſtſtellen können, daß auch England gegen den Bau von 35 000-Tonnen⸗Kreuzern ſei. In ihren Berichten über die Beſprechungen Barthous beſchäftigt ſich die engliſche Preſſe eingehend mit dem fran⸗ zöſiſchen Vorſchlaa eines gegenſeitigen Unterſtützungspaktes, wie er der engliſchen Regierung unterbreitet wurde.„Ti⸗ mes“ zufolge haben die Franzoſen erneut betont, daß ſich das geplante Syſtem ſtreng an das Völkerbundsftatut und den Locarnovertrag anlehne und ſich gegen keinen einzelnen Staat richte. Es ſef auch dargelegt worden, daß der geplante Pakt die von der franzöſiſchen Regierung vorgezogene Al⸗ ternative vor irgendeiner Ausdehnung des Syſtems der mi⸗ litäriſchen Bündniſſe ſei. Das franzöſiſche Paktprogramm umfaſſe drei Hauptpunkte: 5 1. Den nor doſteuropäiſchen Pakt der gegen⸗ ſeitigen Unterſtützung, an dem Deutſchland, die Sowjet⸗ union, die Tſchechoſlowakei, Polen und die baltiſchen Staa⸗ ten teilnehmen würden. 2. Den Mittelmeerpakt, der Frankreich, Italien die Balkanſtaaten und die Türkei umfaſſen würde. 3. Die Unterzeichner des Locarnovertrages und der beiden neuen Regionalpakte würden einen„Act gene⸗ ral“ unterzeichnen, der die Hauptpunkte dieſes Vertrages in ihrer Beziehung zu den Klauſeln des Völkerbundsſtatüts verkörpern würde. Frankreich ſoll den erſten nordoſteuro⸗ päiſchen Pakt garantieren, während von Rußland eine Ga⸗ rantie des Locarnovertrages erwartet werde. Der diplomatiſche Mitarbeiter des„Daily Telegraph“ ſagt, doß die geplanten Pakte nach engliſcher Anſicht nur unter zwei Bedingungen für den Frieden wirken könnten: 1. müßte jeder wirklich ein„Locarno“ ſein, in dem frühere Verbündete und Feinde frei vereinigt ſind im gegenfeiligen Vertrauen und gegenſeitiger Zuſammenarbeit, 2. dürften ſie keine Verwicklung und Hemmung des urſprünglichen Lo⸗ carnovertrages mit ſich bringen, was der Fall ſein würde, wenn den weſteuropäiſchen Staaten Verantwortlichkeiten in anderen Gebieten auferlegt würden. „Die konſervativen franzöſiſchen Kreiſen naheſtehende „Morning Poſt“ behauptet als einziges Blat, daß zwar ein politiſches engliſch⸗franzöſiſches Bündnis nicht in Frage komme, daß man ſich aber über eine militäriſche Zu babs zwiſchen den beiden Ländern geeinigt habe. „Daily Expreß“ meldet, die Beſprechungen hätten unter dem Zeichen der Königsberger Rede von Rudolf Heß geſtanden. Die Erklärung des Stellvertreters des Füh⸗ rers habe Barthou ſeiner geſchickt vorbereiteten Beweis⸗ gründe über die ſche Außen Angriffgelüſte Deutſchlands be⸗ raubt. Der engliſche Außenminiſter Sir John Simon ſei in der Lage geweſen, auf die Rede von Heß hinzuweiſen d zu erklären:„Deutſchland iſt verſöhnlich. Es ſollte nun⸗ 8 ziemlich einfach ſein, Deutſchland nach Genf zurückzu⸗ ngen.“ 8 = erkehr disziplin Rekofei— Reichsnährſtand. Der Landesverband Baden im Rekofei läßt uns fol⸗ gende Erklärung des Beauftragten des geſamten Einzel⸗ handels, Präſidenten Dr. Hayler, zugehen. Die verſchiedenen Veröffentlichungen des Reichsnähr⸗ ſtandes bezw. des Beauftragten des Reichsnährſtandes, Herrn Paeſch, insbeſondere die letzte Anordnung des Reichsbauern⸗ führers,haben in den Reihen unſerer Mitglieder neuer⸗ dings Unklarheit und Unſicherheit hervorgerufen. Ich weise daher nochmals darauf hin, daß die im Rahmen des Ge⸗ ſetzes zur Vorbereitung des organiſchen Aufbaues der nationalen Wirtſchaft vom 5. Mai 1934 vom Herrn Reichs⸗ wirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt angeordnete Zwangsorani⸗ ſation zum Rekofei für alle Betriebe des Kolonialwaren⸗, Feinkoſt⸗ und Lebensmittel⸗Einzelhandels, die die Voraus⸗ ſetzung des§ 4 der Dritten Verordnung zum Reichs⸗ nährſtandgeſetz erfüllen, durch die Anordnung des Reichs⸗ bauernführerd nicht berührt wird. Es iſt ſomit geſetzlicher Zwang für alle Betriebe des Kolonialwaren⸗, Feinkoſt⸗ und Lebensmitfte!⸗Einzelhandels, die Landhandel nur in unerheblichem Maße oder Land⸗ handel in nicht unerheblichem Maße neben anderem Einzel⸗ handel, wie Kaffee, Tee, Kakao, Salz, Putzmittel und andere Waren, betreiben, die Mitgliedſchaft beim Rekoſei zu er⸗ werben. Da es ſich bei der Organiſation des Rekofei ebonſp wie beim Reichsnährſtand um eine durch Geſetz angeordne Zwangsmitgliedſchaft handelt, iſt für Betriebe, die unter dieſe geſetzliche Beſtimmung fallen, der Austritt aus dem Rekofei unmöglich. Austrittserklärungen bezw. Kündigungen ſind daher unwirkſam. Ich weiſe beſonders darauf hin, daß die Anordnung en des Herrn Reichswirtſchaftsminiſters durch das Geſetz über wirtſchaftliche Maßnahmen vom 3. Juli 1934(gezeichnet: Der Reichskanzler Adolf Hitler) eine beſondere Erklärung erfahren, indem der§ l des Geſetzes den Reichswirtſchafts⸗ miniſter ermächtigt, innerhalb ſeines Geſchäftsbereichs lille Maßnahme zu treffen, die er zur Förderung der deutſchen Wirtſchaft ſowie zur Verhütung und Beſeitigung wirtſchaft⸗ licher Schädigungen für notwendig hält. Dieſes Geſetz beſagt weiter, daß die auf Grund dieſer Ermächtigung getroffenen Maßnahmen ſogar von den beſtehenden Geſetzen abweichen können. Der Führer hat in ſeinem Befehl vom 30. Juni 1934 an den neuen Chef des Stabes, Lutze, die Lebensregeln für den deutſchen SA⸗Mann feſtgelegt. Dieſe gelten für jeden deutſchen Volksgenoſſen und ſomit auch für alle deut⸗ ſchen Kolonialwaren⸗, Feinkoſt⸗ und Lebensmittel⸗Einzel⸗ händler. Auch in unſeren Reihen muß als durchgehendes Prinzip Gehorſam, Treue und Kameradſchaft heerſchen. Angerechtfertigte Angriffe gegen Lehrer Der badiſche Unterrichtsminiſter teilt mit: In der letzten Zeit iſt eine Reihe von Veröffentlichungen erfolgt, in denen der geſamte Lehrerſtand, insbeſondere aber die Lehrer an Höheren Lehranſtalten, im Anſehen der Oeffentlichkeit herabgeſetzt werden. Es iſt richtig, daß die Schule der Ver⸗ gangenheit nicht der nationalſozialiſtiſchen Schule der Zu⸗ kunft entſpricht. Hierfür ſind aber nicht die Lehrer als ſolche, ſondern das frühere Syſtem verantwortlich zu ma⸗ chen. Die Anterrichtsverwaltung hat bereits eine Reihe von Umſtellungen im Schulweſen im Sinne des neuen Staates vorgenommen. Es kann geſagt werden, daß der weitaus über⸗ wiegende Teil der Lehrerſchaft ſich redlich bemüht, dieſem neuen Geiſt in der Schule gerecht zu werden. Die Unterrichts⸗ verwaltung muß daher verallgemeinernde Angriffe gegen die Lehrerſchaft, woher ſie auch kommen, auf das nachdrücklichſte zurückweiſen, weil durch ſie das im Staate der Volksgemein⸗ ſchaft beſonders notwendige Vertrauensverhälknis zwiſchen den Schülern und ihren Eltern auf der einen Seite und der Lehrerſchaft auf der anderen Seite geſtört wird. Weitere Verminderung der Arbeitsloſigkeit Nach dem Bericht des Arbeitsamts Mannheim hatte der Monat Juni eine weitere erhebliche Verminderung der Arbeitsloſigkeit aufzuweiſen. Die Arbeitsloſenzifſer von 25317 am 31. 5. 1934 konnte trotz Zugang in den wichtigſten Wirt⸗ ſchaftszweigen von rund 3000 Arbeitsloſen auf 24091 am 30. Juni 1934, alſo um 1226 Arbeitsloſe, geſenkt werden. Was bringt der Nundfunk? Reichsf nder Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm Nummern: 5.35 Bauernfunk, Wetter; 5.45 Choral; 5.50 Gymnaſtik 1 6.15 Gymnaſtik II; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Frühkonzert; 8.15 Waſſerſtandsmeldungen; 8.20 Gym⸗ naſtik; 8.40 Funkſtille; 10 Nachrichten; 11.25 Funkwerbungs⸗ konzert; 11.55 Wetter; 12 Mittagskonzert J; 13 Zeit, Nach⸗ richten, Saardienſt; 13.10 Lokale Nachrichten, Wetter: 13.20 Mittagskonzert II, 13.50 Zeit, Nachrichten; 14 Mittags- konzerk III; 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugendſtunde; 19.45 Zeit, Wetter, Bauernfunk; 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Du mußt wiſſen.; 22.45 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Donnerstag, 12. Julf: 10.10 Schulfunk für alle Stufen; 10.40 Sonate B⸗Dur von Mozart, 11.05 Sinſoniſche Tänze; 15.15 Kinderſtunde; 17.30 Vom Feſtungshäftling zum Mei⸗ ſter deutſchen Humors, Erinnerung an Fritz Reuter; 17.45 Liebeslieder; 18 Aus Studium und Beruf; 18.15 Familie und Raſſe; 18.25 Spaniſch; 18.45 Unterhaltungskonzert, 19.30 Saarumſchau; 20.45 Er und Sie, ſcherzhaftes Hörſpiel; 21.10 i Oucheſterkonzert; 22 Vorkrag über Oeſterreich; 23 Heitere Spätmuſik; 23.30 Lieder von Joſef Reiter. i morſe 18.20 Ta Erna Müller FNecch, II. Juli 1932 eee Die Gruppe der ungelernten Arbeiter verzeichnet im Berichts⸗ monat den ſtärkſten Erfolg, der zum Teil auf die Anter⸗ bringung von Kräften in die Landwirtſchaft, zum größten Teil jedoch auf die Belebung und ſtarke Aufna mefähigkeit in der Metallinduſtrie zurückzuführen iſt. Die weckmäßig⸗ keit und Erfolge der Regierungsmaßnahmen gehen ſchon daraus hervor, daß heute nur noch 3826 arbeitsloſe Metallarbeiter vorhanden ſind gegenüber 9013 bei der Machtübernahme durch die nationalſozialiſtiſche Regierung. Auf eine tiefgrei⸗ fende Beſſerung unſeres Wirtſchaftslebens weiſt beſonders auch die ſtetige Abnahme der Arbeitsloſenziffer für Kaufleute und Techniker hin, die naturgemäß erſt in einem größeren Ab⸗ ſtand dem Rückgang der Arbeitsloſenziffer der Arbeiter fol⸗ gen kann. Eine Wirtſchaftsbelebung wirkt ſich auch in der erhöhten Aufnahme von Lehrlingen aus. Handel und Wirtſchaſt Menn heiner Großviehmarkt vom 10. Juli. Zufuhr: 71 Bullen, 552 Kühe, 468 Färſen, 735 Käl⸗ ſe, 1804 Schweine, 6 Ziegen. Preiſe pro 50 3 4 ruhig, groß miktel, gerä Maanheimer Pferdemarkt vom 10. Juli: Zufuhr: 79 Arbeits⸗ und 50 Schlachtpferde. Preiſe pro Stück: Arbeits⸗ pſerde 450 bis 1100, Schlachtpferde 25 bis 115 Mark.— Marktverlauf: ruhig. Die Preiſe für Früh kartoffeln Die Preſſeſtelle der Landesbauernſchaft Baden keilt mik: Der Reichsbeauftragte für die Regelung des Abſatzes von Frühkartoffeln hat den Mindeſtpreis für Frühkarkoſfeln in⸗ und ausländiſcher Herkunft für die Größe von 3.4 Zentimetern aufwärts bis Mittwoch, den 11. 7. 1934, wie bisher auf 6.40 Mark je 50 Kilogramm feſtgeſetzt. Der Mindeſtpreis für die 2. Größenklaſſe, Querdurchmeſſer von 2.8 bis 3.4 Zentimeter, beträgt für die gleichen Tage 3.40 Mark je 50 Kilogramm. Bei inländiſcher Herkunft gelten dieſe Preiſe ab Bezirksvertriebsſtelle im geſchloſſenen Anbaugebiet bezw. Ortsſammelſtelle im offenen Anbaugebiet— bei ausländiſcher Herkunft ab Grenzſtation zuzüglich Frachtkoſten bis zum Ver⸗ kaufsort. N 5 Sofern der Mindeſtpreis für die vorgenannten Größen⸗ ſorten nach dem 11. 7. in gleicher Höhe beſtehen bleibt, er⸗ halten die Marktſtellen keine beſondere Mitteilung mehr. Sobald eine Aenderung der vorgenannten Preiſe eintritt, werden dieſelben von dem Gebietsbeauftragten rechtzeitig benachrichtigt. Spert und Spiel. Kreiskindertreffen in Laudenbach. n Am vergangenen Sonntag fand das Kreiskindertreffen dies Bad. Neckarturnkreiſes, Bezirk Nord, in Laudenbach ſtatt, das ſich eines außerordentlich ſtarken Beſuches zu erfreuen hatte. Morgens, nach gemeinſamem Kirchgang beider Konfeſſionen, bewegte ſich ein Feſtzug durch die Straßen und anſchließend wurden die Einzelwettkämpfe unter brennender Sonne abgewickelt. Mittags wurden Sondervorführungen aller Art gezeigt und abſchließend Maſſenfreiübungen und Siegerehrung mit einer Anſprache des Kreisjugendwarts Zorn ausklingend. 2 Vom hieſigen Tbd.„Jahn“ ſind unter den Siegern folgende: Schüler: Jahrg. 1920— 21: Alb. Wolf 6., Ludwig Bauſch 11., Karl Spies 24. Jahrg. 1922— 23: Heinz Sößer 9., Herbert Stahl 14., Albert Grieſer 15. Jahrg. 1924 und ſpäter: Alb. Greulich J., Th. Heierling 5., Th. Volk 5. Georg Rolli 7., Max Stahl 8., Walter Volz 9., Hans Anhäuſer 9., Emil Gropp 9., Günther Meng 7. Sieger Schülerinnen: Jahrg. 192021: Elſa Falter 9., Elſa Bauſch 23., Elſa Müller 28. Jahrg. 192223: Friedel Rheinſchmidt 11., Marie Probſt 13. Jahrg. 1924 und ſpäter: Ilſe Greulich 8., Irma Greulich 9., Annelieſe Koger 10., Erna Bächle 10., Otto 12., Annelieſe Maas 13. 13., Wilma Eder 16. e Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Choral, Zeit, Wetter; 5.50 Gymnaſtik I; 6.15 Gym⸗ naſtik II; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Früh⸗ konzert; 8.15 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.20 Gym⸗ 2 naſtik; 10 Nachrichten; 11 Werbekonzert; 11.40 Programm- anſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter; 11.50 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert 1; 13 Zeit, Nachrichten; 8 5 Nachrichten; 13.20 Mittagskonzert II; 13.50 Zeit, Nachrichten; 14 Mittagskonzert III. 15.30 Gießener Wekterbericht; 15.40 Nachmittagskonzert; 18 Jugendſtunde; 18.45 Wetter, Wirt⸗ ſchaftsmeldungen, Zeit; 18.50 Griff ins Heute; 20 Zeit, Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nach⸗ richten; 22.35 Du mußt wiſſen...; 22.45 Lokale Nach⸗ richten; 24 Nachtmuſik. g n 5 Donnerstag, 12. Juli: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.40 Kinderſtunde; 17.30 Zum 60. To⸗ destag Fritz Reuters; 17.45 Aus Zeit und Leben; 18.15 Familie und Raſſe; 18.25 Spaniſch; 19 Militärkonzert, 19.30 Saarländiſche Umſchau; 19.40 Militärkonzert; 20.45 Wir fahren auf dem Bodenſee, Hörfolge; 21.30 Ade zur guten Nacht, muſikaliſcher Reigen; 22.45 Funkbericht zum Nür⸗ burgrennen; 23 Nachtmuſik. e ene 0 Nen Wir f 13.10 Lokale 5 dat du wul weeſt. Wenn die Roſen blühen Dat du min Leevpſten büſt, Kumm bi de Nacht, Kumm bi de Nacht, Segg, wo du heeft. Kumm du um Middernacht, Kumm du Klock een—, Vader flöpt, Moder ſlöpt, Ick ſlaap alleen. Klopp an de Kammerdoer, fat an de Klink. . Vader meent, Moder meent, . dat deiht de Wind. EE Skizze von Hanna Zunk. Die kleine rundliche Frau Manzel ſtand on der unteren Treppenſtufe im Inneren des kühlen Hausflurs und rief nach dem abe⸗ ren Stockwerk hinauf:„Nora, Mädchen, komm einmal raſch herunter.“ Ein Sommertag in der Höhe des Jahres in vollſter Schöne. „Nora,“ der Ruf der verwitweten Frau Rektor klang ungeduldig. Das junge Mäd⸗ chen, das oben am Fenſter ſaß, ein Buch in der Hand, und mit ſehnſüchtigen Augen in die Ferne blickte, erſchrack. Raſch klappte ſie das Buch zu und rief hinunter:„Gleich, Muttel, gleich!“ „Nun Muttel, hier bin ich.“ „Ja, Kind, ja; das iſt gut. Ich habe Ern⸗ ſtes mit dir zu reden! Weißt du, wer vor⸗ hin bei mir ſaß?“ Eleonore ſchüttelte leicht den Kopf. Sie war en hübſches, zartes Mädchen, das weiße Geſicht, von rotgoldigem, krauſem Haar um⸗ kränzt, und das weitmaſchige Netz, das die Hisch bändigte, gab ihrem Profil einen grie⸗ iſchen Einschlag. „Alſo, Nora, ohne lange Vorrede, Dr. Kir⸗ ten von der Knabenſchule war bei mir und hat um deine Hand gebeten! Morgen ſollſt du ihm Beſcheid ſagen!“ „Mutter!“ Ein einziger, leiſer Aufſchrei antwortete der Sprechenden. „Nora, was ſoll das heißen? Du tuſt ja, als ob dir wer weiß was für ein Leid geſche⸗ hen ſoll! Die beſte Partie in unſerer Stadt! Mädchen, du weißt ja gar nicht was ſich dir bietet! Was haſt du an dem Mann auszuſet⸗ en? Daß er Witwer iſt, zwei Kinder mit⸗ ringt? Rechneſt du die ſorgenfreie Exi⸗ ſtenz für gar nichts?“ „Ja, Mutter, gewiß, aber ich will nicht heiraten! Lebe ich nicht bei dir glücklich? rmonieren wir beide nicht zuſammen wie f weſtern? Warum willſt du mich los ein?“ Sie legte ihren Arm um die Schulter der Frau, und drückte ihre Wange an das Ge⸗ ſicht der Aelteren. „Los ſein? Davon iſt keine Rede, aber, eine jede Mutter will ihr Kind doch verſorgt wiſſen, und wer ſoll denn hier in unſerer ſtillen Stadt nach dir fragen? Haſt du denn etwas gegen Kirten?“ „Nein, Muttel, nein; aber ich, ich mag noch nicht von dir!“ „Das ſind alles Dummheiten, wenn du verblüht biſt, ſieht dich kein Mann mehr an, du. Alſo denk über meine Worte nach. und morgen beim Roſenfeſt in der Droſſel⸗ mühle gib ihm Antwort!“ Die Tür klappte, Nora blieb allein. „Ja, was habe iſt eigentlich gegen Dr. Kirten?“ flüſterten ihre Lippen. Und die 3 ſpielten mechaniſch mit dem kleinen edaillon, das von ihrer Uhrkette herab⸗ hing. Das Schloß ſprang auf. Sie wollte es zuknipſen, aber ihre Blicke ließen das Miniaturbildchen, das zu ihr hinaufſah, nicht los. „Hellmut, mein Hellmut! Du, du ſtehſt 5 99 mir und jedem anderen! Du biſt es, er Körper und Seele gefangen hält! Du, auf dich warte ich.“. Und ihre ganze ſelige Jugendzeit trat vor ihr Erinnern, all die törichten Kinder⸗ ſpiele, all die luſtigen Streiche, bei denen der blonde Hellmut, des Kantors Blume Sohn, tets die Hauptrolle geführt hatte. Das ſcheue, eltſame Beben, das ſie durchflutet, als ihr er junge Student unter der blühenden Linde vor der Stadtmauer den erſten Kuß Madbln hatte!„S'ſt ja nur Scherz, dummes ädel,“ lachte er und preßte die Zitternde an ſich. Dann war er ins Leben der Groß⸗ ſtadt gegangen, hatte das Studium beiſeite⸗ geworfen, Pinſel und Palette dafür 5 tauſcht; man ſprach bald von ſeinen dern und von ſeinem leichtſinnigen Tollen; Wein und Weib, Hellmut Blume konnte ohne beide nicht ſein. Nora ſeufzte; ſie hatte es gewußt, lange ſchon und d N Wie manches Roſenfeſt hatte ſie vorüber⸗ ziehen ſehen, immer in der Hoffnung, Hell⸗ mut würde ſie als Eheweib in ſein Heim holen. 55 Bewundernde, begehrende Blicke hatten ſie geſtreift, Schmeichelworte getroffen, aber Herz und Sinne blieben kühl, ihre Liebe wartet auf den, der ſie geweckt hatte! Und nun wollte Dr. Kirten ſie zum Weibe! Er, gerade er, der einzige, den ſie im Innern fürchtete, der einzige, von dem ſie meinte, er wiſſe um das, was geſchehen! Er war Hellmuts Freund, der Aeltere, der Berater des Feurigen, Stürmenden geweſen. Die Wege der Beiden führten ſchon lange auseinander; warum, das wußte Nora nicht. Aber ſie hatte eine leiſe Angſt vor Berndt Kirten, ſchämte ſich vor ihm. Morgen war wieder einmal Roſenfeſt! „Roſen auf den Weg geſtreut.“— Tränen ſtiegen ihr ins Auge! Wie lange noch,— die Mutter hatte Recht— dann ſchwand die Jugend, ließ ſie als alterndes Mädchen zu⸗ rück. Und dort, bei Berndt Kirten winkte ein Heim, nette, liebe Kinder. Und doch! Zog ſie ihr Herz, ihr Sinnen und Trachten nicht immer wieder in die Vergangenheit? Wenn Hellmut ſich vielleicht auch nach ihr ſehne? Ein ganz junges Ding, im Dirndlkleid, haſtete die Stufen hinauf.„Nora, Nora, denk' nur, hör' nur, ich muß dir mein Glück beichten!“ Sie war in die Stube geſtürmt und hatte die andere ſtürmiſch umhalſt. „Weißt du, wer hier iſt? Wer mich vorhin geküßt hat? Mich, ein dummes Ding, und geſagt, ich, ich ſei der Frühling in eine Leben!“ Und die Ungeſtüme ſtand vor der älteren Freundin und ſchüttelte ſie, wie, um ſie mit zur Begeiſterung hinzureißen. „Na, Kindel, kleines, dummes Lieſel, was iſt denn die neueſte Schwärmerei? Alle Hie⸗ ſigen biſt du doch durch? Es gibt doch keinen im Städtchen mehr.“ „Doch, doch, Nora, einer von hier iſt es! Einer, in den vor Jahren alle verſchoſſen wa⸗ ren, und der mir auch gebeichtet hat, daß er hier einmal ein Mädchen ſehr lieb ge⸗ habt habe, eine, die aber ein nüchternes, altfränkiſches Weſen geworden, ihm zu ſpie⸗ ßig, und längſt zu alt! Rate doch!— Aber du kennſt ihn ja auch, den Hellmut Blume, den berühmten Maler! Der will mich, mich zum Weibe.“ Nora griff nach der Stuhllehne. Nichts merken laſſen, ruhig bleiben, vor dieſer la⸗ chenden Jugend! „So, ſo, Kleine, dann kann man dir ja Glück wünſchen zu deiner Liebel! Aber nun muß ich noch für die Mutter etwas beſorgen.“ Und, am anderen Tage, als in der Droſſel⸗ mühle die Tiſche mit der duftenden, viel⸗ farbigen Blumenkönigin geſchmückt waren, die Muſik zum Tanze aufſpielte, trat Dr. Kirten zu Nora, die ein wenig abſeits von dem Schwarme ſtand. „Nun, Fräulein Nora? Wie hübſch, daß ſie das zartgrüne Kleid angetan haben! Die 8 der Hoffnung,— auch für mich ora?“ Sein ernſtes, treues Auge ſuchte das ihre; ſie bebte leiſe zurück. „Ich weiß nicht, Dr. Kirten, ich hab frü⸗ er „Nichts, nichts haben ſie mehr, was an früher gemahnt,“ er griff mit ruhiger Hand nach dem kleinen Medaillon, öffnete es, löſte das Bildchen heraus und riß es in winzige Stücke. Nora erbleichte, faßte nach ſeiner Hand. „Sie wiſſen?“ „Alles, alles, Nora; unſere Freundſchaft zerbrach, als er ihre Liebe preisgab!“ „Berndt,“ ein erlöſender Ruf brach aus Noras Munde. „Willſt du es mit mir wagen, Nora? Glaubſt du nun an meine Liebe?“ „Ich will dir eine treue Frau ſein, deinen Kindern eine gute Mutter.“— Arm in Arm miſchten ſich beide in das Feſtestreiben. „Donnerwetter, Lieſel,“ ſagte Maler Blume zu ſeiner Tänzerin,„iſt die Nora noch eine hübſche Perſon! Wie prachtvoll ſieht ſie aus!“ Und ein langer Blick folgte dem Paare —— Maeſtäten und Muftker Karl IV. und Boccherini. Der ſeinerzeit vielgefeierte Cellovirtuoſe und Komponiſt Boccherini war Kammermu⸗ ſikus König Karls IV. von Spanien, der, ein paſſionierter Muſikliebhaber, mit dieſem öfters ein Duett vor verſammeltem Hofe zu ſpielen pflegte. Für dieſe Konzerte wurden gewöhnlich Kompoſitionen Boccherinis ge⸗ wählt, deren Schönheit infolge des ſchlechten Vortrages Karls zum größten Aerger und Verdruß des Tonſchöpfers indeſſen nie recht zur Geltung kam. Da kam der Künſtler auf einen rettenden Einfall. Er ſchrieb ein Duett für ein Haus⸗ konzert, in dem die leitende Stimme der zweiten Violine, alſo ihm ſelber, zufiel, wäh⸗ rend die erſte ein belangloſes gleichmäßiges Thema durchzuführen e, an dem auch ein ſchlechtes Spiel nicht viel verderben konnte. Die Konzertprobe fand ſtatt. Der König Seil erſt ahnungs⸗ und arglos die erſte eite herunter, runzelte bei der zweiten die Stirn, warf bei der dritten dem Komponiſten wütende Blicke zu, ſchleuderte nach der vier⸗ ten ingrimmig und grollend ſeine Violine zur Erde, packte Boccherini am Kragen und droh⸗ te ihm allen Ernſtes, ihn ohne allen Feder⸗ leſens aus dem Fenſter zu werfen. 5 Die Königin, die dieſem ominöſen Muſik⸗ ſtück zugehört hatte, beſchwichtigte zwar den erzürnten Herrn Gemahl; aber Boccherini wurde daraufhin, allerdings mit einer Pen⸗ ſion von jährlich zwölftauſend Mark, aus dem ſpaniſchen Hofdienſt entlaſſen. Zwei Jahre ſpäter fand er eine Anſtel⸗ lung am Hofe zu Wien, die ihn jedoch in ähnliche Fatalitäten brachte, da auch der da⸗ malige Kaiſer Leopold ſich einbildete, ein Virtuoſe auf der Violine zu ſein. So fragte er eines Tages ganz unvermit⸗ telt und ſehr verfänglich, wen der Künſtler für ein größeres Muſiktalent halte, ihn, den Kaiſer von Oeſterreich⸗Ungarn, oder den König von Spanien. „Sire“, meinte Boccherini(mit verbindli⸗ chem Lächeln die Wahrheit geſchickt umge⸗ hend),„Karl IV. ſpielt wie ein König, Ew. Majeſtät hingegen wie ein Kaiſer!“ Und ſchmunzelnd nahm Seine Majeſtät die⸗ ſes„Delphiſche Orakel⸗Kompliment“ des ver⸗ ſchmitzten Künſtlers zur Kenntnis. ———————— Vuntes Allerlei Anverſehrke Toke. Unter dem alten, aus dem 11. Jahrhundert ſtammenden Bremer Dom befindet ſich der ſogenannte Bleikeller, in dem vor Jahrhunderten die Bleitafeln ga⸗ goſſen worden ſein ſollen, mit denen der Dom bedeckt wurde; in dieſem Keller bleiben Leichen vor der Verweſung bewahrt; hier ſtehen in offenen Särgen eine Anzahl Toter, die vor Jahrhunderten in Bremen geſtorben, deren Körper aber heute noch unverſehrt, wenn auch gänzlich ausgetrocknet ſind. In der Nähe von Bonn, auf dem Venusberg, befindet ſich ein altes Kloſter, in deſſen Kel⸗ ler ebenfalls die Toten unverſehrt aufbe⸗ wahrt werden. Dies ſind 1 0 zu den berühmten Katakomben in Kiew, in denen die mumifizierten Toten reihenweiſe an den Wänden ſtehen. a Eine Inſel der Greiſe. Die kleine kanadi⸗ ſche Prinz⸗Edward⸗Inſel darf als Paradies der alten Leute bezeichnet werden. Auf einen Raum von wenigen Quadratkilometern, in einem einzigen Tal, wohnen 41 Menſchen beiſammen, die zuſammen rund 3500 Jahre alt ſind; ihr Durchſchnittsalter beträgt 85 Jahre. Aber nicht nur in dieſem Tal, auch Enderwo auf dieſer Inſel werden die Men⸗ gen unverhältnismäßig alt; auf je tauſend Inſelbewohner kommen 65 Menſchen, die äl⸗ ler ſind als 70 Jahre. Deulſche Rekordfahrt durch die Sahara. Wie die„Non⸗Stop⸗Flüge“ über den Atlan⸗ tiſchen Ozean eine planmäßige Verkehrs⸗ und Poſtverbindung zwiſchen Europa und Ame⸗ rika vorzubereiten ſuchen, ſo iſt man jetzt auch bemüht, den regelmäßigen Autoverkehr durch die Wüſte Sahara zu organiſieren, nachdem die Pläne einer Wüſtenbahn etwas zurück⸗ getreten zu ſein ſcheinen. Einen großen Er⸗ folg errangen bei ſolchen Verſuchen auch zwei Deutſche, die früher durch Langſtrecken⸗ Motorradfahrten bekanntgewordenen Brü⸗ der Aufermann aus Eſſen. Sie durchquerten mit einem 15⸗50 Wagen deutſcher Konſtruk⸗ tion die Sahara von Fort Gao, ihrem ſüd⸗ lichſten Punkt aus bis nach Algier. Dieſe 3200 Kilometer lange Strecke legten ſie in der Rekordzeit von 73 Stunden und 45 Mi⸗ nuten zurück und trafen faſt zwei Tage früher an ihrem Ziel ein, als ſie gerechnet hatten. *— Wilh. Buſch über die Abrüstung Eins, zwei, drei im Sauſeſchritt, Läuft die Zeit, wir laufen mit— Wilhelm Buſch, der die kleinen und gro⸗ ßen Sünden jener Zeit in ſeinem urdeut⸗ ſchen Humor belächelte, hätte wohl ſelbſt nicht Galſeſch daß er nicht nur mit der Zeit im uſeſchritt mitgelaufen, ſondern ihr mit einem Gedicht bis ins Jahr 1934 vor⸗ ausgeeilt iſt. Er kannte zwar keinen Völ⸗ kerbund und auch keine Abrüſtungskonfe⸗ renz, aber er verſtand die Natur. Und da⸗ her dieſe Fabel, die im Augenblick eine 8 Satyre zum Abrüſtungstheater be eutet: a Ganz unverhofft an einem Hügel Sind begegnet Fuchs und Igel. 8 „Halt“, rief der Fuchs, der Böſewicht, „Kennſt du des Königs Order nicht? Iſt nicht der Friede längſt verkündet, Und meinſt du nicht, daß jeder ſündigt⸗ Der immer noch gerüſtet geht? Im Namen ſeiner Maſeſtät— 4 e e Geh her und übergib dein Fell!“ Der Igel ſprach:„Nur nicht ſo ſchnell! Laß dir erſt deine Zähne brechen, Dann wollen wir uns weiter ſprechen.“ Und allſogleich macht er ſich rund, ö Schließt ſeinen dichten Stachelbund Und trotzt getroſt der ganzen Welt, 8 0 Bewaffnet, doch als Friedensheld. zu 7 Prozent beſtehen ſoll, kommt in n GBeſchichten um Friedrich den Großen Der koſtſpielige Hieſch. Einem jungen Offtzier der Potsdamer Gar⸗ niſon fiel es bei übermütiger Laune ein, im königlichen Forſt einen Hirſch zu ſchießen, was aufs ſtrengſte verboten war. Der Wildfrevel wurde entdeckt, kam vor die Bey den, und dem Offtzier wurde eine empfindliche Strafe auferlegt, nämlich die tige Zahlung von hundert Talern. Da er wußte, daß alle gerichtlichen Strafen, welche ſich Offiziere zuzogen, dem König ge⸗ meldet wurden, hielt er es für das beſte, eine ehrerbietige Eingabe an den Köntg zu machen, in der er um eine nachſichtige Beurteilung ſei⸗ nes jugendlichen Leichtſinns bat. Er erhielt die Eingabe zurück mit der Randbemerkung des Königs:„Hat nichts zu ſagen. Für die⸗ ſen Preis kann er mehr Hirſche haben.“ 8 Glückiſche Wendung. Winterfeldt fiel in ſpäteren Jahren beim König unverdienterweiſe in Ungnade. Seine Freunde ſetzten ſich lebhaft für ihn ein— umſonſt, Friedrich blieb unerbittlich. Eines Tages begegnete der König dem ſchwergekränk ten General in den Anlagen von Potsdam, Winterfeldt grüßte ſeinen Herrn ehrfürchtig, der aber tat, als ſehe er ihn nicht, und wen“ dete ihm den Rücken zu. J „Jetzt ſehe ich endlich zu meiner Freude, ſagte Winterfeldt,„daß Majeſtät mir nicht mehr zürnen.“ b „Wieſo?“ fragte der König und blickte ih erſtaunt an. „Majeſtät haben noch niemals einem Ihret Feinde den Rücken zugekehrt“, ſagte der Gens neral. Dem König gefiel die geſcheite Antwort und er mußte lachen. Winterfeldt war wie der in Gnaden aufgenommen. 2 * Der Schweigek. Bei Beginn des erſten Schleſiſchen Krieges teilte Friedrich der Große zunächſt auch 1 nen Generälen nicht mit, welche Abſichten ihn beſeelten, und es gelang in der Tat keinem ſeiner Heerführer, die eigentlichen Pläne dez Kömgs zu durchſchauen. Einer von ihnen, Graf Kalkreuth, benutzte einen Moment hei, terer Laune, der über den König kam, um ihn zu fragen:„Majeſtät, die Deichſel ſteht wohl auf Schleſien?“ Friedrich erwiderte:„Kann Er ſchweigen e“ „Wie das Grab.“ g „Ich auch“, ſagte der König und ließ den verblüfften General mitſamt ſeiner Neugier ſtehen. i 5 Luſtige Eile „Ich finde es nicht gerade taktvoll vol dir, ohne weiteres das größte Beefſteak zu nehmen!“ f „Welches hätteſt du dir denn genommen d „Selbſtverſtändſich das kleinere!“ ö „Na alſo, da hätte ich ja auch das größer bekommen(Aftenpoſten.) „Manchmal glaube ich, daß ich meinem Mann über geworden bin!“ N „Ja, aber, Frau Knebel, wie kommen Sit auf den Gedanken?“ 1 „Weil er nun ſeit drei Jahren nicht mehl nach Hauſe gekommen it!“(Vart Hem) Bei Muningers iſt große Geſellſchaft. Det Star des Abends iſt Herr Roß, der For ſcher, braungebrannt, breitſchultrig, ſoeben von einer längeren Auslandsreiſe zurück.. „And wo waren Sie zuletzt, Herr Roß 7 fragt Fräulein Gunhild und ſenkt ihren Bil in den ſeinen. ö „Die letzten zwei Jahre war ich auf del Kanariſchen Inſeln!“. „Aber das iſt ja reizend“, ruft das Fräulell aus,„da müſſen Sie uns aber gleich etwa vorſingen!“ Aus der Welt des Wiſſens Am 1. Januar 1909 nahmen im deutſchen Reich 13 Poſtſcheckämter ihre Tätigkeit auf ihre Zahl iſt heute 19; außer den Poſtſchec ämtern ſind dem Poſtſcheckverkehr 42 000 Post anſtalten dienſtbar gemacht. 1 Der Begriff blaublütig ſtammt aus den gen der alten Spanier; man wandte d Ausdruck auf den reinblütigen ariſtokratiſch Spanier an, der nicht mit Mauren oder aß deren Fremdblütern gemiſcht war; man wolln damit ſagen, daß die Adern in der Ha eines reinen Spaniers ſich de tiicher und bla abzeichneten als bei ſolche die aus Mi ehen ſtammten. Das Aluminium, aus dem unſere Erde etw unerheblichen Mengen in faſt allen Nahrun mitteln vor, und zwar hat man pro K gefunden: in Haſelnüſſen 47 Milligramm, Kopfſalat 30, in Radieschen 26, in Roſtnen in Feigen 18, in gedörrtem Nindfleiſch in Datteln 11 Milligramm. 5 (Semmets Journal) a 5 1 D 2s 2. erer eee 14„1 F cc c