Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die großſpaltige mm-Zeile 4 Pfg. Reklamen 12 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Annahmeſchluß für Inſerate vorm 9 Uhr. D. A. VI. 34 1225 Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Berklündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitigz, „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantwortlich: Für Schriftleitung und Anzeigen: G. Härdle, Druck und Verlag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 genſeitigen Achtung baſteren. 34. Jahrgang Mißlungene Projekte Sondon zurück.— England ſoll Deukſchland heranziehen. Barthou aus Barthou iſt von ſeiner Londoner Reiſe Außenminiſter a N n ückgekehrt. Preſſevertretern gegenüber er⸗ nach Paris zurückg ber klärte er ſich über ſeine Londoner Beſprechungen höchſt be⸗ friedigt. Die Pariſer Preſſe macht ſich dieſe Zufriedenheit ebenfalls zu eigen und bringt ſpaltenlange Kommentare über die Ergebniſſe der Reiſe, die im weſentlichen dazu ge⸗ führt habe, daß England nicht nur jeden Widerſtand gegen ein Oſtlocarno aufgegeben, ſondern ſich ſogar— allerdings unker gewiſſen Bedingungen— bereit erklärt habe, in Ber⸗ lin und Rom für dieſen Pakt Propaganda zu machen. Die Bedingung, die man engliſcherſeits an einen ſolchen Schritt geknüpft hat, liegt auf dem Gebiete der Abrü⸗ ſtun g. Aus den Ausführungen der Pariſer Preſſe geht ein⸗ wandfrei hervor, daß die engliſche Regierung ſich mit dem Abſchluß eines Oſtlocarno nur für den Fall einverſtanden erklärt, daß die natürliche Folge davon eine allgemeine Rüſtungsbeſchränkung und die Aufgabe der ſtar⸗ ren Haltung Frankreichs iſt, die in der Note vom 17. April zum Ausdruck kommt. Aber nicht nur auf dem Gebiete der Abrüſtung hat die engliſche Regierung nach der Darſtellung der franzöſiſchen Preſſe eine Reihe franzöſiſcher Zugeſtänd⸗ niſſe gefordert, ſondern ſie hat auch eine deutliche Erklärung über die Abſichten Frankreichs gegenüber Rußland verlangt. Das Verſprechen der engliſchen Regierung, in Berlin vorſtellig zu werden, um auf die angeblichen Vorkeile dieſes Paktes hinzuweiſen, ſcheint ohne beſondere Ueberzeugung von dem Erfolg eines ſolchen Schriktes gemacht worden zu ſein. „Deuyre“ erklärt bereits heute, daß man in engliſchen politiſchen Kreiſen felſenfeſt davon überzeugt ſei, daß Deutſchland das Angebot ablehnen werde. Die engliſche Preſſe iſt ſich im großen und ganzen dar⸗ über einig, daß Barthou nicht mit leeren Händen nach Paris zurückreiſt, teilt aber keineswegs den von fran⸗ zöſiſcher Seite ausgedrückten großen Optimismus. Die all⸗ gemeine Anſicht geht dahin, daß eine gewiſſe platoniſche und mit Klauſeln verſehene Vereinbarung zu dem Oſtlocarnopakt erzielt worden ſeie. Einige Blätter unterſtreichen aber, daß die Vorausſagen von einer weitgehenden Einigung über eine militäriſche engliſch⸗franzöſiſche Zuſammenarbeit nicht eingetroffen ſind. Unter den Kommentaren zu dem Ergebnis der Beſpre⸗ chungen verdient ein Leitartikel der„Times“ beſondere Be⸗ achtung. „Der neue Pakt, ſchreibt das Blat,„muß ebenſoviel Wert für Deutſchland wie für die anderen Teilnehmer be⸗ ſitzen. Er muß verhandelt werden auf einer Grundlage der vollſtändigen Gleichheit. Die vorläufigen Verhandlungen ſind kaum derart geweſen, Deutſchland davon zu überzeu⸗ gen, daß eine volle Gegenſeitigkeit beabſichtigk iſt. Wenn das Oſtlocarno ein wichtiges Werkzeug der Befriedung ſein ſoll, ſo darf dieſe Seite des Problems nicht unbeachtet ge⸗ laſſen werden. Der vorgeſchlagene Pakt der gegenſeitigen Unkerſtützung muß Deutſchland umfaſſen und damit dazu beitragen, Deulſchland zum Völkerbunde zurückzubringen. Ein Beiſeitelaſſen Deutſchlands würde ſeine Rückkehr nach Genf doppelt ſchwierig machen. Auch Polen darf nicht dusgelaſſen werden. In den italieniſchen Blätetrn wird nach Abſchluß der Besprechungen Barthous in London in allen Ueberſchriften dieſe als ein Fehlſchlag bezeichnet.„Mißlungene Projekte“, „Kein Abkommen“,„Ausweichendes amtliches Communi⸗ que“,„Verſchwundene Illuſionen“ und ähnlich lauten die Titel.—„Gazetta del Popolo“ ſchreibt, offenbar wolle England weder etwa⸗ von Bündniſſen noch von einem Oſt⸗ locarno wiſſen.„8 Barthon ſei nach London mit ſehr gefährlichem Gepäck gekommen: Berſtürkung der Blockpolitik und Militärbünd⸗ niſſe; er habe aber ein England vorgefunden, das über die übernommenen Verpflichtungen hinaus keine neuen auf ſich nehme. „Stampa“ erklärt, daß man jetzt nach Barthous Londo⸗ ner Reiſe eine erſte Bilanz über die Lage ziehen könne. Der Beſuch Barthous in Brüſſel habe keine für Frank⸗ reich günſtigen Ergebniſſe gezeitigt. Auch die Reſultate der Warſchauer Reiſe ſeien unbedeutend. Dann ſeien die Reiſen nach Prag, Bukareſt und Belgrad gekom⸗ men. Die Bündniſſe, die die Politik Daladiers und Paul⸗ Boncours in Gefahr gebracht hätten, ſeien erneuert worden. Zu den Plänen eines Oſtlocarno und eines Mittelmeerpak⸗ tes ſchreibt das Blatt, es ſei zwar gar keine Wahrſcheinlich⸗ keit, daß irgendeines dieſer unnatürlichen Gebilde wirklich vereinbart werde, aber ſie dienten eben inzwiſchen als takti⸗ ſches Manöver zur Iſolierung und zum Druck auf 55 ſowie zur Schwächung der Stellung Ita⸗ iens. Es ſei notwendig, daß die gegenwärtigen Führer der ſfranzöſiſchen Politik endlich begriffen, daß man Pakte nicht mißbrauchen dürfe. Wenn internationale Abkommen überhaupt leben ſollten, müßten ſie auf dem Grundſatz der Gerechtigkeit und der ge⸗ f i i 1 Dieſe italieniſchen Stimmen ſind umſo bemerkenswer⸗ ter, als verlautet, daß Frankreich zu kolonjalen Jugeſtänd⸗ niſſen an Italien bereit war. f Donnerstag, den 12. N Juli 1984 Die landwutſchaffliche Schuldenregelung Verlängerung von Friſten.— Die ſechſte Verordnung. Berlin, 12. Juli. In der neuen Nummer des Reichsgeſetzblattes erſcheint die ſechſte Verordnung zur Durchführung der landwirtſchaft⸗ lichen Schuldenregelung, die vor allem aus zwei Gründen von erheblicher Bedeutung iſt. Sie verlängert einmal die Friſt, innerhalb der die Eröffnung des Entſchul⸗ dungsverfahrens beim zuſtändigen Entſchuldungsgericht be⸗ antragt werden kann und paßt ferner die durch das Geletz zur Regelung der landwirtſchaftlichen Schulverhältniſſe vom 1. Juni 1935 und das Reichserbhofgeſetz vom 29. Dezem⸗ ber 1933 entſtandenen Rechtsverhältniſſe einander ſo an, daß nunmehr auchbei Erbhöfen die Schuldenregelung nach dem Geſetz vom 1. Juni 1933 erfolgen kann. Darüber hinaus enthält die Verordnung eine große Zahl von Be⸗ ſtimmungen, die eine beſchleunigte Du r chf üh rung der landwirtſchaftlichen Schuldenregelung ermögli chen werden. Die Friſt, innerhalb der die Eröffnung des Entſchul⸗ dungsverfahrens beim zuſtändigen Enkſchuldungsgericht be⸗ antragt werden kann, war am 30. Juni 1934 abgelaufen. Sie wird nunmehr durch die neue Verordnung bis zum Ab⸗ lauf des 30. Sepkember 1934 verlängert. Mit einer weite⸗ ren Friſtverlüngerung kann nicht gerechnet werden. Die Verordnung beſtimmt ferner, daß die Ablehnung eines Antrages auf Eröffnung des Entſchuldungsverfah⸗ rens der Stellung eines erneuten Antrages bis zum Ablauf des 30. September 1934 nichts entgegenſteht. Das Gleiche gilt in den Fällen, in denen das Schuldenrege⸗ lungsverfahren ohne Beſtätigung des Entſchuldungsplanes oder Vergleichsvorſchlages rechtskräftig aufgehoben oder eingeſtellt iſt. Ein für einen Bauern anhängi⸗ ges Schuldenregelungsverfahren kann nicht wegen Entſchul⸗ dungsunfähigkeit aufgehoben werden. Bemerkenswert iſt ferner aus der Verordnung noch die Beſtimmung, doß das Entſchuldungs verfahren, auch wenn die Perſönlichkeit oder die Wirtſchaftsweiſe des Betriebsinhabers nicht die Gewähr für eine erfolgreiche Durchführung des Verfahrens bietet, eröffnet werden muß, wenn der Betriebsinhaber ſich gegenüber der Ent⸗ ſchuldungsſtelle ſchriftlich verpflichtet, den geſamten Betrieb nach Durchführung des Schuldenregelungsverfahrens zu einem die verbleibenden Schulden nicht überſteigenden Preis der Siedlung zur Verfügung zu ſtellen. Die neue Verordnung, die 30 Artikel enthält, von denen hier nur auf die wichtiaſten hingewieſen wurde, tritt mit Wirkung von 1. Juli in Kraft. Gegen unberechtigte Preisſteigerungen Berlin, 12. Juli. Obwohl der Keichswirkſchaftsminiſter bereiks in meh⸗ reren Verlautbarungen vor ungerechtfertkigten Preiserhö⸗ hungen nachdrücklich gewarnk hat, ſind in der letzten Zeit doch erneut Klagen über Preiserhöhungen in einigen Wirt⸗ ſchaftszweigen laut geworden. Dieſe Fälle werden zurzeit nachgeprüft. Sollte ſich erweiſen, daß unberechtigte Preis- ſteigerungen vorgekommen ſind, ſo wird mit aller Strenge eingegriffen werden. 5 Die Aebertragung der Reichstagsſitzung Berlin, 12. Juli. Die Reichsſendeleitung teilt mit:„Am Freitag, den 13. Juli, abends 20 Uhr, übernehmen alle deut⸗ ſchen Sender vom Deutſchlandſender die Uebertragung der Reichstagsſitzung mit einer Rede des Führers, Reichskanz⸗ lers Adolf Hitler, und einer Erklärung der Reichsregierung. Die Stunde der Nation wird auf einen ſpäteren Zeitpunkt verlegt. Der politiſche Kurzbericht fällt aus. Die Reichsfinanzen im April und Mai Berlin, 12. Juli. Das Reichsfinanzminiſterium veröf⸗ fentlicht ſoeben die Mitteilung über die Reichseinnahmen und ausgaben in den Monaten April und Mai 1934 des Rechnungsjahres 1934. Danach betrugen(in Millionen Mark) im Ordentlichen Haushalt im Mai die Einnahmen 510,1(April 740,8) und die Ausgaben 573,7(491,0); mithin ergibt ſich für Mai eine Mehrausgabe von 63,6(April: Mehreinnahme 249,8). Für Ende Mai errechnet ſich alſo eine Mehreinnahme von 186,2. Um dieſen Betrag vermin⸗ dert ſich der aus dem Vorfahr übernommene Fehlbetrag von 1796,7 auf 1610,5. 1 2 4— e Wir iſchaftsführer Keßler abberufen a Berlin, 11 Juli. Der Reichswirtſchaftsminiſter hat den bisherigen Füh⸗ rer der Wirkſchaft, Generaldirektor Philipp Keßler, von ſei⸗ nem Poſten als Führer der Wirkſchaft mit ſofortiger Wir⸗ kung abberufen. Bis zur endgültigen Regelung iſt der ſtellvertretende Führer der Wirtſchaft, Graf von der Goltz, mit der alleinigen Wahrnehmung der Führung der Geſchäfte beauf⸗ tragt worden. 8 5 lichkeiten ſemand zu finden, der dieſe Aufgabe zu überneh⸗ Nr. 160 Mehr Macht für Dollfuß Vier Reſſorts in ſeiner Hand.— Regierungsumbildung. Wien, 11. Juli. Amtlich wird gemeldet: Bundeskanzler Dr. Dollfuß er⸗ ſchien Mittwoch beim Bundespräſidenken Miklas, der ihm auf ſein Angebot der Demiſſion der Bundesregierung mit⸗ teilte, daß er die Geſamtdemiſſion der Regierung nichk an⸗ nehme, ſondern nur den Rücktritt einzelner Mitglieder des Kabinekts. Demnach ſcheiden aus dem Kabinett Dr. Dollfuß fol⸗ gende Mitglieder aus: Bundesheeresminiſter General Fürſt Schönburg⸗Hartenſtein, Bundesminiſter Dr. Koerber, Bundesminiſter Schmitz, Bundesminiſter Ender und Staatsſekretär Dr. Glaß. Das neue Kabinett hat mit dem Ausſcheiden der beiden Landbundmitglieder Koerber und Glaß einen ausſchließlich chriſtlichſozialen und Heimwehrcharakter. Der neue Juſtizmi⸗ niſter Berger⸗Waldenegg ſteht den Heimwehren nahe. Beſonders bemerkenswert erſcheint die Ernennung des öfterreichiſchen Geſandten in Berlin, Tauſchnitz, zum Staaksſekretär für das Aeußere. Die Umbildung des Kabinetts in der Richtung einer Ver⸗ ſtärkung des chriſtlichſozialen und des Heimwehreinfluſſes wird allgemein auf beſtimmte Gegenſätze zurückgeführt, die in der letzten Zeit innerhalb des Kabinetts zutage getreten waren. Die neue Miniſterliſte iſt folgende: Regierungschef Dollfuß mit Bundeskanzleramt, Aus⸗ wärtige Angelegenheiten, Sicherheitsweſen, Landwirtſchaft und Landesverteidigung. Vizekanzler Starhemberg, Bundesminiſter Fey, Unterrichtsminiſter Schuſchnigg, Sozialminiſter Neu⸗ ſtädter⸗Stürmer, Finanzminiſter Bureſch, Han⸗ delsminiſter Stockinger, Juſtizminiſter Berger⸗ Waldenegg, Staatsſekretär für Sicherheitsweſen Car⸗ winſky. Bundeskanzler Dr. Dollfuß nahm, wie halbamtlich er⸗ klärt wird, die Rekonſtruktion der Regierung vor, um auf dieſe Weiſe eine konzentrierte Zuſammenfaſſung der wich⸗ tigen, auf die Sicherung von Ruhe und Ordnung bezüg⸗ lichen Reſſorts in ſeiner Hand durchzuführen und ſo die letz⸗ ten Reſte ſtaatsfeindlicher Bewegungen zu beſeitigen. Todesſtrafe für Sprengſtoffbeſitz Es werde ohne Verzug eine Reihe von Maßnahmen durchgeführt werden, die im beſonderen eine Erweiterung der auf Sprengſtoffanſchläge bezüglichen Geſetze und Vor⸗ ſchriften betreffen. Auf den Beſitz von Sprengſtoffen wird die Todesftrafe geſetzt, falls nicht innerhalb einer kurz bemeſſenen Friſt, in⸗ nerhalb deren dem unbefugten Beſitzer Skrafloſigkeit zuge⸗ ſichert wird, die reſtloſe Ablieferung der noch vorhandenen Sprengſtoffvorräte erfolgt. 5 Starhembergs Beſuch bei Mufſolini Es wird bekannt, daß Miniſterpräſident Muſfſolini den öſterreichiſchen Vizekanzler Starhemberg zu einem Beſuch nach Rom eingeladen hal. Dieſer Beſuch ſoll am 14. Juli, alſo vor dem Juſammenkreffen mit Bundeskanzler Dollfuß, das für Ende Juli in Kiccione in Ausſicht genommen iſt, ſtattfinden. 5 f In der Unterredung ſoll auch die Rolle der Heim⸗ wehr in den noch immer äußerſt verwickelten innenpoliti⸗ ſchen Verhältniſſen Oeſterreichs einer eingehenden Unter⸗ ſuchung unterzogen und dabei auch die weiteren Aufgaben der Heimwehren geklärt werden. In dieſem Zuſammentref⸗ fen zwiſchen Muſſolini und Fürſt Starhemberg wird ein ſehr bedeutungsvolles politiſches Ereig⸗ nis geſehen. Berliner Geſandiſchaſt unbeſetzt? Entſcheidung nach dem Beſuch bei Muſſolini. In gut unterrichteten Kreiſen verſtärkte ſich am Mitt⸗ woch der Eindruck, daß die öſterreichiſche Regierung vorläu⸗ fig nicht die Abſicht hat, nach der Berufung des bisherigen Berliner Geſandten Dr. Tauſchnitz zum Staatsſekretär des Aeußeren den Berliner Poſten in nächſter Zeit neu zu beſetzen. Es ſoll vielmehr im Hinblick auf die gegenwärtigen Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich der Plan beſtehen, den Berliner Poſten einige Zeit und eſetzt zu laſſen. 8 55 In politiſchen Kreiſen erblickt man darin einen betonten Schritt der öſterreichiſchen Regierung, die offenbar nach außen hin die Spannung zwiſchen Deulſchland und Oeſter⸗ reich zum Ausdruck bringen will. Die endgültige Entſchei⸗ dung über die Wiederbeſetzung des Berliner Geſandtenvo⸗ ſtens ſoll erſt nach der Zuſammenkunſt zwiſchen Muſſolini und Dollfuß in Riccione Ende Juli fallen. f Sollte ſich dieſe Nachricht bewahrheiten, ſo handelt es ſich offenbar um eine Verlegenheitsmaßnahme, denn die öſterreſchiſche Regierung iſt anſcheinend nicht in der Lage, angeſichts des gegenwärtigen Standes der deutſch⸗öſterrei⸗ chiſchen Beziehungen aus ihrem Beſtande einen Anwärter zu präſentieren, oder aus dem Kreiſe der geeigneten Perſön⸗ mon horeit märe. Dollfuß reiſt nach Paris? 5 Paris, 11. Juli. In franzöſiſchen Kreiſen rechnet man damit, daß der öſterreichiſche Bundeskanzler Dollfuß E dieſes Monats zu einem Beſuch in Paris eintreffen f Das letzte Wort Gerekes „Wenn ſich der Schleier einmal lüftet, Berlin, 12. Juli. Am Mittwoch erhielt im Gereke⸗Prozeß, der ſeit dem 24. März vor der achten großen Strafkammer des Berliner Landgerichtes verhandelt wird, der Angeklagte Dr. Gereke das letzte Wort. Ich ſtehe vor Ihnen, ſo erklärte er, unter der Anklage, unehrlich und treulos gehandelt zu haben gegenüber dem, was ich ſelbſt ſchuf und was ich— wenn man überhaupt Menſch und Lebenswerk identifizieren 8 +. 8 f 7 7 2 darf— ſelbſt bin und war. Ich ſtehe hier unter einer Art Treupflicht und ich habe ſchon wiederholt ausgeführt, daß für mich die Treue das Höchſtſtehende iſt. 2 r gelüftet und wo auch diejenigen, die heute glauben, mir die perſönliche und voli⸗ tiſche Ehre abſprechen zu daß ſie ſich geirrt haben. lüftet, dann bin ich der fel Neberzeugung, wird auch keiner ein Wort der Kritfk finden über die Handlungsweiſe des leider vielfach erwähnten jetzt verſtorbenen Dr. Ober⸗ fohren. Zum Schluß erklärte Dr. Gereke: Glauben Sie, daß ich nicht, wenn ich mich ſchuldig und ehrlos gefühlt hätte, die leßten Konſequenzen gezogen hätte? Für mich hat der Tod jeden Schrecken verloren. Wenn ich dieſe letzten Konſequenzen nicht gezogen habe, ſo nur deshalb, weil ich für die Wiederherſtellung meiner Ehre kämpfen muß und weil ich mir bewußt bin, nichts Unrechtes getan zu haben. Die Urteilsverkündung ſoll am Samstag erfolgen. können, bekennen werden müſſen. Wenn ſich ſener 5 — er einmal Zunahme des Fremdenverkehrs Nach Mitteilung des Statiſtiſchen Reichsamts ſind im Mai in 200 wichtigeren Fremdenverkehrsorten des Deutſchen Reiches 1.01 Millionen Fremdenmeldungen und 2.94 Mil⸗ lionen Fremdenübernachtungen gezählt worden, d. h. rund ein Drittel mehr als im Mai 1933. Der in dieſen Zahlen mit enthaltene Verkehr der Auslandsfremden weiſt gegenüber dem Mai 1933 die eineinhalbfache Zahl der Mel⸗ dungen und die eineindrittelfache Zahl der Uebernachtungen auf. Neben dem warmen und ſonnigen Wetter und den diesmal in den Mai gefallenen Pfingſtfeiertagen haben zu dem günſtigen Ergebnis u. a. die üblichen Feiern des Tages der Nationalen Arbeit am 1. Mai, die„Kraft durch Freude“ Fahrten und die Oberammergauer Paſſionsſpiele erheblich beigetragen. Der Umfang des Fremdenverkehrs(gemeſſen an der Zahl der Uebernachtungen) hat in allen Gruppen der Berichtsorte zugenommen, und zwar in den Großſtädten durchſchnittlich um 22 v. H., in den Mittel⸗ und Klein⸗ ſtädten um 38 v. H. und in den Bädern und Kurorten um 39 v. H. In den Seebädern hat ſich, wohl auch infolge Ausnutzung der Vorſaiſon durch„Kraft durch Freude“, die Zahl der Beſucher gegenüber dem Mai 1933 mehr als ver⸗ dreifacht und die Zahl der Uebernachtungen mehr als ver⸗ doppelt. 5 Kurzmeldungen Landesverräter zu Zuchthaus verurkeilt. Vom Oberlandesgericht Breslau wurden zwei Landes⸗ verräter wegen Verbrechens gegen das Spionagegeſetz zu je ſechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Unterſuchungs⸗ haft wurde voll angerechnet, Polizeiaufſicht gegen beide für zuläſſig erklärt. Das Geld, das der eine Landesverräter er⸗ halten hat, iſt dem Staate verfallen. —— Der Kreuzerbeſuch in England Zum erſten Mal nach dem Kriege. London, 11. Juli. Zum erſten Male ſeit mehr als 20 Jahren beſuchen deutſche Kreuzer einen engliſchen Hafen. Am Mittwoch liefen die Kreuzer„Königsberg“ und „Leipzig“ in den Hafen von Portsmouth ein. Die Land⸗ batterien feuerten einen Salut von 21 Schüſſen ab und be⸗ grüßten dadurch die Kreuzer als Vertreter der deutſchen Na⸗ tion. Einige Minuten darauf antworteten die Kreuzer mit einem gleichen Salut für England. Darauf gaben die Bat⸗ terien von Portsmouth 17 Schüſſe als Salut für die Flagge des deutſchen Admirals ab. Ein Salut von ebenſoviel Schüſ⸗ ſen wurde von den Deutſchen für die Flagge des Oberbe⸗ fehlshabers von Portsmouth gegeben. Das Programm Anlaß des Beſuches der beiden deutſchen Kreuzer in i umfangreich. Es handelt ſich Beſuches der britiſchen Kreuzer 1d Norfoltß“ in Kiel im Juli 1931. Selbſtmord eines Geiſelmörders. ro“ 5 Der durch ſeine Beteiligung am Münchener Geiſelmord bekannte ſozialdemokratiſche Schriftſteller Erich Mühſam, der ſich in Schutzhaft befand, hat ſeinem Leben durch Erhän⸗ ein Ende gemacht. Mühſam, ein geborener Berliner, Lebensjahr und war 1919 zu 15 Jahren Fe⸗ t, 1924 aber begnadigt worden. nd im 57 68 litauiſche Offiziere gemaßregelt. Die Unterſuchung gegen die Schuldigen am litauiſchen Militärputſch durch den Sonderausſchuß iſt abgeſchloſſen. Danach waren an dem Putſch direkt oder indirekt außer den bereits abgeurteilten drei Ziviliſten mit Woldemaras an der Spitze 103 Offiziere beteiligt. Nach dem Erlaß des Am⸗ neſtiegeſetzes iſt die Angelegenheit auf Grund der dienſtlichen Diſziplinarbeſtrafungen wie folgt bereinigt worden: 22 Of⸗ fiziere wurden zu Gemeinen degradiert und aus der Armee ausgeſchloſſen, 46 Offiziere wurden in die Reſerve verſetzt und 32 Offiziere gingen ſtraffrei aus. Gegen den früheren Generalſtabschef Kubelianus, gegen den Stellvertreter des Chefs der Militärfliegerei und gegen den Stellvertreter des Chefs des Huſarenregiments werden wegen böswilliger Un⸗ tätigkeit und Sabotage vor dem Kriegsgericht Verfahren eingeleitet. Die Lage in Memel Die Boſchafter der Großmächte bei Neurath. Berlin, 11. Juli. Der Reichsaußenminiſter hat die Bot⸗ ſchafter Frankreichs, Englands, Italiens und Japaus emp⸗ fangen, um ſie nachdrücklichſt auf die Verhältniſſe im Me⸗ melgebiet und die Notwendigkeit eines unmittelbaren Ein⸗ greifens der Signatarmächte hinzuweiſen. RNuſſiſche Innenpolitik ö Ein Volkskommiſſariak für Inneres.— Der Zenkralvollzugsausſchuß der Sowjekunion beſchloß die Bildung eines Volkskommiſſariats für innere Angele⸗ genheiten unter Einverleibung der OG Pu, der berüchtigten politiſchen Geheimpolizei, die bisher mit außerordenklichen Machtbefugniſſen ausgeſtattet war. 5 Dem neuen Volkskommiſſariat obliegt u. a. die Siche⸗ rung der revolutionären Ordnung, der Staatsſicherheit und des geſellſchaftlichen(ſozialiſtiſchen) Eigentums ſowie der Grenzſchutz. Das Gerichtskollegium der OGPU wird aufge⸗ löſt. N Bei dem neuen Volkskommiſſar wird eine Sonderabtei⸗ lung eingerichtet, die berechtigt iſt, auf ver waltungs⸗ mäßigem Wege Verſchickungen und Verban⸗ nungen in Arbeitslager bis zu fünf Jahren ſowie Aus⸗ weiſungen aus der Sowjetunion anzuordnen. „„ NRaubmord im Saargebiet Hellenhouſen(Saar), 12. Juli. Ein ſchweres Verbrechen wurde Mittwoch im Anweſen des Ackerers Joſeph Ziegler entdeckt. Nachbarn fanden den 46jährigen Mann in ſeinem Beit, an Händen und Füßzen gefeſſelt und, offenbar erwürgt, kot auf. Die 70jährige Mutter lag ebenfalls gefeſſelt im Bett, gab aber noch Lebenszeichen von ſich. Allem Anſchein nach 3 Raubmord vor, doch fehlt von den Tätern noch jede pur. N Ein Trauerzug in Weiß Beiſetzung des Prinzgemahls der Niederlande. Haag, 12. Juli. Die ſterbliche Hülle des vor einer Woche verſtorbenen Prinzgemahls Heinrich wurde am Mitt⸗ woch vom Haag zu der in Delft gelegenen Familiengruft des Hauſes Oranien⸗Naſſau übergeführt. Sämtliche von dem Leichenzug berührten Straßenzüge waren von unüberſeh⸗ baren Menſchenmaſſen umſäumt. Ueberall bildeten Militär⸗ formationen Spalier. Alle Miniſterien und ſtaatlichen In⸗ ſtitute ſowie die Börſe und viele Geſchäftshäuſer hatten ge⸗ ſchloſſen. Dem Wunſch des Verſtorbenen entſprechend, war der von acht ſchwarzen Pferden gezogene Leichenwagen gänzlich in Weiß und Silber gehalten. Auch die Pferde tru⸗ gen weiße Prunkdecken. Unter den Trauergäſten bemerkte man u. a.: Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg, Prinz Karl von Belgien, Prinz Felix von Luxemburg, den Für⸗ ſten und den Erbprinzen zu Wied, den Herzog von Naſſau ſowie Freiherrn von Fritſch in Vertretung der Großherzogin von Sachſen⸗Weimar⸗Eiſenach. Todesopfer beim Baden Koblenz. Im Laufe eines einzigen Tages kamen in der Umgebung vier Perſonen beim Baden ums Leben. Allein bei Bingerbrück forderte der Rhein zwei Tote. Ein im Alter von 12 Jahren ſtehender Junge vergnügte ſich mit gleichaltrigen Schulkameraden beim Waſſerballſpiel. Hierbei kam er in die Strömung des Fluſſes und wurde fortgeriſſen, ehe Hilfe zur Stelle war. Ein weiterer Badeunfall mit tödlichem Ausgang ereig⸗ nete ſich in der Nähe der hieſigen Rheinkribben. Ein im Alter von 35 Jahren ſtehender Mann aus dem Hunsrück⸗ dorf Stromberg wollte noch vor der Heimfahrt ein er⸗ quickendes Bad im Rhein nehmen. Er geriet gleichfalls in die Strömung und ertrank. In Katzenelnbogen ertrank im dortigen Schwimmbad ein 13jähriger Junge aus dem benachbarten Laufenſelden. Eine im Alter von 25 Jahren ſtehende Dame aus Bay⸗ ern, die in Oberlahnſtein zu Beſuch weilte, geriet in der Nähe der Stadt beim Baden im Rhein in eine Untiefe und verſank. Sie ertrank, ehe Hilfe zur Stelle war. Lösnich. Ein ſieben Jahre alter Junge aus Lösnich geriet beim Baden in der Moſel in ein Baggerloch und ver⸗ ſchwand in den Fluten vor den Augen ſeiner Schulkame⸗ raden. Ein in der Nähe der Unglücksſtelle wohnender Bäk⸗ kermeiſter ſtürzte ſich auf die Hilferufe der anderen Kinder in die Moſel. Es gelang ihm aber nicht mehr, das Kind lebend zu bergen. Floßunglück.— Mann erkrunken. München, 12. Juli. Im Moorbad Buchenberg geriet ein mit drei Sommergäſten beſetztes Floß ins Schwanken. Die drei Perſonen ſtürzten ins Waſſer. Von der Lehrerin Brack wurden zwei Kinder gerettet, während der Vater der Aae Die Mutter war vom Ufer aus Zeugin des Inglücks. Die Hitze in Italien Zahlreiche Tote.— Andere tödliche Unfälle. Rom, 11. Juli. Die ſommerliche Hitze hat in Italien ihren bisherigen Höhepunkt erreicht. Aus der Umgebung von Faenza wurden an einem einzigen Tag nicht weniger als fünf Opfer der Hitze gemeldet, und zwar handelt es ſich um fünf Bauern verſchiedener Dörfer, die während der Dreſcharbeit durch Sonnenſtich getötet wurden. Die Unfallchronik der Straße war auch an anderen Or⸗ ten Italiens beſonders umfangreich. So wurden mehrere Kinder, die in Spezia auf dem Bürgerſteig ſpielten, von einem Kraftwagen erfaßt. Zwei Kinder waren ſofort tot, während drei weitere ſchwere Verletzungen erlitten. In einer Gemeinde bei Syrakus fanden zwei Arbeiter durch den Einſturz eines Hauſes den Tod. Aus Bengaſi(Italieniſch⸗Afrika) wird die Exploſion eines Pulvermagazins gemeldet. Fünf Eingeborene, die damit beſchäftigt waren, Pulver abzumeſſen und in leere Petroleumfäſſer zu füllen, fanden den Tod in den Flammen. Linienſchiff„Schleswig⸗Holſtein“ in Norwegen. Oslo, 11. Juli. Das Linienſchiff„Schleswig⸗Holſtein“ lichtete die Anker, um nach Ulvik im Hardanger Fjord wei⸗ terzufahren. Ein Bordfeſt, auf dem auch die Regierungs-, Militär⸗ und Marinebehörden vertreten waren, erweckte allgemeine Befriedigung. Am Dienstag wurden der Flot⸗ tenchef, der Chef des Stabes und der Kommandant des Li⸗ nienſchiffes im Beiſein des deutſchen Geſandten vom Kö⸗ nig in Audienz empfangen. 0 5 Roman von Liane Sanden 5 36 Sie ſaßen abgetrennt von den fröhlichen Sommergäſten in einer kleinen Laube, die mit Wein und wilden Noſen üppig umrankt, ſüßen Duft entſandte. Und hier ſprach Michael zum erſtenmal von ſeinem Buch. Von dem Werk, das er geſchaffen. „In Einſamkeit iſt es entſtanden, Fräulein Lena“, ſagte er,„aus meinen tiefſten Schmerzen heraus. Mein ganzes Lebensſchickſal ſteckt in ihm. Aber ich weiß nicht, ob es gelungen iſt. Ich habe ja keinen Glauben an mich.“ „Geben Sie mir das Buch“, ſagte Lena. Sie ſprach mit einer ungewohnten Heftigkeit und Entſchiedenheit.„So⸗ fort geben Sie mir das Buch.“ „Aber Lena“, verſuchte er zu ſcherzen,„ich habe es ja gar nicht hier.“ „Dann fahren wir ſofort zu Ihnen und holen es.“ 0 85 das iſt doch nicht ſo eilig, Lena, das hat doch no eit. „Nichts hat Zeit, wenn es gilt, Sie von Ihrem Un⸗ glauben an ſich ſelbſt zu erlöſen. Ihr ganzes Unglück, Herr Heinſigk, iſt der Zweifel an Ihnen ſelbſt.“ „Wie ſollte ich etwas anderes als zweifeln, Fräulein Lena“— es klang ſehr bitter—„neben einer Frau wie Stella? Sie ſollten ſie nur kennen, Fräulein Lena. Sie iſt das Klügſte, das Schönſte, das Beſte auf der Welt. Sie iſt der vollkommenſte Menſch. Und in der Kunſt iſt ſie ein Genie. Was bin ich neben ihr?“ Da ſah Lena mit einem zwingenden Blick in Michaels gramvolle Augen: 8 „Was Sie ſind?“ fragte ſie.„Aber ſo fragen Sie doch Ihre Frau. Wenn Stella Hollmers ein ſolcher Menſch iſt, wie Sie ſie ſchildern, und daran zweifle ich nicht, würde ſie Sie dann ſo lieben? Hätte eine Stella Hollmers Sie erwählt, wenn Sie nicht viel oder alles für ſie wären? Geht es wirklich darum, Herr Heinſigk, daß andere Menſchen einen für bedeutend halten? Oder geht es darum, was man ſelber für einen anderen Menſchen bedeutet?“ a Michael legte die Hände über die Augen. Eine tiefe Er⸗ ſchütterung war in ihm. 5 „Mein Gott, mein Gott, wenn es ſo wäre, dann hätte ich ja die ganzen Jahre in Furcht vor einem Geſpenſt gelebt? Dann hätte ja alles anders kommen können, Lena.“ „Und es kann ja noch anders kommen, Herr Heinſigk. Beſtimmt, es wird anders kommen. Glauben Sie! Viel⸗ leicht mußte es ſo ſein, daß Stella Hollmers jetzt von Ihnen ging. Vielleicht müſſen Sie eine Zeit ohne ſie ſein und ſich ſelbſt beweiſen, daß Sie etwas ſind. Freilich“, fügte Sie mit warmer Schelmerei hinzu,„uns, Ihren Freunden, brauchen Sie das nicht mehr zu bezeugen.“ Da beugte ſich Michael Heinſigk und küßte Lena gHeuſch⸗ ner die Hände. vena geuſchner wurde ſehr rot. „Ach, das müſſen Sie nicht tun“, ſagte ſie,„das heben Sie ſich lieber für Frau Hollmers auf. Aber nicht wahr, jet fahren wir und holen Ihr Buch?“ Zehntes Kapitel s war ſchon gegen zwölf Uhr nachts, als Michael mit Leua bei ſich zu Hauſe ankam. Er war wie in einem Fieber. Solange hatte er ſein Werk vor allen Menſchen verborgen. Nun ſchien ihm keine Zeit zu verlieren, um es in Lenas Hände zu legen. Er kannte ihr unbeſtechliches, künſtleriſches Urteil. Er wußte, ſie war viel zu wahrhaft, um Lob zu ſpenden, wo ſie keinen Grund zum Lobe ſah. Ihrer Entſcheidung wollte er ſich beugen. War ſein Werk gelungen, ſo mochte es herausgehen zu den Wenſchen. War es mißlungen, ſo mußte er ſich darein fügen. Auch Lena war wie von einem Fieber erfüllt. Sie hatte alles vergeſſen, die Zeit, die Umwelt. Sie wollte nur noch eins: es war jetzt der entſcheidende Punkt gekommen, von dem aus Michaels ganzes Leben ſich wandeln konnte, Vielleicht hatte überhaupt nur ſein mangelndes Selbſt⸗ vertrauen zwiſchen ihm und Stella geſtanden. Und die ganze Entfremdung der letzten Wochen zwiſchen ihm und Stella Hollmers, die er ihr gegenüber leiſe angedeutet, war mit darin zu ſuchen. So brannte ſie ſelbſt darauf, dies Werk kennenzulernen, von dem er geſprochen. Die Dienerſchaft des Hauſes Sollmers hatte ſich die Abweſenheit der Herrſchaft zu einem Abſchiedsfeſt auf ihre Art zunutze gemacht. In der Küche hatte man das Grammophon aufgeſtellt. Die Wirtſchafterin, der Kon⸗ trolle durch Stellas Sekretärin, des ſcharfen Fräulein Methmann, entzogen, hatte aus der Speiſekammer her⸗ angebracht, was nur heranzuſchaffen war. Als Wichael Heinſigk mit ſeinem Schlüſſel die Tür öffnete, tanzte gerade in der großen Vorderdiele der Chauffeur Kretſch⸗ mer, der zum nächſten Erſten gekündigt worden war, mit dem Stubenmädchen Fanny, das ſich mit einem zurückgelaſſenen Ballkleid Stellas ausgeputzt hatte, einen Rumba. Kreiſchend entfloh Fanny, während der Chauf⸗ feur mit einem verlegenen, halb frechen Geſicht auf Michael und ſeine Begleiterin blickte. 1 „Was heißt denn das“, ſagte Wichael ſcharf,„was iſt denn hier für eine Wirtſchaft? Machen Sie ſofort, daß Sie in Ihre Zimmer kommen!“ a Der Mann murmelte etwas und ſchlurfte langſam weg. Aber in ſeiner ganzen Haltung lag etwas ſo Auf⸗ reizendes und Höhniſches, daß es Michael ſiedend heiß zu Kopf ſtieg. 3 „Wenn Sie mir etwas zu ſagen haben, dann tun Sie es gefälligſt anſtändig.“ i Der Mann wandte ſich um: 5 „Anſtändig?“ ſagte er.„Da müſſen ſich gewiſſe Leute auch erſt anſtändig benehmen.“ Er warf einen bezeich⸗ nenden Blick auf Michaels Begleiterin.„und über⸗ haupt, ich war bei der gnädigen Frau engagiert, undd nicht bei Ihnen.“ i 8 WMWichael ſtieg die Wut ins Gehirn. Er hätte ſich auf den frechen Menſchen geſtürzt, wenn nicht Lena bittend geflüſtert hätte: f 5 5 Laſſen Sie doch. Sie werden doch nicht mit ſo einem Menſchen einen Streit anfangen.“ a Da lachte der Chauffeur höhniſch auf. Der Aerger über ſeine Entlaſſung, die Wut, in dem Vergnügen ge⸗ ſtört zu ſein, und alle Nichtachtung gegen Michael lag in ſeiner frechen Antwort: 5 Herren, Er konnte nicht ausreden. Vor der ſchneebleichen Lena trat Michael mit einem Schritt auf den Chauffeur zu und hatte ihm ins Geſicht geſchlagen. 5. »Sie unverſchämter Lümmel, vorläufig habe ich noch Hausrecht bier. Und wenn Sie nicht binnen einer Stunde er aus dem Hauſe ſind, dann werde ich die Poliz ho en.“ 5 75 Rgenn.(C ker Fang.) Der Gendar⸗ einen vor vier Jahren bhichenen Mann zu ermitteln mit Betrügereien und Von den ſeinerzeit erhal⸗ hatte er bis zu ſeiner Flucht nach Mannheim eingeliefert. (Schwerer Verkehrs⸗ 25jährige Bäcker Wilhelm merie aus dem und Diebſt gen iſt e ugnis in Erfurt iehmen, der ſich ſeit ählen durchgeſchlagen h tenen 15 Monaten ſechs Monate verbüf U Leimen bei 5 unfall.) Abends ſtieß Fahrrad gegen einen 6 torradfahrer. Schli dabei mehrere Meter über leudert und erlitt außer einer eſch (Vorſicht Kinder!) Vor dem Be⸗ Wiesloch zirksamt wurde ein ſiebenjähriges Mädchen von einem Auto⸗ fahrer in deſſen Wagen gelockt. Nachdem ſich der Wüſt⸗ ing außerhalb der Stadt an dem Kinde vergangen hatte, lief er wieder bei der Bezirksſparkaſſe ab und fuhr 1 po davon. Polizei und Gendarmerie haben Unterſuchung aufgenommen. Adelsheim.(Einbrecher gefaßt.) Der Gen⸗ darmerie Adelsheim iſt es gelungen, einen verwegenen Ein⸗ brecher ausfindig zu machen und festzunehmen. Es handelt ſich dabei um einen Zigeuner namens Markus Lind, der in einer Nacht in Cleveſulzbach und Olnhauſen ſchwere Einbruchs⸗ diebſtähle in Kolonialwarengeſchäften verübt hatte. Bei einer Streife ſtellte ein Beamter der hieſigen Gendarmerie den Verdächtigen, der das Diebesgut auf dem Fahrrad mit⸗ führte. Der ſchwer vorbeſtrafte Verbrecher konnte trotz Leug⸗ nens ſeiner Taten überführt werden und wurde in das Gefängnis nach Mosbach eingeliefert. Weil a. Nh.(Schußwaffe in Kinderhand.) Im Schulzimmer der Leopoldſchule in Weil am Rhein ſpiel⸗ ten einige 13jährige Knaben mit einem Teſching. Der eine der Knaben lud die Waffe und legte ſie unter ſeinen Tiſch. Ein anderer wollte ſich dieſelbe nochmals genauer an⸗ ſehen, kam dabei jedoch an den Abzugshahn. Der Schuß ging los und traf einen Mitſchüler in die Bruſt. Der Junge mußte ſofort ins Lörracher Krankenhaus überführt werden, wo der Steckſchuß entfernt werden konnte. N 1 Der Brand in Freiburg Miniſter Dr. Wacker am Brandort.— Dank an die Retter. Freiburg, 11. Juli. Der Miniſter des Kultus, des Unterrichts und der Juſtiz, Dr. Wacker, beſichtigte die Brandſtelle, wo er auch einen Bericht der Univerſitäts⸗ führung, der Polizeibehörden und der Feuerwehr entgegen⸗ nahm. Der Miniſter hat dann eine Verlautbarung an die Preſſe ergehen laſſen, in der es u. a. heißt: ö. Bei dem furchtbaren Brandunglück, das die Aniverſi⸗ tät Freiburg betroffen hat, iſt der Aniverſität Freiburg ein ſchwerer, aber nicht unerſetzlicher Schaden entſtanden. Das Feuer konnte auf den Dachſtuhl und das Dachgeſchoß des Hauptgebäudes der Univerſität beſchränkt werden. f Dieſer außerordentliche Erfolg iſt auf das energiſche und unermüdliche Wirken der Feuerwehr, die trotz widriger Amſtände und Verhältniſſe mit höchſter Tatkraft ans Werk ging, zurückzuführen. Daneben haben aber alle Bepölkerungs⸗ kreiſe, insbeſondere SA, SS, Polizei, Arbeitsdienſt und das Note Kreuz und nicht zuletzt die Lehrer, an deren Spitze die Führer der Aniverſität, in hervorragender Weiſe mit⸗ gewirkt und die Studenten der Aniverſität ſowie die Be⸗ amten, Angeſtellten und Arbeiter in aufopfernder Gemein⸗ ſchaft, weſentlichen Anteil an der Bekämpfung des Feuers und der Rettung der Apparate und Büchereien. Ihnen allen danke ich aufs herzlichſte. Das Aniverſitätsgebäude wird baldmöglichſt in ſeinem alten Zuſtand wieder hergeſtellt werden. Von dem Obergeſchoß der gegenüberliegenden Rotteck⸗ ſchule ſchaut man auf die Ueberreſte der Aula. Wo ſich über dem Spruch:„Die Wahrheit wird Euch freimachen“ die ſtolze Kuppel erhob, ſtehen, die Hände gleichſam abwehrend Ausgeſtreckt, die beiden ſteinernen Frauenfiguren in ein⸗ ſamer Höhe. Durch die großen Aulafenſter, deren Scheiben zertrümmert ſind, ſieht man in ein wildes Gewirr von Eiſen⸗ teilen und Drähten. Die Obergeſchoſſe rechts und links des Kuppelbaues ſind reſtlos ausgebrannt. Von der ſchnellen Ausbreitung des Feuers kann man ſich ungefähr ein Bild machen, daß in knapp 45 Minuten der ganze Dachſtuhl der Univerſität abgebrannt iſt. Sofort nach Bekanntwerden des Brandes war die Ani⸗ verſität von einer nach Tauſenden zählenden Menſchenmenge umlagert. Gefährlich wurde es für die Zuſchauer in der Belfortſtraße, als der Brand in dem füdlichen Teil des Gebäudes ſich ausbreitete, denn von hier aus flogen Teile des brennenden Dachgebälks und des Schiefers auf die . Die Gefahr war dadurch noch erhöht, daß ein Teil des Kupferdachs über dem Eingang in der Dachrinne hän⸗ gen blieb und jede Minute abzuſtürzen drohte. Nachdem gegen 15 Uhr die Gefahr zum größten Teil beſeitigt war, konnte man in kurzen Umriſſen ein Bild be⸗ kommen von der verheerenden Gewalt des Brandes. Es dürfte wohl der größte Brand ſeit Jahrzehnten ſein, der in Freiburg gewütet hat. Ueber die Bran dur⸗ ſache iſt noch nichts Näheres bekannt. Auch über den Am⸗ fang des Schadens läßt ſich im Augenblick noch nichts Be⸗ ſtimmtes ſagen. Der Durbacher Brandoſtiſter Zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. 5 2 Offenburg, 11. Juli. Nach achttägiger Verhandlung wurde heute in dem Prozeß gegen den Maurer Karl Feger⸗ Durbach wegen Brandſtiftung das Arteil gefällt. Der Angeklagte wurde zu fünf Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehrberluſt, unter Anrechnung von acht Mo⸗ naten erlittener Anterſuchungshaft, verurteilt. Er war an⸗ geklagt, in ſieben Fällen Brandſtiftung verübt bezw. ver⸗ ſucht zu haben. Er wurde jedoch nur verurteilt in zwei Fällen der Brandſtiftung und in einem Fall des Brand⸗ ſtiftungsverſuchs. Der Angeklagte hat bis zum Schluß die ihm zur Laſt gelegten Straftaten geleugnet. Der Staatsanwalt hatte in allen dieſen Fällen Verurteilung und zwar zu einer Zucht⸗ hausſtrafe nicht unter acht 8 beantragt. 5 der Verkündung der Arteilsbegründung wurden im Zuſchauer⸗ raum Pfufrufe laut. 1 8 3 5 großen Schwierigkeiten befreit werden. Aus den Nachbarländern Hanau.(Radfahrer von einem Auto ge⸗ tötet.) Ein von einem Hanauer Kraftfahrer geſteuertes Auto ſtieß auf der Straße zwiſchen Hanau und Groß⸗Au⸗ heim auf einen ſich in gleicher Richtung bewegenden Rad⸗ fahrer auf, der durch den mit großer Heftigkeit erfolgenden Anprall in den vorderen Teil des Autos geſchleudert und derart ſchwer verletzt wurde, daß er auf dem Transport nach einem Hanauer Krankenhaus verſchied. Es handelt ſich um den 20 Jahre alten Verkäufer Guſtav Schwan aus Groß⸗Auheim, der in Hanau beſchäftigt war. Die Schuld an dem ſchweren Verkehrsunfall trifft nach einſtimmigem Ur⸗ teil den Hanauer Kraftfahrer. Erfelden.(Vorſicht beim Abkochen.) Zwei Darmſtädter Paddlerinnen, die am Strand kochten, explo⸗ dierte der Spiritusapparat. Die eine Paddlerin wurde an Geſicht und Bruſt derart verletzt, daß ſie dem Krankenhaus Darmſtadt zugeführt werden mußte. Offenbach.(Mit dem Prügel verjagt.) Von zwei jüngeren Frauen, die abends im Wald von einem jungen Burſchen beläſtigt wurden, ergriff eine in der Ab⸗ wehr einen am Boden liegenden Holzprügel und ſchlug da⸗ mit den Zudringlichen in die Flucht.— In der Nähe des Buchrainweihers brach eine ältere Frau infolge der Hitze zuſammen. Dabei wurde ſie von einem Radfahrer angefah⸗ ren und am Rücken verletzt. Homburg.(Tödlicher Unfall auf dem Zoll⸗ bahnhof in Homburg.) Nach Ausfahrt des Güter⸗ zuges 6146 wurde der 53 Jahre alte Schaffner Guſtav Mül⸗ ler aus Saarbrücken mit ſchweren Verletzungen neben dem Ausfahrgleis liegend aufgefunden. Der ſofort herbeigeru⸗ fene Arzt konnte nur noch den Tod feſtſtellen. Die Urſache des Unfalls iſt noch ungeklärt. Es iſt zu vermuten, daß der Verunglückte, der zu dem Perſonal des ausfahrenden Güterzuges gehörte, den Zug erſt, als er ſich in Fahrt ge⸗ ſetzt hatte, zu beſteigen verſuchte, dabei zu Fall kam und eine Strecke weit mitgeſchleift wurde. St. Marlin.(Ein übler Meſſerſtecher.) Der in Urlaub befindliche SA.⸗Scharführer Jean Gerſt wurde ohne jeden Anlaß von dem vorübergehenden Gelegenheits⸗ arbeiter Georg Steinmetz angerempelt und mit einem feſt⸗ ſtehenden Meſſer in die linke Schulterſeite geſtochen. Der Stich ging bis auf die Knochen. Dem herbeieilenden Vater des Geſtochenen verſetzte der Täter mit dem gleichen Meſſer einen ſchweren Stich ins linke Auge, das verloren ſein dürfte. Der Täter, ein wiederholt vorbeſtrafter Burſche, be⸗ drohte auch noch andere Perſonen mit dem Meſſer. Der Burſche wurde verhaftet. — Jornsbach, OA. Backnang.(Schwerer Zu⸗ ſammenſtoß.) Auf der Staatsſtraße in der Nähe des Bahnhofs hat ſich ein ſchweres Unglück ereignet. In voll⸗ ſter Fahrt ſind 2 Motorradfahrer zuſammengeſtoßen, wo⸗ durch der Motorradfahrer Kugler von Mettelberg, der z. Z. in Hinterbüchelberg bedienſtet iſt, einen ſchweren Schädel⸗ und Kiefernbruch, und der andere Motorradfahrer, K. Ort⸗ Wein von Dappach, eine Gehirnerſchütterung davongetragen haben, während die Beifahrer mit leichteren Verletzungen davongekommen ſind. An dem Aufkommen des ſchwerver⸗ letzten Kugler, der in die Chirurg. Klinik nach Tübingen verbracht wurde, wird gezweifelt. L Laubheim.(Tragiſcher Tod.) Eine in allen Kreiſen beliebte Perſönlichkeit, Kaufmann Joſef Hopf, iſt in der Nacht auf Montag in tragiſcher Weiſe aus dem Leben geſchieden. Als alter Turner fungierte Hopf noch im Kreis⸗ turnfeſt in Söflingen. Er kehrte mit ſeinem Verein leider nicht mehr nach Hauſe zurück. In den frühen Morgenſtun⸗ den wurde ſeine Leiche in Ulm aufgefunden. Alle Anzeichen ſprechen dafür, daß Selbſtmord vorliegt. Annweiler.(Tod durch Sonnenbrand.) Ein ganz ſeltener Todesfall iſt hier zu verzeichnen. Ein 19jähri⸗ ger Gehilfe des Friſeurmeiſters Herbſt zog ſich im Aun⸗ weiler Freibad einen Sonnenbrand im Geſicht durch Un⸗ vorſichtigkeit zu und wurde vor etlichen Tagen wegen Ver⸗ brennung ins Bezirkskrankenhaus übergeführt. Dort iſt der junge Mann nun geſtorben. Er ſtammte aus Lindau am Bodenſee. Kraftpoſtlinie Baden⸗Baden— Berchtesgaden München, 11. Juli. Von Vertretern der Reichspoſt, der Reichsbahn, der Verkehrsverbände und der beteiligten Städte iſt jetzt eine Kraftpoſtlinie eröffnet worden, die von Baden-Baden durch den Schwarzwald am Bodenſee vorbei bis nach Berchtesgaden führt. Die Linie iſt etwa 900 Kilo⸗ meter lang und hat Anſchluß an die Fernkraftpoſt Hei⸗ delberg— Luzern; ſie führt von Baden⸗Baden aus über die neue Schwarzwaldhochſtraße nach Freiburg, St. Blaſien, Radolfzell. Zwiſchen Konſtanz und Lindau kann auch der Seeweg benutzt werden. Dann führt die Route über die bekannte Alpenſtrecke, vorbei an den Königsſchlöſſern, dem Wetterſtein und Karwendel bis nach Berchtesgaden. Die Gültigkeitsdauer der Fahrkarte beträgt 30 Tage, die Fahrt kann beliebig oft unterbrochen und auch auf Teil⸗ ſtrecken beſchränkt werden. Nieſenwaloͤbrand in der Lauſitz Jorſt, 11. Juni. Bei dem dicht bei Forſt gelegenen Dorf Scheundo brach ein Waldbrand aus, der, angefacht von dem ſkarken Wind, ſich zu einem Rieſenbrand entwickelte und etwa 2500 Morgen Wald vernichtete. Vor allem ſind es die Wälder der Gräflich von Brühl⸗ ſchen Gutsverwaltung in Pförten(Niederlauſitz) und zum Teil auch Bauernwald, die den Flammen zum Opfer gefal⸗ len ſind. Obwohl ſofort alle verfügbaren Feuerwehren und Arbeitsdienſt aus den Kreiſen Sorau, Kroſſen und ſogar aus dem Kreis Guben herangezogen wurden, war es nicht möglich, das Feuer aufzuhalfen. Erſt nach mehr als ſieben⸗ ſtündiger Arbeit gelang es, das Feuer einzukreiſen. Bis zu dieſer Zeit war es von dem Dorf Scheuno bis faſt zu dem etwa zehn Kilometer entfernten Teuplitz vorgedrungen. Es erreichte ſtellenweiſe eine Breite von fünf Kilometern. Lei⸗ der wurden auch die ſehr ſtarken Wildbeſtände zum Teil ein Opfer der Flammen. Ganze Rudel von Hirſchen, Rehen und Wildſchweinen raſten in Angſt und Schrecken gerade in das Feuer hinein. Trier.(Tödlicher Unfall im Steinbruch.) In der Schiefergrube der Verwaltung von Keſſelſtein nabe bei dem Orte Thomm(Landkreis Trier) löſten ſich aus bisher noch ungeklärter Urſache mehrere Felsſtücke und ſtürzten auf die Arbeitsſtelle eines Steinbrucharbeiters herab. Dieſer, ein Mann im Alter von 45 Jahren, wurde von den Geſteinsmaſſen verſchüſtet und konnte nur unter Der Mann hatte ſo ſchwere Verletzungen erlitten, daß er auf dem Trans⸗ port zum Krankenhaus ſtarb. 1 Lolcale Nuudocliau Die Auszahlung der Wohlfahrtsunterſtützungen erfolgt morgen Freitag, den 13. d. Mts. in der am Rathaus angeſchlagenen Reihenfolge von /3—4 Uhr. Mietbücher, Ausweis⸗ und Kontrollkarten ſind mitzubringen. 5 10 Jahre Handball im Turnerbund Jahn. Es jährt ſich jetzt zum zehnten male, daß der Tb. Jahn das Handballſpiel in ſeinen Turnplan mit aufgenommen hat. Wohl die Wenigſten haben damals geahnt oder glauben wollen, daß dieſes Spiel einen ſo gewaltigen Aufſchwung zu verzeichnen haben wird. Waren es vor Jahren nur etliche Turnvereine, die dem Drängen der Jugend nach dem Handball freien Raum ließen, ſo kann heute die Feſtſtellung gemacht werden, daß es faſt keinen Turnverein mehr gibt, der nicht über eine Handball⸗ abteilung verfügt. Unvergleichbar war der Siegeszug des damals noch viel verkannten Spieles, keine Sportart hat ſo ſchnell und überzeugend Wurzel in der Sportbewegung gefaßt als gerade das Spiel mit dem Ball von Hand zu Hand, das uns liebgewordene Handballſpiel. Aus Anlaß dieſes Gedenkjahres wird der Tb. Jahn vorausſichtlich am 4. und 5. Auguſt Jubiläumsſpiele in größerem Rahmen, verbunden mit leichtathletiſchen Klub⸗ kämpfen durchführen. Da für die Spiele und Klubkämpfe nur Vereine mit hervorragenden Leiſtungen als Gegner verpflichtet ſind, darf heute ſchon auf dieſes Sportereignis aufmerkſam gemacht werden. Wir bitten die verehrl. Vereine unſeres Stadtteils von unſerem Vorhaben an den beiden genannten Tagen Kenntnis nehmen zu wollen. Volks⸗ und Sommerfeſt. Vom 14. bis 17. Juli findet in Ilvesheim ein großes Volks⸗ und Sommerfeſt ſtatt. Auf dem Sportplatz herrſcht bereits reges Leben; Schau- und Verkaufsbuden, große Karuſſels ſowie Auto⸗ Selbſtfahrer, Kindereiſenbahn, Fliegerkaruſſel, Schiffſchautzel werden aufgebaut. Das Molino⸗Theater iſt die vor⸗ nehme Familienſchau. Für alles iſt geſorgt, um einige fröhliche Stunden zu erleben. Darum auf zum Volksfeſt auf dem Sportplatz. . Ausgabe⸗ und Sammelſtelle der Aufnahmeſcheine zur Anmeldung in den Reichsnährſtand. Für den Kreis Mann⸗ heim ſind zwei Ausgabe⸗ und Sammelſtellen für Auf⸗ nahmeſcheine zur Anmeldung in den Reichsnährſtand errichtet worden: in Plankſtadt bei Kreisbauernführer Valentin Trei⸗ ber, in Mannheim beim Reichsnährſtand, Hauptabteilung 4, L 7, 1. Wir bitten die in Frage kommenden Betriebe ſich an obengenannte Stellen zu wenden. Die Aufnahme⸗ ſcheine müſſen bis ſpäteſtens 15. Auguſt 1934 eingelaufen fern. l Badeopfer geländet. Bei Feudenheim wurde die Leiche des 17jährigen Metzgerlehrlings Johann Dewald von Viern⸗ heim geländet, der am Sonntag beim Baden im Neckar ertrunken iſt. J Auto geſtohlen. Wie der Polizeibericht meldet, wurde am 9. 7. vor einem Hauſe in N 7 ein Perſonenkraft⸗ wagen— Vierſitzer Daimler⸗Benz⸗Limouſine— mit grauem Anſtrich, ſchwarz abgeſetzt, geſtohlen. Kennzeichen: Motor und Fahrgeſtelluummer 84530, Polizeiliches Kennzeichen IV B 75 602, Hubraum 1977 Kubikzentimeter. Die Wohltaten der NG Mannheim, 12. Juli. Wie wohltätig ſich die Nationalſozialiſtiſche Volkswohl⸗ fahrt auswirkt, beweiſen die Leiſtungen, die die NSW in den letzten ſechs Wochen vollbrachte. Allein in dieſer kurzen Zeit wurde 4000 Anträgen in der Aktion„Mutter und Kind“ und 2000 Anträgen in der allgemeinen Wohlfahrt entſprochen. Ferner wurden abgegeben: an Lebensmitteln 105 925 Pfund, als Ergebnis der Pfundſammlung 35 000 Pfund, 100 Betten, 350 Bettücher, 170 Schlafdecken, 500 Frauen- und Mädchenkleider, 300 Stück Unterwäſche für Frauen und Mädchen, 80 Paar Schuhe, 2970 Stück Säug⸗ lingswäſche, 98 Kinderwagen, 27 498 Meter Stoffe zum Verarbeiten für Unterwäſche. Auch in Bezug auf Mütterberatung hat ſich die NSW emit beſten Kräften bewährt. Im Müttererholungsheim in der Werderſtraße haben 50 Mütter bereits Erholung ge⸗ funden. Ins Erholungsheim Nordrach im Schwarzwald wurden 60 und in das Heim Kirneck im Schwarzwald 35 Mütter verſchickt. Auch für die Kinderlandverſchickung ſetzte ſich die NSW erfolgreich ein. Bisher fanden verſchiedene Kinder⸗ transporte aus dem Sacrgebiet und dem Rheinland in Mannheim ſechswöchige Erholung, wie andererſeits zahl⸗ reiche Mannheimer Kinder hinaus auf die Rennwieſen oder in den nahen Odenwald geſchickt wurden. Mehr als tauſend Saarkinder wurden auf der Durchreiſe auf den Bahnſteigen verpflegt. Angeſichts dieſer ſelbſtloſen Taten, die viel die Nöte un⸗ ſerer ärmeren Volksgenoſſen lindern halfen, muß erneut jedem noch Abſeitsſtehenden zugerufen werden: Werde auch du Mitglied der NS- Bolkswohlfahrt! Trage auch Du Dein Scherflein bei zur Aktion Mukker und Kind! 4 ) Großer Erfolg der Badiſchen Grenzmarktlotterie. Wie 1 85 1 berichtet, hat die Badiſche Grenzmarkt⸗ lotterie einen Reingewinn von über 73 000 Mark erbracht, der den armen Notſtandsgemeinden zugute kommt, die von ſich aus Neff in der Lage geweſen wären, die auf ſie ent⸗ fallende Reſtfinanzierung der Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen aufzubringen.% Wetterbericht Von der Luftdruckverteilung iſt nichts Neues zu melden. — Wettervorherſage: Forkdauer der ſchönen Wittern . Jeden Abend, jeden Morgen Chlo rodont Erntezeit in Nordbaden. In allen Gemeinden der Rheinebene ſind die Bauern mit ſämtlichen verfügbaren Kräften bei der Ernte, während im Odenwald noch einige Tage bis zum vollen Einſetzen dieſer Arbeit vergehen werden. Im allgemeinen ſind die Ausſichten doch etwas beſſer, als es vor einigen Wochen noch ſchien. In Gemarkungen mit günſtigen Boden⸗ verhältniſſen rechnet man mit einer Mittelernte, auf leich⸗ terem Boden dagegen ſind vielfach Dürreſchäden zu ver⸗ zeichnen; dies gilt im beſonderen für die Schwetzinger Haardt und die Mannheimer Vororte, ſoweit ſie Sand— boden haben. Sommergerſte, deren Reife am weiteſten vorge- ſchritten iſt, wurde zum größten Teil ſchon geſchnitten, vor allem in der Heddesheimer Gegend. Roggen wird jetzt überall geerntet, Weizen und Hafer dagegen bleiben im allgemeinen noch einige Tage ſtehen, bis die Vollreife eingetreten iſt. Durch die anhaltende Dürre hat haupt⸗ ſächlich der Hafer ſehr gelitten, ebenſo ſtellenweiſe der Winterweizen. Kartoffeln und Rüben haben noch eine ſo lange Wachstumszeit vor ſich, daß die Möglichkeit zur Er⸗ reichung normaler Erträge durchaus gegeben iſt. Die Frühkartoffelernte, die ſich ihrem Ende nähert, konnte naturgemäß keinen vollen Ertrag mehr bringen, dafür iſt der Bauer mit dem Abſatz der Frühhartoffel zum erſten Mal ſeit vielen Jahren wieder auf ſeine Rechnung gekommen. Heu hat beim erſten Schnitt meiſt nur geringen Ertrag gebracht; auch vom zweiten Schnitt verſpricht man ſich angeſichts der großen Trockenheit nicht viel. Zur Deckung des Futterbedarfs ſollten die jetzt frei werdenden Getreidefelder mit Zwiſchenfutterpflanzen bebaut werden. Tabak ſteht recht gut, obwohl er nach dem Satz zunächſt ſchwer vorwärts kam. Die meiſten Felder ſtehen ſchon geſchloſſen da, ſodaß man vielfach mit dem Köpfen beginnen konnte. Ueber die Qualität läßt ſich noch nichts Endgültiges ſagen, denn die Witterung der nächſten ſechs Wochen iſt allein ausſchlaggebend. mp. * 2 6 Rampf der Gefahr! Schadenverhütung iſt Erziehung zur Volksgemeinſchaft. Nachdem das Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda und das Amt für Volkswohlfahrt bei der Oberſten Leitung der PO. die Schadenverhütungsaktion ein⸗ geleitet haben, iſt ſofort ein kräftiger Widerhall aus dem ganzen Lande die unerwartete Antwort geweſen. Die Ver⸗ kehrs⸗Erziehungs⸗Woche, die Reichs⸗Schwimm⸗Woche und demnächſt die Feuerſchutzwoche ſind konzentrierte Aufklä⸗ rungsaktionen auf Spezialgebieten, deren Wert und Nok⸗ wendigkeit allenthalben rückhaltlos anerkannt werden und durch freudige, zum Teil geradezu begeiſterte Mitarbeit aller Beteiligten gekennzeichnet ſtnd. Ebenſo wichtig aber, beinahe noch wichtiger, iſt die un⸗ aufhörliche rege Kleinarbeit, die im alltäglichen Leben im⸗ mer wieder und wieder aufrüttelnd und mahnend der Er⸗ ziehung zur Schadenverhütung dient. Als erſtes Mittel die⸗ ſer wirkſamen Aufklärungs⸗ und Werbearbeit iſt die Zeit⸗ ſchrift„Kampf der G efahrl“, Monatsblätter für Schadenverhütung, geſchrieben worden, für die durch die örtlichen Stellen der NS.⸗Volkswohlfahrt bei den Arbeit⸗ gebern geworben wird, damit ſie dieſes Heft in regelmäßi⸗ gen Abſtänden ihren Arbeitnehmern aushändigen. Die Un⸗ ternehmer und mit ihnen die geſamte Volkswirtſchaft, ſind ja in erſter Linie die Nutznießer einer ſolchen Werbung für die Gedanken der Unfallverhütung, der Seuchenbekämpfung, der Materialerhaltung und wie ſonſt alle die vielen einzel⸗ nen Arbeitsgebiete heißen mögen, die dem großen Gedan⸗ ken einer umfaſſenden Schadenverhütung eingeordnet und angegliedert ſind. Es kommt aber nicht nur auf die ſachlichen und fach⸗ lichen Fragen an. Gewiß brauchen wir als verarmtes Polk in ſchwerſter Wirtſchaftskriſe Sparſamkeit auf allen Gebieten und müſſen aus dieſem Grunde gegen die Ver⸗ geudung unſeres wertvollſten Volksvermögens, nämlich des Lebens und der Geſundheit unſerer arbeitsfähigen Volks⸗ genoſſen, mit allen Kräften arbeiten. Höher zu werten aber noch iſt der allgemeine und tiefere Erziehungswert dieſer Aktion. Man braucht nur die beiden erſten Hefte der vor⸗ ſtehend genannten Monatsſchrift zu durchblättern, um mit freudigem Erkennen die wahrhaft nationalſozialiſtiſche Tendenz dieſer Aktion zu begreifen. Es geht da um mehr als um Unfälle, Brandverhütung und ähnliche Dinge. Es geht um die innere Wandlung des deut⸗ ſchen Menſchen auf vielen Gebieten ſeines Denkens und Fühlens, über deren ganz ſelbſtverſtändlich individuali⸗ ſtiſche, eigenſüchtige und gemeinſchaftsfeindliche Einſtellung ſich die wenigſten bisher klar wurden. Wenn die in dieſer Schrift verfochtenen Ideen ein⸗ mal Allgemeingut jedes Volksgenoſſen geworden ſind, dann wird beiſpielsweiſe die Verſicherungsmor al des deutſchen Volkes auf einer derartig anderen Stufe ſtehen, daß die Beiträge der Krankenverſicherungen, die Prämien unſerer Feuer⸗, Unfall⸗ und ſonſtigen Verſicherungen auto⸗ matiſch geſenkt werden können. Wenn Leichtſinn, Rück⸗ ſichtsloſigkeit, Diſziplinloſiakeit, Fahrläſſigkeit und ſonſtige „verzeihliche“ menſchliche Schwächen nicht mehr als Privak⸗ angelegenheit des einzelnen gewertet werden, ſondern, wenn die öffentliche Meinung in jeder ſelbſtverſchuldeten Krankheit, in jedem vermeidbaren Unfall, in ſedem un⸗ nötigen Schadensfall einen Verluſt an Werten erblickt, die uns allen gehören und für die Geſamtheit dienſtbar gemacht werden müſſen, wenn die vom Marxismus gezüchtete Ren⸗ tenſucht und Rentenhyſterie einmal ausgerottet ſein wird, dann werden wir für die Geſundung ünſerer Volkswirt⸗ ſchaft und für die Erhaltung und Hebung unſerer Volksge⸗ ſundheit mehr geleiſtet haben, als lange Jahrzehnte im ſo⸗ genannten„Zeitalter der Aufklärung“. Und mit dieſer neuen Einſtellung, mit dieſer für heutige Begriffe unge⸗ wöhnlichen Einſchätzung und Wertung wird auf dieſem Wege nationalſozialiſtiſches Denken, Verſtehen und Begrei⸗ fen ganz von ſelbſt einkehren bei unendlich vielen Volksge⸗ noſſen, die heute noch— vielfach ohne es ſelbſt zu wiſſen in liberaliſtiſchem und individuellem Denken befangen ſind. So gewinnt die Schadenverhütungsoktion weit über ihr Sachgebiet hinaus eine gewaltige Bedeutung, als ein Teil des großen Erziehungswerkes, das mit der Machtergreifung durch den Nationalſozialismus im deutſchen Volke eingeſetzt hat und das uns in ſtetem Fortſchreiten über alle Hemmun⸗ gen und Hinderniſſe hinweg einſt das Dritte Reich in ſeiner Vollkommenheit ſchaffen ſoll, wie wir es wünſchen und er⸗ ſehnen. Kampf den Mit der heißen Jahreszeit wieder als läſtige Gäf Lande, wo ſich Ställe Wohnung befinden, f werden. Da die Fliege ſich übe leicht faulende und giftige Stof unangenehmſten Gäſte in der kammer ſind die glänzend blaue Schmeißfliege und graue Fleiſchfliege. Die Schmeißfliege ſucht ihre Eier an Fleiſch und Käſe, die graue Fleiſchfliege an Fleiſch und Tierleichen abzulegen. Gar oft werden die Keime gefähr⸗ licher Krankheiten und fäulniserregende Pilze durch ſie ver⸗ ſchleppt. Auch die gemeine Stubenfliege überträgt und ver⸗ breitet eine Menge von anſteckenden Krankheiten und be⸗ deutet dadurch eine Gefahr für die Geſundheit. Darum ſoll man die Speiſen ſorglich vor dem Geſchmeiß verwahren. Am beſten iſt es natürlich, die Fliegen in der Wohnung überhaupt nicht aufkommen zu laſſen. Das beſte Mittel da⸗ zu iſt Reinlichkeit. Darum keine Fleiſch⸗ und Speiſereſte liegen laſſen! Alle feuchten Abfälle ſind Brutſtätten der Fliegen. Darum fort mit ihnen aus der Wohnung! Wenn man auch aus den Bauernhäuſern und den Ställen ſie nie reiben kann, ſo läßt ſich die Fliegenplage dort durch Fliegenfänger, Fliegengitter und durch die größtmög⸗ liche Reinlichkeit doch erfolgreich bekämpfen. * 1 — Neue Vorſchriften für die Bezeichnung von Eiern. Der Reichsernährungsminiſter hat an der bisherigen Eier⸗ verordnung einige Aenderungen vorgenommen, durch die zu⸗ nächſt einmal die Folgerungen aus der Regelung der Eier⸗ wirtſchaft gezogen werden. Das Recht zur Kennzeichnung von Eiern nach den Handelsklaſſen, das bisher von einem be⸗ ſonderen Ueberwachungsausſchuß verliehen wurde, wird künf⸗ tig vom Reichsnährſtand verliehen. Die Kennzeichnungsſchilder müſſen künftig mindeſtens 20 Zentimeter lang und 5 Zenti⸗ meter breit ſein und in Buchſtaben von mindeſtens 1.5 Zenti⸗ meter Höhe die ungekürzte Bezeichnung der Güte⸗ und Ge⸗ wichtsgruppe enthalten. In gleicher Weiſe müſſen durch Schil⸗ der„Kühl' ier“ und„konſervierte Eier“ gekennzeichnet wer⸗ den. Der ährſtand kann anordnen, inwieweit Eier, die keine Kennzeichnung tragen, als„ausſortiert“ gekennzeichnet werden müſſen. Werden an ſich gekennzeichnete Eier nicht unter der Bezeichnung ihrer geſetzlichen Handelsklaſſe in den Ver⸗ kehr gebracht, ſo müſſen die Verkaufsſchilder die Worte „Keine Gewähr für geſetzliche Handelsklaſſen“ enthalten. Schließlich ſei noch erwähnt, daß Kleinpackungen zu je 60, 12 oder 6 Stück zugelaſſen ſind, während bisher nur Pak⸗ kungen zu je 12 Stück vorgeſehen waren. — Wer darf Muſikunterricht erteiten? Im Kampfe ge⸗ gen das Pfuſchertum im Muſikunterricht, unter dem bisher weite Volkskreiſe zu leiden hatten, iſt von der Reichsmuſik⸗ kammer eine Lizenz eingeführt worden, die einzig und allein zur Erteilung von Muſikunterricht berechtigt. Der muſikaliſche Lehrberuf wurde bisher vielfach von Leuten ausgeübt, die zwar eine gewiſſe Fertigkeit auf ihrem Inſtrument beſaßen, denen aber andererſeits jedes methodiſches und pädagogiſches Wiſſen fehlte. Das Publikum hat es ſeinerſeits häufig an der nötigen Sorgfalt bei der Wahl von Muſiklehrkräften fehlen laſſen und zog ſich ſchließlich enttäuſcht vom Muſik⸗ unterricht zurück, wenn Zeit und Geld unnütz vertan waren. Eine eingehende methodiſche Schulung iſt im Muſikerunter⸗ richt unerläßlich: der ernſthaft ſtrebende Muſiklehrer ſchafft ſich in einem mehrjährigen Seminarlehrgang die methodiſche Bildung für ſein Inſtrument, um den Anforderungen der Praxis genügen zu können: ſt a chtigt, nach ab⸗ gelegter 5 i ſi kammer mit auch dieſen reinigt, die aus einem gerin haft Strebenden eine unlau Neuanmeldungen, ſondern auch ſchon erteilt wurde, iſt liz nicht beigebracht w f und kan und E menten ge⸗ gefühl ernſt⸗ achen. Nicht nur züſikunterricht, der bisher kann die Lizenz aber en eee e Mannheimer Theater ſcha Im Neuen Theater(Roſengarten): Donnerstag, 12. Juli: Miete B 30: Die vier Grobiane. Anfang 20 Uhr. Ende 22.15 Uhr. Freitag, 13. Juli: Für die Deutſche Bühne 42 Mann⸗ heim: Alle gegen Einen, Einer für Alle. An⸗ fang 19.30 Uhr. Ende 22 Uhr. Samstag, 14. Juli: Miete H 30: Letzte Vorſtellung der Winterſpielzeit: Zähmung der Widerſpenſti⸗ gen. Anfang 20 Uhr. Ende 22 Uhr. Neues aus aller Welt r Erkrinkender zieht den Rekter in die Tiefe. Der 16⸗ jährige Knecht Michael Böhm badete im ſogenannten Mühl⸗ tal bei Pilmersreuth(Bayern). Dabei geriet er an eine tieſe Stelle und ging, da er nicht ſchwimmen konnte, unter. Der 25 Jahre alte Andreas Gmeiner wollte dem Ertrinkenden zu Hilfe kommen und kam dabei ſelbſt ums Leben. Die bei⸗ den Leichen konnten, nachdem der Weiher abgelaſſen wor⸗ den war, geborgen werden. Ar Schrecklicher Tod beim Salutſchießen. Bei einer Prie⸗ ſterweihe wollte in Röfingen(Bayern) der s5ꝛjährige Ge⸗ meindediener Moritz Miehle Salut ſchießen. Als die Ka⸗ none beim dritten Schuß nicht funktionierte, ſchaute Miehle nach der Urſache. Da entzündete ſich plötzlich die Ladung und drang ihm in den Unterleib. Entſetzlich zugerichtet brach er auf der Stelle zuſammen und ſtarb nach wenigen Mi⸗ nuten. a Den Gänshirk kotgefahren. Als der 75 Jahre alte Gänſehirt Krauß von Geslau(Bayern) die Gänſe austrieb, lief er einem auswärtigen Kraftwagen direkt in die Rä⸗ der. Kraus wurde zu Boden geſchleudert und mit ſchweren Verletzungen in das Krankenhaus von Rothenburg ge⸗ bracht, wo er noch am Abend ſtarb. zz Die Bierreiſe mit dem Auko. Der Mechaniker Mi⸗ chael Dodel von Heimertingen(Schwaben), der ſich ein al⸗ tes Sechsſitzerauto gekauft hatte, lud neun junge Leute zu einer Bierreiſe ein. Nach reichlichem Genuß von Alkohol 8 wurde gegen 2 Uhr früh die Heimfahrt angetreten. Kurz vor Heimertingen fuhr das Auto an einen Baum und ſtürzte darauf über eine Brücke in den Abwaſſerbach. Sämtliche Inſaſſen wurden ſchwer verletzt. z Tod beim Faßpichen. Der Bierbrauer Johann Eſchen⸗ bach in Königshofen i. Gr. war mit dem Pichen von Fäſ⸗ ſern beſchäftigt, als plötzlich ein Faß explodierte. Eſchenbach wurde von einem Holzſtück ſo unglücklich getroffen, daß der Tod auf der Stelle eintrat. u Tod beim Sandholen. In Aſchaffenburg war der 36 Jahre alte Fuhrunternehmer Ignatz Fuchs damit beſchäf tigt, vom Platz des Turnvereins Sand wegzufahren. Fuchs wollte gerade den beiden Pferden die Decke abnehmen, als ſich von dem Rande der Grube ein großer Brocken löſte, der Fuchs in die Kniekehle traf. Fuchs fiel dadurch nach vorwärts und zwar ſo unglücklich, daß er mit voller Wucht auf das Vorderrad des Fuhrwerks ſtürzte⸗ Er brach ſich dabei einige Rippen, die offenbar in die Lunge drangen. Die dadurch entſtandene Lungenzerreißung führte alsbald zum Tode. Schreckenstat eines Wahnſinnigen Sechs Kinder und ſich ſelbſt vergiftet. tiattowitz, 11. Juli. Der 37jährige Aufſeher der Heil⸗ anſtalt in Rybnik Ankon Skudnitz, bei dem ſich ſchon ſeit einiger Zeil Anzeichen von Geiſtesgeſtörtheit bemerkbar ge⸗ macht halten, vergiftete ſich und ſeine ſechs Kinder mit Leuchtgas. Hausbewohner bemerkten, daß es in der Wohnung des Studnitz ſehr ruhig war, während ſonſt die ſechs kleinen Kinder lärmten. Man fand die Wohnungstür verſchloſſen und benachrichtigte die Polizei, die die Tür gewaltſam öff⸗ nete. In den Bekten lagen die ſechs Kinder im Alter von ein bis acht Jahren und der Vater. Sie waren bereits tot Vom Gashahn in der Küche führte ein Schlauch durch ein Loch in der Küchentür ins Schlafzimmer. Die Frau s Studnitz befand ſich zur Zeit der Tat zu Beſuch bei Verwandten. Todesſtrahlen? Mit 50 Millionen Volt gegen 10 000 Flugzeuge. Newyork, 11. Juli. Die Blätter oeröffentlichen in ſen⸗ ſationeller Aufmachung eine längere Unterredung mit Dr. Nikola Tesla, der weiteren Kreiſen durch die nach ihm be⸗ nannten Strahlen und durch ſeine Erfindungen zur beſſeren Auswertung des elektriſchen Stromes bekannt geworden iſt. In der Unterredung behauptet Dr. Tesla, es ſei ihm ge tungen, ſogenannke„Todesſtrahlen durch eine Ark elektri⸗ ſchen Geſchützes in wirkungsvolle Jorm zu bringen, ſo daß 10 000 Flugzeuge auf eine Entfernung von 250 Meilen und ganze Armeen vernichtet werden können“. Nur die aller ⸗ ſtärkſten Stahlpanzer, behauptet Tesla weiter, ſeien im- ſtande, den Strahlen Widerſtand zu leiſten, mit denen nach jedem im Fernrohr ſichtbaren Gegenſtand gezielt werden könnte. Zur Erzengung der Todesſtrahlen“ ſeſ eine Span⸗ nung von 50 Millionen Volk nölig. Dr. Tesla, der bereits 77 Jahre alt iſt, beabſichtigt, ſeine Erfindung der Genfer Abrüſtungskonferenz vorzulegen. 27 PPCPCPCCCCCCCcCCcCCGbGbGbꝙbC0CbGbGbGFGbPbPGbPPCbGPPGfPCcGGPoGbGGGGGcGTGGcGoGGGGGTTTTGTccccccc Verſammlungs⸗ Kalender. 0 Turnerbund„Jahn“. Heute Abend Turnſtunde für das Vereinsturnen im„Schloß Morgen Abend im„Kaiſerhof“. Turnverein 1898. Heute Abend ½9 Uhr Spieler⸗Verſammlung. Fußballvereinigung 98. Mährend der Sommerſperre fällt das Training an den Wochentagen aus. Das nächſte Training findet übernächſten Sonntag früh, alſo am 22. Juli ſtatt. Kriegerbund Mannheim⸗Seckenheim. Einladung. Am Samstag, 14. Juli, abends ½9 Ahr findet im Lokal „Zum eichsadler“ die vorgeſchriebene außerordentliche Mitglieder⸗Verſammlung ſtatt. In Anbetracht der Wichtigkeit der Tagesordnung, die im Lokal bekannt gegeben wird, iſt es unbedingte Pflicht aller Mitglieder zu dieſer Verſammlung pünktlich und vollzählig zu erſcheinen. J. A.: Oer Schriftführer. K. K. S.⸗ Abteilung. Am kommenden Sonntag, 15. Juli, vormittags 8 Ahr findet auf dem Stand des Schültzenv reins Rheinau das vom Gauſchieß⸗ wart angeſetzte Gauvergleichsſchießen unſeres Gaues ſtatt. Ich mache darauf aufmerkſam, daß es Pflicht und Ehrenſache jedes Schützen iſt, an dieſem Schießen teilzunehmen. Der Vereinsſchießwart. Frein ilige Feuerwehr, Mannheim-Seczenhelm. Diejenigen Kameraden, welche am Feuerwehrfeſt in St. Ingbert(Saargebiet) teilnehmen wollen, mögen ſich ſofort beim Kommandant anmelden. Das Kommando. Gammel⸗Anzeiger Hur für Mitglieder der Landw. Ein⸗ U. Verkaufsgenoſſenſcha ft. Einige Zentner handgedroſchenes Roggenſtroh und 2 Läufer⸗ ſchweine zu kaufen geſucht.. 1 Schlachtſchwein und 1 Oezimalwaage zu verkaufen. Auskunft im Lager. F Derjenige, welcher a. Montag Abend im„Pfälzer Hof“ ſein Fahrrad verwechſelte, kann es bei A. Kollnig, Haupt⸗ in gutem Hauſe bei ruh. Familie Räheres in der Geſchäftsſt. d. Bl. Der Vorſtannd⸗ ſtraße abholen. Leeres Ammer Weshalb mem Geld angeben, wenn mans Billige: neben kann? GEG- Fabi das unübertroffene, selbsttätige Vascimmel kostet zu vermieten. das NMormalpsket nur 32 Pl. das Doppelpaket nur 62 Ff. Verbrauchergenostenschaf NHannheim, e. G. m. b. N. Verkauf nur an Mitglieder Gummi⸗ ſtempel liefert in jeder Ausführung Druckerei des „Neckar⸗ Bote“ ae Nr. 27 N uegunzß ene ne sv ug eee s cpu ie eigne sog pad] sn ang uneilung o inu go iego d Uchaegt teufel 80 go zeqv up sfuguplsöng ue unuuezzeuiz alle aue bo se ho uss ug! oi gra ug! eee eh Gnom on go aeg emo ei une ezuuoz usb op usguveß ur gun Ae e egen ee eee ad ui nad aue apm ei iq ezuurz usguegnc ne 22 eig neue ug ue een jeg zom ig aon cn pe Zpnetue 18 10% Uoa Aigvailzegn muuvuen vad jah zeute mn wog aun aeg aim bulng gun phgushhapul ia o ou Azel ne mecüprzaun ug! 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Sie waren beide groß, ſchlank und hübſch — beſonders die Aeltere. 10 5 vergeſſen— dazu komme ich ja her, verteidigte er ſich. „Oh, Sie Schwindler,“ rief die Jüngere und ſchlug ihm in ihrer burſchikoſen Art auf den Arm.„Sie haben doch irgendwo wieder ein galantes Abenteuer erlebt— geſtehen Sie es nur ein.“ Er lachte beluſtigt und gab den verliebten Blick der Aelteren voll zurück. „Das will ich erſt erleben.“ „Ach Sie!“ wehrte 5 errötend aber geſchmeichelt ab. „Nun kommen Sie ſchnell, ſonſt lohnt es nicht mehr. Zur Table d'hote müſſen wir zurück ſein.“ Sie gingen zuſammen zum Kai und mieteten ein Boot. Bald darauf flog es, von den kräftigen Armen Virgilios gerudert, in den See hinaus. Die Berlinerinnen kramten ihr bißchen Schulfranzö⸗ ſiſch hervor— denn deutſch verſtand der Signore lei⸗ der nicht— und darin wurde nun in allen möglichen und unmöglichen Satzverbindungen mit Umgehung aller gram⸗ matikaliſchen Regeln geſcherzt und geflirtet, ſodaß ihr Lachen hell über den See klang. Die beiden Schweſtern machten aus ihrer Verliebtheit für den ſchönen Italiener keinen Hehl und er freute ſich darüber. Er war kein Don Juan, der den Frauen nach⸗ lief, aber er ließ ſich gern von ihnen ſuchen und verwöhnen, und es machte ihm Freude, wenn ſie in ihn verliebt waren. Noch nie hatte er ein Mädchen oder eine Frau mit Abſicht in ſeine Netze gelockt, es in ihn verliebt gemacht. Er nahm nur, was ihm geboten wurde. Er war auch kein Frauenverächter, der die Liebe bei ihnen gering anſchlug oder ſich in zyniſcher Blaſiertheit heimlich darüber luſtig machte. Er nahm ſie ſtets— von wem und wie ſie ihm ge⸗ boten wurde— als ein Geſchenk hin, das ſein freies, un⸗ gebundenes Künſtlerleben verſchönte und erwärmte und ihm einen prickelnden, berauſchenden Reiz verlieh. Heute befand er ſich in beſonders gehobener Stimmung und von dieſer getrieben, lenkte er den Kahn bis zur See⸗ terraſſe von Mythenſtein. Es ſaßen einige Gäſte darauf, doch von Maria Arſulas weißem Kleid war nichts zu ſehen. „Wohin rudern Sie denn, Signore?“ fragte die eine der Schweſtern erſtaunt.„Wir wollen ja nach Treib.“ „Pardon—“, Schnell wandte er das Boot, lachte und ſcherzte über⸗ mütig mit ſeinen beiden Begleiterinnen und ſagte ihnen allerlei liebenswürdige Komplimente. „Man darf hübſchen Frauen niemals verraten, daß man noch andere Frauen hübſch findet oder gar ſich für ſie intereſſiert, ſonſt hat man es mit ihnen verdorben,“ dachte Virgilio und handelte danach. „Guten Tag, Maus— da wären wir wieder,“ be⸗ grüßte Staatsanwalt Kurt von Veltheim ſeine junge Frau, als er am ſpäten Nachmittag in beſter Laune von ſeiner Tour nach dem Ariotſtock zurückkehrte. Maria Urſula flog ihm an den Hals und küßte ihn. „Ach, Kurtchen, wie ich mich freue, daß du glücklich wieder hier biſt,“ ſagte ſie zärtlich. „Haſt dich wohl um mich geängſtigt, Schatz?“ fragte er, ihr Kinn in die Höhe hebend. „Ein bißchen wohl—“ geſtand ſie zögernd,„aber ich weiß ja, daß du trotz aller Kraft und Ausdauer niemals wagehalſig biſt.“ Dabei ſah ſie mit einem gewiſſen Stolz an ſeiner kraft⸗ vollen Geſtalt empor. Er trug eine Lodenjoppe, Kniehoſen, ſtarke Strümpfe, und feſte, nägelbeſchlagene Schuhe, ganz wie ein Bergfex, aber dieſe Kleidung wirkte an ihm nicht lächerlich, ſondern beinahe vornehm. Sie ſah auch ſo ta⸗ dellos ſauber aus, als wenn er ſie ſoeben erſt angelegt und nicht ſchon eine anſtrengende Tagespartie darin ge⸗ nichts von Ermüdung. „Wie wars denn?— Erzähle doch,“ fuhr ſie fort und half ihm, den Ruckſack abnehmen. „Ein köſtlicher Aufſtieg war es,“ erwiderte er, ſich be⸗ haglich in einen Stuhl gleiten laſſend.„In der frühen Morgenſtunde bei dem prächtigen Wetter und der Aus⸗ ſicht da oben— ſchade, daß du dich freiwillig um ſolchen hervorragenden Genuß bringſt.“ „Für mich wäre dieſer Genuß zum mindeſten ſehr zweifelhaft,.“ bemerkte ſie lachend,„wenn ich von der An⸗ ſtrengung zu Tode ermattet oben ankäme, fehlte mir die Kraft, zu genießen.“ „Na ja, ihr Frauen mit euren ſchwachen Kräften,“ ſpottete er gutmütig,„ihr könnt nichts leiſten und ſcheut die geringſte körperliche Anſtrengung auch wenn ihr, wie du, gottlob, kräftig und geſund ſeid. Na, laß nur gut ſein, ich quäle dich damit nicht mehr. Bleibe unten, wenn es dir Spaß macht. Aber ich brauche Bewegung und muß mich tüchtig auslaufen können, ſonſt iſt mir nicht wohl. Du laß. es mir alſo nicht verübeln, wenn ich dich öfter allein aſſe.“ „Aber nein— natürlich nicht,“ antwortete ſie etwas zögernd und ſenkte den Blick. Er ſah ſie prüfend an. „Na, Kind— das kommt ja ſo zaghaft heraus,“ lachte er.„Im Grunde möchteſt du es doch lieber ſehen, ich ſäße hier den ganzen Tag bei dir, ſchwärmte mit dir in Natur und Kunſt, machte dir ein wenig den Hof und—“ „Ach, Anſinn,“ fiel ſie ihm abwehrend ins Wort. wäh⸗ rend ſich ihre Wangen höher färbten. „Nicht?“ neckte er weiter,„das freut mich, du biſt ja auch meine kleine vernünftige Frau und haſt in deinem geliebten Brunnen ſo viel Abwechflung und gute Bekannte, daß ich dich ohne Skrupel manchmal allein laſſen kann. Meinſt du nicht, Schatz?— Wir ſind ja nun nicht mehr in den Flitterwochen, wo wir wir wie die Turteltauben ewig zuſammenhocken und ſchnäbeln müſſen. Wir ſind alte, vernünftige Eheleute, gelt?“ Es ſollte ſcherzhaft klingen, hatte aber einen bitteren Beigeſchmack für Maria Urſula. „Ich habe nie dergleichen von dir verlangt,“ entgegnete ſte herbe und wandte ſich von ihm ab, um ihm das ſchmerz⸗ liche Zucken ihrer Mundwinkel zu verbergen. „Nanu? Was ſoll denn das heißen?“ fragte er er ſtaunt.„Du haſt mir den Scherz doch nicht etwa übelge⸗ nommen?“ „Solche unzarten Scherze ſind nicht nach meinem Ge⸗ ſchmack,“ preßte ſie halb erſtickt hervor, denn es würgte ſie etwas im Halſe. „Herrgott— muß man denn jedes Wort auf die Gold⸗ waage legen?“ fuhr er jetzt gereizt auf.„Ich weiß wirk⸗ lich nicht, warum du in letzter Zeit ſo überempfindlich biſt und jeden kleinen Scherz übelnimmſt.— Jetzt aber wieder vernünftig, hörſt du?— Du weiſt, ich haſſe Szenen Komm her und gib mir einen Kuß zur Verſöhnung.“ Maria Urſula, die aufgeſtanden und ans Fenſter ge⸗ treten war, verharrte ſchweigend und rührte ſich nicht. Da ſprang er auf, ging auf ſie zu, legte ihr von hinten den Arm um die Schultern und wollte ſie umwenden. „Ach— laß doch,“ ſagte ſie, ſeinen Arm abſchüttelnd. Er wollte heftig werden, aber er bezwang ſich. „Sei nicht kindiſch, Maria Urſula, oder— ſoll ich erſt demütig um Verzeihung bitten?“ fragte er. Sein ſarkaſtiſcher Ton verletzte ſie noch tiefer. „Ich verzichte darauf.“ „Na alſo— dann wären wir ja im Reinen.— Be⸗ komme ich nun den Verſöhnungskuß oder nicht?“ Durch ſeine Stimme klang ein leiſes Grollen. Maria Urſula wußte recht gut, daß er ihr jetzt ein Ultimatum ſtellte, und daß ſeine Geduld ein Ende hatte. Ein weiteres Zürnen brachte ihr auch nicht das Weh aus dem Herzen — es nützte abſolut nichts— im Gegenteil. So rang ſie ihren Stolz und Trotz nieder, wandte ſich und bot ihm die Lippen mit geſchloſſenen Lidern. Er berührte ſie nicht, ſondern wartete ſekundenlang. „Willſt du mich wohl ſofort freundlich anſehen, Trotz⸗ kopf,“ fuhr er ſie endlich, halb ärgerlich, halb begütigend an.„Sonſt müßte ich wahrlich denken, du gönnteſt mir meine einzige Liebhaberei, das Klettern, nicht und willſt mich mit Gewalt zurückhalten.“ (Fortſetzung folgt.) Ein ſiller Ouider Von Erich Leuſchner. Die Unterhaltung am Stammtiſch war plötzlich ins Stocken geraten. Durch die große Fenſterſcheibe des Wirtshauſes konnte man ſoeben einen lärmenden Auftritt auf der Straße beobachten. Ein junger Menſch, etwa fünfzehn Jahre alt, eine mit Büchern gefüllte Ledertaſche unterm Arm, zwei⸗ fellos ein höherer Schüler, hatte einen langſam daher⸗ ſchreitenden alten Herrn, dem er nicht genügend ausge⸗ wichen war, etwas unſanft angerempelt, ohne ſich mit einem Wort zu entſchuldigen. „Das iſt wieder mal ſo eine Flegelei, wie ich ſie „liebe“!“ knirſchte Apotheker Rübertz durch die Zähne. „Das wird jetzt bald anders werden,“ meinte ſein Nachbar.„Man bringt der Jugend wieder Räſong bei. Zu meiner Schulzeit——“ „Hören Sie auf! Sie wollen doch ſagen, daß zu Ihrer Zeit, die übrigens doch auch die unſerige war, keine Ju⸗ gendrüpeleien alten Leuten gegenüber vorgekommen wären!“ ereiferte ſich da ein alter Haudegen unter uns, ein Oberförſter Knorrbuſch.„Da könnte ich Ihnen was anderes erzählen!“ Gleich horchte alles auf, denn unſer Nimrod verfügte über eine unerſchöpfliche Erinnerungskiſte, und man wit⸗ terte ſofort einen ergötzlichen Bericht in der Sprache des Jägerlateins. „Na, dann ſchießen Sie los, lieber Knorrbuſch!“ rief man im Kreiſe und lächelte ſchon in Erwartung einer Münchhauſtade. „Was Sie jetzt wieder denken, ſtimmt nicht, meine Herren!“ verwahrte ſich da Meiſter Grünrock mit erhobe⸗ nem Arm.„Ich kann's ja auch für mich behalten, aber es verdient wirklich, daß man's in die Welt hineinſchreit. In den Leſebüchern ſämtlicher Schulen müßte es ſtehen! Das wäre ſehr heilſam. Alſo, hören Sie mal zu, meine Herren!“ Der Oberförſter nahm einen kräftigen Schluck aus ſei⸗ nem Glaſe, die Mienen der anderen wurden wieder ernſt, man zeigte ſich gewillt, dem Grünrock diesmal alles zu glauben. „Ich will eben nur ſagen,“ begann der jetzt,„daß die übermütige Jugend gar nicht ahnt, was ſie mit ihren Rü⸗ peleien mitunter anrichtet, und daß es zu unſerer Schul⸗ jungenzeit manchmal geradezu toll zuging. Ein Fall macht mir noch heute Gewiſſensbiſſe. Es iſt ungefähr fünfundvierzig Jahre her. Wir drück⸗ ten damals die Bänke der Obertertia eines humaniſtiſchen Gymnaſiums, trugen eine hellblaue Mütze mit goldenem Band, und die Blicke der bezopften Zöglinge der übrigen Lehrinſtitute folgten uns mit heimlicher Bewunderung. Wir bildeten uns das wenigſtens ein und glaubten auch, dieſe Bewunderung durch ein gewiſſes Heldentum rechtfer⸗ tigen zu müſſen. Leider nahmen wir uns dabei weniger den homeriſchen Helden Hektor als den liſtenreichen Odyſſeus zum Vorbild. Und unſer Opfer war gerade der Mann, der uns in der griechiſchen Unterrichtsſtunde mit dieſem Heldentypus ver⸗ traut machte. Profeſſor W. hieß der Brave. Ehre ſeinem Andenken! Die Güte war ſeine größte Tugend, zugleich aber auch ſein größter Fehler. Den Segen einer zünftigen Ohrfeige ſchien er nicht zu kennen. Vielleicht auch wagte er ſich nur nicht an uns heran. Denn wir überragten ihn alle. So klein war er. Wahrſcheinlich, um größer zu er⸗ ſcheinen, trug er ſtets nur Zylinder und Gehrock, und ſein filbergraues Haar vervollſtändigte bei ihm den Eindruck des würdigen Gelehrten. Und dieſer ehrbare Mann hieß bei vielen Generatio⸗ nen von Schülern nicht anders als„Klops“, aus der Sprache Homers überſetzt: Dieb. And dieſer Spitzname hatte ſeinen guten Grund. Der kleine Profeſſor hatte nämlich eine un⸗ bezähmbare Vorliebe für winzig kleine Bleiſtiftreſte. Wo er einen ſolchen gewahrte, pirſchte er ſich heran, und ſchon fiel ſeine Hand darauf wie die Adlerklaue auf das wei⸗ dende Lämmchen. Ein jeder von uns hatte darum ſtets einen ſolchen angeſpitzten Bleiſtiftreſt vor ſich auf dem Bankpult.„Klops“ ſteckte ſie alle der Reihe nach in die Weſtentaſche. Er dozierte nämlich im Umhergehen, weil er auf ſeinem Stuhl hinter dem Katheder nicht zu ſehen geweſen wäre. Kein Lehrer iſt ſoviel gewandert wie er Seine kleine Figur reizte uns auch zu der Feſtſtellung, ob er überhaupt die Klinke der Klaſſentür ſah, bevor er ſie ergriff. Er muß ſie wohl nicht geſehen haben, denn in den wiederholten Fällen verbrauchte er ſtets ein ganzes Taſchentuch zur Säuberung der Hand. Wir hatten nämlich jedes Mal die Pelle einer Groſchenleberwurſt über die 1 0 gezogen und zwar mit der klebrigen Seite nach außen. Aber einmal trieben wir es ganz ſchlimm mit unſerem guten, alten„Klops“, und es kam ſo, daß wir endlich kuriert waren. Nie war bisher eine Klage aus ſeinem Munde gekom⸗ men, noch auch hatte jemals eine Beſchwerde dieſes gedul⸗ digen Mannes das Ohr des Direktors geſucht. Noch, wo er zürnen ſollte, blieb er der nachſichtige Freund ſeiner Pei⸗ niger. Aber, um den Fall zu erzählen, der uns endlich zur Beſinnung brachte, da ergab es ſich eines Tages, ich weiß nicht mehr, aus welchem Grunde, als dringen notwendig, daß einige Klaſſenräume des Gymnaſtums, darunter auch unſere Klaſſe, ausgebeſſert werden mußten. Der Unter⸗ richt für die betreffenden Klaſſen wurde darum vorüber⸗ gehend in einigen gemieteten Räumen des benachbarten Hotels abgehalten. Unſere Obertertia war im Erdgeſchoß untergebracht. And ſchon hatte einer von uns wieder eine ganz„ful⸗ minante“ Idee. Der Hotelhausdiener wurde beſtochen, und um Punkt halb zehn Uhr vormittags ſollte„die Kiſte ſteigen.“ Unſer„Klops“ betrat um neun Uhr ganz ahnungslos die Klaſſe. Sorgſam ſtellte er ſeinen Zylinderhut auf die als Ablage für ihn dienende vorderſte Bank, legte den Bücherſtapel, den er ſtets mit ſich ſchleppte, daneben, ſowie Wollſchal und die dicken, geſtrickten Handschuhe. Der Un⸗ terricht begann. Eine merkwürdige Klaſſenruhe erweckte den Eindruck allgemeiner Aufmerkſamkeit. Auch das üb⸗ liche Kichern unterblieb, wenn unſer„Klops“ hier und da einen der ſtets bereit liegenden Bleiſtift⸗Stümpfe in ſeiner Weſtentaſche verſchwinden ließ. Aber unſere lobenswert erſcheinende Aufmerkſamkeit galt nicht den Worten unſe⸗ res braven Lehrers. Sie galt— unſeren Taſchenuhren, deren Minutenzeiger wir auf ihrem Gange bis zu dem mit Ungeduld erwarteten Zeitpunkt heimlich unter den Bank⸗ pulten verfolgten. Schon waren es fünf Mintuen vor halb zehn,— vier Minuten— drei— zwei— die Spannung war aufs höchſte geſtiegen— eine Minute, und jetzt— öffnete ſich die an der Rückwand liegende Tür, und der gewaltige Hotelhund kam unter hölliſchem Gebell durch den Mittel⸗ gang zwiſchen den Bänken hereingeſprungen, direkt auf unſeren kleinen„Klops“ zu. Ein homeriſt es Gelächter ſtieg auf, dieweil„Klops“ ſeine Gehrockſchöße in Sicher⸗ heit zu bringen ſuchte. Er wollte die Höhe des Stuhles hinter dem Katheder erklimmen, aber, o weh, er rutſchte ſchon auf dem Trittkaſten aus da lag er, vom Katheder verdeckt, und ſchrie um deſſen Ecke herum:„Ihr boshaften Zwickels, die ich euch ſtets wie eine beſorgte Amme am Gängelbande führen wollte, ſchafft mir ſofort die Mord⸗ beſtie hinaus!“ And ſchon busen gleich den Katapultgeſchoſſen vor Troja, Grammatiken, Klaſſiker, auch ein Lexikon war da⸗ bei, unter wildem Getümmel der Helden durch die Luft. Aber konnte denn wirklich keiner von uns richtig zielen? Denn nicht ein einziges Wurfgeſchoß traf das Fell des immer wütender bellenden Hundes. Das Bombardement Ade 5 Pate in 1 Richtung gegen den— Zylinderhut oder vielmehr gegen die Stelle, wo er geſtanden hatte. Denn die„Angſtröhre“ war längſt zerbeult dem Tier vor die ſpielwütigen Kral⸗ len gekollert.. „Schützt meinen Hut!“ ſchrie„Klops“, deſſen Kopf jetzt über der Kathederplatte zu ſehen war. Da plötzlich verſtummte das Getöſe. Ein paar Beherzte führten das Tier am Halsband eiligſt hinaus, andere be⸗ mühten ſich um die Entbeulung und Glättung des Zylin⸗ ders. Dann trat man flugs zu einem„Stehkonvent“ zu⸗