Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die großſpaltige mm-Zeile 4 Pfg. Reklamen 12 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Annahmeſchluß für Inſerate vorm 9 Uhr. D. A. VI. 34 1225 Nages- und Anzeigenb für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkümdblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. latt Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig), „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantwortlich: Für Schriftleitung und Anzeigen: G. Härdle. Druck und Verlag: G.—Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 34. Jahrgang Samstag, den 14. Juli 1984 N Die Reichstagsrede des Führers Die große Rechenſchaſt—„Wir werden die Schwierigkeiten löſen“— Die Revolte des 30. Juni— Erſchütternde Dokumente und Tatſachen Ein Millionen⸗Geheimfonds Röhms— Hitler ſollte ermordet werden. Berlin, 14. April. In ſeiner großen Rede vor dem Reichstag gab der Jüh⸗ rer zunächſt einen Rechenſchaftsbericht über das bisher von der nationalſozialiſtiſchen Regierung Geleiſtete ſowie einen Bericht über die derzeitige Lage, der mit der Verſicherung endigte, daß alle Schwierigkeiten gelöſt werden. Im zweiten Teil der Rede kam der Führer auf die Revolte des 30. Juni zu ſprechen, zu der er wuchkige Tatſachen mitteilte. 1 In ganz Deutſchland waren die Vorausſetzungen für eine weiteſtmögliche Verbreitung der Rede durch den Rund⸗ funk geſchaffen. In Berlin wehten vom Reichstagsgebäude und vom Gebäude der Kroll⸗Oper, in dem die Reichs⸗ tagsſitzung ſtattfand, die Fahnen des Dritten Reiches. Zu den Abſperrungsmaßnahmen war neben der Polizei in großem Umfange die SS. herangezogen worden. Im Kroll⸗Gebäude ſelbſt war die Leibſtandarte Adolf Hitler untergebracht. Pünktlich eröffnete der Reichstagspräſident, Reichsminf⸗ ſter Göring, die Sitzung und erteilte dem Reichskanzler das Wort. Adolf Hitler wurde mit ſtürmiſchen Ovationen begrüßt. Die große Rede. Reichskanzler Adolf Hitler führte in ſeiner Rede u. a. aus: Im Auftrage der Reichsregierung hat Sie der Reichs⸗ tagspräſident Hermann Göring heute zuſammenberufen, um mir die Möglichkeit zu geben, vor dieſem berufenſten Forum der Nation das Volk über die Vorgänge aufzuklären, die als eine ebenſo traurige wie warnende Erinnerung in unſerer Geſchichte für alle Zeiten fortleben mögen. Aus einer Summe fachlicher Urſachen und perſönlicher Schuld, aus menſchlicher Anzulänglichkeit und menſchlichen Defekten entſtand für ünſer junges Reich eine Kriſe, die nur zu leicht von wahrhaft vernichtenden Folgen für eine abſehbare Zukunft hätte werden können. Ihre Entſtehung und Ueberwindung vor Ihnen und damit vor der Nation klarzulegen, iſt der Zweck meiner Ausführungen. Ihr In⸗ halt wird ein rückhaltlos offener ſein. Nur in dem Umfange muß ich mir Beſchränkung auferlegen, der bedingt iſt einer⸗ ſeits durch die Rückſicht auf Intereſſen des Reiches, anderer- ſeits durch die Grenzen, die durch das Gefühl der Schande gezogen werden. Als mich am 30. Januar Generalfeldmarſchall und Reichspräſident von Hindenburg mit der Führung der neu⸗ gebildeten deutſchen Regierung beauftragte, übernahm die nationalſozialiſtiſche Partei einen Staat, der politiſch und wirtſchaftlich in vollem Verfall begriffen war. Alle politi⸗ ſchen Kräfte des überwundenen früheren Zuſtandes hatten an dieſem Verfall ihren Anteil und damit ihre Schuld. Der 30. Januar war daher auch nicht der Akt der Uebernahme einer Regierung aus den Händen einer anderen Regierung, ſondern die von der Nation erſehnte endgültige Liquida⸗ tion eines unerträglichen Zuſtandes. Dieſe Feſtſtellung zu treffen, iſt notwendig, weil, wie die Entwicklung gezeigt hat, in einzelnen Köpfen vergeſſen worden zu ſein ſcheint, da ſie ja ſelbſt einſt die Möglichkeit, ihre politiſchen Fähigkeiten zu beweiſen, in reichlichem Umfange hatten. Der geſchichtliche Akt der Liquidierung des hinter uns liegenden traurigſten Lebensabſchnittes unſerer Nation wurde vom deutſchen Volke ſelbſt legaliſiert. Wir haben nicht als wurzelloſe Anar⸗ ſchiſten eine Revolution gemacht, ſondern als Vollſtrecker des Willens der Nation das Regime einer Revolte beſeitigt. Und wir haben die Aufgabe nicht darin geſehen, uns die Macht durch die Bajonette zu ſichern, ſondern ſie im Herzen unſeres Volkes zu finden und zu verankern. Wenn ich heute in einer beſtimmten ausländiſchen Zei⸗ tung leſe, daß ich zur Zeit von ſchweren Sorgen und zwar augenblicklich von wirtſchaftlichen Sorgen erfüllt ſei, ſo vermag ich dieſen Skribenten nur eine Antwort zu 19 5 Jawohl, aber Sorge quält mich nicht etwa heuke, ſondern ſeit jeher. Ich verſichere, daß ich mir in meinem Leben um mein eigenes Schickſal noch niemals Sor⸗ gen aufkommen ließe. Allein ich bekenne, daß ich, ſeit mich das Vertrauen des Generalfeldmarſchalls auf meinen Platz geſtellt hat, ſchwer unter der Laſt der Sorge trage, die Gegenwart und Zukunft unſeres Volkes uns allen aufbürden. Wir haben es gewagt, den Kampf gegen dieſe Er⸗ ſcheinungen des Verfalls auf allen Gebieten aufzunehmen. Aus ſorgenſchweren Tagen und Nächten fanden wir immer und immer wieder die Kraft zu neuen Entſchlüſſen. Denn was auch immer unſere Gegner im Einzelnen herumnörgeln mögen, ſelbſt ſie konnen nicht beſtreiten, daß wir vor den Problemen nicht kapituliert haben, ſondern, daß wir ſie ſtets mutig zu löſen verſuchten und 1 in zahlloſen Fällen gelöſt haben. Das Ergebnis der eineinhalb Jahre nationalſozialiſtiſcher Regierung liegt eindeutig und Har vor uns. e ſeiner Bedeutung gar nicht gemeſſen werden durch Vergleiche mit den Zuſtänden, welche wir am 30. Jauuar 1933 vor⸗ fanden. Nein, wer gerecht ſein will, muß unſeren Erfolg be⸗ urteilen nach dem, was gekommen wäre, wenn wir nicht geſiegt hätten. Das Deutſche Reich iſt heute kein geographiſcher Be⸗ griff mehr, ſondern eine politiſche Einheit. Wir haben die Entwicklung unſeres Volkes in Bahnen gelenkt, die noch vor zwei Jahren als unmöglich angeſehen wurden. Und ſo wie wir im Innern des Reiches die Einheit und damit des deutſchen Volkes Zukunft feſt ſicherten, haben wir un⸗ entwegt die Rechte unſeres Volkes auch nach außen vertreten. Es genügte uns aber nicht, die ſtaatspolitiſche Zerreißung des deutſchen Volkes zu überwinden, ſondern wichtiger faſt noch erſchien es uns, der drohenden volkspolitiſchen Auflöſung vorzubeugen. Dem großen politiſchen Reinigungsprozeß der Nation folgte ein nicht mindergroßer wirkſchaftli⸗ cher. Was in den nunmehr hinter uns liegenden 18 Mo⸗ naten auf dieſem Gebiet geleiſtet wurde, erhält ſein Zeugnis durch die nicht fortzudiskütierende Tatſache der viereinhalb Millionen Erwerbsloſen, die wir in knapp eineinhalb Jah⸗ ren einer nützlicten Produktion zuführten. So einfach dieſe Tatſache iſt, ſo groß waren und ſind die Sorgen, die im Kampf gegen die Erwerbsloſigkeir ihre Wurzel haben. Es iſt ein erbitterter Krieg, den wir ſeit eineinhalb Jahren führen. Wir ſind vor Fragen geſtellt wor⸗ den, die man vor uns nicht beantwortet hat. Wir konn⸗ ten uns in vielen Fällen nicht auf die Erfahrungen anderer aus früheren Zeiten berufen. Wir mußten ſo oft unſere eigenen Wege ſuchen, daß es natürlich leicht iſt, nach⸗ träglich dieſen oder jenen Fehlgriff anzuprangern. Allein ich halte es für ein höheres Verdienſt, den Mut zu haben, auf jeden Fall einen Weg aus dem Elend zu ſuchen, als aus Angſt, etwa einen falſchen zu gehen, im Elend zu bleiben. Wir alle wiſſen, daß es für eine wahrhaft beſorgte Staats⸗ führung eine Zeit ohne Sorge gar nicht geben kann. Stets ſind neue Probleme zu meiſtern, neue Aufgaben zu erfüllen. Wir ſehen ſolche Schwierigkeiten und ich kann dem deutſchen Volke nur das eine verſichern: Wir werden ſie löſen. Wenn unſere Handelsbilanz durch die wirtſchaft⸗ liche Sperrung ausländiſcher Märkte oder durch den politiſchen Boykott eine paſſive wird, werden wir dank der Genialität unſerer Erfinder und Chemiker und durch unſere Tatkraft die Wege finden, uns vom Import jener Stoffe unabhängig zu machen, die wir ſelbſt zu erzeu⸗ gen oder zu erſetzen in der Lage ſind. Alle dieſe Probleme werden wir mit unabänderlicher Enkſchloſſenheit löſen, immer aus der Sorge heraus, unſerm Volk in ſeinem Daſeinskampf zu helfen. Es gibt kaum ein Gebiet unſeres nationalen, politiſchen, wirtſchaftlichen und ſonſtigen Le⸗ bens, auf dem wir nicht Bahnbrechendes geleiſtet haben. Ich muß es heute an dieſer Stelle bekennen, daß unſere Arbeit ja auch vergeblich geweſen wäre, ja vergeblich hätte ſein müſſen, wenn nicht das deutſche Volk uns, ſein Vertrauen und ſeine treue Mitarbeit in ſo großem Um⸗ fange geſchenkt haben würde. Angefangen bei den alten treuen und unerſchütterlichen Kämpfern unſerer Bewegung, bis zu den neugewonnenen Millionenmaſſen unſerer Arbei⸗ ter ſtellen ſie das geſunde Element unſeres Volkes dar, ſie alle ſind gerecht und innerlich anſtändig geblieben. Das Wort „Deutſche Volksgemeinſchaft“ hat gerade in den ärmſten Söhnen unſeres Volkes ſeine erhabenſte Verklä⸗ rung gefunden. Die Anzufriedenen Dieſer poſitiven Welt des Deutſchtums, der Ver⸗ körperung der wirklichen Werte unſeres Volkes, ſteht frei⸗ lich auch eine kleine negative gegenüber. Am Werk der deutſchen Geneſung und Erhebung nehmen keinen in⸗ neren Anteil: Erſtens die kleine Schicht jener internationalen Volkszerſetzer, die als Apoſtel des weltanſchaulichen, politiſchen und wirtſchaftlichen Kommunismus planmäßig die Völker zerſetzen, die Ordnung auflöſen und ſich bemü⸗ hen, das Chaos herbeizuführen. Auch in Deutſchland ver⸗ ſuchen noch einzelne dieſer Narren und Verbrecher immer wieder ihre deſtruktive Tätigkeit auszuüben. Die Probe ihres Könnens und der Wirkung ihrer Herrſchaft iſt im Exempel dem deutſchen Volke aber ſchon ſo klar geworden, daß die überwältigende Mehrzahl gerade der deutſchen Arbeiter dieſe jüdiſch⸗ internationalen Menſchheitsbeglücker erkannt und innerlich überwunden hat. Der nationalſozialiſtiſche Staat wird in ſeinem Innern, wenn notwendig, in einem hundertjährigen Kriege, auch die letzten Reſte dieſer Volksvergiftung und Volksvernarrung ausrotten und vernichten. Die zweite Gruppe der Anzufriedenen beſteht in jenen politiſchen Führern, die durch den 30. Januar ihre Zukunft als erledigt empfinden, ohne ſich mit der unwider⸗ rxuflichkeit dieſer Tatſache abfinden zu können. Der national⸗ ſozialiſtiſche Staat kann durch ſie ernſtlich weder bedroht, noch irgendwie geſchädigt werden.— Eine dritte Gruppe deſtruktiver Elemente ergibt ſich 5 ſter, Freiherrn von Neurath, habe er der Meinung der en liſchen Regierung Ausdruck gegeben, daß Deutſchlands aus jenen Revolutionären, die im Jahre 1918 in ihrem früheren Verhältnis zum Staat erſchüttert und entwurzelt worden ſind und damit überhaupt jede innere Beziehung zu einer geregelten menſchlichen Ge⸗ ſellſchaftsordnung verloren haben. Es ſind Revolutionäre ge⸗ worden, die der Revolution als Revolution hul⸗ digen und in ihr einen Dauerzuſtand ſehen möchten. Für uns war die Revolution, die das zweite Deutſchland zer⸗ trümmerte, nichts anderes als der gewaltige Geburtsakt, der das Dritte Reich ins Leben rief. Die Revolution iſt für uns kein permanenter Zuſtand. Ein Tace buch Ich habe unter den„die ich in der ver⸗ gangenen Woche auch ein Tage⸗ buch gefunden mit den„ines Man⸗ nes, der 1918 auf die Bahn des Widerſtandes gegen die Geſetze geworfen wurde und nun in einer Welt lebt, in der das Geſetz an ſich zum Widerſtand zu reizen ſcheint. Ein erſchütterndes Dokument. Ein ununterbrochenes Kon⸗ ſpirieren und dauerndes Verſchwören. Ein Einblick in die Mentalität von Menſchen, die, ohne es zu ahnen, im Nihilismus ihr letztes Glaubensbekenntnis gefunden haben, unfähig zu jeder Mitarbeit, gewillt gegen jede Ordnung Stellung zu nehmen, erfüllt von Haß gegen jede Autorität. Dieſe dritte Gruppe pathologiſcher Feinde des Staates iſt deshalb gefährlich, weil ſie für jeden Verſuch einer Revolte ein Reſervoir williger Mithelfer ſolange dar⸗ ſtellen, als ſich nicht aus dem Zuſtand der chaotiſchen Aus⸗ einanderſetzung eine neue Ordnung herauszukriſtalliſieren beginnt. Ich muß nun aber auch der vierten Gruppe ge⸗ denken, die manchesmal, vielleicht ſogar ungewollt, aber dennoch eine wahrhaft deſtruktive Tätigkeit ausübt. Es ſind dies jene Menſchen, die einer verhältnismäßig kleinen Ge⸗ ſellſchaftsſchicht angehören, im Nichtstun Zeit und An⸗ laß findet zur mündlichen Berichterſtattung über all das, was geeignet iſt, eine ebenſo intereſſante wie wichtige Ab⸗ wechſlung in ihr im übrigen vollſtändig belangloſes Leben zu bringen. Je armſeliger das Leben einer ſolchen Drohne iſt, um ſo begieriger wird das aufgegriffen, was dieſer Leere einen intereſſanten Inhalt geben kann. Perſönlicher und po⸗ litiſcher Tratſch wird hier begierig aufgefangen und noch be⸗ gieriger weitergegeben. Ihre Bedenken, bilden ſie ſich ein, ſeien die Sorgen der ganzen Nation. In Wirklichkeit iſt die⸗ ſes Völkchen nur ein Ktaat im Staate, ohne jeden lebendi⸗ gen Kontakt mit dem Leben, den Empfindungen, Hoffnun⸗ gen und Sorgen des anderen Volkes. Fortſetzung der Führerrede 2. Blatt. Eingliederung der badiſchen Landeskirche Neue Landesſynode gebildet. g Karlsruhe, 14. Juli. Der erweiterte Oberkirchenrat der badiſchen proteſtan⸗ tiſchen Landeskirche hak am Freitag durch Geſetz die Ein⸗ gliederung der badiſchen Landeskirche in die Keichskirche beſchloſſen. Er hat eine neue Landesſynode gebildet und dieſe auf Samstag vormiktag 10 Uhr zu einer kurzen Sitzung ein⸗ beruſen. Bei dieſer Tagung wird die neue Landesſynode dem vom erweikerken Oberkirchenrat beſchloſſenen Geſetz ihre Juſtimmung erteilen. Der Volksgerichtshof Nach einer amtlichen Mitteitung hat der Reichskanzler auf Vorſchlag des Reichsinnenminiſters 32 Perſönlichkeiten auf die Dauer von fünf Jahren zu Mitgliedern des Volks⸗ gerichtshofes ernannt. f Präſident des Volksgerichtshofes iſt Senatspräſident beim Kammergericht Berlin Dr. Fritz Rehn. Ferner ge⸗ hören dem Gerichtshof an: zwei weitere Senatspräſidenten, neun Landgerichtsdirektoren(darunter Paul Lämmle⸗ Stuttgart und Ludwig Luger ⸗ Karlsruhe), vier höhere Offiziere aus Heer und Marine, Dr. Herzlieb vom Reichswehrminiſterium, fünf Fliegerkommodore, fünf Ober⸗ gruppen⸗ und Gruppenführer und fünf weitere Perſönlich⸗ keiten des öffentlichen Lebens. Sondierung wegen des Oſtpaktes 155 Der engliſche Botſchafter beim Reichsaußenminiſter.. London, 14. Jui. Der Berliner Berichterſtatter der liberalen„News Chro⸗ nicle“ ſagt, der Berliner engliſche Botſchafter, sir Eric Phipps, ſei an die deutſche Regierung bezüglich ihrer Skel⸗ lungnahme zu einem Oſtlocarno hetangetreten. 0 In ſeiner Unterredung mit dem deutſchen Außenmini⸗ tritt zu einem ſolchen Pakt den Frieden Europas we hend fördern würde. d 1 — Volk, Führer und Recht „Recht und Wille des Führers ſind eins.“ 5 Berlin, 13. Juli: Vor den Generalſtaatsanwälten und Oberſtaatsanwälten Preußens machte Miniſterpräſident Göring bedeutſame Ausführungen über das Recht im Dritten Reich. Das Pri⸗ märe, ſo erklärte er, iſt dos Volk. Erſt war das Volk, und das Volk hat ſich das Recht und den Staat geſchaffen; das Recht iſt die Grundlage für das Zuſammenleben und das Zuſammenwirken des Volkes. Das Recht und der Wille des Führers ſind eins. Das Recht kann daher von Niemanden als etwas Jeindliches angeſehen werden. Daraus ergibt ſich alſo, daß Sie dieſes Recht des nationalſozialiſtiſchen Staates mit allem Nachdruck zu verkreken haben. Daß eingeſchritten wird gegen Verge⸗ hen, einerlei von wem begangen, iſt der unerſchükterliche Wille des Führers. Ich möchte nun noch auf die Lage vom 3 0. Juni bis 2. Juli zu ſprechen kommen. Das Handeln der Staatsfüh⸗ rung in dieſen Tagen war die höchſte Verwirklichung des Rechtsbewußtſeins des Volkes. Nachdem nun dieſes Han⸗ deln, das an ſich ſchon rechtens war, auch ſeine geſetzliche No⸗ minierung gefunden hat, kann keine Stelle mehr das Recht zu irgend einer Nachprüfung dieſer Aktion für ſich in An⸗ ſpruch nehmen Niemand dürfte aber die Reinheit dieſes Vorgehens trüben und aus ſelbſtſuchtigen Beweggrunden gegen den Willen des Führers eigenmächtig handeln. Soweit Ausſchreitungen vorgekommen ſein ſollten, ſind ſie als Verbrechen ohne Anſehen der Perſon zu ahnden. Partei und N SOF B Kameradſchaftliches Zuſammenarbeitken.— Aufruf Seldtes. Der Bundesführer des NS⸗Deutſchen Frontkämpferbun⸗ des, Reichsarbeitsminiſter Seldte, würdigt in einem Arti⸗ kel rückſchauend noch einmal das tatkräftige Einſchreiten des Führers, um dann gleichzeitig die Richtung der künfti⸗ gen Bundesarbeit aufzuzeigen. In Beſprechungen mit dem Führer, mit ſeinem treuen Schildhalter Hermann Göring und dem neuen Chef des Stabes der SA, Lutze, ſo erklärt Seldte weiter, habe er feſtſtellen können, daß von ihnen der Wille zu loyaler Mitarbeit und die ehrliche Treue des Frontkämpferbundes und ſeiner Führung anerkannt wer⸗ den. Die Spannungen, die in den vergangenen Mona⸗ ten beſtanden und die die gemeinſame Arbeit ſo oft ge⸗ hemmt hätten, ſeien ja gerade von jenen Männern zum größten Teil hervorgerufen und immer ausgenutzt worden, die inzwiſchen von der kraftvollen Hand des Führers aus dem großen Werk der notionalſozialiſtiſchen Revolution ausgeſchaltet worden ſeien. Unſere Aufgabe iſt es jetzt, ſo ſagt Seldte, in aller Ruhe und Zielklarheit auch die Nachwirkungen dieſer Spannungen beſeitigen zu helfen, die hier und dort noch übrig geblieben ſein mögen. Das bedeutet in erſter Linie, daß überall dort, wo es bisher nicht geſchehen iſt, die perſönliche Fühlung zu den örtlichen Führern der anderen nakionalſozialiſtiſchen Glie⸗ derungen, der SA, Ss und P, aufgenommen und mik die⸗ ſen ein kameradſchaftliches Verhältnis und ſachlich reibungs⸗ loſe Juſammenarbeit hergeſtellt wird. Der Bund ſei im Sturm der marxiſtiſchen November⸗ revolte auf den Trümmern des ſchwächlich verteidigten Kaiſerreiches nicht gegründet worden als Verſorgungsanſtalt. und ganz beſtimmt nicht als Hort und Unterſchlupf der Re⸗ aktion. Deutſch⸗engliſche Kameradſchaſt Der Kreuzerbeſuch in Porksmouth. London, 13. Juli. Hunderte von Engländern beſuch⸗ ten die beiden im Hafen von Portsmouth liegenden deut⸗ ſchen Kreuzer„Königsberg“ und„Leipzig“. Alle ſprachen ſich ſehr lobend über die Höflichkeit und Zuvorkommenheit aus, mit der ſie von Offizieren und Mannſchaften aufgenom⸗ men wurden. Eine Gruppe deutſcher Matroſen wurde von ihren engliſchen Kameraden in der Kaſerne von Eaſtney be⸗ wirtet. Bei einem freundſchaftlichen Waſſerballſpiel ſiegte die deutſche Mannſchaft mit 5:4 Toren. Der Flottenkorreſpondent des„Daily Telegraph“, Hec⸗ tor Biwater, ſchreibt über ſeine Eindrücke folgendermaßen: „Ich kann unſeren Beſuchern kein höheres Lob ausſprechen, als die Erklärung, daß ſie mit ihrem ſchneidigen Auftreten gut mit der Beſatzung eines Eliteſchiffes der engliſchen Flotte verglichen werden können. Sämtliche Aeußerungen, die ich von Fachleuten gehört habe, enthalten Achtung und Bewunderung für das deutſche Perſonal.“ In der Londoner deutſchen Botſchaft fand ein großer Empfang anläßlich des deutſchen Flottenbeſuches ſtatt. Die deutſchen Offiziere waren in Paradeuniform er⸗ ſchienen, ebenſo der deutſche Marineattachee Kapitän Waß⸗ ner. Am Wochenende pilgern viele in London anſäſſige Deutſche nach Portsmouth, um die deutſchen Kriegsſchiffe zu beſichtigen. Politiſches Allerlei Vier Monate Gefängnis für Hermes. Nach über neunwöchiger Verhandlung wurde am Freitag gegen den früheren Reichsernährungsminiſter Dr. Hermes folgendes Urteil verkündet: Der Angeklagte wird wegen An⸗ treue zu vier Monaten Gefängnis verurteilt, die durch die Unterſuchungshaft als verbüßt gelten. Im übrigen wird der Angeklagte freigeſprochen. Die Koſten des Verfahrens werden Dr. Hermes auferlegt. a Ein Frauenamt in der DA. Der Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Or. Ley, hat folgende Anordnung erlaſſen: Mit ſofortiger Wirkung wird in der DAF. ein Frauenamt errichtet. Mit der Leitung des Amtes wird die ſtellvertretende Amtsleiterin des Amtes NS.⸗Frauenſchaft in der Oberſten Leitung der PO., Pg. Frau Scholtz⸗Klink beauftragt. Die großen franzöſiſchen Manöver abgeſagt. Das franzöſiſche Kriegsminiſterium gibt bekannt, daß die diesjährigen großen Manöver aus Erſparnisgründen nicht ſtattfinden werden. Die verſchiedenen Diviſionen werden auf den Truppenübungsplätzen ihre Uebungen abhalten. Die größte dieſee Uebungen wird vom 11. bis 13. September auf dem Truppenübungsplatz von Valdahon ſtattfinden, zu der die ausländiſchen Militärattaches geladen ſind. Schutzhaft wegen unſozialen Verhaltens. Von der Staatspolizeiſtelle in Liegnitz wurde der Diplom⸗ Landwirt Hans Joachim Günther in Groß ⸗Jannowitz, Kreis Liegnitz, wegen unſozialen, arbeitnehmerfeindlichen Verhaltens und dauernder Sabotage des Aufbauwerkes der national⸗ ſozialiſtiſchen Regierung in Schutzhaft genommen. Die Droſſelſchnur in Memel Neue Maßnahmen gegen das Deutſchtum. Kowno, 13. Juli. Das litauiſche Geſetz zum Staaksſchutz iſt außerordenk⸗ lich verſchärft worden. Nunmehr können Perſonen, die einer verbotenen Organiſation angehören(worunter vor allem die deutſchen Organiſalionen zu verſtehen ſind), weder in den Landtag noch in ſonſt eine öffenkliche Körperſchaft gewählt werden. Damit ſoll erreicht werden, daß die geſamten memellän⸗ diſchen Organiſationen, insbeſondere auch die wirtſchaftli⸗ chen, durch litauiſche erſetzt werden, zugleich aber ſoll auch für die kommenden Neuwahlen eine ganz andere Baſis ge⸗ ſchaffen werden. Denn es gibt kaum einen Mann im Me⸗ melland, der nicht den„verbotenen Parteien“ angehört hat. Die Litauer wollen nach der Entlaſſung der Beamten das ee der deutſchſtämmigen Bevölkerung vollkommen erdroſſeln. 255. Tod für Sprengſtoff Geſetz in Oeſterreich beſchloſſen. N Wien, 13. Juli. Amtlich wird mitgeteilt: Der Miniſterrat beſchloß das Geſetz zur Abwehr politiſcher Gewalttätigkeiten. Nach dieſem Geſetz wird für die Dauer der Aufrecht⸗ erhaltung des ſtandrechtlichen Verfahrens bzw. bis zum 31. Januar 1935 für alle Sprengſtoffverbrechen, ſomit ein⸗ ſchließlich des bloßen unbefugten Sprengſtoffbeſitzes, ſowie für eine Reihe weiterer, beſonders ſchwerer Verbrechen ge⸗ gen die Sicherheit der Verkehrsunkernehmungen und An⸗ ſtalten ſowie der lebenswichtigen Betriebe im ſtandrechklichen wie auch im ordentlichen Verfahren ausſchließlich nur die Todesſtrafe verhängt werden können. Nach Kundmachung des Geſetzes wird eine Friſt von fünf Tagen zur freiwilligen Anzeige und Ablieferung von Sprengſtoffen eingeräumt bei gleichzeitiger Zuſicherung der Strafloſigkeit unter gewiſſen Vorausſetzungen. Das Oſtlocarno Einladung an Deutſchland zum Beitritt. London, 14. Juli. In der großen außenpolitiſchen Ausſprache im Unter⸗ haus machte der engliſche Außenminiſter Simon Mittei⸗ lung über Barthous Vorſchlag eines Oſtpaktes. Der Plan enthalte in erſter Linie einen gegenſeitigen Hilfeleiſtungs⸗ pakt zwiſchen Rußland, den baltiſchen Staaten, Polen, der Tſchechoſlowakei und Deutſchland. Der Pakt würde dem Beiſpiel von Locarno folgen Rußland ſolle in gewiſſer Hinſicht mit Locarno in Verbindung gebracht werden. Eng⸗ land übernehme dabei keinerlei neue Verpflichtungen. Der Abſchluß eines ſolchen Paktes mit Deutſchlands Beteiligung in dem Syſtem der gegenſeitigen Garantien, die geleiſtel werden könnten, und die ſowohl für die Sicherheit Deutſchlands als für die ſeiner Nachbarn wirken würden, würden den beſten Grund für die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwecks Abſchluſſes eines Uebereinkommens darſtellen. Dieſes Uebereinkommen ſollte eine vernünftige Anwendung des Grundſatzes der deutſchen Gleichberechki⸗ gung in dem Syſtem der Sicherheit für alle Nationen vor ⸗ ſehen. Deutſchland müſſe ein Mitglied dieſer neuen Kombi⸗ nakion werden, wenn ſie zuſtandekomme Simon ſagte dann, er ſei glücklich, dem Unterhaus mit⸗ teilen zu können, daß als Ergebnis der engliſch⸗franzöſiſchen Beſprechungen die franzöſiſche Regierung mit der engliſchen in dieſer Anſicht übereinſtimmt und ihn ermächtigt habe, ſie der deutſchen Regierung mitzuteilen. Dies habe er bereits getan. Alles zuſammengenommen, erſcheine 1 dies auf alle Fälle ein ſehr hoffnungsvoller Vorſchlag zu ſein. Die engliſche Regierung habe beſchloſſen, ihre Anſicht bekanntzugeben, daß ein Oſtpakt der gegenſeitigen Garan⸗ tien, begründet auf den ſtrengſten Grundſätzen der Kezi⸗ prozität und abgefaßt mit dem echten Ziel, die Grundlagen des Friedens in der Welt durch Schaffung einer weiteren Baſis der gegenſeitigen Garankien zu ſtärken, die UAnker⸗ ſtützung der engliſchen Regierung und des engliſchen Bo kes verdiene. Kurzmeldungen Paris. Havas beſtätigt, daß der franzöſiſche Geſandte in München abberufen und die Münchener Geſandtſchaft auf⸗ gehoben worden iſt. Wien. Der Beſuch Dollfuß' bei Muſſolini in Riccione findet, wie nunmehr von unterrichteter Seite verlautet, be⸗ reits Mitte nächſter Woche ſtatt. Brüſſel. Die Kammer hat den Geſetzentwurf über das Verbot der milizartigen politiſchen Kampfverbände ange⸗ nommen. Praktiſch betroffen werden die flämiſchen Dinaſos, die nationale Legion und die Kampforganiſationen der marxiſtiſchen Parteien. London.„Daily Herald“ meldet, daß die ruſſiſche Näte⸗ regierung demnächtt wehrere Kriegsflugzeuge in England in Auftrag geb d— London. Zwiſchen Englano und Norwegen iſt wegen der Fiſcherei an der norwegiſchen Küſte ein Konflikt aus⸗ gebrochen. England hat mit der Entſendung von Kriegs⸗ ſchiffen zum Schutze ſeiner Fiſcher gedroht. Prag. Vor der deutſchen Geſandtſchaft in Prag und dem deutſchen Konſulat in Reichenberg rotteten ſich Kom⸗ muniſten unter Schmährufen auf Deutſchland zuſammen. Der Tod am Himalaſa Beileid des deutſchen Konſuls in Bombay. München, 13. Juli. Am 8. Juni iſt, wie ſeinerzeit ge⸗ meldet, beim Angriff auf den Nanga Parbat nach kurzer Krankheit das Mitglied der Deutſchen Himalaja⸗Expedition, Reichsbahnrat Alfred Dru el, geſtorben. Zu dem ſchwe⸗ ren Verluſt, den die Dei de Himalaja⸗Expedition erlitt, hat der deutſche Konſul in Bombay, der die Expedition bis zum Hauptlager begleitete, der Reichsbahndirektion Mün⸗ chen ſein Beileid ausgeſprochen. In dem Beileidsſchreiben heißt es u. a.: „Ich darf mir erlauben, der Reichsbahndirektion Mün⸗ chen meine tiefgefühlte Anteilnahme an dem Hinſcheiden dieſes hervorragenden Menſchen und Bergſteigers zum Ausdruck zu bringen. Es iſt mir dabei ein Bedürfnis, die außerordentliche Hilfsbereitſchaft der übrigen Mitglieder der Expedition und ihres Leiters hervorzuheben, die nichts unverſucht gelaſſen haben, das teure Leben des Freundes und Kameraden zu retten. Aber eine Rettung war in dieſem Fall über menſchliche Kräfte und auch die hingebungsvoll⸗ ſten Verſuche, deren ſchmerzerfüllter Zeuge ich war, mußten erfolglos bleiben.“ 2 1 5 Einſteins Relativitätstheorie falſch Paris, 13. Juli. Der„Matin“ bringt unter fetler Ueberſchrift die ſenſationelle Meldung, daß die Relativitäts⸗ theorie Einſteins endgültig als falſch angeſehen werden müſſe. Der franzöſiſche Wiſſenſchaftler Carvallo, Direktor des Polytechnikums, habe unzweideutig feſtgeſtellt, daß das Prinzip der Unabänderlichkeit der Lichtgeſchwindigkeit nicht beſtehe. Damit ſeien alle Schlußfolgerungen, die man an die Einſteinſche Theorie geknüpft habe, hinfällig. Waldbrand wütet weiter Forſt i. Lauſitz, 13. Juli. Der am Samstag bei Groß⸗ Kölzig, Kreis Sorau, ausgekommene Brand, der eine Aus⸗ dehnung von 8 Kilometer fand und ſich bis zu der Ort⸗ ſchaft Döbern hinzog, iſt noch immer nicht gelöſcht. Im Bruchgelände der ehemaligen Providentia⸗Grube wurden durch den ſtarken Funkenflug Braunkohlenſchächte angezün⸗ det, deren Ablöſchen bisher nicht möglich war. 70 bis 80jäh⸗ rige Baumbeſtände fallen den Flammen zum Opfer, da ſich das Feuer tief in das Erdreich eingefreſſen hat. Langſam brennen die Baumwurzeln ab und krachend ſtürzen dann die Baumrieſen in die Glut. Nur langanhaltender Regen wäre in der Lage den gefährlichen Brand zu erſticken. Großer Moorbrand bei Hannover. Hannover, 13. Juli. Das nordöſtlich von Hannover ge⸗ legene Altwarmbüchener Moor, das bereits in der vorigen Woche in Brand geraten war, ſteht nunmehr in voller Aus⸗ dehnung in Flammen. Da infolge des Waſſermangels ein Löſchen des Brandes nicht mehr möglich iſt, muß das Moor, das eine Ausdehnung von mehreren hundert Morgen hat, ſeinem Schickſal überlaſſen werden. Vom Nachttiſch weggeraubt. Jiſchbach⸗KKamphauſen(Saargebiet), 13. Juli. Der In⸗ haber eines Geſchäftes beabſichtigte größere Einkäufe zu tä⸗ tigen. Den Betrag von 20 000 Franken legte er während der Nacht in ſeiner Brieftaſche auf den Nachttiſch, dazu einen Revolver. Als er am Morgen aufwachte, ſtanden die Haus⸗ tür und Schlafzimmertür weit offen. Zu ſeinem Schreck mußte der Geſchäftsinhaber feſtſtellen, daß das Geld geraubt worden war. Gräßlicher Tod durch Salzſäure. Sdarbrücken, 13. Juli. Auf fürchterliche Art und Weiſe kam in Waldhilbersheim das ſechsjährige Söhnchen eines Landwirtes ums Leben. In einem unbewachten Augenblick trank das Kind aus einer mit Salzſäure gefüllten Flaſche. Trotz ſofortiger ärztlicher Hilſe ſtorb der Knabe unter gräß⸗ lichen Schmerzen. Ein Eimer Waſſer für 10 Pfennig. Glückſtadt, 13. Juli. Infolge der anhaltenden Trocken⸗ heit ſind vier Quellen und Brunnen verſiegt, ſo daß an vie⸗ len Orten bereits fühlbarer Waſſermangel eingetreten iſt. Viele Fuhrwerke fahren mit Waſſertonnen von Krempe nach Glückſtadt und verkaufen das Trinkwaſſer für 10 Pfennig je Eimer. In Armſtedt ift der Dorfteich vollkommen ausge⸗ trocknet. Die Bauern ſind bereits dazu übergegangen, das Vieh einzuſtällen, da die ausgedörrten Weiden kein Futter mehr liefern. e 5 8. Familientragödie— 3 Tote Hannover, 14. Juli. Eine furchtbare Familientragödie hat ſich bei Herrenhauſen abgeſpielt. Angler fanden in der Nähe der Leine⸗Brücke die Leiche eines Ehepaares und eines kleinen Kindes. Alle drei Perſonen waren durch Schüſſe in die Schläfe getötet. Es handelt ſich um die Fa⸗ milie des 29 Jahre alten Tapeziers Hoffmann, der ſeine Frau und ſein Kind erſchoſſen und dann die Piſtole gegen ſich ſelbſt gerichtet hat. N Ein neues Frieſendorf 1000 Hektar dem Meer enkriſſen. Neuweſteel(Oſtfriesland), 13. Juli. Ela frea Frezenal! Heil Euch im freien Frieſenlandl, dieſer uralte Frieſengruß galt der erſten nationalſozialiſtiſchen geſchloſſenen Bauern⸗ ſiedlung Oſtfrieslands— Neuweſteel—, zu deren feier⸗ licher Einweihung der Reichsernährungsminiſter Darre und der oldenburgiſche Miniſterpräſident Joel gekommen waren. N In zähem Siedlerwillen wurde dem Meer in opfervoller Arbeit der Boden immer wieder entriſſen. Neuweſteel, das ſchmucke neue Dorf, ſteht auf jenem Boden der 1373 einer gewaltigen Sturmflut zum Opfer fiel. Neuweſteel iſt kein Ende, ſondern bedeutet den Anfang einer zukunftsreichen Entwicklung. Noch 3000 Hektar können hier in wenigen Jahren zurückerobert werden. 1000 Hektar ſtehen ſofork be⸗ reit. ee Der Landesbauernführer von Rheden forderte in ſeiner Anſprache bei der feierlichen Einweihung Neuweſteels die Bäuerinnen des neuen Dorfes auf, in feierlicher Hand⸗ habung das Herdfeuer auf ihren Herdſtellen zu entzün⸗ den. Im Mittelpunkt der Feierlichkeit ſtand die Rede des Reichsbauernführers. g A Tod durch Keſſelexploſion. Im Eßraum der Deut⸗ ſchen Schiffs⸗ und Maſchinenbau⸗A.⸗G. Weſermünde explo⸗ dierte ein Dampfkeſſel. Ein acht Jahre alter Knabe, der zu Beſuch bei dem Kantinenwirt weilte, wurde ſo ſchwer ver⸗ letzt, daß er ſtarb. Auch die Tochter des Wirtes und der 14 Jahre alte Sohn erlitten Verletzungen.. aß Ganze Kuhherde gegen einen Metzger. Als der Metz. germeiſter Franz Graßl ein von ihm gekauftes Kalb von. der Weide eines Bauern in Drachſelsried(Oberbayern) wegholen wollte, wurde Graßl von der Mutterkuh förmlich aufgeſpießt und hierauf von der ganzen Kuhherde angegrif⸗ fen. Nur dem mutigen Dazwiſchentreten der Melkerin Glaſer hatte es Graßl zu danken, daß er mit dem Leben davonkam. Immerhin trug der Metzgermeiſter erhebliche Verletzungen davon. 13 A Hitzſchlag auf dem Dach. Der 37 Jahre alte Schloſſer⸗ meiſter Karl Breitſometer in Freiſing, der mit Dacharbeiten beſchäftigt war wurde mitten bei der Arbeit von einem Hitzſchlag getroffen, der den ſofortigen Tod zur Folge hatt Der 35 troffen. Durch einen Blitzſchlag in der Nähe der Leitung wurde der Arbeitende erſchreckt, fiel vom Podeſt der Trans⸗ formatorſtation etwa 5 Meter herab und trug ſo e Verletzungen davon, daß er ſtarb. N 5 teils vom Kreiſe Baden aufgebracht wurden. Aus dembadiocliem Lande Zweite Landestagung des Sozialamtes des Gebietes Baden. (09 Karlsruhe, 13. Juli. Am 28. und 29. Juli ds. Is. findet die zweite Landestagung des Sozialamtes des Ge⸗ bietes Baden ſtatt. An dieſer Tagung nehmen teil: Die Sozialreferenten der J., DJ. und des BDM., die Ver⸗ bandsjugendleiter ſowie ſämtliche Kreis⸗ und Ortsjugend⸗ walter der DAF. Beſondere Bedeutung erhält die Tagung dadurch, daß der Leiter des Sozialamtes in der RI F., Obergebietsführer Axmann, und der Leiter des Jugend⸗ amtes der DAF., Oberbannführer Langer, ſprechen. Die Tagung wird geleitet vom Leiter des Sozialamtes der H J., Gebiet Baden, Bezirksjugendleiter der DAF. für Südweſt⸗ deutſchland, Bannführer Siekierſky. erjungen bei den Reichs⸗ ugend iſt an den Reichsfeſtſpielen i hervorragender Weiſe beteiligt. Die Gebiete Bader ltemberg werden mit Teichhaltigem und pie n„ Iomm aufwarten und weſentlich zur Ausgeſtaltung dieſes großen Kulturereigniſſes beitragen. 15000 kommen zu den Feſtſpielen nach Heidel⸗ berg. Den Höhepunkt des Programms bildet die Aufführung „Deutſche Paſſion“ von Richard Euringer auf dem Heiligen⸗ berg. In zahlreichen Veranſtaltungen wird die HJ. ihr Können zeigen. Volkslieder, Volkstänze, Laien⸗ und Chor⸗ ſpiele werden einen Einblick in die Volkstumsarbeit der HJ. geben. g() Gaggenau.(Perſonenauto ſtürzt Bergab⸗ hang hinunter.) Auf der Straße zwiſchen Michelbach und Moosbronn an einer der ſteilſten Stellen geriet ein Perſonenkraftwagen aus Köln, der aus Richtung Moosbronn kam, plötzlich ins Schleudern. Der Wagen ſauſte mit großer Wucht über eine ſteile Böſchung hinunter, überſchlug ſich dreimal und blieb dann an einem Baum hängen. Die Karoſſerie wurde total weggeriſſen, die beiden Inſaſſen aus dem Wagen herausgeſchleudert. Wie durch ein Wunder kam der Führer des Wagens mit ganz leichten Verletzungen da⸗ von, während ſeine Gattin mit ſehr ſchweren Verletzungen nach Raſtatt ins Krankenhaus verbracht wurde. Lichtenau bei Kehl.(Der älteſte Leibgrena⸗ dier feierte Geburtstag.) Der älteſte Leibgrenadier, der Schreinermeiſter Siegfried Haßmann, feierte ſeinen 93. Geburtstag. Er iſt wohl der älteſte Hanauer Leibgrenadier. 1862 trat er in das Badiſche Leibgrenadier⸗Regiment ein und machte die Feldzüge von 1866 und 1870-71 mit. Auf keinem der Regimentstage der Leibgrenadiere der Nachkriegszeit fehlte der„Hanauer Stubenälteſte“. Appenweier.(Abſturz.) Der 8 Jahre alte Sohn eines Reichsbahnbeamten ſpielte mit anderen Kindern in einem landwirtſchaftlichen Anweſen, deſſen Beſitzer auf dem Felde war. Beim Spielen ſtieg der Junge auf den oberen Scheuerboden, von wo er abſtürzte und auf dem Scheuer⸗ Hoden bewußtlos liegen blieb, bis der heimgekehrte Be⸗ ſitzer ihn auffand. Das ſchwer verletzte Kind wurde ins Offenburger Krankenhaus verbracht, wo ein Schädelbruch feſtgeſtellt wurde. Eichſel bei Schopfheim.(„Eichſeler Amgangl.) Das hiſtoriſche Wallfahrtsfeſt der drei heiligen Jungfrauen von Eichſel, der ſogen.„Eichſeler Umgang“ kann in dieſem Jahre auf das 430jährige Jubiläum der Heiligſprechung zurückblicken. Damit verbunden wird gleichzeitig das 25⸗ jährige Prieſterjubiläum des Ortspfarrers O. Deisler. Bei der Prozeſſion wird außer dem Reliquienſchrein auch eine mehrere 100 Jahre alte Monſtranz, mit Edelſteinen beſetzt, gezeigt werden. Fahrnau(Amt Schopfheim).(Unfall.) An der Straßenkreuzung beim„Hirſchen“ wurden zwei Knaben im Alter von 7 und 10 Jahren von einem Perſonenauto an⸗ gefahren. Die Buben ſpielten auf der Straße als das Auto herankam. Der eine mußte mit erheblichen Verletzungen ins Krankenhaus überführt werden, während der andere mit leichten Verletzungen davonkam. Lörrach.(Schieber und Schmuggler verur⸗ teilt.) Vor dem Lörracher Gericht hatte ſich der Kauf⸗ mann Emil Stift aus Herbede an der Ruhr zu verantworten. Er hatte nach und nach für 4960 Regiſtermark gekauft, davon 17.50 Mark in Deutſchland verbraucht und den Reſt nach der Schweiz verſchoben. Stift wurde wegen fortgeſetzten Ver⸗ gehens gegen das Deviſengeſetz zu einer Gefängnisſtrafe von zwei Monaten und zu 2500 Mark Geldſtrafe verurteilt. — Weiter wurde gegen Jakob Bühler aus Denzlingen, einen vielfach vorbeſtraften Zuckerſchmuggler, verhandelt. Er hatte am 8. April über den Tüllinger Berg einige Säcke Zucker geſchmuggelt. Bei der damals entſtandenen Schießerei zwiſchen Zollbeamten und der Bande konnte letzterer entweichen. Büh⸗ ler wurde bei einem neuerlichen Schmuggelverſuch gefaßt. Er 5805 nach und nach 10 Zentner Zucker über die Grenze nach eutſchland geſchmuggelt. Bühler wurde zu einem Jahr einem Monat Gefängnis verurteilt, ferner zu 2500 Mark Geldſtrafe und zu einer Werterſatzſtrafe von 200 Mark. Ein Perſonenwagen, mit dem er die Schmuggelfahrt machte, ſowie ſein Fahrrad wurden eingezogen. St. Blaſien.(Beſitzwechſel.) Das Glashof⸗Säge⸗ werk, das einige Jahre infolge der 8 ſtillge⸗ legt war, iſt nun mitſamt dem Wohngebäude von der Holz⸗ Großhandlung Paul Faller in Freiburg erworben worden, die das Sägewerk nach der vorgeſehenen Vergrößerung des Stauweihers bereits wieder betreibt. 1 8 Heidelberg.(Hi feſtſpielen.) Vie vom 15. Juli bis 15. 2 Die Schwarzwald hochſtraße fertiggeſtelit! Programmäßig und rechtzeitig zum Auftakt der Fremden⸗ 5 im Schwarzwald iſt das letzte Teilſtück der Schwarz⸗ waldhochſtraße Mummelſee—Ruheſtein über Seibels Eckle fer⸗ tiggeſtellt worden. Es wird am Sonntag ſeiner Beſtimmung übergeben. Damit iſt eine der bedeutungsvollſten Straßen⸗ bauten auf der Höhenzone des Gebirges zu einem glückhaften Abſchluß gekommen und zugleich iſt die für den großen Auto⸗ ae oe erforderliche breite und moderne Gebirgs⸗ ſtraße von der Talſohle von Baden⸗Baden zum Kamm des Nordſchwarzwaldes, der 1166 Meter hohen Hornisgrinde, und von hier über den Ruheſteinſattel in 930 Meter nach Freu⸗ denſtadt in 700 Meter vollendet. 5 Der Ausbau der letzten Teilſtrecke von Mummelſee über Seibels Eckle zum Ruheſtein wurde unmittelbar nach der Schneeſchmelze in Angriff genommen und in etwa drei Mo⸗ naten von ungefähr 600 Arbeitern aus der Bühler und Acherner Talgegend in rund 30000 Tagewerken durchge⸗ führt. Die neue Straße fällt vom Mummelſee zum Ruheſtein etwas mehr als 100 Meter ab; ihre Geſamtlänge beträgt 5300 Meter, ihre Breite im Durchſchnitt 6 Meter, in den Kurven 7 Meter. Zur Herſtellung der Straße waren gegen 65 000 Kubikmeter Erdbewegung, davon allein 40 000 Ku⸗ bikmeter Felsbewegung erforderlich. Die Geſamtbaukoſten be⸗ liefen ſich auf 410000 Mark, die teils von der Regierung, Aus den Nachbarländern Ludwigshafen.(Der Tod auf den Schienen.) Der verheiratete Franz Schwäger, 77 Jahre alt, aus Rhein⸗ gönheim, ließ ſich auf der Strecke Rheingönheim—Mutter⸗ ſtadt von einem Perſonenzug überfahren. Er war ſofort tot. Selbſttötung durch Ueberfahren iſt feſtgeſtellt. Ludwigshafen.(Schuß aus der Scheintod⸗ piſtole.) In einer Wirtſchaft im nördlichen Stadtteil ge⸗ rieten kurz nach Mitternacht zwei Männer in Streit. Nach⸗ dem ſie aus der Wirtſchaft entfernt worden waren, miß⸗ handelten ſie ſich gegenſeitig auf der Straße. Ein dazukom⸗ mender Gipſer, der ebenfalls in den Streit hineingezogen wurde, gab aus einer Scheintodpiſtole einen Schuß ab. Da⸗ durch wurde ein 30 Jahre alter Friſeur leicht verletzt. Dahn.( Bewußtlos aufgefunden.) Der Ackerer Franz Schank von hier war mit dem Fahrrad von Pirma⸗ ſens nach Dahn unterwegs. Plötzlich erlitt er einen Hitzſchlag und ſtürzte vom Rad, wobei er ſich ſchwere Verletzungen zuzog. Von einem vorüberkommenden Fuhrwerk wurde er in bewußtloſem Zuſtand aufgefunden. ** Frankfurt a. Mm.(Um der Braut Kleider zu kaufen.) Der 24jährige Heinrich Schmidt aus Offen⸗ bach hatte aus einer Mineralölfirma den Abrechnungsver⸗ kehr mit den Tankſtellenverwaltern und Faßkunden abzu⸗ wickeln. Dabei unterſchlug er von 1929 bis zum März dieſes Jahres 8500 Mark. Der Angeklagte erklärte vor der Gro⸗ zen Strafkammer, die auf anderthalb Jahre Gefängnis er⸗ kannte, er habe das Geld zum größten Teil dazu verwandt, ſeiner arbeitsloſen Braut Kleider zu kaufen, da ihm daran gelegen geweſen ſei, daß ſie recht flott und nett ausgeſehen habe. e Haiger.(Tod durch heißen Kaffee.) In Lützeln griff das einjährige Kind des Arbeiters Hermann Theis in einem unbewachten Augenblick nach der Kaffee⸗ kanne und goß ſich den heißen Inhalt über den ganzen Körper. Das ſchwer verbrühte Kind erlag ſeinen Verlet⸗ zungen. Gernsheim.(Mehr Glück als Verſtand.) Viel Glück hatten zwei Radfahrer, die an dem Bahnübergang nach Einſiedel die Oeffnung der Schranke nicht abwarten konnten. Sie paſſierten unmittelbar hinter einem Perſo⸗ nenzug die Geleiſe und wären faſt in einen anderen Zug auf dem anderen Geleiſe hineingelaufen, wenn der Loko⸗ motivführer nicht abgeſtoppt hätte. Gießen.(LVerhängnisvolle Ohnmacht beim Bügeln.) In dem Dorfe Gettenau(Kreis Büdingen) wurde die allein im Hauſe weilende 31 Jahre alte Ehefrau Auguſte Werner, als ſie mit einem elektriſchen Bügeleiſen bügelte, von einem ſtarken Unwohlſein befallen, wodurch ſie ohnmächtig wurde. Das elektriſche Bügeleiſen brannte weiter, und es entſtand ſchließlich ein Brand im Zimmer, auf den die Nachbarn erſt durch die Rauchwolken aufmerk⸗ ſam wurden. Als man in die Wohnung eindrang, fand man die Frau mit ſchweren Brandwunden am ganzen Körper bewußtlos vor. Die Verunglückte ſtarb ſpäter. — Elchingen, OA. Neresheim.(Vom elektriſchen Strom getötet.) Der 38 Jahre alte Hirſchwirt Melchior Schmid nahm in ſeinem Keller Reinigungsarbeiten vor. Dabei ſcheint er an die elektriſche Leitung geraten zu ſein, wodurch er getötet wurde. Angeſtellte Wiederbelebungsverſuche waren ohne Erfolg. Er hinterläßt eine Gattin und 8 Kinder unter 15 Jahren. — Lampoldshauſen, OA. Neckarſulm.(Tödlich ver⸗ unglückt.) Der bei Friedrich Hetzler zur Aushilfe tätige, 46 Jahre alte Karl Raſcher, iſt tödlich verunglückt. Er fuhr in den Hardthäuſer Wald, um Reiſig zu holen. Auf einem leicht abfallenden Waldweg gingen die Pferde durch, Raſcher fiel dabei vom Wagen und wurde überfahren. Der Arzt ſtellte einen Genickbruch feſt, den Raſcher ſich beim Sturz zugezogen haben muß. Das Unglück dürfte darauf zurückzu⸗ führen ſein, daß durch das maſſenweiſe Auftreten von Brem⸗ ſen die Pferde unruhig wurden. Koblenz.(Vor einer Kataſtrophe bewahrt.) Beinahe wäre es hier zu einer ſchweren Kataſtrophe ge⸗ kommen. Ein mit 40 Perſonen beſetzter großer Perſonen⸗ autobus geriet beim Ausweichen auf der im Umbau befind⸗ lichen Pfaffendorfer Rheinbrücke, die nur zum Teil befahrbar iſt, über die Fahrbahn hinaus. Dabei brachen die drei rech⸗ ten Räder des ſchweren Kraftfahrzeuges ein, die darunter befindliche Eiſenkonſtruktion knickte teilweiſe ein und der Omnibus drohte zum Entſetzen zahlreicher Zuſchauer in die Tiefe zu ſtürzen. Fluchtartig verließen die Inſaſſen, meiſt ältere Frauen, den Wagen, während ſchleunigſt die Koblenzer Feuerwehr alarmiert wurde, die mittels Hebewerkzeugen den Wagen aus ſeiner bedrohlichen Lage befreite. Mehring.(Wieder ein Opfer der Moſel.) Meh⸗ rere Knaben, die in der Moſel badeten, hatten ſich Binſen⸗ bündel angefertigt, mit denen ſie im Waſſer herumſchwam⸗ men. Ein ſiebenjähriger Knabe, der des Schwimmens un⸗ kundig war, wagte ſich mit einem ſolchen Bündel an eine tiefere Stelle. Plötzlich trieb das Bündel fort und der Junge verſank in den Fluten. Kirkel.(Gräßlicher Motorradunfall.) Hier fuhr ein Motorradfahrer auf ein nur auf der rechten Seite beleuchtetes Auto auf. Dabei wurde ihm das rechte Bein abgeriſſen. Trier.(Ausländiſche Landſtreicher feſtge⸗ nommen.) Die Landſtreicherei und Bettelei iſt durch die ſozialen Maßnahmen der nationalſozialiſtiſchen Regierung überaus fühlbar zurückgegangen. Auffallend iſt, daß ſich nunmehr im Saargrenzgebiet zahlreiche ausländiſche Vaga⸗ bunden umhertreiben, die bei ihren Bettelzügen meiſt grö⸗ zere Beträge und Mengen von Lebensmilteln und Kleidungs⸗ ſtücken einheimſen. Der Landjägerei des Reſtkreiſes Wadern gelang es in den letzten Tagen, drei ausländiſche Land⸗ ſtreicher feſtzunehmen; auch ein Deutſcher, der jahrelang in der Fremdenlegion gedient hatte und ſich jetzt bettelnd durchs Land ſchlug, wurde in Haft genommen. Trier.(Fehlbetrag bei der Moſelbahn.) Nach dem Geſchäftsbericht für das Jahr 1933 wurden von der Moſelbahn, die als Privatbahn in 103 Kilometer Länge das Moſeltal von Trier bis Bullay durchfährt, im vergan⸗ genen Jahre 943 987 Perſonen befördert. Der Perſonenver⸗ kehr ſank gegenüber dem Jahre 1932 um etwa 10.4 Prozent. Die Einnahmen aus dem Perſonenverkehr ſind um 6.1 Pro⸗ zent geſunken. Dem Umfange nach iſt der Güterverkehr um 10.9 Prozent und den Einnahmen nach um 22.8 Prozent geſunken. Im erſten Vierteljahr 1934 machte ſich die all⸗ gemeine Belebung der Wirtſchaft bemerkbar. 1933 brachte einen Fehlbetrag von 33 200 Mark. Denkt an das Hilfswerk„Mutter und Kind“. Unkerſtützt die Sammelaklion am 14. und 15. Juli. Kauft die Roſen mit dem Seidenbändchen! Lolcale uud ocliau Der Tag der deutſchen Noſe 12—15 Millionen lebende KRoſen. Die recht umfangreichen Vorarbeiten für die Durchfüh⸗ rung des Tages der deutſchen Roſe ſind in vollem Gange. Es iſt weſentlich ſchwieriger 12—15 Millionen lebende Roſen für die Verteilung an zwei Tagen bereitzuſtellen, als dies bei Plaketten, Spitzen oder Kunſtblumen der Fall iſt. Tauſend fleißige Gärtnerhände haben bereits vor Wo⸗ chen die Roſenpflanzen bzw. die Zweige und Triebe zurück⸗ geſchnitten(pinciert wie der Fachausdruck lautet), um für Mitte Heuert(Juli) die große Zahl der benötigten Roſen⸗ blumen in Blüte zu haben. Kunſt des Gärtners. Trotz Trok⸗ kenheit werden die Roſen rechtzeitig in Blüte ſtehen. Der Verſand der Roſen erfordert große Sorgfalt. Bei der ſom⸗ merlichen Hitze müſſen Waggons mit Eis gekühlt werden. Zum Teil werden deutſchen Roſe geſtellt, große Entfernungen zi In den ga ſandt wer um Feuchteg reit ons, in denen die Roſen ver⸗ en eine Eispackung beigegeben, nit auf den Weg zu geben. Wem gehören die Gewinne? Von der Verloſung des kath. Schweſternvereins anläß⸗ lich des Sommerfeſtes liegen noch eine Menge nicht abgeholter Gewinne da. Es ſind dies die Losnummern: 42, 82, 232, 272, 307, 312, 322, 342, 344, 364, 548, 611, 1128, 1157, 1158, fg, li, 1288, ls, ß 1388, 1411, 1438, 1488, 1557, 1638, 1648. Es iſt ja erfreulich, daß es noch Leute gibt, die ſo ſelbſtlos ſind, daß ſie ſelbſt auf ihre Gewinne verzichten. Für den Fall jedoch, daß Inhaber obiger Gewinne dieſelben abholen wol⸗ len, ſei ihnen jetzt letzte Gelegenheit geboten. Ilvesheim.(Zur Gründung eines Turn⸗ vereins.) In Ilvesheim regte ſich ſchon eine geraume Zeit der Wunſch nach einem Deutſchen Turnverein. Jetzt endlich ſcheint dieſer Gedanke Tatſache werden zu wollen. Unter den Intereſſenten fand eine Beſprechung ſtatt. Hierzu waren auch in liebenswürdiger Weiſe je ein Vertreter der beiden Turnvereine des benachbarten Seckenheim zu⸗ gegen, die ihre Unterſtützung zur Förderung des Gedankens der Deutſchen Turnerſchaft in Ilvesheim zuſicherten. Es kam zur Bildung einer vorläufigen Kommiſſion, die die erſten Schritte und Arbeit zur Grundlage des Vorhabens unternehmen ſoll. Zu gleicher Zeit werden die Intereſſenten an die Einwohnerſchaft Ilvesheims werbend herantreten. Wenn dann die Vorarbeiten ſoweit gediehen ſind und das Einverſtändnis der zuſtändigen Behörden eingeholt iſt, wird die Gründungsverſammlung einberufen werden. Hierzu er⸗ geht noch beſondere Einladung, welcher zahlreiche Folge zu leiſten die Einwohnerſchaft von Ilvesheim heute ſchon ge⸗ beten wird. Sommerfeſt in der Blinden⸗Anſtalt. Am Mittwoch, den 18. Juli, nachmittags 3.15 Uhr, findet im Anſtaltsgarten das Sommerfeſt ſtatt. Wie luſtig und vergnügt die blinden Buben und Mädels ſein können und wollen, haben wir in den verfloſſenen Veranſtaltungen geſehen. Auch dieſes Mal wechſeln wieder Chorgeſang, Deklamation, Muſik, Reigen und Spiel. Recht viele Freude bereitet man den Kindern, wenn man ihre Veranſtaltung beſucht und ihr Können, das nicht gering iſt, beachtet und ſich mit ihnen freut. Die Anſtaltsleitung mit ihren Lehrern hat alle Vorbereitungen getroffen, das Feſt zu einem recht vergnüglichen zu ge⸗ ſtalten. 8 Argentiniſche Studenten in Mannheim. 17 argen⸗ tiniſche Studenten, die nach Abſchluß ihrer Studien Deutſch⸗ land, Italien und Spanien kennen lernen wollen, weilten mit ihrem Profeſſor in Mannheim. Nach einer Rundfahrt durch die Stadt wurden die Argentinier im Rathaus von Ober⸗ bürgermeiſter Renninger empfangen, der ſie in Mannheim herzlich willkommen hieß. Der Oberbürgermeiſter wies in ſeiner Anſprache auf die mannigfaltigen wirtſchaftlichen Be⸗ ziehungen zwiſchen Mannheim und Argentinien hin und bat die Studenten, in der Heimat aus eigener Erfahrung zu ſchildern, wie es heute in Deutſchland wirklich ausſieht. Der Sprecher der Argentinier dankte für die gaſtliche Aufnahme in Mannheim. Am Abend wohnten die Gäſte auf Ein⸗ ladung des Oberbürgermeiſters der Aufführung der Oper „Die vier Grobiane“ im Neuen Theater bei. Durch Entzünden von Blitzlichtpulver erheblich ver⸗ letzt. Durch Entzündung von Blitzlichtpulver erlitt nachts ein Fotograf, der auf dem Hauptbahnhof von einem mit er⸗ holungsbedürftigen Kindern aus Freiburg hier angekommenen Sonderzug Aufnahmen machen wollte, erhebliche Brandwun⸗ den am linken Arm. Der Verletzte wurde mit dem Sanitäts⸗ kraftwagen in das Allgemeine Krankenhaus gebracht. — Die Tierwelt im Juli. Die heißeſten Tage des Jahres ſind da. In der Vogelwelt wird es ſtiller. Die Mauſer be⸗ ginnt. In ſicherem Verſteck verfüngt ſich das Federkleid vieler kleiner Sänger. Federchen um Federchen fällt aus. Doch zauberhaft ſchnell entwickelt ſich das neue Gefieder. Im Walde fegt der Edelhirſch die jetzt wieder vollkommen entwickelten Stangen. Am ſonnigen Rain legen Eidechſe und Blindſchleiche ihre erbſengroßen Eilein. Frau Sonne übernimmt das Brut⸗ geſchäft. Auch die Ringelnatter ſetzt fetzt ihr Gelege. 128 Getreidefeld ſammelt der Hamſter Wintervorräte. Auch die Mäuſe ſorgen bereits für den Winter durch Eintragen von Körnern und Früchten vor. Im Reich der Schmetterlinge fliegen jetzt die farbenprächtigen Ordensbänder und die bunt⸗ gefleckten Nachtpfauenaugen. Wettierber cht 5 n verſchiedenen Gebieten iſt es zu Gewitterbildungen 3 Wit ihrer Wiederho nne und Ausbreitung kann gerechnet we... Vorherſage: Meiterhin heiter und warm, 1 örtlich: Gewitter siungen. Mannheimer Theater ſchau Im Neuen Theater(Roſengarten): 5 Samstag, 14. Juli: Miete H 30: Letzte Vorſtellung der 5 e e Zähmung der Widerſpenſti⸗ gen. Anfang 20 Uhr. Ende 22 Uhr. 45 Sonntag, 15. Juli: Außer Miete 6: Operetten⸗ pielzeit: A len ale: Derfflinger. Anfang 20 Uhr. nde 22.30 Uhr. i i g Montag, 16. Juli: Außer Miete 7: Derffling fang 20 Uhr. Ende 22.30 Ahr. 1 Roſe rot, Reiſe weiß, dein denk ich alle Stund, ſo ſang Hermann Löns, der große Heidedichter. Er wußte um das Geheimnis der Roſe, um das Geheimnis der Schönen, der ſich Opfernden. Am Tag der Deutſchen Roſe werden wir alle unbewußt an die deutſche Mutter erinnert, an das deutſche Kind und nichts ſoll uns davon abhalten, unſer Opfer zu bringen in Treue zur deutſchen Mutter, in Treue zu unſerem großen Führer und unſerem Vaterland. Die deutſche Roſe gleicht der deutſchen Mutter, in Liebe ſelbſtlos ſich opfernd. Für die deutſche Mutter wollen wir eintreten am Tag der Deutſchen Roſe, fördernd die Mütterſchulung, helfend Mutter und Kind. hilfs⸗ und Gleichzeitig wollen wir aber auch den vielen bedürftigen deutſchen Erwerbsgartenbauern helfen, darum trägt jeder heute und morgen die deutſche Roſe. Volksgenoſſen, rechter Kampf war noch immer auch mit rechtem Opfermut verknüpft. Den Kampf für die deutſche Mutter dürfen wir nicht aufgeben, denn ſie lebt gus⸗ ſchließlich ihrer großen Lebensaufgabe und opfert ſich reſtlos um die Erhaltung unſeres deutſchen Volkes. Darum gilt der„Tag der Deutſchen Roſe“ der Deutſchen Mutter. Filmſchau. Im Palaſt⸗Theater war geſtern Abend Gelegenheit ge⸗ geben, die Rede des Führers zu hören. Im Anſchluß konnte man einen hervorragenden Ufafilm bewundern, einen Kriminalreißer erſten Ranges, der das Thema des Rauſch⸗ handels in einer nervenaufpeitſchenden ſpannenden Weiſe behandelt.„Der weiße Dämon“.—— Das Manuſfkript gibt in bunter Reihenfolge geheimnisvolle Situationet, gefährliche Abenteuer, Gelegenheiten für Heldentum, für dedektiviſchen Scharfſinn, für Grauſen, Lachen und Liebe her, führt in temperamentvollem Wechſel durch die Schau⸗ plätze verbrecheriſchen Treibens einer internationalen Rauſch⸗ giftſchmugglerbande und zeigt nicht zuletzt auch Abwechſlung in herrlichen Aufnahmen von Paris und Liſſabon. Der Hauptdarſteller Hans Albers, der Mann mit Kraft und Herz, mit derben Fäuſten, mit Mutterwitz und Glück, ſpielt in dieſem Film eine ganz große Paraderolle. Er ſtürzt ſich in die großen Gefahren, ſchlägt ſich mit ſeinen Gegnern herum, fürchtet Tod und Teufel nicht und reißt alle zu reſt⸗ loſer Begeiſterung hin. Gerda Maurus gibt eine eindrucks⸗ volle pſychologiſch glänzende Type einer Frau, die gänzlich dem Rauſchgift verfallen iſt. Trude von Molo ſehr ſym⸗ pathiſch und echt in ihrem Spiel. Peter Lorre, als bucklicher Rauſchgifthändler, er ſtellt alle ſeine bisherigen Rollen mit dieſer Leiſtung in den Schatten. Außerdem wirken noch eine Reihe anderer bekannter Schauſpieler mit und verhelfen dem Film zu ſeinem großen Erfolg. Die neueſte Ufatonwoche beſchließt das hervorragende Programm.— Für Kinder gibt es morgen Sonntag nachmittag eine beſondere Freude; ſeit längerer Zeit kommt wieder einmal„Er“(Harald Lloyd), mit ganz neuem, ulkigen Programm. Gottesdienſt⸗Ordnung in der evang. Kirche. Sonntag, den 15. Juli 1934 7. Sonntag nach Trinitatis. 9.30 Uhr Hauptgottesdienſt. Vikar Enderle. 12.30 Kindergottesdienſt. Vikar Enderle. 1 Uhr Chriſtenlehre für die männl. Jugend. Vikar Enderle. Montag abend: Evang. weibliche Jugend. Mittwoch abend: Arbeitsgemeinſchaft. Freitag nachmittag: Mädchenjungſchar. Gottesdienſt⸗Ordnung in der kath. Kirche. 8. Sonntag nach Pfingſten, Juli 1934. Samstag: 2— 4, 5— 7, 8 Uhr Beicht. Sonntag: 6.30 Uhr Beicht. 7 Uhr Frühmeſſe mit Monatskommunion der Jungfrauen. 8.30 Uhr Kindergottesdienſt 9.40 Uhr Hauptgottesdienſt 12—1 Uhr Bücherei. 8 Uhr abends Jubiläumsandacht mit Segen. 8 Handel und Wirtſchaft Wirtſchaftliche Wochenrundſchau Börſe. Von der Einigung mit England in der Transfer⸗ frage wurde zu Beginn der Berichtswoche die Börſe recht günſtig beeinflußt. Die Umſätze hielten ſich allerdings in engen Grenzen, weil das Intereſſe für Aktien erheblich nach⸗ gelaſſen hat. Nur zeitweilig verlegten ſich Kuliſſe und Publi⸗ kum auf einige Spezialitäten. Die Rede des Stellvertreters des Führers wirkte anregend, und zum Beſchluß der Be⸗ richtswoche zeigte die Börſe überwiegend befeſtigte Haltung. Der Rentenmarkt bekundete durchweg freundliche Grundſtim⸗ mung, hauptſächlich deshalb, weil die beim Coupontermin freigewordenen Geldbeträge vielfach in feſtverzinslichen Wer⸗ ten angelegt wurden. Geldmarkt. Der Gold⸗ und Deviſenbeſtand der Reichs⸗ bank hat ſich abermals gehalten und deckt den Notenumlauf mit 2,1 gegen 2 Prozent in der Vorwoche. Die Maßnahmen der Reichsbank bezüglich der Repartierung der Deviſen haben ſich alſo bewährt. Der Geldverkehr wickelte ſich bei flüſſigem Markte in ruhigen Bahnen ab. Vorübergehend gab es eine leichte Verſteifung, weil ſich wegen einiger größerer Zah⸗ lungsverpflichtungen erhöhter Geldbedarf einſtellte. Die neu⸗ begebenen Schatzanweiſungen per 15. Juni 1935 haben flotten Abſatz gefunden. Produktenmarkt. Der Saatenſtandsbericht von Anfang Jult lautete wenig befriedigend. Für die preisfreien Pro⸗ dukten gab es in der letzten Uebergangszeit zum neuen Erntewirtſchaftsjahr verſchiedenklich Preisſchwankungen. Für Brotgetreide fehlt es an Nachfrage. Auch in Hafer waren die Umſätze gering, etwas größer dagegen in Gerſte. Bezüg⸗ lich der Ausführungsbeſtimmungen zum Getreidegrundgeſetz verhielt ſich die Börſe abwartend. Warenmarkt. Die Richtzahl der Großhandelspreiſe hat ſich von 97,6 auf 98,1 erhöht, weil die Agrarſtoffe ſich ver⸗ teuert haben. Die Einzelhandelsumſätze waren im Mai d. J. um 11 Prozent höher als im gleichen Monat des Vorjahres. Die Reichsbahn hat in der erſten Hälfte des laufenden Jah⸗ res ihre Einnahmen um 15 Prozent geſteigert, ein deutliches Zeichen des wirtſchaftlichen Aufſchwungs. Der Güterverkehr der Reichsbahn iſt im Durchſchnitt der erſten 4 Monate des Jahres ſogar um 36 Prozent gegenüber dem gleichen Zeit⸗ raum des Vorjahres gestiegen. Aus der Maſchineninduſtrie wird ſteigende Beſchäftigung gemeldet. Ebenſo berichten die Handelskammern, daß ſich der Aufſtieg im Binnenmarkt im Monat Juni fortgeſetzt habe. Viehmarkt. Für die Großviehmärkte des Reiches ſind Beſtimmungen über die Preisfeſtſtellung getroffen worden. Die Beſchickung der Märkte mit Großvieh und Kälbern iſt immer noch recht erheb ſo daß hier die Preiſe nachgaben, während die Preiſe ür Stweine etwas angezogen haben. In Ilvesheim auf dem Sportplatze om 14. bis einschl. Dienstag, 17. Juli Aufgestellt sind u. a.; Elektro- Selbstfahrer/ das in Deutschland bekannte und beliebte Molino-Theater Schiffschaukel/ Liliput-Eisenbahn, ausgerüstet mit allen techn. Maschinen der mod. Staatseisenbahn Zaubertheater/ Attraktionsschau/ Russenrad/ die beliebte Krug's Akrobaten- Gruppe, sowie Schieß-, Spiel- und Ver kaufsbuden aller Art. Für einen kühlen Tropfen sorgt die„Rosenwirtin“ von Ilvesheim in ihrem Lokal. Montag Nachm. 3 Uhr Kinderfest, abends kleines Feuerwerk. Dienstag Apend Urodes Apaltantleueptwer d ü roßes Uolks fes. Zwangsverſteigerung. Im Zwangsweg verſteigert das Notariat zwecks hebung der Erbengemeinſchaft am Montag, den 3. September 1934, vormittags 8.30 Uhr, in ſeinen Dienſträumen in Mannheim, N 6 5/6, das Gruno⸗ ſtück des Philipp Konrad Bauder, Eiſenbahnarbeiter in Seckenheim auf Gemarkung Mannheim⸗Seckenheim. Grundſtücksbeſchrieb. Grundbuch Mannheim Band 754, Heft 27. OIgb. Nr. 50 572: 3 Ar 36 qm Hofreite mit Gebäuden und Haus garten, Bonndorferſtraße Nr. 28. Schätzung: 3750 RM. Mannheim, den 2. Juli 1934. Notariat Mannheim VI als Vollſtreckungsgericht. Auf⸗ Verſammlungs-Kalender. N Männergeſangverein 1861. Heute abend 8.30 Uhr Probe. Sängerbund. Heute Abend 8.30 Uhr Probe. Fußballvereinigung 98. Aus Anlaß der in Nürnberg wäh⸗ rend der Zeit vom 23.— 29. Juli ds. Irs. ſtatt⸗ findenden„Deutſchen Kampfſpiele“ beſteht die Mög⸗ lichkeit für unſere Mitglieder, zu den denkbar günſtig⸗ ſten Bedingungen nach Nürnberg zu kommen. Die näheren Anleitungen ſind im Vereinslokal angeſchlagen. Teilnehmer, die nach Nürnberg fahren, wollen ſich bis ſpäteſtens Dienstag abend bei Vereinsführer Karl Herdt, Offenburgerſtraße, melden. Geflügelzuchtgenoſſenſchaſt. Morgen Sonntag nachm. 3 Uhr findet im Cafe Berlinghof eine Mitgliederverſammlung ſtatt. Kriegerbund Mannheim⸗Seckenheim. Einladung. Heute Samstag, 14. Juli, abends 29 Ahr findet im Lokal „Zuni Reichsadler“ die vorgeſchriebene f außerordentliche Mitglieder⸗Verſammlung ſtatt. In Anbetracht der Wichtigkeit det Tagesordnung, die im Lokal bekannt gegeben wird, iſt es unbedingte Pflicht aller Mitglieder zu dieſer Velſammlung pünktlich und vollzählig zu erſcheinen. a g J. A.: Oer Schriftführer. K.. S.⸗Abteilung.. Morgen Sonntag, 15. Juli, vormittags 8 Ahr findet auf dem Stand des Schützenv reins Rheinau das vom Gauſchießwart an⸗ geſetzte Gauvergleichsſchießen unſeres Gaues ſtatt. Ich mache darauf ben, daß es Pflicht und Ehrenſache jedes Schützen iſt, an dieſem Schießen teilzunehmen. Der Vereinsſchießwart. Turnerbund„Jahn“, E. B., Mhm.⸗Seckenheim. Unſer Verein beteiligt ſich morgen Sonntag am Kreisturnfeſt des Bad. Neckarturnkreiſes in Doſſenheim. Abfahrt der Einzelwetturner um 5.30 Uhr am„Kaiſerhof“ per Rad. Alle Teilnehmer am Vereins⸗ turnen müſſen ſpäteſtens um 10 Uhr in Doſſenheim ſein. Lokal Gaſthaus„Zur Roſe“. Zahlreiche Beteiligung iſt erwünſcht. Der Vereinsführer. tte E Zur gefälligen Beachtung! Bringe mein Geschäft in empfehlende Erinnerung. Karl Brüstle, Maßschneiderei Meersburgerstr. 14. — Ebenso habe ich einen guterhaltenen Hochzeits- Anzug zu verkaufen. lnmmuumunmunmnummuumnumumunmmmununmmumuununmumumumuunumeeeeuß Muna eee e 1 5 Das geld 5 den Dorfe. Spart bei der ältesten Bank und Sparkasse am Platze Landl. Mreditverein Secheqneim e ee 11 Mannheim-Seckenheim. Gegründet 1881. Einmadhtöpfe am Lager. C Gute Gartenerde Johann 8 Würthwein, Kloppenheimerſtraße 37. Empfehle mich im 3 Jmmek-Wohnung und Garage ſofort oder ſpäter zu mieten geſucht. Adreſſen mit Preisangabe an die Ge⸗ ſchäftsſtelle ds. 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Die Vorgeſchichte der Revolte Wenn auch das nationalſozialiſtiſche Regime von An⸗ fang an ſich mit dieſen verſchiedenen Gruppen abfinden mußte und auch abgefunden hat, ſo trat doch ſeit einigen Monaten eine Stimmung auf, die man endlich nicht mehr auf die leichte Schulter nehmen konnte. Das erſt vereinzelte Geſchwätz von einer neuen Nevo⸗ lution, von einer neuen Umwälzung, von einem neuen Auf⸗ ſtand wurde allmählich ſo intenſiv, daß nur eine leichtſinnige Staatsführung darüber hätte hinwegſehen konnen. Man konnte nicht mehr alles das einfach als dummes Gerede abtun, was in Hunderten und endlich Tauſenden von Be⸗ richten mündlich und ſchriftlich darüber einging. Noch vor drei Monaten war die Parteiführung überzeugt, daß es ſich einfach um das leichtſinnige Geſchwätz politiſcher Reaktionäre, marxiſtiſcher Anarchiſten oder aller möglichen Müßiggänger handeln würde, dem jede tatſächliche Unterlage fehle. Mitte März habe ich veranlaßt, Vor⸗ bereitungen zu treffen für eine neue Propagandawelle. Sie ſollte das deutſche Volk gegen den Verſuch einer neuen Ver⸗ giftung immuniſieren. Gleichzeitig damit aber gab ich auch an einzelne der Parteidienſtſtellen den Befehl, den immer wieder auftauchenden Gerüchten einer neuen Revolu⸗ tion nachzugehen, und wenn möglich, die Quellen die⸗ ſer Gerüchte aufzufinden. Es ergab ſich, daß in den Reihen einiger hoherer SA. ⸗ Führer Tendenzen auftraten, die zu ernſteſten Bedenken Anlaß geben mußten. 1. Meinem ausdrücklichen Befehl und entgegen mir ge⸗ gebenen Erklärungen durch den früheren Stabschef Röhm war eine Auffüllung der S A. in einem Umfange ein⸗ getreten, die die innere Homogenität dieſer einzigartigen Or⸗ ganiſation gefährden mußte. 2. Die nationalſozialiſtiſche weltanſchauliche Er⸗ ziehung trat in den erwähnten Bereichen einzelner höherer S A.⸗Dienſtſtellen mehr und mehr zurück. 3. Das naturgegebene Verhältnis zwiſchen Partei und SA begann ſich langſam zu lockern. Mit einer gewiſſen Planmäßigkeit konnten Beſtrebungen feſtge⸗ ſtellt werden, die SA von der ihr von mir geſtellten Miſſion mehr und mehr zu entfernen, um ſie anderen Aufgaber oder Intereſſen dienſtbar zu machen. 5 4. Die Beförderungen zu S A⸗Führern ließen bei Nachprüfung eine vollſtändig einſeitige Bewer⸗ tung eines rein äußeren Könnens oder oft auch nur einer vermeintlichen intellektuellen Bewegung erkennen. Die große Zahl älteſter und treueſter SA⸗Männer trat immermehr bei Führerernennungen und Stellenbeſetzungen zurück, während der in der Bewegung nicht ſonderlich hochgeachtete Jahr⸗ gang 19383 eine unverſtändliche Bevorzugung erfuhr. 5. Das Auftreten dieſer zum großen Teil mit der Bewegung überhaupt nicht verwachſenen einzelnen SA⸗ Führer war ebenſo unnationalſozialiſtiſch wie manchesmal geradezu abſtoßend. 8 N Ich habe auf dieſe und eine Reihe weiterer Mißſtände den Stabschef Röhm hingewieſen, ohne daß irgend ein fühlbare Anhilfe, ja auch nur ein erkennbares Eingehen auf meine Ausſtellungen eingetreten wäre, Im Monat April und Mai nahmen dieſe Klagen un⸗ unterbrochen zu. Zum erſtenmal erhielt ich in dieſer Zeit aber auch aktenmäßig belegte Mitteilungen über Beſprechungen, die von einzelnen höheren SA⸗Füh⸗ rern abgehalten worden waren und die nicht anders als mit „grober Ungehörigkeit“ bezeichnet werden mußten. Zum erſten Male wurde in einigen Fällen unleugbar be⸗ wieſen, daß in ſolchen Beſprechungen Hinweiſe auf die Notwendigkeit einer neuen Revolution egeben wurden, daß Führer die Aufforderung erhielten, ſich ür eine ſolche neue Revolution innerlich und ſachlich vorzu⸗ bereiten. Stabschef Röhm verſuchte, alle dieſe Vorgänge in ihrer Wirklichkeit abzuſtreiten und erklärte ſie als ver⸗ ſteckte Angriffe gegen die SA. Die Belegung einzelner die⸗ ſer Vorfälle durch Angaben Beteiligter führte zur ſchwerſten Mißhandlung dieſer Zeugen, die meiſt aus den Reihen der alten SA ſtammten. Der Ver⸗ ſuch, auf dem normalen Dienſtwege Abhilfe zu ſchaffen, blieb immer wieder erfolglos. Stabschef Röhm ſicherte mir perſönlich immer wieder Unterſuchung der Fälle und Ent⸗ fernung der Schuldigen bzw. deren Maßregelung zu. Eine ſichtbare Wandlung trat nicht ein. Zahlreiche Verſtöße Im Mai liefen bei einigen Paula und Staatsſtellen zahlreiche Anklagen über Verſtöße höherer und mittlerer SA.⸗Führer ein, die aktenmäßig belegt, nicht abgeſtritten werden konnten. Von verheßenden Reden bis zu un⸗ erträglichen Ausſchreitungen führte hier eine gerade Linie. Einige Verantwortliche wurden verhaftet. Ich habe früher ſtets betont, daß ein autoritäres Regiment beſonders hohe Verpflichtungen beſitzt. Fehler und Irrtümer mögen im einzelnen unterlaufen, ſie ſind auszumerzen. Schlechte Aufführung, Trunkenheitserzeſſe, Beläſtigung friedlicher, anſtändiger Menſchen aber ſind eines Führers unwürdig, nicht nationalſozialiſtiſch und im höchſten Maße verabſcheuungswürdig. Ich erwarte, daß ein Füh⸗ rer, der ſich vergißt, ſtrenger beſtraft wird als im gleichen Fall ein unbekannter Mann. And ich möchte 1 0 keinen Unterſchied wiſſen zwiſchen Führern der politi⸗ ſchen Organiſationen und Führern der Formationen unſerer — SA., SS., Hitlerjugend uſw. Röhms Gegenarbeit Die Entſchloſſenheit der nationalſozialiſtiſchen Staats⸗ führung, ſoſchen Exzeſſen einzelner unwürdiger Elemente, die Partei und SA nur mit Schande beladen, ein Ende zu bereiten, führte zu ſehr heftigen Gegenwirkungen von Seiten des Stabschefs. Erſte nationglſozialiſtiſche Kämpfer, die zum Teil faſt 15 Jahre lang für den Sieg der Bewegung gerungen hat- ten und nun als hohe Staatsbeamte an führenden Stellen unſeres Staates die Bewegung repräſenkierken, wurden we⸗ gen ihres Vorgehens gegen 0 zur Berankworkung gezogen. 355 ͤ danken abfinden, daß nun ein Verhältnis, das ich Stabschef Röhm verſuchte, dieſe älteſten Streiter der Partei durch Ehrengerichte, die ſich zum Teil aus jüngſten Parteigenoſſen oder ſogar aus Nichtparteigenoſſen zuſam⸗ menſetzten, maßregeln zu laſſen. Dieſe Ausemanderſetzungen führten zuſehr ernſten Ausſpra chen zwiſchen dem Stabschef und mir, in denen mir zum erſtenmal Zweifel an der Loyalität dieſes Mannes aufſtiegen. Nachdem ich viele Monate lang jeden ſolchen Gedanken von mir zurückgewieſen hatte, nachdem ich vorher jahrelang mit meiner Perſon dieſen Mann in unerſchütter⸗ licher treuer Kameradſchaft gedeckt hatte, begannen mir nun allmählich Warnungen— vor allem auch meines Stell⸗ vertreters in der Parteiführung, Rudolf Heß,— Be⸗ denken einzuflößen, die ich ſelbſt beim beſten Willen nicht mehr zu entkräften vermochte. Die traurige Gewißheit Es konnke von Monat Mai ab keinen ZJweifel mehr ge⸗ ben, daß Stabschef Röhm ſich mit ehrgeizigen Plänen be⸗ ſchäftigte, die im Falle ihrer Verwirklichung nur zu ſchwer⸗ ſten Erſchüterungen führen konnten. Wenn ich in dieſen Monaten immer wieder zögerte, eine letzte Entſcheidung zu treffen, geſchah es aus zwei Gründen: 1. Ich konnte nicht ſo ohne weiteres mich mit dem 110 a u Treue aufgebaut glaubte, nur eine Lüge ſein ſollte. 2. Ich hatte noch immer die ſtille Hoffnung, der Bewe⸗ gung und meiner SA die Schande einer ſolchen Aus⸗ einanderſetzung zu erſparen und die Schäden ohne ſchwerſte Kämpfe zu beſeitigen. Allerdings brachte das Ende des Monaks Mai immer bedenklichere Tatſachen an das Tageslicht. Stabschef Röhm begann ſich nicht nur innerlich, ſon⸗ dern auch mit ſeinem geſamten äußeren Leben von der Par⸗ tei zu entfernen. Alle Grundſätze, durch die wir groß ge⸗ worden waren, verloren ihre Geltung. Das Leben, das der Stabschef und mit ihm ein beſtimmter Kreis zu führen begann, war für jede nationalſoziaſtiſche Auffaſſung uner⸗ träglich. Das Schlimmſte war, daß ſich allmählich aus einer beſtimmten gemeinſamen Veranlagung heraus in der SA eine Sekte zu bilden begann, die den Kern einer Verſchwörung nicht nur gegen die normalen Auffaſſungen eines geſunden Volkes, ſondern auch gegen die ſtaatliche Si⸗ cherheit abgab. Die im Monat Mai vorgenommenen Durchprüfungen der Beförderungen in einigen beſtimmten SA⸗Gebieten führten zur ſchreck⸗ lichen Erkenntnis, daß Menſchen ohne Rückſicht auf nationalſozialiſtiſche und SA⸗Verdienſte in SA⸗Stellungen befördert worden waren, nur weil ſie zum Kreiſe die⸗ ſer beſonders Veranlagten gehörten. Einzelne, Ihnen wohl bekannte Norgänge, z. B. der des Standarten⸗ führers Schmidt in Breslau enthüllten ein Bild von Zu⸗ ſtänden, die als unerträglich angeſehen werden mußten. 3 Gruppen in der GA Allmählich entwickelten ſich aus der Führung der SA. drei Gruppen: eine kleine Gruppe von durch gleiche Ver⸗ anlagung zuſammengehaltenen Elementen, die, zu jeder Handlung fähig, ſich blind in der Hand des Stabs⸗ ſchefs Röhm befanden. Es waren dies in erſter Linie die SA.⸗Führer Ernſt aus Berlin, Heines in Schleſien, Hayn in Sachſen, Heydebreck in Pommern. Neben dieſen ſtand eine zweite Gruppe von Führern der SA., die innerlich nicht zu dieſem Kreiſe gehörte, allein aus ein⸗ facher ſoldatiſcher Auffaſſung ſich dem Stabschef Röhm zum Gehorſam verpflichtet fühlte. Und dieſen gegen⸗ über ſtand eine dritte Gruppe von Führern, die aus ihrer inneren Abneigung und Ablehnung kein Hehl machte und daher zum Teil von verantwortlichen Poſten entfernt worden waren, zum anderen Teil bewußt beiſeite geſchoben und in vieler Beziehung außer Betracht gelaſſen wurden. An der Spitze dieſer infolge ihrer grundſätzlichen An⸗ ſtändigkeit abgelehnten alten SA.⸗Führer ſtanden der heu⸗ tige Stabschef Lutz e, ſowie der Führer der SS., Him m⸗ ler. Röhm und Schleicher Ohne mich jemals davon zu verſtändigen und ohne daß ich es zunächſt auch nur ahnte, hat Stabschef Röhm durch Vermittlung eines durch und durch korrupten Hoch⸗ ſtaplers, eines Herrn von A., die Beziehungen zu General Schleicher aufgenommen. General Schleicher war der Mann, der dein inneren Wunſche des Stabschef Röhm den äußeren Ausdruck verlieh. Er war es, der konkret die Auffaſſung fikierte und vertrat, daß 1) das heutige deutſche Regiment unhaltbar ſei, daß 2) vor allem die Wehrmacht und ſämtliche natio⸗ nalen Verbände in einer Hand zuſammengefaßt werden müß⸗ ten, daß 3) der dafür allein Röhm ſein könnte, daß 4) Herr von Papen entfernt werden müßte und er bereit ſein würde, die Stelle eines Vizekanzlers einzu⸗ nehmen. Daß weiter auch noch andere weſentliche Veränderun⸗ gen des Reichskabinetts vorgenommen werden müß⸗ ten. Wie immer in ſolchen Fällen begann nunmehr das Suchen nach den Männern für die neue Regierung, immer unter der Annahme, daß ich ſelbſt in meiner Stellung wenigſtens fur zunächſt belaſſen würde. Die Durchführung dieſer Vorſchläge des Generals von Schleicher mußte ſchon in Punkt 2 auf meinen nie zu überwinden den Widerſtand ſtoßen. Es wäre mir weder ſachlich noch menſchlich jemals möglich geweſen, meine Einwilligung zu einem Wechſel im Reichswehrmini⸗ ſterium zu geben und die Neubeſetzung durch den Stabschef Röhm vorzunehmen. Erſtens aus ſachlichen Gründen: Ich habe ſeit 14 Jahren unentwegt verſichert, daß die Kampf⸗ organiſationen der Partei politiſche Inſtitutionen gegebene Mann nur Stabschef ſind, die nichts zu tun haben mit dem Heere. Zweitens wäre es mir menſchlich unmöglich geweſen, je⸗ mals in dieſen Vorſchlag des Generals von Schleicher ein⸗ zuwilligen. 5 Die oberſte Spitze der Armee iſt der Generalfeld⸗ marſchall und Reichspräſident. Ich habe als Kanzler in ſeine Hand meinen Eid abgelegt. Seine Perſon iſt für uns alle unantaſtbar. Mein ihm gegebenes Verſprechen, die Armee als unpolitiſches Inſtrument des Reiches zu bewahren, iſt für mich bindend aus innerſter Ueberzeugung und aus meinem gegebenen Wort. Es wäre mir aber weiter eine ſolche Handlung auch menſchlich uinmöglich geweſen gegenüber dem Wehrminiſter des Reiches. Ich und wir alle ſind glücklich, in ihm einen Ehrenmann ſehen zu können vom Scheitel bis zur Sohle. Er hat die Armee aus innerſtem Herzen verſöhnt mit den Revolutionären von einſt und verbunden mit ihrer Staats⸗ führung von heute. Er hat in treueſter Loyalität ſich zu dem Prinzip bekannt, für das ich ſelbſt mich bis zum letzten Atemzuge einſetzen werde. Es gibt im Staate nur einen Waffenträger, die Wehrmacht, und nur einen Träger des politiſchen Willens: Dies iſt die nationalſorelnene Partef. Jeder Gedanke eines Eingehens auf die Pläne des Generals von Schleicher wäre meinerſeits aber nicht nur eine Treuloſigkeit gegenüber dem Generalfeldmarſchall und dem Reichswehrminiſter geweſen, ſondern auch eine Treuloſig⸗ keit gegenüber der Armee. Denn ſo wie General von Blom⸗ berg als Wehrminiſter im nationalſozialiſtiſchen Staat im höchſten Sinne des Wortes ſeine Pflicht erfüllt, ſo tun dies auch die übrigen Offiziere und Soldaten. Weiter aber könnte ich auch nicht ohne zwingendſten Grund die Männer ent⸗ fernen laſſen, die am 30. Januar mit mir das Ver⸗ ſprechen zur Rettung des Reiches und Volkes gemeinſam ab⸗ gegeben haben. Es gibt Pflichten der Loyalität, die man nicht verletzen darf und nicht verletzen ſoll, und ich glaube, daß vor allem der Mann, der in ſeinem Namen die Nation zuſammengeführt hat, unter keinen Umſtänden treulos handeln darf, wenn nicht anſonſt nach innen und außen jedes Vertrauen in Treu und Glauben verſchwinden müßte. Röhms erſter Plan Da der Stabschef Röhm ſelbſt unſicher war, ob Verſuche in der bezeichneten Richtung wohl bei mir auf Widerſtand ſtoßen würden, wurde der erſte Plan feſtgelegt zur Er⸗ zwingung dieſer Entwicklung. Die Vorbereitungen hierzu wurden umfangreich getroffen. 1. Planmäßig ſollten die pſychologiſchen Vorausſetzun⸗ gen für den Ausbruch einer zweiten Revolution geſchaffen werden. Zu dieſem Zwecke wurden durch SA.⸗Propaganda⸗ ſtellen ſelbſt in die SA. die Behauptung hineinverbreitet, die Reichswehr beabſichtige eine Auflöſung der SA., und ſpäter wurde ergänzt, ich ſei leider für dieſen Plan auch perſönlich e worden. Eine ebenſo traurige wie niederträchtige Lüge! 2. Die SA müßte nunmehr dieſem Angriff zuvorkommen und in einer zweiten Revolution die Elemente der Reaktion einerſeits und der Parteiwiderſtände andererſeits beſeitigen, die Staatsgewalt aber der Führung der SA ſelbſt anvertrauen. 3. Zu dieſem Zwecke ſollte die SA in kürzeſter Friſt alle notwendigen ſachlichen Vorbereitungen treffen. Es iſt dem Stabschef Röhm gelungen, unter Verſchleierungen— unter anderem der lügenhaften Angabe, ſoziale Hilfsmaßnahmen für die SA durchführen zu wollen— Millionenbe⸗ träge zu dieſem Zweck zuzuführen. 6 Zwölf Millionen Mark ſind zu dieſem Zwecke geſammelt worden. „Stabswachen“ als Terrorgruppen 4. Um die entſcheidendſten Schläge rückſichtslos führen zu können, wurde die Bildung beſtimmter nur hierfür in Frage kommender eingeſchworener Terrorgruppen uͤnter dem Titel„Stabswachen“ gebildet, deren innerer Cha⸗ rakter und deren Zweckbeſtimmung durch nichts beſſer er⸗ hellt wird, als durch die geradezu furchtbaren Straf⸗ liſten der darin geführten Elemente. In beſtimmten Fü h⸗ rertagungen ſowohl, als bei Erholungsfahrten wurden allmählich die in Frage kommenden SA⸗-Führer zuſammen⸗ gezogen und individuell behandelt. D. h. während die Mit⸗ glieder der inneren Sekte die eigentliche Aktion plan⸗ mäßig vorbereiteten, wurden dem weit größeren Kreis der SA⸗Führer nur allgemeine Mitteilungen ge⸗ macht des Inhalts, daß eine zweite Revolution vor der Türe ſtände, daß dieſe Revolution kein anderes Ziel beſitze, als mir die Handlungsfreiheit zurückzugeben, daß daher die neue und diesmal blutige Erhebung— „die Nacht der langen Meſſer“ — wie man ſie grauenvoll bezeichnete, meinem eigenen Sinn entſpräche. Vermutlich unter dieſen unwahren Vorwänden wurde die außenpolitiſche Vorbereitung der Aktion Herrn von Detten übertragen. General von Schleicher nahm das außenpolitiſche Spiel teilweiſe perſönlich wahr, beziehungsweiſe ließ es durch ſeinen Kurier, Gene⸗ ral von Bredow praktiſch betreiben. Gregor Straſſer wurde beigezogen. Hitlers letzter Güteverſuch Anfang Juni ließ ich als letzten Verſuch Stabschef Röhm noch einmal kommen zu einer nahezu fünfſtündi⸗ gen Ausſprache, die ſich bis Mitternacht hinzog. Ich teilte ihm mit, daß ich aus zahlloſen Gerüchten und aus zahlreichen Verſicherungen und Erklärungen alter treuer Parteigenoſſen ſein Führer den Eindruck gewonnen hätte, daß von gewiſſenloſen Elementen eine nationall⸗ bolſchewiſtiſche Aktion vorbereitet würde, die über Deutſchland nur namenloſes Unglück bringen könnte. Ich er⸗ klärte ihm, daß ich jeden Verſuch, in Deutſchland ein Chaos entſtehen zu laſſen, augenblicklich perſönlich abwenden würde und daß jeder, der den Staat angreift, von vornherein mich zu ſeinen Feinden zählen müſſe. Ich beſchwor ihn zum letzlenmal, von ſich aus dieſem Wahnſinn entgegenzutreten und ſeine Autorität mit anzuwenden, um eine Entwicklung zu ver⸗ hindern, die nur ſo oder ſo in einer Kataſtrophe enden könnte. Stabschef Röhm verließ dieſe Unterredung mit der Verſicherung, die Gerüchte ſeien teils unwahr, teils übertrieben, er werde im übrigen alles tun, um nun⸗ mehr nach dem Rechten zu ſehen. Ermordung Hitlers vorbereitet Das Ergebnis der Unterredung aber war, daß Skabschef Röhm in der Erkenntnis, auf meine Perſon bei ſeinem ge⸗ planten Ankernehmen unker keinen Umſtänden rechnen zu 1 nunmehr die Beſeitigung meiner Perſon ſelbſt vor⸗ ereitete. i Zu dieſem Zweck wurde dem größeren Kreis der hinzu⸗ gezogenen SA⸗Führer erklärt, daß ich ſelbſt mit dem in Aus⸗ ſicht genommenen Unternehmen wohl ein verſtan⸗ den ſei, aber perſönſich davon nichts wiſſen dürfe bzw. de Wunſch hätte, zunächſt auf 24 oder 48 Stunden bei Ausbrue der Erhebung in Haft genommen zu werden, um ſo dure die vollzogenen Tatſachen der unangenehmen Belaſtung e 10 n hoben zu ſein, die ſich im anderen Falle für mich außen⸗ politiſch ergeben müßte. Dieſe Erklärung erhält ihre letzte Illuſtration durch die Takſache, daß unterdes vorſorglicherweiſe bereits der Mann gedungen war, der meine ſpätere Beſeitigung durchzuführen halle: Stkandarkenftzbrer Ahl geſtand, noch wenige Stunden vor ſeinem Tode, die Bereitwil⸗ ligkeit zur Durchführung eines ſolchen Befehls. Der erſte Plan zum Umſturz haſierte auf dem Gedanken einer Beurlaubung der SA. Der Amſturzplan In dieſer Zeit ſollten mangels greifbarer Verbände un⸗ faßbare Tumulte ausbrechen nach Art der Zuſtände im Auguſt 1932, die mich zwingen müßten, den Stabschef, der allein in der Lage wäre, die Ordnung wiederherzuſtel⸗ len, zu rufen, um ihn mit der vollziehenden Gewalt zu be⸗ trauen. Nachdem ſich unterdes eindeutig ergeben hatte, daß mit einer ſolchen Bereitwilligkeit von mir wohl unter kei⸗ nen Umſtänden gerechnet werden könnte, wurde dieſer Plan wieder verworfen und die direkte Aktion ins Auge gefaßt. Sie ſollte in Berlin ſchlagartig einſetzen mit einem Ueberfall auf die Regierungsgebäude, mit einer Verhaftung meiner Perſon, um dann die eigenen Aktionen als in meinem Auftrag ſtatk⸗ findende abrollen laſſen zu können. Die Verſchwörer rech⸗ neten damit, daß in meinem Namen an die SA. ge⸗ gebene Befehle im geſamten Reich die SA. nicht nur ſofort auf den Plan rufen würde, ſondern daß damit auch eine Zerſplitterung aller dagegen eingeſetzten ſonſtigen Kräfte des Stabes automatiſch eintreten würde. Sowohl Stabschef Röhm als auch Gruppenführer Ernſt, Obergruppenführer Heines, Hayn und eine Reihe anderer haben vor Zeugen erklärt, daß zunächſt eine mehr⸗ tägige Auseinanderſetzung blutiger Art mit den Kräften und Ueberreſten der Vergangenheit und den Widerſachern der Gegenwart ſtattfinden ſollte. Die Frage nach der wirtſchaftlichen Seite bei einer ſolchen Entwicklung wurde mit geradezu wahnſinnigem Leichtſinn unter dem Hinweis abgetan, daß der blutige Terror die notwendigen Mittel ſo oder ſo ſchaffen würde. Stabschef Röhm und ſeine Elemente erklärten die Notwendig⸗ keit dieſer Revolution mit dem Hinweis, auf den nur damit allein gerechtfertigten Sieg des reinen Nationalſo⸗ zialismus. Ich muß an dieſer Stelle aber für die Gegen⸗ wart und die Nachwelt die Feſtſtellung treffen, daß dieſe Männer überhaupt kein Recht mehr beſaßen, ſich auf den Nationalſozialismus als Weltanſchauung zu berufen. Das Auftreten dieſer Männer hat es mir unmöglich ge⸗ macht, ſie bei mir einzuladen, oder das Haus des Stabschefs in Berlin auch nur einmal zu betreten. Was aus Deutſchland im Falle eines Sieges dieſer Leute gewor⸗ den wäre, iſt ſchwerlich auszudenken. Die Größe der Gefahr wurde aber erſt recht erwieſen durch die Feſtſtellungen, die nun vom Ausland nach Deutſchland kamen. Engliſche und franzöſiſche Zeitungen begannen immer häufiger von einer bevorſtehenden Amwälzung in Deutſchland zu reden und immer mehr Mitteilungen ließen erkennen, daß von den Ver⸗ ſchwörern eine planmäßige Bearbeitung des Auslandes in dem Sinne vorgenommen wurde, daß in Deutſchland die Revolution der eigentlichen Nationalſozialiſten vor der Türe ſtünde und das beſtehende Regiment nicht mehr zu handeln fähig ſei. General von Bredow, der als außenpolitiſcher Agent des Generals von Schleicher dieſe Verbindungen be⸗ ſorgte, arbeitete entſprechend der Tätigkeit derjenigen reak⸗ tionären Zirkel, die— ohne mit dieſer Verſchwörung viel⸗ leicht direkt in Zuſammenhange zu ſtehen— ſich zum bereit⸗ willigen unterirdiſchen eldekopf für das Ausland miß⸗ brauchen ließen. Ende Juni war ich daher entſchloſſen, dieſer unmöglichen Entwicklung ein Ende zu ſetzen, und zwar ehe noch das Blut von zehntauſend Anſchuldigen die Kataſtrophe be⸗ ſiegeln würde. Da die Gefahr und die auf allen laſtende Spannung all⸗ mählich unerträglich geworden war und gewiſſe Parteiſtellen und Staatsſtellen pflichtgemäß Abwehrmaßnahmen treffen mußten, erſchien mir die eigenartige plötzliche Ver⸗ längerung des Dienſtes von dem SA. ⸗Arlaub bedenklich und ich entſchloß mich daher Samstag, den 30. Juni, den Stabschef ſeines Amtes zu entheben, zunächſt in Verwahrung zu nehmen und eine Anzahl von SA.⸗ Führern, deren Verbrechen klar zutage lag, zu verhaften. Weil es zweifelhaft war, ob angeſichts der drohenden Zu⸗ ſpitzung Stabschef Röhm überhaupt noch nach Berlin oder. anderswo hingekommen wäre, entſchloß ich mich, zu Liner jnach Wiesſee angeſetzten SA.⸗Führerbeſprechung perſön⸗ lich zu fahren, bauend auf die Autorität meiner Perſon und auf meine wenn notwendig immer vorhanden geweſene Ent⸗ ſchlußkraft wollte ich dort um 12 Uhr mittags den Stabschef ſeiner Stellung entheben, die hauptſchuldigen SA.⸗Führer verhaften und in einem eindringlichen Appell die übrigen zu ihrer Pflicht zurückrufen. Bedrohliche Nachrichten Im Laufe des 29. Juni erhielt ich aber ſo bedrohliche Nachrichten über letzte Vorbereitungen zur Akkion, daß ich Mittags die Beſichtigung der Arbeitslager in Weſtfalen kbbrechen mußte, um mich für alle Fälle bereitzuhalten. Um 1 Ahr nachts erhielt ich aus Berlin und München zwei dringendſte Alarmnachrichten. Nämlich erſtens, daß für Berlin um 4 Uhr nachmittags Alarm angeordnet worden ſei, daß zum Transport der eigentlichen Stoßformationen die Requiſition von Laſtkraft⸗ wagen befohlen und bereits im Gange ſei und daß Schlac he el die Aktion überfallmäßig mit der Beſetzung der Ke⸗ gierungsgebäude ihren Anfang nehmen ſollte. Gruppenführer Ernſt war zu dem Zweck auch nicht mehr nach Wiesſee gereiſt, ſondern zur perſönlichen Führung der Aktion in Berlin zurückgeblieben. Zweitens wurde in München die Alarmierung der SA bereits für 9 Uhr abends angeordnet. Die SA⸗Formationen wurden nicht mehr nach Hauſe entlaſſen, ſondern in die Alarmquartiere geleat. Das iſt Meuterei, der Befehlshaber der SA bin ich und ſonſt niemand. Der Entſchluß des Führers Anter dieſen Umſtänden konnte es für mich nur noch einen einzigen Entſchluß geben. Wenn überhaupt das Unheil noch zu verhindern war, dann mußte blitz⸗ ſchnell gehandelt werden. Nur ein rückſichtsloſes und blutiges Zugreifen war vielleicht noch in der Lage, die Aus⸗ breitung der Revolte zu erſticken. And es konnte dann keine Frage ſein, daß beſſer 100 Meukerer, Verſchwörer und Konſpiratoren vernichtet wur⸗ den, als 10 000 unſchuldige SA-Männer auf der einen, 10 000 ebenſo unſchuldige auf der anderen Seite verbluten zu laſſen. Denn wenn die Aktion des Verbrechers Ernſt in Berlin erſt abzurollen begann, waren die Folgen ja unausdenkbar. Wie das Operieren mit meinem Namen gewirkt hatte, er⸗ gab ſich aus der beklemmenden Tatſache, daß es dieſen Meu⸗ terern z. B. gelungen war, in Berlin unter Berufung auf mich, von nichtsahnenden Polizeioffizieren ſich für ihre Ak⸗ tion vier Panzerwagen zu ſichern. Es war mir endlich klar, daß dem Stabschef nur ein einziger Mann entgegen⸗ treten konnte und entgegentreten mußte. Mir brach er die Treue und ich allein mußte ihn dafür zur Verantwortung ziehen! Am 1 Ahr nachts erhielt ich die letzten Alarmdepeſchen, um 2 Uhr morgens flog ich nach München. Miniſterpräſident Göring hatte unterdes von mir ſchon vorher den Auftrag bekommen, im Falle der Aktion der Reinigung ſeinerſeits ſofort die analogen Maß⸗ nahmen in Berlin und Preußen zu treffen. Er hat mit eiſerner Fauſt den Angriff auf den nationalſozialiſtiſchen Staat niedergeſchlagen, ehe er zur Entwicklung kam. Wenn ich noch wenige Tage vorher zur Nachſicht bereit geweſen war, dann konnte es in dieſer Stunde eine ſolche Rückſicht nicht mehr geben. Meutereien bricht man nach ewig gleichen eiſernen Geſetzen. Wenn mir jemand den Vorwurf ent⸗ gegenhält, weshalb wir nicht die ordentlichen Gerichte zur Abur⸗ teilung herangezogen hätten, dann kann ich ihm nur ſagen: In dieſer Stunde war ich verantwortlich für das Schickſal der deutſchen Nation und damit war des deutſchen Volkes oberſter Gerichtshof in dieſen 24 Stunden ich ſelbſt. Ich wollte nicht das junge Reich dem Schickſal des alten ausliefern. Ich habe den Befehl gegeben, die Hauptſchul⸗ digen an dieſem Verrat zu erſchießen, und ich gab weiter den Befehl, die Geſchwüre unſerer inneren Brunnenvergif⸗ tung und der Vergiftung des Auslandes auszubrennen bis auf das rohe Fleiſch. And ich gab weiter den Befehl, bei jedem Verſuch des Widerſtandes der Meuterer gegen ihre Verhaftung dieſe ſo⸗ fort mit der Waffe nieder zu machen. Die Nation muß 1 daß ihre Exiſtenz von niemanden ungeſtraft bedroht Wird! Und es ſoll jeder für alle Zukunft wiſſen, daß, wenn er die Hand zum Schlage gegen den Staat er⸗ hebt, der ſichere Tod ſein Los iſt. And jeder National⸗ ſozialiſt muß wiſſen, daß keine Stellung und kein Rang ihn ſeiner perſönlichen Verantwortung und damit ſeiner Strafe entzieht. Wenn mir die Meinung entgegengehalten wird, daß nur ein gerichtliches Verfahren ein genaues Ab⸗ wägen von Schuld und Sühne hätte ergeben können, ſo lege ich gegen dieſe Auffaſſung feierlich Proteſt ein. Wer ſich gegen Deutſchland erhebt, treibt Landesverrat. Wer Landesverrat übt, ſoll nicht beſtraft werden nach dem Umfang und Ausmaß ſeiner Tat, ſondern nach ſeiner zutage getretenen Geſin nung. Wer ſich unterſteht, im Inneren unter Bruch von Treu und Glauben und heiligen Verſprechen eine Meuterei anzuzetteln, kann nichts anderes erwarten, als daß er ſelbſt das erſte Opfer ſein wird. Ein ausländi⸗ ſcher Jour naliſt, der bei uns das Gaſtrecht genießt, proteſtiert im Namen der Frauen und der Kin⸗ der der Erſchoſſenen und erwartet aus ihren Reihen die Vergeltung. Ich kann dieſem Ehrenmann nur eines zur Antwort geben: Frauen und Kinder ſind ſtets die unſchuldi⸗ gen Opfer verbrecheriſcher Handlungen der Männer gewe⸗ ſen. Auch ich empfinde mit ihnen Mitleid, allein ich glaube, daß das Leid, das ihnen zugefügt worden iſt, durch die Schuld dieſer Männer nur ein winziger Bruchteil iſt gegen⸗ über dem Leid, das vielleicht Zehntauſende an deutſchen Frauen getroffen hätte, wen dieſe Tat gelungen wäre. Die Gühne Die Sühne für dieſe Verbrechen war eine ſchwere und harte, 19 höhere SA-Führer, 31 SA- Führer und SA-Ange⸗ hörige wurden erſchoſſen, ebenſo drei 58. Führer als Mitbeteiligte am Komplott, 13 SA-Führer und Zivilperſo⸗ nen, die bei der Verhaftung Widerſtand verſuchten, mußten dabei ihr Leben laſſen. Drei endeten durch Selbſtmord. Fünf Nicht- A-Angehörige, aber Parteigenoſſen, wurden wegen Bekeiligung erſchoſſen. Endlich wurden noch erſchoſſen drei 5S-Angehörige, die ſich eine ſchändliche Mißhandlung ge⸗ genüber Schutzhäfklingen zuſchulden kommen ließen. Um zu verhindern, daß die politiſche Leidenſchaft und Empörung an weiteren Belaſteten zur Lynchjuſtiz hreifen könnte, wurde, nachdem die Gefahr beſeitigt und die 1 als niedergebrochen gelten konnte, noch am Sonntag, e der ſtrengſte Befehl gegeben, jede weitere Vergeltung zu Unterlaſſen. Es iſt damit ſeit Sonntag, den 1. Juli nachts, der normale Zuſtand wieder hergeſtellt. Eine Anzahl von Gewalt⸗ taten, die mit dieſer Aktion in keinem Zuſammenhang ſtehen, werden den normalen Gerichten zur Aburteilung übergeben. So ſchwer dieſe Opfer auch ſein mögen, ſie ſind dann keine vergeblichen, wenn aus ihnen einmal für immer die Ueberzeugung kommt, daß jeder Verſuch eines Hoch⸗ oder 1 ohne Anſehen der Perſon gebrochen werden wird. Der Führer wandte ſich dann gegen die Berichterſtattung eines Teiles der ausländiſchen Preſſe. Ich muß an dieſer Stelle geſtehen, daß mein Ver⸗ trauen zur Bewegung und insbeſondere zur SS. nie ge⸗ wankt hat und nun wurde auch das Vertrauen zu meiner SA. wieder zurückgegeben. Die GA Die SA. hat in dieſen für ſie wie für mich ſchwerſten Tagen ihre innere Treue bewahrt. Sie hat damit zum dritten Male unter Beweis geſtellt, daß ſie mein iſt genau ſo, wie ich es jederzeit unter Beweis ſtellen werde, daß ich meinen S A.⸗Männern gehöre. In wenigen Wochen wird das braune Hemd wieder die deutſchen Straßen beherrſchen und jedem eindeutig zu verſtehen geben, daß das nationalſozialiſtiſche Deutſchland nur noch ſtärker lebt, indem es eine ſchwere Not überwand. Als im März des vergangenen Jahres unſere junge Re⸗ volution durch Deutſchland brauſte, war es mein höchſtes Bemühen, ſo wenig als möglich Blut zu ver⸗ gießen. Ich hoffte, daß es nicht mehr nötig ſein würde, dieſen Staat noch einmal mit der Waffe in der Hand zu verteidigen zu müſſen. Indem das Schickſal uns dieſe Prüfung nun dennoch auferlegte, wollen wir uns aber alle geloben, umſo fanatiſcher feſtzuhalten, das, was mit ſoviel Blut unſerer beſten Männer erſt erkämpft und heute wieder durch Blut deutſcher Volksgenoſſen gehalten werden mußte. Vergeſſen und Verſöhnung So wie ich vor eineinhalb Jahren unſeren damaligen Gegnern die Verſöhnung angeboten be, ſo möchte ich auch all denen, die mitſchuldig waren an dieſer Wahnſinnshand⸗ lung von jetzt de ebenfalls das Vergeſſen anſagen. So wie ich bereit bin, vor der Geſchichte die Verant⸗ wortung zu übernehmen für die 24 Stunden der bitterſten Entſchlüſſe meines Lebens, in denen mich das Schickſal wie⸗ der belehrt hat, in banger Sorge mit jedem Gedanken das Teuerſte zu umkrallen, was uns auf dieſer Welt gegeben iſt: das deutſche Volk und Deutſche Reichl Heute Wiederholung der Führerrede Die Reichsſendeleitung teilt mit: Die Reichstagsrede des Führers wird Samstag, den 14. Juli, um 10 Uhr vormittags über alle deutſchen Sender wiederholt, um ſie auch all den werktätigen Volksgenoſſen zugänglich zu machen, die durch Ausübung ihres Berufes nicht in der Lage waren, die Uebertragung anzuhören. i Kreuz und Quer Jetzt der wirklich älteſte Mann.— Die gute Buchführung. In wiſſenſchaftlichen Kreiſen hatte man ſich in den letzten Monaten darüber geſtritten, ob der kürzlich in Stambul ver⸗ ſtorbene„älteſte Mann der Welt“ wirklich ein Alter von 165 Jahren gehabt hat. Der alte Türke iſt nicht mehr und ſchon hört man von einem Chineſen, deſſen Lebensjahre noch um ein recht beträchtliches höher bemeſſen werden. Dieſes Wunder menſchlicher Langlebigkeit wurde heute vor 257 Jahren in Kaibſien(Scezhnana) geboren. Mancher Leſer wird vielleicht über dieſe ungeheuerliche Angabe den Kopf ſchütteln, wenn nicht einwandfreie Feſtſtellungen, die an Ort und Stelle vor etwa vier. gemacht wurden, ihre Richtigkeit erkennen ließen. Der chineſiſche Profeſſor Wu⸗Chung⸗Chieh von der Univerſität Miluo hatte nämlich auf eine von Europa an ihn ergangene Anfrage Mitte 1930 ſchriftlich beſtätigt, daß Li⸗ hing⸗Jun um dieſe Zeit ein Alter von 253 Jahren er⸗ reicht hat. 2 man nun nach dem 1 derartiger Lang⸗ lebigleit, ſo findet man in allen bisher bekannten Fällen, daß ausſchließlich einfache und geregelte Lebensweiſe unter Ausſchaltung 3 5 die Hauptbedingung dafür iſt. Bei unſerem Methuſalem war es der tägliche Reisbrei mit 1 einer von ihm ſelbſt entdeckten Pflanze ver⸗ mengt, welcher ihm viele Jahre als Nahrung diente. So wie das chineſiſche„Jenſen“ hat auch die Tienſenpflanze eine offenkundige und wunderbare Stärke der Lebenskräftigung. Aber auch das viel ruhigere Leben im Orient gegenüber dem nervenpeinigenden Haſten in den weſtlichen Ländern, trägt einen erheblichen Teil dazu bei, Geſundheit und Körperkraft des Menſchen über den normalen Lebensdurchſchnitt zu er⸗ halten. Natürlich ſpielt das Klima und der Wohnort eine nicht zu unterſchätzende Rolle bei der Langlebigkeit, wobei man feſtſtellen kann, daß nach Oſten hin die Lebensdauer des Menſchen in der Regel länger iſt, als in den weſtlichen Ländern. Auffallend viele Greiſe von 100 Jahren und dar⸗ über hinaus finden wir in einigen Balkangegenden, wobei wiederum die einfache, kräftige Lebensweiſe be Menſchen mitbeſtimmend ſein dürfte. Wenn der chineſiſche Profeſſor er⸗ klärt, daß ſich die Echtheit ſeiner Angaben über das Rekord⸗ lebensalter des allerälteſten Mannes der Erde aus dem amt⸗ lichen Regiſter von Kaihſien beſtätigt findet, ſo würde dies auf die hochentwickelten Verwaltungseinrichtungen des Reiches der Mitte ein gutes Licht werfen. Eine gute Buchführung iſt eben immer etwas wert, ſer es im staatlichen oder privaten Betrieb. Aber für die andere Seite kann ſo eine gute Buchführung zum Verhängnis wer⸗ den. Ein junges Mädchen in Budapeſt deckte ſeinen Bedarf in einem benachbarten kleinen Kolonialwarenladen. Der In⸗ haber ſuchte eine Frau, die er ſein eigen nennen wollte und hatte ein Auge 1 f dieſes Mädchen geworfen. Mit kleinen iebesbezeugungen fing es an, und um ihm ſeine Liebe auch praktiſch zu beweiſen, packte der Händler alle möglichen Zu⸗ gaben ein, die ſich mit der zunehmenden Liebe auf beiden Seiten vermehrten und ſchließlich erhielt es alle ſeine Waren umſonſt. Da, eines Tages blieb das Mädchen aus, und als es auch in den folgenden Tagen nicht mehr erſchien, wollte es der Kaufmann in 2 5 Wohnung aufſuchen. Die Hausgehil⸗ fin öffnete und erklärte, daß die Frau auf der Hochzeits⸗ reiſe wäre. Das war dem Kaufmann doch zuviel. Er hatte eine gute Buchführung und ſo ſämtliche Waren, die er ſeiner Kundin geſchenkt hatte, ſorgfältig gebucht. Er fertigte einen Pfund. Der Elefant ſelbſt hatte 120 Zentner Gewicht. Kontoauszug an und klagte auf nachtraguche Zahlung. Die Beklagte konnte an Hand dieſes Beweiſes nicht leugnen, er⸗ klärte aber die Mehrlieferungen als Gegenleiſtung für ihre Zärtlichkeiten. Das Gericht ſchloß ſich dieſen Ausführungen an, denn es meinte, wenn der Kläger Anſpruch erheben wollte, hätte er am Erſten des Monats ſeine Rechnung vor⸗ legen müſſen. Der Kaufmann ſah ſich ſchwer enttäuſcht, aber er ſollte doch noch Genugtuung haben, denn der junge Ehe⸗ mann war mit dieſer Einkaufsmethode nicht einverſtanden und verlangte ſofortige Scheidung. Es iſt im Leben meiſt ſo, daß das dicke Ende immer nachkommt. Nun iſt das große Herz der Kundin auch noch ſchwer geworden, aber es gibt Lebeweſen, deren Herz noch viel größer und ſchwerer iſt. Im Berliner Zoo iſt der große indiſche Elefant„Harry“ eingegangen. Er war der größte Elefant der Welt, der lebend in Gefangenſchaft gehalten wurde. Er war 15 1905 im Berliner Zoo, hatte aber ſchn schaft im Zoo 00 Garten von Kairo in Gefangen⸗ ſchaft gelebt und ſoll ein Alter von 45 Jahren erreicht haben. Bereits vor zehn Jahren hatte ſich einmal ein ſchwe⸗ res Zahnleiden bei ihm eingeſtellt, das aber mit der Zeit wieder verging.— Man hatte ſich damals mit dem Gedanken getragen, den Elefanten, der ſich vor Schmerz außerordentlich wild gebärdete, zu erſchießen, kam aber dann wieder davon ab, weil der Direktor des Zoos ihn beſchwichtigen konnte, indem er ihm eine Partnerin aus dem Hagenbeckſchen Tier⸗ park in Stellingen verſchaffte. Seit dieſer Zeit beſſerte ſich die Krankheit des G Die Unterſuchung nach ſeinem Tode ergab einige ſehr intereſſante Gewichtsfeſtſtellungen: ſo wog z. B. ſeine Leber 112 Pfund, ſein Herz 50 (Hoffen wir, daß ihm das große und ſchwere Herz nicht ſo viel Kummer bereitet hat.) 5 75 a 5 zur uldi⸗ ewe⸗ lube, die gen⸗ ſchen und nge⸗ als rſo⸗ zen Fünf egen drei ge⸗ und die tag, 1 nale e hen, lung ann die oder rden tung e ge⸗ iner ſten ten wie inen tune dem iſche Not Re⸗ ſtes er⸗ eſen gen nun mſo erer Zlut W Achalken diner dran Roman von Liane Sanden 35 Lena klopfte ſchnell an das Privatbüro Juſties: „Verzeihen Sie, Herr Juſties“, ſagte ſie ſchon im Hereinkommen,„ich habe mich verſpätet.“ „Das habe ich gemerkt, Fräulein Heuſchner.“ Juſties ſchlechte Laune von geſtern ſchien ſich immer noch nicht gebeſſert zu haben.„Vermutlich haben Sie geſtern einen vergnügten Abend mit Heinſigk gehabt und da iſt es zu ſpät geworden.“ „Ja, Herr Juſties“, gab Lena ganz harmlos zur Ant⸗ wort,„und ſogar ſehr ſpät. Es war zwei Uhr, als Hern Heinſigk mich nach Hauſe brachte.“ In Juſties Stimme war etwas. Lena konnte nicht er⸗ gründen, war es Spott, war es Trauer? „Na, da muß es ja mächtig intereſſant geweſen ſein, Fräulein Heuſchner, da kann ich mich nicht wundern, Wenn die Firma Juſties warten muß.“ „Ja, verzeihen Sie, Herr Juſties. Meine Verſpätung iſt ſehr unrecht von mir. Es ſoll auch nicht wieder vor⸗ kommen. Es war wirklich ſehr intereſſant mit Herrn Hein⸗ ſigk. Und ich möchte Ihnen gleich erzählen—“ „Aber ich möchte nichts hören, Fräulein Seuſchner“, ſagte Juſties plötzlich wütend,„wenigſtens nichts Privates. Was haben Sie denn da?“ fragte er, auf das Manu⸗ ſkript ſehend, das Lena in der Hand hielt,„was Ge⸗ Geſchäftliches, ja? Alſo bitte.“ Lena war ganz eingeſchüchtert. Was war denn nur in den ſonſt ſo gütigen Ernſt Juſties gefahren? Noch niemals war er ihr ſo ſcharf und förmlich begegnet. „Es iſt geſchäftlich und doch nicht geſchäftlich, Herr Juſties“, ſagte ſie unſicher,„ich wollte Sie nur bitten, würden Sie nicht das Buch einmal leſen. Ob wir es nicht drucken könnten?“ „Von wem iſt es“, fragte er kurz. „Von Herrn geinſigk, er hat es mir heute nacht vor⸗ geleſen.“ Und nun vergaß Lena alles. Sie vergaß die eiſige. Miene von Juſties, ihre Befangenheit, alles. Die Be⸗ geiſterung über das Werk des Freundes lebte erneut in ihr auf. Mit leidenſchaftlichen Worten ſprach ſie von der Bedeutung dieſes Buches. „Wenn Sie es herausbringen, Herr Juſties, werden Sie mit einem Schlage auch in die Reihe der erſten literariſchen Verlage rücken. und Sie werden den Ruhm haben, einen neuen Dichter entdeckt zu haben.“ Da fuhr ſie zurück. Juſties hatte das Manuſfkript, das ſie ihm hingereicht, genommen und mit einer wahn⸗ innigen Wut auf ſeinen Bürotiſch geſchleudert. „Laſſen Sie mich in Frieden“, ſchrie er,„ich bin nicht dazu da, Heinſigk berühmt zu machen. und wenn er berühmt iſt und ein ganz großer Mann, dann werden Sie ſich in ſeinem Ruhm mit ſonnen.““ Lena ſtand vollkommen verſtändnislos mit angſtvollen Augen. War Juſties wahnſinnig geworden? Was meinte er damit? „Am Gottes willen, Herr Juſties, ich verſtehe Sie nicht, ich mich ſonnen? Was habe ich denn davon, wenn Herr Heinſigk berühmt wird? Höchſtens doch, daß ich mich darüber freuen kann, aber mehr doch nicht.“ „Mehr nicht?“ Juſties Stimme wurde noch lauter. Eine wilde Ver⸗ zweiflung hatte ihn übermannt. „Ich dächte, die Frau teilte den Ruhm ihres Mannes. Wollen Sie vielleicht Michael nicht heiraten, wenn er von ſeiner Frau geſchieden iſt?“ Seine zornige Stimme ſchwankte plötzlich. Er wandte ſich um, ſtützte die Hände auf die Tiſchplatte. Lena ſah, wie ſein abgewandter Körper zuckte. „Gehen Sie, Fräulein Heuſchner“, ſagte er,„gehen Sie doch jetzt. Laſſen Sie mich doch allein. Sehen Sie denn nicht—“ nun war es nur noch ein Flüſtern,„wie ich leide?“ Dieſe letzten Worte waren nur wie ein Hauch im Naum. Aber Lena hatte ſie verſtanden. In ihren angſtvollen Augen blühte etwas auf: ein Verſtehen, ein Fühlen, ein ſüßes Lächeln. „Herr Juſties“, ſagte ſie,„lieber Herr Juſties, das iſt doch alles nicht ſo. Nie im Leben würde ich Herrn Heinſigk heiraten, ſelbſt wenn er mich heiraten wollte. Denn ich liebe ihn nicht und er, er liebt ja nur ſeineg Frau. Und ich 85 Juſties fuhr herum: „Sie lieben ihn nicht“, fragte er,„Sie lieben ihn wirklich nicht?“ Mit angſtvoller Frage forſchte er in Lenas Augen. Aber was er da ſah, gab ihm plötzlich einen nie ge⸗ kannten Mut. 5„Dann hab ich mich ja umſonſt gequält, Fräulein ena.“ „Das haben Sie.“. 8 „Fräulein Lena, und Sie lieben keinen anderen?“ Sie wurde feuerrot: 25 „Doch, einen anderen liebe ich ſchon.“ „Wen“, wollte Ernſt Juſties fragen. Aber angeſichts ihrer Augen fragte er nicht. Er ſagte nur ganz ſcheu, ganz leiſe: „Lena, ich wage es nicht zu denken. Lena, ich bin ein unglücklicher Menſch. Ich bin niemand, den ein junges, ſchönes Menſchenkind lieben kann. Sehen Sie mich doch mur an, Lena—“ „Das hab ich ſchon längſt getan, Ernſt. und wenn du mich magſt, mich, die ich nichts bin und nichts habe—“ Sie konnte nicht weiterſprechen. Seine Arme umſchlan⸗ gen ſie: Lena, ich habe nicht mehr geglaubt, daß das Leben noch einmal Liebe und Glück für mich hat. Mein ganzes Daſein ſoll nur ein Dank ſein für deine Lieben. And er beugte ſich zum Kuſſe über ſie. 8 1 „ 0 0 5 5 75 5 Elftes Kapitel. 98 8 8 f 5 Michael war unendlich glücklich, als ihm Juſties ſeine 9 0 mit a mitteilte. i ö 596 mir das doch gedacht“, ſagte er,„aber daß du dich ſo ſchnell entſchließen würdeſt, dieſen Mut habe ich dir nicht zugetraut, Juſties.“ J „Ich habe ja auch gar keinen gehabt“, ſagte Juſtie ſtr lend,„aber die Lena, Gott ſei Dank!“ 3 Plötzlich hörte Michael Lena ins Telephon ſprechen: „Ja, denken Sie, Wichael“, ſagte ſie,„ich habe meinem Bräutigam eine Liebeserklärung machen müſſen. und lichkeiten iſt dieſes entzücken⸗ An heißen Tagen Wenn die Sonne glühend heiß herniederbrennt und eine unerträgliche Hitze über allem laſtet, ſucht man ſich natürlich ſo leicht wie möglich zu kleiden. Kein Stoff iſt dann für die Frau ſo angenehm im Tragen wie gerade Voile. Dieſes duftige Gewebe hat vor allem den Vorzug, ſehr billig zu ſein, und behält, richtig behandelt, lange ſein gutes Ausſehen. Da die Farben alle lichtecht ſind, kann man ſie getroſt kochen. Iſt der Stoff nicht gar ſo ſchmutzig, ſo genügt ein einfaches Waſchen mit Seifenflocken. Vor allem muß er noch feucht gebügelt werden, weil ſonſt nicht alle Kniffe verſchwinden. Kunſtſeidenvoille darf nicht gekocht werden. Anmutig und lieblich ſehen dieſe Voilekleider aus. Alle Blumen haben für die Stoffmuſter als Modell gedient. Sie ſtehen manchmal ſo dicht, daß ſie den Grund faſt ganz verdecken. Um eine ruhige Linie in die Farbenfreudigkeit zu bringen, verwendet man gern Samt⸗ oder Seidenband als Gürtelſchmuck. Figur 1 iſt ein ſehr jugend⸗ liches Kleidchen mit einem breiten Schulterkragen, wel⸗ cher abzunehmen iſt und durch eine Samtſchleife zuſammen⸗ gehalten iſt. Ein großer Blütentuff verdeckt den Schluß des breiten 8 Samtgürtels.— Fi⸗ r gur 2 iſt ein bezau⸗ 2. berndes Kleidchen 975 NN mit reichem Falten⸗ . ſchmuck, welcher am 9. Rock und an dem 8 breiten runden Kra⸗ gen angebracht iſt. Dieſe Falten ſollte man vor dem Waſchen mit großen Sti⸗ chen feſtheften, ſie laſſen ſich, ſo vorbereitet, nachher beſſer einplätten. Fig. 3 iſt ein ganz ſchlichtes Kleidchen, welches auch i wieder ein breites ab⸗ nehmbares Cape hat. Der Rock iſt leicht glockig geſchnitten. Sehr elegant und geeignet für kleine Feſt⸗ de Kleid Figur 4. Der Aer⸗ mel wirkt durch ſeine Raffung ungemein graziös und ele⸗ gant. Der Rock iſt oben eng und fällt nach unten ſtark glockig aus. Die Weite wird noch betont durch einen auf⸗ geſetzten Volant. Eine breite Seidenſchärpe vervollſtändigt dieſes wirklich feſtliche Kleid. Figur 5 hat einen ſehr weich fallenden Kragen, der vorn( durch zwei große Knöpfe zu⸗ N ſammengehalten wird. Weich legt ſich ein graziöſer Volant um den Aermel. Der Rock fällt ſchlicht in mäßiger Glocke. Ein einfacher hübſcher Un⸗ terrock aus Charmeuſe im gleichen Ton des Kleides oder auch aus leichter Waſchkunſt⸗ ſeide gehört natürlich unter ein Voilekleid. Das Unterkleid muß aber ganz auf Figur gearbeitet ſein, damit das dar⸗ über zu tragende Kleid gut ſitzt. Als Vervollſtändigung des Anzuges gehören dazu weiße Leinenhandſchuhe. Beſon⸗ ders reizvoll ſehen dieſe aus, wenn ſie eine angearbeitete Manſchette aus weißem Spitzenſtoff haben. Dieſe Man⸗ ſchette muß beim Waſchen etwas geſtärkt werden. Man ſieht, daß man auch mit einfachen Mitteln und anſpruchsloſen Stoffen wunderſchöne Effekte erzielen kann. Auch bei 30 Grad im Schatten werden wir in dieſen ent⸗ zückenden Voilekleidern immer gut und friſch ausſehen und uns wohlfühlen. Boi Rogen und Sonnenſthein ſorgt die Mode für entſprechende Kleidung. Auch den Kleinen be⸗ reitet ſie gern Ueberraſchungen, hält alſo in allen Punkten mit der der Erwachſenen Schritt. Die neue, beliebte Kapuzen⸗ form findet bei den Regen⸗ mänteln für kleine Mäd⸗ chen Anwendung. Wir zeigen einen hellen Man⸗ tel aus imprägnierter Schantungſeide oder Seiden⸗ leinen mit Clipverſchluß. Der kleine Südweſter iſt aus karier⸗ tem Taft angefertigt, der auch zum Abfüttern der Kapuze gebraucht wird. Das Spielkleid hat eine kleid⸗ ſame, kindliche Schluppengarnierung an den Aermeln und tiefe unge⸗ ſteppte Falten. Buntgedruckte Baumwolle, Piqué, Leinen — geſtreift, kariert, geblümt— ſind das ſchönſte Material für dieſen Zweck. Am niedlichſten iſt aber immer gepunk⸗ teter Wollmuſſelin, der in jedem Jahr in neuer Form wiederkehrt. Blitk fang der Mode ſind Nacken und Arme geworden. Die Abkehr vom kurzen Rock ließ das Intereſſe für ſchöne Beine erlahmen. Jetzt bietet der garnierte Rücken mit neuen Verſchlüſſen und Aus⸗ ſchnitten genügend Gelegenheit, ſich gründlich am die Pflege der Hals⸗ und Nackenpartie zu kümmern. Wie kleidſam kann ein neuartiger Ausſchnitt die Rückenlinie unterſtreichen, aber nicht immer iſt der Nacken ſchlank und ohne Fettanſatz. Und gerade dieſer Fettnacken kann alles verunſtalten. Eine Frau, die weiß, was ſie tragen kann, wird ſich gern ein bißchen Mühe geben, um das kleine Uebel reſtlos zu beſei⸗ tigen. Im Kampf gegen den Fettnacken empfiehlt die Kos⸗ metikerin abwechſelnd heiße und kalte Duſchen, kräftige Maſ⸗ ſage und als wichtigſtes Gegenmittel: ſeden Tag Kopfrollen, ſo oft, wie Sie daran denken. Einreiben mit anregenden Eſſenzen wie Toiletteneſſig unterſtützt auch die Wir⸗ kung bei der Behandlung des Ellenbogens, der immer ein wenig vernachläſſigt wird. Die kurzen Aermel und die modernen Stulpenhandſchuhe laſſen gerade dieſen Teil der Arme frei. Man muß daher darauf achten, daß man die ſpröde, rauhe Haut durch im Kreiſe und zum Ober⸗ arm verlaufende Maſſage zart und weich erhält. Im übrigen nicht immer die Ellenbogen aufſtützen, wenn es auch ſchwer⸗ fällt! es war höchſte Zeit. Sonſt hätte er ſich mit Ihnen noch duelliert.“ „Aber warum denn?“ Michael fragte es. Aber da war ſchon wieder Juſties am Telephon. „Das erzähle ich dir ſpäter einmal. Nun möchte ich dir nur ſagen, dein Buch, Michael, es wird nirgends anders gedruckt werden wie bei mir.“ „Haſt du es ſchon geleſen“, fragte Michael. „Nein, dazu hatte ich noch gar keine Zeit. Vorläufig leſe ich immer noch in Lenas Augen. Und du mußt es mir nicht übel nehmen, die ſind mir im Augenblick intereſſan⸗ ter als ſelbſt der ganze Goethe und Schiller zuſammen.“ „Ja, aber dann weißt du doch gar nicht, ob mein Buch etwas taugt.“ f „Aber Lena weiß es. Und das genügt.“ i Aber natürlich begnügte ſich Ernſt Juſties nicht mit Lenas Urteil. Viel zu wichtig war es ihm, dies erſte Werk ſeines Freundes kennenzulernen. Gleich nachmittags ſetzte er ſich auf Lenas Bitte hin, um es zu leſen. Er war ebenſo begeiſtert wie Lena. Michael war ein wirklicher Dichter, im Leid gereift und in der Einſamkeit zu den Tiefen der eigenen Seele vorgedrungen. Juſties mit ſeinen Erfah⸗ cungen wußte genau, dies Werk mußte Michael mit einem Schlage berühmt machen. Nun legte er das Arbeitstempo hinein, für das er berühmt war. Schon am nächſten Tage ſaßen zwei junge Leute und korrigierten das Exemplar vollkommen auf jeden Schreibfehler durch. Und bereits 170 nächſten Tage wurde der Probeſatz gemacht. Zugleich ieß Juſties in der Propaganda⸗ Abteilung die erſten No⸗ tizen für die Zeitungen entwerfen. Michael hatte darauf beſtanden, ein Pſeudonym für ſeinen Namen zu wählen. 5 „Ich will nicht“, ſo hatte er geſagt,„daß man das Buch wieder lieſt, weil es von dem Mann der Stella Hollmers iſt. Ich will, daß man mich ſelbſt wertet. Und ſelbſt ein Mißerfolg wäre mir lieber als ein Erfolg auf Koſten meiner Frau.“ d Juſties hatte dieſen Standpunkt Michaels geteilt. Er wußte, es kam jetzt alles darauf an, dem Freunde das Gefühl der Selbſtgeltung zu geben. Sein Buch war wie nichts dazu geeignet, In den nächſten Wochen hatte Mi⸗ chael ſo viel damit zu tun: Korrekturen zu leſen, die nächſten techniſchen Maßnahmen zu beſprechen, daß ſeine Briefe an Stella kurz und flüchtig ausfielen. Was ſollte er ihr auch ſchreiben? Sein äußeres Leben war uninter⸗ eſſant genug. Zu ſpielen hatte nicht. und das, was ihn allein beſchäftigte— ſein Werk— mußte er vor ihr ver⸗ bergen. Außerdem, Stella war ihm durch ihre Abreiſe in eine weite Welt entrückt, die er ja nicht kannte. Er ver⸗ ſuchte, ſie ſich vorzuſtellen: die Schiffsreiſe, die Ankunft in Amerika. Aber alles war blaß und verſchwommen. Die äußere Trennung ſtellte ſich wie eine Wand zwiſchen ſi und die geliebte Frau. Nun, wenn er wirklich etwas ge⸗ worden war, dann würde er Kraft haben, dieſe Wand niederzureißen. 5 b Fortſetzung folgt. ſchmunzelte der alte Buntes Allerlei Benzin exploſibler als Dynamit. Ber Laie hält gewöhnlich das Dynamit für den gefähr⸗ achſten Exploſtonsſtoff. Das ſtimmt aber keineswegs, ſonderg das Benzin iſt dem Dynamit an Exploſionskraft erheblich überlegen. Gewiß erfolgt die Exploſion von Dynamit un vermittelter; ſie iſt nicht zu ſteuern. Der Vorzug des Benzins liegt darin, daß ſeine Exploſivkraft relativ leicht in motoriſchg Kraft umgeſetzt werden kann. Neuere Verſuche haben geben, daß die Exploſivkraft, die dabei durch das Ben erzielt wird, das Zehnfache deſſen beträgt, was mit des gleichen Menge Dynamit erreicht werden könnte. Außerdem kann mit dem Benzin„haushälteriſcher“ umgegangen werden denn es explodiert im Zylinder jeweils nicht mehr Benzin als der Konſtrukteur des Motors will, während beim Dy mit die geſamte Menge auf einmal explodiert. 14 Geſetz zum Schutze des Wals. 14 In Norwegen trat ein neues Geſetz in Kraft, das dem Schutze und der Schonung des Wals zu dienen hat. Ge⸗ wiſſe Walſorten dürfen danach überhaupt nicht gefangen werden, ſo z. B. weibliche Wale, die von ihrem Nachwuchs begleitet ſind. Für jagdbare Wale iſt in Zukunft eine be⸗ ſtimmte Mindeſtgröße vorgeſchrieben. Tiere, die unter die⸗ ſer Größe bleiben, dürfen nicht gefangen werden. Ferner hat die Regierung Vollmacht, den Fang des Wals in be⸗ ſtimmten Gewäſſern völlig zu verbieten oder auf beſtimmte Zeiten des Jahres zu beſchränken, des weiteren iſt die Re⸗ gierung berechtigt, Anordnungen zu treffen über die Be⸗ arbeitung des Fangs, insbeſondere kann ſie verlangen, daß die Kadaver völlig ausgearbeitet und nicht nur im Raub⸗ bau ausgenutzt werden. Am einſchneidendſten erſcheint die Beſtimmung, daß bis zum 1. Juli 1936 es verboten iſt, ohne Genehmigung des Handelsminiſteriums an das Aus⸗ land Walfiſche zu verkaufen Abjthlagszahlung Im beſetzten Straßenbahnwagen. Alle Fahrgäſte ſind Plötzlich hört man mit einem 9090 ein blitzendes Geldſtück auf. Han „Nun, dann überreiche ich dem ehrlichen Verlierer ein weilen dies neue blanke Zweipfennigſtück auf Abſchlag. err und hielt das Kupferſtück hoch. Aber keiner der Verlierer beanſpruchte es, und der überreichte es dem Schaffner. g a Sport⸗Vorſchau Großkampftag auch ohne Fußball. Daß es zu einem Großkampftag im Sport nicht des Fußballs bedarf, zeigt der dritte Juliſonntag. Auf allen Gebieten verzeichnet man große Ereigniſſe in reicher Zahl. Auf dem Nürburgring donnern die Motoren beim Großen Autopreis von Deutſchland. Groß iſt das Programm in der Leichtathletik, an der Spitze ſtehen hier der erſte Frauen⸗ länderkampf Deutſchland— Polen in Warſchau und das erſte Amerikanerſportfeſt in Hamburg. Die Radrennbahn in Hannover iſt Schauplatz der Deutſchen Meiſterſchaften der Berufsfahrer, die Berufs⸗Straßenfahrer ſtarten beim Gro⸗ ßen Straßenpreis von Schleſien. Im Schwimmen ſtehen die Meiſterſchaften der Gaue auf dem Programm, im Pferde⸗ ſport bildet der Große Preis on Berlin in Hoppegarten das Hauptereignis und in Frenkfurt a. M. werden die Deutſchen Hochſchul⸗Meiſterſchaften im Rudern, Schwimmen, Turnen und in der Leichtathletik abgewickelt. Daneben bringt der Sonntag noch weitere wichtige Veranſtaltungen auf den übrigen Sportgebieten. Motorſport. Höhepunkt der deutſchen Automobil⸗Saiſon bildet der Große Preis von Deutſchland auf dem Nürburgring. Am Start werden 19 Wagen, darunter ſieben deutſche und zwar je drei der Auto⸗Anjon und von Daimler⸗Benz und ein Zoller⸗Wagen erſcheinen. Ihnen ſtehen die ausländiſchen Fir⸗ men Alfa⸗Romeo und Maſerati und ein Bugatti⸗Wagen gegenüber. Für Deutſchlands Motorradfahrer iſt der Große Preis von Belgien nicht weniger wichtig als das Nürburgrennen für die Autorennfahrer. Fußball. Ganz kommt„König Fußball“ auch im Juli nicht zur Ruhe. In Gelſenkirchen trifft der deutſche Fußballmeiſter, Schalke 04, im Rahmen einer großen Kundgebung der hei⸗ mattreuen Oſtdeutſchen auf eine ſchleſiſche Auswahlmannſchaft und in Baden⸗Baden ſpielt die einheimiſche Spielvereinigung im Rahmen einer Saarkundgebung gegen den Männerturn⸗ verein Saarbrücken. Im Ausland wird das letzte Spiel der zweiten Mitropacup⸗Runde zwiſchen Admira Wien und dem Sieger der auf Proteſt wiederholten Begegnung zwiſchen Sparta Prag und Hungaria Budapeſt in Angriff genommen, Leichtathletik. Im„olympiſchen Sport“ iſt das Programm wieder recht umfangreich. Unſere Leichtathletinnen ſtarten beim erſten Länderkampf gegen Polen in Warſchau. Das erſte der fünf deutſchen Amerikaner⸗Sportfeſte geht am Sonntag in Ham⸗ burg in Szene. Deutſchlands Elite wird in den verſchiedenen Wettbewerben den Yankees gegenüberſtehen. In Süd⸗ deutſchland bringt der Sonntag zwei intereſſante Auswahl⸗ kämpfe. In Pforzheim treffen ſich Baden und Württemberg, in Regensburg ſtehen ſich Nordbayern und Südbayern ge⸗ genüber. Einen großen Raum nimmt die Leichtathletik auch bei den Deutſchen Hochſchulmeiſterſchaften in Frankfurt ein, Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern: 5.35 Bauernfunk, Wetter; 5.45 Choral; 5.50 Gymnaſtik; 6.15 Gymnaſtik II; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Frühkonzert; 8.15 Waſſerſtandsmeldungen; 8.20 Gym⸗ naſtik; 8.40 Funkſtille; 10 Nachrichten; 11.25 Funkwerbungs⸗ Konzert; 11.55 Wetter; 12 Mittagskonzert I; 13 Zeit, Nach⸗ richten, Saardienſt; 1840 Lokale Nachrichten, Wetter; 13.20 Mittagskonzert II; 13.50 Zeit, Nachrichten; 14 Mittags⸗ Jonzert III; 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugendſtunde; 19.45 Zeit, Wetter, Bauernfunk, 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Du mußt wiſſen... 22.45 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 15. Juli: 6.15 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Nach⸗ richten, Wetter; 8.25 Leibesübungen; 8.45 Bauer, hör zul; 9 Orgelkonzert; 9.30 Morgenfeier; 10.30 Volkstümliche Lie⸗ der; 10.50 Großer Preis von Deutſchland, Hörbericht vom Nürburgrennen; 11.30 Mittagskonzert; 12.30 Großer Preis von Deutſchland, Zwiſchenbericht vom Nürburgrennen; 13 Roſe, ſchöne, holde Blumenkönigin; 14 Anterhaltungskon⸗ zert, dazwiſchen: Der Große Preis von Deutſchland, End⸗ bericht vom Nürburgrennen; 17 Anſere Heimat, 18 Roſen im Tal— Mädchen im Saal, Hörfolge; 18.35 Klaviermuſit; 19 Die Poſt iſt da, heitere Stunde; 19.45 Sport, 20 Der Fremdenführer, Operette von Ziehrer; 22 Tanzmufik, 22.20 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport, 23 Unterhaltungs⸗ und Tanzmuſik, 0.30 Nachtmuſik; 1 Die„Rupperto⸗Carola“ in Heidelberg, Bilder vom Leben und Werden der älteſten deutſchen Univerſität. 5 Montag, 16. Juli: 10.10 Schulfunk; 10.40 Kleine Stücke für Violine mit Orgelbegleitung; 11 Die drei Madrigal⸗ baer 15.20 Lieder und Arien; 15.45 Die Nate und ihre Folgen; 17.30 Zum Zentralkegel des Veſuvds, RNeiſeerzäh⸗ ung; 17.45 Amelita Galli⸗Curci ſingt; 18.25 Franzöſſſch 19 Tanzmuſik, 19.30 Saarumſchau, 19.40 Die Jugend im Kampf um die Weltanſchauung, Geſpräch; 2045 Hanb⸗ harmonikakonzert; 21.15 Unterhaltungskonzert; 22 Vortrag über Oeſterreich; 22.35 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 23 Wilhelm von Scholz⸗Stunde. Dienstag, 17. Juli: 10.10 Schulfunk; 10.35 Haus⸗ muſik; 11.05 Freuet euch der ſchönen Erde; 15.0 Blumen- ſtunde; 17.30 Das Antlitz der deutſchen Stämme, 1745 yeriſche Ländler; 18 Oeſterreich⸗ deutſche Sendung und ihr wahrer Sinn; 18.15 Aus Mirtſchaft und Arbeit; 18.25 „Italieniſch; 19.05 Don Giovanni, heiteres Drama von Mo⸗ 2 22.35 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 22.45 Tanz ⸗ mMuſik. Mittwoch, 18. Juli: 10.10 Schulfunk; 10.40 Frauen⸗ ſtunde; 11.10 Lieder; 15.10 Geſchenke, juriſtiſ Betrachtung; 15.25 Klaviermuſik; 15.45 Muſikaliſche Charakterbilder; 17.30 Der. Ratgeber; 17.45 Eine Viertelſtunde Tanzmuſik; 18.45 Wohlauf in Gottes ſchöne Welt, fröhliche Wander⸗ fahrt; 19.15 Stätten der Arbeit; 20.10 Unſere Saar; 20.30 . Und abends wird getanzt; 21.20 Die„Rupperto⸗Carola“ in Heidelberg, Bilder vom Leben und Werden der älteſten deutſchen Univerſität; 23 Kammermufik.“ wo zahlreiche deutſche Spitzenkönner an den Start gehen. In Frankfurt gibt es ein gauoffenes Sportfeſt des TV. Vorwärts Bockenheim. Radſport. Im Bahnrennſport ſind die deutſchen Meiſterſchaften der Berufsfahrer auf der Radrennbahn in Hannover das wich⸗ tigſte Ereignis. Bei den Stehern ſtarten neben Meiſter Metze noch Möller, Krewer, Lohmann, Hille, Wißbröcker, Schind⸗ ler und Carpus. Ein weiteres großes deutſchen Straßen⸗ rennen iſt der Straßenpreis des Saargebiets über 190 Kilo⸗ meter. Schwimmen. Nach den Leichtathleten ermitteln die Schwimmer ihre Gaumeiſter. Der Gau Südweſt hat ſeine Titelkämpfe nach Wiesbaden angeſetzt, wo ſie im Opelbad auf dem Neroberg abgewickelt werden. Württembergs Titelkämpfe werden in Salach ausgetragen. In Danzig werden die Meiſterſchaften der deutſchen Meere abgewickelt und bei den Deutſchen Hoch⸗ ſchul⸗Meiſterſchaften in Frankfurt a. M. nehmen die Schwimm⸗ kämpfe neben der Leichtathletik den größten Raum ein. Jeu, lulu, Un ee Kn 1 1 * Of ul, Me, eee 5 10 7 7 75 cue, Cue. Nauru ng d 1 1 Auskunft in Wohnungsangelegenheiten und Wohnungs⸗ beſtellungen beim Sonderbüro für die Deutſchen Kampf⸗ ſpiele, Nürnberg A, Kupfer chnedshof 9 Rufnummer 353 N Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern: 8.45 Choral, Zeit, Wetter; 5.50 Gymnaſtik 1; 6.15 Gym⸗ naſtik II; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 5.55 Früh⸗ konzert; 8.15 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.20 Gym⸗ naſtik; 10 Nachrichten; 11 Werbekonzert; 11.40 Programm⸗ anſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter; 11.50 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert 1; 13 Zeit, Nachrichten; 13.10 Lokale Nachrichten; 13.20 Mittagskonzert II: 13.50 Zeit, Nachrich⸗ ten; 14 Mittagskonzert III; 15.30 Gießener Wetterbericht; 15.40 Zeit, Wirtſchaftsmeldungen; 15.50 Wirtſchaftsbericht; 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugendſtunde; 18.45 Wetter, Wirtſchaftsmeldungen, Zeit; 18.50 Griff ins Heute; 20 Zeit⸗ Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Sonntag, 15. Juli: 6.15 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Nach⸗ richten; 8.25 Morgengymnaſtik; 8.45 Choralblaſen: 9 Kath. Morgenfeier; 9.45 Feierſtunde der Schaffenden; 10.15 Lie⸗ der; 10.35 Zum 60. Geburtstag von Wilhelm von Scholz; 10.50 Großer Preis von Deutſchland, Staffelfunkbericht; 11.30 Stunde des Chorgeſangs; 11.50 Kleines Konzert; 12.30 Großer Preis von Deutſchland, Zwiſchenbericht; 13 Zehn⸗ minutendienſt für die Landwirtschaft; 13.10 Stunde des Landes; 13.40 Ringſpiel des Alltags, heitere Epiſoden; 14 Doppelkonzert, als Einlage: Großer Preis von Deutſchland, Endbericht; 17 Unterhalkungskonzert; 18.25 Was will der Neichsbund für Volkstum und Heimat, Dreigeſpräch; 18.45 Fröhliches Zwiſchenſpiel; 19.20 Die Wunder der Tiefſee; 19.35 Sport; 19.45 Funkbericht vom Internationalen Gro⸗ zen Preis von Berlin⸗Hoppegarten; 20 Der Fremdenführer, Operette von Ziehrer; 22 Kleine Unterhaltung; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 22.45 Unterhaltungs⸗ und Tanzmuſik. Montag, 16. Juli: 14.10 Liederſtunde; 17.30 Die neue Staats- und Menſchenlehre, Vortrag; 17.45 Jugendſtunde; 18.25 Franzöſiſch; 19 Das Pfälzer Vokalquartett ſingt; 19.30 Saarumſchau; 19.40 Die Jugend im Kampf um die Weltanſchauung, Geſpräch; 20.45 Fahrende Geſellen ſingen Volkslieder; 21.15 Unterhaltungskonzert; 22 In der Halme wogendem Meer, Hörfolge; 22.35 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 22.45 Kleine Unterf 23 Kammermuſik. Dienstag, 17. Juli: 10.45 Praktiſche Ratſchlage für Küche und Haus; 14.40 Stunde der Frau; 17.30 Als der Urahn die Urahne nahm, Sprachplauderei; 17.45 Kleine Un⸗ terhaltung; 18 Schüler wünſchen ſich einen Beruf, Zwiege⸗ ſpräch; 18.15 Aus Wirtſchaft und Arbeit; 18.25 Italieniſch; 19 Jungarbeiter angepackt! Singen und Künden von Arbeit und Kraft; 19.30 Liederſtunde; 20.10 Süddeutſche Blas⸗ muſik; 22 Kleine Unterhaltung; 22.35 Lokale achrichten, Wetter. Sport: 22.45 Tanzmuſik. Mittwoch, 18. Juli: 10.10 Schulfunk; 10.45 Praktiſche Natſchläge für Küche und Haus; 14.30 Dreimal fünfzehn Minuten aus dem Sendebezirk; 17.30 Zum 70. Geburts⸗ tag von Ricarda Huch, Vortrag; 17.45 Jugendſtunde; 18.20 Wie das Nibeiungenlied mit ägyptiſchen Darſtellern in Kairo zur Aufführung kam; 18.35 Junge deutſche Dichtung; 19 Anterhaltungskonzert; 20.10 Unſere Saar; 20.35 Stunde der jungen Nation; 21 Kammermuſik; 21.40 Tanzmuſik; 23 Kleine Stücke heiterer Kammermuſit; 24 Tanzmuſik. wohl die Tatſache zurückzuführen, daß die Mumien ſo gut erhalten ſind. g„ Korſetis für Flieger Eine Ausgleichvorrichtung für den Blutdruck. Hält der menſchliche Körper jede Geſchwindigkeit aus, die die Technik ihm zu erreichen geſtattet? Die Schnelligkeit der Fortbewegung iſt an ſich für unſeren Organismus ganz gleichgültig. Meiſt ſpüren wir gar nicht, daß wir mit großer Geſchwindigkeit durch den Raum eilen. Gefährlich iſt nicht das Tempo, mit dem man ſich bewegt, ſondern die Veränderung der Geſchwindigkeit, die plötz⸗ liche Zunahme oder Abnahme. Auch wer aus raſender Fahrt plötzlich anhält, kann Schaden nehmen. Im Flugverkehr werden Geſchwindigkeiten erreicht, die nur zu ertragen ſind, wenn der Pilot allmählich zu ihnen übergeht. Schlägt er überraſchend Tempo an, ſo wird er mit einem furchtbaren Gewicht auf ſeinen Platz gepreßt, mit einem Druck, der un⸗ ter Umſtänden das Mehrfache ſeines Körpergewichts beträgt. Knochen und Muskeln eines geſunden Mannes halten dieſen Druck aus. Aber auch das Blut in den Adern wird bei einer Veränderung der Geſchwindigkeit einem veränderten Druck ausgeſetzt, aus dem Gehirn herausgedrückt und in den Unterleib getrieben. Dabei können allerlei Störungen auf⸗ treten, Schwindelanfälle, Ohnmachten und auch der vorüber⸗ gehende Verluſt der Sehfähigkeit. Das blutleere Gehirn tritt in den Streik. Auf einen eigenartigen Gedanken iſt nun der Flug⸗ zeugkapitän G. S. Marſhall verfallen, der der Königlichen Luftfahrtgeſellſchaft in London vorgeſchlagen hat, durch eine Art Fliegerkorſett das Blut an ſeiner Flucht aus dem Gehirn zu hindern. Der Apparat, den Marſhall erfunden hat, beſteht aus einem Sicherheitsgürtel oder Korſett, ſtatt der Korſettſtan⸗ gen, wie ſie früher üblich waren, hat dieſer Gürtel Röh⸗ ren, von denen immer eine aus Gummi und eine andere aus Segeltuch beſteht. Der Gürtel iſt in horizonkalen Linien durchgeſteppt, damit der Druck, den er auf den Körper aus⸗ übt, möglichſt gleichmäßig verteilt wird. Ferner gehört zu dem Apparat eine Art Luftſchlauch, auf den ein Gewicht drückt, das bei gewöhnliche Fahrt duch eine Spiralfeder in der Schwebe gehalten wird. Beſchleunigt jedoch der Flieger ſein Tempo, ſo erhöht ſich automatiſch der Druck des Ge⸗ wichts, der Luftſchlauch wird zuſammengepreßt, die Röhren des Korſetts werden aufgeblaſen, auf den Leib des Fliegers wird ein Druck ausgeübt, und dadurch ſoll das Blut daran gehindert werden, aus dem Kopf zu entweichen und in den Unterleib abzufließen. Die automatiſche Vorrichtung ſoll alſo das Blut zwingen, in Augenblicken ſehr veränderten Drucks dem Gehirn zur Verfügung zu ſtehen, und dadurch will man erreichen, daß auch bei plötzlichem Uebergang zu einer höheren Geſchwindigkeit keine Sehſtörungen oder an⸗ dere unangenehme Folgen auftreten. Aberglaube um Juſekten Die Abneigung, die der Menſch gegen viele Inſekten empfindet, macht den Aberglauben erklärlich, der ſich da und dort an Grillen, Spinnen, Käfer und Würmer knüpft. Ein Inſekt, deſſen feines Zirpen auf der ganzen Erde ge⸗ hört wird, iſt die Grille. In Japan werden die Grillen in Käfigen gehalten; ſie werden als eine Art Glücksbringer betrachtet, und auch die italieniſchen Bauernmädchen ſchrei⸗ ben ihnen geheimnisvolle Kräfte zu, ja, ſie halten ſich ſogar Grillen, um mit ihrer Hilfe ihren Liebhaber zu feſſeln. In allen Sagen und Volksbräuchen ſpielt auch die Spinne eine Rolle. Man weiß zwar nicht, warum eine Spinne am Morgen Kummer und Sorgen bringen, dagegen am Abend erquickend und labend ſein ſoll; aber eine giftige Spinne wird zu jeder Tageszeit dem, den ſie gebiſſen hat, Pein bereiten: die zu den Wolfsſpinnen gehörende Tarantel, deren Biß eine Art Veitstanz hervorrufen ſoll. Im Jahr 1840 ſoll nach den Erſcheinungen, die ein ſolcher Biß bewirkt, der Tarantella⸗Tanz in Italien aufgekommen ſein. Frühere Geſchlechter fürchteten den Holzwurm, der, wenn er beiſpielsweiſe in einer Krankenſtube ſein Unweſen trieb, den unmittelbar bevorſtehenden Tod des Patienten an⸗ kündigte. Unheilvoll gilt auch in manchen außereuropäiſchen Ländern die Rolle der Libelle. Das Glühwürmchen oder Johanniskäferchen ſoll verirrten Wanderern den Weg zeigen. Mancher Aberglaube heftet ſich an den Maikäfer: die ſchwediſchen Bauern ſchließen aus der Farbe der im Winter ausgegrabenen Larve auf Dauer und Schneereichtum des Winters. i Aus den Zeichnungen des Totenkopfs, einer Schmetterlingsart, glaubte man früher gewiſſe Schlüſſe auf Glück oder Unglück eines Menſchen ziehen zu können. Schick⸗ ſalbedeutend waren auch die Grashüpfer. Manche Inſekten haben in Deutſchland und England eine gemeinſame Sym: bolik wie das Marienkäferchen. In Deutſchland ſingen die Kinder„Marienkäfer flieg(manchmal auch: Maikäfer flieg), dein Vater iſt im Krieg“; die engliſchen Kinder dagegen „Flieg nach Hauſe.. dein Haus brennt... deine Kin⸗ 4¹ der verbrennen e 5 Mumien einer unbekannten Raſſe gefunden In der Nähe des Dorfes San Miguel auf der Inſel Teneriffa fanden Bauern in einer Grotte am Ufer des At⸗ lantiſchen Ozeans ſechzig ausgezeichnet erhaltene Mumien, die wahrſcheinlich zum ausgeſtorbenen Volk der Guanchen gehören. Von der Urbevölkerung von Teneriffa weiß man ſehr wenig, es gibt über die Guanchen nur zuſammenfaſſende Berichte. Sicher iſt lediglich, daß dieſes Volk noch im 14. Jahrhundert recht zahlreich war und auf den„Glücklichen In⸗ ſeln“ ein glückliches Leben führte. Dann kamen die Er⸗ oberer und ſeitdem iſt die ureingeſeſſene Bevölkerung ver⸗ ſchwunden; zum Teil hat ſie ſich wohl mit den Eroberern vermiſcht. a a 5 93 Welcher Raſſe die Guanchen angehörten, wußte man 5 bisher nicht; es wurde nur vermutet, daß ſie mit den Ber⸗ bern verwandt geweſen ſein müſſen. Jetzt iſt zu hoffen, daß die Löſung dieſes Rätſels bevorſteht. Mumifiziert ſind Män⸗ ner, Frauen und Kinder. Offenbar handelt es ſich um einen 5 großen Begräbnisplatz, da den Toten allerlei Geräte mit⸗ gegeben worden ſind. Auch Tierhäute wurden neben den Mumien gefunden. Bemerkenswert ſind zahlreiche irdene Krüge, in denen wahrſcheinlich Lebensmittel für die Toten aufbewahrt waren. Die Grotte hat, obwohl ſie nahe der Küſte iſt, die Luft eines trockenen Kellers, und darauf iſt 3— aus, zkeit janz mit rlich die lötz⸗ ahrt kehr ſind, t er Aren Un⸗ ägt. eſen bei rten den auf⸗ ber⸗ tritt lug⸗ chen eine nzu aus ſtan⸗ töh⸗ dere nien aus⸗ hört vichtf r in eger Ge⸗ hren gers aran den ſoll ten urch 9 3u. an⸗ kten da ipft. ge⸗ illen iger hrei⸗ gar ſeln. ne am hend inne Bein eren 1840 der der, een an⸗ ſchen hen Weg ifer; Im tum iner auf chick⸗ kten zym⸗ die ieg), egen Kin⸗ den Inſel At⸗ nien, chen man ſende 1 14. In⸗ Er⸗ ver⸗ erern man Ber⸗ daß Män⸗ einen mit⸗ eee nnn zum Ernte, wunderſame Zeit der Erfüllung! Jubelt nicht das ganze Dorf, wenn in die Scheuer die letzte Fuhre fährt, die von den Schnittern und Schnitterinnen mit Geſang das Ge⸗ leit erhält? Ernte iſt die Krönung einer harten und ſchweren Arbeit. Zwiſchen Saat und Ernte liegen unendliche Mühen, die nur durch gemeinſame Arbeit vieler Kräfte überwunden werden können. Und wenn vom Landwirt bis zum letzten Knecht alle ihre beſte Kraft eingeſetzt haben, muß noch der Segen Gottes auf dem Werke ruͤhen. Keinem iſt ſo bewußt wie dem Bauern, daß das Werk ſeiner Arbeit bis in die letzte Minute bedroht iſt, und dieſes Bewußtſein gibt ſeinem Weſen Härte und gottesfürchtige Demut zugleich. Ernte! Hat dieſes Wort nur für den Bauern Bedeu⸗ tung? Erntet er nicht auch für uns? In des Bauern Ar⸗ beit liegt der Anfang allen Schaffens. Der Bauer könnte zur Not ohne jeden anderen Stand leben, aber kein Hand⸗ werker, kein Ingenieur, kein Kaufmann, kein Forſcher und Denker ohne den Bauernſtand. Dieſe Ueberlegung allein zeigt, wie widernatürlich es iſt, einen Trennungsſtrich zwi⸗ ſchen Bauern und Städtern zu ziehen oder gar auf des Landmannes Arbeit verächtlich herabzublicken. Der Bauer iſt die Wurzel unſeres Volkstums, aus der uns alle Nahrung kommt, nicht nur des Leibes ſondern auch der Seele und des Blutes. Mit dieſer Wurzel unſeres Seins ſuchen wir uns immer inniger zu verknüpfen. Darum geht die Stadtjugend aufs Land, darum hat mit der Geſundung des Bauernſtandes der Aufbau unſerer Wirtſchaft begonnen. Der Bauer darf als Beſitzer von Grund und Boden nicht vergeſſen, daß er dadurch auch doppelt ſeinem Volke ver⸗ pflichtet iſt. Wenn aus ſolcher Erkenntnis heraus alle Ge⸗ genſätze zwiſchen Bauer und Bürger, zwiſchen Stadt und Land überbrückt werden, wird unſerem Volke eine köſtliche Ernte innerer Geſchloſſenheit und Einigkeit zuteil werden. Aber auch eine ſolche Ernte bedarf der Saat, des harten Kampfes um ihr Wachstum, damit alles Unkraut vernichtet werde, das ſie bedroht. Ernte, wunderſame Zeit der Er⸗ füllung, wann wird ſie dem ganzen Volke werden? Bei ſolchen Gedanken wird jede Fuhre, die in der Ernte⸗ zeit geborgen, zum Symbol. Der Sämann, der Pflüger, der Knecht, der den Dünger ſtreute, die Mägde, die das Unkraut jäteten, die da eggten und walzten, zuletzt das Heer der Schnitter, alle haben Teil an dieſer goldenen Fuhre ſchweren Korns, die nur durch die Gemeinſchaft ihres Wirkens reifen konnte. Eines jeden Tun wäre ohne des anderen Arbeit nutzlos geweſen und hätte zu keiner Ernte 1 Das iſt die große Weisheit. Nur was du für die Bemeinſchaft tuſt, wird Früchte tragen. Die Brütke Erzählung von Magdalene Kind. Von der ſteilen Sonnenleite nieder ging es in ein weites, bachdurchfloſſenes Wieſental. Dieſer raſchfließende Bergbach bildete hier die unſichtbare Grenze zwiſchen Thüringen und Franken. Die blonden, großen Waldbauern ſahen anders aus als die dunkeläugigen, beweglichen Handwerker der kleinen Stadt im Wieſenthal. Von jeher herrſchte Unfrieden zwiſchen ihnen, vererbte Feindſchaft, deren Urſache keiner kannte. Der Streit ging um den Bach. Sein Waſſer riß vom Bergufer unaufhörlich Boden mit und ſchwemmte ihn am Wieſenufer ein Stück talabwärts an. Dazu kam eins: Stundenweit den Bach entlang gab es keine Brücke. Es wäre ein leichtes geweſen, dieſe Verbindung zwiſchen Berg⸗ und Wieſenufer zu ſchaffen, aber wer wollte da der Erſte fem So blieben ſie getrennt. Selbſt für den Fußgänger war ein weiter Umweg nötig, wenn er von den Höfen der Son⸗ nenleite nach dem Städtchen im Wieſental wollte. Bis ein Zufall dem ganzen Streit ein Ende machte. *. Zimmermeiſter Seeberger aus dem Städtchen angelte Forellen im Bach, als Ludwig Geiſenhöhner aus dem Geis⸗ hof an der Sonnenleite dazukam, um nach ſeinen fortge⸗ ſchwemmten Jungfichten zu ſuchen. Eure Fichten, Bauer, liegen bei uns unten am Wehr“, rief Florian Seeberger,„meine Wieſe liegt voller Schutt, es geht mir nicht beſſer als Euch. Ihr ſeid doch der Geiſen⸗ höhner— wir wollen uns bei der Gelegenheit einmal be⸗ reden Der Bach brauchte keine Grenze zu ſein, der könnte eine Brücke zwiſchen uns werden, wenn man die Sache richtig anfaßt.“ „Von mir aus liegt nichts im Wege“, meinte der Bauer bedächtig,„ich bin ſchon immer der Meinung, man müßte den Federtalsfelſen ſprengen, der drängt den Bach zu ſehr nach der Sonnenleite.— Wenn hier eine Brücke hinüber⸗ führte, ſo können wir unſere Sachen bei Euch im Städtchen verkaufen, anſtatt den ſteilen Waldweg die Keſſelſtraße hinauf zur Kreisſtadt mit vier Pferden Vorſpann machen zu müſſen— wo uns dann andere längſt zuvorgekommen ſind. Ganz abgeſehen vom dauernden Scha⸗ den, den der Bach macht. Das erbittert einen“, ſprach Geiſen⸗ höhner. „Ihr habt recht“, erwiderte Seeberger, „aber wer ſoll die Brücke bauen? Wir haben kein Geld da⸗ zu. Wo ſollen wir die Steine herkriegen? Handwerksleute gibt es genug im Städt⸗ chen, es fehlt nur die Arbeit. Alle ſelbſtän⸗ digen Handwerker ge⸗ hen langſam zu⸗ grunde.“ „Steine wären ſchon zu haben. Bei uns oben liegen gebrochene Steine aus dem auf⸗ gelaſſenen Sandſtein⸗ bruch im Ueberfluß für nichts herum. Wir wollen Euch die Stei⸗ ne gern anfahren. Da könnte man doch über⸗ einkommen, gelt?“ „Ja, wenn man auf dieſe Weiſe Hand in Hand arbeitete, dann wäre wohl etwas zu machen. Eichenpfähle und Bohlen will ich liefern. Es lagert ge⸗ nug davon auf mei⸗ nem Zimmerplatz. Das andere beſorgen unſere Handwerker aus der Stadt. Ich werde als Ortsvorſteher auch mit den Herren auf dem Amt darüber reden, damit wir Bauerlaubnis kriegen.“ „Wenn es ſie kein Geld koſtet, werden es die Herren ſchon bewilligen.“ Der Bauer lachte. „Das müßte ja mit dem Teufel zugehen, wenn wir das nicht fertigbrächten!“ rief Seeberger. Sie brachten es fertig. Eine Woche ſpäter fuhren unter lautem Geſpanne voll Steine an. Seeberger hatte den Brückenbau durchgeſetzt.„Es macht ſich bezahlt!“ „Allemal!“ rief Maurermeiſter Söllner. Das Echo der Sprengſchüſſe hallte durch den Morgen. „Jetzt ſchießen ſie die Arbeit ein“, meinte ein Hand⸗ werker lachend zu ſeinem Kollegen,„ſchirrt Euch!“ Die Sprengung am Federtalsfelſen gab dem Bach ein der Gr Fahrwaſſer. An der gefährdeten Stelle unter der Sonnenleite genügte jetzt ein Weidengeflecht als Stütze und Halt. Damit waren die nötigen Vorarbeiten geſchaffen. Dann begannen die Handwerker aus dem Ort ihr Werk. Zum Markttag kamen Bauernfrauen der Walddörfer mit Eiern, Butter und den erſten Beeren. Einer oder der andere kaufte in der Mitta szeit doch etwas. Friſch und billig— das war die beſte Reklame. „Der Handel zieht ſchon an“, lachte Maurermeiſter Söllner. Ein Notſteg war geſchlagen, auf dem fanden die Kin⸗ der den Weg zueinander. Sie gingen Hand in Hand einen Kreis blondköpfig und dunkelhaarig durcheinander. Die Brücke iſt zerbrochen. Wer hat ſie zerbrochen? Der wilde Sturm, der böſe Feind, Ja, der hat ſie zerbrochen! 5285 ſie. Es war eins der uralten, ewig neuen Kinder⸗ ieder. „Hotthü“ die Wir wollen wieder aufbauen 7 Von Edelſtein, von Kieſelſtein. 5 Und gülden ſoll'n die Pfeiler ſein 5 Der neuen, neuen Brücke. Nimm meine Hand, gib deine Hand Gemeinſam laßt uns bauen!“ Ganz große Steinblöcke ſchlitterten die Bauern in den Holzabfuhrrinnen zu Tal. Im Städtchen ließ das Schelten auf die„dicken“ Bauern nach. Man hatte Arbeit, das machte friedlich.„Unſere Brücke“— wie ſie ſagten— nahm alle Gedanken in An⸗ ſpruch. Heitere Zurufe klangen hin und her. ele legte man eine feſte Fahrſtraße durch die Ge⸗ meindewieſe an. Als die fertig war und eigentlich alle Ar⸗ beit getan, machte Geiſenhöhner den Vorſchlag, den Fahr⸗ weg an der Sonnenleite hinauf mit dem übriggebliebenen Steinſchotter auszubeſſern. Ihre Geſpanne könnten auf der Heimfahrt immer eine Ladung mitnehmen.„Man hat ſeine Freude an der ganzen Sache bekommen.“ In der Woche vor Pfingſten ſtand die Brücke fertig da.—„Sie hat viel Mühe und Arbeit gekoſtet, aber wenig Geld“ ſprach Seeberger zu den verſammelten Handwerkern und Bauern,„das macht ſie uns wert. Wir haben keine fremden Arbeitsleute gebraucht, der Lohn ging aus der Ge⸗ meindekaſſe und blieb im Lande. Das iſt unſere Brücke— zwiſchen Bauer und Handwerker— denn jeder hat mit Hand angelegt. Sie ſoll uns das Wahrzeichen ſein vom Segen der Arbeit als Sinn des Lebens.“ Zu gleicher Zeit hoben Seeberger am Wieſenufer und Geiſenhöhner am Bergufer das Sperrfeil.—„Jeder Schritt in Frieden“— ſprachen ſie, den Fuß auf die Brücken⸗ ſchwelle ſetzend. Als ſie ſich auf der Brückenmitte 1 reichten Handwerker und Bauer einander die Han „Allemal!“ ſchrie Maurermeiſter Söllner und warf ſeine ütze hoch. Fünf Jahre waren ſie nun ſchon verheiratet. Gewiß, das iſt nicht ſo außergewöhnlich lange, aber über die flittrige Zeit iſt man dann doch ſchon weg, und es hat ſich ſchon die Bequemlichkeit in die junge Ehe geſchlichen. Er bindet ſich zu Hauſe Kragen und Schlips ab, weil es„bequemer“ iſt, und läuft in Hausſchuhen herum. Erſt waren es prachtvolle Hausſchuhe, rotes Saffianleder! Da wollte man vor der jungen Frau noch nett ausſehen. Jetzt waren ſie nicht mehr rot, hatten eine ganz unbeſtimmte, ver⸗ ſchwommene„Couleur“, geplatzte Nähte, waren ſo richtig bequem geworden. Es war ſogar eine ſogenannte glückliche Ehe. Fritz liebte ſeine Frau immer noch, aber aus Bequemlichkeit! Im Bewußtſein ſeines ſicheren Beſitzes war bei ihm ſogar der Zuſtand einer gewiſſen Gleichgültigkeit eingetreten. Er näherte ſich dem Typus des knurrigen, mäkligen und etwas tyranniſchen Ehemannes. Und Liſſy hatte das gar nicht verdient. Bildhübſch war dies kleine Perſönchen mit ſeiner graziöſen Figur, immer ſprühend, luſtig und noch nach fünf Jahren verliebt wie ein Kätzchen. Das konnte man an ihren Hausſchuhen ſehen. Sie trug zierliche Pantöffelchen mit hohen Hacken und großen roten Puſcheln drauf! Nein, der Fritz verdiente ſie wirklich nicht! Weder die Pantöffelchen noch die Liſſy darin. Eben hatte er ſie wieder angeknurrt. Aber diesmal ſchien auch der luſtigen kleinen Frau der Geduldsfaden ge⸗ riſſen zu ſein. Trotzig drehte ſie ſich um und ſchritt ſo energiſch zur Tür, daß die Pantöffelchen vernehmlich klapperten. Etwas erſtaunt über den ungewohnten Vorgang blickte Fritz ihr nach. Der Anblick war erfreulich, wie ſie rank und ſchlank auf ihren graziöſen Beinchen aus dem Zimmer ſtapfte aber Fritz ſah nur, daß ſie in der Ferſe des rechten Strumpfes ein Loch hatte. Er regiſtrierte klein⸗ [lich und peinlich genau, daß es ein Loch im rechten Strumpf war!— . Liſſy kam er⸗ Er regiſtrierte genau, heblich ſpäter als daß es ein Loch im zur gewohnten rechten Strumpf war. Stunde heim. Fritz wartete auf das Abendbrot. Es war ſchon eine halbe Stunde über die gewohnte Zeit. So faß er mit tief gekränktem Ge⸗ müt, als Liſſy end⸗ lich etwas erhitzt ins Zimmer trat. Stumm und belei⸗ digt aß er mit gu⸗ tem Appetit alle guten Sachen vom Tiſch, und ſtumm, beleidigt und ſatt verkroch er ſich dann mit ſeiner Zigarre hinter die Zeitung. Auch Liſſy hätte es ſich bequem gemacht und ihre Pantöffelchen mit den roten Puſcheln angezogen. Unwillig ſchaute Fritz von ſei⸗ ner Lektüre auf, als die Pantöffelchen provozierend durchs Zimmer klapperten. Und da— das Blut ſtockte ihm, er vergaß ſeine Reſerve, er ſah das Loch im Strumpf, diesmal im linken! Und er wußte es 1 das Loch war nach⸗ mittags, als Liſſy ging, im rechten Strumpf geweſen! Sein Seſſel, in dem er würdevoll ſeinen Leitartikel leſen wollte, ſauſte mit ihm auf und ab wie eine Luftſchau⸗ kel! Blaß ſaß er da, feuchten Schweiß auf der Stirn. Sein Leben, ſeine Anſchauungen und Ueberzeugungen ſah er vernichtet, zerbrochen. Sinnlos, unfaßbar erſchien ihm alles! Lächerlich und grauſam! Ein Leben vernichtet durch ein Loch im Strumpf! Und er, er Narr, war ſich des Be⸗ ſitzes an der kleinen Frau ſo ſicher geweſen! „Liſſy!“ Seine Stimme klang heiſer, der Schmerz hatte ihn wirklich zutiefſt getroffen.„Liſſy, du haſt ein Loch im Strumpf!“ „Phh! Na, wenn ſchon!“ Liſſy hob graziös das Bein⸗ chen und guckte ſich, über ihre Schulter geneigt, den eigenen Hacken an.„Wird ſchon geſtopft werden, beruhige dich!“ „Das Loch, Liſſy“— Fritzens Stimme klang dumpf und zitternd—„das Loch wirſt du nie, nie im Leben mehr ſtopfen können!“ „Wa—?“ Liſſy machte erſtaunt ein Karpfenmäulchen. „Du biſt wohl ein bißchen dumm, wie?“ fragte ſie reſpektlos. Aber da brach es aus ihm heraus, Schmerz, Eifer⸗ ſucht, weiß Gott, was alles:„Wie kommt das rechte Loch in den linken Strumpf, wie? Was? Ehe⸗ brecherin! So haſt du mich getäuſcht!— Soo— ſoool“ Er fand keine Worte mehr. Brutal hatte er ſie gepackt und ſchüttelte ſie. „Auagal Du Grobian, 1 kratze!“ kreiſchte 05 Sie hatte ſich los⸗ eriſſen und rieb ſich den Arm. Ihre Augen ſprühten Blitze. Fritz ſaß plötzlich klein und blaß im Seſſel und ſtöhnte. Jetzt, wo er ſie verloren, wußte er, wie lieb er ſie doch hatte. Fritzel,— „Aber,. Liſſy was iſt denn?“ ſtrich zärtlich über ſei⸗ nen geneigten 1 0 „Wie kommt das rechte Lo linken ſtöhnte er. s dauerte lange, ehe Liſſy begriffen hatte. Und es dauerte lange, ehe Wie kommt da⸗ ſie geſtand. Blut⸗ ben linken Slrump in den trumpf?“ rechte L in 117 ſtöhnie er. übergoſſen ſtand ſie vor ihm, wollte nicht mit der Sprache heraus. Schließlich war das kein Wunder, denn Liſſy war eitel, und welch eitle Frau gibt gern zu, daß ſie beim— Hühneraugenoperateur war. 7 . * — 2 7 8 VON F. ScniG Ein ſtiller, ſilbriger Septembermorgen vorn im Gra⸗ ben an der Somme: Ich krieche aus meinem Unterſtand und äuge wie ein Maulwurf ins werdende Licht, das die Hänge von Herbécourt und dahinter die alten Mauern der Feſte Péronne mild überflutet, als läge das Land im tiefſten Frieden. Sogar ein Vogelſtimmchen ſchwingt ſich gläubig und vertrauend in die wachſende Helle über den zerfetzten Baumſtümpfen, auf die vor Stunden noch ein Trommel⸗ feuer niedergepraſſelt war, daß die Lehmböſchungen der eilig aufgeworfenen Gräben barſten, daß die Wipfel in wildem Gewirr auf die bebenden Unterſtände ſauſten. Wie durch ein Wunder war mein Zug trotz des ſtun⸗ denlangen wütenden Feuers mit den amerikaniſchen Gra⸗ naten, die wir damals zum erſten Male zu koſten bekamen, ohne Verluſt davongekommen, und als ich die Runde durch den Graben machte, lachten mir überall leuchtende Augen aus den lehmigen Geſichtern entgegen. Solches Leuchten iſt nur in Augen, denen das Leben nach tobendem Vernichtungswüten neu geſchenkt iſt. Dankbar grüßen die Braven den neuen Tag, lächeln wieder, wie ich durch ihre Reihen ſchreite, ſchanzen an den geborſtenen Böſchungen, ſehen die Gewehre nach und lau⸗ ſchen dazwiſchen dem Vogelſtimmchen, das als letztes von den Feuerwirbeln verſchont geblieben. „Heute“, meint meine Gefechtsordonnanz, der Gefreite Kandlinger,„heute haben wir unſere Ruh. Die haben beim Abendſegen geſtern ihre ganze Munition verplempert. Drei⸗ tauſend Schuß auf hundert Meter Grabenbreite...“ „Heute!“ ruft eine andere Stimme vom Ende des ver⸗ ſchoſſenen Grabens her, und ein Soldat kommt haſtig um die Schulterwehr:„Heute. Herr Leutnant, iſt mein letzter Tag.“ Wildbärtig, mit geiſterhaft glaſigen Augen, Gewehr bei Fuß, ſteht der Landwehrmann Kienle, ein Sohn des grünen Allgäus, vor mir.„Was fällt Ihnen denn ein, Kienle? Mir ſcheint, das Trommelfeuer heute nacht hat Ihre Nerven zerrüttet. Wollen Sie zum Arzt?“ Kienle ſchüttelt nur das bärtige Haupt und ſteht wie ein Ge⸗ ſpenſt.„Spinneter Uhu, du“, knurrt mein Kandlinger, der biedere Altbayer, Tapferſter der Tapfern,„wie ſoll heut' dein letzter Tag ſein, Kienle? Wirſt ſehen, nicht einen Schuß kriegen wir heut'. Ich kenne den Franzmann. Und heute abend werden wir abgelöſt und kommen in Ruhe. Was ſoll da paſſieren.“ Mit einer Geſte des Unwillens und e wehrte Kienle ab:„Heute, ich weiß es genau, Herr Leut⸗ nant. Er hat mir's doch geſagt...“ „Wer?“ „Er. Ich kenne ihn nicht. Aber vorhin, wie ich das Gewehr reinigte, ſtand er hinter mir und hat mir auf die Schulter geklopft. Und wie ich mich umwandte, war's wie ein Schatten hinter mir, und ſeine Stimme ſprach: Heute! Und wieder: Heute! So drei⸗ mal: Heute. Herr Leutnant, ich weiß, was ich WiF kenne ihn von frü⸗ her her. Wie meine Mutter gottſelig ſtarb, war er auch da und hat mir's geſagt. Ich melde mich gehorſamſt ab, Herr Leut⸗ nant! Hier iſt mein Gewehr, mein Spaten, mein Torniſter, meine Erkennungs⸗ marke. Die Pa⸗ tronen hab' ich unter meine Gruppe verteilt. Und— meine Sterbegebete habe ich ſchon verrichtet, Herr Leutnant. Ich bin bereit...“ „Setzen Sie ſich zu mir her. Kienle. Ruhen Sie ſich aus... Sie ſind ja krank und wiſſen es gar nicht. Die Nerven pas mein Lieber, Kandlinger wird Sie zum Arzt führen, ſobald Sie ſich etwas erholt haben. Der Schatten, 15 „Heute, ich weiß es genau, herr Leutnank. Er hat mir's doch geſagt.“ den Sie geſehen, die Stimme, die Sie gehört haben, 1125 Ausgeburten einer durch Nervenzerrüttung verwirrten Ein⸗ bildungskraft.“ „Ich bin geſund, Herr Leutnant, gau geſund. Das bißchen Trommelfeuer— pah! Aber ich weiß es, weiß es ganz gewiß: Heute!“ Mir wird unheimlich. Die Ruhe und Sicherheit, mit der Kienle ſeine Meldung vorbringt, läßt mir keinen Zwei⸗ fel mehr, daß ich es mit einem Geiſtesgeſtörten zu tun habe. Und da man einem ſolchen zu Willen ſein muß, ſolange er nicht tobſüchtig und i wird, gehe ich auf ſeine Wunſche ein und nehme ſeine Ausrüſtungsſtücke in Empfang. „Den Helm, Herr Leutnant, darf ich behalten? Mein Kind hat ihn geküßt, meines Weibes Tränen ſind darauf⸗ gefloſſen beim Abſchied, wie wir damals ausgezogen ſind von Lindau So was läßt man nicht 20 uruk Kandlinger, ſei o gut, und leg' ihn mir ins Grab, nicht wie ſonſt auf das Holzkreuz über dem Hügel.“ geſtört. Nun, jedenfalls hatte es Liſſy nicht zu bedauern. Durch das Loch im Strumpf hatte ihr knurriger Fritz ſeine Liebe neu entdeckt. Laſſen wir die beiden alſo jetzt lieber un⸗ nickt Kandlinger „Kienle, den Helm wirſt noch tragen, wenn wir ſiegreich einziehen daheim. Da mag ihn dein Kind wieder küſſen, da ergriffen und fügt ſcherzend bei: mag ihn dein Weib mit Freudenzähren benetzen. Wirſt ſehen, Kienle, wirſt ſehen..“ Der Landwehrmann ſchüttelt nur das bärtige Haupt und wendet ſich wieder zu mir: „Jawohl, Herr Leutnant, Heute! Es iſt ja gleich, ob es heute oder morgen iſt oder in hundert Jahren. Einmal muß es ſein, und ſo, wie's einem aufgeſetzt iſt, iſt's am beſten. Uebrig bleibt keiner, und das Sterben iſt die aller⸗ leichteſte Kunſt. Wenn wir zur Welt kommen, wiſſen wir auch nichts, und auf einmal ſind Eltern, Geſchwiſter, Freunde, Nachbarn und Kameraden um uns. Und wenn wir hinübergehen, iſt's nicht anders. Die Eltern und Voreltern ſind da, die Freunde und Nachbarn, die vor uns verſchieden ſind. Wo wären ſie ſonſt?— Und nun hätte ich noch eine Bitte, Herr Leutnant: Schickt dieſen Brief, die Uhr, das Eiſerne Kreuz und den Ehering meinem Weib. Und ſchreiben Sie ein paar Zeilen dazu, daß ich gefallen bin, wie's mir aufgeſetzt war. Sie ſoll es nicht ſo ſchwer nehmen, das Leben währt nicht lang, und drüben!'s ein Wieder⸗ ſehen. Behüt Gott, Herr Leut⸗ nant! Behüt Gott, Kandlin⸗ 5 ger! Gelt, vergiß nicht wegen dem Helm! Nicht aufs ä 0 Grab, ſondern ins 1 1 5 Grab. Heute!“ 8. 15 Mit einer ſtrammen 6 5 Kehrtwendung ſchrei⸗ tet Kienle der Schul⸗ terwehr zu, und iſt 8 wieder auf ſeinem Platz. Ehe wir Zurück⸗ bleibenden uns von unſerem Staunen ann erholen können, hö- K ren wir hinter dem Unterſtand ſchon einen dumpfen Fall. Im Augenblick ſind wir am Graben⸗ ende und ſehen Kienle reglos auf der Grabenſohle lie⸗ gen, lang hingeſtreckt, die Fäuſte leicht im lockeren Lehm ver⸗ Im Augenblick ſind wir krampft. draußen im Graben und „Was iſt geſchehen? ſehen Kienle reglos auf der Habt ihr den Kienle Grabenſohle liegen. fallen ſehen?“ rufe ich den Umſtehenden zu.„Jawohl!“ ruft einer.„Es muß ihn der Schlag oder eine Ohnmacht getroffen haben. Ein Ge⸗ ſchoß kann's doch nicht ſein, denn es iſt ja weit und breit kein Schuß gefallen. Man hätte doch den Abſchuß hören müſſen, wo es heute ſo ſtill iſt an der Front, auf ſtunden⸗ weite Strecken hin.“ Schon hat Kandlinger den Gefallenen hochgeriſſen und rüttelt ihn hin und her, aber das bärtige Haupt wird im⸗ mer fahler, das weichende Leben kehrt nicht mehr wieder. Jetzt wendet er ihn um und um, aber nirgends iſt die Spur einer Verwundung zu ſehen. Woher ſollte ſie auch kommen an dieſem ſtillſten der Tage an der blutgetränkten Somme? Erſt wie er ihm den Waffenrock öffnet, ſehen wir ein Tröpf⸗ lein Blut am Hemde kleben, ſehen wir hart neben der lin⸗ ken Bruſt einen winzigen Einfchuß. Ein weither verirrtes Feindgeſchoß, von dem man nicht einmal den Abſchuß hörte, iſt dem braven Landwehr⸗ mann Kienle aus dem grünen Allgäu zum Verhängnis ge⸗ worden, wie er es mit aller Beſtimmtheit vorhergeſagt hatte: Heute! Wir gruben ihm ergriffen bei den Kreuzen hinter dem Graben die letzte, ſtillſte Stätte, und Kandlinger legte ihm den Helm auf die Todeswunde im Herzen, den Helm mit den Küſſen des Kindes, den Helm mit den Tränen des Wei⸗ bes geweiht, ſo wie es ſein letzter Wille geweſen. „Heute!“ meinte der Wackere in tiefem Sinnen. „Heute!— Ja, er hat recht behalten. Ich hätte es nie für möglich gehalten. Aber es gibt doch etwas, Herr Leutnant, wovon wir uns nichts träumen laſſen. Dieſes Heute werde ich nie vergeſſen..“ Ich nickte ſtill und ſchrieb im Unterſtand den weheſten Brief an ein Heldenweib im grünen Allgäu und legte die letzten Lebensdinge des Gefallenen dazu, Brief, Ring, Uhr und ein Heldenkreuz. Ueber dem friſchen Grabe draußen zwitſcherte das Vogelſtimmchen wie unirdiſch in den ſtillſten der Tage an der blutgetränkten Somme. Ein Ton, halb Jubel, halb 97 ſchwang ſich immer gleich aus dem Lied: Heute, eute Der dekorierte Hanswurſt Viktor Emanuel II., der erſte König von Italien, wollte einſt dem Schauspieler Antonio Petito, der ihm als Komiker ſehr Zet gefallen hatte, einen Orden verleihen. er Hofmarſchall machte Einwendungen.„Majeſtät wer⸗ den doch nicht einen Hanswurſt dekorieren wollen! Bedenken doch Eure Majeſtät das Aufſehen, das eine derartige Aus⸗ zeichnung erregen wird!“ a „Aufſehen?“ ſagte der König, ſah ſeinen ordengeſchmück⸗ ter. Beamten lächelnd an und ſtrich ſeinen Nee Schnurrbart.„Warum ſoll das Aufſehen erregen? Iſt doch der Antonio Petito nicht der erſte Hanswurſt, dem ich einen Orden gebe!“. 85 bei: eich da irſt upt es mal am ler⸗ wir ter, wir ern den eine das ben mir das der⸗ (10. Fortſetzung.) Axel von Alſen ſteht als Schlepper im Dienſt des Spielers, N en Sträflings, Alkohol⸗ und Rauſchgiftſchmuggters Ry⸗ Er möchte die Verbindung löſen. Durch ein eigenartiges Erlebnis lernt er den Generaldirektor Walter Ruhland und deſſen Frau Ilſe kennen. Während zwiſchen beiden eine tiefe Freundſchaft entſteht, plant Rybinſki einen Coup gegen Ruh⸗ land. In einer Unterredung mit Axel von Alſen verlangt er Deſſen Mithilfe. Als Axel ſich weigert, wird er niedergeſchlagen. Zur gleichen Stunde erwartet Frau Ilſe vergeblich ihren Freund von Alſen. Auf dem Heimweg wird ſie von Leuten Ry binſkis entführt und auf einer Inſel verſteckt gehalten, um von Ruh⸗ land ein hohes Löſegeld zu erpreſſen. Zuſammen mit einem erſten Lebenszeichen ſeiner Frau erhält er nach einigen Tagen die For⸗ derung, für ihre Freilaſſung den Betrag von einer halben Million Mark zu zahlen. „Das laſſen Sie nur getroſt ſeine Sorge ſein!“ war die gelaſſene Entgegnung.„Schließlich haben Sie Ihren Herrn Gemahl ja auch nicht geheiratet, um ihm finanzielle Rat⸗ ſchläge zu geben. Nach den Mitteilungen einer ſehr zuver⸗ läſſigen Auskunftei wird ſein Vermögen auf etwa 12 Millio⸗ nen Mark geſchätzt. Da dürfte es für ihn doch keine all⸗ u großen Schwierigkeiten haben, die ihm naheſtehenden Banken, zumal in Anſehung des guten Zwecks, zum Herge⸗ ben des von uns in Ausſicht genommenen Betrages zu be⸗ wegen!“ „Und wenn ich mich weigere, den verlangten Brief zu zu ſchreiben?“ „Aber meine liebe, gnädige Frau!“ Die Stimme Rybinſkis hatte jetzt einen faſt väterlich beſchwörenden Klang. „Sie werden uns doch keine Schwierigkeiten machen, 5 letzten Endes doch nur auf Sie ſelbſt zurückfallen wür⸗ en!“ Ein unheimlich greller, drohender Glanz lag plötzlich über ſeinen kalten Augen. „Wir haben Zeit,“ ſchloß er bedeutungsvoll.„Ja, ſo⸗ gar ſehr viel Zeit. Und wir kennen keine Hemmungen. Alles kommt zu dem, der warten kann,“ ſagt ein altes chineſiſches Sprichwort.“ 0 Ilſe wandte ſich halb zur Seite. Sie fühlte, daß ſie am Rande ihrer Selbſtbeherrſchung angelangt war und dieſem Mann am liebſten mit der Fauſt in das höhniſche Geſicht geſchlagen hätte. „Sie ſollen den Brief bis morgen früh haben!“ ſagte ſie dann mit tonloſer Stimme.„Und nun habe ich nur noch die eine Bitte, daß Sie mich ſo bald als möglich von Ihrer Gegenwart befreien!“ 5 „Ihr Wunſch iſt mir Befehl, meine Gnädigſte!“ Hackenklappen. Eine tadelloſe Verbeugung. Dann war ſie wieder allein. 8 8 Das Wetter war gegen Mittag unvermutet umgeſchlagen. Seit drei Uhr fiel ein ſtrichförmiger Regen, der den Park in feine Nebelſchleier hüllte und von Ilſe faſt mit einem Gefühl der Befreiung begrüßt wurde. Das trübe Grau in Grau des Himmels paßte ſo recht zu ihrer troſtloſen Stimmung; ſie hätte die ſtrahlende Helle des Morgens jetzt nicht mehr zu ertragen vermocht. Sie hatte in ihrer Tiſchſchublade einen reichlichen Vorrat an Briefpapier vorgefunden, doch trotz allem bewußten Wil⸗ len zur Sammlung und ſeeliſcher Konzentration war ſie lange Zeit nicht imſtande, ſich zu dem von ihr verlangten Brief zu zwingen. Ein phyſiſcher Ekel überkam ſie immer wieder, wenn ſie ihres Beſuchers vom Morgen gedachte, den ſie bisher nur in amerikaniſchen Kriminalromanen und Detektipfil⸗ men für 1 gehalten und nun als einen Menſchen von Fleiſch und Blut erlebt hatte. Und mit ſolch einem Mann hatte ſich Axel von Alen zuſammengetan und benutzte ihn als Boten und Mittler ſei⸗ nes Verbrechens, indeſſen er ſich ſelbſt wohl mit einem letzten Reſt von Schamgefühl im Hintergrund hielt. Immer deutlicher ſchienen ſich ihr die Zuſammenhänge der jüngſten Vergangenheit abzugrenzen, daß er die trei⸗ bende Kraft dieſer ganzen Geſchehniſſe war, die für ſie in dieſem Inſelgefängnis geendet hatten. Ein heißes Schamgefühl beſchlich ſie bei dem Gedanken, daß ſie je an ihn einen herzlichen Gedanken, ein liebes Wort derſchwendet hatte. Und zugleich mit dieſer Erkenntnis wuchs in ihrem Herzen eine große Sehnſucht nach der reifen Männlichkeit und ſelbſtloſen Liebe Walters auf, der auch nicht einen Au⸗ genblick 1 zaudern würde, für ihre Freiheit ſelbſt den letzten Reſt ſeines Vermögens zu opfern. Freiheit.. Auf einmal kam es ihr voll zum Bewußtſein, daß es 85 5 Welt nichts Wertvolleres gibt als die perſönliche reiheit. „Ein jeder Menſch,“ ſo hatte ſie einſt in einem ver⸗ ſchollenen Roman geleſen,„ſollte drei Tage ſeines Lebens in einem Kerker verbringen, um zu wiſſen, was Freiheit Mitternacht war nicht mehr fern, als ſie endeich tod⸗ müde ihr Bett auffuchte. Doch ſchon nach dem Nirwana der erſten bleiernen Be wußtloſigkeit erwachte ihr überreiztes Hirn von neuem und hetzte ſie durch einen Wirbel ſpukhafter Traumgeſichte. In wildem Taumel rauſchte der tolle Mummenſchanz eines phantaſtiſchen Maskenzuges an ihr vorbei. Feurige Lichtgarben ziſchten über den geſpenſtiſchen Steinkaskaden einer rieſenhaften Treppe bis zur Sternennähe empor. Und dann war alles wie mit einem Zaubers e wie; der verſchwunden. verſunken. ee Eiswüſten einer ſeltſamen Gebirgswelt breiteten 0 ber. in denen ſie ohne Weg und Ziel planlos e. Roman ven Dn Hans Sciue Bis ſie endlich in der höchſten, himmelnahen Einſamkeit eines ſturmgepeitſchten Felſengrats angelangt und vor ihr und hinter ihr nichts geweſen war als ein einziger, entſetz⸗ licher Abgrund. Und plötzlich gellte aus der Tiefe dieſes Abgrundes der Ruf einer menſchlichen Stimme auf, in Angſt und Todesnot, daß ſie verſtört in ihrem Bett hochfuhr und zwiſchen Wachen und Traum den Klang der Stimme noch immer im Ohr zu haben meinte.——— Da ſchlug es vom Turm der Villa dröhnend zwei Uhr, und es dünkte der Lauſchenden, als ob der Klöppel der Uhr durch die Decke hindurchſchlüge und ſie mitten auf den Kopf träfe. In dieſem Augenblick zerriß ein furchtbarer Schrei das nächtliche Schweigen. Eilige Schritte jagten über den Galerieumgang der Halle, eine Hand rüttelte wild an ihrer Zimmertür, für Se⸗ kunden ſchien das ganze Haus lebendig zu ſein. Noch zweimal hallte der furchtbare Schrei lang und durchdringend. Dann war es wieder totenſtill, nur der Regen rauſchte eintönig auf die Gebüſche des Vorgartens. Wie lange Ilſe reglos unter ihrer Decke verſteckt ge⸗ legen hatte, ſie wußte es nicht. Ein namenloſes Entſetzen ſaß ihr im Nacken, um⸗ krampfte ihr Herz, durchdrang ihr ganzes Weſen. Mein Gott, das konnte doch nicht ſo weitergehen, es mußte etwas Erlöſendes geſchehen, ſie fühlte, daß ſte noch ihren Verſtand verlor, wenn ſie nicht bald aus der Hölle die⸗ ſes Hauſes befreit wurde. Fern im Park regten ſich bereits die erſten Vogellaute, und ein hellerer Schein rötete den öſtlichen Himmel, als die Natur endlich ihr Recht geltend machte und ſie in der drit⸗ ten Morgenſtunde willenlos und ſchwer wie ein Stein in einen dumpfen, unruhigen Schlummer verfiel. XIII. „Iſt der Herr Juſtizrat zu ſprechen?“ g Noch atemlos von dem ſtürmiſchen Lauf über den end⸗ loſen Treppenaufgang des vornehmen Kurfürſtendamm⸗ Hauſes ſtand Walter Ruhland im Seelisbergerſchen Büro. Der Bürovorſteher, ein ältlicher Herr mit einem gräm⸗; lichen, verpickelten Aktengeſicht ſah über ſeine große Horn⸗ brille mißbilligend auf den ſpäten Beſucher, dann aber er⸗ kannte er einen geſchätzten Klienten und entwickelte ſich mit betonter Würde zu ſeiner beträchtlichen Länge. „Ich werde Sie dem Herrn Juſtizrat anmelden!“ 79 er, doch ſchon hatte ihn Walter beiſeite geſchoben und ſelbſt die Polſtertür zu Seelisbergers Allerheiligſtem aufgeriſſen. „Ilſe hat geſchrieben!“ ſtieß er mit verſagender Stimme hervor und warf einen Brief auf den über und über mit Akten bedeckten Schreibtiſch.„Vor einer Stunde iſt er in meiner Zentrale von einem Jungen abgegeben worden. Da hab ich mich ſofort ins Auto geſetzt und bin zu dir gekommen!“ Der kleine Herr legte behutſam ſeine Zigarre beiſeite und ſchüttelte die Hand des Freundes. „Alſo zuerſt mal einen ſchönen guten Abend, mein lieber Junge!“ ſagte er.„Willſt du einen Kognak oder etwas zu rauchen? Nein? Na, n können wir ja gleich in die Verhandlung eintreten!“ Damit faltete er das dünne Briefblatt mit Ilſes wohl⸗ e Schriftzügen auseinander und las mit halblauter mme: „Lieber Walter! Erſt heute bin ich in der Lage, Dir ein paar Zeilen zukommen zu laſſen. Ich kann mir denken, wie Du Dich um mich geſorgt haſt. Aber ich habe nicht früher Erlaub⸗ nis erhalten, Dir zu ſchreiben. Ich ſoll Dir mitteilen, daß ich lebe und geſund bin. Man hält mich gefangen und verlangt von Dir eine große Summe, wenn 5 wieder frei werden ſoll. Wo ich bin, darf ich Dir nicht 1 ich weiß es auch ſelbſt nicht. Ich habe Schreckliches in dieſen Tagen durchgemacht, wenn ich auch bis jetzt 905 behandelt worden bin. Hilf mir, Walter, rette mich. Ich will es Dir danken, ſolange ich lebe. Mit tauſend Grüßen und einem lieben Kuß 5 Deine tiefunglückliche Ile.“ „Deine tiefunglückliche Ilſe,“ wiederholte Seelisberger nachdenklich.„Das klingt allerdings nicht nach einem Lie⸗ besabenteuer, ſo wie die Sache ursprünglich ausſahl“ Walter nickte. 5 „Da haſt du recht! Und dieſe Erkenntnis iſt für mich das eir ig Tröſtliche, ſo nahe mir das augenblickliche Schickſal N Ilſes auch ſonſt geht. Aber ich weiß doch jetzt durch dieſen Brief, daß ich ſie nicht verloren habe. Und das gibt mir Mut und Kraft, ſie mir wiederzuerringen. Alles Weitere iſt ja ſchließlich doch nur eine Geldfrage!“ „Was verlangt man denn von dir?“ fragte der Juſtiz⸗ rat ſachlich. „Nicht mehr und nicht weniger als eine halbe Million Mark!“ Mit einem beluſtigten Lächeln legte Seelisberger den Kopf zurück. „Die Leute ſind entweder bodenloſe Anfänger, oder ſie kennen deine letzte Steuererklärung nicht. Eine halbe Mil⸗ lion Mark, das iſt wirklich allerhand. Na, die Hauptſache bleibt ſchließlich, daß man dir das Seil zugeworfen hat. Und wie ich dich kenne, wirſt du es ſo leicht nicht wieder loslaſſen. Darf ich übrigens auch das Begleitſchreiben der Erpreſſergeſellſchaft einmal einſehen?“ „Hier iſt der Brief. Nimm ihn bitte in deine Verwah⸗ rung. Es koſtet mich jedesmal eine Ueberwindung, ihn an⸗ zufaſſen!“ Der Anwalt ſetzte ſeinen Kneifer feſter und überflog mit einem raſchen Blick die wenigen Schreibmaſchinenzeilen auf dem unauffällig glattweißen Papier. „Hierdurch teilen wir Ihnen ergebenſt mit, daß wir bereit ſind, Ihre Frau Gemahlin gegen Zahlung einer 1 Million Mark wieder freizulaſſen. Wir geben hnen eine Woche Bedenkzeit, dann wird der Betrag ent⸗ weder durch einen Mittelsmann bei Ihnen abgeholt oder ein anderer Weg von uns beſchritten werden. Polizei⸗ liche Maßnahmen würden die Angelegenheit nur zum Schaden der Gefangenen komplizieren. In der Hoffnung, daß Sie den Ernſt der Situation voll würdigen werden, verbleiben wir hochachtungsvoll X. M poſtlagernd Poſtamt 72.“ „Ein Brief wie aus einem Kino von 1900,“ ſagte See⸗ lisberger kopfſchüttelnd.„Von einer halben Million Mark kann natürlich nicht die Rede ſein. Hunderttauſend Mark ſind ſchließlich auch Geld. Haſt du übrigens Herrn Valentini von dieſer neueſten Wendung ſchon verſtändigt?“ Walter nickte. „Selbſtverſtändlich! Ich und er hat mir zugeſagt, da bei dir treffen wolle!“ Er hatte kaum ausgeſprochen, als ſich die Tür zum Wartezimmer öffnete und der Detektivdireklor eintrat. Er begrüßte die Herren in ſeiner ruhigen, verhaltenen Art und ließ ſich von Walter dann die beiden Briefe geben, die er lange ſorgfältig ſtudierte. „Die Sache bekommt jetzt alſo langſam ein Geſicht,“ ſagte er.„Es handelt ſich, en ee um Men⸗ ſchenraub und Erpreſſung. Ein Verbrechen, 175 das in Amerika neuerdings der elektriſche Stuhl verlangt wird. Wir werden uns, um nichts zu unterlaſſen, mit der Bande natürlich ſogleich in Verbindung ſetzen. Vorher möchte ich aber die Aufmerkſamkeit der Herren noch für einige Feſtſtek⸗ lungen in Anſpruch nehmen, die mir in letzter de geglückt und für die weitere Aufhellung des Sachverhalts vielleicht von Wert ſind! Im Verlauf meiner Nachforſchungen nach Herrn von Alſen,“ fuhr er dann nach einer kleinen Kunſt⸗ pauſe, ſein Notizbuch ziehend, fort,„habe ich nämlich das Hausmädchen ſeiner Penſion noch einmal eingehend ver⸗ nommen und dabei erfahren, daß er die Abſicht gehabt hat. ſeine Koffer zunächſt auf dem Bahnhof Zoologischer Garten einzulagern, bis er ſich über ſeine weiteren Reiſepläne ſchlüche geworden ſein würde. Das brachte mich nun auf en Gedanken, doch einmal feſtzuſtellen, was inzwiſchen aus ſeinem Gepäck geworden ſei. Ich nehme alſo das Mädchen zum Bahnhof mit, und es dauerte gar nicht lange, da hatte die Kleine die Alſenſchen Koffer in der Gepäckaufbewahrung herausgefunden. Sie ſtanden noch friedlich ſo da, wie ſie aufgegeben worden waren. Selbſt der Toilettenkoffer war noch nicht abgeholt. Nach meiner Anſicht ein zwingender Beweis, daß Alſen überhaupt noch nicht weitergereiſt ißt ſondern ſich wahrſcheinlich noch in oder um Berlin herum verborgen hält. Das ließ mir natürlich keine Ruhe, und ich überlegte hin und her, wo Alſen vielleicht am eheſten zu ſuchen ſein könnte. Rein inſtinktiv kam ich auf die Villa Rybinſki, ob Alſen trotz der gegenteiligen Verſicherung des Herrn Doktor Lukas nicht doch vielleicht dorthin wieder Verbindungen angeknüpft haben könnte, und ſchickte daher einen meiner Agenten geſtern morgen ſchon ganz früh zur Beobachtung des verdächtigen Hauſes nach Dahlem hinaus. Mein Mann hatte kaum ſeinen Poſten in der Verkleidung eines Zeitungshändlers bezogen, als ein eleganter nach der Beſchreibung unzweifelhaft Rybinfki ſelbſt, den Garten kam und in einem großen offenen Sechsſitzer 0 8520 war 05 ff einſamen agen bl Uto zur Verfolgung n ort zur Hand. en ſich mein Beamter die Nummer des Rybinſkiſchen Wager gemerkt. Es iſt die Nummer von Alſens Bugatti.“ „Daran kann ich eigentlich 35 beſonders Auf finden.“ wandte Walter ein.„Doktor Lukas hat uns ſelbſt geſagt, daß Alſen ſeinen Wagen dem Klub wieder zur Verfügung geſtellt habe!“ Herr Valentini machte eine zuſtimmende Bewegung. „Das hat Doktor Lukas allerdings behauptet, eniſ aber nicht 21 Tatſachen. Bitte, hören Sie weiter. Ich f nämlich ſchon früher nach dem Alſenſchen Auto recherchiert und mir für eine eventuelle Fahndungsanzeige eine genaue Beſchreibung ſeines Wagens und deſſen Nummer geben laſſen. Damals war das Auto noch nicht zurückgebracht wor⸗ den, und als ich heute in der Garage wegen einer Unklarheit in der Beſchreibung noch einmal anrief, erfuhr ich zu mei⸗ nem Erſtaunen, daß die Rücklieferung auch bis jetzt noch be ſofort bei ihm angerufen, er mich ſobald als möglich icht e t ſei. 1 rfolgt ſei.(Vortſetzung folgt.) Natoel.Celce Schach⸗Aufgabe. d 8 e , C 27 2 2. 4, 7 7 4 d., 5, ,, c 0 u, u,. 7,* , c, 72 g 2 b C d 0 1 8 l Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. Sprichwort-⸗Rätſel. Wer reiſen will, der ſchweig fein ſtill. Anſehen koſtet nichts Wer Geld hat, iſt ein lieber Mann. Das iſt doch ſonnenklar. Was man nicht ſieht, das will man nicht haben. „Mit Schafen fängt man keine Wölfe. 7. Er jammert ihm die Ohren voll. 8. In der Welt iſt nichts ohne Mühe⸗ Aus vorſtehenden acht Sprichwörtern iſt je ein Wort zu nehmen. Zu einem Satz vereinigt, ergeben dieſe dann ein neues Sprichwort. S en g ge d Silben⸗Rätſel. Aus den 41 Silben: a a bo dap de do ee en er fur ge gi gout ho ka ke ker ne now o or paß pho ra ra ra ram rat rol ſang ſap ſche ſel ſes ſter ti to ul win za ſind 16 Wörter mit folgender Bedeutung zu bilden: 1. Herbſt⸗ blume, 2. Erzeugnis der Kochkunſt, 3. Germaniſcher Heer⸗ führer, 4. Griechiſche Dichterin, 5. Stadt in Pommern, 6. Stadt in Holland, 7. Gebirgsſtraße in der Schweiz, 8. Aegyp⸗ tiſcher König, 9. Muſe, 10. Kleidungsſtück, 11. Berg in Tibet, 1 Baumeiſter, 13. Blasinſtrument, 14. Berg in Armenien, 15. Alpenland, 16. Nebenfluß der Bode, Sind die Wörter richtig gebildet, ergeben deren Anfangsbuchſtaben von vorn nach hinten und Endbuchſtaben von hinten nach vorn ein Zitat von Adolf Wildbrandt. Streichholz⸗Aufgabe. e 1 1% 00 Vorſtehende zehn Streichhölzchen ſind zu fünf Paaren zuſammenzulegen, doch dürfen nur fünf Hölzchen anders gelegt werden, fünf müſſen unberührt bleiben. Auch müſſen die umzulegenden Hölzchen immer zwei Hölzchen über⸗ ſpringen. Ordnungs⸗Rätſel. Anis Endivien Erbſen Erdäpfel Esdragon Grünkohl Gurken Möhren Netzmelonen Rettiche Spargel Tomaten Unterkohl⸗ rabi.— Wer wiſſen möchte, wo die vorſtehend aufgeführten Feldfrüchte wachſen, der ordne dieſe anders. Die Anfangs⸗ Puchſtaben, zuſammengezogen, geben den nötigen Aufſchluß. Anagramm. Ich 9 5 6 1 einen Brief geſchrieben An meine 2 3 1 6 4 8 5, Ich 6 5 8:„Komm zum 6 5 2 21“ Legt' ein Vergißmeinnichtchen 6 1 3 4 3 1 iſt mein 5 2 2 1 4, Ich 2 1 6 1 ganz allein nur ihr. 1 möcht' ich ihren Namen hier nicht nennen; wird man ihn aus 1 bis 9 erkennen. Problem Ferien- ug III MAT pN OV TFRAT 0 e Work-Bildungs⸗Rätſel. Sie Brei Ort Bau Brett Gau Wind Stahl Sack Stein Sekt Faß Land. Jedes der vorſtehenden einſil⸗ bigen Wörter ſoll durch Vorſetzen eines der nachfolgenden 80 einem neuen, zweiſilbigen Wort umgewandelt werden. ſt die Ergänzung richtig erfolgt, ergeben die Anfangsbuch⸗ naben. aneinandergereihk. eine jetzt ſehr beliebte Erholunas⸗ reiſe. Aar Dieb dom Eck 4 In(n) Lauf Nacht Nord Obſt Ruck Ruhr Salz. Auflöſungen aus voriger Nummer: Kreuzworträtſel: a) Vonlinksnach rechts 1. Sara, 5. Elfe, 9. Erato, 11. Ill, 12. Kater, 13. Bad, 14. Aue, 15. Perſeus, 17. Tal, 19. Uri, 20. Ebene, 24. Ems, 25. Satin. 26. Raab, 27. Ralf.— b) Von oben nach unten: 1. Sekt, 2. Ara, 3. Rat, 4. Ate, 6. Libau, 7. Flaus, 8. Elde. 10. Oreſtes, 15. Parma, 16. Eliſa, 17. Tuer, 18. Senf, 21. Bar, 22. Eta, 23. Nil. Homonym: Der Bückling. Ordnungsrätſel. Spund Tarock Riſiko Aller Nabob: Strandkorb. Ergänzungsaufgabe: Brand Agent Dotter Eger Rente Eſtrich Italer Segel Eliſa: Badereiſe. Beſuchskartenrätſel: Auf baldiges Wiederſehn. Gleichklang: Ausgezogen. Silben⸗Kapſel⸗Rätſel Gute Erholung— Vergnügen. Bilder ⸗Rätſel: großes Schiff. Anekdoten Grenzen der Macht. Peter der Große hörte eines Tages wieder von meh⸗ reren bedeutenden Diebſtählen, die vorgefallen waren. Mit großer Heftigkeit rief er aus:„Bei Gott, das ſoll ein Ende nehmen!“ Er ließ darauf den Generalprokurator Paul Iwa⸗ nowitſch Jaguſchinſky zu ſich kommen.„Schreib!“ ſagte Peter,„ſchreib in meinem Namen, daß fortan ein jeder, Ein kleines Leck verſenkt wer es auch ſein mag, ohne weitere Unterſuchung und Spruch gehängt wird, der auch nur ſo viel ſtiehlt, als ein Strick zum Hängen koſtet!“ Der Generalprokurator hatte bereits die Feder in der Hand, ſprach aber jetzt höchſt erſchrocken:„Väterchen, bedenk die Folgen eines ſolchen Ukas“. „Schreib“, ſchrie ihn der Zar an,„wie ich dir geboten!“ Jaguſchinſky ſchrieb aber trotzdem nicht ſondern entgeg⸗ nete:„Aber, Väterchen Zar, willſt du denn Herrſcher ſein ohne Diener und Untertanen? Wir ſtehlen ja doch alle, nur einer offener, der andere verſteckter!“ Peter kam aus dem Grimm ins Lachen, ſah ſich um und ſagte:„Nun freilich, alle kann man nicht hängen laſſen!“ und wiederholte ſeinen Befehl nicht weiter. * Anbeugſamer Sinn. Gegen das Ende des Mittelalters beſtanden in Deutſch⸗ land große Handelsgeſellſchaften, die den geſamten Hande beherrſchten, und viele Kaufleute hatten wahrhaft fürſtliche Ver⸗ mögen gewonnen und aufgeſpeichert. Die großen Handels, herren leugneten aber ihre großen Vermögen friſchweg ab was ihnen damals leichter möglich war, weil es noch kein Vermögensſteuer und andere die Vermögen feſtſtellende Ein richtungen gab. Dieſes Ableugnen gelang jedoch nicht in aller Fällen, manchmal kam auch die volle Wahrheit an den Tag wie dies einmal im Jahre 1520 geſchah, wo durch einer öffentlichen Streit feſtgeſtellt wurde, daß eine dieſer Handels geſellſchaften in ſechs Jahren den ſiebenunddreißigfachen Betra; der Einlagen gewonnen hatte. In der Hochſtetterſchen Handelsgeſellſchafr hatte Bartho lomäus Rem in Augsburg 900 Gulden eingelegt, und nach ſechs Jahren waren auf ſeinen Anteil 33 000 Gulden Gewinn gekommen. Dieſen Betrag verlangte er. Die Geſellſchaft be hauptete aber, ſie ſei nur zur Zahlung von 26 000 Gulden verpflichtet. Damit war Rem nicht einverſtanden, er reiſte nach Spanien, um den Rat von Augsburg perſönlich be Kaiſer Karl zu verklagen; er folgte dem Kaiſer zur Krönunz nach Aachen und von da zum Reichstage nach Worms, wo e eine ſich darbietende Gelegenheit benutzte und zwei Güter wagen, welche der Hochſtetterſchen Geſellſchaft gehörten, eigen mächtig wegnahm. Nun ließ ihn der Kaiſer verhaften und nach Augsbur: abführen, wo ihn der Rat in den Heiligen⸗Kreuzturm einſperrte Jeden Morgen aber erſchien ein Ratsbote vor ſeiner Gefäng, ninstür und rief ihm mit lauter Stimme zu:„Bartholomäus willſt du 30 000 Gulden nehmen und frei von dannen ziehen?“ Doch Bartholomäus Rem antwortete jedesmal mannhaf und zwar bis an ſeines Lebens Ende:„Unter 38 000 Gulden tu' ich's nit!“ — o Berdet DD Ritglied 8 ie Ne is. nete: Nee 1 0 5 eme is R/ G40 120 Schöneres-volleres Haar durch Kröſtigung der Haarwurzeln und der Kopfhaut mit dem harvortagend Wirkenden Krüuter-Eſixier: »HAARWEGKERN. dem fortschrittliche n, slchetelrken- den Heart- Hell- und Pflegemittel. in Apolhe kon. Drogerien und Friseur- Qoschſten erhoſtlich Wo noch nicht votrslig, Berugsquellennocweis und uſblö rende Broschüte kostenl. durch die Alleinherstellerin: PHARMA-PHVYSIKA H. KAISER SERLIN NW 40 prels det 200 cem · Flasche nur RM 2. — 7 e eee eee r U 1 Gott grüß euch Ein origineller Schulmann war im 16. Jahrhundert der Rektor der berühmten Schule zu Goldberg in Nieder⸗ ſchleſien, deren Schüler auch Wallenſtein und Hans von Schweinichen, Schleſiens größter Zecher, geweſen, Valentin Trotzendorf. Dieſer bedeutende Pädagog ließ die ſehr ſtrenge Schul diſziplin durch die Schüler ſelbſt handhaben, indem er ſein ganzes Haus nach dem Muſter der römiſch⸗republikaniſchen Verfaſſung organiſierte, und Konſule, Senatoren, Zenſoren uſw. ernannte, über denen er ſelbſt als„immerwährender Diktator“ ſtand. Ganz beſonders liebte es der originelle Schulherrſcher, leine Schüler auf die Zukunft hinzuweiſen, wobei er ſich häufig folgender Anrede bediente:„Gott grüß euch, ihr Edlen, Bürgermeiſter, Ratsherren, kaiſerliche und fürſtliche Räte, ihr Handwerksleute, Künſtler, Kaufleute, Krämer, Büttel, Henker und Lumpe, was alles ihr nämlich noch werden könnet, je nachdem ihr euch aufführet.“ Haie Well. „Haben Sie ſchon die furcht⸗ dare Geſchichte gehört, die man von Fräulein Lehmann er⸗ zählt?“ „Ph e Ge⸗ hört? Die ſtammt f ja von mir!“ 9 Wel 22 2 G5. Gaſt(der ſich vergeblich mit einem Rumpſteak abgequäl hat):„Kellner bringen Sie mir dafür etwas anderes. Ich komme damit nicht zuſtande.“ Kellner(nach einer genauen Beſichtigung des Fleiſches)⸗ „Tut mir leid! Ich kann es nicht zurücknehmen. Sie haber es vollſtändig verbogen!“ * Richter zum Angeklagten:„Sind Sie ſchon wieder da? Habe ich Ihnen nicht das letzte Mal geſagt, ich wünſchte, Sie hier nicht mehr zu ſehen?“ Angeklagter:„Ja, Herr Richter, aber der Schutzmanr wollte es mir nicht glauben!“ a „Richter:„Nun erzählen Sie mir einmal, wie Sie es ertig gebracht haben, dieſen ſchweren Geldſchrank aufzu⸗ rechen?“ 8 Angeklagter:„Das, Herr Richter, können Sie wirklich icht von mir verlangen!“ Richter:„Warum denn nicht?“ Angeklagter:„Es iſt zuviel Konkurrenz im Saale!“ . Das Leiden. „Herr Doktor, ſagen Sie mir die vollſte Wahrheit, was nir fehlt!“ .„Geſundheitlich ſcheint Ihnen nichts zu fehlen; nach neiner letzten Liquidation zu urteilen, ſcheinen Sie aber kein geld zu haben!“ 2 Schon geſchehen. „Alſo Meiſter, Ihre Bilder ſind einzigartig! Vor allen Dingen bewundere ich Ihre fabelhaften Farbeneffektel um iebſten möchte ich einige Ihrer herrlichen Farben mit⸗ 1 „Nun, gnädige Frau. das iſt vielleicht nicht ganz aus⸗ eſchloſſen, Sie ſißen nämlich zufällig auf meiner Paletlel⸗ . „Was ſoll ich tun, Nelly? Ich habe zwei Verehrer— er eine iſt reich, aber ich liebe ihn nicht; der andere iſt arm. ind ich liebe ihn!“ „Da gibt es nur eins: folge deinem Herzen und nimm en, den du liebſt,— den anderen kannſt du mir vor⸗ ellen!“ 58 Skoßſeufzer. „Die Zeiten ſind ſchrecklich! Jetzt hab' ich vier Wochen lang die Unterſchrift eines bekannten 1 10 machen verſucht— und nun. wo i it bi ö Mann bankerott!“ e ene een meh e 5 Zwei Freunde haben die Nacht miteinander durchge⸗ bummelt. Sagt im Morgendämmern der eine zum andern: „Daß du aber nicht meiner Frau verrätſt, wo wir waren!“ Frägt der andere:„Ja, weißt du es denn?“ f „Spricht Ihr kleiner Sohn ſchon, Frau Lehmann?“ er⸗ kundigt ſich Frau Meier. g Ja, im letzten Frühjahr hat er ſprechen gelernt, und jetzt bemühen wir uns, ihm das Schweigen beizubringen!!! „Zum Wochenende Nr. 29 mit Nebenaus gaben:„Die Fa⸗ wilie“ und„Zum Zeitvertreib“. D. A. 2. Bj. 34: 614 608. Berangvortlich für den reduktionellen Teil Kurt Winkler verantwortlicher Anzeigenleiter Carl Görg.— Berla Sonntagsblatt Deutſcher Propmz Verleger, ſämtil Hern We Mauerſtraße 80. 3 ges im fn 2 2 5 dsc 100 Form 9 de- Nerwös? Ohne Wit! Sutgelaunt- Frisch- 00% i. Form Das idese Newentonieum, Retorm Seis Versuehspachugg s nette) 80 Pf. ladus ad Nefmstdese 78 9) 80 bt. Kur 278 908. Wenn dert nieht erhänlieh, dureh scos reg s co., BERLIN SW 28, Vereins, poftefr s, Nüsse, 5—— — Uitrawisiett bestrahlt, prompte Wirkung Jede Woche einmal Haarwaschenl N Iede Woche einmal Mi pekrtera ZITRKONENBAD