2 A F F 8 s —... mmm „ 2. Blatt zu Wr. 164 Die Ordnung der Getreidewiriſchaft Berlin, 17. Juli. Im Reichsgeſetzblatt wird eine Verordnung zur Ord⸗ nung der Getreidewirtſchaft veröffentlicht. Der erſte Abſchnitt beſtimmt, daß zur Regelung der Verſorgung ſowie des Ab⸗ ſatzes und der Verwertung von Getreide, Erzeugniſſen hier⸗ aus und von Brot ſowie der Preiſe und Preisſpannen für Erzeugniſſe aus Getreide und für Brot folgende Betriebe zu Getreidewirtſchaftverbände zuſammengeſchloſſen werden: 1. die Betriebe, die inländiſches Getreide erzeugen, 2. die Getreide bearbeiten oder Erzeugniſſe hieraus her⸗ ſtellen, 3. die Getreide oder Erzeugniſſe hieraus verteilen, 4. die brotherſtellenden Betriebe. Der zweite Abſchnitt hat die Uebergangsregelung der Ablieferung und der Verwendung von inländiſchem Rog⸗ gen und inländiſchem Weizen zum Gegenſtand. Bis zur Regelung des Abſatzes durch die Juſammen⸗ ſchlüſſe werden beſondere Beſtimmungen erlaſſen, wonach jeder Erzeuger, deſſen landwirtſchaftlich genutzte Fläche im Gelreidejſahr 1934/35 fünf Hektar überſteigt, verpflichtet iſt, für Zwecke der menſchlichen Ernährung oder für kechniſche Zwecke inländiſchen Roggen vom 16. Juli bis 31. Oktober 1934 in einer Menge abzuliefern, die 30 v. 9. der Menge enkſpricht, die der Erzeuger aus der Roggenernte 1933 bis zum 1. Juli 1934 abgelieferk hat, ferner inländiſchen Wei⸗ zen vom 16. Auguft bis 31. Oktober 1934 in einer Menge abzuliefern, die 29 v. 9. der Menge enkſpricht, die der Er⸗ zeuger aus der Weizenernte 1933 bis zum 15. Auguſt 1934 abgeliefert hat. Wenn ein Erzeuger im Rahmen der für ihn feſtgeſetzten Liefermenge oder ein Erwerber von inländiſchem Roggen oder inländiſchem Weizen für ſolches Getreide keinen Ab⸗ ſatz findet, ſo hat er dies dem für ihn zuſtändigen Getrei⸗ dewirtſchaftspverband zu melden, der die Aufgabe hat, für die Ware eine Abſatzmöglichkeit nachzuweiſen. Die Regelung der Ablieferung von inländiſchem Roggen und inländiſchem Weizen für die Zeit nach dem 31. Oktober 1934 erfolgt durch die Zuſam⸗ menſchlüſſe. Für den Verkauf von inländiſchem Roggen, Weizen, Futtergerſte und Hafer durch den Erzeuger werden Preiſe feſtgeſetzt. Vom Erzeuger dürfen ohne beſondere Erlaubnis nur Mühlen kaufen, die eine Geſamtleiſtungsfähigkeit von zehn Tonnen Roggen und Weizen und darunter haben oder für dei von der wirtſchaftlichen Vereinigung der Roggen⸗ und Weizenmühlen für Roggen und Weizen zuſammen ein Grundkontingent von nicht mehr als 1500 Tonnen feſtge⸗ ſetzt iſt. Jede Mühle iſt verpflichtet, ein ihr von der Reichs⸗ ſtelle zugehendes Angebot über den Verkauf von inländi⸗ ſchem Roggen oder Weizen an die Mühle anzunehmen, wenn die Reichsſtelle es verlangt. Für inländiſche Futtergerſte und inländiſchen Ha⸗ fer werden die Preisſpannen geregelt. Verteilungshänd⸗ ler und Verteilungsgenoſſenſchaften, die inländiſche Futter⸗ gerſte und Hafer von einem anderen als einem Erzeuger kaufen, müſſen den Feſtpreis zuzüglich eines Ausgleichbe⸗ trages zahlen. Jede im deutſchen Zollgebiet liegende Mühle darf von der Weizenmenge, die ſie vermahlt, vom 16. Auguſt bis 30. September 1934, in den einzelnen Monaten von Oktober 1934 bis Juli 1935 und vom 1. bis 15. Auguſt 1935 höch⸗ ſtens 20 vom Hundert Auslandsweizen vermahlen. Aus Roggen darf nur ſolches durchgemahlenes Mehl her⸗ geſtellt werden, das eine Aſche von mindeſtens 0,967 vom Hundert hat. Die Verordnung trat am 16. Juli in Kraft, mit Aus⸗ nahme der Beſtimmungen über den Zuſammenſchluß der deutſchen Getreidewirtſchaft. Was hat die Marktregelung verhütet? Gerade unter den deutſchen Bauern gibt es heute noch eine ganze Anzahl, die nicht einſehen wollen, daß die neue Marktregelung nur zum Beſten der Landwirtſchaft und da⸗ mit auch zum Wohle des ganzen deutſchen Volkes notwen⸗ dig war. Die Zeiten des liberaliſtiſchen„Ich“ ſind vorüber; an ihre Stelle iſt das nationalſozialiſtiſche„Wir“ getreten. Innerhalb Jahresfriſt iſt gerade für die Landwirtſchaft un⸗ geheuer Vieles geſchaffen worden, wenn man in Erwä⸗ gung zieht, in welch troſtloſem Zuſtande ſie ſich bei der Uebernahme der Regierung durch unſeren Führer befand. Ein ſolch gewaltiger Umſchwung bringt naturgemäß man⸗ cherlei Unangenehmes— wenigſtens für den Augenblick der Umſtellung unangenehm Erſcheinendes— mit ſich. Aber die nationalſozialiſtiſche Agrarpolitik iſt nicht für den Au⸗ genblick oder für eine kurze Spanne Zeit gedacht, ſondern auf weite Sicht. Wenn nun manche Bauern die bisherigen Erfolge beſonders infolge der neuen Marktregelung nicht oder nur teilweiſe anerkennen, ſo mögen ſie ſich doch einmal überlegen, wohin ſie gekommen wären, wenn der 19 05 nicht hätte das Staatsruder herumwerfen und ſeine beſon⸗ dere Hilfe der Landwirtſchaft angedeihen laſſen können. Die Landwirtſchaft lag vollſtändig darnieder; es rentierte ſich kaum noch, den Acker zu beſtellen oder Vieh groß zu ziehen. Der größte Teil der Bauern ſtand vor der Pleite und konnte jeden Tag von Haus und Hof vertrieben werden. Was wäre die Folge davon geweſen? das deutſche Volk hätte ſich nicht mehr ſelbſt ernähren können und wäre im⸗ mer mehr auf die Einfuhr von Lebensmitteln aus dem Aus⸗ lande angewieſen worden. Aber infolge der geringen Kaufkraft des deutſchen Volkes hätte dieſe Einfuhr auch nur gering ſein können, ſodaß ſchließlich Mangel an Lebens⸗ mitteln und ſomit Hungersnot eingetreten wäre. Dies hätte wieder zur Folge gehabt, daß Unruhen im deutſchen Va⸗ terlande ausgebrochen wären und ſchließlich der Kommu⸗ nismus triumphiert und ſeine Orgien gefeiert hätte. Es wäre alſo der Beſtand des ganzen Reiches gelährdet wor⸗ den Dies alles iſt aber durch die Maßnahmen der natio⸗ nalſozialiſtiſchen Regierung verhütet worden und nicht nur dies, ſondern durch die neue Marktregelung iſt die Exiſtenz der Bauern geſichert und dafür geſorgt worden, daß ſich ihre Arbeit wieder rentiert und außerdem der Allgemeinheit die Brotfreiheit geſichert. Steht ſich denn der Bauer in den anderen Län⸗ dern, von denen wir heute noch Lebensmittel beziehen müſſen, beſſer als der deutſche Bauer? Einige Beiſpiele mö⸗ gen zeigen, daß ſeine Lage durch die agrarpolitiſchen Maß ⸗ Neckar- nahmen bedeutend beſſer iſt als die der andern. In Oeutſch⸗ land koſteten im Juni 1934 100 Kilogramm Markenbutter (Berlin) 250 Mark; in Dänemark dagegen 76 Mark, in 91 land 74 Mark und in England 110 Mark. Bei uns erhält der Bauer für den Liter Milch ungefähr 10 Pfg., im Groß⸗ handel Nordamerikas 8 Pfg. und in Dänemark, wo nur die Milch ab Meierei notiert wird, 4 Pfg. Auch bezüglich der Getreidepreiſe beſteht großer Unterſchied zwiſchen dem deut⸗ ſchen und dem ausländischen Getreide. Die deutſchen Bauern haben für die Tonne Weizen ungefähr 180— 185 Mark und für Roggen pro Tonne etwa 145—150 Mark erhalten. Ohne die bekannten Maßnahmen aber hätten die Preiſe nur um weniges über dem Weltmarktpreiſe gelegen. In Amerika koſtet der Weizen trotz Stützung nur 65 Mark, in Dänemark nur 68 Mark und in Holland nur 74 Mark pro Tonne. Wenn man bedenkt, daß im Juni dieſes Jahres beſter kanadiſcher Weizen 82 Mark pro Tonne, ſüdamert⸗ kaniſcher 60 Mark pro Tonne, argentiniſcher Roggen 45 Mark por Tonne, Gerſte 53 Mark, Mais ungefähr 50 Mark und argentiniſcher Hafer nur 38—40 Marf frei deutſcher Einfuhrhafen koſteten, dazu die Frachtſpeſen pro Tonne von 5—10 Mark gerechnet, was erhält dann der dortige Bauer für ſeine Erzeugniſſe! In Amerika beträgt der Preis pro Pfund für Schlachtrinder oder Schlachtſchweine rund 10 Pfg.; in Dänemark erhält der Bauer für Schlachtſchweine pro Pfund 40 Pfg. Auch die Eierpreiſe weichen in Deutſch⸗ land bedeutend von denen anderer Länder ab. Der deut⸗ ſche Bauer erhält für das Ei durchſchnittlich ungefähr 7—8 Pfg., in Holland 4 Pfg.(beſonders große Eier bis 6 Pfg.) und in Amerika durchſchnittlich etwa 3 Pfg. Wenn die nationalſozialiſtiſche Regierung nicht ſofort eingegriffen hätte und wenn die Arbeitsloſigkeit weiter ge⸗ ſtiegen wäre, ſodaß ausländiſche Produkte unſer Land immer mehr überſchwemmt hätten, dann hätten un⸗ ſere Bauern beſtimmt mit ſolchen Preiſen ſich zufrieden geben müſſen, wie wir oben an den Erzeugniſſen im Aus⸗ lande gezeigt haben. Wir ſehen alſo, daß die neue Marktregelung die deut⸗ ſche Landwirtſchaft vor dem oollſtändigen und endgültigen Zuſammmenbruch bewahrt hat. Die oben angeführten Beiſpiele ſprechen für ſich. Man ſollte meinen, daß auch der eingefleiſchteſte Nörgler hier ver⸗ ſtummt und die Leiſtungen der agrarpolitiſchen Maßnahmen voll anerken Es geht ja nicht nur um ſeinen Beſtand, ſon⸗ dern um den des ganzen deutſchen Volkes. Handel und Wirtſchaft (Ohne Gewähr.). Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 16. Juli. Amtlich notierten: Weizen, inl. Marktpreis 21.20, Erzeugerpreis Be⸗ zirk 9 20.10, 10 20.30, 11 20.60, Mühleneinkaufspreis Bezirk 9 20.50, 10 20.70, 11 21; Roggen, ſüdd., Mühlen⸗ einkaufspreis Bezirk 8 17.70, 10 18; Wintergerſte, neu 18 bis 20; Raps, inl. ab Station 31; Mais mit Sack 19.50 bis 19.75; Weizenkleie, feine mit Sack, Mühlenpreis 11.25, grob 11.75; Roggenkleie, Mühlenpreis 12; Weizenfuttermehl 12.25; Roggenfuttermehl 12.75; Weizennachmehl 16; Weizen⸗ nachmehl 4b 16.75; Erdnußkuchen 17.20; Sojaſchrot 16; Rapskuchen 14.50; Palmkuchen 15.70; Kokoskuchen 17.70; Leinkuchen 17.60; Biertreber 15.50 bis 16; Malzkeime 14 bis 15; Rohmelaſſe 9; Weizenmehle, Type 563(Spezial Null), inl., Weizenfeſtpreisgebiet 11 29.25, 10 29.15, 9 29.05, 7 28.85 Mark, Aufſchlag für Weizenmehl mit 15 Prozent Aus⸗ landsweizen 0.75 Mark, mit 30 Prozent Auslandsweizen 1.50 Mark, Frachtausgleich 0.50 Mark für 15 Tonnen⸗Ladungen; Roggenmehle, Type 610(60prozentig), Feſtpreisgebiet 9 25.75, 8 25.25, plus 0.50 Mark Frachtausgleich, Abſchläge für Type 700(65prozentige Ausmahlung) 0.50 Mark, Type 815(70prozentige Ausmahlung) 1 Mark, Mehl für 100 Kilo⸗ gramm zuzüglich 0.50 Mark Frachtausgleich. Neue Kartoffel⸗Preiſe Für die Zeit vom 16. Juli bis auf weiteres lauten die vom Reichsnährſtand Hauptabt. II im Rahmen der Abſatz⸗ regelung von Früßhkartoffeln feſtgeſetzten Preiſe, die nicht überſchritten werden dürfen, wie folgt: Für geſchloſſene Anbaugebiete bei Abgabe durch die Be⸗ zirksvertriebsſtelle an die Verteiler Größe 16 RM., Größe l! 4 RM. für nicht geſchloſſene Gebiete bei Abgabe des Er⸗ zeugers an den zugelaſſenen Verteiler 5.64 bzw. 3.64 RM. Die Preiſe gelten in Reichsmark für 50 Kg. ausſchließlich Sack. Sie dürfen nicht unterſchritten werden. Der Außenhandel Die Zahlen für den Juni und das erſte Halbjahr. Berlin, 16. Juli. Die Außenhandelsumſätze haben ſich in Ein⸗ und Aus⸗ fuhr im Juni kaum verändert. Die Einfuhr war mit 377 Millionen Mark um etwa 2 Millionen Mark geringer als im Vormonat. Mengenmäßig hat ſie etwas ſtärker ab⸗ genommen(minus 3 v. H.), da der Durchſchnittswert geſtie⸗ gen iſt. Während die Rohſtoffeinfuhr um rund 14 Millionen Mark geſunken iſt, hat die Einfuhr von Lebensmitteln um 8 Millionen Mark und die Einfuhr von Fertigwaren um 3 Millionen Mark zugenommen. Soweit ſich jetzt ſchon feſt⸗ ſtellen läßt, hat im Juni die Einfuhr aus den Ueberſee⸗ ländern überwiegend abgenommen. Die Einfuhr aus 4 Ländern weiſt überwiegend kleine Erhöhungen auf. Die Ausfuhr war mit 339 Millionen Mark etwas höher als im Vormonat. Dieſes Ergebnis iſt inſofern be⸗ merkenswert, als die Ausfuhr in faſt allen Vorjahren von Mai zu Juni mehr oder weniger ſtark zurückgegangen iſt. Im Juni des vergangenen Jahres betrug der Rückgang bei⸗ ſpielsweiſe faſt 9 v. H. Hierbei iſt allerdings zu berückſich⸗ tigen, daß die Ausfuhr in den Monaten April und Mai dieſes Jahres verhältnismäßig niedrig war. Geſtiegen iſt a die Ausfuhr von Fertigwaren ſowie von Lebens⸗ mitteln. Die Handelsbilanz ſchließt im Juni mit einem Einfuhrüberſchuß von 38 Millionen Mark gegenüber 42 Millionen im Mai ab. Im Juni des vergangenen Jahre⸗ war ſie mit 28 Millionen Mark aktiv. Im erſten halbjahr 1934 betrugen die Ein ⸗ fuhr 2302 Millionen Mark, die Ausfuhr 2086 Millio- nen Mark. Es ergibt ſich ſomit handelsbilanzmäßig ein Aeberſchuß der Wareneinfuhr über die Waren- ausfuhr von 216 Millionen Mark. n le o viel Naſchha Dienstag, 12. quli 1934 Sportnachleſe vom Sonntag. Badiſche Schwimm⸗MMeiſterſchafken. Unter der Obhut von Gauſchwimmwart Meyer(Karls⸗ ruhe) wurden am Sonntag in der alten Markgrafenſtadt Durlach die badiſchen Schwimm ⸗Meiſterſchaften durchgeführt, Die einzelnen Rennen boten eine gute Beſetzung und brachten auch die erwarteten harten Kämpfe. Meiſtertitel konnten aller⸗ dings nur in drei Einzelrennen und zwei Staffeln zuerkannt werden. Dieſer Umſtand liegt in der Tatſache begründet, daß die Schwimmer ihre Meiſterſchaften auf Grund einer ver⸗ bandsſeitig feſtgelegten Mindeſtzeit durchführen, ein Ver⸗ fahren, das ſich auch heute wieder als zuverläſſig erwieſen hat, wenn man die Waſſertemperatur von nur 16 Grad und die zeitweilig unangenehmen Regenfälle in Betracht zieht. Sämtliche fünf Meiſterſchaften fielen an den Karlsruher SV. 99 durch einen Sieg von Faaß und Frl. Zipfe ſowie durch zwei Staffelerfolge. In den nicht als Meiſterſchaften gewerteten Kämpfen waren die Karlsruher Neptunleute mit ſieben Siegen am er⸗ folgreichſten, während ſich im übrigen der Mannheimer SV. mit beträchtlichen Leiſtungen in den Vordergrund ſchob. Württembergiſche Schwimm⸗Meiſterſchaften. Die württembergiſchen Schwimm⸗Meiſterſchaften wurden am Sonntag vor 1500 Zuſchauern in Salach ausgetragen, wo der erſt vor kurzer Zeit in den DSV. eingetretene Schwimmverein eine ausgezeichnete 50⸗Meter⸗Bahn beſitzt. Die Organiſation klappte ausgezeichnet und es gab hart⸗ näckige, ſpannende Kämpfe. Die Ueberraſchung des Tages war, daß ſich der SV. Göppingen einmal mehr als der erfolgreichſte Verein herausſchälte, obwohl er ſelbſt durch zahlreiche Abgänge ſtark geſchwächt und auf der anderen Seite durch den Zuſammenſchluß der beiden Heilbronner Vereine die Konkurrenz aus der Käthchen⸗Stadt beſonders ſtark geworden war. Aber die Göppinger beherrſchten vor⸗ Frauenkonkurrenzen, ſo daß ihre Vorrang⸗ nehmlich alle l württembergiſchen Schwimmſport ungebrochen ſtellung im blieb. Südweſtdeutſche Schwimm⸗Meiſterſchaften. Die ſportliche Ausbeute entſprach voll und ganz den Erwartungen. Es ſtellte ſich dabei heraus, baß der Bezirk Wa die beiden anderen Bezirke des Gaues um ein Beträchtliches überragte, und zwar dank des hervorragenden Abſchneidens des 1. Frank⸗ furter Schwimm⸗Clubs, der wie am erſten Tage ſchen eine dominierende Rolle ſpielte. Beſondere Erwähnung verdient das gute Abſchneiden der hallenbadloſen Vereine von Worms und Mainz, ſowie der Eifer der Altersklaſſenſchwimmer. Sämtliche Titel fielen an die Favoriten. Maus⸗Offenbach puppe ſich als nach wie vor ſchnellſter Sprinter; über 400 Meter und 1500 Meter war der Frankfurter Witthauer nicht zu ſchlagen; 5 und Rücken fielen im Alleingang an Franz und Endres, beide vom 1. Frankfurter SC. Im Kunſtſpringen zeigte der neue Meiſter Schütz⸗Jungdeutſch⸗ land Darmſtadt ſehr gute Leiſtungen und eine klare Form⸗ verbeſſerung. Bei den Damen wurden zwei Titel ohne Kon⸗ kurrenz vergeben. Frl. Kapp⸗Allianz holte ſich das Springen und Frau Reitzel⸗Darmſtadt die 100 Meter Kraul. Die Deutſchen Hochſchul⸗Meiſterſchaften wurden am Sonn⸗ tag in Frankfurt beendet. In der Leichtathletik gab es ſechs neue deutſche Studenten⸗Beſtleiſtungen und zwar bei den Herren im 400 Meter⸗Lauf, 800 Meter⸗Lauf und Wett⸗ ſprung und bei den Frauen in der Amal 100 Meter⸗Staffel, im Speer⸗ und Diskuswerfen. Bei den Schwimmern wurden vier Studenten⸗Rekorde verbeſſert und zwar über 1500 Meter⸗ Crawl, in der Zmal 100 Meter⸗Lagenſtaffel, der Amal 100 Meter⸗Bruſtſtaffel und der Amal 100 Meter⸗Crawlſtaffel. Die Waſſerball⸗Meiſterſchaft ſicherte ſich die TH. Darmſtadt durch einen 5:4⸗Sieg über die TH. Dresden, Handballmeiſter wurde die Aniv. Köln mit 12:8 gegen Univ. Breslau. Als beſte Univerſität nach Abſchluß aller Wettbewerbe zeigte ſich die Univerſität Berlin mit 95 Punkten vor Univerſität Köln mil 60 Punkten. Die Sp.⸗Agg. Prag Stuttgart trug einen Klubkampf im Boxen gegen die Staffel des Boxrings Mannheim aus und ſiegte im Geſamtergebnis mit 9:5 Punkten. Die Sieger des 20. Deutſchen Bundesſchießen Das 20. Deutſche Bundesſchießen fand mit der Sieger⸗ verkündung ſeinen Abschluß. Dabei wurden u. a. folgende Ergebniſſe bekanntgegeben: Deutſcher Bundesmeiſter im Feld⸗ und Stand⸗ ſchieß en wurde Adolf Bohlig jun., Berlin, mit 963 Ringen. Deutſcher Bundesmeiſter für Kleinkaliberſchießen wurde Franz Meiler aus St. Poelten mit 853 Ringen. Piſtolenmeiſterſchützen des 20. Bundesſchießens wurden der Weltmeiſter Torſten Allmann, Wäreſoe(Schwe⸗ den), mit 535 Ringen und Dr. W. Schneider(Schweiz) 522 Ringe. a a 5. Mannſchaftslampf. fünf Waffen: 1. Schützen⸗ gilde der Hauptſtadt B.. 1032 Ringe, 2. Leipziger Schüt⸗ zengeſellſchaft von 14“ 1060, 3. Königlich privilegierte Hauptſchützengeſellſchaft, München, 1047. i 8 Eistechnik. Eistechnik har nichts mit Sonja Henie und nichts mit der Winterolympiade zu tun; ſie braucht keine Schlittſchuhe und keine eigens dafür komponterte Muſik, ſie har ſich bis jetzt noch nicht zu Wettſpielen und Rekorden aufſchwingen können. Es gehört zu ihr nur ſchönes warmes Sommerwetter, Naſchhaftig⸗ keit, ein geſunder Magen und eine außerordentliche Zungen⸗ fertigkeit. Denn die Eistechnik, die ich meine, von der ich hier Lieder ſinge, iſt ein Vorrecht aller Kinder und derer, die ſich auch ſonſt nicht genieren. Man holt ſich zu ihrer Ausübung bei einem von den Männern oder Mädchen in den weißen Jacken und Schürzen, die hinter zwei oder drei gelbleuchtenden, blitzblanken Meſſingdeckeln thronen,„fier ahn Eis“ Dann bekommt man eine goldgelbe Waffeltüte in die mehr oder weniger ſchmierige Rechte— kennen Sie einen Bub, der ſich freiwillig vorm Eſſen die Hände wäſcht?!— und nun kann man beweiſen, ob man die Eistechnik hat oder nicht. Die Champions können das gelbe Vanille⸗ oder das braune Schokolade⸗Eis mit der Zungenfläche zu Figuren lecken und, obne die Waffeltüte zu zerbrechen, das letzte ſüße, jetzt ſchon ein bißchen warm gewordene Tröpfchen heraustupfen. Die Junioren der Eisleck-Klaſſe begnügen ſich damit, mit tapferem Schlürfen ein ſaxophonähnliches Geräuſch hervorzurufen und ſich wenigſtens nur die Kinnlade, nicht aber auch die Bluſe zu verſchmteren. Aber wenn man über der ſchleckenden Zunge und dem ſüßen Eisberg die hingebungsvollen Mienen, die glück⸗ lichen Augen dieſer Schlaraſfen ſieht, dann weiß man, daß die Mutter gar kein Recht hat. die Hände wegen verſchmierter Ge⸗ ichter und einiger anderer Gegenſtände zuſammenzuſchlagen fügte hat ihr Recht in ſich ſelbſt! M. W. 2 Le, Cecſ unge? Eine frau erfindef die Briefmarke Der 6. Mai 1840 iſt der Geburtstag der Briefmarke, an dieſem Tage erblickte ſie das Licht der Welt. Ueber ihre Erfindung ſind die Gelehrten ſich nicht ganz einig, manche behaupten, daß die Idee von einer Frau ſtammt, und zwar von einer ſchönen Hofdame, der Frau von Longueville, die am Hofe König Ludwigs des XIV. eine Rolle ſpielte. Der König hatte„Briefkäſten“ aufſtellen laſſen, um„Stadtbriefe“— aber nur ſolche— zuſtellen zu laſſen. Die Frankierung dieſer Briefe, deren Beſtellung zwei Sols (einen Sou) koſtete, geſchah durch ein„Billet de port payé“, das als Vorläufer unſerer jetzigen Briefmarke an beſtimmten Orten käuflich zu haben war Vordem war es in Paris Sitte, daß, wer einen Brief zu befördern hatte, ihn ineige⸗ ner Perſon aufgeben bezahlen und eventuell bei der einen für dieſen Zweck errichteten Poſtanſtalt die erforder⸗ liche Auskunft geben mußte, die die öffentliche Annahme der Briefſchaften mit aller zeitgemäßen Umſtändlichkeit zu be⸗ ſorgen hatte. Natürlich ergab ſich dabei ein ſehr unbehag⸗ liches Gedränge und eine harte Geduldsprobe für gar manchen. Dieſe ebenſo unbequeme wie auch indiskrete Einrichtung brachte die geiſtvolle Marquiſe de Longueville auf einen Gedanken.„Kommt denn wirklich ſo viel auf die Kontrolle eines Briefes an, für den man zwei Sols zu bezahlen hat?“ fragte ſie eines Tages den General⸗-Poſtintendanten Fouquet. „Das nicht!“ erwiderte dieſer,„doch das Porto— die Er⸗ hebung des Portos.“„Oh, was das betrifft,“ fiel ihm die ſchöne Frau lächelnd ins Wort.„da iſt doch leicht zu helfen!“ Und ihm eine der kleinen bunten Oblaten hinhaltend, mit denen man die Briefe ehedem zu ſchließen pflegte, fuhr ſie fort:„Hier iſt es, dieſes Porto“ Fouquet ſah ſie voll Er⸗ ſtaunen und ohne zu begreifen an„Wenn man auf eine ſolche kleine Oblate.“ erklärte Frau von Longueville„das königliche Wappen und die Zahl zwei— zwei Sols— ſtem⸗ peln würde, und ſolche Oblaten nur der Drucker des Königs herſtellen dürfte, und wenn dieſe ſtellvertretenden Porto⸗ Oblaten, als Erſatz für das bisherige klingende Porto, an be⸗ ſtimmten Stellen verkauft würden, und man alsdann ſeine Briefe bequem und nach Belieben ohne weitere Störung und Kontrolle, in Käſten werfen dürfte, die an verſchiedener. Orten von Paris aufge⸗ ſtellt, einen Spalt be⸗ ſäßen, nur eben groß genug, um Briefe für zwei Sols hineinzu⸗ laſſen, dann erſt wäre man imſtande, auf leichte und verſchwiegene Art Oben links: Die erſte Marke der Welt, herausgegeben 1840 von Großbritannien. Daneben: Die „Schwarze Einſer“, Bayern 1849. Rechts: Eine Rarität: Das „Ochſenauge“, im Jahre 1849 von Braſilien gedruckt. und Weiſe die Briefe zu befördern.“ Mit Begeiſterung ging Fouquet auf die geiſtvolle Idee der Marquiſe ein, und ſchon nach kurzer Zeit erſchien eine königliche Bekanntmachung, daß ein jeder fortan ſeine Stadtbriefe ſelbſt frankieren könne. Viele Jahre ſpäter, im Jahre 1840, brachte i britanniſche Generalpoſtmeiſter Roland Hill, die erſte Marke zur Einführung, die den Kopf der Königin Viktoria trug. Dieſem Beiſpiel folgte zunächſt im Jahre 1843 Ber 90 ilien, und es kam die Marke mit dem ſogenannten„Ochſenauge“ in Umlauf Bald folgten die Schweizer Kantone Zürich und Genf, ferner New Hork, 1845 der Kanton Baſel und die Stadt St. Louis, 1846 andere amerikaniſche Städte, 1847 die Vereinigten Staaten, 1848 die Inſel Bermuda und 1849 Bayern mit dem ſogenannten„Schwarzen Einſer“. Dem Beiſpiele von Bayern folgten 1850 Preußen und Schleswig⸗ Holſtein mit der Einführung von Freimarken für den all⸗ gemeinen Briefverkehr. i Als Markenſchutz ſehen wir im Anfange Wertziffern, Wappen, Brieftaube und Königsköpfe. Späterhin wurden Staatsgebäude, Landſchaften, Tiere aller Art, ſymboliſche Zeichen uſw. bevorzugt. Die Vorliebe der Briefmarken⸗ ſammler für beſonders ſeltene Stücke hat die Regierungen 1 5 und wieder veranlaßt, ganz kleine Auflagen von Marken erauszugeben. Dieſe waren natürlich ſofort vergriffen, und o 5 5 Wert der Briefmarke immer höher. Von deut⸗ ſchen Briefmarken iſt die größte Seltenheit ein Fehldruck einer altſächſiſchen Marke. Es iſt dies die Einhalb⸗Neu⸗ groſchen⸗Marke aus dem Anfang der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, die blau anſtatt grau gehalten iſt. Das letzte Stück dieſer Marke erzielte einen Liebhaberpreis von 1200 Mark. Heute iſt die Briefmarke in ihrem Weiterbeſtehen ge⸗ fährdet, da bei Maſſenſendungen ſich die Barfrankierung ſchon bewährt hat. Der Nachweis, daß das Porto bezahlt iſt, wird in dieſem Falle durch den Aufdruck eines Stempels geführt. Da aber noch manche techniſche Schwierigkeit bis zur dauernden und ausſchließlichen Einführung dieſer Ein⸗ richtung als Briefmarkenerſatz zu überwinden iſt, liegt das Ende der Briefmarke doch wohl noch in ſehr weiter Ferne. Ein eigenartiges Land San Marino, Zwergſtaat in Europa. San Marino, das winzige Staatsgebilde in Mittelita⸗ lien, von dem die Welt ſonſt kaum ſpricht, iſt aus ſeiner Weltabgeſchiedenheit herausgetreten. Nach dem im Jahr 1914 erneuten Freundſchaftsvertrag ſteht die Zwergrepublik unter dem Schutz Italiens, das auch das Zoll⸗ und Poſt⸗ weſen beſorgt; doch hat die 13 000 Einwohner zählende Re⸗ publik San Marino ihre eigenen Briefmarken und Münzen, wie ſie auch ſelbſtändig Adelstitel verteilt und über zwei eigene Orden verfügt. Dieſer friedliche Zuſtand wurde im vergangenen Jahre durch eine Verſchwörung bedroht, die darauf abzielte, die beiden Regenten der Republik zu er⸗ morden und ſich mit Gewalt der Regierung zu bemächtigen. Die Regenten waren aber ſchneller als die Verſchwörer und ſorgten dafür, daß die auf Sizilien lebenden politiſchen Verbannten, die hinter der Bewegung ſtanden, feſtgenom⸗ men wurden. Bef den Anſtiftern handelte es ſich üm Mit⸗ glieder der aufgelöſten Organiſation der Mafia.„Dank dem Schutze unſeres Heiligen“, hieß es damals in einem Mani⸗ feſt der Regierung, kam die Regierung in die Lage, die drohende Gefahr rechtzeitig zu beſchwören und Volk und Land vor dem Anſchlag einer kleinen Zahl von Miſſetätern zu ſchützen“. Der hier erwähnte Heilige iſt Marinus, nach der Le⸗ gende der Gründer der Stadt San Marino. Von Beruf Steinmetz, verließ er während der Chriſtenverfolgung ſeine Heimat Dalmatien und kam übers Meer nach Rimini. Dort arbeitete er eine Zeitlang bei der Erweiterung der Hafen⸗ anlagen und dem Wiederaufbau der von eindringenden Stämmen zerſtörten Stadt. Später wurde er der Welt müde und entſchloß ſich, den Reſt ſeiner Tage in frommer Betrachtung zu verbringen. Zu dieſem Zweck erbaute er am Fuße des Monte Titano eine Einſiedelei. Der Ruf des frommen Eremiten verbreitete ſich raſch. Aus der Nach⸗ barſchaft kamen Hirten und Bauern, die ſich am Monte Titano niederließen und eine Gemeinſchaft bildeten, deren Mittelpunkt der heilige Eremit war. Nach dem Tod des heiligen Marinus, der vermutlich um das Jahr 366 er⸗ folgte, warben ſeine Anhänger raſch weitere Proſelyten, ſo daß die kleine Siedlung bald zu einem Dorf mit einem Kloſter heranwuchs. Im 10. Jahrhundert wurde das Klo⸗ ſter zum Schutz gegen die Einfälle der Barbaren befeſtigt, und aus ſtrategiſchen Gründen wurden noch weitere Land⸗ erwerbungen der Kloſterfeſtung angegliedert. Am Ende des 12. Jahrhunderts vertauſchten die Leute von San Marino, wie die Siedlung Monte Titano jetzt hieß, ihre kirchliche gegen eine weltliche Verfaſſung und ſchufen damit eine Re⸗ publik mit einem Verwaltungsrecht, das der Keim der heu⸗ tigen Verfaſſung wurde. Tatſächlich war San Marino im ganzen Verlauf ſeiner Geſchichte dank dem unerſchütterlichen Mut ſeiner Bevölkerung trotz zahlreichen Angriffen in der Lage, ſeine Unabhängigkeit zu behaupten. Die Bürger ſchlu⸗ gen deshalb auch das Angebot Napoleons, eine Beſitz⸗ erweiterung, aus, was der Grund war, daß San Marino nicht dem Königreich Italien einverleibt wurde. Heute iſt die Republik politiſch und wirtſchaftlich ſo unabhängig wie früher; ſie hat die gleichen internationalen Rechte wie andere Staaten und ihre eigenen diplomatiſchen und konſulariſchen Vertreter. Ihre Verfaſſung, eine der eigenartigſten Europas und wahrſcheinlich der ganzen Welt, hat ſeit ihrem Inkrafttreten im 13. Jahrhundert nur ge⸗ ringe Veränderungen erfahren. Die Regierungsgewalt glie⸗ dert ſich danach in den„Arringo“, den Rat der Sechzig, zwei „Capitani Regenti“, den Rat der Zwölf und den wirt⸗ ſchaftlichen Staatskongreß. Der„Arringo“, der vor der Mitte des 13. Jahrhunderts eingeſetzt wurde, war urſprüng⸗ lich die geſetzgebende und die Oberhoheit ausübende Körper⸗ ſchaft. Er umſchloß und umſchließt theoretiſch noch heute alle die Häupter der Familien in San Marino und darf deshalb als die demokratiſchſte Inſtitution gelten, die es in Europa überhaupt gibt. Als ſich aber angeſichts der wach⸗ ſenden Bevölkerung dieſe Körperſchaft als zu vielgliedrig erwies, wurde ihre Macht auf ein engeres Gremium be⸗ ſchränkt, das aus den Mitgliedern des urſprünglichen„Ar⸗ ringo“ gewählt wurde. Alle ſechs Jahre tritt dieſes Gre⸗ mium zur Wahl des Rats der Sechzig zuſammen. Dieſer übt unter dem Vorſitz der beiden Regenten, die ihn auch als Mitglieder angehören, ſeit dem 15. Jahrhundert die tatſächliche Regierungsgewalt aus. Er erläßt die Geſetze, beſtimmt den Haushalt, ſchließt Verträge, ernennt die bei⸗ den Regenten, die Staatsbeamten und diplomatiſchen Ver⸗ treter und beſorgt im allgemeinen die Verwaltungsgeſchäfte. Die Exekutive, die in den Händen von zwei Vertretern, deren Namen ſchon im Jahre 1244 erwähnt wurden, liegt, iſt eine weitere Eigentümlichkeit der Verfaſſung San Ma⸗ rinos. Die beiden„Capitani Regenti“, an Befugniſſen ebenbürtig, haben an ihrer Macht, die ſie in der Vergangen⸗ heit ausübten, aber ſtarke Einbuße erlitten. Heute iſt ihre Tätigkeit meiſt repräſentativer Natur und beſteht in der Hauptſache in dem Vorſitz im„Arringo“, in den Ratsver⸗ ſammlungen, die nur mit ihrer Zuſtimmung einberufen werden können, und in der Ratifizierung von Verträgen. gründet. Er baute ſich hier ein kleines Luſtſchloß, und ſeinen Nachfolgern gefiel der Platz ſo ausgezeichnet, daß ſie den Erholungsaufenthalt in dem buen retire länger und länger ausdehnten. Nach und nach wurden dann auch die Sekre⸗ tariate und Kanzleien nach der Kolonie„Ohne Sorge“ ver⸗ Die Geſchichte des Blumenkohls und ſeine Kultur Es wird wenig bekannt ſein, daß einſt die Roſe des Blumenkohls eine krankhafte Veränderung des Blütenſten⸗ gels war, die durch bewußte Züchtung verfeſtigt wurde. Allem Anſchein nach handelt es ſich hier um den züchteriſch ſehr bemerkenswerten Fall des plötzlichen Auftretens einer Mißbildung, die von einem Gärtner beobachtet, in ihrem Wert erkannt und durch geſchickte Weiterzucht erhalten ge⸗ blieben iſt. Auch in anderer Beziehung iſt der Blumenkohl ſehr bemerkenswert. Er taucht unvermittelt in Kräuter⸗ büchern des 16. Jahrhunderts——— auf, wahrſcheinlich iſt das neue Gemüſe aus Zypern gekommen. Dem Alter⸗ tum und Mittelalter war die Pflanze nicht bekannt. In England erwähnt man zuerſt im Jahre 1597 den Blumenkohl, doch nennt man hier noch im Jahre 1629 die neue Kohlart als wenig bekannt, und 1771 hieß es:„Der Blumenkohl oder Braſ⸗ ſica wird alſo genannt, die. 5 weil er inwendig in der Mitte, gleich wie eine kleine, gelbechte, krauſe Blume, dick ineinan⸗ derwächſt. Diss bringt in Teutſchland ſelten guten Saamen, daß wieder gleicher Art Kohl daraus wachſe. Iſt ſehr gut und zart zu eſſen, und mag lang durch den Winter im Keller gehalten werden.“ Die älteſten Kräuterbücher kennen den Blumenkohl noch nicht. Die Pflanze ſcheint alſo in der Mitte des 16. Jahr⸗ 8 0 nach den Niederlanden gekommen zu ſein. Welcher eliebtheit ſich in früheren Zeiten der Blumenkohl erfreute, zeigt ein Gemälde Franz Snyders, eines holländiſchen Ma⸗ lers, der von 1579—1657 lebte, ferner die Vorlage eines Bildteppichs aus dem 17. Jahrhundert, die nach Skizzen von Jan van den Hoecke gemalt iſt. Dieſe Bilder zeigen uns, bis zu welcher Vollkommenheit der Blumenkohl damals N Blumenkohl, gut und zart zu eſſen legt, die allmählich zu einem Städtchen mit Villen, Land⸗ häuſern und wiſſenſchaftlichen Inſtituten heranwuchs. Heute zählt der Villenvorort über 60 000 Einwohner, von denen 5000 Europäer ſind. In die zauberhafte Landſchaft der Tä⸗ ler Gi Liwong und Gi Danj eingeſchloſſen, liegt das Städt⸗ chen wie ein blitzendes Kleinod in der Faſſung einer lachen⸗ den Blütenpracht, und der erhabenen Majeſtät hoch gen Himmel ragender Baumrieſen. Die Vegetation von Buiten⸗ zorg genießt Weltruf. Sein berühmter für alle Tropen⸗ pflanzer wichtiger Botaniſcher Garten zählt zu den zwei, drei ſchönſten der Erde, wenn er nicht überhaupt der ſchönſte von allen iſt. Mit ſeinen wiſſenſchaftlichen Inſtituten und Laboratorien ſtellt er ein lebendiges Muſeum der Tropen⸗ flora dar. Es enthält eine lückenloſe Sammlung aller Pflan⸗ zen und Blumen der heißen Zone, die in verwirrender Man⸗ nigfaltigkeit Wege, Haine und Laubengänge füllen. Das Schloß des Gouverneurs erhebt ſich wie ein Traumgebilde am Ufer eines kleinen künſtlichen Sees, über den ſich der farbenſchimmernde Teppich zartgetönter Lotosblüten breitet. „Die Szene, die ſich uns hier entrollt, zaubert dem Be⸗ ſchauer ein Bild von märchenhafter Schönheit vor die Augen“, ſchreibt der Berichterſtatter des„Corriere“.„Weit⸗ gedehnte Baumalleen, Palmenhaine, flammende Lilien, leuch⸗ tender Glanz der Orchideen, denen die Clrazie gemalter Glä⸗ ſer eigen iſt, Brückenſtege, die wie Klammern über blumen⸗ heſetzte Bachufer klettern, ein ſpieleriſcher Reigen von Lianen, der ſich um Baumrieſen ſchlingt, Blumenbeete, deren überſchäumende Triebkraft ſich in einer wahren Blütener⸗ ploſion entladet. Die Eingeborenen geſtalten mit dem har⸗ moniſchen Zuſammenklang von Kleidung und Bewegung das Bild nur noch farbiger. Hier wachſen auch die Kinder tatſächlich wie die Blumen einer wildwuchernden Vegetation. Der Gedanke der Ernäh⸗ rung der Nachkommenſchaft macht den Erzeugern keine Sorge: eine Handvoll Reis, ein paar Bananen oder etwas getrockneter Fiſch reichen vollauf aus, und was die Beklei⸗ dung anbetrifft, ſo iſt die nackte Haut ein Modell, das nie aus der Mode kommt. Kinder zu haben iſt ein Ruhmestitel, und eine kinderloſe Frau verfällt der Verachtung. In der Altſtadt Batavias liegt im Graſe verſtockt eine alte Bronze⸗ kanone, welche die Legende mit einem Geheimnis umgibt. Es handelt ſich aber zweifellos um ein Geſchütz, das die Portugieſen zur Zeit der erſten Eroberung der Inſel zurück⸗ gelaſſen hatten. Dieſe Kanone iſt heilig und beſitzt im Glau⸗ ben der Eingeborenen magiſche Kräfte. Frauen, die ein Kind erſehnen, machen ſich die wunderkräftige Kanone durch Blumenſpenden und Gelübde geneigt. Das Wundergeſchütz iſt im übrigen nicht das einzige ſeiner Art. Im Herzen Ja⸗ vas, in Soerekarta, befindet ſich eine zweite Kanone, die nach dem Glauben der Eingeborenen aber weiblichen Ge⸗ ſchlechts iſt. Wenn die Kanone Bataviag, die ihrerſeits männ⸗ lichen Geſchlechts iſt, ſich einmal mit der von Soerekarta vermählen ſollte, ſo würde es mit der Herrſchaft der Nie⸗ derländer über die Inſeln des Archipels zu Ende ſein. Das iſt die feſte Ueberzeugung der Eingeberenen. Man ſieht, es iſt nur eine Frage der Geduld und des Abwartenkönnens“. Wiſſen Sie das? Allerlei Merkwürdigkeiten aus Deutſchland. Nach einer alten niederdeutſchen Hochzeitsſitte ſind die rieſigen Eichen auf dem Neubrandenburger Wall paarweiſe von Hochzeitspaaren gepflanzt worden. Ein prächtiges Glasgemälde im Bremer Dom ſchildert, wie im 14. Jahrhundert der Bürgermeiſter Doneldey, um die Gebefreudigkeit für die Fortſetzung des Dombaues an⸗ zukurbeln, auf dem Marktplatz in eine Tonne kroch und die um Turnier verſammelten Edelleute um Spenden bat. die originelle Aufforderung hatte den Erfolg, daß ſich die Tonne mit Gold und Silber bis zum Rande füllte. Von dem Städtchen Pauſa im Nordweſten des Vogtlan⸗ des behauptet der Volkswitz, daß es der Mittelpunkt der Welt ſei und die Erdachſe unter dem Billard im Ratskeller liege. Die Giraffe iſt wegen ihres langen Halſes bekannt, ſie ſchlägt aber auch mit ihrer Zungenlänge den Rekord; ihre Zunge mißt nicht weniger als 63 Zentimeter. . gibt es etwa 4000 verſchiedene Roſenſorten. ie ſlaviſchen Völker haben ſich ſeit 1810 doppelt ſo ſtark vermehrt als die german 8. 5 5 Die alteſten Stätten und die usgangspunkte des neuzeitlichen Blumenkohlbaues waren ſchon herangezüchtet wurde. Holland und Italien. Holland und Italien ſind heute noch die Haupterzeuger von Blumenkohl. Aber auch in Deutſchland er⸗ freut ſich der Blumenkohl großer Beliebt⸗ heit und wird als eines der feinſten Gemüſe bezeich⸗ net. Er iſt ziem⸗ lich anſpruchs⸗ voll und ver⸗ langt beſten Bo⸗ den, alſo kräfti⸗ gen, humofen, warmen und feuchten, in gu⸗ ter alter Kultur. Durch ſorgfältige Pflege und ſach⸗ gemäße Behand⸗ lung wird man; bei einiger Praxis Fehlre⸗ ſultate vermei⸗ den können. Ge⸗ nau wie der Wein verlangt er beſte Lage. Der nahrhafte Boden muß 50 Zentimeter tief gelockert ſein. 25 der Boden zu leicht, ſo muß ihm Raſen⸗ erde und Pferdedung zugeſetzt werden. Gartenfreunde, die ſich die Blumenkohlſetzlinge ſelbſt züchten wollen, ſäen die Samen im Juli und Auguſt. Die Pflänzchen werden dann verſtopft und überwintert. Im Mai kommenden Jahres werden ſie an ihren Beſtimmungs⸗ ort ins freie Land verpflanzt. Von Wichtigkeit iſt es, eine gute Sorte von Blumenkohl zu wählen. m bekannteſten ift wohl der echte Erfurter großblumige Zwergblumenkohl. Aelteſte Abbildung des Blumenkohls aus dem Jahre 1557. Empfehlenswert ſind noch der Utrechter, der Stadtholder und der ſpäte engliſche Blumenkohll.. ——