Rie⸗ leuen inige vehr⸗ ollen einem lern und orker Sing⸗ der Holz⸗ Feuer 1 k des „20 litten laget ollar 2. Blatt zu Wr. 170 — Der geſtörte Burgfrieden Das hatte ſich der alte Miniſterpräſident Frankreichs, Herr Doumergue, nicht träumen laſſen, als er nach ſeiner Rundfunkanſprache auf ſeinen Landſitz in Tournefeuille in die Ferien fuhr, daß er ſo bald in ſeiner Sommerruhe wieder geſtört werden würde. Aber es iſt der beſte Beweis dafür, wie ſehr das Frankreich von heute mit elektriſchen Span⸗ nungen geladen iſt, daß ein perſönlicher Streit im Sta⸗ viſky⸗Unterſuchungsausſchuß ſich plötzlich zu einem bedenk⸗ lichen politiſchen Erdbeben auswuchs. Man ſprach unerwar⸗ tet von einer ganz ernſten Miniſterkriſe, die Börſe wurde ſogar kopflos und reagierte mit einer ſtarken Baiſſe in franzöſiſchen Stagtswerten, die Zeichnungen auf die ausge⸗ legte Staatsanleihe gerieten völlig ins Stocken, und ſogar der Franc ſchwankte bedenklich, da die ausländiſchen Devi⸗ ſen kräftig anzogen. Was war geſchehen? Herr Tardieu hatte im Staviſky⸗Ausſchuß erregt die Tatſache beſtritten, daß er einen Staviſky⸗Scheck mit der myſteriöſen Bezeichnung„Andre T.... empfangen habe, er behauptete, ein Polizeibeamter habe dieſen Scheck gefälſcht, aber Herr Tardieu begnügte ſich nicht mit dem Ab⸗ Areiten der eigenen Schuld, ſondern er attackierte in aller Form die Radikalſozialiſtiſche Partei und beſonders ihren Parteichef, den früheren Miniſterpräſidenten Chau⸗ temps, den er unverblümt ſamt ſeinen Parteifreunden für den Staviſky⸗Skandal verantwortlich machte. Die Radi⸗ kalſozialen proteſtierten erregt und beſchuldigten Herrn Tar⸗ dieu des Bruchs des politiſchen Burgfriedens. Sie witterten in dem Vorſtoß Tardieus wohl nicht mit Unrecht den Ver⸗ ſuch, eine Miniſterkriſe hervorzurufen und danach Kammerneuwahlen zu erzwingen. Man kann Herrn Tar⸗ dieu ſolche Abſichten ſchon zutrauen. Er iſt zweifellos der zielbewußteſte Mann auf der Rechten, und an Skrupel⸗ loſigkeit kommt ihm auch ſo leicht kein anderer Poli⸗ tiker nach. Vielleicht ſah er ſich ſchon als künftigen Premier⸗ miniſter einer Rechtsmehrheit. Man nimmt in Frankreich allgemein an, daß der Staviſky⸗Skandal der herrſchenden Radikalſozialen Partei bei den nächſten Wahlen Abtrag tun wird, und man rechnet mit einem Gewinn der Rechtsgrup⸗ pen auf Koſten der bürgerlichen Linken. Herr Tardieu mag wohl weiterhin geglaubt haben, daß analog einem früheren Vorgang die radikalſozialen Miniſter unter dem Drucke ihrer Partei aus der Regierung austreten wür⸗ den. Aber, wenn nicht alles trügt, ſo hat ſich Herr Andre Tardieu diesmal verrechnet. Er iſt in Frankreich nicht nur der zielbewußteſte Rechtspolitiker, ſondern gleichzeitig ein Hans Dampf in allen Gaſſen. Der franzöſiſche Volksmund hat ihn deshalb„Monſieur M'as⸗tu vu“ getauft; wir wür⸗ den in Deutſchland ſagen:„Haſte mich Necho Herr Tar⸗ Rieu iſt bei allen Gelegenheiten dabei, er liebt die Improvi⸗ ſationen und die Ueberraſchungen. Im Kampf kennt er nur das Ziel, die Mittel ſind ihm gleichgültig. Nun aber iſt es nicht ſo gekommen, daß die radikal⸗ ſozialen Miniſter entrüſtet das Kabinett verlaſſen haben. Selbſt ihr Parteiausſchuß, der oftmals ideologiſch und in⸗ tranſigent handelte, hat den Miniſtern die Regelung des Falles überlaſſen. Die Radikalſoziale Partei iſt überra⸗ ſchenderweiſe einmal einig, indem ſie einmütig fordert, daß der Burgfriedensbrecher Tardieu das Kabinett zu verlaſſen habe. Herr Tardieu hat ſofort begriffen, daß die Situation für ihn brenzlich wird. Er lenkt darum ein und deklariert, daß er garnicht die Radikalſoziale Partei, ſondern nur Herrn Chautemps perſönlich gemeint habe. Ob ihm das helfen wird, ſteht noch dahin. Herr Tardieu hat aber auch noch in einer anderen Rich⸗ tung falſch ſpekuliert. Er hoffte wohl durch ſein ſchneidiges Auftreten die ganze Rechte mitzureißen, Aber ſiehe da, die Kreiſe um Pietry, die Männer um Flandin und Laval und ſehr viele andere Rechtspolitiker rücken hörbar von dem Monſieur M'as⸗tu vu ab. Die wirtſchaft⸗ lichen und finanziellen Folgen ſeines unüberlegten Vor⸗ ſtoßes haben alarmierend gewirkt, auch die große Oeffent⸗ lichkeit mißbilligt den Vorſtoß, ſelbſt wenn ſie ſei⸗ nem Urheber vielleicht in der Sache recht gibt. Das Kabi⸗ nett der nationalen Einheit hat noch ſehr viele Fragen und Aufgaben vor ſich, und die Franzoſen haben endlich die ewigen Miniſterkriſen herzlich ſatt bekommen. Tardieus Freunde auf der Rechten ſind es geweſen, die ihn ſchon zum Einlenken und zu einem halben Zurückzieher genötigt haben. Ob er damit ſeinen Miniſterſitz im Kabinetk retten kann, ſteht noch dahin. Die Radikalſozialen verlangen eine formelle Entſchuldigung, aber es iſt ſehr zwel⸗ felhaft, ob der ſtolze Herr Tardieu dieſe Demütigung vor dem ganzen Lande auf ſich zu nehmen gewillt iſt. Auch mit der Hoffnung auf Neuwahlen hat ſich der geſchäftige Herr Tardieu verrechnet. Faſt gleichzeitig mit ſeinem Vorſtoß erhoben die nunmehr kaktiſch geeinten Sozialdemokraten und Kommuniſten die For⸗ derung nach Kammerneuwahlen, und Herr Tardieu ſieht ſich nun in einer wenig beneidenswerten politiſchen Gemein⸗ ſchaft mit den Markiſten. Dieſe Kammerwahlen werden ja wohl nicht auf ſich warten laſſen. Aber es iſt mehr als zweifelhaft, daß ſie jetzt auf Grund einer Kammerauflö⸗ 190 vorgenommen werden. Der franzöſiſche Bürger will von ſeinem Kabinett der nationalen Einheit erſt einmal Taten ſehen. Die ſtarke Radikalſoziale Partei wird die Wahlen ſicher nicht überſtürzen. Ihre Miniſter werden den Fall Tardieu ſo behandeln, daß er mit einer möglichſt ſtar⸗ ken und vor dem Lande ſichtbaren Niederlage für den Mon⸗ ſieur M'as⸗tu vu endet, aber ihre Taktik wird auch elaſtiſch ſein. Sie werden den Bogen nicht überſpannen und diesmal ausnahmsweiſe mit ihren Miniſtern das Kabinett nicht ver⸗ laſſen. Herr Doumergue wird ſich vielleicht im Laufe der Woche perſönlich nach Paris bemüken und mit der Weis⸗ heit ſeines geſetzten Alters, aber auch mit der Autorität ſeiner Perſon den Ausgleich ſuchen. Selbſt wenn Herr An⸗ dre Tardieu ſeinen Miniſterpoſten auf Grund einer weit⸗ gehenden Entſchuldigung noch einmal retten ſollte, ver⸗ zeichnet er doch das, was man eine Niederlage nennt. Sollte wider Erwarten Herr Doumergue zu ſtark für Herrn Tar⸗ dieu Partei ergreifen, ſo ſtünde Frankreich allerdings in Kürze vor ſehr entſcheidenden Parlamentswahlen. Aus det Weit des Wiſſens Der Begriff„blaublütig“ ſtammt aus den Tagen Ver alten Spanier; man wandte den Ausdruck auf den reinblüli⸗ gen ariſtokratiſchen Spanjer an, der nicht mit Mauren ber anderen Fremdblütigen gemiſcht war. Man wollte damit ſagen, daß die Adern in der Haut eines reinen Spaniers ſich deutlicher und blauer abzeichneten, als bei ſolchen, die aus Miſchehen ſtammten. ö Sperinachlese Höhe⸗ Die ſonntäglichen Sportereigniſſe hatten zwei punkte. Im Vordergrund ſtand die 2080 Kilo er-⸗Fahrl durch Deukſchland, dieſe große und ſchwerſte fung für Fahrer und Ma⸗ terial. Seit dem frühen agmorgen befanden ſich die in Baden⸗Baden geſtarteten genfahrer auf dem Wege, um die Mittagsſtunde gingen in Leipzig die Seitenwagen⸗ Motorräder an den Start und in den ſpäten Abendſtun⸗ den wurden die Solomaſchinen entlaſſen. Ganz Deutſchland, in erſter Linie aber die von der gigantiſchen Fahrt berühr⸗ ten Städte und Dörfer, ſtanden viele Stunden lang im Banne dieſer einzigartigen Fahrt. Hunderttauſende um⸗ ſäumten überall die hermetiſch abgeſchloſſenen Straßen. Wie ſchon im vorigen Jahre, ſo konnten auch diesmal wie⸗ der die Leiſtungen der hrer und ihrer Maſchinen voll⸗ auf genügen. Mit beſonderer Befriedigung darf man aber feſtſtellen, daß die Fahrt ohne jeden schweren Unglücksfall verlaufen iſt. Der Prozentſatz der Ausf den einzelnen Wertungsklaſſen hielt ſich in üblichen zen. Man konnte aber allgemein die Feſtſtellung machen, daß gerade die kleinen und kleinſten Wagen ihren großen Brüdern in Wirtſchaftlichkeit und Fahreigenſchaften vieles voraus hatten. Das zweite Hauptereignis des Tages waren die zahl⸗ Bettbewerbe der Deuiſche Kampfſpiele die ſich zum Teil in Nürnberg ſelbſt, zum größeren Teil aber auswärts abſpielten. In Nürnberg fiel bereits die erſte Entſcheidung im Fechten; Hermannia Frank⸗ furt holte ſich erneut die Mannſchaftsmeiſter⸗ ſchaft im Florett. Ebenfalls in Nürnberg wurden die Vorrunden zum Waſſerball⸗Turnier und ein Spiel der Zwiſchenrunde ausgetragen. Bisher ſteht der SV. Augsburg allein unter den„letzten Acht“. Im Mainzer Floßhafen wurden die Ruder wettbewerbe, zu⸗ gleich als deutſche Meiſterſchaſt, abgewickelt. Braun⸗ Möller verteidigten im Zweier ohne Steuermann als einzige Vorjahresmeiſter ihren Titel. Im Doppelzweier ſiegten Roßmann⸗Wöllert(Frankfurt a. d. Oder), den Einer gewann Schäfer⸗Dresden; hier gab der er⸗ krankte Dr. Buhtz auf. Im Vierer ohne Steuermann ſiegte der Würzburger Ruder⸗ Verein, der ſich damit für die verlorene Achter⸗Meiſterſchaft entſchädigte. Der Ach⸗ ter fiel an Hellas⸗Berlin und Sturmvogel⸗ Spindlersfeld gewann den Vierer mit Steuermann, ſo daß drei Titel nach Berlin fielen. Den Damenwettbe⸗ werb im Gig⸗Doppelvierer gewann mit dem RC. Havel Brandenburg ein weiterer Berliner Verein. Auf dem Starnberger See wurden die Kanu⸗Langſtrecken⸗ meiſterſchaften abgewickelt. Hier ſetzten ſich Horn⸗ Haniſch⸗ Berlin im Zweier und Hradeßzki⸗Roſen⸗ heim im Einer durch. Am Montag brachten die Deutſchen Kampfſpiele in Nürnberg zunächſt die Entſcheidung in der Vierer⸗Ver⸗ eins⸗Straßen⸗Radmeiſterſchaft. Auf der 100 Kilometer langen Strecke Nürnberg—Bamberg⸗Nürnberg gab es ein ſpannendes, hartes Rennen, bei dem die Mann⸗ ſchaften verbiſſen und ehrgeizig um jede Sekunde Zeit und jeden Zoll Boden kämpften. Daß bei der großen Klaſſe der Teilnehmer ſchließlich neue Rekordzeit gefahren wurde, nahm die zahlreichen Zuſchauer nicht wunder. Sie⸗ ger und damit Deutſcher und Kampfſpielmeiſter wurde die Mannſchaft des Titelverteidigers Wanderer Chem⸗ Dienstag, 24. Juli 1932 2 vom Sonntag. nitz, der mit 2:26:23,4 Stunden den alten Rekord von RW 1892 Schweinfurt, der auf 2.27:57 ſtand, um mehr als 3,5 Minuten ſchlug. Auf den dritten Rang kam der Ver⸗ ein Dresdener Rennfahrer in 2:28:51 vor RS Staub⸗ wolke Köln in 2:28:58. Badens Handballer ausgeſchieden. Im Nürnberger Stadion wurde am Montag nachmittag das erſte der beiden Vorſchlußrundenſpiele um den Kampfſpiel⸗Pokal der Handballer zwiſchen den Gauen Ba⸗⸗ den und Sachſen entſchieden. Badens Mannſchaft war in einer ſehr ſchlechten Verfaſſung, ſchon nach den erſten Spielminuten zeigte ſich offenſichtlich, daß ſie niemals den Sieger ſtellen würde. Die ſächſiſche Elf dagegen machte den denkbar beſten Eindruck Badens Leichkathleten in Straßburg. Die badiſchen Leichtathleten, die unter Führung ihres Gauſportwarts Klein⸗Karlsruhe das alljährliche Treffen gegen Elſaß auf dem Sportplatz der AS. Straßburg be⸗ ſtritten, konnten auch diesmal wieder einen überlegenen Sieg mit 49:90 Punkten erzielen. Das Elſaß verteidigte ſeine Chancen mit zäher Energie, aber mit Ausnahme des Hoch⸗ und Weitſprungs konnten die Einheimiſchen nur gute Plätze belegen. Mit den Leiſtungen der Badener konnte man allgemein zufrieden ſein. Der Mannheimer Neckermann durchlief die 100 Meter in der beachtlichen Zeit von 10,8 Sekunden. Die ſechs neuen deutſchen Ruder⸗Meiſter, die bei der Kampfſpiel⸗Regatta in Mainz ermittelt wur⸗ den, heißen: Schäfer⸗Dresden im Einer, Würzburger RB. im Vierer„ohne“, Sturmvogel 1 Spindlersfeld im Vierer mit Steuermann, Braun⸗Möller⸗Wiking Berlin im Zweier „ohne“, Roßmann⸗Wöllert⸗Frankfurt a. d. Oder im Dop⸗ pelzweier und Hellas Berlin im Achter. Leichkalhlelik⸗Senſalion in Franffurk. Beim Frankfurter„Amerikaner⸗Sportfeſt“, gemeinſam vom JG.⸗Sportverein und der Sportgemeinde Eintracht veranſtaltet, ſah man hervorragende Leiſtungen, die allein ſchon deshalb mit Begeiſterung aufgenommen wurden, weil die ſtartenden Amerikaner vielfach im geſchlagenen Felde endeten. Der Tag brachte zwei Glanzleiſtungen deulſcher Leichtathleten, wobei die Worte fehlen, den Erfolg des 34jährigen Dr. Peltzer zu beſchreiben, der es fertig brachte, den bisher noch kaum geſchlagenen Amerikaner Venzke einwandfrei über 1500 Meter zu beſiegen. Der Tag brachte noch eine zweite Glanzleiſtung, die hinter Peltzers Sieg unverdient zurücktrat. Der Kölner Weinkötz er⸗ zielte erneut einen deutſchen Hochſprungrekord über 1,98 Meter, während der Amerikaner Spitz nur 1,94 Meter erreichte und auch außer Konkurrenz den erwarteten 2 Meter⸗Sprung nicht zu zeigen vermochte. Die„15. Rhön“. ö Am Sonntag wurde die„15. Rhön“ eröffnet. Erſt ge⸗ gen 2 Uhr, nachdem etwas Wind aufgekommen war, be⸗ gann ein reger Startbetrieb. Bis gegen 5 Uhr konnten insgeſamt 30 Starts durchgeführt werden. Lediglich der Mannheimer Pilot Hofmann konnte mit ſeinem „Rhön⸗Adler“ durch eine Thermik⸗Säule Anſchluß an eine vorüberziehende Gewitterwolke finden, erreichte über der Waſſerkuppe bereits eine Höhe von 900 Meter und gewann damit den ausgeſetzten Tagespreis für die größte Höhe. Nach einem wohlgelungenen Ueberlandflug landete er in dem in Luftlinie 115 Kilometer entfernten Kronach bei Koburg. ö Harzwaſſer in Bremen Europas größte Waſſerleitung vor der Vollendung. Rings umgeben von grünen Bergen liegt dort, wo die Söſe den Oberharz verläßt, um ihren Lauf durch die Berge des Weſtharzvorlandes zum Leinetal anzutreten, die alte ſchöne Stadt Oſterode. Von hier aus zog ſich wie eine große weiße Schlange eine ſchier endloſe Linie langer wei⸗ ßer Röhren durch das Land. Längs der Straßen und Wege über Aecker und Wieſen hinweg, um Dörfer herum lagen ſie. Bis auf einmal keine Röhren mehr zu ſehen waren, ſondern Männer mit Schaufeln, die dieſe Röhren verſenkten. Heute erkennt man nur noch an der friſch aufgeworfenen braunen Erde, daß hier die Röhren unterirdiſch ihren Weg nehmen. Auf einem anderen Abſchnitt iſt man noch tüch⸗ lig dabei, die Röhren zu verſenken. In Oſterode iſt der Sitz der Harzwaſſerwerke, hier wird an drei gewaltigen Aufgaben gearbeitet: Verſorgung der Provinz Hannover und benachbarter Gebiete mit Trink⸗ und Nutzwaſſer, Hochwaſſerſchutz und Förderung der Lan⸗ deskultur, Erzeugung elektriſcher Kraft. Aus der erſten die⸗ ſer Aufgaben hebt ſich die gewaltigſte heraus: Trinkwaſſer⸗ leitung von der Söſetalſperre bis Bremen. Bremen hat wie Hildesheim und das ganze Leinevorland des Harzes kein gutes Trinkwaſſer. Das Grundwaſſer iſt überall außer⸗ ordentlich ſtark verſalzen und das Weſerwaſſer in Bremen iſt in höchſtem Maße unbrauchbar durch die Kaliinduſtrie. Noch in dieſem Jahr wird die längſte Trinkwaſſerleitung Europas fertiggeſtellt werden. Im vergangenen Herbſt . begonnen, über eine Million Tagewerke ſollen es werden. Von Oſterode über Hildesheim, weſtlich an Hannover vorbei, führt die Baulinie über Nienburg bis Bremen. An pielen Bauſtellen der zweihundert Kilometer langen Strecke bird gleichzeitig gearbeitet. Verſchiedene Stichleitungen werden gebaut, um überall das wertvolle Harzwaſſer zu entnehmen. Für die ordnungsgemäße Betriebsführung und Ueberwachung der ganzen Anlage wird längs der Strecke ein Fernſprech und Fernmeldekabel gelegt. Eine Zentralſtelle wird in Hildes deim errichtet. Das techniſche Problem dieſer Fernverſorgungsanlage liegt darin, daß ſie bis 270 Meter Geſamtgefälle die größte bisher geſchaffene geſchloſ⸗ ſene Gefällsleitung darſtellt, d. h. daß die Leitung nicht durch Pumpſtationen unterteilt iſt. 30 000 Tonnen Stahl⸗ muffenröhren, angefertigt von 5000 Arbeitern des Rhemlan⸗ des und Weſtfalens, werden noch in dieſem Jahre von der Söſetalſperre nach Bremen führen und ſollen 8 8 13,4 Millionen Kubikmeler Waſſer aus dem Harz in die Städte leiten. 3500 Männer hosen wieder Arbeit auf dieſer lan⸗ gen Strecke. Hochbehsner werden errichtet. i Wir fahren darch immer neue Arbeiterkolonnen zum Söſewerk. Die Söſetalſperre hat einen Faſſungs⸗ raum von 28 Millionen Kubikmeter. In mächtigen Serpen⸗ tinen ſteigen die Straßen zur Höhe der Sperre empor und iehen ſich längs des Stauſees in zahlreichen Windungen din. Die Talſperre hat einen jährlichen Jufluß von etwa 35 Millionen Kubikmeter. Bei dem größten bisherigen Hochwaſſer im Jahre 1932 iſt innerhalb von drei Tagen ein Zufluß von ſieben Millionen Kubikmeter erfolgt. Ver⸗ anſchaulicht man ſich dieſe gewaltige Zahl, ſo kann man die große Bedeutung der Jalſperre verſtehen, die das vernich⸗ tende Hochwaſſer einbehält, um es als hochwertiges Trink⸗ waſſer abzugeben. Damit kommen wir zur anderen gro⸗ ßen Aufgabe, die den Harzwaſſerwerken geſtellt iſt: Hoch⸗ waſſerſchutz und Förderung der Landeskultur. Außer der Söſetalſperre iſt die im Bau befindliche Oder tal ⸗ [perre mit einem Faſſungsvermögen von 30 Millionen Kubikmeter ein bedeutender Hochwaſſerſchutz. Der volks⸗ wirtſchaftliche Wert dieſer Talſperre iſt überragend groß. Vom Hochwaſſer wurden jährlich etwa 8000 Hektar Land be⸗ troffen, von denen in Zukunft etwa 6500 Hektar geſchützt werden können. Das bedeutet pro Hektar eine Wertſtei⸗ gerung von etwa 1300 RM. Würde man den geſamten Hochwaſſerſchaden kapitaliſieren, ſo würde der jährliche Scha⸗ en etwa 25 Millionen betragen. f In der Söſetalſperre wird die Entnahme des Waſſers durch zwei am Fuße des Staudamms etwa 10 Meter über die Talſohle ſich erhebenden Einlauftürme erfolgen, die bei mittlerem Waſſerſtand 30 Meter unter dem Sperrungs⸗ ſpiegel liegen und dadurch Gewähr bieten daß ein kühles, klares Waſſer in die Entnahmeleitungen gelangt. Das Waſſer wird durch eine moderne Reinigungsanlage„ge⸗ ſchönt“ und durch Zugabe von genau doſiertem Kalkwaſſer don angreifender Kohlenſäure befreit. Mit dem Kraftwagen geht es in ſchneller Fahrt nach Northeim. Kurz vor der Stadt ſoll an der Rume ein Stau⸗ ecken von 8 Millionen Kubikmeter Faſſungsraum errich⸗ zet werden. Auch hier wieder werden über 500 Volksge⸗ goſſen für mehr als zwei Jahre Arbeit haben. Auf dem Wege nach Oſterode überholen wir wieder die Männer, die heimzu marſchierend ſingen: i Der deutſchen Arbeit wollen wir Den Weg zur Freiheit bahnen. Zwar iſt für den Soldaten, der zwölf Jahre den feldgrauen Rock getragen hat, geſorgt. Er bekommt noch längere Zeit einen allerdings allmählich ab⸗ gleitenden Sold. Er hat mit dem Zivilverſor⸗ gungsſchein An⸗ wartſchaft auf eine Beamten⸗ ſtellung, aber dieſe ſind heute überall recht dünn geſät. Und wenn er ſich ſelbſtändig ma⸗ chen will, kann er eine größere i 2 einmalige Ab⸗ ö Maler an der Aebungswand. findungsſumme i bekommen, mit der er ſein neues Unternehmen ſtarten kann. Trotzdem aber ſpürt er, wenn er das gewohnte und lieb gewordene Klei auszieht, zum erſten Male, wieviel Mühe und Ueberlegungen es koſtet, ſein kleines Schifflein ſicher durch die Stürme der Wirtſchaftskriſe zu ſteuern. — was nun? Soll er auf eine ſichere Stelle im Schatten des Staates warten? Aber wann wird ſich ihm da eine Türe öffnen? Soll er eine prwate Stellung annehmen? Wo iſt eine heute zu finden? Und wenn er eine findet— wann wird er dann wieder auf die Straße fliegen? Soll er ſich ſein Geld auf einmal auszahlen laſſen und ein eige⸗ nes, kleines Geſchäft aufmachen? Und wenn das nicht klappt, das Geld zugeſetzt iſt? Was dann? Nur die wenig⸗ ſten haben durch glückliche Umſtände irgendwo ein gemach⸗ tes Bett, in das ſie ſich legen können, für die meiſten heißt es, ſich ihr weiteres Schickſal ſelbſt zimmern. Deshalb iſt man bei der Reichswehr bemüht, den älter werdenden Mann für einen für ihn geeigneten Beruf vor⸗ zubilden und zu einem tüchtigen Arbeiter zu erziehen, der die handwerklichen und geiſtigen Fähigkeiten hat, ſich auch in dem harten, täglichen Kampf ums Daſein erfolgreich zu ſchlagen. Was er finanziell nach ſeinem Ausſcheiden aus der Reichswehr noch bekommt, iſt nur und kann nur ge⸗ dacht ſein für den ebergang, die Umſtellung. Was ihm aber ſein ganzes ſpäteres Leben hindurch helfen ſoll in die⸗ ſem Kampf ums tägliche Brot, das iſt die Berufsausbildung, Die er in der Heereshandwerkerſchule durchmacht. Ungefähr von der Mitte ſeiner Dienſtzeit an, manch⸗ mal ſogar ſchon früher, wird er zu Lehrgängen auf der HH W., der Heereshandwerkerſchule, abkommandiert und hier jeweils ein halbes Jahr in dem Beruf vorgebildet, den er ſich, ſoßern es ein Handwerk iſt, für ſpäter gewählt hat. Dieſe Kurſe wiederholen ſich bei ſedem Mann je nach der Schwie⸗ igkeit des erkorenen Berufes drei⸗ bis fünf⸗, manchmal ſo⸗ gar ſechs⸗ bis ſiebenmal. In dieſer Zeit werden auch die Geſellen⸗ und Meiſterprüfungen gemacht, und daß dieſe Schulen gute Arbeit leiſten, beweiſt der Umſtand, daß ihre Schüler verhältnismäßig gut unterkommen.„Nicht alle un⸗ ſere Schüler melden ſich nachher noch bei uns“, erklärt der Direktor der Heereshandwerkerſchule Berlin“, trotzdem ſind nach den erhaltenen Mitteilungen über fünfzig Prozent un⸗ ſerer Meiſterſchüler gut untergebracht, wobei auf dem„gut“ die Betonung liegt.“ „Und welche Berufe werden am meiſten bevorzugt?“ „Das iſt bei der Vielfalt der Ausbildung, die hier ge⸗ geben wird natürlich nicht ſo ohne weiteres zu ſagen. Die Möglichkeiten in den einzelnen Berufen ſind verſchieden. Am meiſten Abgänge haben wir zur Feuerwehr. Das iſt bei uns am beliebteſten. Einmal werden die Leute da noch verhältnismäßig gut bezahlt, und dann nimmt die Feuer⸗ wehr ihrerſeits am liebſten ausgediente Soldaten. Was in den letzten Jahren von uns allein zur Berliner Feuerwehr egangen iſt, macht mindeſtens...“, der Herr Oberfach⸗ e überlegt und rechnet in Gedanken, das ſind mindeſtens zwei komplette Löſchzüge.“ „Und für welche Berufe bereiten Sie ſonſt noch die Leute vor?“ Werkſtätte reiht ſich an Werkſtätte. ein kompliziertes, ſeltſames Möbel. „Das iſt ein neuartiger Pferdeoperationstiſch. Heeres⸗ auftrag. Ganz hier gemacht. Eine beſonders ſchöne Auf⸗ gabe, denn da ſehen Sie, daß die verſchiedenſten Abteilun⸗ gen unſerer Schule zuſammenarbeiteten: Schmiede, Ma⸗ ſchinenbauer, Stellmacher, Polſterer und Sattler.“ Daneben ſteht ein Kaſten für einen Kutſchwagen. „Ein Meiſterſtück, das hier angefertigt wurde. Im Vorraum ſteht Das iſt das dritte Stück. Einer läuft ſchon bei der Reichswehr in Regensburg. einer in Deſſau.“ Links: Am Reißbrett arbeiten will gelernt ſein. Rechts: Das Prüfungsſtück des Polſterers riſt iſt um— Soldat was In der einen Halle wird gezimmert, werden Bücher⸗ ſchränke, Tiſche, allerhand Moebel und Geräte angefertigt. Auf dem Ofen kocht Leim. Durch das Fenſter ſeines Stüb⸗ chens ſchaut der Meiſter, ein ehemaliger Heeresangehöriger. Sähe man nicht einzelne alte Uniformſtücke, die manche der arbeitenden Leute tragen, eine alte Militärhoſe oder eine ausgediente Kappe, man würde nicht merken, daß man hier unter aktiven Soldaten iſt. Ein fröhlicher Handwerksbe⸗ trieb. An den Türen verkünden Anſchläge des Komman⸗ danten:„Die Grußpflicht ruht in den Werkſtätten.“ Hier lernen die Leute nicht nur, ihr Handwerk richtig geſchickt und gut zu betreiben, das ſie ſich als ſpäteren Broterwerb erkoren haben, ſondern auch alles, was dazu gehört, eine Werkſtatt wirtſchaftlich und konkurrenzfähig zu betreiben. Sie müſſen alle Werkſkizzen und Zeichnungen ſelbſt anfertigen, Auftragzettel ausfüllen und ein Werkſtatt⸗ buch führen mit allen notwendigen Preiskalkulationen, und mancher junge Meiſter iſt froh, wenn er in ſeiner erſten „Zivilzeit“ dieſes Werkſtattbuch, das er behalten durfte, her⸗ vornehmen und es als Beiſpiel und Vorbild benutzen kann. In anderen Werkſtätten hauſen die Stellmacher, die ge⸗ rade Rodel und Schneeſchuhe anfertigen, die Klempner, In⸗ ſtallateure, Schloſſer, Schmiede, Sattler, Polſterer, die der Not der Zeit entſprechend ſich heute zumeiſt darauf beſchrän⸗ ken müſſen, alte Sachen umzuarbeiten, die Schneider, Schuh⸗ macher, Setzer und Buchdrucker. Und wenn nicht in den Werkſtätten gearbeitet wird, was zumeiſt der Fall iſt, danm gibt es in kleinen Schulzimmern und Unterrichtsſälen Schreibmaſchinen⸗ und Stenographieunterricht, Buchfüh⸗ rung, Zeichnen, Phyſik.„Wir ſind nicht nur froh, unſere Leute ſo auszurüſten, daß ſie ſpäter im Leben draußen ein⸗ mal ihren Mann ſtehen können, wir haben auch die Ge⸗ Es haben ſich in einzelnen Torfmooren unſerer Heimat Reſte ſogenannter Pfahlbauten gefunden, die das Torfmoor bis in unſere Zeit hinein bewahrt hat, ſo am Bodenſee, in Mecklenburg, Oſt⸗ und Weſtpreußen und bei Leipzig. Glück⸗ liche Zufälle haben uns dann zu größeren Kenntniſſen ge⸗ langen laſſen, wie die Menſchen der jüngeren Steinzeit wohnten und ihr Leben friſteten. Die Pfahlbauten ſtellten Siedlungen dar und waren durch Brücken oder Bohlenwege mit dem Feſtlande verbunden. Einzelne hatten bedeutende Ausdehnungen, ſo bedeckten Pfahldörfer des Bodenſees eine J von 400—800 Metern Länge und 30—75 Metern reite. Die ſteinzeitlichen Pfahlbauten, von denen hier die Rede iſt, liegen in der heutigen Uferzone der Seen im Moor oder ſeichtem Waſſer, 1 die bronzezeitli⸗ 5 chen Pfahlbauten 5 88 dagegen weiter Pfahlbauhütte n weg vom Ufer. mit Einbaum. 9 Sie ſind nicht nur 5 8 wichtig zur Erfor⸗ ſchung vorge⸗——.— N a ſchichtlicher Sed. 155 1 lung in Deutſch⸗ N land, ſondern ſte geben dank ande⸗ rer Funde, die ſich im Schlamm und in Moorſchich⸗ ten ziemlich gut erhalten haben, ein genaues Bild des damaligen Kulturzuſtandes. Je tiefer die Wiſſenſchaft nun 2 in das Leben zur= 5— Zeit des Pfahl⸗ 5 bauers eindringt, N deſto mehr kommt ſie zu der Ueberzeugung, daß der damalige Menſch kein ſo⸗ genannter„Wilder“ war, ſondern als hochintelligent zu be⸗ zeichnen iſt. Er verfügte bereits über einen großen Schatz von Kenntniſſen, über die wir ſtaunen müſſen, und zeigte eine erhebliche Ausdauer. Man iſt überraſcht, wenn man ſieht, in welch' hohem Kulturſtande unſere Vorfahren ſchon in der Steinzeit lebten. Trotz ihrer geringen techniſchen Mittel beherrſchten ſie doch ihre Umgebung. Es kann wirklich keine Kleinigkeit geweſen ſein, mit dem einfachen Steinbeil ſtarke Eichen zu fällen und zu ſpal⸗ ten, ſo daß man aus den Bohlen Brücken und Wohnräume herſtellen konnte. Das iſt aber unzweifelhaft geſchehen, wie die Funde in den Mooren es beweiſen. Die ſteinernen Aexte und Hämmer ſind mit ungeheurer Mühe durchbohrt, um für den Stiel die Oeffnung zu ſchaffen: zierliche und feſte Gewebe ſowie mannigfach verziertes Tuch, Seile, Netze und Hausrat wußte der Maahlbauer zu ſchaffen, er hat Getreide und Gemüſe angebaut und hat ſich Haustiere wie Schafe, Rinder, Pferde und Hunde gehalten. Hart mußte der Urmenſch gegen die Raubtiere um ſein Daſein kämpfen, war er doch Zeitgenoſſe des Mammuts und des Höhlenlöwen. Rieſige Bären machten die Wälder un⸗ ſicher, und es gehörte wahrhaftig Mut und Kraft dazu, mit Steinbeil und Lanze mit Steinſpitze dem Untier ent egen⸗ zutreten oder bei Wind und Wetter auf dem Bodensee im ſelbſtgezimmerten„Einbaum“ den Lachs zu ſpießen und den aufregenden Kampf mit dem Wels und Huchen aufzuneh⸗ men. Gewandtheit und Unerſchrockenheit waren die Haupt⸗ eigenſchaften des Pfahlbauers. Daß die Pfahlbauer aber auch mit der Außenwelt in Verbindung ſtanden und Handel trieben, zeigen die Funde N Kampfums nun? Hier erhalten Klempner und Inſtallateure kheoretiſchen Anterricht. nugtuung, daß wir uns mit allen Innungen gut verſtehen. Denn dieſe ſehen ein, daß wir keine Konkurrenz für ſie ſind, ſondern am gleichen Strick ziehen wie ſie auch: einen möglichſt guten und verantwortungsbewußten Nachwuchs zu erziehen. Und weil unſere Leuke dazu gerechnet we den dürfen, deshalb finden ſie auch immer noch einen Bo⸗ den, auf dem ſie ſtehen können. Wenn der auch ob der Zeiten nicht immer ſo golden iſt, wie das Sprichwort ihn haben will...“ Mario Mohr. D rr sein 0 N 5 ö a 8 80 K in den Pfahlbaureſten. Es ſind Gegenſtände darunter, die heute noch nicht einmal in Europa vorkommen, ſondern höchſtwahrſcheinlich aus dem Morgenland, im beſonderen aus Indien eingeführt worden ſind. Es ſind u. a. zahl⸗ reiche Meißel aus dem edlen Material Nephrit und Jadeit und merkwürdige Mineralien, die noch heute in Aſien ver⸗ arbeitet werden, gefunden worden. Faſt alle Geräte, die nach jahrtauſendlangem Schlaf aus Schlamm und Moor ans Tageslicht gebracht wurden, ſind uns noch heute geläufig.— Die Töpfe, ſogar ſolche mit Henkel, Eß⸗ und Kochgeſchirre, Spinnrocken mit Reſten von Flachs, Webſtühle, die allerdings mit Knochennadeln arbei⸗ teten, ferner Löffel, Spateln, Angelhaken aus Hirſchhorn oder Knochen, Bohrer, Sägen, Schaber, Sicheln— alle, aus Stein oder Knochen, zierlich aus Hirſchgeweih geſchnitzt oder mühſam aus Feuerſteinſplittern zurechtgehauen, ſprechen von der Erfindungsgabe der Urmenſchen. Sie haben im Urgeſchichtlichen Forſchungsinſtitut zu Tübingen ihre Ruhe⸗ ſtätte gefunden. Wer anſchauliche Belehrung über die Kultur der Pfahl⸗ bauzeiten ſucht, findet ſie in drei Stätten, die ſich gemeinſam ergänzen und ein prächtiges Bild einer der romantiſchſten Epochen der Menſchheitsgeſchichte entwerfen. In Konſtanz am Bodenſee befindet ſich das Rosgarten⸗Muſeum. Die zweite Stätte hat das Muſeum für Meiſterwerke der Natur⸗ wiſſenſchaften und Technik in München geſchaffen. Und die dritte iſt nichts anderes als ein Pfahlbaudorf ſelbſt, zum mindeſtens ein vollkommenes Haus das am Atter⸗ ſee gleichzeitig als Muſeum der Pfahlbau⸗ Wiſſenſchaft er⸗ richtet wurde. Zwiſchen Meersburg und Ueberlingen liegt das kleine Unter⸗Uhldin⸗ gen am Boden⸗ ſee. Hier in der Nähe hat der Verein für Pfahlbaukunde im Waſſer in einiger Ent⸗ fernung vom Ufer zwei Pfahlbautenhäuſer der Steinzeit errichtet, um uns ein ge⸗ treues Bild der damaligen Wohnkultur zu geben. 5 Joſ. Gaber. Mit dem Einbaum auf dem See. N. Er will nicht! Wilhelm J., Kurfürſt von Heſſen, litt in den letzten Jahren ſeines Lebens an einer Halsgeſchwulſt. Ver⸗ 9 hatte ſein Leibarzt alles verſucht, dieſelbe wegzu⸗ ringen, ſie wich nicht, und es mußte ein operatives Ein⸗ ſchreiten ſtattfinden. Dieſe Operation auszuführen, dazu erſchien niemand geeigneter als der berühmte Martin Lan⸗ genbeck, Profeſſor der Chirurgie an der Univerſität Göt⸗ tingen. Langenbeck wurde berufen und kam. „Der Kurfürſt, der von Gelehrten nicht viel hielt, ließ ihn zunächſt lange im Vorzimmer warten. und als er ihn end⸗ lich vorließ, empfing er ihn mit den wenig liebenswürdigen Worten:„Kann Er mir das da operieren?“ Dabei deu⸗ tete er mit dem Zeigefinger auf ſeine Geſchwulſt. Langenbeck maß den unhöflichen Kurfüſten mit finſte⸗ rem Blick, dann ſagte er langſam:„Er kann, aber er will nicht!“ und verließ das Zimmer. Vergebens war das Bitten des über dieſe Szene in Entſetzen geratenen Leibarztes, Langenbeck blieb unbeug⸗ ſam. arbeiten für Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens Neckar- Bote- Druckerei