2. Blatt zu WT. 171 — Am den Nordoſtpakt Es iſt für Deutſchland nicht ohne Intereſſe, die Nach⸗ richten über die Erörterung der durch die Oſtpaktentwürfe aufgeworfenen Fragen und Probleme durch die Oeffentlich⸗ keit der beteiligten Länder zu verfolgen. Es geht daraus mit großer Deutlichkeit hervor, daß die Skepſis und Sorge, die die einzelnen Anregungen bei uns hervorgerufen haben. durchaus ſich nicht auf Deutſchland beſchränken, ſondern ſehr vielfach auch in anderen Staaten geteilt werden. Zu⸗ nächſt erhob ſich die Frage, wie viele Staaten an dem Oſtlocarnopakt beteiligt werden ſollten. Die britiſche Reuteragentur hat hier den Schleier etwas gelüftet, indem ſie bekanntgab, daß Barthou dem engliſchen Außenmini⸗ ſter Sir John Simon ein Verzeichnis von acht Staaten vor⸗ gelegt habe, die dem Oſtpakt beitreten ſollten. Nämlich: Sowjetrußland, Deutſchland, Polen, die Tſchechoſlowakei, Lettland, Litauen, Eſtland und Finnland. Der reſervierte Standpunkt von Deutſchland und Polen iſt bekannt. Nun aber kommt aus Moskau auch die Nachricht, daß die fin⸗ niſche Regierung der ſowjetruſſiſchen erklärt habe, daß eine Teilnahme Finnlands am Hſtpakt nicht aktuell ſei, da das Friedensverhältnis zwiſchen Rußland und Finnland durch eine Reihe internationaler Verträge geſichert ſei Die finniſche Preſſe betont, daß Finnland keine Luſt und kein Intereſſe habe, ſich an neue Vertragſyſteme zu binden, de⸗ . ren eigentlicher Zweck der Lage Finnlands fremd iſt und die ihm keine erhöhte Sicherheit bieten können. Im Gegen⸗ teil könnten derartige Vertrageſyſteme das Land in ganz fremde Konflikte verwickeln. Das iſt eine Able h⸗ nung in aller Form. Aber auch in den baltiſchen Staaten wächſt die Skepſis. So hat der eſtländiſche Außenminiſter Seljamaa in einer Preſſekonferenz betont, daß der Paktentwurf noch Aenderungen und Ergänzungen erfahren müſſe. Vor allem wünſcht Eſtlands Außenminiſter die polniſch⸗litauiſchen Be⸗ ziehungen geklärt. Bekanntlich unterhalten beide Staaten wegen des Wilnakonfliktes keine diplomatiſchen Beziehun⸗ gen. Es erhebt ſich nun die Frage, ob der Oſtpakt irgend⸗ eine Regelung des polniſch⸗litauiſchen Verhältniſſes abwar⸗ ten oder gar vornehmen ſoll. Jedenfalls zeugen gerade dieſe Ausführungen des eſtländiſchen Außenminiſters dafür, wie wenig überlegt die ganze Paktpolitik iſt. Herr Litwi⸗ now, Sowjetrußlands Außenkommiſſar. hat, offenbar, um weitere Kritik zunächſt zu verhüten, die Außenminiſter Eſt⸗ lands und Lettlands nach Moskau eingeladen. Aber er hatte auch mit dem franzöſiſchen Botſchafter in Moskau eine Unterredung, und die ſowjetruſſiſchen Meldungen über dieſe Ausſprache ſprechen plötzlich oſtentativ vom Nordoſt⸗ pakt, während man bisher die neue Vertragsregelung als Oſtpakt oder Oſtlocarnopakt bezeichnete. Herr Litwinow hat in dieſer Ausſprache mit dem franzöſiſchen Botſchafter nach Mitteilungen aus Moskau betont, daß Sowjetrußland ſehr daran gelegen ſei, daß auch Skandinavien die⸗ ſem regionalen Pakte beitrete. Dieſer Wunſch iſt ſehr ver⸗ ſtändlich, wenn man ſieht, daß von den acht Staaten, die Frankreich als Vertragsſchließende in Ausſicht nimmt, drei ſehr zurückhaltend, ja ablehnend ſich äußern, während Eſt⸗ land als vierter beſtimmte Vorausſetzungen formuliert, unter 0 allein es ſich einem Paktabſchluß geneigt erklären würde. Aber ſelbſt im eigenen Lande erfährt Herr Barthou ſcharfe Kritik. Nachdem die jungen Radikalſoziali⸗ ſten die veraltete Auslandspolitik der Allianzen und Regio⸗ nalpakte aufs ſchärfſte kritiſiert hatten, unterzieht jetzt auch der frühere Luftfahrtminiſter Pierre Cot die Außen⸗ volitik Barthous einer ſcharfen Kritik. Vor allem greift er Barthou ſcharf an, weil dieſer ſelbſtgefällig behauptet hatte, daß ſeine Paktpolitik eine Fortſetzung der Außenpolitik Briands ſei. Cot betont im Gegenſatz hierzu, daß Herr Bar⸗ thou dem Geiſte ſeiner berüchtigten Note vom 17. April treu bleibe. In der Tat iſt das, was jetzt Frankreichs Außen⸗ miniſter anſtrebt, ſo ungefähr das Gegenteil deſſen, was Herr Briand ſeinerzeit wollte. Der Locarnovertrag war in erſter Linie eine Abmachung über die friedliche Beilegung von Konflikten. Er ſah allerdings zweiſeitig auch den mili⸗ täriſchen Beiſtand vor. Doch geſtand die franzöſiſche Regie⸗ rung zu, daß Deutſchland ſich nur„in einem Maße das mit ſeiner militäriſchen Lage verträglich iſt, und das ſeiner geographiſchen Lage Rechnung trägt“ an der Abwehr eines Angriffs von dritter Seite zu beteiligen brauchte. Still⸗ ſchweigend wurde von beiden Seiten dieſe Einſchränkung dahin ausgelegt, daß Frankreich ſich verpflichtet, ein deut⸗ ſches Verbot an fremde Truppen, durch deut⸗ ſches Gebiet zu marſchieren, anzuerkennen. Es muß darauf hingewieſen werden, daß Deutſchland ein wichtiges Zugeſtändnis des Locarnovertrages preisgeben würde, wenn es jetzt dem Nordoſtpakt beitreten wollte. Da Frank⸗ reich allgemein zum Beiſtand in oſteuropäiſchen Konflikten 8 Garant des Nordaſtnabtes verpflichtet wäre und da die Konfliktsmöglichkeiten im Oſten von Riga bis Beſſarabten ungezählte ſind, ſo würde Deutſchland ein ar ſt a e⸗ fährliches Dauerriſiko eingehen, das überhaupt nur bei völliger militäriſcher und maritimer Gleichberechti⸗ gung diskutabel wäre. Herr Barthou hat ja nun auch, zweideutig wie immer, die Frage des inneren Zuſammenhangs zwiſchen Nordoſt⸗ pakt und Abrüſtung auf ein gefährliches Gleis gebracht. Entgegen der klaren Forderung Italiens, entgegen der Feſt⸗ ſtellung Sir John Simons im Unterhauſe, hat der fran⸗ zöſiſche Außenminiſter in ſeiner Rede in Bayonne geſagt: „Man könne erſt, wenn die Regionalpakte realiſiert ſeien, daran denken, daß die neue Aera gekommen ſei, in der die Beziehung dieſer Pakte zur Abrüſtung zur Prüfung ſtünde.“ Wenn man das Tatſächliche dieſer ganzen Erörterungen ſcharf herausarbeitet, ſo könnte man allerdings auf die Ver⸗ mutung kommen, daß Varthou darauf ausgeht, Deutſch⸗ land eine Beteiligung an einem Nordoſtpakt unmöglich zu machen. Offenbar ſtrebt er nur nach plauſiblen Grün⸗ den, um das Militärbündnis mit der Sow⸗ jetunion ſeinen Landsleuten und den Engländern und Italienern einleuchtend machen zu können. CCCCCCCCCCCTCTTTTTTTTTTTTTTTTT Mannheimer Tyeaterſchau Im Neuen Theater(Roſengarten): Bis einſchließlich Sonntag, den 29. Juli 1934: Außer Miete, volkstümliche Preiſe von 0.50 bis 3 Mark: Derfflinger. Operette von Walter Kollo. Anfang ie 20 Uhr. Ende gegen 22.45 Uhr. Sicherung der bäuerlichen Wirtſchaft Vor der nationalſozialiſtiſchen Revolution war die bäuerliche Wirtſchaft dem freien Spiel der Kräfte des ſpe⸗ kulativen, kapitaliſtiſchen Marktes überlaſſen. Es iſt das unvergängliche hiſtoriſche Verdienſt des Nationalſozialis⸗ mus durch das Reichsnährſtandgeſetz und die ſich daran an⸗ ſchließenden anderen geſetzlichen Maßnahmen, die bäuerliche Wirtſchaft aus dieſer verhängnisvollen Verflechtung heraus⸗ gelöſt und ſie auf eine ſichere Grundlage geſtellt zu haben. Durch das Feſtpreisſyſtem, die innerdeutſche Marktregelung für die wichtigſten landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe, die Ein⸗ dämmung der zu Schleuderpreiſen erfolgten Einfuhr aus⸗ ländiſcher Produkte, iſt dem landwirtſchaftlichen Preischaos ein Ende bereitet worden Die pſychologiſche Auswirkung der nationalſozialiſtiſchen Agrarpolitik iſt deshalb die Wiederkehr des Ver ⸗ trauens in der Landwirtſchaft. Gewiß hat es lange gedauert, bis der eine oder der andere Bauer den neuen Kurs zur Rettung der Landwirtſchaft in ſeiner vollen Be⸗ deutung zu würdigen gelernt hat. Heute weiß aber die überwältigende Mehrzahl der deutſchen Bauern, daß die nationalſozialiſtiſche Regierung unbeirrt und ſtetig auf die Erhaltung des Bauernkums ais des blutmäßigen Garan⸗ ten der deutſchen Zukunft und des Unterpfandes der deut⸗ ſchen Nahrungsfreiheit bedacht iſt. Der Bauer weiß heute, womit er zu rechnen hat Er braucht nicht mehr täglich voller Angſt um die Erhaltung ſeines Hofes auf die land⸗ wirtſchaftlichen Preisberichte zu ſtarren. Ihm iſt ein an⸗ gemeſſener und auskömmlicher, ein„gerechte Preis durch die nationalſozialiſtiſche Regierung gewährleiſtet. Der Bauer weiß, daß z. B ohne die Getreidefeſtpreiſe, daß ohne Einführung im Mühlengewerbe im organiſchen Zuſammenhang mit dem Feſtpreis, daß ohne Einſchränkung unrechtmäßiger und überhöhter Handels- und Verarbei⸗ tungsſpannen, er wahrſcheinlich wohl nur die Hälfte der in Wirklichkeit erzielten Preiſe erhalten hätte. Um ein weiteres Beiſpiel zu wählen, iſt durch die nationalſozia⸗ liſtiſche Regierung auch das Chaos in der Milchwirtſchaft beſeitigt worden. Die Aufbeſſerung der Werkmilchpreiſe, der Preisausgleich zwiſchen Nahzonen, die Regelung des geſamten Milchabfatzes und die Beſeitigung der ſtändigen Preisſchwankungen für Milch ſeit nunmehr beinahe drei⸗ viertel Jahren ſind die ſichtbarſten Beweiſe für die neue Ordnung. Das Gleiche läßt ſich auf allen anderen wichtigen Gebieten der bäuerlichen Erzeugung beobachten, ob man nun die Marktregelung für Vieh oder für Butter und Käſe oder für Gartenbauerzeugniſſe oder Eier und Frühkartoffeln betrachtet. Allenthalben iſt der Preis⸗ wirrwarr beſeitigt, Ruhe und Stetigkeit geſchaffen worden, ohne daß die Geſamtlebenshaltungskoſten des Verbrau⸗ chers in irgendeiner unzuträglichen Weiſe belaſtet worden ſind. Selbſtverſtändlich hat ſich, dank dieſer Maßnahmen, auch die Kaufkraft der geſamten Landwirtſchaft gehoben. Sie war ſeit den Jahren 1928—29 ſtändig geſunken und iſt erſtmalig in dem ſoeben abgelaufenen Landwirtſchaftsſahr um mindeſtens dreiviertel Milliarden Reichsmark geſtiegen. Davon haben alle anderen Zweige der Wirtſchoft in Geſtalt erhöhter Aufträge Auswirkungen geſpürt. Am ſichtbarſten tritt uns dies bei der weſentlich vermehrten Beſchäftigung der Landmaſchineninduſtrie für den Inlandsmarkt entgegen. Aber auch verſchiedene andere Induſtriezweige und Gewerbearten können von einer Ab⸗ ſatzſteigerung auf dem Lande in ſehr bedeutendem Aus- maße berichten. Beſonders anſchaulich tritt uns aber die Hebung der bäuerlichen Kaufkraft in der vermehrten Einſtellung von Arbeitskräften entgegen. Der Bedarf der Landwirtſchaft an neuen Arbeitskräften kann vielfach in einzelnen Gebieten nicht mehr vollauf befriedigt werden. Er iſt jetzt auch rein zuſätzlicher Natur, weil die meiſten Bauern die Saiſonarbeitskräſte im Winter 1933—34 durch⸗ gehalten haben Es iſt bezeichnend, daß der erſte große Die Vierten Deutſchen Kampfſpiele in Nürnberg wur⸗ den am Dienstag vor 20 000 Zuſchauern im Nürnberger Stadion eröffnet. Unter den Klängen einer Reichswehr⸗ kapelle marſchierten 8000 Teilnehmer, Fahnenabord⸗ nungen, Vertreter der Nürnberger Turn⸗ und Sportvereine und endlich Ehrenabordnungen der bayeriſchen Landespo⸗ lizei und des 2. Bataillons des Infanterieregiments 21 in die Kampfbahn, an der Spitze die Traditionsfahne der na⸗ tionalſozialiſtiſchen Bewegung in Franken, der die trauer⸗ umflorten Fahnen der Turnvereine der uns entriſſenen Gebiete folgten. Durch den Hauptbogen unter der Tribüne zog der Feſtzug, zu dem auch die mit Vorführungen an en Kampfſpielen beteiligte Marineſportſchule, eine Sport⸗ abordnung der badiſchen Landespolizei und die Deutſche Hochſchule für Leibesübungen, ferner die Kampf⸗ richter und die Vertreter der Turn⸗ und Sportverbände Bol dem Deutſchland⸗ und dem Horſt⸗ Mitt wech, 25. Juli 1934 Schub der Landhelfer, deren Verträge auf Wunſch der ſtaat⸗ lichen Stellen in dieſem Frühſahr nicht mehr verlängert wurden, im freien Arbeitsverhältnis auf dem Lande ge⸗ blieben iſt und ſo Platz geſchaffen wurde für den Zuſtrom von beinahe 170000 neuen Landhelfern und Landhelferin⸗ nen. Dieſe ſpürbare Mitwirkung der Landwirtſchaft an der Entlaſtung des ſtädtiſchen Arbeitsmarktes iſt eine der er⸗ freulichſten Symptome der durch die nationalſozialiſtiſche Agrarpolitik und die Sicherung der Bauernwirtſchaft und der ſymboliſche Ausdruck für die wahrhafte vom National⸗ ſozialismus geſchaffene Volksgemeinſchaft zwiſchen Stadt und Land. Die Verleihung des Ehrenkreuzes Trotz der amtlichen Bekanntmachung, daß zur Ent⸗ gegennahme der Anträge auf Verleihung des Ehrenkreuzes für die Teilnehmer am Weltkrieg ausſchließlich die Orts⸗ polizeibehörden zuſtändig ſind und der Tag, von dem ab die vorgeſchriebenen Vordrucke zur Stellung des Antrages be⸗ reitgehalten werden, in den einzelnen Gemeinden zur all⸗ gemeinen Kenntnis gebracht werden wird, gehen dem Reichsminiſterium des Innern täglich ungezählte Verlei⸗ hunasanträge zu. Es wird daher nochmals amtlich darauf hingewieſen, daß dieſe Anträge völlig zwecklos ſind und unerledigt blei⸗ ben müſſen. Jeder ſpare ſich alſo dieſe Mühe und Porto⸗ ausgabe und warte in Geduld die weiteren öffentlichen Mit⸗ teilungen ab. Es iſt dafür geſorgt, daß ſich das Verleihungs⸗ verfahren ſo raſch wie möglich abwickeln wird. Es iſt in der Unfallkunde eine bekannte und ſichere Tat⸗ ſache, daß der Montag in der ganzen Woche der Tag mit der höchſten Unfallziffer iſt. Die Urſache liegt heute nicht mehr allein am Sonntag, ſondern wir müſſen ſagen, am Wochenende. Das läßt den Schluß zu, daß die Freizeit, die ja doch dem Erholen und Ausſpannen, dem Kräfteſammeln dienen ſoll, in vielen Fällen leider nicht dieſen Erfolg aus⸗ zuweiſen hat, ſondern gerade das Gegenteil von dem er⸗ reicht, was ſich alle wünſchen. Dem von der Arbeit ermüde⸗ ten Organismus werden in einem Maße Belaſtungen zu⸗ gemutet, daß eine Erholung unmöglich iſt und er am Mon⸗ tag als erſten Arbeitstag in der Woche, beſonders wenn es ſich um eine Tätigkeit an Maſchinen handelt, Unfälle in vermehrter Weiſe ausgeſetzt iſt. Einer der ſtärkſten Fak⸗ toren in der Erzeugung nachhaltiger Ermüdung iſt der Alkoholgenuß. Weiter in Frage kommen alle ſonntäglichen Vergnü⸗ gungen, die ſtatt einer wirklichen Erholung nur Abwechſ⸗ lung und Kräfteverbrauch mit ſich bringen. Dazu gehören im Winter die Tanzvergnügungen, die die Nacht zum Tage machen und im Sommer der unzweckmäßige Aufent⸗ halt im Freien. Hier iſt es bezeichnenderweiſe nicht der Wettkampfſport, ſondern es ſind die„Wochenendſportler“, die den Schaden erleiden. Allein der in dieſer Jahreszeit übliche Sonnenbrand ruft ganz unnötig eine nicht unnötige Herabſetzung der Leiſtungsfähigkeit an den folgenden Ta⸗ gen hervor. Schlimmer ſind die Uebermüdungen, die ſich aus den„Kilometerfreſſereien“ ergeben, ſei dies nun zu Fuß, zu Rad, im Ruder- oder Paddelboot und auch mit den Motorfahrzeugen. Die Sportärzte können immer wie⸗ der die Leiſtungsſchädigung durch ein ſo unzweckmäßiges Verhalten am Wochenende feſtſtellen, das manchmal nicht nur den Montag, ſondern ſogar bis in die Mitte der Woche hineinreicht. Ganz beſonders ſtörend bemerkbar machen ſich derartige Beanſpruchungen bei den Jugendlichen ſowohl in der Schule als auch im Beruf. Auch hieraus geht wieder zur Genüge hervor, daß das beliebte„Viel zu viel“ keines⸗ wegs zu einem Vorteil führt. Es kommt ganz darauf an, wie die Freizeit ausgenutzt wird. Deutſche Kampfſpiele 1934. Blick auf den Feſtzug durch die Straßen von Nürnberg anläßlich des 18. Bayeriſchen Landes⸗ turnfeſtes, mit denen die Deutſchen Kampfſpiele 1934 eingeleitet worden ſind. gehörten, in das gewaltige mund, während die Aktiven in ihren ſchmucken blauen Feſtanzügen oder aber in ihrer ſportlichen Tracht an den Eingängen neben der Tribüne zum Aufmarſch erſchienen. Das erſte Gedenken war den Gefallenen des Weltkrieges, der nationalen Erhebung und den toten Sportkameraden gewidmet. Der Oberbürgermeiſter der Stadt Nürnberg, Liebel, bot den Willkommengruß. Der Neichsſporlführer wies in seiner Anſprache auf den tiefen Sinn der erſten deutſchen Kampfſpiele ſſin ſſneuen Deutſchland hin, der am beſten mit dem alten Worte ausge- drückt werden:„Dem Verterland gilts, wenn wir zu ſpielen ſcheinen“. Mit einem Heil auf Volk, Vaterland und Führer, in das die 20 000 Zuſchauer 125 tert einſtimmten, und Weſſel⸗Lied fand die Feier ihr Ende. aul lie ,õjʒ Sonnenuntergang Lehnen Berg und Höhen RNuhſam ſich zum Horizont— Sonne, noch im Schlafengehen, Herrlich über allem thront. Läuten Abendglocken, Herzensfrieden traulich ein; Wollen Seelen Glauben wecken, Frohen Herzen Ruhe fein. Sing' dein Schlummerlied, Welt, du biſt ſo herrlich ſchön! Laß uns fromm und arbeitsmüd' Nein, wie Sonne, ſchlafen gehn. SS S D D SS S S r Se Spiel am Meer Von Grete Maſſe. Bob findet die Bettina am Meere noch weit ſchöner als die Bettina in der Stadt. Die Sonne holt Kupfer aus ihrem Haar und zaubert aus den Augen ein Kornblumenblau hervor, wie es ihnen in der Großſtadt ſo ſtrahlend nicht zu eigen geweſen. Außerdem tönt ſich ihre Haut allmählich wunderſam braun. Bob iſt nicht allein berauſcht von dieſer Bronze, dieſem Kupfer und dem tief⸗ blauen Schimmer zwiſchen den Wimpern, alle Männer am Strand ſind in gleicher Weiſe bezaubert. Doch Bob lächelt überlegen. Und dieſes Lächeln ſcheint allen, die es angeht, ſagen zu ſollen:„Wettkampf zwecklos! Dieſe Bettina iſt Eigentum von Bob!“ Zwar hat er dies nicht verbrieft und be⸗ ſtegelt. Aber Bob, der Filmſtar, kennt leinen Zweifel an Ruhm und Erfolg, keinen Zwei⸗ fel an der Liebe der Frauen zu ihm. Dem Profeſſor Frank Forſt iſt am Strande ein Glas aus der Brille gefallen. Da ſteht er nun, ſchwer und unbeholfen, in ſeiner gan⸗ zen Hilfloſigkeit, die bei ihm beſonders komiſch wirkt, weil er den wuchtigen, breitgebauten Körper eines Hünen hat. Jetzt, da er die Brille abgenommen hat, wird der harmlos Undliche Blick ſeiner Augen erſt völlig offen⸗ bar. Sie ſcheinen das einzig Ruhige in dieſem häßlichen Geſicht, in dem die Muskeln der Wangen und der Schläfen ſo oft in leiſe zit⸗ ternder nervöſer Bewegung ſind. Das Waſſer nahe dem Strande teilt ſich vor den Stößen einer Schwimmerin. Zu Fü⸗ ßen des Profeſſors vergraben ſich lange, ſchön⸗ gegliederte Finger ſuchend in den Duͤnenſand. Eine Hand hebt ſich empor und hält— ganz nahe vor die kurzſichtigen Augen des Pro⸗ feſſors— auf ihrer braungetönten Innen⸗ fläche ein Brillenglas, das jetzt im Licht der Sonne, die in Scheitelhöhe ſteht— glitzert und in bunten Farben brennt. „O, vielen Dank, Fräulein Bettina! Sehr vielen Dank!“ ſagt der Profeſſor. Nun, da ihre Hilfe nicht mehr nötig iſt, kommen auch Theſie und Trixie angeſtürmt, daß der aufgewirbelte Sand um ihre mage⸗ ren Waden ſpritzt. Bob kann dieſe ſieben⸗ jährigen Zwillinge mit plappernden Münd⸗ chen nicht leiden. Ewig drängen und hängen ſte ſich an Bettina, fahren mit ihr im Segel⸗ boot, flitzen bei Spaziergängen in den Dünen wie kleine Kobolde um ſie herum, buddeln ſich neben ſie in den Sand, wenn Bob ge⸗ rade Gelegenheit hätte, durch geiſtreiche Ge⸗ ſpräche Bettina zu beweiſen, daß er nicht nur ein ſchöner, ſondern auch ein beleſener Mann iſt. Bettina ſagt zwar nachſichtig, daß Theſie und Trixie ja Waiſen ſeien, denn ihre Mut⸗ ter iſt geſtorben und ihr Vater, der Profeſſor — ach, er muß ſelbſt beinahe noch gegängelt werden, damit er in den Fährniſſen des Le⸗ bens ni Halt für die Kinder ſein. Aber iſt Bettina eine Samariterin? Bob findet, daß ſie keine Samariterin zu ſein hat, beſonders nicht hier am Meer, wo ſie ſich, indeſſen die glasgrünen Wogen rollen, don⸗ mern und überſtürzen, darauf abzuſtimmen hat, daß die Stunde kommen wird, in der Bob ihr ſeine Liebe erklärt. Aber Bettina ſcheint ſich nicht nur zur Sa⸗ mariterm berufen zu fühlen, ſondern auch zur Gouvernante. Seit jenem Augenblick, da ſie wie eine Nixe aus dem Waſſer emporgetaucht und dem Profeſſor ſein Brillenglas aus dem Sand herausgeſucht hat, greift ſie mit den lebenswarmen Händen in ſeinen Tag und in ſein Daſein. Sie dirigiert ihn hierhin und dorthin. Sie macht ihm einen Stundenplan, auf dem verzeichnet ſteht, zu welchen Stunden er zu baden habe, zu welchen zu eſſen, wann zu promenteren, wann die Poſt zu beantwor⸗ ten und wann zu ruhen. Steht der Pro⸗ feſſor verlaſſen umher, ſo eilt ſie hinzu, ſucht G5 einen Platz, eine Beſchäftigung oder ein eſpräch mit einem Kurgaſt. Bob beſchließt mit Ingrimm, ſowohl Bet⸗ tinas Samaritertum ſowie Bettinas Gouy r⸗ nantentum ein ſchnelles Ende zu bereiten. Er fragt ſie mit ſeinem ſieghafteſten Lächeln, ob ſte eine Frau werden wolle. Und Bettina ae Nun heißt es für Bettina, Abſchied neh⸗ men vom Meer, den Dünen, dem Strano⸗ korb, von Theſie und Trixie. von dem Pro⸗ icht zu Schaden kommt, er kann kein feſſor und von Leuten, die angenehme Be⸗ gleiter und Kameraden geweſen. Bob will die Braut nun zurückbringen nach Berlin. Die geſonnte, gebräunte, vom Meer⸗ wind umhauchte, in beſeligender Schöne ſchim⸗ mernde Bettina will er den Blicken der Be⸗ wunderer und Anbeter entziehen. Theſie und Trixie und ihr Vater ſind am Landungsſteg, als das Schiff Bob und Bet⸗ tina davonträgt. Sie winken alle drei. Im Eifer des heftigen Winkens eilen Theſie und Trixie der Spitze des Landungsſteges zu und eilen blindlings weiter, bis ſie plötz⸗ lich keine Bretter mehr unter den Füßen ha⸗ ben, ſondern die Luft. Das grüne Meer ſchlägt zufammen über den gelben Schöpfen von Theſie und Trixie. Bettina ſieht vom Schiff aus, wie der Profeſſor in voller Kleidung den beiden nach⸗ ſpringt und ſchreit auf:„Er kann ja gar nicht ſchwimmen! Er kann ja gar nicht ſchwim⸗ men!“ Nun, ſie werden alle drei von Schif⸗ fern raſcher aus dem Meer herausgeholt als ie hineingekommen ſind. Der Profeſſor ſteht noch auf der Brücke und wringt das Waſſer aus ſeinem Leinen⸗ jackett, als er ſieht, daß das Schiff ſich dreht und Bettina zurückbringt. „Nie verlaſſe ich dich! Nie verlaſſe ich dich!“ ſtammelt ſie zwiſchen Lachen und Weinen, als ſie ihn mit beiden Armen umſchlingt. Sie wird gar nicht gewahr, daß das Schiff ſich ſchon wieder entfernt hat und mit ihm Bob, der Bettina niemals wiederſehen will Vluffs um Tibb Von Chr. Walter Drey. „Wir ſollten doch auf den langen Tibb acht geben der wieder ſtark ins Zeug ging. Aber Vorſicht!“ meinte der Inſpektor.„Der Burſche iſt gefährlich. Und tunlichſt kein Aufſehen! Das Publikum ſoll nicht beunru⸗ higt werden.“ Alſo ich habe jetzt ja die Runde in den Theatern. Und wie ich mir da nun geſtern in der Oper die Logengäſte anſehe, ſelbſt im Frack und als Gentleman, bemerke ich Freund Tibb. Er hat ſich einen Schnurrbart angeklebt, aber Tibb bleibt Tibb. Und er ſchleicht herum wie ein Fuchs und ſetzt ſich 9 5 in eine Loge, in der nur eine Dame itzt. Suchte er Abenteuer? Aber da bemerke ich auch ſchon, daß die Dame— ſie war jung und ſchön— einen mit Brillanten be⸗ ſetzten Haarpfeil trug. Er mußte ein Vermö⸗ gen wert ſein. Sie ſaß in der erſten Reihe, Tibb ſetzte ſich in die zweite. Ich ließ kein Auge von ihm. Und als auf der Bühne eine große Szene kam und alles geſpannt hinſah, erhob ſich Tibb, wie um beſſer ſehen zu können. Dann verließ er auf Zehenſpitzen die Loge. Mit wenigen Schritten bin ich an dem⸗ ſelben Ausgang. Werfe noch einen Blick auf die Dame: Der Haarpfeil iſt verſchwunden! Auf dem Korridor kein Tibb mehr ſichtbar. Ich ſauſe die Treppe hinab. Da ſteht er an einer Garderobenſchranke und läßt ſich Ue⸗ berrock und Hut reichen. 5 „Sie haben verſehentlich etwas mitgenom⸗ men, was Ihnen nicht gehört.“ ſagte ich leiſe zu ihm. „Was wäre denn das?“ fragte er. „Der Haarpfeil der Dame, die vor Ihnen ſaß Als ſie aufſtanden, haben Sie ihn wohl unabſichtlich herausgezogen.“ Er ſieht an ſeiner Kleidung herab.„Aber wo iſt er denn? Und was berechtigt Sie.“ Da ſage ich:„Tibb machen Sie keine Um⸗ ſtände. Sie haben den Pfeil. Heraus da⸗ mit!“ Er blinzelt mich an.„Ach ſo— nun erken⸗ ne ich den Herrn Kommiſſar erſt. Dann frei⸗ lich.“ „Sie werden der Dame ihr Eigentum zu⸗ rückgeben!“ „Tun Sie es lieber, Herr Kommiſſar. Ich ſtehe Ihnen ja nachher zur Verfügung.“ Und er dreht ſich um, damit die Garderoben⸗ frauen nichts gewahr würden, ſucht in ſeinen Fracktaſchen und reicht mir heimlich den Haarpfeil. „Sie werden hier warten, Tibb?“ „Wenn es nicht lange dauert!“ Kein Aufſehen!! Auch wenn er davonlief! Die Hauptſache war doch, daß der Schaden wieder gutgemacht wurde. Ich zurück in die Loge. Der Vorhang fällt gerade. Frage die junge Dame ob ſie ihren Haarpfeil vermiſſe. Sie greift in ihr Harr. Ein beſtürztes„Ja!“ „Hier iſt er!“ Sie nimmt ihn, macht ver⸗ wunderte Augen.„Das iſt ja nicht der meine!“ „Er muß es ſein!“ 5 5 5 „Nein. meiner war viel ſchöner. Dieſe Steine! Ich glaube, ſie ſind unecht. Meine waren echt!“ Mir ſchießt ein Verdacht durch den Kopf. Ich wieder hinaus. Von Tibb keine Spur mehr. Die junge Dame ſchlägt Lärm. Da war nun doch das Aufſehen. Man hält mich für den Dieb, bis ich mich 1 und Aufklärung gebe. Der Tibb hat mich ge⸗ blufft. Aber treffe ich ihn— das bleibt ihm nicht geſchenkt!“ „Zu ſpät, Herr Kollege!“ meinte einer der anderen Kommiſſare.„Wir haben Tibb ſchon. Sanders und ich trafen ihn in letzter Nacht in einem Ballokal. Er war in roſigſter Laune und ſehr freigebig und ſteckte ſchließ⸗ lich einer der Tänzerinnen einen Haarpfeil in die Friſur. Das war der echte, und da ich Spezialiſt für ſo etwas bin, ſchätze ich ihn auch gleich richtig ab. Es mußte ein ge⸗ ſtohlener Schmuck ſein. Da haben wir Tibb nach einem kleinen Boxmatſch dingfeſt ge⸗ macht. Er hatte noch eine ganze Anzahl Haarſpangen, Kämme und Pfeile bei ſich. Damit triebe er jetzt einen ehrlichen Handel, behauptete er. Der eine echte ſprach jedoch gegen ihn. Und dann gab er auch zu, daß er den unechten Kamm nur zum Bluffen brauchen wollte, wenn er ertappt wurde.“ „Es kränkt mich daß es ihm bei mir ge⸗ glückt iſt.“ „Aber Herr Kollege! Und damit Sie's nun wiſſen: Wir ſind alle geblufft worden. Auch der Tibb. Als ich mir den Haarpfeil näher beſah— ich, der Spezialiſt für o etwas—, war er doch nicht echt, nur eine ſehr geſchickte Imitation. Und ſomit bleibt nur noch die Frage, ob auch die Beſitzerin bluffen wollte, als ſie die Echtheit betellerte, oder ob auch ſie das Opfer eines Bluffs ge⸗ worden iſt?“ ———— Norwegische Miniaturen Hermann Ulbrich⸗ Hannibal. Die Stadt ohne Regenmänkel. Narvik, der junge bedeutende Erzaus⸗ fuhrhafen am Ofotnefjord, gilt für eine der ſchönſten norwegiſche Städte, ja man nennt ihn ſogar das Märchen unter den norwegi⸗ ſchen Städten. Deshalb wird dieſe Stadt gern von den Fremden aufgeſucht, und gar oft legen die großen Touriſtendampfer hier an, um ihren Paſſagieren einen Aufenthalt zu gewähren. Aber Narvik liebt es, wie alle norwegiſchen Städte, ſich mit regneriſchen Wolken zu umgeben. Ob das ein Hindernis iſt, das Märchen der norwegiſchen Städte kennenzulernen? Nein, ein großer Touriſtendampfer hat es bewie⸗ ſen. Als er am Kal anlegte, regnete es, wie man ſo ſagt, Bindfäden. Das konnte die Fahrgäſte nicht von einem Landgang abhal⸗ ten, ſie ſtürzten ſich in die Geſchäfte, kauften einen Regenmantel und genoſſen dann den Aufenthalt in Narvik. Und als der Dampfer den Hafen wieder verließ, da war die regneriſche Stadt Narvik eine Stadt ohne Regenmäntel. Ja, man konnte nicht einen einzigen Regenmantel kau⸗ fen und mußte warten, bis wieder eine Sen⸗ dung aus dem Süden Norwegens kam. Die krockene Stadt. Seit das allgemeine Prohibitionsgeſetz in Norwegen aufgehoben iſt, beſtimmt ſede Ort⸗ ſchaft ſelber, ob in ihrem Bereiche Bier und Alkohol ausgeſchenkt werden darf. Andernfalls kann man ſich nur etwas Trinkbares im Monopol kaufen, mit der Verpflichtung, es in einem Zimmer zu ſich zu nehmen, wo ein Bett ſteht, alſo gewiſſer⸗ maßen zu Hauſe. Aber die Norweger wiſ⸗ ſen, daß auch im Hotelzimmer ein Bett ſteht und gehen oft nicht zum Schlafen ins Ho⸗ tel, ſondern zum Whiskytrinken. Zu den Städten, wo öffentlich nichts aus⸗ geſchenkt werden darf, gehört Kriſtianſund. Endre Witzoe iſt ſozuſagen der König von Kriſtianſund. Er iſt der Direktor der Börſe, der Vorſteher der Bank, er hat die Zeitung gegründet und die Verkehrsreederei der Stadt. Er iſt deutſcher Vizekonſul und außer⸗ dem auch noch Abgeſandter zum norwegiſchen Storting; wie geſagt alſo, der König von Kriſtianſund. Auch er bekommt in der trockenen Stadt Kriſtianſund in keiner Gaſtſtätte ein Glas Bier. Weil das Geſetz es ſo will. Als ſeine Frau im Landhauſe weilte, ging er, gerade einen Tag nachdem er vom Stor⸗ ting aus Oslo heimgekommen war, in eine Gaſtſtätte zum Mittageſſen. Er beſtellte ſich ein Gericht und dazu, wie er es aus Oslo gewöhnt iſt— denn in Oslo kann Bier aus⸗ geſchenkt werden— ein Glas Bier. Während er dann zum Eſſen ſein Bier trinkt, fällt ihm ein, daß er ja in Kriſtian⸗ ſund und nicht in Oslo iſt, und daß ihm hier gar kein Bier vorgeſetzt werden darf. Er lebt ſeit Jahrzehnten in Kriſtianſund, hat die Stadt hochbringen helfen. Aber erſt durch dieſen Zufall erfuhr er, wo er in ſeiner trockenen Heimatſtadt heimlich ein Glas Bier trinken kann. Die begehrenswerten Herzlirſchen Von Paul Palmen. Zwer Lausbuben aus einem Dörfchen am Niederrhein wußten, daß in des Pfarrherrn Garten juſt die Sorte von Kirſchen reif war, die es im ganzen Ort nicht mehr gab. Der beſagte Baum hing krottlig voll der bes che krachigſten, großen Herzkirſchen, und es ſchien dens iſt mit Wald bedeckt: die wicht frank über die Friedhofsmauer in den Groß garten zu gumpen und huſch, wie Eichhön, chen mit leiſem Gekicher, auf den Baum hh auf; der Pfarrherr machte ja doch ſein h tagsſchläfchen, wie des Schullehrers Liſabe verraten, weil ſie es von der Pfarrköchin 0 gehört hatte. 9 Aber weit gefehlt diesmal! Der geſtreſh Herr ſaß in ſeinem Studio und ſchaffte g. einer ſaftigen Predigt. Wie er nun ſinnend aß dem Fenſter ſchaute, ſeinen Rauchkringeln nat erwiſchte er die Buben eben noch, da ſie nh Laub des Baumes verſchwanden. „Oha“, dachte er und lächelte fein,„Bürsch lein, laßt's euch ſchmecken“, nahm ſein Breyſet ſchürzte die Soutane, ſchritt in den Gartz und weil es ſich im Graſe kühl und weiß ſaß, kauerte er nieder, lehnte ſich bequem ch den Stamm des Kirſchbaumes, auf dem d Buben hockten, ſo ſtill wie die Früchte ſelheg nur nicht ſo anmutig. Lange verweilte der Pfarrherr murmel und wendete Blatt um Blatt des Büchleitz ſorgſam. Den armen Büblein wuchs daz Steißbein faſt an den harten Aſt. Endlih ſtand der Strenge auf und wanderte gemäß lich ins Studio. Er ſah jedoch nur noch zug barfüßige Beinpaare über die Kirchhofsmaug ſchwingen. Da lachte er laut und fröhlich auß ſemer eigenen Knabenzeit gedenkend, und ve wandte das Erlebnis in dem Text der Kindes predigt für den Sonntagnachmittag.„Ver botene Früchte ſchmecken füß, aber du ſollhh icht f Die Bubengeſichter hingen mit angſtgefeſſa ten Mausäuglein an dem erhobenen Fingel des Seelſorgers, der— ohne ihren Name zu nennen— ihnen ins Gewiſſen redete vo der unerreichbar hohen und feierlichen Kanze herab. Ihre tiefroten Ohren hätten jeden Beobachter verraten, wer die Miſſetäter waren Am nächſten Morgen ſtand im Schulhof ein Waſchkorb voll der edlen Herzkirſchen zum Schmaus für die liebe Dorfjugend. Man ſoll eben neben der Rute den Apfel nie ver Heſſen —— z— Luſtige Eike „Dieſes dauernde Gerede nebenan— waz iſt denn da los?“ „Ach,— das iſt der Friſeur, der ſich ſelbſt raſiert!“ „Warum ſpricht er denn ununterbrochen dabei?“ g „Er reden!“ will ſich zum Haarewaſchen über⸗ (Vart Hem) Sie:„Hör mal, hier ſteht, daß der eng⸗ liſche König für zwei Millionen Mark Por, zellan beſitzt!“ i Er: Hm dann hat er wohl kein Dienſtmädchen?“ (Söndagsniſſe) „Iſt Baron Putzenhauſen gekommen, um bei Dir um meine Hand anzuhalten, Papa?“ „Ja, mein Mädel!“ i „Haſt Du mit ihm geſprochen?“ „Jawohl— er ſitzt im Wohnzimmer und rechnet aus, ob er Dich liebt!“ (Aftenpoſten) Die Haushälterin:„Herr Profeſſor, neh⸗ men Sie einen Schirm mit— es zieht ſich im Oſten ein Unwetter zuſammen!“ „Geben Sie mir lieber zwei Schirme— im Süden ſieht es auch nach Regen aus!“ „Sie ſehen heute ſchlecht aus, Herr Köhler! Haben S0 denn meinen Rat befolgt: nur zwet Zigarren am Tage?“ 5 „Das iſt es ja gerade, Herr Doktor, was mir nicht bekommt— ich habe nämlich früher nie geraucht...“ i (Semmets Journal). * „Haſt Du gehört, daß Fräulein Lohmann — die Dame mit den 100 000 Mack— ſich mit dem jungen Weidlich verlobt hat? Er iſt doch eine richtige Null!“ 8. „Paßt ausgezeichnet! Dann hat ſie doch die Million zufammen!“ 2— Aus der Welt des Wiſſens Ungarn war vor dem Krieg 325 000 Qua⸗ dratkilometer groß, nach dem Diktat von Trianon aber nur mehr 92 679 Quadratkilo⸗ 5 meter Die Bevölkerungszahl iſt von 21 auf 7,5 Millionen geſunken. 5 Auſtraliens Bevölkerung beträgt 6,5 Mil⸗. lionen, davon leben 5 Millionen in den Städten. 8 Die Geſamtzahl der zurzeit unverheirate⸗ ten Frauen der Welt wird auf etwa 300 Millionen geſchätzt. Rußland zählt 161 Millionen Einwohner, es hat ſich ſeit dem Jahre 1932 um 3 Mil⸗ lionen vermehrt. 1 Die Edeltanne iſt in Deutſchland nur zu 2,5 Prozent am Waldbeſtand beteiligt, di Fichte mit 25 Prozent, die Kiefer mit 4 Prozent; rund einviertel des deutſchen Bo den Buben unmöglich, daß der Pfarrherr ihn allein abernten könnte. So waaten ſie es. Waldbezirke liegen im Süden weſten. und 8