2. Blatt zu Wr. 174 Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. In die Erinnerung an das, was vor 20 Jahren ve⸗ gann, knallten die Schüſſe der Aufſtändiſchen vom 25. Juli. Heber allem und zuerſt ſteht für jeden deutſchen Menſchen das allertiefſte Mitgefühl für das arme öſterreichiſche Volk. Blut iſt dicker als Waſſer, und wir empfinden mit dieſen Menſchen, die unſeres Stammes ſind, als ob es unſere Brüder ſind. Ein immerwährender Leidensweg waren dieſe 20 Jahre, die durch Krieg führten und durch Zeiten, die immer Krieg waren. Als der letzte Schuß auf den Schlacht⸗ feldern verhallt war, kam kein Friede, ſondern neues Leid. Oeſterreich wurde zerſtückelt, und es blieben nur die deut⸗ ſchen Herzgebiete. Das verkleinerte Oeſterreich aber ſtand unſerm Herzen ebenſo nah, ja näher als das Oeſterreich im Glanz des Kaiſerreichs. Wir haben erlebt, wie Oeſterreich ein Spielball der Mächte wurde, wie hier ein politiſches Spiel getrieben wurde, das dem Volke fremd war. Was Innenpolitik und was Außenpolitik war, das konnten die Oeſterreicher ſelbſt oft nicht unterſcheiden. Wer von uns könnte es wagen, unſern öſterreichiſchen Brüdern von außen her noch Leid zuzufügen zu dem Maß, das ſie ſchon tragen müſſen? Wer kann wohl die Verantwortung übernehmen? Wenn jetzt der Bundeskanzler Dollfuß ein Opfer ſeiner Po⸗ litik geworden iſt, ſo wird ihm und ſeiner trauernden Fa⸗ milie niemand herzliches Mitgefühl und menſchliche Achtung verſagen, aber es hat an Warnungen nicht gefehlt, die die⸗ ſem Weg, den er einſchlug, widerrieten. Eine große Lehre für alle Zeiten muß aus dieſem traurigen Ereignis gezo⸗ gen werden: Es kann keine Diktatur gegen den Willen des Volkes geben, niemand kann auf die Dauer ein Volk zum Frieden und zur Einigung bringen, der ſich nicht auf das Volk, ſondern lediglich auf die Gewalt ſtützt. Engelbert Doll⸗ fuß bat gegen dieſen Satz gehandelt und wurde das Opfer. Ai wenn er nicht auf dieſe tragiſche Weiſe im Bundes⸗ kanzleramt geendet wäre, ſeine Politik war am Ende. * Und nun hallt es wider durch die Welt von Ver⸗ leumdungen, die ſich gegen Deutſchland richten. Vor 20 Jahren haben wir genau das Gleiche erlebt. Man muß ſchon die Stimmen der Vernunft feſthalten, um feſtzuſtellen, daß die Vernunft noch nicht ganz ausgeſtorben iſt. Die„Ti mes“ hat immerhin den Mut zu behaupten, daß es unfair wäre. wenn Dautſchland für die Dinge verantwortlich ge— macht werden ſoll, und ſelbſt der„Petit Pariſien“ bezeichnet die Vorgänge in Wien als eine rein inneröſterreichiſche An⸗ gelegenheit. Was ſoll man aber zu den Verleumdungen ſagen? Die Aufſtändiſchen waren Oeſterreicher. In den offi⸗ ziöſen„Wiener Mitteilungen“ iſt ſelbſt zugegeben worden, daß ehemalige Angehörige der Armee, die wegen ihrer po⸗ litiſchen Betätigung entlaſſen worden waren, zu den Tätern gehören. Deutſchland hat ſofort die notwendigen Maßnah⸗ men ergriffen. Es hat die Grenze geſperrt, um zu verhin⸗ dern, daß Flüchtlinge aus den Gemeinſchaftslagern in Deutſchland den Aufſtändiſchen en Hilfe eiſten. Die»iol genannte„Oeſterreichiſche Legion“ befindet ſich in einem Lager, das mehr als 100 Kilometer von der Grenze entfernt liegt. Ein anderes: In den erſten Meldungen wurde geſagt, daß Rintelen, einer der chriſtlichſozialen Führer, die Herr⸗ ſchaft in Oeſterreich übernehmen ſoll. Sollten die National⸗ ſozialiſten eigentlich deshalb einen ſolchen Aufſtand hervor⸗ rufen, um wieder einem Chriſtlichſozialen zur Macht zu verhelfen? Die innere Unwahrſcheinlichkeit der Beſchuldi⸗ gungen gewiſſer ausländiſcher Blätter iſt dadurch ſchon zur Genüge dargetan worden. Die Ereiagniſſe ſelbſt aber ſind nicht minder klar: Der deutſche Geſandte, der auf Anſuchen der Regierung und der Aufſtändiſchen den Letzteren ein Aſyl in Deutſchland ſchaffen wollte, iſt ſoſort abberufen worden, auch wenn ſein Motiv darin beſtand. daß er wei⸗ teres Blutvergießen verhindern wollte. Die Grenze wurde geſperrt, und die Aufſtändiſchen, die trotzdem verſucht hät⸗ ten, die deutſche Grenze zu überſchreiten, wären unweiger⸗ lich verhaftet worden. Das ſind die klaren Tatſachen, an denen niemand vorbeikommen kann. f * N Neben den italieniſchen Blättern, die plötzlich eine maßloſe Hetze gegen Deutſchland entfacht haben, ſind es be⸗ ſonders die franzöſiſchen und gewiſſe enaliſche Zeitungen, die ſich in Beſchüldigungen Deutſchlands überbieten. So ergeht ſich die„Times“ in einem Aufſatz anläßlich der Ereigniſſe in Oeſterreich in unglaublichen Schmähungen des National⸗ ſozialismus insgeſamt, wobei die angebliche Verweigerung des kirchlichen Beiſtandes für den ſterbenden Bundeskanzler Dollfuß eine beſondere Rolle ſpielt. Ein Syſtem, ſo heuchelt das Blatt, das auf Grund ſolcher Methoden geleitet wurde, flöße allenthalben Haß und Abſcheu ein. Möglicherweiſe aber ſei jetzt der Sieg der Sache in Sicht, für die Dr. Doll⸗ fuß eingetreten ſei. Die deutſche Regierung ſei weiſe von dem fehlgeſchlagenen Aufruhr abgerückt. Der deutſche Ge⸗ ſandte in Wien ſei abberufen worden. Aber man dürfe fra⸗ gen, warum er ausdrücklich der Vermittler zwiſchen den Auf ſtändiſchen und den öſterreichiſchen Behörden geweſen ſei. Weitere Ausführungen des Blattes dienen dem Verſuch, die materielle Unterſtützung des Aufſtandes durch deutſche Stel⸗ len nachzuweiſen. Deutſchland könne von einem Teil der moraliſchen Verantwortung nicht freigeſprochen werden. „Times“ ſchließt, das Verhalten der deutſchen Regierung ſeit dem Vorfall ſei indeſſen höchſt korrekt geweſen. Reichs⸗ präſident von Hindenburg habe eine Botſchaft der Empö⸗ rung und des Mitgefühls üebrſandt und es dürſe dankbar verzeichnet werden, daß gegenwärtig keinerlei Anlaß für eine Intervention in die öſterreichiſchen Angelegenheiten be⸗ ſtehe. Es gebe keine unmittelbare Ausſicht für auswärtige Komplikationen, noch weniger eine Ausſicht auf Krieg. Adolf Hitler hat einen wahrhaft ſtaatsmänniſchen Schritt von größter Tragweite getan: Er hat den bisherigen Vizekanzler von Papen, der aus dem Kabinett ausſchei⸗ det, zum Sondergeſandten für Heſterreich ernannt und durch ſeine Erklärung, daß er die freundſchaftlichen Be⸗ ziehungen zu Oeſterreich wieder herzustellen wünſche, jetzt ſchon die Entſpannung herbeigeführt. Die Ernennung Pa⸗ pens erregt überall größtes Aufſehen und wird allgemein als Verſöhnungsſchritt des Reichskanzlers gegenüber Oeſter⸗ reich gewertet. Reuter berichtet aus Berlin, daß Hitlers be⸗ merkenswerter Schritt zur Ueberzeugung der Welt von Deutſchlands ſymphatiſcher Haltung gegenüber Heſterreich einen tiefen Eindruck in diplomatiſchen und amtlichen Krei⸗ ſen gemacht habe. Die Tatſache der Ernennung eines ſo wichtigen Staatsmannes zum Vertreter Deutſchlands be⸗ deute mittelbar eine Ehre für Oeſterreich und ſtelle eine weitere Geſte der Verſöhnung gegenüber Oeſterreich dar. Die Ernennung bringe einen gewandten und erfahrenen deutſchen Diplomaten nach Wien, der beſſer als irgend je⸗ mand in der Lage ſein müſſe, Deutſchlands Standpunkt be⸗ friedigend in Oeſterreich zu vertreten.„Evening Standard“ überſchreibt ſeine auf der erſten Seite in großer Aufma⸗ chung veröffentlichte Meldung:„Deutſchland ſucht normale und freundſchaftliche Beziehungen“. Das Blatt iſt der An⸗ ſicht, daß„eine bemerkenswerte Umbildung in den Bezie⸗ hungen zwiſchen Oeſterreich und Deutſchland durch das Schreiben angekündigt zu werden ſcheint“. In nichtamtli⸗ chen Kreiſen werde, dem Blatt zufolge, die Anſicht vertre⸗ ten, daß das Schreiben und die Faſſung, in der es gehalten iſt, eine Umkehrung der bisherigen Politik der deutſchen Re⸗ gierung gegenüber Oeſterreich bedeutet. Eine weitere wichtige Entwickluͤng ſei die Entlaſſung Habichts. Sogar das radi⸗ kale Abendblatt„Star“ muß zugeben, daß die Maßnah⸗ men des Reichskanzlers Verſöhnungsſchritte ſind. Wirtſchaftliche Amſchau Die Zulaſſung von Einzelhändlern Das Eignungsprinzip durchgeführt. Die neue Verordnung des Reichswirtſchaftsminiſters zur Durchführung des Geſetzes zum Schutze des Einzelhan⸗ dels liegt jetzt vor. Darnach ſollen Ausnahmen von dem Verbot der Errichtung neuer Verkaufsſtellen nur zuge⸗ laſſen werden, wenn für den Unternehmer oder die für die Leitung des Unternehmens vorgeſehene Perſon die für den Betrieb der Verkaufsſtelle erforderliche Sachkunde nach⸗ gewieſen wird und keine Tatſachen vorliegen, aus denen ſich der Mangel der erforderlichen perſönlichen Zuverläſſig⸗ keit ergibt. Die Zulaſſung einer Ausnahme kann auch bei Vorliegen dieſer Vorausſetzungen verſagt werden, wenn die Errichtung der Verkaufsſtelle in der in Ausſicht genom⸗ Samstag, 28. Juli 1934 menen Gegend zu einer außergewöhnlichen Ueberſet⸗ zung innerhalb des gleichen Handelszweiges führen würde. Für die Errichtung eines Warenhauſes, Klein⸗ preisgeſchäftes oder einer ähnlichen Verkaufsſtelle darf eine Ausnahme von dem geſetzlichen Verbot nur dann zugelaſſen werden, wenn außer der Vorausſetzung der er⸗ forderlichen Sachkunde und Zuverläſſigkeit ein Bedürf⸗ nis für die Errichtung einer ſolchen Verkaufsſtelle nachge⸗ wieſen wird. Auf die Zulaſſung von Ausnahmen von dem Verbot der Geſchäftserweiterung finden die genannten Beſtimmungen keine Anwendung, wenn die räumliche Er⸗ weiterung nicht mehr als ein Viertel beträgt und der neue Verkaufsraum in unmittelbarem Zuſammenhang mit den bisherigen Verkaufsräumen ſteht. Die Verordnung be⸗ ſtimmt ſchließlich, daß vor der Entſcheidung über die Zulaſ⸗ ſung einer Ausnahme die Stellungnahme der zuſtändigen geſetzlichen Berufs vertretung einzuholen iſt. Handel und Wirtſchaſt Börſe. Zu Beginn der Berichtswoche hatte man den Eindruck, als ob das Publikum aus ſeiner Zurückhaltung mehr heraustrete und ſich am Geſchäft des Aktienmarktes wieder lebhafter beteilige, wobei es allerdings nur einige Spezial⸗ papiere der Montan⸗ und Maſchineninduſtrie waren, die vor⸗ zugsweiſe gekauft wurden. Die Börſe erfuhr dadurch eine Be⸗ feſtigung. Die Arſache liegt darin, daß ſich die wirtſchafkliche Entwicklung nach wie vor günſtig geſtaltet, was vor allem in den ſteigenden Steuererträgen zum Ausdruck kommt. Weiter⸗ hin kam es dann ſogar zu größeren Umſätzen, wobei auch die kleineren Werte des Einheitsmarktes ſich belebten. 1 Geldmarkt. Nach dem letzten Reichsbankausweis ha⸗ ben ſich die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen geringfügig um 0,1 Proz. erhöht. Die Deckung der Noten iſt mit 2,2 Proz. unverändert geblieben. Lohn⸗ und Zoll⸗ zahlungen, ſowie die Anſprüche aus Anlaß der beginnenden Ernte veranlaßten eine ſtärkere Nachfrage und führken dazu, daß die ſeit einiger Zeit bemerkbar gewordene leichte Geld⸗ verſteifung zunächſt anhielt. Produktenmarkt. Das Geſchäft an den Getreide⸗ märkten iſt noch recht ruhig. Die Neuordnung der Getreide⸗ wirtſchaft wirkte auf die Börſe zunächſt hemmend ein. Die Umſätze waren infolgedeſſen, obwohl neues Getreide allmählich ausreichend zur Verfügung ſteht, ziemlich gering. Von den Mühlen wird Weizen alter Ernte bevorzugk, der Mehl⸗ und der Futtermittelmarkt lagen gleichfalls ruhig. Warenmarkt. Die Kennziffer der Großhandelspreiſe hat ſich neuerdings von 98,8 auf 99,1 erhöht. Den Haupk⸗ anteil an dieſer Erhöhung hatten wieder die Agrarſtoffe. Die Kennziffer der gewerblichen Gütererzeugung hat ſich von 79 im Januar auf 89,1 im Mai erhöht. Im 1. Halbjahr 1932 ſind die Konkurſe um 41,4, die Vergleichsverfahren um 62, Prozent gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres geſunken. Die ſeit 4 Wochen im Gang befindliche Deviſenrepartierung hat zwar die Reichsbank ihr Ziel des Ausgleichs ihrer De⸗ viſenbilanz erreichen laſſen, aber der Wirtſchaft allerhand Schwierigbeiten gebracht, vor allem dadurch, daß gekaufte Wa ren mangels Deviſen nicht abgenommen werden können, daß ſie unter Schädigung ihrer Beſchaffenheit allzulange lagern und daß Handel und Induſtrie in ihrer Dispoſitionsfreiheit beſchränkt ſind. Doch Schwierigkeiten ſind dazu da, um über⸗ wunden zu werden. Viehmarkt. Infolge des heißen Wetters iſt der, Fleiſchverbrauch zurückgegangen. Der Auftrieb iſt teilweiſe, namentlich in Kälbern, immer noch recht erheblich. Die Preiſe haben ſich nicht weſentlich geändert; nur für Schweine ſind ſie etwas in die Höhe gegangen. ** Stuttgarter Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 9 Ochſen, 6 Bullen, 22 Jungbullen, 20 Kühe, 130 Färſen, 240 Kälber, 595 Schweine. Preiſe: Bullen: c) 22 bis 24, d) 19 bis 21, Färſen a) 29 bis 31, b) 23 bis 26, c) 20 bis 22, d) 17 bis 20, Kälber a) 35 bis 38, b) 28 bis 33, c) 21 bis 26, d) 18 bis 20; Schweine: a) 43 bis 46.50, b) 45 bis 46.50, c) 44 bis 46.50, d) 43 bis 46, e) 41 bis 42 Mark je 1 Zentner Lebendgewicht. „alls fausen bründen K 2511 115 0 5 2 — 25 8 5— 2 „ 2 5, J 7 e 168 * 3 5 285 5 2 2 2 1 N 7 18 0 1 8 , f, T 60 N e e 55.. ä——— 5 * „Zaison- Schluss- Verkauf Zimon! Achten Sie aof die inferess anten Schadfens fer! 1 1 Mannheim Breitestrasse- f 14 8 Kreuz und Quer Hoch hinaus.— Tag der„gepumpten Bücher“.— An Hand der Akten.— Etwas zu ſchlagfertig. Es gibt immer Menſchen, die— wie man ſich gern aus⸗ drückt— hoch hinaus wollen. Und gerade jetzt zur Reiſezeit wollen viele Menſchen hoch hinaus, ſie wollen auf die Berge, um dort Erholung zu ſuchen. Aber auch andere Gründe können maßgebend ſein. Nicht nur hoch hinaus, ſondern auch eine ganz exponierte Lagerſtätte haben ſich drei junge Leute ausgewählt, die auf dem Gipfel des Mont-Blanc ankamen und ſich dort eine Woche lang häuslich niederlaſſen wollen. Es iſt dies das erſtemal, daß Bergſteiger ſich zu einem ſolchen Beginnen bereit finden, da gewiß oiel reizvollere und doch hochgelegene Standorte zum Aufſchlagen einer mehrtägigen Lagerſtätte in den Alpen anzutreffen ſein werden. Daß die ſonderbare Expe⸗ dition ſicher ihren hohen Standort erreicht hat wurde den Talbewohnern durch ein Raketenſignal von der Höhe des Berges bekanntgegeben. Wie man hört, liegt dem ſonder⸗ baren Sport der drei Männer auf Europas höchſter Berg⸗ ſpitze ein wiſſenſchaftlicher Verſuch zugrunde, nämlich der, ſich für die nächſtjährige geplante Himalaja⸗Expedi⸗ tion vorzubereiten. So wollen ſie ſich alſo einen kleinen Vorgeſchmack verſchaffen. Eine andere neue Aktion, allerdings ganz anderen Stils, ſoll in London ins Leben gerufen werden(man ſollte ſie überall einrichten: Das iſt der„Tag der gepump⸗ ten Bücher“. Wie viele Bücher, zum Teil aus wertvollen Sammlungen ſtammend, wurden geliehen und warten im⸗ mer noch auf die Rückgabe an den Beſitzer, während dieſer aus unerklärlicher Scheu vor einer Mahnung an den betref- fenden Freund oder Bekannten, ſchmerzlich käglich die Lücke in ſeiner Bibliothek betrachtet. Da iſt man nun in London auf die Idee gekommen, eigens einen Tag einzurichten, an dem dieſe Sünden wieder abgetragen werden. Am„Tag der gepumpten Bücher“ ſoll jeder ſeine Bibliothek durch⸗ gehen und alles fremde Gut dahin ſchicken, wo es hingehört. Man ſoll zurückſchicken, was man borgte, und ſoll erhalten, was man verlieh. Die Londoner Poſt findet dieſe Idee un⸗ terſtützungswürdig und hat ſich bereit erklärt, alle Sen⸗ dungen mit geliehenen Büchern zum halben Preis zu be⸗ fördern. Wer alſo weiß, wem er was geliehen hat, ſo hat er Ausſicht, wieder in den Beſitz ſeines Eigentums zu kommen. Es iſt überhaupt gut, wenn recht genau Buch geführt wird, das hat ſchon manchem Menſchen viel Unannehmlich⸗ keiten erſpart, und auch ſogar viel Nutzen gebracht. Das Berliner Einwohnermeldeamt, eine Stelle, an der das Gehen und Kommen des Volkes genau verzeichnet wird, kann bald ſein hundertjähriges Beſtehen feiern. In dieſem Zuſammenhang ſei an eine romantiſche Geſchichte erinnert, die dieſer Welt der Akten ihren glücklichen Aus⸗ gang verdankt. Charlotte K., ein Berliner Arbeiterkind, hei⸗ ratete einen Handwerker, bekam in dieſer Ehe zwei Kin⸗ der, aber bald fühlte ſie ſich nicht mehr glücklich. Eines Tages hatte ſie Mann und Kinder im Stich gelaſſen. Jahr⸗ zehnte vergingen. Auf einmal wurden die Erben der Char⸗ lotte K. geſucht. Sie war nach Amerika gegangen und ſtarb dort unter Hinterlaſſung von 10000 Dollar. Der wahre Erbe konnte erſt nach langem Bemühen, durch das Berliner Einwohneramt gefunden werden, denn die Kinder der Charlotte K. waren ſchon geſtorben. Es lebte nur noch ein Bruder von ihr, der als Hauſierer durch die Dörfer zog. Ihm fielen die 10 000 Dollar in den Schoß. So kommt man manchmal zu etwas und weiß nicht wie. So dürfte es auch der Amerikanerin gegangen ſein, die ſich in Straßburg nicht an die Verkehrsregeln halten wollte. Als ſie bei dem Verſuch, den Fahrdamm nach ihrem Belie⸗ ben zu überſchreiten, von dem Verkehrspoſten auf den mit Nägeln bezeichneten Weg gewieſen wurde, geriet die auf der Durchreiſe befindliche Amerikanerin ſo in Wut, daß ſie auf den Poliziſten zuging und ihm ein vagr ſchallende Ohrfeigen verabreichte. Der Schuhmann ließ ſich aber nicht aus der Ruhe bringen; er brachte die ſich heftig ſträu⸗ bende und einen Fluchtverſuch unternehmende Miß auf die nächſte Wache, wo ſie feſtgeſetzt wurde, bis ihr der Schnell⸗ richter 15 Tage Gefängnis mit Aufſchub und 50 Franken Geldſtrafe aufbrummte. Der Poliziſt war deutlich als ſolcher zu erkennen, da half keine Ausrede. Mehr Glück hatten drei engliſche See⸗ leute, die auch mit der Polizei in Konflikt geraten waren, ſich aber glücklich aus der Affäre zu ziehen wußten. Als ſich nämlich in den Straßen Fiumes ein kleiner Boxkampf der engliſchen Seeleute entwickelte, miſchte ſich plötzlich ein fremder Mann ein, der mit einem Regenſchirm auf die Raufenden einſchlug. Natürlich legten ſie den Regenſchirm⸗ held aufs Pflaſter. Da kamen aber immer mehr Männer mit Reg hirmen und erſt im Verlauf der Prügelei ging den Engl 0 f ändern ein Licht ſten mit Regenſchirmen bewaffnet ſind. ö ten ſie auf dieſor Erde woch nicht geſeben ſomit kann nach ihrer Anſicht von einer Abſicht des Widerſtandes gegen die Staatsgewalt keine Rede ſein. Die Richter ſprachen die Seeleute von dieſem Delikt frei, aber ſie wurden mit einem verſchmitzten Schmunzeln ermahnt, doch in Zukunft nicht gleich Leute mit Regenſchirmen k. o. zu ſchlagen. Wußten die Seeleute das wirklich nicht oder haben ſie die Ausrede erfunden? Man ſieht immer wieder, daß eine gute Ausrede etwas wert iſt. Amerikaniſche Hunderepubliken Neue Beobachtungen an Präriehunden. Die Jugend aller Länder hat Coopers Erzählungen über die heldenhaften Kämpfe zwiſchen Trappern und Indianern verſchlungen. Auch der erwachſene Mann erinnert ſich an „Falkenauge“, an den Roten Adler“, an wilde Büffelher⸗ den und an viele Merkwürdigkeiten des Prärielebens. Und dann erinnert er ſich vielleicht an den oft erwähnten Prärie⸗ hund oder die Hunderatte, der eigentlich gar kein Hund iſt, ſondern zur großen Familie der Nagetiere gehört. Wenn hier von Hunderepubliken in den Vereinigten Staaten die Rede iſt, ſo iſt demnach falſch, da der lebhafte Präriehund, der behende wie ein Eichhörnchen iſt und dieſem Nagetier auch in ſeiner Ausgelaſſenheit ähnelt, mit den gezähmten Nachkommen des Wolfes nichts zu tun hat. Ueber das Le⸗ ben des Präriehundes hat man nun in letzter Zeit mehr erfahren, als Cooper zu berichten wußte. Es iſt ein ſehr geſelliges Tier, das die Einſamkeit haßt und ſich immer in Gemeinſchaften findet. Soweit man überhaupt Vergleiche tit menſchlichen Gemeinſchaften ziehen kann, iſt man be⸗ rechtigt von Republiken der Präriehunde zu ſprechen. „Die Bürger einer ſolchen Republik treffen ſich zu ge⸗ meinſamen Spielen und machen ſich auch gegenſeitig Be⸗ ſuche. So ein Präriehund ſpricht gern im unterirdiſchen Bau ſeines Nachbarn vor und holt ihn vielleicht zu einem Spaziergang an friſchen Sommerabenden ab. Manchmal erbringen die Präriehunde gemeinſam die Nacht, um in Geſellſchaft mit leiſer Stimme zu bellen, und das hört ſich an, als ob Zwerghunde ein Konzert geben. Man trifft die Präriehunde, in einem gewiſſen Einvernehmen mit Eulen und mit Klapperſchlangen, die in der Nachbarſchaft und manchmal ſogar in den unterirdiſchen Bauten der Prärie⸗ hunde ſelbſt ihren Wohnſitz aufſchlagen. Zuweilen miß⸗ brauchen ſie die Gaſtfreundſchaft, denn man ſieht hin und wieder eine Schlange, wie ſie eins der kleinen Nagetiere derſpeiſt. Die Eulen, die mit den Präriehunden eine Ge⸗ meinſchaft eingehen, gleichen nicht den europäiſchen Arten. Sie haben einen lebhaften Blick, einen ſchnellen Flug und ziemlich große Klauen, und ſie gehen auch am Tage aus. Reiſende verſichern, daß ſie erſt dann die Präriehundsbauten beziehen, wenn die Nagetiere ihren Wohnſitz verlaſſen ha⸗ den, weil einige Familienmitglieder geſtorben ſind; Prärie⸗ hunde ſind nämlich gefühlvoll und verlaſſen einen Ort, an dem ihnen Unheil widerfahren iſt. Was die Eulen dazu bewegt, die Nachbarſchaft der Präriehunde aufzuſuchen? Manche Forſcher wollen beobachtet haben, daß die Eulen ähnliche Schreie wie die Präriehunde ausſtoßen und eine gewiſſe Freude am gemeinſamen Konzertieren empfinden. 18 hat Ein Mahnwort. Wenn man Worte nur einfach ſprechen hört oder ge⸗ ſchrieben ſieht, ſo bleiben ſie ſich immer gleich. Aber es wandelt ſich, was mit ihnen ausgedrückt werden ſoll, ihr Sinn, je nach dem Geiſt, von dem ſie erfüllt werden, je nach den Menſchen, die ſie ſprechen und hören, ſchreiben und leſen. erhabenſte Wort kam verwäſſern, wenn es allzuoft bis zur Gedankenloſigkeit nach geplappert wird. Der tiefſte Satz kann ſeinen Inhalt ver lieren, wenn ſich Menſchen ſeiner bedienen, die ſeinen urſprünglichen Sinn fremd ſind. Vor 2000 Jahren wurden römiſche Eroberer im alten Germanien von ehrfürchtigem Erſtaunen erfaßt, als ſie die Hochſchätzung erlebten, die unſere Vorfahren ihr als Mutter in Familie, Gemeinde und Staat einräumten. Wie hat ſeitdem der Begriff Frau und Mutter gewandelt! Erſt 2 Jahre liegt es zurück, da forderte noch in Deutſchland die„Liga für Menſchenrecht“ die willkürliche Abtreibung werdenden Lebens geſetzlich zu ſanktionieren. Damit wurde die grenzenloſe Nichtachtung der Mutterſchaft öffentlich be⸗ zeugt, die für das vergangene Syſtem bezeichnend wur, Unüberbrückbar iſt die Kluft, die dieſe Auffaſſung trennt von jener Wertung der Mutter bei den alten Germanen und von dem Wort, das im neuen deutſchen Staat wieder gilt:„Mutter und Kind ſind das Unterpfand für die Unſterblichkeit eines Volkes.“ Dabei handelt es ſich nicht um eine Einzelfrage neben vielen anderen, vielmehr um die entſcheidende Grundfrage im Leben jedes Volkes. Denn mit der verſchiedenen Achtung, die ein Volk ſeinen Müttern erweiſt, ſteigt oder fällt ſeime Lebenskraft und damit ſein Lebensrecht. In vielem muß es der Nationalſozialismus als ſeine Aufgabe anſehen, den deutſchen Menſchen zum urſprüng; lichen, wahren Sinngehalt der Worte ſeiner Sprache zurück zuführen. So gilt es auch„Mutter und Kind“ wieder se zu beſeelen, daß es als lebendige Einheit unſerem natütr⸗ lichſten Triebe entſpricht: dem Lebenswillen. Das Das 2 101 — Einmachiönt am Lager. Johann& Würthwel Kloppenheimerſtr. 37. — — denn er hat eine funkel- nagelneue, aufs modernste und bequemste eingerich- tete Backstube bekom- men. Es ist für ihn ein Vergnügen, das fein und knusperig elektrisch Ge- backene schnellstens der Kundschaft zuzubringen. Deshalb in eiligen Fällen Tel. 31600 Konditorei u. Kaffee H. b. Trag Inhaber: KURT Schibilb, Mannheim, C16, — Unser Fritz freut sich, 5 — J ( Penobungs Karen Besuchs Rarlen Narten für geschenſtz wech in geschmadtvoller Qusfubrung. 8 3 ö 1 Nicht wahr, du findeſt das doch nicht gut“, fügte er Eingende Fiſche Elektriſche Sicherung, Druckknopf und Vernebelung im Ozean. Daß die Fiſche ſtumm ſind, gehört wohl zu den be⸗ kannteſten Erfahrungen. Auch ſonſt mutet man den Fiſchen nicht allzuviel geiſtiges und techniſches Vermögen zu. Man ſollte vorſichtiger ſein mit ſeinem Urteil. Die Zitterr chen wiſſen den Hausfriedensbruch, wie man ſagen könnte mit Hilfe der Elektrizität ſehr energiſch abzuwehren; auch die Flurbeleuchtung iſt bei Tiefſeefiſchen nicht unbekannt; Ge⸗ ſicht und Gehör ſind ſehr fein organiſtert, die Säge iſt ne⸗ ben dem Menſchen nur einigen Fiſchen vorbehalten geblie⸗ ben und ſelbſt der Druckknopf iſt keineswegs ein Monopol der menſchlichen Technik: der Tintenfiſch— ein Fiſch allerdings nur dem Namen nach, in Wirklichkeit ein Weich⸗ tier— hat ſeine Taille damit verſchloſſen, und ſchon ſein Name weiſt darauf hin, daß er zugleich ein Vorläufer un⸗ ſerer Schreibwarenfabrikation iſt Immerhm deutet ſchon die Geſtalt darauf hin, daß die Fiſche voll und ganz auf ihr angeſtammtes Lebenselement angewieſen ſind, und wir würden es für eine Verirrung hal⸗ ten, wenn ein Fiſch plötzlich ohne Lebensgefahr es ſich auf dem Lande gütlich tun würde. Selbſt das kommt vor; die Lurchfiſche Auſtraliens watſcheln ganz vergnügt zuweilen ans Land, ſie haben ſich eine Art Lungen angeſchafft, um in der Luft nicht zu— erſticken. Doch ſelbſt unſer ſcheinbar auf die Landlebeweſen und ganz beſonders den Menſchen beſchränktes Monopol der Geräuſcheerzeugung iſt ſchon von dem„ſtummen“ Fiſch gebrochen. Wir wiſſen zwar nicht, welchen Zwecken dieſe Geräuſcheerzeugung dient. Um ei⸗ gentliche Stimmlaute handelt es ſich nicht, vielleicht aber hat eine zufällige Erfindung das muſikaliſche Gefühl der Waſſer⸗ bewohner erweckt. Der auch in der Küche beliebte Knurr⸗ hahn reibt ſeine Kiemendeckel und wirkt ſo als Baſſiſt. In Braſilien iſt ſchon früher von lautgebenden Fiſchen berichtet worden. Bei Forſchungsfahrten auf einem braſi⸗ lianiſchen Fluß beobachtete jetzt ein Forſcher den„Saguirus“ beim„Singen“. Die„Sagutirus“ ſind etwa 10 Zentimeter lang und ziehen zur Laichzeit in ungeheuren Mengen die Flüſſe hinauf. Auch zwei andere braſilianiſche Forſcher be⸗ ſtätigten dieſe Beobachtungen. Danach wird das Geräuſch von den Saguirus während der Laichzeit verurſacht und es ſoll dem Knarren eines mit Ochſen beſpannten Karrens gleichen— die Muſikvorliebe bei den Fiſchen nimmt alſo ganz beſondere Formen an. Jiviliſation zu geräuſchvobt Es gibt in unſeren Tagen noch junge Menſchen, denen die moderne Ziviliſation, das Leben in der Gemeinſchaft von Städten zu geräuſchvoll iſt und die das Leben eines Einſiedlers in der Wildnis bevorzugen. So wird von ei⸗ nem 17jährigen kanadiſchen Trapper berichtet, der bis vor einigen Monaten nur vier Menſchen in ſeinem ganzen Le⸗ ben geſehen hatte und insbeſondere noch nichts wußte von Automobilen, Flugzeugen Eiſenbahnen, Telephon uſw. Die⸗ ſer kanadiſche Tarzan“, wie die amerikaniſchen Zeitungen ihn nennen, iſt der Sohn eines vor längerer Zeit in die einſame kanadiſche Wildnis geflüchteten Arztes. Als ſein Vater hinausging, war das Kind noch zu klein, um ſeine ziviliſierte Umwelt erkennen zu können. Als der Junge neun Jahre alt war, gab ihm der Vater ein Gewehr und ſchickte ihn mit der Weiſung von ſich fort, von nun an ſein Leben allein zu machen. Der Junge baute ſich ein Blockhaus in der Wildnis und lebte dort, bis vor einigen Monaten ſein Vater ſtarb. Ein Trapper, der es gut mit dem Jüng⸗ ling meinte, ſchickte ihn in die nächſtgelegene Stadt, nach Sacramento. aus. Er erklärte, daß er Sehnſucht nach ſeinem Hund habe und ging zurück in die Wildnis. Dort hielt es der Junge, Jack Morgan, nicht Für die C000ò] ñ Aas de Hchem Krefenne Immer ſind es die wichtigen Ergänzungen, die bei der Geſtaltung des Heims den Ausſchlag geben. Die Harmonie aller Gegenſtände, Möbel, Teppiche, Gardinen iſt ſo wichtig, ein Zimmer lebt förmlich, wenn die zuſammenfaſſende Wir⸗ kung auf glückliche Art gelöſt iſt. In den neuen Muſtern des deutſchen Kretonne hat die Frau eine Möglichkeit gefunden, die Wohnung mit allem Fehlenden ſo auszuſtatten, daß die praktiſche Löſung nicht auf Koſten der Behaglichkeit geht. Ein Material, deſſen Preiswürdigkeit Anwendung für alle Dekorationszwecke erlaubt, findet um ſo ſchneller allgemeinen Beifall, als die Verarbeitung ſchon durch Muſterung weſent⸗ lich vereinfacht wird. Mit unzähligen farbenfrohen Mo⸗ tiven, ſtiliſierten und naturaliſtiſchen Blumendeſſins in allen Variationen laſſen ſich dieſe Gewebe für jeden Zweck ver⸗ wenden. Durch übereinſtimmende Vorhänge und Kiſſen oder Möbel⸗ bezüge iſt ſofort eine freundliche Verbindung geſchaffen, der tote Punkt allzu glatter Flächen über⸗ wunden. Die übertriebene Sachlich⸗ keit moderner Wohnungen wird durch den farblichen Kontraſt und durch die heitere Blumenfreudigkeit gemildert. Im Schlafzimmer nehmen ſich Steppdecken aus kleingeſtepptem Kretonne beſon⸗ ders gut aus. Uebergardinen und Wäſchepuff kann man auch aus dem gleichen Material anferti⸗ gen. Für Balkon und Garten, Decken in jeder Größe, 4 im Kinderzimmer, in der Diele, für Vorhänge, Lampen und Hocker, über⸗ all erfreut uns Kretonne durch ſeinen gemütlichen Eindruck. Kretonne iſt ſo praktiſch und haltbar, wie man es nur von Stoffen dieſer Art erwarten kann. Auch für die Gegenſtände des perſönlichen Gebrauchs, für zier⸗ liche Käſtchen. Briefmappen, Buchhüllen. Bettjacken und Strandanzüge, ſchätzt man die Vorzüge der angenehm luſtig⸗ bunten Farbſtellungen. Angefangen von den Kleiderbügeln bis zu den kleinen Spielhoſen— man hat alles aus Kre⸗ tonne. Unſere Zeichnungen zeigen eine kleine Auswahl praktiſcher Kleinigkeiten, die man ohne viel Mühe ſelbſt her⸗ ſtellen kann. Ein Satz Teller⸗ oder Servierdeckchen. mit kleinen Volants verziert, iſt für jeden Tiſch geeignet. Der modern gedeckte Tiſch ohne Tafeltuch braucht ſtets beſon⸗ dere Pflege. Das Abſtellen heißer Teller oder Schüſſeln hinterläßt oft Ränder auf der ſorgſam gehüteten Tiſchplatte. Darum empfiehlt es ſich, für jedes Gedeck ein rundes Teller⸗ deckchen und für die Schüſſeln einen paſſenden Unterſatz anzufertigen. Die Unterlagen ſind bis auf den Blumen⸗ unterſatz mit einer Aſbeſtplatte und heller Watteline ge⸗ füttert. Ein zweckmäßiger Beutel für Taſchentücher ader Strümpfe kann in beliebiger Größe genäht werden. Etwas mehr Geſchicklichkeit verlangt das Beziehen des Schirmes für die kleine Tiſchlampe. Der untere Rand iſt durch eine gefältelte Rüſche abgeſchloſſen. Zu der einfarbigen Stepp⸗ decke paßt die geblümte Nachthemdtaſche, die man mit zart⸗ farbiger Kunſtſeide abfüttert. Der Ordnung und dem Schön⸗ heitsſinn dient der geräumige Handſchuhkaſten. Unter den Büchern des täglichen Gebrauchs gibt es wohl kaum ein zweites, das ſo achtlos behandelt wird wie das Telephon⸗ buch. Dabei kann man aus einem alten Aktendeckel und einem halben Meter Kretonne eine ſehr anſehnliche Schutz⸗ hülle herſtellen. Das Telephonbuch verliert den unperſön⸗ lichen, büromäßigen Charakter und gewinnt den Platz, der ihm gebührt— es gehört nun zu den vertrauten Dingen, die Sie täglich gebrauchen. Hn. Neue Kleider neue Hüte Es bleibt ja leider nicht bei der einmaligen Anſchaffung eines Kleides, ſo ein Kauf zieht gewöhnlich ſo lange eine kleine Unzufriedenheit nach ſich, bis alles dazu da iſt. Zuerſt ein Hut— man ſagt das immer ganz einfach, als könnte man die Sache leichtfertig übergehen. Aber die neuen Hüte für den Uebergang geben uns recht nette Rätſel auf:„Was paßt zu wem?“ oder„Wo iſt vorn, wo hinten?“,„Und wie ſetzt man das überhaupt auf, Fräulein?“ Man erfährt da⸗ bei, daß die neue Hutlinie den größten Wert auf den freien Hinterkopf und die beſchattete Stirn legt. Die erſten Filz⸗ hüte tauchen auf, kleidſame Formen mit Angora⸗Charak⸗ ter und ſchließlich Samt, der Sommersende verkündet und uns bis zum Winter folgt. Der große, elegante Hut Nr. 1 aus ſchwarzem Samt hat die typiſche, gerade Krempenform, der äußere Rand bedeckt die Augenbrauen und läßt ſeitlich etwas höher führend genügend Haar frei. Das Neuefte iſt der flache Kopf, der ein längliches Viereck bildet. Der Hut Nr. 2 ergänzt den Straßenanzug, hier findet man die rückwärts hochgeſchlagene Krempe, die in faſt gerader Linie an der Stirnſeite in Augenbrauen⸗ höhe verläuft. Ein beinahe Uadratiſches Viereck zeigt der opf des Filzhutes Nr. 3. Die Krempe iſt nach Kinderart leicht aufgeſchlagen, feine Steppereien ergeben eine un⸗ auffällige Garnierung. Dieſe Formen werden alle ziemlich gerade aufgeſetzt und möglichſt tief in die Stirn gerückt. Ein kleiner Bügel aus demſelben Material oder eine Gummiſchnur ſollen etwas Halt ſichern. Aber die Köpfe werden immer flacher, und man fragt ſich ängſtlich— kommt die Hutnadel?! Mm Achalm n Fenn . Roman von Liane Sanden 50. Fortſetzung und Schluß. Aber in Wahrheit war er gar nicht erkrankt. Denn der Zimmerkellner meldete, daß er in ſeinem Zimmer wie ein Irrſinniger hin und her gelaufen wäre. Wenn man krank war, legte man ſich ins Bett und machte keinen Dauerlauf in ſeinem Zimmer. Ueberhaupt hatte man nicht krank zu ſein, wenn man zu einem ſolchen. Ereignis eingeladen war. Und nun kam die zweite Senſation: Der Filmſtar der North-South-Film⸗Corporation kam Georg Gorth beſuchen. Alle dieſe Gedanken flogen durch den Kopf des Por⸗ tiers, wie er Stella Hollmers ehrerbietig zum Lift ge⸗ Reh und zu den Zimmern von Georg Gorth fahren ieß. „Eine Dame wünſcht Herr Gorth zu ſprechen“, ſagte der Kellner, den ſie vor den Zimmern Gorths getrof⸗ fen hatte. Georg Gorth, der immer noch raſtlos mit bleichem Geſicht auf und ab ging, blieb ſtehen. „Eine Dame“, ſagte er,„wer denn?“! Da konnte er nicht weiter ſprechen. Ein Aufſchrei ertönte. In der geöffneten Zimmertür ſtand Stella. „Hinaus“, ſagte Michael zu dem Kellner, der mit aufgeriſſenen Augen daſtand. In ſeinem Blick war etwas ſo Drohendes, daß der Kellner fortſtürzte und die Tür leiſe hinter ſich ſchloß. Stella und Michael ſtanden und ſahen ſich an. Nur die Breite des Zimmers war zwiſchen ihnen. Aber keiner vermochte einen Schritt vorwärts zu tun. Wie gelähmt ſtanden ſie, erſchüttert in tiefſter Seele durch dies un⸗ erwartete Wiederſehen. „Du kommſt zu mir“, flüſterte Michael,„Stella, du?“ „Du biſt es“, fragte ſie zurück mit einer klangloſen Stimme. N „Ja, Stella, ich bin Georg Gorth.“ 3 5 das Buch“, ſagte ſie,„das Buch es iſt von „Ja. a Da mochte Stella Hollmers die erſte Bewegung, einen leidenſchaftlichen Schritt auf Michael zu. „Michael, um Sottes willen, ſag mir das eine, der Brief, der eine Liebesbrief in delnem Buche, was iſt mit ihm?“ a Wichael ſah ſie verſtändnislos an: 5 „Ich verſtehe dich nicht, Stella“, ſagte er,»dieſer Brief, nun, er gehörte in die Entwicklung des Buches hinein, ſo hab' ich ihn geſchrieben. Was ſtört dich daran? ängſtlich hinzu,„es iſt mir nicht gelungen, ſelbſt etwas zu leiſten. Sag es nur ruhig. Aller Ruhm, der mir ſo unverdient entgegengekommen, hat für mich keinen Sinn, wenn du ihn nicht als berechtigt anerkennſt. Aber freilich“, fügte er etwas bitter hinzu,„was inter⸗ eſſiert dich das noch? Du haſt dich ja von mir ge⸗ trennt. Ich kann es begreifen, Stella. Ich war nichts neben dir. Und ich bin nichts neben dir. Du brauchſt einen Mann, der nicht nur immer von deiner Gnade lebt und in deinem Schatten ſteht.“ „Mein Gott, mein Gott“, ſagte Stella gollmers vor ſich hin,„dann iſt ja alles Irrtum, dann iſt ja alles ganz anders, Wichael.“ „Was iſt anders?“ fragte er und ſah erſchreckt ihr tränenüberſtrömtes Geſicht. „Michael“, ſagte Stella und ſtreckte ihre Arme aus, „komm, nimm mich an dein Herz, ganz dicht, Wichael. Und dann will ich dir alles ſagen.“ Stella und Wichael hielten ſich umſchlungen. Und ſo, den Kopf an ſeine Bruſt gebettet, begann Stella zu erzählen von jenem Tage an, an dem ſie dieſen Brief, der in ſeinem Buche wiederkehrte, auf ſeinem Schreib⸗ tiſch gefunden und von all dem furchtbaren Irrtum, der ſich daraus entwickelt. „Das war ja das Manuſfkript, Stella, das war ja doch kein Brief an einen Menſchen gerichtet. Begreife doch.“ Stella lächelte unter Tränen: „Ja, nun begreife ich. Aber damals glaubte ich, er wäre an eine Frau gerichtet. And dann deine Verbin⸗ dung zu Lena Heuſchner?“. „O Stella, warum haſt du nicht geſprochen? Warum haft du mich nicht gefragt?“ „Ich war zu ſtolz dazu, Michael. And ich glaubte, du müßteſt dich von mir löſen, weil du dir ſelbſt nicht vertrauteſt. Ich glaubte, du liebteſt Lena Heuſchner. Du kannſt es mir jetzt ruhig ſagen, Michael, wenn du ſie geliebt haſt. Es tut nicht mehr weh!“ „Lena Heuſchner? Ich habe ſie nie geliebt, Stella. Das iſt ein Menſch, der mir teuer geworden iſt, eine wahre Freundin. Ich erzähle dir ſpäter einmal, wie ich zu der ganzen Familie gekommen din. geute nur ſo viel, Lena Heuſchner iſt längſt die Frau meines Freundes Ernſt Juſties.“ „Was habe ich dir abzubitten, Michael“, ſagte Stella leiſe, Ewig werde ich mir Vorwürfe machen müſſen, daß ich dich ſo verkannt habe. und daß ſo viele Monate des Schmerzes zwiſchen uns gekommen ſind.“ „Dafür werden ſo viele Jahre des Glückes vor uns liegen, Stella“, ſagte Michael innig. 5 In ſeinem mager gewordenen Geſicht ſtand ein männ⸗ licher Ernſt und eine gläubige Zuverſicht: „Ich glaube, Stella, dieſe Zeit mußte ſein. In dem ungeheuren Schmerz, nichts neben dir zu ſein und dich verloren zu haben, bin ich ja zu mir ſelbſt und meiner Kunſt gekommen, Stella, wenn wir nun wieder das Leben miteinander gehen wollen. Dann werde ich mehr Mut zu mir ſelbſt haben und ſo auch zu dir.“ * — CCFFFFVVCVCCCCVVVVVVVVTVTVTVTVTVTCTCTVTCTCTCTVTVTVTVTVTVTW1VVw Ein hartes Klopfen ſchreckte ſie aus ihrer Glücks⸗ verſunkenheit. Ehe ſie noch antworten konnten, wurde die Tür aufgeriſſen. Mit verzerrtem Geſicht ſtand Schuwaroff in der Tür. „Ah“, ſagte er mit einem haßerfüllten Ton,„ich ſtöre eine zärtliche Liebesſtunde. Was heißt das, Stella? Was haſt du noch mit dieſem Herrn Heinſigk zu tun? Ich denke, du haſt dieſe deutſchen Sentimentalitäten über⸗ wunden und biſt auf dem Wege mit mir zuſammen zum Ruhm.“ Michael war, dunkelrot, aufgeſprungen. Dieſe Anver⸗ ſchämtheit mußte Schuwaroff zurücknehmen. Aber Stella legte begütigend die Hand auf ſeinen Arm: „Laß, Liebſter“, bat ſie und wandte ſich zu Schu⸗ waroff: „Lieber Schuwaroff, ſeien Sie mir nicht böſe, zwiſchen meinem Mann— ö „Er iſt nicht mehr dein Mann“, ſagte Schuwaroff; raſend,„du haſt dich ja von ihm ſcheiden laſſen.“ Stella lächelte beinahe übermütig,„nun alſo, Schuwa⸗ roff, zwiſchen mir und meinem zukünftigen Mann, denn man kann ja auch zum zweiten Male denſelben heiraten, iſt es zu einer reſtloſen Klärung gekommen. Verzeihen Sie mir, wenn ich Sie enttäuſchen muß. Es hat für mich nur einen Mann gegeben und es gibt für mich in Zukunft nur einen Mann, Michael.“ „Sie ſind eine Törin, Stella“, ſagte Schuwaroff, „Sie verderben ſich alles: Karriere, Berühmtheit, Zu⸗ kunft! Nehmen Sie ſich in acht! Ich habe Sie ſo hoch hinaufgehoben. Ich werde es verſtehen, Sie wieder hin unterzuſtürzen. Es gibt noch andere, die nur daraus warten, neben mir zu ſein.“ f Stellas übermütiges Lächeln wurde ernſt: „Das glaube ich gern, Schuwaroff. Aber für mich 9.0 5 es nur eins: die Gemeinſchaft mit meinem Mann. Wenn ich dafür den Ruhm und den Glanz hingeben müßte, gut, nicht einen Augenblick würde ich zögern. Und nu Schuwaroff, tun Sie mir den Gefallen, gehen Sie vor⸗ 1 7 5 Hotel Ritz. Ich komme gleich zurück mit Georg orth.“ ö Schuwaroffs Geſicht trug einen haßerfüllten Ausdruck, als er ſich ſchweigend der Tür zuwandte. 5 „Habe ich es ſo gut gemacht, Liebling“, fragte Stella lächelnd. f „Stella“, ſagte Michael,„ich habe doch Furcht, ob du dieſen Augenblick nicht bereuen wirſt. Wird meine Liebe dir alles erſetzen, auch wenn ſie dich in deinem Flug zur Höhe hindern ſollte?“ 5 Da umſchlang Stella Hollmers innig ihren Mann: „Begreife doch, Michael: daß du den Glauben an dich ſelbſt gefunden haſt, iſt das Nhe Geſchenk Lebens für mich. Alles andere iſt nichts, ſelbſt nicht Kummer, den wir gelitten haben. Wir wollen das Lei ſegnen und den Schatten, der über uns geweſen i Denn alles hat uns ſo zueinander geführt, daß nich uns wieder trennen kann.“„ 5 „ be SSS ů A A— 2 5 8——— Einheimiſcher Sport. Olympia- Abend in Friedrichsfeld. 6 Uhr, DT.⸗Platz hinter der Steinzeugwarenfabrik unter Auf⸗ ſicht der deutſchen Sportbehörde für Leichtathletik, Handball und Sommerſpiele ein Wettkampf in 100 m⸗Lauf, Hammer⸗ werfen, 110 m Hürden, Hochſprung, Diskus, 800 m⸗Lauf, Am kommenden Dienstag, abends wird auf dem Stabhochſprung, 400 m⸗Lauf, 100 m Entſcheidung, Stein⸗ ſtoßen, 4 mal 100 m⸗Staffel, 3000 m⸗Lauf, Weitſprung, Kugelſtoßen und eine deutſche Staffel ſtattfinden. Es iſt dort zum erſtenmal der Mannheimer Bevölkerung und der Um⸗ gebung die Möglichkeit gegeben, neben anderen bekannten Kölner Leichtathleten wie Nottbrock auch Weink ö tz mit ſeinen Meiſterſprüngen, mit denen er vor kurzem den Ameri⸗ kaner Spitz bezwang, zu bewundern. Sonſtiger Sport. Die ganze Woche über ſtand der deutſche Sport im Zei⸗ chen der Deutſchen Kampfſpiele in Nürnberg. Das„Olympia aller Deutſchen“ zog jeden Sportler und Turner in ſeinen Bann, waren doch faſt alle Sportarten am Nürnberger Programm in ſtarkem Maße beteiligt. Der Sonntag wird nun den Höhepunkt und Abſchluß dieſer er⸗ ſten wahrhaft„deutſchen“ Kampfſpiele bringen. Die Wett⸗ bewerbsfolge iſt nicht mehr ſehr umfangreich, dafür aber umſo gehaltvoller. Neben der eigentlichen Schlußfeier, die noch einmal alle Teilnehmer im Nürnberger Stadion ver⸗ einigen wird, ſollte vor allem der Fußball⸗End⸗ kampf um den Kampfſpiel⸗Pokal die Maſſen in ſeinen Bann ſchlagen. Aber auch die Staffel⸗Meiſter⸗ ſchaften der Leichtathleten und die übrigen Programm⸗ punkte wie Reiten, Fechten, Kanupolo und Mo⸗ torſport werden ihre Anziehungskraft nicht verfehlen. Alles in allem wird dieſer letzte Tag in Nürnberg den krö⸗ nenden Beweis dafür erbringen, daß Turner und Sportler im Verein mit der geſamten deutſchen Sportgemeinde nach langen Jahren der Zwietracht endlich vereint ein„Hochfeſt 905 deutſchen Leibesübungen“ in herrlicher Weiſe gefeiert aben. Das übrige Sportgeſchehen des Sonntags Deutſchland natürlich von den Nürnberger Ereigniſſen überſchattet. Die immer eifrigen Motorſportler führen das Hockenheimer Motorradrennen durch. Die Radſportler veranſtalten Bahnrennen in Düſſeldorf und Köln und die Ruderer betätigen ſich bei Regatten in Hanau, Flensburg und Saarbrücken. Von beſon⸗ derer Bedeutung iſt noch der 15. Rhönſegelflu g Wettbewerb auf der Waſſerkuppe. Im Ausland intereſſiert beſonders die Abſchluß⸗ etappe der Tour de France. Die Herausforderungsrunde um den Davispokal zwiſchen dem Lokalverteidiger England und dem Sieger aus der Begegnung Auſtralien gegen wird in Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programmnummern: 5.35 Bauernfunk, Wetter; 5.45 Choral; 5.50 Gymnaſtik I; 6.15 Gymnaſtik II; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Frühkonzert; 8.15 Waſſerſtandsmeldungen; 8.20 Gym⸗ maſtik; 8.40 Funkſtille; 10 Nachrichten; 11.25 Funkwerbungs⸗ konzert; 11.55 Wetter; 12 Mittagskonzert J; 13 Zeit, Nach⸗ richten, Saardienſt; 13.10 Lokale Nachrichten, Wekter; 13.20 Mittagskonzert II; 13.50 Zeit, Nachrichten; 14 Mitkags⸗ konzert III; 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugendſtunde; 19.45 Zeit, Wetter, Bauernfunk; 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nationz 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Du mußt wiſſen..) 22.45 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 29. Juli: 6.15 Frühkonzert; 8 Bauer hör zu; 8.15 Katholiſche Morgenfeier; 9 Feſtaufführung, aus Anlaß des 1. nationalſozialiſtiſchen Liederfeſtes des Schwäbiſchen Sängerbundes; 10.30 Händel⸗Sonate in E⸗dur und g⸗moll; 11 Viermal Sport, Staffelfunkbericht; 11.40 25 Jahre Schwä⸗ biſcher Sängerwahlſpruch; 12 Standmuſik aus der Feld⸗ herrnhalle; 12.45 Unſere Heimat; 13.30 Handharmonika⸗ muſik; 14 Kinderſtunde; 15 Alles nur vom leichten Schlag; Schallplattenkonzert; 16 Nachmittagskonzert; 18 Die Senſe Hingt, Hörfolge von Wilhelm Lennemann; 18.30 Die Deut⸗ ſchen Kampfſpiele; 20 Hans Reimann plaudert; 20.30 Die ſchwäbiſche Nachtigall,(Friedrich Silcher); 22 Tanzmuſik; 22.20 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 23 Tanzfunk; 24 Nachtmuſik. Montag, 30. Juli: 10.10 Alt⸗Italieniſche Meiſter; 10.35 Phantaſtiſche Symphonie von Berlioz; 15.10 Klavierwerke; 15.40 Ein Dorfſchulgang in die Landeshauptſtadt; 17.30 Wieſenzauber, Sommerromanze; 17.50 Walzerklänge; 18.25 Franzöſiſch; 18.45 Anterhaltungskonzert; 19.30 Saarumſchau; 21 Ein Hochzeitsgeſchenk, heitere Szene; 21.25 Konzert; 22 Vortrag über Oeſterreich; 23 Mandolinenkonzert; 23.30 Kla⸗ viermuſik. Dienstag, 31. Juli: 10.10 Lieder; 10.30 Kleine Lieder; Heine Weiſen; 14.45 Das Weſſenover Rennen im Sommer 1914, Vorleſung; 15 Blumenſtunde; 15.30 Liederſtunde; 17.30 Tänze der Nationen; 18 Aus Studium und Beruf; 18.15 Aus Wirtſchaft und Arbeit; 18.25 Italieniſch; 19 Wir ſpielen im Tanz und Anterhaltung; 20.45 Flaltergeiſter, muſika⸗ üſches Potpourri; 22 Anton Maria Topitz ſingt; 23 Schwe⸗ diſche Muſik der Zeit. Mittwoch, 1. Auguſt: 10.10 Militärmärſche; 10.40 en 11.15 Leonorenouvertüre von Beethoven; 15.45 eimfahren, Vorleſung; 17.30 Der juriſtiſche Ratgeber; 17.45 Lieder; 18.25 Junge deutſche Dichtung; 18.45 Neapolitaniſche Volksweiſen; 19.15 Heilender Quell; 20.10 Unſere Saar; 20.35 Stunde der jungen Nation; 21 Feldgrau und braun; 22 Viertelſtunde des Frontſoldaten; 23 Abendmuſik. Reichsſender Frankfurt. 8 Sonntag, 29. Juli. 6.15 Frühtonzert; 8.15 Jert, vrach⸗ richten; 8.30 Choralblaſen; 8.45 Katholiſche Morgenfeier; 9.30 Deutſches Schatzkäſtlein: Der Lindenbaum, Dichtungen; 10 Viermal Sport, Staffelfunkbericht; 10.40 Präludium, Fuge und Variation; 11 Fahrt nach Vigo, Schallplattenplauderei; 11.30 Rund um das Kampfſpielſtadion; 12 Standmuſik; 13 Mittagskonzert; 14 Kinderſtunde; 15 Zehnminutendienſt für die Landwirtſchaft: 15.10 Stunde des Landes: 15.40 Volks⸗ Amerika, der Große Automobil⸗Preis von Belgien und der Leichtathletik⸗Länderkampf Frankreich—Enoland in Paris ſind weitere große Ereigniſſe, die Beachtung verdienen. Motorradrennen in Hockenheim. Maſſenſtarts Hockenheim ruft zu ſeinem diesjährigen Motorrad⸗ rennen. Es iſt eine Großveranſtaltung, denn 250 der beſten deutſchen Fahrer haben ihre Meldungen abgegeben. Sie alle werden verſuchen, den von Rüttchen⸗Neckarſulm im vorigen Jahre aufgeſtellten Streckenrekord zu brechen Die vom DDA. und NSKK. aufgezogene Veranſtaltung wird auch in dieſem Jahre wieder Tauſende aus der näheren und weiteren Umgebung anziehen, zumal die Rennen als Lauf zur deutſchen Straßenmeiſterſchaft gelten. Die vier Maſſenſtarts umfaſſen 2 Solo⸗ und 2 Bei⸗ wagenrennen für Ausweis⸗ und Lizenzfahrer aller Klaſſen. Die Wertungen erfolgen für Solomaſchinen in den Klaſſen bis 250, 350, 500 und 1000 cem, für Beiwagenmaſchinen bis 600 und 1000 cem. Die Felder ſind ſo ſtark, daß die Veranſtaltung nicht wie vorgeſehen um 10 Uhr, ſondern ſchon um 8 Uhr be⸗ ginnen muß. Sämtliche prominenten Fahrer beteiligen ſich am Rennen Die Veranſtaltung beginnt mit einem Ren⸗ nen für Solo⸗Ausweisfahrer für Klaſſe A(nicht über 250 cem), Klaſſe B(nicht über 350 cem), Klaſſe& (nicht über 500 cem) und Klaſſe D(nicht über 1000 cem). Für dieſe Rennen ſind 79 Meldungen eingegangen.(cs folgt ein Rennen für Lizenzfahrer, Klaſſe A und* mit 72 Meldungen, desgleichen Klaſſe C und D⸗E mit 47 Meldungen. Beim Ausweisfahrerrennen für Motorräder mit Seitenwagen, Klaſſe G und F, insgeſamt 52 Fahrer. Die Senſation des Tages liegt bei den um 12,20 Uhr ſtartenden 10 Fahrern der 1000 cem⸗Klaſſe und den 18 Konkurrenten der Halblitermaſchinen. Bei den ſchweren Solo⸗ rädern ſind Soenius und Rütchen auf NSu. heiße Favoriten, obwohl die BMW-Fahrer Roeſe, Mansfeld und Bouvin ſowie Giggenbach auf Rudge und Weyres⸗Aachen Harley aufgrund ihres draufgängeriſchen Fahrens ſehr leicht in die Spitzenführung eingreifen können. Da aber N S U., wie die letzten Rennen gezeigt haben, vor allem auf kurzen Strecken äußerſt ſchnell iſt, ſind auch die Fahrer Haas, Steinbach, Kleber und Mellmann in der Spitzen⸗ gruppe zu erwarten. Dieſes Spitzentempo könnte eigentlich nur noch ein Wieſe⸗Hannover auf Imperia, die beiden Nortonfahrer Rodmer und Rührſchneck ſowie Wenzel Saro⸗ lea halten. Alſo ein ganz offenes Rennen, das letzten Endes eine ausgeſprochene Angelegenheit des Durchſtehvermögens der Motore und des kurzen Bremsweges iſt. Dieſe Tatſache wird auch das Seitenwagenrennen entſcheiden, das 15.30 Uhr ſchweren Seitenwagenkanonen hergehen. Die 4 NSuU⸗Fahrg Fauſt, Griſard, Schneider und Schumann verfügen Über enorm ſchnelle Maſchinen, da wird nur Lvoof auf Impere und Kahrmann auf Hereules mitkönnen. Der Sonntag wird alſo ganz großen Sport bringeg mit Spitzengeſchwindigkeiten und Kämpfen, wie wir ſie wohl ſelten auf irgend einer Rennbahn in Deutſchland geſehez haben. Daher reſerviere ſich jeder motorſportlich Intereß ſierte den Sonntag, den 29. Juli, 8 Uhr früh, für daz Hockenheimer Rennen. Aus der badiſchen Turnerſchaſt Zehn Kreisturnfeſte des Jahres 1934 gehören bereitz der Vergangenheit an, die weiteren fünf Kreisturnfeſt bleiben dem Monat Auguſt vorbehalten, nachdem der 2, Juli wegen des Haupttages der Deutſchen Kampfſpiele in Nürnberg, an welchem die badiſchen Turner und Turnerin nen mit etwa 140 Aktiven beteiligt ſind, von größeren Veranſtaltungen freibleibt. In dieſen zehn Kreisturnen it bereits in jeder Hinſicht der Auftrieb, den das turnerſchaft⸗ liche Leben auch im Gau Baden zu verzeichnen hat, ſichtbar in beſter Weiſe zum Ausdruck gekommen. Ganz abgeſeher davon, daß die Turnkreiſe es verſtanden haben, dem Höhe punkt der Jahresarbeit einen noch größeren inneren(e halt als bisher zu geben, ſprechen auch die Zahlen der aktiven Beteiligung für ſich. Es ſind nicht wenige Turnkreiſe, die Teilnehmerzifferg wie nie zuvor zu verzeichnen haben. 6100 Turnerinnen und Turner ſtanden bis jetzt in den Wettkämpfen um den ſchlichten Eichenkranz, mehr als 12 000 ſind es, die ſich ay den allgemeinen Schauturnen und in gleicher Zahl auch an Vereinsturnen, das in Baden ja eine ganz beſondere Pfle geſtätte findet, beteiligten. Für die äußere Anteilnahſſe aber ſprechen die 25 000 Beſucher dieſer zehn Kreisturnen, obwohl die übergroße Mehrzahl derſelben an kleinen und kleinſten Plätzen zur Zurchführung gekommen find. S5 läßt heute ſchon der knappe Rückblick erkennen, daß die ba⸗ diſchen Turnkreiſe und damit auch deren Vereine ihre An⸗ beit von Erfolg gekrönt ſehen werden. Nach den Deutſchen Kampfſpielen und den reſtlichen Rreisturnen iſt es dann die Saarland⸗Treueſtaffel, die in den Tagen vom 20. bis 26. Auguſt vom Reichsſportführer der D zur Durchführung übertragen wurde. Die Ober- leitung für den Gau 14(Baden) hat Gauoberturnwart Schweizer⸗Mannheim in Händen. Die badiſchen Turner ſind zunächſt einmal beteiligt am Lauf 5, ſoweit er den Gau Baden berührt. Der Gau Baden ſelbſt führt alsdann den Hauptlauf 6 durch, der vom Geburtsort Schlageters in Schönau in W. ſeinen Beginn nimmt und teils als Land⸗ und Faltbootſtaffel nach Koblenz geführt wird. Eine An zahl Nebenläufe münden guf der Strecke in den Hauptlauf in 2 Klaſſen gefahren wird. Noch heißer wird es bei den ein. lieder aus der Schwalm; 16 Konzert; 18 Hans Friedrich Blunck ſpricht eigene Dichtungen; 18.20 Sport; 18.30 Schluß⸗ tag der Deutſchen Kampfſpiele; 20 Tanzmuſik; 21 Anterhal⸗ tungskonzert; 22 Kleine Unterhaltung; 22.20 Zeit, Nachrichten, 22.35 Lokale Nachrichten; Wetter, Sport; 23 Konzert; 24 Nachtmuſik. Montag, 30. Juli: 14.40 Liederſtunde; 17.30 Das Schaffen Richard Euringers; 17.45 Kleine Stücke für Violine und Klavier; 18.25 Franzöſiſch; 19 Tankſtelle Bremberg, Szenenfolge aus dem hohen Schwarzwald; 19.30 Saar⸗ umſchau; 19.40 Klaviermuſik; 21 Für jeden etwas; 22 Kleine Unterhaltung; 22.35 Die Hitlerjugend ſpricht; 23 Abendmuſik. Dienstag, 31. Juli: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.40 Frauenſtunde; 17.30 Ludwig Süt⸗ terlin, zum Gedächtnis an den Freiburger Sprachforſcher; 17.45 Kleine Unterhaltung; 18 Die neuen deutſchen Handels⸗ verträge,— eine neue Grundlage für den künftigen Export; 18.15 Aus Wirtſchaft und Arbeit; 18.25 Italieniſch; 19 Wir ſpielen zum Tanz und Anterhaltung; 20.45 Anterhal⸗ tungskonzert; 22 Kleine Unterhaltung; 23 Schwediſche Muſik der Zeit. Mittwoch, 1. Auguſt: 10.45 n Ratſchläge für Küche und Haus; 14.30 Dreimal fünfzehn Minuten aus dem Sendebezirk, 17.30 Die ſechs Bücher deutſcher Dichtung im Juli; 17.45 Jugendſtunde; 18.20 Helgoland, Reiſebetrach⸗ tung; 18.35 Junge deutſche Dichtung; 19 Sonne im Glas, die Moſel ſingt; 19.30 Kammermuſik; 20.10 Unſere Saar; 20.35 Stunde der jungen Nation; 21 Konzert; 23 Friede⸗ mann Bach, Hörſpiel; 24 Neues vom Tanzparkett. Der Feſtakt in Nürn⸗ berg. Die 4. Deutſchen Kampf⸗ ſpiele wurden in Nürn⸗ berg mit einem ein⸗ drucksvollen Feſtakt feierlich eröffnet. Berlins Freiland-Blumenſchau. ö Am 28. Juli e in Berlin die große Freiland⸗Blumen⸗ ſchau„Sommerblumen am i arbeiter ſind gegenwärtig ei rig am Aufbau der Ausſtellung tätig. unkturm“. Gärtner und Hilfs⸗ A fahrer Über iperig ingeg wohl eſehen iteveß daz reits ſfeſte 1 20, le in Erin zeren n it haft Aba ſehen höhe⸗ Ge. det fern nnen den 0 ah 0 aß Pfle⸗ ihm Nen, Und ürn⸗ npf⸗ Urn⸗ ein⸗ ſtakt Kriegsausbruch! „Enthülle die fliegenden Fahnen! Enthülle das blinkende Schwert! Und zeige der herrlichen Ahnen, Der freien Germanen, dich wert!“ Der Morgen des 31. Juli 1914 dämmert herauf, die Sonne ſteigt empor, in ihren Strahlen jubilieren die Ler⸗ chen, noch ſchlafen die Städter. Im großen Gebäude des Generalſtabs des 20. Armeekorps herrſcht ſchon Leben. Den Chef ſitzt an ſeinem Arbeitstiſch, Pläne und Skizzen breiten ſich vor ihm aus General Hell findet keine Ruhe in dieſen Tagen: Alarm⸗ meldung auf Alarmmeldung aus Rußland häuft ſich. Der General weiß: jenſeits der Grenze rüſten ſie zum Kriege. Der deutſche Kaiſer will ſich trotz allem nicht entſchließen, den Zuſtand der drohenden Kriegsgefahr zu verkünden und die deutſche Mobilmachung vorzubereiten, noch hofft man in Berlin, der Welt den Frieden erhalten zu können Eine nahe Turmuhr ſchlägt ſieben. Kaum, daß der letzte Schlag verklungen, raſſelt das Telephon. Es meldet ſich Berlin. der Große Generalſtab, der Chef, Graf Moltke. Sie machen mobil „Haben Sie an der Grenze den Eindruck, daß Rußland mobil macht?“ „Jawohl. Exzellenz“, kommt es feſt und entſchloſſen über die Lippen des Generals.„Jawohl, ich habe den Ein⸗ druck. Schon ſeit mehreren Tagen!“ „Woraus ſchließen Sie das?“ fragt Moltke zurück. „Die Grenze iſt hermetiſch abgeſperrt. Kein Menſch kommt mehr hinüber und zurück. Seit geſtern brennen die Grenzwachthäuſer! In Mlawa ſollen die Ruſſen ſchon rote Mobilmachungsbefehle angeklebt haben!“ Moltke:„Warum haben Sie ſich ſolche Befehle noch nicht verſchafft?“ Hell:„Es geſchieht alles, um ſie zu bekommen. Aber die Abſperrung der Grenze hat es bisher nicht gelingen laſſen.“ „Solch einen roten Zettel müſſen Sie mir verſchaffen!“ ruft Moltke erregt.„Ich muß Gewißheit haben, ob tatſäch⸗ lich gegen uns mobil gemacht wird. Früher kann ich keinen Mobilmachungsbefehl erwirken.“ 1 können verſichert ſein, daß der Ruſſe mobil macht!“ Wollen Sie die Verantwortung für dieſe Behauptung übernehmen?“ „Das kann ich aus innerſter Ueberzeugung!“ Knapp, fachlich, militäriſch wird dieſes entſcheidende Telephongeſpräch geführt. Keiner der beiden Offiziere ſpricht von den Gefühlen, die ſein Herz bewegen. Jeder weiß nur, daß dieſe Stunden die Entſcheidung bringen. Und jeder tut ſeine Pflicht Alarmruf aus dem Oſten Die Meldungen des Generals Hell werden in aller Frühe dem Kaiſer unterbreitet Sie ſind das entſcheidende Alarm⸗ ſignal aus dem Oſten. die Warnung in letzter Minute. Schon zwei Stunden ſpäter ſtürzt haſtig ein Oberleutnant in das Zimmer des Generals Hell. Er iſt ſoeben aus Rußland gekommen— mit dem letzten Zuge! Truppentransporte, Wagen auf Wagen, Kanonen. Gewehre Munition rollen dort drüben der deutſchen Grenze zu. der Offizier ſah das Millionenheer aufmarſchieren, das in deutſche Gaue einfallen ſoll Wird heute nicht mobil gemacht, ſo ſteht der Ruſſe mor⸗ 5 mordend, ſengend und plündernd auf deutſchem Boden. bermals verlangt der Korps⸗Kommandeur Verbindung mit dem Großen Generalſtab in Berlin, gibt dieſe letzten Mel⸗ dungen durch Am gleichen Tage, nachmittags ſechs Uhr, hallt Trom⸗ melwirbel durch die Straßen Berlins. Ein Oberleutnant vom Regiment Alexander marſchiert ſeiner Truppe vor⸗ an. Am Denkmal Friedrichs des Großen hält der Zug. Der Oberleutnant ſteigt auf den Sockel des Monu⸗ ments und verkündet unter ſtändigem Trommelwirbel mit lauter Stimme, daß der Kaiſer den Zuſtand drohen⸗ der Kriegsgefahr in Deutſchland erklärt habe. Nachmittags vier Uhr ſchwellen die Menſchen⸗ maſſen vor dem Berliner Schloß an. Mühſam nur gelingt es der Polizei, die Verkehrsſtraßen frei zu halten. Vaterlandslieder ſingende Studenten nahen. Auf einem Balkon des Schloſſes erſcheint der Kaiſer Mit ihm die Prinzen Eitel Friedrich, Adalbert, Oskar und Joachim. Auf ein Zeichen hin bricht der Jubel jäh ab. Der Kaiſer ſpricht. Hell klingen ſeine Worte. Jeder lauſcht ergriffen. Die ſchick⸗ ſalsſchweren Worte fallen nieder. Und als der Kaiſer ernſt, doch jedem vernehmbar, am Ende ſeiner Rede ſpricht:„Und nun empfehle ich Euch Gott. Geht in die Kirchen und betet!“— da zieht ein wehes Beben durch die Herzen aller. Ein Gruß noch vom Balkon; dann tritt der Kaiſer zurück. Ergriffen ſchweigend, verharrt die Menge. Bis wieder brau⸗ ſende Jubelrufe losbrechen Mobilmachungsbefehl Am 1. Auguſt nachmittags fünf Uhr. überall in Städten und Dörfern angeklebt. „Ich erkläre hiermit: Das deutſche Heer und die kaiſerliche Marine ſind nach den Maßgaben des Mobilmachungsplanes für das deutſche Heer und die kaiſerliche Marine aufzuſtellen. Der 2. Auguſt wird als erſter Mobilmachungstag feſtgeſetzt. Berlin, den 1. Auguſt 1914. Wilhelm I. R. von Bethmann⸗Hollweg.“ Man lieſt das. In dichten Scharen ſtehen ſie da, blicken geſpannt. Mancherorts liegt über ihnen das feierliche Schweigen dieſer ernſten Stunde. An anderen Stellen ver⸗ ſucht ſich die Spannung in toſendem Jubel zu befreien. Immer wieder erklingt das Deutſchlandlied. Und dann eilen ſie heim, Väter und Söhne, Jünglinge und Greiſe. Sie eilen nach Hauſe, ſie eilen, ſich zu rüſten für den heiligen Dienſt am Vaterlande. Morgen erſt iſt Mobilmachungstag! Doch ſchon heute drängt ſich hier ein Heer von Menſchen. Pennäler, die bunte Mütze auf dem Ohr, alte Soldaten, geſchmückt mit Orden, die ſie ſich in den Kriegen 66 und 70-71 erwarben. Hier iſt die Kaſerne, in der die Eingezogenen ſich ſtellen müſſen. Hier warten die Tauſende, die bereit ſind für die bedrohte Heimat ihr Leben zu opfern. Frauen und Kinder ſtehen bei ihnen. ſtolz auf ihre Väter, ihre Männer ihre Söhne. Abſchiedsſchmerz prägt ſich in manches Frauenantlitz. Ernſt und ſchweigend blicken ſie auf die Männer. werfen Plakate werden ihnen Grüße und Blumen zu, die in die Höhe gehobenen Kinder jubeln mit. Und die Männer erwidern mit Blicken, die ſtrahlen von kraftvoller Freude. Ihre Abſchiedsworte mögen plump ſein, ihre Bewe⸗ gungen unbeholfen. Doch in ihren Herzen pocht jener edle Schillerſche Geiſt. Sie alle, alle fühlen heute die Worte, die er einen ausziehenden Krieger zu ſeiner abſchiedsbangen Gattin ſprechen läßt: e „Teures Weib, gebiete deinen Tränen! Nach der Feldſchlacht iſt mein feurig Sehnen, Dieſe Arme ſchützen Pergamus. Kämpfend für den heil'gen Herd der Götter all ich, und des Vaterlandes Retter 0 teig ich nieder zu dem ſtyg'ſchen Fluß Gürte mir das Schwert um, laß das Trauern!“ Deutſchlands Söhne ziehen in den Krieg PFPPPPPPCCCCboTbTbTTbTCTCTCTCTCTCTCTCTCTCTCTCTCTGTCTGTbTbTbTbTbTbTT 3 0 9 Maria Nikolai ſitzt unter den Weiden am Bach, hält eine Weidenrute ins Waſſer und ſieht mit verſonnenen Augen zu, wie das Waſſer um die Spitze der Weidenrute läuft, immerfort. Sie hört nicht, daß im weichen Gras hinter ihr Schritte herankommen. Sie hat nur mit einemmal das Gefühl. nicht mehr allein zu ſein, und ihr iſt, als ſchlüge zein Atem an die Haut ihres Halſes. Langſam wendet ſie das Geſicht über die Schulter zurück und ſieht zwei braune hohe Stiefelſchäfte neben ſich. In den Stiefeln ſteht Tjöll. der Nachbar. Wie ſie ſein Geſicht ſo über ſich ſieht, iſt es ihr, als ſähe ſie ihn überhaupt zum erſtenmal im Leben. Die Weidenrute platſcht wieder ins Waſſer.„Wiſſen Sie, Maria. daß er hierhergekommen iſt, um eine Frau zu ſuchen?“ Sie schweigt, und auch er redet nicht. Er ſteht da und zenkt Sein Neffe Rudrich, der aus dem Ausland zu Beſuch kam und ſchon zwei Wochen bei ihm iſt, hat ihn geſtern gebeten, um Maria Nikolai für ihn zu werben. Und Tjöll dachte, als er jetzt auf dem Wege zum alten Nikolai Maria erblickte, er könne ebenſogut mit ihr reden und hören. ob ſie Rudrich wolle. „Ihr Vater hat einen neuen Flügel anbauen laſſen. Er vergrößert ſein Haus und denkt vielleicht gar nicht, daß ſeine Tochter von ihm wegheiraten könnte!“ ſagt Tjöll. „Daran denkt er wohl nicht.“ b hat auch gebaut auf ſeinem Gut.“ „So, ſo.“ „Erinnern Sie ſich noch an Rudrich, als er klein war? Sie haben ihn jetzt als Mann geſehen; aber als er zehn und Sie vier Jahre alt waren, haben Sie oft mit ihm geſpielt.“ „Das weiß ich nicht mehr Ich erinnere mich nur, daß Sie mir einmal einen Dorn aus dem Fuß zogen und mich tröſteten, weil ich ſehr weinte.“ „Und an Rudrich erinnern Sie ſich nicht mehr?“ Lebenskunſt Jeder Tag iſt dir geſchenkt. Jeder Sonnenſtrahl ein Lächeln, das dich ſtill ins Frohſein lenkt. Jede Blume, die am Rain knoſpet, blühet dir zur Freude. Alles Werden, alles Sein auf den Wieſen, in der Heide iſt, Menſchbruder. dein und mein. Um dies alles zu verſtehen— Lichtes in dem Kleinſten ſehen— müſſen eines wir erflehen: Daß ob Schmerz und Alltagsleid in uns ſiegt die Dankbarkeit. f Boettger⸗Seni. Teeeneeedbenmddenedndnddadndndadendaddndadddde Der Wolkenkraxler Eine Gletſcher⸗Münchhauſiade Von Dr. Hans Wieland. Der kleine Speiſeſaal des beſcheidenen Hotels in Ander⸗ matt war überfüllt, und alles lauſchte der gewaltigen timme eines imponierenden Gaſtes. der die Tafel be⸗ errſchte und eben ſeine ſelbſterlebte Odyſſee in vierundzwan⸗ ig Gletſchergeſängen vom Stapel ließ. Ich fragte den Ariertellner halblaut. wer das ſei, und erhielt den Be⸗ 0 ein Gelehrter aus Leipzig und einer der bedeutendſten lpiniſten der Gegenwart. „Der kann was erzählen; Sie werden ſtaunen!' fügte er anerkennend hinzu Und er erzählte. Genau vor einem Jahre hätte er das Matterhorn bezwungen, und mit genaueſter Umſtändlichkeit beſchrieb er alle Phaſen dieſes halsbrecheriſchen Unterneh⸗ mens. Steinſchlag. Seilriß. Kaminkletterei. Feſtklemmung Rudrich wollte , Shlettt von lulu BAL NE „Gar nicht mehr.“ „Hm. Er iſt ein ſehr guter Junge!“ „So, ſo.“ „Man kann ihn um den kleinen Finger wickeln mit ein paar lieben Worten.“ Die Weiden rute plantſcht wieder im Waſſer. „Wiſſen Sie, Maria, daß er hierhergekommen iſt, um eine Frau zu ſuchen?“ „Woher ſollte ich das wiſſen?“ „Ja, er hat Sie ein einziges Mal geſehen. Maria, und gleich—“ „War das nicht Vaters Stimme über den Aeckern? Ich glaube, er ruft mich!“ unterbricht ſie ihn und ſchnellt auf. „Ich habe nichts gehört“ „Aber ich, leben Sie wohl, Tjöll!“ „Leben Sie wohl, Maria!“ Das Befremdete ſeiner Stimme klingt noch lange in ihr nach.— Tjöll ſitzt betrübt auf der Wieſe. Es iſt ganz ſicher, daß ſie Rudrich nicht mag. Will ſie höher hinaus? Oder liebt ſie einen anderen? Und wen? Was weiß man ſchließ⸗ lich von einem Mädchenherzen. Es iſt ſchwer. Rudrich dieſen Beſcheid zu ſagen. Es iſt eine Woche ſpäter. Faſt die ganze Zeit hindurch hat es geregnet; man kommt kaum vors Haus. Vater Nikolai und Maria ſitzen in der braunen Stube. „Geſtern war Tjöll da“, ſagt er. Maria ſcheint nicht gehört zu haben. „Tjöll war da!“ jagte Nikolai noch einmal. fragen, ob du Rudrich heiraten willſt.“ „Er ſoll mich in Ruhe laſſen!“ „Warum biſt du ſo böſe auf ihn? Ich verſtehe dich nicht. Rudrich zu heiraten, iſt ein großes Glück, ein guter Menſch, reich, geſund und hübſch.“ „Ich will ihn aber nicht.“ „Du biſt achtundzwanzig Jahre alt, Maria. Du haſt Bolleburg abgewieſen und Warbeck und nun Tjölls Neffen. Willſt du, wenn ich ſterbe, hier ſitzenbleiben und eine alte Jungfer werden?“ Maria ſchweigt. „Was haſt du gegen Rudrich?“ „Ich hab ihn nicht gern.“ „Man kann verſuchen, jemand liebzugewinnen. Ich ſage dir, die Sache iſt nicht ſo ohne weiteres abzuweiſen.“ „Ich will aber nicht.“ „Nun ſchön. Es wäre mir auch lieber, du könnteſt einen heiraten, der das Gut übernimmt. Deshalb habe ich eigent⸗ lich angebaut, ja. Nun? Weißt du vielleicht einen, den du liebſt? Dann will ich mit ihm ſprechen.“ „Ach,“ ſagt Maria,„nun habe ich heute wieder vergeſſen. friſches Waſſer in den Vogelbauer zu ſtellen!“ 4 Sie trifft Tjöll. Er kommt eben vom Bahnhof zurack wohin er Rudrich begleitet hat. Und ſie will mit der Eiſen⸗ bahn in die Nachbarſtadt fahren, um Einkäufe zu machen. Rudrich iſt in den Heimatort ſeiner Mutter gefahren, um ſich dort eine Frau zu ſuchen. Tjöll ſtapft betrübt durch den zähen Lehm des Fahr⸗ weges, der von den lang andauernden Regengüſſen aufge⸗ weicht iſt. Maria Nikolai geht vorbei und erwidert ſeinen Gruß von oben herab. Warum iſt ſie denn böſe? Er ſchaut ſie erſtaunt an und geht auf ſie zu. „Habe ich Ihnen etwas getan, Maria?“ „Nichts.“ Sie tritt ein paarmal neben ſich in den Lehm und beſieht ihre Fußabdrücke. „Dann iſt es gut“ ſagt er, lüftet den Hut und geht. Aber nach drei Schritten kehrt er um und holt ſie ein.„Es muß doch etwas nicht ſtimmen Habe ich Sie beleidigt?“ „Nein.“ „Es war gewiß keine Beleidigung, daß ich Sie für Es iſt doch nichts Böſes wenn man für i ee „Er kam Ich hörte zu und wußte bald: der lügt. in Felſenſpalten. Traverſierung ſchmaler Eisbänder— alles war vorhanden. Deshalb kämen ihm auch die Gipfel hier in der Umgebung von Andermatt— die er ſelbſtverſtändlich alle„gemacht“ habe— als Lappalien vor. Ja, das Matter⸗ horn, das ſei doch der Berg aller Berge. Donnerwetter, wie ihm da zumute geweſen wäre, als er heute vor einem Jahr den eiſenbeſchlagenen Schuh dem trotzigen Rieſen aufs Haupt geſetzt habe. f Ich hörte zu und wußte bald: der lügt. Furchtbar lügt der Kerl. Dank meiner Kenntnis der alpinen Literatur erkannte ich ganz genau die Leſefrüchte, die dieſer Gelehrte aus den verſchiedenen Werken als Selbſterlebtes zuſammen⸗ ſchwindelte. Alsbald beſchloß ich, ein Feuerwerk aufſteigen zu laſſen. vor dem der Nimbus des Helden in den Augen der Zu⸗ hörer erblaſſen mußte. Ich durchkreuzte alſo ſeine Aufſchnei⸗ derei mit der Bemerkung.„Sie werden Ihre Meinung vom Matterhorn erheblich korrigieren, wenn Sie je im Leben mit dem Chimboraſſo Bekanntſchaft machen ſollten. Denn erſtens iſt das Matterhorn ein Zwerg dagegen, ein Parkhügel, ein Salonberg, eine Nippfigur. Die Schneegrenze des Chimboraſſo em da, wo das Matterhorn aufhört. 1 iſt die Beſteigung des Giganten von Quito unend⸗ lich gefahrvoller als ſo ein ſimpler Spaziergang. Ich hatte leinen Lieblingsneffen das veſte Madchen will das man kennt. Ich hätte es ihm wirklich gegönnt, daß er ſehr glück— lich wird.“ „Sie gönnen anderen alles!“ und geht. Er ſteht da und denkt. Was meint ſie? Den ganzen Heimweg über denkt er. War das nur ſo hingeſagt, oder ſollte etwas dahinter liegen. und wenn etwas dahinter lag, was war es? Am Abend erſt fällt es ihm ein, was ſie gemeint haben könnte, und er wird rot. Er iſt doch um volle ſiebzehn Jahre älter als ſie. Und er hat doch noch nie daran gedacht, daß er und ſie... Und es wird auch ganz gewiß nur ein Irr⸗ tum ſein, ein dummer Irrtum ſeinerſeits. Er will das ganze raſch vergeſſen. Er vergißt es nicht. Es kommt vor, daß ihm jetzt eine Blutwelle ins Geſicht ſteigt, wenn er Maria trifft. Er weicht ihr aus. Sie gibt ihm die Hand „Vater, du ſollteſt Tjöll einmal fragen, was er gegen mich hat. Er geht mir aus dem Wege, wo und wie er nur kann!“ ſagt Maria eines Abends, als ſie lange ſtumm unter der Lampe geſeſſen hat. Nikolai ſieht von ſeiner Zeitung auf.„Ihn fragen? Es wäre ſeltſam. Es wird wohl ſein, weil du Rudrich nicht wollteſt!“ „Na ſchön“, ſagt ſie und hebt die Schultern. Kurze Zeit ſpäter trifft ſie ihn auf dem Damm oben. Und als er ſie gegrüßt hat, fragt ſie:„Warum weichen Sie mir in der letzten Zeit ſo aus?“ „Ich—?“ fragt er unſicher. „Ja, Sie!“ 5 „Oh— da irren Sie ſich wohl. Sicher irren Sie ſich damit!“ „Bemühen Sie ſich nicht, es zu verbergen: Sie können mich nicht leiden!“ „Wie? Was?“ Sie wird ungeduldig, weil er nichts anderes ſagt, wen⸗ det ſich ab und geht weiter. 8 Am Sonntag darauf kommt er zur förmlichen Beſuchsſtunde zu Nikolais. Dem alten Nikolai, der ihn empfängt, ſagt er, ſein Be⸗ ſuch gelte Maria, bei der er ſich zu entſchul⸗ digen habe, ſie meine nämlich, er ſei ihr böſe. und das müſſe er ihr ausreden. „Maria!“ ruft Nikolai in den Flur hinaus. Maria kommt. Tjöll würgt an Wor⸗ ten und ſagt ſchließlich keines von denen, die er ſich zurechtgelegt hat. um ſie hier zu ſagen. Sie reden von ganz an⸗ deren Dingen. Bis der alte Nikolai etwas ſchläfrig wird und nur noch ſpär⸗ liche Antworten gibt. Vor Tiſche iſt er immer müde, und heute iſt ſeine ge⸗ wohnte Speiſeſtunde ſchon etwas überſchritten. Tjöll empfiehlt ſich. Maria be⸗ gleitet ihn hinaus. Im engen Flur ſtreifen ſie, als er ſeinen Hut vom Haken nimmt verſehentlich ein wenig aneinander „Entſchuldigen Sie!“ ſagt ſie. ö „Entſchuldigen Sie!“ ſagt auch er und hält ſie mit einem Gelegenheit, mich davon zu überzeugen, als ich— ebenfalls Mal in den Armen genau dot einem Jahre— von der aus 4500 Gletſcherſtufen hackte. um Chimboraſſo zu gelangen!“ Von allen Seiten ſtürmten Fragen auf mich ein, und ich entwickelte zwiſchen Hammelbraten und Käſe ein grauen⸗ erregendes Bild meiner Chimboraſſofahrt, in der alles vor⸗ kam, was ich über den Schrecken der Kordilleren geleſen hatte Der arme Matterhorn⸗Onkel war einfach wie mit dem Schwamm fortgewiſcht. Kein Menſch bekümmerte ſich mehr um ihn. Eine halbe Stunde ſpäter packte er mich ſolo auf dem Korridor, wo er mich mit allen Anzeichen ehrlicher Ent⸗ rüſtung zur Rede ſtellte:„Behaupten Sie auch jetzt noch. unter dier Augen, daß Sie im vorigen Jahr auf dem Chim⸗ boraſſo waren?“ „An demſelben Tage, an dem Sie das Matterhorn be⸗ ſtiegen haben.“ „Ich finde das einfach unerhört! Hochebene von Tapi auf den Gipfel des Sie waren doch damals in Swine⸗ münde.“ „Nein, in Quito.“ „Ich muß ge⸗ tehen. ſo eine ufſchneiderei iſt mir in meinem ganzen Leben noch nicht vorgekom⸗ men. In Swine⸗ münde ſind Sie geweſen, von Mitte Juli bis Ende Auguſt.“ „Wie kommen Sie denn darauf, Herr Profeſſor? Woher wollen Sie denn das wiſſen?“ „Traurig genug. daß Sie mich nicht erkannt haben. Ich hab' Sie doch dort den ganzen Som⸗ mer jeden Tag ra⸗ ſiert!“ „Traurig genug, daß Sie mich nicht erkannt haben. Ich hab' Sie doch dort den ganzen Sommer ſeden Tag raſiert!“ 5 1 (12. Fortſetzung.) Axel ovn Alſen ſteht als Schlepper im Dienſt des Spie⸗ lers, früheren Sträflings, Alkohol⸗ und Rauſchgiftſchmugglers Rybinſky. Er möchte die Verbindung löſen. Durch ein eigen⸗ artiges Erlebnis lernt er den Generaldirektor Walter Ruh⸗ land und deſſen Frau Ilſe kennen. Während zwiſchen beiden eine tiefe Freundſchaft entſteht, plant Rybinſki einen Coup gegen Ruhland. Als Axel ſeine Mithilfe verweigert, wird er niedergeſchlagen. Zur gleichen Stunde erwartet Frau Ilſe vergeblich ihren Freund von Alſen. Auf dem Heimweg wird ſie von Leuten Rybinſkis entführt und auf einer Inſel ver⸗ ſteckt gehalten, um von Ruhland ein hohes Löſegeld zu er⸗ preſſen. Zuſammen mit einem erſten Lebenszeichen ſeiner Frau erhält er nach einigen Tagen die Forderung, für ihre Freilaſſung den Betrag ovn einer halben Million Mark zu zahlen. Rybinſki läßt den noch immer bewußtloſen Alſen nach der Inſel bringen, auf der ſich Frau Ilſe befindet. Ry⸗ binſki fühlt ſich in Deutſchland nicht mehr ſicher. Ob auch ihm vielleicht der Tod ſchon nahe war, der jenen in der erſten Blüte ſeiner Mannesjahre dahingerafft hatte? Ihm war es auf einmal, als ſei er mit dem Saum ſei⸗ nes Rockes in die Speichen eines Rades geraten, das ihn widerſtandslos, unentrinnbar immer tiefer in das Ge⸗ triebe einer entſetzlichen Maſchine hineinriß. XV Eine volle Woche ſchon hatte Axel in einer tiefen Be⸗ wußtſeinsſtörung gelegen, die ihn wie ein hoher Wall von aller Welt abſperrte. Ohne einen Sinn für Ort und Zeit war er dahinge⸗ dämmert. als ob eine Maske über ſeine Seele gebreitet ſei. Nur in der Stille der letzten Nächte hatte ſich zuwei⸗ len ganz leiſe der feine, ſüße Schmerz einer wehen Sehn⸗ ſucht in ihm geregt, wie wenn in einer Nebelwand eine Lücke entſteht und eine erſte, unſichere Helle ins Zimmer dringt. Dann aber war die dumpfe Lähmung aller Sinne wiedergekehrt, die ſeine Glieder verſteinerte und die Kinn⸗ backen zuſammenkrampfte, daß ihm Jack London immer nur mit großer Mühe ein wenig flüſſige Nahrung beizu⸗ bringen vermocht hatte. Erſt als ihn der Schwarze aus ſeiner Manſarde zum Auto hinuntergetragen hatte und der kühle Hauch der Nachtluft über ſein Geſicht geſtrichen war, war eine Locke⸗ rung in das erſtarrte Gefüge ſeines Denkens gekommen, ein erſter bewußter Laut der Außenwelt in die abgründige Tiefe ſeines gefeſſelten Geiſtes gedrungen. Er fühlte an den rhythmiſchen Erſchütterungen eines Wagens, daß er gefahren wurde, dann aber breitete ſich wieder ein unſagbares Schwächegefühl durch einen ganzen Körper aus, und das mühſelig flackernde Lichtlein bewußten Lebens erloſch von neuem Nach vielen Stunden zuckte es endlich wie ein Wetter⸗ ſchein über ſein Geſicht. Zwiſchen den halbgeſchloſſenen Augenlidern ſah er allerlei wirbelnde Kreiſe und ſelten tönende Farben, ſeine vertrockneten Lippen formten zaghaft ein erſtes unhörbares Flüſterwort. Das Gefühl einer wunderbaren Leichtigkeit hob ihn auf einmal über ſich ſelbſt hinaus, daß er plötzlich wie befreit die Arme aufreckte und verwundert um ſich ſchaute. Was war mit ihm geſchehen? Vergebens ſuchte er aus der erſten Angſt des Erwachens nach einer Brücke zur Ver⸗ We e je mehr er ſich den Kopf zermarterte, um ſo weiter ſchien ſie ihm wie in einem Nebel zurückzuweichen und ſchließlich wieder ganz unterzugehen. Dafür begann das Bewußtſein der Gegenwart um ſo ſtärker in ihm zu wachſen, daß er ſich langſam, ſchrittweiſe in das wiedergefundene Leben zurücktaſtete und die Gegen⸗ ſtände in ſeiner Umgebung allmählich klarer und deutlicher zu unterſcheiden vermochte. Es war ein einfacher, kleiner Raum, in dem er ſich be⸗ fand, nüchtern und kahl, mit einem winzigen Lukenfenſter; das Bett ein gewöhnliches, eiſernes Leutebett mit buntge⸗ würfelten, doch ſauberen Bezügen; in einer Ecke ein drei⸗ beiniger Waſchtiſch, daneben ein Paar alte Schaftſtiefel, mit einer Schicht bläulichen Schimmels überzogen. An den rohgetünchten, grauweißen Wänden, mit Heft⸗ zwecken angepinnt, vergilbte Bilder aus alten illuſtrier⸗ ten Zeitungen. „Wie daheim in einer Knechtekammer“, ſchoß es ihm plötzlich durch den Sinn. Durch das Fenſter ging der Blick auf einen verwilder⸗ ten Garten und ein grünes Wieſenland, dahinter ſah man hohe Baumkronen und ein Stück tröſtlich blauen Himmels. Er befand ſich alſo irgendwo auf dem Lande.——— In dieſem Augenblick klirrte ein Schlüſſel, und die mächtigen Formen eines rieſenhaften Mannes füllten die Höhe der geöffneten Tür. Er warf einen ſcharf beobachtenden Blick auf ſeinen Gefangenen. der ſich in einer plötzlichen e fend ſtellte, und ſchloß nach kurzem Verweilen wieder ge⸗ räuſchvoll hinter ſich ab. Noch eine zweite Tür wurde umſtändlich verſperrt, dann entfernten ſich ſchwerfällige Schritte. und alles war wieder ſtill.——— Axel richtete ſich von neuem im Bett auf und verſuchte zu denken. Man hielt ihn hier gewaltſam feſt, darüber konnte kein Zweifel beſtehen. Diese ammer unterſchied ſich letzten En⸗ des nur wenig von einer Geſängniszelle. Wer aber hatte ihn hierher geſchafft, wer hatte Inter⸗ eſſe daran gehabt, ihn in dieſer ländlichen Einſamkeit ver⸗ ſchwinden zu laſſen? Und dann ſchlug plötzlich wie ein Blitz eine erſte klare Erkenntnis bei ihm ein. Kein anderer als Rybinſki konnte dieſen Gewaltſtreich veranlaßt haben, dieſer ſeltſame, von dunklen Geheimniſſen umwitterte Menſch, der ſich ihm ſchon einmal drohend in den Weg geſtellt hatte, damals an jenem Abend in Dah⸗ lem, als er ihm mit ſo kalter Ueberlegenheit das Verlaſſen ſeines Hauſes verwehrt hatte. Ganz deutlich ſah er das tückiſche Halbtiergeſicht Jack Londons wieder vor ſich, deſſen ſtählerne Fauſt ihm wie ein geſchleuderter Stein ins Auge gefahren war. Und mit dieſer Erinnerung zerriß endlich auch die letzte Umſchleierung ſeines Hirnes, fügten ſich ſeine Gedanken wieder zu einem geſchloſſenen Kreis zuſammen. n Darum hatte der ſkrupelloſe Abenteurer, der ſich von jeher über alle Satzungen des Rechtes hinweggeſetzt hatte, ein ſo merkwürdiges Intereſſe an Ilſe Ruhlands Reiſe an den Tag gelegt. Weil er irgendeinen Anſchlag gegen die ahnungsloſe Frau geplant hatte, vor dem der unbequeme Freund und Begleiter um jeden Preis aus dem Wege geräumt werden mußte. Spät nachts ſchlief er endlich ein, um erſt in der neun⸗ ten Morgenſtunde zu erwachen, als der große Mann, der ihn ſchon tags zuvor beſucht hatte, an ſein Bett trat. Axel ſah in ein gedunſenes Trinkergeſicht, in das ein ſchrägabfallender Mongolenſchnurrbart tiefe Rinnen einge⸗ graben zu haben ſchien, und das trotz aller alkoholiſchen Verwüſtung einen gewiſſen Zug faſt kindlicher Gutmütigkeit nicht zu verleugnen vermochte. „Guten Morgen“, begrüßte ihn der Eiſenkönig in ſei⸗ nem tiefſten Baß.„Ich bringe das Frühſtück und Waſch⸗ waſſer und die Sachen. Der Herr will ſich vielleicht anzie⸗ hen und ein wenig in die Sonne ſetzen. Er ſieht noch recht bläßlich aus. Ich heiße übrigens Schröder,“ ſchloß er mit einer linkiſchen Verbeugung. Axel hob den Kopf um eine Linie aus den Bettkiſſen, in einem einzigen Augenblick hatte er ſich gegenüber der Perſönlichkeit ſeines Beſuchers eine Taktik ſeines Verhaltens zurechtgelegt. „Ich danke Ihnen, Herr Schröder, Sie ſind ſehr freund⸗ lich, daß Sie ſich meiner ſo annehmen,“ ſagte er.„Ich möchte aus dieſem engen Raum natürlich gern für einige m f 160 1 1 5 1 Zeit ins Freie. Aber ich weiß nicht, ob ich ſchon kräftig ge⸗ 180 91 aufzuſtehen und zu gehen. Ich bin ſehr krank ge⸗ weſen!“ Der Eiſenkönig nickte beruhigend. „Na, wir werden ja ſehen. Ich komme bald wieder, wenn der Herr gefrühſtückt hat.“ Damit trat er ſichtlich erleichtert einen beſchleunigten Rückzug an. Gott ſei Dank, das war ja glimpflicher abgegangen, als er gedacht hatte, und der neue Gefangene anſcheinend ein ruhiger, fügſamer Herr, der ihm ſchon in Anbetracht ſeiner körperlichen Schwäche keine allzu großen Schwierigkeiten machen würde. Es hatte in der vorletzten Nacht eine ſehr heftige Aus⸗ einanderſetzung zwiſchen ihm und Jack London gegeben, als dieſer Axel zur Inſel gebracht und ſeine Unterbringung in der Leutekammer des Stallgebäudes verlangt hatte. Und nur ſein tiefeingewurzelter Reſpekt vor Rybinfki und die beſtimmte Zuſage des Schwarzen, daß die Haft ſeiner beiden Pfleglinge ſchon in den nächſten Tagen zu Ende ſein würde, hatten ihn ſchließlich von einer offenen Re⸗ bellion gegen ſeinen Brotherrn zurückgehalten.——— Eine Stunde ſpäter ſaß Axel in dem kleinen Bauern⸗ garten, der das Stallgebäude ehre den Park zu abgrenzte. Die Sonne lag breit und brennend auf den unkraut⸗ überwucherten Wegen, aber von den ſchattigen Obſtbäumen her wehte eine freundliche Kühle. Ueberall blühten bunte Bauernblumen, Goldlack und Balſaminen und Fleißiges Lieschen, ein junges Kalb trottete blökend heran, und ein verirrtes 1 das ſich wohlig in den warmen Sand gekuſchelt hatte, ſprang plötzlich entſetzt auf und rannte kreuz und quer über die verwilderten Beete, bis es in einer Lücke des hohen Liguſterzaunes einen Aus⸗ ſchluff D zel hatte ſich weit in ſeinen 1 zurückgelehnt und träumte 91 der unendlichen Ferne des Himmels empor, der ſich in ſüdlicher Klarheit über ihm wölbte. 2 Er konnte von ſeinem Ruheplätzchen eine Kunde anmu⸗ tige Parkwieſe überblicken, die von einem Rund ſchöner Bäume umgrenzt wurde. 3 Ein ockergelbes Haus, in einem bunten Stilmiſchmaſch . ſchimmerte zwiſchen den hohen Stämmen durch. ö Dahinter ein Stück ſonnenbeglänztes, leuchtendes Blau. Waſſer— ein See. Unwillkürlich ſchloß er Augen. „Schön iſt die Welt“, dachte er, trunken von Luft und Sonne, daß auf einmal alle die dunklen Sorgen der Nacht wieder in ein Nichts zergingen. l * minutenlang die lichtmüden Urm die Mittagszeit kam der Eiſenkönig mit einem gro⸗ ßen Tablett Eſſen aus der Villa herüber und deckte unter einem mächtigen Apfelbaum den Tiſch. Axel, der in einer Geheimtaſche ſeiner Weſte ein Päck⸗ chen Geldſcheine gefunden hatte, das offenbar dem Späher⸗ blick Jack Londons entgangen war, gab ihm einen Fünf⸗ zigmarkſchein mit der Bitte, ihm dafür ein paar Schachteln Zigaretten und Zigarren zu beſorgen und den Reſt für ſeine Bemühungen zu behalten. Der Eiſenkönig, durch die Höhe dieſes Trinkgeldes nun ganz für ſeinen neuen Gefangenen gewonnen, verſprach, gegen Abend in einem Dorfkrug das Gewünſchte einzukau⸗ fen, und Axel erfuhr dabei, daß er ſich auf einer Inſel befand. Dagegen war über den Namen und die Lage ſeines Verbannungsortes trotz eindringlichſter Befragung nichts zu erfahren, und auch über den Beſitzer der Inſelvilla verwei⸗ gerte er jede Auskunft. Um das Mißtrauen ſeines Gefängniswärters nicht un⸗ nötig zu wecken, ſtellte Axel ſchließlich ſeine Forſchungen ein, zumal er ſich bereits für eine der nächſten Nächte einen Fluchtplan zurechtgelegt hatte. Das Fenſter ſeines Zellenraumes war zwar ungewöhn⸗ lich klein und eng und eigentlich nur ein ſchmaler Mauer⸗ ſpalt, trotzdem zweifelte er aber nicht, daß es ihm bei ſeiner ſchlanken Figur und turneriſchen Gewandtheit ein leichtes ſein würde, auf dieſem Wege ins Freie zu gelangen. Irgendwo würde ſich dann ja auch wohl auf der Inſel ein Boot finden, und endlich war er entſchloſſen, ſobalb er ſich wieder mehr gekräftigt fühlen ſollte, das Feſtland ſchwim⸗ mend zu erreichen. * Der Nachmittag neigte ſich bereits leiſe zum Abend hin⸗ über, als plötzlich ein Ereignis eintrat, das ſeine Aufmerk⸗ ſamkeit auf das lebhafteſte erregte. Aus dem Portal der Villa trat eine Dame in einem hel⸗ len Sommerkleid und ging raſchen Schrittes von Schröder in reſpektvoller Entfernung begleitet, zum See hinab. Die Geheimniſſe der Inſel mehrten ſich. Die Villa war bewohnt, und zwar, ſoweit er auf die ziemlich große Entfernung erkennen konnte, von einer ſchlan⸗ ken, jungen Frau. Es dauerte nicht allzu lange, dann kam ſie mit einem großen Blumenſtrauß, den ſie unterwegs gepflückt haben Haee über die Wieſe zurück und verſchwand wieder im uſe. Axel ſaß wie gebannt. Dieſe letzte Entdeckung hatte ihn im Innerſten aufgewühlt. Nur mit Mühe vermochte er, an ſich zu halten, als der Eiſenkönig jetzt mit dem Abendbrot erſchien und ihn unter vielen Entſchuldigungen darauf aufmerkſam machte, daß er ihn ſpäteſtens in einer Stunde wieder in ſeine Kammer ein⸗ ſchließen müſſe, da er wegen verſchiedener Beſorgungen noch einmal an Land gehen wolle. Sekundenlang dachte Axel daran, ſich gegen dieſe Ver⸗ gewaltigung körperlich zur Wehr zu ſetzen, dann aber ſiegte in ihm die Vernunft; die Kräfte waren, zumal bei ſeinem augenblicklichen Zuſtand, doch zu ungleich, als daß ein Wider⸗ ſtand gegen ſeinen herkuliſchen Gegner irgendeinen Erfolg verſprochen hätte. So bewahrte er denn mit einiger Anſtrengung ſeine äußere dero le und ließ ſich von ſeinem Aufſichtsrat, wie er ihn ſcherzhaft nannte, nach dem Eſſen ins Haus geleiten und zu Bett bringen. Bald darauf kündete das Geräuſch eines Motors, daß der Inſelbeherrſcher ſein Reich verlaſſen habe, und gab ihm die Gewißheit, daß ſich auch ſein Wiedereintreffen in der Stille der Nacht weithin bemerkbar machen und ihn recht⸗ zeitig warnen würde. * Axel hatte mit vieler Mühe das verquollene Fenſter ſei⸗ ner Kammer geöffnet und lauſchte auf die langſam verklin⸗ genden Stimmen des ſtillen Sommerabends. Es mußte ſeiner Rechnung nach bereits gegen neun Uhr ein, trotzdem war es noch immer ſo hell, daß er ein Verlaſ⸗ en ſeines Gefängniſſes vorläufig nicht wagen konnte. Zum Glück ſtand der Mond aber bereits im letzten Vier⸗ tel, ſo daß die Nacht ſehr dunkel zu werden verſprach; auch war ſein trinkfroher Wächter, wenn er ſich mit ſeinen feſt. lichen Geldmitteln erſt einmal in einer Gaſtwirtſchaft feſt⸗ geſetzt hatte, wohl kaum vor Morgengrauen zurück⸗ zuerwarten. Jedenfalls war er aber feſt entſchloſſen, noch heute das Geheimnis der Inſelvilla und ſeiner Bewohnerin zu ent⸗ ſchleiern, die hier friedlich in der Sommerfriſche lebte, wäh⸗ rend er ſelbſt, nur wenige hundert Meter von ihr entfernt, von unbekannten Verbrechern in faſt mittelalterlicher Form gefangengehalten wurde.——— Eine Stunde danach ſtand er fertig angekleidet in dem Garten ſeines Gefängniſſes; die Flucht durch das Fenſter war, wie er vorausgeſehen, ganz leicht und ſicher vor ſich gegangen. Die Nacht war von bezaubernder Schönheit, und in dem matten Blau des Himmels ſchwamm die ſchmale Sichel des Mondes wie eine ſchöne ſilberne Blüte. Ueber der großen Parkwieſe hatten die Seenebel bereits eine hohe, weiße Wand gebaut, dahinter erhoben ſich die n 19 11 485 iebel der Villa wie ein verwunſchenes När⸗ enſchlo (Fortſetzung folgt.) — FFPFPPPTPCPTTGTGTCTCTCTGTCTCTCTGTCTGTCTGT(T(TbTbTTT f e Schach⸗Aufgabe. 5 d o h 8 5 J ö,, ,, Je, ,,, I,, , u i — — 5 1 1 Weiß zieht und ſetzt mit dem zweiten Zuge matt. 85 Silben ⸗Kapſel⸗Rätſel. Vielliebchen, Holzverſchlag. Vergnügungsfahrt, Hagen⸗ „Lagune, Paſtete, Erneſtine, Jehova, Verſtellung.— Den nee 9 Wörtern entnehme man je eine Silbe, Aneinandergefügt ergeben dieſe in vier Wörtern einen Wunſch der Schriftleitung und des Verlages für die Leſer zur Sommerreiſe. e 8 Gegenſätze. 1. Waſſer Gaſt. 2. Warm Kern. 3. Bürſte ſie. 4. Kurz Feigheit. 5. Roh ein. 6. Komm marſch. 7. Ging aus. 8. Sie du.— Zu den vorſtehenden je zwei Wörtern ſind die Gegen⸗ ſätze zu ſuchen. Ein jeder von dieſen muß ein Hauptwort ergeben. Ergänzungs⸗Rätſel. (Zeichnung geſetzlich geſchützt.) N . f Nach Ergänzung der angedeuteten Zeichen ergeben die Anfangsbuchſtaben der Gegenſtände in den einzelnen Vier⸗ ecken, hintereinandergeleſen, eine ſportliche Betätigung. Füll⸗Rätſel. 1. Gleich einem chineſiſchen——— kann——— etwas finden. 2. Geh nur—,— kannſt in Indien am beſten Studien über die—— machen. 3.—— Arm ſchlenderte iſt mit meinem Freunde—— durch die Straßen. 4. Da der Maler an den—— erkrankt war, konnte er den Tiſch nicht——. 5. Aus einer guten—— Ernte kann—— gewinnen. Die Striche ſtehen an Stelle von Silben, in beiden Fällen müſſen ſie zwar gleichlauten, haben aber nicht die gleiche Bedeutung. Ob die Silben zu Wörtern zuſammenzu⸗ diehen ſind, ergibt der Sinn. Scherzfragen. 1. Was gehört zu einem gutſitzenden Stiefel? 2. Welches Stück findet immer Anklang? 3. Bei welcher Lektüre zeigen die Menſchen die tief⸗ finnigſte Miene? Synonym. An Stelle eines jeden der nachſtehenden Wörter ſoll ein ſynonymes, ſinnverwandtes, Wort geſetzt werden. Die An⸗ fangsbuchſtaben dieſer ergeben alsdann, aneinandergefügt, eine Naturerſcheinung. 1. toben, 2. geſtatten, 3. billigen, 4 feſtnehmen, 5. beugen, 6. verlangen, 7. kundtun, 8. füh⸗ ) bekräftigen, 10. überlegen. Denkſport⸗Aufgabe. benen ke 3 2 An der Ausweichſtelle einer eingleiſigen Nebenbahn be⸗ 11 ſich zwei Laſtzüge mit je 8 Laſtwagen. Wie müſſen die Wagen rangiert werden, damit beide Züge ihren Weg fortſetzen können? * Auflöſungen aus voriger Nummer: Schach⸗Aufgabe. 1. Tas a7, Ke6.— ds. 2. Dd1—b3 matt. . d7—d5, d7—d6 oder beliebig anders, 2. Dd1—g4, Sb7—ds oder D. S matt. Blumen⸗Rätſel: Stiefmütterchen Edelweiß Im⸗ mergrün Nelke Edeldahlie Roſe Begonie Reſeda Aſter Hſambaraveilchen Tuberoſe.— Seiner Braut. Bilder⸗Rätſel: Selbſt die Eule findet ihre Junge ſchön. 5 Silben⸗Rätſel: 1. Imme, 2. Nizza, 3. Schnup⸗ fen, 4. Gotland, 5. Elli, 6. Buhne. 7. Ibis. 8. Robe, 9. Gemſe.— Ins Gebirge— an die See. Illuſtriertes Kreuz⸗Wort⸗Rätſel: Waa⸗ gerecht: Schuh, Lamm, Affe, Niger. Senkrecht: Zahn, Sa⸗ men, Hafer, Eger. In dieſer Reihenfolge ſind die Wörter einzuſtellen. 5 Staub als Freund und Feind Der Staub, die Menge kleinſter flugfähiger Teilchen der feſten Stoffe, ſpielt in der Natur und im Leben des Men⸗ ſchen eine bedeutende Rolle. Zweifacher Herkunft iſt der Staub, mit dem wir es im täglichen Leben zu tun haben; ſo weit er nicht wie der Blütenſtaub pflanzlichen Urſprungs iſt, entſtammt er der Verbrennung oder der Zerkleinerung. Freund und Feind iſt der Staub dem Menſchen. Ein Freund iſt er, ohne den unſer heutiges Leben nicht denkbar wäre, denn viele unſerer wichtigſten Gebrauchsgüter ſind nur in ſtaubförmigem Zuſtande verwendbar und wirkſam. So iſt Getreide nur als Mehl backfähig, nur in ſtaubfein zerkleinertem Zuſtande beſitzt der Zement Bindefähigkeit, ebenſo wie die anderen Bauſtoffbindemittel Kalk, Gips und Magneſia. In der Glasinduſtrie muß der zur Ver⸗ wendung gelangende Sand umſo feiner gemahlen werden, je beſſer die Qualität des herzuſtellenden Glaſes iſt. Düngemittel können nur in ſtaubfeinem Zuſtande gleichmäßig über große Ackerflächen verteilt werden. Ar⸗ ſenſtaub dient zur Schädlingsbekämpfung. Große Mengen Geſteinsmehl braucht der Teer⸗ und Aſphalt⸗ ſtraßenbau, auch die Gummiinduſtrie braucht ſtaubförmige Füllſtoffe. Geſteinsſtaub iſt das wirkſamſte Mittel gegen Staubexploſionen, in Großkraftwerken gelangt Staub kohle als Feuerungsmaterial zur Verwendung. Die Aufſchlie⸗ ßung der Rohgüter durch Vermahlung oder Schlemmung iſt ein weſentlicher Beſtandteil der Gütererzeugung. Dieſen wertvollen, gewerblich verwertbaren Maſſen ſtaubförmiger Arbeitsgüter ſteht die Menge des in der Luft befindlichen freien Staubes gegenüber, die wirtſchaftlich unerwünſcht iſt und geſundheitlich ſchädigend wirken kann. Vielerlei Urſachen verdankt der freie Staub ſeine Ent⸗ ſtehung. Der natürliche Staub entſteht durch den unaufhör⸗ lichen Einfluß der Naturgewalten auf die Erdoberfläche, große Mengen halbverbrannter Brennſtoffteilchen wirbeln die Schlote der Wohnſtätten, der Fabriken und Lokomotiven als Ruß in die Luft. Faſt alle Arbeitsgüter und Werkſtoffe ergeben bei der Bearbeitung ſtaubförmigen Abfall, der zum Teil als Gewerbeſtaub in die Luft übergeht. 1 Million Feſt⸗ meter Holzmehl erzeugen die deutſchen Holzmühlen und Sägewerke, 5 v. H. der Erzeugung beträgt der ſtaubförmige Abfall der Brikettfabriken, in der Textilfabrikation wird er auf 3 bis 5 v. H. geſchätzt, mit 2 v. H. rechnet die Tabak⸗ induſtrie, in den Meſſing⸗ und Kupferwalzwerken geht rund 1 v. H. verloren. Straßenſtaub entſteht durch die Abfälle der menſchlichen Lebensbedürfniſſe, durch die Abnützung der Fahrbahnen und ihrer Fahrzeuge, durch die feinen Feſt⸗ teilchen der Autoabgaſe. So betrugen die Materialverluſte durch Verſchleiß an Schienen, Rädern und Bremsklötzen der U⸗Bahn im Jahre 1930 allein 210 Tonnen, 0,5 bis 1 mm⸗Jahr beträgt die Abnützung der Fahrbahndecke ſtark befahrener ſtädtiſcher Aſphaltſtraßen. Von der Menge des geſamten über Großſtädten ſchwebenden freien Staubes mögen einige Zahlen ein Bild geben: der jährliche Geſamtniederſchlag feſter Luftbe⸗ ſtandteile auf 100 qkm in der engliſchen Stadt Liverpool wird auf 25 000 Tonnen geſchätzt, auf 100 qkm der Stadt London auf 13 800 Ton d. Wie eine große Glocke lagert dieſe Wolke von Dunſt und Staub über der Großſtadt, Verluſte an Sonnenlicht bis zu 25 v. H. wurden im Zentrum von Berlin gemeſſen, bis zu 60 v. H. in der engliſchen Induſtrieſtadt Leeds. Die Staubteilchen bilden Kondenſationskerne für den in der Luft ſchwebenden Waſ⸗ ſerdampf und bewirken häufige Wolken⸗ und Nebelbildun⸗ gen. die wie der Londoner Nebel bekannt und gefürchtet Schöneres-volleres Haar durch Kröftigung der flocrwutzeln und det Nopfhaut nit dem hofrvoftagend wirkenden Kröuter-Ellxier: »HAARWREGRER. dem fortschrittllehen sehe H„ir ken- den Hao Heil- end tegel. in Apotheken, Drogerien dd Friseuf-Qeschôften ethõltiicd We goch gicht vortslig, Bezugsquellengnochwels ung gufklörende Broschüte kostenl. durch die Alleinhetsteſlierin; A eUARMA-FPHV SIE H KAISER BERLIN d 40 prols det 200 cem- Flasche nur RM 2 — ſind. Auch im Ruhrgebiet Ü iſt ſchwerer Nebel ein häy⸗ figer Gaſt. Noch mehr verringern dieſe Wolkenbildungen und Nebel die keimtötende und anregende Einwirkung des Sonnenlichtes, der eingeatmete Staub macht durch mechaniſche Reizung die Lungengewebe für Krankheits- keime empfänglich. So iſt es nicht verwunderlich, daß in den Großſtädten Erkrankungen der Atmungsorgane häufig ſind. Jedoch nicht nur geſundheitliche Schädigungen bewirkt der Gewerbeſtaub, auch große wirtſchaftliche Werte gehen durch ihn verloren. Wenn, wie oben angeführt, die Staubver⸗ luſte in verſchiedenen Induſtriezweigen zwiſchen 1 und 6 v. H. der Geſamterzeugung ſchwanken, ſo iſt zu ermeſſen, welch ungeheure Mengen wertvollſten Arbeitsgutes durch ihn vernichtet werden. Die Bekämpfung der Staubplage iſt daher vom geſundheitlichen und volkswirtſchaftlichen Standpunkt eine unbedingte Notwendigkeit. Wie ſo oft, ſprang auch hier die Technik helfend ein. Ein neuer Zweig, die Entſtaubungstechnik, ent⸗ ſtand, die Luft⸗ und Gasreinigungsvorrichtungen ſchuf und es dadurch geſtattete, die ſtaubförmigen Abfälle zurück zugewinnen und zu verarbeiten. Viele Arbeitsverfahren, die billig aber ſtauberzeugend waren, konnten durch die Entſtaubungstechnik beibehalten oder eingeführt werden, Durch verbeſſerte Verbrennung der Kohle, durch Fort⸗ ſchritte der Feuerunastechnik wird der Rußanfall vermin⸗ dert. So iſt die Technik im Begriff, die von ihr verurſachſe ſchädliche Staubentwicklung wieder zu beſeitigen. Beſon⸗ ders Deutſchland iſt auf dem Gebiete der Erforſchung der hygieniſchen und techniſchen Verhältniſſe in der Staubtech⸗ nik erfolgreich tätig. In Deutſchland werden dieſe Arbei ten beſonders durch Gewerbehygieniker, die Berufsgenoſ⸗ ſenſchaften und die wiſſenſchaftlichen Verbände gefördert, Geſammelt und ausgewertet werden die Erfahrungen techniſcher und mediziniſcher Hinſicht durch den Fachaus⸗ ſchuß für Staubtechnik beim Verein deutſcher Ingenieure. Forſchung tut not! ö Lachende Well. Rache. Der Arzt unterſucht. Dann unbarmherzig: „Haben Sie Ihren letzten Willen ſchon feſtgelegt?“ „Nein— um Himmelswillen— ſteht es wirklich ſchlimm um mich?“. „Laſſen Sie Ihren Anwalt benachrichtigen!“ „Beſter Doktor— Sie meinen alſo...“ „Laſſen Sie Ihren Vater kommen! Ihre Tochter! Ihren Bruder!“ „So iſt's aus— ganz aus?“ „Wer ſagt das? Aber ich will nicht der einzige Trotte ſein, den Sie nachts aus den Federn geholt haben!“. Der Beweis. Ein Mann ſtand vor Gericht. Richter:„Können Sie jemand nennen, der für Ihn Unbeſcholtenheit bürgen kann?“ b Angeklagter:„O ja! Den Polizeipräſidenten!“ Der Polizeipräſident(bei ſeiner Vernehmung):„J kenne den Mann überhaupt nicht!“ g Angeklagter:„Sehen Sie wohl! Seit zwanzig Jahren wohne ich in der Stadt, und er kennt mich nicht. So gu führe ich mich!“ 5 Auch ein Grund. „Menſch, ich muß ein anderes Auto haben!“ „Was iſt denn mit dem alten?“ N „Nichts, aber ich kann die Raten nicht mehr aufbringen; Kompagnie iſt angetreten, der Feldwebel inſpiziert die Urlauber. i „Haben Sie ſich heure morgen raſiert?“ brüllt er einen Soldaten an. „Zu Befehl, Herr Feldwebel!“ „Das nächſte Mal bitto näher ran an den Apparatl“ Werdet Mitglied der NS Volks⸗ wohlfahrt! NIVEA CREME 15 Pf.-M 1.00 Ol. 40 Pf.-RM i. 20 Eine vorbeugende Behondlung bei Haorausfall, Schuppen und Schinnen, eine Bekämpfung des bereits bestehenden Haatrschwundes kann nur dann Wirksam sein, Wwenn sie den biologischen Gesetzen des Hagres entspricht. Hacrausfall entsteht in der Regel durch Allgemeinerkrankungen und durch örtliche Schädigung der Hadr- Wurzel bezw. der Kopfhaut. Entsprechend muß die Behandlung sein, ö ugerſich durch dos cholesterinreiche Kopfhou,T²eͤr, innerlich durch Dragees, die den gestörten Hormonhaushalt in Ordnung bringen. HORMOKRIN ist die erste kombinierte Haorpflegekur. Eine Kurpackung enthölt eine Originolschachtel mit 180 HOEMOKRIN-Oragees und eine groge Flasche cholesterinhaltigen HORMOKRIN-Kopfhaubwassers. Beides reicht für zwei Monate und kostet nut RM. 6. 50. Versond erfolgt unter Nachnahme. Ein Prospekt wird bereitwilligst zugesandt. Hormokrin-Vertrieb Dr. Rudolf Spuhl, Berlin- Friedenau, Wiesbadener Str. 85 5 S8 A 9g Sncdg cles Sind VVVCCVCoÜ 7 Degkrta- prospekt mit preisausschreſben oder vom „Zum Wochenende“ Nr 31 mu Nebenaus gaben:„Die Fa⸗ wWilie“ und„Zum Zeuvertreib“. D. A. 2. Bi. 84: 614 608. Verantwor lich ür den redoltionellen Teil Kurt Winkler. veramwortlicher Anzeigenleifſer Carl Görg.— Verlag Sonntagsblatt! Deutſcher Provinz Verleger. ſämtlich merlin We, Mauerſtraße 80 Das ideale Newentonieump, Neierm Sols Versuchspachung(35 9 nette) 80 Pf. IANU SAN Nieren —— Misgestimmt- Mdce Nervss? 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