Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die großſpaltige mm-Zeile 4 Pfg. Reklamen 12 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Annahmeſchluß für Inſerate vorm. 9 Uhr. D. A. VI. 34 1225 A e für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Berkfindblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitigz, „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantwortlich: Für Schriftleitung und Anzeigen: G. Härdle. Druck und Verlag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 34. Jahrgang Neneueöſterreichiche Regierung Wien, 30. Juli. Die Liſte der neuen Regierungsmitglieder lautet: Bun⸗ deskanzler Dr. Kurt S0 1 nigg, der gleichzeitig das Bundesminiſterium für Landesverteidigung, für Unterricht und für Juſtiz führt; Vizekanzler Ernſt Rüdiger Star ⸗ hemberg, der gleichzeitig mit der Führung der Angele⸗ genheiten des geſamten Si cherheitsweſens betraut wird; Bundesminiſter Egon Berger⸗Waldenegg, der mit der Führung der Auswärtigen Angele⸗ genheiten betraut wird; Bundesminiſter Major a. D. Emil Fey übernimmt zu ſeiner bisherigen Funktion als Generalſtabskommiſſär die Angelegenheiten der inneren Verwaltung; Bundesminiſter für Finanzen iſt Or. Karl Bu⸗ reſch; Bundesminiſter für Handel und Verkehr Fritz Stockinger; Bundesminiſter für ſoziale Verwaltung Odo Neuſtädter⸗Stürmer, dem überdies die An⸗ gelegenheiten der berufsſtändiſchen Neuordnung zugewieſen werden. Die Beſetzung des Bundesminiſteriums für Land⸗ und Forſtwirtſchaft bleibt vorbehalten. Auf den erſten Blick zeigt es ſich, daß das Kabinett eine außerordentliche Stärkung des Heimwehrein⸗ fluſſes bringt. Beſonders hervorzuheben iſt die Ueber⸗ weiſung des Miniſteriums des Aeußeren an einen Heim⸗ wehrvertreter, nämlich Egon Berger⸗Waldenegg. Warnung an Italien Die Gefahren einer Intervention.— Ernſte Beſorgniſſe bei der Kleinen Entente.— Eine ſüdflawiſche Erklärung. Berlin, 30. Juli. Die drohende Haltung Italiens und der italieniſche Auf⸗ marſch an der öſterreichiſchen Grenze werden bei den übrigen eutbpäiſchen Mächten mit Unbehagen und Beſorgnis ver⸗ falgt. Beſonders Südſlawien und die anderen Staaten der Kleinen Entente ſind ſtark beunruhigt. Man durchſchaut, was Italien unter dem„Schutz der Unabhängigkeit Oeſter⸗ reichs“ verſteht und erkennt die Gefahren für den europäi⸗ ſchen Frieden, die in einer Intervention Italiens“ liegen würden. N e Die ſüdſlawiſche Geſandtſchaft in Berlin gibt folgende Mitteilung heraus, die, ohne Italien zu nen⸗ nen, doch eine ernſte Warnung nach Rom darſtellt: „Gegenüber den Ereigniſſen in Oeſterreich iſt der Stand⸗ punkt der ſüdſlawiſchen Behörden vollſtändig korrekt. Es wird eine ſtrenge Kontrolle an der Grenze vorgenommen, und von irgendwelchen Zwiſchenfällen oder Provokationen kann keine Rede ſein. Bisher ſind 700 öſterreichiſche Flücht⸗ kinge auf der Linie Maribor—Dravograd(Marburg Drau⸗ burg) mit 200 Gewehren, einem e und eini⸗ gen Revolvern feſtgenommen, ſofort entwaffnet und inter⸗ 4 00 worden. Es handelt ſich durchweg um Leute jüngeren ters. Die Bewegungen an der Grenze werden mit offenen Augen beobachtet, und es wird allen Stellen zur Pflicht gemacht, die Ruhe zu bewahren. Es wurde alles Notwendige veranlaßt, um die Sicherheit der Grenze zu gewährleiſten und die korrekten Beziehungen zu Heſter⸗ reich aufrechtzuerhalten.. Obwohl der Standpunkt eingenommen wird, daß die Vorgänge in Oeſterreich ſtreng innenpolitiſchen Charakkers ſind und während alles getan wird, um die guten nachbar. lichen Beziehungen zu Oeſterreich nicht zu verletzen, iſt die jüdſlawiſche Regierung der Anſicht, daß im Falle beſondere Verwicklungen einzig und allein der Völkerbund zu ſländig iſt, um über die öſterreichiſche Frage als inkernakio nales Problem zu enkſcheiden. Jede andere einſeitige Maß nahme bzw. eine Inkervention wäre eine Verletzung der 7 und könnke weikere Folgen hervor, rufen. Etwaige Unterſtellungen bzw. Entſtellungen hinſichtlich des Verhaltens ſüdſlawiſcher Behörden Oeſterreich gegenüber werden auf das Entſchiedenſte zurückgewieſen.“ Wer miſcht ſich ein? Die Phraſe von Oeſterreichs„Anabhängigkeit“. Stockholm, 30. Juli. „Spenſka Dagbladet“, das führende konſervative Or⸗ 905 Schwedens, das vor allem in der öſterreichiſchen Frage urchaus nicht deutſchfreundlich eingeſtellt iſt, bringt in einem Leitartikel ſehr bemerkenswerte Ausführungen zu der Frage der Unabhängigkeit Oeſterreichs. Es weiſt darauf hen daß von einer wirklichen Unablſängigkeit des Lan⸗ es gegenwärtig keineswegs die Rede ſein könne und ſagt hierüber wörtlich: »Es iſt feſtzuſtellen, daß die von Muſſolini unkerſtützke und wohl auch in großem Umfang finanzierte Heimwehr ebenfalls den Totalftätsanſpruch erhoben hal. Gleichzeitig es bemerkenswert, 1 5 man in der Haage Debatte über sterreich ſo eindeutig den Nakionalſozialismus im a gehabt hat, daß man faſt ganz vergaß, daß Italien ſich in gleichem Umfange— aber ohne jede Grundlage in der Be⸗ völkerung— in die inneren Angelegenheiten Oeſterreich⸗ eingemiſcht hak. Die Heimwehr Starhembergs, vielfach wenig beſſer als reine Banditenhorden, habe in vielen Or⸗ ten nach Belieben hauſen können, weil man auf Seiten der Dienstag, den 31. Juli 1984 Regierung ihre Verbindungen mit Rom kannte und ſelbſt auf Muſſolinis Unterſtützung angewieſen war. 5 Eine der wichtigſten Aufgaben in Oeſterreich iſt ſolchech⸗ daß die Heimwehr der gewöhnlichen Polizei und der Gen⸗ darmerie Platz macht und daß Italien der Möglichkeit be⸗ raubt wird, weiterhin eine eigene Armee auf öſterreichi⸗ ſchem Boden zu halten. Anbehagen auch in Prag Auch in der kſchechoſlowakiſchen Regierungspreſſe be⸗ fas ſich die Beſorgnis gegenüber einem wachſenden Ein⸗ luß Italiens in Oeſterreich abzuzeichnen. So gibt der be⸗ kannke Leitartikler der dem Prager Außenminiſterium naheſtehenden„Lidove Noviny“, Hubert Ripka, einen gro⸗ ßen Teil der Schuld der Enkwicklung in Oeſterreich der Tat ſache, daß ſich durch ikalieniſchen Einfluß das Re- gime Dollfuß dem Auſtro⸗FJaſchismus in die Arme geworfen habe. And in Frankreich . Das„Petit Journal“ weiſt auf die Gefahren einer ein⸗ ſeitigen Intervention hin, eine Gefahr, über die man ſich vor allem in Prag, Bukareſt und Belgrad klar ſei. Italien habe ſich in Teilrichtung vorgewagt, während Großbritan⸗ nien noch zögere. Frankreichs Rolle beſtehe darin, die ver⸗ ſchiedenen Auffaſſungen praktiſch miteinander in Einklang zu bringen, um der gemeinſamen Aktion die erforderliche Wirk⸗ ſamkeit zu verleihen, ohne daß man deshalb in Belgrad, Bukareſt oder Prag noch länger beunruhigende Geſpenſter heraufbeſchwöre. Die italieniſche Preſſehetze Die deuiſchen Blätter gegen die hyſteriſchen Ausbrüche. Berlin, 30. Juli. Die italieniſche esl ſetzt ihre antideutſche Kampagne mit unverminderter Heftigkeit fort und überſchlägt ſich vor Zorn über die kräftige Zurechtweiſung ihres Tones durch deutſche Zeitungen. In allen Zeitungen erſcheint überdies der Artikel des„Giornale d'Italia“, der die Verantwortung Deutſchlands am Tode Dollfuß' auf Grund von Beweisma⸗ terial“ dartun ſoll. Die Berliner Blätter nehmen abermals ausführlich ge⸗ gen die Hetze der italieniſchen Preſſe Stellung. So greift u. a. das„Berliner Tageblatt“ zwei Beiſpiele unerhörter Ver⸗ unglimpfung der Deutſchen heraus. Der„Meſſagero“ ſchreibt:„Siehe da, wie das wilde Tier zu ſeiner wahren Natur zurückkehrt! Es denkt an neue Bluttaten, an Verfol⸗ gungen und Rache“, und der„Popolo d'Italia“ ſagt von den Deutſchen:„In ihren trüben Seelen ſind die wilden In⸗ ſtinkte und der Blutdurſt wieder erwacht, den die römiſche Kultur in zwei Jahrtauſenden des Chriſtentums in ihren Nomadenſeelen abgedämpft hatte. Die Nationalſozialiſten ſind Mörder und Päderaſten, nur das und nichts anderes.“ Wir verzichten darauf, ſo ſchreibt das„Berliner Tageblatt“, auf dieſes Niveau eines journaliſtiſchen Tiefſtandes zurückzu⸗ ſteigen und übergeben dieſe Ver wilder ung der italieni⸗ ſchen Preſſe dem Urteil des deutſchen Volkes und der Welt. Der„Deutſche“ ſchreibt:„Es ſprichtä ein Haß daraus, eine Geſinnung, die ſo tiefſtehend iſt, daß die Italienfreunde in Deutſchland wohl für lange Zeit geheilt ſein dürften.“ Die „Deutſche Allgemeine Zeitung“ beſchäftigt ſich mit dem Grundſatz der italieniſchen Politik der ſogenannten Vertei⸗ digung der Unabhängigkeit Oeſterreichs und ſagt, dieſe Po⸗ litik glaube einen großen Nachbar im Norden nicht vertra⸗ gen zu können und fragt, für welchen Fall die italieniſchen Truppen eigentlich marſchieren ſollten. i „Von Deutſchland— ſo fährt das Blatt fort— iſt die ſtaatliche Unabhängigkeit Oeſterreichs erneut beſtätigt wor⸗ den. Es konnte ſich alſo nicht um die„Gefahr“ des An⸗ ſchluſſes handeln. Wären die italieniſchen Truppen mar⸗ ſchiert, wenn die Aufſtändiſchen in der Provinz geſiegt hät⸗ ten oder wenn die öſterreichiſche Exekutive bei der Unter⸗ drückung auf größere Schwierigkeiten geſtoßen wäre? die Ark und Weiſe, wie durch eine maßloſe Hetze die italieniſch? Volksſtimmung mobiliſierk worden iſt, läßt an der italieniſchen Entſchloſſenheit kaum einen Zweifel, näm⸗ lich nicht etwa nur den Anſchluß zu verhindern, ſondern in Oeſterreich nur eine ſolche Regierung zu dulden, die Ikalien . iſt. Das iſt die gröbſte Einmiſchung in ie inneren Verhältniſſe eines anderen Landes, die wohl denkbar iſt.“ * Trauerfeier für Dollfuß in Rom Rom, 30. Juli. Von der öſterreichiſchen Geſandtſchaft am Quirinal wurde in der Kirche St. Ignazio eine Trauerfeier für Dollfuß abgehalten, an der Muſſolini mit der ita⸗ lieniſchen Regierung, das geſamte diplomatiſche Korps und die öſterreichiſche Kolonie mit den augenblicklich in Rom weilenden 200 Kindern des„Jungvaterlands“ teilnahmen. Nintelen polizeilich vernommen Wien, 31. Juli. Der Geſandte Dr. Rintelen iſt am Montag zum erſten Male im Krankenhaus polizeilich vernommen worden. Der Zuſtand Dr. Rintelens ſoll ſich im Laufe der letzten Nacht ſoweit gebeſſert haben, daß ſeine Vernehmung 15 war. Man hofft, durch die Ausſagen Dr. Kintelens, die ſteno⸗ raphiſch aufgezeichnet werden, weitgehend die Juſammen⸗ bange des Aufſtandes zu klären. Dr. Rinkelen befindet ſich weiker unker ſtrengſter Bewachung. 5 Nr. 176 Die letzte Zuflucht Ein ſehr intereſſanter Bericht traf am Montag aus Kärnten ein. Während im allgemeinen die Ruhe im ganzen Bundesgebiet wiederhergeſtellt iſt, haben ſich 300 Aufſtän⸗ diſche unter Führung des Gräflich Thurnſchen Förſters Jo⸗ ſeph Wölz auf dem Rabenſtein an einer ſteilen Felskuppe an der ſüdflawiſchen Grenze feſtgeſetzt. Sie weigern ſich, ſich zu ergeben, und haben die faſt uneinnehmbare Felsſtellung ſchwer verſchanzt. Von ſüdſlawiſcher Seite aber, wo der Zugang leichter iſt, werden ſie von den Bewohnern m it Nahrung verſorgt. Die Heeresgruppen haben Parlamen⸗ täre zu Wölz geſchickt mit der Aufforderung, er möge ſich er⸗ eben. 5 Wölz wies dieſes Anſuchen ab und erklärte, daß er be · ſtimmt wiſſe, die Sache der Aufſtändiſchen ſtände knapp vor dem Siege. Augenblicklich laufen Verhandlungen zwiſchen der öſterreichiſchen und der ſüdſlawiſchen Regierung, um die Einſetzung von Arkillerie auf öſterreichiſcher Seite zu er⸗ möglichen. Es beſteht nämlich die Gefahr, daß abirrende Geſchoſſe auf ſüdſlawiſchem Boden niedergehen. Die Möglichkeit einer Gefangenna hme beſteht überhaupt nicht, da eine Umzingelung der Aufſtändiſchen nicht durchgeführt werden kann. 5 Keine planmäßige Revolte Die Aufſtändiſchen waren überraſchk. Belgrad, 30. Juli. Die Blätter berichten aus Warasdin in Kroatien, daß dort ein großes Lager für die öſterreichiſchen Aufſtändiſchen, die die ſüdflawiſche Grenze überſchritten haben, errichtet wird. Man rechnet damit, daß 800 bis 1000 Mann unterge⸗ bracht werden ſollen. Sämtliche Blätter haben Berichterſtat⸗ ter nach Warasdin entſandt und veröffentlichen jetzt Unter⸗ redungen mit einzelnen Aufſtändiſchen. e Aus den Berichten geht übereinſtimmend hervor, daß die Revolte in Oeſterreich nicht vorbereitet war, ſondern bei den Aufſtändiſchen ſelbſt die größte Ueberraſchung aus⸗ löſte. 1 Das Standgericht beginnt Aburteilung des Dollfuß⸗Mörders. Wien, 31. Juli. Entgegen den urſprünglichen Meldungen, wonach die erſte Sühug des Militärgerichtshofes am Mittwoch ſtakl⸗ finden ſollke, wurde überraſchend bekannt, daß der Mili⸗ tärgerichtshof bereits am Montag nachmittag zu ſeiner erſten Verhandlung zuſammengerreken iſt. Die erſten Angeklagten waren der Mörder des Vundes⸗ kanzlers, Planetta, und ein zweiter Führer der Auf⸗ ſtändiſchengruppe, die in das Bundeskanzleramt eindrang, der ehemalige Soldat des Bundesheeres Holzweber. Eine Kompagnie Infanterie bewacht das Landesgericht, in dem die Verhandlung ſtattfindet. Nach der Aburteilung der beiden unmittelbaren Mörder ſoll unverzüglich die Ver⸗ handlung gegen die Aufſtändiſchen beginnen, die die„Ra⸗ vag“ am Mittwoch nachmittag beſetzten. Aus dem bisherigen Verhör der Aufftändiſchen konnte noch nicht ermittelt werden, von welcher Seite der Auf⸗ trag zum Beginn des Aufſtandes erteilt worden iſt. Die Aufſtändiſchen erklärten in der Unterſuchung, dar⸗ über nichts zu wiſſen. Die Herkunft der Uniformen der Aufſtändiſchen iſt jedoch zum Araßen Teil bereits auf⸗ geklärt worden. Teils wurden die Uniformen vom Althänd⸗ ler gekauft, teils gehörten ſie den Aufſtändiſchen aus ihrer früheren aktiven Dienſtzeit, teils ſollen ſie für den Aufſtand von einem Schneider angefertigt worden ſein. In unterrichteten 770 erwartet man, daß von den 144 verhafteten Aufſtändiſchen nur gegen die ein To ⸗ desurkeil gefällt werden wird, die unmikkelbar als die Mörder des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß oder als die Haupträdelsführer anzuſehen ſind. 5. Es beſteht der Eindruck, daß die Regierung die Abſicht hat, ſoweit wie möglich Entlaſtungsmomente gel⸗ ten zu laſſen. 5 Nach der Anklagerede des Staatsanwalts wurde der Hauptangeklagte Planetta zuerſt vernommen. Auf die Frage des Vorſitzenden, warum Planetta in das Bundeskanzleramt eingedrungen ſei, erwiderte der Angeklagte:„Auf Befehl!“ Er gab jedoch nicht an, auf weſſen Befehl. Der Angeklagte erklärte ſodann, daß er dem Bundesheer bis zu ſeiner Entlaſſung wegen verbotener Betätigung für die Nationalſozialiſtiſche Partei bis zum Jahre 1932 angehört habe. Zuletzt ſei er Stabs⸗ wachtmeiſter geweſen. Planetta gab nun eine genaue Dar⸗ ſtellung ſeiner Anordnungen. Am Vormittag des 25. Juli um 5 Uhr früh begann er, die ihm als Truppführer unter⸗ ſtellten Leute zu verſtändigen, daß ſie zwecks einer Aktion in einer Turnhalle im 7. Bezirk ſich einzufinden hätten. Um 11.30 Uhr kam er ſelbſt in die Turnhalle. Um 12.45 Uhr fuhren ſie dann mit Kraftwagen vor das Bundes⸗ kanzleramt. Sein Kraftwagen war der letzte, und als er dort ankam, war die Wache bereits überwältigt. Planetta ſchilderte dann eingehend, wie er die Schüſſe auf den Bundes⸗ kanzler abgegeben habe. Als er den Kanzler niederſinken ſah, ſei er ſofort aus dem Zimmer gelaufen, um Verbandswatte zu holen. 5 i 2 Am Schluß ſeiner Vernehmung erklärte Planetta, es tue ihm ſehr leid, daß er den Bundeskanzler erſchoſſen habe. „ 1 5 N ö . 323 8 Deutſchland und die Luſtrüſtung Baldwin vor dem Unterhaus. London, 31. Juli. Im Unterhauſe brachte am Montag die Arbeiteroppoſi⸗ tion einen Tadelsantrag gegen die Luftaufrüſtungspolitik der Regierung ein, die, wie es in dem Antrag heißt,„ſicher die Ausſichten internationaler Aufrüſtung gefährdet und ein Wiederaufleben der Gefahren ſowie einen verſchwenderiſchen Wettbewerb zur Vorbereitung eines Krieges fördern wird“. Als erſter Redner legte der ſtellvertretende Premiermi⸗ niſter Baldwin die Grundſätze dar, die die Regierung in ihrer Politik geleitet haben. Er wies auf die Schwierigkeiten der Erzielung eines Abrüſtungsabkommens hin, die, wie er erklärte, ſehr gewachſen ſeien,„nicht nur durch die A b⸗ weſenheit Deutſchlands von den internationalen Beratungen, ſondern auch wegen der Tatſache, daß wäh⸗ rend des ganzen Jahres nur wenig Wahrſcheinlichkeit be⸗ ſtand, Deutſchland zu bewegen, ſich in der nahen Zukunft von neuem an dieſen Erörterungen zu beteiligen.“ Dazu de noch daß Eroejaniſſe in verſchiedenen Gebieten Europas eingetreten ſeien, die ein größeres Gefühl des Un⸗ vegagens in Europa als man es bisher empfunden habe. erzeugt hätten: Im Saargebiet, in Memel und in Dan⸗ zig(2) hätten beunruhigende Ereigniſſe ſtattgefunden, und die kürzlichen tragiſchen Zwiſchenfälle in Deutſchland ſelbſt und ſchließlich noch in Oeſterreich hätten gezeigt, daß im Auslande, in Teilen Europas ein Geiſt herrſche, daß eines Tages die Aufgabe, auf die heute unſere Gedanken gerich⸗ tet ſeien, unerreichbar machen werde. Die Lage in Deutſchland ſei ſchwierig zu beurteilen. Es beſtehe kein Iweifel, daß im Reich das größte Intereſſe an der Luftfahrt beſtehe. Man wiſſe das aus den Reden, die gehalten worden ſeſen, aus dem, was man leſe. Aber, ſo fuhr Baldwin fort, wir haben nicht gezweifelt daran und haben es ſtets anerkannt, daß im Augenblick, in dem Deutſchland ſich berechtigt fühle, wie⸗ der aufzurüſten, der Gedanke an die Luft eine ſeiner Haupk⸗ erwägungen ſein werde. Es leuchte kalſächlich ein, wie dies im Unkerhaus auch erklärt worden ſei, daß, wenn Deutſch⸗ land dieſes Recht habe oder das Recht, wieder aufzurüſten. ergreife, ſeine wehrloſe Lage in der Luft als Beweisgrund für Deutſchland ſpreche, wenn es verſuche, ſich Sicherheit zu geben, Nachdem Baldwin erneut betont hatte, daß England nicht im Rückſtand bleiben dürfe, fuhr er fort: Soweit er ſehe, beſtehe kei ne Gefahr, daß der Frieden in der unmittelbaren Zukunft gebrochen wird. Die Regierung habe keine neuen Bindungen übernommen. Ihre Politik ſei, neue Bindungen zu vermeiden. Sie müſſe aber die Luftwaffe ver⸗ mehren, wonn ſie in der Laage ſein ſoll, im Notfall die be⸗ ſſehenden Bindungen zu erfüllen. Ohne die jetzt vorgeſchlagene Erhöhung der britiſchen Luftverteidigung würde England in einigen Jahren un⸗ fähig ſein, die Locarno- Verpflichtung durchzuführen. Ernſt von Wolzogen geſtorben München, 31. Juli. Am Montag ſtarb in München der bekannte Schriftſteller Ernſt Freiherr von Wolzogen im 79. Lebensjahr.— Ernſt Freiherr von Wolzogen, ein gebür⸗ tiger Breslauer, hätte am 23. April 1935 ſeinen 80. Ge⸗ burtstag feiern können. Als Schriftſteller, deſſen völkiſche Einſtellung und ſatiriſche, wohlgemeinte Kritik am ſatten und mit ſich zufriedenen Bürgertum in früherer Zeit we⸗ nig Anerkennung fand, hat ſich Ernſt von Wolzogen blei⸗ benden Wert geſichert. 1921 begegnete Wolzogen gemeinſam mit Dietrich Eckart Adolf Hitler und ſchloß ſich dieſem an. politiſches Allerlei Gauleiter Schwede Oberpräſidenk von Pommern. Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, hat Miniſterpräſident Göring den Gauleiter Schwede, den frü⸗ heren Oberbürgermeiſter von Koblenz, zum Oberpräſidenten der Provinz Pommern zu Stettin ernannt. Londoner Hitlerjungen in Hamburg. In Erwiderung eines Beſuches der Hamburger Hitlerjungen bei der Londo⸗ ner Ortsgruppe der HJ. trafen 26 Hitlerjungen aus der Themſeſtadt in Cuxhaven ein. Von Cuxhaven begaben ſich die Londoner Hitlerſungen nach Hamburg, wo ſie herzlich begrüßt wurden, Der Mürgermeiſter von Worms. Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. 1 Kindli, Kindli, wir dürfen nimmer weich werden, hörſt du? Es ſind harte Zeiten jetzt, da— wir alle auch hart werden. Iſt es nicht allweil ſo geweſen, wenn du in den alten Chroniken nachlieſt, daß das Geſchick der Bat⸗ tenberg von den Ahnen, den Vätern beſtimmt ward? Du biſt die letzte Battenberg im Wormſer Haus, Sibylle, das darfſt du nie vergeſſen. And nichts war den Battenberg heiliger als der Gehorſam.“ Sibylle zerrte ein dünnes Spitzentaſchentuch aus dem roſa Seidentäſchchen an ihrem Gürtel. Damit fuhr ſie ſich ein paarmal über das naſſe Geſichtchen. Dann ließ ſie die Muhme Dorothee los und trat mit beiden Füßen zugleich auf den ſchönen weißen Brief am Boden. „So etwas mag früher gut und nützlich geweſen ſein, Dorothee. Aber heute iſt es veraltet. Regelrecht veraltet, ſage ich dir. Stehen wir nicht am Ende des 17. Jahrhun⸗ dert? And ſo wahr ich Sibylle Battenberg heiße und ſo ſehr ihr alle die weiſen, gepuderten Köpfe ſchütteln mögt — ich gehe meine eigenen Wege und kann mich, bei Gott, nicht mehr richten nach alten Dokumenten und vergilbten Vermächtniſſen. And mag dieſer Güldenborn noch ſo ſehr pochen darauf!“ Sie hatte trotzig den Mund aufgeworfen und ein zor⸗ niges Geſicht gemacht. Jetzt waren keine Tränen mehr, ſondern nur noch e Flammen in ihren blauen Augen. Sie ging hin und her auf der großen Diele, die Hände feſt ineinander gepreßt. Darüber ſchien ſie den Brief ganz vergeſſen zu haben. Aber Muhme Dorothee bückte ſich und hob ihn auf zwei ſehr ſpitzen Fingern. Blies dann mit den Lippen ein et⸗ waiges Stäubchen fort, das da unten auf dem Fußboden an ihn gekommen ſein könnte. i „Ich werde den Brief ſolange verwahren, bis du wie⸗ der vernünftiger geworden biſt, Sibylle.“ Und ſie verſenkte ihn in das Handtäſchchen, das ihr am Gürtel niederhina. Marxiſten als Saarpolizeiverſtärkung. Nach dem letzten Genſer Abkommen beginnt die Regie⸗ cungskommiſſion mit der Verſtärkung der Polizeikräfte des Saargebiets. U. a. müſſen die Bewerber ihre politiſche Un⸗ abhängigkeit nachweiſen. Sie dürfen alſo keiner politiſchen Partei angehören. Nun ergibt ſich das Intereſſante, daß von über 200 als geeignet vorgemerkten Kräften über 120 zwar erklärten, ſie gehörten keiner Partei an. Aber in Wirklichkeit brüſten ſich die Marxiſten des Saargebiets mit einem Erfolg, weil dieſe Anwärter trotz ihrer Erklärung Marxiſten ſind, denn die meiſten von ihnen gehören der SPD. an, und man betrachtet es als einen Erfolg, daß die Regierungskommiſſion auf dieſe Erklärungen eingeht. Kundgebung der katholiſchen Jugend an der Saar. Saarbrücken, 30. Juli. Die katholiſche Jugend an der Saar war zu einer gro⸗ gen Tagung in Saarbrücken verſammelt, zu der die beiden Biſchöfe von Trier und von Speyer erſchienen wa⸗ ren. Nach Gottesdienſten und ſportlichen Veranſtaltungen fand am Nachmittag eine große Kundgebung im Stadion am Kieſelhumes ſtatt, an der etwa 50 000 katholiſche Jungmäd⸗ chen und Jungmannen teilnahmen. Biſchof Borne⸗ maſſer von Trier ermahnte die Jugend gläubig, wahrhaf⸗ tig, mutig und treu zu bleiben. Dabei führte er mit deutli⸗ cher Anſpielung auf die neugegründete katholiſche Zeitung „Neue Saarpoſt“ aus: Es geht ein Zug der Unwahrhaftig⸗ keit durch die Welt. Die Lüge iſt bei vielen Menſchen Le⸗ benspflicht geworden in Wort und Schrift, im geſellſchaft⸗ lichen und im politiſchen Leben. Selbſt an den Biſchof wagt ſich die Lüge heran, auch im Saargebiet. Katholiſche Jugend, wenn dir einer ſagk: dein Biſchof ſtände zu einer jüngſt gegründeten neuen ſaarländiſchen Zeikung, dann ſage ihm im Namen deines Biſchofs: Du biſt ein Lügner. Und wenn Freunde dieſer neuen Zeitung dir ſagen: Unſer Biſchof denkt wie wir, er ſagt es nur nicht, oder gar: Er darf es nicht ſagen, dann ſage ihm: Du biſt ſchlimmer als ein Lügner, du biſt ein Verleumder. Hat das mit Politik oder gar mit Abſtimmung zu kun, wenn ich ſo ſpreche? Wenn Deutſchlands und Frankreichs Regierun⸗ gen ſich in Genf verflichtet haben, keinerlei Druck und Ein⸗ fluß auf die Abſtimmung ausüben zu wollen, ſo gilt das auch für mich als Biſchof. Der Biſchof von Speyer und ich, wir ſind Biſchöfe für alle katholiſchen Saarländer, wie es auch unſere Prieſter ſind und ſein müſſen. Aber ich wehre mich gegen die Lüge, die das Vertrauen zerſtört, das mich mit meinen Saarländern verbindet. Keine internationale Aktion Simon über Oeſterreich im Unterhaus. London, 31. Juli. Auf Unterhausanfragen über Oeſterreich teilte Simon mit, daß Montag früh eine neue öſterreichiſche Regierung gebildet worden ſei. Auf die Frage eines Mitgliedes des Parlaments, welche Schritte die britiſche Regierung unternehme und zu unternehmen beabſichtige, um die Un⸗ abhängigkeit Oeſterreichs zu wahren, erklärte Simon: Die Regierung verfolgt weiterhin /ſorgfältig die Lage. Es iſt aber von Seiten der Regierung keine Aktion erfor⸗ derlich oder in Erwägung gezogen. Auf weitere Anfragen über Oeſterreich erklärte er. Letz⸗ ten Februar und wieder vor kurzem erhielt ich von der öſterreichiſchen Regierung eine Sammlung von Ma⸗ terial, das einen beträchtlichen deutſchen Einfluß in der Propaganda gegen die öſterreichiſche Regierung und eine Reihe von auf öſterreichiſchem Gebiet begangenen Verbre⸗ chen andeutet. Dieſes Material wurde von der öſterreichiſchen Regierung auch der italieniſchen und der franzöſiſchen Re⸗ gierung übermittelt. Auch kein Schritt Italiens Der Pariſer„Excelſior“ ſchreibt, die italleniſche Regierung ſei immer mehr gegen einen gemeinſamen Schritt der Mächte in Berlin, und zwar nicht aus Gefällig⸗ keit gegenüber Deutſchland, ſondern im Gegenteil, weil Muſſolini immer mehr entſchloſſen ſei, zu handeln, aber nicht zu ſprechen. „Dann kannſt du ihn zeitlebens mit dir herumtragen, Muhme Dorothee Ich werde nie und nimmer Anſprüche darauf erheben.“ Sibylle Battenberg ſtieg langſam die ſchwere, breite Eichentreppe hinauf, die von der großen Diele in die obe⸗ ren Stockwerke führte. Muhme Dorothee ſchüttelte ſeufzend den Kopf und machte ſich an den gewaltigen Wandſchränken zu ſchaffen, in denen fein ſäuberlich aufgeſtapelt das ſchneeweiße Haus⸗ leinen verwahrt lag. Manchmal fuhr ſie mit der Hand in die Seitentaſche und griff nach dem Brief. Dann flog es wie ein graues Sorgengeſpinſt über ihr Geſicht und die gerade Falte über der Naſenwurzel wurde tiefer und ſchärfer. Als ſie ihre Arbeit hier unten vollendet, trat ſie minu⸗ tenlang an die wohlverſchloſſene Haustür und legte ihr Ohr an das Holz. Die Lippen feſt zuſammengekniffen— die Augen ein wenig ſtarr und abweſend— ſo lauſchte ſie. Vorſichtig ſchob ſie die Scheibe von dem kleinen Guck⸗ loch und ſpähte auf den verlaſſenen Hof. Auch hier war nichts zu ſehen. Nur die großen alten Kaſtanienbäume warfen ihre Schatten auf den grünen Raſen. Muhme Dorothee raffte ihr langes, faltenreiches Ge⸗ wand und ſtieg die dunkle Eichentreppe der Nichte nach. Im erſten Stockwerk klopfte ſie an eine der hohen, weiß⸗ geſtrichenen Türen und trat dann leiſe und hurtig über die Schwelle. Es war ein lichtes und geräumiges Gemach, in dem ſie nun ſtand. Goldene Morgenſonne flutete durch die bei⸗ den hohen 9 herein und füllte alles mit einer ſchö⸗ nen und linden Wärme. 5 Im buntgeſtreiften Lehnſtuhl an einem der Fenſter ſaß eine alte, weißhaarige Frau, im Wormſer Hauſe nur die Ahne genannt. Mit ihren Augen, die ſeltſam durchdrin⸗ gend und klar waren, ſah ſie jetzt auf die Eintretende. „Es iſt ſchön, daß du kommſt, Dorothee, ich hätte gern mit dir geredet. Wo iſt Sibylle?“ Muhme Dorothee zuckte mit den runden Schultern und ſah ſich ſuchend um. „Ich weiß es nicht, Ahne. Sie ging vor mir die Treppe hinauf. Ich dachte, ſie wäre bei Euch.“ „Wer hat mit dem Klopfer vorhin ſo ſehr gedröhnt, Dorothee? Es ſchallte ja durch das ganze Haus!“ Kurzmeldungen Das gefährliche Weſpenneſt Trier, 30. Juli. war ein Landmann mit dem Mähen von Getreide beſchäf tigt. Er hieb mit der Senſe, ohne es zu ahnen, in en Weſpenneſt. Die gereizten Tiere richteten den Mann der⸗ art zu, daß er ſofort ohnmächtig zuſammenbrach; ſein gan, Bei Waſſerlieſch an der Moſel — zer Körper ſchwoll entſetzlich an. Die Familienangehörigen des Bauern konnten ſich erſt nach einiger Zeit an dieſen heranwagen und brachten den übel Zugerichteten nach Hauſe, wo er lange Zeit in Lebensgefahr ſchwebte. Nue dem Umſtand, daß ſofort ein Arzt hinzugezogen werden konnte, verdankte der Landmann ſeine Rettung vor dem ſicheren Tode, da es gelang, durch Injektion von Gegengi das Inſektengift aus der Blutbahn zu verdrängen. Vier Geſchwiſter ertrunken Donauwörth, 30. Juli. In der Donau bei Günzburg er⸗ tranken die beiden Gaſtwirtstöchter Monika und Anna Wie⸗ ſer. Ihre Leichen konnten jetzt geborgen werden. Es iſt ein tragiſches Geſchick der Familie Wieſer, daß bereits im Jahre 1923 faſt genau an der gleichen Stelle zwei Schweſtern der ertrunkenen Mädchen beim Baden in der Donau den Tod gefunden haben So hat der Fluß aus ein und derſelben Fa⸗ milie nicht weniger als vier Geſchwiſter als Opfer gefordert, Jünf Schwerverletzte bei einem Kraftwagenunfall. Cuxhaven, 31. Juli. Im benachbarten Altenbruch ereig nete ſich ein ſchwerer Kraftwagenunfall. Ein Lieferwagen der Meierei ſtieß in der Kurve mit einem Perſonenkraftwa⸗ gen zuſammen, in dem ſich ein Arzt aus Greifswald befand, der ſich mit ſeiner Frau und ſeinen drei Kindern nach Cur⸗ haven begeben wollte. Der beſetzte Kraftwagen wurde völ⸗ lig zertrümmert und die Inſaſſen erlitten ſämtlich ſchwere Verletzungen. Weniger als drei Stunden London— Berlin. Berlin, 31. Juli. Die Deutſche Lufthanſa teilt mit, daß einge⸗ ſetzte Junkers Ju. 52— Flugzeug am letzten Sonntag für die Reiſe von London nach Berlin eine reine Flugzeit von die auf der Strecke London—Amſterdam— Berlin 2 Stunden 57 Minuten benötigte. Es iſt das erſtemal, daß auf dieſer 1000 Kilometer langen Strecke die Flugzeit unter drei Stunden blieb. An Bord befanden ſich neben der drei⸗ g köpfigen Beſatzung 17 Fluggäſte. 43 Frontkämpfer übernehmen 1. Auguſt werden in der Frontkämpfer⸗Siedlung in Berlin⸗ Britz 43 Frontkämpfer Siedlerſtellen übernehmen, die von der NS.⸗Kriegsopferverſorgung auf dem Gelände des ehe⸗ maligen Rittergutes Britz errichtet worden ſind. Den erſten Spatenſtich zu dieſer Frontkämpferſiedlung hat am 2. de⸗ zember 1933 der Kriegsopfer⸗Führer Hanns Oberlindober getan. Insgeſamt werden 172 Siedlerſtellen errichtet, die ſämtlich bis zum 1. November bezugsfertig ſein ſollen. Bootsunglück auf dem Teſſin Acht Perſonen ertrunken.—— Mailand, 30. Juli. Ein ſchweres Unglück ereignete ſch auf dem Teſſin in der Nähe von Ponte Ticino bei Galliats, Eines der Außenbordmotorboote, die den ſtarken Ausflüg ⸗ lerverkehr zu bewältigen hatten, hatte anſtelle der 10 zuge⸗ laſſenen Fahrgäſte über 20 an Bord genommen. Bei Bewe⸗ gungen der Bootsinſaſſen floß Waſſer über den infolge der Belaſtung unmittelbar über der Waſſerfläche liegenden Bootsrand. Als in der Aufregung einige Inſaſſen im Boot auf⸗ ſprangen, ſchlug das Book um und ſämkliche Perſonen fie. len in den reißenden Fluß. Zehn Perſonen konnken lebend ans Ufer gebracht werden. Nur zwei halten die Kraft, ſich ſelbſt zu relten. Acht Perſonen wurden von der Fluten mil⸗ geriſſen und ertranken. Gechs Tote beim Dreſchen Paris, 31. Juli. Niort, weſtlich von La Rochelle, kamen inſolge einer Explo⸗ ſion einer Dampfmaſchine beim Dreſchen 0 ums Leben. Die Exploſion entzündete das für den Druſch beſtimmte Getreide. Die Flammen dehnten ſich mit unge⸗ heurer Geſchwindigkeit auf die Stallungen und das Wohn⸗ haus aus. Viele Perſonen wurden ſchwer verletzt und muß⸗ ten ine Krankenhaus gebracht werden. Muhme Dorothee wurde ein wenig verlegen und trip⸗ pelte zum anderen Fenſter. Sie zögerte mit der Antwort. „Nun, was iſt es geweſen?“ drängte die alte Frau und beugte ſich ein wenig vor. „Ach, Ahne, Ihr dürft nicht erſchrecken, aber es war ein Kornett vom Junker Güldenborn, der einen Brief überbrachte.“ Die Stimme der alten Frau war jetzt ſtreng. „And Sibiylle kam nicht ſofort mit dem Brief zu mir? Was ſtand darin?“ „Ich weiß es nicht, Ahne. öffnet.“ And Dorothees Finger ſchloſſen ſich feſt um den Brief in ihrer Taſche Es war wie eine Furcht in ihr, man könnte ihr den Brief entreißen und es würde Unheil dar⸗ aus entſtehen.. „Geh und rufe mir Sibylle!“ ſagte die alte Frau Bat⸗ tenberg ſtreng und wies mit dem Krückſtock zur Tür. Leiſe huſchte Dorothee wieder hinaus. Die Linke im⸗ mer noch krampfhaft um den Brief in ihrer Taſche. Drau⸗ zen im großen weiten Gang ſtand ſie unſchlüſſig, nach wel⸗ cher Seite ſie ſich wenden ſollte. 5 Indeſſen wanderte die Morgenſonne im hellen Zimmer der Ahne von Sims zu Sims. 35 Die alte Frau Battenberg hatte ſich ein wenig müde zurückgelehnt in ihrem buntgeſtreiften, behäbigen Polſter⸗ Sie hat ihn gar nicht ge⸗ ſtuhl. Die hageren, gichtgekrümmten Finger lagen auf den N Seitenlehnen und die feine Spitzenſtickerei an der weißen Haube zitterte faſt unmerklich in dem leiſen Morgenwind, der durch das offene Tenſter kam a Man hatte von hier oben einen ſchonen, werten Bult in das ſonnige Land. Ueber die Baumwipfel fort ſah man 1 7 nahe die ſtolzen Türme von Worms. St. Main⸗ art und St. Michael— St. Andreas und den Dom. Und wie Kinder ſich ſchmiegen unter die Hut der Mut⸗ ter, ſo ſchienen St. Lamperti und St. Martinus und wie die kleineren Kirchen alle hießen— im Schatten des ge⸗ waltigen Domes ihre Türmlein zu recken. Rheinſtadt Worms war Anno 1688 noch reich an herr⸗ lichen Kirchen und Kapellen. i And Frau Emerentia Battenberg war ſtolz auf ihre ſagenumwobene Vaterſtadt. Es waren die Battenberg alle hohe Ratsherren geweſen, ja auch dann und wann Bürgermeiſter der uralten Stadt am Rhein. Und wohl ebenſo geachtet wie die Sippe der Seidenbender. 5 8 Siedlerſtellen. Am Auf einem Gut in der Nähe von echs Perſonen Denn die alte 0 Moſel ſchäf⸗ ein der⸗ gan⸗ rigen ſieſen na N erden dem gift g er⸗ Wie⸗ t ein Jahre 1 der Tod U Fa⸗ dert, reig⸗ agen Ftwa⸗ fand, Cux⸗ völ⸗ were daß inge⸗ für von daß intet drei⸗ Alm rlin⸗ von ehe⸗ rſten De⸗ ober die Aus demliadliocliem lande Die Eingliederung in die Reichskirche Ein Hirtenbrief des Landesbiſchofs D. Kühlewein. () Karlsruhe, 30. Juli. Landesbiſchof D. Kühlewein hat im Hinblick auf die erfolgte Eingliederung der badiſchen Landeskirch, in die Deutſche Evangeliſche Reichskirche einen Hirtenbrief an die evangeliſchen Glaubensgenoſſen erlaſſen, in dem es u. a. heißt: Mit der am 13. Juli vollzogenen Eingliederung geben wir die ſeit 100 Jahren gewordene Eigenart unſerer badi⸗ ſchen Kirche nicht auf. Unſer in der Unionsurkunde von 1821 feſtgeſetztes Bekenntnis bleibt unberührt. Ebenſo wird an der uns gewohnten und liebgewordenen Form und Geſtalt unſeres Kultus und Gottesdienſtes nichts geändert. Auch die Leitung der Kirche bleibt wie bisher in der Hand des Landesbiſchofs und des Oberkirchenrats. Ebenſo behalten unſere Gemeinden die unſerer ſüddeutſchen Eigenart entſprechenden Organe, wenn auch vor⸗ ausſichtlich nach der künftigen neuen Reichskirchenverfaſſung eine Verkleinerung der kirchlichen Körperſchaften eintreten wird, wie bereits die Landesſynode verkürzt worden iſt. Die Eingliederung iſt aber der Ausdruck des ernſten Willens, zu einer geſchloſſenen einheitlichen Deutſchen Evangeli⸗ ſchen Reichskirche an unſern Teil mitzuhelfen. Nach dem unſer deutſches Volk aus der Zerriſſenheit der Klaſſen und Parteien herausgekommen und auf dem Weg zu einem einigen, in ſich geſchloſſenen Volk und Reich iſt, entſpricht dieſer politiſchen Einigung unſeres Volkes nur eine ſtarke und einige evangeliſche Reichskirche. Wir müſſen deshalb allen Ernſtes verſuchen, die beſtehenden Gegenfätze zu überwinden und uns auf dem Grunde des Evangeliums zuſammen⸗ ſchließen, umſo mehr, als wir uns einem neuen Heidentum gegenüberſehen, das immer weitere Kreiſe, beſonders auch in unſerer Jugend ſieht. Die Zukunft unſeres Volkes aber iſt daran gebunden, daß es ein chriſtliches Volk bleibt. Unſere Kirche in Baden bleibt bei Gotteswort, das uns in der Heiligen Schrift geoffenbart iſt und in Bekenntnis zu Chriſtus. Haltet unentwegt unſerer Kirche die Treue. () Die Erhebung der Ortskirchenſteuer. Das Staats⸗ miniſterium hat beſtimmt, daß an Orkskirchenſteuer auf je ein Pfennig Umlage von 100 Mark Steuerwert des Grund⸗ vermögens— neben je 4 Pfennig von 100 Mark Steuer⸗ wert des Betriebsvermögens und je 7,5 Pfennig von 100 Mark des Gewerbeertrags— je 1 Pfennig Zuſchlag von je 1 Mark Einkommenſteuer und zutreffendenfalls auch von je 1 Mark Körperſchaftsſteuer zu erheben iſt. () Karlsruhe, 30. Juli. ( Vorgehen gegen Ehrabſchneider. Das Geheime Staatspolizeiamt nahm den ehemaligen Pg. Mathias Bührle aus Kappel bei Lahr in Schutzhaft. Bührle hat wider beſſe⸗ res Wiſſen, nur aus Nachſucht und Luſt am Ehrabſchneiden und Verleumden über das Privatleben von Parteigenoſſen in führenden Dienſtſtellen des Kreiſes Lahr unwahre Ge⸗ rüchte verbreitet, die geeignet ſind, die Bevölkerung zu be⸗ unruhigen und zu ihren örtlichen Führern das Vertrauen zu untergraben. Da in letzter Zeit in vermehrtem Maße ſogenannte Sauberkeitsfanatiker ſich berufen fühlen, unbe⸗ ſchadet ihrer eigenen, meiſt ſehr wenig rühmlichen Vergangen⸗ heit, die Ehre anderer durch Denunziationen, Verleumdungen, Entſtellungen und Uebertreibungen anzugreifen, wird in Zu⸗ kunft mit aller Schärfe vorgegangen werden. Titiſee⸗Kanuſpiele 1934. O Titiſee, 30. Juli. Die Waſſerſportzunft Freiburg⸗ Breiſach veranſtaltet am Sonnkag, den 5. Auguſt, auf dem Titiſee die ſchon im vorigen Jahr mit ſo großem Erfolg durchgeführten Titiſee⸗Kanukampfſpiele. Es ſoll ähnlich wie im Juni auf dem Schluchſee ein Faltbootrennen ſtattfinden, zu dem nicht nur das Intereſſe inländiſcher Vereine, ſondern auch ausländiſcher Faltbootvereine beſteht. Man erwartet, daß von der Schweiz und aus Frankreich die dortigen Klubs Paddler zu den Wettkämpfen entſenden werden. Es kommen insgeſamt acht Wettbewerbe zum Austrag. An⸗ ſchließend an die Sportkämpfe werden noch Waſſerſpiele uſw. vorgeführt. Freiburg, 30. Juli. Der Gau 14 im Deutſchen Skiverband(Ski⸗Club Schwarzwald) hält am 15. und 16. September in Gaggenau im Murgtal ſeine Herbſttagung ab. ( Konſtanz.(Oeffentliche Anerkennung.) Bei dem ſchweren Gewitterſturm am Sonntag, den 22. 7. hatte, wie jetzt bekannt wird, die Beſatzung des Motorſchiffes Konſtanz? während des ſchweren Unwetters zwei im Waſſer treibende Segler zwiſchen Glarisegg und Steckborn aufgenom⸗ men. Der Beſetzung des ſtädtiſchen Motorbootes, Schiffs⸗ führer Wenk, Maſchiniſt Dummel und Kaſſier Lorenzi, wird für ihr tapferes Verhalten die Anerkennung des Stadtrates ausgeſprochen. (O) Konſtanz.(Die Rheinbrückenfrage.) Dem zunehmend ſtarken Verkehr iſt die Konſtanzer Rheinbrücke bekanntlich ſchon ſeit Jahren nicht mehr gewachſen. Man erwägt jetzt u. a. eine Brückenerweiterung mit Ausbau der Brückenköpfe oder den Bau einer zweiten Brücke im Zuge der Zaſiusſtraße. Entſprechende Gutachten mit Koſtenanſchlaf ſind ausgearbeitet worden. Der Oberbürgermeiſter hat 3 ein Modell von der beiderſeitigen Umgebung des Rheins mit Brücken anfertigen laſſen. Ein neues Naturſchutzgebiet Das Urſeegebiet wird als Naturdenkmal erhalten. O Lenzlirch, 30. Juli. Zur großen Freude aller Natur⸗ freunde und Naturwiffenſchaftler iſt der auf der Gemarkung Lenzkirch gelegene Urſee und ſeine Umgebung offiziell unter Naturſchutz geſtellt worden. Das Arſeegebiel iſt ein Natur⸗ denkmal erſten Ranges. Im See mit dem ausgedehnten Hochmoor finden wir Lebensgemeinſchaften der Tier⸗ und Pflanzenwelt, wie ſie der Schwarzwald ſonſt nirgends auf⸗ zuweiſen hat. Unbedingten Schutz genießen jetzt Pflanzen und Tiere dieſes Gebiekes; auch die forſtwirtſchaftliche Nut⸗ zung unterbleibt. Beſonderes Verdienſt dafür, daß dieſes Gebiet unter Schutz geſtellt wurde, gebührt Regierungs⸗ baurat Schurhammer⸗Bonndorf, einem der beſten Kenner des Arſeegebietes. Somit wird ein 1 Bild uftſerer Schwarzwald⸗Berglandſchaften für kommen en e Zeiten erhalten bleiben. 5 N * Badiſches Sondergericht Mannheim, 31. Juli. In angetrunkenem Zuſtande zogen am 26. Mai nachts der 29 Jahre alte verheiratete Peter Sauer, der 30 Jahre alte verheiratete Heinrich Gonnenginger, beide von Mann⸗ heim, und der 27 Jahre alte verheiratete Ludwig Hördt aus Weinheim an den Neckardamm. Sauer malte dort in großen Lettern Inſchriften:„Hoch Rot Front! Nieder mit Hitler!“ an die Bretterwand, während der zweite An⸗ geklagte den Farbtopf hielt und der dritte Schmiere ſtand. Das Sondergericht bewertete dieſe Leiſtung ziemlich hoch: Sauer zehn, Gonnenginger zwölf, Hördt ſechs Monate Ge⸗ fängnis. Die Angeklagten wollen die Tat aus Verärgerung über ihre Arbeitsloſigkeit, begangen haben. Bei einem Beſuch in Darmſtadt überließ der 21 Jahre alte Friedrich Kuey aus Friedrichsfeld ſeinem Vet⸗ ter zwei Nummern des„Vorwärks“, die er unter der Tür ſeiner elterlichen Wohnung gefunden haben wollte. Das Gericht erkannte auf eine Gefängnisſtrafe von ſechs Mona⸗ ten. In einer Wirtſchaft zu Lörrach ſchimpfte der 44 Jahre alte Paul Reiſer aus Rohrſchach über die Reichsregierung und über das Grubenunglück in Buggingen. Heute wollte er von der ganzen Sache nichts wiſſen. Er habe im Krieg eine Kopfverletzung erlitten und wenn er trinke, wiſſe er nicht, was er tue. Er war früher Mitglied der KPD. Als Zeuge geladene Bekannte halten ihn für einen nicht ernſt zu neh⸗ menden Schwätzer. Das Urteil lautete auf acht Monate Ge⸗ fängnis. Bei einem ſeiner öfteren Beſuche eines ſozialdemokrati⸗ ſchen Kolporteurs in Koblenz ließ der 50 Jahre alte Georg Salg aus Kleinkrotzenbach ſeine 19jährige Tochter zwei Artikel aus dem„Freien Argauer“ abſchreiben, in dem lügneriſche Angaben über die deutſchen Konzentrationsla⸗ ger enthalten waren. Die Tochter las Abends zu Hauſe das Stenogramm der Mutter beim Abendeſſen vor. Die Familie mar mit ihren damaligen Begleitern auseinandergekommen und ſo kam die Sache heraus. Die Tochter verweigerte wohl das Zeugnis, aber ſie hatte dem als Zeuge vernommenen Kriminalbeamten alles erzählt. Das Urteil lautete auf vier Monate Gefängnis. Aus den Nachbarländern ** Frankfurt a. Mm.(Weil ſie gern tanzte) Anfangs März wurde ein Familienvater unter dem Ver⸗ dacht der Blutſchande und ſchwerer ſittlicher Verfehlungen verhaftet. Die Feſtnahme e auf Grund von Angaben ſeiner 20jährigen Tochter, die ſich damals in Wiesbaden aufhielt und den Vater bezichtigte. Als es zu einer Gerichts⸗ verhandlung gegen den Vater vor der Großen Strafkam⸗ mer gekommen war, bekundete die Tochter, daß ihre An⸗ gaben nicht der Wahrheit entſprachen und daß ihr Vater ſich in keiner Weiſe ihr gegenüber zudringlich benommen habe. Der Vater ſelbſt hatte immer beſtritten, ſich an der Tochter vergangen zu haben. Der Vater wurde freigeſpro⸗ chen. Das Schöffengericht verhandelte jetzt gegen die Tochter wegen der falſchen Anſchuldigung. Die Angeklagte bekun⸗ dete, daß ſie zu Hauſe ſehr ſtreng gehalten wurde und im⸗ mer gern zum Tanz gehen wollte, was auf Schwierigkeiten ſtieß. Sie iſt dann heimlich aus dem Elternhaus fortgegan⸗ en und geriet in Wiesbaden in ſchlechte Geſellſchaft. Der ater bemühte ſich ſein Kind zur Rückkehr ins Elternhaus zu veranlaſſen, um aber der väterlichen Strenge zu ent⸗ gehen, habe ſie den Vater belaſtet. Das Schöffengericht verurteilte die Angeklagte, die Reue über ihr Verhalten empfindet, anſtelle einer verwirkten Gefängnisſtrafe von zwei Monaten zu 150 Mark Geldſtrafe. * Gelnhauſen.(Tödlicher Motorradunfall.) Der 28 Jahre alte Joſef Müller aus Somborn ſtieß dort, als er auf ſeinem Motorrad aus einer Seitenſtraße in die Adolf Hitler⸗Straße einbiegen wollte, mit einem Perſonen⸗ kraftwagen aus Gelnhauſen zuſammen. Müller ſtürzte da⸗ bei ſo unglücklich auf das Straßenpflaſter, daß der Tod in wenigen Minuten eintrat. Der Verunglückte wollte in eini⸗ gen Tagen heiraten. ** Nidda.(Aus Liebeskummer ins Waſſer.) Hier ſtürzte ſich ein 17 Jahre altes Mädchen aus Weckes⸗ heim nach einer Ausſprache mit einem jungen Mann aus Liebeskummer in die Nidda, um darin den Tod zu ſuchen. Das Mädchen wurde beim Treiben in den Fluten geſehen und in bewußtloſem Zuſtand von einem beherzt in das Waſſer geſprungenen Mann ans Ufer gebracht. Wieder⸗ belebungsverſuche hatten Erfolg. Dieburg.(Schrecklicher Tod.) Bei der Dreſchma⸗ ſchinenarbeit ereignete ſich ein ſchrecklicher Unglücksfall. Dem Mitte der 30er Jahre ſtehenden Metzgermeiſter Auguſt Lotz fuhr beim Aufſchneiden von Garben das Meſſer aus. Er ſtach ſich ſelbſt in den Unterleib und ſtarb auf dem Trans⸗ port zum Krankenhaus. N Bronnweiler, OA. Reutlingen.(Straflicher Leichtſinng Ein in Dußlingen beſchäftigter Lehrling aus Bronnweiler hätte leicht das Opfer eines e n Leichtſinns vonſeiten eines anderen Lehrlings werden kön⸗ nen. Mit dem„Geld oder Leben“ ſtürzte dieſer im Spaß auf ihn zu und ſtach ihn mit dem Meſſer in die linke Bruſtſeite. Vermutlich hatte er nicht beachtet, daß ſich das Meſſer aus der Scheide gelöſt hatte. Eine Kleinigkeit tiefer, und es wäre wohl um das Leben des jungen Menſchen geſchehen geweſen. Andernach.(Tod durch Tollkirſchen.) Im benachbarten Ober mendig nahm ein im Alter von 63 Jahren ſtehender Einwohner, der ſeit längerer Zeit an gei⸗ ſtiger Umnachtung leidet, Tollkirſchen ein. Die Vergiftung hatte den Tod zur Folge. g Saarburg(Bez. Trier).(Kirchenräuber ver⸗ haftet.) In der Nacht drangen in die Kirche des Saar⸗ gaudorfes Traſſem Einbrecher ein, durchwühlten ſämt⸗ liche Schränke in der Sakriſtei und erbrachen auch das Tabernakel. Aus der Monſtranz löſten ſie zwei große wertvolle Edelſteine und nahmen außerdem noch mehrere Kirchengeräte mit ſich. Der Kirchenraub wurde frühmor⸗ jens entdeckt. Die Gendarmerie nahm die Verfolgung der äter auf und es gelang ihr, die beiden Burſchen hart an der Saargebietsgrenze zu faſſen. Saarlouis.(38 wei Kinder totgefahren.) fünfjähriges Kin 5 Ein kletterte auf das Trittbrett eines unbe⸗ aufſichtigten Lieferwagens, um von da aus an die Hupe zu gelangen. Vorübergehende ſtörten das Bübchen; der Kleine ſprang rücklings auf die Straße und fiel in die Fahrbahn. Im gleichen Augenblick kam ein Krankenwagen herange⸗ fahren, deſſen Hinterrad dem Kleinen über den Hals fuhr. Das arme Kind war ſofort tot.— In Friedrichsthal kam das dreijährige Söhnchen der Familie Wilhelm Roß unter ein auswärtiges Auto zu liegen und wurde dabei ſo ſchwer 1 daß es nach ſeiner Einlieferung ins Krankenhaus arb. f — 2 0 edu Arbeitsgüter ſteht die Maſſe des in der uft natürliche Staub entſteht durch den unaufhörlichen Einfluß der Naturgewalten 5 die Erdoberfläche, große 1959 igen Of nen Feſtteile der Autogaſe. Locale Nui. d cu au Auguſt oder Ernting Der Auguſt iſt der achte Monat des Jahres, er iſt der Erntemonat und im Plattdeutſchen und Engliſchen bedeutet Auguſt noch heute: Ernte. Das Jahr hat nun heute ſeine Höhe überſchritten; es gleicht einem Menſchen in den be⸗ ſten Kräften, deſſen Scheitel die erſten grauen Haare zeigt. Der Auguſt iſt der Monat des ausgeglichenen Wetters, der Beſtändigkeit, der Reife, der Klarheit. In unſerem Jahr der frühen Reife ſind im Auguſt die meiſten Getreidefelder ſchon kahl. Aber der etwas wehmü⸗ tige Blick über die leeren Stoppeläcker wird entſchädigt durch die aufkommenden herbſtlichen Farben der Natur: Aepfel und Birnen an den Bäumen röten und runden ſich, die Herbſtblumen fangen an zu blühen, Beeren und Pilze locken im Wald. Die Fülle des Sommers iſt auch den Tie⸗ ren zugute gekommen. Das Wild tritt in die Feiſte, der Auguſt iſt der Monat der Angler. Im Auguſt gilt es aber auch ſchon Abſchied zu nehmen. Bei den Vögeln geht die Brutzeit zu Ende, langſam ſetzt bereits der Abzug nach dem Süden ein. Der pfeilſchnelle Mauerſegler und der gelbe Pirol verlaſſen uns als erſte im Auguſt. Sehr merkbar nimmt auch ſchon der Tag ab. Die Verringerung der Tageslänge vom 31. Juli bis 31. Auguſt beträgt 1 Stunde und 43 Minuten, die je zur Hälfte an der Helligkeit des Morgens und Abends verloren gehen. Die Bauernregeln beſagen für den Auguſt: Iſt die erſte Auguſtwoche heiß, bleibt der Winter lange weiß. — Sind St. Lorenz(10.) und Barthel(24.) ſchön, iſt guter Herbſt vorauszuſehn.— Lorenz muß rein ſein, ſoll gut der Wein ſein.— Schön Wetter zu Maria Himmelfahrt(15.), verkündet Wein von beſter Art.— Was die Hundstage gießen, muß die Traube büßen.— Um Auguſtin(28.) ziehn Wetter hin.— Wenn der Kuckuck lange nach Jo⸗ hanni(29.) ſchreit, ſo rufet er uns teure Zeit. — Die Fürſorge für Handwerker. Der Reichsſtand des Deutſchen Handwerks hatte vor einiger Zeit die maßgeben⸗ den Stellen gebeten, die Beſtimmungen zu beſeitigen, wo⸗ nach Handwerker, ehe ſie in den Genuß öffentlicher Für⸗ ſorge kommen können, ihren Gewerbebetrieb abmelden müſſen. Es war hervorgehoben worden, daß ein vielleicht nur vorübergehender Notſtand des Handwerkers mit der völligen Exſſtenzvernichtung endet. Die maßgebenden Stellen hatten die Möglichkeit geſchaffen, die berechtigten Wünſche des Handwerkers auf dieſem Gebiete zu erfüllen. Nunmehr hat der Deutſche Gemeindetag die Schlußfolge⸗ rung hieraus in Richtlinien gezogen, nach denen die öffent⸗ liche Fürſorge jetzt auch dann eingreifen kann, wenn be⸗ gründete Ausſicht beſteht, daß der Hilfsbedürftige in abſeh⸗ barer Zeit ſich wieder allein aus ſeinem Gewerbebetrieb unterhalten kann. Gewerbeabmeldung iſt alſo nicht mehr unbedingt Vorausſetzung. — Keine Sammelbüchſen mehr an den Poftſchaltern. Im Anſchluß an das geſetzliche Sammelverbot für die Sommermonate ſtellt der Reichspoſtminiſter in einer Ver⸗ fügung feſt, daß die an den Poſtſchaltern ſtehenden Sam⸗ melbüchſen, die zunächſt für den Winterpfennig ſammelten und dann zur Aufnahme von Spenden für die Hilfswerke der NS.⸗Volkswohlfahrt dienten, zurückgezogen werden müſſen. Nach Leerung der Büchſen durch die Amtsleitun⸗ gen der NS.⸗Volkswohlfahrt ſollen die Büchſen bis auf wei⸗ teres bei den Poſtanſtalten geſichert aufbewahrt werden. Tod durch Ertrinken. Beim Baden im Neckar ober⸗ halb des Bootshauſes der„Amicitia“ iſt in der vergangenen Woche ein 16 Jahre alter Mittelſchüler ertrunken. Die Leiche konnte bisher noch nicht geborgen werden. Tödliche Anfälle. In einem Fabrikhof in Käfertal ſtürzte aus nicht geklärter Urſache eine etwa eineinhalb Zentner ſchwere Kohlenſäureflaſche um und fiel auf ein ſiebenjähriges Mädchen. Dieſes erlitt ſo ſchwere Kopfverletzungen, daß der Tod alsbald eintrat.— Im Arbeitsſaal einer Fabrik in Rheinau ſtürzte ein 56 Jahre alter Heizer, als er ein Gerüſt verſchieben wollte, aus einer Höhe von 3.30 Meter ab und zog ſich ſchwere innere Verletzungen zu. Der Verun⸗ glückte wurde ins ſtädtiſche Krankenhaus verbracht, wo er verſtorben iſt. Betr. Kriegsehrenkreuz. Kriegsteilnehmer, welche keine Militärpapiere erhalten haben, oder nicht mehr im Beſitze derſelben ſind, erhalten jederzeit Auskunft über die Wieder⸗ beſchaffung der fehlenden Militärpapiere durch M. C. Herr⸗ mann in Offenburg i. B., Zähringerſtraße 19(Geſchäfts⸗ ſtelle des Bundes Badiſcher Frontkämpfer). Stets Rück⸗ porto beifügen! Staub Wenn die Sommerſonne auf die Landſtraße herab⸗ ö brennt, dann verurſacht jeder a 15 Radumdrehung e i eine kleine Staubwolke, die uns recht läſtig in die Naſe zieht. Staub und Sommer ſind verwandte Begriffe. Der Staub iſt aber keineswegs nur etwas Läſtiges, ſondern es gibt auch lebenswichtigen Staub. Freund und Feind iſt der Staub dem Menſchen. Ein Freund iſt er, ohne den unſer n ue denkbar wäre, denn viele unſerer wi igſten Gebrauchsgegen⸗ ſtände ſind nur in ſtaubförmigem Zuſtande verwendbar und wirkſam. So iſt Getreide nur als Mehl backfähig, nur in ſtaubfeinem zerkleinerten Zuſtand beſitzt der Zement Binde⸗ fähigkeit. In der Glasindustrie muß der zur Verwendung kommende Sund um ſo feiner 8 zerden, je beſſer die Qualität des herzuſtellenden Glaſes iſt, Düngemittel kön⸗ nen nur in ſtaubfeinem Zuſtande gleichmäßig verteilt werden. Die Aufſchließung der Rohgüter durch Vermahlung oder Schlemmung iſt ein er Beſtandteil der Gütererzeu⸗ gung.. Dieſen wertvollen, gewerblich verwertbaren 5 1 8 efindlichen freien Staubes gegenüber, die wirtſchaftlich erwünſcht iſt und geſundheitlich ſchigen wirken kann. halbverbrannter Brennſtoffteilchen wirbeln die Wohnſtätten, der Fabriken und Lokomotiven als Ruß in die Luft. Faſt alle Arbeitsgüter und Werkſtoffe ergeben bei der Bearbeitung ſtaubförmigen Abfall, der zum Teil als Ge⸗ werbeſtaub in die Luft übergeht. Straßenſtuub e 1 15„ i 5 1 fei. nützung der Fahrbahnen und ihrer Fahrzeuge, durch die fei⸗ Dieſem Staub 5 unſer Kampf. 5 Hochzeitsfeier in Klaſſen 8 So ging es früher bei Familienfeſten zu. Je gewaltiger ein Ereignis in unſer Daſein tritt, deſto mehr drängt es uns, ſeiner beſonderen Bedeutung für unſer Leben auch beſonderen Ausdruck zu geben. So wurde von je der Tag, an dem ſich zwei Menſchen für das Leben er⸗ wählten und das goldene Band für immer um ſich ſchlan⸗ gen, zu einem Feſt gleicher jubelnder Freude, als wenn ein ſolcher Bund durch einen kleinen Erdenbürger erſt ſeinen rechten Sinn erhielt. Menſchlich, allzu menſchlich iſt es hier⸗ bei, wenn der Menſch ſeine Freude„ſich was koſten“ ließ, ja, oft genug ſo viel, daß es mit dem, was ihm das Schickſal an irdiſchen Gütern zugeteilt hatte oder was er ſelbſt hin⸗ zuerringen konnte, nicht recht in Einklang zu bringen war. Zeiten, die noch nicht ſo„modern“ waren wie der ſchranken⸗ loſe Liberalismus, fanden ein ſicheres Mittel, damit„eines jeden Aufwand billig nach Verhältnis ſeines Standes und Vermögens gerichtet ſeyn ſoll“: ſie erließen ein Geſetz. So war bei der Verlobung nur„eine mäßige Mittags⸗ und Abendmahlzeit“ erlaubt, an der außer denen, „deren Konſens zu dieſer Handlung erfordert wird“, und den„Mittelsperſonen“ nur die nächſten Verwandten teilneh⸗ men durften. Auch der Wert der Geſchenke war genau feſtgelegt; in der unterſten Klaſſe, der„alle Tagelöhner in Städten, die nicht Bürger ſind, das Landvolk, auch alle Bauersknechte und Mägde“ angehörten, durfte er nicht höher als 2 Rhtl. ſein. Verſtieß man hiergegen, ſo wurde nach der Ehe das Geſchenk eingezogen; kam die Ehe nicht zuſtande, ſo fiel es den Schenkern wieder zu. Im übrigen durften nur Eltern, Großeltern, eigene und der Eltern Geſchwiſter und ausländiſche Gäſte etwas ſchenken. Bezüglich der Speiſen und dergleichen galten die Beſtimmungen über die Hoch⸗ zeiten. Länger als zwei Tage durfte keine Hochzeit dauern. „Gelag oder Gaſterey, Wälzerabend oder Nachtag, wie ſol⸗ ches genennet werden möchte“, waren verboten; auch der Vorwand, daß die nächſten Verwandten„mit zuſchicken und hernach mit aufräumen hülfen“, fruchtete nichts. Mahlzeiten vor dem Kirchgang waren ebenfalls nicht geſtattet; nur wer von weither kam, konnte etwas erhalten, aber auch nur kalte Küche. Mehr als 24 Perſonen durfte eine Hochzeits⸗ geſellſchaft nicht betragen; Ausnahmen waren nur möglich, wenn die Verwandtſchaft ſehr groß war, und auch dann nur„gegen Erlegung von 12 gl. ad pias cauſas“. Auch die Anzahl der Gerichte war genau geregelt, allerdings nicht für die erſte Klaſſe, der die höheren Landſtände, Titularräte, Stabsoffiziere uſw. angehörten, da dieſe„von ſelbſt allen Ueberfluß und Ueppigkeit zu vermeiden geneigt ſein“. In der zweiten Klaſſe, welche die vornehmen Hofbeamten, Doktoren, Advokaten uſw. bildeten, entftel auf jeden Gaſt eine Schüſſel, d. h. ein Gericht. Die 24 Gäſte der dritten Klaſſe(Bürgermeiſter und Profeſſoren von Gotha uſw.) mußten ſich mit 10 Schüſſeln begnügen; in der vierten(Rats⸗ herren, Handelsleute. Unteroffiziere) und fünften Klaſſe (Bürger und Handwerker) kam auf je drei Gäſte ein Gericht. und in der ſechſten Klaſſe nur auf je vier Gäſte. Jedoch ſollte„ein bloßer Sallat für ein beſonderes Eſſen dabei nicht gehalten werden, auch mögen nach aufgehobenen Spei⸗ ſen Butter, Käſe, Kuchen und Obſt aufgetragen werden“. Konfekt durften aber nur die erſten drei Klaſſen eſſen, Wein dagegen konnten die erſten vier Klaſſen trinken; die beiden unterſten mußten mit Bier vorlieb nehmen. Unter⸗ ſagt war weiter das Einholen der Braut, des Bräutigams oder der Hochzeitsgäſte; auch geſchoſſen werden durfte nicht. Als Muſikanten durfte man nur die Muſiker verpflichten, die auch ſonſt in der Dorfkirche ſpielten oder für die Stadt dieſes Vorrecht innehatten; Trinkgelder zu nehmen war ihnen aber verboten. Dieſes Los teilten ſie mit den Köchen und allen ſonſtigen dienſtbaren Geiſtern. Auch eine Poli⸗ zeiſtunde gab es: um 12 Uhr nachts war es auf dem Lande vorbei mit der Tanzherrlichkeit. Auch für Kindtaufen„intereſſierte“ ſich die Obrig⸗ keit begreiflicherweiſe, und zwar bis ins kleinſte. Sogar wie die Gevatter. die Paten, einzuladen ſeien, war genau geregelt. Hiernach ſtand es jedem Kindtaufsvater frei,„durch mündliches Bitten der Gevattern allen Aufwand bei dem Gevatterbitten zu vermeiden“. Wer dieſen recht deutlichen Wunſch des Geſetzgebers nicht nachkam, mußte für jeden Gevatterbrief„ein billiges und herkömmliches Emolument“ entrichten. Mehr als einmal im Jahr durfte niemand Pate ſtehen. Dienſtboten, Knechte und Mägde ohne ausdrückliche Erlaubnis ihrer Herrſchaft während ihrer Dienſtzeit über⸗ haupt nicht. Die Paten mußten auch der gleichen Klaſſe an⸗ gehören wie der Vater des Kindes; nur Eltern, Groß⸗, Stief⸗ oder Schwiegereltern machten hiervon eine Ausnahme. Die erſte Klaſſe ſollte nicht mehr als zehn Gevatter bitten; alle anderen mußten ſich mit höchſtens drei begnügen. Mit dem Eſſen war es bei der Taufe ſchlecht beſtellt: fand ſie in der Kirche ſtatt, ſo mußten„alle Gaſtereyen nicht nur in warmen Speiſen, ſondern auch Kuchen und Konfitüren gänzlich eingeſtellet bleiben“; wurde das Kind zu Hauſe ge⸗ tauft, ſo mußte man ſich mit„etwas Kuchenwerk und kalten Speiſen“ begnügen. Geſchenke durften die Paten nicht brin⸗ gen,„weil inſonderheit dieſem, dem Vernehmen nach, abſon⸗ derlich bei Bürgern und Bauern ſehr ſtark eingeriſſenen Mißbrauch des Patengeſchenks, wodurch viele Leute in ihren Nahrungsſtand ſehr zurückgeſetzet und zu Uebernahme des chriſtlichen Werkes unbillig gemacht werden, mit Nachdruck zu ſteuern ſeyn will“. —— Die Vögel im deutſchen Volksleben bld. Maler und Poeten haben das Abbild der deutſchen Vögel gern und kunſtvoll in ihre Lieder und Gemälde ver⸗ webt. er könnte ſich unſere Märchen ohne die Mitwir⸗ kung von Rabe und Storch, von Waldvogelſang und Kuk⸗ kucksruf denken? Wie innig muß doch der deutſche Menſch mit ſeinen gefiederten Nachbarn verbunden ſein, wenn er ſie immer wieder zum Träger ſeiner Gedanken, ſeines frommen Glaubens und ſeiner abergläubiſchen Furcht macht? Ungemein rätſelhaft iſt uns das Gebaren des Kuckucks, der nicht einmal ein eigenes Neſt zu bauen. nicht einmal ſeine eigenen Jungen aufzuziehen vermag. Man bezeichnet ihn als„Teufelsprieſter“, dem allerlei Ge⸗ heimkünſte geläufig ſind. Beim erſten Kuckucksruf des Jah⸗ res ſchüttele Deine Brieftaſche, dann wird es Dir das Jahr über nicht an Barem fehlen. Oder frage nach Deiner Le⸗ bensdauer und zähle die erſten Rufe des Jahres. Dann wirſt Du Antwort von dem klugen, aber unfrommen Tier bekommen. Wer unter einem Baume ſteht, auf dem ein Kuckuck ruft, hat drei Wünſche an das Schickſal frei. Der Kiebitz, der Kiwitt, iſt der urechteſte Seelenvogel des deutſchen Märchens, die Verkörperung einer Menſchen⸗ ſeele, die keine Ruhe im Grabe findet, weil ihr Unrecht ge⸗ ſchehen iſt, oder weil ſie Unrecht von ihren Lieben daheim abwehren will. Die Tauben ſind im Aſchenputtelmär⸗ chen zwar keine echten Seelenvögel mehr, aber als liebe und treue Haustiere ſchützen ſie auch im Namen der ver⸗ ſtorbenen Hausherrin das Aſchenbrödel gegen die böſe Stiefmutter. Als Seelenvogel darf auch der Rabe gelten, wie das„Märchen von den ſieben Raben“ andeutet. Aller⸗ dings übernimmt der Rabe und auch die Krähe meiſt nicht die Hege der Verſtorbenen, ſondern der verzauberten Seele. Deshalb verzaubern ſich auch Hexen und Hexenmei⸗ ſter mit Vorliebe in Krähen. Daß die Krähe geſcheit iſt und das Wetter anzeigt, weiß man auf dem Lande gar wohl. Schreien die Krähen, ſitzen ſie ſcharenweiſe tief auf der Er⸗ de, gibt es Schlechtwetter. Sitzen ſie im Baumgeöſt, wird's ſchön. Ganz entſprechend iſt ja der Schwalben Tal⸗ und Höhenflug zu bewerten. Wenig Vögel ſind ſo beliebt. Des Jahres erſte Schwalbe bringt dem Glück, der ſie zuerſt er⸗ ſpäht. Wenn Schwalben im Hauſe niſten, bedeutet es Gutes für die Familie ihres Gaſtgebäudes. Vom erſten Erſcheinen des vielbeſprochenen Storches erwartet der Menſch vielerlei Prophezeiung. Sieht ein Mädchen den er⸗ ſten Storch des Jahres fliegend, ſo heiratet ſie bald. Steht der erſte Storch, den ſie ſieht, ſo bedeutet es nichts Gutes, deutet zugleich auch darauf hin, daß das Mädchen durch Faulheit das ganze Jahr hindurch nicht Geſcheites zuſtande bringt. Klappert der erſte Storch, ſo gibt es in der Küche „Bruch“. Aus allen dieſen Gemütsbeziehungen des deutſchen Menſchen zum Vogel ſpricht eine tiefe Vertrautheit und Liebe zur belebten Umwelt der Heimat. Neues aus aller Weli Der gefährliche Strohhalm. Bei Erntearbeiken auß dem Felde verletzte ſich der Bauer und zweite Bürgermeiſter Emeram Lichtinger von Petzkofen(Bayern) mit einem Stroh⸗ halm an der Hand. Der Bauer zog ſich eine anſcheinend völlig unbedeutende Wunde zu; ſpäter ſtellte ſich aber Blutver⸗ giftung ein, an deren Folgen der Mann in bedenklichen Zuſtand darniederliegt. A Tod nach dem Genuß von Tollkirſchen. Einige Kin. der aus Mauenheim(Bayern) hatten im Wald Tollkirſchen gefunden. Sie nahmen die ſchönen ſchwarzen Beeren mit nach Hauſe und verſuchten davon. Ein zweijähriges Mäd⸗ chen ſtarb noch in der darauffolgenden Nacht nach furcht⸗ baren Schmerzen, ein fünfjähriges Kind liegt ſchwerkrank darnieder. l i Verhängnisvolles Kaminkehrer⸗Spielen. Vor kurzer Zeit fiel einem Großfeuer der größte Teil der Wirkſchafts⸗ gebäude des ſtaatlichen Hofgutes Reußenberg(Unterfranken) zum Opfer. Die Brandſtifter konnten jetzt ermittelt werden. Es handelt ſich um zwei Kinder eines Dienſtknechtes, die die Abweſenheit ihrer Eltern dazu benutzten, Kaminkehrer zu ſpielen. 5 a Zwei Todesopfer einer Wurſtvergiftung. Nach dem Genuß verdorbener eingemachter Leberwurſt erkrankte in Zett. mannsdorf bei Bamberg das Ehepaar Schmaußer an Wurſt⸗ vergiftung. Im Krankenhaus ſind nun die Frau und dann der Mann geſtorben. ö i Alkoholvergiftung. Ein in den 50er Jahren ſtehen⸗ der Invalide in Hamborn wurde von Hausbewohnern mor⸗ gens in ſeinem Bett kot aufgefunden. Wie die ärztliche Anterſuchung ergab, hatte der Invalide am Tage vorher dem Alkohol reichlich zugeſprochen. Die Todesurſache war in einer Alkoholvergiftung zu ſuchen. . Rettung aus Bergnot. Als die beiden Studenten Rudolf Fiſcher aus Augsburg und Joſef Steinhauſer aus München an der als gefährlich bekannten Watzmann⸗Oſtwand über den Salzburger Weg abſteigen wollten, ſtürzte Fiſcher ab, blieb aber mit einer Kopfverletzung am Seil hängen. Sein Kamerad zog ſich bei den Rettungsarbeiten ebenfalls Verletzungen zu. Die beiden Touriſten gaben Notſignale, worauf am nächſten Morgen fünf Berchtesgadener Bergſteiger in die Oſtwand einſtiegen, und trotz wolkenbruchartigen Regens unter ſchwierigſten Verhältniſſen die Bergung durchführten. Ab Faſchmünzerwerkſtätte aufgedeckt. In Schöllkrippen wurde der 28 Jahre alte Richard Eiſert bei der Ausgabe von falſchen Fünfmarkſtücken feſtgenommen. Er hatte beim Einkauf von Kleinigkeiten in Kolonialwarenläden und Bäk⸗ kereien in verſchiedenen Orten 17 falſche Fünfmarkſtücke ver⸗ ausgabt. Es wurde feſtgeſtellt, daß Eiſert in Gemeinſchaft mit dem 34 Jahre alten Wilhelm Förtſch in deſſen Werk⸗ ſtätte die Falſchſtücke hergeſtellt hat. N A Alte Donaubrücke abgebrannk. Die alte hölzerne Do⸗ naubrücke, die ſogenannte Schiffbrücke, die bei Hornsdorf über das Altwaſſer der Donau führt, geriet in Brand. Als die Straubinger Feuerwehr nach kurzer Zeit am Brandlatz erſchien, ſtand bereits die Hälfte der Brücke in Flammen. Eine Stunde ſpäter ſtürzte ein Teil der Brücke ins Waſſer, bald darauf der mittlere Teil. 1 Windhoſe entwurzelt Hunderte von Kiefern. Ueber den Havelſeen ſüdweſtlich von Potsdam ging ein heftiges Gewit⸗ ter nieder, das ſtellenweiſe von ſtarken Regenfällen begleitet war. Gleichzeitig bildete ſich über dem Schwielowſee eine große Windhoſe, die ſich mit ungeheurer Geſchwindigkeit rechts und links der von Ferch nach Neuſeddin führenden Straße fortbewegte. Die Saugwirkung war ſo ſtark, daß beim Durchſchreiten des zur Förſterei Schmerberg gehören⸗ den Kiefernbeſtandes einige hundert zum Teil 40 bis 50 Jahre alte Bäume völlig entwurzelt oder in halber Höhe der Stämme umgeknickt wurden. Auch in Ferch ſelbſt hat ö die Windhoſe ſchwere Zerſtörungen hervorgerufen. Zweek Dächer wurden völlig abgedeckt. Wetterbericht „Dem Hochdruck im Weſten ſteht noch eine ſtarke De⸗ preſſion im Norden gegenüber. Es iſt mit Fortſetzung des zeitweilig aufheiternden, aber immer noch zu vereinzelten Amtliche Leröſſentlichungen der Sladt mannßeim. Oeffentliche Mahnung. Im Laufe des Monats Auguſt 1934 ſind an die Stadtkaſſe Mannheim zu zahlen: 1. Gebäudeſonderſteuer für Juli 1934 bis ſpäteſtens 6. Auguſt 34. 2. Die von den Arbeitgebern an den Lohn⸗ und Gehalts⸗ zahlungen im Monat Juli 1934 einbehaltene Vürger⸗ ſteuer bis ſpäteſtens 6. Auguſt 34. 3. Das 3. Viertel der mit beſonderem Steuerbeſcheid für 1934 angeforderten Bürgerſteuer bis ſpät. 10. Aug. 34. 4. Hundeſteuer, 2. Viertel 1934/35 bis ſpät. 15. Aug. 34. Die von den Arbeitgebern an den Lohn⸗ und Gehalts⸗ zahlungen in der Zeit vom 1.—15. Auguſt 1934 ein⸗ dehaltene Bürgerſtener, ſoweit die abzuliefernde Summe den Betrag von 200 RM. überſteigt bis ſpäteſtens 20. Auguſt 34. 6. Gemeindegetränkeſteuer für Juli 1934 bis ſpäteſtens 20. Auguſt 34. 7. Die bereits fällige und bis zum 18. Auguſt 1934 noch fällig werdende Vergnügungsſteuer bis ſpäteſtens 20. Auguſt 34. 8 8. Die aus dem Monat Juli 1934 herrührenden Ge⸗ meindegerichtsgebühren, Mieteinigungsamtsgebühren, Tiefbauamtsgebühren, Feuerverſicherungsgebühren, Des⸗ inſektionsgebühren, Baugebühren, Ortsgerichtsgebühren bis ſpäteſtens 25. Auguſt 34. 9. Gemeindebierſteuer für Auguſt 1934 bis ſpäteſtens 31. Auguſt 34. Wer dieſe Friſten verſäumt, hat die durch geſetzliche Vorſchriften feſtgeſezten Verzugszinſen zu entrichten und zwar bei nicht rechtzeitiger Entrichtung: a) der unter 1—7 und 9 genannten Fälligkeiten Ver⸗ zugszinſen in Höhe von jährlich 12 v. H., 5) der übrigen Fälligkeiten(8) Verzugszinſen in Höhe von jährlich 10 v. H. der Schuldigkeit. Der Schuldner hat außerdem die mit hohen Koſten ver⸗ bdundene Zwangsvollſtreckung zu erwarten. Eine beſondere Mahnung jedes einzelnen Säumigen erfolgt nicht. Kaſſen⸗ unden: Bei der Stadtkaſſe Mannheim Samstags von 7.30—12 Uhr, an den übrigen Werktagen von 7.30 12.30 Uhr und von 14.3016 Uhr, bei den Gemeinde⸗ ſekretariaten der Vororte nach den in den Rathäuſern ausgehängten Anſchlägen. Stadtkaſſe. Sr Mittwoch, den 19. September 193, vormittags 8.30 Uhr, in ſeinen Dienſträumen in Mannheim, N 6 5/6, das zu einer Beſprechung wegen des Pionjertags in Heidel⸗ zu verkaufen. Grundſtück des Ferdinand Stamm, Kaufmann in Mann⸗ berg am kommenden Samstag und Sonntag. Zwangsverſteigerung. Im Zwangsweg verſteigert das Notariat am heim, auf Gemarkung Mannheim⸗Seckenheim: Abend 8.30 Ahr im Rebenzimmer des„Keichsadlers“ liſie ren) Pfd. 100 Störungen geneigtes Wetter zu erwarten. Achtung, Pioniere! eißhiriſe Alle ehem. Pioniere treffen ſich heute Dienstag(geeignet z. ſten⸗ Leonh. Moog Der Einberufer. Staufenerſtr. 13 LB. Nr. 50110: 3 Ar 35 qm Hofreite mit Gebäuden und Hausgarten, Maxauerſtraße Nr. 6. Schätzung: 6600.— NM. f Mannheim, den 26. Juli 1934. Notariat 6 als Vollſtreckungsgericht. Sprechſtunde(Kloppenheimerſtr. 37). Fußballvereinigung 98. Heute abend findet auf dem Platze des Tv. Friedrichsfeld ein Olympia⸗Sportſeſt ſtatt, bei dem u. a. der deutſche Rekordmann Weinkötz ſtartet. Das Leichtathletittraining fällt deshalb aus. Karten DD rr.ůãůũgm des Neckerbote 3 für die Veranſtaltung ſind beim Vereinsführer er⸗ hältlich. der Deutſchen evang. Chriſten im„Bad. Hof“ hier ſtatt. Einladung. findet eine Kirchenvertreter⸗Verſammlung Es ſpricht Pfarrer Kölli über„Die Glaubensbewe⸗ gung deutſch⸗evangeliſcher Chriſten“ und berichtet über die Es iſt Pflicht jedes einzelnen Mitgliedes zu erſcheinen. Freunde unſerer Richtung(Sache) haben Zutritt, ebenſo ſind Frauen willkommen. Landes ſynode. f Die Ortsgruppe. Sammel⸗Anzeiger Tur für Mitglieder der Landw. Ein 1. Berzaufsgenoſſenſchaft. Die Ablieferungspflicht für Frühkartoffel iſt dis zum 15. Auguſt verlängert worden, und ſind ſämtliche Früh⸗ kartoffel bis zu dieſem Datum in unſerem Lager anzu⸗ liefern. Der Vorſtand. zwiſchen 10 und 11 Ahr findet nach einem Propagandamarſch durch die Straßen Seckenheims auf den Planken eine— große Treuekundgebung für den Führer ſtatt. Es ſpricht der Referent für weltanſchauliche 22 NS- Hage. Heute Dienstag abend von 7.30 bis 9 Uhr Schulung im Sturmbann III/ 240, Pg. Kurt 1 Verſammlungs a Kalender. über das Thema: Anni Der Totentanz der vierten Gruppe!— 8 skempel Die Seckenheimer Einwohnerſchaft beweiſt durch— liefert reſtloſe Teilnahme ihre Verbundenheit mit der S. N 8 Druckerei 3 (Ackerſtt). „ SA Sturmbann III/ 240. orgen Mittwoch, den 1. Auguſt, abends Waſſer⸗ ſchlauch 10 m, zu verkaufen Klappenhelmerstr. 5 SA Sturmbann III/ 240. f Heute Dienstag, den 31. Juli, abends 8.15 Uhr, J f 1 Treff der Seckermner beim Dfisterer's Karl Karl Thieadat O 6, 2(Nähe Strohmarkt). Spezial- Ausschank Pfisterer-Bräu. —— 1—ů. 5— 12 2 1—————— Taglohn Zellel ach vorgeschriebenem städtischen Nuster) zu haben in der für Bauhandwerker. Druckerei des„Neckar-Bot.