nr. 4 5 Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die großſpaltige mm⸗Zeile 4 Pfg. Reklamen 12 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Annahmeſchluß für Inſerate vorm. 9 Uhr. D. A. VI. 34 1225 Cages. und fugeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Berkümdblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig), „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantwortlich: Für Schriftleitung und Anzeigen: G. Härdle. Druck und Verlag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 34. Jahrgang Nach 20 Jahren Wenn ſich in dieſen Tagen der Kriegsausbruch zum 20. Male jährt und wenn heute das Urteil über Schuld und Fehle ſich dokumentariſch gründen läßt, ſo liegt der Wert rückſchauender Betrachtung doch nur in der Nutz⸗ anwendung für die Gegenwart. Wäre die Theſe richtig, die Frankreich heute vertritt, daß man den Frieden durch Rilitärbündniſſe und Allianzen ſichern könne, dann hätte es nie einen Weltkrieg geben. Das Riſiko, daß die eigene Entſcheidung Konſequenzen für die Verbündeten hat, iſt dabei weniger entſcheidend geweſen als die Unentſchloſſen⸗ heit und Unaufrichtigkeit, mit der insbeſondere von Seiten Englands 1914 gearbeitet wurde. Frankreich und Eng⸗ land war bekannt, daß Rußland den Krieg wollte. Nach der Niederlage im ruſſiſch⸗japaniſchen Kriege ſtrebte der ruſſiſche Koloß nach weſtlicher Expanſion, er drückte auf die flawiſchen Beſtandteile der Donaumonarchie und am fühlbarſten entlud ſich der ruſſiſche Druck nach den Meer⸗ engen und nach Konſtantinopel. Den panſlawiſchen Aus⸗ dehnungsdrang benutzte die franzöſiſche Revanchepolitik geſchickt für die eigenen Zwecke. Für die franzöſiſchen Ohren war es Muſik, als der ruſſiſche Außenminiſter in einem Briefe an den Präſidenten der franzöſiſchen Repu⸗ blik nach der bosniſchen Kriſe ſchrieb, Rußland könne eine neue diplomatiſche Niederlage nicht vertragen, und Poin⸗ care antwortete denn auch poſtwendend, daß der nächſte Konflikt nicht wie der letzte vorübergehen werde, ſondern daß es Krieg geben wird.. Dieſen Krieg ſah der ruſſiſche Oberkommandierende Großfürſt Nikolai Nikolajewitſch bei den franzöſiſchen Ma⸗ növern in den Vogeſen, für dieſen Krieg arbeiteten die Großfürſtinnen aus montegriniſchem Geſchlecht, für dieſen Krieg warb Frankreich unermüdlich Bundesgenoſſen, und es bleibt die hiſtoriſche Schuld Sir Edward Greys, daß er ſein Land ſozuſagen in einem Privatbrief der ſtärkſten und verhängnisvollſten Bindung mit Frankreich ausſetzte. Da⸗ mals wie heute waren es die Generalſtäbler, die ſolche an⸗ geblich zur Erhaltung des Weltfriedens abgeſchloſſenen Al⸗ lianzen untermauerten. Die militäriſchen Stellen waren im entſcheidenden Augenblick auch ſtärker als die parlamen⸗ tariſchen Regierungen, aber auch ſtärker als die abſoluten Fürſten. Denn in der letzten entſcheidenden Minute, als Zar Nikolaus von Kaiſer Wilhelm darauf aufmerkſam gemacht wurde, daß die ruſſiſche Mobiliſierung den Krieg bedeute, da dachten die ruſſiſchen Militärs nicht daran, das Halteſignal für die in Bewegung geſetzte ruſſiſche Dampf⸗ walze zu geben. In dem Prozeß, den die Bolſchewiſten dem ruſſiſchen Generalſtabschef Januſchkjewitſch nach der Niederlage machten, geſtand dieſer ein, daß er dem Zaren vorgelogen habe, der Mobilmachungsbefehl ſei ſchon her⸗ ausgegeben und techniſch nicht zurückziehbar, während er noch in der Aktentaſche dieſes verantwortlichen ruſſiſchen Militärführers ſchlummerte. Die Militärbündniſſe und Allianzen waren es ſchließlich, die der von allen Beſonnenen gewünſchten Lo⸗ kaliſierung des öſterreichiſch⸗ſerbiſchen Konflikts entgegen⸗ wirkten. Wien tat allerdings auch nicht alles, um die Fern⸗ wirkungen ſeines Vorgehens gegen Serbien abzuſchwä⸗ chen. Die ſerbiſche Antwort auf das öſterreichiſche Ultima⸗ tum wurde vom deutſchen Kaiſer mit der Randbemerkung verſehen, daß damit doch alles in Ordnung ſei. Die Wie⸗ ner Staatsmänner waren zu ſtark auf Preſtigepolitik ein⸗ geſtellt, wobei man ihnen allerdings zugute halten mußte, daß die flawiſchen Umtriebe an den Reichsgrenzen nur durch einen eindrucksvollen Akt, wie er etwa in dem militäri⸗ ſchen Einmarſch in Belgrad lag, gebannt werden konnten. Deutſchland hat in dieſen Stunden aufs ſchärfſte in Wien zum Einlenken gemahnt. Es waren ſtärkſte Worte, die der ſonſt ſo wenig ſtarke Reichskanzler Bethmann⸗Hollweg fand, um den direkten Meinungsaustauſch Petersburg⸗Wien herbeizuführen. Die Dynamik der beſtehenden Kriegsbünd⸗ niſſe aber war in Bewegung gekommen, und ihre Kraft drängte den letzten und entſcheidenden Friedensverſuch Deutſchlands zur Seite. Heute haben die veröffentlichten ruſſiſchen Archive und Deutſchlands diplomatiſche Akten aller Welt kundgetan, daß das deutſche Volk vor zwanzig Jahren mit reinem Herzen und in der heiligen Ueberzeugung, ſeine Grenzen zu ſchützen, in den Krieg zog. Jene heilige Einheit und Begeiſterung, in der das ganze deutſche Volk Gut und Leben freudig dahinwarf, um auf dem Opfer des Vater⸗ landes uns Frieden und Ehre, Beſtand der Nation und Sicherheit des Vaterlandes zu erkämpfen, ſie ut eine ge⸗ ſchichtliche Lehre geworden, die dem deutſchen Volke wieder eingeprägt zu haben das hiſtoriſche Verdienſt Adolf Hitlers iſt. Wir ſehen heute nach zwanzig Jahren uns wieder einer Einkreiſung gegenüber. Wieder preiſt man Allianzen und Militärbündniſſe als Rettung des Friedens an. Entſchei⸗ dende deutſche Schritte und Handlungen werden in ihren Beweggründen verzerrt und verdächtigt. Das deutſche Volk iſt allmählich daran gewöhnt, daß man ſeine Haltung und die Handlungen ſeiner Regierung mißverſteht. In ſolchen Stunden kommt beſonders viel darauf an, daß im Volke flelhſt Mißverſtändniſſe nicht beſtehen. Das hohe Gut der Fenſter aus das Einfahren der Kraftwagen und hörte den Mittwoch, den 1. Auguſt 1934 Einheit des Reiches, der Einheit der Geſinnung und der Entſchloſſenheit, gerade in Tagen der Gefahr doppelt ente ſchlußbereit hinter der eigenen Regierung zu ſtehen, iſt ſchon ein Friedesfaktor von kaum abwägbarer Bedeutung. Der Stellvertreter des Führers hat jüngſt in ſeinem Appell an die Soldaten aller Fronten die Welt gewarnt, die Ent⸗ ſchloſſenheit unſerer heutigen Generation, den Heimatboden bis zum letzten zu verteidigen, irgendwie zu unterſchätzen. Er hat das packende Bild gebraucht, daß Alte und Junge ſich in jedem Geländehindernis in den Heimatboden feſtkrallen würden, um ihn bis zum letzten zu verteidigen, wenn feindliche Frivolität einen Einmarſch wagen ſollte. Nach zwanzig Jahren weiß das deutſche Volk nach tiefſter Schmach und härteſter Prüfung, daß die größte Si⸗ cherheit für das Vaterland in der Einheit zwiſchen Regie⸗ rung und Volk liegt. Eine alte Erkenntnis, die aber jetzt endlich neu gefeſtigt iſt und die ſchon vor mehr als hun⸗ dert Jahren Max von Schenkendorff dem deutſchen Volke zum Vermächtnis erhob: Nimmer wird das Reich zerſtöret, wenn Ihr einig ſeid und treu! Dollfuß⸗Atlentäter hingerichtet Zwei Todesurteile durch den Strang vollzogen. Wien, 31. Juli. Die beiden Hauptangeklagken im Prozeß wegen der Ermordung des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß, Otto Pla⸗ nekta und Franz Holzweber, ſind vom Standgericht zum Tode verurteilt worden. Nach dem geltenden Standrechtsverfahren mußte das Urteil drei Stunden nach Verkündigung vollſtreckt werden, falls keine Begnadigung erfolgte. Das Gnadengeſuch wurde abgelehnt. Die Hinrichtung von Planekta und Holz⸗ weber iſt dann Dienskag nachmittag gegen 5 Uhr im Hofe des Landgerichts durch den Strang vollzogen worden. Die Aburteilung der übrigen Teilnehmer des Aufſtandes erfolgt erſt in der nächſten Zeit. Das Ur⸗ teil des Standgerichts ſteht zunächſt in keinem Zuſammen⸗ hang mit der Erklärung der Urſprünge und Zu⸗ fammenhänge des Aufſtandes. Es handelte ſich um die ausſchließliche Aburteilung der beiden Perſonen, die als die unmittelbaren Attentäter auf den Bundeskanzler vom Gericht erklärt worden ſind. Am Dollfuß letzte Wort Im Mittelpunkt des großen Prozeſſes gegen die Put⸗ ſchiſten ſtanden die Worte, die der ſterbende Kanzler an Miniſter Fey gerichtet hat: „Kein Blutvergießen, Dr. Rinkelen ſoll Frieden machen.“ i Nach Ausſage des Miniſters waren das überhaupt die letzten Worte des Kanzlers. Um dieſe Zeit begann Dr. Dollfuß bereits ſehr ſchwach zu werden. Die Wiener Zei⸗ tungen durften allerdings die letzten Worte, die der Kanz⸗ ler ſprach, nur in der Faſſung der amtlichen Nachrichten⸗ ſtelle veröffentlichen, die lautete„kein Blutvergie⸗ ßen, es ſoll Friede gemacht werden.“ Das Schwergewicht des Prozeſſes konzentriert ſich auf die Frage, ob den Aufſtändiſchen kakſächlich freier Abzug ge⸗ währk worden iſt. Da dieſe Frage aber ſo ziemlich einwandfrei geklärt iſt, ergeben ſich nur noch Widerſprüche, ob dieſer freie Abzug ſinngemäß an Bedingungen geknüpft war, wie von mancher Seite dargeſtellt wird, oder ob die Abmachung des freien Abzuges unter ausdrücklicher Betonung der Tat⸗ ſache getroffen worden iſt, daß Bundeskanzler Dr. Doll⸗ fuß bereits verſtorben ſei. Betont muß noch werden, daß die Ausſage des Miniſters Fey über. die Rolle des deutſchen Geſandten Rieth in den kritiſchen Stunden ſehr ſachlich und objektiv gehalten war.. Aus der Verhandlung In der Standgerichtsverhandlung führte der Staatsan⸗ walt in ſeiner Anklagerede aus: Am 25. Juli fuhren vor dem Ballhausplatz ein Perſo⸗ nenauto und elf Laſtkraftwagen vor, auf denen 150 bis 200 als Militärperſonen verkleidete Männer ſich befanden. Das Perſonenauto und vier Laſtautos fuhren in den Hof des Bundeskanzleramtes ein. Die Inſaſſen aller Wagen ſprangen von den Autos, überwältigten die Militärwache und die Kri⸗ minalbeamten und ſtürmten die Stiegen hin auf, wo ſie mit vorgehaltenen Piſtolen in die ch dene Zim⸗ mer eindrangen. Der Türhüter Hedvicek ſah vom Lärm. i Er krachtete danach, zunächſt den Bundeskanzler in Si⸗ cherheit zu bringen. Er kraf den Bundeskanzler im Säulen⸗ ſaal an und bak ihn, ihm doch ſo ſchnell wie möglich zu fol ⸗ gen. Er halte die Abſicht, ihn durch einen rückwärtigen Aus ⸗ gang ins Freie zu führen. Während Hedvicek den e aufforderte, ihm zu folgen, wurde die zum Säulenſaal führende Tür von N außen eingedrückt, zehn bis zwölf Aufrührer drangen in den Raum ein. Eine Flucht war nun nicht mehr möglich, da die Aufrührer die Piſtolen anſchlugen. Einer der Terroriſten, ſo ſchilderte Hedvicek den An⸗ ſchlag auf den Bundeskanzler, hat vor dem Bundes⸗ kanzler ſtehend, in dem Augenblick, als der Kanzler wie zur Abwehr die hände über dem Kopf zuſammenſchlug, knapp hintereinander zwei Schüſſe auf ihn abgegeben. Die weiteren Vorgänge konnte Hedvicek nicht mehr verfol⸗ gen, weil er von den Leuten gezwungen wurde, die Hände hoch zu halten und ſich mit dem Geſicht zur Zimmerwand zu ſtellen. Wie die bisherigen Erhebungen ergeben haben, blieb Dr. Dollfuß krotz ſeiner ſchweren Verletzungen noch einige Stunden am Leben und teilweiſe auch bei Bewußtſein, obwohl er erſt nach 20 Minuten verbunden wurde. Gegen 3,45 Uhr nachmittags iſt der Bundeskanzler ſeinen Verletzungen erlegen. An ſeiner Leiche wurden zwei Schußverletzungen feſtgeſtellt. Nach den Angaben des Gerichtsarztes, Univerſitätsprofeſſor Werkgart⸗ ner, iſt ein Schuß links am Hals eingedrungen, hat das Rückenmark durchbohrt und iſt durch den Körper bis zur rechten Achſelhöhle gegan⸗ gen. Der zweite Schuß drang in der linken Halsſeite ein und war ein Steckſchuß. Keiner der beiden Schüſſe war unmittel⸗ bar tödlich, vielmehr iſt der Tod des Bundeskanzlers durch Verblutung eingetreten. Mehrere Verdachtsmomente lenkten ſich auf netta, daß er die tödlichen Schüſſe abgefeuert hat. Dieſer gab auch zu, daß er einen, möglicherweiſe auch beide Schüſſe auf den Bundeskanzler abgegeben hat. Er erklärt jedoch, daß er nicht die Abſicht gehabt habe, den Bundeskanzler zu treffen, geſchweige denn zu töten, um⸗ ſoweniger, als ausdrücklich die Parole ausgegeben wor⸗ den ſei, daß keinerlei Gewalttaten dieſer Art, insbeſondere Erſchießungen, vorgenommen werden dürften, ausgenom⸗ men in den dringendſten Notfällen. Die Ausſagen Planeitas Nach der Wiederaufnahme der Verhandlung wurde dom Militärgerichtshof der Hauptangeklagte Planetta zuerſt vernommen. Auf die Frage des Vorſitzenden, warum Pla⸗ netta in das Bundeskanzleramt eingedrungen ſei, erwiderte der Angeklagte: „Auf Befehl!“ Er gab jedoch nichl an, auf weſſen Be⸗ fehl. Planetta gab nun eine genaue Darſtellung ſeiner Anord⸗ nungen. Am Vormittag des 25. Juli um 5 Uhr früh be⸗ ganß er die ihm als Truppführer unterſtehenden Leute zu berſtändigen, daß ſie zwecks einer Aktion in einer Turnhalle im 2. Bezirk ſich einzufinden hätten. Um 11,30 Uhr kam er ſelbſt in die Turnhalle. Um 12,15 Uhr fuh⸗ ren ſie dann mit Kraftwagen vor das Bundeskanzleramt. Planetta ſchilderte dann eingehend, wie er die Schüſſe auf den Bundeskanzler abgegeben habe. Aufſehenerregende Wendung Der Prozeß nahm nunmehr bei der Vernehmung des Angeklagten Holzweber eine aufſehenerregende Wen⸗ dung. Es kam zunächſt das Abkommen zwiſchen den Putſchi⸗ ſten und den eingeſchloſſenen Regierungsmitgliedern auf freien Abzug zur Sprache. Der Verhandlungsleiter fragte den Angeklagten Holzweber: Hat bei der Uebergabeverhand⸗ lung Miniſter Fey ſchon von der ſchweren Verletzung des Bundeskanzlers gewußt? Angeklagter: Der Mini⸗ ſter hat davon gewußt und auch den Bundeskanzler in ſei⸗ nem Blut liegen ſehen. Miniſter Fey hat erklärt, daß dieſe Sache gütlich beigelegt werden ſolle; dies ſei auch der Wunſch des Kanzlers. ö Miniſter Fey habe auch ſein Soldatenehrenwork für die Einhaltung des freien Abzuges, an den keine Bedingung ge⸗ knüpft war, gegeben. Pla⸗ Miniſter Jey erklärte bei ſeiner darauffolgenden Vernehmung, daß die Angabe des Angeklagten Holzweber richtig ſei; er habe das freie Geleit unter Soldatenehrenwort zugeſichert, wenn die Putſchiſten die Waffen ſtreckten. Zu dieſer Zeit habe er von 1 des Bundeskanzlers bereits gewußt. Darauf wurde Miniſter Neuſtädker⸗Skürmer vernommen. Dieſer gab zuerſt eine Darſtellung des mit den Aufrührern zuſtande ekommenen Abkommens ſagte weiter: Als der Hergang des Todes des Kanzlers bekannt wurde, hat der mittlerweile vor dem Bundeskanzleramt er⸗ ſchienene Bundesminiſter Schuſchni 9 9 ge Da ergibt 55 ja eine ganz neue Situation. Hier iſt ja ein Mord fesche en. Infolgedeſſen wird die Regierung vorläufig bis zur en des Falles die geſamken Auf⸗ ſtändiſchen in Gewahrſam nehmen. Ich möchte darauf hinweiſen, daß ich mein Soldaten⸗ ehrenwort gegeben habe. Ein Soldatenwort gibt man Soldaten. Ich überlaſſe es dem Gericht, zu beurteilen, ob ſich Soldaten ſo benommen hätten, daß ſie ärztliche Hilfe und geiſtlichen Beiſtand einem Todverwundeten verweigern. Die Schüſſe waren tödlich Dollfuß iſt nach der Feſtſtellung eines Sachverſtändigen durch zwei Schüſſe getroffen worden; der erſte drang ſechs Zentimeter unterhalb des Ohres in die Halsgegend ein. Das den Halswirbel durch, durchſchlug das Rückenmark und iſt unter dem Scheitel der Achſelhöhle ausgetreten. i Geſchoß hat den Hals abwärts durchſchlagen, drang 8 5 1 1 Die Verletzung war unbedingt ködlich. Auf die Frage des Vorſitzenden, ob der Bundeskanzler bei entſprechend raſcher Pflege hätte gerettet werden können, erklärte der Sachverſtändige, daß der Bundeskanz ⸗ ler zwar langſam verblutet und durch die hierdurch hervorgerufene Schwäche verſchieden ſei, daß jedoch auch bei ſofortiger Pflege nur das Leben verlängert, nicht je⸗ doch hätte gerettet werden können. Die letzten Worten der Angeklagten Nach den Plädoyers ſprachen die beiden Angeklagten einige Schlußworte. Planetta ſagte: „Ich bin kein Mörder, ich wollte Dr. Dollfuß nicht köken, ich bitte Frau Dollfuß um Verzeihung.“ Holzweber ſagke: Ich bin an dem Mord unſchuldig. Es war der ausdrückliche Auftrag gegeben worden, es dürfe kein Blut fließen. Wir glaubten, daß Dr. Rintelen ſich im Bundeskanzleramt befinden werde, als wir eindrangen, ſo wenigſtens war uns am Tage vorher geſagt worden. Ich kann nur noch das eine ſagen, ich habe aus glühender Va⸗ terlandsliebe gehandelt. * Die Begründung des Todesurteils In der Begründung des Urteils gegen Planetta und Holzweber heißt es u. a.: Der den beiden Angeklagten zur Laſt gelegte Tatbeſtand des Verbrechens des Hochver⸗ rats ſei einwandfrei erwieſen. Die Angeklagten ſeien Mit⸗ glieder der Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei, ſeien geſtändig, an der Aktion auf das Bundeskanzleramt teilgenommen zu haben, und es ſei ihnen bekannt geweſen, daß die Regierung gefangengeſetzt werden ſollte. Es ſeien insgeſamt 150 Perſonen in das Gebäude eingedrungen, wo⸗ mit bereits das Tatbeſtandsmerkmal der Empörung gege⸗ ben ſei. Die beiden Angeklagten hätten als Ra delsfüh⸗ rer mitgewirkt. Was das dem Planetta zur Laſt gelegte Verbrechen des Mordes anlangt, ſo ſei er ſelbſt geſtän⸗ dig, auf den Bundeskanzler geſchoſſen zu haben. Für die Tötungsabſicht ſpreche insbeſondere der Vorgang ſelbſt, die Verwendung einer abſolut tödlichen Waffe aus ganz kurzer Entfernung. Bei Planetta ſei als erſchwerend das Zuſam⸗ mentreffen von zwei Verbrechen, der Umſtand der Abgabe von zwei Schüſſen ſowie die Wichtigkeit der Perſönlichkeit des Bundeskanzlers für das ganze Vaterland angeſehen worden. Als mildernd habe ſeine Unbeſcholtenheit gelten kön⸗ nen. Bei Holzweber ſeien erſchwerende Umſtände auch nicht zu verzeichnen. Als mildernd könne das Geſtändnis und die Unbeſcholtenheit angeſehen werden. Tauſchitz und Papen Die Wiederaufnahme normaler Beziehungen. Wien, 31. Juli. Bundesamtlich wird mitgeteilt: Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg hat den Staatsſekretär für Auswärtige Ange⸗ legenheiten, Ingenieur Tauſchitz, empfangen und teilte ihm mit, es erſchiene ihm mit Rückſicht auf die allgemeine Situation wünſchenswert, daß Staatsſekretär Tauſchitz wieder die Führung der Geſandtſchaft in Berlin über⸗ nehme. Der Skaatsſekretär Tauſchitz wird ſchon nach Ueber gabe des Amtes an den neuernannten Außenminiſter Berger-Waldenegg in den nächſten Tagen nach Berlin zu⸗ rückkehren und die Geſchäfte der Geſandkſchaft wieder über⸗ nehmen. In gutunterrichteten Kreiſen wird bekannt, daß die Er⸗ teilung des Agreements an Herrn von Papen am Mittwoch oder Donnerstag dieſer Woche erfolgen ſoll. Ent⸗ gegen anderslautenden Gerüchten einer gewiſſen Auslands⸗ preſſe ſoll die öſterreichiſche Regierung keineswegs die Ab⸗ ſicht haben, die Erteilung des Agreements an Bedin⸗ gen politiſchen Charakters zu knüpfen. Die beſchloſſene Enkſendung des Geſandten Tauſchitz wird in allen diplomatiſchen Kreiſen als ein deutliches Zei⸗ chen für die ce der Regierung bewertet, jetzt ſo ſchnell wie möglich wieder zu einer Aufnahme normaler Beziehun⸗ gen und zu der Wiederherſtellung einer enkſpannken At⸗ moſphäre mit Deutſchland zu gelangen. Jedoch ſoll die öſterreichiſche Regierung beabſichtigen, über einige Fragen eine Klärung von deutſcher Seite herbeizuführen. der Mürgermeiſter von Worms. Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. 3 Als im vorigen Jahrhundert einer der Battenberger müde und alt geworden war vom Amt, hatte er ſich hier am Rheinſtrom, ganz außerhalb der Stadtmauer, das Wormſer Haus erbaut. 8 Das heißt, den Beinamen„Wormſer Haus“ hat es erſt in ſpäteren Jahren erhalten. In den Mauern dieſes Hau⸗ ſes glühte allzeit eine brennende Liebe zur Heimat und zur Vaterſtandt, und manch guter Rat, manch treues Wort nahm ſeinen Weg hinunter in den Rat der Stadt. In jener Zeit hat ihm einer den Namen„das Wormſer Haus“ gegeben und ſo iſt es bis auf den heutigen Tag geblieben. 5 Wenn Frau Emerentia Battenberg ſich müde geſehen hat an den großen und kleinen Türmen der Stadt orms, an der Mainzer⸗ und der Martinspforte, und wie die Tore alle heißen, dann 1 ſie nur an ihrem Krückſtock hin⸗ überzuhumpeln, wo über Eck das andere Fenſter zum Rheinſtrom hinausführt. a Hier ſitzt ſie auch eigentlich am allerliebſten! Denn die Türme und re bleiben allemal dieſelben, aber der Rheinſtrom hat immer ein anderes Geſicht. Zu jeder Tageszeit, wenn die Sonne ſich in ihm ſpie⸗ gelt oder die grauen Regenwolken, wenn der Frühlings⸗ wind über die Lande brauſt oder ſtiller weißer Winter⸗ ſchnee die Fluren deckt; jetzt iſt es Hochſommerzeit und das Korn beginnt zu reifen auf den Feldern. In den Weinbergen haben die Trauben ihre grünen Beeren angeſetzt, die in dieſem Jahr eine gute Ernte ver⸗ ſprechen. Denn warm und unentwegt brennt die Auguſt⸗ onne vom wolkenloſen Himmel und die Beeren ſchwellen und dehnen ſich, daß es eine Freude iſt. Frau Emerentia Battenberg ſah dieſes Werden und Vergehen in der Natur ſchon zum fünfundachtzigſten Male. Aber ihr Geiſt war noch klar und friſch und ſie führte ein ſtrenges Regiment im Wormſer Haus. Das ſpürten ſie alle, ihre fleißige Enkelin Dorothee, die ſeit der Lähmung der Ahne den Hausſtand übernommen, das Arenkelkind Sibylle und die Mägde. Sibylle war ein Waiſenkind und voriges Jahr aus der Pfalz herübergekommen zur Urgroßmutter. Weitere Grenzübertritte nach Südſlawien Nach Meldungen aus Kärnten iſt dort der Wider⸗ ſtand der Aufſtändiſchen ſo gut wie gebrochen. Der Füh⸗ rer der 300 Aufſtändiſchen, der Förſter Wölz, der den Rabenſtein an der ſüdſlawiſchen Grenze drei Tage hin⸗ durch gegen Regierungstruppen verteidigte, iſt mit ſeinen Leuten auf ſüdſlawiſches Gebiet übergetreten. Im ganzen ſind nach den bisher vorliegenden Meldun⸗ gen 2000 Flüchklinge über die ſüdſlawiſche Grenze gegangen. Sie wurden nach Uesküb im Innern Serbiens in ein Inker⸗ nierungslager gebracht. Der Zuſtand Hindenburgs Ernſte Beſorgniſſe.— Später Beſſerung. Neudeck, 31. Juli. 9,50 Uhr vormittags wurde mitgeteilt: Der Herr Reichspräſident, der ſeit einigen Monaten an einer Bla⸗ ſenerkrankung leidet, hatte in Neudeck weſentliche Erholung gefunden. In völliger geiſtiger Friſche und erfreulicher körperlicher Verfaſſung erledigte er ſeine Dienſtobliegenhei⸗ ten und war noch geſtern in der Lage, Vorträge entgegen⸗ zunehmen. 8650 die et 20 Eine leichte körperliche Schwäche, die ſeit einigen gen ſich eb machte, hat jedoch in dieſer Nacht zu⸗ genommen. Bei dem hohen Alter des Herrn Generalfeld⸗ marſchalls iſt daher ernſte Sorge begründet. Die behan⸗ delnden Aerzte ſind in Neudeck anweſend; fortlaufende Be⸗ richkerſtakltung wird folgen. Am die Mittagszeit wurde folgendes ärztliche Bulletin ausgegeben: „Der Herr Reichspräſident nahm am Vormittag einen Morgenimbiß außerhalb des Bettes zu ſich. Hierbei war er voller Teilnahme für ſeine umgebung. Nach Kückkehr in das Bett krat ein ruhiger Schlaf ein. Jieber iſt nicht vor⸗ handen. Puls: kräftig, zahlenmäßig erhöht.(gez.) Pro⸗ feſſor Sauerbruch mik Dr. Krauß, Dr. Adam, Profeſſor Kauffmann.“ Keine Verſchlechterung Dienstag nachmittag 5 Uhr wurde folgende Mitteilung der Aerzte ausgegeben: „Im Juſtand des Herrn RKeichspräſidenten iſt keine Ber⸗ ſchlechterung eingetreten. Zu Mittag erfolgte eine geringe Nahrungsaufnahme. Kein Fieber. Puls zufriedenſtellend.“ In ernſter Sorge und aufrichtiger Anteilnahme lenkt die überraſchende Botſchaft aus Neudeck die Gedanken und Herzen aller Deutſchen nach dem oſtpreußiſchen Land⸗ ſitz des greiſen Reichspräſidenten. Bei dem hohen Alter des Generalfeldmarſchalls— er ſteht bekanntlich im 87. Le⸗ bensjahr— mußte man ſich ja mit dem Gedanken, daß eines Tages das Unfaßbare eintreten würde, allmählich vertraut machen, das deutſche Volk wünſchte jedoch ſtets, daß dieſes noch lange hinausgeſchoben werden möchte, und die eiſerne Geſundheit Hindenburgs, des ſchon zu einer mythiſchen Geſtalt gewordenen deutſchen Nationalhelden, gab berechtigte Hoffnung, daß er uns noch jahrelang erhal⸗ ten bliebe. Mit Schrecken vernimmt daher nun das deutſche Volk, daß der Zuſtand ſeines verehrten Reichspräſidenten und Generalfeldmarſchalls zu ernſten Befürchtungen An⸗ laß gibt. Glücklicherweiſe lauten die neueſten Meldungen wieder etwas hoffnungsvoller. Es gibt wohl in ganz Deutſchland niemand, der nicht aus ganzem Herzen wünſchte, daß unſer Reichspräſident von dem Schwächeanfall ſich wie⸗ der erholen möchte. Millionenfach ſteigen heute die Wün⸗ ſche und Gebete zum Himmel: Gott erhalte uns noch lange unſern Hindenburg! Anteilnahme der engliſchen Oeffentlichkeit London, 1. Auguſt. Die Nachricht von dem ernſten Befinden des Reichspräſidenten von Hindenburg erregt in der geſamten Oeffentlichkeit die größte Anteilnahme. Alle Blätter veröffentlichen auf der vorderſten Seite Bilder des in ganz England hochgeachteten und verehrten Marſchalls und drücken angeſichts des hohen Alters des Reichspräſi⸗ denten Beſorgnis aus. Sie hatte wieder Leben und Aufregung in das bis da⸗ hin ſo ſtille, vertrauenerweckende Haus am Rhein gebracht, und ihre jungen zwanzig Jahre wollten oft nicht ſo recht hineinpaſſen in die Gewohnheiten der alten Menſchen und den vergilbten Lavendelduft der unergründlich tiefen Wandſchränke. Jetzt war Sibylle, die von Muhme Dorothee hände⸗ ringend geſucht wurde, im ſauberen Garten, mit ſchnur⸗ geraden Buchsbaumreihen eingefaßt, und auf den Beeten blühten leuchtend bunte Spätſommerblumen, denn der September ſtand vor der Tür. Eine breite Mauer trennte den Garten vom Strom, der tief unten ſo breit und geruhig dahinfloß. And gegen⸗ über am jenſeitigen Afer ſah man die Weinberge und fruchtbaren Felder des heſſiſchen Landes ſich dehnen. Jetzt hörte Sibylle jenſeits der Gartenmauer Schritte daherkommen aus der Richtung der Stadt. Ihr Ziel ſchien juſt das Wormſer Haus zu ſein, denn ſie bogen vom Wege ab und traten durch die eiſerne Gitterpforte in den Hof. Und nun hörte ſie bis hier draußen den Klopfer dröhnen durch die klare Luft. Sie war ein wenig verdutzt und ſah ſich ängſtlich nach allen Seiten um, als ſuche ſie ein Verſteck. Drinnen im Hauſe aber öffnete die alte Magd vorſich⸗ tig die Haustür. Ein großer und ſtattlicher Mann ſtand davor. Seine tiefen, dunklen Augen hatten einen offenen und klugen Blick, und das energiſch vorſpringende Kinn zeugte von Tatkraft und Energie. Die dunklen Augenbrauen 4 über der Naſenwurzel zuſammengewachſen, das gab dem Geſicht einen ernſten, männlichen, faſt herben Zug. Der vornehme Ankömmling fragte mit tiefer Stimme, ob ex die ehr⸗ und tugendſame Frau Emerentia Batten⸗ berg ſprechen könne. Die Magd hatte ehrfürchtig einen tiefen Knicks gemacht und erſchrocken geftüſte 5 i a l „Solche Ehre! Ich werde den Herrn Hofpflazgrafen anmelden.“ Damit führte ſie den Herrn ſamt vielen Knickſen in die Diele und eilte die Treppe hinauf. Sie war ganz außer Atem, als ſie bei der Ahne meldete: „Der Herr Johann Friedrich Seidenbender ſelbſt bitter um eine Unterredung.“ Frau Emerentia ſah geſpannt auf. „Dann hat er Wichtiges zu vermelden, Marie. Bringe mir meine violette Sonntagshaube und den kleinen Spie⸗ Kurzmeldungen Verbot der„Deutſchen Zeitung“ gen eines zu der Erkrankung des Herrn Reichspräſidenten herausgegebenen äußerſt taktloſen Kommentars in ihrer Abendausgabe vom 41. Juli auf acht Tage verboten. Die fragliche Nummer wurde beſchlagnahmt. Dem verantwort⸗ lichen Schriftleiter wurde ſofort bis auf weiteres die Preſſe⸗ karte entzogen. Der GA ⸗Arlaub vorbei Ein Erlaß des Chefs des Stabes. 8 Berlin, 31. Jul. die SA erlaſſen: Tragens des Dienſtanzuges uſw. vorderſter Fronk hinzugeben. Allerdings in einem anderen Sinne, als das in den Arlaubsverfügungen der nunmehr abgelenkt wurde. Schlichtheit, vorbildliche Haltung in und außer Dienſt, Verbundenheit mit Volk brüchlichen Inſtrument in ſeiner Hand machen. Es lebe der Führer, es lebe Deutſchland! Der Chef des Stabes: u tze.“ Von der vierken Südamerikafahrk 1934 zurück. Friedrichshafen, 31. Juli. Kilogramm Fracht an Bord. Miklas Dank an Hindenburg Berlin, 1. Auguſt. wortet: ſchweren Unglück, das Oeſterreich durch das Hiuſcheiden ſeſ. despräſident Miklas.“ Die Regelung des Kartoffelabſatzes Eine neue Verordnung. feln. Sie hat mit vollem Erfolg den Abſatz der deutſchen Frühkarkoffelernte zu gerechten Preiſen und eine ausrei⸗ chende Verſorgung der Bevölkerung krotz des durch die Trok⸗ kenheit verurſachten Mindererkrages ermöglicht. mehr durch eine Verordnung über die Regelung des Abſatzes von Kartoffeln, die ſoeben im Reichsanzeiger erſcheint, abge⸗ löſt. Die Verordnung gibt dem Reichsnährſtand im weſentli⸗ chen die gleichen Ermächtigungen, die er für die Frühkartof⸗ felmarktregelung erhalten hatte, nunmehr auch fur die Ver⸗ Ihr Erkrag ſteht zurzeit natürlich noch nicht feſt. Die Niederſchlagsmengen, die in den letzten zehn Tagen gerade in den bis dahin von der Trockenheit betroffenen Gebielen des Reichs in ſehr beträchtlichem Umfange niedergegangen ſind, laſſen ein befriedigendes Ergebnis erwarken. Kowno. Die Litauiſche Telegraphenagentur erklärt, daß Gerüchte über eine Auflöſung des Memelländiſchen Land⸗ wertung der geſamten Kartoffelernte. gel. Wir dürfen den Vielbeſchäftigten nicht warten laſſen.“ 8 tages vollſtändig unzutreffen ſind. S And während Marie in großer Eile die Sonntagshäube mit der alten Garnitur auswechſelte und ſchnell noch et⸗ waige Stäuhchen von den blank polierten Möbeln wiſchte, beſchäftigten ſich die Gedanken der alten Frau lebhaft mit dem Beſucher. Es war Johann Friedrich Seidenbender, zu jener Zeit einer der erſten Männer von Worms i Er war Lizentiat der Rechte und kaiſerlicher Hofpfalz⸗ graf und bekleidete zeitweiſe das Amt eines regierenden Schultheißen. N 5 Ein gelehrter Mann, voller Tatkraft, umſichtig und geſchäftskundig, widmete er mit Hingebung alle Kräfte ſei⸗ ner Vaterſtadt. Als kaiſerlicher Hofpfalzgraf hatte er bedeutende Rechte, ſo insbeſondere das Recht, Doktoren zu ernennen Ferner war er Mitglied des Dreizehnerkollegs, jenes beſtändigen inneren Rates, der zu dieſer Zeit das Regiment ausübte und Worms regierte. i 5 Es ſtand Johann Friedrich Seidenbender jetzt im 38. Lebensjahre und auf der Höhe ſeiner Kraft und Schaf⸗ fensfreude. 8 Als Seidenbender unten auf der ſonnigen Diele mit großen Schritten wartend auf und ab ging, das Barett auf den Eichentiſch Se die Hände, die faſt verborgen waren unter den Spitzenmanſchetten der langen Aermel, auf dem Rücken verſchränkt, öffnet ſich leiſe knarrend eine Seitentür und 1 Battenberg ſteckte 9 den 8 iht roſiges Geſicht durch die Spalte. Sie hatte doch den Klopfer gehört und wußte nun gerne, was los war. Dann blieb ſie ſtehen und wagte nicht recht, näherzu⸗ kommen. Denn des Seidenbenders große, dunkle Augen ruhten ſinnend auf dem anmutigen Bild und muſterten ſie von oben bis unten. Eine Glutwelle ſchoß langſam in ihr Geſicht und ſie wollte ſich verlegen wieder zurückziehen. Da trat er raſch auf ſie zu. i 5 „Laſſet Euch nicht ſtören durch mich, Jungfrau. Ich gehe gleich hinauf zur Frau Emerentia Battenberg“ Da trat ſie frei auf die Diele und reichte ihm die Hand. „Verzeihet, wenn ich neugierig ſchien. Aber ich hörte den Klopfer, und ich habe allweil ſo große Furcht vor den Franzoſen.“ Er krauſte die Stirn. 8 „Furcht tut nichts Gutes. Sondern wir ſollen frei und mutig in allen Dingen ſein. Was ſoll der Franzoſe den⸗ ben, wenn er bei uns im Deutſchen Reich überall nur auf Angſt und Zagen ſtößt? Seid Ihr die Arenkelin der Frau Emerentia, die in der Pfalz ſchon ſo Arges erlebte?“ Berlin, 1. Auguſt. Die„Deutſche Zeitung“ wurde we und Bewegung ſind die Grundſätze der SA, in denen ſie ſich mit dem Fü, rer verbunden weiß, und die ſie zum kraftvollen, unver⸗ „Graf Zeppelin“ iſt von ſeiner vierten diesjährigen Amerikafahrt zurückgekehrt und. glatt gelandet. Die Führung hatte Kapitän Lehmann. Das Luftſchiff hatte 16 Fahrgäſte, 149 Kilogramm Poſt und „Der öĩſterreichiſche Bundespräſident hat an den Herrn Reichspräſidenten auf ſein Beileidstelegramm anläßlich des Attentats auf Bundeskanzler Dr. Dollfuß wie folgt geant⸗ „Jür die Kundgebung herzlichſter Anteilnahme an dem g nes Bundeskanzlers Dollfuß betroffen hat, bitte ich Euer Excellenz den aufrichtigſten Dank entgegenzunehmen. Bun. Am 31. Zuli endet die Marktregelung für Frühkartof⸗ Die abgelaufene Frühkartoffelmarktregelung wird nun: 5 1 5 9 Der Chef des Stabes hat folgenden Tagesbefehl an „Am 1. Auguſt iſt der SA⸗Urlaub zu Ende. Mit dieſem Tage ſetzt der volle Dienſtbeginn wieder ein; gleichzeitig entfallen alle mit dem Urlaub zuſammenhängenden Ein ſchränkungen, z. B. bezüglich der Arbeit in den Stäben, dez Damit krikt die SA in unſerem Volk wieder voll Erſcheinung, um ſich ihrer Aufgabe mit Enkſchloſſenheit in beſeitigten Verräter zum Ausdruck kam. Die SA will und muf; zurück zu dem alten Kurs, der ſie groß und fark werden ließ und von dem ſie künſtlich gegen ihren Willen 5 Aus dlemladlisclien Claude Heidelberg.(Vermißt.) Seit dem 24. Jult wird ein 68 Jahre alter Invalide vermißt, der ſich zum Holſſammeln nach dem Stadtwald(Königsſtuhlgebiet, Rieſen⸗ ſtein) begeben hat. Es wird angenommen, daß er infolge eines Schwächeanfalls geſtorben iſt. Er war 1.70 Meter groß, hatte graue Haare und Vollbart, trug lange Hoſe, weiß⸗ gelben Rock und ſchwarzen Hut. Eberbach.(Vergiftung durch Speiſeeis.) Unter Vergiftungserſcheinungen erkrankt ſind in Neckarwim⸗ mersbach etwa 15 Perſonen. Neben Durchfall und Erbrechen hatten ſie hohes Fieber, ſo daß zwölf Perſonen in ärztliche Behandlung genommen werden mußten. Die Erkrankten hat⸗ ten Speiſeeis genoſſen. Man vermutet, daß dieſes nicht einwandfrei war. Die Anterſuchung iſt eingeleitet worden. Zwei wackere Lebensretter. UI Schwetzingen, 31. Juli. Die beiden Rheinauer Haupt⸗ lehrer, SA⸗Mann Fleuchaus und SS⸗Mann Armbruſter, retteten ſechs Perſonen vor dem ſicheren Tode des Ertrinkens am Rohrhofer Strandbad. Ein Erwachſener ging, links und rechts von ſich je zwei Kinder im Alter von etwa zehn Jahren, durch das metertiefe Waſſer. An einer Vertie⸗ fung ging er mit den Kindern unter. Durch das Schreien der Kleinen aufmerkſam geworden, eilten die beiden Retter ſofort zur Stelle und konnte alle 5 Perſonen ſicher an Land bringen. Kurz darauf war Fleuchaus nochmals gezwungen, erneut ins Waſſer zu gehen und einen des Schwimmens nicht kundigen Knaben, der dem Ertrinken nahe war, an Land zu ſchaffen. Tarifordnung für die Steininduſtrie. () Karlsruhe, 31. Juli. Der Treuhänder der Arbeit für das Wirtſchaftsgebiet Südweſt hat unterm 20. 7. 34 eine Tarifordnung für die Steininduſtrie erlaſſen. Die Ver⸗ öffentlichung erfolgte im Reichsarbeitsblatt. Sonderdrücke kön⸗ nen von der Geſchäftsſtelle des Reichsarbeitsblattes, Berlin W'8. Unter den Linden 33 bis 35, bezogen werden. J) Gaggenau.( Betriebsunfall.) In den Daim⸗ en weten war der 22jährige Elektrotechniker Artur Ben⸗ der, der einzige Sohn des Bürgermeiſters von Staufenberg, in der großen Montagehalle mit Ausbeſſerungsarbeiten an der Hochſpannungsleitung beſchäftigkt. Er war jedenfalls dabei der Leitung zu nahe gekommen, erhielt einen elektriſchen Schlag und ſtürzte in die Tiefe. Der Bedauernswerte erlitt einen ſchweren Schädelbruch, der Tod trat alsbald darnach ein Villingen.(25 Jahre Realgymnaſium Wil⸗ lingen.) Die Jubiläumsfeier des 25jährigen Beſtehens des Realgymnaſiums Villingen wurde durch einen eindrucksvollen Feſtakt begangen, zu welchem zahlreiche ehemalige Lehrer und Schüler erſchienen waren. Im Mittelpunkt der Feier ſtand die Enthüllung einer Gedenktafel durch Direktor Dr. Ball⸗ weg mit den Namen der drei Lehrer und zwölf Schüler der Anſtalt, welche im Weltkrieg den Heldentod ſtarben. Tag des deutſchen Volkstums in Baden. Nach einer Bekanntmachung des Miniſters des Kultus und Unterrichts wird der Tag des deutſchen Volkstums (Feſt der deutſchen Schule) in Baden am Sonntag, den 23. September, feſtlich begangen. Sämtliche Schulen jeder Stadt und jeder Gemeinde führen 805 Tag gemeinſam durch. Son⸗ F einzelner Schulen kommen alſo nicht in Betracht. Trachtentag in Bad Dürrheim. Bad Dürrheim. Bad Dürrheim ſtand im Zeichen eines Trachten⸗ und Heimattages. Man ſah Trachtengruppen aus dem ganzen Gebietszug vom Oberrhein bis zum Neckar. Sehr viel Beachtung fand wiederum die etwa hunderkköpfige Trachtengruppe aus Neuſtadt i. Schw. mit ihrer Bauern⸗ hochzeit. Der zweite Teil des Feſtaktes war dann alten bodenſtändigen Bauerntänzen gewidmet. Der Veranſtaltung wohnten neben zahlreichen anderen Ehrengästen der badiſche Innenminiſter Pflaumer bei. Erſtes Bauernthing des Kreiſes Waldshut. () Tiengen, 31. Juli. In Tiengen fand das erſte Bauernthing des Kreiſes Waldshut verbunden mit einer machtvollen Kundgebung der Bauernſchaft ſtatt. Der Thing⸗ platz iſt der hiſtoriſche in früheren Jahren bereits benutzte Platz beim Langenſtein an der Wutach. Zu der Veranſtaltung erſchienen auch Landes⸗, Kreis⸗ und Ortsbauernführer, ſowie Landesbauernführer Huber, M. d. R., Landesobmann Engler⸗ Füßlin u. a. Landesbauernführer Huber gab in einem län⸗ geren Referat Kenntnis von den neuen Geſetzen und Richk⸗ linien, die den Bauern für die Zukunft wieder einen Empor⸗ ſtieg bringen ſollen. Nach dem Feſtzug erfolgte eine große öffentliche Kundgebung, an die ſich dann die Weihe der Kreisbauernfahne, ſowie der übrigen 20 Fahnen ſchloß. Die badiſchen Jäger in Haßlach O Haslach i. K., 31. Juli. In Haslach i. K. fand die letzte Tagung bezw. Hauptverſammlung des badiſchen Bundes deutſcher Jäger ſtatt. Die e in die Deutſche Aagertcaff ſteht bekanntlich bevor. Der Veranſtaltung ging eine Ehrung der gefallenen Waidmänner und Toten des Weltkrieges„oraus. Unter rieſiger Beteiligung aus Baden, Württemberg und der Schweiz fand am Vorabend ein Be⸗ grüßungsabend ſtatt. Tie Gäſte waren von den Darbietun⸗ gen reſtlos begeiſtert. Der Vorſitzende, Erbprinz und Landgraf zu Fürſtenberg, brachte dies auch in einer, mit ſtürmiſchem Beifall aufgenommenen Anſprache zum Ausdruck. Auf der Jahreshauptverſammlung konnte man Miniſter Pflaumer. Karlsruhe, begrüßen. Die kurze Rede des Mini⸗ 1 aus welcher ſeine Anhänglichkeit zum Waidwerk zu er⸗ ennen war, fand ſtürmiſchen Beifall. Nach Erledigung des geſchäftlichen Teils hielt Oberſt a. D. Pilgrim das Schluß⸗ Wort. Selbſtmord des Wilderers von Schleitheim () Waldshut. Der 34jährige Zilderer Gottfried Schudel von Beggingen, der vor einigen Tagen den Jagd⸗ aufſeher Schnetzler im Walde bei Schleitheim erſchoſſen hat, wurde von Spaziergängern an der ſogenannten Buckhalde oberhalb Beggingen kot aufgefunden. Er hatte ſich mit dem Flobertgewehr in den Mund geſchoſſen, und zwar offenbar n vor etli Tagen. An den Beinen wurden Spuren on Schrotkörnern feſtgeſtellt, die von einem Schuß herrüh⸗ ren dürften, den Schnetzler kurz vor ſeinem Tod abgab. Schudel, Landwirt und Hilfsarbeiter, war ledig. Er hatte be⸗ 1 17 Vorſtrafen wegen Einbruchs, Diebſra, und Wil⸗ erns. N 3 Aus den Nachbarländern Ludwigshafen.(Fahrrad die b gefaßt.) Ein 48⸗ jähriger Mann aus Frieſenheim wurde dabei erwiſcht, als er im Begriff war, zwei in Ludwigshafen geſtohlene Fahr⸗ räder zu verkaufen. Er hatte die Räder durch Beſeitigung der Fabrikmarken unkenntlich gemacht. Vermutlich liegen ihm noch weitere Diebſtähle zur Laſt. Bad Dürkheim.(Das Dürkheimer Rieſenfaß.) Das Dürkheimer Rieſenfaß, das größte Faß der Welt, das bekanntlich zurzeit auf den Wurſtmarktswieſen der pfälzi⸗ ſchen Badeſtadt errichtet wird, ſieht ſeiner Fertigſtellung enk⸗ gegen und ſoll am 1. September eingeweiht werden. Das Faß iſt im Innern als dreiſtöckige Reſtauration ausgebaut und bietet 400 Perſonen Platz. Wie verlautet, ſoll die feierliche Eröffnung auch auf den Rundfunk übertragen werden. Ellerſtadt.(Opfer eines Unglücksfalles.) In⸗ folge eines Unglücksfalles ſtarb der 1. Bürgermeiſter der Gemeinde, Auguſt Horter. Der Heimgegangene 55 ſich ſtets gewiſſenhaft und opferbereit in den Dienſt der Oeffent⸗ lichkeit geſtellt und genoß allſeitige Hochachtung. Mit ihm verliert Ellerſtadt ſeinen Führer, der ſtets vorbildlich für unſeren Ort und ſeine Heimat gewirkt hat. 5 Schweres Motorradunglück in Bürſtadt Bürſtadt, 1. Auguſt. An der gefährlichen Ecke am neuen Rathaus ereignete ſich ein ſchwerer Unfall. Mer Motorrad⸗ fahrer Lorenz Zimmermann mit dem Soziusfahrer H. Stock⸗ mann kam kurz vor 1 Uhr nachts von Lampertheim. Am Rathaus wurde er durch den leeren Seitenwagen aus der Kurve getragen und fuhr über die Straße an das Rat⸗ haus. Die 450⸗cem⸗Maſchine iſt total zertrümmert. Fahrer und Soziusfahrer wurden meterweit geſchleudert und muß⸗ ten ſchwer verletzt in das Krankenhaus in Worms ver⸗ bracht werden. Ein auf dem Gehweg ſtehender Nachtſchutz⸗ mann wurde von der Maſchine erfaßt und erlitt kompli⸗ Pirmaſens.(Selbſtmordverſuch mit Motten⸗ kugeln.) Ein Mädchen, das ſich zur Zeit in Landau bei Bekannten aufhielt, nahm dort aus Liebeskummer Motten⸗ kugeln in größerer Anzahl ein, um damit den Tod herbeizu⸗ führen. Man brachte das Mädchen ins Krankenhaus, wo ihm der Magen ausgepumpt wurde. * Herborn.(Kind verbrüht.) Das dreieinhalb⸗ jährige Kind des Weißbinders Rompf in Schönborn fiel in einem unbewachten Augenblick in einen auf der Erde ſte⸗ henden Waſchtopf, in dem ſich brühend heißes Seifenwaſſer befand. Das Kind zog ſich dabei derart ſchwere Verlet⸗ zungen zu, daß es im Krankenhaus in Dillenburg ſeinen Verletzungen erlag. Kaſſel.(Zuchthaus wegen Wohlfahrtsbe⸗ trugs.) Das Schöffengericht verhängte gegen den 84jähri⸗ gen Joſef Heckert aus Eichſtädt in Baden wegen verſuchten Be⸗ trugs 1 Jahr Zuchthaus und ordnete die Sicherungsverwah⸗ rung an. Der Angeklagte hatte im Juli 1933 in Witzenhauſen verſucht, Reiſegeld nach Baden zu erhalten unter der Angabe, ſeine Eltern wünſchten ſeine Rückkehr. Auf die Anfrage des Wohlfahrtsamtes keilten die Eltern mit, daß ſie den Sohn nicht zu ſehen wünſchten. Der Angeklagte wurde ſeit dem Jahre 1919 insgeſamt 17mal beſtraft. Herrnsheim.(Eiferſucht unter Hauſierern.) Zwiſchen Hauſierern entſtand auf der Straße nach Worms aus Eiferſucht um eine Frau eine Meſſerſtecherei. Einer der Männer erlitt erhebliche gerda Der Schuldige wurde in das Wormſer Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert. Oberſcheld.(Zwei Verletzte beim Sprengen.) Auf der ſtaatlichen Eiſenſteingrube„Königszug“ wurden durch einen zu früh losgegangenen Sprengſchuß die Ar⸗ veiter Schneider aus Tringenſtein und Nickel aus Nanzen⸗ bach ſo ſchwer an den Augen verletzt, daß beide der Gieße⸗ ner Klinik zugeführt werden mußten. Niederwalgern.(Laſtkraftwagen gegen Ei⸗ ſenbahn.) Ein Laſtkraftwagen fuhr Neger eine geſchloſ⸗ ſene Eiſenbahnſchranke und beſchädigte den Schrankenbock. Der Kraftwagenführer fuhr ſofort weiter und konnte noch nicht ermittelt werden.— Auf einem Wegeübergang bei Eiſemroth fuhr ein Laſtkraftwagen aus Endbach gegen einen gerade durchfahrenden Eiſenbahnzug. Der Laſtkraft⸗ wagen wurde in Stücke geſchleift, wobei drei Perſonen leicht verletzt wurden. 0 — Heidenheim.(Vom Starkſtrom verletzt.) Ein füngerer Arbeiter kam in einem Fabrikbetrieb der Hochſpan⸗ nungslei ung zu nahe. Er erlitt hierbei am Oberſchenkel Brand⸗ wunden, die ſeine Ueberführung ins Krankenhaus notwendig machten. Ein Schwindel⸗Neiſebüro Toller Bluff zweier jugendlicher Gauner. Berlin, 31. Juli. Ein ungewöhnlich dreiſtes Betrugs⸗ manöver, durch das in den letzten Wochen etwa 100 Reiſe⸗ luſtige betrogen wurden, leiſteten ſich zwei junge Burſchen durch Gründung eines ſogenannten Reiſevermittlungs⸗ büros, das angeblich Geſellſchaftsfahrten nach der Nord⸗ und Oſtſee, ſowie den nordiſchen Staaten unternahm. Die bei⸗ den Gauner, der 24jährige Hans Käszingk und der 21jäh⸗ rige Auguſt Alberts, konnten jetzt durch die Kriminalpolizei feſgeneinten werden. In der Reichshauptſtadt brachten ſie meiſt in kleineren Lokalen Werbeplakate an und ließen ſich von den Gaſtwirten die Intereſſenten zuweiſen. Durch die ungewöhnlichen Preiſe angelockt, fand ſich auch regel⸗ mäßig eine Anzahl Reiſeluſtiger. Man erlegte gern die verhältnismäßig kleine Anzahlung zwiſchen 5 und 15 Mark und vereinbarte einen Abfahrtstermin. Tatſächlich wurde auch die„große“ Reiſe pünktlich in einem von den Be⸗ trügern gelieferten Geſellſchaftswagen bis Stettin durchge⸗ führt. Dort angekommen, ſtiegen die Fahrtteilnehmer aus, um die Weiterreiſe anzutreten, während die„Unterneh⸗ mer“ mit dem Wagen ſofort nach Berlin zurückkehrten. Außerordentlich unangenehm war dann die Ueberraſchung der Urlauber, als ſie feſtſtellen mußten, daß die ihnen aus⸗ gehändigten Coupons für die Weiterreiſe nach den See⸗ bädern bzw. den nordiſchen Ländern keine Gültigkeit hatten. f 5 2 Schadhafter Gasſchlauch— 3 Tote Ilmenau, 31. Juli. Ein Gasunglück forderte in der Nacht drei Tote. In der im Erdgeſchoß gelegenen Wohnung des Lokomotivſührers a. D. Hermann Treibig war, wäh⸗ rend die Eheleute und eine zur Untermiete wohnende Poft⸗ a deamtin ſchliefen, durch einen ſchadhaften Schlauch Gas entwichen. Als morgens die Poſtbeamtin nicht im dienſt erſchien, forſchte man nach ihr und entdeckte das Unglück. Die Eheleute und die Beamtin waren bereits tot. Lalcale Nuuidcuiau Aus der evang. Kirchengemeinde. Eine gottesdienſt⸗ liche Andachtsſtunde findet morgen Donnerstag abend 8 Uhr anläßlich der 20 jähr. Wiederkehr des Tages des Kriegs⸗ anfanges ſtatt, worauf auch an dieſer Stelle aufmerkſam gemacht wird. Der Rundfunk zum Tage des Kriegsbeginns. Am 2. Auguſt jährt ſich zum 20. Male der Tag des Kriegsausbruches. Der Deutſche Rundfunk überträgt aus die⸗ ſem Anlaß in der Zeit von 19 Uhr bis 19.35 Uhr Aus⸗ ſchnitte aus der großen Friedensrede des Reichsminiſters Heß, gehalten am 8. Juli ds. Is. in Königsberg und gerichtet an die Frontſoldaten aller Länder. An Steuern ſind fällig: 10. 8. Umſatzſteuer für Juli 1934, Tilgungsbeträge auf Eheſtandsdarlehen. 15. 8. Vermögensſteuer, 2. Rate 1934, Aufbringungsanlage, 1. Rate 1934, 1. Umlage nach dem Wirtſchaftsgarantiegeſetz. Ferner Abſchlußzahlungen nach den zuletzt zugeſtellten Steuerbeſcheiden. Nicht rechtzeitige Zahlung hat Nachnahme oder Beitreibung zur Folge. Die Siedlungsgemeinſchaft Mhm.⸗Seckenheim. Ueberall in Volk und Wirtſchaft ſteht heute das Problem des Aufbaues im Vordergrund. Auch die hieſige Siedlungsgemeinſchaft hat ſich in echtem Gemeinſch afts⸗ ſinn an dieſem Aufbauwerk beteiligt. Nun iſt es ſoweit, daß die erſten Siedler bereits ihr im Gemeinſchaftsgeiſt erſtelltes Heim beziehen konnten und mit einem Weihe⸗ akt und einem groß angelegten Sommerfeſt ſoll dieſer Freude Ausdruck gegeben werden am 12. u. 13. Auguſt im Schloßgarten hier. Hierbei wird Herr Stadtgruppenführer und Schulungsleiter M. Schneeberger das Wort ergreifen und über Zweck und Wert der Siedlungsgemeinſchaft ſprechen. Allerhand Unterhaltungen wie Preisſchießen, Tanz, Volksbeluſtigungen werden geboten. Die Vereine werden gebeten, dieſen Tag für die Siedler freizuhalten. * Motorradfahrerin verunglückt. Bei einem Zuſammen⸗ ſtoß zwiſchen einem Perſonenkraftwagen und einem Klein⸗ kraftrad auf der Kreuzung Rüdesheimer⸗ und Dürkheimer⸗ ſtraße erlitt die Kraftradfahrerin eine Gehirnerſchütterung, Sie wurde in das Thereſienkrankenhaus gebracht. J Gäſte von der Saar. An dem ſchwäbiſchen Sänger⸗ feſt in Heilbronn hatten ſich auch Sänger aus dem Saar⸗ gebiet beteiligt. Sie kamen auf ihrer Fahrt nach der Heimat über Mannheim, wo ihnen im Roſengarten ein herzlicher Empfang bereitet wurde. Unker Vorantritt einer Muſikkapells und einigen Fahnen zogen ſie in geſchloſſenem Zug nach Ludwigshafen, von wo die Weiterreiſe ins Saargebiet erfolgt. U Eine Stichprobe. Bei einer auf der Käfertalerſtraße vorgenommenen Prüfung des Kraftfahrzeugverkehrs wurden ein Führer einer Zugmaſchine, weil er die Anhängewageſt ſtark überlaſtet hatte, und ſieben Führer von Kraftfahr⸗ zeugen, die die erforderlichen Papiere nicht mit ſich führten, angezeigt. Ferner wurden 12 Kraftfahrzeuge wegen verſchie⸗ dener techniſcher Mängel beanſtandet. Vom Zirkus Buſch. Was das Publikum ſeit zweitauſend Jahren bis heute in erſter Linie vom Circus verlangt, ſind Tiere, Tiere und nochmals Tiere. Und gleich haben wir da auch das erſte Glanzfeld Buſchs, der(von der außerdem noch mit⸗ geführten umfangreichen Schau⸗Menagerie mit Tieren aller Erdteile ganz abgeſehen) eine ungewöhnliche Fülle hervor⸗ ragenden Tiermaterials in die Manege bringt. Cireus Buſch iſt der erſte und einzige, der eine gemiſchte Raubtier gruppe in ſeinem Programm zeigt, bei der der Meiſter⸗ dompteur Silva Kantor in dem großen Zentralkäfig auf einmal Löwen, Eisbären, tibetaniſche Schwarzbären, ma⸗ laiiſche Kragenbären und däniſche Doggen meiſtert. Kaum weniger ſenſationell geſtaltet ſich die Vorführung von Buſchs prachtvoller Tigergruppe durch Dompteur Richard Rößler. Die Creation Althoffs nennt ſich„Tanzende Elefan⸗ ten“. Aber wie ſie tanzen! Vereint mit einem entzückenden Rokoko⸗Ballett von Tanzkünſtlerinnen des Circus, be⸗ wegen ſie ſich mit Verſtändnis und einer Grazie, die verblüfft. Dazu kommt dann noch vieles andere, auch ein regelrechter Rumba. Untrennbar mit Cirues und Pferd iſt die Reiterei. Hier ſind es mit edelſten Raſſenpferden die Freiheitsdreſſuren von Richard Heß. Die Hohe Schule, dies vornehmſte Gebiet des edlen Pferdeſports, reitet Thereſe Renz. Ihre beiden unvergleichlichen Pferde reprä⸗ ſentieren den Wert eines Vermögens. Dann ſprengt herein, Miß Luch Belley, ſchön, grazibs, vornehm, geſchmeidig, kühn,— alles zuſammen. Salto⸗ mortale, Doppelflickflack auf dem galoppierenden Pferd, das geht mit einer eleganten Selbſtverſtändlichkeit, als müſſe es ſo ſein. Aber als Höhepunkt der Reitkunſt wirbelt und tollt der neunfache Jockeyakt der geſamten Belley⸗Truppe durch die Manege. Sechs entzückende, raſſige Sportmädels und drei ſehnige Männergeſtalten. Auch Exotik gehört zum eiſernen Beſtand des Circus. Heulend und kreiſchend ſtürzt es herein,— zwölf Marokka⸗ ner(Rifkabylen) des Hady Ali, Pyramidenbauer und Springer. Auch der Humor kommt nicht zu kurz bei Buſch. Da ſind zunächſt einmal die drei Cembers mit ihrem Wunder zebra, eine köſtliche Dreſſur⸗Parodie voll origineller Ein⸗ fälle, ferner die drei Brüder Zacchini, die einfach mit ihren drolligen Einfällen die Zuſchauer ergötzen. ö Den Hauptſchlager aber ſerviert Buſch ganz zum Schluß: Der grandioſe Waſſerakt ift der dritte Teil eines großen Manege⸗Schauſpiels, wie man es in einem reiſenden Circus zu ſehen noch nicht Gelegenheit hatte, Blendende Auf⸗ machung, Maſſenaufgebot exotiſcher Menſchen und Tiere. Nicht zu vergeſſen die famoſe Solo⸗Tänzerin Agnes Köhn. Uebergoſſen wird das Ganze von überaus vielgeſtaltigen Beleuchtungseffekten, bei denen die märchenhaften Licht⸗ viſionen der„La Perle“ eine beſondere Rolle ſpielen. Das überaus volle Zelthaus beweiſt, daß Buſch immer noch der Circus der großen Qualität iſt! 5 Kein Sonnenbad ohne Leokrem Kinderreichtum— Volksreichtum Der Gedanke des Familienſchutzes dringt vor! Daß Kinderreichtum Volksreichtum bedeutet, auf der anderen Seite aber der dauernde Geburtenrückgang aller weißen Völker in kurzer Zeit zum Ausſterben dieſer Raſſen überhaupt führen muß, iſt durch das Wirken des notional⸗ ſozialiſtiſchen Staates Gemeingut weiter Kreiſe geworden. Der Schutz der erbgeſunden, kinderreichen, raſſiſch wertvol⸗ len Familie muß daher bei allen Maßnahmen obenan ſtehen. Wir wiſſen, daß beiſpielsweiſe in„ ankreich, wo ſich Zwei⸗ kinderſyſtem und Geburtenſeylbetrag viel früher einſtellten als bei uns, auch früher Pläne verwirklicht wurden, den Kinderreichen finanzielle Erleichterung zu gewähren. Wenn die in Deutſchland verfochtenen ähnlichen Gedanken(über die des Auslandes allerdings durch Hinzunahme der Raſſenpflege moch hinausgehend) nicht ſchlagartig in die Wirklichkeit umge⸗ ſetzt ſind, ſo hat dies zwei Gründe: einmal die Abſicht des Geſetzgebers, das geſamte Steuerweſen und die ganze Finanz⸗ gebarung von Reich, Ländern und Kommunen völlig neu zu regeln— ein Anterfangen, deſſen rieſige Ausmaße man ſich gerade bei der Verflochtenheit des deutſchen Verwaltungs⸗ weſens kaum vorſtellen kann—, zum anderen die äußerſt an⸗ geſpannten Kaſſenverhältniſſe nicht nur ſämtlicher Verwal⸗ tungsſtellen, ſondern auch der Sozialverſicherung. Aufbauen iſt nun einmal ſchwieriger und langwieriger als Zerſtören; und alle Beſchränkungen, die ſich das deutſche Volk auf den verſchiedenſten Gebieten heute noch auferlegen muß, ſind letz⸗ ten Endes auf die Fehler verfloſſener Jahrzehnte zurückzu⸗ führen. Brachte unlängſt die Stadt Berlin durch die Ausſchrei⸗ bung von Ehrenpatenſchaften, die ſie für nachgeborene Kinder übernehmen will, die Abſicht wirkungsvoller Familienpflege zum Ausdruck, hatte die Deutſche Reichsbahn mit ihren un⸗ längſt verkündeten Fahrpreisermäßigungen für Kinderreiche den gleichen Zweck verfolgt, ſo haben wir in jüngſter Zeit abermals zwei Beweiſe erhalten, wie ernſt es allen in Be⸗ tracht kommenden Stellen damit iſt, kinderreiche Familien zu fördern. Dies iſt zunächſt der Reinhardtſche Steuerreform⸗ plan, über den in der Preſſe bereits eingehend berichtet iſt, ferner die ſoeben bekanntgewordene Beitragsſtaffelung für Einzelmitglieder der Deutſchen Arbeitsfront. Abgeſehen von der üblichen Staffelung der Beiträge je nach Verdienſthöhe ſetzt nämlich die Deutſche Arbeitsfront feſt, daß Mitglieder mit 1—3 Kindern bis zum vollendeten 18. Lebensjahr eine Beitragsklaſſe niedriger, Mitglieder mit mehr als 3 Kindern bis zum 18. Lebensjahr ſogar 2 Beitragsklaſſen niedriger ein⸗ geſtuft werden, als es ihrem Einkommen entſprechen würde. Ein Bauſtein fügt ſich zum anderen! Können auch die hierdurch erſparten Beträge keinesfalls einen Ausgleich für die erhöhten Ankoſten der kinderreichen Familien bringen, en ſie doch an, daß überall, nicht nur bei ſtaatlichen aßnahmen, auch von finanzier Seite zur Pflege des Fa⸗ miliengedankens beigetragen werden muß. Möchten ſich andere Organiſationen und Verbände dieſem beiſpielhaften Vor⸗ gehen der Deutſchen Arbeitsfront anſchl ßen! Der Sternenhimmel im Auguſt Sinkt die Nacht hernieder, ſo erblicken wir am weſtlichen Himmel die Jungfrau, in welchem Bild der Planet Jupi⸗ ter zunächſt bis 22.45 Uhr leuchtet, während er zu Monats⸗ ende ſchon etwa um 20.45 Uhr untergeht. Im Südweſten leuchtet dann Bootes mit dem rötlichen Hauptſtern Arktur auf, etwas öſtlich davon Ophiuchus, Herkules und Schlange, ſowie die Krone. Im Süden ſteigt die Milchſtraße auf, durchſtreicht den Schützen und Adler, die Leier und den Schwan dann öſtlich vom Pol die Caſſiopeig und ſinkt im Norden im Perſeus unter den Horizont. Am Oſthimmel ſtehen Waſſermann, Pegaſus, Andromeda und Fiſche, im Südoſten der Steinbock, ſpäter folgen der Widder und das Siebengeſtirn. An der Grenze Steinbock⸗Waſſermann ſteht der ringumgürtete Planet Saturn, der am 18. gerade der Sonne an der Himmelsſphäre gegenüber ſteht, ſomit ſeine „Oppoſition“ zur Sonne erreicht und der Erde naheſtmög⸗ lich ſteht: 1318 Millionen Kilometer leerer Raum trennen ihn dann von unſerem Heimatplaneten. Die Beobachtbar⸗ keit des Planeten dauert ungefähr die ganze Nacht hin⸗ durch. Die anderen Planeten ſtehen am Morgenhimmer⸗ zunächſt geht— den ganzen Monat hindurch— etwa um 2.45 Uhr Mars in den Zwillingen auf, dann folgt um 3.45 Uhr Venus, wobei beachtlich iſt, daß ſie am 2. etwa zwe) Mondbreiten ſüdlich von Mars ſteht und dann weiter oſt⸗ wärts wandert. Auch Merkur iſt Morgenſtern, zu Monats⸗ beginn geht er um 3.30 Uhr auf, dann immer ſpäter bis er am 26. ſeine obere Konjunktion mit der Sonne erreicht, mithin unſichtbar iſt.— Erinnert ſei der im Auguſt beſon⸗ ders zwiſchen dem 6. bis 12. recht zahlreichen Skernſchnup⸗ en, dem periodiſchen Schwarm der„Perſeiden“, da ihr barer Ausſtrahlungspunkt(die rückwärtige Verlänge⸗ rung der Bahnen) im Perſeus liegt. Der Mond leuchtet am 2. im letzten Viertel, Neumond iſt am 10., das erſte Viertel bringt der 18. und am 24. er⸗ ſtrahlt die volle Scheibe, während am 30. nochmals das letzte Viertel eintritt. Bemerkenswert iſt, daß unſer Erdbe⸗ glelter am 10. Auguſt die Sonne bedeckt, eine ringförmige Sonnenfinſternis erzeugend, von der wir Europäer nichts ſehen, da ſie nur eine Angelegenheit der ſüdlichen Halbkugel und Aequatorialzone der Erde iſt. Dagegen bedeckt der Mond in den Morgenſtunden(ab 2.30 Uhr) des 31. Auguſt das Siebengeſtirn, eine intereſſante Himmelserſcheinung, die bei klarem Himmel den Einen oder Andern doch zum Früh⸗ aufſtehen verleiten kann. Die Sonne geht zu Monatsbeginn um ca. 5 Uhr, zu Ende erſt etwa 5.45 Uhr auf und ſenkt ſich um 20.30 bzw. kurz nach 19 Uhr unter den Horizont. Die Helligkeitsdauer der Tage beträgt bei klarem Himmel zu Monatsbeginn ein⸗ ſchließlich der Morgen⸗ und Abenddämmerung 17 Stunden und vermindert ſich bis Monatsende auf etwa 5 Stunden. 0 2 Obſtbaumzählung im Spätſommer. Im Spätſommer wird im geſamten Reichsgebiet eine Obſtbaumzählung in Ver⸗ bindung mit einer Standortserhebung der Obſtbäume durch⸗ geführt. Es ſollen einmal die zahlenmäßigen Veränderungen im Obſtbaumbeſtand ermittelt und Unterlagen für eine zuver⸗ läſſige Abgrenzun„typiſcher Obſtlandſchaften gewonnen wer⸗ den. Als Termin für die Durchführung der neuen Obſtbaum⸗ zählung iſt für Preußen Mitte Auguſt in Ausſicht ge⸗ nommen., Die Ehrenkreuze für Angehörige der Wehrmacht. Nach einer Anordnung des Reichs wehrminiſters find für die Ver⸗ leihung des Ehrenkreuzes an Angehörige der Wehrmacht fol⸗ 8 Stellen beſtimmt worden: die Gruppenkommandos, ie Infanterie⸗ und Kavallerie-Diviſtonen, bei der Marine die Stationskommandos, ferner die Aemter und Inſpektio⸗ 55 des Reichswehrminiſteriums, ſchließlich der Chef der Marineleitung jeweils für die Soldaten, Beamten, Arbeiter und Angeſtellten ihres Bekehlsbereiches. — Tierſchutzbeſtimmungen bei der Reichsbahn. Während bisher die Beförderung von Tieren auf der Deutſchen Reichsbahn lediglich nach verkehrstechniſchen Standpunkten geregelt war, hat jetzt der Reichsverkehrsminiſter Vorſchrif⸗ ten erlaſſen, die die nationalſozialiſtiſchen Auffaſſungen über den Tierſchutz auch bei Beförderungen von Tieren auf der Reichsbahn zur Geltung bringen. Die Reichsbahn iſt nach den neuen Vorſchriften ermächtigt, wenn Tiere unterwegs verletzt oder krank werden, ein Gutachten darüber einzu⸗ holen, ob die Tiere ohne Schaden für ihre Geſundheit wei⸗ terbefördert werden können, oder ob ſie ſofort getötet oder in Pflege gegeben werden müſſen. Beſonders wichtig iſt die Zwangsvorſchrift zur regelmäßigen Durchführung von Fütterung und Tränkung während des Transportes. Hier⸗ für ſind nach Bedarf beſondere Bahnhöfe, ſogenannte Tränkebahnhöfe, mit Einrichtungen zu verſehen. Neues aus aller Welt a Mit einer Jaunlatte erſchlagen. In Geiſelhöring (Bayern) ereignete ſich in der Nacht eine ſchwere Bluttat, bei der der verheiratete Johann Keilhofer ſein Leben laſ⸗ zen mußte. Mit einer Zaunlatte erſchlagen blieb er tot liegen. In einer Brauerei war Keilhofer in eine Aus⸗ zinanderſetzung mit ſeinem Schwager Babel geraten, die der Wirt zuſammen mit einem Gaſt namens Rohrmeier ſchlich⸗ ten konnte. Kurz darauf ſtach Keilhofer den Rohrmeier mit einem Meſſer in die Schulter, worauf er das Lokal ver⸗ ließ. Keilhofer erwartete den Rohrmeier auf der Straße. Als dieſer ſich näherte, riß er von einem Zaune eine Latte weg und ſchlug mit dieſer dem Keilhofer über den Kopf. z Greiſin verbrannt. In Augsburg wollte in der Nacht die 74 Jahre alte Invalidin Viktoria Ritter in ihrer Wohnung friſche Luft ſchöpfen und zündete dabei eine Kerze an. Durch einen unglücklichen Umſtand kam ſie mit ihrem Nachtgewand dem Licht zu nahe und ſtand bald in Die Greiſin fand nicht mehr die Kraft, uf die Wohnung betrat, fand er die Frau tot auf Schwelle liegen. i litgfall im Gaswerk Würzburg. Bei Rohrverle⸗ gungsarbeiten im Städtiſchen Gaswerk Würzburg wurde eine Anzahl von Arbeitern durch ausſtrömendes Waſſer⸗ gas betäubt. Die ſofort vorgenommenen Atmungsübungen waren bei den ſechs Bewußtloſen von Erfolg, doch wurden zur weiteren Beobachtung alle zwölf betroffenen Arbeiter ins Krankenhaus gebracht. 3 Aeber 100 Schweine verbrannt. Aus noch unbekann⸗ tar Urſache entſtand nachts in dem in der Nähe der Malz⸗ fabrik in Iphofen(Mittelfranken) befindlichen großen Schweineſtallungen ein Feuer. Dieſes griff raſch um ſich: es gelang nicht mehr, die Tiere zu retten. Es ſind über 100 ſchwere und Saugſchweine verbrannt. 3 Wildſchweinplage im Speſſart. Die Wildſchweine, die in den dichten Wäldern des Speſſarts, der heute noch zum Teil Urwaldcharakter trägt, ſicheren Unterſchlupf fin⸗ ben, ſind in letzter Zeit wieder in ganz außerordentlich ſtar⸗ ken Rudeln aufgetreten. Obwohl die Jäger mit aller Ener⸗ gie den Schwarzkitteln zu Leibe gehen, richten ſie doch dau⸗ ernd an den Kartoffeläckern großen Schaden an. * Aeberfall fliegender Ameiſen. Ueber Paris gingen Schwärme von geflügelten Ameiſen nieder, die ſich beſon⸗ 5 die Kaffeehausterraſſen der bekannten Vergnügungs⸗ en auserkoren zu haben ſchienen. Wirte, Kellner und e führten einen erbitterten Kampf gegen die Eindring⸗ tage, die aus den Wäldern der Umgegend kamen und auf ihrem Hochzeitsflug waren.. Andernach.(Tod bei einer leichtſinnigen Kletterpartie.) Ein fünfjähriger Knabe kletterte vom Küchenfenſter auf das Dach eines Hühnerſtalles. Hierbei verlor der Junge das Gleichgewicht und ſtürzte in dia Tiefe. Das Kind trug ſo ſchwere Verletzungen davon, daß es im Krankenhaus ſeinen Verletzungen erlegen iſt. Vallendar.(Fahrt in den Tod.) Auf der Pro- vinzialſtraße Vallendar— Bendorf wurde in der Nacht ein Eiſenbahnbeamter, der ſich auf dem Fahrrad nach Hauſe be⸗ geben wollte, von einem Motorradfahrer angefahren, und beide ſtürzten zu Boden. Das Unglück wollte es, daß im gleichen Augenblick aus Richtung Bendorf ein Lieferwagen nahte, der den auf der Straße liegenden Radfahrer erfaßte und einige Meter weit mitſchleifte. Die ſchweren Ver⸗ letzüngen führten bald den Tod herbei. i Dampfer im Hafen von Trieſt in Flammen. Der im Hafen von Trieſt liegende ſüdſlawiſche Dampfer„Srebeno“ fing aus unbekannten Gründen Feuer, das ſich ſchnell auf die Kohlenbunker ausdehnte. Bis jetzt konnte der Brand nicht gelöſcht werden, ſo daß mit dem Verluſt des Schiffes zu rechnen iſt. Erbſchaſt von 96 Millionen Drei glückliche Erben. Berlin, 31. Juli. Vor zehn Jahren ſtarb in Amerika ein gewiſſer Daniel Petras, ein Auswanderer, der ein Ver⸗ mögen von 50 Millionen Dollar hinterlaſſen hat. Petras hatte vier Brüder und eine Schweſter. Letztere iſt die in Berlin lebende Frau R. Ein weiterer Erbe, und zwar der Sohn eines der vier Brüder, lebt in Eſſen, während ein dritter Erbe, ein Bruder des Verſtorbenen, in Warſchau ſeinen Wohnſitz hat. Unter dieſen drei Perſonen wird die Rieſenſumme einſchließlich der Zinſen nunmehr aufgeteilt werden. Das Geld liegt gegenwärtig noch auf einer Bank in Philadelphia. Der Erbanteil jedes der drei Beteiligten wird ſich unter Berückſichtigung der Zinſen auf eiwa 45 bis 48 Millionen Mark ſtellen. Es kämen alſo ekwa 96 Millionen Mark nach Deukſchland. Daß die Erbſchaft erſt heute zur Verkeilung kommk. liegt in den Beſtimmungen des Teſtamenks, das die Oeffnung des Teſtamenks erſt 10 Jahre nach dem Tode des Erblaſſers angeordnet haben ſoll. „Kanonen“ in Friedrichsfeld Abendſporkfeſt mit Weinkötz.— Neuer Schleuderballrekord. Der deutſche Hochſprungrekordnann Weinkötz-Köln ging am Dienstag auf der Rückreiſe von den Deutſchen Kampfſpielen in Nürnberg mit einigen ſeiner Klubkamerag⸗ den in ſeinem Heimatort Mannheim⸗ Friedrichsfeld bei einem Abendſportfeſt an den Start, das für den Veran⸗ ſtalter, FC. Germania Friedrichsfeld, in jeder Hinſicht ein, voller Erfolg wurde. Die weſtdeutſchen Athleten ſpielten natürlich bef dieſer Veranſtaltung die Hauptrolle, zumal einige Vereine aus Mannheim und Heidelberg ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen waren und auch Hans Heinrich Sievert nicht am Start er⸗ ſchien. Eine ganz hervorragende Leiſtung vollbrachte der Marburger Wurfathlet Großfengels, der den Schleu⸗ derball 74,10 Meter weit warf. Ob dieſe Leiſtung, die einen neuen deutſchen Rekord bedeutet, aner⸗ kannt werden kann, ſteht ſehr in Frage, da ein ſehr ſtar⸗ ker Rückenwind den Wurf ſtark begünſtigte. Außerdem muß auch noch der Ball nachgewogen werden. Das Hochſpringen war Weinkötz natürlich nicht zu nebmen. Trotz einer Ver⸗ letzung überſprang er 1,90 Meter ſpielend. Wetterbericht f Das ſkandinaviſche Tief iſt im Zerfall begriffen. Seine Einwirkungen beſchränken ſich auf Norddeutſchland. Für uns zrlangt ein atlantiſches Tief Bedeutung, das, vor den Briti⸗ ſchen Inſeln gelegen, einen Ausläufer nach der Biskayaſee hin entwickelt.— Vorherſage: Zwiſchenhoch vor atlantiſchem Tief, meiſt heiter, ſehr warm, daher Aufleben der Gewittertätigkeit. 7 Euringers„Deutſche Paſſion“ bei den Reichsfeſtſpielen. Die Reichsfeſtſpiele in Heidelberg fanden ihren Höhepunkt mit dem Thingſpiel„Deutſche Paſſion 1933“ von Richard Euringer. Das Werk ſchildert den Leidensweg der Deut⸗ ſchen durch Krieg, Verrat und Schmach, durch Hunger⸗ blockade und Schiebertum. Unſer Bild gibt eine eindrücks⸗ volle Szene der Arbetisloſen aus der„Deutſchen Paſſion 1933 wieder, die im Heidelberger Schloßhof im Rahmen der Reichsfeſtſpiele mit großem Erfolg aufgeführt wurde. Verſammlungs⸗ Kalender. Tbd.„Jahn“. Heute abend Handballtraining im Wörtel. Alle Spieler ſind verpflichtet, daran teilzunehmen. Bodn.⸗Jungſchar. Heute abend 6 Uhr Zuſammenkunft. Un⸗ bedingte Pflicht. Beitrag bringen für Monat Auguſt. Einmachtépfe und Beschwerer am Lager vorrätig. Karl Herdt, Baumaterialienhandlung. Das geld dem Dorfe Spart bei der ältesten Bank und Sparkasse am Platze Land. Rreclverein Secgenheim e. G. m. u. H. in Mannheim-Seckenheim. Gegründet 1881. Mirabellen(Zipperlin) Reineelanden zum ſteriliſieren Feine Tafelbirnen Schöne Eß- und Backäpfel Tomaten und Gurken. 1 junge graue Katze entlaufen. Abzugeben Freiburgerſtraße 70. und eſſen, Pfd. 12 Pfd. 10 u. 20 9 Pfd 15 Schröder, Hauptſtr. 207. Wirtschaft„prinz Man“. 8 Donnerstag früh Morgen 2. — Schlachtfest, 8 Ab 9 Ahr Wellfleiſch Hierzu ladet ein Ernſt Wolf. Schöne Backäpfel Birnen(Geißhirtle) Pfd. 10 5 Frühzwetſchgen Pfd. 10 Reineclauden zu verkaufen. Pfd. 10 u. 12 9 2 Gasherde Pfd. 6 9. Kloppenheimerſtr. 33. Rechnungen Kaufen Sie in 20 Monatsraten de das Städtische baswerk Mannhel m be liefert in jeder Ausführung Neckarbote-Druckerei. Georg Röser.