2. Blatt zu Wr. 177 Mitwoch, I. Aug. 1934 Arbeitsämter an die Front! Aufruf des badiſchen Miniſterpräſidenken. Die Arbeitsſchlacht 1934 geht mit unverminderter Stärke weiter. Schon jetzt werden die Vorbereitungen für den in nicht mehr allzu weiter Ferne ſtehenden Winker getroffen. Die Arbeitsſchlacht wird in der Hauptſache von den Ar⸗ beitsämtern geführt, in denen die Arbeitsloſen zuſammenge⸗ faßt ſind. Die Arbeitsämter ſind deshalb gerade diejenigen Stellen, die bei der Vermittlung von Arbeitskräften die techniſchen Fähigkeiten und ſozialen Bedürfniſſe des Ein⸗ zelnen erwägen können, um ſo die Arbeitsloſigkeit auch ge⸗ recht zu bekämpfen. Nur auf dieſe Weiſe iſt es möglich, Dop⸗ pelverdienertum, Ueberarbeit und Schwarzarbeit durch rich⸗ tige Zuteilung von Arbeitskräften auszuſchalten. Darum hängt der Erfolg der Arbeitsſchlacht in ſtärkſtem Maße von der Kraft der Arbeitsämter ab. Nicht allein der⸗ jenige, der eine Stelle ſucht, ſollte ſich an die Arbeitsämter wenden, ſondern vor allem die Wirtſchaft, die Arbeitskräfte braucht, gleichgültig ob es ſich um Klein- oder Großbetriebe, um Induſtrieunternehmungen, Handwerksbetriebe oder um die Hauswirtſchaft handelt. Hier vermögen Geſetze allein nicht abzuhelfen, ſondern nur die verſtändnisvolle Mitarbeit der Geſamtheit unſerer Bevölkerung. Ich bikte deshalb alle Kreiſe der Bevölkerung, die Ar⸗ beitsämter in dieſem ſchweren Kampf zu unkerſtützen und überall dort, wo auch der kleinſte Bedarf enkſteht, die Ar⸗ beitsämker in die Vermiktlung einzuſchalten. Karlsruhe, 30. Juli 1934. Badiſcher Finanz. und Wirtſchaftsminiſter, gez. Köhler, Miniſterpräſident. 1 13. Auguſt 1934 Anmeldeſchluß Die Preſſeſtelle der Landesbauernſchaft Baden teilt uns mit: Die wenigen Tage, die noch zur Verfügung ſtehen, um die Anmeldung beim Reichsnährſtand vorzunehmen, vecan⸗ taſſen uns nochmals, auf Folgendes hinzuweiſen: N f Durch die Verordnung vom 6. Juli 1934 wird mit hohen Strafen bedroht, wer entgegen der öffentlichen Auf forderung des Reichsbauernführers vom 25. Juni 1934 die Anmeldung zum Reichsnährſtand, Hauptab⸗ teilung 4, unterläßt. Um die in verſchiedenen Händler⸗ kreiſen, beſonders bei den Lebensmittelhändlern, etwa heroor⸗ gerufenen Zweifel über die Zugehörigkeit und die Anmelde⸗ pflicht zum Reichsnährſtand auszuräumen, und Betriebsinhaber dadurch vor Strafen zu bewahren, gibt der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft amklich folgendes bekannt: 1. Ausſchließlich zum e e gehören: 1. Betriebe, die nur Landhandel im Sinne der Dritten Ver⸗ ordnung über den vorläufigen Aufbau des Reichsnährſtandes vom 16. Februar 1934 betreiben. Dieſe Betriebe ſind in der öffentlichen Aufforderung des Reichsbauernführers vom 25. Juni 1934 verzeichnet. 2. Betriebe, die neben dieſem Land⸗ handel in unerheblichem Maße andere Waren, wie zum Beiſpiel Tee, Kaffee, Salz oder Putzmittel vertreiben. Die vorbezeichneten Betriebe haben ſich lediglich beim Reichsnähr⸗ ſtand anzumelden. 2. Nicht zum Reichsnährſtand gehören ſolche Betriebe, die neben anderen Waren nur in unerheblichem Maße Landhandel betreiben. Dieſe Betriebe brauchen ſich beim Reichsnährſtand nicht anzumelden. 3. Sowohl zum Reichsnährſtand als auch zu einer etwaigen anderen Standes⸗ oder Berufsvertretung gehören ſolche Betriebe, die in nicht unerheblichem Maße ſowohl Gegenſtände des Landhandels wie auch andere Waren führen. Auch dieſe Betriebe haben ſich beim Reichsnährſtand anzu⸗ melden. Ob auch eine Anmeldung bei einer etwaigen anderen Standes⸗ oder Berufsvertretung notwendig iſt, richtet ſich nach den hierfür geltenden beſonderen Vorſchriften. Entſtehen hiernach bei einem Betriebsinhaber Zweifel, ob eine Anmeldung zum Reichsnährſtand notwendig iſt, ſo empfiehlt es ſich, mit Rückſicht auf die vorgeſehenen hohen Strafen, die Anmeldung beim Reichsnährſtand vorſorglich vorzunehmen. Handel und Wirtſchaft (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt vom 31. Juli. Angebot: 209 Ochſen, 184 Bullen, 345 Kühe, 467 Färſen, 750 Kälber, 50 Schafe, 2370 Schweine, 1 Ziege. Preiſe pro 50 Kilo⸗ gramm Lebendgewicht: Ochfen: a1) 28 bis 31, a2) 20 bis 23, b) 23 bis 27, Bullen: a) 27 bis 30, b) 24 bis 26, c) 21 bis 23; Kühe: 26 bis 28, 21 bis 25, 15 bis 20, d) 10 bis 14; Färſen: 30 bis 33, 25 bis 29, 23 bis 25; Kälber: 42 bis 46. 36 bis 41, 30 bis 35, 23 bis 28; Schafe: nicht untiert; Schweine: al) 51 bis 53, a2) 50 bis 52, b) 49 bis 52 46 bis 50. Marktverlauf: Großvieh mittel, Kälber leb⸗ haft geräumt; Schweine lebhaft geräumt. Karlsruher Schlachtviehmarkt vom 31. Juli. Zufuhr: 4 Ochſen, 47 Kühe, 139 Färſen, 389 Kälber, 921 Schweine. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht: Ochſen: 27 bis 30, 26 bis 27, 25 bis 26, 24 bis 25, 22 bis 24; Bullen: 27 is 28, 24 bis 27, 23 bis 24, 21 bis 23; Kühe:—, 21 bis 22, 1 bis 20, 12 bis 17 Färſen: 32 bis 33, 30 bis 32, 27 bis 2, 28 bis 28, Kälber: 42 bis 43, 40 bis 42, 35 bis 39; 54. 51 bis 54. 47 bis 51. 43 bis 47. Gtabilität der Fleiſchpreiſe Die neue Schlachtviehmarktregelung in Kraft. Amtlich wird mitgeteilt: Am 1. Auguſt 1934 tritt die Marktregelung für Schlachtvieh in Kraft. Sie wird zunächſt an 33 Schlachtviehmärkten wirkſam. Für einen der wich⸗ tigſten Zweige der landwirtſchaftlichen Erzeugung und der Nahrungsmittelverſorgung wird damit der Grundſatz ver⸗ flochten, den Bedarf der Bevölkerung zu gerechten Prei⸗ ſen zu ed der Die Vieh⸗ und Fleiſchpreiſe ſollen für Erzeuger und Verbraucher tragbar ſein und den viehauf⸗ kaufenden und flleiſchverteilenden Wirtſchaftszweigen einen gerechten Lohn für ihre Arbeit bieten. Darüber hin⸗ aus wird es jedoch in Zukunft keine Möglichkeit mehr ge⸗ ben, volkswirtſchaftlich nicht berechtigte Gewinne auf Ko⸗ ſten der Landwirtſchaft oder der Verbraucher zu machen. Im Hinblick auf dieſe grundſätzliche Aufgabe der Vieh⸗ marktregelung wird es, wie eine am 31. Juli 1934 im Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirkſchaft abgehaltene Beſprechung ergab, nicht nur von der Reichs regierung, ſondern auch von allen am Vieh- und Fleiſch⸗ abſatz Beteiligten und im Reichsnährſtand zuſammenge⸗ ſchloſſenen Wirkſchafksgruppen für ſelbſtverſtändlich er⸗ achtet, daß unker den gegenwärtigen Kaufkraftverhält⸗ niſſen des deutſchen Volkes jede allgemeine Erhöhung der Fleiſchpreiſe im Kleinverkauf unkerbleibt. Schweine In den Auguſttagen 1914 Schickſalsdokumente zum Kriegsausbruch Bekanntmachung. Während des Krieges müſſen alle über⸗ flüſſigen Aufwendungen vermieden werden. Das gilt auch für den Kohlenverbrauch in den Elektrizitätswerken und Gas⸗ Anſtalten. Ich ordne daher an, daß alle elektriſchen Licht⸗ reklamen auf den Dächern, mit denen übrigens auch andere Nachteile verbunden ſind, unterbleiben. Darüber hinaus richte ich an den patriotiſchen Sinn der Geſchäftsleute die Bitte, alle übrigen Lichtreklamen und die oft übermäßig grelle Be⸗ leuchtung der Schaufenſter auf ein beſcheidenes Maß zurück⸗ zuführen, zumal ein geſchäftlicher Erfolg mit Rückſicht auf das Fehlen jeglichen Fremdenverkehrs davon kaum zu er⸗ warten iſt. 5 Der Polizeipräſident. v. Jagow. * Berlin, den 7. August. Von zuständiger Stelle wird be⸗ ſtätigt, daß die der Deulſch⸗Atlantiſchen und der Deutſch⸗ Südamerikaniſchen Telegraphen⸗Geſellſchaft gehörigen Kabel durchſchnitten ſind und daß ſomit der Depeſchenverkehr zwi⸗ ſchen Deutſchland einerſeits und Nord⸗ und Südamerika, ſowie den deutſchen Kolonien Togo und Kamerun anderſeits unker⸗ bunden iſt.. Aus Wolffs telegraphiſchem Bureau wurde geſtern abend gemeldet: Die Feſtung Lüttich iſt genommen. Nachdem die Abteilungen, die den Handſtreich auf Lüttich unternommen Hatten, verſtärkt worden waren, wurde der Angriff durchge⸗ führt. Heute morgen 8 Uhr war die Feſtung in deutſchem Beſitz. Seine Maſeſtät der Kaiſer hat dem General der In⸗ fanterie v. Emmich, der perſönlich im Sturm auf Lüttich die Truppen vorwärts führte, den Orden Pour le merite verliehen. a 5 4 Berlin, 8. Auguſt.(WB.) Ziemlich ſicheren Gerüchten zufolge iſt der von der Kaiſerlichen Marine übernommene Bäderdampfer„Königin Luiſe“ beim Legen von Minen vor dem Kriegshafen an der Themſemündung von einer eng⸗ lischen Torpedobootsflottille unter Führung des kleinen Kreu⸗ zers„Amphion“ angegriffen und zum Sinken gebracht wor⸗ den.„Amphion“ ſelbſt iſt auf eine von der„Königin Luiſe 5 Mine gelaufen und geſunken. Von der engliſchen eſatzung ſind dem Vernehmen nach 130 Mann ertrunken, 150 gerettet. Von der 6 iziere und 114 Mann zählen⸗ den Beſatzung der„Königin Luiſe“ iſt ebenfalls ein Teil gerettet. Meldung des Wolffſchen Telegraphenbureaus. Die deut⸗ ſchen Grenzſchutztruppen im Ober⸗Elſaß ſind von feind⸗ lichen Kräften, die aus Richtung Belfort vorgehen, angegriffen worden. Das Vorgehen der franzöſiſchen Truppen iſt zum Stehen gekommen. Bei Altkirch gingen ſie bereits wieder in Richtung auf Belfort zurück. 0 Mit Genehmigung der Militärbehörde geben wir die folgende Meldung der„Köln. Volksztg.“ wieder: Der„Z 6“ iſt Donnerstag früh um 3 Uhr 30 Minuten von einer Kreuzfahrt aus Belgien zurückgekehrt. Von ſeiner erfolgreichen Fahrt erfahren wir zuverläſſig folgendes: Das Luftſchiff hat ſich an dem bei Lüttich entſponnenen Kampfe in hervorragender Weiſe beteiligt und konnte ſehr wirkſam eingreifen. Aus einer Höhe von 600 Metern wurde die erſte Bombe geworfen. Es war ein Verſager. Darauf ging das Luftſchiff bis zu 300 Meter hinunter und ſchleuderte weiter 12 Bomben, die ſämtlich ſofort explodierten. Infolgedeſſen ſteht die Stadt Lüttich an mehreren Stellen in Flammen. Die ſämtlichen Bomben hat ein Unteroffizier der Beſatzung aus der hinteren Gondel geworfen. Derſelon e ach der Landung des Luftſchiffes unter den tauſenden Zuſchauern Gegenſtand der begeiſtertſten Ovationen * Berlin, 9. Auguſt.(WTB.) Die Grenzſchutzabteilung Bialla, 10 Kilometer öſtlich von Johannisburg, hat den An⸗ griff einer ruſſiſchen Kavallerie⸗Brigade zurückgewieſen. Acht alen und mehrere Munitionswagen ſind in unſere Hände gefallen. Der ſtellvertretende kommandierende General des 7. Korps, Frhr. v. Biſing, hat überall im Bezirk folgenden Korpsbefehl anſchlagen 9 655„Anläßlich eines Spezialfalles ſehe ich mich genötigt, folgendes bekanntzugeben: Das Ver⸗ trauen zu unſerer ſo tüchtigen Arbeiterſchaft iſt während der Ereigniſſe der letzten Zeit in voller Weiſe gerechtfertigt wor⸗ den, und dieſes Dabei macht es keinen Unterſchied, ob Teile der Arbeiter⸗ ſchaft während des Friedenszuſtandes Organiſationen irgend⸗ welcher Art angeſchloſſen waren. Ich kann es daher nicht für richtig halten, wenn bei Anrufen zur Werbung von Ar⸗ beitern im Dienſt der Heeresverwaltung unſere Arveiter aus ſolchem Grunde ausgeſchloſſen werden. Ein ſolcher Ausſchluß widerſpricht der Verpflichtung, parteipolitiſche Unterſchiede im Heeresdienſt nicht zu machen.“ FFVVU M * 1 e e e,. N ertrauen ſoll durch nichts erſchüttert werden. RNundfunk⸗ Programme Reichsfender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programmnummern: 5.35 Bauernfunk, Wetter; 5.45 Choral; 5.50 Gymnaſtik I; 6.15 Gymnaſtik II; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Frühkonzert; 8.15 Waſſerſtandsmeldungen; 8.20 Gym⸗ naſtik; 8.40 Funkſtille; 10 Nachrichten; 11.25 Funkwerbungs⸗ konzert; 11.55 Wetter; 12 Mittagskonzert 1; 13 Zeit, Nach⸗ richten, Saardienſt; 13.10 Lokale Nachrichten, Wetter; 13.20 Mittagskonzert II; 13.50 Zeit, Nachrichten; 14 Mittags- konzert III; 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugendſtunde; 19.45 Zeit, Wetter, Bauernfunk; 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Du mußt wiſſen. 22.45 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Donnerstag, 2. Auguſt: 10.10 Sommerfriſche in den Bergen; 10.40 Dritte Symphonie in Es⸗dur von Beethoven; 15 Kinderſtunde; 17.30 Hirten und Waldläufer in den Sieben⸗ bürgiſchen Alpen; 17.50 Südamerikaniſche Volksmuſik; 18.15 Familie und Raſſe; 18.25 Spaniſch; 18.45 Unterhaltungs⸗ konzert; 19.30 Saarumſchau; 20.15 Abendkonzert; 21.40 Im Jemandsland; 22 Vortrag über Oeſterreich; 22.50 Klavier⸗ muſik; 23.20 Kleine Abendmuſik. Freitag, 3. Auguſt: 10.10 Berühmte Liederſänger; 10.40 Duette für Sopran und Alt; 11 Minna Reverelli, Jodler⸗ königin; 15.30 Deutſche Volkslieder; 17.35 Der Sternen⸗ himmel im Auguſt und September; 17.45 Tangomuſik; 18.25 Stätten der Arbeit: Gang durch eine Baumſchule; 19 Heitere Muſizierſtunde; 19.45 Politiſcher Kurzbericht; 20.45 Operet⸗ tenkonzert; 21.45 Zithermuſik; 22.45 Sportvorſchau; 23 Tanz⸗ muſik. Samstag, 4. Auguſt: 10.10 Wochenend, Wochenend! 10.50 Mozartklaviermuſik; 14.30 Jugendfunk; 15.10 Lernt morſen; 15.30 Blumenſtunde; 18 Stimme der Grenze; 18.20 Tanzmuſik; 18.45 Huldigung zum 75. Geburtstag Knut Ham⸗ ſuns; 19 Venezianiſches Zwiſchenſpiel, 20.05 Saarländiſche Um⸗ ſchau; 20.15 Allgäuer Feierabend, ein Volksfeſt; 22.45 Fort⸗ ſetzung: Allgäuer Feierabend; 1 Alte, frohe Heimat. Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programmnummern: 5.45 Choral, Zeit, Wetter; 5.50 Gymnaſtik I; 6.15 Gym⸗ naſtik II; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Früh⸗ konzert; 8.15 Waſſerſtandsmeldungen; Wetter; 8.20 Gym⸗ naſtik; 10 Nachrichten; 11 Werbekonzert; 11.40 Programm⸗ anſage, Wirtſchaftsmeldungen; Wetter; 11.50 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert 1; 13. Zeit, Nachrichten; 13.10 Lokale Nachrichten; 13.20 Mittagskonzert II, 13.50 Zeit, Nachrichten; 14 Mittagskonzert III; 15.30 Gießener Wetterbericht; 15.40 Zeit, Wirtſchaftsmeldungen; 15.50 Wirtſchaftsbericht; 16 Nach⸗ mittagskonzert; 18 Jugendſtunde; 18.45 Wetter, Wirtſchafts⸗ meldungen; Zeit; 18.50 Griff ins Heute; 20 Zeit, Nach⸗ richten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Du mußt wiſſen; 22.45 Lokale Nachrichten; 24 Nachk⸗ muſik. 5 Donnerstag, 2. Auguſt: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.40 Kinderſtunde; 15.50 Kurzbericht der Woche; 17.30, Deutſche Geſpräche; 17.50 Aus Zeit und Leben; 18.15 Familie und Raſſe; 18.25 Spaniſch; 19 Militär⸗ zonzert; 19.30 Saarumſchau; 19.40 Fortſetzung des Militär⸗ konzerts; 20.15 Konto: Unvorhergeſehene Ausgaben gleich 1.12 Mark, heitere Angelegenheit; 20.45 Stunde des Solda⸗ ten; 22 Wir ſchneiden unſer neues Korn; 22.35 Lokale Nachrichten; Wetter, Sport; 22.50 Tanzmuſik. Freitag, 3. Auguſt: 14.40 Frauenſtunde; 17.30 Zum 75. Geburtstag Knut Hamſuns; 17.45 Deutſche Volkslieder; 18.25 Bericht von einer Reiſe durch Spanien, Zwiegeſpräch; 19 Tanzmuſik; 19.45 Politiſcher Kurzbericht; 20.45 Kammer⸗ muſik, 21.50 Finniſche Volkslieder; 22.35 Lokale Nachrichten, Wetter, Spork, 22.45 Kleine Unterhaltung; 28 Vom Schick⸗ ſal des deutſchen Geiſtes; 24 Orcheſterkonzert. Samstag, 4. Auguſt: 14.30 Fröhliches Wochenend; 15.10 Lernt morſen; 15.40 Quer durch die Wirtſchaft; 18 Stimme der Grenze; 18.20 Wochenſchau; 18.30 Stegreifſendung; 19 Hausmuſik des 17. und 18. Jahrhunderts mit alten In⸗ trumenten; 19.30 Der Zeitfunk ſendet Kurzgeſchichten aus dem Leben; 20.05 Saarländiſche Umſchau; 20.15 Strandfeſt i Rummelshagen; 22.35 20⸗Jahrgedenkfeier der Schlacht von Langemark; 23 Militärkonzert. Der jüngſte Füſilier Mit knapp 15 Jahren fürs Vaterland gefallen. Die bevorſtehende 20jährige Wiederkehr des Eintritts Deutſchlands in den Weltkrieg ruft die Erinnerung wach an den jüngſten unter den Toten des Füſilier⸗Regiments Nr. 122 und des ganzen 13.(Württembergiſchen) Armeekorps Joſef Küärchen mayer aus Saulgau im Württembergi⸗ ſchen, der im Alter von 14 Jahren und 11 Monaten fürs Vaterland ſein Leben ließ. Joſef Kirchenmayer iſt wohl der jüngſte Kriegsgefal⸗ lene des deutſchen Heeres überhaupt geweſen. Sofork bei Kriegsausbruch meldete ſich der 14jährige, der körperlich gut entwickelt war und ſeine Altersgenoſſen um Haupteslänge überragte, als Kriegsfreiwilliger. Der Kommandeur des Erſatzbataillons vom Grenadierregiment 123, wo ſich Kir⸗ chenmayer meldete, verſuchte lange, den Jungen von ſeinem Vorhaben abzubringen, bis er den hartnäckigen Bitten nach⸗ gab und ihn unter die zum Teil doppelt ſo alten Soldaten des Bataillons einreihen ließ. Nach der nur wenige Mong⸗ te dauernden Ausbildungszeit in Ulm kam Kirchenmayer als jüngſter Kriegsfreiwilliger kurz nach Weihnachten 1914 ins Feld zur 2. Kompagnie des Füſilierregiments 122, das damals in Ruſſiſch⸗Polen ſtand Nach wenigen Wochen ſchon, am 24. Januar 1915, ſtarb Kirchenmayer den Helden⸗ tod. Er verblutete an einem im Graben erhaltenen Lun⸗ genſchuß. Ein Landwehrmann aus dem württembergiſchen Oberamt Biberach ſandte den letzten Gruß dieſes jüngſten Füſiliers an die Angehörigen und ſchrieb dann:„Ich habe ſelhſt viel Schweres erlebt in meinem Leben, aber das Schwerſte war mir, als ich dieſes Kind, mit dem Mut und der Energie eines ganzen Mannes, zum Sterben auf die ruſſiſche Wintererde betten mußte.“ Auf dem Regiments⸗ friedhof bei Kozlow Sclachecki, diesſeits der Bzura, wurde Joſef Kirchenmayer in fremder Erde zur letzten Ruhe be⸗ ſtattet. aud liſisceu. Nach einer Gewitternacht Kingsum herrſchet ere benſchwarze Nacht, Horch! wie brüllt der Sturmwind um den Turm, Wild empört ſich Wolk auf Wolke ſagt, Und der Strom erbrauſt in mächt'gem Sturm Tobend bäumt die Welle ſich empor, Wütend ſchäumend bricht die Flut hervor; Blitze zucken, und der Donner kracht, Furcht und Beben herrſcht im Weltenreich', Felſen zittern vor des Sturmes Macht, Splitternd ſtürzet ſelbſt die ſtarke Eich', Wilder Regenguß peitſcht Weg und Flur, Schrecken hat erfüllet die Natur. jeh! dort lodert Feuer auf, blutrot, Fürchterlicher kracht des Donners Schlag, Angſtvoll heulet Glockenton der Not. Schaurlich hallls im nahen Walde nach. Ohne Rettung nur verſchallt der Ruf, Zürnend opfert Gokt, was er erſchuf.— O nein, ſieh' dort hinter ſener Wolk' Blinkt ſo freundlich vor ein heller Stern, Golt vernichtet nicht im Zorn ſein Volk, Zorn iſt Menſchenſchwäch und von ihm fern; Sturm und Wetter bringen Heil der Erd', Blitz und Donner Segen uns beſchert. Sein allſehend' Aug', ſein mächt ger Arm Wachen immer für ſein Menſchenkind; Der den Wurm erſchaffen, der erbarm' Der ſich nicht, die ſeine Kinder ſind?— „Gott iſt Liebe!“ liſpelt milde Luft, „Gott iſt Liebe!“ auch ſein Kind ihm ruft. M. M. Grenbel. Sr pdp Der Wirtin Töchterlein Skizze von Hanna Junk. „Oh mei, oh meil Mein liebes Hergöttell Dös is a Not!“ jammerte die behäbige Bergwirtin und lief aufgeregt in der leeren Gaſtſtube hin und her. „Na, was iſt denn? Was hat man Ihnen denn getan?“— Das friſche junge Mädchen in ſtädtiſcher Kleidung, legte den Arm um die Jammernde. „Ach, Freilein. Die Staſi hat ſich gelegt; ſie hat ein Schaden am Bein, und ich muß ins Heu!“ „Dann mach' ich die Kellnerin! Ich werd' mich ſchon ſo herrichten, daß mich jeder Fremde für ne Zenſi oder Staſi hält!“ i 1— Freilein!— Wenn Sie woll⸗ en!“— „Gewiß will ich; Staſi iſt ja von meiner Größe; ich leg' ihr Sonntagsgewand an, ſetze die bunte Haube auf, und's Dirndl iſt fertig!“ Nach kurzer Zeit ſaß Barbara Felden, des Geheimrat Felden einzige Tochter, am Fenſter und ſtrickte. Ihr weizenblondes Haar fiel in zwei langen Zöpfen über den Nacken; die hübſche Haube beſchattete das liebliche Geſicht, das aus dem farbigen, feſt⸗ lichen Rock mit Sanitmieder und der ſchwar⸗ a0 Schürze noch recht kindlich in die Welt ah. Kein Menſch hätte in dem zierlichen Geſchöpfchen die junge Studentin der Ma⸗ thematik geſucht, die in Berlin als eifrige Hörerin zu den Füßen berühmter Profeſ⸗ ſoren ſaß. Barbara fühlte ſich glücklich, ſo wohl, einmal nur ein ganz gewöhnliches Menſchenkind zu ſein. „Nicht träumen ſollt ihr euer Leben—, erleben ſollt ihr, war ihr träumt“, zitierte ſie. aus Waldmeiſters Brautfahrt. „Gaudeamus igitur“,— drei ſchlanke Burſchen öffneten 1 die Tür. „Heda, Wirtſchaft! Arme, verſchmachten⸗ de Wandergeſellen ſuchen labenden Trunk! Wo ſteckt die Wirtin oder das Töchterlein?“ „Hier bin il Was ſoll's?“ „Ein Maß Bier, oder einen Krug Wein, 1 für fahrende Geſellen nicht zu teuer ird. Barbara ſah den Sprecher an. Jung, ſo jung wie ſie ſchien er. 8 „Sie können den Wein haben; er wird er⸗ ſchwinglich ſein.“ „Wie, die holde Bergfee ſpricht ſo reines Hochdeutſch?“—„Erkläre uns das, liebli⸗ es Wirtstöchterlein“, warf der andere Ge⸗ noſſe ein. „München iſt ja nicht aus der Welt! Ich bin der Eltern Einzige; ſie gaben mich da in Penſion.“ „Schade; die Ziviliſation nimmt den Na⸗ turblumen ſo leicht den friſchen Duft! Hof⸗ fentlich haſt nicht zu viel gelernt“, neckte der erſte Sprecher und legte ſeinen Arm um die Taille Barbaras, als ſie den Wein ſchenkte. „Nun ſind wir verſammelt zu löblichem Tun“, ſtimmten die drei Studenten an, und Barbara, die ſich bemühte, die ſie umſchlin⸗ nde Feſſel abzuſtreifen, fiel in ihrer Ver⸗ genheit mit„Drum Brüderchen; Ergo bi⸗ bamus“ ein. „Nanu, Kleine, woher haſt du das? Kamen euer Penſionat auch Söhne der Alma ater?“ „Gewiß, aber nicht ſo unverſchämte wie Sie, entgegnete Barbara und machte ſich it einem Ruck frei. Lied auf Lied löſte ſich aus den durſtigen Kehlen; die Sonne ſank über den dunklen Tannen des Hochwaldes. „Jetzt geht's weiter, ſonſt bekommen wir drüben kein Nachtquartier“, mahnte der Jüngſte.„Vieberſtein, du zahlſt die Zeche.“ Der Angeredete nickte. Er ſaß wie verſun⸗ ken da, keinen Blick von Barbara laſſend. „Wie lieb du ausſiehſt, Mädel! Wie un⸗ verdorben! Ganz anders als die Damen in der Stadt bei uns!“ „Sind ſie nicht ſo bei euch, die Mädeln, in der Stadt? „J wo! Geziert ſind viele, oder wüſt wie ein Mann! Sieh mal, ich trete zum Herbſt mein Amt an als Arzt im Krankenhaus; ich könnte ein Heim gründen, aber ich fürchte mich vor den modernen Frauen! Solch ein Geſchöpfchen wie du, das möchte ich für mein Haus haben.“ Er umſchlang ſie raſch, während die Ka⸗ meraden ſich ſchon im Hausflur tummelten, und drückte Kuß um Kuß auf ihre Lippen. Barbara ſtand wie in einem Traum:„Das iſt die Liebe, die ewige, allgewaltige“, durch⸗ fuhr es ſie. Wie gelähmt ruhte ſie an des Mannes Bruſt und duldete, daß er einen 1 Reif an ihren kleinen Finger ſteck⸗ e. Dann legte er das Geld auf den Tiſch und folgte den Voranſchreitenden.— Ein Jahr ſpäter! Der große Garten der Villa des Geheim⸗ rats Felden, im Grunewald bei Berlin, ſah den ganzen Bekanntenkreis des viel ge⸗ ſuchten Arztes. Die ſchöne Frau des Hauſes hatte zum Sommerfeſt geladen. Diesmal galt das Hauptintereſſe dem jungen Chirur⸗ gen Bieberſtein, der durch die letzte gelun⸗ gene Operation eines Induſtriellen ſich mit einem Schlage einen Ruf gemacht hatte. In einem ſtillen Seitenwege, in einer ver⸗ ſteckten, von Jasmin umrankten Laube ſtand Willfried Bieberſtein vor Barbara Felden.„Mein liebes, gnädiges Fräulein, ahnen Sie denn gar nicht, was ich Ihnen ſa⸗ gen möchte? Sollte ich wirklich im Irrtum ſein, wenn ich annehme, daß das Intereſſe, das Sie für meine wiſſenſchaftlichen Erfolge aufbringen, nicht auch ein klein wenig mei⸗ ner Perſon gilt? Gerade ein Arzt braucht viel Liebe, einen verſtändigen Kameraden, bei dem er ausruhen kann nach ſchweren Stunden. Kann ich mein Glück nicht bei Ihnen finden? Barbara!“ Er hob den geienkten Kopf des Mädchens zu ſich empor, und was er in den lichten blauen Augen las, das mußte ihm wohl Antwort genug ſein, denn feſt preßte er ſeinen Mund auf den ihrigen.„Mein Lieb, meine Braut!“ Barbara ſeufzte leicht. „Du mein Liebes, Gutes, du! Aber ſag' 1 1 Eine: Haſt mich denn von Herzen ieb?“ Barbara ſchmiegte ſchlanken Wann. „Lieb? Schon ſo lang ich dich kenne.“ „Ich glaube, ich liebe dich von dem Au⸗ genblich an, als ich dich in deines Vaters Hauſe ſah, als du mich noch gar nicht be⸗ achtetſt.“ „So? Na, meine Liebe iſt noch älter.“ „Wieſo?“ „Laſſen wir das! Beantwort' mir lieber aufrichtig eine Frage.“ „Jede, Barbara.“. „Haſt du vorher ſchon eine in dein Herz geſchloſſen, eine, die du vielleicht nicht haſt heiraten können oder dürfen?“ „Du biſt ein verſtändiges Mädchen, Bar⸗ bara! Du wirſt mich nicht auslachen! Ja, ich habe einmal ein junges Ding kennenge⸗ lernt, ein taufriſches Dirnchen, nur ein paar Stunden lang. Sie war ſüß und lieblich, daß ich ſie am liebſten nicht mehr von mir gelaſſen hätte,— aber ein Naturkind paßt doch nicht zur Lebensgefährtin! Sie wird mich wohl längſt vergeſſen, am Ende gar nicht weiter an den Kuß, den ich ihr gab, zurückgedacht haben.“ „Na, na! Wer weiß, ob ich nicht doch eine Nebenbuhlerin zu bekämpfen habe. Aber, das ſollſt du wiſſen, ich dulde auch keine 1 neben mir, nicht einmal in Gedan⸗ en!“— Bei der Abendtafel wurde die Verlobung der einzigen Tochter des Geheimrats Felden mit dem bekannten Chirurgen Willfried Bieberſtein mitgeteilt. Allgemeines Glück⸗ wünſchen hub an; dann begehrte die Jugend den Tanz. „Willfried, ich verlaſſe dich einen Augen⸗ blick. Sei in einer Viertelſtunde im Winter⸗ garten.“ i Der Arzt ſchlenderte durch eine dunkle Allee. Wie ſonderbar, daß er heute ſo piel an jenen Sommertag im Gebirge denken mußte. Daß ihm das Bild des Wirtstöchter⸗ leins ſo 1 vor ſeinen Augen erſchienk Als er Barbara zum erſtenmal geſehen, war es ihm wie ein Mahnen an jene, an das ſich an den ernſten, füße Dirnchen, das er nicht zu vergeſſen mochte. Faſt deuchte es ihm, als ob beide Mädchen einander glichen. 5 Er lenkte den Fuß zum Wintergarten. Schimmerte dort nicht Barbaras Kleid? Er öffnet die Tür und bleibt geſpannt ſte⸗ hen. Ein Ausruf der Ueberraſchung ent⸗ fährt ſeinen Lippen. Aefft ihn ein Geſicht? Lehnt dort, an dem Glasfenſter, nicht das Wirtstöchterlein, an das er eben ſo lebhaft dachte? Die goldblonden, langen Zöpfe fal⸗ len auf den dunklen Rock! Zögerad geht er näher. „Willfried, kannt?“ „Barbara, du— erkläre mir! Das iſt doch unmöglich! Wie kommſt du in das Ge⸗ wand?“ „Ich kaufte es vor einem Jahr der Staſi im„Tiefen Grund“ ab, als ich ſie während ihrer Krankheit einmal vertrat und den durſtigen Wanderburſchen Wein kredenzte! Kennſt du das Ringlein noch?“— „Du, du warſt das? Darum zog es mich ſo unwiderſtehlich zu dir! Aber, du Schlin⸗ gel! Warum haſt du mir nicht gleich das Geheimnis verraten?“ „Weil ich erſt ergründen wollte, ob mir auch jeder Gedanke deines Herzens gehört, ob ich wirklich ſelbſt meine einzige Neben⸗ buhlerin bin.“ haſt du mich wirklich nie er⸗ * Der Scarabäus Von Erna Büſing. Uralt iſt die Ahnenreihe des Miſtkäfers. Schon auf altägyptiſchem Boden drehte er ſeine Pillen, die Nahrung und Schutz ſeiner Nachkommen waren. Da aber die alten Aegyp⸗ ter des Tieres eigene Welt achteten und ſie mit einer Phantaſie, die Sinnbilder liebte, ausſchmückten, ſagten ſie dieſem fleißigen Kä⸗ fer nach, er ſchiebe den Sonnenball vor ſich her. Die Menſchen vermenſchlichten damals die Tiere nicht, im Gegenteil, ſie vertierlichten die Menſchen, weshalb ihre großen Könige, die in eiſiger Unnahburkeit über allen Lebeweſen thronten, mit einem Tierkopf dargeſtellt wur⸗ den. Das Tier wurde heilig geſprochen, micht der Menſch, und daher wurde auch der ein⸗ fache Miſtkäfer zum ſagenumwobenen Scara⸗ bäus, deſſen Geſtalt man noch heute auf aus⸗ gegrabenen Schmuckſachen findet. So einen echten Scarabäus, mitgebracht von einem Onkel als Andenken an ſeine Aegyptenreiſe, trug eine kleine norddeutſche Frau, als ſie mit ihrem Mann die Hochzeits⸗ reiſe machte. Die führte ſie in die Bayeriſchen Alpen. Nach an Anſtrengungen reichen Wan⸗ dertagen legten ſie ſich eines Mittags auf eine Wieſe. Die Sonne ſchmorte die beiden, die ſich ganz dem ſüßen Nichtstun hingaben. Wie prächtig war es, die Glieder auszuſtrecken. Die kleine Frau wollte recht viel Sonne, recht viel Licht an den Körper heranlaſſen und te öffnete die damals noch mit einem Steh⸗ kragen geſchmückte Bluſe. Von ihm nahm ſie den Scarabäus und legte ihn behutſam auf ein Taſchentuch neben ſich in das blumen⸗ reiche, ſaftige Gras. Dann ſchliefen ſie ein, der Mann und ſie, faſt zu gleicher Zeit. Auf einmal erwachte ſie; denn über ihr ſtand etwas Großes, Mäch⸗ tiges. Sie war ſtarr vor Staunen, ſo daß ſie nicht einmal Zeit hatte, ein Gefühl der Angſt in ihren Gedanken hochkommen zu laſ⸗ ſen. Sie dachte noch immer, ſie ſei im Traum und ein vorſintflutliches Tier ſtände über ihr. Doch als ſie ſich aufraffte und ſich die Augen rieb, war ſie auf einmal in der Wirk⸗ lichkeit, aber in einer recht abſonderlichen; ſah ſie doch, wie eine Kuh erſt das Taſchen⸗ tuch und dann den heiligen Miſtkäfer fraß. Entſetzt über ihren Verluſt und von Mit⸗ leid ergriffen wegen der Nahrung, die die Kuh zu ſich genommen hatte, jammerte ſie: „Ach, die arme Kuh, wenn die nun ſtirbt.“ „Dann müſſen wir ſie bezahlen“, ſagte der Mann, der weit rechneriſcher eingeſtellt war als die Frau. Dann herrſchte Stille zwiſchen beiden. Schließlich ſagte die Frau:„Ich möchte den ganzen Tag hinter der Kuh hergehen.“ Worauf der Mann ſich vernehmen ließ: „Aber die Kuh kaut doch erſt wieder.“ Das leuchtete dann auch der Frau ein und ſie buchte den heiligen Miſtkäfer auf Konto Verluſt. Doch das Leben iſt romanhafter als die Romane. Die Frau iſt ſchon lange Groß⸗ mutter, und da ihr Enkel Muſiker iſt, kam ſie in eine Geſellſchaft, in der man ſich all⸗ gemein um eine reiche Amerikanerin bemühte. Dieſe Dame gehörte zu der Sorte Menſchen, die ihren Reichtum zeigen müſſen, weil ſie ſich ſelbſt keine andere Beſchäftigung zutrauen. Die Amerikaner trug ein Spitzenkleid, das aus dem Hochzeitsſchleier der letzten ruſſiſchen Zarin gearbeitet war, ſie hatte Schuhe, deren mallen aus Schmuckſachen der Azteken be⸗ ſtanden, und ſie trug einen Scarabäus, der wegen ſeines Fundortes, einer bayeriſchen Al⸗ penwieſe, von ganz beſonderem Werte war. Er war der einzige Fund ſeiner Art. Er mußte lange in der Erde gelegen haben, denn es waren abſonderliche zerſtörende Wirkungen an ihm wahrzunehmen. So erzählte die Dame, und Staunen und Verwunderung war rings⸗ umher. Nur auf dem gütigen Geſicht der Groß⸗ mutter war während des ganzen Nachmittags das Schmunzeln eingefroren, dachte ſie doch darüber nach, daß nicht nur Menſchen, ſon⸗ dern auch heilige Miſtkäfer oft ihre einzig⸗ artige Geſchichte haben. b —— Zureden hilft. Die Neigung zu Schalk⸗ und Narrenſtreichen liegt den Mecklenburgern im Blute. Sie wird am beſten illustriert durch die Geſchichte von jenen Stammtiſchbrüdern in Neubrandenburg, die es ſich in den Kopf geſetzt hatten, dem Barbier, der ſie alle vier täglich und hinter⸗ einander raſterte, einzureden, daß er„betrun⸗ ken“ ſei. Das trug ſich ſo zu, daß der Bäckermeiſter, der als erſter den Beſuch des Barbiers emp⸗ fing, ſagte:„Meiſter Bilbow, wo büſt du deng zall weſt?“ Worauf der Barbier natürlich prompt zur Antwort gab, daß er direkt von Hauſe komme.(„Ick bin bi min Fru weſt!l“), Der Bäcker:„Ja, heſt du denn dar wat drun⸗ ken?“ Der Barbier:„J wat, dat föllt mi ja gornich in.“ Der Bäcker behauptet aber ſteif und feſt:„Ick weit nich, Bilbow: du rükſt ſo nah Schnaps.“— Als Bilbow zum Glaſer kommt, geht das Spiel von Neuem an. „Minſch, Minſch“, ſagt der Glaſer,„wo kummſt du her? Wo büſt du weſt? Minſch, wo heſt du all wat drunken?“ Der Barbier wird verlegen und entſchuldigt ſich damit, daß er ſelbſt nicht wiſſe, wie das käme; aber der Bäcker hätt' ihm halt ſchon das gleiche geſagt. Als Bilbow zum Fleiſchermeiſter kommt, geht der Tanz fort, als Bilbow unglücklicher⸗ weiſe über die Schwelle ſtolpert.„Hallo, hallo,“ ſagt der Fleiſcher,„Minſch, Bilbo, man nich ſo dull!“ Er tritt näher an ihn her⸗ an, ſchnüffelt und meint:„Minſchenskind, wo biſt du hüt all wedder weſt?“— Der Vierte aber, der Sattler, läßt ſich geruhſam einſeifen, um plötzlich aufzuſtehen, ſich den Seifenſchaum vom Geſicht zu wiſchen und zu erklären: „Minſch, Bilbow, bliw mi vun't Liew. Vun en beſapen(betrunkenen) Schwien lat ick mt nich balbern!“ Betrübt, niedergeſchmettert, geht der Barbier nach Hauſe. Auf dem Heim⸗ wege ſchwankt er tatſächlich.„Mutting“, ſagt er daheim,„mak mi gau ne Taß' ſchwarten Kaffee; ick bün nämlich total beſapen.“ Vuntes Allerlei L. 120 in 5 Monaten fahrklar. Dr. Eckener teilte mit, daß die Verſuche mit dem Rohöl⸗ Luftſchiffmotor, mit deſſen Konſtruktion die irma Daimler⸗Benz⸗Untertürkheim beauftragt iſt, nun zu einem zufriedenſtellenden Ergebnis geführt haben. In den letzten Tagen hat ſich dieſer Motor unter Vollaſt(1200 PS.) in 150ſtündigem Lauf bewährt. Der Luftſchiff⸗ bau Zeppelin hat nun die für das Luftſchiff LZ. 129 benötigten 4 Motoren bei Daimler⸗ Benz offiziell beſtellt. Nach 5—6 Monaten werden die Motore fertiggeſtellt und das neue Rieſenluftſchiff auch bis zu dieſem Zeitpunkt fahrklar ſein. Vor 150 Jahren Entdeckung der Römer⸗ thermen. In Badenweiler im Schwarzwald, dem ſüdlichſten Thermalbad Deutſchlands, wurde ein Heimatmuſeum eröffnet, das ne⸗ ben reichem vorgeſchichtlichen Material auch zahlreiche Funde aus der Zeit enthält, als Badenweilers Heilquellen noch von den Römern gebraucht wurden. Die Sammlun⸗ gen ſind in dem ſogenannten Belvedere, ei⸗ nem zierlichen, ſäulentragenden Bau inmit⸗ ten des Kurparks untergebracht. Das neue Muſeum bildet eine willkommene Ergän⸗ zung zu dem ehemals 96 Meter langen, 45 Meter breiten Bäderbau, den die 5 hier etwa im 3. Jahrhundert n. Chr. errich teten. Die ſtattlichen Reſte dieſes Gebäudes, das ein Männer⸗ und ein Frauenbad ent⸗ hielt und bereits mit Zentralheizung ausge? ſtattet war, wurden übrigens 1784, alſo ge: nau vor 150 Jahren, entdeckt. Sie können heute täglich beſichtigt werden. 3 Römer