eil: chung 3 für wer⸗ e. In ſtart. nheit, man t auf Nönt⸗ viel⸗ Bußt⸗ auf hmen Seit ſetz vor⸗ ring lichen unter n be⸗ techt⸗ Ge⸗ rend zhalb penn 191 na chritt ſteihe nah⸗ vor⸗ quält E 4 2. Blatt zu W. 179 Freitag, 3. Aug. 1934 Das Reichswirtſchaſtsminiſter ium Dr. Schacht mit der Führung beauftragt. Berlin, 3. Auguſt. Die ernſtliche Erkrankung des Reichswirtſchaftsminiſters Dr. Schmitt hatte bekanntlich einen längeren Erho— lungsurlaub des Miniſters erforderlich gemacht. Da die Hoffnung beſteht, daß Dr. Schmitt nach Wiederherſtellung ſeiner Geſundheit ſeine Kraft wieder dem Reichswirtſchafts⸗ miniſterium zur Verfügung ſtellen kann, es aber angeſichts der drängenden wirtſchaftlichen Probleme nicht möglich iſt, dieſes wichtige Reſſort auf längere Zeit unbeſetzt zu laſſen, hatte der Reichskanzler ſchon vor einigen Wochen dem Herrn Reichspräſidenten vorgeſchlagen, den Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht mit der Führung der Geſchäfte des Reichswirtſchaftsminiſteriums zu betrauen. Der Herr Reichspräſident hatte dieſe Verfügung am 30. Juni 1934 vollzogen. Die Betrauung des Reichsbankpräſidenten mit der Füh⸗ rung des Reichswirtſchaftsminiſteriums iſt um ſo zweck⸗ mäßiger, als nunmehr die vordringlichſten Probleme der Deviſen⸗ und Rohſtoffverſorgung, die ſchon ſeither das Arbeitsgebiet der Reichsbank berühren, in wirt⸗ ſchaftspolitiſcher Hinſicht zuſammengefaßt ſind. Da der Keichsbankpräſident ſchon bisher an den Sit⸗ zungen des Reichskabinetts keilnimmt, ergibt ſich aus ſeiner Betrauung mit der Leilung des Keichswirkſchafsminiſte⸗ riums, daß die grundſätzliche wirſchaftspolitiſche Linie der Reichsregierung keine Veränderung erfährt. Der Neichsbankausweis für Ende Juli Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 31. Juli 1934 hat ſich die geſamte Kapitalanlage der Bank in der Berichts⸗ woche um 355 auf 4254 Millionen Mark erhöht. Die Be⸗ anſpruchung iſt als normal zu bezeichnen. Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben eine Erhöhung um 0,1 auf 78,0 Millionen erfahren. Im einzelnen habe die Goldbeſtände um 165 000 Mark auf 74,9 Millionen Mark zugenommen und die Beſtände an deckungsfähigen Deviſen um 21 000 uf 3,1 Millionen Mark abgenommen. Tarifordnung und Betriebskontrolle Tagung des badiſchen Bäckerhandwerks. St. Georgen i. Schw. Zur Obermeiſtertagung des Innungsverbandes Badiſcher Bäckermeiſter waren etwa 200 Teilnehmer erſchienen. Der Präſident des Landesverbandes, Pfligensdörfer⸗Weinheim, ſprach in längeren Ausführungen über das Handwerkergeſetz, die Sonntagsarbeit und über die neuen Verhandlungen wegen des Tarifweſens. Der 2. Vor⸗ ſi zende, Obermeiſter Grieſinger⸗Eggenſtein, behandelte vor allem die Tarifordnung. Tarifverträge gebe es in Zukunft nicht mehr, ſondern nur noch eine Tarifordnung, die unbe⸗ ding! eingehalten werden müſſe. Auch eine ſchaefe Betriehs⸗ kontrolle müſſe ausgeübt werden. In dieſen Zufariwenhang behandelte der Redner die Frage der nicht Hoelbeſctä⸗ tigten Gehilfen, die Einſtellung Ann; 5 7 die Möglichkeit einer Selbſtändigmachung vorläufig nicht ge⸗ eben iſt. Wer einen Bäckereibetrieb unterhält ind ſelbſ, nicht e iſt, hat erſtklaſſige Gehilfen einzuſtellen und den⸗ ſelben einen 25prozentigen— zuſchlag zu bezah en. Groß⸗ betriebe, die gegenüber den kleineren erhöhte Anforderungen an die Gehilfen ſtellen, ſind verpflichtet, künftig einen zehn⸗ prozentigen Lohnzuſchlag zu zahlen. Großbetriebe im Sinne des Geſetzes ſind ſolche, die jährlich mindeſtens 1500 Sack Mehl verarbeiten.— Der Vertreter des Reichsnährſtandes Kaiſer⸗Mannheim ſprach über die Ziele dieſer Einrichtung ſowie über die neue Getreidewirtſchaft. In der Ausſprache, an welcher ſich auch Reichsfachſchaftsführer Tiska⸗Berlin be⸗ teiligte, nahm vor allem die Frage des Vier⸗Uhr⸗Anfanges einen breiten Raum ein. Keine wilde Stellen vermittlung Nur die Arbeitsämter find zuſtändig. Der nationalſozialiſtiſche Staat hat der deutſchen Ar⸗ beitskraft und ihrem Träger, dem arbeitenden deutſchen Volksgenoſſen, wiederum den erſten Platz im Staate einge⸗ räumt. Die deutſche Arbeitskraft iſt nicht mehr Spielball und Ware privatkapitaliſtiſcher Kalkulations⸗Methoden. Man ſpricht nicht mehr von einem Arbeits⸗„Markt“. Die Betreu⸗ ung dieſes köſtlichen Gutes erfolgt durch ſtaatliche Einrichtungen. Das ſind die Arbeitsämter. Die wirtſchaftlichen, bevölke⸗ rungs⸗ und ſozialpolitiſchen Aufgaben dieſer Behörden ſind ſo wichtig im Sinne einer klaren Wirtſchafts⸗ und Sozial⸗ politik, daß von keiner Seite eine Schwächung geduldet werden kann. Wir fordern deshalb ſämtliche Parteidienſtſtellen des Gaues Baden auf, die Arbeitsämter in der Durchführung ihrer bedeutungsvollen Aufgaben zu unterſtützen, jede wilde Stellenvermittlung oder die Begünſtigung einzelner Bekann⸗ tet zu unterlaſſen und darüber zu wachen, daß die ausſchließ⸗ liche Zuſtändigkeit der Arbeitsämter, insbeſondere in Fra⸗ gen der Arbeitsvermittlung, Lehrſtellen⸗Vermittlung uſw., im Intereſſe einer erfolgreichen Bekämpfung der Arbeitsloſig⸗ keit gewahrt bleibt. Gauleitung Baden der NS DA, gez. Röhn, ſtellv. Gauleiter. Wirtſchaſtliche Amſchau Die neuen Weizenfeſtpreiſe In Bad en und Pfalz gelten für Weizen noch bis zum 15. Auguſt 1934 die alten Feſtpreiſe, für Roggen und Futtergerſte bleiben die ab 16. Juli feſtgeſetzten Preiſe noch bis Monatsende Auguſt in Wirkung. Lediglich für Hafer treten am 1. Auguſt die neuen Feſtpreisbeſtimmungen in Kraft und zwar betragen dieſe in dem Gebiet H 11 151, H 14 156, H 17 159 Mark per Tonne. Vom ſüddeutſchen Baumarkt Anhaltende Belebung. Die Belebung am Baumarkt hielt weiterhin an. Die umfaſſende Bautätigkeit iſt nicht nur als eine Folge des wachſenden Aufſchwunges unſerer Wirtſchaft, ſondern auch als ein Zeichen des geſteigerten Vertrauens in die Zukunft zu werten, das namentlich in der Belebung der privaten Initiative ſeinen Ausdruck findet. Einen lebhaften Auf⸗ ſchwung erfuhr der Baumarkt durch die Zuſchüſſe zu bau⸗ lichen Suiten de ungen, durch die umfaſſende Inangriff⸗ nahme von Kleinwohnungsbauten, von denen 1933 60 000 erſtellt wurden. Am Bauſtoffmarkt war die Umſatztätigkeit weiterhin lebhaft, die Beſchäftigung in den Bauſtoffinduſtrien blieb durchweg befriedigend. Die Steinzeugröhreninduſtrie ſenkte die Preiſe um 7,5 Prozent. Die Bauſtoffpreiſe blieben ſonſt im großen und ganzen unverändert. Das erhöhte An⸗ gebot am Bauholzmarkt ergab eine gewiſſe Unſicherheit der Preisentwicklung. Die Nachfrage nach Bauholz blieb ruhig. Handel und Wirtſchafl Mannheimer Kleinviehmarkt vom 2. Auguſt. Zufuhr: 27 Kälber, 16 Schweine, nicht notiert; 260 Ferkel und 520 Läufer. Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 8 bis 10, Ferkel über ſechs Wochen 16 bis 20; Läufer 21 bis 24 Mark. Markt⸗ verlauf: mittel. Aus den Nach barlaͤndern Autounglück bei Dieburg 5 Zwei Darmſtädker Studenken kol. Dieburg. Zwiſchen 8 und 9 Uhr verunglückte auf dem ſogenannten Mainzer Berg beim Bildſtock ein mit drei Studenten beſetztes Auto, das von Darmſtadt kam und auf dem Weg nach Lengenfeld(Vogtland), der Heimat der Stu⸗ denten, war. Durch den Regen war die Straße ſchünzeig geworden, das Auto kam dadurch ins Schleudern und über⸗ ſchlug ſich. Von den drei Inſaſſen kamen zwei unker das Auto zu liegen. Sie erlikken ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie alsbald verſtarben. Der dritte Student, der Bruder eines der Toten, krug nur leichtere Verletzungen davon. Walldorf.(Totgefahren und liegen gelaſ⸗ ſen.) In der Nähe des Forſthauſes Mitteldick wurde auf der Straße Walldorf— Frankfurt ein Motorradfahrer mor⸗ gens mit einem Schädelbruch tot aufgefunden. In der Nähe liegende Glas- und Holzſplitter bewieſen, daß ein Zuſam⸗ menſtoß mit einem Auto ſtattgefunden haben muß, deſſen Inſaſſen aber gleichgültig weiterfuhren. Der Tote iſt der Wagenwäſcher Geißner von der Hauptrettungswache Frankfurt. Seine Frau hat erſt vor kurzem ein Kind durch Unfall verloren. Arheilgen. Waldbrand vernichtet vier Mor⸗ gen Wald.) Im Diſtrikt Totenbergen bei Arheilgen brach ein Waldbrand aus, durch den vier Morgen etwa zehnjäh⸗ rigen Tannenwaldes vernichtet wurden. Die Freiwillige Feuerwehr aus Arheilgen konnte nach mehrſtündiger Löſch⸗ arbeit den Brand auf ſeinen Herd beſchränken. Gießen.(Fünfzehnjähriger als Straßen⸗ räuber) Als Straßenräuber betätigte ſich der 15jährige Wilhelm Rauſch. Er fuhr mit ſeinem Fahrrad ein Fräulein von hinten an und entriß ihr im gleichen Augenblick das Einkaufsnetz mit der Geldtaſche. Am Tag darauf erkannte die Geſchädigte den jugendlichen Täter auf der Straße, der zwar flüchtete, aber eingeholt und der Polizei übergeben berden konnte. Das Geld hatte er bereits verbraucht. Schlüchtern.(Kind aus dem Zug gefallen.) Zwiſchen den Bahnhöfen Schlüchtern und Flieden fiel ein vierjähriger Junge aus einem fahrenden Perſonenzug. Der Junge reiſte in Begleitung ſeiner Großeltern. Durch den Fall erlitt er leichte Kopf⸗ und Beinverletzungen. Von Neu⸗ hof aus wurde er mit einem Auto nach Fulda ins Kranken⸗ haus gebracht. Der Vorfall, der leicht ſchwere Folgen hätte haben können, ſollte eine Warnung ſein an alle, die mit Kindern reiſen. — heilbronn.(Talfahrten auf dem Neckar.) Die durchgehende Schiffahrt auf dem Neckar zu Berg und Tal iſt infolge Vornahme von Inſtandſetzungsarbeiten an der Schleuſe Kochendorf ab Mittwoch, den 1. Auguſt 1934, auf vorausſichtlich drei Wochen geſperrt. Aus dieſem Grunde werden die Sonderfahrten der Neckarſchiffahrt zwiſchen Heilbronn Bad Wimpfen und zurück eingeſtellt. Der fahr⸗ planmäßige Perſonenverkehr auf der kanaliſierten Strecke zwiſchen Neckargerach— Heidelberg wird aber ohne beſon⸗ dere Störungen weiterhin durchgeführt. — Alm.(Betrunkener Fahrer.) In der Lau⸗ tengaſſe fuhr ein Perſonenwagen aus Stuttgart infolge Betrunkenheit des Führers auf eine Mauer auf. Der Führer und die Inſaſſen, zwei Damen aus Ulm, wurden hierbei ſchwer verletzt und mußten ins Johanneum verbracht werden. Das Auto iſt ſchwer beſchädigt. — Hochberg, OA. Saulgau.(Gut abgelaufen) Vor wenigen Tagen ging einem Landwirt infolge von Bremen⸗ plage ſein Geſpann durch und zwar an abſchüſſiger Stelle. Die Maſchine, mit der er zuvor einen Fruchtacker abgemäht hatte, wurde ſtark beſchädigt; der Fuhrmann kam mit dem Schrecken davon. b 5 Auguſttage 1914 Von Karl Brammer. Der nachſtehende Aufſatz iſt vor zwanzig Jahren, im Auguſt 1914, geſchrieben worden. Kein Work iſt jetzt verändert. Durch die Straßen wälzen ſich Menſchenfluten. Tauſende — Tauſende— hin und her, vor und zurück. Nun ſtehen ſie wieder und nun gehen ſie. Die Straßenbahnen ſuchen ihren Weg durch die Maſſen. Aber immer wieder ſchließen ſich die Lücken. Und neben den Straßenbahnklingeln und den Autohupen tönt das Stapfen und Schlürfen der aber⸗ tauſend Schritte und tönt das erregte Murmeln der Men⸗ ſchenwellen. Kriegszuſtand, verſchärfter Kriegszuſtand. Be⸗ lagerungszuſtand. Was ſind das alles für Worte? O, man kennt ſie wohl, man hat oft von ihnen geſprochen, wie man von Worten ſpricht, die niemals Wahrheit werden. Und nun hat es auf den roten Zetteln geſtanden, die man überall anklebte: Verſchärfter Kriegszuſtand. Nun iſt dieſes Wort eine Wahrheit geworden, ein unerſchütterliches Ge⸗ bot, das mit notwendiger Schärfe in das gewohnte Leben eingreift. Man faßt ſich an die Stirn: Iſt denn nicht alles ein böſer Traum geweſen, iſt es denn überhaupt möglich, daß dieſes Leben, wie wir es Jahr für Jahr lebten, ein Ende haben ſoll? Man kann und kann es noch nicht glauben. Der Arbeiter kann es nicht glauben, er, der ſchwer, aher doch ſo gern für ſeine Frau und ſeine Kinder ſorgt. die Mutter, von der ein einziger Sohn ſich anſchickt, zu gehen, die junge Frau, die ihren Gatten laſſen muß. Aber auf dem roten Zettel ſteht in eindringlichen ſchwarzen Buchſtaben Verſchärfter Kriegszuſtand. Und man weiß, ein anderes Wort ſteht dahinter, das heißt: Mobiliſation! Und dahinter ſteht noch ein weit größeres, und das heißt kurz und knapp und furchtbar klar: Krieg! Da geht durch das ganze Volk ein tiefer, feierlicher Ernſt, wie wir ihn ſo lange nicht er⸗ lebt haben. Die Neugier kann nicht mehr überſpannt wer⸗ den, und die Haſt nach den letzten Nachrichten verfliegt. Nun laß alles kommen, wie es kommen will. Der Stein rollt, aufzuhalten iſt er nicht mehr. Das iſt kein Kismetrauſch, das iſt nur das klare Erkennen der Tatſachen. Die Ruhe aber, die über den vielen Menſchen liegt, nie paßt ſie beſſer zu dem Ernſt der Stunde. Hier ſtehen Männer, keine Radau⸗ patrioten mit Kaffeehausmuſik. Hier merkt jeder, es gilt alles, es gilt die eigene und die nationale Exiſtenz, eine iſt ohne die andere nicht zu denken. Was da vor Tagen näch⸗ tens durch die Straßen lärmte, das waren leichtſinnige Schreier. Hier ſtehen aber Männer, die ſich bewußt ſind, daß es alle Muskeln und alle Nerven gilt, wenn es hart an harr geht. Und während ſie warten, ganz ruhig warten auf das ernſte Wort der letzten Entſcheidung, fliegen die Gedanken zurück und fragen: Wie kam das alles über uns? Das war ein prächtiger Sonntag, der letzte im Monat Juli. Strahlender blauer Himmel. Alles war hinausge⸗ zogen in den Wald, der ſein ſommerliches Kleid in ſeiner ganzen Schönheit und Vollkommenheit zeigte. Während die⸗ ſer Zeit hatte der Mordbube in dem bosniſchen Landſtädt⸗ chen jene ſchreckliche Tat begangen. Der Draht aber trug die Nachricht von der ſchaudervollen Tat in alle Welt und Winde. Und als man froh und erquickt heimkehrte, raſte ſchon die Entrüſtung durch die ganze Stadt. Dieſer Blitz kam aus heiterem Himmel, aber doch lag ſchon eine Schwüle über Wald und Land und Stadt. Da ſtieg das Go⸗ witter herauf. Ernſt und klar war wiederum die Forderung der Genugtuung. Aber dann kam das Ränkeſpiel des ſtar⸗ ken Nachbars im Oſten, und dann kam zum erſtenmale das Funkenwort:„Krieg!“ Der Funke zündete. Vielleicht iſt anfangs der Wunſch noch wach geweſen, das Feuer zu löſchen, wahrſcheinlich aber iſt das nicht. Und ſofort zeigten ſich die Wirkungen, Weltwirkungen. Auf der Wiener Börſe waren die Makler verzweifelt, und die Kurſe der Peters⸗ burger Börſe ſtürzten wie mild, in Berlin, London, Neu⸗ nork und Paris gab es Poniken. Tag und Nacht ſpielten die Telegraphen, die ganzen Nächte hindurch beriet man im Auswärtigen Amt und im Reichskanzlervalais in der Wil⸗ helmſtraße. Zu der Zeit aber feuerten die Monitore ſchon ihre Kugeln hinein in die Feſtung Belgrad, und auf den langen ruſſiſchen Schienenſträngen raſten die Militärzüge entlang, immer mehr. Rußland mohiliſierte! Da kam der erſte Sturm. Rußland ſchützt die Königs⸗ mörder. Das war in der ernſteſten Zeit der letzten hundert Jahre ein Treppenwitz der Weltgeſchichte, der der Tragi⸗ komödie nicht entbehrt. Wir aber lebten im erſten Taumel, und die Lippen ſangen„Heil dir im Siegerkranz“,„Deutſch⸗ land, Deutſchland über alles“ und„Die Wacht am Rhein“. Aber hinterdrein ſchlich ſtill der Ernſt, und als er klopfte, öffneten wir. Und nun geht er durch die ganze Stadt und er lebt in den Tauſenden, die ſich durch die Straßen wälzen. In dieſen Menſchenfluten iſt Mut und iſt freudige Begeiſte⸗ rung, aber das Beſte in den Maſſen iſt der große Ernſt. Und das gibt auch eien der eeilſigen Führer unſeres Vol⸗ kes den Mut zu dieſen ſchönen großen Worten, die er in der Stunde des allergrößten Ernſtes ausſpricht:„Wir bit⸗ ten niemand um Frieden, wir flehen keinen um gut Wetter, wir ſind ſelbſt entſchloſſen, Frieden zu halten mit der gan⸗ zen Kraft unſeres gemeinſchaftlichen Wollens. Aber wir danken dem Ernſt, der Großes groß und Kleines klein er⸗ ſcheinen läßt. So ſind wir bereit. Dann mag kommen, was da will!“ „ „Deulſche Wehr— Deutſche Ehr' 19141934.“ Unſere Abbildung zeigt die Vorder⸗ und Rückſeite der Er⸗ innerungsmedaille, die der deutſchen Wehrmacht anläßlich lich; der 20. Wiederkehr des Kriegsbeginns gewidmet iſt. Die von dem Bildhauer Franz Beyer entworfene Medaille auf der Rückſeite einen Ausſpruch des Führers. 1 FFF N Die Frau und ihre zelt Ernte. Von Peter Prior. Um vier Uhr früh geht die Sonne auf. Aber ſchon vor ir belebt ſich ein Teil der Flur mit Menſchen, die ſchwer arbeiten, um die Ernte zu beſorgen. Wintergerſte und Sommer⸗ gerſte ſind längſt eingebracht. Schon iſt der Platz, auf dem ſie wuchſen, für die kommende, nächſtjährige Ernte vorbereitet. Aber nun ſind die Weizenbreiten und die Roggenfelder reif. Und auch der Hafer beginnt ſich hellgrün zu färben. Jetzt, liebe deutſche Mutter, nimm deine Kinder an die Hand und führe ſie frühmorgens hinaus, wo hellgelb und golden euer Brotmehl, Weizenmehl, unſer aller Hauptnahrung, reif ge⸗ worden iſt. Die Lerche ſchmettert ihr Lied über dir und den Deinen; Haſen wechſeln über den Weg, vollgefreſſen und müde von nächtlicher Fahrt ins Schlaraffenland. Und während in der Stadt die Menſchen ſich nochmals im Bett auf die andere Seite drehen, da haben draußen andere Menſchen ſchon viel gearbeitet, tüchtig geſchwitzt und etwas geſchafft. Und viele Frauen arbeiten draußen in brennender Sonnenglut mit. Sie tragen keine modiſchen Kleider und keine eleganten Schuhe. Braun gebeizt iſt ihre Haut ohne Braunwerdemittel, die Hände find ſchwielig. Nicht vom Ruder oder dom Barren oder Tennisſchläger. Sie haben— manche Mutter iſt unter ihnen — Kinder zu Hauſe, oft viele Kinder. Oder es ſind junge Mädchen. Ihre Augen leuchten der aufgehenden Sonne ent⸗ gegen. Sie ſind alle fröhlich und guten Muts. Wo die Senſe nicht klirrt, da raſſelt die Maſchine. Sie ſchneidet und bindet die Garben. Liebe Mutter! Das alles mußt du deinen Kindern einmal zeigen, falls ſie es noch nicht kennen. Du mußt den ſorgfältig 5 6 Knoten anfühlen, den die Maſchine ſchürzt, die arben heben, die die Leute zuſammenſtellen. Und dann vielleicht einmal ſelbſt eine Senſe in die Hand nehmen.. Aber laſſe lieber die Aehren durch die Finger gleiten und zeige ſie den Kindern. Sie ſind voll. Und von dieſer oder jener Breite ſtammt vielleicht dann das Getreide, aus dem der Bäcker dein Brot bäckt, nachdem der Müller, deſſen Mühle du am Hang ſtehen ſiehſt, das Mehl mahlte. Dort jene Weizenbreite enthält das Mehl zu dem Kuchen, der auf den Tiſeh kommt. Und wenn am Weihnachtsabend der Chriſtſtollen angeſchnitten iſt, ſo ſind vielleicht die Aehren, die durch deine Hand oder die deiner Kinder glitten, als Mehl in ihm enthalten. Und alle die ſchwer arbeitenden Menſchen ringsumher ſind gar wichtige und angeſehene Mitglieder der menſchlichen Ge⸗ ſellſchaft. Sie ſind ebenſo wichtig wie der Ingenieur hinter dem Zeichenbrett, wie der Oberbuchhalter hinter dem Soll und Haben. Jeder ihrer Handgriffe iſt heilig. Das mußt du deinen Kindern ſagen, da du es ja ſelbſt ſchon weißt. Von dieſer ſchwitzenden Frau dort mit den hellblauen Augen gehen drei Kinder in die Dorfſchule, zwei Söhne haben endlich Arbeit bekommen, und der Mann iſt im Bergwerk verunglückt. Jenes junge Mädel war vor wenigen Wochen noch eine blaſſe Schreib⸗ maſchinendame. Konnte ohne Schokolade und Kino nicht mehr leben. Jetzt iſt das Mädchen aufgeblüht, hat braune Wangen mie eine Sportdame aus Davos und ißt an einem Tiſche mit allen anderen gute, kräftige Koſt, die vor ihren ſchönen, braunen Augen heranwächſt. Nimm deine Kinder an die Hand und gehe mit ihnen hinaus zur 817 der Ernte. Abſeits des breiten Weges, inmitten der Felder wird dir das Herz aufgehen und du wirſt dort mehr lernen wie aus tauſend Büchern. „Wir möchten Teſtament machen Meiſter Butt hat das Licht ausgelöſcht und ſchickt ſich zum Schlafen an. Aber ſein Kopf iſt noch nicht ſoweit. Es geht ihm etwas darin herum, ſeit ein paar Tagen ſchon. Jetzt, in der abendlichen Ruhe und im Dunkel, fällt's ihn wieder an, und da nimmt er kurz entſchloſſen den Ausweg, den er ſeit dreißig Jahren erprobt gefunden hat. 15 ſagt zu dem andern Bett hin, in dem ſeine Frau ruht: „Mutter, ich möcht' Teſtament machen.“ „Das koſtet viel zu viel Geld“, ſagt Mutter und rechnet im Kopf noch einmal den Voranſchlag des Tünchers für die Küche durch. Das hab' ich auch ſchon gedacht, deswegen drückt's mich ja fol, ſagt der Meiſter.„Aber ſchau mal, wenn ich mal die Augen zutu' und dann kommen die Kinder und nehmen dir Womöglich das Haus oder machen dir Schwierigkeiten mit dem Sparkaſſenbuch. Und dann braucht Fritz doch viel weniger mal was zu erben, der hat doch einen guten Poſten und ſein Auskommen, und nur das eine Kind. 5 Liſa möcht' ich ſorgen.. Was mach ich da bloß, Mutter? Soll ich nicht doch lieber Teſtament machen?“ Mutter weiß es auch nicht. Sie gibt ihm alſo den guten Rat, einſtweilen darüber zu ſchlafen und morgen mal ſich zu erkundigen, was dieſe ganze Sache koſten würde, und wie man das macht. Meiſter Butt wundert ſich am andern Tage, als er erfährt, daß das Teſtament⸗Machen— gar nichts koſtet und daß es die einfachſte Sache von der Welt iſt, vorausgeſetzt, daß die Ver⸗ hältniſſe ſo einfach liegen wie bei Butts.(Denn ſonſt geht man doch beſſer zum Notor.) Da iſt das Häuschen da und die Möbel und die Wäſche und das Geſchirr und ein Sparkaſſen⸗ buch. Da ſind zwei verheiratete Söhne und eine ledige Tochter, die freilich auch im Beruf iſt und brav verdient. Und ſo machen acht Tage ſpäter Butts ihr Teſtament. Sie ſitzen beide am Eßtiſch, haben einen Bogen Papier vor ſich liegen, und auf dem Tintenfaß liegt eine tadellos neue Feder. Sie machen beide ziemlich feierliche Geſichter, denn ſchließlich, wenn man ſo etwas tut, was eigentlich erſt einen Zweck hat, wenn's für einen ſelbſt keinen Zweck mehr hat, und wenn man ſo richtig an ſeinen eigenen Tod denkt Butts machen gemeinſames Teſtament. Der Meiſter ſchreibt eigenhändig und mit Tinte— ſtreng nach geſetzlicher Vorſchrift:„Wir ſetzen uns gegenſeitig als Alleinerben ein. Nach dem Tode des Ueberlebenden von uns ſoll unſer beider⸗ ſeitiger Nachlaß an unſere Kinder fallen. Dieſe ſetzen wir alſo für unſeren geſamten Nachlaß als Erben des zuletzt von uns Verſtorbenen ein.“ e fügt er nun ein, was Paul und Fritz und vor allem was Liſa haben ſollen.)„Erhebt eins unſerer Kinder nach dem Tode des zuerſt Verſtorbenen unter Miß⸗ achtung des Teſtaments den Pflichtteilanſpruch, ſo ſoll es und ſeine Abkömmlinge auch den überlebenden Elternteil nicht be⸗ erben, ſondern nur den Pflichtteil auch aus dem Nachlaß er⸗ halten. Berlin, den 19. Friedrich Butt.“ Dann ſchiebt er der Mutter die Feder hin und diktiert ihr:„Vorſtehendes Teſtament ſoll auch als mein Teſtament gelten“, nennt Ort und Datum, und dann:„Klara Butt, geborene Becker.“ Das Teſtament iſt gemacht. Der Meiſter ſchiebt es in einen Briefumſchlag und legt es in den Sekretär, wo die Verſiche⸗ rungsurkunden, das Stammbuch, die Taufſcheine und die An⸗ denken liegen. Abends zeigt er es Liſa, und am Sonntag Paul und Fritz.„Ueber hundert Jahre, Vater!“ ſagt Paul. Später, im Bett, löſcht der Meiſter das Licht und dreht ſich behaglich auf die Seite.„So, Mutter— und jetzt können dein die nächſten fünfzig Jahre Geduld haben!“ M. W. PPP Die Kaufkraft ſteigt nicht dadurch, daß man alles auf Kredit nimmk. Niemand kann ewig borgen. Drum bezahlt auch, was Ihr beſtellt.„Der rollende Pfennig iſt beſſer als die Mark im Strumpf!“ e Heiß, warm oder kalt eſſen? Wie warm ſollen die Speiſen ſein? Von Gertrud Reinſch. Ueber die unſerem Körper am zuträglichſten erſcheinenden Wärmegrade der Speiſen beſtehen verſchiedene Anſichten. Die einen trinken morgens ihre Taſſe Kaffe heiß hinunter und ſtürmen dann zur Arbeitsſtätte, andere müſſen unbedingt an⸗ ſtatt eines kräftigen Mittageſſens eine Portion Eis und hinter⸗ her eine Taſſe heißer Schokolade haben; wieder andere eſſen überhaupt nur ungekochte Nahrung, weil durch das Kochen die Vitamine zerſtört werden. So weichen auch die Meinungen ſehr voneinander ab, ob ein warmes Eſſen überhaupt un⸗ erläßlich iſt. Darin ſind Mütter oft ſehr pedantiſch: ſie fürchten für den Sohn oder die Tochter die„ärgſten Folgen“, wenn ſie einmal kein warmes Eſſen am Tage bekommen haben. Was iſt nun in dieſem Durcheinander der Meinungen richtig? Einerſeits kann nicht für alle Menſchen eine allgemein⸗ gültige Regel aufgeſtellt werden, denn jeder hat andere Neigungen, Empfindungen und Anlagen, krank zu werden. Doch ſteht ſo viel feſt, daß das Eſſen durchaus nicht warm ſein muß, und daß ein Menſch noch lange nicht geſundheitlichen Schaden hat, wenn er ein paar Wochen kein warmes Eſſen bekommt. Vielmehr ſchadet das heiße Getränk, die heiße Suppe, das heiße Gemüſe weit mehr ſeiner Geſundheit. Die Zähne ſind beſonders der leidtragende Teil und der Schmelz löſt ſich alsbald. Das iſt beſonders der Fall, wenn ſtarke Temperaturunterſchiede vorkommen. In den entſtehenden Riſſen im Zahnbelag ſetzen ſich Keime ab, die bald den Zahn ganz zerſtören. Heiße Speiſen können auch die Grundlage zu einem üblen Magenleiden werden, zu Verdauungsſtörungen und Verletzungen der Speiſeröhre führen. Die Magenſchleim⸗ haut wird durch die Hitze der Speiſen ſo ſtark in Anſpruch genommen, daß ſie blutet, ja, die weitere Folge kann ſogar Krebs ſein! Am ſchlimmſten ſind natürlich Temperaturgegenſätze: auf gut warmes Mittageſſen unmittelbar hinterher eine Portion Eis eſſen, iſt ſehr ungeſund! Morgens ſollten die eiligen Kaffee⸗ trinker nur einmal dieſe Taſſe heißen Kaffee auf ihre Zehen gießen, dann würden ſie deutlicher empfinden, was ſie dem weit empfindlicheren Magen, der Speiſeröhre und den Schleim⸗ häuten zumuten. Ich möchte in dieſem Zuſammenhange über⸗ haupt empfehlen, morgens keinen Kaffee zu trinken, ſondern ein Glas natürlichen Fruchtſaft(nicht künſtlich hergeſtellten!). oder ein Glas kalte Milch. Dafür kann dann das Schwer⸗ gewicht auf das Frühſtück gelegt werden, wobei ebenfalls der Kaffee ausgeſchaltet werden kann, der das Herz ſtark belaſtet, ſo daß ſich die Leiſtungsfähigkeit vermindert. Welche Temperatur hat nun ungefähr eine„heiße Suppe“? Unſer Körper hat etwa 37 Grad Celſius Wärme, und wärmer ſollte auch das Eſſen niemals ſein. Heiße Suppe hat dagegen 55 bis 60 Grad! Viele mediziniſche Kapazitäten ſind ſich durch⸗ aus darüber einig, daß durch das Kochen wertvolle Nährſtoffe zerſtört werden und deshalb Dämpfen oder Erhitzen bis zu 50 oder 60 Grad voll ausreichend iſt, um die Speiſen ent⸗ ſprechend vorzubehandeln, und zwar beſonders Gemüſe, Kar⸗ toffeln und Milch. Durch entſprechend längeres Dämpfen bei 60 Grad werden Kartoffeln auch gar. Es ſchadet alſo abſolut nicht, wenn der Magen eine Zeit⸗ lang oder nur einmal kaltes Eſſen bekommt und die über⸗ beſorgte Mutter braucht deshalb noch nicht Schlimmeres zu befürchten, der zu ſpät heimkommende Gatte braucht nicht mit einer Gardinenpredigt empfangen zu werden, daß das Eſſen nun kalt ſei, und er braucht nicht zu wettern, wenn er einmal „kaltes Eſſen“ bekommt. Die Hauptſache iſt vielmehr, daß auf die Normaltemperaturen geachtet wird und die Speiſen nicht zu heiß ſind, ſowie daß warme und kalte Speiſen nicht un⸗ mittelbar aufeinander folgen. Das iſt geſundheitsſchädlich! Der Kondolenzbrief. Meiſt iſt es eine ſchwierige und peinliche Angelegenheit, einen Kondolenzbrief zu ſchreiben. Selbſt gewandte Brief⸗ ſchreiber wiſſen ſich hier nur ſchwer zu helfen. Man verkennt ſo leicht, wie empfindlich man den Trauernden durch gedanken⸗ los angewandte Troſtworte verletzen kann. In ſchweren Tagen, in denen der Tod eine Lücke geriſſen hat, ſpürt man eine Leere; man hat das Bedürfnis nach liebevollen Menſchen, die mit uns fühlen und uns helfen wollen, unſer Leid zu tragen. In ſolchen Zeiten lieſt man alles Geſchriebene zwei⸗ und dreimal und ſucht darin nach einer mitfühlenden Seele. Hier genügen nicht die nichtsſagenden Worte auf einer Viſitenkarte: Herzliches Beileid— Ich kondoliere— Aufrichtige Teilnahme uſw. Das kann oft mehr verletzen, als wenn wir gar nicht geſchrieben hätten. Solche Karte kann höchſtens von einem Untergebenen an den Vorgeſetzten gerichtet werden, oder wenn man fürchtet, es könnten tröſtende Worte als Anmaßung empfunden werden. In allen anderen Fällen muß man ein paar Zeilen des Troſtes finden, die zeigen, daß man wirklich mit dem Herzen dabei iſt. Es iſt nicht einmal nötig, daß in einem Kondolenzbrief unbedingt getröſtet wird. Im Gegenteil, es wird oft angenehm empfunden, wenn man den Verluſt als groß, ſchwer und un⸗ erſetzlich mitfühlt. Man kann ruhig ſchreiben, daß man das Erleben des anderen ſelbſt als tiefen Schmerz empfindet und daß man ſelbſt darunter leidet, den Verſtorbenen nicht mehr unter den Lebenden zu wiſſen. Man kann auch brieflich ſeinem lieben Nächſten warm die Hand drücken, ſo, daß er das Mit⸗ gefühl erkennt. Nur keine Phraſen machen und keine leeren Redewendungen. Isabella. Die praktiſche Hausfrau. k. Wie ſäubert man weiße Zelluloidktämme? Niemals mit Waſſer und Seife, da ſie dadurch häßlich werden und ihre Farbe verlieren. Man behandle ſie am zweckmäßigſten auf folgende Art: Eine nicht zu harte Bürſte wird in Benzin getaucht; damit bürſtet man den Kamm tüchtig aus und reibt ihn ſofort mit einem ſauberen Woll⸗ oder Seidenlappen nach. k. Ein Mittel gegen Fliegen. Ein Schwamm, mit Lavendel⸗ waſſer getränkt und in der Nähe des Bettes aufgehängt, hält die Fliegen von dieſer Stelle fern, da ſie den Lavendelgeruch ſcheuen. k. Gießkannen. Nach jedem Gebrauch ſollte man die Gieß⸗ kanne gut austrocknen und umgeſtülpt hinſtellen. Dadurch wird die Haltbarkeit erhöht Ebenfalls vermeide man es, über Nacht Waſſer in der Kanne zu laſſen, denn dadurch wird ſie roſtig und undicht. Bemalte oder lackierte Gießkannen reibt man öfters mit Salmiakwaſſer ab und darauf mit Oel ein. k. Weinflaſchen entkorken. Paſſiert es, daß beim Entkorken einer Weinflaſche der Flaſchenhals abbricht, ſo läuft man Ge⸗ Fahr, ſich dabei die Hand zu zerſchneiden. Das wird aber ver⸗ hindert, wenn man ſich zuvor ein Taſchentuch oder eine Ser⸗ viette um die Hand bindet. Die Flaſche rutſcht ſe auch nicht ſo leicht aus der Hand. k. Friſches Brot zu ſchneiden. Taucht man das Meſſer vor dem Schneiden des friſchen Brotes in heißes Waſſer und trocknet ſchnell die größte Näſſe ab, ſo läßt ſich das Brot gut ſchneiden. Dasſelbe gilt auch, wenn man friſchen Kuchen ſchneiden will. Milch will im Sommer richtig behandelt ſein. „Guten Tag, Marianne! Guten Tag! Aber was für ein unfreundliches Geſicht machſt du? Du ſcheinſt dich nicht be⸗ ſonders über mein Kommen zu freuen!“ e „Doch, doch ich freu' mich ſchon! Aber ſoll man nicht ärger⸗ lich ſein, wenn tagaus, tagein die Milch gerinnt, kaum daß man ſie von der Molkerei ins Haus gebracht bekommen hat. Da gibt man ſich nun die erdenklichſte Mühe, daß ſie gut bleiben ſoll, und immer wieder das alte Lied. Das beſte iſi, man verzichtet in der Sommerzeit überhaupt auf jeden Milchgenuß; denn das iſt la rein zum Närriſchwerden, immer wird die Milch ſo, wie ſie nicht werden ſoll. Soll ſie ſüß bleiben, wird ſie ſauer. Soll ſie dünn bleiben, wird te dick. Verlangt man von ihr ein Dickwerden, präſentiert ſie uns eine ganz miſerable Dickköpfig⸗ keit und— wird nicht dick. Du lachſt? Wenn du noch über dieſe meine Klagerei lachen kannſt, dann kommt bei dir ſicher keine Milch ins Haus, ſo daß dir der Aerger erſpart bleibt.“ N „Marianne, Marianne, manchmal biſt du wirklich noch ein roßes Kind! Ich lache nicht, und ich verlache dich auch nicht, Auf meinem Geſicht ſteht nur ſchon die Freude, daß ich dir helfen kann, deinen Milchkummer zu verſcheuchen. Ohne Gefahr kannſt du Milch aufbewahren, wenn du ihr beim Kochen ein biſſel Zucker beifügſt. So auf einen Liter Milch einen Eßlöffel Zucker. Wie ein Kind das Naſchwerk erhalten, wird ſie dankbar ſein. Oder glaubſt du, daß ſie nach ſo einem ſüßen Geſchenk noch ein ſäuerliches Geſicht nachträglich macht? Wirklich nicht! Oft genug hab' ich es mir ausprobiert. Ohne Bedenken kannſt du wieder angeſäuerte Milch ver⸗ wenden, wenn du ſie lauwarm werden läßt, quirlſt, und ihr beim Qutrlen eine Meſſerſpitze Natron zum Schmecken gibſt. Sie wird ein wenig aufbrauſen über den eigentümlichen Ge⸗ ſchmack, aber ſie wird danach gehorſam ſein und nicht gerinnen. Ohne Mühe kannſt du verhindern, daß Milch gerinnt, wenn du dem Milchgefäß ein kleines Mullhäubchen, feſt geſpannt, aufſetzt und darauf friſche Brenneſſelblätter legſt. Unter ſo einem Häubchen werden der Milch keine gerinnenden Gedanken kommen. Ohne Schwierigkeiten kannſt du rohe Milch vor dem Sauer⸗ werden bewahren, wenn du ſie mit ſamt der Flaſche in ein tiefes Gefäß ſtellſt, das bis zur Hälfte mit Sägemehl gefüllt iſt. Auch durch Einhüllen der Milchflaſche in einen Bogen rotes Papier kann man rohe Milch für einige Stunden friſch erhalten. Ohne Arbeit kannſt du das Säuern von Dickmilch be⸗ ſchleunigen, wenn du ein Stückchen Weißbrot, mit Zitronenſaft getränkt, hineinkegſt. Denn auch Milch verſchmäht nicht einen guten Happen, und noch viel weniger den erfriſchenden Zitronenſaft. Und es bekommt ihr ſo gut, daß ſie danach ganz dick wird. Klug tuſt du, wenn du Milch, gleich ob es ſich um rohe oder gekochte handelt, nur in Glas-, Porzellan⸗ oder Steinguttöpfen aufbewahrſt. Zur Buttermilch aber nehme ſtets deine Zuflucht, wenn du vom Obſtſchälen ſchmutzige Hände erhalten haſt. Du wirſt in dankbarer Verwunderung ſtehen, denn blütenrein macht ſie deine ſchmutzigen Hände.“ a „Brigitte, Brigitte, deine Ratſchläge ſind ja gar nicht mit Geld zu bezahlen! Komm her, ich muß dir einen Kuß geben!“ „Unſinn, Marianne, dergleichen Zärtlichkeiten ſpare dir für deinen Mann auf, da ſind ſie mehr am Platze. Mir ſelbſt genügt es, wenn du mir bei meinem nächſten Kommen erzählſt, daß du meine Ratſchläge befolgt haſt und daß dein Milch⸗ lummer für alle Zeit verſcheucht iſt.“ „Auf Wiederſehen, Brigitte!“ „Auf Wiederſehen, Marianne! Und ſchönen Dank!“ E. Th. Junges Geffügel. Junge Gans. Die Gans wird, nachdem Flügel, Hals, Kopf und Pfoten abgehauen ſind. vorgerichtet, ausgetrocknet, innen mit Salz ausgerieben. Mit kochendem Waſſer begoſſen, läßt man ſie eine Viertelſtunde im Ofen bei ſchwacher Hitze. Dann entfernt man das Waſſer, begießt die Gans mit kochender brauner Butter und brät ſie ungefähr eineinhalb Stunden unter fleißigem Begießen gar. Ab und zu gießt man etwas von dem abgefüllten Waſſer an die Tunke, damit dieſe nicht zu dunkel wird. Iſt die Gans weich, ſo beſpritzt man ſie mit einem Eßlöffel kalten Waſſers, um die Haut knuſprig zu machen. Die Tunke kocht man mit etwas Würfelbrühe zu ge⸗ wünſchter Menge und macht ſie mit etwas in Waſſer ver⸗ rührtem Kartoffelmehl bündig. Junge Ente auf Reisſockel. Eine junge, fette Ente wird vorgerichtet und mit Salz innen und außen abgerieben. Nun ſchneidet man ſie in paſſende Stücke und beſtreut ſie mit Salz, ſeingewiegten Salbeiblättern, Majoran und Eſtragon. Die Stücke werden in eine mit Butter ausgeſtrichene Form gelegt, mit Butter beträufelt und, mit einem Blatt Pergamentpapier bedeckt, gedünſtet. In der Zwiſchenzeit kocht man 250 Gramm Reis mit Salz, etwas Butter und einigen Tropfen Suppen⸗ würze weich, füllt ihn in eine kalt ausgeſpülte Schüſſel und ſtürzt ihn als Sockel. Man legt die weich gedünſteten Enten⸗ ſtücke um den Reisſockel und übergießt ſie mit folgender Tunke: Zwei Eßlöffel voll Butter werden mit fein zerſchnittenen Zwiebeln geſchwitzt und zehn Stück geriebene Walnußkerne hineingetan. Ein Teelöffel voll Currypulver, 4 Liter Sahne und die gleiche Menge aus Suppenwürfeln bereitete Brühe wird hinzugefügt. Alles läßt man 15— 20 Minuten lang kochen, dann ſtreicht man die Tunke durch ein Haarſieb und dickt ſie mit etwas Kartoffelmehl, das man in kaltem Waſſer gelöſt hat. Mit ein oder zwei Gelbeiern wird die Tunke abgerührt und über den Reisſockel mit den Entenſtücken gegoſſen. . Entenfritaſſee. Die Enten werden ſauber vorbereitet, mit Sellerie, Porree, Mohrrüben und ſovpiel Salzwaſſer, daß ſie bedeckt ſind, gar gekocht. Von zwei Eßlöffeln Butter, ebenſoviel Mehl wird eine weiße Mehlſchwitze gemacht, mit einer Taſſe ſaurem Rahm und einem Glas Apfelwein abgelöſcht und mit zwei Eigelb durchgezogen. In dieſe Tunke legt man die Enten⸗ ſtücke. Man ſtreut Kapern darüber, garniert auf der Platte mit Pilzen und kleinen Klößchen; kurz vor dem Anrichten beträufelt man das Frikaſſee mit Krebsbutter. Junges Huhn mit Steinpilzen. Das gerupfte, aus⸗ genommene und gereinigte Huhn wird roh in Stücke zerteilt, die leicht in 50 Gramm Butter angebraten werden; man nimmt die Teile heraus und gibt 4 Liter Weißwein an den Braten⸗ ſatz. Dann rührt man aus 50 Gramm Butter, Mehl, Rahm und Muskat eine Buttertunke an, die man zum Aufkochen bringt und an den Bratenſaft gießt. Darin wird das Huhn gar geſchmort. In Butter wird eine feingehackte Zwiebel ge⸗ röſtet, Zitronenſaft und 4 Pfund in dünne Scheiben ge⸗ ſchnittene Steinpilze hinzugefügt und das Ganze mit der ſchon bereiteten Tunke für das Huhn vermengt. Junge Ente in Rotwein. Die Enten werden vorgerichtet, in ziemlich viel Bukter, einigen Scheiben rohem Schinken, etwas geſchnittenen Pilzen, in verſchloſſener Kaſſerolle Un⸗ gefähr e Stunden gedünſtet und nach und nach ein halbes Liter Rotwein dazugegoſſen. Wenn ſie weich ſind, nimmt man ſie heraus und ſtellt ſie warm. Der zurückgebliebene Saft wird mit etwas leichter, brauner Mehlſchwitze aufgekocht, das ſehlende Salz hinzugetar und die Ente in beliebige Stück⸗ chen geschnitten, mit der Tunke übergoſſen und angerichtet.