2. Blaftk zu Wr. 183 Der Freiheitskampf der Gaar Das Recht auf Ruhe und Selbſtbeſtimmung. Die dunklen Kräfte, die wir in den Julitagen des Jahres 1914 gegen Deutſchland arbeiten ſahen, und die jetzt alles aufbieten, um die Spannungen um das Saar⸗ gebiet zu erhöhen, kennzeichnet Richard Poſſelt im„Saar⸗ Freund.“ Solchen Machenſchaften gegenüber hat das Saar⸗ volk ein Recht auf Ruhe und Selbſtbeſtimmung. Aus alt⸗ gewohnter Disziplin heraus lehnt es alles ab, was neue Beunruhigung erzeugen kann. Es will mit dem Trierer Biſchof Dr. Bornewaſſer nichts mit Lügnern und Verleum⸗ dern zu tun haben. Es lehnt aber auch alle Perſonen ab, die ſich heute als unwillkommene„Retter“ des Saar⸗ gebiets aufſpielen. Es führt ſeinen Kampf um Deutſchtum, Heimat und Vaterland mit Ruhe, Sachlichkeit und Treue. Mehr als alles andere ſteht zurzeit die Betreuung der Abſtimmungsberechtigten im Vordergrund, die von zuſtändiger Stelle im Reich der Geſchäftsſtelle„Saar⸗ Verein“, der treuen Wächterin für deutſches Recht und für die Wahrheit an der Saar übertragen iſt. Das Verbot der Zeitungen der Deutſchen Front hat im Saargebiet berechtigte Entrüſtung ausgelöſt. Der An⸗ laß zu dieſem Verbot war der Bericht der Zeitungen über eine Hausſuchung im Büro der Deutſchen Front in Saar⸗ brücken, wobei der Emigrant Machts mit der Führung der Unterſuchung beauftragt wurde. Die Unmöglichkeit und Rechtswidrigkeit des Verbots der deutſchen Zeitungen kenn⸗ zeichnet Rechtsanwalt Giersberg⸗Magdeburg. Von In⸗ tereſſe iſt im gleichen Zuſammenhang eine Rundfunkan⸗ ſprache des ſaarländiſchen Journaliſten Dr. Hellbrück, deren Wortlaut im„Saar⸗Freund“ wiedergegeben wird. In dieſer Anſprache hat Dr. Hellbrück gegen die die Tatſachen entſtellende und die Motive der Saarländiſchen Zeitungen verdächtigende Begründung der Saar⸗-Regierungskommiſ⸗ ſion mit aller Schärfe Verwahrung eingelegt. Die Artikelſerie über„Des Saarvolks Leiden in der Be⸗ ſatzungszeit“ wird fortgeſetzt. Schließlich werden neuere franzöſiſche Preſſeſtimmen von Herrn Oberſt Ritter von kylander wiedergegeben und unter die Lupe genommen, aus denen Frankreichs wahre Stimmung gegenüber dem Saargebiet erſichtlich iſt. Badiſches Sondergericht E Mannheim, 7. Aug. Der 28 Jahre alte Willi Sablon⸗ ki aus Emmendingen ſchickte ſeinen Schwiegervater, den 65 Jahre alten Franz Gundwolf, mit einer kleinen Zeitung in kleiner Schrift zu einem Belaſtungszeugen Bergmann. Dieſer will die Zeitung, die er für eine kommuniſtiſche hielt, ver⸗ brannt haben. Der Schwiegervater belaſtet ſich ſelbſt mit der Angabe, daß er, obwohl an der Zeitung der Titel abgeriſſen geweſen ſei, ſie für kommuniſtiſch gehalten habe, während der Schwiegerſohn heute vor Gericht zu behaupten wagt, es ſei — ein katholiſches Sonntagsblatt geweſen. Das Urteil lau⸗ tete gegen Sablonſki auf ein Jahr, ſeinen Schwiegervater und einen dritten Angeklagten Johann Merkle, bei dem die „Rote Fahne“ hinter ſeinem Spiegel gefunden wurde, auf fünf Monate Gefängnis.— Ein Jahr 14 Tage Zuchthaus, 250 Mark Geldſtrafe und zwei Jahre Ehrverluſt verhängte das Gericht über den 55 Jahre alten Michael Bürkle aus Trilfingen wegen Volksverrat und Vergehen gegen das De⸗ viſengefetz, weil er 600 Schweizer Franken, die ſein Vater einmal auf der Aargauer Nationalbank in Zürich angelegt hatte, nicht anbot, noch ihren Beſitz anzeigte. Ein Grenzbeam⸗ ter fand das Bankbuch in der Rockkaſche beim Uebergang über die Grenze. .. Handel und Wirtſchaſt Mannheimer Großviehmarkt vom 7. Auguſt. Auftrieb: 247 Ochſen, 180 Bullen, 467 Kühe, 424 Färſen, 1041 Käl⸗ ber, 26 Schafe, 2544 Schweine, 7 Ziegen. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen a) 28 bis 31, 20 bis 23, 23 bis 27; Bullen a) 27 bis 30, 24 bis 26, 21 bis 23; Kühe a) 26 bis 28, 21 bis 25, 15 bis 20, 10 bis 14; Färſen a) 30 bis 33, 25 bis 29, 22 bis 25; Kälber a) 41 bis 44, 35 bis 40, 29 bis 34, 23 bis 28; Schafe nicht notiert; Schweine al) 51 bis 53, a2) 50 bis 53, b) 0 bis 52, 47 bis 50.— Marktverlauf: Großvieh und Schweine mittel, Ueberſtand; Kälber langſam, geräumt. Karlsruher Schlachtviehmarkt vom 7. Auguſt: Zufuhr: 19 Ochſen, 54 Bullen, 35 Kühe, 172 Färſen, 493 Kälber, 900 Schweine. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen 33 bis 37, 29 bis 33, 27 bis 29, 25 bis 27, 23 bis 25; Bullen 32 bis 36, 28 bis 32, 26 bis 28, 24 bis 26; Kühe 26 bis 28, 24 bis 26, 20 bis 24, 12 bis 165 Färſen 36 bis 40, 32 bis 36, 30 bis 32, 28 bis 30; Kälber 42 bis 43, 40 bis 42, 35 bis 39; Schweine 51 bis 64 51 bis 54 47 bis 51. 43 bis 47.— 32 bis 36. Neues Getreide muß Käferfrei bleiben Ein dringender Hinweis des Keichsnährſtandes. Der Reichsnährſtand weiſt nochmals nachdrücklich darauf hin, daß jetzt darauf geachtet werden muß, daß das Getreide neuer Ernte käferfrei bleibt. Aus dieſem Grunde muß vor allem jegliches Miſchen des Neugetreides mit dem Altgetreide unterbleiben. Neben dem Bauern hat aber auch der Landhandel darauf zu achten, und vor allem das Sack⸗ material ſo zu ſichten und zu entſeuchen, daß eine Ge⸗ fährdung des Getreides nicht in Frage kommt. Für den Handel iſt die Beachtung dieſer Sorgfalt umſo weſentlicher, als durch Schiedsgerichtsbeſchlüſſe ja beſtimmt werden lonn, daß Getreide mit Käferbeſatz geſtoßen werden kann. 1515 iſt zu berückſichtigen, daß das Riſiko für den Handel hei der 15 Here nnahme von Getreide mit Käferbeſatz umſo größer iſt, als nach der neuen Getreideverordnung Brot⸗ getreide, auch wenn es Käferbeſatz hat, nicht ohne weiteres zu Futterzwecken verwendet werden darf. Der Händler wird vielmehr dazu gezwungen werden, dieſe Poſten ver⸗ gaſen zu laſſen, was mit erheblichen Unkoſten verknüpft iſt. Für unſere Getreideverſorgung iſt eine derartige Sorg⸗ falt umſo wichtiger, als man mit einem jährlichen Getreide⸗ verluſt durch Käferbefall im Werte von 100 Millionen RM rechnen kann. Hans, der Landhelfer — A auf der Wieſe an der Beeke. Die Schönheit des Landlebens empfanden ſie alle raum, die Bauern aus Gewöhnung, Hans, weil er grübelte, wie er wohl ſeine erſte Heuarbeit beſtehen würde. Sinnend pflückte er eine Aehre am Wegrand, ſpielte mit ihr, drehte ſie um den Finger, ließ ſie auf und ab wippen, warf ſie ſchließlich achtlos weg.„Hans, das mußt du nicht tun“, ſagte ſtreng der Bauer. Fragend ſchaute der Geſcholtene über den Reichtum der vieltauſend Aehren des Ackers.„Jede Aehre iſt Brot, Brot für uns und für die Skädter. Eine Aehre mag dir wie ein Nichts ſein, doch ſie iſt heiliges Brot, das man nicht fortwerfen und zertreten darf, dann wird es rar und teuer. Weißt du, was das bedeutet? Wenig Brot und teures Brot?“ Der Bauer hatte die Aehre aufgenommen und aß die grünen, milchſaftigen Körner.„Sind das eigenartige Menſchen“, dachte Hans,„Immer wieder: Das heilige Brot.“ Tägliche Arbeit und abendliches Spiel empfand er bald als das beſte Mittel gegen Befangenheit und etwas Heim⸗ weh, das ihn doch in der erſten Zeit quälte. Er rang mit ſeinen Widerſprüchen, das bäuerliche Weſen kennenzulernen. Unbewußt, aber ſtark, oft genug mit ſeeliſchen Schmerzen. Der Peter war ihm der Nächſte, er ſuchte ihm manches zu erklären, wenn auch nicht mit der glatten Sprache, die ein Verſtändnis erleichtert hätte. Aber Hans begriff doch, wieviel beiſpielsweiſe für den Bauern und für das ganze Volk von der bevorſtehenden Ernte abhing, warum ſie alle mit einer ſolchen Andacht vom Brote ſprachen: Korn war das Rückgrat der bäuerlichen Wirtſchaft, gute Ernte hieß gutes, ſchlechte ſchlechtes Jahr. e Als er einmal über Sonntag heim in vie Stadt fuhr, legte er nicht ohne Stolz den Seinen auseinander, was er draußen gelernt hatte. Er ſprach ſchon faſt in der geſetzten Art der Bauern, aber unter der ſonnengebräunten Haut brannten die Wangen vor erregter Lehrfreude. Seine Mutter erfühlte, wie wohl ihr Junge ſich draußen eingewöhnt hatte, und ent⸗ 615 ihn wieder gerne. Sie teilte auch ſeine Freude und ſein Glück. So wandelte ſich Hanſens Sorge und Befangenheit in kaum vierteljährigem Landleben zu neuem Lebenswillen und großer Zukunftshoffnung. Er verwuchs ſchnell mit dem dörflichen Leben und barg ſeine ſtädtiſche Lebendigkeit in der ſchweren Seßhaftigkeit der Bauern, ohne je ſeine erſte und ſeine zweite Heimat verleugnen zu können und zu wollen. Aber Erde, Pflanzen und Vieh waren ihm näher, ganz nahe gekommen, und nur in ihrer Brüderſchaft konnte er auch den Menſchen, das Volk begreifen. Dienſt an Volk und Erde ließ ihn die Tiefe des Wortes erahnen: Blut und Boden. Vater des Vaterlandes Bilder eines Heldenlebens. Am 2. Oktober 1847 enthielt eine Poſener Zeitung fol⸗ gende Anzeige: 5 „Die heute nachmittag 3 Uhr erfolgte glückliche Entbin⸗ dung meiner geliebten Frau Louiſe, geb. Schwickart, von einem munteren und kräftigen Söhnchen, beehrt ſich ergebenſt anzuzeigen Beneckendorff von Hindenburg, Lieutenant und Adjutant.“ f Neudeck. Was Neudeck, die Todesſtätte Hindenburgs, ihm geweſen iſt, das hat er ſelbſt ausgeſprochen: „So iſt denn Neudeck für mich die Heimat, der feſte Mittelpunkt auch meiner engeren Familie geworden, dem unſer ganzes Herz gehört. ohin mich auch innerhalb des deutſchen Vaterlandes mein Beruf führt, ich fühle mich ſtets als Altpreuße.“ Seine Liebe zu Neudeck, das die Heimat ſeiner Eltern und Ureltern war, iſt leicht verſtändlich, wenn man den Ort und den Mann geſehen hat. In dieſem alten Gut findet ſich nichts Phantaſtiſches oder Ausgefallenes. Das Familiengut der Hindenburgs iſt kein maleriſches Schloß oder ſtatkliches Herrenhaus. Es iſt katſächlich weit eher ein Bauernhaus, als ein Schloß. Seine ernſten und ſchlichten Formen ſprechen von harter Arbeit von frühauf. Es gibt viele oſtelbiſche Gutshöfe, die ihm ſehr ähnlich ſind. Alles an 1 8 iſt ernſt, Lachen und Leichtigkeit liegt nicht in der uft. Die Schlacht von Gravelotte. 5 ä In ſeinen Erinnerungen beſchreibt Hindenburg den Ein⸗ druck der Kämpfe von Gravelotte und Saint⸗Privat im Kriege 1870/71:„Es iſt“, ſchreibt Hindenburg,„ein un⸗ beſchreiblich ergreifender Augenblick, als ſich bei ſinkender Abendſonne unſere vorderſten Kampflinien zum letzten Vor⸗ brechen erheben. Kein Befehl treibt ſie an, das gleiche ſee⸗ liſche Empfinden, der eherne Entſchluß zum Erfolg, ein hei⸗ liger Kampfesgrimm drängt nach vorwärts.—— Welche militäriſche Kritik man auch an den Kampf um Saint⸗Privat anlegen mag, er verliert jedenfalls dadurch nichts von ſeiner inneren Größe. Sie liegt in dem Geiſte, in dem die Truppe die ſtundenlange furchtbare Kriſis ertrug und ſchließlich ſieg⸗ reich überwand.“ Ein Soldat und brav. Als Hindenburg in Oldenburg in Garniſon ſtand, wurde er zu einer Verſammlung der dortigen literariſchen Geſellſchaft geladen, die einen Diskuſſionsabend ihrer tglieder über das Nibelungenlied veranſtaltete. Er beantwortete die Ein⸗ ladung mit der Bemerkung, er als Militär hätte keine Wet 1 8 Literatur zu ſtudieren und könnte daher den Wert und die Wichtigkeit des Nibelungenliedes nicht beurteilen. Er wohnte der Sitzung nicht bei. Es muß für einen Deutſchen, auch wenn er Soldat war, Mut dazu gehört haben, ſich dazu zu bekennen, daß er das größte deutſche Epos nicht kannte, aber er war wie immer ebenſo mutig wie aufrichtig, als er die Einladung ablehnte. a „Bin bereit“. Am 22. Auguſt 1914 um 3 Uhr empfing Hindenburg ein Telegramm des Kaiſers, der im Hauptquartier in Koblenz war. Das Telegramm war eine Anfrage, ov er zu ſoforugem Dienſt bereit wäre. Er telegraphierte zurück:„Bin bereit“. Mittoech, S. Aug. 1934 FFC b Nundfunk⸗Hrogramme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehren gramm⸗Nummern: 5.35 Bauernfunk, Wetter; 5.45 Choral; 5.50 Gymnaſtik I; 6.15 Frühmuſik; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Frühkonzert; 8.10 Waſſerſtandsmeldungen; 8.15 Gym⸗ naſtik; 8.35 Funkſtille; 10 Nachrichten; 11.25 Funkwerbungs⸗ konzert; 11.55 Wetter; 12 Mittagskonzert J; 13 Zeit, Nach⸗ richten, Saardienſt; 13.10 Lokale Nachrichten, Wetter; 13.20 Mittagskonzert II; 13.50 Zeit, Nachrichten; 14 Mittags⸗ konzert III; 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugendſtunde; 19.45 Zeit, Wetter, Bauernfunk; 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Du mußt wiſſen; 22.45 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Donnerstag, 9. Auguſt: 10.10 Ungariſche Volkslieder; 10.40 Klaviermuſik; 11.10 Zillertal, du biſt mei' Freud“; 15 Kinderſtunde; 16 Der Ring der Nibelungen, dritter Tag: Götterdämmerung; etwa 17.55 bis 19 und 20 bis 21.15 Funkſtille; 22.30 Zeit, Nachrichten, Wekter, Sport; 22.50 Die Liſzt⸗Schülerin Giſela Gölleriſch; 23.30 Tanzmuſik. Freitag, 10. Auguft: 10.10 Konzert für Harfe mit Klavier; 10.30 Freudiges Getöne; 15 Klaviermuſik; 15.30 Geſpräch im Buchladen; 15.45 Die Unbekannte, eine Johann⸗ Strauß⸗Geſchichte; 17.30 Wilhelm Schuſſen zum 60. Ge⸗ burtstag; 18.25 Luſtiges und Intereſſantes aus Deutſch⸗ oſtafrika, Erinnerungen; 19 Volksmuſik— Bunt gemiſcht; 19.45 Politiſcher Kurzbericht; 20.15 Offenes Liederſingen; 20.45 Die Schwarze Hand, beinah eine Detektivkomödie; 21.15 Unterhaltungskonzert; 22.45 Sportvorſchau; 23 Tanz⸗ muſik. s Samstag, 11. Auguſt: 10.10 Saure Wochen, frohe Feſte, Einlage: Rheinlieder; 14.30 Jugendfunk; 15.10 Lernt morſen; 15.30 Balalaikakonzert; 18 Stimme der Grenze; 18.20 Schwäbiſche Volkslieder; 18.40 Neueſte Schallplatten; 19 Allerlei Tanzmuſik; 20.05 Saarländiſche Umſchau; 20.15 Die Hochantenne; luſtiger Rundfunk; 22.45 Fortſetzung des bunten Abends; 1 Nachtmuſik. 8 Reichsfender Frankfurt Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Choral, Zeit, Wetter; 5.50 Gymnaſtik I; 5.15 Gym⸗ naſtik II; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter, 6.55 Früh⸗ konzert; 8.10 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.15 Gym⸗ naſtik; 10 Nachrichten; 11 Werbekonzert; 11.40 Programm⸗ anſage, Wirtſchaftsmeldungen, Welter; 11.50 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert I; 13 Zeit, Nachrichten; 13.10 Lokale Nachrichten, 13.20 Mittagskonzert II; 13.50 Zeit, Nach⸗ richten; 14 Mittagskonzert III; 15.30 Gießener Wetterbericht; 15.35 Zeit, Wirtſchaftsmeldungen; 15.50 Wirtſchaftsbericht; 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugendſtunde; 18.45 Wetter, Wirtſchaftsmeldungen, Zeit; 18.50 Griff ins Heute; 20 Zeit, Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nach⸗ Lrichten; 22.35 Du mußt wiſſen; 22.45 Lokale Nachrichten 24 Nachtmuſik. Donnerstag, 9. Auguſt: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.40 Kinderſtunde; 16 Der Ring der Ni⸗ belungen, dritter Tag: Götterdämmerung; 17.45 bis 19 und 20 bis 21.15 Funkſtille; 23 Bunte Unterhaltung. Freitag, 10. Auguſt: 14.40 Stunde der Frau; 15.20 Kunſtbericht der Woche; 17.30 Zum Gedächtnis Berthold Ottos; 17.45 Kleine Unterhaltung; 18.25 Von der Bedeu⸗ tung und den heutigen Aufgaben der Handweberei, Drei⸗ geſpräch; 19 Lieder und Balladen; 19.45 Politiſcher Kurz⸗ bericht; 20.15 Mit kleinen Verwandten, Luſtſpiel von Lud⸗ wig Thoma; 21 Im Walzertakt; 22.30 Lokale Nachrichten; Wetter, Sport; 22.40 Anterhaltungskonzert; 23 Schleswig⸗ Holſtein, meerumſchwungen, Hörfolge. Samstag, 11. Auguſt: 14.30 Fröhliches Wochenend; 15.10 Lernt morſen; 15.40 Quer durch die Wirtſchaft; 18 Stimme der Grenze; 18.20 Wochenſchau; 18.35 Stegreifſen⸗ dung; 19 Sehnſucht nach der Heimat; 20.05 Saarländiſche Umſchau; 20.15 Die Hochantenne, luſtiger Rundfunk; 22.30 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 22.40 Berit von den Frauenweltſpielen; 23 Fortſetzung des bunten Abends, 1 Vanzmuſik. f Wohin wendet ſich der Arbeitgeber bei Anforderung von Arbeitskräften? Nur an das Arbeitsamt. Wetterbericht Das Tiefdruckgebiet aus Weſten iſt auf 1 Wan⸗ derung aufgehalten worden, wobei es in Mittel⸗ und Süd⸗ frankreich zu ſchweren Gewittern kam.— Vorherſage: Heiter bis wolkig, noch leicht unbeſtändig. 17 Die Jugend als Hoffnung. Kurz nach dem Kriege ſprach Hindenburg einmal zu Schulkindern in Hannover über Deutſchlands Zuſammenbruch. Die großen Zeiten des Kaiſers und ſeiner Helden ſeien vor⸗ über.„Aber Ihr Kinder, die Ihr hier Deutſchland, Deutſch⸗ land über alles ſingt— Ihr werdet das alte Reich erneuern. Ihr werdet die ſchrecklichen Zeiten überleben. Ihr werdet die großen Tage ſiegreicher Krieger wieder erſtehen ſehen, und eure Lehrer haben die ſchöne Pflicht, Euch in dieſer Hoffnung zu erziehen.“ „Bete und arbeite“. In ſeinem Arbeitszimmer in der Wilhelmſtraße ſteht auf Sindenburgs Schreibtiſch ein gerahmtes Blatt alten Pa⸗ piers mit der Aufſchrift„ora et labora“. Dieſe Mahnung „bete und arbeite“, die einſchließt die Disziplin und die Arbeit für das Vaterland, iſt nach der Meinung Hindenburgs, die er ſeit ſeiner Kindheit beibehalten hat, die größte Tugend des Vaterlandsfreundes. Die größte Stunde. Wer glaubt, daß der Einfall eines genialen General⸗ ſtäblers, daß Geiſt mehr iſt als Willensstärke und Seelen⸗ größe, der laſſe vor ſich die erſchütternden Bilder aufſteigen aus den letzten Tagen des deutſchen Heeres. Aus jenen Ta⸗ gen, in denen nach Kämpfen, die ſchon an das Heldiſche der Sage mahnen, das Ende heraufkam. Aus den Tagen, in denen Verbrechen und Wahn, Verführung und Kleinmut, Ent⸗ täuſchung und das Ungeſchick der Staatsmänner, die zermür⸗ bende Wirkung von Hunger und Elend die immer noch mann⸗ haft ſechtende Front erwürgten. 5 f N eee eee isse Ditje und Datje Robert Seitz. Von 6 Veer Jauke hatte zwei Töchter, Maritje und Bieke, aber ſie wurden bloß Ditje und Datje genannt. Sie waren rund wie Taler und hell wie Flachs, und Jalles, der Mül⸗ ler, ſagte oft:„Wenn der Wind faul iſt, borg ich mir euer Maulwerk.“ Darüber konnten Ditje und Datje lachen bis in den Schlaf hinein. Veer Jauke war ſtolz auf Datje, denn ſie war die Aeltere, und da Jauke keinen Sohn hatte, behandelte er ſie wie einen Jungen. Mutter Jantje aber zog Ditje vor, die Jün⸗ gere, und ſteckte ihr heimlich manchmal ein paar Groſchen zu für den Markt. Sie gli⸗ chen einander wie Martinsgänſe, und wer nur hin und wieder bei Veer Jauke vor⸗ ſprach, konnte ſie ſchlecht auseinanderhalten. „Da biſt du ja, Ditje“, ſagte man, und dann war es Datje, oder man fragte:„Wie ſteht's, Datje?“ und dann ſagte Ditje:„Dank für die Nachfrag“, und konnte ſich totſchütteln vor Lachen. Nun kam eines Tages der junge Wulp Tepelhorn. Den hatte der Vater geſchickt, damit er ſich nach einer Frau umſähe, ehe er den Hof übernähme. Veer Jauke goß gleich zwei Krüge voll.„Proſt, Wulp“, lachte er,„das iſt vernünftig von dir, hier mal vor⸗ zuſprechen!“, und er rief Datje und ſagte zu ihr:„Da iſt Wulp Tepelhorn, ein ordent⸗ licher Menſch. Ich kenne ſeinen Vater, und ſeine Mutter war eine angeheiratete Tante van Eep, dem Schmied, aber ſie iſt ſchon ſeit ſieben Jahren hinüber!— Proſt, Wulp“, ſagte er noch einmal. Datje war rot gewor⸗ den, hielt den Kopf geſenkt und ſchielte von unten den langen Wulp an. Mutter Jantje kam gleich mit Kaffee und Quark. Ditje mußte die Taſſen tragen.„Das iſt Wulp Tepelhorn“, ſagte Mutter Jantje, „ein braver Junge. Ich kannte ſeine Mutter. Sie hat vor ſieben Jahren das Zeitliche ge⸗ ſegnet, zu Lebzeiten hatte ſie akkurat ſolche Augen wie er. Greif zu, Wulp, und laß dich nicht länger nötigen!“— Dittje ſtand ein bißchen verlegen neben der Mutter, zupfte die Schürze glatt und ſah verſtohlen auf Wulp. Er hatte die Füße ſchon behaglich unter den Tiſch geſtellt und die Arme wie eine Ringmäuer um ſeinen Teller gelegt. Er ſah Dittje an und ſah Dattje an, und ſie gefielen ihm beide. „Er kommt langſam vom Fleck“, ſagte Veer Jauke ärgerlich, als Wulp Tepelhorn nach acht Tagen immer noch am Tiſche ſaß, ohne ſich entſchieden zu haben. „Dabei iſt Ditje ſolch hübſches Mädchen“, antwortete Frau Jantje. „Ditje, warum Ditje? Ich meine doch, Dat⸗ je wäre auch ganz paſſabel“, knurrte Jauke. „Ditje iſt für ihn wie geſchaffen!“ „Ach ſo!“ ergrimmte Veer Jauke. Er warf die Türe heftig zu. Am Abend mußte Datje mit ihm und Wulp Karten ſpielen. Wenn ſie gewann, ſtieß Veer den jungen Tepelhorn in die Seite:„Ein Teufelsmädchen, was? Sie hat Glück!“ Ditje aber brachte ſpät noch einen Punſch aus Ho⸗ nig, Branntwein und Eiern. Wulp konnte gar nicht genug davon kriegen. Frau Jantje krank ihm zu:„Den hat Ditje ſelbſt gebraut. Jaja, darauf verſteht ſie ſich!“ Nun wurde Tepelhorn wieder unentſchloſ⸗ ſen. Er hatte ſich beinahe ſchon für Datje entſchieden, denn er konnte bis in die Nacht beim Kartenſpiel ſitzen, und wenn er dabei lahme Beine bekommen hatte, ſtand er auf, ing dreimal um den Tiſch und ſpielte im Steben weiter. Er war ſchon in Gedanken daran, ſich die Worte zurecht zu legen:„Veer Jauke“, wollte er ſagen.„Ihr habt da eine tüchtige Tochter“, aber jetzt hatte Ditjes Punſch alle Entſchlußkraft gelähmt. Er ſchlürfte bedächtig ein Glas nach dem andern und nickte nur noch mit dem Kopf. Am nächſten Tage entſchied Veer Jauks. „Ich bin dreißig Jahre lter als er, da dars ich ein offenes Wort mit ihm ſprechen.“ Er legte den Tabakbeutel auf den Tiſch, ſtopfte umſtändlich die Pfeife und ſchob den Beutel dann Wulp Tepelhorn zu. Mutter Jantje aber hatte er vorher hinausgeſchickt.„Es iſt gut, daß du uns mal beſucht haſt“, begann er langſam,„acht Tage iſt eine ſchöne Zeit. Wenn du nun nach Haus kommſt, grüß dei⸗ nen Vater von uns und ſag ihm, er ſoll ſich auch einmal bei uns ſehen laſſen.“ „Ja“, ſagte Wulp. „Oder haſt du noch was auf dem Herzen?“ fragte Jauke,„was du vor deiner Abreiſe noch in Gang gebracht hätteſt?“ „Das könnte wohl ſein“, meinte Wulp. „So rede frei weg“, ermunterte ihn Jauke, „ich bin gut meine dreißig Jahre älter, da magſt du Zutrauen haben.“ Nun erzählte Wulp, wie es ihm ginge, und daß er nicht wüßte, ob er mit Ditje oder mit Datje heim⸗ kehren ſollte, mit einer aber müſſe es ſein, denn ſo wolle es ſein Vater. „Du haſt recht“, ſagte Veer Jauke,„es iſt eine ſchwere Wahl. Ich für meine Perſon würde wohl Datje den Vorzug geben. Aber wie geſagt, du haſt recht. Immerhin meine ich, der Freitag weiß auch nicht mehr als der Donnerstag, und ſchließlich mußt du ja ſchon deines Vaters wegen zu einem Schluß kommen.“ Auf dem Hofe neben dem Stall hatte Ole Wies ihre Altenſtube. Sie ſtand in Ver⸗ wandtſchaft zu Veer Jauke, und er hatte ſie um ein Gottlohns bei ſich aufgenommen. Sie konnte ſich zu jener Zeit nur noch ſchwer be⸗ wegen, ſaß meiſtens am Fenſter und ſpielte für ſich mit den Karten, ſo wie Kinder es tun. Ihre Augen waren ſchwach geworden, und Veer Jauke mußte ſich oft wundern, wie ſie es fertig brachte, Coeur und Karo von einander zu unterſcheiden.— Wenn man über den Hof ging und ſich nicht zu eilen brauchte, trat man für einen Augenblick an ihr Fenſter. Sie freute ſich über jede An⸗ ſprache, denn die Zeit wurde ihr lang. Nun kam Wulp Tepelhorn zu ihr in die Stube. Kuckucksruf und alte Weiber geben weiſe Antworten, heißt es. Er dachte wohl, daß ſie ihm einen Rat geben könnte. So trug er ihr alſo ſeine Sache vor. Ole Wies ſchüt⸗ telte viele Male den Kopf. Endlich meinte ſie:„Es wäre wohl am beſten, den Himmel entſcheiden zu laſſen.“ Das leuchtete Wulp Tepelhorn ein, aber auf welche Weiſe könnte man denn eine Ant⸗ wort von dort erhalten, fragte er, Ole Wies kicherte vor ſich hin, miſchte die Karten und teilte ſie aus. Sie kannte ein Spiel zu zweien, das ſie„Grütztopf“ nannte.„Ge⸗ winnſt du die Grütz, iſt es Ditje, gewinn ich ſie, ſoll es Datje ſein“, erklärte ſie.„Ich denke, das iſt eine gute Antwort.“ Sie ſpielten, und Wulp Tepelhorn ge⸗ wann.„Alſo Ditje“, ſagte er nachdenklich. In dieſem Augenblick kam Datzje in die Stube, um ihn zu Tiſch zu rufen. Ole Wies richtete vergnügt ihre alten Augen auf ſie, nahm das Mädchen bei der Hand und ſagte zu Wulp:„Da kommt die Braut!“ Datje wurde rot bis über die Ohren. Wulp Tepel⸗ horn zögerte einen Augenblick, aber Ole Wies fuhr ihn an:„Hat's der„Grütztopf“ nicht geſagt, daß es Ditje ſein ſoll? Was ſoll's nun noch mehr?“ Wulp wollte den Irrtum aufklären. Er ſagte:„Ja, aber..“ Da lachte Ole Wies: „Du mußt es ihm nicht übel vermerken, Kind, aber ſeinem Vater gehen die Worte auch ſchwer von der Zunge. Da muß ich Alte noch den Freiwerber machen.“ Datje ſah verſchämt zu Boden. Sie war hell wie Flachs und rund wie ein Taler, und ihr Mund war rot wie Wulp Tepelhorns Halstuch. Da nahm er ſie kurz entſchloſſen in die Arme. „So iſt's recht“, ſagte Ole Wies ernſt, „Datje wird eine gute Frau werden. Der Himmel hat's gewollt!“ Wulp Tepelhorn aber ging mit Datje ſchon Hand in Hand über den Hof. Die fünf in der Poſtkutſche Eine Epiſode vom Schwarzen Korps. Mitgeteilt von Karl Alexander Pruſz. Mitte Juni 1809 war das Schwarze Korps in Oſchatz eingerückt. Hier wurde dem Herzog Friedrich Wilhelm von Braunſchweig von ſeinem Adjutanten, dem Grafen Matuſchka, gemeldet, daß ein bedeutender, nur von we⸗ nigen Beamten begleiteter franzöſiſcher Geld⸗ transport von Wittenberg durch die Lauſitz nach Frankfurt a. O. unterwegs ſei. Sofort tauchte unter den Offizieren des Schwarzen Korps der Wunſch auf, dieſe reiche Beute zu erobern. Da jedoch die Entfernung nach der Marſchroute jenes Transportes von Oſchatz reichlich groß war, auch das Unternehmen äußerſte Eile verlangte, ſo beſchloß man, es auf eine eigenartige Weiſe auszuführen. Der Hauptmann von Sander, der Jägervo⸗ lontär Häusler und die Oberjäger Sauer, Richter und Stengel— nur mit Büchſen und ſopiel Patronen, wie ſie tragen konnten, ver⸗ ſehen— mieteten eine Kutſche und fuhren nun„per Extra⸗Poſt“ nach Torgau. Spät abends fand hier Pferdewechſel ſtatt. Dann ging es in der Nacht über Herzberg nach Schlieben weiter, wo der Hauptmann mit ſeinen Jägern bei Tagesanbruch ein⸗ traf. Als ſie durch das Stadttor in die Stra⸗ ßen blickten, ſahen ſie franzöſiſche Dragoner, abgeſeſſen und ohne Pferde. Ohne Zaudern und mit gefälltem Bajonett ſtürmte das klei⸗ ne Detachement die Hauptſtraße hinab, entriß den Franzoſen Säbel und Karabiner und machte in wenigen Minuten zwei Offziere, einen Arzt, einen Sergeanten und ſiebzehn Dragoner zu Gefangenen. Ihr Kommandeur wollte Gegenwehr leiſten, doch als er bemerk⸗ te, daß ſeine Soldaten bereits entwaffnet waren, ergab er ſich gleichfalls. Obſchon alles glücklich verbracht war, ent⸗ ſtand bei den Siegern die Beſorgnis, daß die Gefangenen bald gewahr werden möchten, daß die ganze Schwadron nur fünf Mann und eine Poſtkutſche ſtark ſei und daß dann die Geſchichte eine ungünſtige Wendung nehmen könnte. Raſch ließ ſich der Kapitän von Sander von den Offizieren das Ehren⸗ wort geben, daß ſie und ihre Mannſchaft nichts Feindliches gegen ihn unternehmen würden. Um aber auch die Bevölkerung des Ortes in Reſpekt zu halten, befahl er mit lauter Stimme dem inzwiſchen herbeigeor⸗ derten Magiſtrat, für 3000 Mann des binnen kurzem eintreffenden braunſchweigiſchen Her⸗ zogs Quartiere bereit zu halten. Dann über⸗ gab er dem Oberjäger Stengel ſämtliche Ge⸗ fangene mit dem Befehl, ſie zum Herzog zu geleiten. Alsdann ſetzte ſich das nunmehr vier Mann ſlarke Detachement ſeine Reiſe in der Poſt⸗ kutſche nach Lukau fort. Unterwegs erfährt der Hauptmann, daß in Luckau eine Garni⸗ ſon von 150 franzöſiſchen Dragonern läge. Dieſe Kunde ſtört den Kühnen jedoch keines⸗ wegs, vielmehr requiriert er in Hohen⸗ buckow ein Reitpferd, ſchwingt ſich darauf und bildet ſomit die Vorhut⸗Kavallerie ſeiner Armee, die unbemerkt vor Luckau eintrifft, während die Infanterie einige hundert Meter dahinter in der Poſtkutſche folgt. Am Tor döſt die Schildwache. Sie ſieht den Reiter näherkommen, doch ahnt ſie nichts Arges. Plötzlich iſt ſie ergriffen und entwaff⸗ net. Der herbeieilende Volontär zwingt den Poſten, ihm den nächſten Weg zur Haupt⸗ wache zu zeigen. Die beiden ziehen los, und der Gefangene führt ihn zum Luckauer Zucht⸗ haus, in dem das Corps de garde liegt. Häusler klopft an die eiſenbeſchlagene Tür, ſtürmt, als ſie ſich öffnet, mit gefälltem Ba⸗ jonett hinein und ruft den auf dem Hofe ver⸗ ſammelten und erſchrockenen Franzoſen zu, ob ſie Pardon haben wollten oder ob dis hinter ihm ſtehende Kompagnie ſchonungs⸗ los Feuer geben ſollte? Da ſchallt's von allen Seiten:„Pardon! Pardon!“ Häusler ſpringt zu den Gewehr⸗ bänken und wirft die hier ſtehenden Kara⸗ biner zu Boden, dann führt er ohne den ge⸗ ringſten Widerſtand alle achtzehn Mann der Wache zum Marktplatz, auf dem der Kapitän und ſeine beiden Oberjäger bereits mit der Stadtbehörde verhandeln. Sander fordert, daß ſich ſämtliche im Ort befindlichen Trup⸗ pen ihm ergeben ſollten, und er droht, falls dies nicht geſchähe, daß die Stadt es zu be⸗ reuen hätte, da der Einmarſch des Herzogs und ſeines Schwarzen Korps jede Stunde zu gewärtigen ſei. Die Zahl der in Luckau gemachten Gefan⸗ genen betrug zwei Wachtmeiſter und 32 Dragoner— der kommandierende Offizier hatte ſich, wir werden gleich ſehen warum, verflüchtigt— die nun unter Oberjäger Rich⸗ ters Leitung zum Herzog abrückten. Es war gegen zehn Uhr, als das nunmehr drei Mann ſtarke Detachement Luckau verließ und mit friſchen Pferden vor ſeiner Poſtkutſche nach Lübben eilte, allwo der beſagte Geldtrans⸗ port ſich befinden ſollte. Als gegen Mittag die Kutſche in Lübben anlangte, wurden die Inſaſſen zu ihrem nicht geringen Erſtaunen von der Ortsbehörde feierlich empfangen. Die Ratsherren baten um Schonung der Stadt. Als Sander die Auslieferung der franzöſiſchen Kriegskaſſen⸗ wagen verlangte, erhielt er die Antwort, der Transport hätte, durch einen von Luckau kommenden franzöſiſchen Offizier gewarnt, vor einer Stunde in aller Eile die Stadt verlaſſen. Nachdem Sander noch zehn Dragoner ge⸗ fangen genommen hatte, machte er ſich mit der Poſtkutſche auf die Verfolgung des Geld⸗ transportes. Anfangs waren die Spuren von Rädern und Pferden deutlich erkennbar, bald verloren ſie ſich im Spreewalde und hörten ſchließlich ganz auf. Nun jagten die Verfolger ſtundenlang, doch ohne Erfolg, um⸗ her, endlich waren die Pferde vollkommen erſchöpft, und man ſah ſich genötigt, aus einem naheliegenden Gehöft neue zu requi⸗ rieren. Dabei kam es zu Tätlichkeiten, die damit endeten, daß die Bauern ihre geſam⸗ ten Pferde in den Wald trieben. So ſah Sander ſich gezwungen, von der fruchtloſen Irrfahrt abzulaſſen und nach Lübben zurück⸗ zukehren, wo er ſpät abends mit ſeinen bei⸗ den Jägern ziemlich erſchöpft ankam. Doch nun ſtand ihm das ſchlimmſte bevor. Nämlich die auch in Lübben angeſagte Ein⸗ quartierung von 3000 Mann war nicht ein⸗ getroffen. Deswegen hatte ſich nun auf dem Marktplatz eine erregte Menge von Bürgern und geflüchteten Bauern verſammelt, die eine drohende Haltung annahmen und über⸗ haupt ſehr aufgeregt taten. Doch gelang es dem Landeshauptmann Graf Einſiedel, die murrenden Leute zu beruhigen und ſie von Tätlichkeiten gegen das Streifkommando ab⸗ zuhalten. 5 Ja, er tat noch mehr. Er ließ den Jägern ein„vollſtändiges Abendeſſen mit trefflichem Wein“ verabfolgen. Dann rüſtete er ſie mit friſchen Pferden aus, und fort ging die„Ex⸗ trapoſt“ durch die Nacht nach Torgau. Hier erhielt Sander von einem guten Patrioten die niederſchmetternde Kunde, daß die fran⸗ zöſiſche Geldtransport wenige Minuten vor 5 5 Eintreffen in Lübben auf der nach Frankfurt führenden Straße die Stadt ver⸗ laſſen hätte, und daß es ihm zweifellos ge⸗ ſiſche Sprache, aber verſchiedene chineſiſche D lungen wäre, ihn einzuholen und zu fange wenn er einen des Wegs kundigen Bote bei ſich gehabt hätte— denn der Poſtila von Oſchatz dürfte im Spreewalde doch wo kaum Beſcheid gewußt haben———: Am 23. Juni ſpät abends trafen die Bu ven glücklich in Leipzig ein, wo Herzog Fi drich Wilhelm inzwiſchen ſein Hauptquariiz genommen hatte, und wo die gefangene Franzoſen bereits angelangt waren. Nu auch dem Kapitän von Sander und ſeing Leuten die Beute, die das Schwarze Korg ſo ſchön hätte gebrauchen können, entgange der Ruhm ſeines kühnen Streifzuges wi darum nicht vermindert. g gage e: Müll ene; Buntes Allerlei! Heldengräber aus der ſpäten Römerzeſt. g den Rohrverlegungsarbeiten für einen gel Waſſerhochbehälter in Trier⸗Weſt ſtieß ua am Fuße des Markusberges in der Nähe gen Horn⸗Kaſerne auf einen Steinſarg aus römiſcher Zeit. Vor kurzem hatten die e arbeiter ganz in der Nähe der jetzigen Fun ſtelle ein ähnliches Grab angeſchnitten, de außer Skelettreſten mehrere zerbrochene T krüglein enthielt. Der Steinſarg des jetzt aß gefundenen Grabes beſteht in ſeinem unten Teil aus einem ausgehauenen Sandſteinbih von weißer Farbe, während der ſchwere Sa deckel aus rotem Sandſtein gehauen iſt. N. beiden Römergräber zeigen typiſch heidnich Beſtattungsart, in dem letzteren fand ſich au noch ein Schädelreſt vor. Die Steinſärge dem vierten oder fünften Jahrhundert sa Thriſti zuzuſchreiben und wohl die letzten ſetzungen von Römern vor dem Einbruch de Franken in den Bereich der römiſchen Wa; ſtadt Trier.. Wieviel Sprachen gibt es auf der Ethel Nach jahrelangen umfaſſenden Vorarbeig veröffentlicht die Akademie der Wiſſenſchafg in Paris intereſſante und lehrreiche Feste lungen über die auf der Erde verbreiten Sprachen. Man hat feſtgeſtellt, daß es a der Erde rund 3000 ſogenannte lebende Spe chen gibt. Die hier in Betracht gezogen Sprachen unterſcheiden ſich alle durch weſet liche Merkmale, und ſie werden alle noch 10 ſprochen, ſo daß ſie als wirkliche Sprache und nicht bloß als Dialekte angeſehen wer können. Rechnet man dazu noch die Sprache die heute nicht mehr geſprochen werden, dere Gebrauch aber aus früherer Zeit einwandſn nachgewieſen iſt, ſo gab bzw. gibt es bis heut etwa 6700 Sprachen. Nach den Feſtſtellungs der Akademie der Wiſſenſchaften in Paris ih die aſiatiſchen Sprachen die verbreitetſten. 8 gibt es z. B. zwar keine einheitliche chi lekte werden von mehreren hundert Millions Chineſen und anderen Afiaten geſprochen. J den europäiſchen Sprachen iſt die englich am verbreitetſten. Dann folgt die ſpaniſte Sprache, die ja auch in großen Teilen Sir amerikas geſprochen wird, weiter die ruſſiche dann die deutſche und dann erſt die frau ſiſche, bis ſchließlich in weitem Abſtande italieniſche Sprache folgt. 5 Luſtige Etke „Ich möchte ein paſſendes Geſchenk für en Dame.“. „Im! Hat die Dame einen Beruf?“ „Ja, ſie iſt Sängerin.“ „Dann nehmen Sie vielleicht das Handbl⸗ des guten Tones.“ „Kuck mal, Vater: der Affe hat grade e dämliches Geſicht wie Onkel Albert.“ „Dämliches Geſicht? Bengel, wirſt du wu Reſpekt haben!“* „Nanu— warum ſoll ich vor dem Aff Reſpekt haben?“ 4. * „Warum gaben Sie die gefundene Floß Kognak nicht auf die Polizei ab?“ „An dem betreffenden Tage hatte ich le Zelt!“ „Und am nächſten?“. „Da war unglücklicherweiſe mein Gebu tag!“ * „Sagt ihr ſeit der Streitigkeit am Stam tiſch nichts mehr zueinander?“ 5 3 „Nein, wir grüßen uns ſogar nicht meh, wir ſpielen nur noch Skat zuͤſammen!“ * U Fräulem Roſa:„Du biſt garnicht nett mik. Alle anderen Männer behandeln 1 viel galanter. Erſt geſtern ſagte Herr Pei zu mir, ich ſei wie ein Märchen!“ 0 Der Grobian:„Das ſoll heißen: es einmal!“ 1 Mutter(zu ihrer verheirateten Tochte, „Kochſt Du, was Dein Mann gern ißt? „O nein. Ich habe es ſoweit gebracht, daß 0 gern ißt, was ich koche.“(Haagſche Coral — Im Theater wurde Richard III. gege Als der Darſteller die Worte ſprach: Königreich für ein Pferd!“ rief jeman der Galerie herunter:„Tut's nicht auch Eſel?“—, Jawohl“, rief der Schauſpielf rück.„Kommen Sie nur hinter die Ku