04848 12917 78098 390334. RR n den IL 10 It Ines 2. Blatt zu Wr. 185 Geſchützte Saatgutwiriſchaften Bei garankierter Keimfähigkeit geſicherker Preis. Die Anordnung über den Abſatz von Saatgut in der Herbſtſaatperiode 1934 iſt für Saatgutwirtſchaften und für Abnehmer von gleich großer Bedeutung. Dieſe Neurege⸗ lung beſtimmt, auf eine kurze Formel gebracht, daß bei Lieferung von Hochzuchtſaatgut, anerkannter erſter Abſaat und auch bei Handelsſaaten der Verkauf ſelbſtverſtändlich auf das Ablieferungsſoll des Betriebes in Anrechnung ge⸗ bracht wird. Das iſt eine Selbſtverſtändlichkeit, die dem Ge⸗ rechtigkeitsgefühl und den wirtſchaftlichen Bedingungen der Saatgutbetriebe entſpricht. Für die Allgemeinheit weſent⸗ lich ſind die Beſtimmungen über Reinheit und Keimfähig⸗ keit. Die Reinheit muß wenigſtens 95 Prozent betragen. Keimfähigkeit bei Roggen und Weizen 90 Prozent, bei Gerſte als Mindeſtmaß 85 Prozent. Aber nicht genug da⸗ mit muß beim Saatgut, bevor es in Verkehr gebracht wird. der Landesbauernſchaft eine Durchſchnittsprobe eingeſandt werden, und zwar auf Grund der beſtehenden Probe⸗ nahmevorſchriften. Erſt wenn die Landesbauernſchaft dann den Vertrieb als Handelsſaaten zugelaſſen, d. h. dieſes den Mindeſtanforderungen entſpricht, darf es in den Verkehr gebracht werden und zwar unter Plombenſchutz der betref⸗ fenden Landesbauernſchaft. Hierin liegt der weſentliche Schutz für den Abnehmer, denn praktiſch ſchaltet ſich ja die Landesbauernſchaft mit als Garant für die Qualität ein. Allerdings muß in dieſem Zuſammenhang betont werden, daß deutſches Hochzuchtſaatgut, ebenſo wie anerkannte erſte Abſaaten ſchon immer einen einwandfreien Ruf hatten, nicht nur in Deutſchland, ſondern auch weit über die Gren⸗ zen hinaus. Was nun den Schutz für die Saatgutwirtſchaften ſelbſt anbelangt, ſo wird der Preis für Hochzuchtſaatgut, aner⸗ kannte erſte Abſaat und Handelsſaatgut derart geſichert, daß Zuſchläge zu den Preiſen in den einzelnen Feſtpreis⸗ gebieten feſtgelegt werden. Je nach Preisgebiet und Zeit⸗ punkt des Verkaufs betragen die Aufſchläge beiſpielsweiſe bei Saatguthochzucht 3.95 bis 4.10 Mark, für anerkannte Saatware 2.45 bis 3.60 Mark und für Handelsſaatgut 1.45 bis 2.60 Mark. Hinzu treten dann noch genaue Beſtim⸗ mungen über Lieferungs⸗ und Verkaufsbedingungen. Weſentlich iſt dabei, daß die Lieferung von Handelsſaat⸗ gut bei Inlandsverkäufen nur gegen netto Kaſſe erfolgt und daß das gelieferte Handelsſaatgut auch nur innerhalb des deutſchen Zollgebiets Verwendung finden darf. Für den Reichsernährungsminiſter ſtand bei Erlaß der Verordnung naturgemäß die Sorge um Sicherung der Herbſtausſaat im Vordergrund. Das geht aus der Tatſache bereits hervor, daß ſich die Anordnung auf die Herbſtſaat⸗ periode 1934 beſchränkt. Für unſere Saatgutwirtſchaften aber liegt der Vorzug darin, daß endlich dem Preiszuſam⸗ menbruch ein Riegel vorgeſchoben wird. Dieſe höchſtent⸗ wickelten deutſchen Betriebe hatten unter der Kriſe mit am ſchwerſten zu leiden, und die Zeit liegt nicht allzulang zu⸗ rück, da in Deutſchland noch allgemein von ihrem bevor⸗ ſtehenden Zuſammenbruch geſprochen wurde. Was das für die deutſche Landwirtſchaft ſchlechthin zu ſagen gehabt hätte, bedarf keiner Erwähnung. Sache der Landesbauern⸗ führer iſt es, im Intereſſe unſerer Selbſternährung, den einzelnen Bauern nun auch zur weitgehenden Verwen⸗ dung hochwertigen Saatautes anzuhalten und unter Um⸗ ſtänden den Saatautwechſel zu veranlaſſen. Im übrigen aber verdient die Tatſache hervorgehoben zu werden, daß der Handel mit Saatgut ſelbſt keinen irgendwie gearteten Beſchränkungen unterworfen wird und der einzelne Bau⸗ er, je nach Bodenbeſchaffenheit und klimatiſchen Verhält⸗ niſſen, ſich auch weiterhin das Saatgut auswählt, das er guf Grund alter Erfahrungen für ſeinen Betrieb am vor⸗ teilhafteſten hält. Auf den Spuren der Nibelungen Von Dr. Wolfgang Meſer. In Bayreuth finden bis 23. Auguſt die Bühnenfeſtſpiele ſtatt. Außer den„Meiſter⸗ ſingern“ und dem völlig neu inſzenierten „Parſifal“ gelangt auch der„Ring des Nibelungen“ zur Aufführung. ND. Richard Wagner hat die Handlung ſeines„Ring des Nibelungen“ in die Welt der nordiſchen Götter verlegt und mit philoſophiſchem Gehalt erfüllt. Das mittelalterliche Heldenlied von„der Nibelungen Not“ jedoch, deſſen„alte Mären“ er in genialer dichteriſcher Freiheit ſeinem„Ring“ zugrundelegte, ſpielt keineswegs in mythiſcher Vorzeit, ſon⸗ dern im Jahrhundert der Völkerwanderung. Seine Helden ſind chriſtliche, deutſche Ritter, und die Stätten der einzelnen Ereigniſſe ſind ſo genau beſchrieben, daß es heute, anderthalb Jahrtauſende nach jenem gigantiſchen Geſchehen, noch mög⸗ lich iſt, ſie aufzuſuchen, dem Zuge der Nibelungen von Xanten und Worms bis in die Donauſtadt Paſſau zu folgen. Sollte es nicht lohnen, von dieſer faſt ſeltſam anmutenden Möglichkeit Gebrauch, d. h. eine 115 zu ma⸗ chen, die— etwa im Anſchluß an das tiefe Erlebnis der Bayreuther Feſtſpiele oder der Münchner Wagner⸗Auffüh⸗ rungen— wenigſtens einige jener uralten Gedenkſtätten be⸗ rührt? Siegfried iſt ein Fürſt vom Niederrhein. Kanten iſt ſeine Heimat, ſchon für die Römer ein wichtiger Stützpunkt, den ſie durch ein 1905 wieder ausgegrabenes feſtes Lager, die „Caſtra vetera“, ſicherten. Von Kanten aus, das ſeines goti⸗ ſchen Domes und des Römerlagers wegen noch heute ſehens⸗ wert iſt, zog Siegfried rheinaufwärts nach der Haupfkſtadt der Burgunderkönige, nach Worms. Dieſe reiche Stadt im ene„Wonnegau“ hatte damals ſchon eine bedeutende eſchichte. Im fünften Jahrhundert n. Chr., als König Gunther takſächlich hier lebte, war Worms bereits Biſchofs⸗ lit. Der herrliche romaniſche Dom iſt zwar nicht mehr jenes Gotteshaus des Nibelungenliedes, auf deſſen Stufen Kriem⸗ bild und Brünhild um den Vortritt ſtritten. Er wurde viel⸗ mehr in der Zeit vollendet, als der Dichter des Nibelungen⸗ liedes die Taken Siegfrieds und Hagens beſang. Das Bau⸗ werk erwuchs damit aber aus dem gleichen ritterlichen Geiſte, der auch das Heldengedicht geſtaltete. Nicht weit von Worms liegt Alzey, die Heimat des Spielmanns Volker, ſchon den Römern als„Altaia“ bekannt, eine der älteſten Städte Deutſchlands. Auf der gegenüber⸗ Hegenden Nheinſeite zieht ſich der Odenwald hin, in dem Siegfried nach der Jagd von Hagen ermordet wurde. Der Stand der Ernte zu Anfang Auguſt Juli-Vorſchätzung für Gekreide überkroffen. Die zweite, zu Anfang Auguſt dieſes Jahres durchge⸗ führte Erntevorſchätzung für Getreide, die in dieſem Jahr vielfach bereits auf Druſchproben beruhte, hat im geſamten Reichsdurchſchnitt für alle Getreidearten etwas höhere Mengenerträge erbracht, als nach der erſten Vorſchätzung zu Anfang Juli angenommen wurde. An der Beſſerung ſind namentlich Weſt⸗ und Süddeutſchland beteiligt. Bei Weizen und Gerſte haben ſich die Schätzungen vielfach auch in Norddeutſchland erhöht. Auf Grund der Meldungen der amtlichen Berichterſtat⸗ er ergaben ſich zu Anfang Auguſt im Reichsdurchſchnitt folgende Hektarerträge: Roggen 16,3 Doppelzentner(ge⸗ gen 16,2 Doppelzentner bei der Juliſchätzung)j, Weizen 18,6 Doppelzentner(18,0), Spelz 12,9 Doppelzentner(12,1), Wintergerſte 21,6 Doppelzentner(21,1), Sommergerſte 17,9 Doppelzentner(17,1), Hafer 16,1 Doppelzentner(15,7). Trotz der höheren Schätzungsergebniſſe bleibt die diesjährige Getreideernte auch nach den Auguſtmeldungen nicht uner⸗ heblich hinter der ungewöhnlichen Rekordernte des Vor⸗ jahres zurück; ſie iſt aber an Brotgetreide(Roggen, Weizen und Spelz zuſammen) mit 11,54 Millionen Ton⸗ nen immerhin etwas höher als die Mittelernte im zehnjährigen Durchſchnitt 1924/33, die ſich auf 11,40 Millionen Tonen ſtellte. Auch bei Gerſte übertreffen die neuen Schätzungen mit nunmehr 3,04 Mil⸗ lionen Tonnen die Durſchchnittsergebniſſe der letzten zehn Jahre(2,93 Millionen Tonnen). Einzig bei Hafer bleibt die neue Getreideernte auch nach der Auguſtvorſchätzung gegenüber dem langjährigen Mittel(6,38 Millionen Ton⸗ nen) zurück, und zwar um 200,6 Prozent. Die Ernte an Frühkarkoffeln iſt infolge der langen Trockenheit verhältnismäßig gering ausgefallen. Im Reichsdurchſchnitt ergibt ſich ein Hektar⸗ ertrag von 78,8 Doppelzentner gegen 120,3 Doppelzentner im Mittel der letzten zehn Vorjahre. Der geſamte Ertrag an Frühkartoffeln beziffert ſich auf 1,87 Millionen Tonnen im Durchſchnitt der letzten zehn Jahre. Auch der erſte Heuſchnikt hat nach den Schätzungen zu Anfang 1 81 mengenmä⸗ ßig geringe Erträge(im Reichsdurchſchnitt 21,3 Doppelzent⸗ ner ſe Hektar gegen 42,6 Doppelzentner im Mittel der letz⸗ ten Jahre) erbracht. Insgeſamt wird der Ertrag der erſten Wieſenheuernte auf 11,69 Millionen Tonnen(gegen 23,37 Millionen Tonnen im langjährigen Mittel) geſchätzt. Für Spätkartoffeln, die den Hauptbeſtandteil der Kartoffelernte ausmachen, ſowie für die ſpätere Fut⸗ termittelernte haben ſich die Ernteausſichten nach dem Ein⸗ tritt ausgiebiger Niederſchläge überall erheblich gebeſſert. Handel und Wirtſchaft Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 9. Auguſt. Amtlich notierten: Weizen: 21.20, Feſtpreiſe, geſund, trocken, Durch⸗ ſchnittsbeſchaffenheit excl. Sack Preisgebiet W 15 per 16. 8. bis 31. 8. 19.90, W 16 20.10, W 17 20.40, je plus 0.40 Mark Ausgleich; Roggen: Feſtpreiſe, geſund, trocken, Durch⸗ ſchnittsbeſchaffenheit, ausſchl. Sack R 15 per 16. 7. bis 31. 8. 16.10, R 16 16.40, R 13 15.70, jeweils plus 0.40 Mark Aus⸗ gleich; Braugerſte: inl.(Ausſtichware über Notiz) 19.50 bis 21.50, Induſtriegerſte(Wintergerſte, neue, zweizeilige) 18 bis 20; Raps, inl. ab Station Feſtpreis 31; Futtergerſte: Feſt⸗ preiſe, geſund, trocken, Durchſchnittsbeſchaffenheit ausſchl. Sach Preisgehiet G 7 vom 16. 7. bis 31, 8. 15.10, G 8 15.40, 2 Jagdzug naym den gleichen Weg, auf dem dann Kriemhild und Rüdiger in Etzels Land zogen: Von Worms über Heppenheim durch das Erbachtal und die Wolfsſchlucht, an den vorgeſchichtlichen Siedlungen„Zur Lee“ vorbei, zur Juhhöhe und zur Höhe der„Trom m' in prachtvollem Waldgebiet Ein großartiger Rundblick aufs Rheintal, auf Worms und die Starkenburg tut ſich hier auf. Weſtlich von Güttersbach, dicht am Speſſartskopf, tritt im Schatten alter Fichten ein Quell zutage. Er iſt in einen Brunnen von Buntfandſtein gefaßt, und ein Granitblock dahinter trägt die Aufſchrift„Siegfriedsbrunnen“. Aber auch öſtlich von Güttersbach wird eine Quelle als Siegfrieds⸗ * — 2 e 5 5 8 1 * 2. Der Dom zu Worms. N Prei, 10. Aug. 1934 Fragen des Gaſtſtättengewerbes Kundgebung in Neuſtadt. 8 Neuſtadt a. d. H., 9. Auguſt. Hier fand eine Kun bung des pfälziſchen Gaſtſtättengewerbes ſtatt. Der Leiler des deutſchen Gaſtſtättengewerbes, Sohns, ſtellte als Hauptaufgabe die Menſchenerziehung, Menſchenführung und ⸗betreuung heraus. Von der politiſchen, weltanſchau⸗ lichen Erziehung führe der Weg über die berufliche, fach⸗ liche Ausbildung mit abſchließender Prüfung hin zur ſozia⸗ len Betreuung des Einzelnen. Weſenkliche Bedeutung kommt der Feſtſtellung des Re⸗ ferenken zu, daß auch in der Pfalz der karifloſe Juſtand im Gaſtſtättkengewerbe in abſehbarer Jeit ein Ende haben wird und an ſeine Stelle die Tarifordnung des Treuhän⸗ ders der Arbeit kritt. Pg. Metzler kam auf den fortſchreitenden Ausbau im Gaſtſtättengewerbe zu ſprechen, das in beſonderem Maße auf den Fremdenverkehr angewieſen ſei und auch keineswegs auf ausländiſche Sitten und Gebräuche verzich⸗ ten könne. Wie notwendig die Eignungsprüfungen ſeien, beweiſe die Tatſache, daß von 15 000 in letzter Zeit Geprüf⸗ ten 4800 die Prüfung nicht beſtanden hätten. Scharf wandte ſich der Redner gegen die Lehrlingszüchterei im Kellner⸗ und Köchegewerbe. Noch heute beſtänden Betriebe in Deutſchland, die bis zu 60 Kellnerlehrlingen und bis zu 30 Lehrlingen in der Küche beſchäftigten. Jedes deutſche Hotel werde in Zukunft je nach Zahl der Angeſtellten verpflich⸗ tet eine beſtimmte Anzahl von Ausländern zu beſchäftigen, wofür dann junge Deutſche, die ihre Eignung erwieſen hät⸗ ten, an Stellen im Ausland vermittelt würden. Am 1. Okto⸗ ber dieſes Jahres werde auch ein grundſätzlicher Fortbil⸗ dungsgang für die Inhaber der roten Berufskarte einge⸗ führt, der jedem die Möglichkeit ſchaffe, in den Beſitz der weißen Karte zu kommen. Die Meiſterprüfung werde ob⸗ ligatoriſch eingeführt werden. G 9 15.60, G 11 15.90 je plus 0.30 Mark Ausgleich; Hafer: Feſtpreiſe, geſund, trocken, Durchſchnittsbeſchaffenheit excl. Satk Preisgebiet H 11 per Auguſt 15.10, 5 14 15.60, H 17 15.90 jeweils plus 0.30 Mark Ausgleich, Mais mit Sack 20.50 Mark; Weizenkleie, feine mit Sack 11, grobe 11.50; Roggen⸗ kleie 12; Weizenfuttermehl 12.25; Roggenfuttermehl 12.753 Weizennachmehl 16; Weizennachmehl 4b 16.75; Erdnußkuchen 17.20; Sojaſchrot 16; Rapskuchen 14.50; Palmkuchen 15.70; Kokoskuchen 17.70; Leinkuchen 17.60; Biertreber 17; Malz⸗ keime 14.50 bis 15.50; Rohmelaſſe 9; Wieſenheu, loſe, neues 10 bis 11; Luzernekleeheu 11 bis 11.60; Stroh, drahtgepreßt (Roggen und Weizen) 2.60 bis 3, dto.(Hafer und Gerſte) 2.60 bis 2.80, Stroh, gebündelt(Roggen und Weizen) 2.20 bis 2.60, dto.(Hafer und Gerſte) 2.20 bis 2.40; Mehle: Stimmung ſtetig. Weizenmehle Type 563, inl.(Spezial Null) Preisgebiet W 11 29.25, W 10 29.15, W 9 29.05, Wᷣ7 28.85 Mark jeweils plus 0.50 Mark Frachtausgleich. Auf⸗ ſchlag für Weizenmehle mit 10 Prozent Auslandsweizen 1.50, mit 30 Prozent Auslandsweizen 3 Mark, Frachtausgleich 0.50 Mark per 15 Tonnen⸗Ladung. Roggenmehle Type 997, Preis⸗ gebiet R 16 Auguſt⸗September⸗Lieferung 24.15, R 15 23.75, R 13 23.25, jeweils plus 0.50 Mark Frachtausgleich. Mehle per 100 Kilogramm zuzüglich 0.50 Mark Frachtausgleich. Bei Abnahme von mindeſtens 10 Tonnen frei Empfangs⸗ ſtation gemäß Anordnung 9 der WV. der Roggen⸗ und Weizenmühlen. Auf⸗ und Abſchläge gemäß Anordnung 8 der WV. Für alle Geſchäfte ſind die Bedingungen der Wixrt⸗ ſchaftlichen Vereinigung der Roggen⸗ und Weizenmühlen bezw. der neue Reichsmühlenſchlußſchein maßgebend. Mannheimer Kleinviehmarkt vom 9. Auguſt. Zufuhr: 235 Ferkel, 490 Läufer. Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 8 bis 10, über ſechs Wochen 16 bis 20, Läufer 21 bis 24 Mark.— Marktverlauf: mittel. brunnen bezeichnet. Nach den Forſchungen von Geheimrat Ro- bert Sommer, der die Frage der Nibelungenſtätten eingehend unterſucht hat, iſt jedoch wahrſcheinlich die Weſchnitz⸗ quelle, ſechs Kilometer vom Speſſartskopf entfernt, die Stätte, an der nach dem Nibelungenliede Hagen den Sieg⸗ fried erſchlug. 7 5 Das Nibelungenepos nennt als Siegfrieds 510. 995 ſtätte das einſtmals hochberühmte Kloſter Lorſch. Auch das Grab der Frau Ute ſoll in Lorſch geweſen ſein. Heute iſt von dem nahe bei Heppenheim gelegenen Kloſter nur noch der Vorbau mit drei Toren als ee Ruine zu ſehen, eines der beſterhaltenen deutſchen Baudenkmäler aus dem neunten Jahrhundert. In der ſtehengebliebenen Vorhalle zeigt ein Modell die ehemalige Anlage des Kloſters. Rüdigers und Kriemhilds Reiſeweg führte weiter über Beerfelden und Mudau zur Donau. Bei Phöring, dem heutigen Pförring, ſetzten die beiden Reiſenden über die Donau. Pförring liegt nahe bei Regensburg, unweit vom bekannten Kloſter Weltenburg, und dem durch die Be⸗ freiungshalle berühmt gewordenen Ort Kelheim. Als ſpäter die Burgunderkönige mit ihren Mannen ins Hunnenk zogen, ſetzten ſie bei Möringen, heute Groß⸗Mehring nahe Ingolſtadt, über die Donau. Hier alſo warf Hagen den Kaplan des Königs in den Strom, um die Weissagung, der Kaplan werde als einziger der ins Land Etzels ziehenden Nibelungen und Burgunden die Heimat wiederſehen, zu widerlegen. Indes die Prophezeiung erfüllte ſich doch: Die Wellen der Donau trugen den Kaplan ans Ufer.. 5 Als Kriemhild an den Hof des Hunnenkönigs reiſte, zog ihr Biſchof Pilgerin von Paſſau, ihr Oheim, bis„ lede⸗ lingen“ entgegen. Pledelingen iſt Pla ttling, am Ueber⸗ gange über den Iſarfluß gelegen. In Pledelingen wurde ge⸗ raſtet; dann ging der Marſch weiter 15 Pilgerins Reſidenz Paſſau, wo die alte Römerſtraße den Inn überſchritt. Hier verläßt der Weg, den Kriemhild und ſpäter das Nibebingen⸗ heer gen Südoſten zogen, das heutige Reichsgebiet. Wie Homers Heldengeſänge aus der farbenfrohen, ſonni⸗ gen l des Mittelmeeres, ſo wuchs das Nibelungen⸗ lied aus der ernſteren, ſchon nordiſchen Gegend des Rheines und der Donau mit ihren Wäldern, Burgen und ſtolzen Städten hervor. Eines bedingt das andere: Man wird das heldiſche Geſchehen des Nibelungenliedes wie die Tondicht: Richard Wagners erſt dann zutiefſt verſtehen, wenn man ned. dem blutsmäßig beſtimmten Menſchlichen auch jene letzten Hin⸗ tergründe der Landschaft, von Klima und Boden ſcha durfte, begreifen lernte. Andererſeits gewinnt das Antli dieſer Landſchaft ganz unvergleichlich an Tiefe, wenn ſie einmal aus dem Geiſte Richard W ſieht. es einen ſchöneren, einen edleren und tieferen Sinn eine Ferienreise geben?%%%%%%ͤõ;?;r FFTCCCCCCCGCCCCCCCCCCCCGGTCTGGTGTGTGTbTVTCTCGTGTGTGTGTGTGCGT(TbT(T(T'T'T'T'T'TbTbTbTbTbTW—WTTbV—TWWW—T—11WW1W11W 8 Die r 0 Knoſpende Seelen. Kürzer als je iſt heute die Zeit bemeſſen, da das Kind ganz der Mutter gehört, ſeine kleine Welt ganz ein Teil der ihren iſt und alles, was dieſe Welt erweitert und bereichert, ihm von der Mutter zugeführt wird. Welch köſtliche Aufgabe, ſo ein Seelchen, das noch ganz Keim oder Knoſpe iſt, zu entfalten und zu behüten! Ja. das Behüten erſcheint mir faſt noch wich⸗ tiger und jedenfalls ſchwerer als das Entfalten, bei dem die Natur doch mit unbeirrbarer Kraft das Beſte tut. Wenn RNouſſeau, der Verfaſſer eines berühmten Werkes über Er⸗ ziehung, ſein Buch mit den Worten beginnt:„Alles iſt gut, wie es aus der Hand des Schöpfers hervorgeht. Alles entartet unter den Händen der Menſchen“— ſo ſpricht bei der letzteren Behauptung ſeine Neigung zu verblüffenden Paradoxen ge— wiß ein wenig mit. Und wenn er ferner auf die Frage, was man tun müſſe, die angeborene Untadeligkeit zu bewahren, antwortet:„Vor allen Dingen muß man verhindern, daß etwas getan werde“— ſo wird kein gewiſſenhafter Erzieher ihm darin beipflichten. Denn die Aufgabe des Menſchen iſt nicht, im Naturzuſtande zu verharren, ſondern an der Veredelung und Erhöhung der angeborenen Fähigkeiten unabläſſig zu ar⸗ deiten. Und doch dürfen wir an dem tieferen Sinn jener be⸗ fremdenden Warnung nicht vorübergehen. Es gehört eine un⸗ gemein behutſame Hand dazu, die Entfaltung eines jungen Seelchens zu fördern, ohne ſie aus der natürlichen Bahn zu drängen. Es erfordert Enthaltſamkeit, die oft ſchwerer iſt als raſches Eingreifen, es erfordert Reſpekt vor dem ſtillen Wachstum der Menſchenknoſpe, das wir eben nur aus ſeiner Art heraus zu fördern haben. Das Kind ſieht, denkt nach, fragt. Gut! Da verlangt die Natur nach einer kleinen Mithilfe. Wir erklären das Ge⸗ wünſchte, fügen auch vielleicht noch eine Belehrung, eine Mit⸗ teilung hinzu, die über die Wahrnehmung des Kindes hinaus⸗ geht und weiteren Beobachtungen den Weg weiſt. Aber vor⸗ tig, vorſichtig! Nicht gleich mit Erkenntniſſen eindringen, ie die Grenzen des kindlichen Anſchaungskreiſes verzerren. Es koſtet Selbſtbeherrſchung, das Kleinchen nicht gleich mög⸗ kichſt viel von dem wiſſen zu laſſen, was wir ſelber über den betreffenden Fall wiſſen, aber wir müſſen dieſe Selbſtbeherr⸗ ſchung üben. Noch mehr Vorſicht als die Gedankenentwicklung des Kindes erfordert die Pflege des knoſpenden Gemüts. Wie das Kind ich und ſeine Umgebung auffaßt, das kommt ihm ja meiſtens von uns, ſeinen Erziehern. Schon ſeine Selbſteinſchätzung kann von plumpen oder doch unbedachtſamen Erzieherhänden in ihrer natürlichen Entwicklung geſtört werden. Das Kleine hat eine drollige Bemerkung gemacht; es hat einen Beweis von beſonderer Klugheit gegeben oder ſich durch rührende Folg⸗ ſamkeit ausgezeichnet. Es hat das alles in völliger Unſchuld etan, ohne ſich ein Verdienſt daraus zu machen, und die tter hat ſich darüber gefreut. Begreiflich, daß ſie die reizenden kleinen Züge gern ihren Bekannten mitteilt. Aber ntuß ſie das in des Kindes Gegenwart tun? Die heute oft ſo engen Wohnungsverhältniſſe verführen freilich dazu— dennoch darf es nicht ſein. Man rechne auch nur nicht damit, daß das kleine Weſen ja nicht hören werde, was man von ihm ſpricht. Kinder haben die fabelhafte Beobachtungsgabe der noch Unzerſtreuten und die Aufnahmefähigkeit eines un⸗ beſchriebenen Blattes. Erfährt der Liebling nun, daß er etwas Beſonderes getan habe, ſo iſt die Unbefangenheit, die ihm die Natur als köſtlichen Nährboden ſeines inneren Wachstums gegeben, dahin; das Kind beginnt über ſich nachzudenken, ſich gu beobachten: der Grund zu Selbſtgefälligkeit, Selbſtüber⸗ hebung, Affektiertheit iſt gelegt.„Zieht mir das weiße Kleid nicht aus!“ Dieſes Goethewort wird jeder Mutter fortan durchs Herz klingen, wenn ſie einmal bemerkt hat, daß durch ihre Schuld ins Reich des Bewußtſeins gehoben wurde, was, 1 7 in der Schicht des Unterbewußtſeins fruchtbar werden. ann. Streit und Vorwürfe gegen Untergebene vermeidet jede behutſame Mutter in Gegenwart ihres Kindes. Aber Begeb⸗ niſſe, die nicht über den Anſchauungskreis des Kindes hinaus⸗ be en oder ihm leicht erklärt werden können, mit ihm zu eſprechen, ſeine Gedanken darüber freundlich anzuhören, es ſogar an den Freuden, Hoffnungen, Sorgen der Familie in gewiſſen Grade teilnehmen zu laſſen, kann für die Entfaltung des jungen Seelchens ſehr nützlich ſein. Wir können es vor dem Ernſt des Lebens doch nicht ſchützen. Wenn wir es dazu führen, daß es damit rechnet, aber weiß, das Widrige muß ertragen und möglichſt überwunden werden, ſo iſt das nur ein Fördern natürlicher Entwicklung. Kein Frevel, ſondern nur eine Stärkung des zarten Gebildes. Die Seele kann ihr weißes Kleid ungefährdet durch Trübfal tragen, nicht aber durch Eitelkeit, Liebloſigkeit und gedankenloſes e i M. G. 1 „Bitte, ſehen Sie ſich nicht um 1 Es gibt Redensarten, die trotz ihrer Sinnloſigkeit oder vielleicht gerade wegen derſelben, unausrottbar ſind. Dazu gehört Aut die häufig angewandte Bitte, ſich doch nur ja nicht umzuſehen. Wer unerwartet in eine fremde Häuslichkeit hereinſchneit, wird meiſt von der Hausfrau gebeten, ſich bitte nicht um⸗ zuſehen! Leider ahnen die meiſten Frauen gar nicht, wieviel ſolch eine gedankenloſe Redensart enthüllt. ZBauerſt erweckt ſie gewiß in jedem Beſucher die unangenehme Empfindung, höchſt ungelegen zu kommen. Man wird das peinliche Gefühl nicht los, zu ſtören. Auch verfehlt dieſe un⸗ angebrachte Bemerkung inſofern ihren Zweck, daß ſie, ſtatt den Beſucher abzulenken, gerade auf die Dinge aufmerkſam macht, die er vielleicht ſonſt nicht bemerkt haben würde. Jedenfalls wirft dieſe unvorſichtige Entſchuldigung ein merkwürdiges Licht auf den Ordnungsbegriff der betreffenden Hausfrau. „Alſo machſt du nur Ordnung, wenn du Beſuch erwarteſt?“ könnte man hier als berechtigte Frage einwerfen.„Dem un⸗ erwarteten Gaſt aber zeigt ſich dein Haushalt in einer Weiſe, die dich erröten läßt!“ Nun ſollte es aber mit zu den kulturellen Bedürfniſſen jeder Nedde gehören, einen Haushalt, er ſei äußerlich in noch ſo beſcheidenen Rahmen geſpannt, ſo zu führen, daß er jeder⸗ zeit gezeigt werden kann. Sogar dem kritiſch prüfenden Blick einer anderen Hausfrau. Dumit ſoll nicht geſagt ſein, daß nun jede Wohnung den Eindruck erwecken ſoll, als wäre ſie un⸗ bewohnt. Fremde dürfen ruhig Zeuge der verſchiedenen häus⸗ lichen Tätigkeiten werden. Denn es iſt ein großer Unterſchied wiſchen der Unordnung, die beim Verrichten häuslicher Ar⸗ beiten ſelbſtverſtändlich entſteht, und jener anderen, die ihre Urſache in der Nachläſſigkeit der Hausfrau hat. Wie ſchon die äußere Erſcheinung der Frau immer den Stempel innerer Ausgeglichenheit tragen ſoll, wie ſie ſelbſt in ſchlichtem Hauskleid anmutig wirken kann, ſo muß auch ihr eee zum Ausdruck ihrer kulturell gepflegten Perſönlichkeit werden. Auf Unvorhergeſehenes muß jede Hausfrau gefaßt ſein. Selbſt wenn ein unerwarteter Gaſt höchſt ungelegen kommt, ſollte ſie doch nie die Verlegenheitsphraſe gebrauchen;„Sie bürfen ſich aber bitte nicht umſehen!“ Wieviel anmuliger aber etrſcheint die Frau, um deren Lippen ein Willkommlächeln Hebe das zu ſagen ſcheint:. 8 Ich und mein Haus ſind jederzeit, 0 ür jeden lieben Gaſt bereit!“ a i 12525 V Smada. 8 4 Von der Geſundheit. Heute wollen wir uns etwas über die Geſundheit unter⸗ halten. Es heißt, die Geſundheit ſei das koſtbarſte Gut— und dem iſt auch ſo. Aber wieviel Krankenhäuſer, Kliniken, Sanatorien, Apotheken uſw. gibt es für die vielen Menſchen, die nicht geſund ſind. Wir könnten ſicher die Hälfte davon miſſen, wenn wir etwas mehr auf unſere Geſundheit bedacht wären. Ihr denkt wohl: Aber das ſind wir doch! Ja, der eine oder andere. Aber viele Menſchen gehen mit dieſem koſt⸗ baren Gut übel um. Wer auf ſeine Geſundheit bedacht iſt, muß vor allem dafür ſorgen, daß er gut wohnt. Die Wohnung muß trocken, ſonnig, voll Luft und Licht ſein. In einer geſunden Wohnung darf ruhig ein Eß⸗ oder Herrenzimmer fehlen, aber ein Badezimmer ſoll vorhanden ſein. Schlaft bei offenen Fenſtern und am beſten ſo, daß ihr die Sonne aufgehen ſeht. Eßt viel Gemüſe, Brot, Obſt und trinkt Milch; nehmt Kaffee, Tee und Alkohol nur ſehr mäßig. Kleidet euch nach der Jahreszeit: nicht zu viel und nicht zu wenig. Geht täglich ſpazieren und macht Gartenarbeit. Aber arbeitet mit Maß und Ziel. Es gibt genug Menſchen, die zuviel arbeiten. Arbeiten muß einem Freude bereiten; übertriebene Arbeit kann das nicht. Die Arbeit darf nicht der einzige Zweck des Lebens ſein. Zu bewundern ſind nicht diejenigen, die viel arbeiten, ſondern die, die gut ar⸗ beiten. Und gut arbeiten kann man nur, wenn man mit Luft und Liebe arbeitet. Zu bewundern ſind auch nicht die, die ihr Leben lang nur gearbeitet und ſich ein Vermögen zuſammengeſcharrt haben, von dem ſie zehren, wenn ſie vom Leben nichts mehr genießen können; die ſchnell ſterben und ihr ſauer verdientes Geld den Erben hinterlaſſen. Nein, zu bewundern ſind diejenigen, die jeden Tag ihres Lebens zur Arbeit gut ausgenutzt haben, die ſich aber auch Zeit gelaſſen hatten zum Ausruhen und zum Lebensgenuß. Wenn die Menſchen ſo oft krank ſind, dann ſind oft genug ungeeignete Nahrung und Lebensweiſe, übermäßige und ver⸗ kehrte Arbeit daran ſchuld, die krankes Blut und kranke Nerven ſchaffen und die die böſeſten Krankheiten hervorrufen e W. Mädels auf Pneus. Die Sehnſucht ihres Lebens heißt Auto und bleibt unerfüllt Sie ſehnen ſich auch gar nicht ſo ſehr nach einem achtſitzigen Tourenwagen oder einer Luxuslimouſine— es tät's ihnen ſchon ſo'n kleines rollendes Kommißbrot—, nur damit ihre ladenmüden Beinchen nicht ſelbſt und allein die Kraft hergeben müßten, mit der ſie eben nach Hauſe rollen. Ueber dem bunten Schutznetz, über dem Metall und Lack, die viel Stadtregen und Pfützenſpritzer mit der Zeit ſtumpf gemacht haben, flattert ein dunkles Röckchen, und eine ſchmale Mädelhand ſtreicht es von Zeit zu Zeit ſäuberlich über den Knien zurecht. Vorn im Körbchen über der Lenkſtange iſt ein Ledertäſchchen, das trägt einen Spiegel, einen Taſchenkamm, das Puderdöschen, ein kleines Batiſtfetzchen, die Schlüſſel und noch das bißchen Geld. Sonſt braucht das Mädel auf Pneus nichts, nicht einmal den Roman, mit dem ſich die Kollegin die Zeit auf der Trambahnfahrt vertreiben muß. Mädel auf Pneus brauchen ihre Augen und ſpähen mit gerecktem Köpfchen nach dem Schupo oder der Verkehrsampel; ſie ſtemmen dabei das Füßchen im flotten Schuh energiſch aufs Pflaſter, bereit, mit kräftigem Schwung ſich abzuſtoßen und aufzuſitzen, wenn die Straße wieder offen iſt. Aber ſie brauchen ihre Augen nicht, um in Erkerſcheiben zu gucken oder nach etwas noch Lieherem... Der Straßen⸗ ſtrom der Fahrzeuge macht ſie zu einer winzig kleinen Welle, daß ſie tun müſſen, was alle tun, ſonſt reißt es ſie nieder. Tapfere, raſche Dinger ſind das, die da an den Bordſteinen entlang flitzen, ſcharf auf der rechten Seite, mit gleichmäßigem Tritt, wach und doch immer ein bißchen verträumt. Sie ſehen jedem Auto nach, das an ihnen vorbeigleitet, ſie muſtern jeden Wagen, der an der Straßenkreuzung vor oder neben ihnen hält. Ihre Sehnſucht heißt Motor, beſonders wenn der Regen gleichmäßig herunterrieſelt, die Gummiräder auf dem Aſphalt glitſchen und die Näſſe das Mützchen und den Regenmantel triefen macht. Nicht mehr ſelbſt ſtrampeln müſſen— ach ja! Und ſeufzend treten ſie wieder die Pedale, tapfer und unent⸗ wegt, wie ſie alles tun, was zu ihrem Arbeitstag gehört. Gedanken zur Ehe. Nichts iſt verderbenbringender für eine Ehe, als wenn die Frau morgens troſtlos aufwacht und den vor ihr liegenden Tag als ein ödes, unfruchtbares Brachland betrachtet, auf dem nichts gedeihen kann, und es nur unnötig Schweiß und Arbeit koſtet. Jeder Schmerz, der dich in der Ehe trifft, iſt zu ertragen, ſolange du dich frei von Schuld weißt. Der Mann beſtreitet für die Ehe den Verdienſt, die Frau die Schönheit. „Gewiß, das Leben macht die Männer hart; aber eine zer⸗ rüttete Ehe kann ſie manchmal noch härter machen. Es iſt ſo ſegenbringend, wenn eine Frau morgens freudig aufwacht und den vor ihr liegenden Tag als ein blumen⸗ und früchtebeſtandenes Feld betrachtet, das ihrer Mühe bedarf und ihrer Pflege und von dem ſie ernten kann. E. Th. Wollwäſche iſt ſchon immer kein ganz einfaches Kapitel der Hausfrauen⸗ arbeit geweſen. Die folgende Wollwäſche hat ſich recht gut bewährt. Zunächſt kochen wir ein Stück weiße Seife in har⸗ tem Waſſer mit etwas Soda, nehmen einen Teil der Seifen⸗ lauge, verdünnen ſie mit bereitgehaltenem heißen Waſſer, drücken die zu reinigenden Stücke darin aus und geben die⸗ ſelben in ein zweites Seifenwaſſer. Nun wird in reinem Waſſer nachgeſpült und der Stoff zum Auslaufen aufgehängt. auch erſt ausgedrückt, doch niemals gewrungen, am beſten in einer Zentrifugalmaſchine ausgeſchleudert. Reinwollene Flanellſtoffe, wie ſie zu Leibwäſche verwendet werden, filzen am leichteſten. Um das zu vermei⸗ den, dürfen ſie nicht gerieben, ſondern nur gedrückt oder ge⸗ ſtaucht werden, ſo daß das Seifenwaſſer unabläſſig hindurch⸗ ſtrömt. Niemals aber darf Seife aufgeſchmiert werden. Ver⸗ ſchwindet ſie zu ſchnell aus dem Waſſer, ſo muß bereitſtehende Seifenlauge nachgegoſſen werden. Wollene Leibwäſche, Hem⸗ den, Röcke, Strümpfe uſw. müſſen warm, weißwollene Sachen heiß gewaſchen werden, denn es iſt ein unabänder⸗ liches Naturgeſetz: Wärme dehnt aus, Kälte zieht zuſammen. Daher muß auch das Spülwaſſer ſehr warm ſein; dann 1 kein ranzig riechender Seifenrückſtand in der Wäſche eiben. So erzielt man völlig gereinigte, weich und elaſtiſch bleibende Wäſche. Die neuzeitlichen gaben ee Strümpfe und Röcke dürfen freilich nur mäßig warm gewaſchen wer⸗ den. Hier muß weiches Seifenwaſſer zu Hilfe kommen. Nie mals aber darf ganz kalt gewaſchen oder geſpült oder gar kalt eingewäſſert werden. Nur immer ſchnell hintereinander fertiggemacht! Für empfindliche Farben gibt es ſodafreie Seife. Hierbei wird nur weiches Waſſer angewendet. läßt ſie bei oſſener Pfanne auf der anderen Seite bräun elt 5 328 a Die praktiſche Hausfrau. k. Verſchiedene Mottenmittel. Vor allem Terpentin(Ter⸗ pentin vertreibt auch Mäuſe). Ein gutes Mottenmittel ſind auch Juchtenlederſchnitzel; die Motten können dieſen Geruch durchaus nicht ertragen. Waldmeiſter verleiht den Kleidern einen angenehmen Geruch und ſchützt auch gegen Motten. Der Steinklee hat die gleichen Eigenſchaften. f. Parfümieren von Kleidungsſtücken. Man bereite ein feines Pulver aus zerſtoßenen, getrockneten Nelken, Zedernholz und Rhabarberwurzel. Damit verbreitet man im Kleiderſchrank und in der Wäſchekommode einen angenehmen und feinen Geruch. Gleichzeitig iſt es auch ein gutes Mittel zur Ver⸗ treibung von Motten. k. Wie kann man den Kleinen das Strampeln erleichtern Man nimmt einen Pappdeckel und biegt ihn ſo, daß er, über die Beinchen gelegt, dieſe wie ein rundes Dach überdeckt. Darunter iſt dann Platz zum Strampeln; darüber kann die Decke gelegt werden, ohne auf die Beine zu drücken und ohne fortgeſchleudert zu werden. Der naſſe Anzug wird nicht zuſammengelegt. Er würde nicht trocknen und der Stoff ſpäter ſaulen. Er wird erſt tüchtig 6 im Waſſer ausgeſpült, trocken ausgedrückt(nicht wringen. Es empfiehlt ſich auch, nicht den Badeanzug nach dem Gebrauch an einem Baum oder auf dem Zaun zu trocknen, ſondern er wird zu Hauſe, und nicht im Bade, zum Trocknen auf die Leine gehängt. Im Bademantel oder Badetuch eingerollt, kann er feucht bequem nach Hauſe mitgenommen werden. Ein derart behandelter Badeanzug wird bedeutend länger anſehnlich bleiben, und wir ſind keinen unangenehmen Ueberraſchungen ausgesetzt. G. R. Friſchhalten von grünen Vohnen. „Die kluge Hausfrau beugt vor!“ heißt ein altes Wort. Das gilt auch für die Bohnenkonſervierung für den Winter. Aber ich höre ſchon ſagen: Bohneneinmachen kommt nicht in Frage — meine Hände ſind dann während vier Wochen völlig zer⸗ ſchnitten vom Schnitzeln! Der Rücken ſchmerzt; halbe Nächte werden geopfert— da kaufe ich mir lieber Bohnen in Büchſen! Dieſe Anſicht iſt irrig, denn die Bohnen müſſen keineswegs geſchnitzelt werden, und Bohnen in Büchſen haben nur den halben Nährwert. Alſo: Sollen es abſolut Schnittbohnen ſein, dann beſorgt ſich die Hausfrau am zweckmäßigſten für wenig Geld eie Bohnenſchnitzelmaſchine, die noch für andere Küchenarbeiten verwendbar iſt. Aber Brechbohnen tun es doch ſicher auch; Das geht ſchneller und iſt einfacher. Nun wäre die Hauptfrage zu klären, welches die beſte Friſchhaltungsmethode iſt. Bohnen können eingeſalzen, in Gläſern eingekocht oder als Bohnenſala friſchgehalten werden. Das Einſalzen der Bohnen macht man folgendermaßen: Etwa 25 Kilogramm Bohnen werden von den Fäden befreit, geſchnitzelt oder gebrochen, in einen genügend großen Steintopf oder in mehrere ſchichtweiſe eingelegt Auf jede Schicht Bohnen kommt Salz. Für 25 Kilogramm Bohnen rechnet man ein Kilogramm Salz. Auch die Oberfläche wird mit Salz beſtreut, feſtgeſtampft, mit einem reinen, jedoch ungechlorten und un⸗ geblauten Leinentuch bedeckt und das Ganze mit einem ſchweren, ſauber gewaſchenen Pflaſterſtein beſchwert. Werden ſpäter Bohnen gebraucht, wird das Tuch ausgewaſchen, wieder auf⸗ gelegt und beſchwert. Die Bohnen werden kurze. Zeit gewäſſert und dann wie friſche Bohnen weiter behandelt. Das Einkochen in Weckgläſesn wird nach der Vor⸗ bereitung der Bohnen und Säuberung der Gläſer in ſchwach geſalzenem Waſſer vorgenommen. Darin werden die Bohnen etwa eine halbe Stunde gekocht, in die Gläſer gefüllt und dann nach dem Abkühlen mit dem ebenfalls abgekochten Koch⸗ waſſer übergoſſen, anſchließend eine Stunde bei hundert Grad ſteriliſiert, Werden die Bohnen als Bohnenſalat friſch gehalten, dann iſt die Zubereitung eine andere. Auch hier werden die Bohnen abgefädelt, gewaſchen und in Salzwaſſer faſt gar ge⸗ kocht. Mit Zwiebeln. Pfeſ örnern, Eſtragon packt man ſie in kleinere Steintöpfe und doergießt ſie mit abgekochtem, ab⸗ gekühltem Weineſſig. Nach zwei Tagen wird der Eſſig ab⸗ gegoſſen und nochmals aufgekocht. Nach dem Abkühlen wird er wieder über die Bohnen gegoſſen. Das wiederholt man nach acht Tagen noch einmal. Die Töpfe werden dann mit Cellophan überbunden. Auf dieſe Weiſe erhält man für den Winter recht voll⸗ wertige Bohnen und hat für den Anſpruch des Körpers auf Vitaminkoſt rechtzeitig im Sommer geſorgt. 2 Kennzeichen der wichkigſten Speiſepilze. Steinpilz: Stiel weißlich, nie rot, Hut braun, Fut ter beſteht aus gelben oder weißen, nie roten Löchern, Röh⸗ ren genannt. Pfifferling: Hut und Stiel dottergelb, feſt und fleiſchig, nicht trocken oder ſamtartig. Champignon: Hut weiß oder braun, Futter be⸗ ſteht aus roſefarbigen bis braunen, nie weißen Blättern. Mouſſeron: Stiel dünn, ſchwarz, Hut pfenniggroß, Geruch nach Knoblauch. b 5 Morchel: Hut mit vielen gehirnartigen Falten und Windungen, braun. Trüffel: Unterirdiſch wachſend, knollig, durchſchnitten ſchwarz mit hellen Adern, ohne ſchlechten Geruch. Rezepte. i Weißbrotklöße. 50 Gramm Butter rührt man zu Schnee, gibt zwei Eidotter, etwas Muskat, eine Priſe Salz, nach Geſchmacl ſeingehackte Peterſilie, 250 Gramm in Waſſer eingeweichtes, ſehr gut ausgedrücktes Weißbrot ebenfalls hinzu. Den ſteif⸗ geſchlagenen Eiſchnee gibt man zuletzt darunter. Von dieſem Teig ſticht man mit einem Eßlöffel Klöße ab, gibt ſie in kochen⸗ des Waſſer oder Suppe und läßt ſie langſam fünf Minuten kochen. Dieſe Klöße können als Suppeneinlage oder als Bel gabe zu gekochtem Fleiſch oder Fiſch gereicht werden. Suppenklöße. Ein Ei, ein Eßlöffel voll Butter werden zu Sahne gerührt. Dann gibt man noch ein Et, etwas Muskat gehackte Peterſilie, Salz und drei Eßlöffel voll Weizenmeh hinzu, rührt die Maſſe zehn Minuten lang, ſticht mit einem 9 8 Klöße ab und kocht ſie zehn Minuten lang in der Klöße mit Obſt. Ein Pfund Mehl, ein Viertelliter lan warme Milch, ein Ei, ein Eßlöffel voll Butter geſchmolzen, ein Eßlöffel voll Zucker, 15 Gramm Hefe. Die Hälfte des Mehls wird mit einem Achtelliter Milch, Hefe, Ei und Salz verrührt, Dieſe Menge läßt man gehen, dann gibt man den Reſt des Mehles und noch ein Achlelliter lauwarme Milch hinzu, cchlägt den Teig ſtark und läßt ihn zum zweiten Male gehen. 6 ſticht man mit einem Glas kleine Klöße ab und läßt ſie zum dritten Male gehen. Hierauf gibt man die Klöße in eine klefe. Pfanne, in die man einen Eßlöffel voll Fett und ein Achtelliter Milch gie, und deckt ſie ſeſt zu. Sobald die Klöße auf der unteren Seite hellbraun geworden find, wendet man ſie 7 5 Will man die Klöße nicht in der Pfanne backen, ſo kann man ſie nach dem dritten Aufgehen eine halbe Stunde 122 in Salz waller kochen. Zu dieſen Klößen wird geſchmortes Oel gereich