„Blatt zu Vr. 186 e 2. 6 10 Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeschehen. Tiefes Befremden ging durch die deutſche Bevölkerung auf die Nachricht, daß die Regierungskommiſſion im Saargebiet am 24. Juli Hausſuchungen und Be⸗ ſchlagnahmen bei der Deutſchen Front, bei dem Deutſchen Nachrichtenbüro und der Saarkorreſpondenz vornehmen ließ, da man den Täter, der den Anſchlag auf den Polizei⸗ kommiſſar Machts verübte, in den Reihen der Deutſchen Front ſuchte. Die Deutſche Front hatte gegen dieſes Vor⸗ gehen richterliche Entſcheidung beantragt, die für die Re⸗ gierungskommiſſion eine moraliſche Niederlage bedeutet, denn der Unterſuchungsrichter hat dieſe Beſchlagnahme für ungeſetzlich erklärt. Wer glaubte, daß ſich die Regierungs⸗ kommiſſion dieſem Spruch fügen würde, hat ſich geirrt, ſie hat vielmehr die Durchführung der Entſcheidung verweigert mit der Berufung auf das allgemeine Landesrecht als Prä⸗ pentionsmaßnahme. Damit hat die Kommiſſion ihre ein⸗ ſeitige Einſtellung deutlich gezeigt. Kein Wunder, daß die geſamte Saarpreſſe unter dem Eindruck dieſes Rechtsſtrei⸗ tes ſteht. Die ſtrengen Vorſchriften zwingen ſedoch zur Vor⸗ ſicht. Die„Saarbrücker Zeitung“ ſtellt zu dieſem Rechts⸗ bruch feſt, daß die von den Hausſuchungen betroffenen Stellen mit dem Fall Baumgärtner nicht im geringſten Zu⸗ ſammenhang geſtanden haben, feſt ſteht aber auch, daß das Attentat nur ein Vorwand für eine Polizeiaktion geweſen iſt, die nun nachträglich eine völlig andere Rechtfertigung erfährt. Die Regierungskommiſſion wird nicht umhin können, die Grundlagen ihres Verdachtes deutlicher zu machen, wenn ſie die Bevölkerung vor dem aufreizenden Gefühl der Rechtsunſicherheit bewahren will. Was gibt zu einer ſo ſchweren Anwendung des allgemeinen Landrechts Anlaß? Wir haben ein Recht auf Antwort. Die Deutſche Front erklärt mit Recht, daß kein Saarländer begreifen könne, warum das Urteil des Gerichts nicht maßgebend ſein ſoll. Weshalb die Aufrechterhaltung der Beſchlagnahme im Intereſſe der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung notwendig iſt, das dürfte wohl ewiges Geheimnis bleiben, es ſei denn, daß die Regierungskommiſſion den Schleier baldigſt lüftet. Darauf wartet allerdings die geſamte Saarbevölkerung mit begreiflicher Spannung. 5 Inzwiſchen hat die öſter rei chiſche Regierung das Agreement für den bisherigen Vizekanzler von Papen als außerordentlicher Geſandter und Bevollmächtigter Mi⸗ niſter des Deutſchen Reiches in Wien erteilt. Als die deut⸗ ſche Regierung den bisherigen Vizekanzler mit dieſer Miſ⸗ ſion beauftragte, wurde verſchiedentlich die Selbſtändigkeit des benachbarten Bruderlandes als gefährdet bezeichnet. Neuerdings wird in franzöſiſchen nationaliſtiſchen Kreiſen die Erteilung des Agreements als ein Beweis der Schwäche des Kabinetts Schuſchnigg ausgelegt. Auch die„Ere Nouvelle“ ſcheint von der Widerſtandsfähigkeit der öſter⸗ reichiſchen Regierung gegen die Anſchlußgefahr nicht ganz überzeugt zu ſein und verlangt deshalb, bei den „künftigen internationalen Verhandlungen“ die Lehre aus den Fehlern zu ziehen, die man„trotz der Befürchtungen und Warnungen Frankreichs begangen habe“. 0 Auf dem Wiener Heldenplatz fand eine Trauerkund⸗ bung der„Vaterländiſchen Front“ für Bundeskanzler r. Dollfuß ſtatt. Nach polizeilichen Angaben nahmen 80 000 Perſonen daran teil. Die Hauptredner waren Bun⸗ deskanzler Dr. Schuſchnigg und Vizekanzler Star⸗ hemberg. Bundeskanzler Schuſchnigg führte u. a. aus: „In dieſer ernſten Stunde rufe ich Euch, Oeſterreicher, wie⸗ derum zur Beſinnung und zum Frieden. Wir wol⸗ len jedem, auch dem Verhetzten, auch dem, der ſich miß⸗ brauchen ließ, ſofern er guten Willens iſt, die Hand zum öſterreichiſchen Frieden reichen. Aber eines: der, der mittelbar oder unmittelbar Blutſchuld auf ſeinem Ge⸗ wiſſen trägt, mit dem gibt es keine Verſöhnung, mit dem ibt es keinen Frieden. Die Erinnerung an Engel⸗ rt Dollfuß möge bei allen, die heute beiſammen ſtehen, aneinandergeſchweißt, jene Gemeinſamkeit ſehen. Deutſche— jawohl, deutſche— öſterreichiſche Treue zu unſerem Volk und Land möge uns einführen in die Zukunft, in das Oeſterreich, das als freies deutſches unabhängiges Land Hüter werden möge europäiſcher Kul⸗ tur und europäiſchen Friedens.“ Der Vizekanzler Star⸗ hemberg ſagte u. a.:„Wir Oſtmarkdeutſchen fühlen es in uns, daß wir im wahrſten Sinne des Wortes von der . Vorſehung auserwählt ſind, durch unſere Leiden, urch unſere Opfer, das Schickſal der Welt zu geſtalten.“ Der weitere Verlauf der Rede des Vizekanzlers brachte ſehr heftige Angriffe auf den Nationalſozialismus und das Deutſche Reich. Die innerpolitiſche Spannung in Frankreich gart an. Miniſterpräſtdent Doumergue gab einem. des„Excelſior“ Erklärungen ab, die als Antwort 2 1 an den Leiſtungen des Burgfriedenskabinetts geübte 15 anzuſehen ſind. der Miniſterpräſident ſcheint ganz 5 ſtimmte Pläne zu verfolgen, über die er ſich jedoch ers äußern will, wenn er nach reichlicher Ueberlegung eine Entſcheidung getroffen hat. Im übrigen führte er aus, 155 gewiſſer Seite werde behauptet, daß das von ihm un 15 nommene Werk noch keine großen Ergebniſſe gezeitigt habe. Man brauche ſich darüber nicht zu wundern. Er habe ſich ſtets gegen die Anmaßung verwahrt, Wunder vollbringen zu können. Jeder Neuaufbau erfordere eine gewiſſe Zeit. Dieſe Zeit könne je nach den Begleitumſtänden kurz oder lang ſein. Sie werde kurz ſein, wenn man es nicht h abſehe, die Bedeutung der Anſtrengungen herabzuſetzen un zu kritiſteren und das wachſende Verkrauen zu vernichten. Sie werde lang ſein und könne ſogar zu einem Mißerſoig führen, wenn man, ſtatt zur Geduld zu mahnen und 1. e das Vertrauen zu ſtärken, beides zerſtöre. 1 en ſchwierigen Zeitläufen fiele die Geduld und das Ver⸗ trauen für das Gelingen entſcheidend ins Gewicht. FFF( Das Arbeitsamt allein iſt der Garant für gerechte Zu⸗ weiſung der Arbeitskräfte. CTTCCCCTCC000T0TTTTTT ü 5 ohne das Arbeitsamt. Die Sperre für Zeitungsgründungen Eine weitere Aebergangsmaßnahme. Durch die erneute Anordnung des Präſidenten der Reichspreſſekammer iſt die ſeit Mitte Dezember vorigen Jahres verhängte Sperre für Neugründungen von Zeitun⸗ gen und Zeitſchriften bis z um 31. März 1 935 ver- kängertk worden. Maßgebend für dieſen Entſchluß ſind Feſtſtellungen über die Geſamtlage der deutſchen Preſſe, dis zu dem Ergebnis geführt haben, daß die Befriedung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe im Bereich der periodiſchen deutſchen Preſſe nicht in einem ſolchen Ausmaß erreicht iſt, daß die endgültige Aufhebung der Sperre ſchon jetzt ſich rechtfertigen würde. 5 Daneben hat ſich bei der Bearbeitung zahlreicher Aus⸗ nahmeanträge erwieſen, daß immer noch neue Pläne und Projekte auftauchen, deren Durchführung das Geſamtbild der deutſchen Preſſe im Hinblick auf die preſſemäßige Lei⸗ ſtung kaum irgendhie bereichern würde, den Aufbau auf einer wirtſchaftlich geſunden Grundlage zur Zeit aber ſchwer ſtören müßte. i Die Verlängerung der Sperre iſt als eine Uebergangs⸗ maßnahme aufzufaſſen. Es kann mit ziemlicher Beſtimmtheit angenommen werden, daß rechtzeitig vor Ablauf der Sperre die Bedingungen feſtgelegt werden, deren Erfüllung in Zukunft die Vorausſetzung für die Zuläſſigkeit von Neu⸗ gründungen überhaupt ſein wird. Anwaltszwang Uns wird geſchrieben: In Heft 22 der Juriſtiſchen Wo⸗ chenſchrift vom 1. Juni 1934 wird auf Seite 1309—1315 eine Denkſchrift der Reichsfachgruppe Anwälte im BNS. veröffentlicht, in der eine Reihe von Vorſchlägen für die Be⸗ ſeitigung der wirtſchaftlichen Schwierigkeiten der Anwalt⸗ jchaft gemacht werden.— Einige der Vorſchläge ſind zu be⸗ grüßen: aber die Forderung des Anwaltszwanges beim Amtsgericht von Streitwerten über 300 Mark kann nicht gutgeheißen werden, wenn nicht enorme wirtſchaftliche Schäden für Mittelſtand und Handwerk entſtehen ſollen. Eine ſolche Maßnahme würde nicht nur den immer beton⸗ ten Beſtrebungen auf Verbilligung der Rechtspflege im Volksſtaate zuwiderlaufen, ſondern auch einen unerträg⸗ lichen Zwang für jeden Volksgenoſſen bedeuten, der hier⸗ durch verhindert würde, ſein Recht vor dem unteren Ge⸗ richt, wie bisher, ſelbſt zu verfechten. Die Zuſtändigkeitsgrenze der Amtsgerichte liegt heute bei einem Objektswerte von 1000 Mark. Gegenüber den bis⸗ herigen, ſicher nicht unbegründeten Forderungen der Ab⸗ ſchaffung des Anwaltszwanges in ganz einfachen, nicht ſtrei⸗ tigen Sachen(Erwirkung von Verſäumnis⸗ und Anerkennt⸗ nisurteilen) auch beim Landgericht, würde ſeine Einführung nun gar beim Amtsgericht für alle, auch die einfachſten Rechtsſtreitigkeiten, ſobald ihr Wert 300 Mark überſteigt, eine für die Prozeßparteien, insbeſondere aber für unſeren Mittelſtand gerade im jetzigen Moment untragbare finan⸗ zielle Belaſtung darſtellen. Der heute ſo arme Mittelſtand(Kleingewerbetreibender, Zauhandwerker, Möbelgeſchäfte uſw.), welcher z. B. für eine nichtbezahlte Forderung für geleiſtete Arbeiten und Liefe⸗ rung von Waren etwa 301 Mark zu bekommen hat, müßte alſo in dieſem Falle einen Rechtsanwalt beauftragen, um einen Zahlungsbefehl oder Klage einzureichen, was er ſelbſt ſchon ſo oft getan hat. Jeder Richter kann bei dieſen ein⸗ fachen Sachen, die meiſtens zu Verſäumnis⸗ oder An⸗ erkenntnisurteilen führen, in einer Minute entſcheiden.— Bei Genoſſenſchaften(Kreditinſtitute) wirkt ſich das noch ſchlimmer aus. Hat z. B. ein Kreditinſtitut rückſtändige Zin⸗ ſen pp. beizutreiben, deren Höhe meiſtens über 300 Mark liegt, ſo verteuern die erzwungenen hohen Anwaltskoſten (faſt 10 Prozent der Forderung) die Verwaltungskoſten, was wieder zu einer weiteren Belaſtung des Bankkunden ſelbſt führt. l Muß ein Gläubiger zwangsmäßig ſeinem Schuldner durch Anwaltszwang Koſten verurſachen, dann tritt mei⸗ ſtens böſer Wille ein und bei der allgemeinen Pfandloſigkeit, Vollſtreckungsſchutz uſw. wird der Handwerker und Ge⸗ werbetreibende an den Koſten hängen bleiben. Das Ende würde ſein: Die Pumpwirtſchaft läßt nicht nach, weil der ungetreue Schuldner weiß, daß ſein Gläubiger kein Geld hat, einen Anwalt zu beſtellen, und der Gläubiger wird ſehr oft das Riſiko nicht übernehmen und ſeine Forderung entweder in Läpperbeträgen wie es dem Schuldner beliebt, hereinnehmen, oder dieſe überhaupt untergehen laſſen. Bei allem Verſtändnis für die Nöte eines einzelnen Be⸗ rufsſtandes(die allerdings mit denjenigen vieler unſerer Volksgenoſſen identiſch ſind) wird auch die Anwaltſchaft, be⸗ ſonders wenn ihre übrigen Forderungen erfüllt werden, einſehen, daß Sonderwünſche da ihre Grenze finden müſſen, wo die Lebensnotwendigkeiten der Allgemeinheit beginnen. 2 Güdweſtdeutſche Heimattage () Schon ſeit einer Reihe von Jahren hütet man in Karlsruhe eine der edelſten Traditionen, die eine Landes⸗ auptſtadt erfüllen kann. Zur Pflege der Kulturverbunden⸗ eit und des Zuſammengehörigkeitsgefühls der Weſtmark⸗ ſtämme veranſtaltet der Karlsruher Verkehrsverein allzähr⸗ lich Heimattage oder Heimatabende. In ſchwerſter deulſcher Notzeit wurde der Gedanke aufgegriffen und trotz aller Schwierigkeiten politiſcher Natur durchgeführt. Erſt heute im nationalſozialiſtiſchen Reich iſt es möglich, dank der Unter⸗ ſtützung durch den Herrn Reichsſtatthalter, die Landespropa⸗ gandaſtelle, die Kreisleitung, die Regierung und die Stadt, dem großen Südweſtdeutſchen Heimattag von 1925 einen zweiten folgen zu laſſen. Das diesjährige Feſt, verbunden mit einem badiſchen Bürgerwehren⸗ und Milizentag und dem„Tag für das deutſche Volkstum und die deukſche Schule, wird einen würdigen Verlauf nehmen. Am 22. September findet in der Feſthalle ein großer Südweſtdeutſcher Heimatabend ſtatt. Der badiſche Heimakdichter Max Dufner⸗Greif hat das Feſtſpiel dafür geſchrieben, das vom Bad. Staatstheater aufgeführt wird. Die zahlreichen Trach⸗ ten und Milizen, die mit ihren Kapellen an dem Feſt teil⸗ nehmen, werden mit unſeren Brüdern und Schweſtern aus alz und Saar zu der Kundgebung 15 das deutſche Volks⸗ tum und die deutſche Schule durch die Stadt marſchieren. Den Abſchluß bildet ein großes Volksfeſt am Sonntag⸗ nachmittag(23. September) im Karlsruher Stadtgarten und in der ſtädtiſchen Feſthalle. Sumstauq, II. Aug een 1934 5 8 Die Imker tagten Eine Sitzung des Wiſſenſchaftlichen Beirats auf der Tagung der ichsfachgruppe Imker in Stettin brachte wertvolle Einzelheiten über den Ausbau des Imkereiwe⸗ ſens. Die Reichsfachgruppe Imker im Rahmen des Reichs⸗ verbandes Deutſcher Kleintierzüchter wird ſich im kommen⸗ den Jahre weiter mit aller Energie in den Dienſt des Aus⸗ daues des Imkereiweſens ſtellen. Vor allem die Stand⸗ chauen und die Auszeichnung beſonders vorbildlicher Bie⸗ ſtände ſoll gefördert werden und mit Hilfe der Monats⸗ der Reichsfachgruppe Imker bis ins klein⸗ etragen werden. Ende November findet 2 die erſte große Kleintierzuchtausſtellung zuch das Imkereiweſen ſeiner Bedeutung ent⸗ auf der Zufammenſchluß der Landesverbände des Kyffhäuſerbundes. Der Badiſche Staatsanzeiger vom 7. Auguſt ds. Is. enthäl die Verfügung der Auflöſung des Landesverbandes Baden des Deutſchen Reichskriegerbundes„Kyffhäuſer“(des früheren Badiſchen Kriegerbundes.) Im Irrtümer zu ver⸗ meiden iſt dazu zu bemerken, daß die vorgenannte Auflöſung beim Miniſterium des Innern vom ſtellvertr. Landesführer auf Grund der Landestagung vom 16. 6. 34 deshalb bean⸗ tragt und nunmehr genehmigt wurde, damit die höherem Orts angeordnete Verſchmelzung des bisherigen Landesver⸗ bandes Baden mit den Landesverbänden Heſſen(Kurpfalz) und Württemberg(Südweſt) mit den ſich daraus ergebenden Folgerungen durchgeführt werden kann. Die Vereine des früheren Badiſchen Kriegerbundes blei⸗ ben alſo nach wie vor beſtehen. Reichsſchaft Deutſcher Pfadfinder aufgelöſt. Der Miniſter des Innern hat entſprechend dem Vor⸗ gehen in den anderen Ländern die„Reichsſchaft Deut⸗ ſcher Pfadfinder“ mit allen ihren Organiſationen für den Bereich des Landes Baden aufgelöſt un d verboten. In der„Reichsſchaft Deutſcher Pfadfinder“ haben mehr und mehr Perſonen Aufnahme geſucht und ge⸗ funden, die dem Nationalſozialismus und der nationalſozia⸗ liſtiſchen Bewegung ablehnend gegenüberstehen. Sie iſt zu einer Zufluchtsſtätte dem neuen Staat feindlicher junger Menſchen geworden. Sie ſucht der Hitlerjugend, als der allein zur ſtaatspolitiſchen Führung der deutſchen Jugend berufenen umfaſſenden Jugendorganiſation, das ausſchließliche Recht zur politiſchen Führung und Erziehung der Deutſchen Jugend ſtreitig zu machen und wird zugleich die Sammelſtelle von Perſonen, deren Zugehörigkeit zur HJ. und zum Jungvolk nicht erwünſcht iſt. Gewinnauszug 5. Klaſſe 43. Preußiſch⸗Süddeutſche Staats⸗Lotterie. Ohne Gewähr Nachdruck verboten Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer in den beiden Abteilungen J und II 2. Ziehungstag 9. Auguſt 1934 In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 150 M. gezogen 10 Gewinne zu 3000 M. 85506 108476 184932 202712 846115 24 Gewinne zu 2000 M. 940 112655 141306 148470 155244 179770 298742 303760 319950 357083 362012 387056 30 Gewinne zu 1000 M. 14058 159855 35018 45748 66558 202959 218855 221847 222730 250887 266626 268014 305799 313096 399478 82 Gewinne zu 500 M. 31843 53071 60399 68315 101659 137587 140202 146389 150360 165301 178194 184198 188441 207542 217161 223995 228871 235303 239963 258076 256018 283491 265853 279813 292878 295884 298818 299141 302808 303485 306674 317048 325890 337706 338949 355787 358415 360375 378204 390572 893897 436 Gewinne zu 300 M. 1607 1986 2387 4997 6389 9248 9699 10240 10347 12451 23095 24850 28769 29109 34655 37583 37821 39854 40158 40570 41010 42592 44167 49325 49553 50484 51401 52712 53594 53615 57036 57790 57884 59828 61750 62085 62870 65279 68099 68824 69049 69149 72351 75285 75322 79004 88230 88853 90738 90776 90894 90956 92430 93107 93786 94931 191798 192544 1056389 107694 108848 115059 118026 121511 122082 122447 123139 131268 132754 135241 137770 137834 143804 144285 148568 148922 148857 153458 153877 154597 189852 169871 164885 168336 168731 169823 170231 170326 171465 172672 172733 173957 177071 178341 181392 181929 182712 184264 184400 185589 185852 198686 199980 200024 204874 205446 208884 211057 216370 216469 218332 218724 218791 221142 221310 221924 224139 224822 224873 225402 239487 230541 232908 236372 286385 238571 238817 242822 249778 252171 253395 255413 255612 264489 267228 267808 270322 273263 274054 274876 275119 277487 277939 278923 278495 280286 282962 287973 288705 293198 293419 296680 297737 300141 303786 304911 307581 308856 309577 309881 311404 317991 320144 329228 324184 328287 327768 330809 333253 334440 335011 335646 335995 338059 339565 339579 342074 342812 343571 344129 346641 349285 353096 353213 353862 354083 355219 358017 359297 359383 360703 361358 361799 362823 364358 364666 368439 369367 370303 370888 370929 371287 372587 373542 374952 376110 381063 381468 381855 382755 384465 385939 389946 391307 394753 395081 395901 398417 In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 150 M. gezogen 2 Gewinne zu 20000 M. 154532 6 Gewinne zu 10000 M. 154035 243480 356413 4 Gewinne zu 5000 M. 234805 235122 5 ö 10 Sewinne zu 3000 M. 31849 283539 271770 292110 294207 ö 20 Gewinne zu 2000 M. 12570 14206 22058 45441 83001 128901 157019 161124 165080 327036 44 Gewinne zu 1000 M. 11159 54569 73754 74408 74485 77229 119414 120029 124474 131797 144100 148424 147451 201346 240107 241151 248330 287886 306153 330051 342733 367709 86 Gewinne zu 500 M. 2546 5521 29518 43513 46682 46776 59242 70330 83257 93051 125682 126086 131029 135036 135668 135852 141196 141415 144297 147554 166779 187986 198857 208780 214178 221435 252888 258283 282870 267259 274039 295558 299662 300118 308305 325236 326633 327614 342829 344925 369878 376154 395098 354 Gewinne zu 300 M. 1028 8418 8096 10162 10466 12903 13148 16815 19456 24700 25368 27317 27406 27438 27626 33220 37395 . 7 234163 234285 286323 286585 239692 240502 241785 242871 243706 244152 245804 246821 246878 246957 250519 251599 283745 286586 289144 270580 272804 274167 274351 274483 275328 275499 279908 281773 282561 282882 283639 284347 287545 290253 293618 294907 301948 304853 312587 313223 315259 315788 318241 319481 322612 322820 323350 34689 88940 88404) 388578 576048 87522 87575 375877 878183 5 54 377877 379153 380090 382860 389419 N 20 Tagesprämien. Auf jede gezogene Nummer ſind zwei Prämien zu je 1000 RM gefallen, und zwar je eine auf die Loſe gleicher Nummer in den i beiden Abteilungen J und II: 975 1 38107 9 2847 35542 39511 53877 74322 120303 264824 308343 5 2 Gewinne zu 1000000, 5000, 4 zu 50000, 6 5000, 368 zu 3000, 18432 zu 300 M. 1 5 65 i Kreuz und Quer Die böſen Sonnenſtrahlen ſind ſchuld.— Kein Riſiko mehr bei Ausflügen.— Der unbekannte Boxer.— Betrunkene Schweine. Noch iſt Ferienzeit, Urlaubszeit. Gewiß wünſcht ſich jeder für ſeine Ferienreiſe recht ſchönes Wetter mit Sonnenſchein. Von dieſer Vorbedingung hängt auch das Geſchäft in den Ausflugs- und Kurorten ab, zumal in der jetzigen Zeit, wo ohnehin die Zahl der Feriengäſte, welche in der glücklichen Lage ſind, für Reiſe⸗ und Ferienaufenthalt in Gaſtſtätten oder Privatlogiers ein Scherflein übrig zu haben, nicht gar zu hoch ſein dürfte. In dieſem Jahre kann man ſich nun über das Sonnen⸗ wetter nicht beklagen. Der ganze Erdball ſcheint in eine Glut⸗ welle geraten zu ſein und von der Ueberſee kommen recht beunruhigende Meldungen über Milliardenverluſte durch die anhaltende Trockenheit. Die ab und zu, aber nur wenige Tage anhaltenden Regengüſſe mit angenehmer Abkühlung ver⸗ mochten den Schaden durch die Dürre nicht mehr gut zu machen. Aber nun ſollen ſich dieſe heißen Tage ihrem Ende hinneigen, wie der franzöſiſche Wetterſachverſtändige Pro⸗ feſſor Dr. A. Magnan in Paris vorausſagen will. Nach ſeinen Berechnungen ſtänden wir jetzt vor dem Beginn von nicht weniger als 16 kalten und feuchten Jahren. Seit 1808 hat er ſorgfältig die Wikterung verfolgt und intereſſante Feſtſtellungen machen können. Von 1806 bis 1825 verzeich— nete er 19 kalte Jahre, die ſich von 1900 bis 1917 wieder⸗ holten. In den Jahren 1886 bis 1900 war das Wetter zumeiſt warm und krocken. Dann folgten von 1900 bis 1917 vorherrſchend feuchte, kalte Jahre, hieran anſchließend krat die gegenwärtig zum Abſchluß gelangende Periode von trok⸗ kenem warmen Sommer ein. Dr. Magnan iſt auf Grund dieſer Feſtſtellungen zu der Anſicht gekommen, daß in Kürze eine neue Periode, diesmal eine kalte feuchte Witte⸗ rung, zu erwarten ſteht und begründet dieſe allerdings nicht gerade erfreuliche Vorausſage darauf, daß die Sonnen⸗ flecken einen wirkſamen Einfluß auf die kommende Wetter⸗ lage ausüben werden. Hoffentlich aber werden dieſe böſen Sonnenflecken die Ferienfreude bis 1950, wie der Wetter⸗ kundige meint, nicht beeisfluſſen. Man ſoll ſich zwar nicht vom Wetter abhalten laſſen, dennoch ſcheuen ſich immer noch viele Leute, bei nicht ganz einwandfreiem Wetter eine Fahrt zu unternehmen. Auch dieſes Riſiko wird bald aufhören. Die franzöſiſche Nordbahn⸗Geſellſchaft hat für ihre Sonn⸗ tagsfahrlarten nach dem Meer eine intereſſante Neuerung eingeführt. Ihre Sonntagsfahrkarten können jetzt auch mit einer Verſicherung gegen den Regen ausgeſtattet werden. Nichts iſt trauriger, als der Anblick der zahlreichen Pariſer Sonntags- Ausflügler bei Regenwetter an der See. Man ſtellt ſich natürlich nur auf ſchönes Wetter ein und bringt meiſtens auch noch den Mundvorrat aus Paris mit, um ihn unter freiem Himmel zu verzehren. Wenn es aber regnet. Nun will die Nordbahn⸗Geſellſchaft den Ausflüglern den Preis für die Fahrkarte wieder vergüten. Ein beſonders an⸗ geſtellter Notar ſoll bei Regenwetter genau feſtſtellen, wie groß am Sonntag nachmittag von 2.30 bis 5.30 Uhr die Regenmenge geweſen iſt. Erreicht ſie 3 Millimeter, dann wird der Fahrkartenpreis ſofort einſchließlich der Regen⸗Verſiche⸗ rungskoſten zurückbezahlt. Die Verſicherungskoſten belaufen ſich auf etwa 10 Prozent vom Normalpreis. Welchen Erfolg die Neuerung haben wird, bleibt abzuwarten. Mit den Er⸗ folgen iſt es eine eigene Sache, ſie find oft überraſchend. Auf dem Volksfeſtplatz in Hof(Bayern) ereignete ſich ein heiterer Zwiſchenfall für die Zuſchauer— nicht aber für den Betroffenen. In einer Kraft- und Sporthalle verkündete der Ausrufer:„Unſer Meiſterboxer zahlt demjenigen, der ihn beſiegt, uſw.“ Ein der Borkunſt huldigender Hofer Jüngling meldete ſich als der„unbekannte Boxer“; er wurde in eine kleidſame Tracht geſteckt, und ſchon in der zweiten Runde brachte er dem„Kraftmenſchen der Sporthalle“ einen Halen bei, der ihn ins Traumland ſchickte, aus dem er erſt im Stadtkrankenhaus wieder erwachte. Fürs nächſte Mal wird 7 Ungeahnten Erfolg hatte ein Bauer im Schwäbiſchen, der ſehr ſparſam veranlagt war und daher unter das Schweinefutter einen Eimer nicht mehr verwendbaren Johan⸗ nisbeerwein getan hatte. Sämtlicher Borſtentiere bemaͤchtigte ſich eine maßloſe T Ene 2 Ahnlichen Se Als der Rauſch ausgeſchlafen 1 in überging. 1 War, waren die Schweine wieder munter. Findlinge ſind Naturdenkmäler In einem Erlaß des Kultusminiſters über die Verwen⸗ dung von Findlingsblöcken zu Denkmalszwecken heißt es: Wo keine Notwendigkeit vorliegt, einen Findling ſeiner Erhaltung wegen wegzuſchäffen, ſollte man ihn als echtes Naturdenkmal dort ruhen laſſen, wo ihn die Natur hingelegt hat, damit er als Zeuge der Erd⸗ und Menſchheitsgeſchichte erhalten bleibt, die er, im Kern unverändert, während vieler Jahrtauſende an ſich hat vorüberziehen laſſen. Nur wenn ein Findlingsblock aus zwingenden Gründen nicht an ſeiner natürlichen Lagerſtätte verbleiben kann, iſt zu billigen, daß er an eine andere Stelle überführt und etwa als Denkmal verwendet wird. Dann aber empfiehlt es ſich, ihn möglichſt unbearbeitet zu laſſen und ferner den urſprünglichen Fund⸗ ort auf dem Stein ſelbſt ſowie aktenmäßig zu vermerken, weil ſich hieraus für die ſpätere Forſchung unter Umſtänden bedeutſame geologiſche und geſchichtliche Rückſchlüſſe ergeben können. Die Verwendung von Findlingen zu Denkmalszwecken iſt im übrigen auch äſthetiſch nicht durchweg einwandfrei. Die vielfach beliebte Verbindung eines Findlingsblocks mit architektoniſchen Formen, z. B. ſeine Anbringung auf einem Stufenunterbau oder ſeine Aufſtellung inmitten von Ge⸗ bäuden oder in einem regelmäßig angelegten Garten, ver⸗ mag künſtleriſch in der Regel nicht zu befriedigen. In ſolchen Fällen wäre es— auch im Intereſſe der ſchwer um ihre Exiſtenz kämpfenden Künſtlerſchaft— eher angebracht, ein würdiges und einheitlich wirkendes Ehrenmal ganz von Künſtlerhand ſchaffen zu laſſen.“ Elektriſcher Grenzſchutz Neue Wege der Schmugglerbekämpfung. In dieſen Zeiten der hohen Zollmauern, in denen ein Staat ſich gegen die Einfuhr des andern faſt hermetiſch abſperrt, blüht der Schmuggel wie noch nie. Beſonders an der holländiſchen Grenze ſind jetzt Verhältniſſe eingetreten, die dazu zwingen, andere Maßnahmen zu tref⸗ fen, als die bisher übliche Verſtärkung der Zollwachen und Polizeiſtationen. Man hat in letzter Zeit von immer neuen Anwen⸗ dungsmöglichkeiten des elektriſchen Auges, der Photozelle, gehört, die mit der fortſchreitenden Entwicklung des Fernſehens erheblich verbeſſert werden konnte. So wird ſie z. B. mehr und mehr von Banken als Diebſtahls⸗ ſicherung eingebaut; in Berlin betätigt die Photozelle Roll⸗ treppen. Aber auch in der Induſtrie hat ſie ſich eingeführt, wo ſie am laufenden Band ſicher und zuverläſſig fertig⸗ geſtellte Apparate uſw. zählt. Mittels dieſer Photozelle iſt es nun möglich, heute einen weit wirkſameren Grenz⸗ ſchutz aufzuziehen, als man ihn bisher kannte. In dem Gelände, das überwacht werden ſoll, werden nach„Natur und Kultur“ eine Anzahl Photozellen eingebaut, auf die von einer Spezialglühlampe unſichtbare infrarote Strahlen fallen. Geht nun jemand zwiſchen Zelle und Lampe hin⸗ durch, unterbricht alſo den Strahlengang auf nur kurze Zeit, ſo ſetzt die lichtelektriſche Zelle ein Relais in Bewe⸗ gung, das eine Alarmklingel zum Tönen bringt und in der Wachſtube des Grenzzollamtes genau die Störungs⸗ ſtelle anzeigt. Die infraroten Strahlen durchdringen jeden Dunſt und Nebel, ſind alſo von der Witterung unabhängig und können gerade in jenen Nächten, die, nebelverhangen, den Kampf im Dunkel beſonders erbittert werden laſſen, unſchätzbare Dienſte leiſten. Man kann die unſichtbaren Strahlen ſogar noch, im Zickzack von kleinen Spiegeln re⸗ flektiert, durch das Gelände leiten, ehe ſie auf das elektriſche Auge treffen, d kann daher die Ueberwachungsmöglich⸗ 1 8 erheblich ſteigern. Zentrale eines Grenzſchutzgebie⸗ ze Glastafel, auf der ſehr über⸗ betreffenden Geländes aufge⸗ iſt dem Gelände nach in verſchiedene unter denen ſich je eine Glühlampe be⸗ 1 keit eines Bezirkes f übe, d ine gr tes, befindet ſich ſichtlich eine Lan zeichnet iſt. Die T FJohiot 17 N Gebiete unterteilt, 8 findet. Tritt nun in der erwähnten Weiſe im Ueberwachungs⸗ gebiet eine Störung ein, ſo leuchtet die Glühlampe des be⸗ treffenden Bezirkes ſofort hell danach ſeine Dis treffen. auf, und der Beamte kann Ergreifung der Schmuggler oſitionen zur * EA 2 — — 2 = — 2 7 — 2 Schmuggelei in lig unterbunden plumpen Geſtalt, dem ungefügen Kopf und der gefährlichen Waffe auf der Naſe den unheimlichſten Eindruck. Stä als der Elefant erinnert es an die Rieſen der Vorzeit, zu — 7 2 7 0 7 denen es gehörte. Dieſes mächtige Tier, das vor nicht q langer Zeit in den Tropen gar nicht ſelten war, iſt heute kaum noch anzutreffen, und wenn nicht bald Maßnahmen zu ſeinem Schutz ergriffen werden, wird die nächſte Gene⸗ ration lebende Nashörner nicht mehr zu Geſicht bekommen Nun iſt es ſchwer, ſich für den Schutz des Nashorns einzu⸗ ſetzen. Der Elefant wird wegen ſeines Elfenbeines gejagt und darauf könnte man allenfalls verzichten. Das Nashorn muß verfolgt werden, weil es dem Menſchen gefährlig iſt, und weil es die Kulturen zerſtört. Allerdings gibt ez Gebiete, in denen kaum menſchliche Siedlungen vorhanden ſind, und die man dem Nashorn daher überlaſſen könnte Doch gerade dort wird es von den Großwildjägern aufge⸗ ſtöbert, die gern vorgeben, einen Schädling beſeitigen zu wollen, während ſie nur ihrem Vergnügen nachgehen und danach trachten, möglichſt viel„große Stücke“ zu erlegen. Der Elefant wird ſchon deshalb länger erhalten bleiben weil er gezähmt und zu nützlicher Arbeit gebraucht werden kann. Die wilden Elefantenherden betrachtet man als Re⸗ ſerve, aus ihnen ſollen neue Haustiere ausgeſondert werden Das Nashorn iſt nicht zu zähmen, dazu iſt es zu ſtumpf⸗ ſinnig und zu brutal. Für die Erhaltung dieſes Schädlingz gibt es nichts als wiffenſchaftliche Gründe. Da aber die Stämme, in deren Gebieten Nashörner vorkommen, nicht gerade von wiſſenſchaftlichem Ehrgeiz erfüllt ſind, ſind meh⸗ rere Varietäten des Dickhäuters ſchon ausgerottet worden, Heute gibt es eigentlich nur noch drei Arten, die größte in Afrika, die kleinſte, ſehr ſeltene auf Java, und eine mittel große, die noch ziemlich zahlreich iſt, aber ſich trotz Schutz geſetzen ſtark vermindert, in Indien. 5 Früher war das Nashorn über den ganzen Erdball ver⸗ breitet. In Amerika verſchwand es ſchon vor dem Erſchei⸗ nen des Menſchen. In Europa lebte es länger. Sogar in den Ländern des Polarkreiſes hat man ſeine Ueberreſte ge⸗ funden; dort trug es ein rauhes Fell und war mit dichten Wollhaaren bedeckt. In England hat man Nashornknochen in großen Mengen gefunden. Wo heute London liegt, ſtand einmal ein großer Wald, in dem Nashornherden weideten. Der Menſch der Steinzeit jagte den Dickhäuter, und wahrſcheinlich iſt es eine Folge ſeines Jagdeifers, daß das Nashorn aus den kälteren Ländern verſchwunden iſt. In Indien haben ſich die Nashörner noch in Nepal, in Aſſam und in Siam gehalten. Auf Java ſind ſie kaum noch zu finden. Aus Sumatra ſind ſie vollſtändig verſchwunden, Vielleicht leben noch einige Exemplare auf Borneo. In Afrika fand man ſie früher von der Sahara bis zum Kap der Guten Hoffnung. Heute gibt es die Dickhäuter noch im früheren Deutſch⸗Oſtafrika, in Kenya und im Norden von Uganda. Vor ein paar Jahren gab es in Kenya noch ein Gebiet von 1600 Quadratmeilen, auf dem ſich Herden von mehreren tauſend Nashörnern tummelten. Jetzt wird man dort vergebens auch nur nach einem einzigen Exemplar luchen. Die meiſten wurden auf der Jagd erlegt, die andern ſind ausgewandert. Das waren ſogenannte ſchwarze Nas⸗ hörner. Die größere Art bilden die weißen Nashörner, die jetzt viel ſeltener geworden ſind als die ſchwarzen. Ihr Zahl iſt ſo zuſammengeſchrumpft, daß man den Beſtand an weißen Nashörnern in Afrika gut überblicken kann. 25 bis 30 Exemplare gibt es im Zululand. Eine größere Herde weidet am Albertſee, und noch ein paar mehr leben im Su⸗ dan. Dieſe Ueberſicht zeigt, daß mit der Einrichtung von Naturſchutzparks nicht länger gezögert werden darf, wenn der plumpe Dickhäuter nicht binnen kurzem verſchwunden ſein ſoll. a Drahtloſe Signalaufnahme auf dem Meeresgrunde. Eine dradtloſe Ausrüſtung beſonderer intereſſanter Art, wobei den U-Booten während des Untertauchens ermöglicht wird, die Richtung feſtzuſtellen aus der drahtloſe Signale kommen, iſt von der Marconi⸗Geſellſchaft fertiggeſtellt wor⸗ den. Der Apparat funktioniert bis zu einer Tiefe von etwa 20 Meter bei einer Wellenlänge bis zu 1500 Meter. Aber darüber hinaus können auch ſolche Wellen von 3500 bis 4000 Meter erfaßt werden. Der Empfang iſt dabei ſo laut, daß es den Anſchein hat, als ob der Ausgangspunkt der drahtloſen Signale direkt über dem Waſſerſpiegel liegt. Der Apparat kann ſowohl zum Empfang von drahtloſen Tele⸗ fongeſprächen wie auch für Telegraphiezeichen verwandt 1 Von der Höhle zum Palaſt Die Wohnung in der Vorzeit und heute Nicht einheitlich können die Anfänge des Wohnens ge⸗ weſen ſein. Denn verſchieden nach den Orten, wo der Menſch die Erde detrat, waren die Lebensbedingungen, die er vor⸗ fand, und in weit höherem Maße mußte er von ihnen ab⸗ hängig ſein als heute, wo auch dem Wilden ſchon techniſche Hilfsmittel zur Hand ſind. Es liegt nahe anzunehmen. daß der Menſch wie das Tier zuerſt den Schutz benutzte, den die Natur ſelbſt ihm darbot. Dem ſüdafrikaniſchen Buſch⸗ mann genügt ja auch heute noch ein mit Reiſern Gras und Moos belegten Buſch zum Nachtlager. Im zentraler Afrika ſpenden die Kronen des Urwaldes Schutz gegen die Gewalt der Sonne. Noch heute gibt es Stämme, die gerade⸗ zu auf Bäumen leben, wo ſie dem Angriff wilder Tiere we⸗ niger ausgeſetzt ſind; einfacher kann auch der Urmenſch ſein Lager nicht gewählt haben hle Obdach. Südſpanien. den Kanariſchen Inſeln. im Kaukaſus, in Klein⸗ aſien. in Armenien und ſogar in der Nähe von Dorpat. Wie die von der Natur gelieferten Wohnſtätten liegen auch die Anfänge der vom Menſchen geſchaffenen in dunkler Vorzeit. An die Stelle der Höhle tritt das ſeldſtgegrabene Erdloch, das mit Reiſig. Rinde und dergleichen zugedeckt wurde. Solche Gruben aus der Steinzeit fand man 1850 in Baggern und dald darauf auch in Mecklenburg. Baden und Niederöſterreich. Auch die künſtliche Höhle hat die Zeiten überdauert. Noch heute beſteht 3 B. im Hebrontale ein griechiſches Höhlen⸗Kloſter. Zigeuner leben ebenſo im Monte Sacro bei Granada in Felshöhlen. Ein Vorläufer des Hauſes iſt die Hütte. Auch ſie iſt von verſchiedenſter Form und Material, bald nur dachartig auf Pfählen ruhend, bald feſt geſchloſſen aus Lehm erbaut oder wie in holzreicher Gegend aus in die Erde getriebenen Pfählen mit einem Dach, das aus biegſamen Ruten gefertigt und mit umlaufendem Baſtgeflecht zuſammengehalten wird. Bei vielen Stämmen. wie z. B. den Kaffern liegen die Hütten dicht beieinander und bilden ein Dorf. das zum Schutz gegen die Raub⸗ tiere mit einem Dorngehege um⸗ geben iſt. Den eigenar⸗ tigſten Bauſtoff zeigt die Hütte des Eskimos. Aus Schnee oder zurechtgehauenen Eisblöcken derſteht er es in kürzeſter Zeit ſeine Wohnung aufzubauen. Er gibt ihr eine halb ⸗ Neapel. Rampa di San Antonio, ein kuglige Form. Haus, das in einen Felſen eingebaut ift. die hier überhaupt zum erſtenmal auf⸗ tritt. Ein anderes Obdach, das wegen ſeiner Leichtbeweg⸗ lichkeit von noma⸗ diſierenden Völkern bevorzugt wird, iſt das Zelt, das je nach dem vorhan⸗ denen Material aus Schaf⸗ oder Rinder⸗ fellen. aus Leder. Filz oder gewebtem Kamelhaar herge⸗ ſtellt wird. Die mtereſſan⸗ teſte Wohnſtätte prähiſtoriſcher Zeit Auf Neu-Guineg: Häuptlingshükte der iſt der Pfahlbau. Papuas in einem Pfahlbaudorf. Nach dem erſten Funde im Züricher See 1853 wurden mit der Zeit allein in der Schweiz 300 Pfahlbauſtätten bekannt. Auch in Deutſchland, Oeſterreich, Italien, England und Irland wurde ihre einſtige Verbreitung nachgewieſen. Schug vor feind⸗ lichem Ueberfall muß der Grund für dieſe Waſſerbauten geweſen ſein: verdankt doch auch das größte Pfahlbauwerk der Welt. Venedig, ſeine Entſtehung der Furcht vor dem Andrange germaniſcher Scharen zur Zeit der Völkerwande⸗ rung. Noch heute wohnen hier gegen 160 000 Menſchen in rund 15 000 Häuſern die auf Pfählen errichtet ſind. Auch Am ſter d am. das ja mitunter als das„nordiſche Vene⸗ dig“ bezeichnet wird ruht zum großen Teil auf Pfählen. Auf ſeine Entſtehung weiſt noch ſein alter Name„Amſtella⸗ damm“ hin. d. h. der Damm in der Amſtel. Die eigentliche Heimat des Pfahlbaues bilden die waſſer⸗ reichen Gebiete der tropiſchen und ſubtropiſchen Zone. Hier finden in den nach uralter, rundlicher Bauart auf Pfählen errichteten Hütten auch heute noch Über zehn Millionen Men⸗ ſchen ihr Obdach. i Schutz für einen Schädling Unter allen Dickhäutern macht das Nashorn mit ſeiner järker L ſeiner lichen tärker it, zu cht zu heute hmen Gene⸗ imen. inzu⸗ klagt, shorn lich bt ez inden nnte. Afge⸗ n zu und 5 iben, erden Re⸗ ee: rden, impf⸗ lings die nicht meh⸗ rden, te in ittel⸗ chutz⸗ chen tand den Uter, daß iſt. ſſam 0 zu lden, In Kap g im von ein von man plar dern Nas⸗ „die Ihr ) an bis erde Su bon enn iden Art, licht nale vor⸗ wa lber bis aut, der Der ele⸗ indt — „, 9 2 Bralzge aaa Von Irma Altendorf Friedrich Randolf ſchritt über ſein Land, groß und breit ritt er, voll geſpeicherter Kraft. Er ſetzte ſich auf einen Granitblock am Rande des Ackers. Seine großen Hände griffen nach den ausgedörrten Schollen und zerbröckelten ſie mechaniſch mit hoffnungsloſen Fingern. Mit müden Augen ſtarrte er auf die fallenden Brocken.„Alſo aus— zu Ende!“ dachte er.„jetzt packt ſie ihre Sachen zuſammen und dann geht ſie und wird nie wiederkommen— nie wie⸗ der. Und ich werde allein ſein und mein Haus leer ſein— leer.“ Die trockenen Erdbrocken rollen durch die Finger. Hinter ſei breiten, gewalttätigen Stirn kollerten die Ge⸗ danken wie die Erdbrocken. Im Frühling hatte er ſich ſein Weib Maria ins Haus geholt. Maria hieß ſie, ſie mußte Maria heißen, es gad wohl keinen anderen Namen für dieſe Frau. So klar, ſo einfach, ſo rein wie der Name war ſie— Maria. Auch er war klar und einfach, doch er war dunkel, war erdgebunden. Urkraft war in ihm, einfach und maßlos wie die Natur lagen in ihm Gefühle und Leidenſchaften. Maßlos war die Liebe zu ſeinem Weib geweſen. Maßlos wie ein brauſender Strom hatte es ſich in ſein Herz er⸗ goſſen und drohte ihn zu zerſprengen. Stark, einfach war Friedrich Randolf. Er konnte über ſein Glück nicht ſingen und nicht dichten, er konnte nur gehen und es ſeiner Mutter Erde vertrauen. Und ſein Glück war ihm geblieben bis— ja, bis— Eines Abends waren ſie unten im Dorf im Wirtshaus geweſen, er und noch einige Be⸗ ſitzer, und hatten gezecht. Ho! Und wie gezecht! Frie⸗ drich Randolf war kein Säufer, nein! Aber wenn er im Kreiſe der Freunde ſaß und das erſte Glas durch ſeine Kehle war. dann gab's kein Ende. Dann quoll ein dröhnendes Lachen tief aus ſeiner Rieſenbruſt her⸗ aus und voll jun⸗ genhaftem Spott blickte er auf die niedergekämpften Genoſſen.„Na, noch einen Ab⸗ ſchiedsſchoppen für uns beide, Hein⸗ rich!“ pflegte er dann zu dem Wirt zu ſagen. Und dann ließ er an⸗ ſpannen und fuhr lachend heim. Er war nie betrun⸗ ken, nie torkelte er, nur die Ader lag auf ſeiner Stirn und geſchwollen wie eine Schlange. Ja, ſo war's wieder eines Abends geweſen, und als er noch im Stall ſtand, um nach den Pferden zu ſehen, da war plötzlich die Magd, die ſchwarze Annuſchka, hereinge⸗ kommen. Sie tat erſchrocken, als ſie ihn ſah und zog ver⸗ legen ihre Bluſe über die Bruſt. Sie hätte ihr Kopftuch im Stall vergeſſen, meinte ſie, und das wollte ſie ſich holen. Und dann drückte ſie ſich an ihm vorbei und ſtreifte ihn wie unabſichtlich. Auch Annuſchka war erdhaft und elemen⸗ tar. Seit dieſem Abend vergaß ſie oft ihr Kopftuch im Stall. Wie oft hatte er ſich vorgenommen, das Mädchen, das ſein Glück zu zerſtören drohte, vom Hof zu ſchicken. Doch wenn ſie geſchmeidig durch die Stalltür trat, dann blieb ſie Sieger über Friedrich Randolf. So war es gegangen, bis Maria davon erfubr, und nun packte ſie ihre Sachen und wollte aus ſeinem Haus gehen trotzdem ſie ſein Kind erwartete. Sein Weib— ſein Kind! Nun ſaß er auf ſeinem Acker, ließ die harten Schollen durch die Finger gleiten und fallen wie in ein Grab und erzählte feiner Mutter Erde von ſeinem Leid. Die Dämmerung kam, grauer Nebel kroch über die nackten Felder und legte ſich über die Landſtraße, daß die knorrigen Weiden mit ihren kahlen Kronen geſpenſtiſch her⸗ überſchauen wie Rieſen mit geſträubten Haaren. Da hielt es Friedrich Randolf nicht mehr aus. Sollte er hier ſitzen und warten, bis er das Rollen des Wagens hörte, in dem Maria ſein Haus für immer verläßt? Nein, das konnte er nicht! Er erhob ſich ſchwerfällig und ſtapfte mit langen Schrit⸗ ten über das Feld zum Stallgebäude hin. Er ſattelte ſein Pferd ſelbſt. Da huſchte ein flinker Schatten durch die Stall⸗ tür. Zwei heiße Arme klammerten ſich um ſeinen nieder⸗ gebeugten Nacken.„Du!“ Die ſchwarze Annuſchka ſtieß die Worte haſtig in ſein Ohr. Wie geſtochen ſchnellte er hoch und ſtreifte ihre Arme von ſeinem Hals, daß ſie ein paar Schritte zurücktaumelte.„Geh weg!“ Die Annuſchka war einen Augenblick verdutzt, dann 1 ihre ſchwarzen Augen.„Was iſt los auf einmal, 8 „„Geh weg!“ Er ſprach es ganz ruhig, aber ſeine Stimme war dumpf und heiſer.„Geh fort vom Hoff“ Die Annuſchka ſtemmte die Hände in die Hüften, warf den Kopf zurück und funkelt ihn böſe an.„So— ich bi wohl nicht mehr gut genug?“ meinte ſie höhniſch.„Abes ich laß mich nicht fortſagen wie einen Hund!“ Trotzig auf⸗ gereckt ſtand ſie da. Sein Blut begann zu kochen, als er ſie vor ſich ſah, Dieſes Mädchens 5 5 50 Maria, dieſes Mädchens wegen wird ſein Leben zerbrochen! Doch er beherrſchte ſich und ſprach ruhig. Ich jag dich nicht weg wie einen und— ich will dir Geld geben— aber du mußt weg vom Hof!“ „Und warum muß ich weg?“ höhnt ſie. Dunn lachte ſe.„Weil ſie geht.— die ee ce blonde Puppe!“ „Alſo aus— zu Ende.. Die trockenen Erdbrocken rollen durch die Jinger. Der Bilrgermeiſter von Worms. Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. 11 Durch die Straßen von Worms ſchleicht die Nacht. Sie duckt ſich, weil ſie ankämpfen muß gegen den Sturmwind, der vom Rhein herüberkommt. Ach, die Nacht liegt ſo ſchwer und kalt über der Stadt! Todmüde begehrten zwei Reiter Einlaß am Speier⸗ Tor. Der Wächter hat ſchon gewartet Stunde um Stunde. Juſt auf die beiden. Ganz Worms hat gewartet auf ſie. O Gott, nun ſind ſie endlich da! Hat der General mit ſich eden laſſen? Haben ſie etwas erreicht bei den Fran⸗ zoſen? In großer Erwartung ſchauen die Wächter zu den ver⸗ jagten, verhetzten Männern auf. Sie fragen nicht mehr. Sie leſen alles in den Mienen der beiden. And ſie laſſen ſie ſchweigend durch. Seidenbender bringt erſt den völlig erſchöpften Plag⸗ gert in deſſen Wohnung und übergibt ihn ſeiner erſchrok⸗ kenen und beſorgten Ehehälfte. Dann reitet er allein zurück. 5 Im Rathaus brennt kein Licht mehr, die Herren ſind nach dem langen Warten und der großen Aufregung auch endlich zur Ruhe gegangen. Johann Friedrich Seidenbender hätte gern noch einen von ihnen geſprochen. Er weiß nur, daß die Stadt ka⸗ pituliert hat. Aber er weiß nicht, unter welchen Bedin⸗ gungen. Schmal und hoch reckt ſich der verſchnörkelte Giebel ſei⸗ nes altehrwürdigen Hauſes am Marktplatz empor. Es iſt ſchon ſeit Generationen in der Sippe der Seidenbender. Er ſteckt den Schlüſſel ins Schloß und ſchließt auf. Auf der großen Diele ſchwelt das Tranlämpchen, das in Ab⸗ weſenheit des Hausherrn die ganze Nacht hindurch brennt. Er ſteigt ſchwer und müde die breite Eichentreppe empor. Dann tritt er leiſe in das eheliche Schlafgemach. Die flak⸗ kernde Kerze, die er ſoeben entzündet, ſorglich mit der Hand ſchützend. Der große und ſchwere Mann kann es nicht hindern, daß die Dielen knarren, als er mit ſeinen Reiterſtiefeln, wenn auch auf den Fußſpitzen, über ſie hinweggeht. In der Wiege beginnt es ſich zu regen. Ein Stimm⸗ lein ſchreit auf und eine müde Frauenſtimme ſagt ver⸗ ſchlafen: „Biſt du endlich da, Johann? Nun haſt du mir das Kind wieder geweckt.“ In ſeinem abgeſpannten Geſicht iſt Ungeduld. Er ſtellt das Licht hart auf den Holztiſch und iſt im Begriff, ſich auszukleiden. Da merkt er, daß er einen mör⸗ deriſchen Hunger hat. „Habt Ihr mir noch ein wenig Abendeſſen aufgehoben? Ich habe Hunger.“ 5 Vom Bett her kommt dieſelbe klägliche Frauenſtimme: „Im Eßſaal hat man kalte Speiſe für dich bereitgeſtellt. Wir konnten doch nicht auf dich warten.“ Die blaſſe Frau richtet ſich ein wenig auf im Bett und ſteht verärgert zu ihm herüber. e Seidenbender ſtand noch einen Augenblick wie zögernd, als wartete er auf ein freundliches oder teilnehmendes Wort. Er hatte der Frau von ſeinen Irrfahrten erzählen wollen, von dem furchtbaren Reiten kreuz und quer durch Weinberge und unwegſamſte Gelände. 25 85 Die Frau hatte ſich wieder in die Kiſſen zurückgelegt und die ſeidene Decke hochgezogen. Sie ließ die Augenlider ſinken und ſchien nur an das Einſchlafen zu denken. Leiſe, wie er gekommen, ging der Mann wieder aus der Tür, die eKrze mit der Hand ſchattend. Hinüber in den Eßſaal ging er, wo die Zinnteller und das ſilberne Gerät von den Wandſimſen blinkten. Er aß haſtig im Stehen etliche Biſſen und trank einen Becher Wein dazu. Da tat ſich leiſe die Tür auf. So leiſe und ſo zaghaft, daß Seidenbender es zuerſt kaum gewahr wurde. Auf bloßen Füßen ſtand im Nachthemdlein ein blonder Knabe auf der Schwelle. Er mochte wohl ſieben Lenze zählen. „Seid nimmer böſe, liebſter Vater, aber ich hörte Euch heimkommen und mit der Mutter ſprechen. Auch wie das Schweſterlein weinte, hab ich gehört. Es iſt alles ſo trau⸗ rig heute im Haus. Kommt das, weil die Franzoſen ein⸗ zogen in unſere Stadt?“ Seidenbender nahm das Kind in ſeine Arme und hob es hoch. 5 „Es mag wohl ſo ſein, Baſtel. Aber wenn die Fran⸗ zoſen heute auch Einzug hielten, wir werfen ſie wieder hinaus!“ Der Kleine lachte und klatſchte in die Hände. „Und ich helfe mit dabei, Herr Vater. Geht Ihr nun auch ſchlafen?“ „Ich muß noch mancherlei Wichtiges tun. mein Bub.“ Da ſchwoll die Ader auf ſeiner Stirn. Annuſchka ſah 2s, und mit dem Haß der zurückgeſetzten Frau wußte ſie, wie ſie ihn treffen konnte, und ſie will ihn treffen.„Geh hin zu deiner blonden Puppe!“ ſpottete ſie,„geh doch ab⸗ bitten, du Jämmerling! Küß ihr die Füße, vielleicht bleibt ſie dann, deine blonde Puppe!“ Wie einen Stein ſchleu⸗ derte ſie ihm die Worte ins Geſicht„blonde Puppe“! Friedrich Randolfs Glieder ſchüttelten wie im Krampf. Weiß war ſein Geſicht und ſeine Augen lohten wie zwei blaue Flammen.„Geh!“ brüllte er.„Gehl— Ich ſchlag dich tot!— Ich ſchlag dich tot!“ Die Annuſchka kreuzte die Arme über der Bruſt. „Schlag doch!“ höhnte ſie.„Schlag doch!“ Und dann lachte ſie— lachte! Da ſchäumte ſein Blut, donnerte to⸗ ſend durchs Hirn, rote Flammen zeichneten zuckende Kreiſe und alles wirbelte in taumelndem Tanz. Seine großen Hände griffen irgend etwas, irgend etwas rundes— har⸗ tes! Und dann— Herrgott!— dann ſchlug er! Und er 8 01 5 einmal! nd dann lag die Annuſchka ſtill auf dem Boden— ganz ſtill! Sie lachte nicht mehr. Auf dem Boden zeigen ſich häßliche, rote Flecke. die langſam immer größer werden.—. Ein Knecht kam in den Stall geſtürzt, und dann hallte ein Wort über den Hof, ein grauſiges, entſetzliches Wort! Doch Friedrich Randolf hörte es nicht, er ſtarrte nur auf die ſchwarze Annuſchka. Er ſtand da wie ein toter Mann. 5 Wie lange er ſtand— waren es Minuten, waren es Stunden— er wußte es nicht. Dann kamen zwei Land⸗ jäger, legten ihm Eiſen um die Hände und führten ihn auf den Hof zu einem Wagen. Und als er ſo gebunden da wachte er auf, da bäumte er ſich wie ein Tier denen armen über ſeine Erde ſchritt, „Welt, Herr Vater, wenn man groß iſt, dann braucht man gar nicht mehr ſchlafen die Nacht?“ „Wenig, Bub, aber du mußt jetzt ſchnell wieder ins Bett. Biſt ſo kalt geworden in deinem dünnen Hemdlein. Ich trag dich leiſe hinüber.“ „Laßt nur ſein, Herr Vater. Es iſt beſſer, ich ſchleich mit nackten Füßen. Dieweil Ihr ſchwere Stiefel und Spo⸗ ren habt, das könnte die Mutter wieder wecken. And ſie ſchilt ſo ſchon immerzu.“ Und huſch! war das Büblein wieder Diele verſchwunden. Johann Friedrich Seidenbender horchte ihm noch eine ganze Weile nach. Ueber die Worte ſeines Kindes mußte er grübeln Daß alles immer ſo traurig bei ihm im Hauſe ſei. Hatte das Kind das auch ſchon herausgefühlt? Ach, wenn er nur wüßte, woran es lag! Vielleicht war er mit Amtsgeſchäf⸗ ten und Ehrenämtern zu ſehr überhäuft, als daß er ſich ſo recht um ſeine Familie kümmern konnte. Frau Eliſabeth war auch nach der Geburt des letzten Kindes ſchwach und kränklich geblieben und hatte wenig Sinn und Intereſſe für die ſchwere Arbeit ihres Mannes. Es war wohl eigentlich nicht aus Liebe, daß ſie einan⸗ der geheiratet hatten. Sie ſtammten beide aus alten Wormſer Familien und da wollte es juſt ſo gut paſſen, wie ihre beiderſeitigen Eltern fanden. Als Eliſabeth jung war, hatte Seidenbender es auch noch nicht ſo empfunden, daß ſie beſchränkt und kleinlich war. Jetzt kam es ihm bei vielen Anläſſen immer mehr und mehr zum Bewußtſein. Und das tat weh. Obgleich er eigentlich immer viel zu ſehr in ſeinen Geſchäften ſtak, als daß er noch viel Zeit für ſeine Familie und zum Nach⸗ denken über ſeine Ehe übrig hatte. Immer ſeltener war er daheim. Sein Daheim, ſeine Welt wurde mehr und mehr das Rathaus, die Amtsſtube, das Wohl und Wehe ſeiner geliebten Vaterſtadt. Sie ſahen alle mit Verehrung und Bewunderung zu ihm auf— nur in ſeinem eigenen Hauſe hatte man kein Verſtehen für ihn. Frau Eliſabeth Seidenbender klagte viel über ihre eigene Geſundheit, ſah grämlich drein und vergrub ſich in die nie alle werdenden Nöte ihres Haushalts. Sie ſtichelte und flickte die ſchadhaften Stellen in Jo⸗ hann Friedrichs Wämſern und Mänteln und ſchalt über die ſchnelle Abnützung der Gewänder, da er ſich nie in acht nahm und bei Wind und Wetter einherlief aber ſie ſpürte nicht den gewaltigen Schlag dieſes großen Herzens, das hinter dem allen pochte und arbeitete. Sie konnte ſich ereifern über die Unachtſamkeit einer Magd, die ein Geſchirr zerbrochen, aber wenn Johann Friedrich ihr von den Kämpfen und Sorgen der Stadt er⸗ zählte, ſo war es ihr gleichgültig und ſie gähnte. — im Dunkel der Ging das alles jetzt durch Seidenbenders Kopf, als er durch die nächtlichen Gaſſen zu Doktor Melchior ſchritt? Er ſtraffte ſich. Was ſchierte ihn jetzt Weib und Kind? Worms. Melchior war noch auf und empfing ihn an der Tür. „Gott ſei gedankt, daß du endlich da biſt, Johann Fried⸗ rich. Es war mir ſchwer genug, in deiner Abweſenhett mit den Franzoſen zu unterhandeln. Hier ſind die Bedin⸗ gungen der Kapitulation, über die wir uns endlich einigten.“ Er ſchob dem andern das Schriftſtück zu, das auf ſeinem Arbeitstiſch lag. Seidenbender nahm es voll Haſt in beide Hände und trat damit dicht unter den großen, brennenden Arm⸗ leuchter. Melchior war auf und ab gegangen im Zimmer, die Hände auf dem Rücken, während Seidenbender las. Dann berichtete er weiter: „General Bouflers hat die Kapitulation geleſen, ſie gebilligt und verſprochen, daß er alles unverbrüchlich hal⸗ ten wolle.“ „So helfe uns Gott, daß er Wort hält. Ich glaube es nimmer,“ ſagte Seidenbender ernſt und preßte die ſchma⸗ len Lippen feſt zuſammen. Melchior hatte ſich ſchwer an den breiten Holztiſch ge⸗ ſetzt und den Kopf in beide Hände geſtützt. „Da ſei Gott vor, daß du recht behältſt, Johann Fried⸗ rich! Mich hat heute ſchon ein Zorn gefaßt, als am erſten Tage gleich fünfzig Dragoner die Andreaspforte beſetzten. Aber weißt du, was der General noch geſagt hat? Wir ſollten nur keine Sorge haben. Wir hätten nichts als lau⸗ ter Güte zu erwarten. Es ſolle noch mehr gehalten, als verſprochen ſei. Wenn es nicht gar ſo nach franzöſiſcher Heuchelei klänge, ſo könnte man wahrhaftig jetzt doppelt beruhigt zu Bett gehen! Danach hat ſich der General in ſein Ouortton in Foy Kirſchgarhßuſer⸗Miihle begeben!“ Es ging um und ſchrie, ſchrie den Verzweiflungsſchrei des erdgebun⸗ Menſchen ſeine geliebte Erde. Aber plötzlich ver⸗ ſtummte er. er⸗ ſtarrtel Dünn und quäkend ſcholl ein anderer Schrei aus den Fenſtern ſeines Hauſes, der Schrei eines neu⸗ eborenen Men⸗ 5 n. Eine Tür und eine Magd lief über den Hof. Als ſie an ihm vorüber⸗ kam, ſtarrte ſie entſetzt in ſein zer⸗ riſſenes Geſicht. „Frau Maria hat ein Kind gebo⸗ — e 85 „einen Jungen!“ Da brach der ſtarke Friedrich Randolf zuſam⸗ men. Da wühlte er das Geſicht in die Erde und weinte ſeiner Mutter Erde ſeine Tränen in den Schoß. 8 über 1 0 Zwei Sandjãger legten ihm Eiſen um die Hände und führten ihn ab. i alen fragen fer Arbei hal bein Arbeltan Einheimiſcher Sport. Erſtmals ſeit Beſtehen des behördlicherſeits überwachten Fußballbetriebes hat man in dieſem Jahre die Sommer⸗ ſperrfriſt für die Fußballer vom 2. 7. bis einſchl. 15. 8. eingeführt. Die Sportführer der Sportorganiſation wollen aber damit nicht einen alljährlich wiederkehrenden Sommer⸗ ſchlaf für die Fußballer aufkommen laſſen, ſondern die Zwangspauſe ſoll lediglich ein ſogenanntes„Ruhemoment vor dem neu auftretenden Sturm“ ſein. Um aber für die bevorſtehenden Kämpfe in der kommenden Saiſon wieder voll gewappnet zu ſein, iſt es notwendig, daß ſich die Sport⸗ ler einem leichten„Intakthaltetraining“ unterwerfen. Um hierzu eine paſſende Gelegenheit zu ſchaffen, hat der Kreis Mannheim im Gaue Baden für die beiden Sonntage am 12. und 19. Auguſt Mehrkampfvereins⸗ meiſterſchaften angeordnet. Die hieſige Fußballvereinigung, die ſich in den Sommerſperren immer mit internen Leicht⸗ athletik⸗Wettkämpfen befaßte, hat zu dieſen Kämpfen auch gemeldet. Wohl iſt dieſer Sportbetrieb für Fußballer etwas abnorm, aber es iſt ja für einen Fußballer keine Schande, einem Spezialiſten für Leichtathletik zu unterliegen, aber umſo größer wird der Stolz des Fußballers ſein, wenn er eine ſchöne Leiſtung vollbringen kann. Die Einteilung hat folgendes ergeben: Tv. 98 Seckenheim und Fog. 98 Secken⸗ heim kämpfen gegen Tv. Friedrichsfeld und Germania Fried⸗ richsfeld. Es ſteigt ſomit ein ganz willkommener Kampf, der das Sportniveau zwiſchen Seckenheim und Friedrichsfeld in Vergleich bringt. Es kommen zum Austrag: 200, 400, 800, 1500 und 5000 m⸗Läufe, Hammerwerfen, Hoch⸗ und Weitſprung. Als Abſchluß jedes der beiden Tage ſteigt einmal ein Handball- und das andere mal ein Fußballſpiel. Für Sport⸗ anhänger iſt alſo ein ganz intereſſantes Programm zu⸗ ſammengeſtellt. Die einzelnen Kämpfe kommen auf dem neu angelegten Sportplatz des Tv. Friedrichsfeld hinter der Steinzeugwarenfabrik zum Austrag. Wer Sportintereſſent iſt, wird alſo Gelegenheit gegeben, zu ſeinem Recht 3 kommen. Das Programm für morgen bringt verſchiedene leicht⸗ athletiſche Wettkämpfe und als Abſchluß ein Handballſpiel zwiſchen dem To 98 Seckenheim gegen eine komb. Mann⸗ ſchaft des Tv. Friedrichsfeld und Germania Friedrichsfeld. Das Fußballſpiel zwiſchen Seckenheim und Friedrichs⸗ feld ſteigt am nächſten Sonntag. Wir werden hierüber noch an dieſer Stelle berichten. ch. * Sport- und Spielfeſt des Turnerbund„Jahn“. Wie bereits bekannt, iſt heute Samstag Abend die Eröffnung des Handball⸗Jubiläums, anläßlich des Beſtehens der Handballabteilung im Verein. Die Schüler⸗ mannſchaft wird um 6 Uhr mit einem Handballſpiel gegen diejenigen von Edingen den Reigen des reichhaltigen Feſtprogramms eröffnen. Anſchließend wird die Gründungs⸗ mannſchaft gegen eine ſtarke 2. Vereinsmannſchaft ihr Können unter Beweis ſtellen. Es iſt immer etwas Reiz⸗ volles, den alten Kämpfern von ehedem in ihren ungezwun⸗ genen Körperbeherrſchungen zuſehen zu können. Dennoch wird das Spiel ſeine Reize in balltechniſcher Hinſicht nicht verlieren, zumal in der Gründermannſchaft Spieler zu finden ſind, die heute noch aktiv in der J. Mannſchaft ihren Poſten verſehen. Jedenfalls wird dieſes Spiel ſeine Anziehungskraft auf die hieſige Sportwelt nicht verfehlen. Der Höhepunkt der Jubiläums- Veranſtaltung wird zweifellos am Sonntag früh im Schloßgarten bei den leichtathletiſchen Klubkämpfen erreicht werden. Vf. Neckarau mit ſeinen beſten Leichtathleten ſowie Turnerſchaft Käfer⸗ tal, die nicht minder bekannt ſind, werden in einem 15 Konkurrenzen umfaſſenden Kampfe mit den Turnerbündlern in friedlicher Weiſe um den Sieg ringen. Die Einheimiſchen ſind durch ihre Mitglieder bei der Reichswehr und Polizei verſtärkt, ſodaß mit einem großen Kampfe gerechnet werden kann. Vorweg kann feſtgeſtellt werden, daß die Leiſtungen, 5—— Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern: 5.35 Bauernfunk, Wetter; 5.45 Choral; 5.50 Gymnaſtik J; 6.15 Frühmuſik; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Frühkonzert; 8.10 Waſſerſtandsmeldungen; 8.15 Gym⸗ naſtik, 8.35 Funkſtille; 10 Nachrichten; 11.25 Funkwerbungs⸗ konzert; 11.55 Wetter; 12 Mitktagskonzert 1; 13 Zeit, Nach⸗ richten, Saardienſt; 13.10 Lokale Nachrichten, Wekter; 13.20 Mittagskonzert II; 13.50 Zeit, Nachrichten; 14 Mittags- konzert III; 16 Nachmitkagskonzert; 18 Jugendſtunde, 19.45 0 eit, Wetter, Bauernfunk; 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Du mußt wiſſen.. 22.45 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 12. Auguft: 6.15 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Wetter, Nachrichten; 8.25 Leibesübungen; 8.40 Bauer, 3 zul; 9 Kath. Morgenfeier; 9.45 Funkſtille; 10.15 Stunde des Chorgeſangs; 11 Beethoven⸗Klaviermuſik; 11.30 Münſter⸗ orgel; 12 Mittagsmuſik, 13 Mittagskonzert; 14 Europa⸗ Schwimmeiſterſchaften 1934 in Magdeburg, Einzug der Na⸗ tionen; 14.30 Kinderſtunde; 15 Das ſchöne Lied; 15.30 Unſere Heimat; 16.15 Nachmittagskonzert; 18 Dichter aus Schwaben: Wilhelm Hauff; 18.40 Abendmuſik; 19.50 Sport; 20.15 Abendkonzert; 22 Radweltmeiſterſchaften 1934, Funk⸗ bericht vom Endkampf der Flieger; 22.20 Zeit, Nachrichten, Sport; 23 Kleines Funkorcheſter; 24 Nachtmuſik. 8 Montag, 13. Auguſt: 10.10 Frauenfunk; 10.25 Funk, ſtille; 30 Heilender Quell; 18.25 Abendmuſik; 19.30 Saarumſchau; 20.10 Schwäbiſche Volkslieder; 20.45 Klavier⸗ quartett 6, F⸗Moll, 21.15 Triumph des Barocks Hörmontage; 23 Klaviermuſik; 22.35 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; Spätmuſik. a f Dienstag, 14. Auguſt: 10.10 Funkſtille; 14 Funkſtille; 17.30 Cagliart,„ Ae chickſale; 18.15 Aus Wi 17.45 Das ernſte Lied; 18 rtſchaft und Arbeit; 18.25 ſik; 21.15 Konzert; 22 Viertelſtunde des Front⸗ ſoldaten; 23 Konzert. 5 welche von den am Start erſcheinenden Teilnehmern kämpfen aufgeſtellt wurden. Nach der Abwicklung der Kämpf im Schloßgarten wird eine kurze Mittagspauſe eingelegt. Mit einem Handballſpiel der Jugendmannſchaft gegen „Jahn“ Weinheim Jug. auf dem Sportplatz im Wört: wird das Programm ſeine Fortſetzung finden. In raſcher Tamburinſpiele der Turnerinnen gegen Edingen und Fauſtballſpiele der Turner gegen den Meiſter des Bad. Neckarturnbezirkes Lützelſachſen ablöſen, um dann die Wurfkonkurrenzen wie Schleuderball, Diskus⸗, Speer⸗, Keulenwerfen und Staffeln zu erledigen. Außerkonkurrenz wird der Bad. Langſtreckenläufer M. Auburger und der Folge werden ſich bekannte Speerwerfer E. Nieß am Start ſein. Das Jubiläumsſpiel im Handball gegen den bekannten Gegner„Jahn“ Weinheim wird als Abſchluß ausgetragen Die Aufſtellung der hieſigen Mannſchaft wird dieſelbe ſein wie gegen den VfR. Mannheim, der ſich nach einem ſchönen raſſigen Kampfe geſchlagen bekennen mußte. Aus der Fülle des Programms iſt zu erſehen, daß die Turnerbündler gewillt ſind, einem ſportbegeiſterten Pub⸗ likum das vor Augen zu führen, was nur erfreuen kann und nicht zu überbieten ſein wird. Es wäre daher nur zu wün⸗ ſchen, daß die Jubiläumsveranſtaltung des Tbd.„Jahn“ einen guten Beſuch aufzuweiſen hätte, um den Kämpfern für ihre Leiſtungen ſo den Dank zu beweiſen. Sonſtiger Sport. Die Hauptveranſtaltungen des nächſten Sonntags ſind in Deutſchland die Radweltmeiſterſchaften in Leipzig, der Kampf um das„Braune Band von Deutſchland“ auf der Rennbahn in München⸗Riem, die Europameiſterſchaften der Schwimmer in Magdeburg und das Lückendorfer Berg⸗ rennen. Die letzte Etappe der Alpenfahrt führt von Zagreb nach München, der Endkampf wird ſich alſo auf deutſchem Gebiet abſpielen. Im Ausland beanſpruchen die Europa⸗ meiſterſchaften im Rudern, an denen Deutſchland ſeit langer Zeit zum erſten Male wieder teilnimmt, das größte Intereſſe. Leichtathletik. Am Sonntag kann ſich das Hauptaugenmerk der Leichk⸗ athleten auf die beiden deutſchen Meiſterſchaften, die in Ham⸗ burg und Frankfurt a. M. geſtartet werden, konzentrieren. In Frankfurt kämpfen die Jeſten deutſchen Geher um die Meiſterſchaft im 20 Kilometer⸗Gehen, die als Einzel⸗ und Mannſchafts⸗Meiſterſchaft ausgeſchrieben iſt. Wer Meiſter wird, iſt ſchwer zu ſagen. Ob es dem Berliner Schnitt gelin⸗ gen wird, ſeinen Titel zu verteidigen, iſt fraglich. Die gleiche Situation haben wir bei der Meiſterſchaft im 3000 Meter⸗ Hindernislaufen in Hamburg. Auch hier iſt ein ſicherer Fa⸗ vorit nicht leicht zu benennen. 5 Zwei Gaukämpfe geben dem Leichtathletik⸗Programm einen beſonderen Reiz. In Saarbrücken treffen die Gaue Südweſt und Württemberg aufeinander und in Leipzig ſtehen ſich Sachſen und der Gau Mitte gegenüber. Württemberg, deſſen Mannſchaft faſt ganz von den Stultgarter Kickers ge⸗ ſtellt wird, iſt aber keinesfells zu unterſchätzen. Die Zahl der Sportfeſte iſt außerordentlich groß, die wichtigſten ver⸗ anſtalten Ludwigshafen, die Berliner Fußballer, die Taub⸗ ſtummen in Bremen und Darmſtadt. Das Darmſtädter Sportfeſt iſt aber lediglich der Jugend vorbehalten. Außer⸗ dem werden in den Kreiſen die Mehrkampfmeiſterſchaften durchgeführt. Im Ausland gibt es ein„Amerikaner⸗Sport⸗ feſt“ in Amſterdam. Schwimmen. 22 Nationen haben über 300 Schwimmer für die in Magdeburg ſtattfindenden Europameiſterſchaften ge⸗ meldet. Am Sonntag werden die Europameiſterſchaften offi⸗ ziell eröffnet. Die DT. führt ein Schwimmfeſt in Ludwigs⸗ et durch und Württemberg bringt ſeine Waſſerball⸗Mei⸗ terſchaft in Ulm zur Austragung. Mittwoch, 15. Auguſt: 8.35 Funkſtille; 10.10 Funkſtille; 14 Funkſtille; 17.30 Ein Erntetag; 17.45 Violinmuſik; 18.25 Abendmuſik; 20.10 Unſere Saar; 20.35 Stunde der jungen Nation; 22.35 Europaſchwimmeiſterſchaften 1934 in Magde⸗ burg, Hörbericht; 23 Nachtkonzert; 23.30 Die Lyrik der großen Einfalt. Reichsſender Fraulfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern: 5.45 Choral, Zeit, Wetter; 5.50 Gymnaſtik I; 6.15 Gym⸗ naſtik II; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Früh⸗ konzert; 8.10 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.15 Gym⸗ naſtik; 10 Nachrichten; 11 Werbekonzert; 11.40 Programm⸗ anſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter; 11.50 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert 1) 13 Zeit, Nachrichten; 13.10 Lokale Nachrichten; 13.20 Mittagskonzert II; 13.50 Zeit, Nachrichten; 14 Mittagskonzert III; 15.30 Gießener Wetterbericht; 15.35 Zeit, Wirtſchafksmeldungen, 15.50 Wirtſchaftsbericht; 16 Nach⸗ mittagskonzert; 18 Jugendſtunde; 18.45 Wetter, Wirtſchafts⸗ meldungen, Zeit; 18.50 Griff ins Heute; 20 Zeit, Nach⸗ richten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Du mußt wiſſen...; 22.45 Lokale Nachrichten; 24 Nachtmuſik Sonntag, 12. Auguſt: 6.15 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Nach⸗ richten. Wetter; 8.25 Morgengymnaſtik; 8.45 Choralblaſen; Kath. Morgenfeier; 9.45 Deutſches Schatzkäſtlein; 10.15 Stunde des Chorgeſangs; 11 Funkſtille; 11.30 Stolz und Trauer, Gedichte; 11.45 Funkſtille; 12 Mittags⸗ konzert I; 13 Mittagskonzert II; 14 Europa⸗Schwimmeiſter⸗ ſchaften 1934 in Magdeburg, Einzug der Nationen; 14.30 Kinderſtunde; 15 Zehnminutendienſt für die Landdirtſchaft; 15.10 Stunde des Landes; 16 Nachmitkagskonzert; 18 Das erſte Dampfſchiff der Welt auf der Fulda, Erfinderſchickſal eines Kaſſeler Hugenotten; 18.35 Wenig bekannte Konzert⸗ muſik; 19 Heldenmette, Hörfolge; 20 Sport; 20.15 Alte Madrigale; 21.15 Kammermuſik; 22 Radweltmeiſterſchaften 1934, Funkbericht; 22.20 Dent Nachrichten; 22.30 Funkbericht von den internationalen deutſchen Tennismeiſterſchaften; 23 Nachtkonzert: 24 Lucia di Lammermoor. Oper von Donizetti. in letzter Zeit erzielt wurden, in der näheren Umgebung kaum zu überbieten ſind, was auch die Tatſache beſtätigt, daß einzelne als Bad. Meiſter und Bad. Vertreter bei Länder 9 U U 7 Motorſport. treffen nach einer Fahrt, die durch Ez Sonne und Regen führte, von Zagreb München ein. München wird den wackeren begeiſterten Empfang bereiten. Die lee 5 Kilometer lang und ſtellt an die Fahrer und ihre Maſchinen noch einmal die allergrößten Anfolde⸗ rungen. Der übrige Motorſport weiſt an dieſem Sonntag kein überragendes Ereignis auf. rer 1 Die Alpenfah und Schnee, dur her am Ziel in Fahrern einen Etappe iſt 616 7— Radſport. Die Weltmeiſterſchaften in Leipzig bilden am Sonntag den Mittelpunkt der Ereigniſſe im internationalen Radsport. Gerade der Sonntag, der die Entſcheidung bei den Kämpfen 97 0 land zu einem ganz großen Triumph werden. Rudern. ſchaften in Luzern, an denen erſtmals wieder ſeit langen 5 Nationen beſtimmt keine ſchlechten Ausſichten. Die Boxer haben in Deutſchland keine Veranſtaltung. Ring und Schiller erhält den Genfer Dubois als Gegner. Das Schauinslandrennen Freiburg, 10. Aug. Das Freiburger Bergrennen feiert in dieſem Jahre ein Jubiläum. Zum 10. Male kommt das Schauinslandrennen zur Durchführung. Es war ſelbſtverſtänd⸗ lich, daß das Jubiläum des Schauinslandrennens einen enk⸗ ſprechenden Hintergrund bekommen mußte. So finden die ſportlichen Ereigniſſe ihren Auftakt in der Schwarzwaldhöhen⸗ fahrt, die am Freitag früh 6 Uhr in Freiburg geſtartet wird. Die Fahrt geht über 436 Kilometer und iſt in vier Etapper eingeteilt. 1. Etappe: Freiburg— Todtnau— Feldberg Villingen. 2. Etappe: Villingen— Schramberg— Freuden⸗ ſtadt— Baden⸗Lichtental. 3. Etappe: Baden⸗Lichtental— Schwarzwaldhöhenſtraße— Achern— Renchen— Kniebis Wolfach. 4. Etappe: Wolfach— Triberg— Furtwangen 5 Freiburg. In Villingen, Baden⸗Lichtental, Wolfach und Frei⸗ burg ſind Zielkontrollen eingerichtet. Jede Etappe wird einzeln gewertet. Aehnlich wie bei der 2000 Kilometer⸗Fahrt ſind für die Fahrer Soll⸗Zeiten vorgeſchrieben. Die durchſchnittliche Geſchwindigkeit der Fahrzeuge muß 54 bis 68 Kilometer betragen. Wer ſich bei dieſer Schwarzwald⸗ höhenfahrt mehr als 30 Strafpunkte zuzieht, kann zur Rund⸗ ſtrecken⸗Hochleiſtungsprüfung nicht mehr zugelaſſen werden. Wie ſehr dieſe Höhenfahrt Anklang gefunden hat, geht aus dem Nennungsergebnis hervor. Etwa 160 Fahrer haben zu befinden ſich Fahrer der„2000 Kilometer durch Deutſchland“ ſowie Teilnehmer an der zurzeit zur Durchführung gelangen⸗ en internationalen Alpenfahrt. Am Samslkag findet eine Rundſtreckenhochleiſtungsprüfung, die etwa zu einem Drittel durch die Straßen der Stadt Freiburg führt, ſtatt. Der Sonntag bringt den Höhepunkt der dreitätigen Veranſtaltung, den„Großen Bergpreis von Deutſch⸗ land“, offen für Wagen und Motorräder mit und ohne Seitenwagen. Das Nennungsergebnis iſt für den Bergpreis das größte der bisherigen Schauinslandrennen. 114 Solo⸗ maſchinen, 38 Beiwagenmaſchinen, 40 Sportwagen und 22 Rennwagen werden ſich am 19. Auguſt in der Breisgau⸗ hauptſtadt ein Stelldichein geben. Neben den deutſchen Fabri⸗ katen der Auto⸗Union und von Mercedes ⸗Benz werden Alfa Romeo, Maſerati, Bugatti und in der kleinen Klaſſe Austin, NC., Fiat u. a. das Rennen beſtreiten. Die erfolgreichſten deutſchen Fahrer der diesjährigen Saiſon, Caracciola und Hans Stuck, haben ihre Meldung be⸗ reits abgegeben. Montag, 13. Auguſt: 14.40 Stunde des Liedes, 1730 Eike von Repkow, der Künder deutſchen Rechtsempfindens, Zwiegeſpräch, 17.45 Mandolinen⸗ und Gitarrenkonzert; 18.25 Kammermuſik, 19 Balladen von Carl Loewe; 19.30 Saar⸗ Amſchau, 19.40 Die Grubenſicherheit im Saargebiet, Ge⸗ ſpräch; 20.10 Unterhaltungskonzert: 22 Funkſtille: 23 Dienstag, 14. Auguſt: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.40 Stunde der Frau; 17.30 Männer und Mächt⸗ der deutſchen Frühe, Zwiegeſpräch; 17.45 Kleines Konzert; 18 Der Streit um den toten Hund, juriſtiſche Plauderei; 18.15 Aus Wertſchaft und Arbeit; 18.25 Ita⸗ lieniſch; 18.40 Europa⸗Schwimmeiſte: haften 1934, Entſchei⸗ dung im 100 Meter⸗Freiſtilſchwimmen für Damen; 19 Der Kanal, Hörſpiel; 21.15 Konzert; 23 Nachtmuſik. Mittwoch, 15. Auguſt: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.30 Kleine Liederſtunde; 17.30 Jugend⸗ ſtunde, 18.20 Pelztierzucht in Deutſchland, Zwiegeſpräch; 18.35 Dichter am Bodenſee; 19 Stunde der jungen Nation; 19.40 Wenig bekannte Konzertmuſik; 20.10 Unſere Saar; 20.35 Stunde der jungen Nation; 21 Orcheſterkonzert; 22.35 Europo⸗Sehwimmeiſterſchaften 1934; 23 Nachtmuſik. Im eigenen Netz gefangen. Ueber einen ungewöhn⸗ lichen Unfall wird aus dem ſüdfranzöſiſchen Seebad und Hafen Arcachon berichtet. Dort war ein Fiſcher dabei, ſeine Netze auszulegen. Infolge eines ungeſchickt ausgeführten Mannſchaft blieben erfolglos, ſo daß man ſich wohl oder übel damit abfinden mußte, das Rettungswerk aufzugebe und die Netze heraufzuholen, um mit der Ladung zum Ho⸗ fen zurückzukehren. Wie groß war aber die freudige Ueber⸗ raſchung der Fiſcher, als ſie in dem an Bord gezogenen Netz den Verunglückten fanden, der beim Abſturz ins geraten war und ſich in deſſen Maſchen verſtrickt hatte! Wie Tiefe. Die ſofort vorgenommenen Rettun ae derbelebungsverſuche hatten Erfolg. Der Fiſcher erholte lich ſchnell und konnte mit den Seinen die h rt an⸗ reten. n„„ der Amateur⸗ und Berufsflieger bringt, könnke für Deutſch⸗ Das Ereignis des Sonntags ſind die Europameiſter⸗ Jahren deutſche Ruderer teilnehmen. Uaſere Vertreter haben dabei im Kampf gegen die Mannſchaften von 12 anderen Bei Berufsboz⸗ kämpfen in Baſel vertreten Selle und Schiller die deulſchen Farben. Selle geht gegen den Italiener Bergomas in den dieſer Prüfung bis jetzt ihre Meldung abgegeben. Darunter g Manövers fiel der Mann über Bord und verſank in den 9 Eis agreh ſckoxen lehle ſahret folde⸗ untag unkag ſport upfen utſch⸗ eiſter⸗ ingen haben deren sboz⸗ ſſchen den ler. feierk das tänd⸗ ent⸗ die öhen⸗ wird. ppen 19— Iden⸗ 1— bis H Frei⸗ wird Fahrt Die bis vald⸗ und⸗ rden. aus n zu unter and“ igen⸗ eine rittel tigen tſch⸗ ohne preis zolo⸗ 22 gau⸗ abri⸗ enz der eiten. iſon, be⸗ f Vieles hat ſich in den letzten tauſend Jahren auf dieſem Planeten, den wir Erde nennen, geändert. In Krieg und 1 1 5 haben die Geſchicke der Völker gewechſelt wie die ezeiten des Meeres. Im Auffſtieg, Niedergang und wieder im Aufſtieg haben wir die Wandlungen des deutſchen Schick⸗ ſals erlebt. Aber gleichſam unbekümmert um die welt⸗ geſchichtlichen Geſchehniſſe hat ſich die Leipziger Meſſe behauptet wie ein unerſchütterlicher Fels der Wirtſchaft und als ein Symbol deutſchen Lebens⸗ und Arbeitswillens. Moſſe seit 700 Fahren In das Dunkel einer längſt verklungenen Vergangenheit ſind die erſten Anfänge der Meſſe gehüllt. Bereits in dem Stadtbrief, den Markgraf Otto der Reiche zwiſchen 1156 und 1170 Leipzig verlieh, wird der Märkte, aus denen ſich im Laufe der Zeit die Meſſe entwickelte, Erwähnung getan. Der Brief des Kaiſers, der als erſte Meſſeurkunde angeſehen wird, beſtätigte den Leipziger Märkten internationalen Cha⸗ rakter, denn er gab jedem ausländiſchen Handelsmann die kaiſerliche Verſicherung, daß er in Leipzig ohne Behelligung ſeine Geſchäfte abwickeln könne. 670 Jahre iſt das Verſpre⸗ chen gehalten worden bis zum heutigen Tage. Denkwürdig iſt beſonders das Jahr 1497; in ihm läßt Leipzig ſich die alten Rechte beſtätigen und erwirbt für ſeine Märkte das Meſſeprivileg von Kaiſer Maximilian(., der gleichzeitig Leipzig zur Reichsmeſſe erklärte. Schwere Zeiten der Not und des Krieges, die unſer Vaterland heimſuchten, haben der Meſſe kaum jemals Abbruch tun können. Selbſt als 1813 die große Völkerſchlacht um Leipzigs Mauern brandete, wurde die Meſſe nicht abgeſagt Fragt man ſich, weshalb gergde Leipzig dazu berufen war, ſeit Jahrhunderten eine Meſſe zu beherbergen, die ſtets der größte und bedeutendſte internationale Austauſchmarkt geweſen iſt, und die nunmehr unter der Regierung Hitlers zur einzigen internationalen Meſſe auf deutſchem Boden er⸗ klärt worden iſt, ſo müſſen wir uns die mannigfachen, hier zuſammenwirkenden Urſachen vor Augen halten. Am Schnitt⸗ punkt fünf alter Handelsſtraßen gelegen, die die Bedarfs⸗ und Ueberſchußgebiete der kolonialen Randländer des mit⸗ telalterlichen Europas mit den Hauptorten ſeiner Wirtſchaft verbanden, war Leipzig damals wie heute die Vaterſtadt tüchtiger, weitausſchauender Kaufmannsgeſchlechter. Das Vordringen der Türken in Europa im 15. Jahr⸗ hundert verſchiebt das Schwergewicht des internationalen Handels und macht Leipzig mit ſeiner Meſſe zum Tauſch⸗ zentrum des Warenverkehrs von und nach Oſt⸗ und Südoſt⸗ europa. Die Handelsleute brachten auf Karren und Fracht⸗ wagen ihre Waren. Erzeugniſſe und Produkte des Landes wie Felle. Häute und Tuche, Spezereien, Tonwaren und Sil⸗ berwaren. Die Händler kamen von weither gezogen, aus den deutſchen Gauen und aus fremden Ländern bis zum Orient. Sie waren viele Wochen auf ſchlechten Straßen unterwegs, um auf der Meſſe in Leipzig vertreten zu ſein. Alle Fremden waren in Leipzig willkommen, und ſo wie im 16. Jahrhundert die Ankunft der Gäſte der Bevölkerung Rat der Stadt nicht nehmen, den Kaufleu⸗ ten berittene Stadt⸗ ſoldaten entgegenzu⸗ ſchicken, um ſie einzuholen. Unter dem Geleit der Sol⸗ daten ging es zur Stadt⸗ waage, wo das Gewicht der eingeführten Waren ermittelt und der Zoll feſt⸗ geſetzt wurde. Wagen folgte auf Wagen. Auf den Plätzen und in den Meſſeſtraßen griffen die Fäuſte der Packknechte zu, um das Gut in Buden Das Bild ändert fich; die Meſſe blieb Das Bild der Meſſe hat ſich im letzten Jahrhundert grundlegend geändert. Nicht mehr werden in Buden, pri⸗ mitiven Läden und Kellergewölben die Waren aus aller Welt in Leipzig verkauft. Nicht mehr ſieht man die Han⸗ delsleute Kleinaſiens und des Balkans in ihren ſeltſam⸗male⸗ riſchen Gewändern die Erzeugniſſe ihrer Heimat feilbieten. An die Stelle der Buden und Kellergewölbe ſind prächtige vielſtöckige Meßpaläſte getreten. Im Jahre 1896 errichtete die Stadt Leipzig das„Städtiſche Kaufhaus“, einen vorbild⸗ lichen Meſſebau, und ſpäter folgten Paläſte auf Paläſte, von denen heute 39 zur Verfügung ſtehen. Die Internationalität der heutigen 1 5 Meſſe kommt nicht beſſer als durch die Tatſache zum Ausdruck, daß einzelne Staaten ihre eige⸗ nen Häuſer beſitzen. Aus der alten Warenmeſſe, die ſich mit der Entwicklung von Technik und Verkehr überlebt hatte, iſt ſeit etwa 100 Jahren die moderne Form der Muſtermeſſe geworden, deren Zweck es iſt, die Erzeugniſſe und namentlich die letzten Neuheiten von Induſtrie, Handwerk und Kunſt⸗ handwerk dem einkaufenden Handel zu zeigen, damit dieſer ſeine Aufträge erteilt. Was aber zum Werden und Wachſen der Meſſe im Laufe der vielen Jahrhunderte erheblich beigetragen hat und was noch heute einen guten Teil ihrer Bedeutung ausmacht, iſt die Tatſache, daß im mehr oder weniger weiten Umkreis um Leipzig ſich die Standorte wichtiger deutſcher Fertig⸗ induſtrien befinden, um nur die Spielwaren des Erz⸗ gebirges und Thüringens, die Glaswaren des Thüringer Waldes, die Muſikinſtrumente aus Markneukirchen, Klingen⸗ thal und Leipzig, die Kurz⸗ und Galanteriewaren aus Zit⸗ tau, Plauen, Eisfeld, Dresden und anderen Städten, Glas, Porzellan und Keramik aus Thüringen und Oberfranken, die Metallwaren, Haus⸗ und Küchengeräte des Erzgebirges, des Vogtlandes, Thüringens uſw. zu nennen. Für alle dieſe Induſtriezweige iſt die Leipziger Meſſe der naturgegebene * der Muſtermarkt für das Binnenland und den xport. 5 Die Tatſache, daß weit über hunderttauſend Käufer, darunter mehr als der zehnte Teil aus anderer Herren Län⸗ der, zweimal im Jahre, und Kellern zu ſtapeln. Anlaß zu freundlicher Begrüßung gab, ſo ließ es ſich der . zur Frühjahrs⸗ und Herbſt⸗ meſſe, nach Leipzig kom⸗ men, um mit den etwa 8000 Ausſtellern, überwie⸗ gend Fabrikanten deutſcher Waren, perſönliche Füh⸗ lung zu nehmen, beweiſt, daß gerade die moderne Wirtſchaft eine Inſtitution nicht entbehren kann, die wie die Leipziger Meſſe ehrwürdiges Alter mit einer Anpaſſung an die neuzeitlichen Erforderniſſe der Wirtſchaftsführung ver⸗ einigt. Was bedeulet die Leipziger Meſſe? Die Leipziger Meſſe iſt das größte 8 4 des deutſchen Exports. Plan⸗ mäßig wirbt während des ganzen 8 das Meß⸗ amt im Ausland; ſeine Die Leipziger Meſſe von heute: Eine der großen en. Oben: Die Leipziger Meſſe im 18. Jahrhundert. Unken: Kaufleute aus dem Orient vor einem engliſchen Handelsſtand. Werbearbeit kommt der ganzen deutſchen Wirtſchaft zugute. So ſorgt die Meſſe für den im Intereſſe unſerer Rohſtoff⸗ wirtſchaft notwendigen Eingang an Deviſen, wie ſie uns aus unſeren Exporterlöſen zufließen. Was die Meſſe für den Binnenmarkt bedeutet, wie ſie mit ihrem nahezu die geſamte deutſche Produktion, von der Maſchine bis zum Maſſenartikel des täglichen Bedarfs, um⸗ ae Angebot dazu beiträgt. die unentbehrliche Tuch⸗ ühlung zwiſchen Produzenten und Handel zu vermitteln, wie ſie den Handel inſtandſetzt, den Konſum mit den beſten und neueſten Erzeugniſſen zu verſorgen, das läßt ſich mit wenigen Worten wirklich nicht ſagen. llein die Tatſache, daß die meiſten Ausſteller ihre Neuheiten jeweils erſt auf der Meſſe herausbringen, macht ihren Beſuch für jeden Einkäufer zur Pflicht, der mit ſeinem Unternehmen„auf der Höhe“ bleiben will. Glänzend beſchickt wird in den Meßpaläſten die am 26. Auguſt beginnende Leipziger Herbſtmeſſe ſein. Ob in den Sondermeſſen wie der Textilbranche, der Papiermeſſe. der Meſſe für kosmetiſche und pharmazeutiſche Artikel, der Meſſe für Nahrungsmittel und Süßwaren oder in den übri⸗ gen Meßhäuſern, wo u. a. Spielwaren, Haus⸗ und Küchen⸗ artikel, Galanterie⸗ und Lederwaren, Muſikinſtrumente, Kunſtgewerbe und viele andere Dinge angeboten werden, überall wird ein mit zahlreichen Neuheiten ausgeſtattetes Angebot der Einkäufer warten. Auf dem Gelände der Tech⸗ niſchen Meſſe wird die Meſſe für Bau⸗, Haus⸗ und Betriebs⸗ bedarf mit ihren mannigfachen für Induſtrielle. Handwer⸗ ker und Kaufleute wichtigen Darbietungen ebenfalls viele Käufer anlocken. 5 Deutſchlands Wirtſchaft wird jetzt von einer nationalen Regierung wieder aufgebaut. Der Rückgang der Arbeits⸗ loſigkeit bedeutet Stärkung der einheimiſchen Kaufkraft, die ſich vorausſichtlich im Laufe der kommenden Monate weiter heben wird. Der Handel darf daher auf ein günſtiges Weih⸗ nachtsgeſchäft hoffen. Gerade die„ aber iſt ge⸗ wiſſermaßen der weihnachtliche Generalappell der deutſchen Produktion. Wer als Einkäufer die Leipziger Meſſe beſucht, betätigt ſich deshalb am Wiederaufbau der deutſchen Wirt⸗ chaft. Für den deutſchen Groß⸗ und Kleinhandel wird des⸗ lb in den letzten fünf Tagen die Parole lauten: nack Leipzig zur Meſſe!.„„ Slam anal aller- Nalrese Von Frank F. Braun Strutz lernte die Stine in Hamburg auf der Reeper⸗ bahn kennen. Sie hatte den rauhen, verlegenen Strutz gern, und ſie gingen zuſammen. Sechs lange Abende trafen ſie ſich und brachten gemeinſam Strutz' Heuer durch. Das hatte keine Schwierigkeiten. Am ſiebenten Tag muſterte er auf dem„Delphin“ an. Nach der Weſtküſte Südamerikas ging die Reiſe, um das Kap Horn herum. „Wann kommſt du wieder. Strutz?“ Er zuckte die Achſeln. Wie hätte er ſolche Frage be⸗ antworten können.„In einem Jahr, das doch gewiß...“ Sie wurde rot.„Ich warte“, ſagte ſie. Er nickte und gab ihr die Hand. Das war ein feſtes Verſprechen. And er kam und fand ſeine Stine an den Landungsbrücken. Er ſchrieb ihr Poſtkarten, manchmal einen ſchwer le⸗ ſerlichen Brief. Die Zeit ging hin und Stine wartete. Als der Ring mit dem blauen Stein, den er ihr zum Abſchied gegeben hatte, Grünſpan anſetzte und ſchwarz wurde, putzte ſie ihn ſorgfältig. Aber er kam nach einem Jahr nicht wieder. Er ſchrieb ihr, daß er auf einem Amerikaner an⸗ gemuſtert habe, der von Frisko herunter bis Feuerland fahre. Sie wurde müde des Wartens. Sie ſah ſich manch⸗ mal im Spiegel an und entdeckte, daß ſie älter geworden war. Und dann war da Herr Heine. Der ſetzte der Stine u, und er war ein hübſcher Mann und war Witwer und Hatte eine Wohnung. Sie ſchrieb dem Matroſen Strutz nichts von dieſem Bewerber. Er war ſo weit weg und ſie war nicht gefühllos genug; vielleicht war ſie auch nur zeige. Weihnachten, als Strutz in Guayaquil ſein mochte, ver⸗ lobte ſie ſich mit Herrn Heine; im Februar— es kam eine Karte von Strutz aus Mazatlan— heirateten ſie. Und wurden glücklich. Ein ganzes Jahr ging hin, das zweite, ſeit Stine den Strutz nicht geſehen. Sie hatte ihrem Mann die Geſchichte erzählt. Herr Heine war gutmütig und ver⸗ traute ihr durchaus.„Schreibe dem armen Burſchen nur“, meinte er,„das muß mit der Zeit einſchlafen. Eines Ta⸗ ges wird er dir mitteilen, daß er eine Amerikanerin ge⸗ funden hat.“ Stine nickte. Das war wohl die beſte Löſung. Die Briefe und Karten gingen weiter hin und her. Deine treue Stine; dein dich liebender Strutz. Bis eines Tages ein Brief aus Southampton kam. Strutz war auf der Heimreiſe. Er hatte freilich nur drei Tage Zeit in Ham⸗ burg, aber er würde Stine treffen. Sie ſollte gleich an den Landungsbrücken ſein. Und er kam und fand ſeine Stine an den Landungs⸗ brücken. Ein bißchen rundlicher war ſie geworden und ſchien auch verlegen. Aber ſie ließ ſich küſſen. Sah frei⸗ lich dabei den Herrn an, der in der Nähe ſtand und einen Kinderwagen bewachte, in dem die kleine Stine lag. Herr Heine ſeinerſeits ſchaute ſich den Matroſen Strutz an. Strutz' Vater war geſtorben. Der Sohn hatte vier Wochen Urlaub zur Regelung der Erbſchaftsfragen; drei Tage blieben ihm für Hamburg, dann mußte er wieder weg, denn die Ueberfahrten zählten als Urlaub. Er war feſt angeſtellt bei den Amerikanern. Bald würde er einen Poſten an Land bekommen. Herr Heine ſagte:„Geh nur, Stine. So ein armer Kerl.“ Drei Abende war ſie mii Strutz zuſammen. Sie blieb ein braves Mädchen. Strutz begriff das. Wo er wieder hinaus mußte... Sie brachte ihn wieder bis an die Brücken. Strutz fuhr davon. Der Matroſe Strutz merkte es nicht, daß die Briefe von Stine kürzer und kürzer waren. Er merkte auch nicht. daß er manchmal ohne Antwort blieb. Stine erledigte die Briefe mechaniſch; meiſt mußte der gutmütige Heine ſie daran erinnern. Ob man nicht doch verpflichtet iſt, ihm zu ſchreiben, daß ſich hier einiges verändert hat? Nein, ſagte Stine, das ertrüge er nicht; es würde ihm den Le⸗ fte nehmen. Das wagte Herr Heine nicht zu be⸗ treiten. In dieſem dritten Jahr, der kleine Junge konnte ſchon laufen, kam ein Brief des Matroſen Strutz, daß er eine Landſtellung in einem geſunden Klima erhalten habe. und daß er komme. Stine zu holen. Sie möge ihn erwarten. 14 Tage gingen in Hamburg hin mit angſtvollen Pla⸗ nungen. In Cuxhaven ging Strutz an Land und fuhr mit der Eiſenbahn nach Hamburg. Am Bahnhof empfing ihn ein gutgekleideter Herr und ſtellte ſich als Herr Heine vor und bat ihn in die Bahnhofswirtſchaft. Dort erzählte Herr Heine dem Faſſungsloſen, daß Stine geſtorben ſei. Ein plötzliches Fieber habe ſie hinweggeraffk. Sie laſſe Herrn Strutz noch grüßen und er möge glücklich werden. Dies ſei der Ring mit dem blauen Stein. Strutz nahm den Ring, den Herr Heine ihm hinhielt. Aus ſeinen offenen, ſtarren Augen rollten unaufhaltſam Tränen von denen er nichts wußte. Herr Heine ſchämte ſich. Aber ſchließlich: hatte er nicht die Wahrheit geſagt? Dem Matroſen Strutz war Stine doch geſtorben Sie fuhren auf den Friedhof hinaus. nicht abweiſen. Herr Heine wies auf eine Grabſtelle. Hier ruhe ſie. Er war heiſer als er das ſagte; ihm war äußerſt unbehaglich; er verwünſchte dieſe ganze Geſchichte, aber er fühlte, daß ſie nun zu Ende gebracht, durchgelogen wer⸗ den mußte. „Warum hat ſie keinen Stein?“ „Wer hätte ihn ſetzen laſſen ſollen, Herr Strutz?“ Da ging Strutz zum Steinmetz, ſuchte einen präch⸗ tigen Marmorſtein aus und beſtellte die Schrift. Alle Da⸗ ten wußte er aus dem Kopf. Dann bezahlte er, gab Herrn Heine die Hand und reiſte wieder ab, ein gebrochener Mann. Der Steinmetz wollte den Stein ſetzen aber da fand ſich auf der Grabſtelle bereits ein anderes Monument. Stine weinte. Sie wurde krank. Sie lag drei Tage zwiſchen Leben und Tod. Dann begab ſich das Schickſal und gab ſie frei. Was ſie als Braut des Strutz geſündigt, wurde ihr geſtat⸗ tet als Mutter wieder gutzuma⸗ chen. Vielleicht ſollte ſie den Kin⸗ dern ſpäter ihre Geſchichte erzäh⸗ len? Denn es wiederholt ſich alles im Leben. Der kleine Heine würde eines Ta⸗ ges zur See fah⸗ ren, oder die Tochter Stine verlobte ſich mit einem Seemann — wie gut, wenn ſie dann die Ge⸗ ſchichte kannten von Stine und ihrem Matroſen. Strutz ließ ſich „Darum hat ſie keinen Stein?“ Die Bastille. Wohl viele von uns kennen aus den Geſchichtsſtunder der Schule her den Namen der Baſtille, und er lebt 1 unſerer Erinnerung als ein Ort, der ebenſo gefürchtet wi gehaßt war Wenn wir aber Gelegenheit hätten, die Auf zeichnungen über dieſes franzöſiſche Gefängnis durchzu ſtöbern, dann würden wir erſtaunt ſein über das Bild, da⸗ ſich vor unſerem geiſtigen Auge abrollt. Mit einer Verwunderung ohnegleichen lieſt man da daß dem Gefangenen Tavernier z. B. allmonatlich folgende „Extrazuweiſungen“ gemacht wurden; vierzig Flaſchen beſtes Bier, vier Flaſchen Branntwein, ſechzig Flaſchen guter franzöſiſcher Wein, zwei Pfund Kaffee, ein Trut⸗ hahn, dazu Nüſſe, Aepfel, Zucker und noch ſonſtige Klei ligkeiten. Vie zahlreiche andere Eintragungen beweiſen kamen viele andere Inſaſſen der Baſtille nicht weſentlit ſchlechter weg als dieſer Herr Tavernier. Dazu war di normale Gefängniskoſt von einer Schmackhaftigkeit un Vielſeitigkeit, daß geradezu eine Sehnſucht nach de, Baſtille großgezogen wurde. Wie wenig hierin eine bloße Redensart zu erblicken iſt, das bezeugen zur Genüge die vielen ſonſtigen Ver günſtigungen, die den Herren Inſaſſen zukamen. Um di „Belegſchaft“ bei guter„Stimmung“ zu erhalten, hatt ein Gefangener wie der andere Anſpruch auf monatlich „Bezüge“. Ueber dieſe Gelder, die nach den heutigen Be griffen recht weitherzig bemeſſen waren, konnte der Ge fangene ganz nach Gutdünken verfügen. Wie die In ſaſſen dieſe Beträge verwirtſchafteten, daran ſtörte ſich di Gefängnisleitung nicht im geringſten. Ließ der Gefangen ſeinen perſönlichen Wünſchen nicht geradezu freien Qauf dann war es ein Leichtes, jeden Monat noch ein nette Sümmchen zurückzulegen. Die Akten der Baſtille führen ſogar eine Reihe von Beiſpielen an, da Inſaſſen ausdrüth lich um eine Verlängerung(i) ihrer Strafzeit nachſuch⸗ ten, damit ſie ſo Gelegenheit hätten, noch etwas mehr Er⸗ ſparniſſe zuſammenzubekommen. Unter ſolchen Verhältniſſen hat es ſich alſo gut leben laſſen, namentlich, wenn man noch die Vergünſtigung be⸗ ſaß, ſich im Gefängnis Zimmervögel, Katzen oder Hunde zu halten. Auch für Zeitvertreib war nach beſten Kräften geſorgt. So erfährt man aus den Akten jener Zeit, daß 1 1 3 heine ganze Reihe von Gefangenen in ihren muſika⸗ liſchen Künſten nach alter Gewohnheit weiterbilden kon ten, andere ſuchten die Zerſtreuung im Karten⸗ und Schachſpiel, ja, es wurde ſogar häufig Gefängnisurlaub gewährt. Es bedurfte hierzu lediglich der ehrenwörtlichen Verſicherung, daß der Gefangene mit Sonnenuntergang in die Baſtille zurückkehrte. Es war alſo eine wirkliche Luſt, Gefangener zu ſein. Mit der Zeit kam es ſogar ſo weit, daß dieſes fidele Gefängnis mit ſeiner Serie exquiſiter Vergünſtigung mehr und mehr zu einem Gefängnis füt die„beſſeren! Strafgefangenen emporwuchs und daß die Gefangenen der zweiten und dritten Garnitur ſchon gar keine Ausſicht mehr hatten, hier aufgenommen zu werden. Aber auch noch in anderer Beziehung ſind die alten ſtücke höchſt intereſſant. Sie geben auch eine kleine Zuſam: enſtellung der verſchiedenſten Straftaten, die eine Verbringung in die Baſtille nach ſich zogen. So machte im Jahre 1751 ein Ritter de la Foſſe mit der Baſtille Be⸗ anntſchaft, weil er ſo ungalant war, eine Madame Mont⸗ doiſter„mit dem— Teufel zu erſchrecken“. Ein anderer, un Monſieur Rolland, hatte, wie die Akten der Baſtille behaupten, ſeine Seele an den Teufel ausliefern wollen. Urteil: ein halbes Jahr Baſtille. Der Reitlehrer Combon hatte ſich unbefugterweiſe den Grafentitel beigelegt. Auch hier ſechs Monate Baſtille. Von den Frauen, die in die Baſtille gebracht wurden, wird beſonders eine Madame Peignier erwähnt, die darauf ausgegangen war, mehreren Beamten beim König einen ſchlechten Namen anzuhän⸗ zen. Der allerſonderbarſte Fall aber iſt ein Fall Mollard. Ein gewiſſer Philippe Mollard wurde im Jahre 1693 in die Baſtille geſteckt, weil er den Hausbewohnern und ſei⸗ ten Angehörigen„deutliche Anzeichen der— Melancholie zu erkennen gab“. Und da ſowohl die Angehörigen wie die Nachbarſchaft in dieſen Symptomen etwas Ungebühr⸗ liches und Beleidigendes erblickten, flog Philippe Mollard genau wie ein ganz gewöhnlicher Sünder in die Baſtille, um dort mehrere Wochen lang ſeine melancholiſche Unart abzubüßen und ein beſſerer Menſch zu werden. Selbſtverſtändlich ſind damit die erſchütternden Bege⸗ venheiten, die uns die Geſchichte von jenem Ort überlie⸗ fert, in ihrer Tragik nicht gemildert. Die vorſtehenden Aufzeichnungen des Chroniſten können uns nur das Bi⸗ zarre jener Zeit kundtun. Hindenburgs letzte Fahrt. Unter militäriſchem Ehrengeleit wurde der Sarg des Reichspräſidenten von Hindenburg 5 in Agne von Neudeck nach Tannenberg übergeführt. 1855 Die Familie Hindenburgs bei der Trauerfeier in Tannenberg. ter des An der Trauerfeier im Tannenberg⸗Denkmal nahmen auch die Familienangehörigen des Feldmarſchalls teil. Im Vor⸗ dergrund Oberſt von Hindenubrg mit ſeinen Kindern, in der zweiten Reihe, Frau Pentz, die Toch⸗ großen ſeiner Gattin und Toten, mit ihrem Gatten und Kindern. weit, iſitet für die gar rden. 25 (14. Fortſetzung.) Axel von Alſen ſteht als Schlepper im Dienſt des Spie⸗ lers, früheren Sträflings, Alkohol⸗ und Rauſchgiftſchmugglers Rybinſki. Er möchte die Verbindung löſen. Durch ein eigen⸗ artiges Erlebnis lernt er den Generaldirektor Walter Ruh⸗ land und deſſen Frau Ilſe kennen. Während zwiſchen beiden eine tiefe Freundſchaft entſteht, will Rybinſki von Ruhland Geld erpreſſen. Zu dieſem Zweck entführt er Frau Ilſe und verſteckt ſie auf einer Inſel. Axel, der ſich weigert, an dem Verbrechen mitzuhelfen, wird niedergeſchlagen und ebenfalls auf die Inſel gebracht. Hier erfährt er ſehr bald von der Anweſenheit der Frau, und es gelingt ihm, ſich mit ihr in Verbindung zu ſetzen. Walter Ruhlands Aktion hatte bereits den Erfolg, daß man die Inſel im See als den Aufenthalts⸗ ort der Frau Ilſe vermutet. Er mobiliſiert die Kriminal⸗ polizei gegen Rybinſki. Der Kommiſſar ſah nachdenklich auf das gleißende Schienengewirr des Bahnhofs Alexanderplatz hinaus, zu dem ſoeben ein Fernzug Warſchau Paris in ruhiger Majeſtät heranrollte. „Wir werden die Perſönlichkeit dieſes Rybinſki natür⸗ lich ſofort einer ſehr ſorgfältigen Nachprüfung unterziehen,“ ſagte er dann.„Jetzt fällt mir übrigens auch ein, wo mir der Name bereits einmal begegnet iſt. Kommiſſar Schloſſer, einer der leitenden Herren in der Zentrale zur Bekämpfung des Rauſchgifthandels, ſagte mir geſtern zufällig, daß ein Herr von Rybinſki in die neueſte Schmuggelaffäre mitver⸗ wickelt ſei. Ich bitte die Herren, mich für ein paar Augen⸗ blicke zu entſchuldigen. Ich werde den Kollegen von Ihrer Anweſenheit ſofort verſtändigen und nehme an, daß Ihre Mitteilungen von großem Intereſſe für ihn ſein werden!“ Fünf Minuten danach kam er mit einem unterſetzten, vollbärtigen Mann vom Typus eines mittleren Gutsbeſitzers zurück, der als Kriminalkommiſſar Schloſſer vorgeſtellt wurde. Bald war eine lebhafte Unterhaltung im Gange. Herr Schloſſer, der in ſeiner äußeren Erſcheinung nicht im geringſten daran erinnerte, daß er zu den unerſchrocken⸗ ſten und gefürchtetſten Vertretern ſeines Sonderfaches ge⸗ hörte, hatte immer neue Fragen nach Rybinſki, den er als eine der intereſſanteſten Erſcheinungen der internationalen Abenteurerwelt bezeichnete. „Ich habe mit Rybinſki ſchon einmal die Klingen ge⸗ kreuzt,“ ſagte er.„Und zwar in Paris. Schon damals ſtand er im Verdacht, an einem großen Rauſchgifthandel beteiligt zu ſein; leider genügten aber die Beweiſe der Pariſer Poli⸗ zei zu ſeiner Ueberführung nicht. ſo daß ich unverrichteter Sache nach Hauſe zurückkehren mußte. Rybinſki verſchwand dann für einige Zeit von der Bildfläche und tauchte erſt im Anfang dieſes Jahres wieder in Berlin auf, und zwar als Leiter eines Spielklubs, den wir eigentlich nur deshalb ſtill⸗ ſchweigend geduldet haben, um ihn beſſer im Auge behalten zu können!“ „Glauben Sie, daß Rybinſki von dieſer geheimen Be⸗ obachtung etwas ahnt?“ fragte Valentini dazwiſchen. „Aber ſelbſtperſtändlich. Dieſer geriſſene Gentleman kennt ſich doch in allen Lebenslagen aus. Er bewegte ſich auch beſonders vorſichtig, ſo daß unſere Bemühungen um ihn geraume Zeit ohne Erfolg blieben. Bis uns vor kurzem ein Zufall wieder auf ſeine Spur brachte. In der vorigen Woche iſt nämlich ein griechiſcher Finanzmann verhaftet worden, der ſchon lange als Geldgeber und Helfershelfer zahlreicher weißer Seuchengilden verfolgt wird. Bei dieſem Herrn nun hat man verſchiedene Korreſpondenzen gefunden, in denen Rybinſkis Name, allerdings in ſehr vorſichtiger Verſchleierung, mehrfach vorkommt. Leider und eigentlich unbegreiflicherweiſe hat aber der Hamburger Unterſuchungs⸗ richter den Griechen gegen eine hohe Kaution wieder auf freien Fuß geſetzt, und dieſer iſt daraufhin natürlich ſofort in der Verſenkung verſchwunden, und die ganze Sache ſcheint ſich wieder langſam in Wohlgefallen aufzulöſen. Da kommen mir Ihre Mitteilungen ſehr gelegen. Bis jetzt reichte nämlich mein Material allein nicht aus, um Rybinſki verhaften zu laſſen. Nun aber können wir ihm vielleicht von anderer Seite her beikommen!“ „Das dürfte nicht ſo ganz einfach ſein!“ bemerkte Va⸗ lentini in ſeiner trockenen Art.„Rybinſki iſt ſeit einigen Tagen ſpurlos aus Berlin verſchwunden.“ Der Kommiſſar lächelte freundlich. „Nun, eines ſchönen Tages wird er ſich ja wohl auch wieder einfinden. Die Hauptſache iſt. daß mir die Herren eine Handhabe gegeben haben, dieſen gefährlichen Menſchen einmal ernſtlich anzufaſſen. Ich werde noch heute bei ihm eine Hausſuchung vornehmen, und wenn dieſe nicht den gewünſchten Erfolg haben ſollte, morgen die Gegend um den Kremnitzſee von meinen Leuten einmal gründlich ab⸗ leuchten laſſen. Ich hoffe beſtimmt, daß wir dabei auch Frau Ruhland finden und ſozuſagen zwei Fliegen mit einer Klappe ſchlagen werden!“ XVII. Als Doktor Lukas abends um zehn Uhr die Villa Rybinſki verließ, regnete es noch immer mit der hart⸗ näckigen Einförmigkeit eines Landregens, wie er ſich am Spätnachmittag aus einem kurzen, aber ungewöhnlich hef⸗ tigen Gewitter über Berlin entwickelt hatte. Mit einem leiſen Mißbehagen ſchlug er ſeinen Mantel⸗ kragen hoch und ſpähte nach einer Taxe aus; doch erſt an der Ecke der Königin⸗Luiſe⸗Straße gelang es ihm, eines Wagens habhaft zu werden. 5 „In demſelben Augenblick ſetzte ſich auch ein großes blaues Privatauto, das vor einem Reſtaurationsgarten ge— halten hatte, in Bewegung. Er wurde alſo verfolgt; ſeit der Hausſuchung am Nach⸗ mittag ſtand offenbar jeder Bewohner der Rybinſkiſchen Villa unter polizeilicher Bewachung. * Doktor Lukas hatte urſprünglich eine Hausnummer in der Augsburger Straße als Fahrtziel angegeben; als der Wagen jetzt aber am Steglitzer Rathaus auf die Schloß⸗ ſtraße einbog, änderte er plötzlich ſeine Abſicht und befahl ſeinem Chauffeur, ihn geradenwegs zum Bahnhof Zoologi⸗ ſcher Garten zu fahren. Der Vorſprung gegen die blaue Limouſine, einen an⸗ ſcheinend ſehr ſtarken und ſicher geſteuerten Wagen, betrug kaum noch hundert Meter; auf offener Straße war alſo eine Abſchüttelung des Verfolgers ſo gut wie ausſichtslos, eine ſolche konnte höchſtens in dem Wagengewühl um den Bahn⸗ hof mit einiger Sicherheit durchgeführt werden. Als ſeine Taxe daher von der Hardenbergſtraße her in die Bahnhofseinfahrt einbog, drückte er dem Chauffeur ei⸗ nen Zehnmarkſchein in die Hand und öffnete noch im Fah⸗ ren die Wagentür. Im nächſten Augenblick eilte er mit einer Geſchwindig⸗ keit, die niemand dem verwachſenen kleinen Herrn zuge⸗ traut hätte, die lange Treppe zur Stadtbahn hinauf und ge⸗ langte mit Hilfe ſeines Stadtbahnabonnements unaufgehal⸗ ten durch die Sperre. Ohne nach rechts oder links zu blicken, drängte er ſich durch die dichten Menſchenmaſſen des Bahnſteigs zum zwei⸗ ten Aufgang und ſtand kaum eine Minute ſpäter an der Tiergartenfront des Bahnhofs. Jetzt erſt wagte er, vorſichtig Umſchau zu halten. Gott ſei Dank, der Hallenbogen hinter ihm war leer; er war alſo offenbar unbemerkt vom Bahnſteig entkommen. Trotzdem wartete er zur Sicherheit noch einige Zeit in einer leeren Fernſprechzelle, ehe er wieder ein Auto zu be⸗ ſteigen und zur Augsburger Straße hinüberzufahren wagte. Gleich hinter der Lutherſtraße, auf die die Scala gerade einen rieſigen Beſucherſtrom hinausſpie, ließ er ſeinen Wa⸗ gen halten und ging die letzte Strecke bis zur Kreuzung mit der Kalckreuthſtraße zu Fuß weiter. Vor einem großen, finſternen Eckhaus machte er halt und ſpähte aufmerkſam zu den langen Fenſterreihen empor. In dieſem Augenblick kam ein kleines Dienſtmädchen mit einem Hund auf die Straße hinaus, und Doktor Lukas trat, die günſtige Gelegenheit nützend, an ihr vorbei in den Hausflur. Ohne die Treppenbeleuchtung einzuſchalten, ſtieg er mit der Sicherheit alter Bekanntſchaft zum zweiten Stock hinauf und zog die Klingel. Geraume Zeit blieb alles ſtill, dann hörte er auf der Diele leiſe Schritte, eine Sicherheitskette klirrte herab. g Rybinſki ſtand vor ihm, in Hut und Mantel, zum Aus⸗ gang fertig. „Salute Dottore!“ ſagte er halblaut.„Ich bin vor Un⸗ geduld ſchon halb geſtorben!“ Damit zog er den kleinen Juriſten in die Diele herein und ſtieß die Tür zu einem großen, dunklen Zimmer auf, das von dem Licht einer vor dem Hauſe hängenden Bogen⸗ lampe wie von einem feinen Gewebe von bläulichem Violett durchdämmert war. Durch die weitgeöffnete Balkontür ſah die Nacht mit einem ſchmalen Himmelsausſchnitt fern herein. Ein hoher Dachgiebel ſchob ſich ſteilwandig in das trübe Regengrau und ſtand wie ein düſterer Schatten über dem blutroten Geranienſaum des Balkongeländers.——— „Nun, lieber Doktor, ſuchen Sie ſich irgendwo einen Platz und ſchießen Sie los. Ich bin aufs Schlimmſte gefaßt!“ Doktor Lukas tat einen tiefen, verzweifelten Atemzug. „Die Polizei war im Hauſe,“ ſtieß er dann mühſam her⸗ vor. 5 Stunden haben ſie das Unterſte zuoberſt ge⸗ kehrt!“ „Und nichts gefunden,“ warf Rybinſki ruhig ein. „Nein, nicht das geringſte. Schloſſer war ganz außer ſich als er mit langer Naſe wieder abziehen mußte!“ Mit einem leiſen Händezittern zündete ſich Rybinſki eine Zigarette an; der Schein ſeines Feuerzeuges beleuchtete ſe⸗ kundenlang ſein blaſſes Geſicht, in das die Sorgen der letzten Zeit tiefe Schatten hineingetuſcht hatten. „Das habe ich vorausgeſehen, ſeit ſie den Griechen ge⸗ faßt haben,“ ſagte er dann,„und darum Jack heute mittag mit der letzten Warenkiſte nach der Inſel geſchickt. War übrigens meine Frau im Hauſe, als uns die Polizei mit ihrem Beſuch beehrte?“ „Zum Glück nein! Sie war nachmittags in den Grune⸗ wald gegangen und rief dann von Onkel Toms Hütte an, daß ſie des Regens wegen von dort direkt zum Wintergar⸗ ten fahren werde.“ 5 „Nun, dann bin ich beruhigt! Sie wiſſen ja, daß Jua⸗ nita der anöiſz Menſch iſt, auf deſſen gute Meinung ich noch einigen Wert lege. Doch jetzt kommen Sie, Doktor! Ich muß noch etwas an die friſche Luft. Dieſer zweitägige freiwillige Zimmerarreſt in meiner einſtigen Studenten⸗ g omen von Du Hans JEE bude geht mir allmählich doch etwas auf die Nerven. Meine alte Mutter Schabernack verſorgt mich zwar aufs beſte Aber ich brauche Abwechſlung, neue Eindrücke, ein andere; Milieu, Muſik, Licht, meinetwegen auch Sekt und ſchön⸗ Frauen, wie die Filminduſtrie dem erſtaunten Spießer da⸗ Leben der ſogenannten großen Welt im Kino zu zeigen be⸗ liebt!“ . „Um Gottes willen, Sie wollen doch nicht etwa aus gehen?“ fragte Lukas entſetzt.„Wo Schloſſer einen Haft: befehl gegen Sie in der Taſche hat!“ Rybinſki lachte verächtlich. „Sie müſſen ſich beſſere Nerven anſchaffen, lieben Freund. Mir ſoll im Leben nichts Schlimmeres paſſieren als daß ein kleiner Berliner Kriminalkommiſſar mal ein paar Tage hinter mir her iſt. Wenn es Sie aber beruhigt können wir ja das Haus durch die alte Gerichtsvollzieher⸗ röhre verlaſſen, die mir ſchon als Student manchen guter Dienſt geleiſtet hat!“ Fünf Minuten ſpäter kamen ſie durch den hinteren Wohnungsausgang eine ſteile Dienſtbotentreppe hinab überquerten einen ſchmutzigen Hof und gelangten durch ein kleines Café auf die Kalckreuthſtraße hinaus. Schon längſt war das Abendfieber Berlins in dem rieſelnden Regengrau der einförmigen Häuſerfronten er; loſchen. Nur hier und da noch ein ſpäter Menſch, eine Keller⸗ kneipe, die mit trübgelben Lichtern in die Schattenmaſſe der Finſternis griff. Noch einmal verſuchte Doktor Lukas auszubrechen, doch Nybinſki blieb unerbittlich und ſchleppte ihn halb mit Gewal durch allerlei verödete, nur von ſpärlichem Laternenzittern . Straßen bis zur Gegend des Bayriſchen Platzes inauf. Vor einer kolibribunten Barreklame, auf derem rotie⸗ renden Lichtſchild das Wort Oktopus in ſtändig wechſelnden Farben aufglühte, machten ſie endlich halt. Ein bärtiger Rieſe in einem ruſſiſch⸗grünen Schoßrock riß die Tür weit vor ihnen auf und geleitete ſie zu einer winzigen Garderobe, in der ihnen bereits die wilden Syn⸗ kopen eines neuen Jazzſchlagers entgegenklangen. Und dann öffnete ſich groß und weit ein phantaſtiſch beleuchteter, in Gold und Rot lodernder Raum voll Rauch und Hitzedunſt und dem feinen, zitternden Duft gepflegter Frauenleiber. Ein beleibter glatzköpfiger Herr mit einem repräſenta⸗ tiven Bauch ſtürzte ihnen dienſteifrig entgegen und geleitete ſie zwiſchen den enggeſtellten Tiſchen zu einer ſeidengepol⸗ ſterten Box mit cremeſamtenen Cheſterfieldmöbeln. Rybinſki befahl einen franzöſiſchen Sekt und eine kalte Platte; er war jetzt wieder ganz der große Herr, der die klebrige Aufdringlichkeit des Geſchäftsführers mit einer ſouveränen Geſte wegſcheuchte und in läſſiger Gleichgültig⸗ keit durch ſein goldumrandetes Einglas auf das nickende, 8 Taumelwogen des kleinen Tanzringes ſchaute, en das Lichtgeſchmeide der Deckenkuppel mit einem flirren⸗ den Strahlenkegel überblendete. Eine wild bemalte alte Dame hatte in ihrer Nähe Platz enommen, eine erſchreckend häßliche, ſtrichförmig magere erſon mit ſcharfen Halsfalten und einem Brillantenbehang wie am Weihnachtsbaum. Ein baumlanger blonder Menſch von einem blühenden angelſächſiſchen Typus ſaß mit ihr am Tiſch, und ihre le⸗ bensgierigen Augen hingen wie verzaubert an dieſer ſtrotzen⸗ den Jugend, die ſie ſich wohl für ein paar größere Scheine für den Verlauf des Abends gemietet haben mochte. „Alſo Hals⸗ und Beinbruch für den morgigen Tag, lie⸗ ber Doktor!“ Rybinſki hatte ſein Glas erhoben und leerte es haſtig in einem einzigen Zuge. f Ich muß morgen unbedingt eine Entſcheidung herbei⸗ führen!“ ſagte er dann.„In der Art wie bisher geht es einfach nicht mehr weiter. Ich habe manchmal das Gefühl, direkt auf einem Vulkan zu leben!“ Doktor Lukas köpfte bedächtig die Spitze ſeiner Zigarre. „Dasſelbe predige ich Ihnen ja ſchon ſeit acht Tagen. Geſchäfte auf längere Sicht können wir uns jetzt nicht mehr leiſten. Haben Sie übrigens inzwiſchen endlich nach Wann⸗ ſee geſchrieben?“ „Gewiß, heute nachmittag! Und ich bin mit meiner Forderung, wie Sie mir rieten, auf zweihunderttauſend Mark zurückgegangen. Unklar iſt mir allerdings, wo und an wen die Auszahlung der Summe erfolgen ſoll, ohne daß die Polizei noch im letzten Augenblick die Hand darauf legt!“ Der kleine Exanwalt lächelte. „Nun, vorläufig ſind wir ja noch im Beſitz des Pfand⸗ objektes und können dieſen Trumpf jederzeit gegen eine un⸗ beiugte Einmiſchung ausſpielen. Trotzdem bleibt der Vaku⸗ taausgleich aber nach wie vor ein ſchwieriges Problem. Ebenſo, wohin wir uns, wenn alles glücklich abgelaufen iſt. zunächſt wenden wollen.“ „Das letztere habe ich bereits reiflich durchgedacht. Wie ich Ihnen ſchon neulich ſagte, möchte ich als erſte Etappe bei einem der vielen Kurorte des Rieſengebirges bleiben, von denen ſich ein Grenzübertritt nach der Tſchechoflowakei am leichteſten bewerkſtelligen läßt. Juanitas Gaſtſpiel läuft morgen ab. Wir können alſo Berlin bereits morgen ver⸗ laſſen. Techniſch iſt das vielleicht am 1 55 und unauf⸗ fälligſten ſo zu machen, daß Sie im Laufe des morgigen Tages in Dahlem alle Vorbereitungen für die Reiſe treffen und mich gegen neun Uhr abends auf der Terraſſe des Wintergartens erwarten. Bis dahin hoffe ich, mit Ruhland ins reine gekommen zu ſein und hole Juanita und Sie dann in der Dorotheenſtraße ab. Wenn irgend möglich, fahren wir noch in derſelben Nacht bis nach Hirſch berg.“ Und was wird aus unſerem Depot auf der Inſel? Es ſind doch ſchließlich Millionenwerte, die dort lagern.“ FFortſetzung ſolgt.) . e Schach Aufgabe. 0 75 0„ ... 1 2e, 5 A 6 4 0 2 E. e e,, 9 2 ce, ee, 7 .. 2 75 e, 7 . e 1, 1 r a b 0 d 0 1 8 Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. Bruchſtück⸗Aufgabe. ſe—— ck,—— inin, ge—— lt,— pei— e.—— nſt. An Stelle der Striche ſind Buchſtaben zu ſetzen, ſo daß Wörter entſtehen, während die zu ſuchenden Buch⸗ en, aneinandergereiht. eine Naturerſcheinung ergeben. Tätigkeits⸗Rätſel. 12 3 4 5 67 8 leuchtet, 1 36 1 vernichtet. 3 62 3 lacht oder weint. 41883 6 beißt. 5 7 6 4 ſticht. 6 7 4 5 3 inſpiziert. 7536 fließt. 8 3 4 7 6 ſingt. Synonym. An Stelle eines jeden der nachſtehenden Wörter ſoll ein ſynonymes, ſinnverwandtes Wort geſetzt werden. Die Anfangsbuchſtaben dieſer ergeben alsdann, aneinanderge⸗ veihl, ein erfriſchendes Getränk: 1. jammern, 2. durchlochen, 3. zanken, 4. kundtun, 5. toben, 6. dulden, 7. fliehen, 8. rau⸗ nen. 9. anbieten, 10. zurechtweiſen, 11. ſchmachten, 12. über⸗ legen. Silben-Rätſel. a bro dan den dy e ge ger he hol log lü na och pard ſe ſtein ſter. Aus vorſtehenden 18 Silben ſins 9 zweiſilbige Wörter mit folgender Bedeutung zu bilden: 1. Deutſches Land. 2. Fluß in Spanien. 3. Küſtenfahrzeug. 4. Raubtier. 5. Haustier. 6. Baumwollgewebe. 7. e Beſitzung. 8. Nebenfluß des Rheins. 9. Engliſche Bezeichnung für Stutzer. Sind die Wörter richtig gebildet, ergeben die Anfangs und Endbuchſtaben. aneinandergereiht, je ein deutſches Seebad. Magiſches Flügel-Rätſel. 4 2 4 I 7* * 0 e 7 Die N in vorſtehender Figur find ſo umzu⸗ grdnen. daß die einzelnen Flügel Wörter mit folgender Bordeſchaf ergeben: 1. Muſikinſtrument. 2. und 3. Beliebte Vorbeſchäftigung für den Urlaub. 4. Speiſefiſch. Buchſtaben⸗Rätſel. Erzeugnis der Bäckerei. Ruhezeit. Geſichtsteil. Schiffsteil. ——.—— Hausgerät. Fußloſer Becher. ——.—— Ruderbank. ——.—— Heftiger Wind. Man ſuche die bezeichneten Wörter, deren mittlere, durch Punkte angedeutete Buchſtabenreihe einen viel be⸗ gehrten touriſtiſchen Ausrüſtungsgegenſtand ergeben. Geographiſches Problem. Zeichnung geſetzlich geſchützt.) Welches Sprichwort ergeben die acht Teile in vor⸗ eee 5 9705 1 in den 1 5 zu 8 f geographiſchen Bezeichnungen ſi urch ein Frage⸗ zeichen angedeutet. Nach dem im Mittelteil befindlichen ter werden die einzelnen Teile dann miteinander ver⸗ unden. Natoel·Celce ee ee e eee Jehl-Aufgabe. Unter Hinzufügung der Silbe„ka“ als zweite in je⸗ dem Worte ſollen aus nachſtehenden 18 Silben 9 Wörter gebildet werden. Dieſe müſſen. wenn man die Anfangs⸗ buchſtaben aneinanderfügt. die aſtronomiſche Bezeichnung für einen Teil des Jahres ergeben: ar de dron du es geld he len mi ne neumo ſchi ſten ta te ten u. Bruchſtück⸗Aufgabe. Aus je 2 der Bruchſtücke a al be de e in is ka kr nd pl ſt ſind unter Zuhilfenahme der Bruchſtücke ei la ſe ſr ub ur fünf zweiſilbige Wörter und ein dreiſilbiges Wort zu bilden. Werden die letzteren Bruchſtücke dann richtig zu⸗ lammengeſtellt, ergeben ſie eine ſommerliche Einrichtung, die, je länger ſie iſt. unſern Leſern um ſo willkommener ſein wird. Wir wünſchen ſie allen unſern Leſern recht reichlich. Auflöſungen aus voriger Nummer: Scharade: Fingerhut. Ketten⸗Rätſel: Bach— See See— Land Land — Bau Bau— Grund Grund— Buch Buch— Druck Druck— Luft Luft— Weg Weg— Berg Berg— Sturz Sturz— Bach. ötter⸗Rätſel: 1. Bord, 2. Andros, 3. Gefieder, 4. Stahl, 5. Anis, 6. Blatt, 7. Steuer, 8. Altona, 9. Piano, 10. China. 11. Umhang, 12. Taſche, 13. Dachs, 14. Blut, 15. Preis, 16. Gladiole, 17. Schiff, 18. Netz.— Ordnung hilft haushalten. Zweiſilbige Scharade: Brautſchatz. Bilder⸗Rätſel: Stör' nicht den Traum der Kinder. Anekdoten Wichkige Beſchäftigung. Der Kaiſer Ferdinand von Heſterreich hatte in ſeinen letzten Regierungsjahren für die Staatsangelegenheiten wenig Intereſſe. Bei einem Miniſterrat ſaß der Kaiſer. während der Premierminiſter eine äußerſt wichtige Frage behandelte, am offenen Fenſter des Saales und ſah hinaus. Als der Vortragende zufällig eine Pauſe machte, wandte ſich der Kaiſer zu ihm und ſagte:„Denken S' nur, in den letzten zwei Stunden ſind 425 Fiaker und 180 Omni⸗ buſſe durch die Hofburg gefahren.“ Was ein Wunder wäre. Der bekannte Profeſſor Sch. an der Univerſität L. hatte im Kolleg über Wunder geſprochen. Am Schluſſe der Vor⸗ leſung trat ein Student zu ihm, dankte ihm für das, was er aus ſeinem Vortrag gelernt habe, bat aber um die Er⸗ laubnis, ihn noch um einige Erläuterungen über ein Wun⸗ 10 fragen zu dürfen, da er darüber noch nicht genügend lar ſei. 5 Der Profeſſor, der die Abſicht, ſich über ihn luſtig zu machen, ſofort durchſchaute, ſagte dem Studenten, er möge nur in der Vorhalle warten, bis alle Anweſenden ſich ent⸗ fernt hätten. Der Student nahm an der ihm angewieſenen Stelle ſeinen Stand und beſchäftigte ſich in Gedanken damit, wie er ſeine Fragen am ſchwierigſten ſtellen könne, als er plötz⸗ lich und ganz unerwartet eine ſchallende Ohrfeige 155 hinten erhielt, die ihm einen Schmerzensſchrei aus⸗ preßte. Hinter ihm ſtand der Profeſſor und fragte in freund⸗ lich ſanftem Tone den Studenten, ob das. was er eben ge⸗ fühlt, ihm Schmerz verurſacht habe. „Ei, das will ich meinen!“ ſagte der Student wütend. „Nun, fehen Sie, mein Lieber,“ entgegnete der Pro⸗ feſſor,„es würde ein Wunder geweſen ſein, wenn Sie keinen Schmerz gefühlt hätten!“ Einfacher Ausweg. Ein Salomo auf moderner Richterbank fördert gewöhn⸗ lich zu kritiſchen Bemerkungen heraus. In St. Louis in USA. wurde kürzlich ein Buchhalter eines Schuhgeſchäftes im Eheſcheidungsverfahren verurteilt, ſeiner geſchiedenen Frau wöchentlich acht Dollars zu zahlen. Als der Mann Beweiſe dafür beibrachte, daß er überhaupt nicht mehr als acht Dollars in der Woche verdiene, erteilte der Gerichtshof ihm lakoniſch den weiſen Rat. ſeinen Prinzipal um eine Aufbeſſerung zu erſuchen. Einfacher hätte der berühmte König und Richter in der Bibel einen ſchwierigen Fall auch nicht erledigen können. Schöneres-volleres Haar durch Kröftigung de, flocrurraln und de Kopfhaut mit dem bervortogend HArkenden Kräuter-Elixiert HHAAR WECKER. dem kortschelttllechen, leber ls kes dees Hees Heil- de leg ett. in Apotheken. Drogerien und Friseur · Oeschoften orhõlilich Wo goch nic vorrätig. Berugsquellennochwelis und gulkle rende Broschur kostenl. durch die Alleinherslellerin: P HAEMA-PHVYSIKA H KAISER BERLIN N40 Preis der 200 C Flasche nur RNM 2 Sesund bleiben Sesund werden! „eg gunclung von sellist“ heigt eine Broschüre von Dr. med. SP UHL. Jeder sollte sie lesen, der sich nicht ganz gesund fühſt oder Be- Schwerden irgendwelcher— guch chronischer— Art hat. Die Broschüre wird kostenlos und ohne jede Verpflichtung für den Besteller übersondt. Terrn Ot. med. Rub. Spuft SELIN-FNIFDFENaU, Wiesbodener Stroge 83 Ich bitte mir lhre Broschüre„SESUNDUN S vod sEIBST“ kostenlos und portofrei zuzusenden. None Ort Die beſte Empfehlung. Als der Baron Halberg⸗Broich auf ſeinen Reiſen nac Konſtantinopel kam wo er Einlaß bei der Hohen Pforte zu erlangen ſuchte und ſich dem dienſttuenden Paſcha vor. ſtellte, fragte ihn derſelbe ob er Empfehlungen beſitze. „An die ganze Welt,“ verſetzte Halberg zuverſichtlich, zog eine Handvoll Dukaten aus der Taſche und meine trocken:„Genügt's“ „Vollkommen,“ erwiderte der Paſcha verſtändnisvoll und der Baron erhielt die Erlaubnis zum Eintritt ſofort, Bei Haſelmeiers klingelt es. Frau Haſelmeier öffnet, Ein Junge ſteht draußen:„Mutter läßt fragen, ob Sie nicht vielleicht ſo gut wären und den Staubſauger...“ „Ah, ich weiß haben.“ „Nein, Sie möchten ihn nur eine halbe Stunde gb. ſtellen.— unſere Sülze wird ſonſt nicht feſt!“ 1 Abfuhr. „Fräulein Beate, nehmen Sie es mir ſehr übel wen ich Ihnen ſage, daß ich Sie liebe?“ „Durchaus nicht, Herr Löckchen, berechnen Sie mir einer vernünftigen Preis für die Dauerwellen, und die Sache ß damit vergeſſen und vergeben!“ a En modischer Biſderbogeg Es ſind beſonders die Einzelheiten, die uns jetzt ſchon an der neuen Modelinie auffallen. Da gibt es eigenartige Nahtführungen, viele und große Taſchen, flache Hüte, alles ſammelt ſich zu einem neuen, zuerſt befremdenden Eindruck, Aber die Umwälzungen in der Mode werden ſo bedächtig vorbereitet und gehen ſo langſam vor ſich, bis zum Herbſt erſcheinen uns alle Neuheiten ſelbſtverſtändlich, wenn man ſie uns nach und nach vorſetzt. Eine Veränderung der Rock⸗ mode verſpricht auch Abwechflung in der Art der Oberteile. Die neuen Kragenformen verdienen beſondere Aufmerkſam⸗ keit. Als ſehr jung und kleidſam gilt der„Königin⸗Chri⸗ ſtine“⸗Kragen mit den weit herabgehenden ſpitzen Ecken. Dieſe Form ſchließt ziemlich hoch am Hals und erinnert ein wenig an die typiſchen Kinder⸗ kragen. Man trägt daher die⸗ ſen Schnitt am liebſten an dem loſen Dreiviertelmantel, mit großen Knöpfen in der Mitte durchzuknöpfen(Nr. 1) oder mit verdecktem Knopfverſchluß (Nr. 2). Zu dieſen Mänteln werden ziemlich gerade ge⸗ ſchnittene Röcke getragen. Das Material für beides ſind mo⸗ derne Wolltrikotſtoffe in Web⸗ charakter. Dieſe Jerſeys werden im Herbſt überhaupt eine große Rolle ſpielen, ſie haben alles Strickſtoffähnliche verloren und ſind immer wieder elegant und preiswert. Neben den Kragen bildet die Rückenpartie ein noch ziemlich unbekanntes Gebiet zur Entfal⸗ tung modiſcher Ideen. In Ver⸗ bindung mit den bekannten engliſchen Nähten zeigt die ſchößchenartige Jacke(Nr. 3) f. eine abſtehende Hüftlinie, die 5 nach vorn geführt, in beque⸗— 5 N men Taſchen ausläuft. Dieſe 1 ſparſame Pelzverzierung 8 ſchließt an der Vorderſeite ſo hoch wie möglich und unm⸗ 5 ſäumt ziemlich tief das leicht.. drapierte Rückenteil(Nr. 3). 8 Die Koſtümfacke(Nr. J) zeigt 8 den ſtark nachformenden N. Schnitt des Reitjacketts. Die 5— Nähte laufen in tiefen Fal⸗—. ten aus, ſie geben der kurzen e d die richtige mo⸗ r diſche Betonung. Sogar am leich⸗ 8 ten Wollkleid oder dem herbſt⸗- lichen Mantelkleid(Nr. 5) gibt der. hochgeſtellte, geſteppte Kragen ein 85 2 neuartiges Gepräge. Das rückwär⸗— tige Teil des Kaſaks iſt in meh⸗ rere Falten gelegt. Die Vorliebe für Taft in jeder Ver⸗ arbeitung hat uns wieder darauf gebracht, wie apart die⸗ ſes Material mit Spitzen zuſammengeſetzt wirkt. Das Theaterkleid(Nr. 6) mit file ernten Aermelröllchen und Gürtel hebt die Wirkung des ecrüfarbigen, viereckigen Spitzenkragens beſonders vorteilhaft hervor. „Zum— 8 555 rns mu Nebenausgaden Die Famiſte, und Zum 8 n,. Ae. Bi. 3 Ciesds. Berantworflich fü lonellen — 855 Wintler, verantwortlicher Angeigenleiter C01 3 Verlag Son agsblatt Deutſcher Proving⸗Verleget, ſämtlich Berlin, Mauerſtraße 50, ſie möchte ihn wohl wieder gepumpt — ͤ