K 2. Blatt zu MW. 192 Hindenburgs Gohn an das deutſche Volk Rundfunkanſprache des Oberſten von Hindenburg. Am Samstag ſpricht der Oberſt von Hindenburg fol⸗ gende Worte im Deutſchen Rundfunk: In tiefer Trauer und mit heißem Dank im Herzen ſtehe ich hier. Dieſer Dank richtet ſich zu Gott, der meinem heimgegangenen Vater die Gnade geſchenkt hat, ſeinem über alles geliebten Vaterlande und dem deutſchen Volk in ſchweren Jahren ſchirmend zur Seite ſtehen zu dürfen. Er wendet ſich an all die, die in Liebe und Treue zu dem Verewigten ſtanden. Dieſe Liebe und Treue kam in all dem herzlichen Empfinden während der vergangenen Tage in ſo überwältigender Weiſe noch einmal zum Ausdruck und fand ihren Höhepunkt am 7. Auguſt, dem Trauertag von Tannenberg. Führer und Volk haben dieſen Tag zu einer ſo wunderbaren letzten Ehrung werden laſſen, daß Menſchenworte zu gering ſind, um das wiederzugeben, was mich in tiefſter Ergriffenheit bewegt hat. Unauslöſchlicher Dank wird Zeit meines Lebens in meinem Herzen wurzeln! Laſſen Sie mich nun als Erben des Namens meines Vaters noch ein Wort ſprechen zu der am nächſten Sonn⸗ tag bevorſtehenden Volksabſtimmung, durch welche das deutſche Volk ſeine Zuſtimmung zu der Vereinigung des Amtes des Reichspräſidenten mit dem des Reichskanz⸗ lers geben ſoll. Der heimgegangene Keichspräſident und Generalffeld⸗ marſchall hat ſich, ſeitdem er am 30. Januar vorigen Jah- res ſeinen Bund mit Adolf Hitler geſchloſſen und ihn in der Weiheſtunde in der Garniſonkirche zu Potsdam am 21. März feierlich bekräftigt hat, ſters zu dem Reichskanzler Adolf Hitler bekannt und allen enkſcheidenden Entſchlüſſen der von dieſem geführten Reichsregierung ſeine Zuſtim⸗ mung gegeben. In der letzten Rede, die mein Valer im Rundfunk am 9. November vorigen Jahres an das deutſche Volk hielt, hal er ſeine ausdrückliche Zuſtimmung zu der Politik Adolf Hitlers erklärt, ſeiner mutigen, zielbewußken und kraftvollen Füh⸗ rung Dank gezollt und hervorgehoben, daß durch dieſe Jüh⸗ rung Deutſchland ſich ſelbſt wiedergefunden und die Kraft gewonnen habe, den Weg zu beſchreiken, den ihm ſeine nationale Ehre und ſeine Zukunft vorſchrieben. Das Ver⸗ trauen meines Vaters zu dem von ihm berufenen weitſich⸗ igen und kakkräftigen Kanzler und ſeine freundſchafkliche Geſinnung zu dieſem ſind in den eineinhalb Jahren enger Zufammenarbeit immer gewachſen und feſter geworden. Mein nunmehr verewigter Vater ſelbſt hat in Adolf Hitler ſeinen unmittelbaren Nachfolger als Oberhaupt des Deutſchen Reiches geſehen. Ich handle daher im Sinne meines Vaters, wenn ich alle deutſchen Frauen und Männer auffordere, bei der Volksbefragung am 19. Auguſt der durch Geſetz ausgeſpro⸗ chenen Uebertragung des bisher von meinem Vater inne⸗ gehabten Amtes des Reichspräſidenken auf den Führer und Reichskanzler zuzuſtimmen. Mein verewigker Vater iſt niemals müde geworden, dem deutſchen Volke zuzurufen: „Seid einig!“ Und es war das letzte Glück ſeines reichen Lebens, daß er den Juſammenſchluß und die Einigung des deutſchen Vol⸗ kes zur einheitlichen Nation noch geſehen hal. So dringt vom Marſchalls⸗Turm zu Tannenberg auch in dieſen Tagen noch ſein Ruf: „Schart Euch zuſommen und ſteht feſt geſchloſſen hin⸗ ter Deutſchlands Führer. Jeigt nach außen und innen, daß ein unzerreißbares Band das deutſche Volk in einem Willen feſt umſpannt!“ Nur ſo kann der Führer und Kanzler ſein Werk weiter⸗ führen und vollenden, Deutſchland wieder zu Ehren und Geltung zu bringen. Aufruf des Reichsſportführers Die deutſche Turn⸗ und Sportbewegung ſteht ein Jahr unter nationalſozialiſtiſcher Führung. Sie hat in dieſer Zeit eine Entwicklung genommen, die zur Einheit und Ge⸗ ſchloſſenheit ſtrebte. Sie hat Gegenſätze zu überbrücken ge⸗ ſucht und Hinderniſſe zu überwinden getrachtet, am Eröff⸗ nungstage der Deutſchen Kampfſpiele in Nürnberg wurde dieſes Werk der Einigung und Geſchloſſenheit dem ganzen Volke offenbar. Turner und Sportler, Reichswehr und Po⸗ lizei, Su und SS, HJ und Bom marſchierten auf und be⸗ kundeten in dieſer gewaltigen Heerſchau, daß ſie zuſammen⸗ ſtehen und zuſammenarbeiten, das Werk der Einigung wird Fortſchritte machen, die Geſchloſſenheit der deutſchen Turn⸗ und Sportbewegung wird ihre Früchte tragen. Wenn wir beute mit voller Genugtuung und mit berech- tigtem Stolz dieſe Sätze aussprechen dürfen, ſo ſeien wir uns deſſen bewußk, daß wir dem Manne zu Dank verpflich⸗ tet ſind, der dieſe Entwicklung möglich machte, Adolf Hit ler. Der Führer und Kanzler des Deulſchen Volkes ſieht in den Leibesübungen ein werkvolles Kulturgut. Er hal den deutſchen Sport unter den Schutz des Skaates geſtellt. Die deutſche Turn und Sporkbewegung kann ihm nicht beſſer die Gefünle des Dankes und der Treue beweiſen als da⸗ durch. dafs ſie geſchloſſen am 19. Auguſt zur Wahlurne geht und um in einem einſtimmigen„Ja“ das Verkrauen aus ſpricht. Deutſche Turner und Sporkler kuk eure Pflicht! gez. von Tſchammer 4 G Papen zum 19. Auguſt Hindenburgs Wille: Einheit der Nation. Der jetzige Geſandte in Wien, Vizekanzler a. D. von Pa⸗ pen, übergab dem Vertreter des DNB, um ſeine Meinung über den 19. Auguſt befragt, folgende Erklärung: „In dieſen Tagen nationaler Trauer um Deutſchlands heimgegangenen Ele bard hat die uns feindliche Umwelt oft ſich in rätſelhaften Vermutungen über das politiſche Te⸗ ſtament Hindenburgs ergangen, deſſen Veröffentlichung der Nationalſozialismus wahrſcheinlich niemals zulaſſen würde. Dieſes Teſtament nun habe ich vorgeſtern dem Führer übergeben, und es gibt keine beſſere Widerlegung der ge⸗ nannten Verdächtigungen und keinen ſchlüſſigeren Beweis für die Loyalität, mit der der Führer die Erbſchaft des ver⸗ ewigten Feldmarſchalls zu übernehmen gelobt hat, als die Tatſache, daß er auch nicht einen Augenblick gezögert hat, das hiſtoriſche Dokument der Oeffentlichkeit zu über⸗ geben. Der weſenkliche Inhalt des Vermächtniſſes iſt der Wunſch Hindenburgs, die von ihm immer angeſtreble, vom Führer am 30. Januar 1933 verwirklichte Einigung des geſamten deutſchen Volks innerlich mehr und mehr gefeſtigt zu ſehen, um durch dieſe Einheik Deutſchland der Vollendung der geſchichklichen Sendung unſeres Volkes zuzuführen. Dies iſt auch der einzige Wunſch Adolf Hitlers. Wir können daher in dieſer Skunde nicht beſſer das Vermächtnis des geliebten Feldmarſchalls erfüllen, als uns eng und unverbrüchlich um den Führer zu ſcharen. Nur die aus dem breiten Willen des Volkes geborene Einheit der Nation in Führung und Gefolgſchafk wird uns befähigen, die Schwierigkeiten der Zeit zu überwinden, um als ſtar⸗ ker Garant des Friedens unſerer geſchichtlichen und kultu⸗ rellen Miſſion gerecht zu werden.“ Frauen und Volksbefragung „Die deutſche Frau, die in wahrhaft nationalſozialiſti⸗ ſchem Sinne zur deutſchen Mutter erzogen iſt, wird der deutſchen männlichen Jugend von ſelbſt die Achtung ab⸗ zwingen, die ihr gebührt.“ „Nur ein wirklich hochſtehendes Frauengeſchlecht kann durch die ſittliche Erziehung der Jugend die deutſche Zu⸗ kunft ſichern und den deutſchen Menſchen wieder zu Heimat, Volk und Vaterland zurückführen.“ „Klarer als jemals zuvor hat der deutſche Menſch, ge⸗ läutert in der geiſtigen und materiellen Not der Nach⸗ kriegszeit, hart am Rande eines Abgrundes, erkannt, daß niemals die fremde Hilfe, die außerhalb der eigenen Na⸗ tion liegt, Rettung bringen könne und daß nur in unſerer eigenen Kraſt allein die Zukunft des Deutſchen Volkes liegt.“ 0 Reichsinnenminiſter Dr. Wilhelm Frick. 8 2 8. Der Siegeszug des Rundfunks Eröffnung der 11. Großen Deutſchen Junkausſtellung durch Reichsminiſter Dr. Goebbels. Berlin, 17. Auguſt. Die 11. Große Deutſche Funkausſtellung wurde in den Ausſtellungshallen am Kaiſerdamm eröffnet. Reichsmini⸗ ſter Dr. Goebbels hielt dabei eine Rede, die über alle deutſchen Sender übertragen wurde. Der Miniſter führte u. a. demokratiſch⸗liberaliſtiſchen galt es, von Grund auf Neues zu ſchaffen. Wer will uns deshalb ſchelten, weil wir, ſelbſt wohl auch befangen von der Größe der uns geſtellten Aufgaben, hier und da im Experiment das verſuchten, was durch Erfahrung und Lehre nicht gefunden werden konnte. Aber wie auf allen anderen Gebieten, ſo haben wir uns auch auf dieſem ſehr bald ſchon zurechtgefunden. Der Dilettantismus, der auch hier Können durch Wol⸗ len erſetzen zu dürfen meinte, wurde eher, als man das für möglich hielt, aus dem Felde geſchlagen und wich einer ernſten, durch Fleiß und Genauigkeit ausgezeich⸗ neten Beſchäftigung mit dieſem wohl modernſten Mittel der öffentlichen Meinungs-, Willens⸗ und Geiſtesgeſtaltung. Eine großzügige Werbung, getragen durch die Organi⸗ ſation des Nationalſozialismus, ſetzte ein. Sie wurde unter⸗ ſtützt durch die Maſſenproduktion des Volksempfän⸗ gers, die zu denkbar billigſtem Preis einen denkbar guten Rundfunkapparat auf den Markt brachte. Der Produktionswert der deutſchen Kundfunk⸗ induſtrie beläuft ſich im Jahre 1933 auf 180 Millionen Mark. Er iſt um rund 40 Prozent höher als der Produk⸗ kionswert des Jahres 1932. Einer großzügigen Propaganda der nationalſozialiſti⸗ ſchen Rundfunkorganiſakion gelang es, das Inkereſſe am Rundfunk in ſo breite Volkskreiſe hineinzutragen, daß eine manchmal geradezu ſprunghafte Steigerung der Rund ⸗ funkhörer zahl einſetzte. Gegenüber 4 100 000 556⸗ rern am 1. Juli 1932 und 4 300 000 am 1. Januar 1933 haben wir heute 5 360 000 Hörer. 900 000 Volksempfänger! Ueber 700 000 Volksempfänger ſind ſeit der Funkaus⸗ ſtellung des vergangenen Jahres aufgelegt und fabriziert worden. Die Produktion dieſer 700 000 Apparate in einem Jahre iſt— das beweiſt die Gegenüberſtellung der Ziffern von 1932 und 1933 eindeutig— eine zuſätzliche gewe⸗ ſen. Wir ſind Funkinduſtrie und Funkhandel zu Dank ver⸗ pflichtet für die geleiſtete Arbeit und ſehen im Volks⸗ empfänger eine Tat vorbildlichen nationalſozialiſtiſchen Ge⸗ meinſchaftsgeiſtes. Mit Freuden komme ich deshalb dem an mich herange⸗ tragenen Wunſche der Funkinduſtrie nach und perkünde bei dieſer Gelegenheit die Auflegung der achten und neunten Serie von weiteren je 100 000 Stück des Volksempfän⸗ ger B. E. 301. Samstag, 18. Aug. 1934 * 1932 hatten wir 48 000 Sendeſtunden, im erſten Halbjahr 1934 30 000, auf ein Jahr umgerechnet alſo 60 000 Sendeſtunden der Hauptſender. Das bedeutet eine 20prozen⸗ tige Steigerung. Das rein künſtleriſche Programm umfaßte 1932 65 000 Sendungen und wird 1934 nahezu 100 000 Sendungen erreichen. Wir ſind ein Skück vorwärks gekommen in einem Jahr. Wir wollen im kommenden Jahr nicht ſte⸗ henbleiben oder müde werden. Noch näher als bisher wol⸗ len wir an das Volk heranrücken. Der Rundfunk ſoll ein⸗ mal, wie ja die Zeitung heute ſchon, zur geiſtigen Tages⸗ koſt des ganzen Volkes gehören. In dieſem Sinne erkläre ich die 11. Große Deutſche Funkausſtellung für eröffnet Der neue Reichsbankausweis Der Ausweis der Reichsbank vom 15. Auguſt 1934 zeigt, daß die Entlaſtung ſich in normaler Weiſe fortgeſetzt hat. Die geſamte Kapitalanlage der Bank in Wechſeln und Schecks, Lombards und Wertpapieren hat ſich um 61,4 Mil⸗ lionen auf 4065,9 Millionen Mark verringert. Die Beſtände der Reichsbank an Gold und deckung fähigen Deviſen haben ſich um 0,2 Millionen auf 78,3 Millionen Mark erhöht. Be⸗ ſondere Zahlungstermine lagen nicht vor: in der Berichts⸗ woche wurde eine kleine Goldeinzahlung für Rechnung der Reichsbank im Auslande geleiſtet. Im einzelnen haben die Goldbeſtände 900 Mark auf 75.0 Millionen Mark und die Veſ an d zen Deviſen um 37000 Mark auf 3,3 Millionen zugenommen. iſtragter für die Saar. 0 eſpondenz“ mitteilt, wurde an Stelle von 9„Teſta der Prager päpſtliche Geſchäftsträ⸗ ger Msgr. Giovanni Panico zum päpſtlichen Beauftragten für das Saargebiet ernannt. Mgr. Panico begibt ſich zum Empfang nötiger Inſtruktionen nach Rom, von wo er bal⸗ digſt nach Saarbrücken abreiſen wird. Msgr. Panico war bisher Uditore der apoſtoliſchen Nuntiatur München und bleibt gleichzeitig päpſtlicher Geſchäftsträger in Prag. Volksgerichtsurteil für SA.⸗Zerſetzung. Der Volksgerichtshof verhandelte zum erſten Male einen Fall von SA. ⸗Zerſetzung. Die Anklage richtete ſich gegen den 34jährigen Kommuniſten Walter Jäger aus Leipzig, der verſucht hatte, einen Leipziger SA.⸗Mann für die Ziele der KPD. zu gewinnen. Der Mann im Braunhemd, der pflichtgemäß ſofort Anzeige bei ſeinem Standartenführer erſtattete, ging ſcheinbar auf das Verlangen des Kommu⸗ niſten ein, um ihn und ſeine Hintermänner entlarven zu können. Das Urteil lautete auf zwei Jahre Gefängnis. „Sicherheitskommiſſar“ Prinz zu Zuchthaus verurteilt. Das Berliner Sondergericht verurteilte den früheren Berliner„Sicherheitskommiſſar“ der roten Nevolutionsregie⸗ rung von 1918, Erich Prinz, wegen fortgeſetzten Betruges im Rückfall unter den ſtrafverſchärfenden Vorausſetzungen der Verordnung zur Abwehr heimtückiſcher Angriffe zu acht Jah⸗ ren Zuchthaus und 3000 Mark Geldſtrafe. Deutſcher Proteſt an Knox Eine Note der Reichsregierung.— Die ungefühnten Be⸗ ſchimpfungen. Berlin, 17. Auguſt. Die Reichsregierung hat am 14 dieſes Monats an die Regierungskommiſſion des Saargebietes nachſtehende Ver⸗ balnote gerichtet: Einige im Saargebiet erſcheinende Zeitungen haben das Ableben des Herrn Reichspräſidenten Generalfeldmarſchalls von Hindenburg zum Anlaß genommen, um Deutſchland und ſeine führenden Männer in der denkbar niedrigſten Weiſe zu beſchimpfen und zu verleumden. Sogar die ehr⸗ würdige Perſon des Verewigten iſt von den unerhörteſten Schmähungen nicht verſchont geblieben. Mit ſtärkſtem Befremden muß die deutſche Regierung feſtſtellen, daß in dem im Namen des Völkerbundes ver⸗ walteten Gebiet derarlige Exzeſſe, die in der ganzen Welt nicht ihresgleichen haben, vor ſich gehen können, ohne daß die Negierungskommiſſion des Saargebietes dagegen ein⸗ ſchreitel. Dieſe Haltung der Regierungskommiſſion wider ⸗ spricht ebenſo ſehr den im Völkerverkehr allgemein befolg⸗ ken Grundſätzen wie dem beſonderen Charakter des Saar- gebietes, das kraft des Verkrags von Verſailles deutſches Gebiet iſt und deſſen Bewohner Deutſche ſind. Mit aller Enkſchiedenheit erhebt daher die deutſche Regierung gegen dieſe Haltung der Regierungskommiſſioan Einſpruch und er⸗ wartet, daß dieſe alsbald im Sagargebiet die nokwendigen Vorkehrungen gegen ſolche Exzeſſe trifft.“ Um die in dieſer Note behandelten Exzeſſe zu kennzeich⸗ nen, genügt als einziges Beiſpiel die Erwähnung der Saar⸗ brücker„Volksſtimme“, die die Beiſetzung des verehrten Reichspräſidenten und Generalfeldmarſchalls von Hinden⸗ burg mit folgenden Worten begleitet hat:„Wir wollen einen abſchließenden Punkt hinter das Bild dieſes Mannes ſetzen und ihn zu den Akten legen als den Repräſentanten des ungeiſtigen Barbarismus und eines der Ziviliſation ab⸗ holden Deutſchland.“ Kurzmeldungen Berlin. Miniſterpräſident Göring hat die Folgen des Kraftwagenunfalles gut überſtanden. Er befindet ſich weiter⸗ hin auf dem Wege der Beſſerung. Am Donnerstag nach⸗ mittag beſuchte der Führer den Miniſterpräſidenten.. Dresden. Auf einer Tagung der Kreisbauernführer in Dresden ſprach Miniſterialdirektor Moritz über die brennend⸗ ſten agrarwirtſchaftlichen Fragen. a Saarbrücken. Der im Saargediet ſehr bekannte katho⸗ liche Geiſtliche Pfarrer Wilhelm wandte ſich auf einer Kund⸗ ebung gegen die Lügenhetze der„Neuen Saarpoſt“ und erklärte, 4 Getwſſen pflicht der Katholiken, für die Kück⸗ kehr nach Deutſchland zu ſtimmen. 5 Wien. Das Bundeskanzleramt hat die in Saarbrücken erſcheinende„Deutſche Front“ auf die Dauer eines Jahres verboten. Paris In der franzöſiſchen Preſſe rechnet man allge⸗ mein mit einer noch nie bageweſenen Mehrheit für den Führer.. .— n N 777 1 4 22 Im Rampf gegen hunger und Kälte Wer die Arbeit überblickt, die das deutſche Volk im vergangenen Jahr unter ſeinem Führer Adolf Hitler und ſeinen Mitarbeitern geleiſtet hat, kann, wie es auch in der objektiven Auslandspreſſe geſchieht, nichts anderes als Hochachtung und Bewunderung für die Zähigkeit, den Arbeitswillen und die Treue dieſes Volkes empfinden. An dieſem Ringen um Geſtaltung hat auch die National⸗ ſozialiſtiſche Volkswohlfahrt ihren beſonderen Anteil gehabt. Der Führer hat ſte zur einzigen parteiamtlichen Organiſation für das geſamte Ge⸗ biet der Wohl⸗ fahrtspflege und Fürſorge beſtimmt und ihr in prak⸗ tiſcher Arbeit die ſittliche Forderung:„Gemeinnutz vor Eigennutz“ auf dem Geſamtgebiet der Wohlfahrts⸗ pflege und Fürſorge übertragen. Denn kaum ein Gebiet iſt ſo geeignet, den Unterſchied des Heute gegen⸗ über dem Geſtern ſichtbar werden zu laſſen, wie es die nationalſozialiſtiſche Wohlfahrtsidee unternimmt. Wohl⸗ fahrtsmaßnahmen alter Denkart wurzelten in der un⸗ perſönlichen Hilfe des Staates. Das Volk machte den Staat für ſeine Not verantwortlich. Das Recht der Per⸗ ſönlichkeit galt mehr als die Pflicht. Daher mußten alle Maßnahmen verſagen, die von dieſem Grundſatz ausgingen. Sobald aber der Einzelne nichts, die Gemeinſchaft alles bedeutet, wird die Gemeinſchaft zum Träger der Hilfe für den Einzelnen. Adolf Hitler hat niemals Verſprechungen gemacht, er hat Opfer gefordert, und zwar Opfer aller für das Ganze. zum ſittlichen Gebot für jeden Einzelnen zu machen, war einer der weſentlichſten Punkte im Programm Adolf Hitlers. Der Abgrund, über den früher keinerlei Brücken führten, wurde jetzt überbrückt und geſchloſſen durch die chriſtliche Nächſtenliebe, durch den Sozialismus der Tat, mit dem ſich jeder jedem verpflichtet fühlte. Das Winterhilfswerk des Deutſchen Volkes 1933/34 offenbarte eine Bekenntnistreue, die geradezu erſchütternd wirkte. „Keiner darf hungern und frieren“, dieſes Gebot des Führers fand überall Gefolgſchaft. Mehr cas eine Million freiwilliger Helfer opferten Tage und Nächte, Wochen und Monate hindurch ihre Arbeitskraft als unbekannte Soldaten Adolf Hitlers. 47 Millionen Volksgenoſſen opferten, 18 Millionen Volksgenoſſen wurden betreut. Es wurden verteilt: Dieſe Forderung Lebensmittel 130.000.000,— RM Bekleidung 70.000.000,—„ Kohlen 85.000.000,—„ Spenden von Gutſcheinen, Vergütungen und Leiſtungen 25.000.000,—„ Freitiſche und Liebesgabenpakete 10.000.000,—„ 320.000.000,— RM Hierin ſind enthalten die Sachſpenden, die aus nachſtehend aufgeführten Geldſpenden gekauft wurden: Eintopfgericht Oktober 2.121.244, RM November 4.060.993,—„ Dezember 4.481.624,—„ Januar 4.400.704,—„ Februar 4.731.716,„ 55 März 4.255.000,—„ 24.551.281, RM Winterpfennig 790.159,—„ Chriſtroſe Neujahrsplaketten Spitzenroſetten Glasplaketten Hitlerjugend⸗Nagelung 2778 966.903,.—„ 884.889,—„ eee 334.641,— 32.224.439, RM 2 Eingänge bei der Reichsführung des Winterhilfswerkes Berlin, Reichstag: Reichszuſchuß 15.000.000, RM Rückvergütg. d. Reichsbahn für Kohlentransporte 8.914.085,.— W. H. W.⸗Lotterie 7.898.793,.— Poſtſcheck⸗Abbuchung. 3.081.400,.— Bankkont.⸗Abbuchung. 503.500,—„ Bei der Reichsfüh⸗ rung eingegangene laufende Gehalts⸗ u. Lohnabzüge der Staats⸗ u. Gemeinde⸗ beamten u. ⸗-Arbei⸗ ter, Firmen⸗ u. ſon⸗ ſtige Spenden 30.082.934,—„ Eingänge bei den Gauen, Kreiſen und Ortsgruppen des W.. W. aus laufen⸗ den Gehalts⸗ und Lohnabzügen, Fir⸗ menſpenden, Veranſtaltungen, Sam⸗ melbüchſen u. ſonſtigen Spenden 65.480.712, RM 82.109.536, RM 179.814.687. RM Der Wert der von der Reichsbahn gewährten Frachtfreiheit für Beförde⸗ rung von Sachſpenden wie Lebensmittel, Kleider, Kar⸗ toffeln, Weihnachtsbäume uſw. beträgt 6 Millionen Reichsmark. Nach Ablauf des Win⸗ terhilfswerkes ordnete Adolf Hitler die Durchfüh⸗ rung eines neuen Hilfs⸗ werks„Mutter und Kind“ an. Auch dieſe Hilfe konnte nur geleiſtet werden, wenn der Appell vom ganzen Volke aufgegriffen wurde. 22 W E f Für Mutter und Kind Hinter das Hilfswerk„Mutter und Kind“ hat dem Ruf des Führers folgend, nicht nur das Volk ſeinen Opfern geſtellt, ſondern auch die große Zahl der Behörden, Miniſterien, Wohlfahrtsamter und Ver⸗ ſicherungsträger. Es iſt das erſte Mal in der Geſchichte der Wohlfahrtspflege, daß man ſich auch von amtswegen ſo intenſiv für das Hilfswerk der freien Wohlfahrtspflege einſetzt. Es iſt in den letzten Monaten viel über einzelne Aufgabengebiete der N. S. V. geſchrieben worden. Heute können wir mitteilen, daß in dieſem Sommer bereits 10 000 erholungsbedürftige Mütter aus kinderreichen Familien auf vier Wochen Gaſt der Müttererholungs⸗ heime der N. S. V. ſein konnten. Dieſe Zahl ſcheint zwar nicht ſo gewaltig wie die Zahl der Kinderverſchickung, die ſich auf 500 000 beläuft. Wenn wir aber bedenken daß pro Erholungstag 2.50 RM für jede Mutter durch die N. S. V. aufgebracht werden müſſen, außerdem noch Fahr⸗ gelder, Verſicherung und Koſten für die Ausſtattung der Mütter, ſo kommt hier allein eine Geſamtſumme von etwa einer Million Mark zuſammen. Außerdem hat jeder Gau für beſonders ſchwächliche Kinder ſeine Erholungsheime in waldreichen Gegenden, an der See oder im Gebirge. Aber alle dieſe Einzelaufgaben des Hilfswerks„Mut⸗ ter und Kind“, von denen hier nur einige erwähnt wer⸗ den konnten, geben uns erſt dann ein richtiges Bild, wenn wir fragen, was der Sinn dieſer Arbeit iſt. Die nationalſozialiſtiſche Wohlfahrtspflege hat ſich bewußt ab⸗ gekehrt vom Spezialiſtentum der früheren Jahre. Sie kennt als ihren oberſten Begriff nur noch die Arbeit an der geſunden Familie. Was früher nur Kathederweisheit war, iſt heute Leitſtern dieſer Arbeiten geworden:„Die Familie iſt die Keimzelle des Staates“. ſich, mit enn eee d rere N der Bürgermeiſter von Worms. Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. 17 Den Rhein entlang klingt ein Schritt durch die ſtille Nacht. Ein Schatten geht auf und nieder, die Waffe im Arm. 2 Es iſt Wacht am Rhein, wie ſie die Wormſer Bürger⸗ wehr alle zwei Stunden ſtellt. Oben bei der Ahne in der hellen Morgenſonne ſtitzt wenige Tage ſpäter der alte Güldenborn, um ſeinen ver⸗ ſprochenen Beſuch abzuſtatten. Sein langer, brauner Rock iſt ſchön gebürſtet und gebügelt, die grauen Haare fallen ihm ſchlicht und glatt auf die ein wenig gebeugten Schul⸗ tern. Die ſtille Güte in ſeinem Geſicht iſt wie ein Licht, das alle Runzeln und Falten vergeſſen läßt. And in ſeinen Augen iſt ſolche Kinderklarheit, daß man immer hinein⸗ ſchauen möchte. Gar vieles hat Frau Emerentia mit dem alten Mann zu beſprechen.. ö i Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihre Reden. Die Jungfer Dorothee trat herein, ein zierliches, wei⸗ ßes Morgenhäubchen auf den gepuderten Locken. Sie trug ein Tablett in der Hand, auf dem ein Känn⸗ chen Schokolade und zwei ſchön geſchweifte, bunte Porzel⸗ lantaſſen ſtanden. Sie ſtellte alles auf das ſchwarze Eben⸗ holztiſchchen zwiſchen die beiden Alten. Dann ſchob ſie der Ahne die Rückenkiſſen gerade und goß die dampfende Scho⸗ folade in die Taſſen. Dabei ſprachen ſie über das Wetter, über die teuren Zeiten und die Franzoſen. Die Muhme Dorothee war Feuer und Flamme für Si⸗ hylles baldige Hochzeit. Denn ſie freute ſich immer, wenn es ztwas zu ſchaffen und zu rüſten gab. Die beiden kräftigen Arme in die Seiten geſtemmt, ſtand ſie am ſonnendurchflu⸗ teten Fenſter und fragte den alten Herrn noch voll Neu⸗ zier nach ſeinem Neffen aus. Denn ſie war heute ſehr ge⸗ ſprächig und gut gelaunt. Im Geiſt ſah ſie ſchon die duftenden Braten und wohl⸗ berzierten Torten, die zwiſchen dem alten Silber auf der Hochzeitstafel prangen würden. Sie ſah Sibylle im weißen Seidenkleid, Myrtenkranz und Schleier im weichen, blon⸗ den Haar. And wann mag nun die Ankunft des Herrn Baltha⸗ ar zu erwarten ſein? Es gibt ja noch ſo viel zu rüſten und vorzubereiten bis dahin.“ Der alte Herr wiegte den grauen Kopf. „Mit Beſtimmtheit läßt ſich noch nichts feſtſtellen, liebe Jungfer. Er wird wohl beizeiten einen Kurier ſchicken, denke ich. Aber eine andere Sorge bedrückt mich eigentlich noch mehr, liebwerte Frauen. Nämlich, ob die Jungfer Si⸗ bylle auch gern mit dem Anverlobten gehen wird? Sie ſah neulich ſo bleich und bedrückt aus, als ich ihr den Brief vorlas. Ich fürchte, ſie ängſtigt ſich vor der unbe⸗ kannten Zukunft. Wohl auch vor dem fremden Lande und der weiten Entfernung von Vorms.“ Jetzt richtete Frau Emerentia Battenberg ſich ſteil auf in ihrem Stuhl. Legte die hageren, blaugeäderten Hände feſt auf die Seitenlehnen und ſagte ſtreng: „Sibylle iſt kein törichtes Kind mehr und muß wiſſen, was ſich gehört. Vor allem aber, was ſie ihrem Namen und ihrem Hauſe ſchuldig iſt. Was ihre Eltern einſt für richtig befunden haben, ſoll auch für ſie Maßſtab und Wegweiſer ein. Was hat ſo ein junges Ding überhaupt ſchon eigenen Willen und eigenes Denken zu haben? Sie ſollte ſtolz ſein, wenn ein ehrenwerter und wohlhabender Mann ſie zum Eheweib begehrt. And ich bitte Sie, lieber Herr Gülden⸗ born, mich hierin zu unterſtützen und ſie nicht etwa noch zu bemitleiden oder zu beklagen.“ Steil und aufrecht ſitzend hatte die Greiſin geſprochen. Scharf und hart fielen ihre Worte in die ſonnendurchflu⸗ tete, ſtille Heimlichkeit des großen Zimmers. Die Jungfer Dorothee hatte ſich umgewandt und gedan⸗ kenverloren aus dem breiten Fenſter geſchaut. Es ging ihr jäh durch den Sinn, wie glücklich ſie wohl einſt ge⸗ weſen wäre, wenn ein Mann ſie zum Weibe begehrt und der Mit dem Regenmantel fängt es an. In der Uebergangs⸗ Gerbelleles zeit braucht man etwas ganz Solides, Zuverläſſiges. Der praktiſche Wettermantel iſt das Gegenſtück zu dem Kleid für alle Fälle, ein Feld⸗, Wald⸗ und Wieſenanzug wie ihn jede Frau braucht, um auf alles vorbereitet zu ſein. Es gibt ja nichts Komiſcheres als eine improviſierte Aufmachung für Regentage. Wenn Frauen in den letzten Sommerkleidern oder in funkelnagelneuen Herbſtmodellen mit dem Schirm in der Hand elegante Sprünge über tückiſche Pfützen machen. Ein boshafter Wind greift in die glockenreichen Röcke, Pliſ⸗ ſees und Volants wirbeln munter durcheinander. Auf hoch⸗ hackigen, empfindlichen Schuhen geht es bis zum wahllos erhetzten Zufluchtsort, um die aufgeweichte, ſommerliche Pracht und den Reſt des guten Ausſehens und der guten Laune zu retten. Ein kleines Trauerſpiel, das ſich täglich wiederholt und eigentlich jedem erſpart bleiben könnte. Aber die Mode läßt ſich auch durch die Launen eines Wettergottes nicht ſchrecken. Für jedes Kleid, elegant oder ſportlich, eignet ſich der ſandfarbene Garbardinemantel, er iſt die paſſendſte Hülle in kühleren Tagen, für jeden Zweck gediegen und vorteilhaft. Gedeckt in der Farbe, dankbar im Material und vorteilhaft in der Wirkung, ſchont er die Klei⸗ dung, die man vor unvorhergeſehenen Regenaüſſen ſchützen will. Man trägt in dieſem Jahr die neue„Slipon“⸗Form mit verdeckter Knopfleiſte und Raglanärmeln. Dieſen wei⸗ ten, loſe fallenden Schnitt ſieht man jetzt auch häufig bei den neuen ſportlichen Mänteln für Herbſt und Winter. Trotz aller Schlichtheit liegt die eigentliche Eleganz im tadelloſen, korrekten Sitz. Große Aufmerkſamkeit gilt den leicht wat⸗ tierten, verbreiternden Schultern und dem gerade geſchnit⸗ tenen, weitfallenden Rücken. Gutgeſchnittene Revers beto⸗ nen den herrenmäßigen, ſtrengen Stil. Dieſe Form verträgt es, recht vollkommen zugeſchnitten zu werden, man rechnet ſogar damit, ein Koſtüm darunter tragen zu können. Wollſtoffe im engliſchen Charakter und mit modernen Webeffekten laſſen ſich in ihrer derben Art ſehr gut dazu ver⸗ arbeiten. Der kleine Filzhut und ein buntes Halstuch ver⸗ vollſtändigen den Anzug. Aeußerſt wichtig iſt nun das rich⸗ tige, ſtrapazierfähige Schuhwerk. Der hohe Abſatz bleibt immer mehr dem Schuh für den Abend überlaſſen. Am Tage mird der Trotteurſchuh ſtark bevorzuat werden. Er bietet ſte herausgeholt hätte aus der Einſamkeit des Wormſer Hauſes. Wie ein ſilberſchuppiger, rieſiger Fiſch blinkten die Waſſer des Rheinſtromes in der Morgenſonne, daß die Jungfer Dorothee faſt geblendet die Augen ſchließen mußte. Aber nicht wie ſonſt ſah man die großen und kleinen Schiffe hin und her fahren. Es war merkwürdig ſtill und ruhig auf dieſer gewaltigen Verkehrsſtraße. Der alte Güldenborn hatte ſezne Schokolade ausgetrun⸗ ke, und wiſchte ſich zierlich mit dem blütenweißen Mund⸗ tuch die ſchmalen Lippen. Dann ſtand er auf und trat zur Jungfer Dorothee ans Fenſter. „Unſere ſchöne Stadt!“ ſagte er warm.„Anſer wunder⸗ ſchönes Worms!“ Dann ſchattete fragte: „Was ſind das für ſtarre und hohe Männer am Ufer?, Die ſo reglos ſtehen mit ihrer Waffe im Arm?“ „Es ſind die letzten von der Bürgerwehr, Herr Gülden⸗ born. Die anderen ſind bereits alle abgelöſt von den Franzoſen. Nur nicht die Wachen am Rhein. Das hat ſi 1 2* 2 1c + 7 0 5 2 die Stadt nicht nehmen laſſen. An ihrem Rhein wollen die Wormſer ſelber Wacht ſtehen, ſo lange es geht! Hier wol⸗ len ſie aushalten bis zuletzt. Denn von hier aus ſehen ſie hinüber in die deutſchen Lande, von wo ſie Hilfe er⸗ hoffen.“ Jaungfer Dorothee hatte es ernſt geſagt. ſonſt ihre Art war. Der alte Mann nickte. Seine ſchmalen Lippen bewegten ſich leiſe. „Die letzte Wacht am Rhein!“ * 1 Wieder ſind lange Wochen ins Land gegangen. 5 Im biſchöflichen Palaſt zu Worms ſteht Johann Friev⸗ rich Seidenbender vor dem greiſen Kirchenfürſten, der be⸗ reits 80 Jahre zählt. In dem Gemach iſt es ein wenig düſter, denn Schnee und Regen klatſchen gegen die hohen, ſchmalen, bogenför⸗ migen Fenſter der alten Biſchofsburg am Dom. Zwei Ker⸗ zen brennen in ſteilen Meſſingleuchtern auf dem ſchweren Eichentiſch. Seidenbenders Geſicht iſt noch ſchärfer und noch kan⸗ tiger geworden in dieſen letzten Wochen. Die Not ſeiner Stadt liegt auf ihm wie eine ſchwere Laſt. „And nun komme ich heute zu Euer biſchöflichen Gna⸗ den mit der Bitte, ein gutes Wort einzulegen für unſere Vaterſtadt beim Dauphin von Frankreich.“ Auf und nieder geht Seidenbender in dem hohen, ge⸗ täfelten Gemach des Biſchofs. Er hat keine Ruhe, um ſtillezuſtehen oder ſich in den geſchnitzten Stuhl zu ſetzen. „Es geht um das Letzte, Euer biſchöfliche Gnaden. Am unſere Freiheit, unſer Leben in Worms. Als die Trup⸗ pen des Kapitäns la Boulaye, der gute Manneszucht ge⸗ halten, unſere Stadt verließen, hat er mit all ſeinen Offi⸗ zieren uns bedauert, denn es würden Leute von des Kö⸗ nigs Regiment kommen, die wie die Teufel wären. Sie haben wahr gesprochen, Euer biſchöfliche Gnaden. Jetzt ha⸗ ben wir dieſe anderen Bataillons. Sie quälen uns Tag und Nacht bis aufs Blut. Sie verlangen ſo ungeheure Dinge, daß die Bürgerſchaft nicht mehr weiß, wie ſie es aufbringen ſoll. Und darum bin ich heute zu Euer biſchöf⸗ 119 Gnaden gekommen, um Euere Fürſprache zu er⸗ bitten. Seidenbender iſt vor dem Kirchenfürſten ſtehen geblie⸗ 125 und ſchweigt jäh nach ſeiner langen und ſorgenvollen Rede. Das faltenreiche Greiſengeſicht auf dem hohen, ge⸗ ſchnitzten Stuhl hat dem Sprecher aufmerkſam zugehört. „Vieles habe ich ſchon verſucht, mein Sohn. Aber auch die Kirche iſt machtlos gegen die Herrſchergier und Eroberungswut dieſes König Ludwig. Sie ſpeiſen auch 1185 mit freundlichen Worten ab. Aber geändert wird nichts.“ Schwer und traurig zittern die Greiſenworte durch den hohen, prächtigen Raum. er die Augen mit der Hand und Ernſter, als aalehr Dequenlilichten, man eriſüdet nicht ſo schnell, und Frauen, die viel laufen, legen großen Wert auf einen ſiche⸗ ren, ungezwungenen Gang. Schon im Sommer hat ſich der flache Abſatz unter den Wildleder⸗ und Panamaſchuhen ein⸗ gebürgert. In der eee eee 5 Form der typi⸗ ſchen Golfſchuhe mit Schnürungen und gelochten Verzierungen ſieht man alle Lederarten ver⸗ wendet. Auch Halbpumps mit großen Schnallen oder auf zwei bis e— — drei Oeſen ge⸗ 7 ſchnürt, ergeben 4 den zweckmäßi⸗ 7 V gen Straßenſchuh. 5 7 Das Neueſte in 1 5 dieſer Beziehun iſt der ziemlich 0 hochgeſchloſſene Schnürſchuh, der. als beſonders praktiſch angeſe⸗ hen wird. Für den Sport, beim Wandern, in Wind und Wet⸗ ter, der gute Ge⸗ ſchmack prägt ſtets die vernünf⸗ tige Kleidung. Die Wohnung riecht Schlechte Gerüche in der Wohnung, mögen ſie nun aus der Küche kommen oder vom Tabak⸗ oder Ofengeruch her⸗ rühren, beſeitigt man ſchnell, indem man in ein Gefäß rei⸗ nes Terpentinöl gießt und dann er Waſſer auffüllt (ungefähr ein Teelöffel auf 74 Liter Waſſer). Die Miſchung kann immer wieder aufgekocht oder durch kochendes Waſſer aufgefriſcht werden. Schadhafte Eimer Die Hausfrau ärgert ſich oft genug über jedes Stück⸗ chen Emaille, das vom Eimer abplatzt. Die Eimer ſehen ſchlecht aus und fangen an den ſchadhaften Stellen an zu roſten. Die Sorgen laſſen ſich beſeitigen, wenn man die abgeplatzten Stellen mit Emaillelack beſtreicht. —— L. —— 3 8 8 Die Kerzen in den Meſſingleuchtern flackern trübe. Im⸗ mer noch ſchlagen Schnee und Regen klatſchend gegen die Friedrich Fenſter. Seidenbender küßte die 1 weiche Greiſenhand. 5 1 5 Johann Er ſieht, daß er auch von dieſer Seite keinerlei Hilfe erhalten kann.. Der Biſchof hebt die Hand zum Segen. Friedrich Seidenbender neigt ſich tief und ſchreitet aus dene hohen, dämmrigen Gemach. Er hat die Lippen zuſam⸗ mengepreßt. „So hilf dir ſelber. Worms!“— Wuchtig und ſchwer heben ſich die Konturen des Bi⸗ ſchofspalaſtes vom grauen Novemberhimmel. Immer noch rieſeln die Flocken, mit Regen vermiſcht. Ueber den Rhein her fegt ein Wind, der ſie dem ober⸗ ſten Ratsherrn juſt in das zerfurchte Angeſicht peitſcht. Aber Johann Friedrich Seidenbender geht ſteil und auf⸗ recht und beugt ſich nicht dem Sturm. Er hat auch die Hände nicht in den pelzverbrämten Aermeln ſeines Man⸗ tels vergraben wie die anderen Vorübergehenden alle. Er hat ſie zu Fäuſten geballt und läßt ſie naß werden im fallenden Schnee Dämmergrau und fröſtelnde Winternäſſe liegt über den Dächern von Worms. Seidenbender weiß, daß unter all dieſen Dächern fetzt Not und Leid und Bedrängnis woh⸗ nen. Daß überall die Franzoſen befehlen und lärmen und mit harter Hand und herriſcher Stimme reiche Mahlzeiten fordern von den Bedrängten, die ſelbſt kaum für ſich und die Ihrigen ſatt zu eſſen haben. Und er ſelbſt iſt machtlos und muß dem allen zuſehen, ohne helfen zu können. Als er am Dom verübergeht, hört er einen Schrei. Der ſchwebt hoch und hell über dem tiefen Läuten der Glocken. Es iſt der Schrei einer Frau in Todesnot. Seidenbender horcht auf. Fühlt nach der Piſtole unter ſeinem Mantel und ſtürmt in der Richtung fort, woher er den Schrei vernommen. Im dunklen Schatten des Domportals ſieht er Geſtalten ringen. Und jetzt erkennt er deutlich beim Näherkommen, wie zwei Franzoſen eine Frauengeſtalt zu Boden zu zwin⸗ gen verſuchen. Seidenbender reißt ſeine Piſtole aus dem Gurt und brüllt ſie an. Da laſſen ſie ab von der Frau und ſuchen im Schatten der Kirchenwände das Weite. Am Pfeiler des Innenportals taſtet ſich ziternd die Ge⸗ ſtalt hoch. Aber ſie ſinkt in die Knie zurück, ſo beben ihr alle Glieder. Seidenbender iſt vor ſie hingetreten und fragt: „Haben ſie Euch ein Leid getan? Seid Ihr verwun⸗ det?“ Sie ſchüttelt den Kopf, die Arme um den Pfeiler ge⸗ klommert. Im ſchwachen Dämmerlicht ſieht er, daß ſie ſich kaum aufrecht halten kann. Einen Augenblick ſteht er unſchlüſſig. Was ſoll er tun? Dann hebt er ſie jäh mit ſtarken Armen vom Boden und trägt ſie hinein in das Schiff der Kirche. Denn Wind und Regen haben der Knieenden ſchon Mantel und Haare durchnäßt. In eine der hochlehnigen Bänke läßt er ſie niederglei⸗ ten. Nur das rote Licht der ewigen Lampe zittert durch den hohen düſteren Raum. Die fremde Frau hat wohl ihre wärmende Kappe ver⸗ loren, denn das blonde Haar flutet loſe und dicht um das ſchneeweiße Geſicht. N „Wer ſeid Ihr?“ ſagte er zweifelnd, denn er kann nichts mehr deutlich erkennen in dem ſeltſamen Zwielicht, gebo⸗ ren aus dem fernen. rötlichen Lichtſchein der Ampel und dem matten, letzten Tagesſchimmer, der durch die hohen, buntbemalten Domfenſter bricht. Sie neſtelt an dem Kleide, das wüſte Hände ihr vorne an dem Hals weit aufgeriſſen haben. Den Kopf hat ſte tief gebeugt dabei. f N 1 „Ihr kennt mich wohl, Herr,“ ſagte ſie leiſe—„ich bin Sibylle Battenberg.“. Er hebt mit jähem Griff ihr Kinn empor und neigt ſich tief herab. „Bei Gott, ich hab Euch nimmer erkannt, Haben ſie Euch ein Leides getan?“ Sie ſchüttelte den Kopf. „Ihr kamet juſt zur rechten Zeit.“ Jungfrau. Moderne Schmuckſtücke. Halsketten, Armbänder, Spangen und Klammern ſind augenblicklich ſo beliebt, daß wir ihnen große Aufmerkſamkeit widmen müſſen. Die kurzen Halsketten mit großen, oft kunſt⸗ voll gearbeiteten Perlen ſind noch immer modern. Sie werden bevorzugt von Frauen mit ſchlankem Hals. Zu Abendkleidern werden lange Halsketten getragen aus Perlen oder ſehr fein eſchliffenen Glasſteinen, die bei künſtlichem oder auch bei Sonnenlicht einen ſchmeichelnden Effekt ausüben. Ganz ſchmale wie auch ganz breite Armbänder ſind modern, aus Metall, aus Holz und aus Horn. Als Verzierung weiſen ſie häufig ganz einfache Figuren auf. Die Metallarmbänder find glatt und ohne jede Verzierung. Als drittes Schmuckſtück herrſcht die Klammer vor; ſie hat die Nadel und die Broſche verdrängt. Die Klammern ſind ſehr hübſch und ſie verleihen dem einfachſten Kleid wie der ſchönſten Toilette eine beſondere Note. Das Allerneueſte iſt die Klammer⸗ ſpange, die zur Zeit ſehr beliebt iſt, weil faſt alle Kleider wieder einen Gürtel haben. Die früher überaus beliebten langen Ohranhänger ſind abgetan. An ihrer Stelle trägt man jetzt einfache, glatte Steine oder große Perlen, die am Ohrläppchen feſtgeſchraubt werden. Jedoch muß man mit dieſem Schmuck ſehr vorſichtig ſein. Nicht jeder kann ihn tragen; zu vielen Frauen paßt überhaupt kein Ohrſchmuck. Eine Frau, die ihr Haar nach der letzten Mode trägt, nur wenig gewellt und im Nacken einen kleinen Knoten, kann den neuen Ohrſchmuck tragen, beſonders wenn die Farbe der Steine gut abſticht von ihrer Haarfarbe. W. Gedanken um die Frau. Eine Frau, die ſtändig Klagelieder ſingt, wird zum Jammer⸗ weib, eine Frau, die klaglos alles trägt, zur Königin. . Die Türen, die der Mann zuſchlägt, ſoll die Frau voller Güte wieder öffnen. 1 Eine gottbegnadete Künſtlerin iſt die Frau, die aus den vielen kleinen, unſcheinbaren Freuden des Tages ſich ein ab⸗ gerundetes Gegenwartsglück ſchafft. a *. Mit was für Vorausſetzungen eine Frau in die Ehe tritt, iſt gleich, wie ſie in der Ehe ſteht, das iſt das Entſcheidende. * Einer Frau kleidet kein Kritiſieren, um ſo mehr ſchmückt ſie das Verſtehen. EI Einheimiſcher Sport Fußball. Langſam werden die Fußballer wieder an ihr„Sonn⸗ tagsprogramm“ gewöhnt. Der morgige Sonntag iſt der erſte Spieltag der neuen Saiſon. Der nötige Schwung für Groß⸗ kämpfe iſt noch nicht vorhanden, ſondern allgemein begnügt man ſich mit leichteren Spielen, um die Spieler langſam in Schuß zu bringen. Auch die hieſige Fußballvereinigung nimmt mit leichteren Gegnern die erſten Sonntage. Nebenbei hat man noch morgen in Friedrichsfeld die Schlußphaſe der Vereinsmehrkampfmeiſterſchaften durchzuführen. Es kom⸗ men dabei noch folgende Diſtanzen zum Austrag: 400 m⸗ Lauf, Weitſprung, Kugelſtoßen und 4 mal 100 m⸗Staffel, außerdem ſteigt noch der 1500 Lauf. Als Abſchluß des ganzen Programms ſteigt noch ein Fußballſpiel zweier komb. Mannſchaften von Friedrichsfeld und Seckenheim. Heute abend verſucht ſich die erſte Mannſchaft mit einem Trainingsſpiel, wozu man den Sp. Cl. Gartenſtadt verpflichtet hat. Wohl iſt es nicht möglich, mit der vor⸗ geſehenen Mannſchaft die diesjährigen Verbandsſpiele durch⸗ zutragen, da ein Teil der infrage kommenden Spieler noch an Verletzungen laboriert, die bis zum Beginn der Spiele hoffentlich reſtlos behoben ſind. Trotzdem wird das Spiel intereſſante Feſtſtellungen ergeben, da das Mannſchafts⸗ gerippe zur Verfügung ſteht. Hoffen wir das Beſte. ch * In Ilvesheim hatte man ſich ſchon ſeit Juni eine freiwillige Sperre für Privatſpiele auferlegt. Für manchen war es ein Rätſel, warum die ganzen Privatſpielabſchlüſſe abgeſagt wurden. Werden uns unſere Nachbarn zu Beginn der Verbands⸗ ſpiele mit einer Ueberraſchung aufwarten? Der Meiſter Rheingönheim wird morgen zeigen, daß in der Pfalz auch hart um die Punkte gekämpft wurde und in produktiver Hinſicht der Pfälzer Fußball unſerem nichts nachſteht. Es fällt beſonders noch auf, daß die Rheingönheimer gegen Phönix Ludwigshafen kurz vor der Sperre ein unentſchie⸗ den erkämpfen konnten. Es ſind immerhin noch 4 freie Spielſonntage und werden wir hoffentlich noch manches ſchöne Privatſpiel ſehen, bevor der Punktekampf beginnt. Der Turnverein 98 ſetzt morgen Nachmittag halb 3 Uhr den Klubkampf in Friedrichsfeld fort. Es kommen zum Austrag: 400 m, 1500 m, Weitſprung, Kugelſtoßen, 4 mal 100 m⸗Staffel, Deutſche Staffel und Jugend 3⸗Kampf. Gewinnauszug 5. Klaſſe 43. Preußiſch⸗Süddeutſche Staats⸗Lotterie. Ohne Gewähr Nachdruck verboten Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer in den beiden Abteilungen 1 und II 8. Ziehungstag 16. Auguſt 1934 In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 150 M. gezogen 2 144832 6 Gewinne zu 5000 M. 48736 190807 301871 12 Gewinne zu 3000 M. 1161 39731 157924 308671 326368 373580 26 Gewinne zu 2000 M. 3177 7425 58481 116986 190086 211214 226820 243239 260924 364861 42 Gewinne zu 1000 M. 25940 41507 61093 89050 104941 105459 198208 129125 162150 181854 190982 203883 233643 240698 262886 274476 340818 359731 386448 377891 382575 1 8 63 24278 24534 27545 41522 54206 58418 89218 89284 74880 84239 98765 104078 105131 114271 138949 122791 125483 131358 132036 164995 170798 174683 176605 176867 179152 180871 192511 203238 222580 222744 223867 226390 228340 232938 238187 242289 244386 253277 257655 262282 266101 283949 292178 297214 5 319163 345798 354705 364202 367890 2 Gewinne zu 10000 M. 38299 91870 92587 92834 97810 97876 98737 99559 101013 103860 195182 195290 106895 107002 107444 108471 110793 1880 118981 124521 124847 124776 128738 129186 130197 131073 131249 131579 132544 184828 134896 185317 137367 152182 152718 154402 155205 181780 188783 69032 170804 171897 173675 175125 176098 178289 178816 178576 185241 188488 191659 195542 200220 201145 201808 203589 205822 207087 207874 207388 207543 207561 210245 211738 212777 214782 215701 215414 216737 222552 223943 227802 231254 231458 232772 235911 2867038 237635 240203 240891 241467 244873 245428 248289 247902 248767 349625 254506 254957 287240 259816 289028 280384 284978 271787 271872 274227 275883 280198 280770 282868 283228 285529 287158 287504 292728 295058 298545 299393 301048 303385 304888 304778 304784 307488 307994 310177 310366 In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 150 M. gezogen 2 Gewinne zu 100000 M. 383899 4 Gewinne zu 3000 M. 50645 214361 8 Gewinne zu 2000 M. 102913 256078 279291 282064 34 Gewinne zu 1000 M. 13035 33719 95633 101515 111324 163034 169183 175577 179615 195888 210705 266216 267775 271115 277462 308028 393965 92 Gewinne zu 500 M. 2238 14845 15655 16676 21614 24038 38709 40884 4588 72089 89538 97886 101417 103879 106457 148119 1385083 139324 140107 147143 155563 165011 168089 192644 292407 297229 228241 228972 240398 242304 248019 247607 249870 253411 253849 258228 2602585 263880 286477 294788 305171 332645 348800 361815 391744 397289 7825 7886 8772 18091 35910 40184 Nee, 292 Gewinne zu 300 M. 4939 42059 47048 54189 58092 60798 64493 66046 68849 77912 92464 92813 92642 97078 98386 1900832 105294 114053 118600 122513 125438 125934 131134 131456 134525 134732 136653 140978 141623 148677 148998 151502 151654 152002 152964 155186 155876 157461 163445 168747 171104 171781 181778 182436 185943 180158 180847 182311 192458 198885 185179 188210 188837 207526 208452 208408 298577 211945 212288 222031 225268 226434 237501 228403 232309 234121 237872 238080 244304 246552 2477638 250931 251250 25147 252980 258551 285 261639 282889 264942 267888 268308 268358 280852 281990 284909 290193 292357 292403 295364 288728 299108 395989 308837 399846 310033 812833 314551 315367 315414 319701 320345 321057 839852 333980 338825 338853 337937 341772 342854 342793 347824 348772 350952 352336 356109 356280 356904 356983 357092 359463 385412 388837 366955 367759 338010 374944 379095 3890273 380571 381289 382458 384797 388786 389702 392050 393986 395166 398232 398598 20 Tagesprämien. Auf jede gezogene Nummer ſind zwei Prämien zu ſe 1000 Nen gefallen, und zwar je eine auf die Loſe gleicher Nummer in den beiden Abteilungen J und II: 33037 67883 iiesss leisso 185620 219564 234008 358673 36777 818847 Auswärtiger Sport. „König Fußball“ regiert wieder. Nach ſechswöchiger Pauſe tritt der Fußballſport wieder auf den Plan. Eine zahlloſe Kette von Freundſchaftsſpielen ſteht auf dem Programm; alle wollen ſie die beiden vor Beginn der Meiſterſchaftsſpiele noch zur Verfügung ſtehen⸗ den Sonntage ausnutzen, um die Mannſchaften für die großen bevorſtehenden Kämpfe einzuſpielen und vorzuberei⸗ ten. Das Sportprogramm verzeichnet aber auch noch andere Höhevunkte. In Stuttaark trifft ſich die deutſche Leicht⸗ athletik zum 14. Länderkampf mit der Schweiz, auf dem Schauinsland bei Freiburg brummen die Motoren der Räder und Wagen in den Rennen um den Großen Berg⸗ preis von Deutſchland, die deutſchen Tennisſpieler ſtreiten in Berlin mit Rumänien um die Teilnahme am nächſt⸗ jährigen Wettbewerb um den Davispokal, die Weltmeiſter⸗ ſchaften der Radfahrer in Leipzig erleben mit dem End⸗ lauf der Steher Höhepunkt und Abſchluß, auch die Europa⸗ meiſterſchaften der Schwimmer in Magdeburg finden am Sonntag ihr Ende. In Kopenhagen kämpfen deutſche Kanu⸗ fahrer um die Titel der Europameiſter. Fußball. In Frankfurt treffen ſich die alten Gegner Eintracht und Fußballſportverein, der FV. Saarbrücken hat den badiſchen Meiſter Waldhof zu Gaſt, der Südweſt⸗Gaumeiſter, Kickers Offenbach, erwartet die Münchener„Löwen“, die Münchener Bayern ſpielen in Wiesbaden und Kaſſel, die„Löwen“ ſind am zweiten Tage bei Mannheim 08 zu Gaſt. Frankfurts Jungliga ſpielt am Samstag ein Städteſpiel gegen Kon⸗ ſtanz, der KFV. hat die Stuttgarter Kickers zu Gaſt. Fe⸗ renczvaros Budapeſt gaſtiert am Samstag in Stuttgart bei den Kickers und am Sonntag in Nürnberg beim„Club, Szegedin iſt in Kaiſerslautern und Bonn zu Gaſt, Boruſſia Fulda beſucht den FV. Würzburg und die Fürther weilen im Norden, wo ſie auf Viktoria Harburg und den HSV. treffen. Der VfR. Mannheim ſpielt in Paris gegen Red Star und der Freiburger FC. nimmt an einem internatio⸗ nalen Turnier in Bern 1071 reil. Leichtathletik. Die Ereigniſſe in der deutſchen Leichtathletik werden überſchat! von dem in Stuttgart ſtattfindenden 14. Län⸗ derkampf gegen die Schweiz. wir den Eidgenoſſen im Länderkampf gegenüber geſtanden, dreizehnma, gab es deutſche Siege und die Schweizer werden auch am Sonntag den Erfolg der deutſchen Farben nicht verhindern können. Das Programm verzeichnet dann noch einige Länderkämpfe im Ausland. Im Gewinnrade verblieben: 440 Tagesprämien zu 1000 M. ferner 2 Gewinne zu 1000000, 2 zu 300000, 2 zu 75000, 4 zu zu 50000, 6 zu 30000, 8 zu 20000, 30 zu 10000, 128 zu 50000, 284 zu 3000, 692 zu 2000, 1442 zu 1000, 3510 zu 500, 13970 300 M. 5 zu 300 M. —ñ——ꝛ—»„ Rundfunk⸗ Programme Wiederholung der Hamburger Kundgebung Die Reichsſendeleitung teilt mit: Die große Hamburger Kundgebung vom Freitag mit den Reden des Führers vor der Belegſchaft der Werft von Blohm und Voß, auf der Kundgebung im Hamburger Rathaus und vom Balkon des Rathauſes wird am heutigen Samstag von 20 bis 22.30 Uhr über alle deutſchen Sender wiederholt werden. Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag Programm⸗ Nummern: 5.35 Bauernfunk, Wetter; 5.45 Choral; 5.50 Gymnaſtik J; 6.15 Frühmuſik; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Frühkonzert; 8.10 Waſſerſtandsmeldungen; 8.15 Gym⸗ Raſtik; 8.35 Funkſtille; 10 Nachrichten; 11.25 Funkwerbungs⸗ konzert; 11.55 Wetter; 12 Mittagskonzert 1; 13 Zeit, Nach⸗ richten, Saardienſt; 13.10 Lokale Nachrichten, Welter; 13.20 Mittagskonzert II; 13.50 Zeit, Nachrichten; 14 Mittags⸗ konzert III; 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugendſtunde; 19.45 Zeit, Wetter, Bauernfunk; 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Du mußt wiſſen..; 22.45 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 19. Auguſt: 6.15 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Nachrichten, Wetter; 8.25 Gymnaſtik; 8.40 Bauer, hör zul; 9 Evang. Morgenfeier; 9.45 Konzert; 10.30 Sängerwander⸗ tag; 11 Zwei Wiener Komponisten; 12 Standmuſik;, 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Märſche und Lieder der Bewegung; 14 Buntes Nachmittagskonzert; 18 Jenſeits der Meere und Wälder; 19 Marſchmuſik; 19.25 Sport; 19.40 Radweltmeiſterſchaften, Funkbericht vom Endlauf um die Steherweltmeiſterſchaft über 100 Kilometer; 20 Konzert mit Bekanntgabe der Wahlergebniſſe; 22 Leichtathletik⸗Länder⸗ kampf Deutſchland— Schweiz; 22.20 Zeit, Nachrichten, Sport; 22.40 Konzert; 24 Nachtmuſik. Montag, 20. Auguſt: 9 Frauenfunk; 10.10 Duette; 10.40 Schöne Geigenſtücke; 11.10 Komm in die Gondel; 17.30 Was iſt Glück?; 17.45 Serenaden; 18.25 Franzöſiſch; 18.45 Ein Obſtparadies, Funkbilder aus Baden; 19.30 Saarum⸗ ſchau; 20.10 Rundfunkſprecherwettbewerb; 23 Fortſetzung des Rundfunkſprecherwettbewerbs. Dienstag, 21. Auguſt: 10.10 Zeitgenöſſiſche Komponi⸗ ſten; 10.40 Ferruccio Buſoni; 11.10 Präludien; 15.10 Tante Näle erzählt unſeren Kleinen; 15.30 Blumenſtunde; 17.30 Bunte Liederfolge; 18 Kuckuck, Kuckuck, ruft's aus dem Wald, Plauderei; 18.15 Aus Wirtſchaft und Arbeit; 18.25 Ita⸗ lieniſch; 18.45 Zeit, Wetter, Bauernfunk; 19 Heidezauber, Hörfolge; 20.10 Spiel nicht mit Feuer.., Lehrſtück zur Feuerſchutzwoche; 20.40 Europäiſche Marſchmuſik; 21.40 Deut⸗ ſches Schickſal im Volkslied; 23 Weltpolitiſcher Monatsbericht; 23.25 Tanzmuſik. Mittwos, 22. Auguft: 9.45 Mütter müſſen Wi haben für ihre Kinder, Vortrag; 10.10 Orientaliſche Miniaturen; 10.40 Frauenſtunde; 11 Kompositionen von W. Fröhlich; 17.30 Das Burgenland— alte, deutſche Erde; 18.25 Unter⸗ haltungskonzert; 20.10 Unſere Saar; 20.35 Stunde der jun⸗ gen Nation; 21 Konzert; 23 Nachtmuſik.. Dreizehnmal haben Motorſport. Einen der Höhepunkte des deutſchen Motorſports bildet der„Große Bergpreis von Deutſchland“ auf den Schauinsland bei Freiburg. In den verſchiedenen Klaſſen der Wagen und Räder ſind zuſammen 219 Meldungen ab⸗ gegeben worden. Beſonderes Intereſſe findet die Klaſſe der Rennwagen, in der 22 Wagen gemeldet wurden und in det es nach dem überraſchenden Ausgang des Klauſenrennens zu einem erneuten Zweikampf zwiſchen Rudolf Caracciolg auf Mercedes Benz und Hans Stuck auf Auto ⸗ Union kommt, 3 Radſport. Die Wel ſchaften der Radfahrer in Leip⸗ zig erleben ar böhepu und Abſchluß mit der 0— Meiſterſchaft der Sieger der ar läufe tei! Deutſche Siegerin im 200. Meter-Bruſtſchwimmen. Im Rahmen der Europa⸗Schwimm⸗Meiſterſchaften in Magdeburg gewann die Krefelderin Martha Genenger in 3:09,2 Minuten das 200-⸗Meter⸗Bruſtſchwimmen und ſicherte damit Deutſchland einen neuen Europa⸗Meiſtertitel. Den zweiten Platz belegte Hanni Hölzner⸗Plauen, ſo daß Deutſch⸗ land einen glänzenden Doppelerfolg buchen kann. Reichsſender Fr⸗ Jeden Werktag wiederkehrende& 5.45 Choral, Zeit, Wetter; 5.50 Gymnaſtik l; 6.15 Gym⸗ naſtik II; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Früh⸗ konzert; 8.10 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.15 Gym naſtik; 10 Nachrichten; 11 Werbekonzert; 11.40 Programm: anſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter; 11.50 Sozialdienst 12 Mittagskonzert!; 13 Zeit, Nachrichten; 13.10 Lokale Nachrichten; 13.20 Mittagskonzert II; 13.50 Zeit, Nachrichten; 14 Mittagskonzert III; 15.30 Gießener Wetterbericht; 15.35 Zeit, Wirtſchaftsmeldungen, 15.50 Wirtſchaftsbericht; 16 Nac mittagskonzert, 18 Jugendſtunde; 18.45 Wetter, Wirtſchafts⸗ meldungen, Zeit; 18.50 Griff ins Heute; 20 Zeit, Nach⸗ richten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Du mußt wiſſen...; 22.45 Lokale Nachrichten; 2 Nachtmuſik. Sonntag, 19. Auguſt: 6.15 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Nachrichten; 8.25 Gymnaſtik; 8.45 Choralblaſen; 9 Evang. Morgenfeier; 9.45 Deutſches Schatzkäſtlein; 10.30 Stunde des Chorgeſangs; 11.30 Neunundneunzig, unveröffentlichte Kurzgeſchichte; 11.45 Funkſtille; 12 Konzert; 14 Kaſperl⸗ ſtunde; 15 Zehnminutendienſt für die Landwirtſchaft; 15.10 Stunde des Landes; 15.40 Reichsſender Köln in Berlin, buntes Nachmittagskonzert; 18 Von Läuſen, Kohldampf und Etappenhengſten; 18.30 Funkbericht vom 10. Internationalen Automobilrennen des DDC. auf dem Schauinsland bei Freiburg, 19 Fröhliches Zwiſchenſpiel; 19.30 Sport; 19.40 Funkbericht vom Endlauf um die Steherweltmeiſterſchaft über 100 Kilometer; 20 Militärkonzert, in den Pauſen Wahlergebniſſe; 22 Leichtathletikländerkampf Deutſchland Schweiz, 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 22.45 Unterhaltungskonzert; 24 Nachtmuſik. Montag, 20. Auguſt: 14.40 Stunde des Liedes; 17 American Legion Band; 17.30 Der Manſchettenbauer; 17.5 Volkstümliche Lieder; 18.25 Franzöſiſch; 19 Im alten Frei⸗ burg, Hörbilder aus der Vergangenheit; 19.30 Saarumſchauß 19.40 Kleine Muſik, 20.10 Rundfunkſprecherwettbewerb; 28 Nachrichten, 22.20 Die Saartreueſtaffel; 22.30 Nachrichten aus dem Sendebezirk, Wetter, Abends auf der Funkausſtellung. 5 Dienstag, 21. August: 10.45 Praktiſche Ratſchläge füt Küche und Haus; 14.40 Stunde der Frau; 17.30 Die chemiſche Reinigung, Bericht; 17.45 Schrammelmuſik; 18 Intereſſante⸗ von der Reichsbahn, Zwiegeſpräch; 18.15 Aus Wirtſchaft und Arbeit; 18.25 Italieniſch; 19 Konzert; 20.10 Kurzpro⸗ gramm, alle Abteilungen des Reichsſenders Frankfurt wirken mit; 22.35 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 22.45 Welk politiſcher Monatsbericht; 23.10 Nachtmuſik. Mittwoch, 22. Auguſt: 10.10 Schulfunk; 10.45 Ratſchläge für Küche und Haus;: Minuten aus dem Sendebezirk; Fragen der Zeit, Praktiſ 14.30 Dreimal fünfzehn Zwiegeſpräch; 17.45 Jugendſtunde; 18.20 Moſſulöl fließt zum Mittelmeer, Bericht; 18.35 Neue deu ſche Dichtung; 19 Eine Weltreiſe im Paddelboot; 20.10 Anſere g jungen Nation; 21 Tanzabend J Saar; 20.35 Stunde der 23 Nachtmuſik. Kein Frieden ohne Ehre! Keitze Ehre ohne Treue! Deine Treue: Dein„a über 100 Kitometer, an der de F. + cc inge 8 sag ſtatkgefundenen Ausſche dungs Sport; 22.45 Fortſetzung des 17.30 Die ſechs Bücher u N bildet F dem claſſen N ab⸗ ſe der n det nnens i ola Union In dem weiten Luftmeer über den Bergen des Allgäus ſteht ein Adler. In majeſtätiſchem Fluge zieht er ſeine Bahn. Ruhig und kraftvoll ſchlagen die Schwingen, und unermüd⸗ lich gleitet er in großen Kreiſen. Sagenhaft ſcheint ſeine Kraft, ſicher iſt der Flug. Wie ein Bote Gottes ſtrebt er zur Sonne. Er iſt den Bergen entrückt und gleitet über die Gipfel. Unermüdlich kreiſt der König der Lüfte, ohne daß ihn die Erde lockt... Da werden urplötzlich die Schwingen angezogen. In jähem Sturz ſchießt der ſchwere Körper her⸗ ab. Traf den Vogel eine Kugel, verließ ihn die Kraft, die O nein, die ſcharfen die mächtigen Schwingen bewegte? Augen erſpähten aus der Ferne zwiſchen dem Gras der Matten einen Fuchs oder ei⸗ nen Hund, vielleicht nur ei⸗ nen kleinen Vogel. Auf ihn ſtürzt ſich der Adler, die ſcharfen Fänge werden den Kopf des Opfers packen, die Schläge der Schwingen die Beute betäuben, die der furchtbare Schnabel zerreißt. Der König der Lüfte, der Steinadler, iſt auf der Jagd nach ſeinem täglichen Brot. Der letzte Steinadler Leider— ſo beginnen ſchon ſeit Jahren alle Be⸗ richte über die Naturdenk⸗ mäler in unſerer Heimat— iſt auch in Deutſchland der edelſte aller Vögel, der große Adler, faſt ganz ausgerottet worden. Ungenügende Jagd⸗ geſetze und mangelhafter Schutz der ausſterbenden Ar⸗ ten, erlaubten jedem Schie⸗ ßer, auch das koſtbarſte Wild zu morden. So gehören heute in Deutſchland die Adler zu jenen Raubvögeln, die nur noch dort horſten, wo ver⸗ ſtändnisvoller Schutz ihre völlige Vernichtung verhin⸗ derte. Drei Arten ſuchen über Bergen und Seen ihre Beute, von ihnen iſt der mächtigſte und edelſte der Steinadler. Im Allgäu hatte bis vor kurzem das letzte Paar, ſorgfältig gehegt, ſeinen Horſt, bis ein Gatte ienſeits der Grenze von der Kugel aus luftiger Höhe her⸗ untergeholt wurde. Der verbliebene letzte Steinadler ſoll jedoch nicht zum letzten ſeiner Art werden. Das prachtvolle, dunkelbraune Gefieder, das feurig⸗kühne Auge, die mächti⸗ gen Fänge und der mafeſtätiſche Flug machen ihn zum Herr⸗ ſcher der Lüfte. Er iſt uns Sinnbild der Kraft, des Mutes und der Macht. Deshalb ſoll dieſer mächtige Vogel in den neugeſchaffenen Urwäldern wieder Heimſtatt finden. Im Kampf mit dem Adler Was machte den Menſchen zum unerbittlichen und grau⸗ ſamen Feinde der Adler? Man hat den erbarmungsloſen Kampf begründet mit der angeblichen Raubluſt der Stein⸗ adler, die ſelbſt Kinder nicht verſchone. Unzählige Jagd⸗ und Schauergeſchichten ſind ſeit Jahrhunderten im Umlauf. Was iſt daran wahr? Für Kleinwild und Kleinvieh kann der Adler zur Gefahr werden, ſofern er in größerer Zahl horſtet. Seine Beute ſucht er ſich weiter unter den Vögeln; aber im Kampfe mit Falken und ſelbſt Krähen räumt der Herrſcher der Lüfte meiſt das Feld. Als über den Bayeriſchen Bergen und den Schweizer Alpen der Steinadler in großen Mengen ſtand mag er wohl auch auf Kinder geſtoßen ſein und Er⸗ wachſene angegriffen haben. Da er faſt immer paarweiſe jagte, war er ein nicht zu verachtender Gegner. Ein Jagderlebnis aus dem Jahre 1907 ſei hier erwähnt: „Im bayeriſchen Allgäu waren verſchiedene Horſte feſtgeſtellt worden, und ſo war die Gelegenheit Zwecke ein oder zwei Jungtiere zu fangen Xaver——— erklärte bereit, das nehmen. Begleitet von einigen kühnen ſteigern und ſeinem treuen Hund machte er ſich auf, den Adlerhorſt, in dem Junge feſtgeſtellt waren zu bezwingen. Bis auf 20 Meter gelang der Aufſtieg, dann ſtellte ſich eine ſteilaufſtei⸗ gende Wand mit einem Ueberhang, ein faſt unüberwind⸗ liches Hindernis, entgegen. Der Blick des Steigers ſuchte die Seiten ab. Er kletterte langſam los. Die Füße halfen nicht mehr, die Beine hatten ſich mit den Knien in den dün⸗ nen Spalt gedrückt; der Bruſtkorb war weit aufgepumpt, der Leib tief eingeholt. So gelang es ihm, mit dem ſcharfen Rippen⸗ vorſprung ſich auf kleine Unebenheiten des Steines aufzuhän⸗ en. Es gelang ihm 915 um Zug, dem vorgewölbten Ueber⸗ hang auf die Spitze zu 3 15 s zu unter⸗ kommen, ſich auf den Rand zu wäl⸗ zen und end⸗ lich mit über⸗ menſchlicher Kraft, über den letzten Me⸗ ter hin, den Horſt zu ge⸗ winnen. Zwei junge, noch nicht flügge ge⸗ wordene Adler empfingen den fremden Gaſt mit wütenden Schnabelhieben, doch galt es zuerſt das mitgebrachte Seil gut zu befeſtigen, um den Abſtieg zu erleichtern, dann, nachdem das geſchehen war, die fungen, wütend um ſich beißenden Adler gut im Ruckſack zu verſtauen und dann den Abſtieg u beginnen. Mit Hilfe des Seils gelang derſelbe ohne be⸗ fordere Schwierigkeiten, und ſchon ſprang ihm ſein treuer Hund entgegen. Da——— Schwingen rauſchen——— Ein Flügelhieb der raſenden Adlermutter trifft das treue Tier. Dieſes ſtürzt, ſich überſchlagend, in den Abgrund. Raſch! die Mutter wird von neuem angreifen. Schon ſieht er ihre glühenden Augen in einem Wirbelwind näher kom⸗ men. Er hört das Schlagen der Federn und das heiſere Krächzen des Vogels. Wird der Adler ihn in den Abgrund ſchleudern? Er hat noch gerade Zeit, ihn mit einem Piſtolen⸗ ſchuß zu töten——“ 4. 5 * Sisi bid Segler Häufiger vertreten ſind noch die beiden anderen Arten, der Seeadler und Fiſchadler. Auch der Seeadler iſt mit ſeiner Flügelſpannweite von faſt 2 Metern ein mächtiger Ge⸗ ſelle, der oft mit dem Steinadler verwechſelt wird. Wie der Steinadler iſt er ein mutiger, gewandter Räuber, der nichts verſchmäht und Fiſche genau ſo ſchlägt wie Vögel, Haſen, Rehkälber und Jungtiere. Aber ſein Flug hat nichts von der Kühnheit des Steinadlers. Da der Seeadler im Fluge die Beute nicht ſchlagen kann, kreiſt er bedeutend niedriger als ſein königlicher Artgenoſſe. Im Binnenlande iſt dieſer Räuber ſelten zu ſehen; er liebt die offene See, horſtet aber auf hohen Kiefern und Föhren. Die unzugänglichen Maſuriſchen Seen ſind heute die Heimat der Fiſchadler. Mit 65 Zentimeter Höhe und 1,60 Meter Flügelſpanne, iſt er kleiner als Stein⸗ und See⸗ adler, aber der kühne, unerſchrockene Räuber kann in der Teichwirtſchaft großen Schaden anrichten. Regungslos ſteht der braune Geſelle in der Luft, mit ſcharfen Augen das Re⸗ vier muſternd. Hat er ſein Opfer erſpäht, ſo ſtürzt er pfeil⸗ ſchnell in die Tiefe, um die raſpelartig rauhen Fänge dem Fiſch in den Rücken zu ſchlagen. Der Adler als Sinnbild Wegen ſeiner edlen Eigenſchaften galt der Adler ſchon bet den Germanen als König der Vögel, als Sinn⸗ bild der Unſterblichkeit der menſchlichen Seele, die ſich nach dem Tode auf ſeinem Rücken empor⸗ ſchwingt. Beſonders der mutige, kraftvolle Steinadler in ſeiner Wehrhaftigkeit, ver⸗ körperte den Herrſcher. Und ſo pflanz⸗ ten mächtige Könige als Zeichen ihres Ruhmes das Bild des Adlers auf. Die Römer führten den Adler im Feldzeichen, und auch im neuen Deutſchen Reich iſt der Adler mit ausgebreiteten Schwin⸗ 5 gen das Hoheitsabzei⸗ . chen. Im ehemaligen preußiſchen Heere trugen das Regiment Garde du Corps und die Gardeküraſſiere den von Schlüter modellierten Ad⸗ ler als Helmzier. Auf den Tü⸗ chern der Fahnen flog der Adler den ſtürmenden Regimentern voran. Kaiſer Heinrich III. über⸗ nahm im 11. Jahrhundert den Adler als Wappentier. Die Mark⸗ grafen von Brandenburg führten den vom Reichswappen übernomme⸗ nen roten Adler im ſilbernen Felde. Von dem Ritterorden kam der ſchwarze Adler auf die Herzöge von Preußen, und der erſte preußiſche König brachte den ge⸗ krönten ſchwarzen Adler ins Wappenbild. Der Reichsadler hat einige Wandlungen erlebt. Als König Sigismund im 15. Jahrhundert die deutſche Königs⸗ mit der römiſchen Kaiſerwürde ver⸗ einte, erhielt der Wappenadler den Doppelkopf, den er bis 1806, als das Heilige Römiſche Reich Deutſcher Nation ſchlafen ging, getragen hat. Die Wiedergeburt des Deutſchen Kaiſerreiches, 1871, ließ auch den mit der Krone geſchmückten fliegenden Reichsadler wieder erſtehen. Der Umſturz 1918 beraubte den Adler der Krone und des Zepters, und erſt die nationale Revolution verband in Preußen wieder die Wehr⸗ haftigkeit mit dem Bilde des Adlers. Der preußiſche Adler fliegt wieder; er trägt auf der rechten Bruſt ein ſilbernes Hakenkreuz, in der rechten Klaue ein ſilbernes Schwert und in der linken zwei Blitze. Im Spruchband ſteht wieder: Gott mit uns! Es iſt der Wille des neuen Reiches, daß der Adler Heim⸗ ſtatt finde im deutſchen Vaterlande, daß er wie einſt über den Bergen kreiſe und über dem Meer und den Seen ſeine Beute ſuche. Das ſei uns Symbol. Auch der deutſche Adler wurde verfolgt und bedroht, er hat oft geblutet. Aber immer wieder flog er zur Sonne. i e 11 8*— Sommeęebiſder von der londstrasse Auf der Landſtraße. Die Sonne brennt. Ein Flimmern fiebert über reifem Korn. Verſtaubt ſind Schlehdorn, Lin⸗ denbaum und Haſelbuſch. Im Schatten liegen drei und knab⸗ bern hartes Brot. Fahrende Geſellen, die mit dem Rad die Welt durchſtrampeln. Mit wenig Geld und viel Humor. Wo kommt ihr her?— Wo wollt ihr hin?——— Der Blonde mit der ſchwarzen Sonnenbrille lacht:„Aus Berolino kommen wir, aus Spree⸗Athen, und laſſen uns vom Winde treiben. Nach Weſten, Süden, Oſten, Norden. Wie's g'rad dem Wettergott gefällt. Kreuz und quer mit Rückenwind durchs deutſche Vaterland. Drei Wochen lang. Wir machen eine Fahrt ins Blaue. Ohne Ziel. Wir wiſſen nicht, ob wir in Konſtanz, Hamburg, Danzig oder Breslau landen werden.“ Originell iſt der Gedanke der drei Urlauber. Die Fahrtenlinie auf der Wanderkarte verläuft in wilden Zick⸗ zackſprüngen; berührt weltabgeſchiedene Dörfer, die kaum ein Sommergaſt betritt.—— Laut zetert der Star auf dem Stert der Pflugſchar, ſchimpft und wettert mit dem Studioſus unterm Kirſchen⸗ baum, dem der Schlauchreifen ſeines„Butterſtullen⸗Motors 0 geplatzt iſt.„3600 ö Kilometer ohne 5 Panne“, jammert er Vor n rheingt ts bis zum Bodenſee, über Stock und Stein durchs Schweiger Land, durch Ungarn, Oe⸗ ſterreich, Böhmen, Schleſien— und hier— zum Schluß auf ebener Chauſſee— das hat mir noch ge⸗ fehlt! 250 Kilome⸗ ter liegen heute hinter mir. 300 ſollten's werden. Morgen muß ich in Hamburg ſein. Notgedrungen Habe nur noch 30 Pfennige in der Taſche. Die rei⸗ chen gerade noch. für eine Ueber⸗ nachtung in der Jugendherberge.“ Gewalttouren le⸗ gen die fahrenden Geſellen zurück. Hundert bis einhundertundfünfzig Kilome⸗ ter ſind das Tagespenſum. In einer kurzen Urlaubszeit ler⸗ nen ſie die deutſche Heimat kennen; Minderbemittelte, die mit vollen Zügen die Schönheit der Natur genießen: Arbei⸗ ter, Handwerker, Angeſtellte und Studenten. Der Einzelgänger; ſtupide läuft er Kilometer auf Kilometer. „Mein Bruder hat mir geſchrieben,“ erzählt mir ein fah⸗ render Zimmermann,„Komm raus aus dem großen Stein⸗ baukaſten Berlin. Hier in der Provinz gibt es Arbeit“. Als ich ihn am Abend wieder traf, zeigte er mir einen guten Anſtellungsvertrag. Viele Wanderer ſind unterwegs, die Arbeit ſuchen und finden; das Gute mit dem Nützlichen ver⸗ binden. „Wir wollen die Welt bereiſen, o Isabella Friedolin...“ Singend kommt eine junge Frau daher. Braungebrannt wie ein Indio. Im Eichenhain ſtellt ſie ihr Rad an einen Baum. Eine Mutter iſt es.„Ich habe von meinem Jungen Urlaub genommen“, erzählte ſie.„Ich will mich nicht zum Sklaven meines Kindes machen, will nicht alt und müde werden. Los⸗ gelöſt von allem feiere ich die„Ferien vom Ich“, ſammele eue Kräfte für Mann und Kind.“ Eine tüchtige Mutter ift das. Geſund und ſtark kehrt ſie ins Heim zurück, und tau⸗ ſendfach erntet die Familie den Segen, den ihr die Ferien vom Ich einbrachten. Schokoladenbraun iſt das Geſicht. Unterbrochen von ſchneeweißen Linien und Ringen im Bereich der Augenpar⸗ tien.— Ein Waldgeſpenſt?— Beileibe nicht. Ein Haus⸗ mädchen nur. Aus Berlin WW. Die Sonnenbrille hat das Antlitz bunt gemacht, die Aſphaltbläſſe der Großſtadt als In⸗ ſeln unſeligen Angedenkens konſerviert. „Bankdirektors ſind verreiſt“ ſagt die Kleine. Was ſoll ich da allein in der großen Wohnung?— Langweilen? — Kommt gar nicht in Frage. Darum: was die Herrſchaft kann, kann ich auch. Nur mit beſcheideneren Mitteln. Die Frau des Hauſes ſauſt mit dem Auto durch die Welt, ich fahre mit„Knochengas⸗ und Rippenzündung“. Komme ſoeben von Straßburg. Hier iſt mein Paß. Im Oktober fahre ich nach Wien. Und im nächſten Jahr?— Da werde ich die Schweiz unſicher machen.“ Bankdirektors können ſtolz auf ihren dienſt⸗ Im Marſchſchritt mit fröhlichem Geſang durchs Land. Tätowierte Teſtamente und andere Kuriosa Wohl kaum ein Gebiet iſt reichlicher mit Kurioſitäten angefüllt als das der Teſtamente. Das kann an ſich gar⸗ nicht einmal ſo ſehr wundernehmen, wenn man ſich über⸗ legt, daß die Erblaſſer an der gewiſſenhaften Beachtung ihres letzten Willens meiſt aufs ſtärkſte intereſſiert ſind. Dieſe letzte Willensaktion ſoll ja gewiſſermaßen über den Tod hinausgreifen, ſie ſoll auch dann noch nachwirken wenn derjenige, von dem dieſe letzte ausging, längſt in Staub und Aſche zerfiel. „ Willensäußerung Nicht immer geht der Menſch von denen, die im Le⸗ ben ſeine Verwandten waren, im beſten Einvernehmen fort. Hat jahrzehntelang eine tiefe Feindſchaft beſtanden, dann iſt manch einem nicht einmal das drohende Lebens⸗ ende Anlaß genug, die Verſöhnungshand zu reichen. Ja, ſelbſt unter Eheleuten kann es zu ſolch Feindſeligkeiten kommen. Wie anders z. weitgreifenden B. wäre die teſtamentariſche Beſtimmung eines vor einiger Zeit ver⸗ ſtorbenen Engländers zu verſtehen, der ausdrücklich ver⸗ langte, daß ſeiner Frau keine höhere„Erbſumme“ als ein Farthing(nach deutſchem Geld drei Pfennige!) in die Hände fallen dürfe. Der Erblaſſer beſtand ferner darauf, daß die Abſendung dieſer Kupfermünze an ſeine Frau in einem deren Worten: Schikane noch übers Grab hinaus! — unfrankierten Briefumſchlag erfolge. Mit an⸗ Eine der häufigſten Befürchtungen, die ängſtliche Erb⸗ laſſer befällt, iſt, daß das Händen gefunden und mißbraucht werden könnte. Um in dieſer Beziehung unbedingt ſicher zu gehen, ließ ſich vor wenigen Jahren ein Italiener den genauen Wortlaut ſeiner teſtamentariſchen Anordnungen in den— Rücken tätowieren. Da das Teſtament mehr als 180 Worte um⸗ faßte, läßt ſich denken, mit wie viel Schmerzhaftigkeit das Einſtechen der letztwilligen Verfügung in die Kör⸗ perhaut verbunden war. Doch auch an weniger ängſtlichen Naturen fehlt es nicht. Um die Jahrhundertwende z. B. ſtarb ein Mann, der ſeine letztwillige Verfügung ausge⸗ rechnet einer Eierſchale anvertraut hatte. Dieſes auf ei⸗ ner Eierſchale niedergeſchriebene Teſtament ſtand einige Zeit ſpäter im Mittelpunkt eines großen Prozeſſes, da mehrere Erbberechtige die Gültigkeit der letztwilligen Ver⸗ fügung angezweifelt hatten. Daß Erblaſſer in ihrem Vermächtnis noch einmal ihre Schrullen und Neigungen ſich austollen laſſen, dieſe Fälle gibt es tauſendfach. Da verſtarb z. B. vor einiger Zeit ein rumäniſcher Gutsbeſitzer mit Namen Onica. Dieſer Mann hatte es in zweifacher Hinſicht zu einer Be⸗ rühmtheit in ſeinem Lande gebracht. Er ver⸗ fügte nicht nur über ſehr ausgedehnte Beſitztümer, einen vielleicht noch größeren Namen hatte er daher, daß er jeden anderen unter die Bank zu trinken verſtand. Seines ſprichwörtlichen unheimlichen Durſtes wegen nannte man ihn den„König der Balkantrinker“. Dieſer Mann wollte ſeiner letztwilligen Verfügung gemäß nicht in einem Sarg, ſondern in einem— Weinfaß beerdigt werden. Eine Frau Margaret Keith in Los Angeles, die als baren Geiſt ſein. Mit Luſt und Liebe wird ſich der aufge⸗ ſpeicherte Kräfteüberſchuß in der Sechszimmerwohnung aus⸗ toben.— Wer radelt dort den Berg hinauf? Spielend leicht wie ein junger Gott? Ein weißer Rauſchebart; ein Greis von 72 Jahren. Er kommt aus Köln und fährt nach Guben. Im vorigen Jahr war er in den Teſſiner Alpen. Und früher?— Da hat er Europa, Aſien, Auſtralien und Südamerika durch⸗ quert. Abenteuerblut pulſiert in ſeinen Adern.„Ich kann mir nichts Schöneres denken, als auf großer Fahrt zu ſter⸗ ben“, ſagt er.— „Saggen Sie, wou ſind die Weg zu die Wuörlitzer Park?“ Ein Japaner ſteht vor mir; ein gelber Wanderer mit deutſchem Jugendherbergsausweis. Ein halbes Jahr hat er ſich vorgenommen, um unſer deutſches Vaterland kennen⸗ zulernen. Es iſt nicht der einzige Ausländer auf der Landſtraße. Schweden, Norweger, Dänen, Schweizer bevölkern mehr denn je die deutſchen Chauſſeen. Die Neugier treibt ſie ins Dritte Reich. Sie wollen ſehen und erleben und— ſind des Tippeln und Gepäck ſchleppen? Viel leichter iſt es, per Rad zu walzen. Lobes voll. Als glühende Anhänger des Nationalſozialis⸗ mus kehren ſie in ihre Heimat zurück und verkünden das Evangelium des„Führers“, ſchaffen Klarheit, die mehr denn andere Mittel die ausländiſche Hetze zum Schweigen bringt Wo kommſt du her?— Wo gehſt du hin?— Aus allen Gauen kommen ſie; aus Oſt und Weſt, aus Süd und Nord. Vornehmlich ſind es Berliner, Sachſen Bayern, Schwaben, Rheinländer und Hamburger. In der Mehrzahl Großſtädter. Weniger begegnet man Pommern, Schleswigern, Oſtpreußen und Schleſiern. An Ausländern ſind in erſter Linie vertreten Dänen, Schweden und Ameri⸗ kaner. Es folgen Engländer. Holländer. Oeſterreicher, Tſche⸗ chen und Schweizer. Und wo fahren ſie hin?— Faſt alle nach Berlin, viele nach Hamburg, und die wenigſten nach Pommern und Oſt⸗ preußen. Das Rheinland, der Harz, Thüringen und Süd⸗ deutſchland ſind die beſuchteſten Landſtriche. Sehr viele ſind Teſtament von unbefugten mit dem Fahrrad unterwegs, ausgerüſtet mit Torniſter, Photoapparat und Tagebuch. Was ſie ſehen und erleben. dalten ſie in Wort und Bild feſt als bleibende Erinnerung die„reichſte Menſchenfeindin der Welt“ galt, weil ſie in den letzten vierzig Jahren ihres Erdendaſeins jegliche Annäherung an einen Menſchen ängſtlich mied, ließ ſich im gigantiſchen Park ihres Landhauſes zur letzten Ruhe beſtatten. Die Stelle ihres Grabes hatte ſie genau vor⸗ geſchrieben. Sie verlangte inmitten ihrer großen Katzen⸗ gemeinde eingebettet zu werden, die ſie dort während ihrer Lebzeiten beerdigt hatte. Es waren weit über 200 Katzen, die in dieſem Teil des Parkes beerdigt waren. Jedes Katzengrab hatte ſein Steindenkmal und ſeine ſtei⸗ nerne Einfaſſung. Die Steindenkmäler trugen auf Mar⸗ mortafeln nicht nur den Namen jeder Katze, es wurden zugleich auch die Vorzüge und Tugenden jeder gewürdigt. Bisweilen werden van Erblaſſern auch die wunder⸗ lichſten Beſtimmungen über den Leichnam in das Ver⸗ mächtnis mit eingeſchloſſen. Von dem Philantropen Ben⸗ tham weiß man, daß er ſeinen Leichnam zum Sezieren zur Verfügung ſtellte. Bezüglich des Skeletts aber hatte Bentham angeordnet, man ſolle ihm den beſten Anzug, den er im Leben trug, umhängen und das ſo bekleidede Skelett immerdar ſichtbar in einem Glaskaſten unterbringen. Ein ſpaniſcher Muſiker verfügte, man ſolle die Sehnen ſeines Körpers zur Anfertigung von Violinſaiten verwenden und die Saiten mittelloſen Geigern zum Geſchenk machen. Auf eine noch abſonderlichere Beſtimmung verfiel ein Theaterfreund, der in ſeinem Teſtament den Wunſch au ſprach, nach ſeinem Ableben möge man ſeinen Kopf den Dienſt der Bühne ſtellen und bei paſſenden Gelegen⸗ heiten, ſo zum Beiſpiel im„Hamlet“, von ihm Gebrauch machen. Zu dieſem Zweck möge man ſeinen Schädel ent⸗ ſprechend präparieren. Das Ausgefallenſte erſann aber wohl der ſehr begü⸗ terte Großkaufmann Milford, der vor nicht ſehr lang Zeit in Chikago aus dieſer Zeitlichkeit abberufen worden iſt. Mr. Milford ſetzte die Harvard⸗Univerſität in den Ge⸗ nuß ſeiner ganzen Hinterlaſſenſchaft mit der ausdrüc⸗ lichen Beſtimmung, daß man ſeinen letzten Willen reſt⸗ los und gewiſſenhaft erfülle. Da Herr Milford, wie ge⸗ ſagt, ſehr reſpektable Reichtümer zurückließ, hielt er ſich umſomehr befugt, dieſen ſeinen letzten Willen in ein höchſt merkwürdiges Verlangen ausklingen zu laſſen: 5 Erſte erwarte ich,“ ſo heißt es in dieſem komiſchen Teſta⸗ ment,„daß man mir, ſobald die Aerzte meinen Tod ein⸗ wandfrei feſtgeſtellt haben, die Haut vom Knochengerüſt abzieht und die Haut einem kunſtgerechten Ger 5 unterzieht. Die gegerbte Haut iſt zum B pannen einer großen, hübſchen Trommel zu verwenden und zwar dieſe Trommel nur zu einem beſtimmten Zweck b werden. Am 17. Juni,(der in Amerika als Anabhängig⸗ keits⸗Erinnerungstag begangen wird), ſollen ſich Junggeſellen des Univerſitätsklubs und alle meine ſonſti⸗ gen Freunde verſammeln. Dem Zug ſoll dieſe Trommel vorangetragen werden. Zum Abſchluß der kleinen Gedenk⸗ feier ſoll der Klubvorſitzende ein paar Worte ſprechen einzelnen g. 35 in II r darf und im Anſchluß daran auf der Trommel die amerikaniſche Nationalhymne. Der rechte Wandersmann hält ſein Aeußeres in Ordnung. für ſpätere Zeiten. Es werden die ſchönſten Erinnerungen ihres Lebens ſein. Walter Schumann. ——— Banknoten in Verjen Während der Inflation in Deutſchland haben wir die Flut der Banknoten erlebt. Jedes Land, jede Stadt und Gemeinde druckte eigenes Geld. Es erſchienen Porzellan⸗ geld, ſeidene Geldſcheine, Papiergeld, das die Geſchichte der Landſchaft in Bildern trug uſw. Seltſam genug waren die Banknoten, die die Inflation geboren hat. Aber die ſon⸗ derbarſten Kaſſenſcheine hat im Jahre 1856 die Kaſſe der Niederſächſiſchen Bank in Bückeburg ausgegeben; ihre Zehn⸗ talernoten enthielten eine Wunderlichkeit, die niemand auf Geldſcheinen vermuten wird. Einer der Begründer der Bank kam nämlich auf den eigentümlichen Einfall, eine ganze Serie ſolcher Banknoten zur Kontrolle mit Verſen deutſcher Volkslieder zu verzieren, derart, daß jede Banknote ein Wort enthielt und die ganze Serie, nach den Nummern nebeneinanderge⸗ legt. das ganze Lied leſen ließ. Die Sache wäre ſo weit ganz gut— aber die Wahl der Verſe, zuſammengehalten mit der Entſtehung und Bedeutung der Papiere, führt zu nocht komiſchen Betrachtungen. So enthielten die Zehn⸗ zlernoten von der Nummer 323 300 an das bekannte Lied: Ich hab' mein Sach' auf nichts geſtellt, juchhe!“ Welch onderbarer Vers auf Banknoten! War es die Bank. die ihre Sache auf nichts geſtellt hatte, oder war es der unter⸗ ſchriebene„Spindler“? Oder waren es gar die Inhaber der Scheine?— Eine andere Serie bildete der Vers:„Wer niemals einen Rauſch gehabt, der iſt kein braver Mann!“— Wer alſo ſo glücklich war, dieſen ganzen Vers in ſeiner Taſche herumzutragen, der beſaß gerade hundert Taler und konnt⸗ ſchon einmal, wenn anders die Verhältniſſe es geſtatteten, ein recht braver Mann ſein, konnte ſich auch erlauben. ſich. wenn's ihm ſonſt gefiel. einen Rauſch anzutrinken. — 79 — A . — 8 — 4 2 2 N reef (15. Fortſetzung.) 5 Axel von Alſen ſteht als Schlepper im Dienſt des Spie⸗ lers, früheren Sträflings, Alkohol⸗ und Rauſchgiftſchmugglers Rybinſki. Er möchte die Verbindung löſen. Durch ein eigen⸗ artiges Erlebnis lernt er den Generaldirektor Walter Ruh⸗ land und deſſen Frau Ilſe kennen. Während zwiſchen beiden eine tiefe Freundſchaft entſteht, will Rybinſki von Ruhland Geld erpreſſen. Zu dieſem Zweck entführt er Frau Ilſe und verſteckt ſie auf einer Inſel. Axel, der ſich weigert, an dem Verbrechen mitzuhelfen, wird niedergeſchlagen und ebenfalls auf die Inſel gebracht. Hier erfährt er ſehr bald von der Anweſenheit der Frau, und es gelingt ihm, ſich mit ihr in Verbindung zu ſetzen. Walter Ruhlands Aktion hatte bereits den Erfolg, daß man die Inſel im See als den Aufenthalts⸗ ort der Frau Ilſe vermutet. Während er die Kriminalpolizei mobiliſiert, ſpinnt Rybinſki die Fäden, um ſeine„Beute“ zu verwerten. Gleichzeitig bereitet er ſeine Flucht vor. Rybinſki zerknackte genießeriſch eine Hummerſchere. „Darüber beunruhige ich mich nicht. Wenn erſt etwas Gras über die letzte Affäre gewachſen iſt, kann Jack unſeren Schatz eines ſchönen Tages abholen und zu irgendeinem Ueberſeehafen ſchaffen.“ Doktor Lukas nickte. „Damit bin ich einverſtanden. Nur noch eine letzte Frage.„Wollen Sie ſich längere Zeit in der Tſchechoſlowakei aufhalten?“ „Vorläufig ja! Ich denke da an Karlsbad oder Marien⸗ bad, wo man in dem internationalen Fremdenſtrom am leichteſten untertauchen kann. Was dann weiter werden wird, weiß ich noch nicht. Nur eins ſteht für mich feſt, daß ich Europa für einige Jahre verlaſſen werde. Am liebſten ginge ich nach Südamerika, Braſilien zum Beiſpiel, wo ich von früher her noch gute Beziehungen habe!“ Mit einem verlorenen Blick ſah er auf das iriſierende Glitzerſpiel der Schaumperlen ſeines Sektglaſes. Auf einmal klang ihm wieder der Schrei der Dampf⸗ ſirene im Ohr. da er zum erſten Male durch die verſchwim⸗ menden Morgennebel in die Bai von Rio eingefahren und das Märchen der gewaltigen, ſtrahlenden Stadt aus den blauen Fluten des Atlantik vor ſich aufſteigen ſah. Rio de Janeiro mit ſeinen Bergen und Wäldern, ſeinen Inſeln und Buchten, immer neue Blicke entſchleiernd in einer Fata Morgana ewig wechſelnder, farbentrunkener Schön⸗ heitswunder Eine große Sehnſucht nach der Freiheit und Weite jenes unermeßlichen Landes ging plötzlich durch die Seele des ge⸗ hetzten Mannes, die ganze Sehnſucht des Ausgeſtoßenen, Friedloſen der mit dem Verluſt von Heimat und Ehre auch ſich ſelbſt zugleich an ein ſinnlos abenteuerliches Leben ver⸗ loren hatte. E Da klang auf einmal ein ſchmetternder Tuſch. Der Tanzring leerte ſich. In den Sektboxen erloſch das Licht bis auf die rotbe⸗ ſchirmten Tiſchlämpchen. Und plötzlich blühte auf dem ſpiegelnden Parkett, wie aus einer anderen Welt hereingeweht, die knoſpende Jugend eines ſchlanken Kindes auf. Der Miedergürtel der Salome voll ſchwerer Metall⸗ buckel und glänzender Perlenſtickereien ſchmiegte ſich um die biegſamen Hüften, aus denen ſich leiſe wiegend ein exo⸗ tiſcher Tanz entwickelte. Das Geſicht des Mädchens ſchien noch ſchlafend und ſehn⸗ ſüchtig ſtill Da legte der Saxophonmann ſein Inſtrument beiſeite und ließ ein Cymbal wild und kreiſchend aufklingen. Die Augen der Tänzerin ſtrahlten auf einmal groß und heiß, die weißen Zähne leuchteten wie Blitze zwiſchen den roten Halbmonden der Lippen. Wie eine Feder ſchnellte der ſchmale Leib plötzlich em⸗ por und wirbelte in dem raſenden Taumel der nerven⸗ peitſchenden Töne unabläſſig im Kreiſe, bis der hämmernde Rhythmus der Muſik auch auf die Zuſchauer überſprang 1 ganze Saal dieſen Rhythmus mitſtampfte und mit⸗ klatſchte. Ein paar Herren mit großen Büſchen gelber Roſen eilten in den Ring, Ein wenig außer Atem und nach allen Seiten mit einem traumhaft verwirrten Lächeln dankend 509 ſich die Kleine 11 8 in die Box der Künſtler neben der Muſikeſtrade ift 1 Rybinſki winkte dem Kellner und verlangte die Rech⸗ ung. Ein großer Ekel hatte ihn plötzlich vor dieſer elegant maskierten Menſchenfalle erfaßt, deren Weinbrodem und Zi⸗ garettenqualm ſich ihm wie eine würgende Hand um die Kehle legte. Als ſie wieder auf der Straße ſtanden, graute bereits leiſe der Tag. Der Regen hatte ganz aufgehört, und die Luft ging weich und lind um die heißen Geſichter. 1 Am Bayriſchen Platz trafen ſie auf ein verſpätetes 1 Doktor Lukas ſtieg ein und ſank erſchöpft in die en. „Soll ich Sie nach Hauſe fahren?“ fragte er. Rybinſki ſchüttelte den Kopf. „Ich danke, lieber Doktor! Ich komme auch zu Fuß noch früh genug heim!“ 5 Dann ſtand er lange und ſchaute dem Auto nach, wie es allmählich immer wefter in die dunkle Ferne der Grune⸗ waldſtraße hineinſchwand. a 5 In dieſem Augenblick dünkte ihm die Rieſenſtadt, die den Abglanz ihrer tauſend und aber tauſend Lichter gleich einer lodernden Fackel in den nächtlichen Himmel hängte, wie ein fremdartiges, entſetzliches Ungeheuer, das nur Elend und Verzweiflung unter dem Mantel ſeiner wien Hön⸗ heit birgt und das irrende Heer der Glück⸗ und Heimat⸗ ucher erbarmungslos zu dem ſteinernden Labyrinth ſeiner Straßen binausſtögt. wort.„Aber ich erwarte noch Beſuch 9 Gs 55 XVIII. Axel kam durch den mit altväterlichem Buchsbaum ein gefaßten Kreuzweg ſeines Gefängnisgärtchens und ließ ſich auf ſeinem Liegeſtuhl nieder. Er ſah auffallend ſchmal und angegriffen aus und ſtützte ſich beim Gehen auf einen derben Stock, den ihm der Eiſen⸗ könig beſorgt hatte. Die Aufregungen ſeines nächtlichen Ausfluges und die unerwartete Begegnung mit Ilſe hatten in ſeinem Befinden einen ſchweren Rückſchlag hervorgerufen, ſo daß er tags zu⸗ vor kaum imſtande geweſen war, für eine Stunde ſein Bett zu verlaſſen. Auch heute hatte er ſich erſt gegen Mittag wieder ſo weit gekräftigt gefühlt, daß er ſich zum Eſſen fertig angekleidet hatte und ins Freie gegangen war. Der Eiſenkönig hatte ihm ſeinen Stuhl in den Schatten einer großen Akazie gerückt deren blütenſchweren, weißen Gipfel die Bienen unabläſſig umſummten. und brachte ihm jetzt den Nachmittagskaffee. „Ich glaube, wir bekommen heute noch ein ſchweres Gewitter!“ meinte er, zu der glühenden Kuppel des Him⸗ mels emporweiſend.„Die Sonne ſtach frühmorgens ſchon wie mit Nadeln. Und jetzt iſt auch der letzte Wind ſchlafen⸗ gegangen.“ Axel bot ihm ſeine Zigarrenkiſte. „Hier, lieber Schröder, bedienen Sie ſich. Und dann laſſen Sie mich endlich fort Ich brenne Ihnen ſonſt wahr⸗ haftig noch durch und ſchwimme ans Land!“ Der Rieſe lachte gutmütig. „Da würden Sie nicht weit kommen, Herr Baron, ſo wie Sie noch in Ihren Kleidern hängen. Mit dem See iſt nicht zu ſpaßen. Der geht bis vierhundert Fuß tief, und an mehr als einer Stelle findet das Senkblei überhaupt keinen Grund. Und Launen hat er wie eine Frau. Die Fiſcher haben mir erzählt, daß ein Hahn auf ſeinem Grunde ſitzt. Der kommt manchmal herauf, rot und zornig, und ſchlägt die Waſſer mit den Flügeln. Das deutet dann auf Sturm. Wer da mit dem Boot unterwegs iſt, kann ſein Teſtament machen In jedem Jahr ertrinken im See ein halbes Dutzend Menſchen!“ Axel hatte ſich eine Zigarre angezündet und ſchaute den feinen blauen Rauchwolken nach, bis ſie langſam in dem dichten Geäſt der Akazie vergingen. Auf einmal war er mit all ſeinen Gedanken wieder bei Ilſe, der er ſeine Hilfe ſo feſt und ſicher zugeſagt, und die er nun ſchon zwei volle Tage ohne jedes weitere Lebens⸗ zeichen gelaſſen hatte. Er hatte den Eiſenkönig in letzter Zeit immer wieder mit Fragen beſtürmt, wie lange die ſeltſame Haft eigentlich noch andauern ſolle; doch dieſer hatte zu all ſeinem Drän⸗ gen nur verlegen geſchwiegen ſo daß er allmählich die Ueber⸗ zeugung gewonnen hatte, daß ſein Wächter wirklich völlig ahnungslos und nur ein ganz untergeordnetes Werkzeug in der Hand Rybinſkis war. Gerade dieſe Ungewißheit aber, dies wehrloſe, hilflose Ausgeliefertſein an eine unberechenbar fremde Willkür er⸗ füllte ihn allmählich mit einer raſenden Erbitterung, und er verwünſchte insgeheim ſeine körperliche Schwäche, die ihm bisher dieſe von ihm zuweilen faſt als Feigheit empfundene Ergebung in das Unvermeidliche aufgezwungen hatte. 2 Um ſieben Uhr kam der Eiſenkönig mit dem Abendbrot; er hatte trotz der Hitze ein blaues Jackett angezogen und ſeine blonde Mähne mit Waſſer und einer ſüßlich duftenden Pomade zu einer Tolle gebändigt. Axel ſah bewundernd zu ihm auf. „Sie haben ſich ja ſo fein gemacht, lieber Schröder,“ ſagte er„Sie haben wohl noch einen kleinen Exbummel vor und wollen irgendeine Dorfſchöne betören?“ „Das nicht. Herr Baron.“ war die ausweichende Ant⸗ Es iſt mir ja ſelbſt am nach nan meiſten peinlich, aber ich muß den Herrn Baron glei dem Eſſen wieder einſchließen Ich habe ſonſt große nehmlichkeiten. Und der Herr Baron ebenfalls!“ Axel ſtutzte. Eine heftige Entgegnung lag ihm auf der Zunge, doch noch im letzten Augenblick 11 7 0 er ſich. „Was iſt denn das für ein vornehmer Gaſt,“ fragte er, „der uns heute abend noch die Ehre erweiſen will?“ Der Eiſenkönig zuckte die Achſeln. Das darf ich leider nicht ſagen. Ich hoffe aber. noch heute Beſcheid zu erhalten, wann ich den Herrn Baron wie⸗ der an Land bringen darf!“——— Axel erhob ſich und ging in ſeine Kammer. Es war ſa noch immer zwecklos, offenen Widerſtand zu leiſten, zumal ſein Wächter in kurzer Zeit weiteren Zuzug erhielt. 7 8 8 ieee Bald danach erklang das Pochen des Motorbootes, und der Eiſenkönig kam mit einem großen, athletiſchen Menſchen über die Parkwieſe. Sie trugen eine anſcheinend ſehr gewichtige Holzkiſte zwiſchen ſich und verſchwanden damit in der Villa. Ein wilder Zorn ſchnürte Axel die Kehle zuſammen. Der neue Ankömmling war Jack London. * Und Stunde um Stunde verrann, und noch immer ſaß Axel an dem ſchmalen Spalt ſeines Fenſters und ſtarrte in die langſam wachſende Dunkelheit hinaus. Graudüſteres Gewölk hatte ſich hüben und drüben zu⸗ ſammengezogen und türmte ſich über dem zackigen Wipfel⸗ ſaum des Parks zu einer Rieſenmauer empor. Schweigen lag in der erdrückend ſchwülen Luft. kein Blatt bewegte ſich, kein Vogel ſang. Es war, als hielte die ganze Natur den Atem an in banger, zitternder Erwartung.—— Da riß er ſich auf einmal gewaltſam empor und ſchwang ſich zum Fenſter hinaus. Der Gedanke, daß Ilſe zur gleichen Zeit mit dieſem ſchwarzen Tier unter einem Dach weilte, ja vielleicht einer unverſchämten Zudringlichkeit hilflos ausgeliefert war, raubte ihm für Sekunden faſt die klare Beſinnung. Mit behutſamen Schritten, die Deckung jedes einzelnen 1 8 ſorgfältig nützend. ſchlich er ſich zu der Villa hin⸗ über. Die Haustür ſtand weit geöffnet, ein mattes Dämmer⸗ licht ſchwelte in der Tiefe des düſteren Raumes. Auch Ilſes Zimmer war noch hell und ebenſo ein zweites Fenſter gleich unter dem ihren im Erdgeſchoß. Gelächter und lautes Sprechen klang heraus; und als er ſich jettz an dem verrotteten Weinſpalier mit unendlicher Vorſicht in die Höhe zog, ſah er in ein altmodiſch einge⸗ richtetes Eßzimmer. Der Eiſenkönig ſaß mit Jack an dem runden Mitteltiſch. von dem gerade eine alte Frau das Nachteſſen abdeckte. Zwei bereits geleerte Weinflaſchen ſtanden vor ihnen. aus einer dritten ſchenkte der Neger gerade die Gläſer wie⸗ der voll. Zwiſchen ſeinen dicken Lippen klebte eine gewaltige Zigarre; ſein glattraſierter Kopf wirkte in ſeiner ſchmalen Struktur faſt zu klein, dafür ſchienen die mächtigen Schul⸗ tern bei jeder Bewegung in die doppelte Breite zu wachſen. Er erzählte in 2 0 gutturalen Tönen gerade von einem Boxkampf, dem er vor kurzem im Sportpalaſt beige⸗ wohnt hatte, und witterte mit ſeiner zerquetſchten Naſe zu⸗ weilen merkwürdig forſchend in die verqualmte Luft. Dann ſtand er plötzlich uf und ſchob ſeinen Stuhl zurück. „Hallo, Mr. Schröder.“ ſagte er,„wir müſſen an die Arbeit und die verdammte Kiſte noch zu den anderen ver⸗ ſtauen. Die Uhr geht ſchon auf elf!“ Der Eiſenkönig bewegte abwehrend die Hand. „Wollen wir nicht erſt das Gewitter abwarten?“ Doch der Schwarze ſchnitt jeden Widerſpruch energiſch ab. „Das regnet dann vielleicht bis morgen früh, und die Ware darf nicht naß werden Kommen Sie, Schröder. Die Zeit drängt. Ich muß heute nacht noch nach Berlin zurück. Der Chef braucht mich ſchon morgen früh ſehr dringend!“ Der Eiſenkönig richtete ſich unwirſch⸗ auf. „Na, dann ohne Tritt— marſch! Immer. wenn's ge⸗ mütlich wird, kommt etwas dazwiſchen!“ Damit ſtreifte er ſein Jakett ab und hängte es über die Lehne ſeines Stuhles Gleich darauf kamen ſchwere Tritte durch den Hausflur, ein Laternenſchimmer blinkte auf Axel hatte gerade noch ſo viel Zeit, in den Gebüſchen des Vorplatzes unterzutauchen. Dann traten die beiden Männer aus dem Hauſe und verſchwanden in der Richtung des Stallgebäudes. Minutenkang verharrte Axel regungslos, bis das letzte Geräuſch der Schritte verklungen war. In ſeinem Kopf ſang und ſummte es; er hatte plötz⸗ lich ein Gefühl, als ſeien ihm ſtatt der Beine zwei hölzerne Stelzen eingeſchraubt. Doch mit Gewalt zwang er die aufſteigende Schwäche in ſich nieder und kam über den weichen Raſengrund, ganz dicht n den Schatten des Spaliers geduckt, an der Hauswand entlang. scha Jetzt trat er leiſe in die Halle und hielt vorſichtig Um⸗ u. Die Tür zum Eßzimmer war nur angelehnt, durch den ſchmalen Spalt fiel ſein Blick gerade auf das Jackett des Eiſenkönigs. Und plötzlich zuckte ein rettender Gedanke in ihm auf, wußte er mit hellſeheriſcher Gewißheit, daß er finden würde, wonach er auf dem ganzen Wege unbewußt geſucht hatte. Mit zwei, drei Schritten ſtahl er ſich in den verlaſſenen Raum und griff in die rechte Jackettaſche. Ein leiſes Klirren von Metall. Faſt hätte er laut aufgeſchrien. Der Schlüſſelbund des Eiſenkönigs! * Dann ſtand er wieder in der Halle und lauſchte. Aus dem Kellergeſchoß klang Tellerklappern und Glä⸗ ſerklirren; die alte Frau war 9110 noch mit dem Aufwaſch beſchäftigt und eine Störung durch ſie während der nächſten Minuten kaum zu befürchten. Mit Blitzesſchnelle vergegenwärtigte er ſich die Lage von Ilſes Zimmer, indes er ſich unhörbar am Treppengelän⸗ der zum erſten Stock hinauftaſtete. Ein feiner Lichtſtrich, der aus einem Schlüſſelloch fiel, wies ihm weiter den Weg. Mit bebenden Händen verſuchte er einen Schlüſſel, einen zweiten, doch erſt der dritte paßte. Im nächſten Augenblick ſtieß er die Tür auf und trat ein. (Fortſetzung folat.) Natel Cclce Schach-Aufgabe. 2 b 0 d e 1 2* , 55 7 E, , , Weiß zieht und ſetzt mit dem zweiten Zuge matt. Auslaſſungs-Aufgabe. Roſt. Cypern. Heller, Schwank. Eidam Remiſe, Samum, Borſte. Spitz, Oſtern. Gruß. Meter. Aus vorſtehenden 12 Wörtern ſoll durch Auslaſſen je eines Buchſtabens ein neues Wort gebildet werden, wäh⸗ rend die ausgelaſſenen Buchſtaben, aneinandergereiht, eine beliebte Sommerbeluſtigung ergeben. Zufammenſetz⸗Aufgabe. Anden Erd Erk Lingen Miß Raten Rücken Stützen Unter Vers. Je zwei der vorſtehenden zehn Wörter, richtig aneinandergeſtellt. müſſen ſtets ein Zeitwort ergeben. Wie lauten dieſe? Illuſtriertes Kreuzwork⸗Rätſel. 8 5 Die in die waagerechten und ſenkrechten Felderreihen einzutragenden Wörter ſind aus den bildlichen Darſtellungen zu erraten. Die Wörter der waagerechten Reihen ſind in dem oberen, die der ſenkrechten in dem unteren Teil des Bildes zu ſuchen. Sprichwort-Rätſel. Wer überwinden will, lerne vertragen. Zuerſt komm ich, dann komm ich noch einmal. Wer fortgeht, iſt bald vergeſſen. Man wird jeden Tag Der Hahn kräht am kühnſten auf eigenem Miſt. Der Taler gilt am meiſten, wo er geſchlagen iſt. Es iſt nichts ſo ſchlecht, es iſt zu etwas gut. Es iſt gemacht. Man entnehme porſtehenden acht Sprichwörtern je ein Wort. Zuſammengeſtellt ergeben dieſe Wörter wiederum ein Sprichwort. 0 D g Röſſelſprung. ue es le ge er S 27 SE. das ter eli be Sπ S, eri einn nN Sh A Ses Ker See e re med Auflöſungen aus voriger Nummer: Schach aufgabe: 1. Sd& e4 Das—b8 oder a). 2. Se4—c5. Es droht nun 2—4 oder Tol& d2 matt zu ſetzen, beliebig, 3. T oder c2— 4 matt. 3„ nder 2. c2— 4 f. D oder T& cd. 3. Tfö—d6 matt. (Andere Varianten leicht.) Bruchſtück Aufgabe: Schock. Chinin, Gewalt, Speiſe, Ernſt— Hochwaſſer. Tätigkeits⸗Rätſel: Abendrot. Synonym: 1. ſtöhnen. 2. coupieren, 3. hadern, 4. offenbaren. 5. raſen. 6. leiden, 7. enteilen, 8. munkeln, 9. offerieren. 10. rüffeln. 11. lechzen. 12. erwägen— Schorlemorle. Silben⸗Rätſel: 1. Holſtein. 2. Ebro. 3. Logger, 4. Gepard. 5. Ochſe, 6. Lüſter. 7. Aden, 8. Nahe, 9. Dandy: Helgoland— Norderney. Magiſches Flügel⸗Rätſel: 1. Orgel. 2. und 3. Reiſe⸗Pläne. 4. Stoer. Buchſtaben⸗Rätſel: Torte, Pauſe. Backe, Anker, Beſen. Stauf Ducht. Orkan— Ruckſack. Geographiſches Problem. die einzelnen Teile ergeben folgende Namen: 1. Wien. 2. Sorau. 3. Gent. 4. Iſar. 5. Fes. 6. Lech. 7. Ems. 8. Seine. Die Sorge iſt des Lebens Feind. Fehl⸗ Aufgabe: hekate, ÜUkami, Neukalen, Duka⸗ ten, Schikane. Takao, Arkade, Geldkaſten. Eskadron— Hundstage. Bruchſtück⸗Aufgabe: Plural Esra Kreide Kaſein.— Urlaubsreiſe. —————ẽ———— Anekdoten Herzen und Seeien. Im Kieler Frieden(1814) mußte der König Friedrich VI. von Dänemark Norwegen an Schweden abtreten. Ver⸗ geblich ſuchte er dann auf dem Wiener Kongreſſe um eine Entſchädigung nach, ſein Geſuch blieb unerledigt. Das hielt ihn jedoch nicht ab, während ſeines Aufenthalts in Wien ſehr wohltätig zu wirken, und ſo hatte der ruſſiſche Kaiſer Alexander J., als ſich Friedrich bei ihm verabſchiedete, ganz recht, wenn er ſagte:„Euer Liebden nehmen alle Herzen mit!“ Der König jedoch erwiderte in wehmütigem Tone:„Das kann ſchon wahr ſein, aber noch lieber wäre es mir, wenn ich ein paar Seelen mitnehmen könnte!“ Island Stubbe Ein krauernder Gatte. In einem mitteldeutſchen Tagesblättchen ſtand am 29. April des Jahres 1837 wörtlich die folgende Todesanzeige: „Mit Trauerflor umhüllte ſich mir die Flamme des Himmels, und Eiſeskälte gießt ihre Strahlen in mein ge⸗ brochenes Herz. Mit Wehmut wende ich mein tränendes Auge von den bunten Kindern des werdenden Lenzes, nach⸗ dem meine häusliche Sonne am 27. April dieſes Jahres un⸗ tergegangen durch den Sterbefall meiner innigſtgeliebten Gattin Roſamunde in ihrem 65. Lebensfahre. und die Träume meines irdiſchen Glückes verwelkten.— Ach! ich kann nun hinfort nicht mehr die blühenden Roſenblätter ihres roſigen Mundes küſſen, und der Kelch mit Ambroſia. den ich davon getrunken, er iſt in Scherben gefallen, und nur die Würmer allein dürfen ſich fernerhin an meiner geliebten Roſamunde ſättigen.— Ich beneide ſie darum.— Weinet mit mir, geliebteſte Verwandten, weinet mit dem Kantor emer. Stolpenhagen und gebet meiner treuen Roſamunde ein höfliches Geleit zu Grabe am 30. h.“ Der Dauer⸗Patient Zur Dauerkundſchaft eines ſehr geſuchten Mediziners, der in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts in der Reichshauptſtadt wirkte, zählte ein Mann, der ſich klüger dünkte als der Arzt ſelber. Dieſer Dauer⸗Patient, der ſich wöchentlich mindeſtens zweimal im Sprechzimmer ein⸗ fand, hatte die Gewohnheit, ſich, wie er zu ſagen pflegte, „privatim⸗mediziniſch“ auszubilden. Er verſuchte dies durch ein ſehr ausgiebiges Leſen von mediziniſcher Literatur, verſtand davon jedoch leider nur die Hälfte. Als ſich der Herr Dauer⸗Patient wieder einmal ein⸗ fand, um ſich ein Mittel gegen Gicht verſchreiben zu laſ⸗ ſen, kam es zu allerhand Meinungsverſchiede jeiten, weil der Herr Patient alles„beſſer“ wußte. „Ich muß Ihnen heute mal ein ganz ernſtes Wort ſa⸗ gen, lieber Freund,“ wandte ſich plötzlich der Arzt mit todernſter Miene an den„Privatmedtziniſchen“„Sie er⸗ innern mich an einen gewiſſen Schlächtermeiſter Kemp⸗ kers. Dieſer Schlächtermeiſter hat genau ſo wie Sie dau⸗ ernd in allen möglichen und unmöglichen Quellen herum⸗ ſtudiert, um ſich mediziniſche Kenntniſſe anzueignen. Eines ſchönen Tages aber iſt dieſer Schlächtermeiſter ganz plötz⸗ lich geſtorben, obwohl er eigentlich niemals richtig krank geweſen iſt.“ „Und woran iſt er geſtorben?“ meinte der Herr Dauer⸗Patient mit großer Neugierde und mit einer noch größeren Angſt. „Beinahe wage ich es garnicht, die Todesurſache zu nennen, denn ich lebe in der ewigen Angſt, es könnte Ihnen mal ein Gleiches paſſteren,“ erklärte der Arzt. „Dieſer Schlächtermeiſter Kempkers hatte eines Tages in einem mediziniſchen Artikel wieder mal ein neues Re⸗ zept gefunden, auf das er Stein und Bein ſchwor. Un⸗ glücklicherweiſe war in jenem Nezept aber ein Druckfehler und— an dieſem Druckfehler iſt Kempkers zugrunde ge⸗ gangen Lachende Welt. Vergeßlichkeit. „So, Frau Müller, hier haben Sie das Ei zurück, das Sie mir geborgt hatten!“ „Ich hatte Ihnen aber zwei geliehen, Frau Schulzel“ „O, entſchuldigen Sie, da muß ich mich wirklich ber⸗ zählt haben!“ * Aebereinſtimmung. „Du haſt alſo zwei verſchiedene Rechtsanwälte befragt! Sagten denn beide dasſelbe?“ „Ja, genau dasſelbe!“ „So, und was meinten ſie denn?“ „Sie wollten beide 50 Mark Vorſchuß!“ 1 Sie:„Und du würdeſt mich genau ſo lieben, wenn mein Vater all ſein Geld verloren hätte?“ Er:„Hat er das?“ Sie:„Aber nein!“ Er:„Aber natürlich würde ich das, Liebling!“ * Hausfrau:„Ich will Ihnen gerne eine alte Hoſe voy meinem Manne geben, wenn Sie meinem Mädchen helfen Holz kleinmachen!“ Bettler:„Kann ich es ſehen, Madam?“ Hausfrau:„Das Holz?“ Bettler:„Nein, das Mädchen!“ * „In der letzten Zeit ſiehſt du ja ſo angeſtrengt aus?“ „Ja, wir müſſen jetzt ſehr viel im Büro arbeiten!“ „Nanu, wieſo?“ „Unſer Chef trägt nämlich jetzt Schuhe mit Gummi⸗ ſohlen!“ * „Ich liebe es nun einmal, den alltäglichen Dingen des Lebens eine Doſis Gefährlichkeit beizumiſchen.“ „Alſo darum eſſen Sie die Erbſen immer mit dem Meſſer!“ * Er:„Ich habe gerade wieder die monatliche Rate von zehn Mark an den Arzt abgeſchickt⸗“ Sie:„Gott ſei Dank! Noch zwei Monate und das Baby gehört uns!“ * Lehrer:„Max, gib mir ein Beiſpiel für einen Zufall.“ Max:„Mein Vater und meine Mutter heirateten am ſelben Tage.“ Werdet Milglied der NMS Volks wohlfahrt noßbreuon Fukufol s? Sesund bleiben! Sesund werden! „Egasundlung von sellist““ heigt eine Broschüre von Or. med. SPUIHI. leder sollte sie lesen, der sich nicht ganz gesund fühſt oder Be- schwerdęn irgendwelcher auch chronischer— Art hot. Dis Broschüre ird kostenlos und ohne jede Verpflichtung fũ⸗ den Besteller übersandt. dend br: Bet. EUb. SpbflI 63 SEPLIN-FRIEDENAU, Mesbedener Strogo& Ich bitte mir Ihre Broschüre„SESUN DUNE vod sSgl BST“ kostenlos und portofrei zuzusenden. Nerne Orr Scmöneres-volleres Haar gorch Krüfügung de floarwurzaln ond der Kopf ant deen bervor tages d vwkendes Krsuter-EIbclar 4 Haag WECKER. dem fortschelttlisbes, lebe kes 4% Heer Hell-„„geit. 3 n Apetbeken. Drogerien und Fre-Cescheftes bs ich 3 we nech nic weerstg. Serugsquellenno ces und 22 Sr e 5— gut gelaunt! 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