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Auguſt zeigt ein überwältigendes und geſchloſſenes Be⸗ kenntnis der Nation zu ihrem Führer Adolf Hitler, ein Be⸗ kenntnis, wie es wohl in dieſer Form noch kein Mann in der Welt von einem Volk erhalten hat. Die Volksabſtim⸗ mung vom 19. Auguſt hat alles in den Schatten geſtellt, was auf dieſem Gebiete bisher zu verzeichnen iſt. Ueber 95 v. H. der Wahlberechtigten haben ſich an der Volksab⸗ ſtimmung beteiligt. 90 v. H. der Abſtimmenden haben ſich für Adolf Hitler entſchieden und nur 10 v. H. zu ſeiner Frage„Nein“ geſagt. Wenn man die Ergebniſſe der ein⸗ zelnen Wahlkreiſe betrachtet, dann wird man auch feſt⸗ ſtellen können, daß dort, wo aus beſtimmten Gründen der Rückgang der Arbeitslofigkeit prozentual mit dem in an⸗ deren Teilen des Reiches nicht Schritt halten konnte, die Zahl der Nein⸗Stimmen vielleicht etwas höher iſt als an⸗ derswo. Man wird aber auch die ſehr intereſſante Feſtſtel⸗ lung machen, daß in Provinzen und Bezirken die der Seg⸗ nungen des nationalſozialiſtiſchen Regimes beſonders teil⸗ haftig geworden ſind, auch die Zahl der Nein⸗Stimmen ganz beſonders niedrig iſt. Damit iſt bewieſen, daß der Nationalſozialismus auch die Abſeitsſtehenden allmählich durch Leiſtungen gewonnen hat und überzeugt. Es iſt ſchwer, paſſende Vergleichszahlen für die Volks⸗ abſtimmung vom 19. Auguſt heranzuziehen, weil jede der in den letzten Jahren in Deutſchland durchgeführten Wah⸗ len andere Grundlagen hatte. Die Volksabſtimmung vom 12. November 1933 war rein außenpolitiſcher Natur. Es war ſelbſtverſtändlich, daß die Nation damals für den Frie⸗ den geſchloſſen zuſammenſtand. Das Ergebnis der Volks⸗ abſtimmung vom 12. November bedeutete deshalb noch keine bedingungsloſe Zuſtimmung zum Nationalſozialis⸗ mus und zum Werke des Führers. Eher könnte man ſchon das Ergebnis der Reichstagswahlen zum Vergleich heranziehen, die gleichzeitig mit der Volksabſtimmung vom 12. November ſtattfanden. Dabei muß man allerdings be⸗ rückſichtigen, daß auf der Reichstagswahlliſte der NS.⸗ DA. 40 Perſonen ſtanden, die der NSDAP. nicht ange⸗ hörten, eigene Meinungen und eigene Programme vertra⸗ ten und ihren Anhang im Volke zur Stimmabgabe für die Liſte der NSDAP. veranlaßten. Die RS DAP. erhielt da⸗ mals 39 665 224 Stimmen, von denen etwa 2,4 Millionen Stimmen auf die 40 Außenſeiter entfielen. Die NSDAP. konnte alſo etwa 37,2 Millionen Stimmen für ſich ſelbſt verbuchen. Wenn jetzt 38,4 Millionen zu Adolf Hitler ſich bekannten und damit zu ſeiner Partei und zum National⸗ ſozialismus, dann ergibt ſich daraus, daß in den letzten Mo⸗ naten wiederum über eine Million Volksgenoſſen den Weg zu Adolf Hitler gefunden haben. Intereſſant iſt auch ein Vergleich des Abſtimmungser⸗ gebniſſes vom 19. Auguſt mit dem Ergebnis der Reichs⸗ präſfdentenwahl vom 10. April 1932. Es zeigt ſich nämlich, daß dieſes Mal Adolf Hitler allein mehr Stimmen erhielt als damals ſämtliche Kandidaten zuſammengenom⸗ men. Am 10. April 1932 entfielen auf den Generalfeldmar⸗ ſchall von Hindenburg 19,3 Millionen Stimmen, auf Adolf Hitler 13,4 Millionen und auf den verfloſſenen Kommu⸗ niſtenhäuptling Thälmann 3,7 Millionen Stimmen. Ins⸗ geſamt wurden damals 36,4 Millionen Stimmen abgege⸗ ben, während jetzt allein für den Führer 38,4 Millionen Stimmen aufzuweiſen ſind. Es haben alſo ſämtliche Hin⸗ denburg⸗Wähler und darüber hinaus auch die weſentlich⸗ ſten Teile der Kommuniſten ſich zu Adolf Hitler bekannt und ihm ihre Stimmen gegeben. Da damals zu den Hin⸗ denburgwählern aus taktiſchen Gründen auch die Sozial⸗ demokraten gehörten, iſt die Wahl vom 19. Auguſt ein er⸗ neutes glänzendes Zeugnis dafür, wie die deutſche Arbei⸗ terſchaft, wie die ehemaligen Anhänger des Marxismus vom Nationalſozialismus durchdrungen und überzeugt worden ſind. Die Zahl der Nein-Stimmen wird auch den böswilligſten Hetz⸗Journaliſten im ſicheren Auslande zei⸗ gen, daß die Abſtimmung in Deutſchland heute genau ſo geheim iſt wie ehemals, daß alſo das Bekenntnis zu Adolf Hitler ein freiwilliges und durch keinerlei Druckmittel be⸗ einflußtes iſt. Das nationalſozialiſtiſche Deutſchſand hat dos freie, ge⸗ heime und allgemeine Wahlrecht in keiner Weiſe einge⸗ ſchränkt, ſo daß jeder und jede Deutſche vom vollendeten 20. Lebensjahre ab zu den Lebensfragen der Nation durch die Beteiligung an der Wahl Stellung nehmen kann. Dem⸗ gegenüber iſt nicht unintereſſant, daß in Italien von 41 Millionen Einwohnern nur 10 526 000 wahlberechtigt ſind, von denen wiederum 10 045 000 im März dieſes Jahres Muſſolini ihre Stimme gaben. Muſſolini hat alſo nur die uſtimmung des vierten Teiles der Geſamtbevölkerung erhalten. Eine ähnliche ſtaatsrechtliche Konſtruktion wie das deut⸗ ſche Volk ſie durch die Abſtimmung vom 19. Auguſt frendig beſaht hat, haben auch die Vereinigten Staaten von Lmerika Auch dort iſt der Regierungschef gleich⸗ geitig Staatsoberhaupt. Auch der Bundespräſident der Ver⸗ einigten Staaten wird vom Volke gewählt. Rooſevelt, der heutige Präſident der Vereinigten Staaten, erhielt bei ſei⸗ ner Wahl am 9. November 1932 20 193 000 Stimmen bei einer Bevölkerungszahl von 122 Millionen. Sein Gegner Hoover erzielte 14 202000 Stimmen. Beide zuſammen haben alſo in einem Lande, deſſen Bevölkerungszahl dop⸗ pelt ſo groß wie die Deutſchlands iſt, noch längſt nicht die Stimmenzahl erreicht, die der Führer jetzt in Deutſchland auf ſeine Perſon vereinigen konnte. 38,4 Millionen Deutſche ſehen in Adolf Hitler ihren Führer, dem ſie treue und ergebene Gefolgſchaft leisten It es nicht impoſant. großartig. überwältigend. daß Adolf Hitler nach eineinhalbjähriger Tätigkeit als Kanzler des neuen Reiches einen ſo großen und wuchtigen Vertrauens- beweis des Volkes erhielt? Iſt es nicht für diejenigen, die dem nationalſozialiſtiſchen Regime einen baldigen Tod vor⸗ ausſagten, geradezu ein Schlag ins Geſicht, daß 38,4 Mil⸗ lionen Deutſche zum Nationalſozialismus ſich bekannt ha⸗ ben? Es ſind unter dieſen 38,4 Millionen Deutſchen auch viele hunderttauſend Arbeitsloſe, viele hunderttaufend, für die noch nicht das vom Nationalſozialismus proklamierte Recht auf einen Arbeitsplatz zur Tatſache werden konnte, und die trotzdem in gläubiger Hoffnung und blindem Ver⸗ trauen ſich durch nichts in ihrer Treue zu Adolf Hitler be⸗ trren ließen. Das neue Deutſchland befindet ſich erſt im Aufbau. Seine Wirtſchaftslage iſt keinesfalls roſig, denn das Erbe, das Adolf Hitler zu übernehmen hatte, macht es unmöglich, in 18 Monaten ein Paradies auf Erden hervorzuzaubern. Diejenigen, die Deutſchland in dieſe Wirtſchaftslage hinein⸗ manövriert haben, ſie hetzen auch vom Auslande aus gegen Deutſchland. Auch ihnen wird das Wahlergebnis vom 19. Auguſt zeigen, daß alle ihre Hoffnungen auf einen Zuſam⸗ menbruch des Nationalſozialismus eitel Hirngeſpinſte ſind, daß das deutſche Volk ſich in einer geſchloſſenen Schickſals⸗ gemeinſchaft zuſammengefunden hat, daß der Nationalſo⸗ zialismus weiter auf dem Vormarſch iſt und eines Tages fein Ziel reſtlos verwirklicht haben wird: das ganze deutſche Volk hinter Hitlers Fahnen zu ſcharen! Ergänztes Abſtimmungsergebnis Berlin, 20. Auguſt. Aufgrund der noch nachträglich eingelaufenen Wahl⸗ ergebniſſe veröffentlicht der Reichswahlleiter folgendes vor⸗ läufiges Endergebnis der Volksbefragung: Zahl der Stüümmber. aufgrund der Stimmliſten 42 272 012 Stimmberechtigte aufgrund von Stimmſcheinen 3 201 623 — 45 473 635 Insgeſamt Ja-Stimmen 38 362 760 Nein-Stimmen 4294 654 Zuſammen 42 657 414 Ungültige Stimmen 872 296 Geſamtzahl der abgegebenen Stimmen 43 529 710 Der Führer an Volk und Partei Aufrufe Adolf Hitlers.— Eine neue Aktion beſchloſſen.— Der Kampf um das Volk geht weiter. Berlin, 20. Auguſt. Die NS veröffentlicht folgende Aufrufe des Führers an das deutſche Volk und die NSDAP: Nationalſozialiſten, Nakionalſozialiſtinnen, Volksgenoſſen! Ein 15jähriger Kampf unſerer Bewegung um die Macht in Deutſchland hat mit dem geſtrigen Tage ſeinen Abſchluß gefunden. Angefangen von der oberſten Spitze des Reiches über die geſamke Verwaltung bis zur Führung des letzten Ortes befindet ſich das Deutſche Reich heute in der Hand der Nationalſozialiſtiſchen Parkei. Dies iſt der Lohn für eine unendliche Arbeit, für zahl⸗ loſe Opfer. Ich danke all denen, die geſtern durch ihre Skimme mit beigetragen haben, die Einheit von Skaat und Bewegung vor der ganzen Welt zu dokumentieren. Meine und unſer aller Aufgabe wird es ſein, dieſe Ein⸗ heit zu vertiefen und in einem ebenſo genialen wie eni⸗ ſchloſſenen und beharrlichen Kampfe auch den letzten Reſi unſeres Volkes für die nationalſozialiſtiſche Idee und Lehre zu gewinnen. Noch heute nacht ſind die Entſchlüſſe für die Durchführung dieſer Aktion gefaßt worden, ſie ſelbſt wird mit nationalſozialiſtiſcher Schnelligkeit und Gründlichkeit ablaufen. Der Kampf um die Skaaksgewalt iſt mit dem heutigen Tage beendet. Der Kampf um unſer keures Volk aber nimmt ſeinen Fortgang. Das Ziel ſteht unverrückbar feſt: Es muß und es wird der Tag kommen, an dem auch der letzte Deutſche das Symbol des Keiches als Bekennknis in ſeinem Herzen krägt. a Berlin, den 20. Auguſt 1934. gez. Adolf Hitler. Parteigenoſſen, Parteigenoſſinnen! Der geſtrige herrliche Sieg unſerer Nationalſozialiſti⸗ ſchen Partei iſt in erſter Linie Eurer Treue, Eurer Opfer⸗ willigkeit und Eurem Fleiße zu verdanken. Ihr habt als politiſche Kämpfer der Bewegung, als SA⸗ und SS⸗Män⸗ ner, als Mitglieder unſerer Arbeiter-, Jugend⸗ und Frauen⸗ organiſationen Einzigartiges geleiſtet. Erfüllt von grenzen⸗ loſem Vertrauen zu Euch, bin ich entſchloſſen, den Kampf um die Seele und für die Einheit des deutſchen Volkes er⸗ neut aufzunehmen und weiterzuführen. a deutſche Ihr werden in dieſem neuen Ringen um unſer Volk ne⸗ ben mir ſtehen wie in den 15 Jahren, die hinter uns lie⸗ gen, und ſo, wie es uns möglich war, 90 v. 9. des deutkſchen Volkes dem Nationalſozialismus zu erobern, muß und wird es uns möglich ſein, auch die letzten 10 v. H. zu gewinnen, Dies wird die letzte Krönung unſeres Sieges ſein. Berlin, den 20. Auguſt 1934. gez.: Adolf Hitler. Der Führer an Blomberg Der Führer hat am Montag, der NSͤ zufolge, an den Reichswehrminiſter, Generaloberſt von Blomberg, das fol⸗ gende Schreiben gerichtet: Herr Generaloberſt! Heute nach der erfolgten Beſtätigung des Geſetzes vom 3. Auguſt durch das deutſche Volk will ich Ihnen und durch Sie der Wehrmacht Dank ſagen für den mir als ihrem Führer und Oberbefehlshaber geleiſteten Treueid. So, wie die Offiziere und Soldaten der Wehrmacht ſich dem neuen Staat in meiner Perſon verpflichteten, werde ich es jederzeit als meine höchſte Pflicht anſehen, für den Beſtand und die Unankaſtbarkeit der Wehrmacht einzutreten in Erfüllung des Teſtamenkes des verewigken Generalfeldmarſchalls und gekreu meinem eigenen Wil⸗ len, die Armee als einzigen Waffenträger in der Nakion zu verankern. gez. Adolf Hitler, Jührer und Keichskanzler. Dank des Reichsinnenminiſters An alle Behörden und Wahlhelfer. Der Reichsinnenminiſter dankt den Wahlhelfern mit fol⸗ gendem Erlaß: 5 „Die Volksabſtimmung hat über 43,5 Millionen deut⸗ ſcher Männer und Frauen an die Stimmurne geführt. Vor⸗ bereitung und Durchführung ſowie die Feſtſtellung des Endergebniſſes der Abſtimmung haben an das Organiſa⸗ tionsgeſchick und die Arbeitskraft der Behörden in Stadt und Land, ſowie an die Arbeitsfreudigkeit der Abſtim⸗ mungsvorſtände, denen die Entgegennahme dieſes geſchicht⸗ lich einzigartigen Volksbekenntniſſes oblag, beſonders hohe Anforderungen geſtellt. Die glatte und einwandfreie Durch⸗ führung der Volksabſtimmung muß umſo höher gewertet werden, als diesmal zwiſchen der Anordnung der Abſtim⸗ mung und dem Abſtimmungstage eine außerordentlich kurze Zeitſpanne lag. Den zahlreichen Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen, die in den Abſtimmungsvorſtänden und ſonſt bei Durchführung der Abſtimmung ehrenamtlich tätig geweſen ſind, ſpreche ich Dank und Anerkennung ab. In dieſem Dank ſchließe ich neben ſämtlichen beteiligten Reichs-, Länder⸗ und Ge⸗ meindebehörden die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft, die deutſchen Schiffahrtsgeſellſchaften, ſowie alle übrigen Ver⸗ kehrsunternehmungen ein, die zur Erleichterung der Stimmabgabe weſentlich beigetragen haben.“ Dr. Goebbels dankt der Preſſe Der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propa⸗ ganda, Dr. Goebbels, ließ durch den ſtellvertretenden Preſſechef der Reichsregierung, Miniſterialrat Dr. Jahncke, der deutſchen Preſſe ſeinen Dank ausſprechen für die vor⸗ bildliche, von verantworklichem Geiſte gegen Führer und Volk getragene Arbeit anläßlich der Wahlvorbereikung zur Volksabſtimmung vom 19. Auguſt. Gewaltiger Eindruck im Ausland „Mit dieſem Deutſchland müſſen wir rechnen.“— Anerken⸗ nung der einwandfreien Abſtimmung. Berlin, 20. Auguſt. Das herrliche Treuebekenntnis des deutſchen Volkes zu ſeinem Führer hat im Ausland einen gewaltigen Eindruck gemacht, dem ſich ſelbſt die deutſchfeindliche Preſſe nicht ent⸗ ziehen kann. Nirgends werden die einwandfreie Durchfüh⸗ rung der Abſtimmung oder das Ergebnis angezweifelt. Ge⸗ wiſſe Blätter müſſen ſich wohl oder übel das Eingeſtänd⸗ nis abringen, daß ſo gut wie das ganze deutſche Volk frei⸗ willig und ohne Zwang Adolf Hitler ſich zu ſeinem Füh⸗ rer erkoren hat. Das Gerede von einer Diktatur gegen das Volk oder gar von Terror muß verſtummen. Engliſche Stimmen „Daily Telegraph“ ſchreibt in einem Leitartikel: Es wäre töricht, das außerordentlich große Vertrauen zu unterſchätzen, mit dem Hitler nationale Unterſtützung er⸗ fun hat. Eine neue perſönliche Macht iſt in Europa er⸗ anden. Der„unbekannte Soldat“ von vor 15 Jahren iſt das un⸗ beſtrikftene Oberhaupt einer großen Nation geworden, und die bisher geteilten Machtbefugniſſe ſind in 1 Händen vereinigt. Das Blatt iſt der Anſicht, daß eine große Mehr⸗ 0 für 5 erreicht worden wäre, auch wenn es keine 0 ründliche 10 e ee l d 1515 Der Führer, 0 reibt„Daily Telegraph“, habe di ke 19 der Millionen. d 150 4 10 150 ſüteruchen. Glauben an ihn 3— 5 e 5 5 2. 5 5 5 lehren. In der„Daily Mail“ lieſt man: Wenn auch das Er⸗ gebnis der Abſtimmung in Deutſchland von vornherein feſt⸗ ſtand, bedeuten doch die Abſtimmungsziffern eine er⸗ ſtaunliche Huldigung für das perſönliche Anſehen Hitlers. Es war eine freie und geheime Abſtim⸗ mung. Wenn auch zweifellos eine moraliſche Beeinfluſ⸗ ſung der Kritiker und Zweifler erfolgt war, ſo konnte doch kein Druck eine ganze Nation zwingen, gegen ihren Willen einen ſo eindrucksvollen Beweis ihres Vertrauens zu geben. In Frankreich Paris, 20. Auguſt. Die Schlußfolgerungen, die die franzöſiſche Preſſe aus dem Ergebnis des Volksentſcheides zieht, waren mit faſt mathematiſcher Sicherheit vorauszu⸗ ſagen. Obwohl die Blätter in ihren Berichten die u nge⸗ heure Begeiſterung ſchildern, mit der das deutſche Volk an die Wahlurne getreten iſt, wollen ſie weniger die gewaltige Stimmenzahl der Ja⸗Sager ſehen, ſondern klammern ſich an die Stimmen der Nein⸗Sager, um daraus krampfhaft wenn nicht einen politiſchen, ſo doch einen„pſychologiſchen Mißerfolg“(1) zu konſtruieren. Doch ſchreibt der„Ami du Peuple“: Man muß ſich vor der Tatlſache beugen, Hitler bedeuket das Zeutſchland von 1934. Er kann in ſeinem Namen durch den Willen des Volkes ſprechen, nicht nur als ein Vertreter oder Staatschef, ſondern auch als die wirkliche Verkörperung des Deutſchland, das leidet, aber ſeinen Platz an der Sonne fordert und leben will. Derjenigen franzöſiſchen Preſſe, die das Ergebnis des Volksentſcheids als einen Mißerfolg für das nationalſozia⸗ liſtiſche Regime hinzuſtellen verſucht, erteilt der Berliner Berichterſtatter des„Journal“ die richtige Antwort. Er ſchreibt; Adolf Hitler und ſein Regime haben einen ge⸗ Waltigen Sieg davo Die national einge- ſtelllen deutſchen Maſſen haben den voſthumen Befehl des Generalfeldmarſchalls von 5 enburg, der ihnen Adolf Hitler als den Fortſetzer ſe Werkes des politiſchen und militäriſchen Aufbaues Deutſchland empfahl, befolgt. Das erlaubt eine Abſage an jene Kreiſe, die beweiſen wollen, daß Hitler ein Diktator ſei, der ſich nur mit Hilfe der Ge⸗ walt durchſetze. Das deutſche B in ſeiner Geſamtheii ſei ſiolz dar⸗ uuf, von Hitler befehligt und geführt zu werden. Es billigt ohne Einſchränkung die geſamte Innen-, Außen und Mili. tärpolifik des Reiches. l Der Berliner Berichterſtatter des„Paris Midi“ ſchreibt: Wollen wir uns nicht Täuſchungen hingeben, wollen wir vielmehr an die Tatſoche denken, daß Deutſchland nicht nur i Hitlers ohne Vorbehalt gebilligt hat, ſondern ihm außerdem eine noch nie dageweſene Gewalt für die Zukunft gibt. Mit dieſem Deutſchland müſſen wir rechnen und nicht mit der Klaſſenminderßheif der Widerſpenſtigen. Der Führer beſitzt in den Augen ſeines Volkes eine Art von magiſcher Gewalt, die durch etwaige Illuſionen und Schlußfolgerun⸗ gen unſererſeits nicht ſobald werden verringert werden kön⸗ nen. Das Volk glaubt an Adolf Hitler. Ob man es will oder nicht: Der 19. Auguſt 1934 iſt der Ausgangspunkt für einen neuen geſchöchtlichen Abſchnitkt des Reiches. Begeiſterung im Saargebiet „Maßzlos ſtolz auf dieſes Deutſchland.“ Saarbrücken, 20. Auguſt. Die ſaarländiſche Tageszeitung„Deutſche Front“ feiert das Wahlergebnis als einen Triumph des Glaubens und Deutſchlands größten Sieg. 800 000 Saardeutſche, die hier zum letzten Male abſeits ſtehen mußten, ſchreibt das Blatt, und alle die vielen, vielen Millionen Volksgenoſſen, ſeien jedenfalls maßlos ſtolz auf dieſes Deutſchland, das unſer Vaterland iſt, und dieſen Mann Adolf Hitler, der unſer Füh⸗ rer iſt. Kein Staatsmann der Erde, ob in der Gegenwart oder in grauer Vergangenheit, kann und konnte das von ſich ſagen, was Adolf Hitler, des Deutſchen Reiches Führer, von ſich ſagen kann:„Mir gehört die Liebe, die Treue und das blinde Vertrauen meines Volkes.“ Dieſe Freude und dieſen Stolz könne auch das traurigſte Geſchwätz ſeparati⸗ ſtiſcher Soldſchreiber nicht im geringſten ſtören oder ſchmä⸗ lern. 17 1 Welche Richtung ſeine Politit neymen werde, in weir⸗ chem Grade ſie von den neuen Kräften, auf die ſie ſich verlaſſe, oder von der Verehrung gegenüber dem Hinden⸗ burg⸗Teſtament beeinflußt werde, das könne nur die Zeit Das Blatt hebt ſodann beſonders hervor, daß die dem Saargebiel benachbarte Pfalz an der Spitze aller deut⸗ 0 auf das wärmſte gerade von der Saar her dieſen Sondererfolg des ſchen Wahlergebniſſe marſchierk und begrüßt neuernannken Sagarbevollmächtigten der Reichsregierung, Gauleiter Bürckel, in ſeinem Heimatgau. 2 2 14 3 188 5* 70 88 78 1 Reeg ieder „Ein pfychologiſches Bünder 5 5 Reuter-Büros. Dondon, 21. Auguſt. „Nach allgemeiner Meinung in politiſchen Kreiſen Lon⸗ dons beſteht kein Grund zu der Annayme, daß Hitler in 0 3 irgendeiner Weiſe ſeine Beliebtheit eingebüßt hat. Das iſt ein pſychologiſches Wunder, wie man es in der modernen Geſchichte noch nicht erlebt hat.“ Mit dieſen Worten charakteriſiert die halbamtliche eng⸗ liſche Nachrichtenagentur Reuter den Eindruck der Ab⸗ ſtimmung in amtlichen Kreiſen Londons. Demgegenüber be⸗ müht ſich die Mehrzahl der engliſchen Abendbläkter immer noch, in lächerlicher Weiſe die Zahl der abgegebenen Nein⸗ Stimmen als Zeichen einer bedeutenden Oppoſition gegen die Regierung Hitler auszudeuten. Das in objektiver Weiſe berichtende Rothermere⸗Blatt„Evening News“ meldet: Bei einem genauen Vergleich mit den Zahlen der letzten Reichs⸗ tagswahlen habe der Fdrer tatſächlich eine Million Stim⸗ men mehr als damals erhalten. Auf die engliſche Bevölke⸗ rung hat die überwältigende Stimmenmehrheit für Hitler einen tiefen Eindruck gemacht. Belgiſche Stimme der Einſicht Brüſſel, 21. Auguſt. 38 Millionen haben durch ihr Ja, ſo ſchreibt die„Nation Belge“, die Geſchicke des Reiches in die Hände Adolf Hitlers gelegt, der mächtiger iſt als jemals die Hohenzollern zur Zeit ihres Glanzes geweſen waren. Hitler wollte durch die Volksbefragung dem Ausland zeigen, daß das deutſche Volk hinter ihm ſtehe. Der Beweis ſei glänzend gelungen. Man könne nicht bezweifeln, daß die Wahl eine wirklich geheime geweſen und in aller Ehrlichkeit vor ſich gegangen ſei, und wer ſich im Auslande noch der gefährlichen Illu⸗ ſion hingebe, der Nakionalſozialismus halke ſich nur durch den Terror an der Machk und das Volk wolle wieder zum demokrakiſch-parlamenkariſchen Parteienſtaat zurück, werde ſich jetzt wohl dieſer Illuſion nicht mehr hingeben können. Jür 38 Millionen Deutſche iſt Adolf Hitler nicht mehr Adolf Hitler, ſondern Siegfried. Nintelens Vermögen beſchlagnahmt Wien, 20. Auguſt. Der Sicherheitsdirektor für das Bundesland Steiermark hat nach einer amtlichen Erklärung Viktor Seßler⸗-Herzin⸗ ger, Großgrundbeſitzer in Krieglach, zunächſt einen Betrag von 53 000 Schilling und dem Ingenieur Franz Pichler, Elektrizitätswerksbeſitzer in Weiz, zunächſt einen Betrag von 103 000 Schilling als Koſtenerſatz für die Maßnahmen während der Aufſtandstage zur unverzüglichen Entrichtung vorgeſchrieben. Zur Sicherſtellung wurde die Beſchlag⸗ nahme der den Genannten gehörenden Immobilien verfügt. Gleichzeitig wurde die Beſchlagnahme der Villa Dr. An- ton Nintelens ſamt Inventar im Werte von rund 70 000 Schilling ſowie der in Steiermark liegenden Bankguthaben Rintelens durchgeführt. Profeſſor Hugelmann im Hungerſtreik. Univerſitätsprofeſſor Dr. Hugelmann, der in Zuſammen⸗ hang mit den Ereigniſſen vom 25. Juli verhaftet worden war, iſt im Gefängnis im Kloſter⸗Neuburg bei Wien in den Hungerſtreik getreten. Er wurde in das Rainer Spital gebracht, wo er künſtlich ernährt werden ſoll. Profeſſor Hugelmann war früher chriſtlich⸗ſozialer Vorſitzender des Bun⸗ desrates. Er näherte ſich ſpäter den nationalen Kreiſen, ohne indes parteimäßig Nationalſozialiſt geweſen zu ſein. Sechzehnjährige als Brandſtifterin. Wien, 21. Auguſt. In letzter Zeit waren im Dorfe Wie⸗ den(Steiermark) vier Gehöfte mit allen Nebengebäuden durch Brandſtiftung in Flammen aufgegangen. Die Gen⸗ darmerie ſtellte nunmehr als Brandſtifterin das 16jährige Pflegekind Thereſe Kirſchengaſt feſt. Sie hat hereits ein Geſtändnis abgelegt. Der Führer und die Saar Anſprache an 2000 Saarländer in Berlin. Berlin, 20. Auguſt. Die ſeit Donnerstag in Berlin weilenden 2000 Sagr⸗ länder, Mitglieder des teilnehmer an der Saar, mittag eine große Treuekundgebung für den Führer. Der lange Zug marſchierte zur Reichskanzlei, voran die 31 Mann ſtarke Bergmannskapelle in ihren Uniformen und der Quartettverein Neudorf⸗-Saar. Kurz vor der Reichs kanzlei intonierte die Kapelle den Badenweilermarſch Schon als die erſten Klänge extönten, öffnete ſich das Fenſter des Führers. Die draußen harrende Menge brach in anhaltende, jubelnde Heil⸗Rufe aus. In Achter reihen nahmen die Saarländer Aufſtellung, doch der Füh⸗ ter winkte näherzukommen, und im Augenblick ſtanden alle dichtgedrängt unter endloſen Beifallsrufen unterhalb dez Fenſters.„Deutſch iſt die Saar“ ſpielte die Kapelle, und 2000 Menſchen ſangen das Lied der Treue mit. Dann er⸗ griff der Verbandsleiter Herb das Wort zu einer An⸗ ſprache. Er erklärte: „Es kat uns allen in der Seele weh, nicht unſere Stim. men abgeben zu können. Wir 2000 Männer und Frauen kommen deshalb hierher und bringen Ihnen unſere J. Skimmen perſönlich. In dieſer Skunde legen wir alle zu. ſammen das Bekenntnis der Treue zu Ihnen ab. Wit kehen bis zu unſerem letzten Akemzuge zu unſerem großen Führer Adolf Hitler, dem Kanzler des großen deutſchen Zolkes und damit unſerem Kanzler von der deulſchen Saar.“ Totenſtille herrſchte, als nach der Anſprache der Kanz ler einige Worte an die verſammelten Deutſchen aus der Saar richtete. Er begrüßte ſie, indem er darauf hinwies, daß ſie geſtern ein Zeichen der Einigkeit des deutſchen Vol⸗ kes geſehen hätten. Genau ſo einig ſei das deutſche Volk in dem brennenden Wunſche, das Saargebiet wieder bei Deutſchland zu ſehen. Was deutſch ſei und durch die Ver⸗ träge zuſammengehöre, müſſe auch zuſammenſtehen. Am 13. Januar wird daher das ganze deutſche Volt die Abſtimmung mit einem heißen Gebete begleiten und alle ſeien überzeugt, daß damit die Leidenszeit des Saar⸗ gebietes ein Ende haben werde. Deutſchland reſpektiere die Verträge, es verlange nichts, als daß ſie den anderen eben⸗ ſo heilig ſeien. Seine, des Kanzlers, glücklichſte Stunde werde ſein, wenn er die Saarländer nicht mehr in Berlin begrüßen, ſondern wenn er zum erſten Male in ihre hei⸗ mat kommen könne. Die Kämpfe im Salzkammergut Verhandlung gegen eine Gruppe Aufſtändiſcher. Wien, 21. Auguſt. Der beim Kreisgericht in Leoben errichtete Militärge⸗ richtshof hielt die erſte Verhandlung ab. Angeklagt ſind ſie⸗ ben Perſonen aus dem Ennstal, welche an den ſchweren Kämpfen im ſteiriſchen Salzkammergut teilnahmen. die Angeklagten hatten zuſammen mit 80 Freunden am 2. Juli die wichtigſten Aemter in Steinach⸗Irdning und den umliegenden Orten beſettz. Am 26. Juli wurde eine Abtei lung von 17 Schutzkorpsangehörigen zur Verſtärkung in das obere Ennstal entſandt. Sie traf auf der Straße mit Auf⸗ ſtändiſchen zuſammen, unter denen ſich auch die Angeklag ten befanden. Die Aufſtändiſchen ſperrken ſofort die Straßen ab, und es kam zu einem ſchweren Gefechk. Fünf Schuß korpsleute blieben kot auf dem Plaß, die anderen wurden gefangengenommen. Am gleichen Tage waren die Beſchuldigten noch an Kämpfen in Mitterndorf beleiligt. Die Aufrührer ſchligen eine Abteilung der Freeutjve, wo⸗ bei ein Mitglied des Wiener Heimalſchutz Sludenkenkorys den Tod fand und zwei Bendarmen ſchwer verletzt wurden, zurück und beſetzten den Ort Zwei Todesurteile in Wien Wien, 21. Auguſt. Vor einem Standgericht in Wien hatten ſich am Montag die landwirtſchaftlichen Arbeiter aus Iſchl, Franz Unterberger und Franz Saureis, da ſie bei ſich 20 Rollen Ammonit verſteckt hatten, zu verantworten,. Unterberger war Mitglied des Arbeitergeſangvereins und des Republikaniſchen Schutzbundes. Er bekannte ſich in der Verhandlung als Sozialdemokrat. Beide wurden zum Tode verurteilt. Gnadengeſuche wurden eingebracht. der Mirgermeiſter von Worms. Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. 19 Sibylle atmete tief und ſchwer. Ihre klaren, blauen Augen hingen unverwandt an den herben Zügen der ne⸗ ben ihr ſtehenden Frau. „Es iſt ja auch undenkbar,“ ſagte ſie leiſe.„Wo Ihr doch den erſten Mann von Worms zum Ehegemahl habt. Wo Ihr doch Euer Haupt ſtolzer heben dürftet als alle anderen Frauen der Stadt.“ Frau Eliſabeth zuckte die ſchmalen Schultern. „Was habe ich davon? Iſt er nicht allweil im Rathaus oder auf der Münze? Hat er denn irgend etwas anderes im Sinn, als nur das Wohl und Wehe ſeiner Stadt Worms?“ Sibylles Augen leuchteten. „Und iſt das nicht gerade ſchön, Frau Eliſabeth? Möch⸗ tet Ihr wohl einen Mann haben, dem das Schickſal der Stadt gleichgültig iſt? Der bequem in ſeiner Ofenecke ſitzt und nur darüber nachdenkt, was es heute und morgen zu eſſen gibt?“ Die Seidenbenderin hatte ſich mit ihrem Spinnrad ne⸗ ben Sibylle geſetzt. Sie verzog keine Miene.“ „Vielleicht iſt es für eine Frau leichter, einen Mann zu haben, der Weib und Kind mehr liebt als die Her⸗ ren vom Rat und ſein Heim mehr als Rathaus und Münze.“ Wieder ſah Sibylle zu der Frau herüber, die ihr Leben wie eine Laſt trug. 5 a „Ich bin nur ein unerfahren Ding,“ ſagte das Mädchen leiſe und ſenkte den Kopf.„Aber ich meine ſicher ſchier, wir Frauen ſollten uns anpaſſen dem Manne, der uns gewählt. Was er liebt, ſollten auch wir lieben,— wo⸗ für er arbeitet und kämpft, ſollte 195 unſer Höchſtes und Beſtes ſein. Ganz uns ſelber aufgeben ſollten wir, nur noch leben in dem, was unſeres Mannes Ziel und Zweck i Sie hatte es ſchwer und ſinnend geſagt, wie zu ſich ſelbſt. And in ihre weißen Wangen war eine heiße Röte geſtiegen dabei, die Kunde davon gab, daß alles in ihr die Worte bejahte, die ihre Lippen ſprachen. Sie hatten beide darüber nicht acht gehabt, daß Sei⸗ deubender die Treppe heraufgekommen war. Daß er in der nur angelehnten Ture ſtehen blieb Worte mitangehört hatte. In ſein zerarbeitetes, faſt finſteres Geſicht war jäh ein anderer Ausdruck gekommen. Etwas Hungriges, Sehnendes, das ſeine Züge weicher erſcheinen ließ. And ſcharf grub ſich in dieſen Sekunden das Bild der beiden Frauen am Fenſter in ſeine Seele. Ganz ſteil und ſteif die eine,.— die ſchmalen Augen feſt gerichtet auf das ſchuurrende Spinnrad. Die herben Lippen feſt geſchloſſen, als wollten ſie ein ewiges Geheimnis bergen. Es hätte auch ebenſogut ein gemeißeltes Standbild ſein können aus totem Marmorſtein. Kein Zucken der Wimpern verriet, Worte vernommen und verſtanden hatte. Aber in Sibylle flammte alles. Ihren kranken Fuß hatte ſie vergeſſen und all ihre große Mattigkeit der 1855 ten Nacht. Es war nur der eine glühende Wunſch in ihr, dieſer farb- und lebloſen Frau zu zeigen, wie reich— wie namenlos reich ſie war. Es war ein ſo tiefes Leuchten in ihren blauen Augen dabei und ihre ſchmalen Wangen waren wie mit Roſen⸗ glut übergoſſen. In weichen Wellen fiel das loſe, blonde Haar bis weit über die Schultern herab. Sie atmete ſchwer und beugte ſich immer weiter vor, als wollte ſie der Seidenbenderin abgeben von ihrem flam⸗ menden Leben. „Seht, Frau Eliſabeth, ich meine ſchier, es erwacht ſür uns Frauen ſo recht eigentlich das Leben, wenn wir dem Manne begegnet ſind, den wir lieben. Da dünkt uns alles ſo nebenſächlich und klein, was wir vor⸗ dem getrieben und gedacht. Da möchten wir ſo ganz ein⸗ e in ſeine Welt, daß wir die unſrige darüber ver⸗ geſſen.“ Jetzt kam es kühl und ein wenig ſpöttiſch von den Lip⸗ pen der Frau am Spinnrad: „Man merkt es wohl, Jungfrau Sibylle, daß Ihr in der nächſten Woche heiraten wollt. Man erzählt in Worms ſchon allerhand von der reichen Ausſtattung, ſo die Ahne gerichtet hat.“ Wie mit einem Schlage war die Flamme in Sibylles Angeſicht jäh erloſchen. Sie lehnte ſich in den Stuhl zurück und ihre Hände zitterten. 5 Da ward die Tür laut ins Schloß gezogen und Seiden⸗ bender trat auf die Frauen zu. und Sibylles letzte ob ſie Sibylles „Wie iſt es denn mit unſerer kranken Jungfrau heute? 591 55 ſich ein wenig von dem geſtrigen Schrecken er⸗ olt?“ And der Ratsherr wärmte ſich die kaltgewordenen Hände an dem großen Kamin. „O, die ſchmutzigen Stiefel! Sieh nur, wie mein blitz⸗ auberer Eſtrich jetzt ausſchaut! Allen Schnee von der Straße haſt du mit hereingebracht.“ And die Seidenbenderin jammerte laut und ſchlug die Hände zuſammen. „Den Schnee habe ich wohl vom Rhein mit heraufge⸗ bracht, Eliſabeth. Etliche Männer der Stadt und ich haben kontrollieren müſſen, wie es mit dem Eisgange ſteht und den beſchlagnahmten Schiffen. Es iſt eine große Not un⸗ 11 Fiſchern, weil ſie in ihrem Handwerk ſo behindert ind.“ „Darum hätteſt du aber deine Füße putzen können unten auf der Diele, Johann Friedrich. Wo du weißt, 115 zuwider mir jegliche Verunreinigung der Gemächer 1 60 „Es wird bald vielleicht noch unreiner bei uns wer⸗ den, Eliſabeth. Wenn die Franzosen einrücken im Sei⸗ denbender⸗Haus, die weniger Rückſicht nehmen als ich. Denn wir bekommen heute abend Einquartierung von acht 11 15 und einem Offizier, die aufs beſte wollen traktiett werden.“ Frau Eliſabeth ſchlug entſetzt die Hände zuſammen. „And das haſt du nicht äbwenden können, Johann 15 Wo die Leute ſo wüſt und ungebärdig ſein ſollen, ſchlimmer als die Heiden? Sind nicht genug Einwohner in Worms, die Quartier hergeben können für das Franzoſenvolk und ſich gerne das Koſtgeld ver⸗ dienen?“ 5 „Die Franzoſen zahlen keinen Pfennig Koſtgeld. Eliſabeth. Sie fordern alles und geben nichts Es ſind die Bürger ſchon ſo mit Laſten überhäuft, daß ich mich ge⸗ ſchämt habe, weil man uns bis jetzt mit Einquartierung 1 vorſchonte.“ Die Seidenbenderin hatte die Stirn voll zorniget Falten, N 1 „Du haſt wohl gar noch darum gebeten? Damit du nur ja den lieben Bürgern etwas mindern könnteſt von ihrer Laſt. Aber an die Sorgen und die Plackerei deiner Ehefrau denkſt du dabei nicht!“ f Verbandes Deutſcher Rundfunk. veranſtalteten am Montag vor⸗ AAA ü TT el . S rere lusdemladliscllen Lande Wahlergebniſſe von Baden die Ziffern der Wahlergebniſſe werden in folgender Reihenfolge gegeben: Die erſte Ziffer gibt die Jahl der insgeſamt abgegebenen Stimmen, die zweite Ziffer die Zahl der Ja- Skimmen, die dritte Ziffer die Zahl der Nein⸗ Stimmen, die vierte Ziffer die Jahl der ungültigen Stimmen. e 25 Freiburg⸗Stadt: 73 746, 62 504, 9180, 2062. Amtsbezirk Konſtanz(ohne Bahnhof): 60 462, 51511, 7164, 1817. Von Güterzug erfaßt und getötet. () Bruchſal. Der 35 Jahre alte Eiſenbahner Franz Kußmann aus Büchenau wurde beim Löſchen der Lichter im Heidelsheimer Tunnel von einem Güterzug erfaßt und zur Seite geſchleudert. Der Verunglückte iſt nach einigen Stunden im Krankenhaus ſeinen ſchweren Verletzungen er⸗ legen. 1 Heidelberg.(Es geht aufwärts) Oberbürger⸗ meiſter Sr. Neinhaus übergab der Oeffentlichkeit eine Dar⸗ ſtellung der Entwicklung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe der Stadt und Stadtverwaltung, die erkennen läßt, in welcher Weiſe ſich ſeit der Machtübernahme durch die nationalſoziali⸗ ſtiſche Regierung eine Beſſerung auch in Heidelberg bemerkbar macht, das durch ſeine Erwerbsloſenzahl ungewöhnlich ſchwer belaſtet iſt. Der Haushaltsplan für 1934 ſchließt mit einem Fehlbetrag von nur noch 1.8 Millionen ab. Schalthauſen.(Auf der Probefahrt tödlich verunglückt.) Der Poſtkraftwagenführer Karl Hof⸗ mann hatte ſich ein Motorrad A mit dem er eine Pro- befahrt vor den Ort machte. uf dem Rückweg begegnete ihm ein unbeleuchtetes Fuhrwerk aus Gaiberg. Hofmann ſtieß mit dem Fuhrwerk derart heftig zuſammen, daß ſein Tod auf der Stelle eintrat. Geheimes kommuniſtiſches Nachrichtenbüro. () Karlsruhe. Vor der Ferienſtrafkammer fand die Hauptverhandlung gegen die kommuniſtiſchen Funktionäre Guſtav Kuhlen und Karl Eheim aus Mann⸗ heim wegen Vorbereitung zum Hochverrat ſtatt. Beide hatten im Jahre 1931 ein geheimes Nachrichtenübermitt⸗ lungsnetz für die KPD in Baden eingerichtet und Kurier⸗ dienſte geleiſtet. Kuhlen wurde deshalb zu zwei Jahren ſechs Monaten Zuchthaus und Aberkennung der bürgerli⸗ chen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren, Eheim zu zwei Jahren ſechs Monaten Gefängnis verurteilt. () Baden-Baden.(Genoſſenſchaftstag in Ba⸗ den⸗Baden verlegt.) Die Anſetzung des Reichspar⸗ teitages in Nürnberg auf den 2. September dieſes Jahres machte eine Verlegung des diesjährigen 70. Genoſſenſchafts⸗ tages in Baden⸗Baden notwendig. Der Genoſſenſchaftstag wird nunmehr endgültig in der Zeit vom 16. bis 19. Sep⸗ tember ſtattfinden. () Niefern(bei Pforzheim).(Unfall durch ſcheu⸗ ende Pferde.) Als der Metzger und Wirt Auguſt Ruck mit ſeiner Ackerwalze vom Felde heimkehrte, wurden die Pferde kurz vor dem Ortseingang ſcheu, weil das Deichſel⸗ geſpann nicht in Ordnung war. Ruck wurde vom Sitz der Walze geſchleudert und krug innere Verletzungen und Duetſchungen davon. Die Pferde raſten durch das ganze Dorf, wobei auch die Walze ſchwer beſchädigt wurde. () Mummelſee.(Noch gut abgelaufen.) Unge⸗ fähr 300 Meter vom Mummelſee entfernt, gegen Breiten⸗ brunnen zu, wollte ein Chauffeur eines von Wildbad ſtam⸗ menden Autos umkehren. Da nach den Ausſagen des Chauffeur die Bremſen verſagten, rutſchte der Wagen die ſteile Böſchung hinab und blieb etwa 10 Meter unter⸗ halb der Straße an einem Baum hängen. Die Stoßſtange legte ſich um den Baum, ſo gewaltig war der Anprall. Die Inſaſſen waren zum Glück vor dem Umkehren ausgeſtiegen und ſahen mit Entſetzen, wie der neue Wagen den Abhang hinunterſauſte. Der Chauffeur kam mit dem Schrecken da⸗ von. Da es unmöglich war, das Auto durch irgend eine Ma⸗ ſchine zu bergen, weil die Schwarzwaldhochſtraße ſich an einer Berglehne entlang zieht, ſo mußten ſämtliche Inſaſſen der die Straße paſſierenden Omnibuſſe Hand anlegen und mit der vereinten Kraft von etwa 100 Perſonen gelang es mit⸗ tels ſtarker Zugſeile den Wagen wieder auf die Straße heraufzuſchaffen. 5 Eberbach.(Kuckucksmarkt.) Anſere ſchöne Stadt am Neckar hat in den Tagen vom 25. bis 27. Auguſt wieder einmal Großbetrieb: an allen dieſen Tagen nimmt der Kuckucksmarkt das große öffentliche Intereſſe für ſich in An⸗ ſpruch. Außer Volksbeluſtigungen aller Art gibt es in einer beſonderen Halle lehrreiche Ausſtellungen, ſo eine Bauern⸗ ſiedlung am Neckarkanal: Erzeugniſſe, Aufbau und Einrichtung, Kleintierhaltung für Siedler und Bauer, Fremdenverkehrs⸗ werbun,, Eiſenbahn, Poſt und Straße als Förderer des Ver⸗ kehrs, bodenſtändige Gaſtſtätten und Bauernkultur und außer⸗ dem praktiſche Vorführung einer Odenwälder Spinnſtube und ſchließlich Odenwälder Spezialgerichte und Kochkunſt. Am Montag, den 27. Auguſt, wird eine große Bauernkundgebung der Kreiſe Heidelberg und Mosbach durchgeführt. An allen Abenden wird die Neckarbrücke elektriſch beleuchtet, den Ab⸗ ſchluß bildet am Montag abend ein großes Feuerwerk. Die Reichsbahn gibt für den Kuckucksmarkt von allen Stationen im Umkreis von 75 Klm. Sonntagsrückfahrkarten aus, die 5b Samstag 12 Uhr bis Montag 24 Uhr Geltungsdauer aben. () Kislau.(Ergebnis der Volksbefragung.) Von den 50 Stimmberechtigten im Konzentrationslager Kislau ſtimmten 48 ab, davon 32 mit Ja, 14 mit Nein, 2 Stimmen waren ung tig. Freiburg.(Geſchenk für den Führer) Schrift⸗ leiter Dr. Walther Reimer⸗Freiburg, der durch dichteriſche Werke in der Oeffentlichkeit ſchon bekannt geworden iſt, hat ein für Feſtaufführungen an Gedenktagen der nationalen Erhebung geſchriebenes Volksſpiel„Arme der Götter“ ſowie einen Sprechchor„Quell deutſchen Sommers“ dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Geſchenk gemacht. 2 Freiburg.(Ein tödlicher Verkehrsunfall.) An der Ecke der Johanniter⸗ und Hebelſtraße ereignete ſich ein tödlicher Verkehrsunfall. Zwei Perſonenwagen ſtießen zuſammen. Dabei wurde eine Frau ſo ſchwer verletzt, daß ſie alsbald ſtarb. 9 Offenburg.(Feſtgenommen.) Die Polizei hat eine 20 Jahre akte männliche Perſon aufgegriffen, die Ende letzten Monats ſich unerlaubt aus der Kreis- und Pflege⸗ anſtalt Fußbach entfernt und ſeither in der Gegend herum⸗ getrieben hatte. Der Durchbrenner wurde in die Anſtalt zurückgebracht. Neues aus aller Welt 8 Tote an einem Bahnübergang 8 Verletzte von einem Zug zermalmk. Paris, 20. Auguſt. In der Nähe von Lyon ſtießen ein Kraftwagen mit 6 Fahrgäſten und ein mit 2 Perſonen be⸗ ſetztes Motorrad auf einer Eiſenbahnüberführung zuſam⸗ men. Sämtliche 8 Perſonen wurden bei dem Zuſammen⸗ prall erheblich verletzt. 5 Im gleichen Augenblick brauſte ein Perſonenzug heran, der über die auf den Schienen liegenden Verletzten hinweg⸗ fuhr und ſie zermalmte. Die Schuld an dem Anglück krifft den Bahnwärter, der die Schranken nicht geſchloſſen hakte. Der Stratoſphärenflug 16 000 Meter erreicht.— Die Landung. Belgrad, 20. Aug. Ueber die Landung des Strato⸗ ſphärenflieger Coſyns und van der Elſt an der Nordweſt⸗ grenze Südſlawiens bringen die Blätter zahlreiche Einzelhei⸗ ten. Sie berichten, daß der Ballon in e in em Maisfeld niedergegangen ſei. Die Inſaſſen ſeien ſehr überraſcht ge⸗ weſen, als ſie erfuhren, daß ſie ſich in Südſlawien befänden. Sie hätten geglaubt, auf tſchechoflowakiſchem Gebiet ge⸗ landet zu ſein. Mit den Bauern, die ihnen bei der Bergung des Ballons halfen, verſtändigten ſie ſich in deutſcher Sprache. Die Flieger übernachteten bei einem Lehrer einer kleinen Dorfſchule. Preſſevertretern erzählten ſie, daß ſie nicht genau wüß⸗ ten, welche Höhe ſie erreicht hätten, daß ſie aber annehmen, auf 16000 Meter gekommen zu ſein. Der Höhenmeſſer befinde ſich nämlich in einer geſchloſſenen Kaſſette, die erſt in Brüſſel geöffnet werden ſoll. Immerhin ſeien ſie hoch genug gekommen, um die angeſtrebten wiſſenſchaftlichen Beob⸗ achtungen durchführen zu können. Die Fahrt ſei programm⸗ mäßig verlaufen, nur der Funkapparat habe plötzlich ver⸗ ſagt. Zwei Todesopfer eines Verkehrsunfalls Gießen, 20. Aug. Auf der Landſtraße zwiſchen Butzbach und Pohlgöns ſtieß ein Motorrad, mit zwei jungen Leuten beſetzt, mit einem Kraftwagen mit voller Wucht zuſammen. Der eine Motorradfahrer, der 32jährige Autoſchloſſer Men⸗ ges aus Großen⸗Linden, war ſofort tot, der Mitfahrer, der, ebenfalls 23jährige Arbeiter Heußner aus Pohlgöns, ſtarb alsbald im Krankenhaus. Die Inſaſſen des Wagens kamen ohne Verletzungen davon. Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt. ö 55 * Frankfurt a. M.(Seine Frau durch einen Schuß verletzt.) Ein Ehemann gab, anſcheinend we⸗ gen Familienzwiſtigkeiten, in der Wieſenſtraße auf ſeine Frau einen Schuß ab und brachte ſich dann ſelbſt zwei Schüſſe bei. Während die Frau, deren Verletzung nur leichterer Natur war, im Bethanienkrankenhaus unterge⸗ bracht wurde, mußte der Mann mit ſchweren Verletzungen ins Bürgerhoſpital überführt werden. * Bad Vilbel.(Perſonenzug überfährt Pferdefuhrwerk.) Auf dem nicht durch eine Schran⸗ ke geſchützten Bahnübergang zwiſchen Bad Vilbel und Gronau wurde ein mit zwei Pferden beſpanntes Fuhrwerk von einem Perſonenzug überfahren. Beide Pferde waren auf der Stelle tot. Wie durch ein Wunder wurde der Fahrer, der den Uebergang überfahren hatte, trotzdem der Zug die vorgeſchriebenen Warnungsſignale gegeben hatte, nur leicht verletzt. * Rüdesheim.(der„Rüdesheimer Berg“ geſchloſſen.) Infolge der in den letzten Wochen in Unverminderter Kraft anhaltenden Sonnenglut, die die Reife der Trauben in dem Rheingauer Weinbaugebiet ganz beſonders gefördert hat, iſt nun auf Beſchluß der Rü⸗ desheimer Stadſverwaltung der„Rüdesheimer Berg“, ſo⸗ wie ſämtliche Weinbergswege, die nach dem Niederwald führen, ab Montag, den 20. Auguſt, für den Verkehr ge⸗ ſperrt worden Der endgültige Schluß der geſamten Weinbauanlagen erfolgt auch für die weinbautreibende Bevölkerung am 1. September. Die Behänge im Rüdes⸗ heimer Berg ſind dieſes Jahr derart gut, wie ſie ſeit vie⸗ len Jahren nicht mehr geweſen ſind. — Erligheim, OA. Beſigheim.(Tödlich verun⸗ glückt.) In der Nähe des hieſigen Dorfes ereignete ſich ein ſchwerer Zuſammenſtoß des Kohlenhändlers Heinrich Luſſi aus Aſperg auf dem Motorrad und einem Perſonenauto der Zuckerfabrik Heilbronn. Der Motorradfahrer erlitt dabei außerordentlich ſchwere Verletzungen und mußte ins Kranken⸗ haus nach Beſigheim verbracht werden. — Mehrſtetten, OA. Münſingen.(Gebälkeinſturz in der Scheuer.) Ein 9 Pe Landwirt war mit Ab⸗ laden fertig und zwei weitere Perſonen begaben ſich aus der Scheuer, als plötzlich das Gebälk des Oberlings herunter⸗ ſtürzte. Wäre es nicht durch den in der Scheuer ſtehenden Wagen. worden, ſo hätte es den Beſitzer, der ſich hinter dem Wagen befand, darunter begraben. Durch ſofortiges Sprießen konnte der vollſtändige Einſturz der Scheuer verhütet werden. Offenbach.(In den Flammen umgekommen.) Der Heizer der hieſigen ſtädtiſchen Verſorgungshauſes, Pe⸗ ter Kopp, war damit beſchäftigt, im Keller des Verſor⸗ gungshauſes Ungeziefer zu vertilgen. Dabei explodierte auf bisher ungeklärte Weiſe die von Kopp benutzte Spiri⸗ tuslampe. Der Mann ſtand ſofort in hellen Flammen. Alle Verſuche, ſich in Sicherheit zu bringen, ſcheiterten. Er mußte mit ſchweren Verletzungen ins ſtädtiſche Kranken⸗ haus gebracht werden, wo er verſtorben iſt. Militärflugzeug abgeſtürzt— Vier Tote Rom, 20. Auguſt. Ein Bombenflugzeug, das einen nächtlichen Uebungsflug unternommen hatte, ſtürzte ab. Die Beſatzung beſtand aus einem Fliegerhauptmann als Führer, einem Sergeanten, einem Unteroffizier und einem Mechaniker. Bei der Landung auf dem Flughafen Mal⸗ penſa ſtieß die Maſchine infolge eines falſchen Manövers 1 5 einen Schuppen, fing Feuer und ſtürzte brennend zu oden. Die Beſatzung fand den Tod in den Flammen. — Familientragödie— Zwei Tote Wien, 20. Auguſt. In einem Hauſe vergiftete ſich die Arbeiterfrau Bartel nach einem Streit mit ihrem Ehemann mit Leuchtgas. Als der Mann nach einigen Stunden in die Wohnung, die er nach dem Streit verlaſſen hatte, zurück⸗ kehrte und das elektriſche Licht einſchaltete, entſtan Wand der Nachbarwohnung wegriß. Eine Perſon wurde getötet und vier ſchwer verletzt. eine Exploſion, die furchtbare Verwüſtungen anrichtete und die Locale Nuudoclraui Pflanzenſagen Ein Zeichen der engen Naturverbundenheit unſerer Vorfahren ſind die zahlreichen Pflanzenſagen, die leider im⸗ mer mehr in Vergeſſenheit geraten. Am ſtärkſten haben ſich. wie aus Dr. Marzells„Bayeriſcher Volksbotanik“ hervor⸗ geht, die ſogenannten„Hexenſagen“ erhalten, in denen ein⸗ zelne Kräuter, ſo das Kraut Woöhlgemut(Doſt), Ehrenpreis, Goldkraut, Myrthe und beſonders das„Widridad“(unter welchem Namen in den einzelnen Gegenden verſchiedene Pflanzen verſtanden wurden), dazu dienen, den Teufel oder Hexen zu erkennen bzw. die Träger vor dieſen zu ſchützen. Die Mägde trugen ſolche Kräuterbüſchel bei ſich, dann konnte der Teufel ihnen nichts anhaben, ſondern mußte klagen:„Wohlgemut und Widridad hat mich um fein Lieb gebracht.“ Der„Altvater“(kleines Leinkraut), auch„Be⸗ ſchreikraut“ genannt, vertreibt die Hexen und wird ange⸗ wandt, wenn Kinder„beſchrien“ ſind. Das vierblättrige Kleeblatt mach hellſichtig und läßt den Zauber erkennen. Eine eigenartige Rolle ſpielt auch der„Irrwurz“, unter welchem Namen verſchiedene Pflanzen, beſonders Farn⸗ kräuter, auch kreuzförmige Wurzeln erſcheinen; wer auf den Irrwurz getreten iſt, verirrt ſich, er kann aber den Zauber beheben, wenn er die Schuhe wechſelt. Der Farn⸗ krautſamen, der unter ſeltſamen Umſtänden gewonnen werden muß, hat eine geheimnisvolle Kraft. Er ſchützt vor Unfällen und man kann ſicher ſchießen, ſogar um die Ecke herum. Mit dem Springwurz kann man zu gewiſſen Zeiten verſchloſſene Felſentore öffnen, auch die Johannis⸗ blume erſcheint in Sagen in gleicher Eigenſchaft. In einer oberpfälziſchen Sage hatte ein„Holzfräulein“ einer Tag⸗ löhnerin mit einer blauen Blume die Entbindung erleich⸗ tert. Die Taalöhnerin half mit dieſer Blume Nimmerweh dann vielen Weibern und wurde ſehr reich; aber ihr Mann irſchlug das Holzfräulein aus Angſt, es könnte auch an⸗ deren Frauen das Wunderkraut verraten. Im Sterben tief das Holzfräulein„O nimmerweh blüh nimmermeh“, das Taglöhnerweib bat„O doch nur die Nebenzweige!“ Seit⸗ dem blüht die Blume nicht mehr ganz, ſondern nur die Rebenzweige; es iſt der Gamander⸗Ehrenpreis, deſſen Blütentrauben aus den Blattachſeln hervorſprießen. Betrunkener Radfahrer. Einer unter Alkoholeinwirkung ſtehender Mann, der in vergangener Nacht auf der Secken⸗ heimer Hauptſtraße mit einem unbeleuchtenden Fahrrad fuhr und durch ſein Verhalten den Straßenverkehr gefährdete, wurde bis zur Erlangung der Nüchternheit in polizeiliche Gewahrſam genommen. 2 Rezepte gefälſcht. um 630 Mark wurde die hieſige Allgemeine Ortskrankenkaſſe durch Fälſchung von 16 Rezep⸗ ten geſchädigt. Ernſt Dörflinger, der Vaker der 22jährigen Patientin, hatte die Abweſenheit des erkrankten behandeln⸗ den Arztes benutzt, ſich durch einen bis jetzt unermittelten Dritten die Rezepte ſchreiben zu laſſen, die dann ohne weitere Kontrolle von der Ortskrankenkaſſe abgeſtempelt wurden. Der Angeklagte erhielt ein Jahr Zuchthaus. Ein jugendlicher Abenkeurer. In der Uniform der Hitlerjugend als Scharführer— mit zwei Sternen auf der Achſelklappe— ging der 9 1 75 rige Karl Thamerus aus Köln⸗Lindenthal auf Wander⸗ ſchaft. Zu ſeinen Eltern, die in letzter Zeit in Ludwigs⸗ hafen wohnten, durfte er nicht mehr zurückkehren und ſo zog er dann weiter nach Stuttgart, Pforzheim, Freuden⸗ ſtadt, wo er ſich durch Hinzufügung eines dritten Sternes zum Gefolgſchaftsführer beförderte. Auf der ganzen Wan⸗ derung ſchlug er ſich durch Darlehens⸗ und Unterſtützungs⸗ ſchwindel durch, bis er endlich gefaßt wurde. Vollauf ge⸗ ſtändig, verurteilte ihn das Gericht zu einer Gefängnisſtrafe von einem Jahr. Amerikaniſche Erbſchaft nicht angemeldet. Eine amerikaniſche Erbſchaft von ſeinem Onkel wurde von dem 55jährigen verheirateten Max Oppenheimer in Weinheim nicht angemeldet. Nach und nach hatte er von den 4300 Dollar ſoviel abgehoben und nach Deutſch⸗ land gebracht, daß bis zum Inkrafttreten der verſchärften Deviſenbeſtimmungen noch 1600 Dollar auf einer amerika⸗ niſchen Bank lagen. Seine Frau ſoll ihn auf die Beſtim⸗ mungen des Volksverratsgeſetzes aufmerkſam gemacht ha⸗ ben, er behauptet aber, damals durch einen Unfall ſo ſchwer krank 1 zu ſein, daß ihm die Anmeldung bei der Steuerbehörde ganz aus dem Kopfe gekommen fei. Das Gericht erkannte auf eine Zuchthausſtrafe von einem Jahr vier Monaten. Kommuniſten⸗Zeitung über die Grenze gebracht. Auf einer Spazierfahrt nach ſeinem auf ſchweizer Seite bei Emmishofen liegenden Garten wurde dem 47jährigen verheirateten Eduard Fiſcher aus Marlen, wohnhaft in Konſtanz, di kommuniſtiſche Baſeler Rundſchau von einem„Unbekannten“ zugeſteckt. Er nahm die Zeitſchrift un⸗ behelligt über die Grenze. Zwei Tage ſpäter wurde er von einem Grenzbeamten im Beſitz der verbotenen Zeitung ge⸗ ſtellt. Das Gericht nahm Vorſatz an und ſprach eine Ge⸗ fängnisſtrafe von ſieben Monaten aus. 5 — e ee — Meliorationsweſen auf berufsſtändiger Grundlage. In Zukunft werden bei der Aufſtellung aller Meliorations⸗ intwürfe für öffentlich⸗rechtliche Körperſchaften von Anfang in Vertreter des Reichsnährſtandes mitwirken. In jedem Kreis wird ein bäuerlicher Vertreter des Reichsnährſtan⸗ des für dieſe Zwecke beſtellt werden. Der Reichsnährſtand wird darnach von jetzt an bei der Prüfung der Frage mit⸗ zuwirken haben, ob und in welchem Umfange Meliorationen m Hinblick auf die Ertragsfähigkeit und Kulturfähigkeit des Bodens und der beſonderen fandwirtſchaftlichen Bedürfniſſe der einzelnen Betriebe auszuführen ſind. — Einheitliche Regelung des Trinkgeld⸗Syſtems. Auf einer Tagung des Gaſtſtättengewerbes in Bayreuth führte Metzner⸗Berlin aus, daß durch die Schaffung einer Zwangs⸗ organiſation für das Gewerbe nunmehr eine größere Ein⸗ heitlichkeit im ganzen Reich gewährleiſtet werden könne. Vor allem ſei eine Berufsreinigung notwendig. Bis heute ſeien 15 000 Kellner feſtgeſtellt worden, die nicht die nötige beruf⸗ iche Vorbildung hatten, ſondern aus anderen Berufen kamen. Auch das Trinkgeld⸗Syſtem werde eine einheitliche Regelung für das ganze Reich erfahren. Eine bahnbrechende Neuerung ſei die zur Einführung gelangende Meiſterprüfung. Es wurde die Erwartung ausgeſprochen, daß auch die Einheitskleidung für Kellner bald durchgeführt werden kann. 55 Negentag Nachts hat es geregnet, es regnet ſacht in den Mor⸗ gen hinein und durchrauſcht den ganzen Tag mit dem ein⸗ tönigen Liede des Regenfalles. Bitter not tut Regen der Erde. Sie lechzte danach wie ein Verdurſtender und ſaugt ihn nun in ſich hinein mit allen Poren, allen Faſern und Wurzeln. Welkes Laub wird wieder friſch und ſtraff. Ver⸗ dorrte Pflanzen richten ſich langſam wieder auf. Dürre Grasnarbe bekommt einen leiſen grünen Hauch. Alles Land atmet auf und mit ihm die Menſchen draußen in den Dör⸗ fern und auf den Feldern. Und in der Stadt? Die Men⸗ jchen am Meeresſtrand, an den Ufern der Seen und in Wald und Heide: wie ſtehen ſie zu ſolchen langen, langen Regentagen? Wollen ſie trauern, daß einmal die Sonne fehlte? Sei keiner ſchlecht gelaunt und mißgeſtimmt! Denkt vielmehr on alle die Schönheiten, die auch dieſer Tag für jeden hat. Geht hinaus aus der Stadt und hin zu den Feldern und atmet die reine, friſche, dufterfüllte, würzige Luft! Kühl weht ſie um Haar und Geſicht und erfriſcht ſo wunderſam. Was tut es, daß der Regen um dich herum aufrauſcht? Hörſt du wohl, wie melodiſch ſein Fallen in den Bäumen am Wege ſingt? Vernimmſt du dieſes beruhi⸗ gende, gleichförmige, mit jedem Windeswehen ſacht an⸗ und abſchwellende Klingen und Flüſtern? Oder ſteht ſtill am Ufer eines Sees oder Fluſſes: wie verzauberte, kleine Gei⸗ ſter hüpfen runde Tropfen auf die leicht gekrauſte Ober⸗ fläche hinab. Oder das Meer rauſcht in großen weißen Wogen daher, wirft ſich toſend auf den Strand und erfüllt das Herz mit ſeiner unbändigen Kühnheit und Leidenſchaft. Im Walde praſſelt der Tropfenfall auf das dichte Blätter⸗ dach herab, und dich überkommt im Schutze eines dicht⸗ belaubten Wipfels oder einer Mooshütte ein wohliges, nie gekanntes Gefühl des Geborgenſeins. Und im Gebüſch wer⸗ den alle Blätter blank und hell wie unzählige, kleine Spie⸗ gel, wenn ein Sonnenſtrahl durch die Wolken bricht. Durchwanderſt du aber Feld und Heide, dann wird dir in blauen oder grauen Schleiern die wunderbare Ferne ge⸗ ſchenkt. Und Dank ſteht dir im Herzen auf. Der Schulze kommt wieder zu Ehren Schulzenſtuben, Schulzenſtäbe, Dorfchroniken. Die Maßnahmen des neuen Staates, die eine Wieder⸗ erweckung des bäuerlichen Brauchtums bezwecken, haben zahl⸗ reiche ländliche Gemeinden dazu angeregt, auch innerhalb der Gemeindeverwaltung die alten Sikten und Bräuche deuk⸗ ſchen Urſprungs wieder aufleben zu laſſen. Die Wiederher⸗ ſtellung der Amtsbezeichnungen„Vorf⸗ oder Gemeindeſchulze“ durch das neue preußiſche Gemeindeverfaſſungsgeſetz hat we⸗ ſentlich dazu beigetragen. So haben verſchiedentlich Bauern⸗ dörfer oder ihre Leiter Schulzenſtuben eingerichtet. Es wird hierbei davon ausgegangen, daß für eine ehrenamtlich geleitete Gemeinde nicht ein modern eingerichtetes Büro paßt, daß ſich das Amtszimmer eines Schulzen vielmehr in die bäuerliche Umgebung ſinnvoll einfügen muß. Zu einer ſolchen Schulzenſtube gehören nicht nur Schränke, Tiſch und Stühle, die den heimiſchen Formen entſprechen müſſen, ſon⸗ dern auch die Schulzenlade, in der die wichtigſten Dorf⸗ akten aufbewahrt werden. Zahlreiche Bauerndörfer und Land⸗ gemeinden verleihen ihren Schulzen jetzt wieder einen Schulzenſtab als Zeichen ſeiner Würde. In dieſem Zu⸗ ſammenhang ſei auch noch auf die Schaffung von Dorf⸗ chroniken hingewieſen, in die alle für das Leben der Ge⸗ meinde wichtigen Begebenheiten einzutragen ſind. Auch der Deutſche Gemeindetag hat ſich mit dieſen Brauchtumsfragen der Gemeinden bereits befaßt und wird beſonders für die Schaffung der Dorſchroniken demnächſt Emp⸗ fehlungen an die Gemeinden herausgeben. Ein Rätſel Indiens 85 Weißes Volk im Arwald. Die Marias ſind ein weißes Volk, das im Innern eines vom dichteſten Urwalde bedeckten Gebiete Indiens hauſt. Für die Völkerkunde waren ſie bisher ein Rätſel, denn ſie ent⸗ ſprachen in verſchiedenſter Beziehung nicht jenem Bilde, das man bei der Bevölkerung Indiens ſonſt antrifft. Ein Forſcher, der das Maria⸗Gebiet durchforſcht hat, glaubt nun, dieſe Rät⸗ ſel auf eine ebenſo einfache wie geniale Weiſe löſen zu kön⸗ nen, indem er die Marias mit dem uns allen aus der Ge⸗ ſchichte vertrauten Heereszug Alexanders des Großen nach Indien in Verbindung bringk. Eine Reihe guter Gründe läßt ſich für dieſe Vermutung angeben. Was für Napoleon der ruſſiſche Winter, das war für Alexander der indiſche Sommer. Beide Male iſt es die Natur, die den großen Eroberern eine Grenze geſetzt hat. Mili⸗ täriſch ſiegreich, konnte Alexander doch nur bis Carra vor⸗ dringen, weil die erſchöpften Soldaten ſich weigerten, weiter⸗ zumarſchieren. Darauf fuhr Alexander mit einem Teil des Heeres den Hydaſpes zurück, während der andere Teil zu Lande ſeinen Rückweg ſuchte. Die Abweſenheit Alexanders wird die Diſziplin der Soldaten noch mehr gelockert haben, und es iſt durchaus möglich, daß ſich eine Schar von ihnen, um den furchtbaren Strapazen des Marſches zu entgehen, in dieſem fruchtbaren Landſtrich niederließ. Der geſchichtliche Verlauf des Alexander⸗Zuges läßt alſo durchaus die Möglichkeit einer ſolchen Erklärung offen, die alle bei den Marias gefundenen Eigentümlichkeiten hin⸗ reichend erklären würde. Obwohl ſich die Marias ſeit Jahr⸗ hunderten mit den e vermiſcht haben und dem Einfluß des indiſchen Klimas ausgeſetzt waren, tragen ſie doch noch deutliche Merkmale des Urſprungs von einer weißen Raſſe an ſich. Sie ſind zwar nicht direkt hellfarbig, aber doch bedeutend weniger dunkel als alle anderen Stämme Indiens. Auch ihre Körpergröße, die viel ſtattlicher iſt als die der wirklichen Eingeborenen, weiſt auf eine beſondere Abſtam⸗ mung hin. Dazu treten noch die Unterſchiede in Sitten und Lebensformen, die ſie von den umwohnenden Völkerſchaften ſcharf abheben. Sie lehnen z. B. jede Kinderheirat ab und ſtehen auf einer hohen Stufe der Sittlichkeit. Ihe Stadtanlagen zeigen, daß ſie etwas von jener Tradition bewahrt haben müſſen, die einem Volk von Städtebauern eigen ift. In jeder Sied⸗ lung der Marias gibt es eine breite Hauptſtraße, deren Häu⸗ ſer gerade in einer Linie ſtehen, aber jedes Haus iſt vom nächſten durch eine Zwiſchenmauer getrennt. Die Bauten haben gute Strohdächer, und zeichnen ſich durch große Sau⸗ berkeit aus. Außer einem Haus für Gäſte gibt es drei große Gebäude: eines für die Knaben, ein weiteres für Mädchen und eines, das verheiratete Frauen aufnimmt. An der Klei⸗ Dung iſt auffallend die ſehr große Zahl von Schmuckknöpfen. Natürlich iſt mit all dem kein ſchlüſſiger Beweis dafür ge⸗ — daß die Marias wirklich Nachkommen aus dem Heere Alexanders des Großen ſind, aber ſo lange man keine beſſere Erklärung für dieſes rätſelhafte Volk im indiſchen Urwald findet, wird man das als eine Möglichkeit gern annehmen. Kurzmeldungen Berlin. Der Reichspräſident hatte die Ausübung einiger ſeiner Rechte auf andere Behörden oder Stellen übertra⸗ gen. Der Führer und Reichskanzler hat jetzt dieſe Uebertra⸗ gungen beſtätigt. Berlin. 26 bulgariſche Studenten und Studentinnen, die einer Einladung der Deutſchen Studentenſchaft folgend, eine Reiſe durch Deutſchland unternehmen, legten am Grabe Horſt Weſſels einen Kranz nieder. Wien. Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg iſt nach Florenz abgereiſt. Dort wird ſeine Begegnung mit Muſſolini ſtatt⸗ finden. Tokio. Alle hieſigen Kreiſe begrüßen aufrichtig das Er⸗ gebnis der Volksabſtimmung in Deutſchland. Sechs Scheuern eingeäſchert. Bayreuth, 20. Auguſt. Der Blitz ſchlug in eine Scheu⸗ er in Weidenberg. Die Scheune brannte im Nu 7 Fünf weitere angebaute Scheuern wurden alsbald von den Flammen ergriffen und völlig eingeäſchert. Saarburg(Bezirk Trier).(Tödlicher Anfall im Weinberg.) Ein jugendlicher Landhelfer, der bei einem Winzer in Fellerich bei Tawern beſchäftigt war, erlitt ber der Arbeit im Weinberg einen ſchweren Anfall. Der junge Mann befand ſich auf einem Wagen, mit dem er in den Weinberg gefahren war. Er rutſchte aus und fiel vor die Räder, die über ihn hinweggingen. Die Verletzungen waren ſo ſchwer, daß der junge Mann tags darauf im Krankenhaus verſchied. Der Letzte ſeines Gewerbes. Im Juliusſpital zu Würzburg iſt der letzte Nagelſchmiedmeiſter, Anton Wallrapp, im Alter von 91 Jahren geſtorben. Wallrapp, der letzte bayeriſche Vertreter eines ausſterbenden Gewerbes, war von einem Motorradfahrer erfaßt und ſo ſchwer verletzt worden, daß er nunmehr ſtarb. Er hatte ſein Gewerbe noch bis in die jüngſte Zeit ausgeübt. b Großfeuer im Koburger Land. In dem nördlich von Koburg liegenden Ort Weißenthurm vorm Wald brach, während die Einwohner in den Gaſthäuſern die Wahlergeb⸗ niſſe abhörten, gegen 22,30 Uhr in einem kleinen Schup⸗ pen ein Brand aus, der ſich mit großer Schnelligkeit auf drei Bauerngehöfte ausdehnte. Drei mehrſtöckige Wohnhäu⸗ ſer, vier Scheunen, drei Stallungen und weitere Nebenge⸗ bäude brannten nieder. Das Vieh konnte gerettet werden. Der Schaden wird auf über 150 000 Mark geſchätzt. b Das Ende eines Mörders. Die Polizei in Chriſt⸗ burg(Weſtpreußen) erhielt Nachricht davon, daß der Mör⸗ der Max Lübeck, der vor einiger Zeit in einem Tobſuchts⸗ anfall zwei Perſonen getötet und zwei ſchwer verletzt hatte, in einem Schuppen geſehen worden ſei. Als die Polizei ge⸗ gen den Schuppen vorging und die Tür öffnete, fiel ein Schuß, durch den der berufslofe Hermann Enns getötet wurde. Bei dem anſchließenden Kugelwechſel wurde auch der Mörder getötet. Das Vieh verbrannt. Der Pferde⸗ und Kuhſtall ſo⸗ wie die Scheuer und Kälberhütte des großen Pfaffenhofes des Landwirts Johann Krennleitner in Pocking(Nieder⸗ bayern) brannten nachts nieder. In der verſchloſſenen Kälber⸗ hütte befanden ſich 11 Kühe und 23 Schafe, die in den Flammen umkamen. Auch die ganze Ernte und viele landwirt⸗ ſchaftliche Maſchinen wurden vernichtet. Man vermutet Brand⸗ ſtiftung. % Raubmord. Die 46jährige ledige Auszüglerin Emilie Peter aus Stephansdorf bei Reiſſe wurde in ihrer Wohnung ermordet. Es liegt Raubmord vor. Ein Faltboot im Sturm gekentert. Im Frieſiſchen Haff wurde ein deutſches Faltboot treibend aufgefunden. Der Beſitzer des Faltbootes„Rheinteufel“ iſt ein Deutſcher aus Krefeld. Dieſer war mit ſeinem Boot in der Nähe der Inſel Ameland im Sturm gekentert, konnte aber gerettet werden und befindet ſich wohlbehalten auf Ameland. Verheerendes Unwetter. Ein ſchweres Sturmwetter haf im mittleren Weſten von Amerika den Tod von min⸗ deſtens 6 Perſonen verurſacht. Viele andere haben Ver⸗ letzungen erlitten. In Duluth und St. Paul(Minneſoka) ſchlug der Blitz in 15 Häuſer ein. Zwei Perſonen wurden getötet. In Houghton(Michigan) ſtürzte der 20 Meter hohe Schornſtein eines Krankenhauſes ein und erſchlug einen Mann und zwei Frauen. Sieben weitere Frauen wurden verletzt. Weite Strecken Landes ſind von dicken Staubſchichten bedeckt Jorden. Manche Farmer in Nebraska fürchten, daß ſie da⸗ durch ihr beſtes Land eingebüßt haben. ——— Iſt der Name Schall und Rauch? ſchnitt vor kurzem einmal ein Thema an, das gewiß ſcho manchen beſchäftigt hat. Sie ſagte:„Iſt das nicht ein U daß man nicht mehr, wie es früher war, Briefpapier ſchäft fordert, ſondern ſtattdeſſen ein P. Q. Papier oder einen Schuheream auf„ al“ oder„ ſtimmten Namen, bei dem ſich meiſtens gar nichts läßt? Der Name war ein anderer, aber das tut nichts zur Sache — Tatſache war, daß dieſe Zweiflerin für faſt jeden Artikel ſie in keinem Fall ein namenloſes Erzeugnis kaufte. Und bezahlt in allen Geſchäften denſelben Preis dafür, und weil ſie keine Neigung hatte, ſich auf Experimente und ſagenden Namen ihr doch allerlei zu ſagen hatten. faſt unbewußt tut, ſollte Anregung und Lehre ſein. dahinter das gute Gewiſſen ſtehen, die feſte Ueberzeugung, als Warnung. ſichert ſich vor Enttäuſchungen, denn Name und Marke ſind nicht„Schall und Rauch“, ſie ſind Bürgſchaft für Qualität und reellen Preis. Kann ein toter Menſch leben? Eine ſehr merkwürdige Frage! Ein toter Menſch kann nicht mehr leben; und ein Menſch iſt nach allgemeiner Auf⸗ faſſung tot, wenn Atmung und Herz für dauernd ſtillſtehen. Aber dieſe ſtarren und engen Begriffe des Alltags ſind nur Konventionen, mit denen der Menſch die unheimliche Viel⸗ deutigkeit des Lebens zu zwingen verſucht; in Wirklichkeit kann auch an toten Menſchen noch vieles lebendig ſein. Daß Haare und Nägel des Toten unbekümmert weiterwachſen, iſt wohl bekannt. Dagegen werden wenige wiſſen, daß nach der Sektion einer Leiche kurz nach dem offiziellen„Tod“ die Muskeln noch auf Reize reagieren, die Bewegung der Ge⸗ därme automatiſch zu funktionieren beginnt und das Herz bei der Berührung mit dem Sauerſtoff der Luft zu pulſie⸗ ren anfängt und bis zu einer Viertelſtunde fortſchlagen kann. Sogar noch zwei bis vier Stunden nach dem Tode kann man die Muskeln durch Reizung der dazugehörigen Nerven zu Zuckungen veranlaſſen. Am längſten lebt das Flimmerepithel, das die Wände der Luftwege, des Kehlkopfes, der Luftröhre und der Bron⸗ chien auskleidet; es zeigt ſeine charakteriſtiſchen Schlagbewe⸗ gungen noch tagelang nach dem Stillſtand des Herzens. Ebenſo lange können die farbloſen Blutkörperchen und Sper⸗ matozoiden des Menſchen ein geſpenſtiſches Eigenleben wei⸗ terführen. So iſt alſo der Tod kein plötzliches Aufhören des Lebens, wie es den äußeren Anſchein hat, ſondern ein langſames und durchaus ungleichmäßiges Auslöſchen der Funktionen der verſchiedenen körperlichen Elemente, das ſich bei einigen tagelang hinausziehen kann. Wetterbericht 15 Die uftdeuckverte kung hat ſich nur wenig geändert. Für Diiastag und Mittwoch iſt immer noch ſommerlich war⸗ mes, wenn auch eilig etwas bedecktes und zu vereinzelten Gewilterſtörungen geneigtes Wetter zu erwarten. — . ̃. 7˙ AA Verſammlungs⸗Kalender. g NS⸗Hago. Heute Dienstag abend von 7.30 bis 9 Uhr Sprechſtunde(Kloppenheimerſtr. 37). Fußballvereinigung 98. Heute abend halb 6 Uhr Training der Schüler, anſchließend Training der Senioren. Geflügelzucht⸗Genoſſenſchaft Mhm.⸗Seckenheim Morgen Mittwoch Abend 8 Ahr findet im„Schloß“ eine f Mitglieder⸗Verſammlung tatt. 8—̃— Tagesordnung: Errichtung einer Zuchtanlage. Vollzähliges Erſcheinen der Mitglieder iſt erforderlich. Intereſſenten ſind willkommen. Der Vorſtand. 3 Iimmer-W-onnung? Zimmer und Küche mit allem Zubehör an ruhige Leute per 15. Sept. zu bermieten. per 15. Sept. eventl. 1. Okt. 5. zu vermieten. Zu erfragen in Steſgle ver, Mveabeim . a Adolf Hitlerſtr. 322. der Geſchäftsſtelle ds. Bl. Schnell verkauft, chnell i Weinfäſſer 0 1 abe w große . 8 Oeffentlichkeit wissen neue und gebrauchte, füllfertig soll.— Der einfachste, hat preiswert zu verkaufen billisste und beste Weg- Hermann Ehret weiser hierzu ist 1 „Zum Reichsadler“ das Zeitungs- Inserat! Kohlen-Preise. Bei den gestern veröffentlichten Preisen ändern sich dieselben für Unjionbriketts wie folgt: 5 ab Waggon abgeholt., 113 Maeidor- Und ab Lager abgeholt 5 les tasereeen, vors Haus geführt* Hantelstaffe frei Keller„„ 1.40 für ab Waggon vors Haus geführt„ 12 Neueste 0 Horbell Minter ab Waggon frei Keller 128 „ Taglich täten u. neuen 0 Farben find. 5 Sieschonjetzt zu haben bei Sorte. Wilh. Sponagel, Apfelweinkelterei sammengest. m Fü Wirtschaft„Zum Neckartal“. Karmann Fuchs Mannheim an den Planken neben der Hauptpost Lobach-Jchnitimuster Morgen Mittwoch früh * Von 9 Uhr ab Wellfleiſch. 22 9 Hierzu ladet freundlichſt ein Schöne Pfirſiſch c e Pfund 15% N 5 95 auen, Tagl ohn. Bette S 5„ ür Bauhandwerker ochbirnen 6(nach vorgeschriebenem städtischen Muster) bert 15 ab zu ꝛu haben in der lumerde es. r Druckerei des„Neckar- Bote“ Ein kleines Erlebnis zuvor! Eine kluge Hausfrem ufug oder Schuheream, Zahnpaſta oder Seidenſtrümpfe im Ge. Schul 5 a in“ oder Marg. bu⸗Strümpfe oder dergleichen, alſo Waren unter einen be⸗ denken Dieſe Frage blieb zunächſt unbeantwortet, aber einige Minuten ſpäter erkundigte ſich jemand aus der Runde bei der Sprecherin, womit ſie ihre Beſtecke ſo ſchön bla bekäme. Die Antwort war:„Ich nehme immer Ixolin dazu“. ihres Bedarfs eine ganz beſtimmte Marke bevorzugte, daß warum? Weil ſie mit der Ware unter dem betreffenden Namen gute Erfahrung gemacht hatte, weil ſie wußte, e Verſuche einzulaſſen, die vielleicht Enttäuſchung und un. nütze Geldausgaben bedeuten würden, kurz, weil die„nichts Dieſe kleine Epiſode iſt ſchlagender als eine langatmig 5 theoretiſche Auseinanderſetzung über Begriffe, Weſen und Vorzüge des„Markenartikels“. Was hier die praktiſche Hausfrau ohne gelehrte wirtſchaftswiſſenſchaftliche Belaſtung. Es iſt ſchon etwas daran, wenn ein Fabrikant mit ſeinem guten Namen, mit dem feſt eingeführten Namen und der Marke ſeiner Ware vor den Käufer tritt. Es muß daß die Ware ihrem Herſteller keine Schande machen wird. Der Markenartikel⸗Fabrikant hat beträchtliche Summen daran geſetzt, ſein Produkt auf dem Markt einzuführen; ſtellt ſich nun heraus, daß die Käufer den Artikel für ſchlecht halten, ſo iſt ihm mit einme Schlage der Markt berſperrt. Der eingeführte Name dient dann für den Käufer geradezu Wer alſo bei ſeinen Käufen beſtimmte Marken fordert, *. ler Mode ent- 4 e Süßen Most Wobarten u.* 1 2 Schlacht ies. 1