tige euzez⸗ Igend e geit ugend, n daz „ boy ut iz junge 1d den rt der lung unung Zicher⸗ richts be az ſeinez id der ig ab⸗ geholt in ur⸗ nſerez onder⸗ 7 der 2. Blatt zu Nr. 198 5 5 80 118 eee N N Die Wallfahrt der Treue der Schwurkag der Saar auf dem Ehrenbreitſtein. NSK. Mit unaufhaltſamer Stetigkeit rückt der Zeiger an der Schickſalsuhr des Saargebietes weiter. Minute um Minute rinnt in das Zeitloſe der Vergangenheit. Die Stunden ballen ſich zu Tagen, die Tage zu Monden— und wie bald holt der Pendel aus, um zum dröhnenden Schlag der erlöſenden Stunde anzuſetzen.— Schickſalsland an der Saar! ö 8 Fünfzehn Jahre Trennung von Heimat, Volk und Freiheit verlangten die unerbittlichen Paragraphen des brutalen Verſailler Vertrages, und Frankreich wacht mit eiferſüchtiger Aengſtlichkeit darüber, daß ja nicht eine Ziffer der Beſtimmungen, die alle den Stempel ſeiner deutſch⸗ feindlichen Vormundſchaft tragen, unbeachtet oder unerfüllt bleibt. Blauweißrote Grenzpfähle, blauweißrote Fahnen und vor allen Dingen franzöſiſche Finanzkapitäne ſchoben ſich mit rückſichtsloſem Annektionswillen tief in dieſes ur⸗ alte, kerndeutſche Siedlerland links und rechts der Saar, deſſen Landſchaft unvergleichlich ſchön und deſſen Boden unermeßlich reich iſt. November 19181! Mehr als 700 000 Saarländer erleben in troſtloſer Verlaſſenheit ein Schauſpiel, deſſen Tragik ihnen das Herz brechen möchte. Da klingt es auf, das ſchmetternde Täteretä der franzöſiſchen Reiterei, da dröhnt es ſchwer über die Straßen. Tanks rollen heran, Kanonen poltern über den Aſphalt. Die Zellen der Ge⸗ fängniſſe füllen ſich mit Männern ehrlicher deutſcher Pflicht⸗ auffaſſung, und weinend trotten Frauen und Kinder hinter den ſpärlich beladenen Wagen, die ihnen die Ausweiſungs⸗ order genehmigte. Um ihres deutſchen Blutes willen, das ſie nicht leugnen wollten und konnten, verlieren ſie Heimat und Freiheit. Und Deutſchland? Man gab alles zu! Es wurde erfüllt und erfüllt. Und dann kam Verſailles! Frankreichs Triumph und die Vollendung der deutſchen Schmach! 480 Artikel eines unſeligen Vertrages ſollten Deutſchland end⸗ lich erwürgen. Das blühende Deutſchland wurde zerbrochen, die Grenzpfähle der Feindſtaaten viele Kilometer in das deutſche Land hinein verſetzt. Man glaubte, durch die fünfzehnjährige Trennung von Volk und Vaterland den Sinn des deutſchen Volkes an der Saar wandeln zu können, ſo daß es dem fremden Wollen gefügig werde. Es war umſonſt. Der Wille des Saarvolkes blieb hart und unerſchütterliche„Wir wollen heim ins Reich!“ Den glorreichſten und erbittertſten Kampf führen zweifellos die deutſchen Bergleute, die in den unter franzöſiſcher Verwaltung ſtehenden ſaarländiſchen Gruben harte Arbeit und kärgliches Brot finden. Auf den Förder⸗ türmen der deutſchen Schächte weht die Trikolore, in den Direktorien ſitzen franzöſiſche Finanzkapitäne. Eine ano⸗ nyme Anzeige, die einem Arbeiter den Vorwurf aufrechter deutſcher Geſinnung macht, genügt, um ihn um Arbeit, jg Rum ſeine ärmliche Wohnung zu bringen. Es iſt für den Bergmann ſchon gefährlich, wenn er eine deutſche Zeitung lieſt, und die Werber der frankophilen ſeparatiſtiſchen Ro⸗ tatlonserzeugniſſe machen ſich das zunutze. 1. Als die Glocken am 31. Januar 1933 im weiten deutſchen Vaterland den Anbruch der Freiheitsſtunde ein⸗ läuteten, dachte man in ſeiner unſagbaren Freude des ab⸗ eſchnürten Miterlebens gar nicht daran, daß ſich nun der Großteil des politiſchen Unrats der letzten vierzehn Jahre in die Völkerbundskolonie an der Saar ergießen würde. Und nun ſtehen wir mitten in der erbärmlichen Front der ausgebooteten und ſogenannten Emigranten, die von hier aus die Greuelhetze organiſieren und die Welt gegen Deutſchland aufhetzen. Verboten iſt alles, was der kla⸗ ren deutſchen Willensregung gar zu deutlich Ausdrucks⸗ möglichkeit geben könnte. Und es wird von Tag zu Tag ſchwieriger, ſich durch das Labyrinth der Verordnungen durchzufinden. Die Gefühlsrichtung des Saarvolks aller⸗ dings bleibt davon unbeeinflußt; im Gegenteil, das Stre⸗ ben, der wahren Herzensſtimmung irgendwie und wann ſichtbaren Ausdruck zu geben, wird um ſo ſtärker, je mehr die Möglichkeit es zu tun, beſchnitten wird. i . Wir wiſſen nicht, wie viele heute den Marſch von der Saar nach dem Ehrenbreitſtein antreten. Wir wiſſen nur, daß es Tauſende, Tauſende und aber Tauſende ſind, die ſich aufmachen zu einem erhebenden Pil⸗ ger zug der Treue zum Reich und zum Führer. Dort, wo die Moſel die Waſſer der Saar in den Rhein führt, reichen ſich heute Reich und Saar die Hand, um gemeinſam dem Führer noch einmal und immer wieder das Gelöbnis der Treue und des reſtloſen Vertrauens darzubringen. Das Saarvolk kommt zum Führer— der Führer zum Saarvolk. Ein Treffen, auf das die Welt ſchauen wird, um Zeuge zu ſein eines überwältigenden Bekennt⸗ niſſes der Liebe und des Glaubens. Volk und Führer ſindeins. Das gilt— trotz Verſailler Vertrag, krotz Zoll⸗ grenzen und Völkerbund— für das Volk an der Saar , wie für die Brüder und Schweſtern im Reich. Nichts kann hindern, daß die Gefühle der Liebe und des Vertrauens über die ſchwarz⸗weiß⸗blauen Grenzpfähle hin⸗ aus den Führer erfaſſen und umklammern, ſo wenig, wie irgend etwas imſtande wäre, die Macht der Perſönlichkeit unſeres Führers an der Saar zu hemmen oder aufzuhalten. Deutſches Schickſal iſt Saarſchickſal! Und Saarſchickſal ift deutſches Schickſal! Wer wollte ſich vermeſ⸗ en, dieſes 2 5 umzuſtoßen? Keine Macht der Erde wäre azu imſtande. Denn Treue, Liebe und Glauben ſind nicht von Menſchengeiſt erdacht, von Menſchenhand geſchaf⸗ fen— ſie ſind ewig, wie das Göttliche ewig iſt. Ver⸗ träge können wohl Menſchen von Menſchen trennen, aber die Liebe können ſie nimmer auslöſchen. Das Land an der Saar iſt Land an der Grenze und hat in Jahrhunderten all das Leid und all den Schmerz 85 die geradezu ſchickſalhaft dem Grenzland beſchie⸗ den ſind. „Dreimal— wenn auch nur auf kurz befriſtete Zeit— an e deutſche Land an der Saar unter der Hoheit des franzöſiſchen Imperiums und dreimal ſchüttelte das deutſche lt an der Saar dieſe Feſſeln ab, um zurückzukehren in den Schoß der ewigen Mutter Germania. Dreimal wurde dieſes deutſche Land an der Saar vom Reich getrennt— und dreimal kehrte es in das Reich zurück. Im Januar des kommenden Jahres wird es zum vierten Male die künſt⸗ lichen und willkürlichen Grenzen zerſchlagen, um ſich dem Reich einzufügen. Es ſoll das letzte Mal ſein. Nichts ſoll uns wieder trennen können. Heute wallfahren Zehntauſende von der Saar zum Rhein, um vor dem Führer— der Welt, die es hören oder auch nicht hören will— das Gelöbnis der Treue, Diſziplin und des Vertrauens abzulegen: Wir waren Deutſche. find Deutſche und werden in alle Ewigkeit Deutſche bleiben. Es iſt wie ein letztes Atemholen vor dem großen, ent⸗ ſcheidenden Tag der Volksabſtimmung am 13. Januar 1935, dem Tag, an dem die Welt ſchwarz auf weiß erfahren wird, was 800 000 Menſchen ſchon ſeit fünfzehn Jahren im⸗ mer und immer wieder erklärten und gelobten: Die Saar will heim! EFEUEUEUUCüCCC ↄ ↄ C ͥ PV Deutſcher Wein, deutſches Weſen Dieſe letzten Auguſttage als reife Spätſommertage ſollen im Zeichen des deutſchen Weines ſtehen und für den deutſchen Wein werben. Es ſoll dem Volte klargemacht werden, daß der Wein als edelſtes Erzeugnis der deutſchen Scholle kein Luxusgetränk iſt. Viele von uns, und nicht die ſchlechteſten, wußten das. Es kann aber nicht ſchaden, wenn es alle wiſſen, es müſſen ſogar alle wiſſen. Zuerſt einen Ratſchlag für den, der in den nächſten Tagen den Hauptgewinn in der Preußiſchen Klaſſenlotterie zieht. Ihm ſeien folgende Getränke empfohlen: Berncaſteler Doktor, Trockenbeerenausleſe Thaniſch; 1920er Oppenheimer Krötenbrunnenausleſe Natur, Wachstum Heſſiſche Weinbaudomäne, Mainz; 1921er Oppenheimer Sackträger, feinſte Ausleſe Natur von D. Gebhardt, Mainz; 1921er Würzburger Innere Leiſte Ausleſe, Julius⸗Spital, Würzburg; 1920er Deidesheimer Kieſelberg Trockenbeerausleſe, Wachs⸗ tum Baſſermann⸗Jordan, Deidesheim; Steinberger Cabinet, Trockenbeerenausleſe, Jahrgang 21; Preußiſche Staatsdomäne. Wer dieſe Weine getrunken hat, der hat die beſten Weine der Welt getrunken. Jahrgang 1911, Wachstum Wwe. Wachstum * „Aber dieſe kleine tägliche Flaſche Wein macht mich beſſer, löſt in mir edlere Empfindungen, vornehmere Gedan⸗ ken und altruiſtiſchere Entſchließungen aus, und mit ſolchem Handel und Wirtſchaſt Wirtſchaftliche Wochenrundſchau Börſe. Die Geſchäftslage an der Börſe blieb weiterhin ſehr ruhig. Die Bankenkundſchaft zeigte kaum Neigung zur Ergänzung des Aktienbeſitzes und gab anderen Geldanlagen den Vorzug. Nur zögernd kam das Geſchäft in Gang, wo⸗ bei die Nähe des Ultimos nicht ohne Einfluß iſt. Im Groß⸗ verkehr war der Aktienmarkt überwiegend leicht abgeſchwächt, ſo vor allem Montanaktien. Im übrigen war der Aktien⸗ markt hauptſächlich durch Spezialbewegungen gekennzeichnet. Der Rentenmarkt war leblos. Die Kursveränderungen blieben entſprechend minimal. Länderanleihen waren größtenteils etwas höher, dagegen Altbeſitz eine Kleinigkeit niederer. Geldmarkt. Der Geldmarkt zeigt wenig Veränderungen. Nach der üblichen Mediobeanſpruchung iſt die Situation wieder leichter geworden. Reichsſchatzwechſel waren ſtark ge⸗ fragt und knapp, während in Reichsſchatzanweiſungen das Geſchäft ruhig blieb. Die deutſche Reichsmark lag im Aus⸗ land recht feſt, ohne daß beſondere Gründe dafür zutage traten. Wahrſcheinlich erfolgten wieder Käufe für ruſſiſche Rechnung, die in den letzten Monaten ſchon mehrmals die ausländiſchen Markkurſe beeinflußt haben. Anſere Deviſen⸗ lage iſt weiterhin recht angeſpannt. Sehr bedauerlich iſt es, daß gerade die Holländer, die bisher noch am meiſten Ver⸗ ſtändnis für unſere Lage aufgebracht hatten, jetzt mit dem ſchwerſten Geſchütz des Zwangs⸗Clearings gegen uns vor⸗ gehen. Sie wollen dadurch aber wohl nur ihre e grundlage bei den neuen Beſprechungen verbeſſern, die über kurz oder lang doch beginnen müſſen. Produktenmarkt. Die Produktenmärkte zeigen ruhigeg Ausſehen. Roggen und Braugerſte ſind geſucht, während am Weizenmarkt weitgehende Zurückhaltung herrſcht. Das Mehlgeſchäft bewegt ſich in engen Grenzen. In Früh⸗ und Mittelkartoffeln beſtand ſtarkes Angebot. Es erfolgte eine weitere Herabſetzung der Mindeſtpreiſe. Warenmarkt. Die Großhandelsinderziffer iſt von 100,1 um 0.1 Prozent auf 100,2 geſtiegen. Trotz der Schwierig⸗ keiten, mit denen unſer Außenhandel zu kämpfen hat, iſt der deutſche Binnenmarkt vor ernſtlichen Rückſchlägen bewahrt geblieben. Ohne ordnende Eingriffe in die Wirtſchaft läßt ſich das Ziel allerdings nicht erreichen. Nach der Ueberwa⸗ chungsſtelle für unedle Metalle iſt z. B. auch eine ſolche für Eiſen und Stahl errichtet worden. Ihre Aufgabe dürfte es ſein, überflüſſige Eiſeneinfuhr zu verhindern und die Eiſen⸗ erzeugung auf die Verwendung deutſcher Erze umzuſtellen. Eine der ſchwierigſten Aufgaben des kommenden Winters iſt die Verſorgung unſerer Industrie mit Rohſtoffen. Wie Dr. Schacht ausführte, wird ſich die Regierung Hitler aber da⸗ durch den Arbeitsmarkt nicht gefährden laſſen, ſie werde der Schwierigkeiten Herr werden, alle. dazu ſeien bereits getroffen. Eine dieſer Maßnahmen iſt die bevorzugte Belieferung von Rohſtoffen an diejenigen Induſtrien, die für die Ausfuhr arbeiten, denn die pünktliche Ausführung der Auslandsaufträge muß allen anderen Erforderniſſen der deut⸗ ſchen Wirtſchaft vorangeſtellt werden. Viehmarkt. An den Schlachtviehmärkten bewegte ſich der Auftrieb in bisherigem Umfang. Die Preiſe waren an allen Märkten durchweg gebeſſert. Die neuen preiſe für Kartoffelr Die Preſſeſtelle der Landesbauernſchaft Baden teilt uns mit: Nachdem die Frühkartoffelabſatzregelung mit dem 15. Auguſt 1934 e iſt, wird nun für Spätkartoffeln eine beſondere Abſatzregelung durchgeführt. Im Rahmen dieſer fee die wurden bis auf Weiteres folgende Preiſe feſtgeſetzt, die nicht unterſchritten werden dürfen: 3.00 Mark für die am geringſten bewerteten Sorten, 3.40 Mark für gelbfleiſchige Runde, 3.60 Mark für gelbfleiſchige Lange. der deutſchen Landwirtſchaft— iſt aber ber er Deviſenlage notwendiger denn je. 555 Samstfag, 25. Aug. 1934 n ee Glaſe Wein könnte ich vielleicht gerade ſo gut ſein als manche Leute mich dafür halten. Manch gutes Fürnehmen habe ich dabei gemacht, manch zuverſichtlichen Plan ausgearbeitet, zu dem mir in der gewöhnlichen Stumpfheit Schwung und Mut gefehlt haben würde.“ 5 8 Peter Roſegger. * „Trunken müſſen wir alle ſein! Jugend iſt Trunkenheit ohne Wein; Trinkt ſich das Alter wieder zur Jugend, So iſt es wundervolle Tugend. Für Sorgen ſorgt das liebe Leben, Und Sorgenbrecher ſind die Reben.“ Goethe. * Nun wollen wir heben ein Zechen an, 1 Daß der Herrgott es nicht mag faſſen 1 Ind ſpricht:„Wenn der Menſch ſo viel trinken kann— Mehr Wein muß ich wachſen laſſen!“ f Felix Dahn. * Altdeutſche Trinkſprüche. Wyn ſchafft jedem ſyne Welt, Wie er ſie ſich juſt beſtellt. 17. Jahrhundert. * Lüter win, reine und guot, Der junget alter lieute muot, Kranker win trübe und kalt, Der machet ſchier jungen alt. Wartburg. * Wenn ein gut Freund zum andern kummt, Sind traurig, still und gar verſtummt, Und kommt dazu der edle Wein, Muß alles Trauerns vergeſſen ſein. 16. Jahrhundert. — Verſchärfte Weinkontrolle. Aus Anlaß der am 25. und 26. Auguſt im ganzen Reich durchgeführten großen Weinwerbetäge weiſt der Reichsinnenminiſter darauf hin, daß erfahrungsgemäß ſolche Veranſtaltungen von Wein⸗ fälſchern für ihre eigennützigen Zwecke ausgenutzt zu wer⸗ den pflegen. Der Miniſter erſucht daher die zuſtändigen Behörden, dafür zu ſorgen, daß die Weinkontrolleure in dieſen Tagen ihr beſonderes Augenmerk auf den Weinver⸗ kehr richten und in geeigneten Fällen Strafverfolgung her⸗ beiführen. Die vorſtehend genannten Preiſe gelten für 50 Kilo⸗ gramm für Speiſekartoffelkäufe beim Erzeuger. Was lehrt die letzte Getreideernte? Nach Ausführungen von Miniſterialdirektor Dr. Moritz vom Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft hat Deutſchland für Brotgetreide eine Mittelernte zu ver⸗ zeichnen. Daß ein ſolches Ernteergebnis trotz der ungünſti⸗ gen Witterung des letzten Jahres mit der ſo überaus früh einſetzenden ſcharfen Kälteperiode des vergangenen Winters und der kataſtrophalen Trockenheit des Sommers überhaupt möglich war, liegt daran, daß dh die deutſche Landwirtſchaft alle Erkenntniſſe der Wiſſenſchaft und Erfahrungen der Praxis in weitem Umfange zu eigen gemacht hat. Dies gilt beſonders hinſichtlich des Wintergetreideanbaues. Sachge⸗ mäße Bodenbearbeitung, Sicherung eines ordnungsmäßi⸗ gen Kalk⸗ und Humusgehaltes des Bodens, Verwendung von beſtem, gebeiztem Saatgut und rechtzeitige Unkrautbe⸗ kämpfung haben ſehr weſentlich zur Ueberwindung der un⸗ günſtigen Witterungsverhältniſſe beigetragen. Aber auch die Düngung, und vor allem die Herbſtdüngung der Winter⸗ ſaaten, iſt von großer Bedeutung, wie die Beobachtungen des letzten Jahres bewieſen haben Zeigten doch die mit allen Nährſtoffen im Herbſt verſorgten Wintergetreide⸗ ſchläge meiſt eine ſo kräftige Entwicklung und gute Bewur⸗ 1 e auf ihnen Auswinterungsſchäden wenig auftra⸗ ten. un aber haben die ſo behandelten Kulturen auch die Dürre des Sommers ſehr viel beſſer überſtanden als die ungedüngten bezw. einſeitig gedüngten. Die Erklärung hier⸗ für dürfte darin zu ſuchen ſein, daß die Pflanzen für ihren Aufbau von einer nährſtoffreicheren Bodenlöſung viel we⸗ niger aufzunehmen brauchen als von einer nährſtoffärmeren. Außerdem ſind ſie in der Lage, mit ihrem kräftiger entwickel⸗ ten Wurzelſyſtem Feuchtigkeit aus tieferen Bodenſchichten aufzunehmen, wenn die oberen bereits ausgetrocknet ſind. Zudem wird durch frühzeitige Beſchattung Verduſtungsver⸗ luſten vorgebeugt. Alle dieſe Momente wirken in der Rich⸗ tung zuſammen, daß die gut ernährten Kulturen ungünſtige Witterungsperioden beſſer überſtehen als ſchlecht ernährte. In dieſem Herbſt dürfte die ſachgemäße Düngung der Win⸗ tergetreidefelder aus dem Grunde beſonders notwendig ſein, weil das Nährſtoffkapital des Bodens infolge der durch die Dürre ſtark beeinträchtigten Gare nur ſehr ſchlecht wird ausgenutzt werden können. Die Düngung der Winterſaaten mit Kali und Phosphorſäure im Herbſt iſt ja in der deut⸗ ſchen Landwirtſchaft allgemein üblich, weniger indeſſen die Verabfolgung von Stickſtoff. Und doch ſollte dieſer Nährſtoff beſonders den Kulturen, die nach ſchlechter Vorfrucht ſtehen, wie z. B. Wintergerſte nach Sommerweizen im Herbſt kei⸗ neswegs vorenthalten werden. Auswaſchungsverluſte ſind bei Verwendung von langſam wirkenden Stickſtoffdüngemit⸗ teln, z. B des Kalkſtickſtoffs, nicht zu befürchten. Dieſer Dünger, der neben 20,5— 21,5 Prozent Stickſtoff noch zirka 60 Prozent Kalk(Cab) in wirkſamſter Form enthält, wird am beſten einige Tage vor der Saat verabfolgt. Wenn bei den guten Getreideernten der letzten Jahre in der Landwirtchaft öfter der Gedanke aufgekommen iſt, daß die hohen Ernten die Getreidepreiſe drücken und dem⸗ ufolge eine Einſchränkung in der Verwendung von Han⸗ elsdüngern in Erwägung gezogen wurde, 1 ſind dieſe Ueberlegungen nach den Erfahrungen des letzten Jahres nicht mehr am Platze. Zunächſt ſind dem Bauern feſte Ge⸗ treidepreiſe zugeſichert. Dann aber hat das letzte Erntejahr bewieſen, daß unter ungünſtigen Witterungsverhältniſſen ausreichende Brotgetreideernten nur durch Einſatz aller Hilfsmittel, die dem Bauern zur Verfügung ſtehen, zu er⸗ zielen ſind. Die Sicherung der Eigenverfſorgung Deutſch„. lands mit Brotgetreide— eine der wichtigſten Aufgaben — Kreuz und Quer Geheimnis um Perücken.— Bonzo, der Wunderhund.— Beſchwipſte Hühner.— Der Sprung in den Boden⸗ ſee.— Lohnendes Geſchäft. Pariſer Prozeſſe haben ſich von jeher durch eine be⸗ ſondere Note ausgezeichnet, beſonders wenn es ſich um Pro⸗ zeſſe aus der Geſellſchaft handelt. Hat der Friſeur zum Bei⸗ ſpiel das Berufsgeheimnis zu wahren mit gleicher Sorgfalt wie ein Arzt oder Rechtsanwalt? Dieſe Frage ſpielte jüngſt in einem Prozeß eine wichtige Rolle. Der Baron Alfred de C., ein reicher Gutsbeſitzer von altem Adel, hatte ſich trotz ſeiner 56 Jahre noch einmal verliebt. Wöchentlich kam er einmal nach Paris, um ſeine Auserwählte zu beſuchen. Er war ein Ritter ohne Tadel, eines nur wußte die Geliebte nicht. Er hatte eine Glatze. Ein Pariſer Meiſterfriſeur hatte dem Baron drei Perücken angefertigt, eine wie die andere. Sie unterſchieden ſich nur durch die Länge des Haares. Jede Woche wurde die Perücke gewechſelt und in der dritten Woche erklärte dann der Baron: Jetzt muß ich mir aber die Haare ſchneiden laſſen und dann kam Perücke Nr. 1 wieder an die Reihe. Das Geheimnis wurde vom Friſeur der Zofe der Gräfin verraten, die es eilig ihrer Herrin be⸗ kannte. Was war die Folge: Ein Scherz der Gräfin— Entlobung. Nun folgt die Klage gegen den Friſeur. Das Gericht aber entſcheidet, daß ein Figaro wohl ſeine Kunden recht angeregt unterhalten darf, aber dabei unbedingt ſein Berufsgeheimnis zu wahren hat. Kennen Sie Bonzo, den Wunderhund? Wer hat ihn noch nicht auf Poſtkarten geſehen? Bonzo iſt ebenſo be⸗ rühmt wie die Micky⸗Maus, wenn auch nicht im Film ſon⸗ dern als Hundetype eines genialen Zeichners, deren Schöpfer der Engländer E. G. Studdy iſt, der beſte Karikaturiſt Lon⸗ dons. Bonzo hat, in allen Lebenslagen gezeichnet, die Welt erobert, und jetzt hat der Künſtler einmal eine Zahl aus Bonzos Daſein verraten, die den größten Welterfolg des Poſtkartenverkaufs darſtellt, denn Bonzo⸗Poſtkarten werden monatlich 400 000 Stück abgeſetzt, eine Zahl, die ſich blicken laſſen kann. Alkohol, beſonders in konzentrierter Form, iſt bei vielen Menſchen ein ſehr beliebtes Genußmittel, auch verſchiedene Tiere haben für die Alkoholika eine große Neigung. Neuer⸗ dings konnte dieſe Tatſache ſogar bei unſeren nützlichen Haustieren, den Hühnern, feſtgeſtellt werden. In Ober⸗ hauſen entdeckte ein Hahn in einer Dunggrube Wachol⸗ derbeeren, mit denen man einen Wacholderſchnaps an⸗ geſetzt hatte. Da ſie ihm vorzüglich mundeten, rief er ſein Hühnervolk herbei, um es auch an dieſem köſtlichen Fund teilnehmen zu laſſen. Die Wirkung dieſer ſtark alkoholhaltigen Speiſe blieb natürlich nicht aus, und man kann ſich das Entſetzen der Beſitzerin vorſtellen, als ihr Hühnervolk mit allen Anzeichen von ſtarker Trunkenheit auf den Hühner⸗ hof zurückkehrte. Zum Glück blieb dieſer Alkoholgenuß für die Tiere ohne weitere Folgen. Wie es ſich für die Hühner gelohnt hat, dem Lockruf des Hahnes zu folgen, ſo hat ſich auch der Sprung eines jungen Mannes in den Bodenſee gelohnt. In Lindau wurde bei der Paß⸗ und Deviſenkontrolle vor Abgang eines Dampfers in die Schweiz ein italieniſcher Reiſender darauf aufmerkſam gemacht, daß er die nicht im Paß vermerkten hundert Mark in mehreren Reichsbanknoten nicht über die Grenze mitnehmen könne. Er möge ſich kurz bemühen und die Scheine in Silber umwechſeln laſſen. Der Main aber ſcheint in guten Verhältniſſen zu leben und ſich mit ſolchen Kleinigkeiten nicht abzugeben. Verärgert knillte er die Bank⸗ noten zuſammen und warf die hundert Mark kurzerhand in den See mit dem Bemerken, wer ſie heraushole, könne ſie auch behalten. Kurz entſchloſſen zog ein junger Mann ſeinen Rock aus und ſprang ins Waſſer, wo er gerade noch recht⸗ zeitig die Scheine erwiſchte; er meinte, um hundert Mark könnte er noch öfters dieſe Schaunummer zum Beſten geben. Es gibt noch viel mehr Geſchäfte, die ſich lohnen. Zu dieſen gehörte und gehört auch ſtellenweiſe noch die Bet⸗ telei. Ein Londoner Detektiv, der es auf die Verhaftung eines Verhrechers abgeſehen hatte, hat ſich eine Woche lang als alter Matroſe verkleidet an einer Straßenecke aufgeſtellt, Zündhölzer in die Hand genommen und gewartet. Ant Der deutſche Hering Samstag hatte er nicht nur ſeinen Mann verhaftet, ſondern 98.50 Mark aus Almoſen in der Taſche.„Det Jeſchäft is richtich“, pflegt der Berliner zu ſagen. Aber der Detektiv muß das Geld abliefern, der Fall wird jedoch für die Bettler eine wenig angenehme Auswirkung haben. Es iſt der Polizei ſchon ſeit einigen Wochen aufgefallen, daß die Fülle von Straßenverkäufern und Straßenſängern auf wenige Exem⸗ plare zuſammengeſchrumpft iſt. Die Erklärung iſt: die Bettler Londons ſind nämlich auf Ferien an die See und aufs Land gefahren. Die Polizei hat Fälle geſammelt, in denen mit Wahrſagen fünftauſend Mark die Woche verdient wurde. Einen Bettler, der ein Plakat herumtrug:„Meine letzte Hoff⸗ nung, ich habe eine Frau und fünf Kinder“ hat die Polizei gefunden. der zwar keine fünf Kinder, aber ein Auto in einer Garage nahe ſeines Arbeitsplatzes hatte. Der Erfolg der Anterſuchung iſt, daß Londons Bettler von nun an wahrſcheinlich Bettel⸗Lizenzen haben müſſen. Vor etwa dreißig Jahren ſang man das auch heute noch gilt: „Seht, ſeht, das iſt ein Geſchäft, Das bringt noch was ein, Jedoch ein jeder kann das nicht, Es muß verſtanden ſein.“ Paprika gegen Skorbut Ueberraſchungen im Reich der Vitamine. Ein ungariſches Gulaſch— ſchön rot und würzig von Paprika— iſt zweifellos eine Delikateſſe. Es ſoll auch Fein⸗ ſchmecker geben, die ihr Leben für ein Paprikaſchnitzel laſſen. Dabei ahnen ſie wohl ebenſowenig wie der Polarforſcher, der ſich in der Eiswüſte der Arktis aus Büchſenfleiſch eine Gu⸗ laſchſuppe kocht, daß ſie damit nicht nur für ihren Gaumen und Magen, ſondern auch für ihre Geſundheit vortreff⸗ lich ſorgen. Ja man könnte ſich vorſtellen, daß man in Grön⸗ land und in den Forſchungsgebieten des Südpolareiſes, wo Rohkoſtplatten ſelten ſind und man auf friſche Salate und Obſt verzichten muß, wenigſtens Gulaſchküchen ein⸗ richtet, wenn der hohe Wert dieſer„ſcharfen Sache“ einmal allgemein bekannt iſt. Denn gerade der ungariſche Pfeffer übt die wohltätige Wirkung dieſer Speiſen aus; er enthält nämlich ein Lebenselexier, ohne welches der Menſch nicht exiſtieren kann: das Vitamin C. Während man die Vitamine A und D chemiſch enträt⸗ ſelt hat und ſchon ſeit längerer Zeit zu Heilzwecken benutzt, iſt es bei dem wichtigen Vitamin C erſt neuerdings geglückt, ſeine chemiſche Formel feſtzulegen und die ſynthetiſche Her⸗ ſtellung durchzuführen. Profeſſor A. Szent⸗Györgi ſtellte e feſt, daß der ungariſche Paprika ſehr viel Vitamin C enthält. Das iſt um ſo wichtiger, als gerade der Mangel an dieſem Vitamin die bedenklichſten Folgen für den Geſund⸗ heitszuſtand des Menſchen hat. Die genauen Aufgaben des Vitamins im menſchlichen Körper konnte die Wiſſenſchaft allerdings noch nicht ermitteln. Feſt ſteht nun, daß das Vitamin C für das Leben der Zellen unentbehrlich iſt und daß die Zelle bei ſeinem Fehlen raſch abſtirbt. Die Medizi⸗ ner und Biochemiker ſuchen deshalb vor allem zu ermitteln, wieviel Vitamin C der Körper enthalten, bezw. wieviel ihm zugeführt werden muß. In den Entwicklungsjahren braucht der Menſch jedenfalls verhältnismäßig viel davon. Werden dem Körper längere Zeit geringere Tagesmengen als dieſe zugeführt, ſo ſterben bald die Blutzellen ab; eine Krankheit, die in ihrem gefährlichen Endſtadium im Skor⸗ but meiſt zum Tode führt. Früher ſah man im Skorbut nur das erſte Anzeichen des Vitaminmangels überhaupt, heute erkennen wir in ihm eine ſchwere und gefährliche Er⸗ krankung, die jetzt endlich durch Vitamin⸗C⸗Präparate be⸗ kämpfen kann. In den Zeiten der Segelſchiffahrt war Skor⸗ but eine weitverbreitete Matroſenkrankheit; die Ernährung mit getrocknetem Fleiſch, mit Schiffszwieback uff., ohne friſche Gemüſe, Obſt und dergleichen gab dem Körper wenig oder gar nichts von dem lebenerhaltenden Vitamin. Die Polar⸗ forſchung kennt dieſe Gefahren noch heute. Auch im Welt⸗ krieg ſind viele deutſche Menſchen an Skorbut in Folge der Unterernährung geſtorben.— Weiterhin gibt es Krankhei⸗ ten. die eine Ernährung ohne friſche Früchte und Gemüſe aus diätetiſchen Gründen verlangen. Hier iſt jetzt eben⸗ Couplet, das Ein Segen des Meeres Neulich ſah ich in Amſterdam ein für einen Deutſchen ſeltſames Bild. Auf einem Platz hatte ſich ein Mann poſtiert, zwei Körbe mit friſch gefangenen Heringen ſtanden neben ihm. Mit lauter Stimme rief er ſeine ſilbern glänzende Ware aus. Eilende Menſchen machten Halt, kauften einen Hering, eine Hand faßte den Schwanz, die andere zog das Fleiſch erſt von der einen Seite, dann von der anderen. Eine Hälfte verſchwand im Munde des Käufers und dann die andere. Das Taſchentuch putzte den Mund, und der Käufer verſchwand in der eilenden Menge. Arbeiter und Bürger, Mynhers und Meisjes wechſelten ab und ließen ſich den He⸗ ring ſchmecken. Wenn nicht bei dieſem Händler, dann bei einem anderen, die in den Straßen der holländiſchen Städte überall anzutreffen ſind, wie bei uns der Wurſtmaxe und in Italien der Makkaronimann. Mir wollte nicht einleuchten, daß ein friſcher Hering, am frühen Vormittag ſo im Vorbei⸗ gehen genoſſen, beſonders munden ſoll. Mein holländiſcher Aus dem Hering wird in der Käucherei der Bückling. Freund wollte mich bekehren, und wenn es mir auch nicht gelang, den Hering gleich elegant und fix zu zerteilen, ſo muß ich doch ſagen, daß mir der„Gabelbiſſen“ aus der Hand ſchmeckte. „Ein Beiſpiel für euch Deutſche!“ meinte damals mein holländiſcher Freund und ſagte weiter:„In der Nordſee ſteht in jedem Sommer ein reicher Segen von Heringen. Deutſche Fiſchdampfer und Trawler mit deutſchen Beſatzungen fangen tagaus, tagein Millionen dieſer ſilbern glänzenden Fiſche. Ihr Deutſche müßt den Hering noch mehr ſchätzen, wie er es als Nahrungsmittel und aus wirtſchaftlichen Gründen ver⸗ langen kann.“ So iſt es. In England, in Skandinavien und in Holland iſt faſt keine Hauptmahlzeit denkbar, ohne daß nicht der He⸗ ring in irgendeiner pikanten Zubereitung auf dem Tiſch er⸗ ſcheint. Und man ſtaunt, in welch abwechſlungsreicher Form der Hering verwendbar iſt: friſch oder gebraten, gekocht oder mit Tunken zubereitet und in ſeiner vielſeitigen induſtriellen Verarbeitung. Man muß nur einmal die vielen Möglichkeiten durchdenken oder ſich ein Rezeptbüchlein für den Hering an⸗ ſehen, um zu erkennen, wie abwechflungsreich ſich der Küchen⸗ zettel durch die Verwendung des Herings geſtalten läßt. Daß der Hering die Wirtſchaftskaſſe der Hausfrau viel weniger in Anſpruch nimmt, iſt ja bekannt. In den Monaten Auguſt, September und Oktober be⸗ findet ſich die deutſche Fiſchereiflotte auf dem Heringsfang. Die Heringsſchwärme ſind heuer in großer Menge erſchienen. Die Fiſcher halten reiche Beute, der Hering iſt von beſonderer Qualität. Gerade in dieſem Jahre ſchenkt uns das Meer ein wichtiges Nahrungsmittel in faſt unbegrenztem Maße und unterſtützt uns ſo in dem Kampfe, unſere Ernährung aus eigener Produktion zu ſichern. Wer die Volksgemein⸗ ſchaft und Volksverbundenheit betont, hilft den Kampf unter⸗ ſtützen, indem er dem friſchen oder geſalzenen deutſchen Fett⸗ hering oder den Erzeugniſſen der deutſchen Fiſchinduſtrie in der Küche den Platz einräumt, der ihm gebührt. Jede Hausfrau, die hier Gemeinſchaftsgeiſt bekundet, erweiſt ſich ſelber und den Familienangehörigen einen Dienſt. Es wird auch noch viel zu wenig beachtet, daß der geräucherte Friſch⸗ hering, der Bückling, eine beſondere Delikateſſe iſt und mög⸗ lichſt täglich auf dem Tiſche erſcheinen ſollte. Sein Reichtum falls die Möglichkeit gegeben, durch Zufuhr des rein präpg⸗ ierten Vitamin C dem Skorbut erfolgreich entgegenzuwirkeg Aber auch bei allen übrigen Krankheiten wird man auf genügende Zufuhr von C⸗Vitaminen achten müſſen, da dies die Lebensfähigkeit der Zellen ſtärkt. Wo man keine vin minreichen Gemüſe oder Früchte und Fruchtſäfte nehmen kann, muß auch hier die Zufuhr des reinen Vitamins en ſetzen. Das gleiche gilt für die Kleinkind⸗ und Säuglings pflege, da der wachſende Körper ein erhöhtes Vitaminbedür nis hat. Ebenſo wie man dem Säugling vom dritten Monat ab Fruchtſäfte gibt, die reich an Vitamin C ſind, ſo wird man auch vorher ſchon Vitamin geben müſſen. Da ghbe⸗ der Säugling vor dem 3. Monat Fruchtſäfte noch nicht ver⸗ trägt, kann das reine Vitamin C gute Dienſte leiſten. Dabei mag die Furcht auftauchen, daß durch eine z reichliche Fütterung mit Vitamin C vielleicht ebenfalls Schö⸗ den im Körper angerichtet werden könnten. Solche Beden⸗ ken ſind unbegründet, denn ſelbſt ſehr große Gaben an Früh⸗ geborenen haben bei Verſuchen keine nachteiligen Folgen gezeitigt. Einmal iſt die normal notwendige Doſis an ſic ſehr groß, ſo daß ein weſentliches Ueberſchreiten kaum vor kommen wird. Sodonn ſcheinen aber auch die Nieren fi entſprechenden Ausgleich zu ſorgen. Man wird alſo in J. dem Falle, wo überhaupt der Verdacht des Vitaminmangels vorliegt, für reichliche Zufuhr durch Früchte oder reines N. tamin C ſorgen. Es werden daher jetzt auch Konſerven von milden Pa prikaarten hergeſtellt, in denen durch beſondere Vorkehrun⸗ gen das Vitamin erhalten bleibt; bei allen gekochten oder ſteriliſierten Früchten und Gemüſen wird nämlich ſonſt das Vitamin C durch die Hitzeeinwirkung zerſtört. Diese Paprikakonſerven enthalten pro Kubikzentimeter elch 20 mal ſo viel Vitamin C, als die ſehr vitaminreichen Apfel⸗ ſinen, bei denen man pro Kubikzentimeter Saft 0,5 Mill gramm annehmen kann.— Alſo von Zeit zu Zeit Gulaſch⸗ ſuppe eſſen! Seltſame Ehrung eines Wohltälers. Im Juni 1832 ſtarb der engliſche Advokat, Philoſoph und Weltverbeſſerer Jeremy Bentham. Man hätte längſt ſeinen Namen vergeſſen, wenn er nicht für die irdiſche lin ſterblichkeit ſeinen eigenen Perſon geſorgt hätte. Sehr ver⸗ mögend, konnte er ſich verſchiedenes in ſeinem Teſtament er⸗ lauben, was ſich nicht jeder leiſten kann. Er beſtimmte 3. B., daß ſein Leichnam ſo ſorgfältig wie möglich ein⸗ balſamiert werden ſollte, daß ihm die Kleider, die er nur Sonntags zu tragen pflegte, angezogen werden ſollten, und daß ſeine Mumie, die in der Univerſität London auf zubewahren ſei, die Möglichkeit haben ſollte, einmal glle hundert Jahre das Licht des Tages zu ſchauen. Bei dieſer Gelegenheit ſollte man ſich ſeiner mit Gefühlen der Achtung und Dankbarkeit erinnern. Bentham war einer der Gründer der Univerſität, ſein Wunſch wurde deshalb erfüllt. Hundert Jahre lang hat nun Benthams einbalſamierte Leiche in einem ſorgfältig ver⸗ ſchloſſenen Glaskaſten geſeſſen, der in einem Schrank der Londoner Univerſitätsbibliothek verwahrt wird. Vor einiger Zeit wurde der Schrank geöffnet, und die hellen Sonnen⸗ ſtrahlen fielen auf das ſteife, wachsgelbe Antlitz, die hellen Hoſen, den langen Rock und die Schuhe. Auf dem Haupt ſitz ein breitrandiger Panamahut, und der vor 100 Jahren ſicher hochmoderne Kragen mit ſeinen großen Ecken wird von einem loſe geknüpften Halstuch zuſammengehalten. Ueber die Knie hält die Mumie einen Spazierſtock. Der Kopf, auf dem der Hut ſitzt, iſt jedoch nur in Wachs nach der Natur modelliert, während der wirkliche Kopf der Leiche zu Füßen liegt, ein⸗ gefallen und ganz verſchrumpft, ſo wie er in Bentham⸗ Todesſtunde ausgeſehen haben muß. Die Kleider ſind mit einem ſtarken Draht am Skelett feſtgebunden, und, um es aufrecht zu erhalten, ſind Stützen angebracht. Hervorragende Profeſſoren waren verſammelt, um das Andenken des Verſtorbenen zu feiern und ſeine Mumie durch ein Feſtmahl zu ehren. Der Sch in der Bibliothek wurde geöffnet, der Glaskaſten mit der? herausgeholt und in aufgeſtellt, in dem das Feſteſſen ſtattfand. Dee f rhoben ihre Gläſer und tranken auf Bentham „Später tr wir Kaffee, rauchten und plauderten über das Werk des n Mannes“ erzählte ein Teilnehmer ſnäter einen it iann. Sc an Vitaminen liefert die für den Knochenbau notwendigen Nährſalze. Der Bückling iſt daher ſehr für die Ernährung der Kinder geeignet. Reicher Heringsſegen. Der Reichtum des Meeres iſt ein Reichtum für das deutſche Volk. Wirtſchaftliche Einſicht und der Wille zur Ge⸗ meinſchaft können dafür ſorgen, daß er zum Segen der Volksernährung wird. präpg, virken, m auf d dies e bilg⸗ ehmen 8 ein lings, edürz Mongt wird aber t ver⸗ ne zu Schä⸗ Jeden Früh⸗ Folgen in ſich bor⸗ n für in je. ingels 8 W N Pa⸗ hrun⸗ oder ſonſt Dieſe etwa Apfel⸗ Milli⸗ llaſch⸗ loſoßh längſt je In 1 ver⸗ ent er⸗ Nte ſo ein⸗ die er ollten, n auf⸗ il glle dieſer chtung t, ſein it nun ver⸗ ik der iniger nnen⸗ hellen pt ſiz ſicher einem Knie n der liert, „ ein⸗ thams d mil im es n das durch vurde nd in Die tham, Über hmer —w igen rung der Bürgermeister von Worms. Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. 23 In ihrem Geſicht iſt ein großer Ernſt, aber auch ein großer und feſter Wille. „Setzt Euch ruhig wieder in Eueren Lehnſtuhl zuräck, Oheim. Ich will Euch alles erzählen. Den Franzoſenmantel und die Mütze habe ich mir heimlich von unſerer Ein⸗ quartierung genommen. Sonſt käme ich ja nimmer unge⸗ hindert allein durch die Gaſſen als ungehütetes Frauen⸗ zimmer. Und hin zu Euch mußte ich heute noch, bei der frühen Dämmerung hat mich niemand erkannt. And bei uns im Wormſer Haus iſt ein ſolches Braten und Backen, daß keiner acht hatte auf mich.“ Sie atmete tief und kam jetzt einen Schritt näher auf ihn zu. 5 8 f „Ihr wißt ja, daß ich Botſchaft bekam, daß Euer Neffe norgen kommt.“ „Ja, Jungfrau, und da wundert es mich—“ „Ach, Oheim, redet nicht, fragt nicht, ich bitte Euch von Herzen. Ich will Euch ja alles, alles ſagen.“ Sie ſtand dicht vor ihm, die Hände über der Bruſt ge⸗ faltet. „Es wird alles anders werden, als Ihr denkt, Oheim. Und ich muß Euch und der Ahne einen großen Kummer machen. Aber ich kann nicht anders!“ Groß und ernſt ſahen ihn ihre klaren, blauen Augen an. „Ich kann den Balthaſar Güldenborn morgen nimmer heiraten, Oheim. Ich kann nicht mit ihm gehen morgen nach Holland. And Euch wollte ich es ſagen, damit Ihr mir helfen ſollt. Denn die Ahne wird es mir befehlen und wird nicht hören auf mich.“ Der alte Güdenborn zog ſein Schnupftuch aus der Taſche ſeines langen braunen Rockes und wiſchte ſich ein paar⸗ mal damit über die Stirn. Er konnte das alles gar nicht ſo ſchnell faſſen. „Aber warum denn, liebſte Jungfer? Warum denn nur auf einmal? Es iſt doch alles darauf vorbereitet und mein Neffe bereits hier.“ Sibylles Augen weiteten ſich. „Schon hier? O Gott, das habe ich ja gar nicht ge⸗ wußt!“ Ja, er kam heute morgen, ſehr erſchöpft und ermüdet von dem weiten Ritt und iſt bei mir abgeſtiegen. Er hat ſich gleich zum Schlafen in meine Kammer gelegt, um morgen recht friſch zu ſein.“ Sibylle war auf einen Stuhl geſunken und ſtützte beide Arme auf den Tiſch. Ihr Geſicht war jetzt ſehr weiß geworden. Sie ſtrich ſich die verwirrten, blonden Haare aus der Stirn. „Oheim Güldenborn, Ihr müßt mir helfen. Es geht nicht. Es geht bei dem allmächtigen Gott nicht! Ich habe es der Ahne ſchon oft und oft geſagt, aber ſie will ja nicht hören. Laſſet mich nicht ſündig werden gegen mein eigen Gewiſſen! Wie ſoll ich jemand heiraten, den ich zuvor nie gekannt noch geſehen?“ d Sie hatte die Hände ineinander gekrampft und hochge⸗ hoben. Jetzt kniete ſie nieder vor dem alten Mann und ſah ihn an aus Augen, die wie die eines gehetzten Wildes waren. „Helft mir, Oheim, helft mir!“ 5 Es war ein großes Erbarmen in ſeiner Seele um dies junge, zitternde Geſchöpf. Beide Hände legte er ihr auf den blonden, geſenkten Kopf, als wolle er ſie beſchützen vor aller Unbill. In ſeinem gütigen Geſicht war ein gro⸗ ßer Kummer. „Warum ſeid Ihr nicht eher zu mir gekommen, Sibylle? Man hätte bei Zeiten Botſchaft ſenden und vieles ändern können. Nun ſollte morgen die Hochzeit ſein und die alte Ahne wird ſehr erſchrecken. Ich glaube, Ihr ſtellet Euch alles schlimmer vor, als es in Wirklichkeit iſt. Ihr kennet ja meinen Neffen noch gar nicht.“ Sibylle kniet noch immer auf der Erde. „Kann er nicht bis zum Frühling warten, wenn man weiß, wie es mit Worms und den Franzosen geworden iſt? Soll ich jetzt ſo weit, weit fort, wo die Heimat in größter Not iſt?“ Der Alte wiegte den Kopf.. 5 „Bis zum Frühling warten,— hm.— da ließe er gewiß mit ſich reden. Denn aufgeſchoben iſt ja noch nicht aufge⸗ hoben. Das beſte wäre, Ihr ſprächet einmal ſelber mit ihm, Sibylle. Soll ich ihn rufen?“ Aber ehe Sibylle noch antworten oder ſich beſinnen konnte, ward die Tür von der Kammer her aufgeriſſen und in das Zimmer trat in buntem, abgetragenem Sol⸗ datenrock und mit recht verſchlafenen Augen der Haupt⸗ mann Balthaſar Güldenborn. Er hatte die Stimmen nebenan gehört und war wach geworden. Nun rieb er ſich die Augen und ſah blinzelnd in die flackernden Kerzen auf dem Tiſch. Sibylle hatte ſich von den Knien erhoben und war zu⸗ rückgewichen hinter den Tiſch. Hier ſtand ſie hoch und ſteil und wagte nicht, ſich zu rühren. Stand und ſtarrte mit ſelſſam geweiteten Augen auf den fremden Mann im Kriegskleide, deſſen Weib ſie morgen werden ſollte. f Balthaſar Güldenborn war breit und unterſetzt und hatte einen lang herabhängenden Schnurrbart. Seine grauen Aeuglein blitzten luſtig unter den buſchigen Brauen hervor und die Haare fielen ihm glatt und ſchlicht bis auf die Schultern, nach der Mode der Zeit. Dies alles nahm Sibylle ſekundenſchnell in ihre Seele auf und das Herz klopfte ihr dabei, als wollte es zerſprin⸗ gen. Auch der Hauptmann ſtarrte ſie unentwegt an. Er hatte wohl ſo Liebliches und Zartes bei ſeinem alten Oheim nicht erwartet. 5 5 Der alte Güldenborn ſah ſehr erſchrocken und ein wenig hilflos von einem zum anderen. Der junge Balthaſar rieb a1 den letzten Schlaf aus den Augen und lachte fröhlich auf... „Ei, Oheim, was habt Ihr für ein liebliches Jüngfer⸗ lein bei Euch zu Gaſt? Hab nimmer gedacht, daß Ihr alter Knabe noch Gefallen an dergleichen fändet. Da habe ich wohl gar geſtört?“ ö Groß und ernſt ſah Sibylle den Sprechenden an. „Ich bin Sibylle Battenberg ſelber, Herr. And ich kam mit einem wichtigen Anliegen ſoeben zu Euerem Oheim. Nun iſt es gut, daß Ihr hier ſeid, damit Ihr gleich alles . könnt.“ ſeh 5 er junge Hauptmann ſchien ſehr verwirrt. 10 los ſah er 55 5 herüber. Er wußte plötz⸗ 9000 gar nicht, wie er ſich nun eigentlich zu benehmen e. Anentwegt ſah Sibylle ihn an und es war eine große uhe über ſie gekommen. „Ihr dürft mir nimmer zürnen, Herr. Aber ich rann morgen Euer Weib noch nicht werden. Ich kann morgen Sprach⸗ noch nicht aus Worms fort, wo die Stadt in ſo großer Not . iſt und niemand weiß, wie es ausgehen wird. Jetzt lachte er. „meint Ihr etwa, ein ſchwaches Frauenzimmerlein könne dieſer Stadt helfen? And wenn Anruhen und Ge⸗ fahren bevorſtehen, ſcheint es mir faſt beſſer, Ihr wäret drüben in Holland in Sicherheit. Ich werde Euch doch lieber gleich mitnehmen, Jungfer, denn Ihr habt ein fei⸗ nes, zartes Weſen und gefallet mir ausnehmend gut. Und da es unſere Eltern nun einmal ſo abgemacht und alles darauf eingerichtet ward, ſo bin ich nimmer willens, zu verzichten.“ And er trat etliche Schritte vor und muſterte ſie keck von oben bis unten. Da wich der Anflug von Ruhe jäh von ihr und eine grenzenloſe Angſt umſchnürte ſie. Ja, legte ſich wie ein Panzer ſo feſt um ſie, daß ſie nicht mehr ſprechen konnte. 9420 alten Güldenborn ſah ſie hinüber in ſtummem Flehen. Der ſaß noch immer ein wenig gebeugt in ſeinem Lehn⸗ ſtuhl, die ängſtlichen Kinderaugen von einem zum anderen wandern laſſend. Als ihn Sibylle nun ſo flehend anſah, nickte er ihr gütig zu. Stand dann bedächtig auf und legte ſeinem Nef⸗ fen beide Hände auf die Schultern. „Gemach, gemach, mein lieber Balthaſar. Junge Frauenzimmer ſind keine Feſtungen, die man ſtürmen kann. Du mußt ihr Zeit laſſen, denn ſie hat dich noch nie⸗ mals in ihrem Leben zuvor geſehen. Ich werde ſte jetzt zu⸗ rückgeleiten zum Wormſer Hauſe und der Ahne ſagen, daß wichtige Dinge dich verhindert hätten, hierher zu kommen. Jetzt ſind die Zeiten überhaupt nimmer dazu angetan, Hochzeiten zu feiern. Ich meine, wenn im Lenz die Fran⸗ zoſen heraus ſind aus Worms, kommſt du wieder und holſt dir die Braut.“ Ganz ruhig und ſelbſtverſtändlich hatte der alte Mann gesprochen, freundlich und überzeugend. Breitbeinig hatte der Hauptmann dageſtanden, die Stirn gerunzelt, den Schnauzbart in den Fingern zwir⸗ belnd. „Es iſt ein hartes Anſinnen, was Ihr da an mich ſtellt, Oheim. Nun hat man ſich ſeit Monden gefreut auf dieſen Tag, da ſoll er abermals hinausgeſchoben werden. Und nun, wo ich die Jungfrau kennen gelernt habe, wird mir ein Aufſchieben ja noch viel ſchwerer.“ 15 Und er ſah mit begehrlichen Augen zu Sibylle her⸗ über. Die ſtand noch immer regungslos, die Hände ineinander gepreßt, das todblaſſe Geſicht hingewandt zu den beiden Männern. Aber weiter ſprach der alte Güldenborn: „Sieh, und wie willſt du die Jungfrau ſchützen in dieſer eiſigen Winterkälte auf dem weiten Weg bis nach ſind in letzter Zeit an die erſte Stelle aller modiſchen Mate⸗ rialien gerückt. Zu allen prak⸗ tiſchen Vorzügen kommt na⸗ türlich auch die faſt unum⸗ ſchränkte Brauchbarkeit für jede Gelegenheit. Es beginnt ſchon am Vormittag der ar⸗ beitenden Frau. Ganz gleich, ob ſich das Betätigungsfeld auf den Haushalt erſtreckt oder auf einen der vielen Berufe ab⸗ zweigt. Waſchſtoffe werden gebraucht. Kleidſame Schürzen und Kittel in hübſcher Verar⸗ beitung ſind den modiſchen Be⸗ rufs⸗ und Schonkleidern gleich⸗ geſtellt, die Sachlichkeit zum äſthetiſchen Anblick wandeln. Ein neuartiger Hausanzug aus diagonal oder kariert ge⸗ muſterter Baumwolle hat viele große Taſchen.(Beim Auf⸗ räumen wird ſo gern alles Ueberflüſſige gleich eingeſteckt.) Der faſt unerkennbare Hoſen⸗ rock erleichtert das unbehin⸗ erte Hantieren. Man arbeitet dieſen Anzug in einem Stück nd ſchließt ihn mit einem langen Reißverſchluß zum ſchnel⸗ in Ein⸗ und Ausſchlüpfen. Am Abend, wenn es gilt, nett angezogen zu ſein, tritt er feine, weiche Wollſtoff in Erſcheinung. Das Filmband es Tages rollt ſo ſchnell ab, daß man möglichſt alles in mem feſtlichen Anzug vereinen möchte. Daher kombiniert tan oft Wolle mit Seide und betont die Gegenſätze von umpf und glänzend durch die moderne Zweiteilung. Der ſe oder geſchoppte Kaſak wird aus glänzender ſchwarzer zeide zum ſchwarzen Wollrock getragen oder man kehrt das zanze um und ſtellt den Ueberwurf aus Wolle mit einem zeidenrock zuſammen. An beiden Entwürfen ſpielt der rück⸗ härtig drapierte Ausſchnitt eine große Rolle, Vorläufer iner kommenden Modelinie. Heine ue, 5 e londfo schen Sie gehören nun einmal dazu. Kein neuer Mantel, ſein neues Complet kann uns wirklich erfreuen, bevor nicht alles vollſtändig iſt. Die Geſamtſumme der guten Wirkung at einen kleinen Rechenfehler ohne die neue Handtaſche. Schön und elegant ſind ſie, die neuen Träger ungezählter Fleinigkeiten. Das ſind keine gewöhnlichen Taſchen mehr, nan müßte eine andere Bezeichnung finden für die Behälter es unentbehrlichen Allerleis weiblicher Eitelkeit und Not⸗ vendigkeit. Cegenſtänden, für die zahlreiche Vertreter des Fierreichs ihr Leben laſſen mußten, gebührt wirklich etwas Beachtung. Es iſt gar nicht egal, ob Seehund oder Giraffe, e neuer deſto teurer und begehrter. Seidenhai und Samt⸗ galb paſſen zum eleganten Teekleid, das derbe Krokodil und die unverwüſtliche Eidechſe ergänzen den Tagesanzug. Mit den Lederarten wechſeln die Formen, rund, vier⸗ ſckig, ſchmal und breit. Eine der gebräuchlichſten Formen zeigt die Taſche Nr. 1 aus naturfarbenem Schweinsleder mit Baumwolle und Wolle Holland hinein? Wenn man Tage um Tage im engen Schlitten ſitzen ſoll, ſo iſt das ſchon für uns Männer ein ſaures Stück Arbeit, aber nun erſt für ein ſchwa⸗ ches Jüngferlein! Den Tod kann ſie haben davon. Zu⸗ mindeſt eine ſehr ſchwere Erkältungskrankheit. Das iſt ja nachher im Frühling alles ſo viel, viel beſſer. Auch könntet ihr Gefahr laufen, von den Franzoſen ange⸗ halten und böſe behandelt zu werden. Da hätteſt du dir nachher bittere Vorwürfe zu machen, wenn etwas paſſierte.“ Hauptmann Balthaſar hatte jetzt ſeinen alten Oheim 8155 gelaſſen und ging brummend auf und nieder in der tube. Dazwiſchen flog ſein Blick immer wieder mit großem Wohlgefallen zu Sibylle herüber. „Der Teufel hole dies Hin und Her in einem Lande, wo der Krieg nur ewig auf der Lauer liegt! So will ich den Schlitten denn zu morgen wieder abbeſtellen und bie⸗ der mit meinem braven Kornett gen Norden reiten. Aber die alte Frau Emerentia Battenberg wird es mir gar ſehr verübeln, wenn ich ihr nicht noch meine Aufwartung mache vorher. Sie hat immer viel auf Sitte und Form ge⸗ geben.“ Da ſagte Sibylle mit einer Stimme, die ſich Mühe gab, feſt und ſicher zu ſein: „Die Ahne darf nimmer erfahren, daß Ihr hier gewe⸗ ſen ſeid, Herr Balthaſar. Sonſt könnte ſie von all der Aufregung den Schlag bekommen. Euer Oheim, der mich jetzt nach Hauſe begleitet, wird ihr ſchonend mitteilen, daß Euer Kommen wegen widriger Verhältniſſe hat 151 werden müſſen. Gott wird uns dieſe Lüge ver⸗ zeihen.“ Der Hauptmann kraulte ſich den Kopf. „Dann muß ich Euch wohl zu Willen ſein, liebwerte Jungfrau. Aber ſchwer wird mir's,— bitterlich ſchwer. Das könnt Ihr mir glauben. Sonderlich, da ich Euch nun von Angeſicht geſehen habe. Aber einen Handkuß darf ich Euch zum Abſchied geben? Iſt es doch das geringſte, um das ich bitten darf.“ Da kam ſie ihm entgegen und ſtreckte ihm frei und herz⸗ lich ihre Rechte hin. „Ich danke Euch, Herr Balthaſar! O, ich danke Euch viel tauſendmal!“ Nun mußte er doch laut lachen. Und während er ritterlich ihre Rechte an die Lippen führte, ſagte er leiſe: „Daß Ihr aber ſolche Freude darüber empfindet, Jung⸗ frau, und mir ſo tauſendmal dafür dankt, daß ich die Hochzeit verſchieben will,— das müßte mich eigentlich kränken. Aber es ſei Euch verziehen, dieweil Ihr gar ſo lieblich ſeid. And unſer Ohm hat recht, dieſer Win⸗ terſturm iſt jetzo nimmer angetan für weite Reiſen. Darum gehabt Euch wohl und vergeßt mich nimmer bis zum Lenz. Metallbügel und praktiſchem Verſchluß an den beiden abge⸗ flachten Ecken. Nr. 2 iſt aus genarbtem Rindleder in der neuen, faſt quadratiſchen Form gearbeitet, mit großer Zwi⸗ ſchenfalte und breitem Hornknebelverſchluß. Die betont ri⸗ mitiven Verſchlüſſe, Ringe, Schnallen, Schlaufen ſind ſehr wichtig geworden. Auch die Verarbei⸗ tung zweier Lederſorten, z. B. Kalb⸗ und Saffianleder in der gleichen Farbe (Nr. 3) paßt zu der ſchlichten Form, die einen ziemlich breiten Boden hat und nach oben ſpitz ausläuft. Aus dem Stoff des Mantels kann man auch ſelbſt ein Modell in der beliebten Hirtentaſchen⸗ form anfertigen. Mit Leder gepaſpelt wird die Arbeit noch etwas verfeinert, die rundgeſchnittene Klappe 5 ſchließt auf einen großen Holzknopf. Der breite, ge⸗ ſteppte Stoffriemen dieſer Form wird gern über die Schulter getragen, ſo daß die Taſche in Hüfthöhe hängt, während man die Hände frei hat. Durch die Einrichtung des durch eine Schnalle verſtellba⸗ ren Riemens läßt ſich die Ta⸗ ſche ſchnell in eine übliche Hen⸗ kelform verwandeln. Man kann alſo alles mit machen, wenn man es verſteht, das ganze praktiſch einzurichten. Nr. 5 und Nr. 6 betonen den Gegenſatz zwiſchen der quadra⸗ tiſchen Schlaufenform und der zierlichen Seidenfiſchtaſche im Querformat. Gute Natſchläge gefällig? Die armen Korbmöbel⸗Beine. Auch Korbmöbel leiden an Alterserſcheinungen. Sie löſen ſich von unten her auf: an den Beinen beginnt zuerſt das Abblättern des Weidengeflechtes. Ein guter Gedanke hilft auch hier. Eine Papprolle, wie ſie von einer Kloſett⸗ papierrolle übrigbleibt, kann man über die Füße der Korb⸗ ſeſſel und Tiſche ziehen. Sie verhindert das Lockerwerden der Umflechtung und macht Malsch g das Beſchmutzen der Füße mit den Stiefeln unmöglich. Unſaubere Papprollen werden durch neue erſetzt. Auch an Kindermöbeln bringe man ſie an. Warum beſchlagene Scheiben? Wie unangenehm beſchlagene Scheiben oder Brillen⸗ gläſer ſind, weiß wohl jeder. Aber weshalb dieſe Unannehm⸗ lichkeit, wo ſich ſo leicht Abhilfe ſchaffen läßt? 55 Gramm Glyzerin löſt man in 63prozentigem Spiritus auf. Iſt die Löſung waſſerklar geworden, ſo reibt man die innere Seite des Fenſters mit einem Fenſterleder, das mit der Flüſſig⸗ keit angefeuchtet iſt, ab. Beſchlagene Fenſterſcheiben iht es dann nicht mehr, ſelbſt Schwitzen und Gefrieren der Schei⸗ ben iſt unmöglich. Brillen werden auf beiden Seiten ein⸗ gerieben. O. dieſe Flaſchen! Mitten in der Einmachezeit werden viele Flaſchen ge⸗ braucht, ſaubere Flaſchen! Aber wie die verſchmutzten ſauber kriegen? Eine Kartoffel wird in recht kleine Würfel ge⸗ ſchnitten. Zuſammen mit einem Eßlöffel Eſſig kommen Kartoffelſtücke in die zu reinigende Flaſche. enn tüchtig geſchüttelt und mit Waſſer gründlich nac i die Flaſche bald blitzblank! 3 Einheimiſcher Sport Fußball Zu einem weiteren Trainingsſpiel hat man die Fortuna Edingen verpflichtet. Edingen hat gerade in jüngſter Zei gute Fortſchritte gemacht und dürfte heute zu den ſpielſtärk⸗ ſten Vereinen der Kreisklaſſe 1 gerechnet werden. Seckenheim hat keinen leichten Gegner und muß ſchon auf der Hut ſein, wenn es keine Ueberraſchung geben ſoll. Auch zu dieſem Spiel kann die hieſige Mannſchaft noch nicht in der voraus⸗ ſichtlichen Beſetzung der Verbandsſpiele antreten. Der ein⸗ geſtellte Erſatz wird aber keine allzumerkbaren Lücken auf⸗ weiſen, ſodaß das Spiel ſchon ſeine gehegten Erwartungen erfüllen dürfte. Ab 12 Uhr morgen Mittag beſteht aus Anlaß der an⸗ geſetzten Städteſpiele Spielverbot für alle Spielklaſſen, wes⸗ halb das Spiel bereits vormittags zum Austrag kommt. 15 Saarland ⸗Treueſtaffel. Wir verweiſen nochmals auf die heute Nacht durg unſeren Stadtteil führende Saar⸗Treueſtaffel. Die einhei⸗ miſchen Turner übernehmen 0.12 Uhr die Urkunde und haben durch 50 Läufer eine Strecke von 5000 Meter in 12 Min. zu bewältigen, ſodaß der letzte Läufer mit der Urkunde 0.24 Uhr unſere Gemarkungsgrenze erreicht haben muß. Wir bitten die Einwohnerſchaft um Beachtung dieſes ſportlichen und politiſchen Ereigniſſes. 8 Mannheim im Fußball ſiegreich. VfR. Mannheim ſchlug am Freitag abend in Ludwigshafen den dortigen Phönix mit 4:2(2:0) Toren. Auswärtiger Sport. Die Radweltmeiſterſchaften und Schwimm⸗Europamei⸗ ſterſchaften, die in der letzten Woche aller Augen auf ſich richteten, ſind beendet. Neue Großereigniſſe marſchieren auf. Der kommende Sonntag ſteht ganz im Zeichen einer Großveranſtaltung, die ihresgleichen in Deutſchland ſucht, des Weltmeiſterſchafts⸗-Ausſcheidungskampfes zwiſchen Walter Neuſel und Max Schmeling in Ham⸗ burg. Im Fußball wird die am vergangenen Wochenende begonnene Spiel⸗ 25 mit zahlreichen Treffen fortgeſetzt. In Süddeutſch⸗ and ſind als wichtige Spiele zu regiſtrieren: Samstag Phönix Karlsruhe— Fͤ 03 Pirmaſens; Stuttgarter Kik⸗ kers— Fortuna Düſſeldorf, Bayern München— Slavia Prag und SV 98 Darmſtadt— Sparta Prag Koſire; Sonntag: VfB Mühlburg— Fc Sabadell, Städteſpiel Mannheim⸗Ludwigshafen, Städteſpiel Heidelberg⸗Mann; heim, Kickers Offenbach— Fortuna Düſſeldorf, Eintracht Frankfurt— VfB Stuttgart, FC 05 Schweinfurt— FSV Frankfurt, Sppg. Weiden— Slavia Prag. Zahlreiche ſüddeutſche Vereine befinden ſich auf Reiſen. In Ko b⸗ lenz treffen anläßlich der großen Saarkundgebung Mit⸗ telrhein und das Saargebiet in einem Spiel aufeinander. Im Handball intereſſiert in erſter Linie das Länderſpiel mit Dänemark in Kopenhagen. Dieſes Treffen iſt das erſte, das die deut⸗ ſche Nationalmannſchaft auf einer Reiſe durch Skandina⸗ vien austrägt. Württemberg und Baden tragen in [Schwenningen ein Gauſpiel aus. In der Leichtathletik wird ſeit Montag die Saarland⸗Treueſtaffel gelaufen, die am Sonntag in Koblenz ihr Ende finden wird. In verſchiedenen Gauen werden die Mehrkampfmei⸗ ſterſchaften nachgeholt. Baden wickelt ſeine Meiſterſchaf⸗ ten an beiden Tagen des Wochenendes in Freiburg ab. In Kaſſel wird ein Olympiaſportfeſt veranſtaltet, an dem ſich Borchmeyer, Schein, Metzner und König betei⸗ ligen. Eine gute Beſetzung hat auch das Sportfeſt des Reichsbahn TSV Ludwigshafen aufzuweiſen. Deut⸗ ſche Athleten werden ſich auch in dieſem Jahr wieder an dem am Wochenende in Straßburg ſtattfindenden traditio⸗ nellen Feſt beteiligen. Im Schwimmen ſind die Meiſterſchaften der deutſchen Ströme an erſter Stelle zu nennen, die auf der Weſer bei Bremen ausgetra⸗ 55 werden und eine gute Beſetzung erfahren haben. In Vorms s veranſtaltet der dortige SSV Heſſen ein na⸗ tionales Waſſerballturnier. Der Kuderſpork bringt eine Regatte in Gießen, bei der 16 Rennen von 15 Vereinen mit 56 Booten und 280 Ruderern aus Bo⸗ chum, Frankfurt, Hanau, Mainz, Saarbrücken und Gießen beſchickt werden. Der Pferdeſport bringt am Sonntag die Eröffnung der Internationalen Baden⸗ Badener Rennen mit dem„Großen Preis von Baden“, der zu einem Zweikampf Deutſchland Frankreich werden wird, da die italieniſchen Pferde zurück⸗ gezogen wurden. 0 Der Mokorſpork iſt ſehr rege. Die deutſchen Mercedes⸗Benz⸗Rennwagen ſtarten mit Caracciola, von Brauchitſch und Fagioli in Bern beim„Großen Preis der Schweiz“. Ferner ge⸗ hen noch Simons, Pietſch, Chiron, Varzi, Lord Howe, Zehender, Graf Caſtelbarro und Baleſtrero ins Rennen. Anläßlich der großen Saarkundgebung in Koblenz veran⸗ ſtaltet das NSKK zuſammen mit dem DdDaAc eine Treue⸗ fahrt an den Rhein, die bisher weit über 600 Unter⸗ ſchriften gefunden hat. Motorradrennen im Schauinsland. Bei herrlichem Sommerwetter kam am Sonntag das große Bergrennen auf den Schauinsland, das in dieſem Jahre zum erſten Male als Großer Bergpreis von Deutſch⸗ land ausgetragen wurde, zum Austrag. Wie ſchon in den vorigen Jahren, war auch diesmal wieder das Bild auf der Strecke bunt bewegt. Ergebniſſe: bis 250 cem: 1. W. Winkler(Chemnitz) auf DW 9 ô14,4 Min.(77,9 Stdkm.), 2. Müller(Zſchopau) auf DaW' 924,6 (76,5); bis 350 cem; 1. Loof(Godesberg) auf Imperia⸗ Python 8152,44(81,1), 2. Petruſchke(Berlin) auf Rudge 8:59,6(80,0); bis 300 cem: 1. Loof Godesberg) auf Im⸗ peria⸗Python 838,0(83,3) beſte Zeit der Motorräder; 2. Roſemeyer(Lingen) auf DW 843,0(82,6): bis 1000 cem: 1. Roth(Münzingen) auf Imperia 838,4(83,3), 2. Runtſch (Wien) auf NSU 848,8(81,6); bis 350 cem(mit Bei⸗ wagen): 1. Loof(Godesberg) auf Imperia⸗Python) 954,4 (72,67, 2. Kohfink(Bietigheim auf Imperia⸗Python 10:31,6 (68, 39). RNundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm- Nummern: 8.35 Bauernfunk, Wetter; 5.45 Choral; 5.50 Gymnaſtik J; 6.15 Frühmuſik; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Frühkonzert; 8.10 Wetker; 8.15 Gymnaſtik II; 8.35 Funk⸗ ſtille; 10 Nachrichten; 11.25 Funkwerbungskonzert; 11.55 Wetter; 12 Mittagskonzert I; 13 Zeit, Nachrichten, Saar⸗ dienſt; 13.10 Lokale Nachrichten, Wetter; 13.20 Mittags⸗ konzert II; 13.50 Zeit, Nachrichten; 14 Mittagskonzert III; 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugendſtunde; 19.45 Zeit, Wetter, Bauernfunk; 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Du mußt wiſſen...; 22.45 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 26. Auguft: 6.15 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Nachrichten, Wetter; 8.25 Leibesübungen; 8.40 Bauer, hör 1E 9 8 Morgenfeier; 9.45 Funkſtille; 10 Unſere Saar, Eröffnung r Saarausſtellung in Köln mit Anſprache von Reichsminiſter Dr. Göbbels; 11 Knut Hamſun⸗Stunde; 11.30 rei Sträuße; 12 Konzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Handharmonikamuſik; 14 Kaſperlſtunde; 15 Preußen am Bodenſee; 15.45 Kleine Lieder, kleine Weiſen; 168.30 Großer Preis der Schweiz, Hörbericht; 17.10 Nachmittags⸗ konzert; 18 Sintemalen— anſonſten— dieweil, Schallplatten⸗ buſchiade; 18.30 Der ſiebente Bua, Bauernkomödie; 19.50 Sport; 20 Sonne im Glas, ein Abend des deutſchen Weines; 22.20 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 23 Unterhaltung und Tanz; 24 Nachtmuſik. Montag, 27. Auguſt: 10.10 Spuk und böſe SGeiſter werden vertont; 10.40 Muſik für Violincello und Klavier; 11.05 Italieniſche Canzonetten und Arien; 15 Lieder des Lebens; 15.30 Blumenſtunde; 17.30 Altſchwäbiſche Holzhaus⸗ Hauten; 17.45 Luſtiges aus dem Soldatenleben; 18.25 Fran⸗ Zöſiſch; 18.45 Operettenkonzert; 19.30 Saarumſchau; 19.40 Zeit, Wetter, Bauernfunk; 20.10 Das verrückte Xylophon, muſikaliſcher Scherz; 20.45 Jungfrau von Orleans von Friedrich von Schiller; 23 Tanzmuſik. Dienstag, 28. Auguſt: 10.10 Man glaubt ſo oft, es ſei die große Liebe. 10.30 Des Baſſes Grundgewalt; 11 Wiener Walzer; 17.30 Inſekten als Baukünſtler, Plauderei: 17.50 Der Herr der ſchwarzen Schweine, Erzählung; 18.05 Schallplatten; 18.15 Aus Wirtſchaft und Arbeit; 18.25 Ita⸗ lieniſch; 18.45 Blasmuſik; 20.10 Schwaben und Deutſche in aller Welt, bunter Abend; 22.45 Fortſetzung des bunten Abends. Mittwoch, 29. Auguſt: 10.10 Liederſtunde; 10.35 Frauen⸗ ſtunde; 11 Klaviermuſik; 17.30 Der juriſtiſche Ratgeber; 17.45 Koloraturſopran; 18.25 Tanzmuſik; 19 Stätten der Arbeit: Gang durch eine Baumſchule; 19.30 Rheinlieder; 20.10 Unſere Saar; 20.35 Stunde der jungen Nation; 21 Menſch ohne Heimat, Funkballade; 22 Ergebnis des Rundfunkſprecherwett⸗ bewerbs; 23 Tanzmuſik. Neichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Choral, Zeit, Wetter; 5.50 Eymnaſtik I; 6.15 Gym⸗ naſtik II; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Früh⸗ konzert; 8.10 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.15 Gym⸗ naſtik; 10 Nachrichten; 11 Werbekonzert; 11.40 Programm⸗ anſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wettet; 11.50 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert I: 13 Zeit, Nachrichten; 13.10 Lokale Nachrichten; 13.20 Mittagskonzert II; 13.50 Zeit, Nachrich⸗ ten; 14 Mittagskonzert III; 15.30 Gießener Wetterbericht; 15.35 Wirtſchaftsbericht; 15.50 Zeit, Wirkſchaftsmeldungen; 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugendſtunde; 18.45 Wetter, Wirtſchaftsmeldungen, Zeit; 18.50 Griff ins Heute; 20 Zeit, Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nach⸗ richten; 22.35 Du mußt wiſſen.. 22.45 Lokale Nachrichten; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 26. Auguſt: 6.15 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Nachrichten, Wetter; 8.25 Morgengymnaſtit, 8.45 Choral⸗ blaſen; 9 Kath. Morgenfeier; 10 Eröffnung der Saaraus⸗ ſtellung in Köln, es spricht Reich⸗miniſter Dr. Göbbels; 11 unkſtille; 11.15 Der Ehrenbreitſtein und ſeine SGeſchichte, wiegeſpräch; 11.30 Bekenntniſſe zur Zeit; 11.45 Funtſtille; 2 Tanzmuſfik; 13 Schallplattenautomat, wieder ftiſch auf⸗ bend 14 Kaſperlſtunde; 15 Saartreuekundgebung auf dem ber⸗Ehrenbreitſtein; 17 Konzert; 18 Ein pfälziſcher Dialekt ⸗ dichter, Karl Gottfried Chriſtian Nadler; 18.30 Konzert; 19.30 Der Wein, zeitgeſchichtliche Betrachtung; 19.45 Sport, 20 Sonne im Glas, ein Abend des deutſchen Weins; 22.30 Nach⸗ richten; 22.45 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 23 Fort⸗ ſetzung des Weinabends: Sonne im Glas; 24 Nachtmuſik. Montag, 27. Auguſt: 14.30 Stunde des Liedes; 17.30 Vom General zum Geopolitiker, Zwiegeſpräch; 17.45 Kleine Unterhaltung; 18.25 Franzöſiſch; 19 Volk⸗muſik; 19.30 Saar⸗ umſchau; 19.40 Volksmuſik; 20.10 Das verrückte Xylophon, mufikaliſcher Sa 20.45 ngfrau von Orleans von Friedrich von Schiller; 22.35 Jeit, Nachrichten; 23 Die Kunſt zu heilen, heitere Hörfolge. N Schmeling gegen Neuſel Der Borxſportk gibt dem kommenden Sporkwochen, ende eine beſondere Note dadurch, daß er erſtmals Deukſchland(Hamburg) einen Ausſcheidungskampf um die Weltmeiſterſchaft im Schwergewicht bringk. Bisher ſich das Geſchäft für die beſten Schwergewichkler der Weg in Amerika abgewickelt, doch jetzt verſucht der Hamburger Veranſtalter Walter Rothenburg mit einem ausgeſuchſen Programm, in deſſen Mittelpunkt der Kampf zwiſchen Walker Neuſel und Max Schmeling ſteht, eine noch nie da. geweſene Großveranſtakung aufzuziehen. Die Frage nach dem beſten deutſchen Schwergewichlle wird in Hamburg gelöſt werden. Max Schmeling oder Walter Neuſel? Allgemein gibt man dem Exweltmeiſter die größere Chance. Erfolge des deutſchen Kraftfahrſports In keinem Jahr nach dem Kriege hat der de Kraftfahrſport einen ſo ſtarken Auftrieb 5511 we dieſem Die Erfolge deutſcher Wagen und Motorräder hel in⸗ und ausländiſchen Rennen und Prüfungen haben er⸗ freulich zugenommen. Die techniſche Ueberlegenheit der deutſchen Fabrikate tritt beſonders dort in Erſcheinung, wo die Wagen in Wettbewerb mit den ausländiſchen ſtehen, S9 brachte zuletzt die Internationale Alpenfahrt einen großen Erfolg für die deutſchen Farben. Von der Inkernatſonalen Alpenfahrt. Eine deuiſche Mannſchaft mit ihren Wagen beim Abſſieg vom Kleinen Stk. Bernhard. Auf jener ſechstägigen ſchwerſten Prüfung für Kraft wagen auf dem ſchwierigſten Gelände gingen nur ferien, mäßige Fahrzeuge über die Strecke. Vorausſetzung für einen Sieg war beſtes Material bei den Wagen, 1 und Betriebsſtoffen. Den Mannſchaftsfahrern winkte der„Inter, nationale Alpenpokal“ als Siegerpreis. Es iſt für Deutſchland ehrenvoll, daß trotz der Kon⸗ kurrenz beſter ausländiſcher Fahrer der„Internationale Alpenpokal“, der 8 mal errungen wurde, allein 5 mal an deutſche Mannſchaften fiel. Die Mannſchaften haben da⸗ mit nicht nur ihrer Fabrikmarke ſondern der geſamten deut⸗ ſchen Induſtrie und dem deutſchen Kraftfahrſport ein neues Ruhmesblatt angefügt. Daß die Wagen von vier Mann⸗ ſchaften zum erſten Male auf einer ſolchen internationalen Veranſtaltung das rein deutſche Gargoyle Mobilöl A F. benutzt haben, um gleichzeitig einen Beweis für deutſche Veredelungsarbeit zu bringen, muß beſonders hervorgeho⸗ ben werden, denn der Beweis iſt gelungen, daß deutſches Oel den hochwertigen Importölen gleichwertig iſt. ——— FFFCTCTTTTTTTTTTTT Dienstag, 28. Auguft: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.40 Stunde der Frau; 17.30 Der Goethe⸗ preisträger des Jahres 1934; 17.45 Lieder; 18 Bericht von einer Reiſe durch Spanien; 18.15 Aus Wirtſchaft und Ar⸗ beit; 18.25 Italieniſch; 19 Anterhaltungsmuſik; 20.10 Süld⸗ weſtdeutſche Schiffahrt, Funkfolge; 20.50 Bunte Stunde; 22.35 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 22.45 Sechs Tage mit dem Motorrad über Stock und Stein, Funkbericht; 3 Nachtmuſik. ö Mittwoch, 29. Auguſt: 10.10 Schulfunk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.30 Dreimal fünfzehn M⸗ nuten aus dem Sendebezirk; 17.30 Die ſechs Bücher deutſcher Dichtung(Auguſt); 17.45 Jugendſtunde; 18.20 Mütter, er? ole Euren Kindern wieder Märchen, Plauderei; 18.0 eue deutſche Dichtung; 19 Abendkonzert; 19.45 Stegreif“ erzählung; 20.10 Unſere Saar; 20.35 Stunde der jungen Nation; 21 Klaviermuſik; 22 Ergebnis des Rundfunkſprecher⸗ wettbewerbs; 23 Volksmuſik. Aus der Welt des Wiſſens In Indien kommen jährlich 20 000 Menſchen durch Schlangenbiſſe ums Leben, dennoch wird die giftigſte und gefährlichſte aller Schlangen, die Königskobra, als eiliges Tier angeſehen, wenigſtens bei den Kaſten, die an Seelen“ wanderung glauben. n Gallenſteine bilden ſich in höherem Lebensalter faf bei jedem fünften Menſchen; dickere Leute ſind dafür emp⸗ fänglicher als ſchlanke. Bei Frauen kommen Gallenſteine ungefähr zweimal ſo häufig vor wie bei Männern. Der Salzgehalt des Weltmeeres beträgt 21,8 Millionen Kubikkilometer; man könnte mit dieſen Salzmengen die geſamte Erdoberfläche mit einer gleichmäßigen Schicht vos 21 Meter Höhe bedecken. 5 3 — JS 8 reichen Ein Wal kann ein Gewicht von 150 Tonnen erreiche alſo ungefähr das gleiche, was 60 mittelgroße Elefanten wiegen würden. 5 Aus einem Seidenkokon gewinnt man 700 bis 10⁰ Meter Seidenfaden. 5 Ji 1000 Ao tem Meerwaſſer des Atlantiſchen Ozean ind 36,75 Kilogramm Salz enthalten.. lbſſeg Kraft, erien einen n und Inter Kon⸗ onale al an eilage zum„Neckar⸗Bote“. amals lag die deutſche Heide in ein⸗ ſamer Vergeſſenheit. Irgendein Narr hatte das Wort von der Ein⸗ förmigkeit dieſer norddeutſchen Land⸗ ſchaft geſprochen, und die Oberfläch⸗ lichen ſprachen es nach. Aber die Heide in ihrer ſpröden Schönheit lachte über ieſe Toren, ſo wie ein ſeltſam ſchönes i inneren des Blühens ſchon müde wird; mit dem lieblichen Andante der Heidſchnucken, die mit dem alten Schäfer langſam über die Trift ziehen. Wenn man aber von einem Findling beſinnlich über das Bruchland ſchaut, mit ſeinem Ginſter und den Wachhol⸗ derbüſchen, dann er⸗ klingen die ſonoren Töne eines Adagios, das von der Me⸗ lodie der Cellis geleitet wird. Und wenn der Hirſch im Dickicht brüllt und die hohe Männ⸗ lichkeit; denn noch iſt es hier f eine Kunſt, in weid⸗ gerechter Art den König der Wälder vor das Rohr zu bekom⸗ men. Das dü⸗ ſtere Moor und die vereinzelten Hünengräber wek⸗ ken die Töne eines Trauermarſches, erinnernd an die Klänge der Eroica Beethovens. Aus dieſem großen Leitmotiv formt ſich die überwäl⸗ tigende Sinfonie der Heidelandſchaft, die uns immer wieder neue Reize offenbart. Unter den Heidewanderern war einer, den ſich die Heide zum Sänger und Künder ihrer Schönheit erkor, weil ſie die Tiefe und Echtheit ſeiner Liebe erkannt hatte: Hermann Löns. Er hat in ſeinen unzähligen Liedern und Geſchichten eine deutſche Landſchaft von ſo uralter Schönheit aus dem Dornröschenſchlaf erweckt. Seitdem iſt ein Gang über die blühende Heide zur Wan⸗ derſehnſucht geworden; dem Naturfreund ſchenkt ſie erhe⸗ bende Offenbarung der Vielgeſtaltigkeit göttlicher Schöpfung. Blühende Heide iſt ein Meer von roſaroten Farben. Es be⸗ wegt ſich leicht im Winde, fließt im dunklen Moos und regt ſich unter den Wachholderbüſchen, wie im Dunkel des Wal⸗ des. Blühende Heide iſt ein Klang von vielen feinen Stim⸗ men, die ſich zu einem letzten Liebeslied vereinen, wenn die Bienen die Liebesblume umſummen. um aus ihrer reichen Blüte köſtliche Süße zu ſchlürfen. Die blühende Heide in der Mittagsſonne iſt köſtliche Reife und herbe Erfüllung, iſt ein letztes Geſchenk. Darum wollen wir die Heide lieben, ſelbſt wenn ſie uns ohne den Schmuck der Erika eintönig erſcheinen ſollte. Und wir wollen ſie lieben mit ihrem Moor und Wald, den verträumten Birken und dunklem Wach⸗ holder, mit den hohen Heidewegen, den einſamen Gehöften und den ſagenumwobenen Hünengräbern. Irrlichter zittern über ſchilfverborgenen Sümpfen, Krähenſchwärme und Sumpfvögel ziehen über die Einſamkeit. All dieſen Zauber wollen wir behüten und ſchützen wie ein letztes Vermächtnis der Natur. Nur wer die Heide nicht verſteht, nennt ſie ein⸗ tönig. Heideſpuk Von Gertrud Boehme. Das Pilzbuch in der Taſche, den leeren Ruckſack auf dem Rücken, ſo wanderte der Profeſſor von der kleinen Station durch den Kiefernwald. Seine Blicke aber ſtreiften gleich⸗ gültig über die Fliegenpilze und Boviſte am Wegrande, ohne daß jenes Stutzen, Prüfen und Enttäuſchtſein über ſeine Züge huſchte, das den Jagdeifer des Pilzſammlers verrät. Es war heute abſonderlich mit ihm. Vor ſedem Spinnennetze, das in die Ginſterbüſche gewebt war, blieb er ſtehen und bewun⸗ derte, daß es ausſah wie aus Silberketten filiert, weil der Morgennebel ſich in tauſend winzigen Tropfen an ſeinen Fäden gefangen hatte. Und als auf einmal die Frühherbſt⸗ ſonne durchbrach, da geſchah etwas Unerhörtes: Der Pro⸗ feſſor ſang. Eigentlich brummte er nur, und was er ſang, waren auch nur zwei Zeilen, aber die ſang er viele Male mechaniſch vor ſich hin und bei jedem Mal glättete ſich eine Falte auf der Stirne ſeines verknöcherten und unfrohen Ge⸗ ſichtes.„Drei ſüße kleine Dirnen ſaßen auf dem Zaun“, ſang er,„an einem ſchönen Tag im September“— Jetzt lichtete ſich der Wald, rotblühende Heide kroch bis wiſchen ſeine Ausläufer vor, Birken wiegten ſich in leiſem lätterraſcheln, wurden kleinbuſchig, krüppelten zwiſchen Ginſterbüſchen hin und immer weiter dehnte ſich ein rot⸗ violettes Heidemeer in erſtarrten Wellen. „An einem ſchönen Tag im Sep— tem— ber“— Er blieb vor einer Brombeerhecke ſtehen, von der ſchwarzblaue Früchte lockten, pflückte ein paar, zerdrückte ſie auf der Zunge und genoß das von der Sonne durchgekochte Heidearoma. Und da bewegte ſich's plötzlich auf einem großen noch vollſaftigen Brombeerblatte. Zwei hellgrüne Laub⸗ froſchkinder ſprangen hinab in den Sandweg und hüpften von hier wieder hinein in Gras und Kraut. Es ſah aller⸗ liebſt und putzig aus, ſo recht wie im Froſchkönigsmärchen. Jetzt flog eine dickbeinige Hummel aus ihrer Erdhöhle auf ihn zu und umſummte ihn. Er horchte auf ihr Gebrumm i es deutlich:„An einem ſchönen Tag im Sep⸗ tember“——. Er ſtreckte ſich in die Blühheide und ſchob den leeren Ruckſack unter den Kopf. Er pflückte einen Stengel, hielt ihn vor die Augen und betrachtete die roſa Glöckchen.„Erika“, ſagte er dabei vor ſich hin. Das aber war der Name der Heidehexe. Als Ruf drang er zu ihr und kaum war er in der blauen Septemberluft verklungen, da hob ſie ihren Zauberſtab wie einen Taktſtock und gab das Zeichen, und ſogleich begann ein Grillenorcheſter den Profeſſor in Schlaf zu geigen. Halb ſchon im Traume hörte er noch das gläſerne Flügelſurren einer Libelle, die ſich vom Waldſee hierher verflogen hatte. Das Bild des dunkeläugigen Waſſers tauchte vor ihm auf, badende Najaden in betropften See⸗ roſenkränzen leuchteten in verheißender Weiſe zwiſchen Schilfgrün und Mummelkraut. Wie ein Böcklinſcher Meer⸗ mann ſtürzte er ſich ins Waſſer, um eine von ihnen zu haſchen. Schon hielt er die Spitzen ihres flutenden Haa⸗ res zwiſchen den Fingern, da— klopfte der Taktſtock der Heidehexe ab, alles zerfloß und das Grillenorcheſter ging in eine andere Tonart über. Weiß Gott,— der Profeſſor ſtand jetzt auf benadeltem Waldboden vor einem rieſigen Steinpilz, auf dem ein Wichtelmännchen ſaß und grinſend mit den dünnen Bein⸗ chen baumelte. Schon zückte er ſein blitzendes Taſchen⸗ meſſer, um dem knolligen Pilzſtiel zu Leibe zu rücken, da— klopfte die Heidehexe ſchon wieder ab, der Rieſen⸗ pilz zerfloß und die Grillen geigten den Schläfer zum Walde hinaus, dem Dorfe zu. Eine rotbehangene Apfelallee ſchritt er entlang, da ſtand zwiſchen Bäumen voll blauer Pflaumen das erſte Häuschen. Malven und Aſtern blühten hinterm niedrigen Gartenzaune, auf dem— wie die Sperlinge auf dem Aeſt⸗ lein— nebeneinander drei allerliebſte Mädchen ſaßen. Braunlockig die erſte, ſchwarzhaarig die zweite und goldig⸗ blond die dritte. Die kam ihm bekannt vor: Lange Zöpfe hatte ſie, in die rote Bänder geflochten waren. Wenn ſie übermütig den Kopf ſchüttelte, baumelten die blonden Flechten, daß die roten Schleifen wie zwei große Schmetter⸗ linge durch die Luft flogen. Jetzt ſah ſie den. Profeſſor, ſprang behend vom Zaune und ſah ihm lachend ins Geſicht. Aber ſogleich verſtummte ſie, ſtutzte, er⸗ ſtaunte und zeigte ihn den anderen Beiden: „Da ſeht her, das iſt ja der Konrad! Wie kann das ſein, daß er mit einem Male ſo alt und grämlich ausſchaut? Geſtern noch war er ein luſtiger Student, ging mit mir ſpazieren und zog mich an den Zöpfen und“—— ſie ſteckte den Kopf mit denen der Freundinnen zu⸗ ſammen, kicherte und flüſterte mit ihnen. Der Profeſſor zuckte zuſammen, er fuhr mit der Hand nach der Naſe und— erwachte. Eine erſchreckte Schneiderſpinne, von ſeiner Naſe jäh zu Tal geſchleudert, lief auf langen Beinen hürtig durch's Heidekraut davon. Er ſprang auf und ließ dabei den Erikaſtengel fal⸗ len, den er noch in der Hand gehalten hatte. Da erloſch der Zauber der Heidehexe. Das Geſicht ſonnegerötet und verträumt ging er den Sandweg weiter, bis er ſich wieder im waldigen Buſche verlor. Ein altes Weib, die dürre Holzlaſt auf dem Rücken, kam ihm entgegen.„Ach, lie⸗ ber Herr, ſtreifen Sie jetzt in der Mittagsſonne nicht in der Heide umher, da iſt ſie verhext.“ Er nickte nur lä⸗ chelnd ſeine Zuſtimmung und ging weiter. Die Alte drehte ſich verwundert nach ihm um: der Herr ſang, und das klang ge⸗ rade, als ob eine Hummel ſummte. „Das Silber ſtimmt, Marie.“ „Kann ich dann gehen, Frau Gräfin?“ „Ja, gehen Sie nur und ſeien Sie Punkt elf bei Baron Oeſte, um mich abzuholen. Vergeſſen Sie aber nicht wieder Ihre Schlüſſel.“ „Nein, nein. Ich habe ſie bei mir.“ Die alte Wirt⸗ ſchafterin nahm den Schal um und machte die Türe hinter ſich zu. Die Gräfin begann das Silber fortzuräumen, das nach dem geſtrigen Diner noch auf den Tiſchen ſtand. Sie tat die Beſtecke in das Safe, das in der Wand eingelaſſen war. Dann hing ſie das Bild, das dieſen Geheimſchrank verbarg, wieder an ſeine Stelle und betrachtete die rotſeide⸗ nen Vorhänge ihres kleinen Boudoirs, das die Wohnung nach einer Seite abſchloß. Die Vorhänge hingen immer noch ſchief, trotzdem ſie der Tapezierer geſtern erſt aufgeſteckt hatte. Sie war ſchon in Geſellſchaftskleidung, denn ſie hatte ſich bei ihrem Freund Oeſte angeſagt für den Abend zum Bridge. Der Freitag hatte etwas Unheimliches; deshalb mochte ſie nicht allein bleiben in ihrer ſtillen Wohnung. Die Gräfin ſtellte vor dem Spiegel feſt, daß das Kleid aus roten Spitzen und der matten Perlenkette ſie ſehr gut kleidete. In dieſem Augenblick ſah ſie in dem Spiegel etwas, das ihr das Blut ſtocken ließ... Es war ein Finger, der in den Zu dieſem Augenblick ſah ſie in dem Spiegel etwas, das ihr das Blut ſtocken ließ.. es war ein Finger blauen Samt der Portiere zwiſchen dieſem kleinen Salon und dem Speiſezimmer gekrallt war Weiß geworden bis auf die Lippen ſtand ſie unbeweg⸗ lich. Sie fühlte ihr Herz bis an den Hals pochen. War das— ein Traum— eine Viſion? Nein, nein, es war der Finger einer großen Männerhand, der die Portiere zuſam⸗ menhielt. Was tun? dachte ſie. Mein Mädchen iſt fortge⸗ gangen das Telephon iſt im Schlafzimmer. Um das zu erreichen, mußte ſie das Speiſezimmer durchqueren und an dem Finger vorbei... Ihr Salon hatte keinen Aus⸗ Nene nach dem Flur. Es lief ihr eiskalt den Nacken herab. er Freitagabend dachte ſie. Sie entſann ſich der Warnung ihres Freundes Oeſte, Diener nicht zu entlaſſen.„Wenn einmal etwas paſſiert, iſt doch wenigſtens ein Mann in der Wohnung!“ Sie war allein. Die Pendule ſchlug eben acht Uhr Der Baron würde ſie erwarten Würde er ſich beruhigen, wenn ſie nicht kam? Vielleicht rief er hier an? Aber wie kam ſie an das Telephon? Würde der Unbekannte ſie dorthin laſſen? Auf was wartet er eigentlich? dachte ſie verzwei⸗ felt, da er ſich nicht rührte. Vielleicht darauf, daß ich gehe— und er allein iſt? Aber woher wußte er denn, daß ſie heute allein war? War denn jemand heute hier geweſen? überlegte ſie. Ja, gegen Abend der N richtig... Er war geſtern dage⸗ weſen. um dieſe Gardinen 9 Sie erinnerte ſich, ihn mit roten Samtpantoffeln auf der Leiter ſtehen geſehen zu haben. Und in ſeiner Gegenwart hatte ſie die Etuis herausgeholt mit dem Silber... Unvor⸗ ſichtig war das, aber wer denkt denn auch, daß.. und wo⸗ her weiß ich, daß er es iſt? fügte ſie für ſich hinzu. Es kann ja auch ein anderer ſein. Sie kamen jetzt durch offene Fen⸗ ſter in Wohnungen, mit Strickleitern. In ihrer Angſt begann ſie vor ſich hin zu ſummen. Soll ich es wagen? dachte ſie. Vielleicht wartete er nur darauf, daß ſie durch das dunkle Zimmer kam, um ſich über ſie zu ſtürzen? Soll ich denn auf ſolche Weiſe enden? Plötz⸗ lich erholte ſie ſich entſchloſſen. Ich werde gehen, dachte ſie und ihm das überlaſſen, er weiß nun, wo mein Silber iſt Wie im Traum durchſchritt ſie ihr Speiſezimmer und ging in das Schlafzimmer und warf den Mantel um mit zitternder Hand. Da klopfte es an die Türe „Gnädige Frau“, ſagte eine rauhe Männerſtimme. Sie öffnete die Türe mit einem Ruck und— ſtand dem Tapezierer gegenüber. Er hatte ſeine Mütze in der Hand, ſeine ſchwarzen Augen fuhren unruhig über ſie hin. „Was wollen Sie hier?“ fragte ſie tonlos. „Ich kam her, um mein Handwerkszeug zu holen.“ „So“, ſagte ſie gleichgültig,„dann ſuchen Sie Ihr Hand⸗ werkszeug, aber eilen Sie ſich, ich muß fort.“ Der Mann muſterte ſie mit ſeinen dunklen, kleinen häß⸗ lichen Augen, von denen eines ſchief ſtand. „„ 8 E N 9 1 14 „Sie gehen aus“, ſagte der Mann, deſſen Augen unruhig zuckten...„dann möchte ich Sie nur bitten, den Schlüſſel hier zu laſſen.“ „Welchen Schlüſſel?“ „Nun, von dem Kaſſenſchrank..“ „Von.. meinem—— Schrank?“ „Jawohl.“ Er trat einen Schritt näher. „Aber Sie erlauben doch, daß ich wenigſtens ausgehe, ich bin eingeladen.“ „Das kann ſein, aber ausgehen können Sie erſt, wenn ich hier fertig bin.“ Der Mann zog einen Revolver aus der Taſche.„Eine Meldung an die Polizei und es iſt aus. Verſtanden? Und nun den Schlüſſel her...“ Sie neſtelte mit bebenden Händen an ihrem Schlüſſel⸗ bund, den ſie ihrem kleinen goldenen Täſchchen entnahm. „Der kleine da iſt's“, ſagte ſie und blieb an der Tür ſtehen. Die Füße trugen ſie nicht mehr, ſie fühlte ſich ohn⸗ mächtig werden... Wenn er mich nur herausläßt, dachte ſie. „Die Türen ſind abgeſchloſſen, gnädige Frau, ſeien Sie unbeſorgt... und die Schelle geht nicht mehr, die iſt—“ „Abgeſchnitten?“ „Jawohl, ich mache nur ſaubere Arbeit.“ „Sie find alſo gar kein Tapezierer?“ „Bewahre. Vom Gardinenaufſtecken verſtehen Sie mehr als ich.“ Sie ſetzte ſich auf ihr Bett. Auch dieſes Zimmer hatte 8 anderen Ausgang als durch das Eßzimmer. Was tun?— Der Mann hatte inzwiſchen in der ganzen Wohnung die Lampen angedreht, öffnete den Schrank und begann auszu⸗ räumen. Alles, was ſie vorhin ſorgfältig dort hineingetan, das ſchwere, wappengeſchmückte, alte Silber, die großen Brotkörbe von ihren Großeltern, die Teemaſchine holte er heraus und warf alles in das ſchwarze Tuch, das er auf dem Teppich ausgebreitet hatte Wenn nur Oeſte ihrer Verabredung gedachte die ſie ein⸗ mal früher getroffen hatten... Sie lebten beide allein, waren Jugendfreunde und hatten verabredet, wenn einmal einer vom anderen nichts hören ſollte, dann einfach herüber⸗ zukommen in des anderen Wohnung und nachzuſehen, denn es gab Zufälle, da man auch das Telephon nicht ſpielen laſſen konnte, wie jetzt.. Wenn er doch käme! Wenn meine Gedanken noch Kraft und Wirkung haben, muß er fühlen, daß ich ihn brauche! Es ſchlug neun auf der kleinen Pendule. Sie ſah ihn auf und ab gehen auf dem Teppich ſeiner Biblio⸗ thek, die Uhr in der Hand.. beunruhigt, weshalb kommt ſie nicht, warum läßt ſie mir nichts ſagen?.. Hilf mir!— ſtammelte ſie in ihrer Verzweiflung... und ſchaute nach der Piſtole, die, den Lauf auf ſie gerichtet, auf dem Eßtiſch S — Der Herr gegenüber Von Paul Reinke. Er ſitzt mir ſchräg gegenüber, zwei Tiſche trennen uns, doch kann ich ihm genau in die Augen ſehen. Er iſt etwa dreißig Jahre alt, ſein Anzug entſtammt einem beſſeren Maß⸗ atelier, nur hat er einen Nachteil, daß er ſchon lange getra⸗ gen wird, was ſein Glanz beweiſt. Der Herr gegenüber macht dem Aeußeren nach den Eindruck eines Intellektuellen: man tippt: ehemals Generalvertreter einer Flugzeugfirma, Journaliſt oder etwas dergleichen. Gegen meinen Willen ziehen mich ſeine Augen an; un⸗ aufhörlich ſchaut er zu mir herüber. Draußen regnet es, ich habe den Eindruck, daß er den Regen geflohen, weil er viel⸗ leicht kein Wohin hat. Beim Schein der eben eingeſchalteten Lampen bemerke ich, der Herr fiebert. unruhig gehen ſeine Hände zum Takt Der Herr gegenüber greift in die Brieftaſche und bezahlt mit einem Fünfzigmark⸗ Schein. der Muſik. Seine Augen haben den Glanz, den Augen nur haben können, wenn ein Menſch verzweifelt iſt. Mir ſcheint. er möchte mir etwas ſagen Unwillkürlich, ganz ohne es zu wollen, kommt mir der Gedanke, am Ende kann er ſeine Zeche nicht bezahlen. Immer noch ſchaut er mit einem un⸗ beſtimmten Blick zu mir herüber. Eben geht der Ober vorbei. „Speiſekarte!“ ruft der Herr gegenüber. Er wählt nicht lange, beſtellt Schweine ⸗ Großer Gott, wenn er nur käme! Wie ſchrecklich, allein zu leben, dachte ſie mit einemmal. Er wohnt doch nur um die Ecke, in der nächſten Straße. Da fuhr ſie auf. Sie glaubte Geräuſch auf der Treppe zu hören, Schritte klangen. Sie ſprang auf. Kam jemand pochte nicht jemand an die Glastür der Wohnung?— Da.. wirklich... Donnernde Schläge gegen die Tür, eine Stimme rief. Es war Oeſte. Der Mann hielt inne mit ſeiner Arbeit und ſah ſich um Glas brach in Scherben, krachend öffnete ſich eine Tür, Die Tür zum Speiſeſaal flog auf. Der große, breitſchultrige Baron Oeſte ſtand vor ihr. Der Mann ſprang auf, aber der andere hatte ihn ſchon an der Gurgel und rief:„Telephon! Die Polizei... raſch, raſch Uſchy!“ 5 Ihre zitternden Hände riſſen den Hörer ab. Sie rief an Es war ein langer Kampf zwiſchen den beiden Männern. Sie lief auf die Treppe und rief um Hilfe vom Balkon, bis endlich drei Poliziſten ankamen. Es war die höchſte Zeil, Oeſte war die Hand verſtaucht. Der Einbrecher wurde ge⸗ feſſelt und abgeführt. Alles, was ſie vorhin ſorgfältigſt hineingetan, holte er heraus und warf es in das ſchwarze Tuch. „Es iſt ein guter alter Bekannter“ ſagte der Kommiſſar, „Wir können Ihnen nur dankbar ſein, gnädige Frau.“ „Haſt du nun genug vom Alleinwohnen, Uſchy?“ wandte ſich Oeſte an die Frau, die wie gebrochen im Seſſel lag. Ey beugte ſich über ſie, nahm ihren blonden Kopf in die Hände und ſah ſie an. „Wenn ich nicht an deine unheimliche Pünktlichkeit ge⸗ wöhnt wäre. es wäre vielleicht anders gekommen... „Der Freitagabend——“ murmelte ſie. Und mit ei⸗ nem erlöſten Lächeln ſah ſie zu ihm auf e ſchnitzel und gebackene Kartoffeln und eine Flaſche Moſelwein. Gierig verſchlingt er das Eſſen, haſtig trinkt er den Wein, ohne mich aus den Augen zu laſſen. Allmählich wird mir alles klar, der Herr gegenüber iſt— ein— Zechpreller, vom Hunger getrieben, ſich einmal richtig ſatt zu eſſen für einen Preis. den er zu zahlen niemals imſtande wäre. Nach⸗ her wird man die Polizei rufen, er wird ſich erſchießen, er wird Veronal einnehmen, wie man das in der Zeitung öfter leſen kann. Wer kann es wiſſen, wir ahnen es nur, was in einem anderen vorgeht. Ich muß ihn retten. Seine Zeche bezahlen, ehe es zu ſpät iſt! Jetzt läßt er ſich Tinte und Feder bringen, als er mit Schreiben fertig, wird er ſichtlich ruhiger. Endlos ſchlei⸗ chen die Minuten. Dann ruft er laut, herzzerreißend tönt es: „Zahlen!“ Der Herr gegenüber greift in die Brieftaſche und bezahlt mit einem Fünfzigmark⸗Schein, dann verläßt er, mir zunickend, das Lokal. Während mir das alles zu Augen geht, bringt mir der Ober einen Brief. Werter Herr! Von Anfang an merke ich es, Sie können Ihre Zeche nicht bezahlen, anbei zehn Mark, die wohl reichen dürften.— Ein Menſchenkenner! Die Engelsbraut Von Hans Wieland. Er hieß Eberhard, war klein und rundlich, er verdiente gut, und nebenbei war er verliebt in eine junge blonde Dame, der er ſchon lange den Hof machte. Eines Tages wagte er es endlich, mit einem Heiratsantrag hervorzutreten. „Iſt es wirklich ſo, wie Sie ſagen, daß ich das liebſte Geſchöpf auf der Welt bin?“ fragte die unge Dame.—„So iſt es wirklich“, beſtätigte Eberhard.„Ich wiederhole es nochmals: Sie ſind das liebſte Geſchöpf auf der Welt.“ „Und das Schönſte, glaube ich, haben Sie auch geſagt?“— „Jawohl, auch das Schönſte.“ Sie haben irre ich nicht, auch etwas über meine Fähig- keiten geäußert?“—„Ja, das habe ich. Ich habe gesch daß Sie jedes andere Mädchen hierin übertreffen.“—„Sie haben das Wort„vollkommen“ gebraucht, nicht wahr?“ „Ja“, antwortete Eberhard.„Ich habe Sie ein vollkom⸗ menes Spiegelbild aller Tugenden, ein Muſter weiblicher Anmut genannt, die Königin meines Herzens, die Schönſte unter der Sonne, ein anbekungswürdiges, bezauberndes Ge⸗ g ſchöpf, das der Hand des beſten Mannes würdig ſei. Spre⸗ chen Sie das Wort aus, das mich zum Glücklichſten aller Sterblichen machen ſoll.“—„Bevor ich dieſe Antwort gebe, möchte ich Ihnen eine Frage vorlegen.“—„Hundert, wenn Sie wünſchen.“—„Eine genügt. Finden Sie nicht, daß Sie eine zu hohe Meinung von ſich ſelber haben, wenn Sie eine Frau. die ſo vortreffliche Eigenschaften beſitzt, für ſich be. gehren?“— Eberhard zog die Stirne kraus und entfernt ſich ſchleunigſt. 1 (16. Fortſetzung). Axel von Alſen ſteht als Schlepper im Dienſt des Spie⸗ lers, früheren Sträflings, Alkohol⸗ und Rauſchgiftſchmugglers Rybinſki. Er möchte die Verbindung löſen. Durch ein eigen⸗ artiges Erlebnis lernt er den Generaldirektor Walter Ruh⸗ land und deſſen Frau Ilſe kennen. Während zwiſchen beiden eine tiefe Freundſchaft entſteht, will Rbybinſki von Ruhland Geld erpreſſen. Zu dieſem Zweck entführt er Frau Ilſe und perſteckt ſie auf einer Inſel. Axel, der ſich weigert, an dem Verbrechen mitzuhelfen, wird niedergeſchlagen und ebenfalls auf die Inſel gebracht. Hier erfährt er ſehr bald von der Anweſenheit der Frau, und es gelingt ihm, ſich mit ihr in Verbindung zu ſetzen. Axel verſpricht Hilfe. Während Ruh⸗ land die Polizei verſtändigt und Rybinſki verſucht, aus der Entführung Kapital zu ſchlagen, bereitet von Alſen die Flucht vor. In nächtlicher Stunde beſucht er Frau Ilſe. „Herr von Alſen!“ Unwillkürlich war Ilſe vor dem nächtlichen Beſucher hinter die Deckung ihres Tiſches zurückgewichen. „Herr von Alſen!“ wiederholte ſie mit verſagender Stimme.„Um Gottes willen, was hat das zu bedeuten?“ Mit einer warnenden Gebärde legte Axel den Finger auf den Mund; jetzt erſt ſah er, daß Ilſe ſchon zur Nacht ent⸗ kleidet war und einen Schlafanzug trug. „Ich bringe Ihnen die Freiheit, Frau Ilſe!“ flüſterte er. Ilſe ſtand noch immer wie gelähmt, nur das Wort Frei⸗ heit war ihr ins Bewußtſein gedrungen. „Warten Sie draußen,“ ſagte ſie leiſe,„ich will mich nur ſchnell ein wenig anziehen!“ Doch Axel ſchüttelte abweiſend den Kopf. „Dazu iſt keine Zeit mehr. Die Männer können ſede Minute zurückkommen. Nehmen Sie irgend etwas um. Die Nacht iſt ſehr warm Alles andere wird ſich ſpäter finden Nur jetzt fort aus dem Hauſe!“ Ein fernes Grollen klang in dieſem Augenblick wie eine mahnende Stimme vom See herüber, und zugleich damit gellte ein brüllender Schrei durch die ängſtlich⸗ſcheue Stille des Hauſes Ilſe riß einen Mantel aus dem Schrank und drängte zur Tür „Ich komme mit Ihnen,“ ſagte ſie entſchloſſen.„Ich werde hier ſonſt noch wahnſinnig!“ Axel hatte ſie am Arm gefaßt und führte ſie die dunkle Treppe hinab Der Widerhall des furchtbaren Schreies, der jetzt aus allen Wänden der Halle zu klingen ſchien, übertönte jedes andere Geräuſch ſo daß ſie ungehindert ins Freie gelangten. Dann liefen ſie quer über die Wieſe zum Waſſer hinab; es war allmählich ſo dunkel geworden, daß ſie kaum zehn Schritte weit zu ſehen vermochten und nur der Schein eines Wetterleuchtens, das unabläſſig die ſchwarzen Waldlinien umzuckte ihnen die Richtung wies. Jetzt ſtanden ſie am Badeſtrand und ſchauten in die düſtere Ferne des Sees hinaus, auf dem ſich alles Licht der Mitternachtsdämmerung in einem ſeltſamen phosphoriſchen Grün geſammelt zu haben ſchien. „Wo wollen Sie eigentlich hin?“ fragte Ilſe mit flie⸗ gendem Atem. „Zum Bootsplatz! Ich möchte unter allen Umſtänden verſuchen. heute nacht noch von der Inſel fortzukomm.“ Ilſe nickte zuſtimmend. „Die Boote liegen hier ganz in der Nähe. Am beſten gehen wir am Waſſer entlang. Ich kenne den Weg!“ Ein blendender Blitz ſpaltete in dieſem Augenblick den dunkelblau⸗grauen Kern der Wolkengeſchiebe, und ein ge⸗ waltiger Donner rollte machtvoll hinterdrein Der Park ſtöhnte, Aeſte krachten, in tollem Tanz wir⸗ belten ganze Wolken von abgeriſſenen Blättern über die Uferbe chung. Zuweilen verſanken ihre Füße tief in moraſtigen Schlamm ſcharfkantige Aeſte ſchlugen ihnen ins Geſicht. Dann aber waren ſie endlich am Ziel, und Axel ſtürmte fiebernd vor Aufregung und Ungeduld zum Bootsſteg hinauf. Gleich darauf kam er langſam, wie gebrochen, wieder zurück; eine tiefe Verzweiflung war in ſeiner Stimme. 5„Das Motorboot iſt angeſchloſſen!“ ſagte er.„Wollen Sie die Fahrt in dem kleinen Ruderboot wagen? Es iſt im Grunde Wahnſinn und vielleicht der ſichere Tod!“ Ilſe reckte ſich höher empor. „Ich war noch niemals feige, Axel. Ich will frei ſein, und wenn ich auch darum ſterben ſoll!——— 5 Zwei Minuten ſpäter ſtakten ſie durch die Rohrbreiten des Ufers. a „Ilſe hatte ſich trotz Axels Widerſpruch der Ruder be⸗ mächtigt und lenkte das leichte Boot mit raſchen, geſchickten Schlägen in das offene Waſſer.. Vor ihnen der See, eine endloſe, bleifarbene Fläche, über die die Wolkenlaſt des Himmels wie dicker, mißgeſtalteter Rauch dahinzukriechen ſchien 5 Der Wind griff ihnen wild ins Haar und ſagte ihnen ganze Schauer von Sprühregen ins Geſicht. 5 TDioch ſie achteten all deſſen nicht; das große Gefühl der Freiheit ließ keine Gedanken an Furcht und Gefahr in ihnen aufkommen——— Da klang auf einmal ein wohlbekanntes, taktmäßiges Motorhämmern, und das Licht eines Scheinwerfers geiſterte über die kochenden Waſſer, die eine ſchräge Regenfront all⸗ mählich in einem weißen Brauſen verſchwinden ließ. Ilſe neigte ſich ganz dicht zu Axel hinüber. 5 Sie haben unſere Flucht entdeckt und ſuchen uns! Ihre letzten Worte l in einem krachenden Don⸗ e wie wenn ein Gerüſt von eiſernen Schienen zu⸗ mmenſtürzte. 5 Und als ob er nur auf ein ſolches Signal gewartet habe. brach ſetzt der„ mit verdoppelter Gewalt los e Luft ſchrie, heulte donnerte, pfiff; die Blitze. uuauſhörlich wie die Breitſeiten eines Geſpenſterſchiffs = 5 Roman ven Dn Hans Schiie Eine Welle ſchlug ſchwer über die Bordwand, eine zweite, eine dritte folgte; ſchon ſaßen ſie bis über die Knö⸗ chel im Leckwaſſer.——— Mit ſtarren Augen ſah Ilſe in das ſchwärzliche Dunkel, 5 dem der verfolgende Lichtkegel allmählich immer näher am. Sie wußte, daß es kein Entrinnen gab, doch mit der Kraft der Verzweiflung kämpfte ſie gegen das unabwend⸗ bare Schickſal. Langſam, ſtetig bog ſich ihr Körper im Takt 15 N gegen den ungeheuren Widerſtand des aſſers. Jetzt war das Motorboot ſchon ſo nahe, daß ſie die Köpfe der Männer deutlich unterſcheiden konnten. In dieſem Augenblick fegte eine gewaltige Bö heran und wälzte einen ungeheuren Wogenberg über das kleine Menſchenſchifflein. Und dann war lange Zeit nichts mehr um ſie her als Tiefe und Dunkel und Leere. Als Ilſe ſich wieder zur Oberfläche des Waſſers empor⸗ gekämpft hatte, war das Motorboot von der Unglücksſtelle ſchon weiter abgetrieben, und das Scheinwerferlicht glimmte nur noch matt durch den dichten Regenvorhang. Beim Kentern ihres eigenen Bootes war ihr ihre Pyja⸗ majacke durch die Gewalt des einſtrömenden Waſſers von den Schultern geriſſen worden; jetzt befreite ſie ſich mit ein paar raſchen Griffen auch von den letzten beengenden Klei⸗ dungsſtücken. Ein Wellenſturz ſchlug ihr dabei ſchwer ins Geſicht, daß ſie faſt erſtickt wäre. Sekundenlang überließ ſie ſich einer plötzlichen Schwäche⸗ anwandlung, dann aber gab ihr die drohende Todesgefahr neuen Mut und neue Lebenskraft. In einer atemloſen Fahrt ging es von einer Woge zur anderen, ihre Arme ſchaufelten gleichmäßig wie zwei ge⸗ ſchmeidige Ruder. das Herz trommelte ihr hart gegen die Rippen Vergebens ſpähte ſie zuweilen nach Axel zurück. Nur Dunkel ringsum und die unendliche, wegloſe Waſ⸗ ſerweite des Sees. als ſei ſie auf einmal mutterſeelenallein auf der Welt.——— Wie lange ſie ſo durch die graue Oede dahingetrieben war, ſie wußte es nicht. Die Arme waren ihr ſchon ganz lahm, nur die Beine arbeiteten noch mechaniſch im altgewohnten Rhythmus. Die Gewalt des Sturmes hatte ſich unterdes langſam erſchöpft, wie rieſige Rauchfahnen trieben die letzten Nach⸗ zügler der Gewitterwolken durch das feierlich⸗reine Som⸗ merblau des Himmels. Zuweilen, wenn ſie den Kopf erhob, glaubte ſie Lichter zu ſehen, und aus weiter Ferne klang es ihr wie verſchlafe⸗ nes Hundegebell. Dann aber war wieder alles dunkel und ſtill. Einmal dachte ſie in einem Zuſtand halber Bewußtloſig⸗ keit, ob es denn nicht bald zu Ende ſein wollte; ſie konnte kaum noch weiter und fühlte, wie ihr aus den ſich allmählich verſteifenden Gliedern langſam jede Kraft verſickerte.—— Da plötzlich hörte der See auf, ſie zu tragen, wurde lach. Tang wehte ihr um die nackten Beine, es roch nach eer und feuchtem Gras. Mit einer letzten, unendlichen Anſtrengung ſchleppte ſie ſich Miß ein Wirrſal von Schilf und Schlinggewächſen. Rieſenhaft wuchſen die Umriſſe von Bäumen und Sträu⸗ chern vor ihr auf. Ihr Kopf war ihr auf einmal wunderlich leer; mit einem leiſen Wehlaut brach ſie am Rande des rettenden Ufers ohnmächtig zuſammen. XIX. Wohl zum zehnten Male war Rybinſki ſchon auf den Balkon ſeines Zimmers hinausgetreten und hatte nach Jack London Ausſchau gehalten. Er hatte dem Schwarzen tags zuvor ausdrücklich einge⸗ ſchärft, daß er unbedingt noch während der Nacht nach Ber⸗ lin zurückkehren und ſich von der achten Morgenſtunde an zu ſeiner perſönlichen Verfügung halten 1 5. Und nun zeigte die Uhr bereits auf halb elf, und von dem großen Bugatti war noch immer nicht die geringſte Spur zu erblicken. Wodurch konnte der ſonſt auf die Minute pünktliche Jack aufgehalten worden ſein? War ihm unterwegs ein Unfall zugeſtoßen, oder hatte ſich die Polizei ſeiner bereits liebevoll angenommen? Das üppige Frühſtück, das Frau Eliſe Schabernack ihrem alten Stammgaſt vorgeſetzt hatte, ſtand noch immer unbe⸗ rührt; nur dem vortrefflichen Kaffee hatte er ausgiebig zu⸗ geſprochen, und ein kleiner Berg halb aufgerauchter Ziga⸗ retten kündete von ſeiner ſtändig wachſenden Nervoſität.— Jetzt trat er wieder ins Zimmer zurück und ließ ſich auf dem verſchoſſenen Plüſchſofa nieder, über dem der ſelige Herr Schabernack, von einem mit der Miete im Rückſtand gebliebenen Maler knallig in Oel gemalt, mit geſträubtem Schnurrbart drohend in die Gegend ſchaute Er hatte als Wachtmeiſter bei den Breslauer Küraſſie⸗ ren 1 ehe er zu dem Beruf eines Berliner Gerichts⸗ vollziehers übergewechſelt war, während ſeine Gattin in dem damals gerade aufblühenden Bezirk des Nollendorfplatzes ein Penſion für In⸗ und Ausländer eröffnet hatte Rybinſki war ſemerzeit vor ſeinem erſten Ausflug nach Amerika durch Empfehlung eines befreundeten Schaupielers nach der Kalckreuthſtraße verſchlagen worden und ſchätzte ſeit⸗ dem das Schabernackſche Fremdenheim als ein ſicheres und abſolut diskretes buen retiro, wenn ihm irgendwelche Schwie⸗ rigkeiten ſeines bewegten Lebens ein gelegentliches Ver⸗ ſchwinden aus der Oeffentlichkeit angezeigt erſcheinen ließen. Mit einem leiſen Seufzer ſteckte er ſich eine neue Ziga⸗ rette an und blätterte in einem grellbunten Romanheft mit dem verlockenden Titel„Der Würger von Chicago“ das ihm Frau Schabernack in Ermangelung höherer literariſcher Werte zugleich mit dem„Geſpenſt im Irrenhauſe“ aus ihrer Privatbibliothek zur Verfügung geſtellt hatte Dann ſprang er auf einmal wieder ungeduldig auf und ſchaltete das Radio ein, das ihm ſofort einen Vorbericht der Berliner Effektenbörſe entgegenſchmetterte Entſetzt ſtellte er den Apparat wieder ab und begann von neuem eine ruheloſe Wanderung um ſeinen Sofatiſch⸗ Er hatte ſchon ſeit dem frühen Morgen allerlei aben⸗ teuerliche Pläne erſonnen und wieder verworfen, wie er ſich am beſten mit Walter Ruhland in Verbindung ſetzen und ihn zur Zahlung des verlangten Löſegeldes beſtimmen könnte. Noch niemals hatte er die Beratung ſeines klugen Leib⸗ juriſten ſo vermißt wie in dieſen ſchickſalhaften Stunden und doch wagte er aus Furcht vor einer polizeilichen Ueberwa⸗ chung ſeines Fernſprechanſchluſſes nicht, Doktor Lukas tele⸗ phoniſch aus Dahlem herbeizurufen.——— Gleich nach dem Mittageſſen ging er trotz dem trüben Regenwetter aus und wanderte in verzweifelter Verbiſſen⸗ heit durch allerlei entlegene Straßen des Weſtens, ſprang hier und da auf eine elektriſche Bahn und ließ ſich ein paar Häuſerbreiten mitfahren, um dann ebenſo planlos wieder abzuſpringen. Zwei⸗, dreimal trat er in öffentliche Fernſprechzellen und verlangte die Villa Ruhland; doch wenn die Verbin⸗ dung mit Wannſee hergeſtellt war, hängte er den Hörer, ohne ſich zu melden, wieder an. Gegen fünf Uhr ſtrandete er endlich wieder in der dere ai fe und warf ſich unerträglich verſtimmt und gereizt auf ſeine Chaiſelongue. on der Straße her klang Kinderlärm der grobe Baß des Portiers ſchalt polternd dazwiſchen. Nebenan zankten ſich ein paar Frauenſtimmen, eine Tür ſchlug knallend zu, daß es wie ein ferner Schuß durch das ganze Haus hallte. nwillkürlich ſchreckte er zuſammen; es war ihm, als hätten ſeine Sinne eine beſondere Schärfe erhalten, daß ſich ihm jeder Eindruck ins Ungemeſſene zu ſteigern ſchien. Da ging auf einmal die Wohnungsklingel. ſchwere Schritte nahten ſich durch den Korridor. Ein kurzes Klopfen, und Jack London trat ein, mit ge⸗ ducktem Nacken, in der l Art des Naturmenſchen. Er ſah ganz verſtört, faſt verwildert aus, eine große Blutkruſte klebte ihm auf der niedrigen Stirn. Rybinſki hatte ſich erhoben und war ihm langſam ent⸗ gegengegangen. „Du kommſt ſehr ſpät, Jack“, ſagte er drohend. Der Neger würgte unſchlüſſig ſeine Mütze in den mäch⸗ tigen Fäuſten hin und her. „Ich weiß es, Herr!“ ſagte er dann kleinlaut.„Aber es iſt nicht meine Schuld. Ich wagte 9 nicht früher urück. Auf der Inſel iſt ein großes Unglück geſchehen!“ „Ein Unglück?“ Rybinfki fühlte, wie der Boden unter ihm plötzlich ſelt⸗ ſam weich wurde, gleich einer glühenden Flamme ſchoß ihm eine heiße Angſt ins Herz. „Was für ein Unglück, Jack?“ ſchrie er ſo laut und unbe⸗ herrſcht, daß er vor dem Hall ſeiner eigenen Stimme erſchrak, Der Schwarze fuhr 1 1 8 als ob er einem Schlag aus⸗ weichen wollte, ſeine bronzene Haut erſchien in dieſem Augenblick faſt gelblich. „Die Frau iſt tot,“ ſagte er dann ſchnell und leiſe, wie um ſic von einer ſchweren Laſt zu befreien. „Die Frau? Welche Frau?“ Wie Blitz und Schlag folgten ſich die Worte. „Die Frau auf der Inſel!“ f „Biſt du betrunken, Jack?“ Mit einem brutalen Griff packte ihn Rybinfki am Halſ—⸗ und ſchüttelte ihn wild hin und her. „Nein, Herr, ich bin ganz nüchtern!“ Die Stimme des Negers klang auf einmal ſeltſam fern und weit. „Die Frau iſt 1 1 nacht im Kremnitzſee ertrunken.“— Rybinfki hatte ſich ſchwer auf einen 1 niedergelaſſen ſein ganzes Geſicht zuckte ihm war es auf einmal, als hab ihm jemand mit einem Schmiedehammer über den Schäde geſchlagen. Nebenan hatte das Schimpfduett der beiden Frauen wieder begonnen; in einem Zimmer über ihm übte ein Kin mit ſtets gleichen Fehlern den Finnländiſchen Reitermarſch Er hörte das alles ganz ſcharf und 1 81 und ein 1 an ergriff ihn plötzlich gegen dieſe Stimmen r Alltäglichkeit, dies ganze träge ſickernde Rinnſal klein bieden de Lebens, in das er nun ſchon ſeit zwei Tagen wie ein Gefangener eingeſchaltet war. s (Fortſetzung folgt.). Ninguin⸗Eie. Wofür Londons Feinſchmecker ſchwärmen. In Londoner Reſtaurants kann man ſeit einiger Zeit zuweilen ein ſonderbares Gericht auf der Speiſekarte fin⸗ den; man empfiehlt da Pinguineier aus der Schale oder Omelette aus Pinguineiern. Behauptet wird, daß der Geſchmack dem der Kiebitzeier ähnlich ſei. Damit Pinguin⸗ eier hart werden, muß man ſie 25 Minuten in kochendem Waſſer ſieden laſſen. Nun ſind die Londoner Feinſchmecker dabei auf keinen ſehr originellen Gedanken verfallen. Man weiß ſchon ſeit langer Zeit, daß Pinguin⸗Eier eßbar ſind, und alle For⸗ ſcher, die ſich im Gebiet der Antarktis herumgetrieben ha⸗ ben, waren ſehr froh darüber, daß ſie durch reichlichen Ge⸗ nuß von Pinguin⸗Eiern ihre Mahlzeiten etwas abwechflungs⸗ reicher geſtalten konnten. Aber gerade dieſe Forſcher, die den Geſchmack dieſes Nahrungsmittels genau kennen, wer⸗ den ſehr erſtaunt ſein, daß man die Pinguin⸗Eier nun als Näſcherei verzehrt. Denn ſie haben auf ihren Reiſen in der Antarktis die Erfahrung gemacht, daß die fraglichen Eier eben nur dann eine Gaumenfreude ſind, wenn man gar nichts anderes hat. Vergleicht man ſie aber mit einem ſchönen friſchen Hühnerei, ſo gibt es über die Pinguin⸗Eier nur ein Urteil: ſie ſindranzig! Für einen Menſchen, der der engliſchen Küche mit dem Mißtrauen des Mittel⸗ europäers gegenüberſteht, wird es ein ewiges Geheimnis bleiben, ob die Londoner Feinſchmecker den ranzigen Ge⸗ ſchmack nicht bemerken, oder ob er ihnen wohlgefällt. Jedenfalls erfreuen ſich Pinguin⸗Eier in der engli⸗ ſchen Hauptſtadt wachſender Beliebheit. Aber woher be⸗ ſchafft man ſich dieſe merkwürdige Delikateſſe in größerer Menge? Holt man ſie aus der Antarktis, etwa von den Geſtaden des Roßmeeres? Das wäre zu weit und zu koſt⸗ ſpielig. Vorläufig beſchafft man ſich die Pinguin⸗Eier von der Weſtküſte Südafrikas; alle Sendungen kommen bisher von Kapſtadt. Die paar Pinguine, die es in jener Gegend gibt, reichen für den noch immer beſcheidenen Bedarf aus. Doch überlegen ſich die engliſchen Importeure ſchon jetzt, ob ſie nicht bald den Walfiſchjägern Aufträge zur Sammlung von Pinguin⸗Eiern erteilen ſollen. Es iſt ja ziemlich leicht, die Eier zu ſammeln. Die kleinere Pingui⸗ nenart, deren Flügel wie Floſſen ausſehen und deren Fe⸗ dern beinahe Schuppen gleichen, iſt in den ſüdlichſten Ge⸗ wäſſern der Erde ziemlich häufig und keineswegs ſo men⸗ ſchenſcheu wie ihre größeren Artgenoſſen. Wer die Eier ſucht, braucht nur eine der ſtadtartigen Pinguin⸗Siedlun⸗ gen zu betreten, in denen immer die vollkommenſte Ord⸗ nung herrſcht. Es ſind ſozuſagen amerikaniſche Städte, denn die Neſter ſind in Blocks zuſammengefaßt und durch ſorgfältig geglättete rechtwinklige Straßen verbunden. Wer . Näfsel- Ecke. Schach-Aufgabe. N ,b, e,. 7 5 e,, a b 0 0 0 1 g. Weiß zieht und ſetzt mit dem zweiten Zuge matt. Verſteck⸗Rätſel. 1. Er ſchob elf Neunen hintereinander. 2. Auf der Fahrt nach Unna gelang es, den Dieb feſtzu⸗ nehmen. 3. Als ich fortging, ertönte der Ruf:„Eile mit Weile“. 4. Der Junge war von dem früheren Schulſchluß an⸗ genehm berührt. 5 5. Ob ohrerfreuende Muſik das Konzert bot, möge dahin⸗ eſtellt bleiben. 6. Was ich am merkwürdigſten fand, war ſein kurzer Ent⸗ ſchluß in der Sache. In jedem der vorſtehenden ſechs Sätze iſt ein Hand⸗ werkszeug verſteckt enthalten. Welche? 5 Tätigkeits- Rälſel. 4 5 6 7 8 ergötzt Hörer und Leſer. „ bit 8 berauſcht. 4 fährt Rad. 4 8 88 nährt. 7 ſchmückt den Garten. 5 3 dichtet 4 erfreut das Ohr. Bilder ⸗Knoten⸗-Rätſel. (Zeichnung geſetzlich geſchützt.) S OK n O en D t S 9 In jedem Knoten befindet ſich ein Wort, das aus den bildlichen Darſtellungen zu erraten iſt. Die durch Verknotung verdeckten Buchſtaben der einzelnen Knoten ergeben, richtig geordnet, Wörter, die ebenfalls durch die Darſtellungen an⸗ gedeutet ſind. — 1 Dort Eier ſammelt, ſetzt ſich lediglich der(8 er ein paar Schnabelhiebe der entrüſteten Eltern abbe⸗ kommt, mit denen man aber fertig wird. Bisher war noch niemand auf den Gedanken gekommen, dieſe natürlichen Eierfarmen größten Maßſtabes induſtriell auszubeuten. Kinder wandern aus In England beſteht eine beſondere Geſellſchaft, die ſich lediglich mit der Auswanderung von Kindern befaßt. Die Geſellſchaft hat jetzt einen Ausbau ihrer Orga⸗ niſation beſchloſſen, die bereits ſeit 24 Jahren die Auswan⸗ derung von Kindern aus dem engliſchen Mutterland nach den Dominions ſyſtematiſch in die Wege geleitet hat. Die Geſellſchaft beſitzt in Auſtralien und Kanada eine Reihe muſtergültiger Farmen, auf denen die Kinder zu tüchtigen Landwirten erzogen werden. In den Schulen werden ſene Kinder ermittelt, die durch ihre körperliche und geiſtige Veranlagung zur Auswanderung am beſten geeignet ſind. Vor allem ſind es die Großſtadtkinder, die für die Auswanderung gewonnen werden. Für kinderreiche Fa⸗ milien, die ſich in Not befinden, iſt die Ueberſiedlung eines Sohnes oder einer Tochter auf eine überſeeiſche Farm oft der einzige Weg aus furchtbarem Elend. Vielfach gelingt es den Kindern, ſich drüben eine Exiſtenz zu ſchaffen, die ſpäter der ganzen Familie die Ueberſiedlung nach Kanada oder Auſtralien ermöglicht. Erſt vor kurzer Zeit haben wieder 84 Kinder England verlaſſen, um auf eine auſtra⸗ liſche Farm überzuſiedeln. Schatzhebung mit Staubfauger Ein neuer Bergungsapparat in Geſtalt eines rieſigen Staubſaugers iſt neuerdings mit gutem Erfolg bei der Ex⸗ pedition der„Artiglio“ erprobt worden. Das italieniſche Schiff iſt bekanntlich zurzeit damit beſchäftigt, das letzte Gold aus dem Wrack der„Egypt“ heraufzubefördern, die vor elf Jahren mit Gold⸗ und Silberbarren im Wert von 1 Million Pfund Sterling unterging. Bis jetzt ſind Barren im Wert von 800 000 Pfund Sterling aus dem Schiffs⸗ rumpf durch die mächtigen Baggermaſchinen der„Artiglio“ geborgen worden. Da aber inzwiſchen die Schotten zuſam⸗ mengebrochen ſind, konnten die Baggermaſchinen nicht mehr in Tätigkeit treten. Die Taucher rieten zwar, das Wrack zu ſprengen; der Vorſchlag aber wurde abgelehnt, da man fürchtete, daß infolge der Exploſion die Goldmünzen über den Ozean ausgeſtreut würden, wo ſie dann für immer ver⸗ ſchwunden wären. Infolgedeſſen ſtellte man den neuen Saugapparat in Dienſt, der bei dieſer Gelegenheit zum er⸗ ſtenmal auf ſeine Brauchbarkeit erprobt wurde. Wie gut er arbeitete, beweiſt die Tatſache, daß die„Artiglio“ Gold und Silber im Wert von 26 000 Pfund mit ihm herauf⸗ holte. Jede Minute wurden 1000 Goldſtücke aufgeſaugt. Golögrube ohne Geldumlauf Reichtum durch Borſäure. Die Gemeinde Lardarello bei Volterra in der itallez! ſchen Provinz Piſa kennt, trotz ihrem Reichtum eln Geldumlauf. Dieſer Reichtum beruht darauf, daß die 1105 K Gegend ſo etwas wie ein Monopol der Borſäure 1 winnung beſitzt. Dem Boden entſteigen ungufhörle dichte Wolken von Waſſerdampf, die die Landſchaft meli weit bedecken und die Borſäure ausſcheiden. Vor hin Jahren waren dieſe Dampfſchwaden, die ſog. Soffion, 9 Toskanas, die aus ungezählten Spalten und Riſſen det Ed. hervorquollen und eine Quadratmeile nach der anderen e hüllten, ein Gegenſtand des Grauens, der den Bewohnen. paniſchen Schrecken einflößte und ſie zur Flucht veranlaſßz i Der franzöſiſche Ingenieur und Chemiker Lardarel e dem Ort den Namen gegeben hat, war es, der den Noch tum an Borſäure entdeckte. Er leitete den Dampf in wi. ſergefüllte Behälter über, dampfte die dabei erhaltene Bu fäurelöſung ein und erhielt dadurch die Borſäure. Die Verfahren iſt auch heute noch in Italien üblich. Man 0 tet die borſäurehaltigen Dämpfe in waſſergefüllte gemauert Behälter und dampft die Borſäurelöſung ſo lange ein, z beim Erkalten die Borſäure auskriſtalliſiert. Die Bebölfe — rung von Lardarello und zahlreicher umliegender Dörfer ſind mit der Borſäuregewinnung beſchäftigt; die Ert wächſt unter dem Dampf heran, die Wälder ſind vo Dampfwolken eingehüllt, ohne daß die Bäume darunter lei den, kurz, man ſieht über eine Entfernung von 25 Kilome ter den ganzen Horizont von den Dampfſchwaden bedect, Inzwiſchen ſind viele neue Bohrlöcher dazugekommen, und je größer ihre Zahl iſt, deſto größer iſt die Dampfmenge die aus der Tiefe der Erde heraufſteigt und neue Rei tümer ſchafft. 1 Man hat den Dampf in den Dienſt der Technik ge ſtellt; er treibt Dynamos und erzeugt für das ganze Ta und die weiter entfernten Städte Strom. In Lardarelg iſt, wie ſchon erwähnt, kein Geld im Umlauf. Die Gee ſchäfte werden ausſchließlich von Frauen betrieben und gl Entgelt für die Waren erhalten dieſe nur Anweiſungen die von der auf genoſſenſchaftlicher Grundlage arbeitenden Geſellſchaft ausgeſtellt werden. Alle Männer ſind in den großen Fabriken, in denen Borſäure und andere Chem kolien deſtilliert werden, beſchäftigt; Handel und Verkeht! liegen ausſchließlich in den Händen der Frauen.. e N „Zum Wochenende! Nr. 35 mit Nebengusgaben„Die Familte? und 3 Zeitvertretb“ D. A. 2z. Vj. 3: 616608 Verantwortlich für den redakkiotel Teil Kurt Winkler, verantwortlicher Anzeigenleiter Car! Görg— Verlag tagsklat! De tſcher Praun Werleger ſo ut merlin Vins, Mauerſtrate Scharade. Mit zweien kochen wir die Speiſen, Mit einem bau'n wir unſer Haus. Das ganze ſchlägt man mit Stahl und Eiſen, Dann kommt ein funkelndes Zwerglein heraus. Rätſel. Ein Mädchen führt mich am Arme gern, Doch zähl' ich mich keineswegs zu den Herrn; Wenn ich dem Jüngling werde gegeben, Der grämt ſich vielleicht ſein ganzes Leben. Auflöſungen aus voriger Nummer: Schach ⸗Auf gabe: 1. Dd2—e2, Kea ds. 2. Sds bad matt. S 2. Sda— ei matt. E La b, 2. De?—e4 matt. 2 d6—- ds. 2. De?— 62 matt. Zuſammenſetz⸗ Aufgabe: Erd Rücken= er⸗ drücken, Erk Lingen- erklingen, Miß Raten— mißraten, Unter Stützen S unterſtützen, Vers Anden- verſanden. Auslaſſungs⸗Aufgabe: Rolſ)t.(OGhyypern, Geller, Schlw)ank, El(i)dam, Relm)iſe, Salm) um, Borte, Sbphitz,(O)ſtern, G(r)uß. Melt)er— Schwimmſport. Illuſtriertes Kreuzwort⸗Rätſel: Waage⸗ recht: Baſel, Bart, Nute, Eiche. Senkrecht: Riß, Birke, . Ecke. In dieſer Reihenfolge ſind die Wörter einzu⸗ ſtellen. Sprichwort⸗Rätſel: Wer zuerſt fortgeht, wird am meiſten ſchlecht gemacht. Röſſelſprung: Das Gold echter Frauenliebe glänzt niemals heller, als wenn es gilt ein Opfer zu bringen, auf 5 der Wert des Mannes klar hervor tete. Friedrich Spiel⸗ hagen. Renk: 18 F.-RAA 1.00/ Or 40 Pl H 120 Ein ſtolzer Doge. Die ehedem ſo mächtige Republik Genua, welche vom 14. bis zu Ende des 18. Jahrhunderts durch Dogen mit her⸗ zoglichem Rang regiert wurde, hatte den glänzendſten und einflußreichſten Regenten ſeiner Zeit, dem König Ludwig XIV. von Frankreich, Anlaß zur Unzufriedenheit gegeben. Er beſtand deshalb darauf, daß der Doge, als Oberhaupt des Staates Genua, mit vier Mitgliedern des Hohen Rates per⸗ ſönlich ſich bei ihm entſchuldigen müſſe. Der Doge kam, weil er nicht anders konnte, wie ein Fürſt, mit aller Pracht die altberühmte Republik der Ge⸗ nueſen vertretend, und als in dem glänzenden, goldſtrah⸗ lenden Schloſſe von Verſailles ihn jemand fragte, was ihm wohl hier am bewunderungswürdigſten erſchiene, erwiderte er ſtolz:„Daß man mich hier ſieht!“ Ein Rekord. 5 Alles geht ſchnell in Amerika, aber die Heiratsgeſchiche eines wohlhabenden Farmers im Staate Wisconſin hat denn doch an Schnelligkeit alles übertroffen. An einem Sonn⸗ abend las er in der Zeitung, daß ein junges Mädchen i Milwaukee einen Mann verlange. Am Sonntag ſchon war die Verlobung, am Montag die Hochzeit. Am Dienstag ver. ließ ihn die Frau wieder, der es auf ſeiner Farm nicht ge. fiel, und am Mittwoch reichte er die Scheidungsklage ein „Ach, könnten die Herren mir vielleicht mit einer Bren, ſchere aushelfen?“ 5 Pech. „Denke dir nur, meine Braut hat keine Ahnung vom Klavierſpielen.“ 1 „Da ſollteſt du dich doch darüber freuen und keine o. trübſelige Miene aufſetzen!“ g „Ja, weißt du, das Schlimme iſt eben, daß ſie troß dem ſpielt!“ g * „Marie, hier auf den Möbeln liegt der Staub von min deſtens einem Monat!“ „Aber das iſt doch nicht meine Schuld! Ich bin doch erſt vierzehn Tage hier!“ „Macht Ihnen die Frage ſoviel Schwierigkeiten, Het Kandidat?“ „Nein, Herr Profeſſor, nur die Antwort!“ * „Haben Sie ordentlichen Vorteil gehabt von Ihrer Rei an die See?“* „Das kann man wohl ſagen! Meine Frau und ich haben zuſammen 65 Kilo abgenommen!“ „Nicht möglich!“ i „Ja, unſere Tochter hat ſich nämlich verheiratet!“ * Vorbeugen. Sie:„Wo warſt du geſtern Nacht?“ Er:„Es iſt eine Lüge, ſage ich dir, eine Lüge!“ . 8 Schöne Weige zähne Chlorodont e ee E Cc