Num einer 0 do innten ir ein llt i reihen Brie: in die einfg⸗ ments e bon zählte, n am f der taffel, kung lände deckt, Wi⸗ baren rü d wo teten ſatten u ho⸗ meri⸗ orge⸗ men, hin — n. Sei⸗ ſeine n in reg⸗ moi⸗ t er tirn, eine dem nden muß her⸗ ein⸗ 5 er ngen Un⸗ rak⸗ chtet eder Zei⸗ feld⸗ inen itels kei⸗ 2. Blatt zu Mr. 208 eee eee eee eee r N Der Nürnberger Parteitag(Fortſetzung). Exöffnung des Harteikongreſſes Anſprache des Stellvertreters des Führers.— Begeiſterte Aufnahme der Proklamation. Nürnberg, 5. September. weckte in den frühen Morgen⸗ 0 Nürnberg aus dem Schlummer. Bald h auch die Schauluſtigen ein. Alle wollen, ſtunden d ſchon finder wenn auch nur für einen ganz kurzen Augenblick, ihren Führer ſehen. [dhain herrſcht ſeit Stunden Hochbetrieb. hme Be ſind ſchon frühzeitig ſichern. Die Kon⸗ Vorjahr wenig ver⸗ 5 prangt in gechalligen Lorbeer umrankt über ührer den Kongreßſaal „Alles für Und n guten An der ingen das igangspfort Abme and!“ Kurz nach 11 Uhr ſchmettern Fanfaren: Der Führer kommt. Der Muſikzug Franken intoniert den Badenweiler Ma 30000 Menſchen erheben ſich von den Plätzen und vecken die Arme zum deutſchen Gruß. Wieder erhebt ſich der Kongreß, als der Stellvertrerer Führers, Rudolf Heß, den 6. Parteitag mit einem htsvollen Gedenken an den Generalfeldmarſchall und ſidenten von Hindenburg eröffnet. Anter ge⸗ a m Trommelwirbel verlieſt darnach der Chef des Stabes, Lutze, die Namen der 400 für die deutſche Freiheit gefallenen Kämpfer, während ſich hinter ihm die Blutsfahne neigt. Noch einmal werden bei der Nennung der Namen, deren Viele heute in die Herzen aller ſchen eingedrungen ſind, bei dem Aufruf derer, mit und Leben der Boden für den Sieg der national⸗ ſozialiſtiſchen Bewegung Schritt für Schritt erſtritten wurde, die Jahre des Kampfes und der Verfolgung, des Leides und der Unterdrückung lebendig. Nudolf Heß ſpricht Dann hat der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, wieder das Wort, der zunächſt die Hinterbliebenen der ge⸗ fallenen Freiheitskämpfer, dann die Gäſte des In⸗ und Aus⸗ landes, die Mitglieder der Reichsregierung und der Partei⸗ ſtellen und der Wehrmacht begrüßt, die zum erſten Mal an dem Parteitag der Bewegung teilnehmen. Er erklärte zunächſt: Dieſer Parteitag iſt der erſte unter der unumſchränk⸗ ten Herrſchaft des Nationalſozialismus. Er ſteht im Zei⸗ chen Adolf Hitlers als oberſtem und alleinigem Führer der Deutſchen— im Zeichen des„Führers“ als ſtaatsrechtlich verankerter Begriff. Die Vereidigung der geſamten Wehr⸗ macht und Beamtenſchaft Deutſchlands auf den Führer gibt der völligen Machtergreifung des Nationalſozialismus ge⸗ ſchichtlichen Ausdruck. Die Parteitage der NSDAP. ſind deutſche Geſchichte; ſie ſind Meilenſteine am Wege des deut⸗ ſchen Wiederaufſtieges. Das politiſche Konzil von Nürnberg iſt ein kraftvoller Beweis für die Macht, die die politiſche Vertretung des eutſchen Volkes darſtellt. Sichtbar tritt die Partei als der alleinige Träger des politiſchen Wollens der Nation vor das Volk. Nachdem Rudolf Heß dann die Reden der verſchiedenen Gebiete angekündigt hatte, wandte er ſich an den Führer mit folgenden Worten: „Mein Führer! Um Sie ſtehen die Fahnen und Standar⸗ ten des Nationalſozialismus— der ſiegreichen Freiheits⸗ bewegung Deutſchlands. Wenn ihr Tuch einſt morſch ſein wird— wenn ſpätere Generationen in heiliger Verehrung die Siegeszeichen grüßen— erſt dann werden die Menſchen ganz fähig ſein, rückblickend die Größe unſerer Zeit zu ver⸗ ſtehen und zu begreifen, was Sie, mein Führer, für Deutſch⸗ land bedeuten. Mein Führer! Sie gaben Millionen Menſchen die Ar⸗ beit wieder, Sie gaben Deutſchland den inneren Frieden wieder. Sie ſtellten die verlorene Ehre der Nation wieder her. Sie haben den Deutſchen wieder den Glauben an ſich ſelbſt gegeben. Sie gaben den Deutſchen neue Grundlage für ihre Zukunft. Ihnen, mein Führer, danken Deutſchlands Männer, daß wieder Mannestugenden die Mannesehre bilden. Es danken Ihnen die Frauen, daß ſie wieder ſtolz ſein dürfen als Mütter, daß ſie wieder— geachtet und in ihrer frau⸗ lichen Würde verehrt— in voller Verantwortung auf ihren eigenen Lebensbezirken, die Natur und volkliche Gemeinſchaft ihnen beſtimmt, frei wirken können.. Es dankt Ihnen die Jugend, daß ſie ſich freudig wieder zu jenen Idealen bekennen kann, für die nach ihrem eigenen Empfinden zu leben und zu opfern ſich lohnt. Der Bauer dankt Ihnen die Sicherung ſeiner Scholle, der Arbeiter der Hand ſeine gleichberechtigte und gleich⸗ geachtete Stellung als vollwertiges Glied der Volksgemein⸗ ſchaft. Der Arbeiter der Stirn, der Gelehrte, der Künſtler, ſie danken Ihnen, daß ſie wieder ſchaffen können im Geiſte ihres Volkes und für ihr Volk. Sie kennen den Krieg; Sie erhalten den Frieden. Sie haben ein geſchlagenes Volk aufgerichtet. Ihre Stärke gab dem Volk neuen Glauben— des Volkes Glaube macht Sie ſtark. Sie ſind Deutſchland: Wenn Sie handeln, handelt die Nation— wenn Sie richten, richtet das Volk! Anſer Dank iſt das Gelöbnis, in guten Tagen und in böſen Tagen zu Ihnen zu ſtehen! Zu Ihnen zu ſtehen, komme, was da wolle! So wie die alten Kämpfer der Bewegung zu Ihnen ſtanden im Ringen um die Macht, gleich ob gute oder böſe Tage kamen! Dank Ihrer Führung erreichte die Bewegung ih: Ziel: Deutſchland zu werden. Denk Ihrer Führung wird Deutſchland ſein Ziel erreichen: Heimat zu ſein für ein treues Volk der nationalen Selbstbehauptung und der ſozialen Gerechtigkeit; Heimat zu ſein für alle Deutſchen der Welt! 5 Anter den alten und neuen Fahnen marſchferen wir dieſem Ziel entgegen nach Ihrem Willen— Ihr Wille iſt Ans Befehl! Sie waren uns der Garant des Sieges, Sie ſind uns der Garant des Friedens. Dem Führer— Sieg Heil! 5 5 Die Rede des Stellvertreters des Führers wurde immer von Beifallskundgebungen und ſtürmiſchen Heilrufen unter⸗ brochen und ſteigerte ſich am Schluß zu einem gewaltigen Bekenntnis des Parteikongreſſes zum Führer. Minutenlange Heilrufe folgten den Worten des Stellvertreters des Führers: „Wenn Sie handeln, handelt die Nation— wenn Sie richten, richtet das Volk!“ Dann ergriff der Gauleiter des Gaues Franken der NSDAP., Gauleiter Streicher, das Wort zur Begrüßung des Führers. Dann verlas der Sprecher der NSDAP., Gauleiter Wagner, die Proklamation des Führers. Stürmiſche Heilrufe der 30 000 Teilnehmer am Partei⸗ des Führers empor, die der Leiter des Traditionsgaues 5 Oberbayern⸗München, Gauleit „* 2 5 eh 8 lange Ovationen dargebracht. Die Kulturtagung Richtungweiſende Rede des Führers über die Kulturpolitik 9* im neuen Deutſchland. Nürnberg, 6. September. Auf der Kulturtagung der Deutſchen Arbei⸗ terpartei im Apollo⸗Theater hielt der Führer und Reichskanzler eine Rede, in der er u. a. ausführte: Der Auftieg und das Wirken der Menſchheit erſcheint der rückblig nden Betrachtung in den Zeitläuften ihrer ruhigen aufbauenden Entwicklung nicht nur weniger in⸗ tereſſant, ſondern auch konkret weniger faßlich und unüber⸗ ſehbar zu ſein als in den Jahrzehnten und Jahrhunderten ihrer Kriſen. In dieſem Univerſum ſcheinen die Kataſtro⸗ phen Meilenſteine zu ſein, an denen man allein den zurück⸗ gelegten Weg ſehen und meſſen kann. Uns hat das Schick⸗ ſal beſtimmt, in der Mitte oder am Ende einer ſolchen Um⸗ wälzung zu leben. Seit einigen Jahrhunderten iſt die Be⸗ ſchaulichkeit einer in feſten Traditionen erhärteten menſch⸗ lichen Geſellſchaftsordnung geſtört und dieſe ins Wan⸗ ken geraten. Was ſich an Spannungen in dieſer Ordnung im Laufe von Jahrhunderten ſchon durch zahlreiche Beben ankündigte, erfuhr in der franzöſiſchen Revolu⸗ tion ſeinen erſten elementaren Ausbruch. Eine faſt tau⸗ ſendjährige Ideenwelt und Ordnung der Geſellſchaft wurde bis in ihre innerſten Fundamente hinein erſchüttert. Seit⸗ dem iſt Unraſt über die Erde gekommen. Tau⸗ ſendjährige Vorſtellungen verblaſſen vor neuen Ideen. Das chriſtliche Zeitalter muß Kompromiſſe ſuchen mit den Theo⸗ rien einer liberalen Demokratie und findet ſie. Die Welt⸗ idee eines liberalen Zeitalters lädt zur Nachfolge die in⸗ ternationale Idee des marxiſtiſchen Sozialismus ein und dieſer wieder mündet in anarchiſches Chaos oder in die kommuniſtiſche Diktatur. Der Fenris⸗Wolf ſcheint über die Welt zu jagen. In einem wilden Krieg kämpfen Völker und Raſſen, ohne im einzelnen zu wiſſen wofür. Revolutionen erſchüttern die Schranken und an⸗ ſtelle der Verehrung des Kreuzes einer tauſendjährigen Kulturepoche ertönt die Proklamation der Abſetzung Gottes. In dieſem wüſten Chaos des Sterbens und Gebärens hat unſer Volk die ſchwerſte Not betroffen. Nur der Unverſtand geiſtiger Zwerge kann ſich einbilden, daß eine Bolſchewiſierung Deutſchlands für die andere Welt keine andere Bedeutung gehabt haben würde als daß man dann eben ſtatt mit Deutſchen mit Kommuniſten hätte ſein Auskommen finden müſſen. So wie ſich aber früher ſchon die Völker⸗ und RNaſſen⸗ ſtürme aus dem unermeßlichen Oſten in Deutſchland bra⸗ chen, ſo iſt auch dieſesmal unſer Volk der Wellenbrecher ziner Flut geworden, die Europa ſeine Wohlfahrt und feine Kultur unter ſich begraben häkke. Freilich, es war das Elend und die Not einer Kata⸗ ſtrophe erforderlich, um zu jenem atembeklemmenden Kampf zweier Welten zu führen, in dem nunmehr die un⸗ ſeres germaniſchen Geiſtes Siegerin geblieben iſt. Die nationalſozialiſtiſche Revolution hat, indem ſie dem deutſchen Leben arteigenſte und damit tragende Grund⸗ lagen einerſeits gab, den Beſtand und Verlauf unſerer nationalen Exiſtenz für die Zukunft geſichert und die bedrohlichen Erſcheinungen der Vernichtung über⸗ wältigt und ausgerottet. Damit wird zunächſt für unſer Volk die Epoche der chao⸗ tiſchen Verwirrung abgeſchloſſen und ein neuer ſegensrei⸗ cher Aufbau eingeleitet! Und vor allem: Nicht einem blinden Zufall iſt dies zu verdanken, ſondern den aus richtigen Erkennt⸗ niſſen gezogenen richtigen Folgerungen. Der Beweis für dieſe kühne Behauptung liegt in der Tatſuche, daß das, was ſeit dem 30. Januar des vergange⸗ nen Jahres das deutſche Leben ſo gewaltig bewegt und neu geflalfet, nicht als unvermuteter Zufall kam, ſondern von uns—. und ich darf ſagen, von mir— ſeit faſt eineinhalb Jahrzehnten unentwegt vorhergeſagt und prophezeit wurde. Der Kampf um die Macht im Staate, die letzte Phaſe dieſes Ringens, und der endgültige Sieg, ſie mußten daher zwangsläufig kommen, als der natürliche Verlauf eines richtiggeſehenen, geleiteten und durchgeführ⸗ ten Prozeſſes. Wenn heute, beſonders bei der übrigen Welt, ſo man⸗ ches am nationalſozialiſtiſchen Sieg und Erfolg un ver⸗ ſtändlich erſcheint, dann nur deshalb, weil viele unluſtig und unfähig waren, ſich über dieſe Erſcheinungen dauernd zii informieren und am Laufenden zu halten, oder gar in inne grundſätzlichen Ideen einzudringen und ſtattdeſſen ihre Nichrichten von einer Preſſe bezogen, die nur bedingt For⸗ ſcherin im Dienſte einer ewigen Wahrheit ſein will. Was eben eine außenſtehende Welt auch heute noch nicht be⸗ greift, haben von der erſten Stunde der Geburt der Beme⸗ gung an die ihr verſchriebenen Kämpfer begriffen und er lebt, Oder glaubt man, daß der Aufbau einer ſolchen neuen Weltanſchauungsarmee revolutionärer Soldaten möglich war, wenn dieſe nicht in ihrem Innern all den fanati⸗ ſchen Glauben an die Möglichkeit, ja Sicherheit der Verwirklichung eines Ideals beſeſſen hätten, das ihnen da⸗ mi zumindeſten gefühlsmäßig klar geweſen ſein mu. 3 0 W 7 0 Der Ausgangspunkt dieſer Erkenntniſſe aber lag in einer genauen Analyſe der Zuſammenſetzung unſeres Volkskörpers, ſowie der beſonderen Arten und Werte ſeiner einzelnen Raſſenkerne. Wenn aber dieſer Prozeß ein voll⸗ kommen neues Bild der Kraft unſeres Volkes ergibt, dann kann die Auswertung einer ſolchen überlegenen Organiſa⸗ tion des Volkskörpers nicht auf einzelne Gebilde beſchränkt ſein, ſondern muß ſich allgemein zeigen. Die Auswirkung der Amwälzung Wer zweifelt heute noch an der Größe der geiſtigen, polit und ſelbſt wirtſchaftlichen Umwälzung, Deutſchland vollzogen hat? Und doch wiſſen wir, * kommen, ihre Vollendung aber, wie jeglicher Aufbau, die Zeit von Generationen erfordert. Denn die nationalſozialiſtiſche Revolution hat den Zug der deutſchen Entwicklung in ein neues Geleiſe gehoben. Sie hat dem deutſchen Lebensſtrom eine neue Richtung gegeben. Die nationalſozialiſtiſche Revolution wäre nie gelungen, wenn ſie nicht aus weltanſchaulichen Grundlagen käme. Da⸗ mit aber wird ſie nicht nur das äußere Lebens⸗ und Macht⸗ bild des deutſchen Volkes verändern, ſondern auch ſeiner kulturellen Geſtaltung einen neuen Aus⸗ druck verleihen. Wenn durch eine ſolche Entwicklung unſer Volk den Weg zu einer ſelbſtſicheren Ausprägung ſeiner politiſchen und ſonſtigen Werte gefunden hat, dann auch zur Offen⸗ barung ſeiner ihm innewohnenden kulturellen Kräfte. Seit mit dem Ausgang des Mittelalters zur nationalen Zerriſſenheit der Völker noch die geiſtige Wirrnis kam, wurde auch der Ausdruck ihrer Kultur verworren und zer⸗ riſſen. Es iſt beklemmend, zu ſehen, wie in einem Jahrhun⸗ dert in tauſend Einzelerſcheinungen auch in unſerem Volk ſich der Genius regte und Lichter entzündete, ohne aber im geſamten mehr als eine geſchmackloſe Illumination zu er⸗ reichen. Ein wildes Durcheinander von Tiefempfundenem und mechaniſch Kopiertem, von genial Verarbeitetem und frech Vorgetäuſchtem prägt dieſem Zeitalter den Stempel der Entartung auf. Vergangenheit und Neuaufbau Wenn wir von einer ernſten Aufgabe unſerer Kultur⸗ förderung ſprechen wollen, dann kann es zunächſt ſein, das zu pflegen, was ſchon bisher beſter Ausdruck unſeres Weſens oder zumindeſt von geſchichtlich aus unſerem Volk nicht weg⸗ zudenkender Bedeutung iſt. Dieſer Reſpekt vor der Vergangenheit bedeutet nicht in allen Einzelheiten eine Identifizierung mit ihr, ſo wenig als die Achtung vor den geſchichtlichen Leiſtungen der Vor⸗ fahren in jedem Falle ihrer Billigung gleichzuſetzen iſt. Das Bild der menſchlichen Kultur kann ſich aufbauen auf der gänzlich unbewußten, weil rein intuitiven Erfüllung einer innerlich blutmäßig bedingten Sehnſucht und ihres Befehles! Sie kann aber weiter durch Infektionen von außen in einem Volkskörper beeinflußt und geſtaltet wer⸗ den, dort zu einer nicht wegzuleugnenden Bedeutung kom⸗ men, ohne innerlich mit ihm weſensverwandt zu ſein. Es iſt nicht leicht, nach Jahrhunderten die verſchiedene Her⸗ kunft eines ſolchen kulturellen Geſamtgebietes zu analyſieren, feſtzuſtellen, was von ihm einer eigenen Wurzel entſtammt und was nur von außen eingeführt oder aufgepfropft wurde. Beſonders ſchwierig dann, wenn eine beſtimmte Kulturent⸗ wicklung in einem unlösbaren Zuſammenhang mit einer gei⸗ ſtig⸗weltanſchaulichen Lehre ſteht, deren Urſprung außerhalb eines Volkes zu ſuchen iſt, deren geſchichtliche Entwicklung und Erſcheinung aber, weil in einem Volke gewachſen und groß geworden und ſo mit ihm verbunden, von dieſem ſchwer mehr wegzudenken iſt. Selbſt die ſchädlichſte Idee wird dann nach jahrhundertelanger Uebernahme und Verarbeitung zumindeſt eine gewiſſe äußerliche Anpaſſung an die Lebens⸗ bedingungen des Gaſtgebers angenommen haben, ſo daß es ſchwer fällt, ſich nachträglich den Lauf der Entwicklung ohne ſie zu denken. Es iſt aber klar, daß eine Idee wie die nationalſozia⸗ liſtiſche zum Aufhau ihres kulturellen Lebens ſich aus der Vergangenheit ebenfalls nur ſolcher Elemente bedienen ſoll, die weniger aus der Welt der künſtlich hineingetragenen Auf⸗ ſaſſungen, als vielmehr aus der des eigenſten inneren Weſens⸗ kernes ſtammen. Ein großer Deutſcher hat einmal verſucht, den Kern dieſes innerſten Weſens unſeres Volkes dahingehend zu kennzeichnen, daß y deutſch ſein, klar ſein“ heißt. Wenn das Griechentum für den Mann und das Weib eine beſtimmte künſtleriſche Wiedergabe fand, dann iſt dies nicht nur etwa als maniriert griechiſch anzusehen, wie ungefähr die Darſtellung von Mann und Weib durch einen Negerſtamm vielleicht afrikaniſch iſt, ſondern darüber hinaus noch abſtrakt genommen klar, d. h.: ſie iſt richtig. In dieſer richtig geſehenen und wiedergegebenen Zweckmäßig⸗ keit liegt ein letzter Maßſtab für die Schönheit. Wenn daher der dadaiſtiſche Stammler Mann und Weib zu Mißgeburten degradiert, dann nur, weil ihm jeder Hauch des Geiſtes fehlt, die ewig geſchloſſene Syntheſe zwſſchen Zweckmäßigkeit und Schönheit zu finden! Kunſt verpflichtet zur Wahrhaftigkeit und dieſe Wahrhaftigkeit kann keine andere ſein als das Streben, jenen edlen Kompromiß zu finden, zwiſchen der nüchtern geſehen ſachlichen und der im Innerſten geahnten letzten Verbeſſerung und Vollendung. Die Aufgabe der Zeſtaltung des Schönen erſtreckt ſich auf alle Gebiete des Lebens. Im Künſtler melden ſich die inneren Werte eines Volkes in höchſter Verſtärkung laut und ſichtbar für alle an. Entſcheidend bleibt, daß ein Volk ſich der Aus⸗ ſtrahlung ſeiner eigewen Erbmaſſe bedient und nicht der einer fremden. Es iſt daher falſch, beim Aufbau einer neuen Kultur Elemente 15 nehmen, die einſt weltanſchau⸗ lich künſtlich eingeführt, aber nicht blutsmäßig im eigenen Volk verankert erſcheinen. Es iſt deshalb auch nur zu ver⸗ ſtändlich, daß dem wahrhaften. Volkes, der alis einer blutsmäßigen Bedingtheit heraus ſchafft, die Werke des Innenlebens völker verwandter Raſſen näher liegen und mehr. müſſen, als künſtlich aufge⸗ pfropfte Produkte einer fremden weltanſchaulichen Infek⸗ tion im eigenen Volk. 8 VVV Neue Kunſtentwicklung Es iſt daher die erſte Aufgabe einer neuen deutſchen Kunſtentwicklung, die Stilverkrampfung aufzu⸗ lockern und insbeſondere die Erkenntnis zu fördern, daß es nicht richtig iſt, einer rein konſtruktiv wirkenden künſt⸗ leriſchen Manie zu verfallen, ſondern daß wir vielmehr die ſchöpferiſche Kraft von ſolchen Maniriertheiten zu be⸗ freien haben. Dies iſt kein Rezept, nach dem jeder Durch⸗ ſchnittswurm nun großer Künſtler werden kann, ſondern nur die Vorausſetzung, um das wirklich ge⸗ borene Genie nicht im Prokruſtes⸗Bett alter Stilgeſetze ver⸗ kümmern zu laſſen. Die nationalſozialiſtiſche Bewegung hat daher heute zwei Gefahren zu überſtehen: 1. Ihr droht es, daß ſich plötzlich jene Kunſtverderber in Begeiſterung zur Verfügung ſtellen, die glauben, daß man eine neue Wahrheit nicht in bisher ſchon gebräuchlichen Wörtern ausdrücken darf. Das heißt jene ängſtlichen Stammler, die als einziges Motto für ihr künſtleriſches Wirken nur das Gebot kennen:„Neues um jeden Preis“. Gegen Stümper, Scharlatane und Rückwärtſe Das ganze Kunſt⸗ und Kulturgeſtotter von Kubiſten, Futuriſten, Dadaiſten uſw. iſt weder raſſiſch be⸗ gründet noch volkiſch erträglich. Es iſt höchſtens als Ausdruck einer Weltanſchauung zu werten, die von ſich ſelbſt zugibt, daß die Auflöſung aller beſtehenden Begriffe, aller Völker und Raßen, ihre Vermiſchung und Verpantſchung höchſtes Ziel ihrer intellektuellen Urheber- und Führergilde iſt. Es muß eindeutig und klar ausgeſprochen werden: Nicht nur die politiſche, ſondern auch die kulturelle Linie der Entwicklung des Dritten Reiches beſtimmen die, die es eſchaffen haben, und dieſe Scharlakane käuſchen ſich, wenn ie meinen, die Schöpfer des neuen Keiches wären viel⸗ leicht albern und ängſtlich genug, ſich von ihrem Geſchwätz benebeln oder gar einſchüchtern zu laſſen. Sie werden ſehen, daß die vielleicht größte kulturelle und künſtleriſche Auftragserteilung aller 9055 über ſie ſo ur Tagesordnung hinweggehen wird, als ob ſie nie exi⸗ ſtiert hätten. Zum Zweiten aber muß der nationalſoziali⸗ ſtiſche Staat ſich verwahren gegen das plötzliche Auftauchen jener Rückwärkſe, die meinen, eine„theutſche Kunſt“ aus der krauſen Welt ihrer eigenen romantiſchen Vorſtellungen der natio⸗ nalſozialiſtiſchen Revolution als verpflichtendes Erbteil für die Zukunft mitgeben zu kömnen. Sie waren niemals Nationalſozialiſten geweſen. Entweder hauſten ſie in den Einfiedeleien einer von den Juden ſtets als lächerlich emp⸗ fundenen germaniſchen Traumwelt oder ſie trabten fromm und bieder inmitten der Heilſcharen einer bürgerlichen Renaiſſance. Sie haben es nie der Mühe wert gefunden, ſich mit dem ee Gedan⸗ kengut vertraut zu machen. Als ſie nach unſerem Siege eil⸗ fertig von ihren Leitern herunterſtiegen, um ſich der ja Der Miherneiſter bon Worm Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. 33 Seidenbenders Hände waren zu Fäuſten geballt. Er hielt an ſich. Doch ſeine Stimme war hart wie Stahl, als er losfuhr: „Habt Ihr uns nicht die ſchönſten Verſprechungen und Verſicherungen gegeben, daß unſere Stadt verſchont blei⸗ ben ſolle? Hat nicht der Dauphin ſelber mir geſagt, daß wir nichts zu befürchten hätten?“ Zorn ſteht auf Seidenbenders Stirn. Klingend ſcharf fallen ſeine Worte in die Totenſtille des Saales. Der Intendant zuckt die Achſeln. „Der König wünſcht nur, daß der Magiſtrat und die Bürgerſchaft ſich und das Ihrige in Sicherheit bringen, da⸗ mit er, wenn die Feinde kommen, ungehindert tun kann, was er will. Man muß dies Unglück der unglückſeligen Zeit zuſchreiben, nicht dem König.“ Der Franzoſe verbeugt ſich. Die Verſammlung iſt entlaſſen. Sie wiſſen es nicht, die Männer von Worms, wie ſie nach Hauſe gekommen ſind. Sie wiſſen es nicht, wie ſie es ihren Frauen beigebracht haben und wie ſie die Nacht durchlebten. Denn Schlaf hat keiner gefunden, kein ein⸗ ziger. Am andern Morgen in aller Frühe verſammeln ſie den ganzen Rat und die ſiebzehn Zünfte, um ihnen das Schreckliche mitzuteilen. Und man beſchließt in der letzten und höchſten Not, daß der geſamte geheime Rat dem Intendanten noch einmal eine Aufwartung macht und ihm anbietet, um den Brand abzuwenden von der geliebten Stadt, daß man ſich einer Plünderung unterwerfen wolle, wenn nur die Stadt ſel⸗ ber verſchont werde. Als die Väter der Stadt mit Tränen dem Intendanten dieſen Vorſchlag machen, kann auch er ſich der Tränen nicht mehr erwehren. And ebenſo alle die umſtehenden Offi⸗ ziere. Denn ſind ſie nicht alle Menſchen? Viele auch Fami⸗ lienväter— Brüder— Gatten? Und es ſind unter den Männern von Worms greiſe, zitternde Geſtalten, die groß geworden ſind mit dem Ruhm ihrer uralten Rheinſtadt. Sie können es nicht faſſen, daß ſie in drei Tagen davon müſſen— ohne Heimat— ohne Ziel— ohne Schuld. 5 In drei Tagen! 5 Wohin? Wohin? In wildfremde franzöſiſche Ortſchaf⸗ ten, von denen ſie noch nie gehört? Aber die Unglücklichen erhalten keinen anderen Be⸗ ſcheid als den, daß des Königs Befehlen pünktlich nach⸗ gekommen werden muß. And noch eines ſagt den zittern⸗ 515 5 fiebernden Männern der franzöſiſche In⸗ endant. „Verſchont bleiben von dem Brande ſollen der biſchöf⸗ liche Hof und der Dom. Als Aſyl ſollen ſie dienen und dahin können ſie alle flüchten, frei und ohne Gefahr. Alle übrigen Kirchen und Klöſter können nicht verſchont wer⸗ den. Man achte es für eine Gnade, daß der König der Stadt das Bevorſtehende angekündigt hat und die Einwoh⸗ ner ungehindert davonziehen läßt!“ Fremde, todweiße Geſichter ſind es, die aus dem Rat⸗ haus wieder auf die Straße treten. Sie taſten ſich in ihre Häuſer, denn nun müſſen ſie ja ſorgen für die Ihrigen. Sorgen für die Frauen und kleinen, unmündigen Kinder, daß ſie ein Dach über den Kopf bekommen! Sorgen für ihr Hab und Gut, daß ſie nicht betteln gehen müſſen in der Fremde. ohnehin nur pürch Trommelcdirbel mobiliſierten national⸗ ſozialiſtiſchen Bewegung als politiſche Köpfe und Strategen anzutragen, fehlte ihnen jede Vorſtellung über die Größe der Umwälzung, die ſich unterdeß im deutſchen Volke vollzogen hat. So offerieren ſie heute Bahnhöfe im original⸗deut⸗ ſchen Renaiſſanceſtil, Straßenbenennungen und Maſchinenſchrift in echt gotiſchen Lettern, Liedertexte frei nach Walther von der Vogelweide, Modeſchöp⸗ fungen nach Gretchen und Fauſt, Bilder nach Art des Trompeters von Säckingen, Bidenhänder und Armbruſt, aber womöglich als Wehr und Waffen. Sie haben keine Ahnung davon, daß deutſch ein klar ſein heißen könnte, ſonſt würden ſie ſich beſſer als Verſtei⸗ nerungen in die Muſeen zurückziehen, denn als aufdring⸗ liche Geiſter die Mitwelt erſchauern zu laſſen. Weil wir die Geſamtleiſtungen der Vergangenheit auf das tiefſte reſpektieren, bilden ſie ſich ein, daß wir alles aus ihr auch für die Zukunft angewandt ſehen möchten. Eine vermeintliche gotiſche Verinnerlichung paßt ſchlecht in das Zeitalter von Stahl und Eiſen, Glas und Beton, von Frauenſchönheit und Männerkraft, von hochgehobenem Haupt und trotzigem Sinn. Was tauſend Jahre lang gefeſſelt wurde, wird zum Heile und der Ge⸗ ſundheit unſeres Volkes und der anderen frei. Der Adel des menſchlichen Körpers iſt ſeiner Vergewaltigung und Verkümmerung ledig ge⸗ worden. Eine neue Welt der Schönheit kündigt ſich an. Die Menſchen aber wollen einem Gott nicht weniger dankbar ſein für all das, was er geſchaffen, weil ſie die Herrlichkeit und ewige Weisheit ſeiner Werke nunmehr wieder offen vor Augen ſehen. Der Nationalſozialismus lebt nicht in der Düſterkeit Eurer Vorurteile und wir ſind glücklich genug zu wiſſen, daß zwiſchen den Schriftzeichen eines Griechentums und den Runen unſerer Vorfahren eine ſichtbare Uebereinſtim⸗ mung in der großen Stilempfindung beſteht. Wir ſehen wieder bewundernd auf die großen Völker des Altertums, auf ihre Leiſtungen auf dem Gebiete der menſchlichen Kultur und in Sonderheit der Kunſt. Die Behauptung, daß ein ſolches Denken unchriſtlich wäre, weiſen wir lachend zurück. Denn ausgehend von der antiken Kulturwelt über das romaniſche Zeitalter und die Gotik hinweg durchlief das Chriſtentum Renaiſſance, Ba⸗ rock, Rokoko und predigt heute in ſogenannten„modernen“ Tempeln, in denen künſtleriſch wir Nationalſozialiſten oft nur eine Verhöhnung der ewigen Schönheit Gottes zu ſe⸗ hen vermögen, ohne daß dies dem Chriſtentum erſichtlichen Abbruch getan hätte. Das kommende Reich wird die Züge des Geiſtes derer kragen, die es ſchufen und nicht jener, die es nicht er⸗ faſſen und verſtehen. Die wahren Genies aber— und ſie allein ſind die von der Vorſehung der Menſchheit geſchickten Verkünder der Schönheit und Würde— brauchen keine Bevor⸗ mundung und keine Rezepte. Und unſere Pflicht im fiene ffäktbnalſöraliſfiſchen Reich iſt es, daft, weffft Völs Gnade in einem ſolchen Menſchen ſichtbar wird, ſich nicht mit der Erkenntnis dieſer Tatſache zu begnügen und weiter zu ſuchen, ſondern dem auch die Aufträge der Nation 1 geben. Sie werden dann ihren Dank abſtatten durch Werke die unſeres Weſens und Geiſtes würdig find. Durch ſie wird die Kunſt wieder in die lebendigſte Beziehung gebracht wer⸗ den zum Volk. Sie werden dann wieder ſingen und ſagen von eienr Zei, t die groß war, weil ſie Größtes zu geſtalten ſich unter⸗ fing, und gerade, was den kleinen Geiſtern von heute als Aufgabe und Wollen phantaſtiſch erſcheint, wird einſt mit der Liebe der Götter belohnt werden, die ſich jene erringen, die tapferen Herzens das ſcheinbar unmögliche fordern. Es lebe unſer deulſches Volk und unſere deutſche Kunſt! Parteitag 1934. In zahlloſen Sonderzügen ſind die Träger des neuen Reiche; zum Reichsparteitag nach Nürnberg geeilt. Unſer Bild zeig die Abfahrt eines Sonderzuges in Berlin. O, daß man bei Verſtand bleibt! Daß man den Mut nicht verliert und den heiligen Glauben! Gott! Gott! Und Worms ſoll wahrhaftig brennen? Worms— die uralte, heilige deutſche Stadt? Die Heimat, in deren Erde die dene der Väter und Ahnen ruht! Man kann es nicht aus⸗ enken! Man kann es einfach nicht faſſen! And endloſe Züge, beladen mit Hausrat jeglicher Art, ſtrömen zum Dom. O, wie die herrliche Kirche angefüllt wird mit Möbeln, Betten, Geſchirr! Wie der Domhof wimmelt von Menſchen, die ihr bißchen Eigentum retten möchten vor dem furchtbaren Feuer. Sie keuchen anein⸗ ander vorüber— mit Koſtbarkeiten— mit wertloſem Kram. ö Denn hier im Domhof iſt ja ein Aſyl! Hier im Dom darf die Flamme nicht Einzug halten— hier iſt ein Frei⸗ 1— ein Rettungsport in all dem Anheil, das kommen wird. Die heilige Kirche öffnet weit ihre Arme, um die Hei⸗ matloſen aufzunehmen in ihrem Schoß. O, ſchütze uns, du heiliger Dom! O, wölbe deine uralten Mauern um deine zitternden Kinder, die nicht mehr aus noch ein wiſſen in ihrer Angſt! Am Fenſter ſeines Palaſtes ſteht der greiſe Biſchof. Er hat die Hände gehoben zum Segen. eber ſeine fal⸗ tigen Wangen rieſeln die Tränen. Alle Tore hat er öffnen laſſen— weit— weit, daß ſie wenigſtens bei ihm eine Zuflucht finden mögen bei der ſchauervollen Feuersbrunſt, die alles verzehren ſoll. Feuerſpritzen, Eimer und Leitern bringen die Bürger der Stadt ihrem Biſchof. Damit er löſchen könne, wenn vielleicht der Brand doch ſeinen Hof und die Domkirche ergreifen ſollte. Das Getümmel in den Straßen flutet hin und her— es iſt, als ſei Worms plötzlich ein rieſiger Jahrmarkt ge⸗ worden. Oder als wollten alle Bürger auf einmal Umzug halten. Vor Tränen und Schluchzen kann keiner ſprechen, und am liebſten hätten auch die Steine mitgeweint. Es hat in jenen Nächten kein Erwachſener in Worms ein Auge zugetan. And keiner hat die unſägliche Maien⸗ pracht geſehen, die über der ſchlafenden Erde lag. Durch die junggrünen Blätter der Linde am Linden⸗ hof ſchimmern die Sterne. Groß und klar leuchten ſie. Wie Wegweiſer Gottes zu einer anderen Welt. In den Roſen⸗ 7 eines niederen Apfelbaumes ſchluchzt eine Nach⸗ tigall. An den Stamm der Linde Fa ſteht der alte Fridolin Güldenborn. Anaufhaltſam laufen ihm die Trä⸗ nen über das hagere Geſicht. Muß er wirklich Abſchied nehmen von ſeinem Ecklein hier, wo er einſt in Ruhe zu ſterben gehofft? Fridolin Güldenborn geht langſam in das Haus zu⸗ rück. In ſeinem traulichen Stübchen mit den weit offenen Fenſtern bleibt er ſtehen. Und ſeine Augen gehen über die Wände und den alten Schrank, den ſein Urgroßvater ſchon aus Holland mit nach Worms gebracht. Der Schrank iſt wuchtig und ſchwer. Den kann er nicht allein befördern ins Domaſyl. Und wer könnte ihm helfen dabei? Sie haben ja alle, alle ſo viel mit ſich ſelbſt zu tun. Ueber den großen Arbeitstiſch am Ofen ſtreichen ſeine zitternden Hände. Weiter ſieht er ſich ſuchend um in der Stube. Und löſt dann den ſchwankenden Vogelbauer vom Haken am ane Sein Star, ſein geliebter, darf nicht um⸗ ommen in Rauch und Feuersnot. Und dann ſeine Blu⸗ men! Aber er kann ſie nicht alle tragen. Den ſchön⸗ ſten und größten Blumentopf nimmt er in den linken Arm, den Vogelbauer in die andere Hand. Er kann ja öfter gehen. 5 Und ſo geht er aus ſeinem Häuslein vorüber an der Linde, die Gaſſe entlang zum Dom. Er geht gebeugt und langſam und hat den Hut vergeſſen. Linde Mailuft fächelt um ſeine weißhaarigen Schläfen. 5 Aber er hat es ſich leichter gedacht. Im Domhof kommt er nicht weiter vor Menſchen und Karren und Hausrat. 5 a So ſetzt er ſich geduldig auf einen Stein am Wege und wartet. Den Vogelbauer hat er neben ſich geſtellt, den Blumentopf hält er zwiſchen den Knien. Und ſeine guten, grauen Augen, die voll von Tränen ſind, ſehen auf die ge⸗ beugten Menſchenſcharen, die vorüberhaſten mit ihrer Habe zum Aſyl.. Gram iſt in allen Geſichtern und eine unſagbare Not. Denn wem die Heimat genommen werden ſoll durch Feuer und Brand, der mag wohl irre werden aus Furcht vor der Zukunft. Denn wo ſoll man hin, wenn man nicht ſo viele Arme hat und ſo viele Kräfte, um ſchleppen und tragen zu können, was einem gehört? Eine junge Mutter haſtet daher. Den Säugling im Arm. Sie zieht einen vollbepackten Karren hinter ſich und ruft von Zeit zu Zeit einen Namen. Sie hat den Mann verloren im Gedränge, der auch beladen zum Dom⸗ hof wollte. Jetzt ſieht ſie den alten Güldenborn auf dem Stein ſitzen. Sie ſieht die guten grauen Augen, die voll Mitleid und Vertrauen ſind. Da läßt ſie ihren Karren, den ſie⸗ keuchend gezogen, und legt dem Alten ihr ſchlafendes Kind⸗ lein in den Arm. „Haltet es mir ein Weilchen, guter Vater. Ich mag es nicht mit hineinnehmen da ins Gedränge. Sie könnten es mir erdrücken. Bloß die Sachen will ich verſtauen im Domaſyl, dann komme ich wieder und hole mir's ab.“ Und ſchon iſt ſie untergetaucht in dem Getümmel, im Strom, der vorüberbrandet zum Domhof hin. Güldenborn hat ſeinen Blumentopf neben den Vogel⸗ bauer auf die Erde geſtellt. Weich hält er das ſchlafende Kind in ſeinen alten Ar⸗ men. Ganz tief hineinſehen muß er in das ſüße, roſige Geſicht, in dem dee Frieden wohnt und das Vertrauen. Die Augen ſind ſeſt geſchloſſen und um den Mund ſpielt ein Lächeln, als träume es von der Mutterbruſt. Alles um ſich herum hat Güldenborn vergeſſen. Den Strom der weinenden Menſchen, die Not der Stadt, ſeine eigene Not Es iſt ihm wie eine Offenbarung Gottes. Er beugt ſich nieder über das Kind und zieht die lan⸗ gen Schöße ſeines Rockes dicht über das Körperchen wie eine Decke. Obwohl die Mutter es ſchon ſo ſorglich ein⸗ gehüllt hat. 5 So ſitzt der alte Mann und wartet und es kommt eine große Ruhe dabei in ſein Herz. N. And es iſt noch eine da, deren Seele ſtark und ſtill wird, weil ſie helfen kann. Bei den kranken 1 im Spital iſt Sibylle Battenberg und hilft die Sachen in den Domhof tragen. Denn dieſe Krüppel oder Blinden ſind ja am ſchlimmſten daran, wenn der Brand die Stadt ver⸗ zehrt und ſie ſich nicht ſelber helfen können. 1 Wie ein Engel erſcheint ihnen das hohe blonde Mäd⸗ chen, das den Barmherzigen Schweſtern hilft, die Kranken zu tragen und ihnen neue Lager aus Stroh zu bereiten im Dom. 5 Es iſt ein ſo fieberhaftes Arbeiten in Worms, wie man es noch nie ſonſt 1 5 9 Züge von Flüchtlingen haben ſich zuſammengetan und wandern aus der Stadt. Einer fernen, unbekannten Zu⸗ kunft, einer neuen Heimat entgegen. Aber das ſind die wenigſten, die kein Haus zu ver lieren haben und keinen größeren Beſitz. Die meiſten hof⸗ fen immer noch, daß das Letzte und Fürchtbarſte abgewen⸗ det werde von der gequälten Stadt. Hortſetzung folgt, e 1934 Nr. 35 ge cue lege ane using 85 uit siv gon ban ic quenz Ueapgech seeie pile nager a unlekulngz ze Rpcusboch eig guvlckuls gun uesßgu usgegulg uezuvgech uelei 010 ou ich feignm uegzusg o un egen zaun! dig 1% gpg Bicanagaezgz I inlan voc e Bunznec zeiluebiean senogz 890 11 gie sd zaubebeg qzegz sog piu ul! aogz— Cueulhvu nz se q leg 115 ohn uenvm eig fuebzeguen vag die ehen ue Luv ug olf enom opouusg gun Jcpzu nv en nom so iplpicpe üellime gun Alen See guho 15 Bunnend aaustunſd eue melo uva ei cn ein bie o e ee betet ee e ene neee een ie e ie ee eier ben i a0 duuoz sv uh! uda na oled ono sog anpnb jn! eie ene ee ehe en e euoleg Toquspnacg Teure einer ener ier ere unc so dog v , eee een ehe er een eee due gg abank uc eee e bog 10004 piu oe ace e e een e eee eng ebilyg spare 2d go sio Bunbecegz oule eicppu ze— 15 — ol ze— apa szequv se une— d n bletunac eee bee ebenen we eic elnvg ng u ur een hee eee ed ugeon vic no ug! nu uubgeg qun dises aufe uv ug ne 0 eie 18 „Heap olnvc ne go sio olegvieb enz pin been e eher ed ehen el ouebonvr kept ng ing,— Lanz ne jeja— nog olg zl Lanz nb ane eee een eabrlun— ci ung pupnlch“ uv Sou gel unllee zulagh e edge den eee been nee r ei de Ulog -u de ee eee een Unu ng 1e“ bal unletungz ie ueuazz ueg sn cpi epo 15 gun pnane Rpauuoboch gun bgunuulleg ine ug eicpprg S Igvlusbach ollvaz acpiem— geihezun a0 pονν aaggvuut eros esd fescpligune n gun Mane; lonv Hon ehe denn ee e well ug: gun uehung eie ee ee een enen ee ei woa Mespnigseg neuen egen eb went et eigens eas u! 21 ga 10 Inv ug za sppnlant vnc gli svg Bon ue zig Ueuel used uv usch neee uehſoa egg! quengpqm eee enz ina ug! unt aeg on ee bee de en d eee e eeen jgect gun Bunge zuic zehoa qun funzaug zun olg suse omegimze gun zinc ueufel uv bug en gun 5 eignz aun Sula due u neee e de n eng e ug eipock v uv uepig us Jane tu ut aul gun usgupg usgleg uv ut: 249 vf 578 (uezogaea pnzahppptg) AN .. 2 1 3 7 DNN I NN „— na— ng mia se ee nee uc u enn e gun usgac Inv pnjg Seren eee e e ene elel gen e ego elner use no uſe Sog 3110 nd— usbebvg szcpiu obo— 8 — Adu ogg aue ile in Igls uuvg 411g anlvq nd tebupſctue on Aae 5ven usbnvusnvrs usugſpl snd pig usgel Inv na ei 56] gun esch big Inv mobguog u b uus req Aöulpichvugea F C usgnvib og usbnzz uep inge uegen used c uuegz“ „i126“ guvil pig mog feig 10 eee eee e e e pig dag uc en igtezun „end gun ai een cee ee ee: aun“ „e vu decunenleg nens kel an 11 8“ ogng aufe] zkeqn Bojl ueſvcpe 1! „ Mahlenea nv uereguv zue Ageul zu na gra“ Jene ug! 1 ppaqaeun„ang“ „ eee e e e bend evg uvpea zuu uc zahsige ng svn upfob seh ſtpfu bi e ru epencdea pon 110 6 Hol sog“ „ einen een cen uu in eben ung; uogildg biaupflhoa chu ech ue cp! 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Erſt nach der Abendtafel zum Konzert ſah er die Prin⸗ zeſſin wieder. Sie ſaß mit Mira an einem kleinen Tiſch⸗ chen und ſchien ſich um ihre Umgebung und vor allem nicht um die Muſiker zu kümmern. Virgilio aber merkte es recht gut, daß ihre Augen un⸗ ter halbgeſchloſſenen Lidern hervor voll Feuer und Sehn⸗ ſucht zu ihm hinüberbrannten und gab ſich lächelnd dem ſtolzen Bewußtſein hin, ein Auserwählter zu ſein; denn auch andere Frauenaugen ſuchten ihn. Während er voll leidenſchaftlichen Temperaments ganz ſeinem Spiel hingegeben ſchien, ließ ein verſtohlenes Lä⸗ cheln und Augenwinken von ihm manches ſchöne Frauen⸗ antlitz erglühen. Ob Clementine wieder eiferſüchtig wurde? Er ließ es übermütig darauf ankommen. Er wußte, daß er doch Herr über ſie blieb. Plötzlich ſtand ſie auf und verließ mit Mira den Saal. Nach beendetem Konzert machten ſich die Muſiker auf den Heimweg. Sie mußten zu Fuß nach Brunnen wan⸗ dern, da keine elektriſche Bahn mehr fuhr. Virgilio ſchloß ſich ſeiner Truppe niemals an. Er zog es vor, allein mit ſich und ſeinen Gedanken durch die ſtille Nacht zu wandern. Auch wählte er einen kürzeren, wenn auch nicht ganz gefahrloſen Weg. Als er am Park vorbei gewandert war, löſte ſich aus dem Dunkel des Geſträuchs eine verſchleierte Geſtalt und kam auf ihn zu. „Virgilio“ ſagte eine leiſe zärtliche Stimme. e Clementina— wie unvorſichtig von dir!“ rief er, un⸗ liebſam überraſcht—„wenn uns jemand ſähe—“ „Sei unbeſorgt, Geliebter— in dieſer Verſchleierung erkennt mich niemand und in kurzem Abſtande folgt uns die treue Mira.“ „Aber es wäre doch beſſer— du kehrteſt um“— riet er.„Du weißt, was eine Entdeckung für uns bedeutet.“ „Nur ein Stück laß mich dich begleiten—“ bat ſie und hängte ſich in ſeinen Arm.„Ich kann ja doch nicht ſchlafen.“ „Was willſt du denn von mir?“ fragte er, reſigniert weitergehend. „Dich bitten— beſchwören, nicht durch den finſteren, unheimlichen Tunnel allein zu gehen. Du glaubſt nicht, wie ich jedesmal in Angſt um dich zittere. Wenn dir etwas zuſtieße— wenn böſe Menſchen dich überfielen— oder du auch nur auf den Zahnradſchienen in der Dunkelheit ſtol⸗ perteſt— hinfieleſt—“ „Daß ihr Frauen euch doch immer ängſtigen und ſorgen müßt!“ unterbrach er ſte, nun doch gerührt von ihrer Sorge um ihn. Er hatte eigentlich etwas anderes von ihrem Ueberfall erwartet.„Sei ganz ruhig darüber. Wir Künſtler, Muſikanten, ſtehen unter beſonderem Schutz. Ein Engel bewacht uns, ſo daß uns nichts zuſtoßen kann,“ ſcherzte er „Ich beneide dich um dieſes Vertrauen, mein Lieber, aber vorſichtig kann man trotzdem ſein, und das zu ſein, verſprichſt du mir, nicht wahr?“ „Gewiß, Clementina.“ Sie ſchmiegte ſich feſter an ihn, ihr warmer Atem ſtreifte ihn, der Duft ihres Haares, ihre ganze verführe⸗ riſche Nähe, dazu die tiefe Waldeseinſamkeit berauſchten ihn, nahmen alle ſeine Sinne gefangen. Und nun ſprach ſie zu ihm, leiſe zärtliche Worte, und er antwortete ihr ebenſo. Es war ein Koſen und Flüſtern. Endlich blieb ſie ſtehen und nahm Abſchied, einen lan⸗ gen, leidenſchaftlichen Abſchied. Vi.irgilio ſah der ſchönen, ſchlanken Geſtalt nach, wie ſie den Weg wieder hinaufſchritt in der Dunkelheit. Erſt als ſich eine zweite Geſtalt zu ihr geſellte— die treue Mira — ſetzte er beruhigt ſeinen Weg fort. Eine Weile ſtand er noch unter dem Bann der etwas ſchwülen Stimmung, die das Zuſammenſein mit der Prin⸗ zeſſin in ihm hervorgerufen hatte. Die friſche Nachtluft kühlte jedoch ſein heißes Blut, und allmählich wurde er vieder ruhig. Schnell ſchritt er aus. Da gähnte ihm ſchon die Oeffnung des Tunnels, durch die die Bergbahn am Tage fuhr, entgegen Ein leichter Schauer ging, wie faſt ſtets, über ihn hin. Aber er ſchüttelte ihn tapfer ab, pfiff zu ſeiner eigenen Ermutigung ein Liedchen vor ſich hin. Er beflügelte ſeine Schritte, obgleich es in der Dunkel⸗ heit und über die Zahnradſchienen kein leiches Vorwärts⸗ kommen war. Endlich ſchimmerte die matte Dämmerung durch die Ausgangsöffnung, friſche Luft drang ihm entgegen. Er blieb ſtehen und atmete auf. Nur noch wenige Schritte und der Bahnhof und das gegenüberliegende Hotel Mythen⸗ ſtein war erreicht. Nun fühlte er ſein Herz erwartungsvoll klopfen. Was jenſeits des Tunnels geſchehen war, geriet in völ⸗ lige Vergeſſenheit— das Bild der Prinzeſſin verblaßte und ein anderes ſtieg vor ihm auf: Maria Arſula! Eine unbezwingbare Sehnſucht erfaßte ihn, ein hei⸗ ßes Verlangen. Warum ſah er in ihr etwas anderes als in anderen Frauen? War er nicht töricht, ihr immer nur in verehrungsvoller Scheu und weitem Abſtande zu be⸗ gegnen, ihr von Kunſt und allem Möglichen zu ſprechen, ſtatt ſie in ſeine Arme zu nehmen, den lebensvollen jun⸗ gen Körper an ſich zu preſſen und ſie unter ſeinen Liebes⸗ worten und Küſſen erſchauern zu machen? Alle Gefühle, die jene andere Frau dort oben auf Axenſtein in ihm ausgelöſt hatte, brannten jetzt in ihm. Er war wie in einem Taumel. Nun ſtand er vor ihren Fenſtern und ſah hinauf. Ob ſie wohl ſchlief? Es war ſtill ringsum; kein Lüftchen regte ſich; der Mond warf helle Lichter auf die Straße. „Holdrio— holdrio!“ Ein leiſes Geräuſch— die Fenſterläden wurden auf⸗ geſtoßen und im Rahmen ſtand Maria Arſula in ihrem weißen Kleid, wie eine Erſcheinung wirkend. 17 1 Arſula!“ rief er hingeriſſen von ihrem An⸗ ick. Sie reichte ihm aus dem Fenſter die Hand, die er er⸗ griff. „Sie ſind noch aufgeblieben“, fragte er, ſie mit ſeinen heißen Blicken umfangend. „Ja, ich habe einen langen Brief an meinen Mann geſchrieben und darüber die Zeit vergeſſen“, antwortete ſie lächelnd,„es iſt wohl ſchon recht ſpät?“ Sie hatte an ihren Gatten gedacht, um ſeinetwillen die halbe Nacht aufgeſeſſen und nicht um ihn. Es brannte eine Enttäuſchung in ihm. „Hatten Sie auch vergeſſen, daß Virgilio ſeine Madon⸗ na grüßen wollte“, fragte er deprimiert. „Nein— als ich Ihren Jodler hörte, dachte ich daran und da wollte ich Sie gern noch begrüßen; ich wünſche Ihnen eine gute Nacht.“ „Noch nicht“, bat er, als ſie eine Bewegung machte, das Fenſter wieder zu ſchließen,„ſchenken Sie mir noch ein paar Minuten.“ Sie ſetzte ſich auf das Fenſterbrett. Es war eine wun⸗ dervolle, mondhelle Nacht, die Luft erquickend und er⸗ friſchend nach dem heißen Tage. Unten ſtand Virgilio und ſprach leiſe zu ihr hinauf, unverfängliche Worte, die nichts von ſeinem heißen In⸗ nern verrieten. Und dennoch woben ſich Fäden, zarte Fä⸗ den von einem zum andern. Im Hotel ſchief ſchon alles. Nach einer Weile machte Maria Arſula dem Traum ein Ende und ſchloß das Fenſter. ** Der kleine Garten der Droſſel war dicht beſetzt, kein Plätzchen war leer., Maria Urſula hatte ſich noch rechtzeitig mit ihren Be⸗ kannten einen guten Tiſch vor der Kolonade, auf der die Muſiker ſpielten, erobert. Wie maleriſch die Truppe in ihrer Nationaltracht aus⸗ ſah! Es waren alles ſchöne, kräftige Geſtalten, und doch, welcher Anterſchied zwiſchen ihnen und ihrem Maeſtro! Es war ihr, als gehörte er mit ſeinem ganzen Weſen nicht zu ihnen. (Fortſetzung folgt.) Die Amſtürzlerin Gkizze (1 Fortſetzung.) zte Chorſtunde vor dem Konzert! Alle Vorbe⸗ reitungen waren getroffen, auch die Soliſten engagiert und Felizitas übergangen worden. Sie fühlte ſich in ihrer Eitelkeit gekränkt. Daß er ſie abſichtlich übergangen hatte, war ihr klar. Zwiſchen ihnen beiden beſtand etwas Feind⸗ liches. Er mochte wohl ahnen, welche Gefühle ſie für ihn hegte und welche Pläne ſie mit ihm hatte—— vielleicht waren ſie ihm gar verraten worden. Nun rächte er ſich an ihr. Es mußte wohl ſo kommen.—— 5 In einer Ecke des Garderobenzimmers ſcharte ſich der zweite Sopran um Felizitas, die leiſe und eindringlich mit ihnen redete. „Alſo, im Hauptchor verpaſſen wir ſämtlich den Ein⸗ ſatz,— dadurch muß auch der erſte Sopran wanken, die an⸗ deren Stimmen folgen nach und— kurz und gut— das ganze Konzert iſt ins Waſſer gefallen, der neue Diri⸗ gent ſterblich blamiert.“ g Ein leiſes Geräuſch veranlaßte ſie, ſich umzukehren. Dort ſtand Heinz Vollrad. Er mußte ihre letzten Worte gehört haben. Sekundenlang trafen ſich ihre Blicke, dann wandte ſie ſich blitzſchnell; ſie war verwirrt, betroffen. Nur ſchwer hätte ſie das vor den anderen verbergen kön⸗ nen, wenn dieſe nicht ebenfalls durch das plötzliche Dazwi⸗ ſchentreten Vollrads erſchrocken geweſen wären. Nichts in Vollrads Mienen verriet, ob er eine Silbe des Geſprächs verſtanden hatte. Mit ruhiger Stimme forderte er die Damen auf, ſich auf ihre Plätze zu begeben und man leiſtete ihm ſofort Folge.— Was ſich während dieſer Uebungsſtunde zugetragen hatte, davon wußte Felizitas nachher nichts mehr. Wie in einem Fieber befand ſie ſich. Es wich erſt langſam von ihr, als ſie den Kopf in die Kiſſen ihres Bettes preßte und heiß und lange hineinſchluchzte. Der Tag des Konzerts war gekommen. Vollrad befand ſich in begreiflicher Aufregung. Er hatte ſich die größte Mühe mit der Einſtudierung des ſchweren Werkes gege⸗ ben und er würde nicht einen Augenblick an dem Gelingen gezweifelt haben, wenn er ſich auf den Chor hätte ver⸗ laſſen können. Nun wußte er aber, daß man einen An⸗ ſchlag gegen ihn plante. Heimliche Stimmen und beun⸗ ruhigende Anzeichen hatten es ihm verraten, nicht zuletzt die Worte Felizitas Mangolds, die er wohl gehört hatte. Aber daß er nichts Genaues wußte, machte ihn nervös und unruhig. Ein heißer, zorniger Schmerz packte ihn. Was hatte er Felizitas Mangold getan, daß ſie ihre kleinen, zarten Hände zu einem Komplott gegen ihn her⸗ lieh und ihn ſtürzen wollte? Er nahm ſich vor, dem Vorſtand noch heute vor dem Konzert die ſchriftliche Mitteilung zu wachen, daß er auf die Ehre, zum Dirigenten der Harmonie gewählt zu wer⸗ den, freiwillig verzichte. Soeben wollte er ſich an ſeinen Schreibtiſch ſetzen, um das Schriftſtück abzufaſſen, als es klingelte und der Te⸗ legraphenbote ihm eine Depeſche überbrachte. 1 „Fräulein Stegemann plötzlich erkrankt— kann die Sopranpartie heute nicht ſingen.“ „Auch das noch!“ ſtöhnte Vollrad auf und das Blatt ent⸗ ſank ſeinen Händen. Hatte ſich denn alles gegen ihn ver⸗ ſchworen? Schnell nahm er ſeinen Hut um dem Vorſtand Mit⸗ teilung von dem Mißgeſchick zu machen. „Wir müſſen Fräulein Mangold bitten, einzuſpringen,“ ſchlug dieſer vor. „Unmöglich!“ rief Vollrad erſchrocken aus. „Warum unmöglich?“ fragte jener erſtaunt.„Fräu⸗ ein Mangold iſt eine geübte Sängerin und hat dieſe Par⸗ ie ſchon öfter bei uns geſungen. Haben Sie etwas perſön⸗ iches gegen die Dame?“ „Durchaus nicht.“ „Nun, alſo——, Ich fürchte nur, ſie wird ſich weigern, weil ſie nicht ſogleich engagiert wurde. Notnagel zu ſein iſt nicht jedermanns Sache. Aber ich will mein Möglichſtes verſuchen und ſogleich ſelbſt hingehen.“ 1 Vollrad blieb in unbeſchreiblicher Stimmung zurück. Von Felizitas Gnade oder Ungnade ſollte nun das Zu⸗ ſtandekommen des Konzerts abhängig gemacht werden. Er fühlte ſich niedergeſchmettert und gedemütigt und wartete dennoch mit Spannung auf ihre Antwort. Nach einiger Zeit ſprach der Vorſitzende bei ihm vor, „Fräulein Mangold hat ſich anfangs ganz energiſch geweigert, aber auf meine Vorſtellungen und Bitten hin, endlich nachgegeben,“ ſagte er,„nur knüpft ſie eine Be⸗ dingung daran.“ „Welche?“ fragte Vollrad erregt. „Sie ſelbſt ſollen kommen und ſie darum bitten.“ „Den Teufel werde ich das,“ rief Vollrad aufgebracht. Der andere klopfte ihm begütigend auf die Schulter: „Mein lieber Vollrad, ſeien Sie klug— tragen Sie der Laune der Dame Rechnung. Es handelt ſich nicht allein um Ihre Ehre, ſondern um die des ganzen Chores. Das Konzert muß gegeben werden!—— Bringen Sie um der guten Sache willen das kleine Opfer.“ 5 Vollrad war wütend und erging ſich in nicht gerade ſchmeichelhaften Bemerkungen über Weiberlaunen. Schließ⸗ lich ließ er ſich überreden und ging zu ihr. Felizitas Mangold unterdrückte nur ſchwer ein krium⸗ phierendes Lächeln bei ſeinem Eintritt. Er kam alſo doch. Faſt hätte ſie daran gezweifelt. Aber die Männer ſind alle gleich. Steht etwas auf dem Spiel für ſie, kriechen ſie zu Kreuze. R 5 „Sie haben die Bedingung geſtellt, daß ich ſelbſt kom⸗ me und Sie bitte, heute für die erkrankte Sopraniſtin ein⸗ zuſpringen,“ nahm er nach einer ſteifen Begrüßung das Wort.„Nun ſtehe ich vor Ihnen und frage Sie, ob Sie aushelfen wollen. Ich bemerke, daß es die Ehre des Chores, dem Sie angehören, gilt und nicht mir perſönlich, denn ich bin feſt entſchloſſen, noch heute vor dem Konzert, ganz gleich, ob es ſtattfindet oder nicht, auf die Ehre, zum Di⸗ rigenten der Harmonie gewählt zu werden, freiwillig und ſchriftlich zu verzichten.—— Alſo— bitte, Ihre Ant⸗ wort.“ g Wie verſteinert war Felizitas einen kurzen Augenblick. So hatte ſie ſich ſeine Bitte nicht gedacht— das war ja überhaupt keine Bitte, das war ja— ſiedendheiß ſtieg es ihr plötzlich ins Geſicht und mit jähem Ruck richtete ſie ihre ſchlanke Geſtalt höher. Ich werde— ſingen,“ ſagte ſie kurz. f Er verbeugte ſich ſtumm und ging hinaus, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. N * Der Saal der Philharmonie war feſtlich erleuchtet. All⸗ mählich kamen die Chormitglieder, einer nach dem an⸗ deren. Ein Raunen und Flüſtern begann:„Vollrad ver⸗ zichtet auf die Dirigentenſtelle— haben Sie es ſchon ge⸗ hört?“ und dann wieder:„Felizitas Mangold ſingt.“— „Acht geben, den Einſatz nicht verpaſſen,“ ging es darauf von Mund zu Mund. Warum die Gegenorder? Ging ſie von Felizitas aus? Keiner wußte es zu ſagen, aber alle fühlten eine gewiſſe Verantwortung auf ſich laſten. End⸗ lich ſaßen ſie auf ihren Plätzen auf dem Podium. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. 5 Als Letzter trat Vollrad ein. Er ſah blaß aus, aber ſein Gang und ſeine Haltung waren ſtraff, Nichts in ſeinem Aeußeren verriet den Künſtler, er verſchmähte jeden Hin⸗ weis darauf. Seine dunklen Haare waren kurz gehalten, ſein Anzug vornehm und einfach. So trat er an das Diri⸗ gentenpult und hob den Taktſtock. Das Orcheſter ſetzte ein; es folgte genau jeder Bewegung des Dirigenten. Nun begann der erſte Chor. Wie aus weiter Ferne, ſo zart und weich, klangen die erſten Töne und dann ſchwollen ſie an zu Kraft und Fülle. Das wirkte erhebend. Vollrads Züge hellten ſich auf; er nickte den Damen einige Male anerkennend zu. Darauf folgte das Sopran⸗ ſolo. Felizitas Mangold ſtand auf. Leiſe bebend, anſchei⸗ nend unſicher kamen die erſten Töne von ihren Lippen, aber ſchon nach wenigen Takten hatte ſie ihre Erregung niedergezwungen und ihre Stimme klang in ihrer ganzen reinen Schönheit und Glockfülle durch den Saal. Alles