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Sept. Der letzte Tag des Porteitages, der der erſtmalig teil⸗ nehmenden Wehrmacht eingeräumt war, reihte ſich den vor⸗ hergehenden großen Tagen würdig an. Es waren minde⸗ ſtens eine viertel Million Zuſchauer, die den Vorführungen beiwohnten, die am Vormittag vor dem Reichswehrminiſter, Generaloberſt von Blomberg, am Nachmittag vor dem Führer vonſtatten gingen. Den Beginn machte eine kriegsſtarke Eska⸗ dron in drei Zügen mit Maſchinengewehren und einem leichten Minenwerferzug des 18. Reiteregiments Stuttgart⸗ Cannſtatt. Als Gefechtsübung zeigte die Eskadron einen Vormarſch mit Spähtrupp, Sicherungen und ein Vor⸗ poſtengefecht, in das ſchließlich auch die Maſchinen⸗ gewehre und der leichte Minenwerferzug eingriffen. Die 7. Nachrichtenabteilung baute ſehr anſchaulich das Nach⸗ richtennetz zwiſchen dem Bataillons⸗ und Regimentsge⸗ fechtsſtand. Auch das 3. Bataillon des in Nürnberg behei⸗ mateten 7. Artillerieregiments zeigte einen Vormarſch im Abteilungsverbande. Unter ohrenbetäubendem Motorenge⸗ knatter brauſte dann ein Kraftſchützenzug in mörderiſchem Tempo in das Feld. Die Schützen warfen ſich aus voller Fahrt in die Infanterielinie und eröffneten ſofort das Feuer mit leichten Maſchinengewehren, während die Fahrzeuge ſich ſchnellſtens in Deckung begaben. Unter dem Schutz e einer Nebelwand brauſten ſie dann wieder an, nahmen die Schützen wieder auf und waren in wenigen Sekunden verſchwunden. Ein MG.-Kraftwagenzug fuhr mit dem gleichen Tempo auf; mit einem Sprung ſa⸗ ßen die Fahrer und Schützen ab und auf einen Schlag knall⸗ ten Türen der Fahrzeuge zu. Ein packendes Bild bot auch die Anlage von Tankſperren und Teller mi⸗ nen, auf die die gegneriſchen Kampfwagen durch Anlage von Schnellhinderniſſen gelenkt wurden. Gefecht auf der Zeppelinwieſe Der Schlager der Vorführung war das Gefecht ver⸗ dundener Waffen, für das erſt einmal die Zeppelinwieſe in eine dörfliche Landſchaft verwandelt wurde, Unter ſchallender Heiterkeit ſchufen Pionierabteilungen im Handumdrehen eine baumbeſtandene Straße, zwei Wäld⸗ chen, ein großes mit Garben beſtandenes Kornfeld, zwei das Gelände beherrſchende Hügel und ſogar ein mit Vor⸗ garten verſehenes Gehöft, das im Laufe der Kampfhandlung heiß umſtritten werden ſollte. Die„rote Partei“ hatte ſich in dieſem Gehöf verſchanzt und Vorpoſten in das Feld und in die Gehölze gelegt, während die Artillerie in den rückwärtigen Linien gedeckt in Stellung gegangen war. Die angreifende blaue Partei“ hatte zunächſt unter be⸗ trächtlichen Verluſten zu leiden. Der das Terrain ſondieren⸗ de Kampfwagen geriet auf eine Tellermine, die ihn unter beträchtlicher Flammen⸗, Rauch⸗ und Knallentwick⸗ lung außer Gefecht ſetzte. Eine Reiterpatrouille wurde mit wohlgezieltem Gewehrfeuer empfangen, ſie konn⸗ te aber hinter dem Gehölz Deckung finden und einen Melde⸗ reiter zu den nachfolgenden Formationen ſchicken, die durch die Funkabteilungen ſofort das Artilleriefeuer auf die Stel⸗ le lenkte, wo der Gegner erkannt war. Sturmtrupps der Infanterie ſchoben ſich in das Gefechtsgebiet, aber ſie hatten bei dem ſprungweiſen Vorgehen beträchtliche Verluſte, und auch die nachgeſchobenen leichten und ſchweren MG⸗Züge und Mi⸗ Renwerfer vermochten es nicht, die Stellung ſturmreif zu machen. Die Artillerie des Gegners war inzwiſchen nicht untätig und überall belegte ſie das ganze Vorfeld ausgiebig mit ſchwerem Granat⸗ und Schrapnellfeuer. Unter dem Signal „Das Ganze vorwärts“ wurden immer neue Verſtärkungen eingeſchoben. Ununter⸗ brochen krachte das Gewehrfeuer, hämmerte das Teck⸗Teck der Maſchinengewehre, krachten die ſchweren Einſchläge der Artillerie. Auf dem rechten Flügel gelang es der angreifen⸗ den Partei, den Gegner zu werfen und nun wurde das Ge⸗ höft auch von der Flanke aus unter Feuer genommen. In ſauſender Fahrt raſten die motoriſierten Maſchinengewehr⸗ züge auf, nachdem Pioniere die ſchadhaft gewordene Auf⸗ fahrtsſtraße durch Bretterbohlen wieder fahrbar gemacht hatten. Die Gefechtslage hatte ſich jetzt ſoweit zugunſten der Angreifer verändert, daß die Pioniere unter dem Schutz eines Sperrfeuers der Artillerie und ununterbrochener Ma⸗ ſchinengewehrfeuerſalven eine Breſche in die Hinderniſſe leißen konnten. Drahthinderniſſe wurden zerſchnitten, Tel, erminen zur Exploſion gebracht, die Stoßtrupps gingen mit Handgranaten vor, und endlich kam die feindliche Linie ins 1 Das Gehöft aber wurde mit verwegener Zähig⸗ f ait verteidigt, bis die„blaue Artillerie“ ihre Batterien vor 5 die tapfer verteidigte feindliche Stellung ſturmreif Wenn auch die räumlichen Ausmaße eine dem Ernſtfall 90 invechende Situation 15 11 ſo erweckte das e doch einen plaſtiſchen Eindruck der Schlachtent⸗ empfohlen Scharmügel bis zum wirklichen Groß⸗ ampf. Auf beiden Seiten wurden auch Meldehunde einge⸗ ſetzt, die ſich mit erſtaunlichem Geſchick durchzuwinden und den Einſchlägen auszuweichen wußten. So war die feindliche Artillerie zum Schweigen gebracht. Der Feind verließ fluchtartig das zerſchoſſene und brennen⸗ de Gehöft. Aber er wagte noch einen letzten Vorſtoß mit ſeinen Tankwagen, denen nun die eigenen Minen oder aber auch das wohlgezielte Feuer der unmittelbar hinter der angegriffenen Infanterie aufgefahrenen leichten Artillerie zum Verhängnis wurde. Unter Hurra war die ſo heiß um⸗ kämpfte Stellung genommen. Vor dem Führer Nach der Generalprobe der Vorführungen der Wehr⸗ macht vor dem Reichswehrminiſter, Generaloberſt von Blomberg, am Vormittag, wiederholte ſich das großartige militäriſche Schauſpiel am Nachmittag vor dem oberſten Befehlshaber der deuſchen Wehrmacht, Adolf Hitler, der zum Befehlsſtand vor der Ehrentribüne geleitet wurde. Kurz nach Beginn des Schauſpiels erſchien auch das diplomatiſche Korps. Bei ihrem Ein⸗ und Ausrücken durften die Forma⸗ tionen über dankbaren Beifall quittieren. Man merkte deut⸗ lich daß die Truppen alles daranſetzten, um mit den Uebun⸗ gen vor ihrem oberſten Befehlshaber in Ehren zu beſtehen. Vor allem das abſchließende Gefechtsbild, an dem alle Waf⸗ fengattungen teilnahmen, wirkte durch den vervielfachter Einſatz der Artillerie, die ein wahres Trommelfeuer auf die Stellungen legte, außerordentlich wirklichkeitsgetreu. Die Verbände ſammelten ſich dann zur Parade vor dem Führer. Die Parade In wenigen Minuten iſt das Feld geräumt. Während noch die Pioniere mit den auf dem Gelände künſtlich auf— gebauten Waldſtücken, Höhen, dem Kornfeld und dem Ge⸗ höft durch das Südtor ziehen, marſchieren ſchon durch das Nordtor, geführt durch den Kommandeur des Infanteriere⸗ giments 21, die beteiligten Truppen zum Vorbeimarſch vor dem oberſten Befehlshaber, dem Führer Adolf Hitler, mi; klingendem Spiele auf. Der Kommandeur reitet zum Befehlsſtand und erſtattet Meldung. Hinter der Regiments. kapelle folgt in Marſchordnung die Fahnenkompagnie mit den drei Fahnen des Regimentes Liſt, dem der Führer während des Krieges angehörte. Der Muſikzug des zweiten Bataillons des Infanterieregiments 19 ſchwenkt ein, und dann ziehen die Kompagniefronten mit aufgepflanztem Ba⸗ jonett, der Maſchinengewehr⸗ und der leichte Minenwerfer⸗ zug vorbei. Ein Bataillon unſerer„blauen Jungen“ in den ſchmucken weißen Bluſen wird mit brauſendem Händeklat⸗ ſchen empfangen. Ihnen ſchließt ſich das vierte Pionierba⸗ aillon an. Mit allgemeinem Jubel aber wird das 18 Reiterregiment empfangen; vor allem der Keſſelpau⸗ ker, der in geſteigertem Galopp in großem Bogen beim Einſchwenken ſeine Stellung einnimmt, hat es den Hun⸗ derttauſenden angetan. Dem dritten Bataillon des Infante⸗ rieregiments Nr. 7 ſchließen ſich die motoriſierten Truppen, darunter der Pontonzug des 17. Pionierbatagillons an. Den Abſchluß bilden die 7. Nachrichtenabteilung und der Kraft⸗ radſchützenzug, der ſchnurgerade ausgerichtet über das Feld rauſt, und endlich der Maſchinengewehrkraftwagenzug der 7. Kraftfahrabteilung. Abſchluß des Parteikongreſſes Der Nürnberger Parteikongreß wurde am Montag nachmittag mit einer großen Schlußrede des Führers Adolf Hitler geſchloſſen, in der er u. a. ausführte: ö Der 6. Parteitag der Bewegung geht zu Ende. Was für Millionen Deutſche, die außerhalb unſerer Reihen ſte⸗ hen, und für die meiſten Fremden vielleicht nur als impo⸗ ſanteſtes Schauſpiel politiſcher Machtentfaltung gewertet wird, war für die hunderttauſende der Kämpfer unendlich mehr: das große perſönliche und geiſtige Treffen der alten Skrei⸗ ter und Kampfgenoſſen, die Wiederſehensfeier aller jener, die ſchon in den Zeiten der Unterdrückung und Verfolgung Glaubenskräger einer Idee geweſen ſind, deren ſieghafte Verwirklichung ſie nun in kiefinnerer Bewegtheik noch mit⸗ erleben dürfen. Und vielleicht hat mancher unter ihnen trotz der zwin⸗ genden Großartigkeit dieſer Heerſchau unſerer Partei ſich wehmütigen Herzens zurückbeſonnen an jene Tage, da es noch ſchwer war, Nationalſozialiſt zu ſein(Stürmiſche Heilrufe) und die wenigen Kämpfer ſich deshalb auch untereingader und miteinander verbunden füyl⸗ ten wie in emer einzigen großen Familie. Denn nur aus dieſer Gefühlswelt heraus kann ja auch die Entſtehung und Fortentwicklung ſolcher Tage verſtanden werden. Was ſind die Partoitage der früheren polikiſchen Organiſakionen in Deukſchland denn geweſen? Eine mehr oder weniger vereinsgeſetzlich vorgeſchriebene Zu⸗ ſammenkunft zur Wahl der Vorſtände, zur Abgabe eines Rechenſchaftsberichtes, zur Entlaſtung der einzelnen Partei⸗ inſtanzen und eine nicht immer höfliche Auseinanderſetzung zwiſchen Angriff und Verteidigung taktiſcher Auffaſſungen und Maßnahmen. f Durch keine Manifeſtation kann ſich der Unterſchied zwiſchen dieſen alten Parteien und dem Nationalſozialismus ſchärfer ausprägen als in dieſen Tagungen. Wenn der Na⸗ tionalſozialismus ſchon in den Zeiten der Oppoſition ſeinen Generalappell abhielt als die große Herrſchau von Partei⸗ leitung und Parteigenoſſen, von Führung und Volk, dann die marxiſtiſchen und bürgerlichen Parteien als eine Zu⸗ ſammenkunft von Vertrauensmännern, die alles mehr haben konnten als das Vertrauen ihrer eigenen Wähler. Dfes war aber nicht verwunderlich, ſondern lag in der Natur des Weſens und der Art des Aufbaues der Organiſation dieſer früheren Parteien! Als die gab es in Staaten zwei Gruppen von Parteigebilden: a) Weltanſchauungsparteien, d. h. ſolche, die glaubten oder vorgaben es zu ſein, und b) Wirtſchaftsparteien. 8 Zenn es unſerer Bewegung möglich wurde, in der geſchichtlich knappen Zeit dieſe Erſcheinungen aus dem poli⸗ tiſchen Leben Deutſchlands zu beſeitigen, dann iſt dies noch nachträglich ein Beweis dafür, wie wenig ſie in Wahrheit auf dem Boden einer tragfähigen Weltanſchauung ſtanden. Denn der Kampf zweier wirklicher Weltanſchauungen iſt ge⸗ ſchichtlich noch nie in 15 Jahren entſchieden worden. Ein ſolches Ringen zieht ſich jahrhundertelang hin. Nein, mit ſolchen geſchichtlichen Maßſtäben können die kläglichen Gebilde unſeres parlamentariſch⸗demokratiſchen Zeitalters in Deutſchland weder gemeſſen noch gewürdigt werden. Die innere volkliche Wurzelloſigkeit und damit Wertloſigkeit dieſer Erſcheinungen erhellt aber beſonders daraus, daß eine konſequente ausſchließliche Beſchränkung auf ihre ureigenſte Ideenwelt und auf dadurch beſtimmte und begrenzte Wirkungsgebiete von vornherein jede hundert⸗ prozentige Eroberung der Nation ausſchloß. Dies gilt ſogar für jene Parteien, die— wenigſtens äußerlich— ſich zu einem mehr kühn als aufrichtig zurechtgemachten ſcheinbar religiöſen Programm bekannten. Selbſt bei er⸗ folgreichſter Tätigkeit konnte das Zentrum zum Beiſpiel nie erhoffen, mehr Anhänger gewinnen zu können als der katholiſche Volksteil in Deutſchland ziffernmäßig überhaupt beträgt. Die Wähler— die einem einzigen Volke angehörten— ſpalteten ſich auseinander in der gläubigen Aeberzeugung, in ihrer Weltanſchauung die einzig mögliche, weil ausſchließ⸗ lich richtige Vertretung zu finden. Allein dieſen Riſſen in der Nation entſprach nicht die Haltung der endlich gewählten Parteien. Denn ſowie erſt der Weltanſchauungskrieg der Wahlſchlacht mit der Stimmenzählung ſeinen Abſchluß ge⸗ funden hatte, trat zwiſchen den ſich weltanſchaulich ſo be⸗ fehdenden Parteien der parlamentariſch⸗politiſche Waffenſtill⸗ ſtand ein.(Heiterkeit und Beifall). Kann man da aber überhaupt noch von Weltan⸗ ſchauungen zprech 1? War es dann verwunderlich, wenn am Eile der große Kampf geiſtiger Auseinanderſetzungen um behauptete heiligſte Prinzipien ſeinen Ausklang fand in einer ebenſo igen wie entwürdigenden Streiterei um kleinſte politiſche Vorteile, in Handlungen, bei denen ſich faſt ſtets die Grenzen zweſchen Politit und Geſchäft zu Ungunſten der erſteren verſchoben? Was aber will man denn erſt von der zweiten Gruppe der Parteien halten, die in ihrer Verpflichtung auf beſtimmte Wirtſchaftsintereſſen von vornherein niemals hoffen durften, in parlamentariſchen Staat ein Gewicht zu errei⸗ chen, das ziffernmäßig größer war, als die von ihrer ge⸗ heuchelten Fürſorge gekaperte Berufsſchicht ausmachen konnte? Man muß das Weſen unſerer früheren Parteiwelt erkennen, um den Sinn dieſer parlamentariſchen Demokratie zu verſtehen und umgekehrt, und man wird dann zur Feſr⸗ ſtellung kommen, daß erſtens von Welt an e ee bilden krotz allem Gerede faſt nicht die Spur vorhanden war, daß ſie zweitens ihrem ganzen geiſtigen Inhalt und ihrer Konſtruktion nach unfährg waren, jemals die Nation für ein einziges großes Ziel zu intereſſieren oder ſie gar dafür reſtlos zu gewinnen, und daß ſie drittens auch garnicht die Abſicht hatten, zugunſten einer höheren Ideengebung und Zielſetzung auf die geſchäftlichen Möglichkeiten Verzicht zu leiſten. Es war daher auch begreiflich, daß die Verbindung dieſer Parteien mit dem Volke ſtets nur eine loſe ſein konnte. So wie ſich von den marxiſtiſchen und bürgerlichen Partei⸗ tagen der nationalſozialiſtiſche Generalappell unterſchied, ſo unterſchied ſich von ihnen auch die nationalſozialiſtiſche Be⸗ wegung ſelbſt. Denn als unſere Partei gerade ſieben Mann hoch war, ſprach ſie ſchon zwei Grundſätze aus: 1. ſie wollte eine wahrhaftige Weltanſchauungspartei ſein, und 2. ſie wollte daher kompromißlos die alleinige Macht in Deutſchland.(Minutenlanger brauſender Beifall). Die nationalſozialiſtiſche Partei iſt zum Anterſchied von den früheren Parteien eine tatſächlich weltanſchaulich fundierte Erſcheinung. Die Erkenntniſſe, auf denen ſie ihr theoretiſches Lehrgebäude aufbaut, ſind keine künſtlich herbeigeholten, ſon⸗ dern in der Natur des ganzen Lebens und Seins zutiefſt beſtätigte. Trotzdem wählte auch der Nationalſozialismus als Bezeichmung f den Namen Partei. Warum Partei?! Ich war mir immer darüber klar, daß ein Unter⸗ ſchied beſteht zwiſchen den Anhängern einer Ueberzeu⸗ gung und ihren lebendigen Kämpfern.(Stürmiſcher Bei⸗ fall). Das heißt, es iſt möglich unter beſtimmten Voraus⸗ ſetzungen 40, 50 und 60 Millionen Menſchen zu einer Auf⸗ faſſung zu bekehren und ſie in ihr zuſammenzuſchließen, allein es iſt unmöglich, für dieſe ſelbe Auffaſſung die gleiche Zahl an aktiven Kämpfern zu gewinnen.(Zuſtimmung). Es wurde beſonders aus der diefen Problemen gänzlich fremd gegen⸗ überſtehenden früheren bürgerlichen Parteiwelt die Frage aufgewotfen, ob nicht damit die große Idee zur Partei degradiert würde, um am Ende nur dorthin zu kom⸗ men. wo ſich die anderen Parteigebilde ſchon befanden. Und mit Recht. Dies iſt deshalb unmöglich, weil ja der geiſtige und organiſche Aufbau der nationalſozialiſtiſchen Bewegung von ganz anderen Vorausſetzungen ausging und daher zu anderen Reſultaten führen muß und geführt hat, als dies bei den früheren Parteigebilden überhaupt der Fall ſein konnte! Die konſtruferten Parteigebilde konnten ſich mit noch ſo viel weltanſchaulichen Phraſen verbrämen, ſo waren ſie eben doch nichts anderes als konfeſſionelle, klaſſenmäßige ode wirtſchaftliche Intereſſengruppen mit natürlich umriſſe⸗ nen Abſichten und einem entſprechenden Wirkungsvermögen. Die Meinung, daß z. B. eine Partei des Klein⸗ handels überhaupt von der Nation als Führung aner⸗ kannt werden könnte, iſt abſurd. Nicht nur deshalb iſt dies ausgeſchloſſen, weil die wirtſchaftlichen Inſtinkte und Hoff⸗ nungen einer ſolchen Gruppe in keiner Weiſe verallgemeinert werden könnten, ſondern weil die Allgemeinheit— ſoweit es ſich um das breite Volk handelt— in einer ſolchen wirt⸗ ſchaftlichen Intereſſenvertretung unter keinen Umſtänden die 1 ner politiſchen Führung ſpürt. Man bedenke doch: Eine Bewegung wird gebildet aus nichts und mit nichts, und 14 Jahre ſpäter fegt ſie drei Dutzend älteſter Parteien zur Seite, ohne daß auch nur die Spur eines ernſtlichen Widerſtandes verſucht worden wäre(Skürmiſche Heilrufe) oder verſucht werden konnke. Nein! Dieſe Organiſationen waren nicht für einen wirk⸗ lichen Kampf gedacht und daher auch nicht zu ihm bereit. Das deutſche Volk hatte außerhalb dieſer kleinen Intereſſen⸗ ikreiſe überhaupt keine Veranlaſſung, ſich für Führungen einzuſetzen, die politiſch ſo wenig fähig und tapfer waren, daß ſie weder erfolgreich leben noch anſtändig ſterben konn⸗ ten! Der Appell an die Idealiſten Als die nationalſozialiſtiſche Partei ſich zum erſten Mal an das deutſche Volk wandte, lehnte ſie bewußt jede Verpflichtung, für die Intereſſen einer beſtimmten kon⸗ feſſionell oder wirtſchaftlich begrenzten Gruppe innerhalb der Nation einzutreten, ab. Ihr Appell war vom erſten Augen⸗ blick ein an die heroiſchen Inſtinkte gerichteter. Sie hoffte nicht auf jene Menſchen, die immer nur die Vorkeile ihres eigenen Geſchäftes oder die der ihnen verwandten Gruppe im Auge haben, ſondern auf jene, von den anderen ſo häufig als„Phantaſten“ verſpolteten Idea⸗ liſten, die ohne Rückſicht auf eigene Intereſſen gläubigen Herzens an ihrem Volke und Reiche hängen und gewillt find, wenn nölig, dem ewigen Leben dieſer beiden auch ihr eigenes Daſein zum Opfer zu bringen.(Begeiſterte Heilrufe.) Als die nationalſozialiſtiſche Bewegung zum erſten Mal die Fanfare ihres Kampfes ertönen ließ, meldeten ſich aus allen Lebensſchichten ſogleich die erſten Kämpfer. Ihnen wurden dieſe Wore aus der Seele geredet, und ſoweit ſie auch nur hundert ſolcher wirklicher Kampfer in ihren Reihen zählten, hatten ſie daher mehr Anrecht und Grund, auf die Beherrſchung Deutſchlands zu rechnen als die großen Par⸗ teien mit den Millionen der Anhänger. Gewiß war ſie nun auch eine Partei und in ihrer Mitgliederzahl be⸗ ſchränkt. Allein ihre Führung und ihre Kämpfer waren nicht mit wirtſchaftlichen Maßſtäben zu meſſen. Sie beſaßen die Führerqualität an ſich. Das Volk aber, ohnehin ſchwankend geworden, weil von ſeinen eigenen Wirt⸗ ſchafts⸗, Klaſſen⸗ und ſonſtigen Parteien dauernd betrogen, wandte ſich in ſicherem Inſtinkt nun denen zu, die über jeden wirtſchaftlichen Rahmen hinaus einfach auf Grund ihres innerſten Wertes mit Recht einen allgemeinen Führungsan⸗ ſpruch erheben konnten. And nicht nur das Volk hat dies inſtinktiv empfunden, ſondern am Ende ſogar die Vor⸗ ſitzenden und Vorſtände dieſer alten Parteiwelt ſelbſt, un⸗ fähig, uns zu zermalmen, lebten ſie ein halbes Jahrzehnt bald in der Hoffnung auf ein Wunder, bald in der Angſt vor ihrer eigenen Vernichtung. Daher iſt die Minorität der nationalſozialiſtiſchen Be⸗ wegung als Partei nicht zu vergleichen mit den früheren Minoritäten unſerer Gegner. Dieſe waren und blieben Minorität, weil ſie ſich auf die Vertretung eines beſtimmten konfeſſionellen, klaſſen⸗ oder wirtſchaftlichen Intereſſenkreiſen beſchränkten. Wir mußten als Partei in der Minorität bleiben, weil wir die wert⸗ vollſten Elemente des Kampfes und des Opfer⸗ ſinnes in der Nation mobiliſierten, die zu allen Zeiten nicht die Mehrheit, ſondern die Minderheit ausgemacht haben. (Stürmiſcher Beifall). Und weil dieſer beſte Raſſenwert der deutſchen Nation in ſeiner ſtolzen Selbſteinſchätzung mutig und kühn die Füh⸗ rung des Reiches und Volkes forderte, hat ſich das Volk in immer größerer Zahl dieſer Führung angeſchloſſen. So konnte unſere Bewegung als„geſchichtliche Minorität“ nach der Alleinherrſchaft in Deutſchland greifen im Einver⸗ ſtändnis und mit dem Willen der überwältigenden Mehrheit der deutſchen Nation. Sowie ſie aber erſt das Regiment des Reiches mit der Führung der Partei endgültig verband, trat das Wunder ein, das unſere Gegner am tiefſten enttäuſchte. Das deutſche Volk iſt glücklich, daß ſich über alle Intereſſenten⸗, Berufs⸗ und früheren Welt⸗ anſchauungsgruppen eine Autorität aufgerichtet hat, die keinem einzelnen untertan iſt, ſondern ſich allein dem Daſein des ganzen deutſchen Volkes verpflichtet und verantwortlich fühlt(Beifall). Das deutſche Volk iſt glücklich in dem Be⸗ wußtſein, daß die ewige Flucht der Erſcheinungen nunmehr endlich abgelöſt wurde von einem ruhenden Pol(ſtürmi⸗ ſcher Beifall), der, ſich als Träger ſeines beſten Blutes füh⸗ 50 9055 dieſes wiſſend, ſich zur Führung der Nation erho⸗ en hat und entſchloſſen iſt, dieſe Führung zu behalten, wahrzunehmen und nicht mehr abzugeben(Minu⸗ tenlange heilrufe, begeiſterter Beifall). Das deutſche Volk will, daß zwiſchen den verſtändigen und natürlichen Intereſſen ſeiner einzelnen Lebensſtände ein Ausgleich gefunden wird. Und das deutſche Volk will, daß durch dieſe Staatsführung die Vorausſetzung geſchaffen wird, daß ſeine beſten Söhne ſeine fähigſten Köpfe ohne Rückſicht auf Herkunft, Titel, Stand 9282 Vermögen die berechtigte Bevorzugung erfahren(Jubeln⸗ der Beifall). Falſch iſt das Gerede derjenigen, die glauben, das Volk wolle nicht begreifen, weshalb denn nach der Einigung, ſprich„Gleichſchaltung“ Aller, die Nationalſozialiſtiſche Partei noch immer aufrechterhalten würde.(Heiterkeit). Ich kann dieſen wohlmeinenden und beſorgten Volksfür⸗ ſprechern die ſie wahrſcheinlich wenig befriedigende Antwort geben, daß, ſolange ein nationalſozialiſtiſcher Staat beſteht, die Na⸗ tionalſozigliſtiſche Partei ſein wird, und daß, ſolange die Nationalſozialiſtiſche Partei da iſt, nichts anderes als ein nationalſozialiſtiſcher Staat vorhanden ſein kann. „Ich kämpfe“ Sie alle rechneten damit, daß ſchon nach wenigen Monaten nationalſozialiſtiſcher Staatsführung das deutſche Volk enttäuſcht zu ſeiner früheren Parteizerſplit⸗ terung zurückkehren würde.(Heiterkeit). Das deutſche Volk aber hat ſich in den eineinhalb Jahren zunehmend immer mehr der Bewegung verſchrieben, in deren Kern es ſein beſtes Element und beſtes Weſen wiederfand. Denn auch für die Zukunft gelten die Geſetze, aus denen wir in der Vergangenheit entſtanden und erwachſen ſind. Und dabei iſt folgende grundſätzliche Erkenntnis notwendig: Es wird ſtets nur ein Teil des Volkes aus wirklich akti⸗ ven Kämpfern beſtehen. Sie aber ſind in Deutſchland die Träger des nationalſozialiſtiſchen Kampfes geweſen. Sie waren die Kämpfer der nationalſozialiſtiſchen Revolution, und ſie ſind die Erhalter des nationalſozialiſtiſchen Staates.(Ju⸗ belnde Zuſtimmung). Von ihnen wird mehr gefordert als von den Millionen der übrigen Volksgenoſſen. Für ſie genügt nicht die bloße Ablegung des Bekenntniſſes:„Ich glaube“, ſondern der Schwur:„Ich kämpfe“. Die NS D Ap Die Partei wird für alle Zukunft die p olitiſche Füh⸗ rungsausleſe des deutſchen Volkes ſein. Sie wird einen Stab politiſcher Apoſtel und Streiter ausbilden, die dann als gehorſame und pflichtgetreue Offiziere der Bewegung ihren Dienſt tun. Sie wird jene große Schule ſein, die Millionen unſeres Volkes an ſich zieht, ausbildet und wieder entläßt. In ihr wird ſich eine Tradition der Kunſt der Volks⸗ führung entwickeln, die verhindern ſoll, daß jemals wieder fremde Geiſter Gehirn und Herz der deutſchen Menſchen ver⸗ wirren. Sie wird in ihrer Lehre unveränderlich, in ihrer Organi⸗ ſation ſtahlhart, in ihrer Taktik ſchmiegſam und anpaſſungs⸗ fähig, in ihrem Geſamtbild aber wie ein Orden ſein. Sie iſt für alle Zukunft das Senfkorn der national⸗ ſozialiſtiſchen Idee, die Lehrmeiſterin der nationalſozialiſtiſchen Organiſa⸗ tionskunſt, die Schule der nationalſozialiſtiſchen Propaganda. Das Ziel aber muß ſein: 5 Alle anſtändigen Deutſchen ſind Nattonalſozialiſten. Nur die beſten Nationalſozialiſten ſind Parteigenoſſen. Wenn dieſe Gedanken beſonders von bürgerlichen Ele⸗ menten nicht begriffen werden und die Frage geſtellt wird, ob ſich denn das Volk die Führung einer ſolchen Minderheit wohl auf die Dauer dann gefallen laſſe, dann muß dieſe neugierige Beſorgtheit wie folgt beantwortet werden: Erſtens ſind die Völker noch nie erfolgreich von ihrer Mehrheit, ſondern ſtets von einer Minderheit ge⸗ führt worden.(Laute Zuſtimmung). Zweitens iſt dieſe Minderheit nicht etwas der Mehrheit fremd gegenüberſtehendes Anderes, ſondern das Beſte aus dem deutſchen Volk überhaupt. Wie ſehr aber das deutſche Volk ſich mit dieſer„Min⸗ derheit“ der Partei identiſch fühlt, geht vielleicht am gewal⸗ tigſten hervor aus der Anteilnahme, in der es die Parteitage verfolgt und miterlebt. Was ſich in dieſen acht Tagen hier in Nürnberg, der alten deutſchen Reichsſtadt, an feſtlichem Geſchehen zutrug, war nicht die Feier einer kleinen wurzel⸗ loſen Führerſchicht, ſondern das Feſt eines in emer Weltanſchauung geeinten und ſeiner Führung vertrauenden Volkes.(Der Beifall dröhnt erneut durch die Halle). Es iſt der Jubel von Menſchen, die endlich wieder die beglückende Ueberzeugung beſitzen, an ihrer Spitze als Re⸗ gierung das Beſte ihres eigenen Ich zu ſehen.(Begeiſterter Beifall). Es iſt vor allem unſere Pflicht, die Zunahme der Parteigenoſſen nur auf jene zu beſchränken, die Gewähr bieten, daß ſie tat⸗ ſächlich zu jener Minorität gehören, die kraft ihres Wertes bisher ſtets Geſchichte gemacht hat. Einſt war es gefähr⸗ lich, Nationalſozialiſt zu werden, und wir erhielten deshalb die beſten Kämpfer. Heute iſt es nützlich, ſich uns„gleich⸗ zuſchalten“(Heiterkeit) und wir müſſen daher vorſichtig ſein vor dem Zulauf jener, die unter dem Symbol unſeres Kampfes und unſerer Opfer billige Geſchäfte machen wollen. Heuke müſſen wir ſelbſt Muſterung halken und abſtoßen, was ſich als ſchlecht erwieſen hat und deshalb innerlich nicht zu uns gehört. Der großen Tugenden der Opferwilligkeit, der Treue und des Gehorſams, in denen wir früher durch die Verfol⸗ gung von ſeiten unſerer Gegner von Zeit zu Zeit geprüft worden ſind, müſſen wir nunmehr der eigenen Prüfung Unterſtellen. Wer aber dieſe Probe nicht beſteht, muß uns verlaſſen. Es iſt überhaupt nicht notwendig, daß die Nationalſozialiſti⸗ ſche Partei ihre Verſtärkung nur aus jenen Jahrgängen der Nation holt, die früher zu uns hätten kommen können und, ganz gleich aus welcherlei Gründen, nicht gekommen ſind. Der Nachwuchs Wenden wir den Blick von dieſer vergangenen Welt doch hinein in die deutſche Zukunft. Und wir können glück⸗ lich ſein zu wiſſen, daß dieſe Zukunft ohnehin reſtlos uns gehört.(Ein Orkan des Beifalls erſchüttert die Halle.) Wenn die älteren Jahrgänge noch wankend werden können, die Jugend iſt uns verſchrieben und verfal⸗ len mit Leib und Seele. Geilrufe auf den Führer hindern ihn minutenlang am Weiterſprechen.) Sie lebt in dieſem ſtolzen Deutſchland des Hakenkreuzes und wird es niemals mehr aus ihrem Her⸗ zen reißen laſſen. Die Jugend wächſt nicht auf in der Mei⸗ nung einer Wichtigkeit der Stände, Klaſſen, Berufe uſw., ſondern im Glauben an eine einige deutſche Nation(der Beifallsorkan wiederholt ſich). In ihren Herzen wird nicht mehr der Platz ſein für die Vorurteile, den Eigendünkel und die Ueberheblichkeit einzelner Volks⸗ ſchichten nergangener Generatignen, denn ſie lebt mitein⸗ ander, marſchiert zuſammen, ſingt gemeinſam die Lieder der Bewegung und des Vaterlandes und glaubt an ein Deutſchland, das ihnen allen gehört.(Jubelnde Heilrufe brauſen erneut durch die Halle.) Aus ihren Reihen werden wir beſten Nachwuchs finden für die Nationalſozialiſtiſche Partei. Prüfen können wir das Weſen und die Art des Einzelnen verfolgen und end⸗ lich auswählen, was uns am würdigſten erſcheint, in die Reihen der alten Garde nachzurücken. Die Verpflichtung derjenigen aber, die verant lich ſind, für die Partei und ihre Zukunft zu ſorgen, iſt eh, gerade heute ſchwere. Die erſte Aufgabe, die uns die Gegen wart ſtellt, liegt in der notwendigen, immer ſchärferen 115 ſammenführung der einzelnen Gliederungen der Partei. 805 haben zu begreifen, daß ſie nur verſchiedene Funktionen 155 üben, allein alle als Nationalſozialiſten und Parteigenoſſen Sie haben 5 die Träger einer neuen deutſchen Eidgenoſſenſchaft zu ſein, die dem politiſchen Leben der deutſchen Nation ſeiſ Führung ſtellt. Sie können dies nur, wenn ſie untereinande eine auf ewig verſchworene in gegenſeitiger Trage und im Gehorſam zuſammengekettete Gemeinſchaft ſind. dürfen von der Nation an Tugend und Opferſinn nie mehr erwarten als was ſie nicht ſelbſt tauſendfach zu tun, zu gehe und zu leiſten bereit ſind, ſie dürfen nicht mehr Idealispis beim Volke vorausſetzen, als ſie ſelbſt an Idealismus in Herzen tragen und offenbaren. Nur dann, wenn wir in der Partei durch unſer aller Zutun die Verkörperung des nationa dozialiſtiſchen Geda kens und Weſens verwirklichen, wird ſie eine ewige und unzerſtörbare Säule des deutſchen Volkes und Reiches ſein. Dann wird einſt neben die herrliche, ruhmreiche Armee dem alten ſtolzen Waffenträger unſeres Volkes, die nic minder traditionsgefeſtigte politiſche Führung der Partei treten. And dann werden dieſe beiden Einrichtungen gemeinsam den deutſchen Menſchen erziehen und feſtigen und auf ihren Schultern tragen, den deutſchen Staat und das Deutſch: Reig. In dieſer Stunde verlaſſen ſchon wieder Zehntauſende von Parteigenoſſen die Stadt. Während aber die einen noh von der Erinnerung zehren, werden andere ſchon wieder he⸗ ginnen, zu rüſten zum nächſten Appell. Und wieder werden die Menſchen kommen und gehen und ſtets aufs neue ergriffen, beglückt und begeiſtert ſein, denn die Idee und die Bewegung ſind Lebensausdruck Unſetes Volkes und damit ein Symbol des Ewigen. Es lebe die nationalſozialiſtiſche Bewegung.— Es lebe Deutſchland! Anbeſchreibliche Aeußerungen der Begeiſterung folgen der Rede. Die Menſchen ſpringen auf und jubeln dem Führez minutenlang zu. f wokt⸗ Der Führer ehrt die Kriegsopfer Die Fortſetzung des Parteikongreſſes ſtand im Zeichen der Anweſenheit von 2500 Schwerkriegsbeſchädigten, die auf der Ehrentribüne in den vorderen Reihen des Saales Platz genommen hatten. In der erſten Reihe ſaßen 60 Kriegs blinde. Als der Führer mit ſeinen Begleitern die Kongreß⸗ halle betrat, brauſte ein vielſtimmiges Heil durch die Reihen. Der Führer ging ſofort auf die Reihen der Kriegsblinden zu, und es war ein ergreifender Anblick wie er jedem ein⸗ zelnen Blinden die zum Gruß ausgeſtreckte Hand herunter⸗ nahm, ſie herzlich drückte und jedem einige Worte des Mu⸗ tes und der Anteilnahme widmete. *. Totenehrung der 58⸗Führer Am Ehrenmal im Luitpoldhain fand am Montag vor⸗ mittag eine Totenehrung durch den Reichsjugendführer Bal⸗ dur von Schirach und ſämtliche Gebietsführer ſtatt. Der Reichsjugendführer legte unter den Klängen des Liedez vom guten Kameraden einen rieſigen Lorbeerkranz nieder, Anſchließend ſchritt ein Gebietsführer nach dem anderen mit einem großen Kranz aus dem Glied der Führer, um im Namen der deutſchen Jugend dieſen niederzulegen. Iſt das Zwang? Der Berichkerſtatter des„Matin“ über Nürnberg. Paris, 10. Sept. Der Sonderberichterſtatter des„Matin“ hatte Gelegen- heit, den Aufmarſch der SA und Ss im Kreiſe der unmittel baren Begleiter des Führers mitzuerleben. Der Berichter⸗ ſtatter ſchildert anſchließend den Verlauf der Kundgebung und die Haltung des Führers. Ich kam nach Nürnberg zu⸗ rück in einem Wagen, der unmittelbar dem Hitlers folgte. Ich glaube niemals etwas Derartiges zu Geficht bekommen zu haben. Auf einer Strecke von 8 km über Felder und Straßen folgten ununterbrochene Zurufe aus der Volks menge, ein ununterbrochenes Weinen und Lachen. Männer und Frauen, Greiſe und Kinder fanden ſich in dieſem Ge⸗ fühl zuſammen, eine wunderbare Miſchung edler Gefühle der Hingebung und der ſtärkſten Erregung. Hitler, aufrecht in ſeinem Wagen ſtehend, grüßte mit einem Lächeln. Dicht hinter ihm bleidend, fuhr unſer Wagen die ſteilen Zufahrts⸗ ſtraßen zu der Nürnberg überragenden Burg hinauf. Unter den wiederhallenden Gewölben und in den inneren Höfen — überall Geſichter, überall erhobene Arme, überall Freu⸗ denrufe. Wir waren vier oder fünf Zuſchauer in einem be⸗ ſonderen Burghof, in dem Hitler uns erwartete. Sofort erklärte er: „Was Sie geſehen haben, iſt doch kein unker dem ZIwange lebendes Volk!“ Der Berichterſtakter ſchildert dann, wie immer wieder von der im Burghof und um die Burg harrenden Menge Rufe laut wurden:„Wir wollen unſern Führer ſehen!“, wie die Menge das Deutſchlandlied ſang und der Führer dem Wunſche ſeiner Verehrer von Zeit zu Seit nachkam und ſich zeigke. „Hitlers Macht unerſchütterlich⸗ Anterredung mit Knickerbocker. Der Hauptſchriftleiter des„Zwölfuhrblattes“ hatte Ge⸗ legenheit, den bekannten amerikaniſchen Journaliſten Knicker⸗ bocker über ſeinen Eindruck vom Nürnberger Reichsparkei⸗ tag zu befragen. Der amerikaniſche Journaliſt erklärte da⸗ bei u. a., ſein hervorſtechendſter Eindruck von Nürnberg 10 die gerade in dieſen Tagen wieder ſo plaſtiſch zum Ausdru gekommene Verehrung des deutſchen Volkes für Hitler, wie ſie ſonſt nirgends auf der Welt 51 treſ⸗ fen und für moderne Staaten einfach unvergleichbar ei. Weiter ſagte Knickerbocker, ſein ſtärkſtes Intereſſe hätten die Kundgebungen der Hitlerjugend gefunden; denn er ſehe gerade in dieſer Huldigung der Jugend für Hitler 171 6 lange vertretene Anſicht beſtätigt, daß das nationalſozialſſ ſche Regime nicht am Ende ſei, wie es vielfach in der We preſſe behauptet wird. Auf die Frage, ob er in den Aufmärſchen und Kundge⸗ bungen des Keichsparkeitages eine ſogenanntke„Probe ⸗ mobil machung' erblicke, erklärte Knickerbocker, 17 5 Parteitag verfolge ſicherlich nicht den Iweck, Deulſchlan. kriegeriſche Kräfte zu erproben. Wenn durch die Aufaneſ die anerkannte deutſche Tüchtigkeit herausgeſtellt werde, könge man dagegen keine Einwendungen erheben. N 7— 12—2 — 1 8 2 — ee 2 Die brennende„Morro Caſtle“ Bishe1 137 Tote.— Eine neue Exploſton. Newyork, 11. September. Der Dampfer„Morro Caſtle“, der immer noch brennt, liegt nunmehr nur noch 60 Meter vom Strand bei Asbury⸗ Park auf Grund. Die oberen Verdecke ſind völlig ausgebrannt. Den Oloers des Dampfers wurde ſtreng verboten, der Preſſe Mitteilungen über den Brand zu machen. Die Blätter drücken ihre Verwunderung aus, daß zwiſchen dem Ausbruch des Brander und der Alarmierung der Fahrgäſte anſcheinend mmdeſtens eine Stunde verfloſſen iſt. Auf der noch brennenden„Morro Caſtle“, die zur Ebbe⸗ zeit etwa dr. Meter tief im Sande liegt, erfolgte am Mon⸗ 1eg unter donnerartigem Getöſe eine heftige Exploſion. Aus dein zwe! Schornſtein ſchoß eine Funkenfontäne hoch in die Luft. N vermutet, daß der größte Teil des Decks ein⸗ geſtürzt iſt. Naa den neueſte.. eoungen ſind 77 Tote der„Morro Caſtle“ identiftziert worden. Vermißt werden 60 Perſonen, und zwar 29 Fahrgäſte und 31 Mitglieder der Beſatzung, Die Urſache des Brandes iſt bisher 150 ungeklärt, allerdings hält man einen Blitzſchlag für höchſt unwahr⸗ ſcheinlich, un! glaubt vielmehr, daß der Brand in der Bibllotfl ausgebrochen ſei, wo nach den Angaben Ge⸗ ketteter noch ſpät nachts ein Trinkgelage ſtatt⸗ gefunden habe. Von der Ward⸗Linie wird mitgeteilt, daß ſich der deutſche Vizekonſul Landmann und Gattin unter den Vermißten be⸗ finden. Ihre Tochter Maria iſt gerettet und weilt gegen⸗ wärtig in Manasquan auf New Jerſey. 11 Das„Wrack der„Dresden“ brennt Bremerhaben, 11. Sept. Auf dem Wrack des im Juni vor Haugeſund geſunkenen Lloyddampfers„Dresden“ iſt während der Bergungsarbeiten ein Brand ausgebrochen. Man war dabei, die Platten des Schiffes vom Rumpf zu löſen, als das Feuer entſtand. Was das Meer nicht mitge⸗ nommen hat, verzehren nunmehr die Flammen. Die Beſſerung am Arbeitsmarkt Wieder 28 000 weniger.— Die Unterbringung langfriſtiger Erwerbsloſen. Berlin, 10. Sept. Die Jahl der bei den Arbeitsämtern gemeldeten Ar⸗ beitsloſen iſt nach dem Bericht der Reichsanſtalt für Arbeits⸗ vermittlung und Arbeitsloſenverſicherung im Auguſt er⸗ neut zurückgegangen. Es wurden am 31. Auguſt rund 2398 000 Arbeitsloſe oder rund 28 000 weniger als am Ende des Vormonats gezählt. Dieſer Rückgang iſt durch die anhaltende Aufnahme⸗ fähigkeit der freien Wirtſchaft ermöglicht worden und umſo bedeutſamer, als die Zahl der Notſtandsarbeiter weiter um rund 23 000 gefallen und in der Landwirtſchaft nach der Beendigung der Körnerernte eine Arbeitsſtille eingetreten iſt. Die leichten ſaiſonmäßigen Zugänge in den Außenberu⸗ fen wurden überdeckt durch Einſtellungen insbeſondere in den Produktionsgüterinduſtrien. Dem Rückgang der Arbeitsloſenzahl entſprach die Ent⸗ laſtung der Unterſtützungseinrichtungen. Die Zahl der von der Reichsanſtalt betreuten Arbeitsloſen iſt zwar ge⸗ genüber dem Vormonat leicht, und zwar um insgeſamt 4000 geſtiegen. Dieſer Steigerung ſteht aber eine Abnahme der anerkannten Wohlfahrtserwerbsloſen um rund 34 200 gegenüber. Bei Notſtandsarbeiten, die mit Mitteln der Reichsanſtalt gefördert werden, waren rund 292 000 Volksgenoſſen beſchäftigt. Während die Arbeitsloſigkeit in Jahresfriſt insgeſamt um rund 42 v. H. zurückgegangen iſt, hat ſich die Jahl der arbeitsloſen anerkannten Wohlfahrtserwerbsloſen um rund 54 v. 9. ermäßigt, ein Zeichen, daß die Einreihung gerade der langfriſtig arbeitsloſen Volksgenoſſen, denen die beſondere Sorge der nationalſozialiſtiſchen Regierung gilt, in die Armee der Schaffenden weikgehend gelungen ift. 8 Kurzmeldungen Madrid. Der Generalſtreik wurde von den marxiſtiſchen Gewerkſchaften abgeblaſen. Der Streik hat in Madrid ins⸗ geſamt ſechs Tote und 46 Verletzte gekoſtet. 300 Perſonen wurden verhaftet. London. In einer faſchiſtiſchen Maſſenkundgebung hat⸗ ten ſich im Londoner Hyde⸗Park etwa 50000 Menſchen ver⸗ ſammelt. Annähernd 10000 Poliziſten zu Fuß und zu Pferd waren aufgeboten. London. Wie die„Times“ aus Tokio berichtet, iſt der Haushaltsvoranſchlag des Kriegsminiſteriums um 133 Mill. Rm höher als im Vorjahre. London. Die„Times“ befürchtet, daß der Völkerbund nach dem Eintritt der Sowjetunion in einen Streit zwiſchen Sowjetrußland und Japan verwickelt werden könne. Ein neues Giftgas. Cleveland(Ohio), 10. Sept. Auf der Jahresverſamm⸗ lung der amerikaniſchen Chemiſchen Geſellſchaft wurde von Dr. George Cady von der U. S. Rubber Co. ein Bericht über ein neues phosgenartiges Kriegsgas vorgelegt, das in kunzentrierter Form auch als Exploſipſtoff benutzt werden n. Cholera in Rumänien— 6 Tre „ Bukareſt, 10. Sept. In der Sommerfriſche Mamaia am Schwarzen Meer erkrankten 40 Soldaten des Flieger⸗Ab⸗ wehr⸗Regiments an Cholera. Sechs ſtarben nach einigen Stunden. Zwei liegen im Sterben. Der Ort wurde ſofort von den Sommerfriſchlern geräumt und ſtreng abgeſperrt. 2 Erdſtöße in Algerien. Die Bevölkerung von Nordal⸗ berien befindet ſich in einer panikartigen Verfaſſung. Nach em letzten ſchweren Erdbeben, das die Ortſchaft Carnet faſt vollkommen zerſtörte, find überall neue leichte Erdſtöße verſpürt worden. Die Bewohner der ganzen Gegend haben es vorgezogen, ihre Häuſer zu verlaſſen und leben unter freiem Himmel. . 125 000 Stück Vieh abgeſchlachtet. Wie aus Ottawa Kanada) gemeldet wird, hat die Bundesregierung einem 20 en Provinzen Manitoba und Saskatchewan gemachten orſchlag grundſätzlich zugeſtimmt, wonach 125 000 Stück i ieh in den durch die Dürre betroffenen Gebieten geſchlach⸗ et werden ſollen. Es herrſcht Einigkeit darüber, daß es un⸗ ae wäre, das Vieh den Winter hindurch am Leben zu en. Aucsdemliadisclien Caude II Heidelberg.(Sturz mit Todesfolge.) Ein ſchwerer Unfall, dem ein Menſchenleben zum Opfer fiel, er⸗ eignete ſich in Handſchuhsheim. Eine im Stadtteil Kirchheim wohnhafte 23 Jahre alte Frau ſtürzte in dem Hauſe ihrer Eltern, wo ſie zu Beſuch weite, die Haustreppe herunter. Die Bedauernswerte kam dabei ſo unglücklich zu Fall, daß ſie das Genick brach, was den ſofortigen Tod zur Folge hatte. U Arphar bei Wertheim.(Schadenfeuer.) Die dem Polizeidiener Albert und dem Landwirt Seidner gehörende Scheune iſt mit erheblichen Futter⸗ und Erntevorräten und andwirtſchaftlichen Maſchinen niedergebrannt. Die Brandur⸗ ache iſt nicht bekannt. N Baden⸗Baden.(Zuſammenſtoß.) In der Rhein⸗ traße ſtieß ein ausländiſcher Perſonenkraftwagen beim Ein⸗ biegen in die Ooſer Bahnhofſtraße mit einem Kraftradfahrer zuſammen, wobei der Kraftradfahrer ſchwere innere Verletzun⸗ gen erlitt, denen er erlegen iſt. Es handelt ſich um den ver⸗ geirateten 43 Jahre alten Oberzugſchaffner Emil Dietz aus Schwarzach. i 8 Offenburg.(Feuerwehrjubiläum.) Das Jubi⸗ läum des 75jährigen Beſtehens der Freiwilligen Feuerwehr hat eine große Zahl von Feuerwehrleuten nach Offenburg ge⸗ bracht. In den Städtiſchen Feſthallen war ein Feſtbankett, bei dem der Landesführer Müller⸗ Heidelberg die Glückwünſche des Landesfeuerwehrverbandes überbrachte. Im Namen der Stadt ſprach Bürgermeiſter Fellhauer und überreichte der Feuerwehr als Ehrengabe der Stadt ein Bild des Führers und Kanzlers Adolf Hitler. Auf dem ſlädtiſchen Marktplatz fand eine Probe ſtatt, die ausgezeichnet verlief. Die Frei⸗ willige Feuerwehr Offenburg und die Bahnhofsfeuerwehr zeigten ihre Bereitſchaft und ihre Fähigkeiten auch zur Be⸗ wältigung des größten Brandes in Offenburg. Nachmittags bewegte ſich ein großer Feſtzug durch die Stadk, an dem zirka 5000 Feuerwehrleute teilnahmen. Dem Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr, Herrn Prokuriſten Baumſtark, wurde allſeits die größte Anerkennung für die vorzügliche Führung br Freiwilligen Feuerwehr zum Ausdruck ge⸗ rachc. Hagelunwetter im Markgräflerland Müllheim, 10. Sept. Schlimme Kunde über einen ver⸗ nichtenden Hagelſchlug kam aus dem oberen Markgräfler⸗ land. So viel bis jetzt bekannt geworden iſt, hat das Un⸗ wetter am meiſten in den Rebgemeinden Schliengen, Bellingen, Feldberg und zum Teil auch in Vögesheim gewütet und in den Rebanlagen ſchweren Schaden angerichtet. Befriedigende Preißelbeeren⸗Ernte In den höchſten Lagen des Schwarzwaldes iſt gegen⸗ wärtig die Ernte der Preißelbeeren im Gange, die als letzte Wildbeeren des Gebirges jetzt überall zur Vollreife ge⸗ kommen ſind. Im Gebiete des Feldberg, Herzogenhorn bis hinüber zum Belchen trifft man auf den Hochheiden und an den waldgeſchützten Halden üppig behangene Büſche mit den weithin rotſchimmernden Beeren. Einheimiſche Sammler und Sammlerinnen, namentlich aus den umliegenden Talgebieten, lind bei dem prächtigen Nachſommerwetter von früh bis ſpät auf den Bergen kätig und halten fleißige Nachleſe auch bei den Blaubeeren. (=) Konſtanz.(Der 35000. Paſſagier.) Der Bo⸗ denſeeflieger Flugkapitän Truckenbrodt beförderte letzter Tage mit ſeinem altbewährten Dornier⸗Flugboot den 35 000. Paſſa⸗ gier über den Bodenſee. Seit 12 Jahren leitet Flugkapitän Truckenbrodt den Flugbetrieb am Bodenſee, den er im Mat 1922 ſelbſt eröffnet hat. Er hat bis jetzt ſchon über eine Mil⸗ lion Kilometer in der Luft zurückgelegt. Aus den Nachbarländern Anerhörtes Verhalten gewiſſenloſer Kraftfahrer. Impflingen b. Landau. Nachts wurde der hier woh⸗ nende Landwirt Karl Schmitt, als er mit dem Fahrrad die Dorfſtraße befuhr, durch ein Perſonenauto angefahren und ſchwer verletzt. Er blieb bewußtlos liegen. Unerhört iſt das Verhalten der Autoinſaſſen, die den Unfall verſchuldet haben. Den bewußtloſen Mann legten ſie nämlich ſamt ſei⸗ nem Fahrrad in den Straßengraben, um alsdann ſchleu⸗ nigſt weiterzufahren. Fußgänger fanden Schmitt ſpäter in bedenklichem Zuſtande auf und veranlaßten ſeine Ueberfüh⸗ rung ins Landauer Krankenhaus. Die Fahndung nach den Autorohlingen war bisher leider erfolglos. Den Bruder mit der Senſe getöket. Kapsweyer, 10. September. Nach dem Heimweg vom Felde kamen die Brüder Schlick im Hausgarten hinter der Scheune ihres Anweſens in einen Streit, deſſen Grund familiäre Verhältniſſe waren. Bei der Auseinanderſetzung hatte der 56jährige Alfons Schlick einen Heurechen zur Hand ſein Bruder Johann eine Senſe. Dieſe Werkzeuge ſpielten bei dem Streit eine Rolle. In der Scheune nahmen die Meinungsverſchieden⸗ heiten ſchärfſte Formen an. Hierbei brachte Johannes Schlick ſeinem Bruder Alfons drei ſchwere Senſenhiebe bei, ſo daß der Verletzte kot liegen blieb. Johann Schlick, der gleichfalls Verletzungen davon⸗ trug, wurde verhaftel. f Darmſtadt.(Mit Beil und Axt gegeneinan⸗ der.) In der Dieburger Straße kam es zwiſchen zwei Mie⸗ terfamilien, die ſchon längere Zeit in Streit leben, zu tät⸗ lichen Auseinanderſetzungen, in deren Verlauf der eine Ehemann mit einem Beil der Frau der gegneriſchen Fami⸗ lie Verletzungen am Kopf beibrachte. Der Mann der verletz⸗ ten Frau wehrte den Täter mit der Axt ab. Die 40jährige Frau wurde ins Krankenhaus eingeliefert. a Mörlenbach.(Er hat genug von der Frem⸗ denlegion.) Nach fünffüh igen Dienſt bei der franzöſt⸗ ſchen Fremdenlegion in Nordafrika iſt jetzt Joſef Rüth in ſeine Heimat zurückgekehrt. Als 18jähriger Burſche hatte Rüth ſeinen Pflegevater verlaſſen und ſich in ſeinem Unver⸗ ſtand anwerben laſſen. Er hatte ſeine Abenteurerluſt hart büßen müſſen und will von der Schinderei in der Frem⸗ denlegion nichts mehr wiſſen. Mainz.(Tödlicher Verkehrsunfall.) In der Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße hat ein Radfahrer einen Sattel⸗ ſchlepper mit einem Latrinefaß im Anhang umfahren. Hier⸗ bei geriet er in das rechte Hinterrad des Traktor Er kam zu Fall, und das date ging über ihn hinweg. Seine Verletzungen, es handelt ſich um Arm⸗ und Beinbrüche, waren ſo ſchwer, daß er im ſtädtiſchen Krankenhaus ge⸗ ſtorben iſt. 8 Neues aus aller Welt i Großvater mit Enkelkind veranglückt. Der 59jährige Bahnmaurer Friedrich Appel überſchritt mit ſeinem 2/ jäh: rigen Enkelkind auf dem Arm die Bahngleiſe in Ingolſtadt Er wurde von einer Lokomotive erfaßt und ſo ſchwer ver letzt, daß er ſtarb. Das Kind wurde auf die Plattform der Lokomotive geſchleudert und blieb dort liegen bis zum Nordbahnhof, wo es beobachtet und geborgen wurde. Der Kleine hat einen Armbruch davongetragen. 1: Jwei Brüder ködlich verunglückt. Die beiden Brüder Friedrich und Alfons Batz aus München fuhren in Unter⸗ germaringen in einer Kurve an einen Baum. Der auf dem Soziusſitz mitfahrende Alfons Batz war ſofort tot. Friedrich Batz ſtarb auf dem Transport ins Krankenhaus. 1; Eine Mutter opfert ſich. Dem verunglückten Töchter⸗ chen des Bürgermeiſter Buchmüller in Attenhofen(Schwa⸗ ben) ſollte die ſkalpierte Kopfhaut erſetzt werden. Die Mut⸗ ter des Kindes erklärte ſich bereit, das große Opfer zu brin⸗ gen. Die vor einigen Tagen vorgenommene Hautübertra⸗ gung war von gutem Erfolg begleitet. : Beſtrafte Edelweißräuber. Vom Amtsgericht Berch⸗ tesgaden wurde in den letzten Tagen eine große Menge von Edelweißplünderern abgeurteilt und mit Geldſtrafen bis zu 150 RM bzw. 30 Tagen Haft bedacht. In allen Fäl⸗ len handelt es ſich um Leute, die die ſeltene Gebirgspflanze in gewinnſüchtiger Abſicht geplündert haben. 15: Tödlicher Hufſchlag. Der Landwirt Johann Mark von Geißenreuth(Bayern) wurde beim Tränken eines Pfer⸗ des von dieſem mit dem Huf derart auf den Unterleib ge⸗ ſchlagen, daß eine Darmverletzung eintrat. Mark arbeitete bis zum Abend noch weiter, mußte aber dann ins Kran kenhaus gebracht werden, wo er ſtarb. 16: Spinale Kinderlähmung. Auf Anordnung der Re⸗ gierung in Arnsberg ſind alle Volks⸗ und höheren Schu⸗ len im Stadtgebiet Caſtrop⸗Rauxel bis 8. Oktober wegen zahlreicher Erkrankungen an ſpinaler Kinderlähmung ge⸗ ſchloſſen worden. : An einer Schraube erſtickt. Ein 12jähriges Kind fand in Bottrop beim Spielen mit dem Handwerkskaſten ſeines Vaters eine Schraube, die es in den Mund ſteckte. Die Schraube geriet in den Hals, und obwohl der beſtürzte Vater das Kind ſogleich ins Krankenhaus trug, wo es ope⸗ riert wurde, gab es keine Rettung mehr. Das Kind ſtarb den qualvollen Erſtickungstod. Der Tod in der Grube. Auf der Schachtanlage Fried⸗ rich, Heinrich in Kamp⸗Lintfort wurde der Hauer F. Pohlſchmidt von einem Kohlenwagen zu Tode gedrückt. Das Unglück iſt umſo tragiſcher, als vor einigen Jahren auf der gleichen Zeche ein Bruder des ſo ums Leben gekommenen Bergmannes tödlich verungnückte. 1 Doppelmörder verhaftet. Die Kriminalpolizei Wer⸗ nigerode nahm einen Mann feſt, der im 1 Ver⸗ dacht ſteht, am 1. Juni im Harz den Bankdirektor Schuri aus Osnabrück und am 1. Juli den Dr. ing. Auguſt Kra aus Danzig ermordet zu haben. In einem längeren Ver⸗ hör hat der Verhaftete nunmehr ein Geſtändnis abgelegt. 15: Unwekter verurſacht Jugenkgleiſung. Infolge hefti⸗ ger Gewitterregen wurden die Zufahrtsſtrecken zur Gott⸗ hardbahn zwiſchen Luzern, Zürich und Goldau an verſchie⸗ denen Stellen durch Geröllmaſſen verſchüttet. Ein Lokalzug Luzern— Goldau fuhr auf niedergehendes Geröll auf, wo⸗ bei die Lokomotive der Packwagen und ein Perſonenwagen entaleiſten. Einige Perſonen erlitten Verletzungen. Kriegsfreundſchaft über das Grab hinaus Auf dem Taucherfriedhof in Bautzen findet gegenwär⸗ tig auf dem Grabe des Gärtnereibeſitzers Schindele ein aus Glasperlen hergeſtellter großer Kranz ſtarke Beachtung. Er ſtammt von dem Görtnerei⸗ und Weinbergbeſitzer Charles Aubert aus Monteliinar in Südfrankreich, der während des Krieges mit noch fünf anderen Franzoſen als Kriegsgefan⸗ gener zu Schindele zur Arbeit kommandiert war. Das Ein⸗ vernehmen zwiſchen Schindele und den ſechs Franzoſen war gut, und zwiſchen ihm und Aubert entwickelten ſich beſonders enge freundſchaftliche Beziehungen, die ſich auch in den 16 Nachkriegsjahren forterhielten. Die beiden ſtanden in regem Briefwechſel, und Schindele beſuchte Aubert ſogar einmal in ſeiner Heimat. Tief erſchüttert von dem Tode ſeines deut⸗ ſchen Freundes, ſandte Aubert jetzt dieſen Kranz als letzten Gruß, der nun auf dem ſtillen Grabe von einer im Kriege entſtandenen und im Frieden erhaltenen zwanzigjährigen Freundſchaft eines Deutſchen und eines Franzoſen kündet. 5 Münchens neuer Polizeipräſidenk. Der Reichsgeſchäftsführer der NSDAP., Reichsleiter Philipp Bouhler, wurde zum Präſidenten der Polizeidirektion München ernannt. Gedenktage N 11. September. N 1816 Der Mechaniker Karl Zeiß in Weimar geboren. 1886 Der Afrikaforſcher Eduard Flegel in Braß am Niger geſtorben. Sonnenaufgang 5,26. Mondaufgang 8,19. Sonnenuntergang 18,27. Monduntergang 18.38 12. Sepfember. 1 1829 Der Maler Anſelm Feuerbach in Speyer geboren. 1876 Der Dichter Anaſtaſius Grün in Graz geſtorben. Sonnenaufgang 5,27. Sonnenuntergang 18,24, Mondaufgang 9,37. Monduntergang 18,53. Lalcale Nuudochau 5 UI Verlängerung der Schulferien. Außer den in der Be⸗ kanntmachung des Polizeipräſidiums vom 8. September d. Is. genannten privaten Lehranſtalten, Kleinkinderſchulen und Kleinkindergärten, bleiben, um der Zunahme der Scharlach⸗ erkrankungen entgegenzuwirken, auch alle anderen ſtaatlichen und ſtädtiſchen Schulen in Mannheim(Volks⸗ und Fort⸗ bildungsſchulen, Höhere Lehranſtalten, Gewerbe⸗ und Han⸗ delsſchulen, Soziale Frauenſchule, Fröbelſeminar und Haus⸗ frauenſchule) bis 24. September ds. Js. geſchloſſen. Aus der Mannheimer Kunſthalle. Anläßlich jährigen Jubiläums der Mannheimer Photographiſchen Ge⸗ ſellſchaft veranſtaltet die Städtiſche Kunſthalle eine Schau von alten und neuen Photographien. Eine kleine Abteilung alter Daguerreotypien iſt zuſammen mit einer ebenſo loſt⸗ baren wie künſtleriſch wertvollen Gruppe von Originalauf⸗ nahmen des Engländers D. O. Hill aus den 40er Jah cen des vorigen Jahrhunderts ausgeſtellt. Es folgt eine Samm⸗ lung von Meiſterphotos aus den letzten Jahren, die das St. Annen⸗Muſeum in Lübeck aus ſeiner Sammlung zur Ver⸗ fügung geſtellt hat. Eine dritte Abteilung zeigt Flugbilder, vor allem von der Badiſch⸗Pfälziſchen Lufthanſa. Als be⸗ ſondere große Abteilung werden die wundervollen Aufnah⸗ men gezeigt, die Erna Lendwai⸗Dirckſen⸗Berlin für ihr be⸗ kanntes Buch„Das deutſche Volksgeſicht“ gemacht hat. Die beiden letzten Säle ſind den Mitgliedern der Mannheimer Photographiſchen Geſellſchaft eingeräumt, die mit ausgezeich⸗ neten Arbeiten aufwarten. Eine kleine Gruppe von alten Kameras und von techniſch intereſſanten und lehrhaften Auf⸗ nahmen vervollſtändigt endlich die Schau. — Wer kann das Ehrenkreuz beantragen? Nachdem nun⸗ mehr die Anträge auf Verleihung des Ehrenkreuzes des Welt⸗ krieges geſtellt werden können, tauchen immer wieder Fragen auf, wer dieſes Ehrenkreuz für ſich beantragen kann. Für einen gefallenen verheirateten Kriegsteilnehmer kann, wie wir von unterrichteter Seite erfahren, ſowohl der Witwe wie den Eltern des Kriegsteilnehmers das Kreuz bewilligt werden. Kameradſchaftstreffen der 111er Die ehemaligen 111er hatten ſich in großer Anzahl aus dem ganzen Lande zu einem Kameradſchaftstreffen in Mann⸗ heim eingefunden. Abends fand im Friedrichspark ein Feſt⸗ bankett ſtatt. Die Feſtrede hielt Profeſſor Dr. von Neuen⸗ ſtein. Heute dürfe der alte Soldat ſich endlich wieder ſtolz zu ſeinem Soldatentum bekennen. Die alten Soldaten woll⸗ ten nichts, als anerkannt wiſſen, daß ſie in Deutſchlanos größter Not ihre Pflicht taten. Nach einem Hinweis auf den Geiſt der Kameradſchaft, der gerade bei den 11 1ern eine gute Pflegeſtätte gefunden habe, beſchloß ein dreifaches Hurra de eindrucksvolle Rede. Im weiteren Verlauf des Banketts wurden anläßlich des 30. Stiftungsfeſtes der Gründer des Vereins, ſowie drei weitere 111er beſonders geehrt. Gau⸗ führer Dr. Hieke überbrachte die Glückwünſche der 53 im Gau zuſammengefaßten Militärvereine. Geſang, Tanz und Humor geſtalteten den Feſtabend unterhaltend und gemütlich. Der Sonntag war mit Kirchgang, Beſichtigung der Sehens⸗ würdigkeiten der Stadt und geſelligem Beiſammenſein gefüllt. Mannheimer Künſtler preisgekrönt. Der im National⸗ theaterorcheſter als Konzertmeiſter kätige, erſt 19 Jahre alte Helmut Schuhmacher, ein gebürtiger Mannheimer, ging aus dem von der Reichsmuſikerſchaft in Berlin veranſtalteten Künſtler⸗Wettbewerb„Vorwärts durch Leiſtung“ als der beſte Geiger der jüngſten Generation hervor. Es iſt dieſer Sieg um ſo höher zu bewerten, als die 64 Geiger, die ſich mit ihrem Spiel der höchſten Prüfung unterwarfen, bereits von den Landesmuſikerſchaften der einzelnen Gaue als die beſten ausgeſucht waren. Mannheimer Anfallchronik. Auf der Neckarauerſtraße geriet ein Perſonenkraftwagen ins Schleudern und fuhr gegen einen Gartenzaun und einen Leitungsmaſt. Ein Mitfahrer, der aus dem Wagen geſchleudert wurde, erlitt nur unbe⸗ deutende Hautabſchürfungen.— Einen Oberſchenkelbruch er⸗ litt ein Rad, hrer, der morgens im Induſtriehafen ſtürzte. Der Verletzte wurde in das Allgemeine Krankenhaus ge⸗ bracht.— Ein Radfahrer, der nachts in Rheinau mit einem Straßenbahnzug zuſammenſtieß, erlitt Kopf⸗ und Beinver⸗ letzungen ind wurde mit dem Sanitätskraftwagen in das Allgemeine Krankenhaus gebracht.— Nachmittags erlitt beim Baden am Strandbad ein Mann, der einen Kopfſprung aus⸗ führte und mit dem Kopf auf einen Stein ſtieß, eine größere Wunde. Der Verletzte wurde in das Allgemeine Kranken⸗ haus gebracht. As * () Hochſommerſonntag mit Föhneinbruch. Ueber das Wochenende wurde das Rheintal und der Schwarzwald bis zu den höchſten Lagen von einem Strom ſubtropiſcher, feuch⸗ ter Luft überflutet, die für dieſe Jahreszeit zu ungewöhn⸗ lich hohen Temperaturen und einer drückenden Schwüle führte. In der Hardt, in Unter⸗ und Mittelbaden wurden am Sonntag nachmittag bei gewittriger Bewölkung und aus⸗ geſprochener Föhnſtimmung 27—28 Grad Wärme im Schat⸗ ten gemeſſen. An den Weſträndern des Gebirges, am Kaiſer⸗ ſtuhl und im Markgräflerland wurden ſogar 30 Grad ge⸗ ſtreift. Selbſt in den oberſten Zonen des Schwarzwaldes, in 12—1500 Meter Höhe, ſind Höchſttemperaturen von 22 bis 25 Grad Wärme feſtgeſtellt worden. Werte, die ſelbſt mitten in der Hundstagszeit nur ſelten beobachtet werden. Heute im Rundfunk: ö Reinald und Armida. ohann Joſeph Rudolph wurde 1730 in Straßburg d 0 1806 in Paris; von 1761 bis 1766 lebte er in Stuttgart, wo er neben Jomelli komponierte und dirigierte. Sein für Stuttgart geſchriebenes Ballett„Rinaldo“ (1761) iſt hier in eine Handlung gebracht, die an den prunk⸗ vollen Hof des württembergiſchen Herzogs zu Ludwigsburg führt und in heiter beſchwingten Dialogen den Geiſt des Rokoko beſchwört.(Reichsſender Stuttgart 21.40 Uhr.) Wetterbericht Gefördert durch die ſtarke Erwärmung der letzten Tage hat der Abbau bes Feſtlandhochs weitere Fortſchritte ge⸗ macht. Damit iſt den weſtlichen Störungen der Weg nach Mitteleuropa freigegeben. Ein derartiger Ausläufer des nun⸗ mehr zwiſchen Island und der norwegiſchen Küſte liegenden Tiefs hat uns bereits erreicht. Eine nachhaltige Verſchlech⸗ terung iſt aber nicht zu erwarten, da das atlantiſche Tief den Abzug nach Norden offen findet.— Vorherſage: Durchzug eines Tiefdruckausläufers, zeitweiſe Regenfälle, keine nach⸗ haltige Verſchbechterung. „Nur welke Blätter...“ „Der Sommer zieht, mit ihm der Blumen Pracht, Die uns ſo hold, ſo lieblich angelacht...“ ſo beginnt ein altes Lied, das von der Vergänglichkeit aller irdiſchen Dinge ſingt und dieſe Vergänglichkeit in dem Gilben und Welken der Blätter verſinnbildlicht findet. Wenn jetzt gelbes und rotes Laub unter unſeren Füßen raſchelt, wenn immer mehr falbe Blätter von den Bäumen fallen und ſich auf Straßen und Wegen, in Parks und Laubwäldern als weicher Teppich ausbreiten, muß jedem, der das Lied kennt, der wehmütige Kehrreim einfallen, und es überkommt ihn dann eine herbſtliche Wehmut. In manchem anderen aber, der ein bißchen weiter denkt, erwächſt aus der wehmütigen Stimmung ein Frühlings⸗ glaube, denn der herbſtliche Blätterfall iſt eine Vor⸗ bereitung auf einen neuen Frühling. In großen Waldgebieten und Parkanlagen ſchafft das welke Laub, indem es ſich zerſetzt, dem Boden neue Nähr⸗ ſtoffe für künftige Pflanzen. Wo genügend Arbeitskräfte und Geldmittel zur Verfügung ſind, kann man der Nähr⸗ ſtoffbildung durch die welken Blätter ein wenig nachhelfen. Man verwendet ſie als einen Miſchdünger, indem man ſie zu kleinen Bergen aufſchichtet und zur Erzielung einer guten Ackerkrume, eines fruchtbaren Mutterbodens, ihrem Schickſal überläßt. Dieſes Schicklal kommt in Geſtalt von Regen und Luft und verarbeitet die welken Blätter zu brauchbarer Gartenerde. Siedler und Kleingärtner verwerten das welke Laub in Haus und Hof. Man dichtet an Kleintierſtällen Fugen damit ab, ſchafft wärmende Laubdecken zum Schutze gegen die Winterkälte, packt wertvolle Blumenknollen, Weinreben, Erdbeerbeete und anderes in Laub, um ſie vor Froſt zu bewahren, und kann oft gar nicht genug von dem Welk⸗ laub haben. Man ſieht: in der Natur iſt nichts ſinn⸗ und zwecklos, auch die welken Blätter nicht! * Auf dem Stoppelteppich Geheimnisvoll und weiſe geht die große Natur ihrer Gang. Und dem Tätigen und Tüchtigen iſt ſie nicht ſtumm dem Verehrenden offenbart ſie ihren Sinn. Haſt du dein Auge ſchon einmal dahin geſenkt, wo dein Fuß über das Stoppelfeld ſchritt? Welche unendlich große Zahl von zarten Pflanzen bergen ihre Häupter hinter der ſturen Stoppeln! Wie weißen Hauch legt die Hundskamille die Blütenköpfe darauf, um dem Ackerſchachtelhalm, dem „Katzenſterz“ mit ſeinem Tannenſtämmchen und dem fein⸗ äſtigen Habichtskraut mit ſeinen Goldknöpfchen den rechten Platz anzuweiſen, wo ſie ſich in den braungelben Stoppel⸗ teppich einzuweben haben. Die Randlinien zeichnet trefflich gefranzt das kanadiſche Berufskraut mit ſeinen unendlich vielen fahlen„Puſchelblüten“. Dann öffnet ſich inmitten das kriſtallrote Krönchen des Ackergauchheils. Es reicht in Vorübergehen dem ſpießblättrigen Ampfer, dem quirliger Ackerſpark und dem Reiherſchnabel die Hand. Alles neigt ſich, denn eben ſtreicht ſeufzender Stoppel⸗ wind mit grauem Gewölk vorbei. Er berührt auch die pfeff⸗ rige Minze und ſaugt mit Genuß ihren würzigen Duft, den Blätter und Blüten aus Lilatrichtern vergeuden. Zierlich, hundertblütig im prächtigſten Roſa, nickt das Mauergips⸗ kraut den fallenden Strahlen der Sonne ein Dankesgebet, daß Senſe und Sichel es niemals erfaßten, daß drum auch ſein Köpfchen ſich lachend erhebt über die weichen Maſchen des Vogelknöterichs, der„Schweinegruſe“, des Bruchkrauts, des ſchneeweißen Filzkrautes, des tauſendkörnigen, gliederi⸗ gen Knorpelkrautes. Unſcheinbar ſchließt dann das Acker⸗ vergißmeinnicht im himmliſchen Kleide die Fäden des klein⸗ muſtrigen, buntſprenkligen Teppichs vom Stoppelfeld. Zur Frühpürſch erlebt' ich ein Klingen, ein Flöten, ſo ſüß, daß Auge und Herz lachten. Hochbeinig, langhalſig, mit pfriemigem Schnabel ſtrichen Brachvögel vorüber, nach Süden, nach molligen Ländern, wo„Notzeit“ noch fremd klingt dem Ohr. Iſt das Dreſchen feuergefährlich? Wie oft wird die Berechtigung zu dieſer Frage beſtrit⸗ ten. Leider beſtätigen aber zahlreiche Brände, ſchwere Un⸗ fälle, ja, ſogar Todesfälle, daß immer noch viel Unkenntnis über Gefahren und unvorſchriftsmäßige Kraftanlagen vor⸗ liegt. Es beſteht kein Zweifel darüber, daß bei Verwendung von Maſchinen mancher Nachteil, der früher mit der Hand⸗ arbeit verbunden war, behoben oder wenigſtens gemindert worden iſt. Ebenſo deutlich hat aber die Erfahrung gezeigt, daß die durch die Motoriſierung hervorgerufenen Gefahren, und zwar ſowohl Brand⸗ wie Unfall⸗ und Lebensgefahr, erheblich größer geworden ſind. Die Gefahren liegen vor⸗ zugsweiſe erſtens in der Antriebsmaſchine ſelbſt, zweitens in den zum Antrieb benutzten feuergefährlichen Brennſtoffen und Kraftquellen, drittens in der ſtärkeren Ausnutzung der durch dieſe Antriebsmaſchinen in Bewegung geſetzten Ar⸗ beitsmaſchinen. Es ſei kurz auf die hauptſächlichſten Schutz⸗ maßnahmen hingewieſen: 5 Alle Antriebsmaſchinen wie Benzin⸗ oder Benzol⸗ motor, Trecker, Bulldogg, Lokomobile uſw. dürfen nicht in⸗ nerhalb oder in unmittelbarer Nähe von Räumen, in denen feuergefährliche Stoffe gelagert werden, aufgeſtellt werden. Die polizeilichen Vorſchriften für die Aufſtellung dieſer Ma⸗ ſchinen und für die Lagerung der zum Betrieb erforderlichen Brennſtoffe ſind genau zu beachten. Die Maſchinen dürfen nicht übermäßig beanſprucht oder belaſtet werden. Bei elektriſchem Antrieb iſt darauf zu achten, daß nur vorſchriftsmäßige, gut inſtand gehaltene, keineswien aber irgendwie geflickte Kabel verwendet werden. dich Kabel dürfen nicht auf dem Erdboden ſondern nur erhöht auf Holzböcken gelagert werden. In Ruhepauſen ſind die Kraftanlagen ſpannungslos zu machen. Der Stecker iſt 05 der Steckdoſe herauszunehmen. Die kraftanlage iſt vor, ſchriftsmäßig abzuſichern; auf keinen Fall ſind geflicke Sicherungen zu benutzen. Die Zuleitungen des elektriſchg Stroms ſind ſorgfältig zu pflegen und keinesfalls zu be⸗ nutzen, ſolange ſie ſchadhaft ſind. Elektriſche Maſchinen ſind vor Ueberlaſtung zu ſchützen, da dies ſtets mit Schäden 0 Gefahren verbunden iſt. 5 Wenn dieſe Sicherheitsmaßregeln nicht beachtet werden braucht ſich niemand zu wundern, daß Schäden, Unfälle und ſonſtige Gefahren entſtehen. Selbſtverſtändlich verſagen i ſolchen Fällen auch die Verſicherungsanſtalten wegen grober Fahrläſſigkeit jeden Anſpruch auf Entſchädigung. Außerdem kann der Staatsanwalt den Schadenſtifter zur Verantwor⸗ tung ziehen. Sippenforſchung im Stadtarch ib Reiche Schätze in Frankfurt. Im Zuſammenhang mit der Arbeit, eine Ueberſicht über die in Deutſchland vorhandenen Materialien zur Sippen. forſchung zu erhalten, iſt es beſonders notwendig, auf das Stadtarchiv von Frankfurt am Main hinzuweiſen, das wol! mit die beſten Materialien enthält. Das Frankfurter Stadl. archiv verfügt über einen Reichtum, der in der Tat ganz beſondere Beachtung verdient. So ſind in ihm enthalten Bürgerbücher und Bürgerliſten vom Jahre 1311 bis zur Jetztzeit. Bemerkenswert iſt, daß dieſe Sammlung lückenlos iſt und ein Verzeichnis aller Perſonen umfaßt, die das Bür⸗ gerrecht der Reichs⸗ und Freien Stadt Frankfurt erworben haben. Die Bürgerbücher ſind mit zuverläſſigen alphabei⸗ ſchen Regiſtern verſehen. Auch ſind in dieſem Archiv noch enthalten Einwohnerverzeichniſſe des 14. und 15. Jahrhun- derts, Liſten der ſeit 1554 aus den Niederlanden, aus Hol⸗ land und aus Frankreich eingewanderten Proteſtanten. Judenbücher wurden geführt in den Jahren 1812 bis 1840, außerdem ſind Liſten der Permiſſioniſten, des Geſindes und anderer Fremden aus dem 19. Jahrhundert geführt worden. Die Bürgermeiſterbücher und Ratsprotokolle enthalten chronologiſche Aufzeichnungen aller Amtshandlungen. Darin befinden ſich Verhandlungen über Aufnahme, Entlaſſungen und über alle möglichen perſönlichen Verhältniſſe der Ein⸗ wohner ſeit Mitte des 16. Jahrhunderts. Auch eine chrono⸗ logiſche Sammlung der an den Rat bzw. an den Senat ge⸗ richteten Bittſchriften iſt vorhanden. Von 1600 bis 1851 ſind Tauf⸗ und Geburtsbücher geführt worden. Von 1603 an gibt es Proklamationsbücher, die die chronologiſchen Re⸗ giſter der Aufgebote meiſt auch mit Traudaten enthalten. Von 1320 bis 1820 ſind Steuerliſten geführt worden, die Aufzeichnungen über die von den Bürgern, Beiſaſſen und Juden in der Stadt und ihren Dorfſchaften gezahlten Steuer und Angaben über ihren Vermögensſtand enthalten. Seit 1328 gab es in Frankfurt am Main amtliche Be⸗ urkundungen über die Belaſtung des Grundbeſitzes. Seit der gleichen Zeit ſind im Archiv die letztwilligen Verfügun⸗ gen von Bürgern und Einwohnern, ſoweit ſie vor dem Rat oder den Frankfurter Gerichten geſchloſſen und dort depo⸗ niert waren. Die Akten der allgemeinen Stadtverwaltung, der Zivil-, Juſtiz⸗, Militär⸗ und anderer Behörden, die vom 14. Jahrhundert bis zur Jetztzeit im Stadtarchiv aufbewahrt ſind, geben Auskunft über die politiſche Tätigkeit der Bür⸗ ger und Einwohner, ihre Heranziehung zu Verwaltungs⸗ und anderen öffentlichen Geſchäften im Rat, im Senat, in den Gerichtsbehörden und bürgerlichen Vertretungen. Be⸗ merkenswert ſind auch die Aufſichtsakten über Buchhandel und Preſſe, Verleger und Journaliſten und die Akten der auswärtigen Politik, die im 13. Jahrhundert beginnen, und die Verhandlungen der Reichsſtadt mit Kaiſer und Reich, mit dem Reichshofrat und dem Reichskammergericht enthalten. Sie bringen auch viel Perſönliches über die Handelsbeziehun⸗ gen und die konfeſſionellen Verhältniſſe der Bürger. Daneben gibt es Sonderakten über den Durchzug von Emigranten und die Anwerbung von Koloniſten. In dieſem Archiv werden weiter aufbewahrt die Archive der Zünfte und Innungen und Urkunden von etwa 400 Frankfurter Bürgergeſchlechtern. Hier handelt es ſich vielfach um ſehr umfangreiche, wertvolle Archive. Die älteſten Schriftdenk male, die ſich in Frankfurt befinden, dürften die Akten der geiſtlichen Stifter, Klöſter und Orden ſein. Sie umfaſſen die Zeit vom 9. Jahrhundert bis zum Jahre 1803 und ent⸗ halten perſönliche Nachrichten über die Geiſtlichkeit, die Klo⸗ ſterinſaſſen, über Ordensmitglieder ſowie Na prichten über die Pächter und Angeſtellten des geiſtlichen Beſitzes. Und ſchließlich geben ſie auch Kläger und B. igte an, die vor der geiſtlichen Gerichtsbarkeit geſtanden haben. 5 Bei dieſem reichen Stadtarchiy iſt zu wünſchen, daß darin auch alle anderen in Fran“ vorhandenen familien: geſchichtlichen Quellen vereinigt werden. Hier iſt im beſon⸗ deren an die Tauf⸗, Trau⸗ und Totenbücher, Kirchenbücher und Kirchenakten der katholiſchen Gemeinden und der evan⸗ geliſchen Pfarrämter der eingemeindeten Orte zu denken. Selbſt bei allem guten Willen zur guten Aufbewahrung ſind dieſe wertvollen Dokumente doch in einem modern einge⸗ richteten Archiv wie dem Stadtarchiv beſſer verwaltet als in den kleinen, oft allein ſchon durch Raumverhältniſſe un⸗ zulänglichen Archiven der Kirchengemeinden. — 2— Verſammlungs⸗ Kalender. ö NS⸗Hago. Sprechſtunde(Kloppenheimerſtr. Heute Dienstag abend von 7.30 bis 37). 9 Uhr Fußballvereinigung 98. Heute abend Training aller Spie⸗ ler. 8.30 Uhr Jugendbeſprechung. N f 61— Witscpaft 55 Mars e e eee i mittwoch früß 2 Timmel-Wohnung mit Zubehör. Schlachtfest. Meßzkircherſtr. 66, part. a e 8 1 Hierzu ladet freundlichſt ein Gummistempe Ernfſt Wolf. Neckar-Bote-Druckerei aaannnmnmmmmmmnmnmeamdmmmammmmaduanmz ir druciceu Preisliſten, Broſchüren, Proſpekte, Geſchäfts⸗ berichte, Feſtſchriften, Satzungen, ſowie alle ſonſtigen für Handel, Induſtrie, Vereine und Private nötigen Druckſachen in gediegener und zweckentſprechen⸗ der Ausſtattung. Heclrar- Bote- Drutelcecti: dd