ea W 2 Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die 22mm breite mm-Zeile 3 Pfg. Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Wiederholungen tarifl. Rabatt. Annahmeſchluß für Inſerate vorm. 9 Uhr. O. A. VIII. 34. 1200 für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Tages. und Anzeigenblatt Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen Beilagen:„Iluſtriertes Underhaltungsblatt“(vierſeitig), „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantwortlich: Für Schriftleitung und Anzeigen: G. Härdle. Druck und Verlag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 645 Jahrgang 5 4 11 58 5 A 10 Reichsgetreidetag in Magdeburg Die Erfolge der Gekreidebewiriſchaftung. Die Vertreter aller der im Reichsnährſtand zuſammen⸗ gefaßten und an der deutſchen Getreidewirtſchaft beteiligten Wirtſchaftsgruppen traten in Magdeburg zu einem Reichs⸗ getreidetag zuſammen. Miniſterialdirektor Dr. Moritz übermittelte im Namen des Reichsernährungsminiſters und Reichsbauernführers Walther Darré der Tagung die beſten Grüße und Wünſche. Reichsgetreidekommiſſar Daßler betonte, daß mit den Geſetzgebungswerken Adolf Hitlers, ſei⸗ nes Reichsbauernführers und Reichsernährungsminiſters nicht nur der deutſche Bauer durch das Erbhofgeſetz, ſondern die geſamte Ernährungswiſſenſchaft aus der liberaliſtiſchen Verflechtung herausgehoben und durch die Feſtpreisgeſetz⸗ gebung die deutſche Getreidewirtſchaft auf eine neue Ebene eſtellt worden ſei. Durch die Feſtpreisgeſetzgebung ſei die Terminſpekulation endgültig als eine der verhängnisvollſten Erſcheinungen in der deutſchen Brotgetreidewirtſchaft ver⸗ nichtet worden. Mit Hilfe des Feſtpreisſyſtems ſei es im Wirtſchaftsjahr 1933/34 möglich geweſen, eine übergroße Roggen ⸗ und Wei ⸗ zenernte nicht nur zu befriedigenden Preiſen für die Bauern und Landwirte unterzubringen, ſondern auch den Verbrau- chern den goldenen Segen deutſcher Erde zu einem der Kauf⸗ kraft entſprechenden Preiſe zuzuführen. Bei einer im Vergleich zum Vorjahre um 4 Millionen Tonnen geringeren Geſamtgetreideernte fielen die 2% Mil⸗ lionen Tonnen Vorrat, die in das neue Erntewirtſchaftsjahr herübergenommen werden konnten, entſcheidend ins Ge⸗ wicht. Nur mit dieſer gewaltigen, reichsſeitig zur Durchfüh⸗ rung gebrachten Vorratsbildung ſei es möglich, auch dieſes Getreidewirtſchaftsjahr glatt zu überſtehen. Der Vorſitzende der Hauptvereinigung der deutſchen Ge⸗ treidewirtſchaft und Reichshauptabteilungsleiter IV, Karl Vetter, M. d. R., behandelte in einer ausführlichen Rede das Problem des„gerechten Preiſes“. Die neue Ge⸗ treideordnung löſe keineswegs den freien Markt ab. Es habe niemals einen freien Getreidemarkt gegeben, denn er habe in Wirklichkeit unter der Herrſchaft der ſeweils kapitalkräftigſten Gruppe geſtanden. Frei ſei der Getreidehandel erſt dann, wenn er vor den Zufälligkeiten der ſpekulativen Preisbil⸗ dung geſchützt ſei und auf Grund geſunder Kalkulation und einer geſicherten Preisbildung ſeine Aufgabe als ehrlicher Warenvermittler erfüllen könne. Der gerechte Preis ſolle die Erzeugung ſicherſtellen, für ein ordnungsgemäßes Funktio⸗ nieren der Verteilung und Verarbeitung Mae und auch das Spiel mit der Kaufkraft der breiten Verbrauchermaſſen aus⸗ ſchließen. Das Ziel ſei, auf Grund einer ſtabilen Preisord⸗ nung in der ganzen Getreidewirtſchaft auch die Brotpreis⸗ politik ſo zu führen, daß ſie möglichſt wenig Schwankungen, auf jeden Fall nicht innerhalb eines Jahres, ausgeſetzt ſei. Der Brotpreis müſſe auch ſtabil gehalten werden, damit Arbeiter und Arbeitgeber eine feſte Grundlage für die Berechnung des Werkes der Arbeits⸗ ſtunde hätten. Das deutſche Siedlungswerk Geundlegende Ausführungen des Reichskommiſſars Jeder Düſſeldorf, 24. September. Der Nationalſozialiſtiſche Bund deutſcher Technik, Gau Düſſeldorf, eröffnete ſeine diesjährige Winterveran⸗ ſtaltungen mit einer großen öffentlichen Kundgebung in der Rheinhalle, auf der Reichsſiedlungskommiſſar Fede rüber das deutſche Siedlungswerk ſprach. Es müſſen neue Sied⸗ lungsmittelpunkte geſchaffen werden mit eigenem ſozialem und wirtſchaftlichem Leben. Eine großzügige Induſtrieverlagerung iſt aber nur möglich, wenn die grundlegenden Fragen ver⸗ kehrswirtſchaftlicher und energiewirtſchaftlicher Art nach einheitlgen großen Geſichtspunkten durchgearbeitet ſind. Wenn weiter das Siedlungswerk gelingen ſoll, ſo führte Staatsſekretär Feder dann weiter aus, ſo muß an den Umfang eine große, allumfaſſende Reichsplanung geſtellt werden. Es iſt unmöglich, von einer lokalen Stelle aus die Geſichtspunkte feſtzulegen, die für das Gelingen des Werkes maßgebend ſind. Neben einem Reichsplanungsge⸗ ſetz muß ein neues Bodenrecht a geſchaffen werden, das die großen Schwierigkeiten ausräu⸗ men muß, die einer großzügigen Durchführung einer Alt⸗ ſtadtſanierung entgegenſtehen, und das den ſchamloſen Bo⸗ denwucher beseitigen muß, der ſich einer geſunden Entwick⸗ lung der Siedlungen hemmend entgegenſtemmt. Die Aus⸗ wahl, Schulung und Betreuung der Siedler muß von der artei durchgeführt werden, die auch bereits ihre Heim⸗ ſtättenämter geſchaffen hat. Grundſatz für das deutſche Siedlungswerk muß bleiben, daß jede neue Siedlung in ihrer wirtſchaftlichen Exiſtenz geſichert ist. Ein Jahr Reichsautobahn Vor einem Jahr iſt das große Werk des Baues der Reichsautobahnen 10 An riff A worden. Aus die⸗ em Anlaß hat der Vorſigende des Verwaltungsrats und Vorſtandes der Gefellſchaft Reichsautobahnen, Generaldirek⸗ 15 Dr. Dorpmüller, an den Führer und Reichs 9 0 1 ein Huldigungstelegramm geſandt, in dem es a. heißt: Montag, den 24. September 1984 „Der Tag, an dem Sie, mein Führer, am 23. September 1933 in Frankfurt a. M. den erſten Spatenſtich ausführten, und den Befehl zum Beginn der Arbeit gaben, iſt der Geburtstag der Reichsautobahnen. Der Geburtstag der Reichsautobahnen ſoll fortan ein Ehren⸗ und Feſttag für alle Reichsautobahner und für alle meine Arbeitskameraden ſein, die an Ihrem großen Werk mithelfen. Im Namen aller Reichsautobahner— 2549 Ingenieure, Techniker, Kaufleute und Angeſtellte, ſowie von 61 500 Arbeitska⸗ meraden— entbiete ich Ihnen zu dieſem Ehrentag unſere herz⸗ lichſten Glückwünſche und Grüße.“ 1 Von der Direktion Reichsautobahnen erging ferner für ſämtliche Bauſtellen, Baubüros und Dienſtgebäude der oberſten Bauleitungen und Bauabteilungen der Reichs⸗ autobahnen Anweiſuͤng zur feſtlichen Beflaggung. Die Stelle, an der der Führer vor einem Jahr den erſten Spatenſtich bei Frankfurt am Main vollzog, iſt mit Girlanden und Blu⸗ men geſchmückt worden. Einführungsfeier im Berliner Dom Die Amtseinführung des Reichsbiſchofs Müller. Berlin, 24. September. Die Reichstagung der Deutſchen Chriſten hatte am Samstag abend durch den öffentlichen Feldgottesdienſt im Luſtgarten ihren Abſchluß gefunden. Ihr folgte am Sonn⸗ tag die feierliche Einführung des Reichsbiſchofs im Berli⸗ ner Dom. Der Einführung ging ein Feſtakt im Preußenhaus voraus. Die Feſtanſprache hielt der Rechtswalter der Deut⸗ ſchen Evangeliſchen Kirche, Miniſterialdirektor Jäger. Da⸗ nach ſprachen Landesbiſchof Coch⸗Dresden, Profeſſor D. Schmidt⸗Halle⸗Saale, Kaufmann Bernhard Lorenzen aus Bedſtett(Schleswig⸗Holſtein), Kreisſchulrat Curth⸗Tauber⸗ biſchofsheim(Baden), Telegrapheninſpektor Richter Königs⸗ berg und Oberlehrer Lange⸗Hamm. Reichsbiſchof Müller dankte für die ihm dargebrachten Glück⸗ und Segenswünſche. Er führte etwa folgendes aus: „Mit innerer Bewegung habe ich an dieſem Feſtakt teilgenommen. Vor uns allen ſteht die Bedeutung des Ta⸗ ges, den wir heute als Glieder der Deutſchen Evangeliſchen Kirche gemeinſam erleben. Die Worte des Vertrauens, die hier aus dem Munde von Synodalen aus den verſchiedenen Tet⸗ len unſeres Vaterlandes ausgeſprochen worden ſind, ſind mir ein marme menſchliches Leitwort. Dafür danke ich Ihnen und danke Ihnen allen, die Sie mir in meinem Amt mit Vertrauen durch Mitarbeit und in Fürbitte helfen wollen.“ Miniſterialdirektor Jäger ſchloß die Kundgebung mit einem dreifachen Sieg⸗Heil auf den Führer und das deut⸗ ſche Volk. Der Geſang des Deutſchland⸗ und Horſt⸗Weſſelliedes beſchloß die Feierſtunde. Vom Preußenhauſe aus begab ſich der Reichsbiſchof mit der übrigen hohen evangeliſchen Geiſtlichkeit zum Dom. Der feierliche Gottesdienſt, mit dem die Einführung erfolgte, geſtaltete ſich zu einem weihevol⸗ len Akt. Das Programm des Reichsbiſchofs Anſprache an die Deutſchen Chriſten. Reichsbiſchof Ludwig Müller ergriff auf der Ta⸗ gung der Deutſchen Chriſten in Berlin das Wort zu einer grundſätzlichen Rede. Er dankte zunächſt für die ihm in ſo reichem Maße zugegangenen Segenswünſche aus allen Tei⸗ len des Reiches, die en ge ablegten von dem 9 Ki Willen, zu einer großen, geſchloſſenen evangeliſchen Kirche zu kommen. Der eichsbiſchof fuhr dann u. a. fort: „Ich will mik der Würde dieſes Amkes nichts anderes, als der Kirche und unſerem Volke mik ganzer und voller Hingabe dienen. Niemals hätten wir dieſe Stunde erlebt, hätten wir nicht den Nationalſozialismus erlebt und wäret ihr nicht ſo treu geweſen als deutſche Chriſten. Ich betone an dieſer Stelle, daß ich immer deutſcher Chriſt geweſen bin und immer deutſcher Chriſt ſein werde. Wir danken aus innerſtem Herzen allen, die in Deutſchland vierzehn Jahre lang zäh gekämpft haben für Deutſchlands Befrei⸗ ung, und wir danken beſonders herzlich dem Mann, den wir aus Goltes Hand nehmen durften, unſerem Führer Adolf Hikler. Wir danken der nalionalſozialiſtiſchen Bewegung, daß wir wieder ein einiges, großes deutiſches Volk geworden find.“ Der Reichsbiſchof beſchäftigte ſich dann mit dem Ver⸗ hältnis der Deutſchen Chriſten zu den katholiſchen Glau⸗ bensbrüdern und führte u. a. aus: „Wir Deutſchen Chriſten haben es oft genug geſagt, daß wir es auf das ſchärfſte ablehnen, uns mit unſeren katholiſchen deut⸗ ſchen Glaubensbrüdern dür nur im geringſten in irgendeiner Form auseinanderzuſetzen. Wir ſehen in We Unſere Volksgenoſſen und möchten am liebſten mit ihnen Schulter an Schulter den neuen deutſchen Menſchen ſchaffen.(Anhaltender lebhafter Beifall). Am törichſten und boshafteften iſt die Verleumdung, wir wollten Chriſtus vom Thron ſtoßen. Ich will mit allem, was ich bin und habe, nichts anderes, als daß ich zur Erfüllung bringe, was 1 dem alten Generalfeldmarſchall in die Hand verſprochen habe, da Chriſtus in Deutſchland wirklich gepredigt wird.(Neuer ſtürmi⸗ ſcher Beifall.) Ich will aber auch, 1 dieſer Chriſtus in deutſchen Landen deulſch gepredigt wird, und ich muß dafür ſorgen, daß er in der Sprache verkündet wird, die mein brauner Kamerad, der Mann im Arbeitsrock, genau ſo gut verſteht wie der gelehrteſte Profeſſor.“ Die Rede des Reichsbiſchofs machte auf die Verſamm⸗ lung einen tiefen Eindruck. Nach ihm ſprachen die Vertreter aus verſchiedenen Gauen. a Nr. 228 Empfang der Auslandspreſſe Preſſeempfang bei der Reichskirchenregierung. Die Reichskirchenregierung hatte Vertreter der Auslandspreſſe zu ſich gebeten, um ſie über die kirchliche Lage zu unterrichten. Der Rechtswalter, Miniſterialdirektor Jäger, ſprach über Werden und Aufbaugrundſätze der Deutſchen Evangeliſchen Kirche. Die durch den Einheitswil⸗ len des deutſchen Volkes und den Wegfall der Ländergren⸗ zen innerhalb des Reiches erforderlich gewordene Zuſammen⸗ faſſung und Vereinheitlichung beziehe ſich nur auf die irdiſche, äußere Form der Kirche. Das Wort Gottes und ſeine Ver⸗ kündigung würden nicht gehemmt und nicht gehindert. Der Abſtimmungskampf an der Gaar Zahlreiche Verſammlungen der Deukſchen Front. Saarbrücken, 24. September. Am Sonntag begann im Saargebiet der große Ab⸗ ſttmmungskampf der Deutſchen Front mit einer Reihe von Verſammlungen in allen Kreiſen. Es handelte ſich durch⸗ weg um geſchloſſene Verſammlungen, zu deren Beſuch nur die Mitgliedskarte berechtigte im Gegenſatz zu den Ver⸗ ſammlungen der ſogenannten Antifa, die zu ihren Ver⸗ ſammlungen zahlloſe Einladungen in den Häuſern zu ver⸗ teilen pflegt. Die Deutſchen Front hielt ſechs Verſammlun⸗ gen im g en Saargebiet ab he einzelne aber auf mehrere über 5 In drei rſammlungen ergriff Landesleiter Pirro ſelöſt das Wort, in anderen ſprachen die Pfarrer Wil⸗ helm und Wüſten ſowie der Führer der Deutſchen Gewerk⸗ ſchaftsfront Peter Kiefer. Päſſe für Saarabſtimmungsberechtigte Amtlich wird bekanntgegeben: Reichsangehörige, die die Ausſtellung eines Paſſes mit der Begründung bean⸗ tragen, daß ſie ſich zur Abſtimmung in das Saargebiet be⸗ geben wollen, wird der Reiſepaß von den zuſtändigen Paß⸗ behörden vom 15. Oktober 1934 ab gebührenfrei mit einer Geltungsdauer bis zum 15. Februar 1935 ausgeſtellt, wenn ſie glaubhaft nachweiſen, daß ſie abſtimmungsberechtigt ſind. Die Glaubhaftmachung kann z. B. erfolgen durch Vorlage einer Beſcheinigung. a) der ſaarländiſchen Abſtimmungsbehörde, daß der An⸗ tragſteller in die Abſtimmungsliſten eingetragen oder ſein An⸗ trag auf Eintragung in die Abſtimmunggliſte bei der ſaarlän⸗ diſchen Abſtimmungsbehörde eingegangen iſt; b) der Saarmeldeſtelle ſeines jetzigen Wohnſitzes(Polizei⸗ revier oder Einwohnermeldeamt), daß der Antragſteller in die Saarkartei eingetragen iſt. Politiſche Rund ſchau Nakionalhaus der Deutſchen Arbeik. Im Kölner Rathaus fand in Anweſenheit Dr. Leys eine Beſichtigung der Modelle des„Nationalhauſes der Deutſchen Arbeit“ ſtatt, die von dem Architekten Klotz entworfen und inzwiſchen vom Führer und Reichskanzler gebilligt wurden. Das neue Bauwerk wird zu den größten 1 und ein Symbol für den Aufbau unſerer Zeit darſtellen. Die Enklaſſung Dr. Schilds. Wie wir erfahren, iſt die Entlaſſung Dr. Schilds, des Generalſekretärs des Deutſchen Handwerks- und Gewerbekammertages, erfolgt, weil er ver⸗ ſucht hat, die Deutſche Arbeitsfront gegen das Reichswirt⸗ ſchaftsminiſterium auszuſpielen. Aniformverbok für die jüdiſche Jugend. Der Polizeiprä⸗ ſident in Berlin hat in ſeiner Eigenſchaft als Leiter der Staatspolizeiſtelle für Berlin den Angehörigen jüdiſcher Ju⸗ gendverbände für die Zukunft das öffentliche Tragen einheit⸗ licher Kleidung(Uniform, Kluft, Abzeichen uſw.), n meinſame Auf⸗ und Ausmürſche, wehrſportliche und Ge⸗ ländeübungen, das öffentliche Zeigen von Fahnen und Wimpeln, das Zuſammenleben in Wohngegenden und die Herſtellung von Preſſeerzeugniſſen, Flugblättern und Filmen verboten. Verbot reichsdeutſcher Jeitungen im Saargebiek. Die Regierungskommiſſion hat die Verbreitung mehrerer reichs⸗ deutſcher Zeitungen bis auf weiteres verboten, weil ſie be⸗ richtet hatten, daß der Leiter der Aktion von Münchwies und ein Teil der daran beteiligten Polizeibeamten betrunken ge⸗ weſen ſeien. Die Auſtromarxiſten wieder am Werk. In Wiener Journaliſtenkreiſen wurde die Nachricht bekannt, daß dieſer Tage in Wien unter beſonderen Vorſichtsmaßnahmen eine illegale Verſammlung von 60 Delegierten aller ſozialiſtiſchen Gruppen Oeſterreichs ſtattgefunden habe, in der die Schaf⸗ fung einer einheitlichen revolutionär⸗marxiſtiſchen Kampf⸗ organiſation unter dem Namen„Vereinigte Sozialiſtiſche Partei Oeſterreichs“ beſchloſſen worden ſei. Deutſch⸗niederländiſches Jahlungsabkommen. Zwiſchen der deutſchen und der niederländiſchen Regierung 10 am 21. September ein Vertrag über den deutſch⸗niederländiſchen Verrechnungsverkehr abgeſchloſſen worden. Er regelt die Zahlungen aus dem Warenaustauſch. Sprachenkerror in Lettland. Auf Grund des neuen let⸗ tiſchen Geſetzes über die Staatsſprache hat der G 228 dent von Riga angeordnet, daß nicht nur auf der Straße ſondern auch an den Wohnungstüren alle Aufſchriften in let⸗ tiſcher Sprache und auch die Namen in der lettiſchen Schreib⸗ weiſe abgefaßt ſein muͤſſen. Dieſe Terrormaßnahme richtel ſich in erſter Linie gegen die deutſche Minderheit. . Achtung, Gaarabſtimmungsberechtigte! In der Zeit vom 26. September bis 25. Oktober haben die Saarabſtimmungsberechtigten, die nicht in die Abſtim⸗ mungsliſten der Gemeindeausſchüſſe des Saargebietes auf⸗ genommen worden ſind, Einſpruch gegen die Nichtaufnahme einzulegen. Die Mitteilung darüber, daß ihre Aufnahme in die Liſten nicht erfolgt iſt, wird den in Frage kommenden Perſonen in den nächſten Tagen unmittelbar zugehen. Der Antrag auf Eintragung in die Stimmberechtigten⸗ liſten wird in den meiſten Fällen von den Gemeindeaus⸗ ſchüſſen des Saargebiets deshalb abgelehnt worden ſein, weil der ſtändige Aufenthalt im Saargebiet am Stichtag(28. Juni 1919) nicht einwandfrei nachgewieſen worden iſt. Es iſt alſo beſonders darauf zu achten, daß die Einwohnerei⸗ genſchaft im Saargebiet am 28. Juni 1919 durch Beibrin⸗ gung einwandfreier Unterlagen(polizeiliche An⸗ und Ab⸗ meldung, Steuerbeſcheide, Lohnzettel, Beſcheinigungen der ſeinerzeitigen Arbeitgeber, Beſtätigung der Kranken⸗ uſw. Kaſſen, Arbeits⸗ und Dienſtbücher, oder ſonſtige Urkunden) oder eidesſtattlicher Verſicherungen oder auch durch Benen⸗ nung von Perſonen, die dieſe Einwohnereigenſchaft bezeu⸗ gen können, nachgewieſen wird. Einſpruchsformulare gehen den Stimmberechtigten, die Einſpruch einzulegen haben, unmittelbar zu. Für die ord⸗ nungsmäßige Beantwortung der Einſprüche ſtehen die Or⸗ gane des Bundes der Saarvereine(Geſchäftsſtelle in Berlin SW 11, Streſemannſtr. 42, die Ortsgruppen ſowie die Ob⸗ männer), ferner die bei den Einwohnermeldeämtern bezw. 25 Polizeirevieren eingerichteten Saarmeldeſtellen zur Ver⸗ ügung. Gchreckensſzenen auf einer Kohlenhalde 34 Arbeitsloſe bei einem Kohlenſtaubbrand von den Flammen erfaßt. Kakkowitz, 23. September. Ein ſchweres Brandunglück ereignete ſich auf der Halde des Klara⸗Schachtes in Ruda(Oſtoberſchleſien). Ein Zug, der die Kohlenabfälle aus der Grube auf die Halde bringen ſollte, wurde bereits während der Fahrt ge⸗ wöhnlich von zahlreichen Arbeitsloſen beſtiegen, die auf dieſe Weiſe möglichſt zuerſt die in dem Abfall noch enthal⸗ tenen Kohlenſtücke bei der Entladung der Wagen an ſich nehmen wollten. Dieſe Wagen waren von einer dicken Kohlenſtaubſchicht bedeckt, die ſich beim Entladen offenbar an den aus der Halde emporſchlagenden Stichflam⸗ men entzündeten. Die Folgen waren furchtbar. Der heftige Oſtwind trieb eine zahn bis fünfzehn Meter hohe Flammenwand von etwa 30 Meter Länge und 20 Meter Breite über die Halde. Ein Arbeitsloſer nach dem andern wurde von den Flammen erfaßt. Entſetzliche Szenen ſpielten ſich ab. Die mit Kohlenſtaub bedeckten Kleidungsſtücke der Arbeitsloſen brannten wie Zunder. Einige der Arbeitsloſen entgingen dem ſicheren Tod dadurch, daß ſie in einen in der Nähe liegenden Schlammkümpel ſprangen. Die Rettungsaktion, die von der Grubenwehr ſofort ein⸗ geleitet wurde, dauerte etwa 40 Minuten. Mit Kraftwa⸗ gen und anderen verfügbaren Fahrzeugen wurden die 34 Verunglückten in die nächſten Krankenhäuſer gebracht. Wie verlautet, haben 15 Arbeitsloſe ſo ſchwere Brand⸗ verletzungen erlitten, daß ſie kaum mit dem Leben dawon⸗ kommen dürften. Nettungsar beiten die ganze Nacht hindurch Nach weiteren Berichten aus Wrexham arbeiteten die Rettungsmannſchaften unaufhörlich die ganze Nacht hindurch, um die 102 Bergleute, die noch in der Anglücks⸗ grube eingeſchloſſen waren, zu erreichen. Das Feuer iſt jetzt eingedämmt. Der Chefinſpektor der Gruben, Sir Henry Walker, iſt in die Grube eingefahren, um die weitere Un⸗ kerſuchung zu leiten. f Ne fonts — 6* 2 7 1 .————ů— 5 ches Her cee un Hanus. 9 „Wir werden vom Wald niemals loskommen, Freunde. Vom Wald nicht und nicht von den Bergen und der Freiheit. And dennoch, iſt dies alles nicht ſinnlos und zwecklos, was wir erleben? Im ewigen Kampf mit den Gendarmen und Soldaten, immer von einem Abenteuer in das andere taumelnd, am Galgen vorbei— warum? Warum?“ Einthio ſagte: „Wir ſind Seiltänzer des Schickſals, Angelo.“ „Warum? Warum?“ beharrte Duca hartnäckig. „Wer kann das wiſſen? Gott antwortet auf ſolche Fra⸗ gen immer erſt nach dem Tode. Ich weiß nicht, ob man ihn dann noch verſteht.“ Duca lächelte kindhaft. „Du biſt ein Philoſoph, Cinthio, du hätteſt in ein Klo⸗ ſter gehen ſollen.“ „Ja, ich war einmal auf dem Wege dorthin und geriet unter die Banditen, wie du. Da bin ich nun. Es iſt alles eins.“ Ex ſchwieg. Die beiden anderen blickten ihn ſinnend an. Sie kannten jetzt längſt Cinthios Geſchichte. Aus gu⸗ tem Hauſe, ſollte er Prieſter werden. Beſuchte die Latein⸗ ſchule und lernte ein Mädchen kennen, außerhalb der Mauern der Kloſterſchule. Es war das große Erlebnis für ihn. Er verfiel ihr mit Herz und Sinnen und erfuhr zu ſpät, daß ſie die junge, luſtvolle Frau eines ſizilia⸗ niſchen Granden war, für die er nichts anderes als ein beſonders intereſſantes Spielzeug war, er, der Kloſter⸗ ſchüler! Es endete böſe. Die Frau ſtarb in ſeiner Umarmung, ſo wie man eine Schlange zerdrückt, deren Gift einen be⸗ droht. Er floh, entſetzt über ſich ſelbſt, entſetzt über die Kreatur, die in jedem Menſchen ſchlummert und böſe und voll Haß iſt. Er wollte hinter die Mauern eine fernen Kloſters flüchten und geriet in die Hände von Banditen. Da blieb er. Immer im tieſſten voll ſtummer Ver⸗ zweiflung darüber, wie ſo eng zwei Seelen in des Men⸗ ſchen Bruſt ſchlummern können, eine, die ſtets das Gute wollte und voll Andacht und Friedfertigkeit war, und eine andere, die ſich wild und ungebärdig in rote Abenteuer ſtürzen konnte. Aber dies alles war lange her. wurden von Polizeipoſten ſofort erſchoſſen. Schweres Grubenunglück in England London, 22. September. Das mittelengliſche Induſtriegebiet iſt von einem ſchwe⸗ ken Grubenunglück betroffen worden. In einem Kohlenberg⸗ werk in der Nähe von Wrexham ſind die Schachtanlagen in. folge einer Exploſion in Brand geraten. Kurz vor der Explo⸗ ſion waren gerade 400 Bergleute eingefahren. 156 Bergleute befanden ſich in dem Teil der Grube, in dem ſich die Explo⸗ ſion ereignete. Bisher konnken 16 kfote Bergleute geborgen werden. Zwei Bergleute wurden mit Verletzungen, fünf un. verletzt zutage geförderk. Wegen des Schickſals der in dem 10 noch eingeſchloſſenen Bergleute herrſcht ernſteſte Be⸗ orgnis. Die i werden durch den Brand überaus ſtark behindert. Unter Verwendung von Sand und Erde und allen anderen erdenklichen Mitteln verſucht man, der Flam⸗ men Herr zu werden. Aerzte und Sanitäter, die aus der ganzen Umgebung herangezogen worden ſind, können wegen des Brandes noch nicht in ausreichenden Maße eingeſetzt werden. Kaum Hoffnung auf Rettung? Es beſteht kaum eine Hoffnung auf Rettung der mehr als 100 abgeſperrten Bergleute. Viele Mitglieder der Ret⸗ tungsmannſchaften brachen trotz ihrer Sauerſtoffmasken zu⸗ ſammen und mußten aus dem von Schlagwettern erfüllten Bergwerk an die friſche Luft gebracht werden. Sie wurden aber in jedem Fall ſofort von Freiwilligen erſetzt. Die Lei⸗ kung des Bergwerks prüft die Frage, ob es notwendig iſt, das Bergwerk zu ſchließen und abzuriegeln, um das Er⸗ löſchen des Feuers zu beſchleunigen. Die Opfer des Taifuns 500 Schulkinder unter den Toten Tokio, 23. September. Wie ſich jetzt überblicken läßt, iſt das Gebiet, das von dem furchtbaren Taifun heimgeſucht worden iſt, weit größer, als man urſprünglich angenommen hakke. Am ſchlimmſten gelitten haben aber, wie ſchon gemeldet, die Städte Oſaka, Kioko und Kobe, die allein über 1400 Todesopfer, 4000 Ver⸗ letzte und über 600 Vermißte zu beklagen haben. Die Geſamttotenziffer beläuft ſich in Oſaba bis jetzt auf 1039, darunter etwa 500 Schulkinder. Die Zahl der Ver⸗ letzten beträgt etwa 3000, und die der Vermißten 586. In Oſaka wurden ferner 144 Schulhäuſer, 3914 Privathäuſer und 3212 Fabriken zerſtört. 8120 Privathäuſer wurden be⸗ ſchädigt. In Kioto beträgt die Ziffer der Toten 207, die der Verwundeten 939. 1675 Häuſer, darunter 20 Schulhäu⸗ ſer, wurden vernichtet, 2750 Häuſer wurden beſchädigt. Die Berichte aus Kobe können noch nicht als abgeſchloſſen be⸗ trachtet werden. Immerhin hört man von etwa 40 Vermiß⸗ ten und etwa 480 Verwundeten. Die Zahl der Toten ſteht noch nicht feſt, doch glaubt man, daß ſie 150 überſchreitet. In Kobe wurden 1677 Häuſer vernichtet und 9209 beſchädigt. 647 Häuſer wurden weggeſchwemmt, und 1234 wurden un⸗ 195 Waſſer geſetzt. Wie die Präfektur von Kotſchi mitteilt, ſin 2350 Fiſcherboote gekenterk. Nach Mitteilungen aus Schimonoſeki ſind vier Dampfer, die mit insgeſamt 500 Mann Beſatzung und Fahrgäſten am 20. September den Hafen verließen, bis jetzt nicht in ihren Be⸗ ſtimmungshäfen eingetroffen. Man befürchtet, daß ſie geſun⸗ ken ſind. Der Sachſchaden in der Schiffahrt wird mit ins⸗ geſamt 2 Millionen Yen, der übrige Sachſchaden mit 500 Millionen Yen veranſchlagt. Nach weiteren Nachrichten iſt zwiſchen Nagoya und Kioto ein Arbeitszug beim Einſturz einer Brücke in den Fluten verſunken. Viele Arbeiter ſind umgekommen. Nach den bisherigen Mitteilungen hat Japan durch die Natur⸗ kataſtrophe insgeſamt 33 Flugzeuge verloren. Die telegra⸗ phiſchen Verbindungen zwiſchen Kobe und Oſaka ſind not⸗ dürftig wiederhergeſtellt worden. In Kobe verſuchten nach der Sturmkataſtrophe mehrere Koreaner, zu plündern; ſie Plötzlich fuhren die drei zuſammen. Wie von ſelbſt griffen die Hände nach den Piſtolen. Gedämpfte Rufe der ausgeſtellten Wachen. Wildes Gekläff der Lagerhunde. In die Nachmittagsſtille hinein klang das alles überlaut und bedrohlich. Duca ſprang auf. Eben führten zwei der Vorpoſten einen Mann aus dem Schatten des Waldes heran. Eine hohe, weißbärtige Ge⸗ ſtalt, eine graue Kutte maleriſch um die Schultern ge⸗ ſchlungen, Sandalen an den Füßen. Hoch und aufrecht, faſt gebieteriſch, ſchritt er zwiſchen den beiden Wachen. Ein Greis, der Herr über das Alter zu ſein ſchien. Unter den buſchigen Brauen blitzten die Augen noch in einem ſtillen, unermüdeten Glanz. „Ihr wünſcht, frommer Bruder?“ Der Alte ſah ſich forſchend um. Die beiden Wachen tra⸗ ten zurück. „Ich wünſche in meine Klauſe zurückzukehren, nichts weiter,“ ſagte er mit ruhiger, etwas ſanfter Stimme.„Ich bin zwei Tage unterwegs, ein Kranker in den Bergen ver⸗ langte meine Gegenwart und die tröſtende Kraft des hei⸗ ligen Wortes Auf dem Abſtieg habe ich mich verirrt. Da din ich. Es war ein etwas lärmvpoller Empfang.“ Er kraute einem der Hunde, die ſich ſchnell beruhigt gütten und nun an ihm herumſchnupperten, das Fell. „Es würde mich ſehr freuen, wenn Ihr mich vielleicht tuf den rechten Weg weiſen könntet Er blickte Düca freimütig an und ſchien nicht im ent⸗ fernteſten zu ahnen, wem er gegenüberſtand Der größere Teil der Bande war am frühen Morgen auf die Jagd ge⸗ gangen und noch nicht zurück. „Warum nicht, frommer Bruder? yrs 3 i Der Alte nannte den Namen einer kleinen toskaniſchen Ortſchaft. Sie war Duca wohlbekannt und einen Tages⸗ marſch vom Lager entfernt. Der Klausner hatte ſich völ⸗ lig in der Richtung geirrt. „Nicht weit davon habe ich meine Klauſe, Herr.“ „Nun, da ſeid Ihr nicht ſchlecht vom Weg abgekommen. Aber bei einem Klausner läuft der Tag ja nicht nach wohl⸗ gezählten Stunden,“ ſagte Duca lächelnd.„Nehmt vorerſt 157 0 und eßt und trinkt Ihr habt einen langen Weg hin⸗ ter Euch und nicht weniger kurzen vor Euch. Ein Becher Wein für den Durſt zuerſt.“ Altaverde hatte ſich ſchon daran gemacht, alles zurecht⸗ zuſtellen, und der Alte nickte wohlgefällig. „Ich nehme es mit Dank an, Herr. Gott wird es Euch lohnen.“ 5 8. Er murmelte ein Gebet und ſetzte ſich zum Eſſen nie⸗ Aber wo wohnt einzudringen, um gegen die deutſche Fliegerin ren. Sie konnten ſedoch von der Polizei an ihrem Vorhaben gehindert werden. Der deutſche Geſandte hat beim meritg, niſchen Außenminiſterium wegen dieſer Vorfälle Proteſt ein gelegt. Chinas Kampf gegen den Rauſchgifthandel. Die chine⸗ ſiſche Regierung geht jetzt mit aller Schärfe gegen die Rauſch⸗ gifthändler vor. In Nanking wurde ein Rauſchgifthändlet öffentlich auf der Himmelsbruͤcke hingerichtet. Weitere Hin. richtungen werden erwartet. Das erſte ſtädtiſche Heim iz die Behandlung von Rauſchgiftopfern in China iſt in e: king eröffnet worden. Es hat 800 Inſaſſen, die unter Po⸗ lizeiaufſicht ſtehen. Die Strafe für einen Rückfall in daz Laſter nach der Entlaſſung iſt Erſchießen. Die Wohlfahrtz. behörden ſchätzen, daß ſich in Peking 70.000 Rauſchgiſtopfer aufhalten. Engliſcher Rekordflug nach Indien. Vorbereitung ſind die beiden britiſchen Flieger Cobham und Helmore in Portsmouth zu einem Fluge nach Indien ge: ſtartet. Sie hoffen, Indien in 48 Stunden zu erreichen, die Maſchine, mit der der Flug durchgeführt wird, iſt ein ge⸗ wöhnliches ſechsſitziges Verkehrsflugzeug. f Hauptmann hatte Mithelfer Vor einer zweiten Verhaftung im Fall Lindbergh. Neuyork, 22. September. Nach Anſicht der Unterſuchungsbehörde iſt das Verbre⸗ chen an dem Kinde Lindberghs nicht von einer Perſon allen begangen worden. Soweit der verhaftete Hauptmann in Pe⸗ tracht kommt, wird 4 daß er zwar möglicherweiſe nicht perſönlich an der Entführung des Lindbergh⸗Kindes tell genommen, aber an dem Plan der Verbrecher irgendwie einen Anteil habe. Hauptmann wird weiter belaſtet durch die Ausſagen eines Arztes, der im Stadtteil Bronx wohnt und der Hauptmann wenige Tage nach dem Verbrechen wegen eines ſtark verſtauchten Fußgelenks behandelt haben wl Die Ergebniſſe der ſeinerzeit eführten Unterſuchung nahmen bekanntlich an, daß der Entfuhrer des Kindes beim Herab⸗ 7 auf der Leiter von dieſer gefallen ſei und das Kind abei den Tod gefunden habe. Inzwiſchen haben Agenten des Bundesjuſtizamtes in Los Angeles der Polizei in Neuyork Mitteilungen gedrahleſ die vorausſichtlich zu der Verhaftung von mindeſtens einem Mann in Neuyork führen ird. der an der Entführung des Kindes Lindberghs bekeiligt ſein ſoll. Die Agenken behaup⸗ ken, ermittelt zu haben, daß ſich Hauptmann im Jahre 1931 mit einem ihm ſehr ähnlich ſehenden Manne in Los Angeles aufgehalten habe. Daß mindeſtens noch ein zweiter an dem Verbrechen be⸗ teiligt iſt, geht auch aus einer Ausſage Dr. Condons, dez Mittelsmannes Lindberghs hervor, der bei der Auszahlung des Löſegeldes an der Kirchhofsmauer den Eindruck hatte, daß ein zweiter Mann in der Nähe„Schmiere ſtand“ Ein weiterer Beweis dafür, daß außer Hauptmann mindeſtens noch eine Perſon eine Teilſumme des Löſegeldes beſeſſen haben muß, wird in der Tatſache erblickt, daß im Frühjahr 1933 nach dem Erlaß des Verbotes des Beſitzes von Goldzertifitaten ein Unbekannter bei der Federal Re⸗ ſervebank in Neuyork erſchienen iſt und den Betrag von 2970 Dollar in Goldnoten in Silberzertifikate umwechſelte. Dabei hatte der Mann einen falſchen Namen und eine falsche Anſchrift angegeben, wie ſich bei ſpäteren Nachforſchungen herausſtellte. Außerdem ſtellte man feſt, daß die Goldnote⸗ aus dem Löſegeld Lindberghs ſtammten. Der Erpreſſer leugnet weiter Nach viertägigem, faſt ununterbrochenem Verhör, wäh, renddeſſen er nur wenig Nahrung erhielt, verblieb der in Zuſammenhang mit der Entführung des Lindbergh⸗Kindes verhaftete Hauptmann bei ſeiner erſten Ausſage, daß er weder mit der Entführung noch mit dem Löſegeld irgend etwas zu tun habe. der. Die Ruhe und Erholung taten ihm wirklich wohl und er begann zu plaudern. ohne indeſſen neugierige Fra⸗ gen zu ſtellen In feinem langen. ſiebzigjährigen Leben hatte er ſich abgewöhnt, neugierig zu ſein, und betrachtete die Welt nur noch aus einem frohen, gütigen Gottesglau⸗ ben heraus. Einmal ſagte er zu Buca, ihn fest anblickend: „Ihr ſeid ein guter Menſch, Herr, aber hütet Euch vor Euren Leidenſchaften.“ „Da mögt Ihr recht haben, ehrwürdiger Vater. Alſo immerhin, ein guter Menſch. Mehr kann man nicht ſein. Der Alte nickte. „Nein, es genügt für ein Menſchenleben.“ Bald darauf bat er, aufbrechen zu dürfen. Duca war einverſtanden. 5 „Ich ſelber bringe Euch auf den rechten Weg und wohl⸗ behalten nach Hauſe.“ 5 „Nur auf den Weg, Herr, das genügt. Ich habe keine urcht.“ 80„Auch nicht vor den Räuberbanden Toskaniens? Eine ſchlimme Geſellſchaft, frommer Bruder. Auch Eure Kutte könnte Euch wenig nutzen, wenn—“ 8 „Sie ſchützt mich, Herr. And dazu meine Armut und mein Vertrauen zu Gott.“ Er machte über Cinthio und Altaverde das Zeichen des Kreuzes, dann führte ihn Duca aus dem Lager. Er ahnte nicht, welche bedeutſame, ſchickſalhafte Wendung dieſe Be⸗ gegnung in ſeinem Leben einleiten ſollte. Zwei, drei Stunden waren ſie gewandert, da fand ſich der Alte in der Gegend ſelbſt wieder zurecht. Er erkannte den Weg, der ihn in ſeine Klauſe führen mußte. „Nun finde ich ſelber weiter, Herr. Ich danke Euch von Herzen.“ „Euer Name, Bruder?“ „Man nennt mich Donato.“ Träumeriſch ſagte Duca: „Ich kannte einmal einen Klausner, der hieß Onta und wohnte in den Bergen. Ich habe oft bei ihm geſeſſen und gelernt. Es war eine ſchöne Zeit. Auch er war ein gottnaher, alter Mann. Ich verdanke ihm viel.“ „Er lebt nicht mehr?“ „Gewiß nicht.“ 8 „Wenn Ihr wollt, Herr, beſucht mich einmal in mes ner Klauſe. Ihr könnt nicht ſehlgehen. Ich habe nicht ungern lieben Beſuch.“ „O, ich danke Euch für die Einladung, Bruder. J werde gern einmal kommen. Ich glaube, Euch kann man vieles erzählen, es läge bei Euch wohl aufgehoben. „So iſt es. Kommt nur! Der Bruder Donato 5 ſchon manchen geholfen.“ Er reichte ihm die Hand.„Le wohl, Herr, bis zum nächſten Wiederſehen. Der Herr ſegne Euch. Ich danke Euch für Eure Güte.“ 5„ Elli Beinhorn in Mexiko. Die deutſche Fliegerin 6 Beinhorn iſt in dem Hauſe des deutſchen Geſandten Fre, herrn Rüdt von Collenberg⸗Bödigheim empfangen worhen Kommuniſten verſuchten, in das Haus des deutſchen Geſandn zu demonſttie. Nach zweijährige Ges SA usdembiadioclien Laude Die Feier des Reformationsfeſtes () Karlsruhe, 22. Sept. Der Miniſter des Kultus, Anterrichts und der Juſtiz hat Folgendes beſtimmt: Das ormationsfeſt iſt nach dem Geſetz für die Feiertage vom 27, Februar 1934 in ieinden mit überwiegend evangeli⸗ kerung geſetzlicher Feiertag. Darüber hinaus fällt Sept. t an, dieſem Tage an allen Höheren Lehr⸗ Höheren Handelsſchulen jeweils für alle Schü⸗ n Gemeinden aus, in denen das Reforma⸗ „ſondern nur kirchlicher Feiertag iſt. n, die allgemeinen und gewerblichen Fort⸗ Gewerbe⸗ elsſchulen gilt die vom 18 ffene Rege⸗ 5 ſchulfrei haft 18. Oktober ſind neben den Lehrer vom sdienſt be⸗ Gemeinden üler und Lehrer im 2 zuß an den ſie iſt alſo im allgemeinen auf vormittags anzuſetzen. Heimattag der deutſchen Weſtmark Zwei erhebende Jeſttage in Karlsruhe. Karlsruhe, 24. September. In der feſtlich geſchmückten badiſchen Landeshauptſtadt fand am vergangenen Samstag und Sonntag der 2. Süd⸗ weſtdeutſche Heimattag ſtatt, der Zehntauſende von Volks⸗ genoſſen aus allen Gauen Badens, aus der Pfalz und dem Saargebiet zu einem einmütigen feierlichen Bekenntnis zum deutſchen Vaterland und ſeinem Führer Adolf Hitler bereinigte. Die Veranſtaltungen begannen mit einem gut beſuchten Tagung des Gaues Weſtmark des Reichsverban⸗ des Deutſcher Schriftſteller im Bürgerſaale des Rathauſes, wobei Max Dufner⸗Greif aus Heidelberg in einem Vortrage unterſtrich, daß es nach dem Erſcheinen des Hakenkreuzes über der oberrheiniſchen Landſchaft keine badiſche Dich⸗ tung mehr gebe. Der Zielweg ſei auf das deutſche Schrifttum gerichtet und hier habe das Alemannentum ſeine Sendung zu erfüllen. ſſachmittags fand die Enthüllung eines ſchlichten Ge⸗ denkſteines ſtatt, den die Stadt Karlsruhe dem deutſchen Helden Albert Leo Schlageter an verkehrsreicher und doch idylliſcher Stätte beim Beiert⸗ heimer Wäldchen errichtet hat. Der Feier wohnte der Reichsſtatthalter Robert Wagner mit den Mitgliedern Regierung und den Spitzen aller ſtaatlichen Stellen der a und die itiſchen Korporattonen mit Fahnen zugegen. Der Reichsſtatthalter erföönete die Reihe der zahlreichen Kranz⸗ niederlegungen. Die Bluttat von Nußheim.. (h Rußheim, 22. Sept. Die Leiche des von ſeinem Sohn durch Beilhiebe getöteten Zimmermeiſters Meier wurde ſeziert und zur Beerdigung freigegeben. Man hat den Täter unter ſcarfen Bewachung nach Rußheim gebracht und der Leiche gegenübergeſtellt. Er ſchien keine Reue zu empfinden, Der von tiefem Haß gegen ſeinen Vater erfüllte Sohn erklärte ai daß es ihm leid tue, auch ſeine Mutter angegriffen zu haben. J Neckarzimmern.(Ausgezeichneter Herbſt.) Der Stand der freiherrlich von Gemmingen⸗Hornberg'ſchen Wein⸗ berge in Neckarzimmern iſt auch in dieſem Jahre wieder ausgezeichnet. Der Behang iſt ſehr gut entwickelt. Die Trauben haben einen hohen Reifegrad erreicht. Die Güte der Erzeugniſſe, Weißriesling, Weißwein und Rotwein, ver⸗ ſpricht wiederum ganz hervorragend zu werden, jedoch läßt die Menge infolge der großen Trockenheit zu wünſchen übrig. Der Weinverkauf findet Anfang bis Mitte Oktober att. () Baden⸗Baden.(Der 80000. Kurgaſt.) In unſe⸗ ter Bäderſtand, die ſich einer glänzenden Herbſtſaiſon erfreut, iſt der 80 000. Kurgaſt eingetroffen. Die Kur⸗ und Bäder⸗ verwaltung konnte ihn in der Perſon der Herzogin Conſtanze von Weſtminſter aus London begrüßen. Von der Schwarzwälder Beerenernte. Die jetzt größtenteils auch in der Nachleſe zum Abſchluß gelangte Beerenernte im Schwarzwald hat gute Erträg⸗ niſſe gebracht, teilweiſe wurden in den Gebirgshochlagen ſogar Rekordernten erzielt. Obgleich eine ziffernmäßige Er⸗ aſſung der Beerenerträge nur ſchätzungsweiſe möglich ist, kann aufgrund der an die verſchiedenen Obſtgroßmärkte angefahrenen Beerenmengen und des ſich über viele Mo⸗ nate hinziehenden Ebhaften Marktbetriebes geſchloſſen werden, daß der Abſatz weſentlich größer war als in den Vorfahren. Man errechnet etwa einen Umſatz von 4000 Zentner Heidelbeeren und 3000 Zentner Himbeeren, Prei⸗ ſelbeeren und Brombeeren. Bemerkenswert und recht er⸗ keulich iſt die in dieſem Jahre auch auf dem Markte des chwarzwälder Beerenobſtes erkennbar gewordene Erſchei⸗ nung einer erhöhten Nachfrage ſeitens der Schweizer Obſt⸗ aufkäufer ſowie rheiniſcher und norddeutſcher Großhändler. 5 er Geſamterlös der Beerenernte wird auf mehrere hun⸗ ertlauſend Mark beziffert. Mindeſtens die Hälfte des Bee⸗ kenobſtes iſt zudem für den Eigenbedarf zurückbehalten worden. Auch die Steinpilzernte lieferte mehrere hundert Zentner, die ſchlanken Abſatz fanden bei guten Preiſen. Urlaub in der Sägewerk⸗Induftrie Südweſtdeutſchlands. S5 Der Treuhänder der Arbeit für das Wirtſchaftsgebiet Südwest git bekannt: Ich habe eine Tarifordnung für die Fagewerk⸗Induſtrie Südweſtdeutſch,ands erlaſſen, die in einer ee Nummern des Reichsarbeitsblatts veröffentlicht lep en, wird. In diefer Tarifordnung iſt auth der Urlaub ge⸗ 109 t und zwar gilt dieſe Regelung bereits für das Urlaubs⸗ zar 1984. Die Höhe des Urlaubs richtet ſich nach den ge⸗ 1055 85 Arbeitsſtünden, die in dem dem laufenden Ferienahr dis 31. Pergegangenen Beſchäftigungsjahr(1. April 1983 J. März 1934) geleiſtet worden ſind. Aus den Nachbarlaͤndern U Samstagsverbindung mit Bad Dürkheim. Die Rhein⸗ Haardtbahn hat ſich entſchloſſen, das ab 18. Auguſt 1934 verſuchsweiſe an Samstagen eingelegte Zugspaar: Mannheim ab 20.03 Uhr ab Friedrichsbrücke, Bad Dürkheim an 21.08 Ahr. Gegenzug: Bad Dürkheim ab 21.15. Uhr, Mannheim Friedrichsbrücke an 22.20 Uhr, mit günſtigem Anſchluß an den Abendautobus der Linie Neuſtadt a. d. H.—Bad Dürk⸗ heim auch weiterhin an den Samstagen bis Ende Oktober 1934 verkehren zu laſſen in der Vorausſetzung, daß die Be⸗ nützung beider Züge anhält. — Eine Frau verbrannt — Pfullingen, OA. Reutlingen. In der Joſephſtraße wurde beim Kochen die 67jährige Frau Karoline Renner von den Flammen erfaßt. Sie zog ſich außerordentlich ſchwere Brandverletzungen zu, denen ſie noch am ſelben Abend im Kreiskrankenhaus Reutlingen erlag. Da Frau Renner ſich allein im Hauſe befand und ſich in ihrem Schrecken nicht anders zu helfen wußte, rannte ſie die Treppe hinab. Dadurch wurden gerade die Flammen noch ſtärker angefacht, ſodaß auf die gellenden Hilferufe der Frau herbeilende Nachbarn die Frau als lohende Flam⸗ men⸗ und Feuerſäule vor ſich ſahen. Ihrem entſchloſſenen Zugreifen gelang es, die Flamme zu erſticken, die Frau aber hatte bereits überall außerordentlich ſchwere Brandwunden erlitten. Mainz.(15000 Mark unterſchlagen.) Unter Anrechnung von ueun Monaten Unterſuchungshaft wurde der rige Joh, Krichten aus Gau⸗Algesheim von kammer zu zwei Jahren und zwei Monaten Ge⸗ fängnis verurteilt. Als Rechner der Genoſſenſchaft„Bür⸗ gerverein“ hatte er ſeit 1924 insgeſamt 15 000 RM unter⸗ ſchlagen, die er für ſich verbrauchte, und zur Verdeckung Urkundenfälſchungen vorgenommen. Den Vorſtandsmitglie⸗ dern, die geduldet hatten, daß der Angeklagte einen Buch⸗ prüferbericht abänderte, kam die Amneſtie zugut. Fröhliches Treiben in München * 1 zröffnung des Okkoberfeſtes. München, 24. Oktober. Nach altem Brauch wurde Deutſchlands größtes Volks⸗ feſt, das Münchener Oktoberfeſt, mit einem prachtvollen Feſtzug eröffnet. Reichsſtatthalter Ritter von Epp, Mini⸗ ſterpräſident Siebert, die Stagtsminiſter Wagner and Ef⸗ ſer mit Oberbürgermeiſter Eichler nahmn von der Ehrn⸗ trihüne im neuen Renn⸗ und Turnierplatz den Vorbei⸗ marſch des Zuges ab. 50 originelle Gruppen der Zünfte, voran Muſik, in der Uniform der alten Bürgergarde und SS zu Pferde bildeten zuſammen mit dem Zag der Schüt⸗ zen und einer Gruppe von Schenkkellnern zu Pferde den feſtlichen Reigen. Die Straßen der Wieſen urchſtrömten Tauſende, ſo daß ſich bald ein wogendes Gedränge ent⸗ wickelte. Viele eilten zu dem erſten richtigen Wieſen⸗ rennen, das ſeit langer Zeit wieder die Münchener und ihre Gäſte aus Nah und fernd erfreute. Auch das Oktober⸗ féſt⸗Landesſchießen begann. Dieſem kommt eine beſondere Bedeutung zu, weil dort auch die deutſchen Meiſterſchaften ausgetragen werden. Die erſten Sonderzüge zum Oktober⸗ feſt ſind breits in München eingetroffen.„Kraft durch Freude“⸗Urlauber, die ihre Heimfahrt nach Hamburg un⸗ terbrachen und ein Sonderzug mit Feſtbeſuchern aus Zü⸗ rich. = N Neues aus aller Well E Jwei Skreckenarbeiter überfahren. Auf dem U⸗Bahn⸗ hof in Berlin⸗Pankow wurden zwei auf den Gleiſen be⸗ ſchäftigte Arbeiter von einem rückwärtsfahrenden U⸗Bahn⸗ zug, der umrangieren ſollte, erfaßt und überfahren. Wäh⸗ rend der eine getötet wurde, erlitt ſein Arbeitskollege ſchwere Verletzungen. Der Fraenmord im Kröninger Forſt. Wegen des Mordes bei Triendorf(Bayern), dem die Maurersfrau Roſa Hornſteiner zum Opfer ftel, wurde als verdächtig der im Lande herumſtreunende Bäcker Karl Datzmann durch die Gendarmerie Altfrauenhofen feſtgenommen. Datzmann, der gerne als Schwammerlſucher lich in den Wäldern trieb, wurde am Mordtage von einem Bauern in der Nähe der Mordſtelle im Straßengraben liegend geſehen. „ Im Schlafe erdroſſelt. In Pabneukirchen(Bayern) ereignete ſich ein eigenartiger Unfall. Dort fiel das ein⸗ jährige Kind von Bauerseheleuten im Schlafe aus der Wie⸗ e. Es blieb dabei an einem etwa 2 Meter langen Wiegen⸗ bac hängen und wurde erdroſſelt aufgefunden. 4 Vom Blitz erſchlagen. In der Lerchenau bei Mün⸗ chen wurde der 12 Jahre alte Sohn des Landwirts Zitzel⸗ berger vom Blitz erſchlagen und der Vater betäubt. Auch ein Pferd wurde getötet. Der Junge war mit ſeinem Va⸗ ter zur Grummeternte ausgefahren und eben mit einem Rechen bei der Arbeit, als ihn der tödliche Blitzſtrahl traf. a Neun Gebäude durch Großfeuer vernichtet. Die Ge⸗ meinde Leubach(Rhön) wurde nachts von einem rieſigen Brande heimgeſucht. In der Scheune des Landwirts Markus brach Feuer aus, das ſich, durch die eingelagerten Erntevorräte genährt, ſehr ſchnell ausbreitete und auf die Nachbargebäude übergriff. Trotz angeſtrengteſter Löſchverſuche fielen innerhalb weniger Stunden dem raſenden Element vier Wohnhäuſer und fünf Scheunen zum Opfer. Das Vieh konnte, mit Aus⸗ nahme von drei Schweinen, gerettet werden. a Eiſenbahnunfall in Weſtfalen. Ein fahrplanmäßiger ug der Strecke Osnabrück— Altenburg geriet vor der Sta⸗ tion Ebersburg auf ein falſches Gleis und fuhr auf mehrere Güterwagen auf. Die Lokomotive und einige Güterwagen wurden aus den Schienen geworfen, wobei zwei Waggons in Brand gerieten. Der Zugführer erlitt eine leichte Gehirn⸗ erſchütterung.. Vier Schwerverletzte bei Autounglück. Am Eingang des Ortes Sättelſtädt(Thüringen) konnte ein Kraftwagen offenbar infolge zu großer Geſchwindigkeit die Biegung vor einer Brücke nicht mehr nehmen und fuhr gegen das eiſerne Brückengeländer, an dem er hängen blieb. Ein Herr, der durch die zertrümmerte Schutzſcheibe des Wagens kletterte, ohne zu ahnen, daß der Wagen in der Luft hing, ſtürzte in die Tiefe, wo er mit ſchweren Verletzungen liegen blieb. Die übrigen drei Inſaſſen trugen ſchwere Gehirnerſchütterungen davon. Beraubung einer Neuyorker Bankfiliale. Drei mit Ne⸗ volvern bewaffnete Banditen drangen in die Zweigſtelle der Corn Exchange⸗Bank im Oſten Neuyork⸗s ein, ſchlugen die Angeſtellten mit Knüppeln bewußtlos und zwangen den Bankleiter, ihnen einen Geldbeutel mit etwa 42 000 Dollar Bargeld auszuhändigen. Die Räuber entkamen in einem Kraftwagen.„ 4 Lalcale Nuudocliau Feuerwehr und Feuerſchutzwoche. Die hieſige Freiwillige Feuerwehr trat geſtern Sonntag Nachmittag, als Abſchluß der Feuerſchutzwoche, mit einer großen Schauübung an den Planken auf den Plan. Der Schulübung lag folgendes zu Grunde: Feindliche Flieger hatten Brandbomben auf das Rathaus geworfen. Der Dachſtuhl und ein Zimmer gingen ſofort in Flammen auf. Die herbeigeeilte Feuerwehr mußte zunächſt von außen her das Feuer bekämpfen, da der Eingang durch ſtarke Rauchentwicklung verqualmt war. Jedoch gelang es ihnen ins Innere einzudringen und mit zwei Schlauchleitungen den Brandherd zu erſticken. Komn andant Sößer gab zur Uebung eine kurze Er⸗ klärung und wies auf die ungeheure Hitze hin, die Brandbomben erzeugen. Es folgten nun Schulübungen und zwar zunächſt das Erſticken des Feuers durch den Schaumlöſcher Das Schlauchlegen erwies die Schnellig⸗ keit und Geſchicklichkeit der Wehr. Mit einer Steig⸗ übung der 16 Meter ausziehbaren Leiter fand die Schau⸗ übung ihren Abſchluß, die mit Intereſſe und Spannung vieler Zuſchauer verfolgt wurde. Anſchließend fand in der„Kapelle“ ein gemütliches Beiſammenſein der Wehr⸗ kameraden ſtatt. Hauptprobe zum Sängerjubiläum der Landhäußer⸗Geſangvereine im Schloßſaale. Am 7. Oktober findet, wie wir bereits an dieſer Stelle mitteilten, eine Jubiläumsfeier von 2 Landhäußer⸗ Geſangvereinen ſtatt, außerdem kann ihr Chormeiſter Landhäußer auf eine 30 jährige Tätigkeit in dieſer Eigenſchaft zurückblicken. Daß dieſe Jubiläen nicht ſpurlos vorübergehen können, war klar und 6 Landhäußer⸗ Vereine werden ein Konzert beſtreiten, das, wie die geſtrige Hauptprobe bewies, ein muſikaliſches Ereignis werden wird und wie der Vereinsführer des„Sänger⸗ bundes“, Herr Sichler bei ſeiner Begrüßung der aus⸗ wärtigen Sänger betonte, wohl eines der ſchönſten im Laufe des Konzeitjahres ſein wird. Gewiß wird es auch ſeinen klingenden Erfolg bringen. Die geſtern in der Hauptprobe vorgetragenen Chöre bewieſen dies zur Genüge, waren doch die Chöre durchweg Leckerbiſſen, die in geſanglicher Hinſicht geboten wurden. Einen kleinen Vorgeſchmack hat man alſo geſtern ſchon be⸗ kommen und es ſei deshalb jetzt ſchon geſagt, ohne mehr zu verraten, daß ein muſikaliſcher Ohrenſchmaus bevorſteht, der von einem einheitlich zuſammengeſchweißten Maſſenchorkörper von Landhäußer⸗Vereinen geboten wird. Nach der Probe fanden ſich die Sänger zu einem ge⸗ mütlichen Beiſammenſein im Kaiſerhof-Saale zuſammen Zigarrengeſchäft in der Riedfeldſtraße wurde durch einen fünfzehnjährigen Jungen ein ſchwerer Raubüberfall ver⸗ üht. Der Junge, der bei dem Geſchäftsinhaber Schneider eine Zigarrenmarke ſeines Vaters angeblich nachbeſtellen wollte, veranlaßte den Mann, ſich umzudrehen und hinten nach etuigs zu ſehen. Im gleichen Augenblick ſchlug der hoffnungsvolle Jüngling dem Manne mit einer Zange auf den Kopf, ſo daß der Mann taumelte. Nun verabreichte der Burſche dem Angeklagten noch zwei weitere Schläge Trotzdem gelang es dem Verletzten, f auf den Burſchen zu werfen und ihn feſtzuhalten, bis ſein hinzukommenden Sohn die Polizei verſtändigt hatte, die ihn dann in liebe⸗ vollen Gewahrſam nahm. I Futternot im Bezirk Mannheim behoben. Die noch vor wenigen Wochen als drohendes Geſpenſt vor jedem bäuerlichen Betrieb ſtehende Futternot iſt im Amtsbezirk Mannheim durch das günſtige Herbſtwetter weitgehend be⸗ hoben worden. Die Futterpflanzen haben faſt durchweg noch einen ſehr guten zweiten bzw. dritten Schnitt geliefert, und vielerorts ſind auch große Mengen an Stoppelklee an⸗ gefallen. Außerdem haben die Bauern in großem Umfange Futtergemenge als Zwiſchenfrucht angebaut. Auch Mals und Sonnenblumen ſind zu Silagezwecken viel gepflanzt wor⸗ den. Es kann nunmehr damit gerechnet werden, daß in der Mehrzahl der Betriebe das notwendigſte Futter für den Winter vorhanden iſt, und daß es gelingen wird, das Vieh unter entſprechender Strohfütterung durchzubringen. Die Gefahr, daß aus Futtermangel Notverkäufe an Vieh ſtattfinden, wobei erhebliche Schäden eingetreten wären, iſt für unſer Gebiet auch jedenfalls ſo gut wie behoben. Pflichten des Lehrers beim Schulausflug. Der Leh⸗ rer muß ſeine Klaſſe auf dem Schulausflug begleiten, ſagt das Reichsgericht in ſeiner jetzt verkündeten Entſcheidung. Er muß die 15 insbeſondere während der Beförderung auf einem Verkehrsmittel ſtändig überſehen und muß gegen Ordnungswidrigkeiten perſönlich einſchreiten können. er Lehrer darf auch nicht etwa die Klaſſe auf einem Wagen auf die Fahrt ſchicken und ſpäter allein nachfahren. Er hat fer⸗ ner auch die Verantwortung für ein klaſſenfremdes Kind ſelbſt in Begleitung ſeiner Mutter, wenn er deſſen Beteili⸗ gung am Se lug zuläßt. Die erſten Grumpen⸗Verkäufe. Bei der erſten Tabakeinſchreibung diesjähriger Ernte in Schwetzingen kamen auch die Seckenheimer Grumpen zum Verkauf und zwar wie folgt: Gruppe 1 und 2 70 Ztr. loſe, 13 Str. geb. Mk. 43.— loſe, 46.— geb. p. Ztr; Gruppe 3, 4 u. 5 50/15 Ztr., Mk. 45.05/50.05; Gruppe 6, 7 u. 8 90/24 Ztr., Mk. 47. /50.—; Gruppe 9, 10 u. 11 110/11 Ztr., Mk. 42.15/ 52.05; Gruppe 12, 13 und 14 80/10 Str., Mk. 41.85/ 50.15: Gruppe 15, 16 und 17 110/50 Ztr., Mk. 38.—/ 46.—; Gruppe 18, 19 und 20 100% 0 Str., Mk. 40.35/ 52.10; Gruppe 21 bis 25 90, 30 Ztr. 41.— /53.—. Käufer waren: Kuhn, Jof. Lußheimer, Jakob Mayer, Brinkmann A.⸗G., Bremer Tab.⸗Hdl. A.⸗G., Rortag. Die zur Verkaufsſitzung ein⸗ geſchriebenen rund 15000 Ztr. Grumpen wurden faſt reſtlos abgeſetzt. Die Preiſe ſind als angemeſſen zu bezeichnen. Oberlandwirtſchaftsrat Dr. Meißner⸗Karlsruhe leitete die Verkaufsſitzung, die auf Grund des„Heidelberger Ab⸗ kommens“ ſtattſand und von Handel und Induſtrie gut beſucht war. a Beſchäftigung ausländiſcher Arbeitnehmer. Nach dem Ergebnis einer polizeilich vorgenommenen Ueberprüfung der landwirtſchaftlichen und nichtlandwirtſchaft⸗ lichen Betriebe hinſichtlich der Beſchäftigung von ausländiſchen Arbeitnehmern wurde feſtgeſtellt, daß im Land Baden 929 ausländiſche Arbeiter ohne Arbeitserlaubnis oder Befreiungs⸗ ſcheine beſchäftigt wurden. Im Intereſſe der Sicherung der Arbeitsſtätten für unſere noch arbeitsloſen Volksgenoſſen werden ausländiſche Arbeiter, die ohne Arbeitserlaubnis oder Befreiungsſcheinen eine Arbeit annehmen, künftig mit ſcharfen Strafen belegt. Gleichzeitig wird gegen die Unternehmer, die ausländiſche Arbeiter ohne die erforderliche Beſchäfti⸗ gungsgenehmigung einſtellen, Strafanzeige erſtattet. Nach rechtskräftiger Beſtrafung ſind ausländiſche Arbeiter aus dem Reichsgebiet auszuweifen. Aus dem Gerichtsſaal Mannheim, 22. September. Statt Altpapier— Wein„geholt“. Der 37 Jahre alte Arthur Thomas benutzte die Erlaubnis, Altpapier aus dem Keller zu holen, die Weinkeller zu berauben. In N 7, 14 ſtahl er 30 Flaſchen, aus einem benachbarten Keller 33 Flaſchen Wein und 27 Flaſchen Sekt im Werte von 200 Mark. Der Angeklagte hat ſchon zahlreiche Vorſtrafen hin⸗ ter ſich, und der ärztliche Gutachter bezeichnet ihn als einen Verbrecher aus Schwäche, bei dem Hopfen und Malz ver⸗ loren ſei. Das Gericht ſprach eine Zuchthausſtrafe von zwei Jahren und Sicherungsverwahrung aus. Verkaufshäuschen ausgeräumt. In Edingen und Neckarhauſen erbrachen noch jugendliche Burſchen die Verkaufshäuschen an den Oc. Bahnhöfen und räumten ſie vollſtändig aus. In einem Falle fanden ſie einen Geldbetrag von zehn Mark. Aus dem Edinger Häuschen ſtahlen ſie ſogar dem armen Invaliden den Volkseempfänger. Der Einzelrichter beſtrafte die noch nicht gerichtsbekannten Burſchen, die zu ihren Diebſtählen noch ein in Heidelberg entwendetes Motorrad benutzten, wie folgt: Jakob Bender erhielt acht Monate Gefängnis, Max Zimmer ſieben Monate; Paul Gaida fiel unter das Amneſtiegeſetz wie zwei weitere Burſchen, gegen die das Verfahren ſchon eingeſtellt iſt. Der Beſitzer des Motorrades ſtellte keinen Strafantrag, und ſo gingen die Burſchen für dieſe Tat leer aus. Die 21. Strafe. g Der 51jährige Ludwig Mögenburg, der am 3. April 1932 ſeine 20. Strafe(Zuchthaus) abgeſeſſen hatte, wurde bereits am 19. Mai wieder zuſammen mit dem 30jährigen Wilhelm Jäger, beide aus Mannheim, in Heidelberg ver⸗ haftet, weil ſie ein Damenrad mit ſich führten, das kurze Lat vorher entwendet worden war. Beide leugneten die at. Jäger hat bereits ſeine 16. Strafe hinter ſich. Ein Jahr 3 Monate Zuchthaus für Mögenburg und ein Jahr ſechs Monate Zuchthaus für Jäger ſind die Strafen. Warnung vor Preistreiberei beim An⸗ und Verkauf von gebrauchten Säcken. Der Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſter weiſt darauf hin, daß nach verſchiedenen Wahrnehmungen unlautere Elemente urzeit in eigennütziger Weiſe verſuchen, die Preiſe beim Han⸗ el mit gebrauchten Juteſäcken in die Höhe zu treiben. Sie bieten und verlangen Preiſe, die mit den Beſtimmungen der Faſerſtoffverordnung nicht im Einklang ſtehen. Dieſe ver⸗ bietet Preiſe, die höher liegen als in der Zeit vom 1. bis 21. März 1934. Wer dieſes Verbot dadurch umgeht, daß er höhere Preiſe nimmt oder bezahlt, macht ſich ſtrafbar. Es kann mit Gefängnis und Geldſtrafe in unbeſchränkter Höhe beſtraft werden. Daneben kann die Fortführung des Be⸗ triebes unterſagt werden. Von der Strafbefugnis wird un⸗ nachſichtlich Gebrauch gemacht werden. Handel und Gewerbe, insbeſondere Bäckereien, Kolonialwarenhandlungen, Mühlen uſw. ſeien hiermit ausdrücklich gewarnt. Das Ehrengericht der Badiſchen Induſtrie⸗ und Handelskammer. Das vom Präſidenten der Badiſchen Induſtrie⸗ und Handelskammer, Dr. Kentrup, im Vorjahre eingeſetzte Kauf⸗ männiſche Ehrengericht hat bereits in mehreren Fällen zur Durchſetzung der Grundfätze des ehrbaren Kaufmanns ein⸗ gegriffen. Es hat ſich bei ſeiner Tätigkeit gezeigt, daß es eine für die Wirtſchaft notwendige Einrichtung iſt. Da das Ge⸗ richt jeweils mit fünf Mitgliedern beſetzt iſt, iſt es erforder⸗ lich geworden, noch einige stellvertretende Mitglieder zu er⸗ nennen. Das vom Kammerpräſidenten berufene Ehrengericht der Badiſchen Induſtrie⸗ und Handelskammer ſetzt ſich nun⸗ mehr wie folgt zuſammen: Vorfitzender: Generaldirektor Dre Ruh, Karlsruhe. Stellvertretender Vorſitzender: Geſchäftsfüh⸗ rer Oskar Huber, Karlsruhe. Mitglieder: 1. Fabrikant Arthur Barth, Pforzheim, 2. Oberbürgermeiſter Renninger, Mann⸗ heim, 3. Kaufmann Julius Ruef, Freiburg i. Br., 4. Kauf⸗ mann Adolf Wilſer, Karlsruhe. Ferner ſind zehn ſtellver⸗ tretende Mitglieder ernannt worden. Austauſch jugendlicher Arbeitskräfte Grundſätze für die Auswechſlung und Einſtellung von jugendlichen Arbeitskräften. Nach der Verordnung des Reichswirtſchaftsminiſters vom 10. Auguſt 1934 über die Verteilung von Arbeitskräften iſt der Präſi⸗ denk der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſen⸗ verſicherung allein ermächtigt, die Verteilung von Arbeitskräften, insbeſondere ihren Austauſch zu regeln. Auf Grund des§ 3 dieſer Verordnung hat der Präſident der Reichsanſtalt unter dem 28. Auguſt d. J. die Anordnung über die Verteilung von Arbeitskräf⸗ ten ergehen laſſen. Die Grundgedanken dieſer Anordnung ſind 1. der Austauſch der gegenwärtig beſchäftigten Jugendlichen unter 25 Jahren gegen ältere Arbeitnehmer, 2. Die Abdämmung des weiteren Zuſtroms von Jugendlichen auf Arbeitsplätze für ältere Arbeitnehmer, namentlich Fami⸗ lienväter und mütter, die Ernährer ihrer Kinder ſind. Dieſe Anordnung war notwendig, weil die Altersgliederung der Erwerbstätigen in den letzten Jahren ſich ſo verſchoben hat, daß nach den neueſten Zählungen 40 Prozent der Beſchäfigten ju⸗ gendliche Arbeitskräfte unter 25 Jahre ſind. Gleichzeitig damit iſt in den letzten Jahren ein ſtarker Zuzug in die Großſtädte zu ver⸗ zeichnen geweſen. Die Landflucht wiederum brachte einen emp⸗ findlichen Mangel an Arbeitskräften in der Landwirtſchaft, wäh⸗ rend ältere Arbeitskräfte in den Großſtädten außer Arbeit und Brot ſtanden. Die Herausnahme von jungen Arbeitskräften(Arbeiter und Angeſtellte unter 25 Jahren) ſowie die Beſchränkung ihrer Ein⸗ ſtellung in der Wirtſchaft erfolgt unter weiteſtgehender Berückſich⸗ tigung der wirtſchaftlichen und ſozialen Belange des einzelnen und der Geſamtheit und nur inſoweit, als für die auszuwechſelnden jugendlichen Arbeitskräfte andere Unterbringungsmöglichkeiten ver⸗ fügbar ſind. Die Anordnung über die Verteilung von Arbeitskräften 1. Geltungsbereich(8 1 der Anordnung). Unter die Anordnung fallen alle privaten und öffentlichen Be⸗ triebe und Verwaltungen, die Arbeiter und Angeſtellte beſchäftigen. Wer als Angeſtellter gilt, regelt ſich nach dem Angeſtelltenver⸗ ſicherungsgeſetz(d 1 AG.). Beamte und Volontäre fallen nicht unter die Anordnung, dagegen aber auf Pripatdienſtvertrag an⸗ geſtellte Perſonen(3. B. auch Angeſtellte bei Behörden). Ausgenommen ſind Betriebe der Land⸗ und Forſtwirtſchaft, ſoweit in der Anordnung nichts anderes beſtimmt iſt, Haushaltun⸗ gen(auch in weiterem Sinne) und die Schiffe der See⸗, Binnen⸗ und Luftſchiffahrt. Im übrigen fallen Betriebe(Verwaltungen) jeder Größe unter die Anordnung, auch wenn nur ein Arbeiter beſchäftigt wird. Die Beſtimmungen finden jedoch keine Anwendung auf Beſchäftigungs⸗ verhältniſſe zwiſchen dem Führer des Betriebs(Verwaltung) und deſſen Ehegatten und Verwandten in aufſteigender oder abſteigen⸗ der Linie(Kinder, Eltern, Voreltern). Il. Austauſch von Arbeitsplätzen 1. Grundſätze(8 2 der Anordnung). Zum Zwecke des Austauſches von jüngeren Arbeitskräften (Arbeitern und Angeſtellten) iſt zudem von dem Präſidenten der Reichsanſtalt beſtimmten Zeitpunkt von jedem Führer eines Be⸗ triebs(Verwaltung) die Zuſammenſetzung ſeiner Eufolglchaft zu prüfen. Durch die Prüfung ſoll feſtgeſtellt werden, ob der Antei der Arbeiter und Angeſtellte unter 25 Jahren gegenüber der Ge⸗ ſamtbelegſchaft nicht ſo groß iſt, daß auch bei voller Berückſichti⸗ gung der betriebstechniſchen und wirtſchaftlichen Erforderniſſe ein Auskauſch von jüngeren Arbeitskräften gegen ältere vorgenommen werden kann.— Betriebstechniſche Erforderniſſe liegen z. B. bei der Beſetzung von Arbeitskräften vor, bei denen beſtimmte Hand⸗ e verlangt werden, die nur jugendliche oder weibliche rbeitskräfte beſitzen. Zu den Erforderniſſen des Betriebs(Ver⸗ waltung) gehört auch die Sicherſtellung des unentbehrlichen Nach⸗ wuchſes an ordnungsmäßig ausgebildeten Facharbeitern und An⸗ geſtellten. 2. Verfahren(§ 3 Abſ. 1 und 2 der Anordnung). Wichtig für alle Führer von Betrieben und Verwaltungen! a) Die obenbeſagte Prüfung iſt in allen Betrieben(Verwal⸗ tungen) erſtmalig im Laufe des Monats September 1934 durchzu⸗ führen. Das Ergebnis dieſer Prüfung, ſowie der in der Folgezeit angeordneten weiteren Prüfungen(welche jedoch nur höchſtens halbjährlich ſtattfinden ſollen), iſt für eine Nachprüfung durch die Arbeitsämter vom Führer des Betriebs(VBertalning) ſchriftlich feſtzulegen und auf Verlangen dem für den Betrieb bzw. für die Abteilung oder Filiale des Betriebs zuſtändigen Arbeitsamt vor⸗ zulegen. Soweit bei den Betrieben(Verwaltungen) ein Vertrau⸗ ensrat gebildet iſt, iſt die Prüfung vom Betriebsführer gemeinſam mit dieſem vorzunehmen. Die Verantwortung liegt allein beim Betriebsführer. b) Die Führer ſolcher Betriebe(Verwaltungen), für die ein Vertrauensrat nach dem Geſetz zur Ordnung der nationalen Ar⸗ beit zu bilden iſt, d. h. Betriebe(Verwaltungen), die regelmäßig mindeſtens 20 Perſonen beſchäftigen, ſind verpflichtet, das Ergeb⸗ nis der Prüfung dem Arbeftsamt bis zum 1. Oktober 1934 zu melden. Für die Meldung an das Arbeitsamt iſt ein Formblatt (Apl.) zu verwenden, das in den nächſten Tagen von den Ar⸗ beitsämtern den Betrieben zur Verfügung geſtellt wird. In dem Vordruck iſt die zahlenmäßige Stärke der Geſamtbelegſchaft und der Arbeitskräfte unter 25 Jahren, nach Geſchlechtern getrennt, anzugeben, die zur Zeit der Prüfung in dem Betrieb(Verwal⸗ tung) tätig waren. Außerdem iſt eine Erklärung abzugeben, in welchem Umfang und in welchem Zeitraum ein Austauſch von Arbeitskräften vorgenommen werden ſoll. Der Vordruck iſt in doppelter Fertigung an das Arbeitsamt zurückzugeben. fachheit halber werden die beiden Fertigungen zuͤſamm Der Ei ö 15 1 1 5 enhängen als ein Stück geliefert. Sofern ein Betrieb(Verwaltun me örtlich oder betriebstechniſch voneinander getrennte Abteilun hat, ſind die Mitteilungen für jede dieſer Abteil an len örtlich zuſtändigen Arbeitsamt einzureichen. 3. Die Durchführung des Austauſches a) Bom Auskauſch ausgenommene Perſonengruppen( A de Anordnung). Bei der Prüfung, ob und welche Arbeitskräfte unter 25 Jab. een für einen Austauſch gegen ältere in Frage kommen, ſind N gende Perſonengruppen unter 25 Jahren außer Betracht zu laſſenz 1. Verheiratete männliche Arbeiter und Angeſtellte.(Verheh catete weibliche Arbeitskräfte unter 25 Jahren ſind von der Freſ machung von Arbeitsplätzen nicht auszunehmen). 5 2. Arbeiter und Angeſtellte, die durch ihren Arbeitsverdieng zur Unterhaltung von Familienmitgliedern weſentlich beizutragen haben.(Dieſe Frage wird zunächſt vom Betriebsführer im Beneh⸗ men mit dem Vertrauensrat geprüft.) 3. Arbeiter und Angeſtellte, die im Lehrverhältnis ſtehen oder 906 Lehrverhältnis erſt vor weniger als einem Jahr beendet aben. 4. Arbeiter und Angeſtellte, die nach ehrenvollem Dienſt aug der Wehrmacht ausgeſchieden ſind. 5. Arbeiter und Angeſtellte, die mindeſtens ein Jahr im Frei. willigen Arbeitsdienſt tätig geweſen ſind. 6. Arbeiter und Angeſtellte, die mindeſtens ein Jahr in der Landhilfe tätig geweſen ſind. Vorausſetzung iſt einjährige Täle keit als Landhelfer, nicht landwirtſchaftliche Arbeit ſchlechthin. 7. Arbeiter und Angeſtellte, die zum Perſonenkreis der Som deraktion gehören und zwar: a) Angehörige der SA., SS. und des nationalſozialiſtiſchen deutſchen Frontkämpferbundes(Stahlhelm) ſoweit ſie dieſen Ven bänden bereits vor dem 30. Januar 1933 nachweisbar angehörten, b) Mitglieder der NSDAP. mit der Mitgliedsnummer 1 bis 000 . c) Amtswalter(Politiſche Leiter), ſoweit ſie bereits vor dem 30. Januar 1933 als Amtswalter(Politiſche Leiter) tätig waren, b) Aeberprüfung der Meldungen der Bekriebsführer(§ 5 de Anordnung). Die Arbeitsämter prüfen die einlaufenden Meldungen und ziehen nötigenfalls die Wirtſchaftsbehörden, namentlich die zuſtän⸗ digen Gewerbeaufſichtsbeamten zur gutachtlichen Mitwirkung bei, Kommt das Arbeitsamt zu dem Ergebnis, daß der vom Betriebs. führer vorgeſehene Austauſch den ſtaatspolitiſchen Geſichtspunkten nicht in ausreichendem Maße Rechnung trägt, oder liegen ſonſtige Gründe für eine andersartige Auffaſſung des Arbeitsamtes voz ſo wird im Wege perſönlicher Verhandlungen zwiſchen Arbeits“ amt und Betriebsführer eine Einigung zu erzielen verſucht, blei⸗ ben dieſe ergebnislos, ſo iſt die Auffaſſung des Betriebsführer⸗ und die Auffaſſung des Arbeitsamts, dem Landesarbeitsamt bor⸗ zulegen. Der Präſident des Landesarbeitsamts entſcheidet, ob, in welchem Umfange und in welchem Zeitraum ein Arbeitsplatzaus⸗ tauſch vorzunehmen iſt. Gegen dieſe Entſcheidung kann der Führer des Betriebs(Verwaltung) innerhalb von zwei Wochen Beſchwerde beim Präſidenten der Reichsanſtalt einlegen. Die Beſchwerde hat aufſchiebende Wirkung. Der Präfident der Reichsanſtalt entſcheides endgültig. c) Der Arbeitsplatzauskauſch(88 6, 7, 8 der Anordnung). Der auf Grund der Prüfung des Betriebsführers bzw. der Nachprüfung der Dienſtſtellen der Reichsanſtalt feſtgelegte Arbeits platzaustauſch iſt unter Vermeidung ünbilliger Härten vom Bes rkiebsführer unter Beachtung der Friſten in die Wege zu leiten, (F 6). Er hat ſich daher rechtzeitig mit dem zuſtändigen Arbeits, amt darüber ins Benehmen zu ſetzen, ob und wann den zur Ent⸗ laſſung kommenden jugendlichen Arbeiteen und Angeſtellten andert offene Arbeitsplätze in der Wirtſchaft, beſonders in der Landwirt⸗ ſchaft, im Freiwilligen Arbeitsdienſt oder in der Landhilfe, bei weib⸗ lichen Arbeitskräften auch in der Hauswirtſchaft, angeboten wer⸗ den können. Die tarifmäßigen Kündigungsfriſten ſind einzuhal⸗ ten; es ſind daher gegebenenfalls vorſorgliche Kündigungen aus⸗ zuſprechen. Die Entlaſſung der auszutauſchenden jüngeren Arbeits⸗ kräfte darf erſt erfolgen, wenn ihre anderweitige Unterbringung ſichergeſtellt iſt. Der Austauſch darf überdies nicht zur Vermin⸗ derung der Gefolgſchaft führen(§ 7). Die durch den Arbeitsplatzaustauſch frei gewordenen Arbeits kräfte ſollen mit arbeitsloſen älteren Arbeitern und An eſtellten, namentlich Familienvätern und Müttern, die Ernährer ihrer Kin, der ſind, beſetzt werden. In erſter Linie ſind langfriſtig arbeits; loſe und auf öffentliche Unterſtützung angewieſene Arbeitskräft zu berückſichtigen(§ 8). Der Betriebsführer iſt verpflichtet, die zur Beſetzung der frei; gewordenen Arbeitsplätze erforderlichen Arbeitskräfte beim zuſtän⸗ digen Arbeitsamt anzufordern. Dieſes hat Arbeitskräfte, die den Erforderniſſen des Betriebes(Verwaltung) entſprechen, zur Ein. ſtellung zuzuweiſen. Dem Betriebsführer ſteht die freie Auswahl unter den Zugewieſenen zu. Er kann auch Arbeitsloſe, namentlich beim Arbeitsamt anfordern, doch hat das Arbeitsamt vor der Zu⸗ weiſung zu prüfen, ob die namentlich angeforderten Arbeitsloſen den beſonderen Vorausſetzungen entſprechen. Weiſt das Arbeitsamt innerhalb von drei Tagen ſeit der An⸗ forderung keine Arbeitskräfte zu, ſo kann der Betrieb(Verwal⸗ tung) die Einſtellung unmittelbar vornehmen, er hat allerdings dem Arbeitsamt auf Vordruck Apl. 2, der beim Arbeitsamt er⸗ hältlich iſt, von der Einſtellung unverzüglich Mitteilung zu machen und dabei klarzuſtellen, daß die Eingeſtellten den Vorausſetzungen ontſprechen. 5(Schluß folgt. Mannheimer Theaterſchau Spieipian vom 24. September bis 1. Oktober. Im Neuen Theater(Roſengarten): Montog, 24. Sept., Miete A 1, Uraufführung: Das Muſikantendorf. Luſtſpiel von Heinz Lorenz. An⸗ fang 20 Uhr. Ende etwa 22.30 Uhr. [Dienstag, 25. Sept.: 1. Vorſtellung für Minderbemittelte und Erwerbslose, ohne Kartenverkauf:„Die H ochzeit des Figaro“. Von W. A. Mozart. Anfang 19.30 Uhr, Ende 22.45 Uhr. a Mittwoch, 26. Sept.: Miete M 1:„Komödie der Irrungen“. Von Shakeſpeare. Anfang 20 Uhr, Ende 22.15 Uhr. Donnerstag, 27. Sept.: Miete D 1:„Die Hoch⸗ zeit des Figaro“. Von W. A. Mozart. Anfang 19.30 Uhr, Ende 22.45 Uhr. Freitag, 28. Sept.: Miete F 1:„Das Muſikanten⸗ dorf“. Luſtſpiel von Heinz Lorenz. Anfang 20 Uhr, Ende etwa 22.30 Uhr. Samstag, 29. Sept.: Miete G 1: Araufführung: „Schwarzwälder Kirſch“. Operette von Siedel⸗ Valentin. Anfang 19.30 Uhr, Ende etwa 22.30 Uhr. Sonntag, 30. Sept.: Miete C 1: Feſtvorſtellung zum g Erntedanktag: Uraufführung:„Saat und Ernte“. Schauſpiel von Hans Multerer. Anfang 20 Uhr, Ende ö 22 Uhr. [Montag, 1. Okt. 2. Vorſtellung für Minderbemittelte und Erwerbsloſe, ohne Kartenverkauf:„Das Muſikan⸗ „ tendorf.“ Luſtſpiel von Heinz Lorenz. Anfang 20 1 Uhr, Ende etwa 22.30 Ahr. Zwangsverſteigerung. Dienstag, den 25. September, vormittags 11 Ahr werde ich in Seckenheim an der Waaghalle gegen bare Zahlung im Voll⸗ ſtreckungswege öffentlich verſteigern: Möbel und anderes mehr. Mannheim, 22. Sept. 1934. Servatius, Gerichtsvollzieher. — N. S. O. A. P, Heute Abend 8 Uhr äußerſt wichtige Be⸗ Verſammlungs⸗ Kalender. 9 ſprechung ſämtlicher politiſcher Leiter in der Geſchäftsſtelle. Kath. Jungmännerverein. Heute Abend 8 Uhr Vollverſammlung mit Vortrag in„St. Agnes“. Man bittet um pünktliches und zahlreiches Erſcheinen. Gammel⸗Anzeiger Hur für Mitglieder der Landw. Ein u. Verkaufsgenoſſenſchaſt. Moſtäpfel. Beſtellungen auf Moſtäpfel, dieſe Woche ein Waggon eintreffend, werden im Lager entgegengenommen. Am Anlieferung von Winter⸗Saatgetreide zum Reinigen und Beizen wird gebeten. Eine junge großträchtige Kuh zu verkaufen. Ein Vorderpflugrad verloren. Auskunft im Lager. Der Vorſtand. * Eimmer- Wohnung per 1. Oktober zu vermieten. Hauptſtraße 123. — Eßbirnen Pfund 5 Pfg., zu verkaufen. Bonndorferſtraße 30. Am Mittwoch trifft erſtklaſſiges Kollorobſt ein. Daſelbſt auch Tafelobſt zum einkellern, ſowie eine Grube Pferdedung zu verkaufen. 5 Nik. 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