l 1 Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. I. 20. Anzeigenpreis: Die 22mm breite mm- Zeile 3 Pfg. Textteil 90o mm breit 18 Pfg. Wiederholungen tarifl. Rabatt. Annahmeſchluß für Inſerate vorm. 9 Uhr. D. A. VIII. 34: 1200 Tages- und fnzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig), „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantwortlich: Für Schriftleitung und Anzeigen: G. Härdle. Druck und Verlag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 4. Jahrgang Dienstag, den 2. Oktober 1934 Nr. 230 Proteſt der Gaar. deutſche Front gegen Barthous Note an den Völker- bundsrat. S aarbrücken, 1. Oktober. Die Landesleitung der Deutſchen Front hat an den franzöſiſchen Außenminiſter Barthou ein Telegramm ge⸗ richtet, in dem ſie ſich gegen die Note Barthous an den Völkerbundsrat wendet. In dem Telegramm wird u. a. ausgeführt: Gegenüber den Forderungen Barthous ſei zunächſt zu ſagen, daß das Verhältnis zwiſchen den Deutſchen im Saar⸗ gebiet und dem Deutſchen Reich eine Sache ſei, die in der deutſchen Volksfamilie geregelt werde, ohne daß ein frem⸗ der Vormund dazwiſchenrede. zm Intereſſe des Saarvolkes könne man unmöglich zugeben, daß die Souveränität Deutſchlands nach der Kück⸗ gliederung durch irgendwelche neuangeſtrebten Bindungen angetaſtet werde. Die Erörkerung der Frage, ob das Saar⸗ gebiet ganz oder zum Teil zu Frankreich„zurückkehre“, ſcheide für das Sdarvolk vollkommen aus. Was der Status quo für das Saargebiet politiſch be⸗ deute, ſei im übrigen auf Grund von 15jährigen Erfahrun⸗ gen nicht unbekannt. Hunderte von Deutſchen ſeien unter dieſem Status quo aus dem Saargebiet ausgewieſen und aus ihrer Heimat vertrieben worden. Das Telegramm fährt dann fort: Wenn Sie nun in Aus⸗ ſicht ſtellen, daß bei der Ausarbeitung des künftigen Saar⸗ ſtatuts ein breiter Platz für die Mitarbeit der Bevölkerung geſchaffen würde, daß ſchon jetzt die Möglichkeit vorzuberei⸗ ten ſei, dieſes Statut zu ändern, ſo müſſen wir Sie auf Paragraph 34 des Saarſtatuts aufmerkſam machen, Dieſe Rechtsordnung kann durch einen Beſchluß des Völkerbundsrates nicht geändert werden. Eine Aenderung ohne die Juſtimmung ſämtlicher Unterzeichner des Verſail⸗ ler Berkrags, alſo auch Deukſchlands, wäre ein glatter Rechksbruch. Status quo bedeutet aber, daß das Saargebiet nach wie vor autokratiſch von einer ausländiſchen Regierung verwal⸗ tet werden muß. Was der Status quo im übrigen bringen wird, beweiſt die Tatſache, daß ein Teil der franzöſiſchen Wirtſchaft ihre Uebergangsmaßnahmen für den Status quo damit beginnt, daß ſämtlichen Beamten und Angeſtellten gekündigt und dieſe Kündigung damit begründet wird,„daß ſie bei der jetzigen Sachlage, alſo dem Status quo, einer gewiſſerma⸗ ßen normalen Tätigkeit im übrigen nicht ſicher ſei und daß ſie die Zukunft ihrer Beamten und Angeſtellten nicht mehr ſicherſtellen könne“. Wir wiſſen, Herr Miniſter, daß das Volk, das Sie die Ehre haben zu vertreten, den Frieden will, genau ſo wie das deutſche Volk. Wir hier im Saargebiet glauben und hoffen, daß für die Saarfrage eine Löſung gefunden werden wird, die uns die Gewähr eines dauernden Friedens bringt. Der Vertrag von Verſailles ging bei der Abtrennung von falſchen Vorausſetzungen aus, die heute im Urteil der Welt bekannt ſind. Das deutſche Volk an der Saar wird ſich ſtets zu ſeinem angeſtammten Vaterland bekennen, erſt kecht, nachdem es weiß, daß es von einem Manne geführt wird, der nichts weiter als den Frieden der Welt und das Beſte ſeiner Nation will. Was die Verlängerung des Status quo für den Frie⸗ den Europas heißen würde, hat bereits im Jahre 1929 der Ihnen bekannte Herr Matthias Braun, ein jetziger Vor⸗ kämpfer der Beibehaltung dieſes wider natürli⸗ chen Zuſtandes, klar erkannt und in vortrefflicher Weiſe zum Ausdruck gebracht:„Es iſt die Sorge aller Deutſchen und Europäer, insbeſondere aber unſere eigene Saarſorge, zu verhüten, daß an der Südoſtecke des Reiches ein zweites Elſaß⸗Lothringen entſteht, das eine neue tau⸗ ſendjährige Erbfeindſchaft zwiſchen zwei Völkern aufrichtet, deren gegenfeitige Ergänzung das Glück Europas und der Welt bedeuten könnte!“ Das Ausland zum Erntebdankfeſt Der Widerhall in der Preſſe. London, 2. Oktober. Die engliſchen Blätter bringen längere Berichte über das Erntedankfeſt auf dem Bückeberg und verſehen ſie zum Teil mit eigenen Kommentaren, die allerdings nur wenig Gerech⸗ ligkeitsgefühl verſpüren laſſen.. Am wenigſtens voreingenommen zeigt ſich diesmal die „Times“, die in ihrem Bericht hervorhebt, daß die Bauern auf dem Bückeberg vielfältige Gründe zu feſtlicher Stim⸗ „ Das neue Regime, fährt das Blatt fort, habe en Bauern angemeſſene Preiſe für ihre Erzeugniſſe, Si⸗ gerbeit in der Erhaltung ihrer Höfe und ein Erbſyſtem ge⸗ racht, das viele Schwierigkeiten, die ſich in der Vergan⸗ ſeligte aus Verpfändung und Verſchuldung ergaben, be⸗ Die übrigen Londoner Blätter können es ſich dagegen 1 05 0 auch bei diefer Gelegenheit ihren unfreund⸗ Wan Gefühlen gegenüber dem nationalſozialiſtiſchen eutſchland Ausdruck zu geben.„Morning Poſt' hebt den nilitäriſchen Teil des Feſtes beſonders hervor, während „Daily Herald“ bemerkt, das Feſt auf dem Bückeberg ſei mehr eine nationalſozialiſtiſche Propagandaverſammlung ge⸗ weſen als ein Erntedankfeſt. Die franzöſiſche Preſſe hebt die Aeußerung des Führers, daß Deutſchland nicht ka⸗ pitulieren werde, hervor. Das„Echo de Paris“ beleuchtet das„Kriegsſpiel“ als Eröffnung des Erntedankfeſtes und erklärt, die Landwirtſchaftspolitik des nationalſozialiſtiſchen Regimes, ſo wie Reichsbauernführer Darre ſie gekennzeich⸗ net hobe mit der Erklärung, daß eine Welt von feindlichen Mächten heute nicht mehr Deutſchland durch den Hunger in die Knie zwingen könne. Die übrigen Blätter ſind mehr oder weniger auf den gleichen Ton geſtimmt. Der vom Füh⸗ rer erneut betonte Friedenswille Deutſchlands wird kurz angedeutet. 0 9 34 Arbeit und Kapital Rooſevelt über die Wirtſchaftspolitik der Regierung. Waſhington, 1. Oktober. Der amerikaniſche Bundespräſident Rooſevelt hat über ſämtliche amerikaniſchen Sender die allgemein mit Spannung erwartete Rundfunkrede über die Wirtſchaftspo⸗ ſitik ſeiner Regierung gehalten. Eingangs bemühte ſich Rooſevelt, die Wirtſchaft darüber zu beruhigen, daß er nicht den Unternehmergewinn abſchaffen und den Staatskapitalis mus einführen wolle. Er habe ein⸗ gegriffen und die meiſten Banken, die vor dem Zuſammen⸗ bruch ſtanden, gerettet, ſowie darüber hinaus den Gläubi⸗ gern und den Schuldnern geholfen. Als zweiten Schritt habe er die ungeſunden Verhältniſſe am Kapitalm arkt gründlich gebeſſert und der wilden Börſenſpekulation einen Riegel vorgeſchoben. Der nächſte Schritt ſei geweſen, der Privatwirtſchaft auf den Weg zur Erholung zu helfen. Unter der Leitung des Nira-Syſtems wurde die Kinderarbeit abgeſchafft, die Arbeitszeit ver kürzt, Mindeſtlöhne eingeführk und andere Löhne den ſteigenden Lebenshalkungskoſten angeglichen. Vier Millionen Arbeitsloſe wurden neu eingeſtellt und die Ar⸗ beilgeber freuen ſich nach einer Zeit der Geſchäftsverluſte ſeit einem Jahre, ſeit Nirabeginn, eines ſich ſtändig heben ⸗ den Gewinn⸗Niveaus. Natürlich könne man nicht erwarten, daß in dieſem einen Jahr nun alle Arbeiter und Arbeitgeber vollkommen befriedigt worden ſeien. Das könne auch die Regierung allein nicht zuſtande bringen, er rechne vielmehr auf die Kräfte, die in der überlieferten amerikaniſchen Privatini⸗ tiative und in dem Anreiz angemeſſenen privaten Gewinns ſtecken als weſentliche Hilfsmittel in dieſem Kampf. Der Präſident kündigte alsdann an, daß dieſe Ver⸗ pflichtungen, die laut Nira⸗Geſetz Ende Juni 1935 aufhö⸗ ren, durch den nächſten Bundeskongreß zu dauernder Ein⸗ richtung erhoben werden ſollen. Bis zum Januar 1935 werde er die notwendigen Geſetzentwürfe ausarbeiten. Rooſevelt erklärte, wenn auch einige gr öfere Streiks vorgekommen ſeien, ſo müſſe doch anerkannt werden, daß die Wucht und die Ausdehnung der Erſchütte⸗ rungen viel weniger ſchwer geweſen ſeien als früher. Arbeitgeber wie Arbeinehmer hälten beide Schuld, wenn ſie die Schlichtungsbehörde nicht voll in An⸗ ſpruch nähmen und ſtattdeſſen durch Streiks Verluſte erlitlen. Dann behandelte Rooſevelt mit beſonderer Wärme, die Frage der öffentlichen Arbeitsbeſcha ffun g. Ich ſtehe oder falle mit meiner Weigerung, eine dauernde Armee von Arbeitsloſen als notwendigen Zuſtand für unſere Zu⸗ kunft anzunehmen. Die Leute, die vor dem Sturxm Unter⸗ ſchlupf gefunden haben, kommen jetzt heraus und vergeſſen, daß es überhaupt ſtürmiſch geweſen iſt. Sie zeigen auf England und behaupten, daß England durch die Politik des Nichtstuns aus der Kriſe herausgekommen ſei. Hat Eng⸗ land die Dinge einfach gelaſſen? England iſt ſeit 1909 in den Fragen der ſozialen Fürſorge viel weiter als Amerika. Rooſevelt ſchloß mit der Verſicherung, daß die Zeit auf⸗ gehört habe, in der eine kleine Schar Bevorzugter das ganze amerikaniſche Volk immer mehrx zu ihren Dienſtlangern her⸗ abdrücken könnte. Das Echo der Rede Die Newyorker Morgenblätter bringen die Rundfunk⸗ rede des Präſidenten Rooſevelt durchweg in großer Auf⸗ machung. Die bisher vorliegenden Aeußerungen aus Krei⸗ ſen führender Wiſſenſchaftler begrüßen den Friedens ⸗ vorſchlag des Präſidenten umſomehr, als die letzten Er⸗ eigniſſe eine ſchädigende Zurückhaltung im Geſchäftsleben zur Folge gehabt hätten. Das Ende der Streikbewegung werde die wirtſchaftliche Erholung entſchieden fördern. 53 bekannte Volkswirtſchaftler veröffentlichen eine ein⸗ dringliche Warnung vor Inflationsbeſtrebungen. Sie be⸗ tonen dabei, daß ſich die Oeffentlichkeit durch den gegen⸗ wärtigen Kurs der Bundesanleihen nicht täuſchen laſſen dürfe, denn der Markt dieſer Anleihen würde vom Bun⸗ desamt künſtlich geſtützt. Der amerikaniſche Gewerkſchaftsverband hebt die Verlängerung der Verpflichtungen aus dem Nira⸗Geſetz über den Juni 1935 hinaus hervor und unterſtreicht gleich⸗ falls die Gefahren einer Inflation, unter der gerade die Lohnarbeiter am meiſten zu leiden haben würden. Newyork. Gegen das Auftreten einer italieniſchen Ka⸗ pelle in Newyork kam es zu ſtarken antifaſchiſtiſchen Kund⸗ gebungen. Die Polizei mußte wiederholt gegen die etwa 8000 Mann ſtarken Demonſtranten vorgehen. Generalprobe für die Wahlen Folitiſche Reden in Frankreich.— Kritik an den Staaks⸗ reformplänen. Paris, 1. Oktober. Frankreich hatte einen politiſchen Tag, den man als eine Art Auftakt und Generalprobe für die Kantonalwahlen an⸗ ſehen kann. Beſonders bedeutungsvoll dürfte die Kammer⸗ nachwahl in Laon ſein, die den Sieg eines Kandidaten der Nationalen Front brachte, da die Radikalſozialiſten der dringenden Aufforderung des Sozialiſtenführers Blum, ihre Stimmen dem ausſichtsreichen ſozialiſtiſchen Kandidaten zu geben, nicht gefolgt waren. Die Radikalſozialiſten haben in Laon nicht etwa für den rechtsſtehenden Kandidaten ge⸗ ſtimmt, ſondern verſucht, einen eigenen Mann durchzubrin⸗ gen. Man möchte darin in parlamenkariſchen Kreiſen ein ernſtes Anzeichen für die im radikalſozialiſtiſchen Lager gel⸗ tenden Abſichken erblicken, unker Ablehnung jeder Bindung an die Linksfronk und krotz lebhafter Sympathien für die nationale Einigung der Radikalſozialiſtiſchen Parkei eine Rolle als Sammelbecken aller gemäßigken Republikaner zuzuweiſen. Dieſe Aufgabe wird der Partei auch von dem Blatt Her⸗ riots, der„Ere Nouvelle“, angetragen. Trotz der Ver⸗ teidigung des Burgfriedenskabinetts die u. a. der Innen⸗ miniſter Sarraut, der ſich in Carcaſſonne wieder in den Ge⸗ neralrat wählen laſſen will, befürwortet, könnte man aus mancherlei Kundgebungen radikalſozialiſtiſcher Verbände doch den Eindruck gewinnen, daß ihnen die Vereinigung der Machtfülle in einer Hand, wie Doumergue es mit ſeiner Staatsreform herbeizuführen wünſcht, für die Zukunft des varlamentariſchen Regimes nicht ganz ungefährlich er⸗ ſcheint Die Rundfunkrede Doumergues war für den Sozialiſtenführer Leon Blum eine willkom⸗ mene Gelegenheit in einer Wahlrede in Narbonne ſeinem Unmut über die Regierung die Zügel ſchießen zu laſſen. Er verſprach dann jedem Kandidaten für die Kantonalwahlen, der ſich der Reaktion, dem Faſchismus, dem nationalen Block entaegenſtelle, die Unterſtützung der Sozialiſten und Kommuniſten, und bezichtete den Miniſterpräſidenten dik⸗ tatoriſcher Umtriebe, durch die die Rechte des Volkes und die Freiheiten der Arbeiterſchaft angetaſtet werden ſollen. Mit außenpolitiſchen Dingen beſchäftigte ſich Staatsminiſter Herriot in dem Städtchen Gap, wo ver⸗ ſchiedene Schulen und Heime eingeweiht wurden. Frank⸗ reich, ſo erklärte er, müſſe wieder die Initiative ergreifen, um den Frieden unter Würdigung der Arbeit zu ſichern. Beachtung verdient ferner eine Anſprache des Luft⸗ fahrtminiſters Denain in Marſeille, der auf die Notwen⸗ digkeit einer ſtarken Luftflotte Bezug nahm. Er trat für die Förderung der Privatfliegerei ein, weil ohne deren gleichzeitigen Ausbau keine ſtarke Luftflotte denkbar ſei. Die Verteidigung in der Luft müſſe im Vordergrunde ſtehen, da Frankreich von Nationen bedroht ſei, die über eine mächtige Luftflokte verfügten. Politiſches Allerlei Der neue deutſche Botſchafter in Moskau. Der neue deutſche Botſchafter, Graf von der Schulenburg, iſt in Moskau eingetroffen. Auf dem Bahnhof wurde der Botſchafter vom deutſchen Geſchäftsträger, Botſchaftsrat von Twardowſki, dem Perſonal der Botſchaft und von Vertretern der reichsdeutſchen Kolonie begrüßt. Im Auftrage des Außen⸗ kommiſſariats war zum Empfang des Botſchafters der Chef des Protokolls, Schillo, erſchienen. Die Ueberreichung des Beglaubigungsſchreibens wird in den nächſten Tagen erfolgen. Ueberteitte zur Deutſchen Front. In einer in Ottweiler abgehaltenen Verſammlung der Deutſchen Front wurde mitgeteilt, daß der bisherige ſo⸗ zialdemokratiſche Stadtverordnete Kaſper ſeine Aemter zur Verfügung geſtellt hat und zur Deutſchen Front über⸗ getreten iſt. Ferner hat der komm uniſtiſche Stadtrat Wilhelm Dieſel ſeinen Uebertritt zur Deutſchen Front mir⸗ geteilt mit der Begründung, daß er als Deutſcher nur für Deutſchland ſtimmen könne. Der Prozeß wegen des Aktenkats auf Venizelos. Nach eineinviertel Jahren hat jetzt die Unterſuchungs⸗ behörde nunmehr ihre Erhebungen über den am 6. Juni 1933 auf Venizelos bei Athen verübten Revolveranſchlag abgeſchloſſen. Sämtliche Angeklagten werden vor das Schwurgericht kommen. Wegen der großen innerpolitiſchen Bedeutung des Prozeſſes und der ſcharfen politiſchen Ge⸗ genſätze in den Großſtädten empfehlen Regierungskreiſe die Verlegung der Prozeßdurchführung vor ein Schwurge⸗ richt in der Provinz, das fern von aufregenden und beeinfluſ⸗ ſenden Kundgebungen unter den nötigen Sicherheitsmaß⸗ nahmen ſein unparteiiſches Urteil fällen ſoll. Man nennt die Stadt Chalkis auf der Inſel Euböa. Schwere Kerkerſtrafen wegen Sprengſtoffvergehen. Nach dreitägiger Verhandlung wurden vom Schwur⸗ gericht Feldkirch 15 Angeklagte wegen aktiver und paſſiver Teilnahme an Sprengſtoffanſchlägen in Vorarlberg 8 je fünf, zwei zu je ſechs, zwei zu je zehn und einer zu 15 ahren ſchweren Kerkers verurteilt. Zwei Angeklagte wur⸗ den freigeſprochen.„ Kurzmeldungen Falk vor dem Volksgericht Für vier Millionen Mark Sachlieferungsſchiebungen. Berlin, 2. Okt. Der Volksgerichtshof in Berlin beſchäf⸗ tigt ſich ſeit fünf Tagen mit dem beiſpielloſen Schieberpro⸗ zeß gegen den Kommerzienrat Max Falk(Düſſeldorf). Falk werden Sachlieferungsſchiebungen zur Laſt gelegt, durch die er ſich und ſeine Konzernfirmen, die Rheinhandels⸗Konzern AG., die Minerva⸗Handelsgeſellſchaft und Wolff GmbH., um Beträge von vier Millionen Mark unrechtmäßig bereichert hat. Es ging dabei hauptſächlich um Hammel und Zucker. Die Beweisaufnahme hat eine ſolche Fülle von Schiebungen, Durchſtechereien und ſonſtigen betrügeriſchen Manipulationen aufgedeckt, daß man ſich mit Entſetzen abwenden muß vor einem ſolchen Tief⸗ ſtand geſchäftlicher Moral. Falk iſt der Prototyp des hem⸗ mungsloſen Schiebers aus der Nachkriegszeit. Im Laufe der gegen Falk eingeleiketen Verfahren gab es wieder neue Ueberraſchungen. Akten wurden vernichket, N wurden beſtochen, es wurde ein Skandalblakt ge⸗ aufk, einer der Haupkmitarbeiter Falks als falſcher Regie rungsrak enklarvt, eidesſtattliche Berſicherungen geradezu fabrikmäßig hergeſtellt und vieles andere. Steuerpläne in Oeſterreich Wien, 2. Oktober. Wie das chriſtlichſoziale„Wiener Montagsblatt“ meldet, ſtehen wichtige Beratungen des Fi⸗ nanzminiſteriums bevor, die ſich mit der Frage der Deckung gewiſſer außerordentlicher Ausgaben beſchäftigen werden. Beſonders das Budget für das Si cherheitsweſen iſt im Zuſammenhang mit den Ereigniſſen vom 12. Februar und 25. Juli weit über den Voranſchlag hinaus angeſpannt worden. Das genannte Blatt teilt mit, daß Pläne aufgetaucht lind, die Verbrauchsſteuern auszubauen, wobei beſonders daran gedacht wird, Speiſefette und Speiſeöl mit eigenen Steuern zu belegen. Nach ſchätzungsweiſen Berechnungen glaubt man auf dieſe Weiſe 30 Millionen Schillinge her⸗ einbringen zu können. An eine weitere Erhöhung der di⸗ rekten Steuern wird nicht gedacht. Rücktritts beſchluß der ſpaniſchen Regierung Madrid, 2. Okt. Die ſpaniſche Regierung hat am Mon- kag nachmikkag ihren Rücktritt beſchloſſen. 5 Nach dreimonatiger Ferienpauſe trat das Parlament unter umfaſſenden Sicherheitsmaßnahmen der Polizei zu⸗ ſammen. Miniſterpräſident Samper nahm ſofort das Wort, um ſeine bisherige Politik zu rechtfertigen. Im Anſchluß hieran erklärte der Führer der Katholiſchen Volksaktion, ſeine Partei werde die Regierung nicht Unterſtützen. Die Kabinettsmitglieder zogen ſich darauf zur Beratung zurück. Nach kurzer Zeit teilte der Landwirtſchaftsminiſter der Preſſe den Rücktrittsbeſchluß der Regierung mit. Aufſehenerregende Verhaftung Warſchau, 1. Okt. In einem Warſchauer Hotel wurde ein Baron Nelken verhaftet, der in der Warſchauer Geſell⸗ ſchaft ſehr bekannt war. Er galt als ſehr reicher Kaufmann und ſoll ein Sohn des letzten ruſſiſchen Oberpolizeiminiſters von Warſchau ſein. Baron Nelken wurde unter der aufſehen⸗ erregenden Begründung verhaftet, daß er ſeit einer Reihe von Jahren von Unterſchlagungen lebe. Dieſe Anterſchlagungen in Höhe von 10 Millionen Zloty ſoll Baron Nelken zum Scha⸗ den des vor wenigen Tagen verſtorbenen Grafen Jacob Potocki verübt haben, der ſein geſamtes Vermögen von etwa 60 Millionen dem Staate für eine Stiftung zur Bekämpfung zon Krebs und Tuberkuloſe hinterlaſſen hat. Paris. Nachdem die Blätter der marxiſtiſchen Einheits⸗ front ſchon vor einigen Tagen für den 13. Oktober Stra⸗ ßenkundgebungen und Aufmärſche angekündigt hatten, hat letzt die rechtsſtehende Vereinigung der ehemaligen Front⸗ kämpfer ihre 900 000 Mitglieder aufgefordert, ſich bereit zu halten, ebenfalls auf die Straße zu gehen. 125 25 5 2— 5 2 Mu Hin: 1 5 4 1 2 2 2 + i ul deim Noniq geln 5 17. 1 Suh cines fesche e Heben cn und Hondlfen. 8 buca kämpfte wie ein Wahnſinniger. Sein Degen traf mit unerbittlicher Sicherheit. Sein Degen war von immer neuer, beißender, tödlicher Sicher⸗ heit beſeelter Kraft! Einmal ſchrie er laut auf. Wie ein Tier. Der Haupt⸗ mann der toskaniſchen Sbirren ſtand vor ihm. Aus einer dichten Schutzwehr ſeiner Leute hatte er ihn herausgefun⸗ den. Wie wilde Hunde biſſen ſich die Klingen ineinander. Funken ſprühten. Beide taumelten. Beide riſſen die Piſtolen aus dem Gurt. Zwei Schüſſe peitſchten durch die Dunkelheit, hart aufeinanderfolgend Dann war alles zu Ende.——— Schon am nächſten Tage verbreitete ſich das Gerücht mit Windesſchnelle durch die Umgegend und immer wei⸗ ter, weiter: Die Bande Angelo Ducas war völlig aufge⸗ rieben, geſchlagen, zerſchmettert worden. Die Apenninen waren frei von der„Landplage“. Es gab keine Banditen mehr. Und Angelo Duca— war tot! Es gab keinen Angelo Duca mehr! Erſchlagen in je⸗ nem Verzweiflungskampf! Ein Toter unter den Toten! In den Herbergen der Dörfer, auf den Jahrmärkten, in den Schenken der Städte— überall wurde von dieſem Er⸗ eignis geſprochen, und es gab nicht wenige, die ehrlich trauerten und die Sbirren im Stillen verfluchten. Aber Duca war nicht tot. Verwundet und völlig er⸗ mattet war es ihm dennoch gelungen, ſich durchzuſchlagen und über die Grenze des Herzogtums Parma in Sicher⸗ heit zu bringen. Anerkannt fand er bei einem einfachen Landmann Zu⸗ flucht, wo er die Heilung der Wunden abwarten und neue Kräfte ſammeln konnte. Aber ein, zwei Wochen lang lag er in einer dumpfen, von Fieber durchraſten Benommen⸗ heit. Es var furchtbar. Dann begann ſein Zuſtand ſich mählich zu beſſern. Der Wille zum Leben regte ſich mächtig. Erſt jetzt begriff er die volle Bedeutung des tragiſchen Geſchehens, dem er ſelbſt beinahe zum Opfer gefallen war. Herrgott, was war 815 ſeinen Leuten geworden? Grauſige Erinnerung brach auf. Und Vittorina? Er krampfte die Fäuſte zuſammen. Verloren! Alles verloren!. Per ſonenauto vom Zug überfahren Drei Toke, ein Schwerverletzter. Karlsbad, 1. Okt. An der Kreuzung mit der Staats⸗ ſtraße Karlsbad—Schlackenwerth ſtieß ein Perſonenzug aus Karlsbad mit einem Perſonenkraftwagen zuſammen. Der Bahnwärter hatte, wie er bei ſeiner Vernehmung ausſagte, laß Schranke geöffnet, um den Kraftwagen noch durchzu⸗ aſſen. Der Wagen blieb auf den Schienen ſtehen und wurde von dem Perſonenzug 200 meter mitgeſchleift. Von den vier Inſaſſen waren zwei auf der Stelle kok. Eine Inſaſſin ſtarb während der Beförderung ins Krankenhaus, eine wei⸗ tere liegt im Sterben. Orkan über Neuſeeland Große Verwüſtungen und Ernkeſchäden. Wellington(Neuſeeland), 1. Okt. Ein Orkan hat im Bezirk Wairarapa überaus ſchwere Schäden angerichtet. Die Eiſenbahnverbindungen mußten eingeſtellt werden. Te⸗ legraphen⸗ und Telephonleitungen wurden unterbrochen. Sämtliche Verkehrswege ſind mit entwurzelten Glasſplittern und mit den Trümmern von Dächern über⸗ ſät, die vom Sturm abgehoben worden ſind. Der Baum⸗ beſtand zahlreicher Pflanzungen iſt wie abraſiert. Soweit ſich bis jetzt überſehen läßt, haben die Getreide⸗ und Obſt⸗ ernten ſchwerſten Schaden erlitten. Frau und drei Kinder verbrannt Brandunglück in einem bayeriſchen Dorf. Regensburg, 1. Okt. In der Nacht war in der kleinen Ortſchaft Leitenhauſen bei Langquaid(25 Kilometer ſüdlich von Regensburg) ein Brand ausgebrochen, der ein Anwe⸗ ſen in Aſche legke. Dabei fanden die 29 Jahre alte Dienſtmagd Wuerf⸗ mannsdobler und ihre zwei Kinder ſowie ein Kind einer anderen Familie den Tod in den Flammen. Die Magd hatte verſucht, ihre Kinder, von denen eins 14 Tage und das andere ein Jahr alt war, zu retten. Vorübergehend gefährdete das Feuer die ganze Ort⸗ ſchaft und nur dem günſtigen Wind war es zu danken, daß der Brand nicht auch auf die Nachbargebäude übergriff. Im brennenden Haus umgekommen Salzburg, 1. Okt. Bei einem Landwirk in St. Johann brach nachts Jeuer zus, dem das Wohn⸗ und Wirtſchafts⸗ gebäude vollſtändig zum Opfer fielen. Die Hausbewohner waren von dem Jeuer derart überraſcht worden, daß zwei Berſonen, der 27jährige Sohn des Beſitzers und ein bisher unbekannter Wanderburſche, der dort nächtigte, ſich nicht mehr retten konnten, ſondern in den Flammen umkamen. Zwei Söhne des Beſitzers wurden lebensgefährlich verletzt. Der Brand iſt vermutlich auf Unvorſichkigkeit zurückzu⸗ führen. Ein übereifriger Kaſſierer Lindbergh⸗Dollarnoten.— Nervoſität in Newyork. Newyork, 1. Okt. Eine Frau bezahlte in einem hieſigen Geſchäft mit einer Golddollarnote. Wenige Minuten ſpäter raſten mehrere Polizeikraftwagen die Straße entlang, hielten vor dem Geſchäft und eine ganze Anzahl Polizeibeamter, dar⸗ unter etwa„Detektive, begaben ſich in den Laden. Im Nu hatte ſich eine nach Tausenden zählende Menſchenmenge angeſammelt. Die von allen erwartete Senſation blieb jedoch Aus. Der übereifrige Geſchäftsinhaber hatte gegen die Gold⸗ dollarnote ſeiner Kundin den Verdacht geſchöpft, aus dem Löſegeld Lindberghs zu ſtammen, und ſofort die Polizei tele⸗ foniſch herbeigerufen. Die Beamten ſtellten jedoch feſt, daß es ſich um einen völlig grundloſen Verdacht handelte. Bäumen, Nein, ſolange er lebte, war noch nichts verloren, bäumte ſich finſtere Entſchlußkraft in ihm auf. Drei Tage ſpäter war Duca fort. Es litt ihn nicht mehr in der Krankenſtubenluft. Er fühlte ſich kräftig genug, um wieder„ins Leben zurückzu⸗ kehren“. ** * Was nun? Wieder lag die Freiheit vor ihm wie ſchon einmal, da er vor den ſardiniſchen Sbirren als junger Fähnrich geflohen war. Die neugewonnene Freiheit! War ſie wirklich ſo viel mehr wert wie Gefangenſchaft und Tod? Er zuckte die Achſeln. Wohin? Geld genug hatte er wohl. Und es gab genug Ver⸗ ſtecke, an denen er Juwelen und wertvolle Schmuckſtücke aufbewahrt hielt. Er konnte ſich wohl mit Recht einen reichen Mann nennen. Aber was nützte ihm das jetzt? Er hatte aufzupaſſen, daß er nicht erkannt wurde und doch noch den Sbirren in die Hände fiel. Ah, man hielt ihn ja für tot! Umſo beſſer! Niemals konnte ſich eine beſſere Gelegenheit bieten, ein neues Le⸗ ben zu beginnen und die Vergangenheit auszulöſchen, förmlich ein neuer Menſch zu werden. Dieſer Gedanke beglückte ihn. Ein neuer Menſch wer⸗ den und Vittorina 5 Die Vergangenheit war tot. Es gab nur noch eine Zukunft für ihn. In einer alten Ruine übernachtete er. Er hatte die Abſicht, den Bruder Donato aufzuſuchen und ihn nach dem Verbleib Vittorinas zu fragen. umindeſt mußte er von ihm erfahren, in welchem Verhältnis ſie überhaupt zu dem Malteſerritter della Rocella ſtand, deſſen Bild in der Klauſe hing. Durch die hohlen Fenſter ſchien der Mond geheimnis⸗ voll in den unwirtlichen Raum, den ſich Duca in dieſer halb zerfallenen Burg zum Uebernachten ausgeſucht hatte. Es mochte nach Mitternacht ſein, als etwas Abſonder⸗ liches geſchah. Duca ſeufzte leiſe und richtete ſich mühſam etwas auf. Hell lag das Mondlicht auf dem Bilde, das gerade über dem Lager an der Wand hing. Das Porträt eines Man⸗ nes. Nur undeutlich und verſchwommen in den Umriſſen zu erkennen. Aber deutlicher trat das Geſicht heevor. Das Geſicht eines alten Mannes, von weißem Bart umrahmt, unter gebuſchten Augenbrauen zwei ſcharf funkelnde Augen. Oder gab nur das magiſche Mondlicht dieſen Augen den ſtechenden Blick? Duca ſtarrte zu dem Bilde empor. ſeine Lippen. „Du— Das Wort klang wie aus verſchnürter Kehle. „Du biſt Ein Zucken lief um Schaum gegen brennendes Oel Schwere, aber intereſſanke Löſcharbeiten in Nienhagen. Nienhagen, 1. Oktober, Es iſt das erſtemal, daß man in Deutſchland vor die Aufgabe geſtellt wurde, eine brennende Oelſonde zu löſchen was im Laufe des Sonntags gelang. Die Brandlei 10 hatte ſich bemüht, da dem Feuer mit gewöhnlichen Mitten nicht beizukommen war, Schaumlöſchgeräte aus Berlin g erhalten. Dieſe trafen überraſchend ſchnell ein. Es war 15 plant, den ganzen Brandherd mit einer rieſigen Schaum. decke zu überziehen, um das Feuer auf dieſe Weiſe zu er, ſticken. Damit aber nicht die glühende Sonde das immer weiter ausbrechende Oel von neuem entzündete, ſollte ſie gleichzeitig durch einen rieſigen Waſſerſtrahl zugedeckt wer⸗ den. Doch ſtellten ſich im Laufe des Samstag dieſer Löſch methode unüberwindliche Schwierigkeiten in den Weg, da man vor allem die Reſte des Bohrturmes nur ſchwer weg, ſchaffen konnte. Kurz nach 21 Uhr wurde deshalb der Ge neralangriff auf das Feuer eingeſtellt. In der Nacht zum Sonntag blieben etwa 200 Mann gz Wache zurück. Auch ſie mußten einen andauernden aufreibenden Kampf mit dem Element führen. In den erſten Nachtſtunden ging die Häufigkeit der Eruptionen langſam zurück. Die Gas⸗ und Oelvorſtöße dee ſich den ganzen Samstag über in regelmäßigen Abſtänden von etwa zwei Minuten wiederholt hatten, traten jetzt eim alle ſieben Minuten auf. Das erleichterte den Mannſchaften ihre Arbeit. Die Schweißer konnten ſich an den Verſuch machen, die dicken Eiſenträger des Bohrturmes zu durchſchweißen, Ja erfolgte am Sonntag früh gegen 5 Uhr eine neue Eruption, die die ganze Umgebung in tiefe ſchwarze Rauchſchwaden hüllte. Die Lage war äußerſt kritiſch. Da knickte zum Glu die eiſerne Düſe um, aus der das Erdöl ſprudelte und ver. ſtopfte ſo ſelbſt dem koſtbaren Brennſtoff den Ausweg. Daz brennende Erdöl erhielt auf dieſe Weiſe keinen neuen Zufluß mehr. Jetzt konnten die Schaumlöſchapparate eingeſetzt wer. den, die man hier zum erſten Male im Ernſtfall in Deuſſh. land verwendete. Da man in der Lage war, mit hohem Pumpendruck zu arbeiten, deckten die beiden eingeſetzlen Löſchrohre das brennende Oel in einer Minute mit elwa 15 Kubikmeter Schaum zu. Nach einer Löſchzeik von elwa zehn Minuten war der ganze Brandherd mit Schaum bedeckt, p daß kaum noch eine Flamme zu ſehen war. Neben den Schaumlöſchern traten dann noch die Waſ⸗ ſerſpritzen der Feuerwehr in Tätigkeit, um das glühende Eiſen abzukühlen. Nach etwa 20 Minuten waren am Sonntag morgen die letzten Flammen verſchwunden. Auf dem weiten Feld ſind noch Feuerwehrmänner damit be⸗ ſchäftigt, kleinere Brandherde zu löſchen. Ehe dieſe Arbeit nicht reſtlos durchgeführt wird, iſt die Gefahr noch nicht völlig gebannt. — * Ernſter Anfall. In den ſtaatlichen Srtickſtoffwerten m Toulouſe hat ſich ein ziemlich ernſter Unfall ereignet. Die einzige hierüber vorliegende Meldung beſagt, daß man mi Einzelheiten über Umſtände und Urſachen des Unfalls ſehr zurückhaltend ſei. Ein Arbeiter ſei mit ſchweren Vergjf⸗ tungserſcheinungen ins Krankenhaus gebracht worden. r Neue Goldfunde in Kuſſiſch⸗ZJentralaſien. Wie di Telegraphen⸗Agentur der Sowjet⸗Union meldet, wurde in den Flußtälern des Tſchirſchik(Usbekiſtan), des Talas und des Karakul(Kirgiſengebiet) ein goldhaltiger Sand gefun⸗ den, der induſtkiell verwertbares reines Gold enthält. Im Flußtal von Mukſu(Pamir⸗Hochland) wurden mehr als 15 Adern von goldhaltigem Quarz entdeckt. Eine Reihe von Fachleuten der wiſſenſchaftlichen Inſtitute haben ſich an die Fundſtellen begeben, um die Vorbereitungen für die im nächſten Jahr aufzunehmenden Arbeiten zu treffen. War es nicht, als ob die Lippen in dem gemalten Ge⸗ ſicht ſich bewegten? Als ob dieſes hagere, zerfaltete Ge⸗ ſicht ſich kaum merklich in den Muskeln regte? „Ich bin— der Alte von Fronteja—“ Sprach das Bild wirklich? Duca richtete ſich höher auf, um dieſem geiſterhaften Geſicht näherzukommen. Seine Fauſt ballte ſich. Seine Züge ſahen verzerrt aus. „Du— haſt mich in all dies hineingetrieben,“ zichte er,„du mit deinem verdammten Rat damals. Du biſt ſchuld an allem!“ Er glaubte zu ſchreien, und es war doch nur ein Mur⸗ meln. Das Geſicht des Alten im Rahmen ſchien zu lächeln. „Biſt ſchuld daran, daß ich—“ i „Nun?“ „Daß ich— hole dich der Teufel!“ „Haha, ich bin nur ein Bild, Angelo! von mir?“ „Du biſt— lebendig.“ Die Fauſt Ducas ſank herab. Vollkommen wehrlos, ohne Kraft. Sein Oberkörper fiel zuſammen vor dem glühenden Blick der fremden Augen. Es war wie ein Auf⸗ bäumen. „Du haſt noch vieles zu tun, Angelo!“ ſagte die fremde Stimme aus dem Bilde.„Dein Weg iſt noch lang. Sehr lang. Sei nicht ungeſtüm. Angelo—“ 5 Der hörte nichts. Er war in den Seſſel zurückgefallen und atmete tief. Mochte der Teufel dieſes Bild holen! Eine Weile ſpäter fuhr er von neuem hoch. War es möglich, daß ein Bild, ein altes verſtaubtes Bild aus ſei⸗ nem Rahmen heraustreten konnte? Daß ein gemalter Menſch lebendig wurde? Daß dieſer Alte von der Wand mit einem Male auf der Seſſellehne hockte und einem den Schlaf ſtahl? „Angelo, laß ab von Vittorina! Es wird nichts dar⸗ 25 N Es wird nur Rieſenſchuld und ⸗buße. Geh du deinen 88155 Duca ſchlug die Augen auf.: „Geiſt— Geſpenſt— wer du auch ſeiſt, was weißt du von dieſen Dingen?“ Er ſtarrte in das fahle Geſicht, das wie ein Schemen vor ihm im Lichtkegel des Mondes ſtand. „Geh, geh, unheimliches Bild, oder—“ „Vielleicht bin ich dein guter Geiſt, Angelo!“ „Mein guter Geiſt? Haha!“ Duca lachte geil auf. Mit einer jähen Bewegung der Wut hob er die Fauſt und ſchlug zu. Mitten in dieſes ſchemenhafte Geſicht hinein. Aber er fand keinen h ſtand. Das Geſicht löſchte aus wie ein Spuk, war nich mehr da, und ſeine Fauſt ſtieß in die Luft. 5 — Er wachte auf. Herrgott, hatte er das alles geträumt 5 Was willſt du A SS „ ei n 1 kommt zu der abschließenden Feſtſtellung, daß kein dus demliadisclien Caude () Etwa 1500 Wohnungsumzüge in der Landeshaupt⸗ ladt. Der letzte Umzugstermin des Jahres läßt in der Landeshauptſtadt etwa 1500 Wohnungs- und Geſchäftsum⸗ 5 arten, darunter allein etwa 700 Großumzüge, die züge erw 2 8 5 5 4 0 Möbeltransportfirmen zu erledigen ſind. Bei dieſen on den 0 5 95 bat ſich in den letzten Tagen drängende Nachfrage nach Trans⸗ portgefährten eingeſtellt, ſo daß zahlreiche Möbeltranspor⸗ teure, Packer und Träger eingeſtellt werden konnten. Be⸗ ſonders zahlreich ſind diesmal die Umzüge nach auswärts, was auf die erhöhte Zahl der Beamtenverſetzungen zurück⸗ zuführen ſein dürfte. Stärkere Nachfrage zeigt ſich erſtmals zu dem Oktobertermin für größere Wohnungen, wobei Vier⸗, Fünf⸗ und Sechszimmerwohnungen erheblich begehrt ſind. Mehrere ſtaatliche Organiſationen nehmen zum Quartals⸗ ſermin einen umzug vor, u. a. ziehen die Karlsruher und Mannheimer Abteilungen des Reichsnährſtandes gemeinſam in das ehemalige Gebäude des Katholiſchen Oberſtiftungs⸗ rates ein. 5 — i Schwetzingen.(Schwerer Verkehr su nfall.) Auf der Schwetzinger Landſtraße beim Rheinauer Bahn⸗ übergang ſtieß der 40 Jahre alte Adam Berlinghof aus Plankſtadt auf ſeinem Fahrrad mit einem Perſonenkraft⸗ wagen zuſammen. Er erlitt dabei ſchwere Verletzungen, ſo daß Lebensgefahr beſteht.„ s N (J Söllingen bei Durlach.(Tödlicher Motorrad⸗ unfall.) Die Eheleute Kumm, erſt ſeit Mai dieſes Jahres verheiratet, wollten ſich zu einem kurzen Beſuch in die Hei⸗ mat des Mannes nach Grötzingen begehen. Vor dem Ort ſtreifte das Motorrad einen Fußgänger. Der Monteur Eugen Kumm verlor die Herrſchaft über das Fahrzeug und wurde mit ſeiner Frau zu Boden geſchleudert. Während der Mann mit anſcheinend leichteren Verletzungen davonkam, erlitt die Frau Marie Eliſabeth Kumm einen ſchweren Schädelbruch; ſſe ſtarb auf dem Transport nach dem Durlacher Krankenhaus. (0 Achern.(Zuſammenlegung von Kranken⸗ kaſſen.) Seit 1. Oktober ſind die Allgemeinen Ortskranken⸗ kaſſen Achern, Bühl und Bühlertal unter der Bezeichnung Allgemeine Ortskrankenkaſſe Achern⸗Bühl, Sitz Achern, ver⸗ einigt. Der Beitragsſatz beträgt ab 1. Oktober im geſamten Bezirk der Ortskrankenkaſſe Achern⸗Bühl 4.5 Prozent des Grundlohnes. Freiburg. 5 etr tet.) Ein im Hauptbahnhof tätiger Aſſiſtent wurde wegen Betrügereien mit Fahrkarten verhaftet. Mit der Zu ſtehenden Freifahrtsſcheinen fuhr er verſchiedentlich nach Hei⸗ delberg und zurück. 0 Male von widerrechtlich in ſeinen Beſitz gekommenen Schnell ⸗ zugsfahrkarten der Strecke Berlin⸗Freiburg den Fahrpreis für die angeblich nicht angefahrene Strecke Heidelberg⸗Freiburg zurückvergüten. Den Empfang des Geldes quittierte er mit falſchem Namen. Freiburg.(Folgenſchwerer Verkehrsunfall.) Ein Motorradfahrer und ein Perſonenkraftwagen ſtießen an einer unüberſichtlichen Straßenkreuzung zuſammen. Der Mo⸗ torradfahrer wurde einige Meter weit geſchleift und blieb mit einem Schädelbruch liegen. Es handelt ſich um den ſtädtiſchen Arbeiter Wittmann, der auf dem Wege in die Klinik ſeinen Verletzungen erlegen iſt. Kehl.(Jugendliche Abenteuerluſt.) Schon wieder wurde von der Grenzpolizei ein Jugendlicher auf⸗ gegriffen, der ſich von zu Hauſe entfernt hakte und ins Aus⸗ land gehen wollte. 5 5 Eiſenbach.(Schwerer Verkehrsunfall.) Dem Fahrer eines DR W.⸗Wagens gelang es nicht mehr, den Wa⸗ gen in der Kurve zu halten und er rannte mit voller Wucht gegen eine Telegraphenſtange. Fahrer und Begleiterin wur⸗ den gegen die Schutzſcheibe geſchleudert und blieben bewußtlos liegen. Beide fanden Aufnahme im Neuſtadter Krankenhaus. 9 Geiſingen bei Donaueſchingen.(Nicht au La ſt wa⸗ gen anhängen.) Im Straßengraben an der Wegkreuzung Geiſingen—Baldingen— Donaueſchingen wurde ein älterer Mann blutüberſtrömt und bewußtlos aufgefunden. Er wurde in das Städtiſche Krankenhaus verbracht. Der Unfall iſt da⸗ durch eingetreten, daß ſich der Mann an ein Möbeltransport 55 angehängt hatte und dann beim Loslaſſen ſo ſchwer ſtürzte. f O Staufen.(Noch gut abgela ufen.) Der von Sulz⸗ durg kommende Lokalzug fuhr in die Station Staufen ein, als ein Laſtwagen der Hartheimer Kies⸗ und Sandbetriebs⸗ firma Georg Speicher, deſſen Fahrer den herannahenden Zug nicht bemerkt hatte, die Gleiſe überquerte. Bei dem unver⸗ meidlichen Zuſammenſtoß kamen glücklicherweiſe Menſchen nicht zu Schaden. Auch der Sachſchaden hält ſich in mäßigen Grenzen, obwohl die Maſchine des Zuges durch den Zuſarn⸗ menprall aus den Schienen gehoben wurde.. I Reckarburken.(Der rote Hahn.) Nachts brach in der Scheune der Witwe Schuhmacher Feuer aus, dem die Scheune vollſtändig zum Opfer fiel. Der Feuerwehr gelang es durch tatkräftiges Eingreifen ein Uebergreifen des Bran⸗ des auf das Wohnhaus zu verhindern. Der Schaden iſt durch Verſicherung gedeckt. Man vermutet Brandſtiftung. (-) Deiſendorf(Amt Ueberlingen).(Weite Reiſe eines Kinder ballons) Hier wurde ein Ballon au gefunden, der, wie aus einer angehängten Karte hervorging, dei einem Ballonwettbewerb in Sommevoire aim 285 e ber losgelaſſen worden war. Der kleine Ballon hat 8 eine Strecke von etwa 350 Kilometer zurückgelegt. Auf der Karte wurden dem Finder des Ballons 10 Franken Fuge age falls der Ballon zu denen gehören ſollte, die die weiteſte Entfernung zurückgelegt haben. — Kein Schulentlaſſener beſchäftigungslos. Der Sach⸗ referent in der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung, Ober⸗ regierungsrat Dr. Handrick, macht die erfreuliche Mitteilung, daß es den Bemühungen aller beteiligten Stellen gelungen ſei, das Problem der Unterbringung der ſchulentlaſſenen Jugend⸗ lichen in der Wirtſchaft für den ſo ſtark überfüllten Ent⸗ laffungsjahrgang Oſtern 1934 zu löſen. Gegenüber 600 000 Jugendlichen im Vorjahre waren diesmal 1,2 Millionen aus der Schale entlaſſen worden. Trotz der ſchon aus dieſen Zah⸗ len erſichtlichen Schwierigkeit gelang es ſehr bald, rund 40 Prozent der ſchulentlaſſenen männlichen und etwa 50 Prozent der weiblichen Jugend in einer Lehr⸗, Arbeits⸗ oder Aus⸗ bildungsſtätte unterzubringen. Von den Abit. ten, die nicht zum Hochſchulſtudium zugelaſſen worden waren, nahm der FA D. die meiſten auf. Landjahr und hauswirtſchaftliches Jahr für Mädchen bewirkten zuſammen mit den übrigen Bil⸗ dungsmaßnahmen der Reichsanſtalt und anderer Stellen eine weifere fühlbare Entlaſtung. Oberregierungsrat Dr. 0 5 ugend⸗ ücher, der Oſtern 1934 die Schule verlaſſen hat, im Augen⸗ blick beſchäftigungslos ſei. Aus den Nachbarländern Ludwigshafen.(Cin arger Wüterich.) Ein ver⸗ heirateter erwerbsloſer Gipſer in der Maudacherſtraße voll⸗ führte vor ſeiner Wohnung durch Schreien und Schimpfen einen derartigen Lärm, daß ſich eine größere Anzahl Men⸗ ſchen anſammelte. Bei dieſer Gelegenheit verfolgte der Rabiate mit dem offenen Meſſer ſeine Frau und ſeine Schwieger⸗ mutter. Die beiden Frauen konnten ſich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Der Täter wurde von der Polizei in Verwahrung genommen. H Morgens Hauptſtre (Gefährlicher Dachſtuhlbrand.) einer unbewohnten Manſarde in der in Brand aus, der raſch um iich griff und Die E 1822 85 5 Der 18jährige 1 ſichſli gen Erkrankung im unteren Stockwerk untergebracht. beläuft ſich auf einige kauſend Mark. ef, war w e 1 Der Schaden Frankfurt a. M.( Familientragödie.) In der Eulengaſſe 54 in Alt⸗Bornheim wurden der etwa 35jährige Ernſt Reith, ſeine Frau und das fünf Monate alte Kind in ihrer Wohnung in lebloſem Zuſtand aufgefunden. Reith hatte verſucht, ſich und ſeine Familie mit Gas zu vergiften. Alle drei wurden mit ſchweren Vergiftungserſcheinungen ins Krankenhaus gebracht. Ueber den Grund zu der Tat iſt noch nichts Sicheres bekannt. * Frankfurt a. m.(Schwerer Unfall beim Bau der Reichsautobahnbrücke.) An der Bau⸗ ſtelle der Reichsautobahnbrücke in Griesheim ſtürzte ein junger Monteur aus Aſchaffenburg in die Tiefe ab. Dabei fiel der Mann auf einen Eiſenträger und trug einen ſchweren Bruch der Wirbelſäule davon. In lebensgefähr⸗ lichem Zuſtand wurde er in das Frankfurter Städtiſche Krankenhaus eingeliefert. * Frankfurt a. Mm.(Auto fährt in marſchie⸗ rende SA⸗Kolonne.) In der Nacht fuhr ein Auto auf der Landſtraße Weißkirchen—Niederurſel in ſchnellem Tempo in eine nach Niederurſel marſchierende SA⸗Kolonne. Drei SA⸗Männer wurden von dem Wagen erfaßt und zu Boden geworfen. Einer von ihnen wurde ſchwer verletzt. Der Wagenführer blendete nach dem Unfall ſofort die Scheinwerfer ab und verſuchte unerkannt zu entkommen, doch konnte er ſpäter feſtgeſtellt werden. ** Siegburg.(Eigenartiger tödlicher Un⸗ glücksfall.) Ein ſchwerer Unglücksfall ereignete ſich im benachbarten Lohmar. Ein mit Bauſtoffen beladener Kraft⸗ wagen riß, als er die Toreinfahrt eines Hauſes nach der Hauptſtraße zu durchfuhr, einen Torpfeiler um, der auf einen jüngeren Bauunternehmer aus Lohmar ſtürzte. Im Siegburger Krankenhaus erlag der Verunglückte bald dar⸗ auf ſeinen Verletzungen. ** Wiesbaden.(Radfahrer von Motorrad überfahren.) Auf der Straße nach Schierſtein ereignete ſich ein tödlicher Verkehrsunfall. Ein Radfahrer, deſſen Per⸗ ſonalien bis jetzt noch nicht feſtſtehen, wurde von einem Motorradfahrer überfahren und ſo ſchwer verletzt, daß er alsbald geſtorben iſt. Der Sozius des Motorradfahrers, der 23jährige Heinrich Merz aus Darmſtadt, wurde ebenfalls verletzt! Er mußte ins Krankenhaus überführt werden. — Ludwigsburg.(Schwerer Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang.) Auf der Kreuzung Schil⸗ ler⸗ und Schlageterſtraße ſtieß eine aus der Uhlandſtraße kommende Zugmaſchine ohne Anhänger mit dem aus der Schillerſtraße auf die Kreuzung einfahrenden Motor⸗ radfahrer Schnizler zuſammen, wobei Schnizler ſchwer ver⸗ letzt worden iſt. Er iſt ſeinen Verletzungen erlegen. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen über die Schuldfrage ſind noch nicht abgeſchloſſen. — Freudenſtadt.(Ein ſchwerer Verkehrsunfall.). Ein 27jähriger Mann aus Freudenſtadt wollte mit ſeinem Fahrrad von der Badſtraße abwärts in die Rappenſtraße einbiegen, als im ſelben Augenblick ein Chauffeur mit einem großen Privatauto die Einmündungsſtraße paſſierte. Der Rad⸗ fahrer fuhr dabei auf den rechten vorderen Kotflügel des Autos auf, wurde gegen die Windſchutzſcheibe, von dort gegen den Randſtein der Straße geſchleudert und blieb ſchwer ver⸗ letzt liegen. Ein Arzt war alsbald zur Stelle und ordnete nach Anlegung eines Notverbandes die ſofortige Ueberfüh⸗ rung des Verletzten ins Kreiskrankenhaus an, wo ein Schädel⸗ und Achſelbruch feſtgeſtellt wurde. Lebensgefahr beſteht nicht. — Vollmaringen, OA. Horb.(Beide Beine abge⸗ drückt.) Nachmittags verunglückte Martin Mutz aus Iſels⸗ hauſen bei Nagold im Steinbruch an der Gemarkungsgrenze zwiſchen Vollmaringen und Iſelshauſen. Trotz Warnung ſchlug er am Fuße des Steinbruchs Geröll, wodurch die darüber⸗ liegenden Geſteinsmaſſen herabſtürzten und Mutz beide Beine abdrückten. Er wurde ins Krankenhaus Nagold verbracht. Eſſen, 1. Oktober. Ein furchtbares Kraftwagenunglück ereignete ſich in Werden. Ein Perſonenkraftwagen fuhr gegen einen Baum. wobei eine Exploſion des Benzinkanks enkſtand. Die vier Inſaſſen des Wagens, eine Frau Brock⸗ mann aus Buer mit ihren drei Töchtern, kamen auf gräß⸗ liche Weiſe ums Leben. Lalcale Nuudocliau Oktober Weinmonat oder Gilbhart— zwei treffliche, naturge⸗ gebene Namen für den Monat, der ſonſt die nüchterne Be⸗ — zeichnung Oktober, d. i. achter Monat nach dem altrömiſchen Kalender, trägt. Weinmonat: Fröhliche Ernte der Trau⸗ ben ſchon in alten Zeiten, aus denen der Name ſtammt. Wo⸗ bei man erinnert ſei, daß der Weinbau vor etwa ſechs⸗ hundert Jahren ſich auf weit mehr Gebiet erſtreckte als jetzt, und ſelbſt in den öſtlichen Gauen Wein in größeren Mengen angebaut wurde. Mit Zuſätzen von Honig, aromatiſchen Kräutern uſw. machte man dies nordiſche Gewächs ſchmack⸗ haft. Die Kehlen waren allerdings damals auch nicht ſo ver⸗ wöhnt, wie heutzutage, und ſogar Thorner Wein ſoll einſt Rudolf von Schwaben gut gemundet haben. g Gilbhart, die andere deutſche Bezeichnung, erinnert an die dieſem Monat eigentümliche Erſcheinung, an das Ab⸗ ſterben der ſommerlich⸗grünen Natur. Denn„reich am Gel⸗ ben“, reich an gefärbten Blättern iſt jetzt der deutſche Wald, um mit der bunten Pracht des Herbſtes hinüberzuführen in den kahlen Winter. 55 U 25 000 Ehrenkreuze in Mannheim. Auf den Mann⸗ heimer Polizeiſtationen werden täglich die Formulare für die Ehrenkreuze für Kriegsteilnehmer abgeholt und ausgefüllt wieder zurückgebracht. Insgeſamt rechnet man für Mann⸗ heim mit einer Zahl von 25—30 000 Ehrenkreuzen, die ver⸗ liehen werden. Vom Polizeipräsidium iſt bereits eine größere Zahl Verleihungsurkunden ausgeſtellt worden. IJ Lebensmüde Frau. In das Krankenhaus eingeliefert wurde eine in der Neckarſtadt wohnende Frau, die in der Abſicht, ſich das Leben zu nehmen, mehrere Tabletten ein⸗ genommen hatte. Lebensgefahr beſteht nicht. * — Zuſchüſſe für„Kraft durch Freude“ nicht verſicherungs⸗ pflichtig. Vertraͤglich nicht vorgeſehene Reiſezuſchüſſe zur Er⸗ möglichung der Teilnahme an Reiſen der NS. demeinſchaft „Kraft durch Freude“ betrachtet der Reichsarbeitsminiſter, wie er in einem Beſcheide ausführt, nicht als Sachbezü Sinne der Reichsverſicherungsordnung, ſondern als Geſchenke, die ohne irgendwelche Beziehungen zum Arbeitsentgelt gewährt werden. Für die Beitragsleiſtung in der Sozialverſicherung und in der Arbeitsloſenverſicherung ſoll daher die Gewährung von derartigen Reiſekoſtenzuſchüſſen nicht in Betracht kommen. te — Beleuchtung der Fahrräder und Fuhrwerke. Mit dem Eintritt der von Tag zu Tag früher einſetzenden Dunkelheit mehren ſich auch die Klagen darüber, daß Fahrräder und Fuhrwerke nach Eintritt der Dunkelheit nicht vorſchrifks⸗ mäßig beleuchtet werden. Für den Kraftfahrzeugverkehr be⸗ deuten ſolche Fahrzeuge eine erhebliche Gefahr. Es werden daher nochmals ſämtliche Radfahrer und Führer von Fahr⸗ zeugen auf die Pflicht der Beleuchtung der Fahrzeuge hin⸗ gewieſen. Wer es unterläßt, dieſe ihm gegenüber ſeinen Volks⸗ genoſſen obliegende Pflicht genaueſtens zu erfüllen, wird un⸗ nachſichtig und ſtreng heſtraft werden und hat mit einer Wegnahme des Fahrrades und zeitweiſen Sicherſtellung zu rechnen. Arteile des Sondergerichts Auf der Wanderſchaft nach dem Schwarzwald kam der 38jährige Walter Müller aus Erfurt auf der Landſtraße zwiſchen Renchen und Achern ins Geſpräch mit einem un⸗ bekannten Radfahrer, dem er ſeine franzöſiſchen Märchen aus ſeinem Aufenthalt in Paris, Lyon und Metz erzählte, wo er beſchäftigt war. U. a. behauptete er, nach dem Straß⸗ burger Sender ſei das Wahlreſultat gefälſcht, 40 Prozent hätten mit Nein geſtimmt. Der Angeklagte erklärte, er habe nur die Anſicht der Franzoſen wiedergegeben. Das Gericht ſah in der Behauptung der Fälſchung des Wahlreſultats eine Beleidigung der Regierung und verurteilte den An⸗ geklagten zu einer Gefängnisſtrafe von 5 Monaten, abzüg⸗ lich 3 Monate Unterſuchungshaft. „Ich geb dem Moſcht die Schuld, daß ich das geſagt hab',“ meinte der 55jährige Chriſtian Lehmann aus Ober⸗ harmersbach, der in der Nacht zum 15. Auguſt von einem Nachbar als Geburtshelfer beim Kalben einer Kuh gerufen worden war und dort noch einige Schoppen auf ſchon reich⸗ lich genoſſene Mengen Bier und Moſt ſetzte. Er ſchimpfte dabei über alles und wie früher über die marxiſtiſche, ſchimpfte er jetzt über die nationalſozialiſtiſche Regierung. Nach dem Gutachten des Gerichtsarztes iſt der Angeklagte ſtarker Neuraſtheniker, der beim Trinken nur vermindert zurechnungsfähig iſt. Das kam ihm nun zu ſtatten, denn ſtatt eineinhalb Jahren, die der Staatsanwalt beantragt hatte, erhielt er nur 6 Monate Gefängnis und das Gericht ſchickte ihn unter Anrechnung ſeiner 5 Wochen Unterſu⸗ chungshaft zur Feldarbeit nach Hauſe. Wetterbericht Infolge eines öſtlichen Hochdruckgebietes iſt mit heiterem und trockenem Wetter zu rechnen. Saat und Ernte ein Spiel vom Bauern Uraufführung im Mannheimer Nationaltheater. Das Mannheimer Nationaltheater hat mit ſeiner Erſt⸗ aufführung zum Erntedanktag eine gute Wahl getroffen. „Saat und Ernte“ nennt Hans Multerer ſein„Spiel vom Bauern“, das kein Volksſtück herkömmlicher Art ſein ſoll, ſondern dem nie erſchöpften Problem von Tod und Leben von einer beſtimmten Seite nahe kommen will; im Kreislauf eines einzelnen Bauernlebens verſucht Multerer den tiefen Sinn des Bauerntums aufzuzeigen. Warm und lebenswirklich ſprechen uns die neun Bilder an, die ent⸗ ſcheidende Wendepunkte des Bauernſchickſals feſthalten. Keine theoretiſchen Abstraktionen, kein Moraliſieren und keine falſche Sentimentalität, ſondern ein liebevolles Nach⸗ formen des Lebensganges eines rechten Bauern geben dem Stück das Gepräge. Die Regie von Hölzlin, der das Stück ſchon einmal als Laienſpiel in Prag in Szene geſetzt hat, befriedigt außer⸗ ordentlich. Auch die Darſteller werden ihrer Aufgabe ge⸗ recht. Hans Finohr als Bauer und Eliſabeth Stiehler als ſeine Frau wirken echt und bringen die 55 Möglichkei⸗ ten, die in dieſen Rollen veranlagt ſind, voll zum Austrag. Entſprechendes darf von den übrigen Mitwirkenden geſagt werden, unter denen Ernſt Langheinz als Hochzeitlader be⸗ ſonders hervorragt. U Heidelberg.(Unentgeltliche Konzerte für jedermann.) Das Städtische Orcheſter und die Stadtver⸗ waltung veranstalten während der Winterſpielzeit eine Reihe von Konzerten, die auch den wirtſchaftlich ärmſten Volks⸗ genoſſen Gelegenheit geben ſollen, die Muſik der deutſchen Meiſter zu erleben. Jeweils am erſten Sonntag jeden Mo⸗ nats findet ein Konzert ſtatt, das jeder unentgeltlich beſuchen kann. Um das Muſikverſtändnis zu wecken, folgt nach jedem Stück eine kurze Erläuterung, worauf das gleiche Stück dann noch einmal wiederholt wird. Geſpielt werden ſollen Werbe von Schubert, Beethoven, Mozart, Weber, Haydn und Brahms. Dem Gedächtnis Hans Thomas Heute ſind es 95 Jahre her, daß der bedeutende Maler Hans Thoma in Bernau, einem kleinen Schwarzwald⸗ dörſchen, geboren wurde. Dieſer äußere Grund veranlaßte die Hans⸗Thoma⸗Geſellſchaft in Frankfurt am Main ge⸗ meinſam mit der NS⸗Kulturgemeinde, im dortigen Stae⸗ del ſchen Kunſtinſtitut eine Hans Thoma usſtel⸗ lung zu veranſtalten.— In den weiten Räumen des Staedel ſchen Inſtituts ſind die Werke des Künſtlers aus allen Zeiten ſeines Lebens zuſammengeſtellt. Man ver⸗ ſuchte dabei, die Bilder möglichſt chronologiſch anzuordnen, was dem Beſchauer den Blick in die Entwicklung der Thoma'ſchen Kunſt bedeutend erleichtert. Für Frankfurt und die weitere Umgebung iſt die Ausſtellung deshalb in⸗ tereſſant, weil Hans Thoma in Frankfurt und im nahen Ober⸗Urſel über 25 Jahre lebte. Sehr viele Bilder der gro⸗ ßen Ausſtellung— es ſind über 1000 Werke ausgeſtellt— find in der Frankfurter Gegend entſtanden. Die Ausſtel⸗ lung, deren Eröffnung faſt mit dem Geburtstag des Malers Nager wird mit dem Todestag Hans Thoma, den November. enden. 3 7 5 Rundfunkvorträge über Berufsberatung. Das Landesarbeitsamt Südweſtdeutſchland beranſtaltet, wie ſeit mehreren Jahren, ſo auch in dieſem Winter, in den Monaten Oktober bis April im Rundfunk eine Vor⸗ tragsreihe über Berufsberatung, die in erſter Linie der Aufklärung und Unterrichtung der Eltern, Erziehungsberech⸗ tigten und Jugendlichen über wichtige Fragen der Berufs⸗ wahl dienen und zugleich weiteren Kreiſen Einblick in die Aufgaben der Arbeitsämter auf dem Gebiete der Berufs⸗ beratung geben ſoll. Folgende Themen ſind zur Behand⸗ lung vorgeſehen: 23. 10. 34. Was will die öffentliche Berufsberatung im neuen Staate? Dr. Peter, Landesarbeitsamt. Welche Fragen hat der Berufsberater immer wieder zu beantworten? Berufsberater Dr. Söllner, Freiburg. Pſychologiſche Schichtung der Berufe im Hinblick auf die Berufswahl. Berufsberater Dr. Dorſch, Stuttgart. Was ſollen die Volksſchüler in dieſem Jahre bei der Berufswahl bedenken? Stellvertr. Arbeits⸗ amtsdirektor und Berufsberater Eckert, Eßlingen. Was für Berufe ergreifen die Mädchen im drit⸗ ten Reich? Dr. Steffan, Landesarbeitsamt. Warum ſollen Abiturienten auch praktiſche Be⸗ rufe ergreifen? Berufsberater Dr. Kindler, Karlsruhe. 22. 1. 35. Die Lehre der Arbeitsſchlacht für die Berufs⸗ wahl. Regierungsrat Stäbler, Stuttgart. 6. 11. 34. 20. 11. 34. 5. 2. 35. Grundſätzliche Fragen bei der Berufswahl der Abiturienten mit Hochſchulreife. Dr. Breitinger, Leiter des Akademiſchen Berufsamtes an der Univerſität Tübingen. 9. 2. 35. Die Ueberlegungen der Schüler mit mittlerer Reife: Mittlere Berufe oder Weitermachen bis zum Abitur? Berufsberater Wunderlich, Hei⸗ delberg. 5. 3. 35. Hausfrau und Beruf: das hauswirtſchaftliche Anlernjahr. Das hauswirtſchaftliche Volljahr. Berufsberaterin Meyer, Stuttgart. 19. 3. 35. Pſychologiſche Eignungsbegutachtung bei der Be⸗ rufsberatung? Berufsberater Dr. Dorſch, Stutt⸗ gart. 20. 35. Warum ſoll ich Bauer werden? Berufsberater Dr. Widmaier, Reutlingen. 9. 4. 35. Was machen die Schulentlaſſenen, die keine Lehrſtelle gefunden haben? Berufsberater Dr Leidinger, Mannheim. Die Vorträge finden jeweils von 1818.15 Uhr ſtatt. Aenderungen bezüglich des Tages bleiben vorbehalten. Der Sternenhimmel im Oktober Die erſten Firſterne, die bei Einbruch der Dunkelheit aufzuleuchten beginnen, ſind Wega in der Leier faſt im Schei⸗ telpunkt, Atair im Süden und Arktur im Weſten. Ferner zeigt ſich im Südoſten ſtehend im Sternbild des Steinbocks der ringgeſchmückte Planet Saturn, der zunächſt um 2 Uhr, zu Monatsende bereits eine Viertelſtunde nach Mitternacht untergeht. Bei zunehmender Dunkelheit finden wir im Nord⸗ weſten den Wagen, im Weſten Bootes, Krone und Schlange, im Südweſten Herkules und Ophiuchus. In dieſer Himmels⸗ gegend erhebt ſich auch die Milchſtraße durch den Schützen ziehend über den Horizont und leitet über Adler, Schwan, Chepheus, Caſſiopeia(öſtlich vom Polſtern) auf Perſeus mit dem veränderlichen Stern Algol über, bis ſie am nörd⸗ Uchen Himmelsteil im Sternteil des Fuhrmann(mit der hellen Capella) verſchwindet. Der Oſthimmel zeigt typiſche Herbſtſternbilder: Pega⸗ ſus und Andromeda, unter ihnen Waſſermann, Widder und Fiſche. Im Nordoſten erhebt ſich das Siebengeſtirn über dem Horizont. Später am Abend geht tief im Südoſten ein heller Stern auf: Fomalhaut im ſüdlichen Fiſch. Im Nord⸗ oſten folgt dem Siebengeſtirn der Stier mit dem rötlichen Hauptſtern Aldebaran, ſpäter die Zwillinge, und im Oſten Orion. Von den anderen Planeten iſt Merkur in der erſten Monatshälfte als Abendſtern bis etwa 18.30 Uhr über dem Südweſthorizont zu ſehen, da er am 10. ſeine größte ſchein⸗ bare Sonnenferne erreicht. Venus leuchtet als Morgenſtern ab 5 Uhr, der Aufgang verſpätet ſich infolge Annäherung an die Sonne mehr und mehr und erfolgt zum Monatsende erſt gegen 6.45 Uhr. Der rote Mars im Löwen geht zu Monats⸗ anfang um 2 Uhr, zu Ende eine Viertelſtunde nach Mitter⸗ nacht auf. Jupiter, der in Sonnennähe unſichtbar war, wird in der zweiten Monatshälfte vor Sonnenaufgang im Süd⸗ oſten wieder ſichtbar, zu Monatsſchluß erfolgt ſein Aufgang etwa um 6.30 Uhr. politiſche Aufklärung nicht erwünſcht Der ruſſiſche Arbeiter will lieber Unterhaltung. Das Uebermaß von Propaganda in Rußland iſt nicht ohne Gegenwirkung geblieben. Nach der Feſtſtellung der Sowjetpreſſe ſelbſt iſt die ſchon im Jahre 1925 eingetretene Kriſe in der Bücherproduktion darauf zurückzuführen, daß die vom Staatsverlage verlegten Bücher nicht verkauft wer⸗ den konnten.„Dieſe toten Vorräte des Staatsverlages ſind außerordentlich groß“, ſagt ein hoher Beamter des Mos⸗ kauer Staatsverlages.„An erſter Stelle ſtehen die vom Staatsverlage vor 1923 verlegten Lehr⸗ und Schulbücher. Nach dem Erſcheinen der neuen Unterrichtsprogramme des Jahres 1923 ſind Millionen von Exemplaren dieſer un⸗ brauchbar gewordenen Schulliteratur einfach zu vernichten. Dazu kommt noch eine Ueberproduktion an Büchern in wei⸗ teren Gebieten wie Sozialwiſſenſchaften, Leninismus, Maſſenliteratur(d. h. Propagandaſchriften), Kunſt und amt⸗ liche Veröffentlichungen.“ Solche Bücher werden von der Bevölkerung gar nicht verlangt und verſtauben in den Lagern. Die Politiſierung der Erwachſenenbildung zeigt ſich nicht nur in der inneren Kriſe der Bücherproduktion und in der Hemmung des Bilbliothekweſens ſondern auch darin, daß die eigentliche Bildungsarbeit mit den ihr eige⸗ nen intenſiven Methoden immer mehr zurücktritt, um der Propaganda Platz zu machen. Hat die Geſamtzahl der Bibliotheken ſich im letzten Nepjahr annähernd auf dem Vorkriegsniveau„ſtabiliſiert“, ſo bilden die ſog.„Bauern⸗ leſehütten“ eine Neuſchöpfung des Sowjetregimes, denen nichts Aehnliches aus der Vorkriegszeit entſpricht. Dieſe „Bauernleſehütten“ waren als eine Art Dorfklubs gedacht, in denen die Bauern ſich zwecks Lektüre der zentralen und örtlichen Zeitungen und der Flugſchriften zuſammenfinden. In den größeren Dörfern und Städten werden die Leſehal⸗ len in beſonderen Volkshäuſern und„Häuſern der Bauern“ untergebracht, die zugleich auch als billige Teeſtuben und Gaſthäuſer zu dienen haben. Viele ſind aber immer von verſchiedenen Partei⸗ und Sowjetorganiſationen beſetzt. In den Induſtriezentren ſpielen die Rolle der Volks häuſer und Bauernleſehütten die ſogenannten Arbeiter⸗ klubs. Die Mehrzahl der Arbeiterklubs wird von den be⸗ ſonderen Kulturkommiſſionen der Gewerkſchaften aus der obligatoriſchen Selbſtbeſteuerung der Arbeiterſchaft unter⸗ halten. Die Anteilnahme an den Klubs iſt offiziell frei⸗ willig. In der Sowjetpreſſe insbeſondere der Jahre 1926 bis 1929 findet man oft Klagen darüber, daß die von den Klubs veranſtalteten Vorträge von den Arbeitern ungern beſucht werden.„Viele Arbeiter ziehen immer noch den Beſuch von Gaſthäuſern, ja auch den Kirchenbeſuch den Ar⸗ beiterklubs vor“. Kenner erklärten dieſen ungenügenden Beſuch der Arbeiterklubs durch das Uebermaß an politi⸗ ſcher Propaganda, deren die Arbeiter überdrüſſig geworden ſind. Um dem ungenügenden Beſuch der Arbeiterklubs entgegenzuwirken, veranſtalteten ſie oft auch Tanzabende, auf denen allerdings die„bürgerlichen“ Tänze durch„pro⸗ letariſche“ Tänze erſetzt werden ſollten. In vieler Hinſicht bedeutet dieſes Syſtem der„politi⸗ ſchen Aufklärung“, das eine eigentümliche Neuſchöpfung der Sowjetregierung iſt, eine Parodie auf die Staatskirche des alten Regimes. Es hat alle Züge einer konfeſſionellen Miſſionstätigkeit und iſt auch mit der atheiſtiſchen Pro⸗ paganda aufs engſte verknüpft. Die Bilder von Lenin und Sprüche aus ſeinen Reden bilden das übliche Requiſit der Volkshäuſer, Klubs, Leſehütten und Leninsecken. Der In⸗ halt der in den„Liquidationspunkten“ verwendbaren ABc⸗ Bücher parodiert bis aufs genaueſte die ſeinerzeit in den kirchlichen Sonntagsſchulen gebrauchten Leſebücher; der kommunſtiſche Katechismus und die revolutionäre Heiligen⸗ legende treten hier an die Stelle der erbaulichen Leſeſtücke kirchlichen und dynaſtiſchen Inhalts. Die Aehnlichkeit er⸗ höht ſich noch dadurch, daß eine ſehr große Anzahl der Arbeiterklubs und Volkshäufer in den beſchlagnahmten Kir⸗ chen untergebracht worden iſt, und viele geſchloſſene Klö⸗ ſter und Prieſterſchulen ſind zu Unterkunftsſtellen für Par⸗ teiſchulen und kommuniſtiſche Univerſitäten umgewandelt worden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß in der erſten Periode der Revolution die von der Kommuniſtiſchen Partei ent⸗ faltete„politiſche Aufklärung“ ein mächtiger Bildungsfak⸗ tor war. Doch hat ſich die Lage in den darauffolgenden Jahren und vor allem während der„Periode der Stabili⸗ ſierung“ grundſätzlich geändert. Sowohl die offizielle Fach⸗ preſſe als auch die neueſte belletriſtiſche Sowjetliteratur ſind voll von Klagen, daß die neuerrichteten Zentren der„po⸗ e Aufklärung“ von der Bevölkerung nicht beſucht werden. Durch Einſtellung von Lehrlingen und Heranbildung zu Fachkräften zur Leiſtungsfähigkeit des Betriebes unterſtützt durch den Fachvermittler das Arbeitsamt. Neues aus aller Welt a Raubmord. Die 53 Jahre alte Ehefrau des Hilfe arbeiters Xaver Wild wurde in ihrer Wohnung in Aue burg in einer Blutlache tot aufgefunden. Es liegt zweifel! Raubmord vor. Der noch unbekannte Täter hat die allen in der Wohnung anweſende Frau überfallen und durch Meſſerſtiche in die Halsſchlagader ermordet. Nach den Blutſpuren zu ſchließen, hat der Täter ſodann einen Schrank erbrochen und aus ihm die Barſchaft entwendet Mord und Selbſtmord. In einem Hauße. Stettin wurden ein Mann namens Fiſcher und deſſen e liebte blutüberſtrömt tot aufgefunden. Die bisherigen Ermitk⸗ lungen ergaben, daß Fiſcher nach vorausgegangenem Sttel ſeine Geliebte in der Nacht mit einem ſchweren Bleirohr nie dergeſchlagen und ihr dann die Kehle durchſchnitten hat. Dar⸗ auf hat er ſich mit demſelben Meſſer tödliche Verletzungen n der Kehle beigebracht. ab Den Sohn erſchoſſen. Der 52jährige verheiratete Ju. hann Ringel aus Fürth kam mit ſeinen erwachſenen Kin dern wiederholt nicht aus, weil der Vater glaubte, ſie würden an ihn zu wenig Geld für den Unterhalt abliefern, Auch am 15. Juni kam es erneut zu einer ſolchen Auz einanderſetzung, die ernſte Formen annahm und ſchließlich in Tätlichkeiten ausartete. Ringel holte den Revolver und gab auf einen ſeiner Söhne einen Schuß ab, der den s fortigen Tod zur Folge hatte. Der Täter wurde zu ſieben Jahren Zuchthaus und acht Jahren Ehrverluſt verurteilt, Ib Einbruch fordert den Tod eines Bauern. Im Keller des Bauern Karl Windſinger in Gambach wurde nachts ein mit einem entſicherten Revolver in den Keller, um ſie zu verſcheuchen. Unglücklicherweiſe kam er dabei zu Fall, wobeſ der Revolver losging und ihm in den Kopf drang. Man verbrachte den Schwerverletzten ins Krankenhaus Pfaffen. hofen, wo ihm jedoch keine Hilfe mehr gebracht werden konnte. Die Kinderlähmung in Nordſchleswig im Abflalen. Die Zahl der Erkrankungen an ſpinaler Kinderlähmung nin Schulen des Kreiſes wieder ihren Anterricht aufnehmen. In Kreiſe Sonderburg werden in einigen Tagen ebenfalls die Schulen wieder geöffnet werden. Willy Fritſch auf Freiersfüßen. Nach Wiener Blätter, meldungen hat ſich der Filmſchauſpieler Willy Fritſch mit dem Wiener Revueſtar Dinah Grace verlobt. Drei Bergſteiger bei Wien tödlich abgeſtürzt. ß der Hohen Wand, einem Berge in der Nähe Wiens, det hauptſächlich zu Klettertouren benutzt wird, ſind drei Berg⸗ ſteiger tödlich abgeſtürzt. Ein Gaſthaus überfallen 2 Gäſte und 2 Banditen geköket. Neuyork, 1. Oktober. Eine Verbrecherbande überfiel in der Nähe von St. Jacobs in Illinois ein Gaſthaus, in dem vier Gäſte, zwei Männer und zwei Frauen, bein Frühſtück ſaßen. Alle vier erhielten ſofort den Ruf„Hände hoch“. Der Gaſtwirk Jackſon jedoch, der ſich nicht ohne Wider⸗ ſtand berauben laſſen wollte, griff zum Revolver und kölele einen der Banditen. Es entſpann ſich ein wildes Jeuer⸗ gefecht, in deſſen Verlauf ſich der Wirt einen Augenblick zurückzog, um ſeinen Revolver neu zu laden. Dieſe Pause benutzten die Verbrecher, um einen der wehrloſen Gäſte und einen alten Mann, der ahnungslos das Haus belral, zu erſchießen. Jackſon nahm darauf den Kampf mit ftiſch geladenem Revolver von neuem auf und kökete einen zwe ten Banditen. Hierauf traten die Banditen den Rückzug an und fuhren unker Mitnahme ihrer beiden koken Spieß⸗ geſellen in ihrem Kraftwagen davon. Vor einem Krankenhaus in St. Jacobs hielten ſie einen Augenblick an, warfen die Leichen auf das Pflaſter und machten ſich dann aus dem Staube. Bücherſchau. Der Lahrer Hinkende Bote 1935.(Preis geh. RM. 50 Der Große Volkskalender des Lahrer Hinkenden Boten 1935. In Leinwand gebunden RM. 1.20. Verlag Moritz Schauen⸗ burg K.⸗G. Lahr i. B. Der ſeit weit mehr als einem Jahrhundert bekannte Lahrer Hinkende Bote, das Urbild und Muſter eines volts⸗ tümlichen Kalenders, liegt nunmehr für den Jahrgang 1935 vor und feſtigt mit dieſer neuen Ausgabe ſeinen alten guten Ruf. Zu den vielen Tauſenden ſeiner bisherigen Freunde wird er nun ſicher viele neue dazugewinnen, da der Sinn für das echt Volkstümliche heute wieder erwacht iſt. Jeder Leſer wird an dem mit großer Sorgfalt zuſammengeſtellten neuen Jahrgang ſeine Freude erleben. — Mannheimer Theaterſchau Im Neuen Theater: iensta 2. Oktober: Miete H 1:„Saat und 5 Ernte“ Schauſpiel von Hans Multerer. Anfang 20 Uhr, Ende etwa 22 Uhr. 0 15 ittwoch, 3. Oktober: Außer Miete:„Schwarzwäl⸗ 5 8 8 ir ſcchll. Operette 1 5 Siedel⸗Valentin. Anfang 19.30 Uhr, Ende etwa 22.30 Uhr.— Eintrittspreise 0.50 bis 3 Mark. 1 e Donnerstag, 4. Oktober: 3. Vorſtellung für Minderbe⸗ mittelte und Erwerbsloſe, ohne Kartenverkauf:„Kom⸗ mödie der Irrungen“. Von Shakeſpeare. Anfang 20 Uhr, Ende 22.51 Uhr. i 5 Freitag, 5. Oktober: Im Nibelungenſaal:„Werbe⸗ abend für die Miete.“ Eintrittspreis 50 Pfennig. Anfang 20 Uhr, Ende nach 22.30 Uhr. i Samstag, 6. Oktober: Miete E 1: Uraufführung:„Der Herr Baron fährt ein.“ Komödie von Heinz Steguweit. Anfang 20 Uhr, Ende 85 22 15 b 7. Oktober: Außer Miete:„Schwarzwälder Wa ee Operette 5 Siedel⸗Valentin. Anfang 19.30 Uhr, Ende etwa 22.30 Uhr.— Eintrittspreiſe 0.50 bis 3 Mark. Lohnsteuer⸗Tabellen mit Angabe der Arbeitslosenhilfe, zu haben in der Druckerei des„Neckar-Bote“ 6.30 Uhr Schüler, ab 7.30 Uhr Senioren.(Turnſchuhe mit⸗ im Lokal. EECFPFPPPPPPFFPPPPPPVPUUVUUUVUVUVV(V(V(VTVCVFPFÿ VTV Verſammlungs⸗Kalender. NS⸗Hago. Heute Dienstag abend von 7.30 bis 9 Uhr Sprechſtunde(Kloppenheimerſtraße 37). Turuverein 98. Heute abend halb 9 Uhr Prüfungsturnen für den Gerätemannſchaftskampf am Samstag, den 6. Oktober 34. Die nicht am Kampf beteiligten Mitglieder der 1. Riege werden ebenfalls erſucht, zu erſcheinen. Ab 8 Uhr in der Turnhalle Körperſchule für Spieler und Volksturner. Fuß ballvereinigung 98, Mhm.⸗Seckenheim. Heute Abend Saaltraining in der Schulturnhalle bringen.) Alle Aktiven werden erwartet. Anſchließend Beſprechung aller Verbandsſpielteilnehmer Der Sportwart. Mitglieder, die an der Herrichtung des Sportplatzes mitgearbeitet haben, ſind ebenfalls eingeladen. 2 junge Milchziegen Lohnsteuer- Tabellen zu verkaufen. zu haben in der Ilvesheim, Hauptſtraße 82. Neckarbote-Druckerei. Heute friſch; Bücklinge Pfund 35 Lachsheringe Stück 15 ⸗ Bismarckheringe Rollmops 1½ Ltr.⸗D. 45 ½ Ltr. ⸗D. 750 Sede 25 Waren helfen Hpdren! Vor Beginn der kalten Jahreszeit nochmals gründlichen Hausputz Heringe i. Tom. Kernſeife, hellgelb, Stück ab—.07 Doſe 35 Kernſeife. wei 200 er Stück ab—.12 Seelachs che Schmierſeife, gelb, offen Pfund—.25% Pfd. 15 4 Putztücher, extra ſtark St. 45, 40, 20 Sele Sardellen Unser Schlager! 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