2. Blatt zu Mr. 236 Leiſtungs abzeichen für HJ Kontrolle der körperlichen Beſchaffenheit durch Geſund⸗ 5 heitspaß. Die Reichsjugendführung hat ein Leiſtungsabzeichen für die Hitlerjugend geſchaffen, das den drei Graden ver⸗ eben wird, für das 16. Lebensjahr(in Schwarz), für das Lebensfahr(in Bronce) und für das 18. Lebensjahr(in her). Gleichzeitig mit dieſem Leiſtungsabzeichen wird in Leiſtungsbuch eingeführt. Die Bedingungen ind ſo angeſetzt, daß jeder Junge, gleichgültig, ob aus der ztadt oder vom Lande, dieſes Abzeichen erringen kann. Es 10 folgende Verpflichtungen zu erfüllen: 1. Leibesübungen, und zwar der Lauf(100 Me⸗ ter, 3000 Meter). Weitſprung, Keulenweitwerfen und Ku⸗ gelſtoßen, Schwimmen, Keulenzielwerfen; 2. Geländeſport(Schilderung von Bodenformen, Podenbedeckungen, Kartenkunde, Beobachtung, Sehübun⸗ gen, Entfernungsſchätzen, Meldeweſen, Tarnung und Ge⸗ ländeausnützung) und 3. Kleinkaliberſchießen. Zu dieſen körperlichen Bedingungen tritt noch die weltanſchauliche Schulung und der Nachweis, ob der Junge als Nationalſozialiſt betrachtet werden kann. Durch das Leiſtungsbuch wird es möglich, die körper⸗ iche Entwicklung des einzelnen Jungen in den letzten drei Jahren ſeiner Zugehörigkeit zur Hitlerjugend zu verfolgen und zu kontrollieren. Wenn ein Junge nicht in der Lage iſt, die Leiſtungen ſeiner Jahresklaſſe zu erfüllen, ſo wird da⸗ mit bekundet, daß er körperlich nicht in Ordnung iſt und daß der Arzt nachſehen muß. Deshalb iſt in dem Leiſtungs⸗ buch, daß jeder Junge bekommt, gleichzeitig eine Tafel für ärztliche Unterſuchung vorgeſehen. Damit geht das Leiſtungsbuch ſogar noch einen Schritt weiter: Es wird zu einem Geſundheitspaß für den Jungen. Daneben hat das Leiſtungsbuch die Aufgabe, ein Ausweis für die Betätigung des Jungen in der Hitlerjugend zu ſein. Es iſt alſo letzten Endes ein Jugendpaß, der beim Uebertritt in andere Orga⸗ niſationen eine Grundlage für die Uebernahme des Jugend⸗ lichen und einen Ausweis für ſeine Betätigung im neuen Staat bildet. Das letzte Ziel dieſes neu beſchrittenen Weges iſt, eine ganze Jugend körperlich ſo auszurüſten, daß ſie in ihrer Leiſtungsfähigkeit, ihrer Widerſtandskraft und ihrem Kön⸗ nen zur erſten der Welt zählt. Feuerſchutz auf deutſchen Schiffen Muſtergültige Anlagen für die Sicherheit der Jahrgäſte⸗ li 17 ei Die großen Schiffsbrände, die ſich in den letzten Jahren zreignet haben und von denen vor allem das furchtbare Un⸗ glück der„Morro Caſtle“ noch in aller Erinnerung iſt, ha⸗ ben gezeigt, daß die Feuerſchutz⸗ und Feuerlöſch⸗ einrichtungen auf Schiffen zu den wichtigſten Erfor⸗ derniſſen überhaupt gehören, wenn die Sicherheit der Paſſa⸗ giere gewährleiſtet werden ſoll. Es iſt außerordentlich er⸗ ſreulich, feſtzuſtellen, daß die deutſche Handelsflotte ſchon ſeit Jahren keine nennenswerten Verluſte, die auf Bordbrände zurückzuführen ſind, gehabt hat. Dies iſt in erſter Linie den zahlreichen ausgezeichneten Vorſichtsein⸗ richtungen und⸗maßnahmen zu verdanken, die auf den deut⸗ ſchen Schiffen bis in das letzte durchgebildet ſind. Daß Brände verhütet werden, hängt von dem Zuſammenwir⸗ ken zweier Faktoren ab. Einmal müſſen die techniſchen Vorrichtungen allen Anforderungen genügen, und zum an⸗ deren muß die Beſatzung der Schiffe für alle Fälle der Ge⸗ fahr genügend geſchult und ausgebildet ſein. „Die Einrichtungen auf den deutſchen Schiffen zur Ver⸗ hütung und Bekämpfung der Schiffsbrände gehen weit über die internationalen Vorſchriften hinaus. Daß jeder Fahr⸗ gaſt auf deutſchen Schiffen ohne Gefahr reiſen kann, bewies insbeſondere eine Beſichtigung der Feuerſchutzvorrichtungen auf dem Dampfer„Hamburg“, die angeſichts einer Tagung von der Hamburg⸗Amerika⸗Linie veranſtaltet worden war. Die hier gezeigten Feuerſchutzvorrichtungen machen praktiſch das Umſichgreifen eines entſtandenen Brandes unmöglich. Das wichtigſte Erfordernis iſt hier— wie bei jedem Brand — daß der Entſtehungsort des Brandes ſo ſchnell wie mög⸗ lich entdeckt und ſofort bekämpft wird. Dieſer Zweck der rechtzeitigen Meldung wird auf verſchiedenen Wegen er⸗ reicht. An Bord iſt ein ſtändiger Wachdienſt vor⸗ handen, der hierfür Tag und Nacht eingeſetzt iſt. Dane⸗ ben dient der rechtzeitigen Meldung von entſtehenden Brän⸗ den eine weitverzweigte Feuer⸗ bezw. Rauchmelde⸗ inlage in allen nicht ſtändig begangenen Räumen, ins⸗ deſondere in den Laderäumen. Jede Rauchentwicklung wird ſofort auto matiſch auf der Kommandobrücke an⸗ gezeigt. Von dort aus kann jede waſſerdichte und feuer⸗ ichere Abteilung durch zwei Feuerlöſchventile bedient wer⸗ den. Für den Fall eines Brandes iſt ſodann die geſamte Nannſchaft nach der Feuerrolle eingeteilt, die jedem einzelnen Mann einen beſtimmten Platz bezw. eine be⸗ ſtiimmte Funktion zuteilt. Sobald ein Feuer gemeldet iſt, werden durch Signale bie Feuerlöſchzüge alarmiert.. Hy⸗ dranken ermöglichen den Anſchluß an das Waſſerleitungs⸗ letz. So können beiſpielsweiſe auf dem Dampfer„Ham⸗ burg“ fünf Pumpen den einzelnen Feuerlöſchleitungen ſtündlich 785 Tonnen Waſſer zuführen; 106 Ventile ſind ein⸗ gebaut und die waſſerdichten Schotten ſind oberhalb des Schottendecks als Feuerſchotten fortgeführt, die auch dem eftigſten Feuer Widerſtand leiſten. Rauchhelme und Gas⸗ ſchutzgeräte liegen bereit, und insgeſamt können 80 Feuer⸗ löſchſchläuche mit einer Geſamtlänge von über tauſend Me⸗ 1 zur Bekämpfung des Feuers eingeſetzt werden. Außer⸗ em ſind 102 Handfeuerlöſcher über das geſamte Schiff verteilt. Im Maſchinenraum kann ein beſonderer Apparat bihaum in ausreichender Menge zur Bekämpfung von del⸗ ränden erzeugen. Die Laderäume können von Deck aus unter Dampf geſetzt werden. f Alle dieſe Einrichtungen ſind in allerkürzeſter Zeit be⸗ eit wenn irgendwo auf dem Schiff ein Feuerherd entdeckt oder automatiſch gemeldet wird. Die übrigen Sicherheits⸗ tunichtungen des Schiffes ergänzen die Fee zungen in jeder Hinſicht, und aus dieſem Grunde iſt es bis⸗ her immer möglich geweſen, die 99 der Unfälle auf See a auf ein verſchwindend kleines M — zu„ 8 Sport des Sonntags In den ſüd⸗ und ſüdweſtdeutſchen Fußballgauen herrſchte am Sonntag ein recht lebhafter Betrieb. Das Meiſterſchafts⸗ programm wurde in faſt allen Gauen fortgeſetzt, wenn auch hier und da nicht alle Mannſchaften beſchäftigt waren. So fielen die Spiele von Eintracht Frankfurt, Wormatia Worms und Schwaben Augsburg wegen der Abſtellung der Spieler Gramlich, Fath und Lehner zum Länderſpiel nach Kopen⸗ hagen aus. Im Gau Südweſt verteidigte Phönir Ludwigshafen ſeinen erſten Platz durch einen 4:1⸗Sieg über die Saar⸗ brücker Sportfreunde. Der FK. Pirmaſens kam durch ein 2:2 gegen den FSV. Frankfurt mit der ſpielfreien Union Niederrad zuſammen auf den zweiten Platz. Der Gaumeiſter, fe. Offenbacher Kickers, verbeſſerte ſeine Poſition durch einen 3:0⸗Sieg über Saar 05 Saarbrücken und der FC. Kaiſers⸗ lautern kam in Neunkirchen mit 3:1 über Boruſſia zu ſeinem erſten Siege. In Baden hat ſich auf den erſten Plätzen nichts ver⸗ ändert. Der führende Freiburger FC. ſiegte zu Hauſe mit 2:1 über den VfB. Mühlburg und der an zweiter Stelle ſtehende Vf. Neckarau gewann in Karlsdorf über den Neu⸗ ling Germania mit 3:1. Am beſten ſteht aber hier der nur mit Spielen im Rückſtand befindliche Gaumeiſter SV. Waldhof, der in Karlsruhe den KFV. 2:1 beſiegte und 4.0 Punkte beſitzt. Den Torrekord des Tages erzielte der FC. Pforzheim burch einen 7:0⸗Sieg in Mannheim über den Neuling FC. 08. Vollbetrieb herrſchte im Gau Württemberg. Hier ſtehen jetzt vier Mannſchaften, SV. Feuerbach, Ulm 94, Union Böckingen und die Stuttgarter Kickers, mit je 6:2 Punkten an der Spitze. Feuerbach erreichte in Alm ein 3:3 gegen den SS., Ulm 94 gewann in Eßlingen 2:1, der Gaumeiſter, Union Böckingen, gewann zu Hauſe über den BfB. Stuttgart 513 und die Stuttgarter Kickers beſiegten den Lokalgegner Sportklub mit 3:1. Der Neuling aus Göp⸗ pingen gewann in Stuttgart gegen die Sportfreunde mit 3:0. In Bayern iſt 1860 München durch einen 5:4⸗Sieg über Jahn Regensburg zum führenden 1. FC. Nürnberg auf⸗ gerückt, der in Schweinfurt ein torloſes Treffen durchführte. Der ſpielfreie FC. Wacker München ſteht an dritter Stelle In Nordheſſen verteidigte der vorjährige Meiſter, Boruſſia Fulda, ſeinen erſten Platz durch einen ſenſationellen 8:0⸗Sieg über den bisher ungeſchlagenen VfB. Friedberg. Zweiter wurde Heſſen Hersfeld durch einen 5:1⸗Erfolg über den Neuling Langenſelbold. An dritter Stelle ſteht Ger⸗ mania Fulda vor Friedberg und Hanau 93. Die Fuldaer waren ſpielfrei und Hanau gewann zu Hauſe knapp 2:1 über Kurheſſen Kaſſel. 25 Im Gau Mittelrhein kam wegen des Gauſpieles „Mittelrhein Sachſen, das die Rheinländer 6:3 gewannen, Zur Reichsſportwerbewoche der deutſchen Frau vom 7.—13. Oktober 1934 Aufruf des Reichsſportführers Nur ein in allen ſeinen Teilen geſundes Volk kann mit feſter Hand ſein Schickſal aus eigener Kraft geſtalten. Wir brauchen mutige, kampfesfrohe Männer! Wir brauchen aber auch aufrechte, widerſtandsfähige Frauen! Und an dieſe beſonders wende ich mich mit dem Weckruf: „Geſunde Frauen durch Leibesübungen!“ Er⸗ haltet Euch widerſtandsfähig und froh für eure Kinder! Sorgt dafür, daß Deutſchland geſunde Mütter hat, denn nur dann wird die kommende Generation das notwendige Rüſtzeug haben, um ſich als Deutſche zu bewähren und zu behaupten. Ein Weg zu dieſem Ziel iſt die Leibesübung, die gerade in unſerem Volk in hoher Blüte ſteht. Keine deutſche Frau, die es wirklich ernſt mit der Aufartung und Ent⸗ wicklung ihrer Raſſe meint, darf in Zukunft an der Leibes⸗ übung vorübergehen. Vom 7.— 13. Weinwond wird der Reichsbund für Leibesübungen durch Preſſe, Rundfunk, Film und Vor⸗ träge ſowie praktiſche Darbietungen der Oeffentlichkeit kundtun, wie er ſich die Geſtaltung der Leibesübungen für die deutſche Frau denkt. Jeder Volksgenoſſin, die aufbauwillig, wird Gelegen⸗ heit gegeben, ſich von dem Wert der Leibesübungen zu überzeugen. Es iſt mein herzlicher Wunſch und meine Hoffnung, daß dieſe Werbewoche bisher noch fernſtehende Frauen in den Reichsbund für Leibesübungen führen wird, ſich ſelbſt zur Freude, unſerem Volke aber zum Segen. gez.: v. Tſchammer und Oſten Reichsſportführer. * Auf den im Rahmen dieſer Werbewoche ſtattfindenden Turnabend in der Turnhalle des Tv. 1898 hier am Mittwoch abend halb 9 Uhr, auf den wir bereits an dieſer Stelle hingewieſen haben, möchten wir beſonders aufmerkſam machen. Dienstag, 9. Ok. 1934 Nee „Das Winkerhilfswerk des Deutſchen Volkes wird am 9. Oktober durch den Führer eröffnet. Erſt an dieſem Tage beginnen die Sammlungen für das Winterhilfswerk. Die Sammlungen der landwirkſchaftlichen Spenden für das Winterhilfswerk werden diesmal durch die Organiſation des Reichsnährſtandes unter der Leitung der Landesbauernführer vorgenommen. Spenden, die zu ande⸗ ren Sammlungen vor dem 9. Oktober gegeben werden, kommen alſo dem„Winkerhilfswerk des Deutſchen Volkes“ nicht zugut.“ 8 nur ein Punktekampf zum Austrag. Eintracht Trier beſiegte den Neuling Blau-Weiß Köln knapp mit 1:0, die Trierer rückten damit zum Kölner CfR. auf den zweiten Platz vor. Der Tabellenſtand der Gauliga Südweft. Spiele Tore Punkte 1. Phönix Ludwigshafen 6 14:9 10˙ 2. Union Niederrad 4 10·4 721 3. FK Pirmaſens 5 14:7 7:3 4. V' Frankfurt 8 12:10 6˙4 5. s Offenbach 4 8:5 573 6. Saar 05 Saarbrücken 5 729 4:6 7. Wormatia Worms 4 8.10 375 8. 1. Fc Kaiſerslautern 88 5:10 3570 9. Boruſſia Neunkirchen 6 8.15 3:9 10. Eintracht Frankfurt 2 12 125 11. Sportfreunde Saarbrück. 4 525 127 Baden. Spiele Tore Punkte 1. Freiburger FC 4 82 7˙1 2. VfL Neckarau 4 12:5 6˙2 3. SVW Waldhof 2 621 4:0 4. Phönix Kar sruhe 4 9.5 4·4 5. VfR Mannheim 2 10:7 321 6. 1. FC Pforzheim 2 9:2 321 7. Karlsruher FV 4 3:4 3.5 8. Germania Karlsdorf 4 118 2·6 9. VfB Mühlburg 3 5.11 15 10. FC 08 Mannheim 4 4722 1855 Würktemberg. Spiele Tore Punkte 1. SW Feuerbach 4 1376 6˙2 2. Ulmer FW 94 4 12.3 6:2 3. Stuttgarter Kickers 4 13:10 6˙2 4. Union Böckingen 4 16:13 6˙2 5% 1, SSW Ulm 4 14:9 573 6. SV Göppingen 4 6˙9 4·4 7. BfB Stuttgart 4 79 2.6 8. SC Stuttgart 4 7.10 2:6 9. Sportfreunde Stuttgart 4 7 2˙6 10. Sportfreunde Eßlingen 4 4.10 17 Nordheſſen. Spiele Tore Punkte 1. Voruſſig Fulda 4 16:1 71 2. Heſſen Hersfeld 4 1074 6˙2 3. Germania Fulda 4 6˙4 513 4. Hanau 93 3 54 42 5 Friet 3 7:10 42 6 3 6:5 3:3 7 4 615 26 8. Kurheſſen Kaſſe 3 4:6 1:5 9, Sport Kaſſel 3 29 125 10. Kaſſel 03 3 1:5 175 Nordheſſen: Heſſen Hersfeld— FV Langenſelbol) 511 SC 03 Kaſſel— Sp.⸗V. Kaſſel 9·0 Boruſſia Fulda— Pf Friedberg 8:0 Hanau 93— Kurheſſen Kaſſel 2⸗1 Einen Aeberraſchungsſieg gab es im Ratibor⸗Rennen in egarten. Die Wunderſtute Conteſſina wurde von der aditzerin Valparaiſo um einen Hals geſchlagen. Die Prü⸗ fung war mit 13500 Mark an Preiſen ausgeſtattet und führte über 1400 Meter. * Bei einem Radball⸗Turnier in Frankfurt a. M. erlitt das Weltmeiſterpaar Schreiber⸗Blerſch durch die Schweizer Mannſchaft Oſterwalder⸗Gabler und durch Diamant⸗Chemnitz zwei überraſchende Niederlagen mit 5:4 bezw. 3:2. Beim Kehraus auf der Radrennbahn in Köln⸗Riehl ſiegte Weltmeiſter Erich Metze im Dauerrennen über eine Stunde um das„Goldene id vom Rhein“ im Geſamtergebnis gegen Severgnini, Krewen, Hille und Wißbröcker. —— Geſunde Frauen durch Leibesübungen. Die große Werbewoche des Reichsfrauenaus⸗ ſchuſſes des Reichsbun⸗ des für Leibesübungen vom 7. bis 13. Oktober begann mit einer gro⸗ ßen Kundgebung im Preußenhaus in Ber⸗ lin. Unſer Bild zeigt Frau Henni Warning⸗ hoff, die Leiterin des Reichsfrauenausſchuſſes bei ihrer Anſprache. Die Allmutter Natur hat nichts ohne Grund geſchaffen. Oft ſind die ſonderbarſten Geſchöpfe nur der Uebergang zu einer neuen Entwicklungsſtufe, die wir noch nicht erkennen können. So ſprechen wir denn von Launen der Schöpfung. Beſonders reich an ſonderbaren Geſtalten iſt die Vogel⸗ welt. In Auſtralien lebt der Emu, ein ſtraußenähnlicher Vogel, der ſtatt Federn— Haare hat. Flügel ſind nur im Anſatz vorhanden und kaum ſichtbar. Der Emu hat übrigens einen Artgenoſſen im Kiwi; ihm fehlen ſogar die Flügel vollkommen, aber auch ſein Balg iſt von Haaren umgeben. Ein höchſt origineller Geſelle, deſſen Erſcheinung ganz den Naturgeſetzen zu widerſprechen ſcheint, iſt auch der in den Urwäldern von Südamerika beheimatete Tukan oder Pfefferfreſſer, den die Natur mit einem rieſigen Schnabel ausgeſtattet hat. Man fragt ſich, wie der kleine Kerl dieſe Laſt tragen kann; aber der Schnabel ift durch ſeine Leichtigkeit und Feſtigung ein wahres Wunder der Technik. Ebenfalls in den Urwäldern Südamerikas lebt der Weißkopf⸗Affe, der an böſe Geſtalten aus Detektiv⸗ romanen erinnert. Ein richtiges Menſchengeſicht leuchtet aus dem ſchwarzen Fell, er iſt imſtande, die tollſten Geſichter zu ſchneiden. Aeußerſt empfindlich und nur von einer un⸗ bekannten Frucht lebend, iſt er ſelten nach Europa gekommen, hatte er den Transport überſtanden, ſo ging er doch bald mangels richtiger Nahrung ein. Es iſt ein drolliger Anblick, eine Anzahl dieſer kleinen Geſichter nebeneinander aus dem Blättergewirr blicken zu ſehen; intereſſiert beobachten ſie jede Bewegung, um bei der geringſten Störung zu ver⸗ ſchwinden. Ein weiteres Fabeltier begegnet uns oft in den Prärien Nordamerikas; der Stern⸗Mull hat eine Blume als Kopf. Es handelt ſich hier um eine Maulwurfs⸗ art, die mit für ſeine Kleinheit ungeheuren Pranken mit ſtahlharten Krallen ausgerüſtet iſt. Wo wir die Augen ver⸗ muten, ſind beim Stern⸗Mull die Löcher der von Stern⸗ ſpitzen umgebenen Naſe. Da die Sternſpitzen honiggelb und mit roten Pünkten verſehen ſind, laſſen ſie ſich von einer beſonderen Prärieblume ſchlecht unterſcheiden. Wird der Stern⸗Mull erkannt und wittert er Gefahr, ſo gräbt er ſich mit unglaublicher Geſchwindigkeit in den ſtahlharten Boden ein. Es gehört ſchon die Spürnaſe eines Indianers dazu, um das ſeltſame Tier jagen zu können; aber Vorſicht iſt geboten, denn der kleine Kerl macht von ſeinen Krallen ſo nachdrücklich Gebrauch, daß ſchmerzhafte Wunden keine Sel⸗ tenheiten ſind; ſelbſt die ſcharfen Präriehunde nehmen es ungern mit ihm auf. Manch zerfetztes Ohr zeugt von ſchweren Kämpfen, und doch wird der Stern⸗Mull ſeines 5 den Indianern ſehr geſchätzten Fleiſches wegen viel ge⸗ lagt. Ein anderes originelles Tier, das wegen ſeiner Eigenart einzig daſteht, ſei erwähnt. Auſtralien iſt die Heimat der Kragen⸗Echſe, einer Eidechſenart, die es auf zweiein⸗ halb bis 3 Meter Länge bringt. Ihre Haut iſt lederartig 975 2 Hinder 975 Helfe Es iſt nicht ganz ſo ſelten in der Geſchichte vorgekommen, daß kleine Kinder durch ihre Geiſtesgegenwart und ihren naiven Wagemut großes Unglück verhinderten. Einige ſolcher Fälle der letzten Jahre ſeien hier angeführt. Der weſtindiſche Zuckerfabrikant Joſeph Martin bewohnte eine Villa in Kingſtone auf Jamaica. Dieſer ſtattete eines Nachts ein berüchtigter Einbrecher namens Boney Croß einen Beſuch ab. Schon hatte er den Geldſchrank ausgeräumt und war mit ſeinem Fange recht zufrieden, als ſich auf ein⸗ mal leiſe die Tür zu einem anſtoßenden Zimmer auftat und ein fünfjähriges Mädchen auf der Schwelle erſchien. Es hatte munter in ſeinem Bettchen gelegen und den Mondſchein auf einem Bilde gerade ihm gegenüber ſpielen ſehen, als ihm „Wenn Sie nicht auf der Stelle weggehen, ſtoße ich den Tiſch um!“ ein leichtes Geräuſch im Nebenzimmer auffiel. Ohne Zögern ſtand das kleine Ding auf und ſah nach, was da geſchah. Der unangenehm überraſchte Räuber wollte auf die Kleine los⸗ ſtürzen; dieſe aber trat in ihrem Nachtröckchen an einen Tiſch mit feinen Porzellannippes, der neben der Tür ſtand, und ſagte laut:„Wenn Sie nicht auf der Stelle weggehen, ſtoße ich den Tiſch um!“ Der Verbrecher ſtand einen Augenblick unſchlüſſig da. Daß ſie ihre Drohung ausführen würde, ſah er ihr an, und und mit Hornſchuppen beſetzt, die Füße ſind ziemlich lang und mit ſcharfen Krallen bewehrt. Der große Rachen hat zwei Reihen nadelſpitzer Zähne, von denen die Echſe nach⸗ drücklich Gebrauch macht. Gereizt, zeigt die Echſe durch Oeffnen des Rachens ein Kragenſchild, dem ſie ihren Namen verdankt, und angriffsluſtig, wie ſie iſt, faucht und ſpuck ſie ihre Gegner an. Aber es hilft nichts; ihr Fleiſch ſchmeck wie Hühnerfleiſch und wird von den Eingeborenen gerne verzehrt. So macht der Bumerang ihrem Leben bald ein Ende. Auch die Kragen⸗Echſe iſt lebend ſchwer zu fange Dieſes Ueberbleibſel aus der Steinzeit belebt die öden, w armen Steppen Auſtraliens. Der Landesunkundige findet ſelten ihre Schlupfwinkel, wohl aber läßt ſie ſich vom ein⸗ geborenen Jäger leicht fangen, in ihrer Wut verbeißt ſie ſich in einen in das Lager gehaltenen Stecken. Es bedarf aber großer Geſchicklichkett, um dem Tier den Garaus zu machen, elfen. 5 N Halcelblhgoe N MSet 8 e 5 und. een! 7 ö 3 Sgehusf, und, gem unsefEH Heinen daß das Klirren der herabſtürzenden Figürchen in der Stille der Nacht das ganze Haus aufgeſchreckt hätte, konnte er ſich auch ſagen. Er hatte einen geladenen Revolver bei ſich, und es durchzuckte ihn: Schieß ſie nieder! Das aber wider⸗ ſtrebte ihm, gerade weil ſie ſo mutig daſtand. Dieſer Augenblick der Unentſchloſſenheit war ſein Ver⸗ derben. Der Hausherr war noch auf und hatte in einem angrenzenden Zimmer mit ſeinem Verwalter gerechnet. In dem großen Schweigen ringsum war die Stimme ſeines Kin⸗ des vernehmlich an ſein Ohr geklungen. Im nächſten Augen⸗ blick war er mit ſeinem Angeſtellten in dem Salon, von wo⸗ her ſie zu kommen ſchien, und wiederum einen Augenblick ſpäter war der Einbrecher überwältigt. Das Gericht ſprach ſpäter öffentlich dem heldenhaften Kinde ſeine Anerkennung aus. Die viereinhalbjährige Tochter des Kapitäns vom Ame⸗ rikadampfer„Wildgans“ rettete nicht nur ihr und ihrer Fa⸗ milie Leben, Hab und Gut, ſondern die ganze Bemannung und alle Paſſagiere ihres Schiffes dazu. Das kam ſo. Die „Wildgans“ wurde auf offener See von einem Blitzſtrahl getroffen und in Brand geſteckt. Eine ungeheure Panik er⸗ griff die Reiſenden. Alles ſtürzte an Deck, ſeder wollte der erſte ſein, um in eins der Rettungsboote zu gelangen. Als das kleine Töchterchen des Kapitäns aus ſeiner Kajüte trat, ſah es ſich einem drängenden, ſtoßenden, heulenden Haufen an⸗ ſcheinend Irrſinniger gegenüber. Die Kleine war ganz ge⸗ faßt und begriff nicht, warum die Menge ſo außer ſich war. Sie ſtellte ſich ihr dreiſt entgegen und rief in beruhigendem Tone:„Aber ſo ſeid doch ruhig! Papa iſt ja ſchon gegangen und löſcht das Feuer!“ Das Feuer löſchen— an dieſe Möglichkeit hatte noch niemand gedacht. Alle hatten ohne weiteres das Schiff auf⸗ gegeben und nur an ihre eigene Rettung gedacht. Erſt die Mahnung des kleinen Kindes brachte ſie auf den Gedanken, ſelbſt löſchen zu helfen, eine Aufgabe, welcher der Kapitän mit der Schiffsbeſatzung allein nicht gewachſen war, die aber jetzt, da hundert willige Helfer ſich ihnen zugeſellten, wohl zu löſen war. Die beruhigende Verſicherung des Kindes, daß ja Papa das Feuer löſche, hatte ein Wunder bewirkt. Eine noch weit folgenſchwerere Rettungstat ging von einem vierjährigen kleinen Jungen aus. Dieſer, der Sohn eines bretoniſchen Zollſoldaten, hatte die üble Angewohnheit, des Abends nicht gern ſchlafen zu gehen. So trieb er ſich auch eines Abends ſpät noch am Meeresufer umher, während ſein Vater ſchon ſchlief, die Mutter aber noch ihres Mannes Anzug flickte. Da bemerkte er zwei ihm unbekannte Män⸗ ner, die emſig an der Landſeite des großen Dammes Erde und manche ver, 2 22 ſtümmelte Hand 8 legt Zeugnis ah 8— der Kraft der ſtahlharten Kiefern.. Die Laune der Schöpfung zeig ſich bei den Heu⸗ ſchrecken in gera⸗ f dezu überwältj⸗ 1 genden Geſtal⸗ Huge gelbe Ne. ten. Wenn die Heuſchrecken die Größe unſerer Pferde oder Rin⸗ der hätten, wä⸗ ren ſie wohl die furchtbarſten Ge⸗ ſchö ſe, die man ſich vorſtellen kann. Ihre Grauſamkeit gleicht dem furchtbaren Aus⸗ ſehen. Die in Kg⸗ merun beheimg⸗ tete Igelſchrecke ſtellt alles in den Schatten, was wir von der Gottesanbeterin und der Naſenſchrecke wiſſen. Schreckerregend im Ausſehen, iſt ſie von einer ſeltenen Grauſamkeit. Ihre Opfer, Inſeften und kleine Säugetiere, wie Mäuſe uſw. quält ſie auf die grauſamſte Weiſe, um ſie dann bei lebendigem Leibe lang⸗ ſam zu verzehren, aber immer ſo, daß das Opfer ſo lange als möglich am Leben bleibt. Lange ſpitze Dornen ſchützen ſie vor einem Angriff. Mit Dornen und Stacheln iſt auch die Laubheuſchrecke Markia bewehrt. Immerhin lebt ſie nur von zarten Gräſern. Vielleicht hat ſie ihrer Stacheln wegen keine Feinde, wenn Vögel trotzdem Appetit nach dem Lecker⸗ biſſen verſpüren ſollten, ſo vertreibt ſie ein infernaliſcher Ge⸗ ſtank, den die Markia ausſtrömt. Schließlich ſei von den ſeltſamen Geſchöpfen noch die Zikade erwähnt. Man nennt ſie auch Laternenträger, weil der blaſige, aufgetriebene Kopf leuchten ſoll. Rehe und Haſen auf Wanderſchaft Vor etwa 30 Jahren begann der Jagdſchutzverein damit, Wild durch an den Ohren befeſtigte Marken zu kennzeichnen, um feſtſtellen zu können, wie weit ſich einzelne Tiere im Laufe der Zeit von ihrem Geburtsorte entfernen. Kürzlich wurden nun die Ergebniſſe dieſes Verſuches zum erſten Male veröffentlicht. Es war bereits bekannt, daß Hirſche nicht ſelten weit herumſtreifen. Eine Ueberraſchung bedeu⸗ tele es dagegen, daß auch einzelne Rehe und Hafen viele hundert Kilometer von dem Zeichnungsort entfernt erlegt wurden. Im allgemeinen beſtätigte ſich allerdings die An⸗ nahme, daß beide ihrer engeren Heimat zeitlebens treu blei⸗ ben. Jedoch gibt es von dieſer Regel auch Ausnahmen. So wurde im Jahre 1910 ein Reh bei Delitzſch(Prov. Sachſen) erlegt, das fünf Jahre früher in Mecklenburg markiert wor⸗ den war. Ein Rehbock hatte gar mehrere Höhenzüge von etwa 1500 Meter überquert. Aehnliche Beobachtungen machte man auch bei Haſen. Einer von ihnen war aus der Lahngegend bis nach Schleſien, ein anderer aus der Gegend von Berlin nach Weſtfalen gewandert. wegſchaufelten. Das fiel ihm auf; er rannte zu ſeiner Mutter und erzählte es ihr. Der Frau fiel es noch mehr auf, ſie fragte, ob denn der Schleuſenwächter dabei geweſen ſei. Das verneinte der Knabe. Der Wächter habe auf der Bank vor ſeinem Häuschen gelegen und feſt geſchlafen. Dar⸗ auf weckte die Frau ihren Mann, und der kleine Junge ſchilderte ihm ganz erregt, wie fremde Männer an dem Damm ein Loch ſchaufelten, und der Wächter daneben ſchliefe. Sofort ſchlüpfte der Zoll⸗ ſoldat in ſeine Uni⸗ form und ſtürzte an den bedrohten Damm. Wäre die⸗ ſer durchbrochen, ſo war ja ſein Haus zuerſt bedroht, nächſtdem aber das ganze wohlbevölker⸗ te Tal im Gebiete von drei Quadrat⸗ meilen Landes. Der Mann kam gerade noch zu⸗ recht, um die Un⸗ tat zu verhindern. Bei ſeiner Annä⸗ herung ſprangen die Schurken da⸗ von. Sie hatten in dem Damm ein Loch gegraben, das groß genug war, um ein mächtiges Stück Dy⸗ namit aufnehmen zu können, das ſie in der Eile vorm Weg⸗ laufen hineingepreßt 1 hatten. An dem Dynamit war eine Zündſchnur befeſtigt. Hätte ſich einer der ſchlimmen Geſellen nachher noch hin⸗ ſchleichen und die Schnur anzünden können, ſo wäre eine Exploſion erfolgt, die das Waſſer in ungeheurem Strome auf das ahnungsloſe Tal losgelaſſen hätte. Der mutige Mann holte das gefährliche Zeug aus der Oeffnung heraus, machte es unſchädlich und ſtellte ſich als Wache an der Unglücksſtelle auf. Der amtlich beſtellte Wäch⸗ ter war nicht zu ermuntern, er kam erſt am nächſten Tage wieder zu ſich. Die Anſtifter des ai hatten ihn durch präparierten Schnupftabak betäubt. Auf Grund der Beſchreibung, die er und der kleine Junge von den 1 5 gab, konnten dieſe zwei Tage darauf verhalte Werden c Da bemerkte er zwei unbekgante Männer, die an der Laudſeite des großen Dammes Erde weg⸗ ſchaufelken. — Druckarbeiten fUr Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens Neckar-Bote- Druckerei