2. Blatt æu Mr. 2 Die Winterarbeit des Handwerks Aufruf des neuen Generalſekrekärs. der neue Generalſekretär des Reichsſtandes des deut⸗ ſchen Handwerks, Dr. Schüler, nimmt ſeine Arbeit mit einem Aufruf an das deutſche Handwerk auf, Darin er⸗ wähnt er, daß das deutſche Handwerk im Begriff ſei, ſich ein neues Haus zu bauen, und zwar im doppelten Sinne. Ein⸗ mal ſolle ein neues Hauptquartier des Reichsſtandes in Berlin eingerichtet werden; wichtiger aber ſei der Neubau des organiſatoriſchen Hauſes des Handwerks. Im E unſatz u früher würden jetzt alle handwerklichen Betrieb ährer pflichtmäßig in dieſem Hauſe eine Heimat finden. Da gleich⸗ zeitig das frühere Unweſen zahlreicher Nebenorganiſa⸗ tionen im Handwerk planmäßig abgebaut werde, beſtehe begründete Hoffnung, daß auch für den einzelnen Hand⸗ werker die Laſten geringer würden. Der Generalſekretkär erklärt, ſer ſei gewiß, daß das handwerk ſich ebenſo wie im vorigen Jahre an der Winter ⸗ hilfe katkräftig beteiligen werde. Gleichzeitig, ſo ſagt er weiter,„werden und müſſen wir mit aller Kraft an der indirekten Winterhilfe arbeiten, das heißt an der Arbeits⸗ beſchaffung für die bevorſtehenden Winkermonale“. Wenn früher es dem Handwerk hauptſächlich an Kredit fehlte, ſo ſel es jetzt ſchon vielfach gelungen, durch Garankieverbände wirkſam zu helfen. Den Erziehungs- und Schulungsaufgaben werde immer größere Bedeutung zugemeſſen werden müſſen. Der Ge⸗ neralſekretär ſchließt mit einem Treuebekenntnis zu Adolf Hiller. N 48 9 Deulſche Frauen! Aufruf zum Winkerhilfswerk. Die Führerin der deutſchen Frauen, Gertrud Scholtz⸗ Klink, veröffentlicht folgenden Aufruf: Der Winter ſteht vor der Tür, Notzeit von Millionen Volksgenoſſen, die unverſchuldet das Opfer der verantwor⸗ tungsloſen politiſchen und falſchen Wirtſchaftsführung des vergangenen Syſtems geworden ſind. Der Führer hat uns im Winterhilfswerk erneut zu Hilfe und Tat aufgerufen. Er vertraut auf uns. So wollen auch wir Frauen an das Winterhilfswerk als an eine große Aufgabe herangehen, die uns Gelegenheit gibt, das Ver⸗ trauen, das der Führer in uns ſetzt, durch unſere Leiſtungen zu rechtfertigen. Wir wollen unſere Arbeit für das Winter⸗ hilfswerk als unſere beſondere Verpflichtung gegenüber dem Führer und dem Volk ſehen. Nicht die durch Organiſationen zu ſchaffenden und durch Zahlen zu bemeſſenden Werte ſind es im letzten, die zu einem Erfolg führen werden, ſondern es ſind im letzten immer die⸗ jenigen Kräfte, die wir bereit ſind in eine Aufgabe einſtrö⸗ men zu laſſen. Darum, deutſche Frauen, rufe ich Euch auf, auch in die⸗ em Winter nicht müde zu werden im ſtarken Glauben und im freudigen Opfer! Dann beweiſen wir durch einen Na⸗ konalfozialismus der Tat, daß das Bewutzkſein der Zugehö⸗ rigkeit zu der großen Schickſals- und Lebensgemeinſchafl unſeres Volkes auch in uns Frauen lebendig iſt. Sport und Spiel Auf ein Wort Ihr Landfrauen! Der Weg zur Geſundung und damit zur inneren Höher⸗ entwicklung eines Volkes geht immer über die geſunde Mutter, und es wird deshalb nicht mit Unrecht der Kultur⸗ ſtand einer Nation ſo oft nach der Stellung der Frau im Staate beurteilt. Wenn alſo heute ſeitens der Regie⸗ rung der Frauenſport weiteſtgehend gefördert und unterſtützt wird, will man dadurch der Frau lediglich die Stellung einräumen, die ihr als Trägerin der Zukunft gebührt. Im gleichen Maße, wie man von ihr den vollen Einſatz ihrer Krafte im Daſeinskampf fordert, im gleichen Maße will man ihr auch Gelegenheit zur Auffriſchung und Er⸗ neuerung der verbrauchten körperlichen und geiſtigen Kräfte geben, und die gewährleiſten ihr in allererſter Linie die Leibesübungen durch eine freiwillig⸗fröhliche körperliche Be⸗ tätigung in Luft und Sonne. Zu viele Frauen— beſonders auf dem Lande— ſtehen heute noch abſeits. Sie zu gewinnen, hat ſich die Werbewoche zu ihrer vornehmſten Aufgabe gemacht. Durch Schauvorführungen und Muſterveranſtaltungen ſoll der Weg gewieſen werden, wie man ſich durch das Mittel der Leibes⸗ übungen geſund, widerſtandsfähig und froh erhalten kann. And nicht genug damit, es werden auch„offene Turn⸗ und Sportſtunden“ abgehalten, an denen jeder teilnehmen darf, um ſich ſelbſt einmal davon zu überzeugen, wie gut das tut. Nun möchte ich mich noch einmal ganz beſonders an Euch wenden, deutſche Bäuerinnen. Ich weiß, aller Anfang iſt ſchwer— auch bei den Leibesübungen— vor allem, wenn die richtige Anleitung und Anregung fehlt. Das Land iſt bisher von der Sportbewegung immer ein wenig ſtief⸗ mütterlich behandelt worden— nicht aus böſem Willen, ſon⸗ dern aus den Verhältniſſen heraus. Nun bietet ſich Euch hier endlich eine gute Gelegenheit zum Beginn, laßt ſie nicht ungenutzt vorübergehen. Ich bin überzeugt, daß bei vielen von Euch noch ganz falſche Vorſtellungen vom Sport vorhanden ſind, die nur dadurch aus der Welt zu ſchaffen ſind, daß Ihr einmal richtig mitmacht, um am eigenen Leib zu ſpüren, daß es eigentlich„gar nicht ſo ſchlimm“ iſt, daß Eure müden Kräfte nicht noch mehr belaſtet und angeſtrengt werden, ſondern, daß es im Gegenteil eine wunderbare. anfangs vielleicht unverſtändliche Erholung und Erfriſchung des geſamten Organismus iſt. Ich will Euch auch verraten, wieſo das möglich iſt: Die harte, ſchwere Landarbeit hat Euch ſteif werden laſſen, daß Ihr es faſt verlernt habt, Euch leicht und locker zu bewegen. Die natürliche Folge davon iſt, daß jede körperliche Betätigung einen viel zu großen Kraftaufwand von Euch erfordert. Habt ihr durch planmäßige, ſportliche Schulung Eures Körpers erſt einmal Eure urſprüngliche Elaſtizität wiedergewonnen, geht alles plötzlich viel beſſer und die richtigen Bewegungen ſchaffen Euch— ohne daß es Euch bewußt wird manche Arbeitserleichterung. Keine Frau, die ſich ihrer verantwortungsvollen Auf⸗ gabe im neuen Staate bewußt iſt, darf ſich darum aus⸗ ſchließen; nicht Du, deutſche Bäuerin, und auch Du nicht, Frau und Mutter in der Stadt. Deshalb rufe ich Euch zu: „Geſunde Frauen durch Leibesübungen, ( 2 2 Tabellengeheimniſſe SV. Waldhof als einzige Mannſchaft noch ohne Punktverluſt. Diaurchſchnittlich fünf Spiele haben die ſüddeutſchen Gau⸗ liga-⸗Vereine bisher ausgetragen und noch immer iſt eine Mannſchaft ohne jeden Punktverluſt. Aber dieſe Glücklichen haben„außer der Reihe“ auch erſt drei Spiele ausgetragen, während den„Rekord“ der ausgetragenen Spiele mit ſieben Phönix Ludwigshafen hält. In der Gruppe Süd⸗ weſt hat übrigens ein anderer Klub auch den Rekord nach der anderen Seite; Eintracht Frankfurt ſpielte bisher erſt zweimal. In den übrigen Gauen ſind die Differenzen nicht ganz ſo groß; zwei Spiele Differenz iſt hier die größte Spanne. Der vergangene Sonntag räumte mächtig unter den Vereinen auf, die bisher ohne Spielverluſt uſw. waren. Der SV. Waldhof iſt als einzige Mannſchaft, wie er⸗ wähnt, bisher noch ohne Punktverluſt. Die Mannheimer haben auch alle Ausſichten, dieſe Sonder⸗ ſtellung noch einige Zeit zu halten. a Ohne Niederlage ſind immerhin noch zehn Vereine, da 1860 München deim 1. FC. Nürnberg ſeinen erſten Doppelpunktverluſt hinnehmen mußte. Uebrigens gibt es in Baden allein fünf dieſer un⸗ geſchlagenen Vereine, aber auch hier dürften die nächſten Sonntage ein großes Aufräumen bringen. Ohne Sieg blieben bisher neun Klubs. Jahn Regensburg ſchied aus dieſem Gremium durch ſein 2:0 über ASV. Nürnberg aus. Auch hier hält Baden mit noch vier ſiegloſen Mannſchaften die Spitze vor Südweſt, das drei Mannſchaften ohne Spiel⸗ gewinn hat. In Bayern und Württemberg hat nur je eine Mannſchaft noch kein Spiel gewonnen. Die meiſten Pluspunkte hat mit 12 immer noch Phönir Ludwigshafen. Es folgen der 1. FC. Nürnberg mit 10, Union Niederrad und Wacker München mit je 9, Freiburger FC., Anion Böckingen, Stuttgarter Kickers und 1880 München mit je 8 Pluspunkten. Die meiſten Tore erzielte der Sturm von Union Böckingen mit 18. Phönix Ludwigshafen ſchoß 16 Treffer, die Stuttgarter Kickers er⸗ zielten 14. Auf 13 brachte es der Angriff von Wacker Mün⸗ chen. Ebenſoviel erzielten Union Niederrad und SV. Feuer⸗ bach, während 1. SSV. Ulm mit 16, FK. Pirmaſens und FSV. Frankfurt mit je 14 noch vorher rangieren. Mit Gegentreffern iſt der MFC. 03 Mannheim(22) am meiſten„geſegnet“. Die Sportfreunde Stuttgart brachten es auf 19, Boruſſia Neunkirchen und BC. Augsburg auf je 15 Gegentore. Die wenigſten Gegentore weiſen mit je zwei Eintracht Frankfurt, SV. Mannheim⸗ Waldhof und 1. Fc. Nürnberg aus. Freiburger FC. und FC. Pforzheim mußten nur je drei Gegentreffer quittieren. Nur ein Tor hat übrigens bisher die Frankfurter Ein⸗ tracht geſchoſſen, die allerdings erſt zwei Spiele hinter ſich hat. — -=, ſich Ihnen Sie brauchen nut 1— 838 7 9— 2,— N 5 2 5 N J. — S 1 5 — ̃—. 5 s . 0 7 . 0 0 N * W 8 . N 2* NN 2 — Akrainiſches Volkslied Ach, ich bin ſo allein Wie ein Halm auf der heide, Und es gab mir mein Golt Hier kein Glück, keine Freude. Ich erwuchs ohne Heim, Ohne Schweſtern und Brüder. Und ich welke dahin Und erblühe nicht wieder. Ach, wo bleibt denn mein Lieb? Hört ihr, Menſchen, mein Klagen? Nein, ihr hört nicht, und nie Wird ein Mann nach mir fragen. Dr r S e Blutrache Skizze von Theo Pöppelmann. Feth Ali, ein Perſer von der Pivatenküſte, galt als der ausdauerndſte Taucher auf den Bahrein⸗Inſeln im Perſiſchen Golf. Sehnig, ſchlank gebaut, mit feurigen, dunklen Augen. Während die meiſten einheimiſchen Perl⸗ fiſcherboote eine Beſatzung von ſechs bis zehn Mann aufwpieſen, hatte Feth Ali nur einen Begleiter bei ſich, einen Hadeſi⸗Beduinen namens Ibn Haukal. Erſt ſeit einigen Wochen an der Küſte, gin⸗ gen die beiden ſtill und ruhig ihrer Beſchäf⸗ tigung nach. Nur ſelten miſchten ſie ſich un⸗ ter die Inſulaner. Niemandem zeigten ſie ihre Ausbeute. Keinem Händler boten ſie ihre Perlen an. Und doch waren ſie häufig in Manama, der Hauptſtadt der Inſel Bah⸗ rein zu ſehen, wo ſie durch die Gaſſen und Baſare ſchlichen und beſonders ſich an den Orten aufhielten, wo die Taucher der großen europäiſchen Fangboote den indiſchen Groß⸗ kaufleuten, den Banianen, ihre Perlen von elbem Waſſer zum Kauf anboten, die von rabern und Indern ſehr geſchätzt ſind (weiße Perlen, die auf den europäiſchen Märkten höher bewertet wurden, behielten die Fiſcher für ſich). Eines Tages betrat ein Mann von herku⸗ liſchem Körperbau den Baſar. Der eigentüm⸗ liche Gang verriet den Seemann. Prahleriſch holte er eine Hand voll loſer Perlen aus der Taſche, die er grinſend einem Händler vor⸗ hielt. Erſchien angetrunken zu ſein. Der brutale Geſichttsausdruck wurde noch ver⸗ ſtärkt durch eine feuerrote Narbe, die quer über beide Backen lief. Das Angebot des Kaufmanns muß jedoch nicht ſeinen Erwartungen entſprochen haben, denn er entriß dem Banianen unvermutet die Lupe, mit der dieſer die Perlen ſorgfältig geprüft hatte, und zertrat das Glas fluchend unter ſeinen Füßen. Die Perlen wieder an ſich nehmend, wollte er ſich gerade mit rohem Lachen entfernen, als zwiſchen ihm und dem Händler eine Geſtalt auftauchte, die eine unbeſchreibliche Wirkung auf ihn ausübte. Das aufgedunſene Geſicht wurde aſchfahl. Selbſt die rote Narbe verblaßte. Sein ganzes Weſen drückte ein ſo tiefes Grauen aus, als ſähe er einen Geiſt. Vor ihm ſtand Feth Ali, ſtarr, unbeweg⸗ lich, die Arme vor der Bruſt gekreuzt, die dunklen, lodernden Augen feſt auf die des Seemannes gerichtet. Ein würgender Laut ſtahl ſich über deſſen Lippen:„Suleima, Su⸗ leima“ flüſterte er, dann ſank er halb be⸗ wußtlos vor dem Verkaufsſtande zuſammen. Als der Seemann wieder zu ſich kam, war Feth Ali verſchwunden. Der Fremde aber ſah ſich ſcheu nach allen Seiten um und ent⸗ fernte ſich dann mit haſtigen Schritten, nach⸗ dem er dem Händler für die zertretene Lupe ein Geldſtück zugeworfen hatte. Nach einiger Zeit betrat er aufatmend eine Hafenkneipe, wo nur Europäer verkehrten. Er hatte aber nicht bemerkt, daß an Stelle Feth Alis ihm Ibn Haukal wie ein Schatten gefolgt war und ihm auch an die Ferſen geheftet blieb, als er nach zwei Stunden die Bar verließ und dem Hafen zutorkeite, wo ihn eine Gig an Bord des Fangbootes brachte, das dicht unter Land vor Anker lag. Glutrot ging am nächſten Tage die Sonne über dem Perſiſchen Golfe auf. Auf den Boo⸗ ten rüſteten ſich die Fiſcher, ihr ſchweres Tagewerk zu beginnen. Ueberall ſah man ihre dunklen, glänzenden Körper in der kri⸗ . Flut auf und nieder tauchen. Da ahnte ſich rückſichtslos ein europäiſches Fangboot den Weg durch die Eingeborenen⸗ flottille, deren leicht gebaute Kanus in Gefahr gerieten zu kentern. Die lauten Verwünſchun⸗ gen der Fiſcher wurden mit rohem Lachen erwidert. Niemand an Bord des großen Fahrzeuges beachtete es, daß ihm ein kleines Boot mit nur zwei Inſaſſen im Kielwaſſer folgte. Unweit der Stelle, wo der Kutter vor Anker ging, begannen auch die beiden Far⸗ bigen ſcheinbar nach Perlen zu tauchen. Die Europäer nahmen nicht diegeringſte Notiz von ihnen. Nur einmal ſahen ſie verwun⸗ dert auf, als einer der braunen Fiſcher mit einem gellenden Schrei ein blitzendes Meſſer über dem Kopfe ſchwang und gleich darauf in die Tiefe ſtürzte. Soeben waren auf dem Fangboote die erſten Taucher abgelöſt, und an deren Stelle andere Männer in ihrer ſchweren Ausrüſtung hinabgelaſſen worden. Unter ihnen ein auffallend breitſchulteriger Rieſe. Niemand achtete darauf, wie nach einigen Minuten der Eingeborene wieder an der Oberfläche erſchien, gewandt ins Boot ſprang, den Ankerplatz verließ und haſtig dem Lande zuſtrebte. Stille über dem Meere! Gleichmäßig, ſchweigend arbeiteten die Leute an den Pumpen, ihren Kameraden in der Tiefe Luft zum Atmen zuzuführen. Zwei tödlich lange Stunden hindurch. Stille!— Und doch lag ein Hauch, ein Raunen in der Luft. Nicht für Europäerohren beſtimmt. Flüſternd ging es von Bord zu Bord: Tawad— tawad— Blutrache! Faſt unmerklich löſte ſich die einheimiſche Flottille auf. Ein Boot nach dem anderen verließ die Perlenbänke. Verwundert bemerkte der Kapitän des Kutters das Verſchwinden der Fiſcher. Be⸗ ſorgt muſterte er den Horizont, ob etwa einer der gefürchteten heißen Sandſtürme heran⸗ zog, die oft plötzlich mit elementarer Gewalt vom arabiſchen Feſtlande daher gebrauſt kamen. Aber nichts Auffälliges war zu ſehen. Tiefblau glänzte der Himmel, tiefblau das Meer. Nur ein leichter Luftzug kräuſelte das Waſſer des Perſiſchen Golfes. Wieder war die Zeit der Ablöſung gekom⸗ men. Emſig arbeitete die Mannſchaft an Deck. Plötzlich ein Schrei des Entſetzens, Von den drei Tauchern in der Tiefe waren nur zwei an die Oberfläche gekommen. Führungsleinen und Luftſchlauch des dritten wurden leer her⸗ aufgezogen. Abgeſchnitten! Erſt nach einer halben Stunde gelang es, den Leichnam zu bergen, der durch die Strö⸗ mung fortgetrieben war. Ein zweiſchneidiges Meſſer hatte den dicken Gummipanzer durch⸗ bohrt. Genau an der Stelle des Herzens. Auf dem Griff des Dolches ſtanden die Worte „Tawad“ und„Suleima“ eingeritzt. Seit dem Tage waren Feth Ali und Ibn Haukal verſchwunden. Keine Nachforſchung der Behörden brachte Aufklärung. Nur im Eingeborenenviertel Manamas ging ein Raunen von Hütte zu Hütte. Väter belehrten flüſternd ihre Söhne über die Hei⸗ ligkeit der Blutrache. Erzählten leuchtenden Auges vom Tode eines verhaßten europä⸗ iſchen Teufels, der Feth Alis Weib in Kairo heimlich an ſich gelockt und als Sklavin ver⸗ kauft hatte, von der man nie wieder etwas hörte. Der Hans vom Karuſſell Von Erna Büſing. Zwiſchen die in den Himmel ragenden Mietskaſernen wurde plötzlich ein Rummel gequetſcht. Man hörte viel lärmenden Hammerſchlag, viel Geknatter anlaufender Motore und Kommandoſtimmen, die erſt laut waren und nachher heiſer wurden, Männer trugen geſchickt lange Bretter, raſ⸗ ſelnde Ketten, große Stücke Zeltleinwand und bald war die Form gewordene Traum- ſtadt für beſcheidene Gemüter erſtanden. Mit langen Holzſtäben wurden Würſte aus dem Heißwaſſerbad eines blitzblanken Kupferkeſſels geangelt, ſchaukelnde Boote, die an ſchier endloſen Ketten hingen, fuhren mit ihrer Menſchenfracht ins Blaue, und unwahrſcheinlich ſchöne Stoffpudel mit Blu⸗ menkörben in der Schnauze warteten auf ihre glücklichen Gewinner. Inmitten all dieſer quietſchfidelen Herr⸗ lichkeiten ſtand ein Pferd, ein Tier gewor⸗ denes Häuflein Elend. Sein Rücken hatte ſich geſenkt wie ein alteingeſeſſenes Sofa, ſeine zitternden Beine waren krumm und ſeine langgezogene Lippe hing ihm faſt auf die Bruſt. Und dieſes Pferd zog all die hübſch lackierten Holzpferde nimmermüde in die Runde. Die Bewohner der Mietskaſer⸗ nen, die als Neugierige den Rummel füll⸗ ten, hatten ſelbſt viele Härten des Lebens kennengelernt und darum fühlten ſie ſich zu dieſem abgetriebenen Gaul hingezogen. Er war etwas Lebendes, ein Weſen. das an ei⸗ nem ſchweren Schickſal trug. Darum ſtand er auf einmal im Mittelpunkt. Was bedeu⸗ tete das Kettenkaruſſell? Was bedeuteten die Radio⸗Autos? Sie verſanken wie alle andere angewandte Technik, weil die Men⸗ ſchen aus den Mietskaſernen, ſich ſelbſt faſt unbewußt, die Seele des Pferdes ſuchten. Bereitwillig erzählte der Karuſſellbeſitzer von ſeinem Hans. Jedes Pferd des Karuſ⸗ ſells ſei beinahe unerſchwinglich teuer. Ko⸗ ſte doch ein großes Pferd 100 und ein klei⸗ nes 80 RM. Darum habe er nicht viel Geld für den Hans geben können. Den habe er für 75 RM bekommen. Zu ſchwerer Arbeit ſei er nicht mehr zu gebrauchen, er wäre auch pflaſtermüde, doch in den aufgeſchütte⸗ ten Sägeſpänen liefe er noch immer ſehr gut. Er ſei fleißig und brav. Hans wußte, daß von ihm die Rede war, er ſpitzte die Ohren und wieherte. Und Herr⸗ chen klopfte ihm auf das ſauber gehaltene, aber ſtumpf bleibende Fell. Es war jedoch, als ob dieſes Wiehern den zuhörenden Leuten ſagte, der abgetriebene Hans habe den Glauben an die Menſchheit noch nicht verloren. Dieſer Glaube aber verpflichtete. Der eine lief in ſeine Wob⸗ nung und holte einen Brotknuſt für Hans, der andere ſchenkte ihm ein Stück Zucker, und plötzlich erinnerten ſich mehrere auf ein⸗ mal daran, daß gar nicht weit von dieſen Häuſern entfernt, auch eingequetſcht zwi⸗ ſchen den Mietskaſernen, ein Stückchen Grünfläche wäre. Sie gehörte entweder dem alten Friedhof, auf dem nicht mehr be⸗ erdigt werden durfte, oder ſie war das laut Baupolizeiordnung frei gelaſſene Fleckchen eines Grundſtückes. Man ſtritt ſich nicht um den rechtmäßigen Beſitzer. Dieſes Stückchen Weide gehörte jetzt Hans. Er ſollte nach ge⸗ taner Arbeit auf ihm graſen. Am frühen Morgen wurde Hans vom Karuſſell von den abkömmlichen Hausbewoh⸗ nern und vielen Kindern im wahren Sie⸗ geszug aus dem Stall geholt und nach dem Stückchen Grün geführt. Hans wußte nicht recht, was das zu bedeuten hatte. Er war wohl ein bißchen ramdöſig und lief daher gewohnheitsmäßig ein paar Runden. Dann blieb er ſtehen und wartete, und ſchließlich begriff er, daß er Ferien hatte. Da ſtreckte er den Hals ganz lang nach der Erde und begann zu graſen. Oft werft er noch den Kopf in die Höhe, ſpitzt die Ohren und pauſt vor Verwunde⸗ rung. Dann graſt er wieder und findet ſich langſam hinein in die Ferienſeliakeit. Dann und wann werden Leckerbiſſen ge⸗ bracht. Die Spender rufen„Hans“ und er kommt, ſchnubbert und verweigert weder Kartoffelſchalen noch Brot mit Margarine⸗ oder Marmelade⸗Aufſtrich. Das iſt ja nun entſchieden gegen allen Pferdegeſchmack, doch will Hans offenbar nicht unhöflich ſein. Tag für Tag, wenn der Rummelplatz grau verhangen iſt und darauf wartet, lärmvergnügt in den Abend hineinbrüllen zu konnen, steht der„Hans vom Karuſſell⸗ auf dem Stückchen Grün. Das liegt zwiſchen hößlichen Mietskaſernen und auf ihm ſteht ein Pferdewrack und doch iſt der Anblick ein erhebender; denn man fühlt förmlich die Liebe, die den Hans umfließt. Buntes Allerlei Merkwürdige Torwächter. Daß Haustiere Aler Art ſich gelegentlich als Torwächter der Menſchen bewährt haben, iſt zu bekannt, um durch Beiſpiele belegt werden zu müſ⸗ ſen. Auch wilde gezähmte Tiere haben ſich ſchon nach der Richtung ausgezeichnet, doch Torwächter beſonderer Art hatten ſich ohne ſein Zutun im Hauſe des Miſter Wilkinſon, deſſen Hausbeſitz in einem Vorort von Lon⸗ don liegt, eingefunden. Es war ein ſtattlt⸗ cher Bienenſchwarm, den Imker auf etwa 20 000 Bienen ſchätzen. Er hatte ſich an der Haustür niedergelaſſen und hatte allem An⸗ ſchein die Abſicht, von dieſer Stelle ſich nicht vertreiben zu laſſen. Er ſtürzte ſofort kriege⸗ riſch auf einen Boten, der ſich dem Haufe näherte, um dort ein Paket abzugeben. Der Boy, von den Bienen verfolgt, lief, ohne ſich umzuſehen, bis zum Ende der Straße, erſt hier gaben die kleinen Wächter die Verfok⸗ gung auf. Ein Poliziſt, der den Vorgang beobachtet hatte, ſtellte ſich in reſpektvolter Entfernung vom Hauſe auf und warnte je⸗ den, der ſich dem Gebäude näherte. Nach fünf bangen Stunden gelang es einem Im⸗ ker, die ſummenden Wächter einzufangen und damit die Frau des Haufes zu befreien, die es nicht wagen durfte, die Tür zu öffnen, ehe nicht ihre Hüterinnen verſchwunden wa⸗ ren. Wer iſt mit ſeinem Beruf zufrieden? Die kaliforniſche Stanford⸗Amverſität hat dieſe Frage an 3500 Perſonen beiderlei Geſchlechts aus 91 verſchiedenen Berufszweigen gerichtet und das ſehr intereſſante Ergebnis dieſer Am⸗ frage bekanntgegeben. Es ergab ſich, daß die Zahl der mit ihrem Beruf Unzufriedenen erſtaunlich groß iſt: In Prozenten ausgedrückt ſieht die Verteilung der Unzufriedenen auf die einzelnen Berufe ſo aus: Kaufm. Ange⸗ ſtellte 52 Prozent, Beamte 50, Buchhalter 38, Verkäufer 36, Wiſſenſchaftliche Arbeiter 33, Landwirte 32, Handel 29, Bankbeamte 27, Journaliſten 26, Bergingenieure 26, Bü⸗ rochefs 24, Ingenieure 24, Geologen 22, Ma⸗ thematiker 20, Chemiker 20, Lehrer(micht akad.) 20, Geſchäftsinhaber 19, Verſicherungs⸗ beamte 17, Lehrer(akad.) 14, Verkaufschefs 13, Geiſtliche 13, Offiziere 10, Propaganda⸗ chefs 10, Schulleiter 9, Aerzte und Rechts⸗ anwälte 5 Prozent. Die Zahl der befragten Perſonen iſt natürlich viel zu gering, um weit⸗ gehende Schlüſſe aus den Antworten derſel⸗ ben zu ziehen, gleichwohl iſt ſie recht aufſchluß⸗ reich. Auffallend iſt der geringe Prozentſatz der Unzufriedenen bei den Akademikern. Die Umfrage ſuchte noch eine weitere intereſſante Frage zu klären. Sie wollte feſtſtellen, wie⸗ viele der Befragten der Beruf ausüben, den ſie ſich gewünſcht hatten und die Antwort lautet 82 Prozent. Aeberraſchend iſt auf Grund der Umfrage, daß die Politiker und die Feuerwehrleute zu den zufriedenſten Men⸗ ſchen gehören ſollen. Guten Appetit! Zwar iſt der Tag der Hochzeit des Prinzen Georg von England mit der Prinzeſſin Marina von Griechenland noch nicht feſtgeſetzt, die Hochzeitstorte jedoch iſt ſchon in Auftrag gegeben worden, da deren Zubereitung ſechs Wochen in Anſpruch neh⸗ —— . men dürfte. Die Torte wird eine Höhe do drei Metern erreichen und ſoll 800 Pf wiegen. Sie wird in Teilen gebacken, da nach London gebracht und dort zuſammenge ſetzt. Beim Teiganrühren wird in ihn 0 Glückspfennig geworfen,— einer alten Tia tion gemäß— der bisher faſt ſtets von dez Neuvermählten gefunden wurde. Es wird zun Backen ein uraltes Rezept benutzt, nur ne den dieſes Mal die Zutaten aus allen Dell des engliſchen Weltreiches zur Verwendun kommen. 0 Ein Sowjet⸗Palaſt in Moskau. Mit g waltigen Bauprojekten beſchäftigt man ſich Moskau, auf deren Durchführung man g ſpannt ſein darf. Der projektierte Palast ic ſich an der Stelle erheben, wo früher Heiland⸗Kathedrale ſtand, die 1931 zu Weh nachten geſprengt wurde, um dem Neuhn Platz zu machen. Das Bauwerk wird ei Höhe von 200 Metern erreichen, von denn allein die Hälfte auf das Rieſenſtandbiſ Lenins, dem der Palaſt als Fundament die nen ſoll, kommen wird. Der Geſamtraup des Palaſtes wird 50 Millionen Kubik umfaſſen und fünf Rieſenfeſtſäle werden ihm hergeſtellt. Dazu kommen zahlreiche Per ſammlungsräume und ein Theater mit U modernſten Bühneneinrichtungen. In den Innern der gewaltigen Kuppel, auf der dez Standbild Lenins ſtehen wird, ſoll ein ge ſenpanorama des Ruſſiſchen Reiches J haben. Es wird nicht gemeldet, wann de Bau beendet ſein wird, auch fehlt jeder Hir weis auf die Koſten. Zu dem Sowjet⸗Palah wird eine gigantiſche Prachtſtraße hinführen, — Inzwiſchen verhungern Millionen, weil e ihnen am Notwendigſten fehlt. Aus dem Eldorado der Eheſcheidungen. En Amerikaner aus dem Staat New⸗Jerſey wollt ſich von ſeiner ſehr zänkiſchen Frau ſcheiden laſſen, und wurde daher aufgefordert eite „Scheidungsgründe“ dem Gericht vorzulegen, Er erſchien darauf mit ſeinem Wagen, der mit zerbrochenem Hausgerät angefüllt war, womit ihn ſeine Frau bearbeitet hatte. di mitgebrachten Scheidungsgründe wirkten über zeugend auf das Gericht, das ſofort die She dung ausſprach. Luſtige Etke Anders herum. „In Ihrem Ausweis iſt vermerkt, daß Ge eine Glatze haben. Wie ich aber ſehe, zien Ihren Kopf ein Wald von Haaren. Sie rei ſen auf einen falſchen Paß, mein Herr!“ „Verzeihung, Herr Zollinſpektor, der Paß iſt echt, falſch ſind lediglich die Haare. Das Schlimmſte. „Sagen Sie mir das Schlimmſte, Herz Doktor. Ich werde es zu ertragen wiſſen. „Meine Rechnung beläuft ſich auf 250 RM.“ 2 Vorſichtig. Der Herr vor der Türe:„Madam, habe hier wunderbares Inſektenpulver zu ver⸗ kaufen!“ Die Penſionsmutter:„Danke, das brauch ich wirklich nicht!“ 8 Der Herr vor der Türe:„Ausgezeichnel Ich miete das Zimmer, das Sie ausgeſchrie⸗ ben haben!“ a Angſt. „Wenn dich der Krauſe ſtändig hänſel und ärgert, würde ich mir das doch nicht ge⸗ fallen laſſen! Dem würde ich mal deutlch ſagen, was ich von ihm denke!“ „Das geht ja nicht!— Der hat ja keinen Fernſprecher!“ f Aus der Welt des Wiſſens Infolge der langen und großen Hißepe⸗ riode in dieſem Sommer wurden beſonders viele treibende Eisberge im nördlichen Ar lantiſchen Ozean beobachtet, und zwar 6 Eisberge gegenüber 400 in normalen Joh⸗ ren. Das Wort Diaſpora ſtammt aus dem Erie chiſchen und heißt ſoviel wie Zerſtreuung; wir wenden dieſes Wort faſt ausſchließlch auf Gebiete an, in denen Mitglieder einn Religionsgemeinſchaft zerſtreut und als kel giöſe Minderheit leben. Neun Zehntel der Erdoberfläche ſind 5 zum heutigen Tag kartographiſch noch 5 erfaßt oder nur ſehr ungenau wiedergegeben. In Veltenhof bei Braunſchweig gibt es eine aus einer Mühle umgebaute Kirche, deren A⸗ tarſtein ein Mühlſtein bildet. Das Wahrzeichen von Bad Sooden(Wera, iſt eine Taube, die der Sage nach die Salz quellen Bad Soodens entdeckt hat. Weimar hatte, als Göthe am 7. Noven⸗ ber 1775 dort ſeinen Einzug hielt, noch 5 Häuſer mit Strohdächern und der 5 ließ in den Straßen noch das Kuhhorn ſchallen.