tert ine ſte Eiſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poft Mk. 1.60. Ju der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die 22 um breite mm-Zeile 3 Pfg. Textteil 9o mm breit 18 Pfg. Wiederholungen tarifl. Rabatt. Annahmeſchluß für Inſerate vorm. 9 Uhr. D. A. IX. 34: 1200 Tages. und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig), „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantwortlich: Für Schriftleitung und Anzeigen: G. Härdle. Druck und Verlag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 784 Jahrgang An die deuiſchen Arbeiter! die Manöver gegen die Arbeitsfront.— Keine nakionale Aechtung der Gewerkſchaften. Der Stabsleiter der PO., Dr. Ley, erläßt folgende Kund⸗ gebung: Deutſcher Arbeiter! Nachdem unſere Gegner bon der 2. und 3. Internatio⸗ nale über ein Jahr lang verſucht haben Dir klarzumachen, daß die Deutſche Arbeitsfront ein Inſtrument des Kapita⸗ lismus ſei, um Dich cechtlos zu machen, oder mit allen mög⸗ lichen Lügenmeldungen über die Deutſche Arbeitsfront ſie zu diffamieren verſuchten, ſo, wenn man zuletzt von unſerer Aebeitsfront als hon eimer„romantiſchen Angelegenheit“ ſprach, die ſich ſelbſt der Lächerlichkeit preisgeben würde, perſuchen ſie heute, nachdem der gewaltige Erfolg der Arbeitsfront in jeder Beziehung das Gegenteil bewieſen hat, neue Methoden anzuwenden. Die Moskowiter ſchreiben jetzt, man ſei gezwungen, die Deutſche Arbeits⸗ front ernſt zu nehmen. Sie habe ſich eingeführt und es nütze nichts, ihr Daſein zu leugnen oder ſie lächerlich zu machen. Deshalb empfehlen ſie allen Anhängern in deutſchland— es gibt noch einige Verrückte— in dia deutſche Arbeitsfront einzutreten, um ſie von innen aus⸗ zuhöhlen. Dieſem Aushöhlungsprozeß können wir ruhig enkgegen⸗ ſehen. Denn die feſtgefügte Deutſche Arbeitsfront wird je⸗ den Schädling erkennen und kaltſtellen. Weit gefährlicher iſt der andere Weg, den die Emi⸗ granten in Prag, an der Saar und in Paris unternehmen: ſie verſuchen Dich, deutſcher Arbeiter, bei der Ehre zu faſſen und appellieren an Deinen Stolz. So ſagen ſie:„Im vori⸗ gen Jahr hat Dr. Ley die Gewerkſchaften und ihre Mitglie⸗ der national geächtet. Deshalb verbietet es Euch Euer Stolz, heute dieſem ſelben Dr. Ley nachzulaufen.“ Das Ganze iſt nakürlich ein übles Manöver. Ich habe mit der nationalen Aechkung niemals die Gewerkſchaften oder die Gewerkſchaftsmitglieder, Euch, deutſche Arbeiter und Arbeiterinnen, gemeint. Der Führer ſelbſt ſchreibt in ſeinem erſten Band„Mein Kampf“, daß ſelbſtverſtändlich in dem liberaliſtiſch⸗marxi⸗ ſiſchen Syſtem die Gewerkſchaften notwendig waren, um den Arbeiter nicht der Willkür der Unternehmer auszuſetzen. Ich möchte dem hinzufügen, daß ich gerade darin, daß der deutſche Arbeiter ſich in dieſem liberali⸗ ſtichen vorigen Jahrhundert zuſammengeſchloſſen hat und zum Kampfe angetreten iſt, den Ausdruck jenes Stolzes ſchen, ohne den die Arbeit de. Nationalſozialismus und der Deutſchen Arbeitsfront unmöglich wäre. die Gewerkſchaften waren, ſolange ſie Kampfgemein⸗ ſchaften darſtellten, im liberaliſtiſch⸗marxiſtiſchen Staat die notwendige Heimat des deukſchen Arbeiters. Als ſie durch die Folgen ihres eigenen Syſtems und unter perſönlicher Mithilfe ihrer Führer zu betrügeriſchen Ver⸗ ſcherungsanſtalten wurden, mußten ſie verſchwinden. Sie wären auch dann zu Grunde gegangen, wenn der national⸗ ſozialiſtiſche Staat nicht gekommen wäre, wie der ſtändige Rückgang ihrer Mitglieder zeigte Im nationalſozialiſtiſchen Staat jedoch war das geſamte bisherige Syſtem der Wirt⸗ ſchaftskämpfe unmöglich und an ſeine Stelle mußte die Gemeinſchaftsſchule zu anſtändigem Den ⸗ ken und Handeln, die Deutſche Arbeitsfront, treten. Deshalb mache ich Euch, Arbeiter und Arbeiterinnen, keinen Vorwurf daraus, daß Ihr Cuch im früheren Syſtem organiſiert habt, ſondern im Gegenteil, ich achte und ich ehre Leuch. Wenn ich jedoch über einige Eurer ehemaligen Führer im August vorigen Jahres die nationale Aechtung aus⸗ ſprach, ſo war dafür folgender Grund maßgebend: Die Rolle Ottes und Leuſchners Nach der Uebernahme der Gewerkſchaften bot ich den ehemaligen Führern derſelben, wie Otte von den Chriſt⸗ lichen und Leuſchner von den Freien, die Hand. Selbſt⸗ verſtändlich konnte ich ſie nicht in Führerſtellen belaſſen. Ich nahm ſie aber unter anderem mit zu der Tagung des In⸗ ternationalen Arbeitsamtes in Genf und ſagte: Ich gebe nen dort Gelegenheit, zu beweiſen, ob ſie es mit dem deutſchen Arbeiter gut wollen oder nicht, und ich hoffe, daß ſie ihre internationalen Beziehungen zum Segen und Vor⸗ 15 Deutſchlands ausnutzen. In dem Augenblick, wo ich deobachten würde, daß ſie mich hintergehen, würde ich vor en letzten Mitteln nicht zurückſchrecken. Ich habe in Genf feſtſtellen müſſen, daß ſowohl der ehe⸗ nulge Führer der Christlichen Gewerkſchaften, Otte, wie er ehemalige Führer der Freien Gewerkſchaften, Leuſch⸗ ner, von Anfang bis Ende keine anderen Ziele verfolgten, 15 in Verbindung mit ihren internationalen Freunden, an jun Spitze der Franzoſe Jouhaur uns Fallen zu ſetzen, und nsbeſondere mich perſönlich zu ſtürzen. Sie führten mit ihren internationalen Freunden ge⸗ ime Perhandlungen hinter meinem Rücken. Sie entwar⸗ en Pläne, wie ſie uns Deukſche vor der Konferenz ins An⸗ iu l ſetzen könnten, und auf der anderen Seite ſandten ſie u die Heimat unwahre Nachrichten. 1 Ich habe die Herren Otte und Leuſchner vor der geſam⸗ en Abordnung klipp und klar gefragt, ob ſie jetzt endlich ge⸗ wilt ſeien, vor der Konferenz, dem internationalen Forum, Donnerstag, den 25. Oktober 1984 7 Se„ „Dem Helden der Marne“ Das Skaatsbegräbnis für Generaloberſt von Kluck. Berlin, 25. Oktober. Einer der größten Heerführer des Weltkrieges, General⸗ oberſt a. D. Alexander von Kluck, iſt Mittwoch nachmittag auf dem Südweſtkirchhof in Stahnsdorf zur letzten Ruhe gebettet worden Durch ein feierliches Staatsbegräbnis iſt dem verdienten Führer der 1. Armee, die die deutſche Front bis vor die Tore von Paris getragen hat, die höchſte Ehre zuteil geworden, die einem Manne nach ſeinem Tode ge⸗ geben werden kann. Ein Vertreter des Führers, Mitglieder der Reichsregierung, viele Generäle und Admirale und Tauſende von Offizieren und Mannſchaften, die unter dem Verſtorbenen im Weltkriege fochten, erwieſen ihm die letz⸗ ten Ehren. Durch eine militäriſche Trauerparade brachte das Heer dem Verblichenen ſeine Huldigung dar. Inmitten von Kiefern und Tannenbäumen, unmittelbar am Hauptweg, hat man dem toten Heerführer die letzte Ruheſtätte bereitet. Mit Front zur Grabſtätte, das Gewehr präſentiert, erwarteten die Formationen den Trauerzug. Nachdem der Sarg an die Grabſtätte herangetragen worden war, ſprach Oberhofprediger D. Doehring Dankgebet und Segen, ſchließend mit dem„Vater unſer“ und dem Nachruf „Bleib“ Du im ewigen Leben, Du guter Kamerad!“ Wäh⸗ rend die Ehrenſalven über das offene Grab hinwegrollten, ſank der Sarg in die Tiefe. In Vertretung des Führers und Reichskanzlers als Oberſten Befehlshaber der Wehrmacht ſprach zunächſt der Chef der Heeresleitung, General der Artillerie, Frei⸗ herr von Fritſch, Worte des Gedenkens.„In Vertre⸗ tung des Führers und Reichskanzlers bin ich von dieſem beauftragt, dem verewigten Generaloberſten einen letzten Abſchiedsgruß und einen letzten Dank zu ſagen für all das, was er in einem reich geſegneten Leben, in langen, arbeits⸗ reichen Friedens- und ehrenvollen Kriegsjahren für das Heer und damit für das deutſche Volk getan und geleiſtet hat. Unvergänglichen Lorbeer hat der Verewigte als Oberbefehlshaber der auf den entſcheidenden Stoßflügel be⸗ findlichen 1. Armee an die Fahnen ſeiner ſiegreichen vor⸗ wärtsſtürmenden Truppen zu heften gewußt. Der letzte Sieg wurde uns durch ein tragiſches Geſchick ver⸗ wehrt. Aber der ruhmreiche Name Kluck iſt in das Buch der Geſchichte eingetragen.“ Der Kranz des Führers trug die Inſchrift:„Dem Helden der Marne“. Generalfeldmarſchall von Mackenſen legte dann im Namen des Kaiſers einen Kranz nieder. Weiter ſprachen am Grabe u. a. ein Vertreter des Kronprinzen, des Reichs⸗ verbandes Deutſcher Offiziere, des Reichskriegerbundes Kyffhäuſer und Reichsbiſchof Müller. Dann defilierten Reichswehrformationen im Parademarſch am Grabe vorbei. FBFFFCFCCbCbCã ã ̃ ͤͥͤͥÄ—VPPP CCG CGbꝙͤꝙ(G6 GG—G—TVTFP—TVFPT—VTPFPFVPTPTPPPPTPPPTPTTTT—T—T—T————————————j—jç—— die wahre Lage in Deutſchland zu ſchildern. Ich verlangte nicht von ihnen, daß ſie etwa ſchönfärben oder etwa als Parteiredner der NSDAP. auftreten ſollten. Ich verlangte aber, daß ſie im Intereſſe des deutſchen Arbeiters die Wahrheit ſagten. Sie haben ſich beide geweigert, das zu tun. Die nationale Aechtung Als ich dann nach Hauſe zurückkehrte, ſah ich es als meine Pflicht an, die nationale Aechtung über ſie auszuſprechen und ſie damit der Verachtung des Volkes preiszugeben. Dasſelbe galt von jenen Gewerkſchaftsfüh⸗ rern, die als Emigranten ins Ausland gingen und gegen Deutſchland kämpfen und von denen, die ſich der Korruption und Unterſchlagung ſchuldig gemacht hatten. So der wahre Sachverhalt.. Euch, deutſchen Arbeitern und Arbeiterinnen, die Ihr in Euren Gewerkſchaften an der Ruhr, in Oberſchle⸗ ſien und jetzt an der Saar tapfer und mutig in Deutſch⸗ land gegen Separatis mus und völkiſche Verſklavung ge⸗ kämpft habt, dankt das neue Deutſchland. Dagegen ſehe ich keinen Grund, die nationale Aechtung über jene, die nicht Kämpfer, ſondern käufliches Subjekt waren, zurückzunehmen. Ich habe ſie ja nicht geächtet, weil ſie Gewerkſchaftler waren, ſondern weil ſie den deutſchen Arbeitsmenſchen in Genf verraten haben. In dieſem Sinne grüßen wir auch Euch, Arbeiter und Arbeiterinnen an der Saar, und wir öffnen Euch die Arme der Deutſchen Arbeitsfront recht weit, und es wird für uns der größte Freudentag ſein, wenn wir Euch Gewerkſchaftler und Gewerkſchaftlerinnen von der Saar in der großen nationalſozialiſtiſchen Gemein⸗ ſchaft der Deutſchen Arbeitsfront aufnehmen können.“ Gemeinſchaſisempfang des Handwerks Die Uebertragung des Reichshandwerkskages. 88 8 Berlin, 24. Oktober. Der Reichshandwerksmeiſter und Leiter der Reichsbe⸗ triebsgemeinſchaft 18(Handwerk) der Deutſchen Arbeits⸗ front, Klempnermeiſter W. G. Schmidt, gibt folgende An⸗ ordnung des Stabsleiters der PO. bekannt: 1 „Die Sitzung des Reichshandwerkstages am 28. Oktober 1934 wird über alle deulſchen Sender übertragen. An den eee nehmen meiſter, Geſellen und Lehrlinge gemeinſam teil. Ich mache es allen Ns. Hagomitgliedern ſowie der Reichsbetriebsgemeinſchaft 18 zur Pflicht, an die ſem Gemeinſchaftsempfang keilzunehmen.“ Nr. 250 7 50 Goziale Amſchau Raſche Heirat ſchützt nicht vor Arbeitsplatzauskauſch. In einem Kommentar zu den Beſtimmungen über den Arbeitsplatzaustauſch unterſucht Oberregierungsrat Dr. Krauſe in der„Arbeitsloſenhilfe“ die Frage des Kündi⸗ gungsſchutzes beim Arbeitsplatzaustauſch. Nicht die Ar ⸗ beitsgerichte ſeien zur Prüfung der Frage zuſtändig, ob im Einzelfalle die Kündigung eine unbillige Härte ent⸗ halte oder nicht, ſondern die Arbeitsämter hätten als öffentliche Behörden zum Schutze der Jugendlichen dieſe Fragen zu prüfen. Von großer praktiſcher Bedeutung ſei in dieſem Zuſammenhang die Frage geworden, ob die Kün⸗ digungswiderrufsklage dann zuläſſig ſei, wenn ein Jugend⸗ licher ſich verheiratet, um dem Arbeitsplatzaustauſch zu entgehen. Der Referent ſtellt feſt, daß die Kündigungs⸗ widerrufsklage auch in dieſem Falle ausgeſchloſſen ſei, wenn beim Ausſpruch der Kündigung die Vorausſet⸗ zungen für den Arbeitsplatzaustauſch vorlagen. Auch dieſe Kündigung erfolgte bei ihrem Ausſpruch auf Grund einer geſetzlichen Verpflichtung. Der Unternehmer, der die Kün⸗ digung ausſprach, könne nicht den Schaden tragen, den der Jugendliche dadurch verurſache, daß er ſich zum Zwecke der Umgehung der Anordnung über die Verteilung von Arbeitskräften verheirate. Lebensabendgeſtalkung der Arbeitsopfer. In Bad Nenndorf wurde eine Amtswaltertagung der deutſchen Arbeitsopferverſorgung in der Deutſchen Arbeits⸗ front eröffnet, auf der Richtlinien für die neue Arbeit der Lebensabendgeſtaltung, die eine Unterabteilung der NS. ⸗ Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ darſtellt, gegeben wur⸗ den. Ihre Aufgabe wird es ſein, die Arbeitsopfer in das kulturelle Leben der geſamten Nation einzubeziehen. Die Lebensabendgeſtaltung ſoll bis in die kleinſte Ortsgruppe getragen werden unter Ausnutzung aller modernen Hilfs⸗ mittel, wie Film, Schallplatten uſw. Einſchränkung der Fortdauer alier Tarifregelungen. Der Reichsarbeitsminiſter hat im Einvernehmen mit dem Reichswirtſchaftsminiſter eine Ergänzung ſeiner frühe⸗ ren Anordnung über die Weitergeltung der am 30. April 1934 noch laufenden Tarifverträge als Tarifordnungen vorgenommen Danach können die Treuhänder der Arbeit innerhalb ihres Bezirkes einzelne Betriebe aus dem Geltungsbereich der alten Tarifregelungen aus nehmen, die Ausnahme iſt bei Tarifordnungen für einen größeren räumlichen Geltungsbereich an die Zuſtimmung des Reichs⸗ arbeitsminiſters gebunden. Die Neuregelung ſtellt einen weiteren Schritt zu dem vom Geſetz zur Ordnung der natio⸗ nalen Arbeit erſtrebten Ziele dar, die Betriebsordnungen in immer ſtärkerem Maße zur Grundlage der Regelung der Arbeitsbedingungen zu machen. Wird in einer Betriebsord⸗ nung eine den wirtſchaftlichen und ſozialen Erforderniſſen angepaßte Regelung der Arbeitsbedingungen getroffen, ſo kann nunmehr der Treuhänder der Arbeit ohne langwie⸗ riges Verfahren den Betrieb von den Feſſeln einer ver⸗ alteten Tarifregelung befrein. Die Altersgliederung der Arbeitsloſen. Die Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeits⸗ loſenverſicherung hat eine neue Ermittlung über Altersglie⸗ derung und Familienſtand der Arbeitsloſen nach deer Stande vom 31. Auguſt 1934 durchgeführt. Die Alters⸗ gliederung der Hauptunterſtützungsempfänger zeigt zunächſt, daß der Anteil der Jugendlichen im Alter bis zu 21 Jahren bei den Frauen erheblich größer iſt als bei den Männern. Dieſe ſteigenden Beſchäftigungsmöglichkeiten ge⸗ rade für jüngere männliche Perſonen haben dazu geführt, daß der Anteil der bis 21 Jahre alten Hauptunterſtützungs⸗ empfänger im Verlaufe der letzten eineinhalb Jahre von 9,9 auf 3,7 Prozent gefallen iſt, während der Anteil der we ib⸗ lichen Jugendlichen nur von 20,1 auf 12, Prozent ſank. Insgeſamt fiel die Anteilzahl der Jugendlichen von 12 auf 4,6 Prozent. In der Gruppe der Hauptunterſtüt⸗ zungsempfänger von 21 bis 25 Jahren iſt ebenfalls ein ſtetes Fallen der Anteilzahlen zu beobachten. Gegenüber der Verringerung der Anteilzahlen der jugendlichen Unter⸗ ſtützten iſt der Anteil der älteren Jahresklaſſen mehr oder weniger ſtark geſtiegen, und zwar haben im Verhältnis die älteſten Arbeitsloſen die ſtärkſte Steigerung ihres Anteiles zu verzeichnen. Entſprechend hat ſich auch der An⸗ teil der Ledigen ſtändig vermindert, während umgekehrt der der Verheirateten geſtiegen iſt. Auch durch dieſe Er⸗ hebung wird die Notwendigkeit der Anordnungen über Ar⸗ beitsplatzaustauſch und Verteilung von Arbeitskräften be⸗ ſtätigt. 5 8 Mehr als 15,6 Millionen Krankenkaſſenmitglieder. Die weitere Zunahme der Beſchäftigten im Monat Sep⸗ tember wird durch die Statiſtik der Krankenkaſſen⸗ mitglieder beſtätigt. Die Zahl der verſicherungspflich⸗ tigten Beſchäftigten hat im September erneut um rund 62.000 zugenommen und iſt damit auf etwa 15,62 Millio⸗ nen geſtiegen. Gegenüber dem Tiefſtand im Januar 1933 beträgt die Zunahme mehr als 4,1 Millionen oder 36 Pro⸗ zent, gegenüber dem September 1933 etwa 1,7 Millionen oder 12,2 Prozent. Dieſe Zahlen beweiſen immer wieder, daß die Arbeitsloſenſtatiſtik, die von der Reichsanſtalt— alſo einer mit den Krankenkaſſen in keiner Weiſe zuſam⸗ menhängenden Stelle— veröffentlicht wird, durchaus den Tatſachen entſpricht. Politiſches Allerlei Der regierende Bürgermeiſter von Bremen zurückgetreten. Regierender Bürgermeiſter Dr. Markert, Bremen, hat dem Gauleiter und Reichsſtatthalter für Oldenburg und angeboten. Der Bremen, Carl Roever, ſeinen Rücktritt Reichsſtatthalter genehmigte das Rücktrittsgeſuch Dr. Mar⸗ kerts. Mit der kommiſſariſchen Weiterführung der Geſchäfte des Regierenden Bürgermeiſters wurde der Senator des Wohlfahrtsweſens, Otto Heider, betraut. Studentenempfang bei Reichs miniſter Nuſt Berlin, 25. Oktober. Im Kultusminiſterium empfing Reichsminiſter Ruſt eine Anzahl von jungen Studenten erſten und zweiten Se⸗ meſters aus dem ganzen Reich, die ſich zum Studium an die Danziger Hochſchule begeben, um an ſie einige kurze Geleit⸗ worte zu richten. Schon der junge Student von heute komme in einer ganz anderen inneren Haltung an die Hochſchule als dies früher der Fall geweſen ſei. Er komme aus dem Arbeitsdienſtlager. Das deutſche Volk beſitze Vieles nicht, was andere Völker haben; aber es beſitze dafür etwas, was dieſen fehle: Eine unerhörte innere politiſche, völkiſche Ge⸗ ſchloſſenheit. Die Erziehung des Arbeitsdienſtes ſtehe höher als alle Erziehung der Welt. Es werde ſich auch in Zukunft nicht vermeiden laſſen, daß die eigentliche Führerſchaft durch die Aakademien gehe, aber es werde ſich nicht mehr lediglich um eine Intellektuellenausleſe handeln, ſondern darum, die Fähigkeit zur politiſchen Führung zu finden. Botſchafter Francois Poncet beim Führer Berlin, 25. Oktober. Der Führer und Reichskanzler emp⸗ fing in Anweſenheit des Herrn Reichsminiſters Freiherrn von Neurath den franzöſiſchen Botſchafter Herrn Francois Poncet. Der Botſchafter brachte bei dieſer Gelegenheit den Dank des franzöſiſchen Staatspräſidenten und der fran⸗ zöſiſchen Regierung für die anläßlich der Ermordung des franzöſiſchen Außenminiſters Herrn Barthou deutſcherſeits gezeigte Teilnahme zum Ausdruck. Keine bartei⸗Werbung für Einzelfirmen Eine Anordnung des Stellvertreters des Führers. Berlin, 24. Oktober. Der Stellvertreter des Führers erläßt folgende Anordnung: „Da jede geſchäftliche Betätigung dem Weſen und der Zielſetzung der Partei als weltanſchauliche Kampfgemein⸗ ſchaft widerſpricht, verbiete ich hiermit allen Gliederungen der Partei die Beteiligung an Firmen aller Art und die Empfehlung ihrer Erzeugniſſe, ganz gleich, ob dafür eine finanzielle Gegenleiſtung erfolgen ſoll oder nicht. Die Werbung für Einzelfirmen durch Parkeidienſtſtellen iſt auch dann unterſagt, wenn dieſe Einzelfirmen ihren Sitz in ausgeſprochenen Notſtandsgebieten haben. Die Werbung für Einzelfirmen iſt allein Sache ihrer Be⸗ kriebsleitungen. Dagegen kann für ausgeſprochene Notſtands⸗ gebiete unter Hinweis auf alle in ihnen vorhandenen Beſchäftigungszweige eine Gemeinſchaftswerbung nicht nur durch ſtaatliche und andere Stellen, ſondern auch durch Parteidienſtſtellen, und zwar durch die zuſtaändigen Gauleitungen, erfolgen.“ Die Beſchlagnahme von Verſammlungsräumen Berechtigter Proteſt der ſaarländiſchen Gaſtwirte. Saarbrücken, 24. Oktober. Der Einheitsverband für das Gaſtſtättengewerbe im Saargebiet hat an die Regierungskommiſſion eine umfang⸗ reiche Eingabe gerichtet, um gegen die Regierungsverordnung vom 28. September zu proteſtieren, durch die Verſammlungs⸗ räume zur Abhaltung von Verſammlungen über die Volks⸗ abſtimmung gegen den Willen der Eigentümer beſchlagnahmt werden können. In ſeiner Eingabe weiſt der Gaſtwirteverband in eingehender Begründung die juriſtiſche Unmöglichkeit der erlaſſenen Verordnung nach, da ſie das Eigentumsrecht beſchränke und breche. Zu keiner Zeit, ja, 8 5 d e, A . GM ches Heure ER Schon ſeit einiger Zeit war Duca im Kaffeehaus ein Mann aufgefallen, der ſich nur ſelten an dem Spieltiſ und der allgemeinen Anterhaltung beteiligte und zumei abſeits an einem kleinen Tiſche trank und ſich in die Wol⸗ ken der Pfeife hüllte, die er gern rauchte. Es war ein korſiſcher Kapitän, der ſich in Neapel ſeit längerem aufhielt, niemand wußte ſo recht, was er hier trieb. Ein Sonderling. Eine Narbe lief ihm quer über die Stirn. Sein Geſicht ſah klug, aber ungut aus. Es war keine Freundlichkeit in ſeinen Augen. Immer voll düſterer Nachdenklichkeit, vergrübelter Abwehr ſaß er dort, und zu⸗ weilen ſchoſſen ſcharfe Blicke, wenn er ſich unbeobachtet glaubte, zu den anderen Gäſten hin. Er war auch kein häufiger Gaſt hier. Aber wenn er erſchien, war es, als ob ſich zuerſt eine Wolke über die all⸗ gemeine Stimmung lege. Es war ſonderbar. Duca war neugierig geworden. Kein Wunder, daß ge⸗ rade ihn dieſe eigentümliche Erſcheinung intereſſieren mußte. Er erkundigte ſich bei ſeinen Freunden, was es mit dieſem Mann auf ſich habe Aber man konnte ihm keinen näheren Beſcheid geben. Hinzu kam, daß Duca die Beob⸗ achtung gemacht hatte, daß der Korſe häufig gerade zu ihm herüberblickte. Er hatte öfter beinahe das Gefühl, als werde er von ihm beobachtet. Darum beſchloß er, ſelbſt die nähere Bekanntſchaft dieſes Mannes zu machen. So kam es, daß er eines Tages an ihn herantrat, ihn begrüßte und bat, bei ihm Platz nehmen zu dürfen. Es waren zu dieſer Stunde nur wenig Gäſte anweſend. Der Kapitän nickte kaum merklich, ohne daß das Geſicht lie⸗ benswürdiger als ſonſt geweſen wäre. Aber das konnte Duca nicht hindern, ſich dennoch zu ihm zu ſetzen. Es fiel ihm ein, daß er den Namen des Kapitäns noch gar nicht wußte, und ſo nannte er mit ge⸗ laſſener Freundlichkeit den ſeinen. „Graf Mandochini—“ 5 Der andere ſah ihn düſter an. 8 „So nennen Sie ſich, nicht wahr?“. Seine Stimme klang leiſe und voll Spott. Duca ſtutzte. Aber er verlor nicht die Ruhe. in keinem Lande und unter keiner Rechtsordnung, habe es Eigentumsbeſchränkungen zu Gunſten irgend einer politiſchen Partei gegeben. In der Eingabe wird ferner nachgewieſen, daß die Ver⸗ ordnung gegen die durch den Friedensvertrag gewährleiſteten Rechte, einen Saareinwohner durch Gewalt oder Bedro⸗ hung zu veranlaſſen, ſich in einem beſtimmten politiſchen Sinne zu betätigen, verſtoße, da die Hergabe wie die Ver⸗ weigerung eines Saales zu politiſchen Zwecken unter politi⸗ ſche Betätigungen falle. Ueberzeugung, Geſinnung und poli⸗ tiſches Handeln ſeien den ſaardeutſchen Gaſtwirten nicht für Geld verkäuflich. Die Verordnung bedeute ferner einen untragbaren moraliſchen Druck gegen die Betroffenen, da es unmoraliſch ſei, einen Menſchen zu zwingen, mit Gegen⸗ ſtänden ſeines Vermögens eine ſeinen Anſchauungen wider⸗ ſprechende Handlung begehen zu laſſen. In der Note wird erklärt, daß die Regierungskommiſ⸗ ſion durch ihre Verordnung unzuläſſig in die Auseinander⸗ ſetzung über die Abſtimmung eingreife, die allein Sache der Bevölkerung ſei. Zuſammenfaſſend legt der Gaſtwirte⸗ verband Verwahrung ein. Das zweite Abſtimmungsgerichtsurteil Abermals gegen einen Kommuniſten. Saarbrücken, 24. Oktober. Vor dem Oberſten Abſtimmungsgerichtshof unter dem Vorſitz des italieniſchen Präſidenten Bindo Galli hatte ſich der verantwortliche Redakteur der durch ihre gewiſſenloſe und unverantwortliche Lügenhetze ſattſam bekannten kom⸗ muniſtiſchen„Arbeiterzeitung“ zu verantworten. Im Juli war in dieſem Blatte ein Artikel unter der Ueberſchrift„Ge⸗ ſindel! Bringt es ihnen bei!“ erſchienen, der zu einem Ueberfall auf das„Saarbrücker Abendblatt“ auffor⸗ derte, der auch tatſächlich ausgefü hrt wurde Das Oberſte Abſtimmungsgericht erkannte auf eine Gefängnis⸗ ſtrafe von 14 Tagen. Der italieniſche Generalſtaatsanwalt Markina hob be⸗ ſonders hervor, daß es gerade Aufgabe des Oberſten Ab- ſtimmungsgerichtshofes ſei, das Leben und die Freiheit je⸗ des Einzelnen in dieſem Lande zu ſchützen. Das Urteil iſt, wie alle Arteile des Oberſten Gerichtshofes, ſoforf rechts · kräftig. Ein bezeichnender„Zwiſchenfall“ in Saarbrücken. Die Entfernung eines Hakenkreuzes hat heute mittelbar die Verhaftung von vier Perſonen verurſacht. Das Oberſte Abſtimmungsgericht hat ſeit einigen Wochen ſeine Büros in den Räumen der Städtiſchen Betriebswerke in Saar⸗ brücken bezogen. An dieſem Gebäude befindet ſich ein JFahnenmaſt, deſſen Spitze ein Hakenkreuz in einem weißen Felde ziert. Die Abſtimmungskommiſſion hatte die Entfer⸗ nung dieſes Zeichens verlangt. Die Stadt Saarbrücken wurde aufgefordert, für die Entfernung des Hakenkreuzes Sorge zu tragen. Ein Schloſſermeiſter wurde mit dieſer Aufgabe betraut. Während er mit ſeinen Gehilfen mit der Verkapſelung des Hakenkreuzes beſchäftigt war, tauchte zur allgemeinen Erheiterung an der Fahnenſtange eine ſchwarze Tafel mit der Inſchrift„Auf Wiederſehen am 14. Januar 1935“ auf. Sofort war Kriminalpolizei zur Stelle die den Schloſſer, ſeinen Geſellen, ſeinen Lehrling, ſowie den Hausmeiſter der Städtiſchen Werke unter dem Verdacht der Anbringung dieſer Inſchrift verhaftete. Die vier Ver⸗ hafteten werden ſich vorausſichtlich wegen dieſes einzig⸗ artigen Deliktes vor dem Abſtimmungsgericht zu verant⸗ worten haben. Der Schloſſermeiſter iſt inzwiſchen wieder freigelaſſen worden, die drei anderen befinden ſich noch in Haft. Gefängnis wegen Kundgebungen gegen Dr. Hanfſtaengl. Das Gericht in Cambridge(Maſſachuſetts) verurteilte ſechs Männer und eine Frau zu ſechs Monaten Gefängnis und 20 Dollar Geldſtrafe, weil ſie gegen die Anweſenheit von Dr. Hanfſtaengl bei ſeinem letzten Beſuch der Harvard⸗ Univerſität im Juni dieſes Jahres demonſtriert hatten. Der Staatsanwalt bezeichnete die Angeklagten als„unerfahren“, die jedoch in patriotiſcher Abſicht handeln wollten“. Der Richter James erklärte das Verhalten der Angeklagten für „tadelnswert“. Das Luftrennen nach Auſtralien Das holländiſche Flugzeug an zweiter Stelle. London, 24. Okt Die holländiſchen Flieger Parmentier und Moll ſind um 1.52 Uhr MEz in Melbourne gelandet. Die Flieger waren in Albury um 0.55 Uhr MéEz geſtartet. ö Aus Albury wird berichtet, daß die Einwohner det Stadt um 22 Uhr noch fieberhaft arbeiteten, um die in den regendurchtränkten Boden tiefeingeſunkene Maſchine auszl⸗ graben. Parmentier ſagte in einem Rundfunkbericht, daz Flugzeug habe zweimal verſucht, aus dem Gewitter ſturm herauszukommen und dieſen zu umfliegen. Es fi aber durch Blitz, Regen und Hagel zur Umkehr gezwungen worden. Die Tragflächen des Flugzeuges ſeien mit einer Eisſchicht bedeckt geweſen. 0 Das amerikaniſche Flugzeug unter der Führung von Turner und Pangborh iſt um 4,36 Uhr MeEz in Mel bourne gelandet. Die beiden Amerikaner haben alſo im Luftrennen den dritten Platz belegt. ö Wo die anderen blieben Mit dem Eintreffen der erſten drei Flugzeuge in Mel bourne iſt der Stand des Luftrennens England Auſtralien in den Morgenſtunden des Mittwoch folgender: Drei Ma⸗ ſchinen, eine engliſche, eine holländiſche und eine amerikani⸗ ſche, haben das Ziel erreicht. Eine engliſche Maſchine iſt in Italien verunglückt, wobei zwei Flieger das Leben eingebüßt haben. Sechs Flugzeuge haben aufgege⸗ ben, zwei engliſche, darunter das der Molliſons, ein hollän⸗ diſches, eines von Neu⸗Guinea, ein auſtraliſches und ein amerikaniſches. Zehn Maſchinen ſind noch im Ren nen. Ein däniſches und zwei britiſche Flugzeuge ſind in Hinterindien unterwegs, zwei britiſche Flugzeuge befinden ſich in Vorderindien; bei dem einen iſt das Fahrgeſtell zerbrochen. Eine amerikaniſche und eine auſtraliſche Maſchine haben Vorderindien erreicht. Als Nachzügler ſind noch zwei britiſche Maſchinen zu nennen, von denen die eine in Cypern mit Motorpanne feſtliegt, während die andere ſich mit zerbrochenem Propeller in Tatoi(Griechen⸗ land) befindet. Weshalb ſich Frankreich nicht beteiligte Paris, 24. Okt. Die hervorragende Leiſtung der engli⸗ ſchen Flieger Scott und Black bei dem Wettfliegen Landon Melbourne findet in franzöſiſchen Luftfahrtkreiſen bewun⸗ dernde Anerkennung. Man bedauert, daß Frankreich an dem Luftrennen nicht teilgenommen hat. Luftfahrtminiſter General Denain begründete das Fernbleiben Frankreichs mit dem„gegenwärtigen Stand der franzöſiſchen Luftfahrt induſtrie“. Jubel in Amſterdam Die Leiſtung Parmenkiers und Molls. Amſterdam, 24. Okt. Die früh gegen 2 Uhr bekanntge⸗ wordene Meldung von der glücklichen Landung des hollän⸗ diſchen Verkehrsflugzeuges„Uiver“ unter Parmentier und Moll in Melbourne als erſte Maſchine hinter dem ſiegrei⸗ chen Comet⸗Flugzeug der Engländer Scott und Black hal in der ganzen Stadt einen wahren Freudentau⸗ mel hervorgerufen. Der holländiſche Miniſterpräſident Dr. Colijn hal zu dem hervorragenden Abſchneiden des holländiſchen Flug⸗ zeugs„Uiver“ bei dem Luftrennen London Melbourne folgende Erklärung abgegeben:„Obwohl ich von größter Bewunderung für die Leiſtung der Scott und Black erfüllt bin, glaube ich doch, daß der Flug des„Uiver“ für die Ent⸗ wicklung der Luftfahrt von größerer Bedeutung iſt n Die Talſache, daß ein gewöhnliches Verkehrsflugzeug auf der 2000 Kilometer längeren Strecke krotz einer großen Anzahl notwendiger Landungen zur Aufnahme von Benzin nur einige Skunden hinter einem Rennflugzeug liegt, iſt einfach verblüffend.“ —— „So heiße ich, Kapitän!“ 5 8 „Valentino!“ fügte dieſer hinzu.„Aber ich heiße wirk⸗ lich ſo, Herr— Graf!“ „Hegen Sie etwa Zweifel an meiner Perſon?“ fragte Duca entſchloſſen. Der ſtrich ſich mit der wohlgepflegten Hand den ſchwar⸗ zen Bart. „Ich habe immer Zweifel an der Ehrlichkeit der lieben Mitmenſchen, Herr— Graf.“ „Oh, Sie haben ſchlimme Erfahrungen gemacht, Ka⸗ pitän?“ So wie Ihr!“ antwortete dieſer kühl. Wieder ſtand der fatale Doppelſinn hinter ſeinen Wor⸗ ten, eine Anzüglichkeit, die erregend war. „Kapitän, Sie kennen mich ja kaum. Was können Sie von meinen Erfahrungen wiſſen?“ „Ich ſehe hinter Masken.“ e? Duca fixierte ihn ſcharf. Der Kapitän lächelte. Es ſah fatal und liſtig aus. „Ich weiß natürlich, Graf, daß Sie ſehr ſcharfe Augen haben. Und es wundert mich daher nicht, daß Sie meine Bekantſchaft ſuchten, hahaha!“ Ein kurzes Lachen, das ſofort wieder abbrach. Duca atmete tief, um der Beklemmung Herr zu wer⸗ den, die ihn plötzlich bedrängte. „Sie haben eine eigentümliche Art zu ſprechen, Ka⸗ pitän.“ „Nicht eigentümlicher als die Ihrige, Herr— Graf.“ Dem zuckte die Hand nach dem Degen. Aber der andere ſah ihn mit ſeinen kühlen, rätſelhaf⸗ ten Augen ironiſch an und hatte wieder das leichte, un⸗ definierbare, faſt grauſame Lächeln um den Mund. „Ich würde mich ganz beſtimmt nicht mit Ihnen ſchla⸗ gen. Ueberdies iſt jeder öffentliche Degenkampf eines Of⸗ fiziers in Neapel ſtreng verboten. And ich glaube zudem, daß Sie Veranlaſſung haben, Auſſehen zu vermeiden.“ 1 5 nahm die Hand vom Degengriff. Der da hatte recht. a Aber er war ſein Gegner, ſein Feind, das fühlte er. Warum? Was hatte er mit ihm zu tun? Sein hitziges Temperament verlangte Aufklärung. „Kapitän, man kann auch außerhalb Neapels die De⸗ gen kreuzen, he?“ „In der Tat, das kann man.“ „Ich fordere von Ihnen—“ 5 „Sie haben von mir nichts zu fordern. Der Kapitän Valentino verbittet ſich—“ Ducas Fauſt griff plötzlich unmerklich über den Tiſch, Amſpannte mit eiſernem Griff des anderen Handgelenk. Sein Kopf ſtieß nach vorn. „Sie! Ein niederträchtiges Wort noch von Ihnen und ich peife auf Neapels Geſetze! He?“ Seine Augen funkelten wie Dolchſpitzen. Der Kapitän zuckte ein wenig zuſammen. Sein Geſicht wurde um einen Schein grauer. Die Fauſt Ducas wurde nicht locker. „Alſo heraus mit Eurem Wiſſen, Kapitän! Was wißt Ihr, he? Nur nicht hinterm Berge damit halten] Es tut mir leid, aber ich bin gewohnt, Dingen, die ich nicht gleich verſtehe, auf den Grund zu gehen. Was wißt Ihr?!« Der Kapitän ſtarrte ihn mit flammendem Blick an, in dem Bosheit und Tücke ſich verrieten. i Ich weiß,“ ſagte er gedämpft, aber mit Beſtimmtheit, daß ich hier mit einem Menſchen am Tiſche 15 der= im verborgenen lebt, auch wenn er in der Oef entlichkeit mit Neapels Offizieren ſitzt und trinkt und Würfel spielt Ich weiß, daß es nicht ſo ſchwer iſt für jemand, der über reiche Geldmittel verfügt, Graf Mandochini zu ſein. Auch wenn vielleicht an dieſem Gelde Schmutz und Blut klebt! Ducas Fauſt lockerte ſich. Er zog ſie zurück. Genügt Ihnen das, Graf?“ Der Kapitän lehnte ſich zurück, ſtrich die zerknitterte Aermelmanſchette mit einer vorſichtigen Bewegung. 3 Wage kreßte die Lippen zuſammen. Beſtürzung hatte ihn gepackt. And nun gehaben Sie ſich wohl, Herr Graf— Man⸗ dochini!“ Der Kapitän erhob ſich vom Stuhl und ging ohne Gruß davon.. Duca ſtarrte ihm mit brennenden Augen nach. Ein 1 0 der Furcht, ihm ſonſt unbekannt, wollte ihn be⸗ eichen. Es war ja kaum ein Zweifel, daß der Kapitän e wer er war. Wie hätte er ſonſt gewagt, ſo zu ſprechen! Aber woher konnte er das wiſſen? Es war unheimlich und gefährlich. Ich muß ſchnell fort, dachte er. Fort aus Neapel! Der Menſch ſchickt die Sbirren hinter mir her. 25 Auch er ſtand auf und verließ das Cafe. Von quälen den Gedanken verfolgt. Einer dumpfen Verzweiflung na. So kam er nach Hauſe. Stürzte einen Becher des treff lichen Weins hinunter, den es in der Herberge gab. 1 5 Langlam ordneten ſich ſeine Gedanken wieder. Und e überlegte mit ſachlicher Eindringlichkeit. usdembladisclien Claude Hilfe für das badiſche Bauland Kabinettsſitzung der badiſchen Regierung. Karlsruhe, 25. Oktober. Wie der Heffentlichkeit bereits bekannt iſt, führt der Reichsſtatthalter zurzeit eine Beſich⸗ tigungsreiſe durch, um ſich über die wirtſchaftliche Lage der einzelnen Bezirke Badens durch perſönlichen Augenſchein genau zu unterrichten. In einer Beſprechung, in der außer den Regierungsmitgliedern auch Vertreter der Gauleitung, der Landesſtelle Baden des Reichsminiſteriums für Volks⸗ aufklärung und Propaganda, des Reichsnährſtandes, der Induſtrie⸗ und Handelskammer und des Winterhilfswerkes teilnahmen, behandelte der Reichsſtatthalter insbeſondere die Ergebniſſe ſeines Beſuchs im badiſchen Bauland. Er ſtellte feſt, daß vor allen Dingen daran gegangen wer⸗ den müſſe, den dort herrſchenden Abſatzmangel für die landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe zu beheben. Als Sofort⸗ maßnahme wurde der Reichsnährſtand in Verbindung mit dem Winterhilfswerk beauftragt, das Bauland durch Ein⸗ kauf von landwirtſchaftlichen Erzeugniſſen für Zwecke des Winterhilfswerks bevorzugt zu berückſichtigen. Die Neubildung deutſchen Bauernkums, wofür im Bauland große Möglichkeiten beſtehen, falls die Standesherrſchaft ſich hier zu einem größeren Entgegen⸗ ommen in der Frage der Landabgabe bereit erklärt, wird ausgiebig berückſſchtigt. Es wurde beſchloſſen, geeignete Mittel zu ergreifen, um die Frage einer Löſung entgegen⸗ zuführen. Um der dortigen Landwirtſchaft neue Erwerbs⸗ möglichkeiten zu geben, wurde der Landesbauernſchaft der Auftrag erteilt, den Anbau von Oelfrüchten, von Hanf und Flachs ſowie die Schafzucht in dieſem Gebiete beſonders zu fördern. Die beſondere Notlage der Städte Wertheim und Walldürn wurde längere Zeit beſprochen. Neben dem ausſichtsreichen Einſatz des Winkerhilfswerkes wird die badiſche Regierung alles tun, um durch Ausfüh⸗ rung umfangreicher Notſtandsarbeiten Hilfe zu bringen. Daneben werden ſofort geeignete Maßnahmen er⸗ griffen, um den Fremdenverkehr ſtärker als bisher dorthin zu lenken. Nach einer ausgedehnten Ausſprache, in der der ein⸗ mütige Wille aller beteiligten Stellen, die dem Reichsſtatt⸗ halter im Bauland vorgetragenen Wünſche weitgehend zu erfüllen, zum Ausdruck kam, wurde die Sitzung geſchloſſen, An die badiſche Beamtenſchaft! Wieder hat der Führer das geſamte deutſche Volk auf⸗ gerufen, durch die Opferwilligkeit aller Kreiſe den Armen und Bedrängten über die Not des Winters hinwegzuhelfen. Niemand wird zögern, dem Rufe des Führers Folge gu leiſten. Von der Beamtenſchaft erwarte ich, daß ſie ſich auch diesmal reſtlos und freudig einardnet in die große Front der Helfer am Werk und daß ſie bereit iſt, die Opfer zu bringen, die notwendig ſind, um auch den letzten Volks⸗ ge endig 1 a l genoſſen vor der Not des Winters zu bewahren. (gez.) Walter Köhler, Miniſterpräſident. —— 7 1 J Heidelberg.(Ruf an die u niverſität Heidel⸗ berg angenommen“) Die Preſſeſtelle der Univerſität Heidelberg teilt mit: Der Direktor der Univerſitäts⸗Frauen⸗ flinik in Greifswald, Profeſſor Dr. Hans Runge, hat den an ihn ergangenen Ruf auf den ordentlichen Lehrſtuhl für Ge⸗ burtshilfe und Gynäkologie an der Aniverſität Heidelberg angenommen und die Direktion der Univerſitäts⸗Frauenklinik Abernommen. l Schriesheim.(Scharlach⸗Erkranku ngen.) Die Scharlach⸗Erkrankungen haben hier derart zugenommen, daß vorſichtshalber die vorübergehende Schließung der Klein⸗ kinderſchule angeordnet wurde. Il Schwetzingen.(Ausſtellung im Schloß.) Vom 9. bis 13. November ds. Is. findet im Schwetzinger Schloß eine Bildausſtellung mit Vorträgen ſtatt, veranſtaltet von der Geſellſchaft„Freunde der bildenden Kunſt e. V.“ in Mün⸗ chen. Die Ausſtellung wurde bereits in Karlsruhe und Bruch⸗ ſal gezeigt. Külsheim.(Scha denfeuer.) In der noch ziemlich neuen Scheune des Landwirts Emil Matzer brach Feuer aus. Während es der Feuerwehr gelang, das Wohnhaus und die Stallungen zu retten, wurde die Scheune mit ihrem geſamten Inhalt an Getreide⸗ und Futtervorräten, ſowie landwirtſchaftlichen Maſchinen und Geräten ein Raub der Flammen. Mosbach.(93 jähriger Altveteran.) In ſel⸗ tener Friſche beging der älteſte Einwohner von Mosbach, Albin Halter, ſeinen 93. Geburtstag. Der Jubilar machte die Kriege 1866 und 187071 mit, war während des letzten Krieges Polizeidiener in Nüſtenbach und verbringt nun ſeinen Lebensabend in Mosbach bei ſeinem Sohne. In dieſem Jahre hatte er die Freude, den dritten Urenkel zur Taufe zu bringen. () Weingarten.(Ein zehntes Naturſchutzge⸗ biet) Das Gebiet des Weingartener Torfmoores iſt, wie bereits kurz berichtet, zum Naturſchutzgebiet erklärt worden, womit ſich die Zahl der in Baden ſtaatlich geſchützten e gebiete auf 10 erhöht. Das Weingartener Torfmoor erhä ſein Gepräge durch die Anergründlichkeit ſeines Sumpfes und die überaus reiche Flora und Fauna. In dem Sumpf⸗ moor gedeihen Riedgras, Schwertlilie, der dickblättrige Frof biß und andere Sumpfpflanzen, die ein Wurzelgewir. ar weiſen, das imſtande iſt, einen Menſchen zu tragen. Inner⸗ halb des Torfmoores niſten Habichte, Brachvögel,. Bleßhühner, Hohltauben, Sumpfhühner und verſchtedene andere Arten von Sumpfoßgeln. f Achtung, Saat abſtimmungsberechtigte Zweifelhafte im Saargebiet, darunter ein gewiſſer EHoſpe, Eiſenbahnaſſiſtent a. D. aus Oberlinxweiler (Saar), erheben Einſprüche gegen Eintragungen von Saar⸗ abſtimmungsberechtigten, die im Reich ihren Wohnſitz ha⸗ ben. Die beteiligten Abſtimmungsberechtigten wollen ſich umgehend bei den Geſchäftsſtellen der Saarvereine oder bei den zuſtändigen Saar⸗Obleuten melden unter Vorlage der zugeſchickten Papiere und der ſonſtigen notwendigen elege. Eile tut not, da die Friſt zum Gegeneinſpruch äußerſt kurz demeſſen iſtl 3 Neues aus aller Welt Frankfurt a. M.(Steuerſteckbrief und Ve r⸗ mögensbeſchlagnahme.) Gegen die Rentnerin Frau Emma Schiff geb. Heilmann, geboren am 8. Februar 1862 in Paris, zuletzt wohnhaft in Königſtein im Taunus, Altkönigſtraße 28, zurzeit in Paris, Hotel Cecilia, Avenne Mac Mahon, iſt ſeitens des Finanzamtes Homburg v. d. H. ein Steuerſteckbrief erlaſſen worden. Die Steuerpflichtige ſchuldet dem Reiche eine Reichsfluchtſteuer in Höhe von 73 450 Mark, die am 30. Mai fällig geweſen iſt, nebſt einem Zuſchlag von 5 Prozent für jeden auf den Zeitpunkt der Fälligkeit folgenden angefangenen halben Monat. Es er⸗ geht hiermit die Aufforderung, die oben genannte Steuer⸗ pflichtige, falls ſie im Inland betroffen wird, vorläufig feſt⸗ zunehmen und ſie gemäß Paragraph 11 Abſ. 2 der Reichs⸗ fluchtſteuervorſchriften unverzüglich dem Amtsrichter des Bezirks, in dem die Feſtnahme erfolgt, vorzuführen. Offenbach.(Verhängnisvolles Spiel mit Streichhölzer n.) In einer Wohnung im Kleinen Biergrund hatten zwei Kinder im Alter von 6 und 3 Jah⸗ ren in Abweſenheit der Eltern mit Streichhölzern geſpielt. ſo daß Einrichtungsgegenſtände der Küche in Brand ge⸗ rieten. Das ältere Kind, das ſich ſchützend vor das jüngere geſtellt hatte, um es vor den Flammen zu bewahren, er⸗ litt erhebliche Brandwunden am Kopf, während das an⸗ dere Kind ſich eine Rauchvergiftung zuzog. Die Feuer⸗ wehr hatte etwa eine halbe Stunde zu tun, um das Feuer zu erſticken. Das verletzte Kind wurde nach dem Stadt⸗ krankenhaus gebracht. Internationaler Betrüger als griechiſcher Prieſter f Fulda, 24. Oktober. Die Fuldaer Kriminalpolizei konnte einen unter der Maske eines griechiſch⸗orthodoxen Prieſters umherreiſenden Hochſtapler und Betrüger, der ſeit 1929 in Spanien, Oeſterreich, Frankreich und Deutſchland geſucht wird und dazwiſchen auch in Nord⸗ und Südamerika ſein Unweſen getrieben hat, verhaften. Es handelt ſich um den ſtaatenloſen 46jährigen Galizier Wladimir Bodnyk, in deſ⸗ ſen Beſitz ein in Braſilien ausgeſtellter Nanſen⸗Paß ge⸗ funden wurde. Bodnyk hatte in einem Fuldaer Kloſter einen raffinierten Betrugsverſuch unternommen. a Tödlicher Unfall beim Schlachten. In Gymnich (Rheinland) wurde bei einer Hausſchlachtung der 36jährige Metzgermeiſter Wilhelm Dreſchmann jun. beim Schießen eines Schweines von der zurückprallenden Kugel ſo unglück⸗ lich getroffen, daß er auf der Stelle ſtarb. b Ein Toter, ein Schwerverletzter bei Würzburg. Im benachbarten Rottendorf glitt ein mit Steinen beladener Laſtkraftwagen mit Anhänger von der Fahrbahn und fuhr in den Straßengraben, an deſſen Böſchung eine Gruppe Arbeiter gerade ihr Veſperbrot verzehrte. Während ſich die Mehrzahl der Arbeiter noch in Sicherheit bringen konnte, gelang dies einem nicht mehr. Er wurde vom Laſtwagen er⸗ drückt; der Tod trat auf der Stelle ein. Ein weiterer Arbei⸗ ter erlitt ſchwere Verletzungen. Auf der Landſtraße ermordet Neuſtadt O. S., 24. Oktober. Auf der Landſtraße zwi⸗ ſchen den Dörfern Roſenberg und Wilkau wurde der Bau⸗ er Anton Kontny aus Wilkau von einem Kraftwagen kot aufgefunden. Die Ermittlungen ergaben, daß Kontny, der eine Fuhre Rübenſchnitzel geholt hatte, unterwegs von einem bisher unbekannten Täter von hinten niedergeſchla⸗ gen wurde. Der Schwerverletzte fuhr mit ſeinem Wagen noch etwa 100 Meter weit und ſtürzte dann auf die Straße, wo er tot liegen blieb. 3 Abſturz eines Autos Fahrlehrer und Fahrſchüler kot. Oberndorf, 24. Oktober. Gegen 5 Uhr fuhr Fahrlehrer Rabe aus Horb mit ſeinem Fahrſchüler Bäckermeiſter Rapp aus Boll und deſſen 10jährigem Söhnchen die Mauſerſtraße hinaus. Am Steuer ſaß Rapp. Beim Kehren am Ende der Mauſerſtraße, die für einen Anfänger beſonders ſchwer iſt, kam Rapp über den Gehweg hinaus, ſo daß der Wagen den mit nur wenig Gebüſch bewachſenen etwa 80 Meter tiefen ſteilen Abhang in raſendem Tempo hinab⸗ ſauſte. Der Wagen wurde völlig zertrümmert. Fahrlehrer Rabe war ſofort kot. Bückermeiſter Rapp wurde von einem Auko⸗ mobiliſten aus Stuttgart mit zerſchmetterkem Schädel ins Krankenhaus eingeliefert, wo er bald darauf verſchied. Amerikaniſche Flotte durchfährt den Panamakanal. Criſtobal(Panama), 25. Okiober. Ganz unerwartet er⸗ ſchien am Mittwoch die amerikaniſche Flotte in der Limon⸗ Bay. Kurz darauf begann die Durchfahrt von 88 Kriegs⸗ ſchiffen durch den Panamakanal in Richtung zum Stillen Ozean. Man erwartet, daß die Durchfahrt durch den Kanal innerhalb von 40 Stunden durchgeführt ſein wird. In⸗ zwiſchen iſt jeder Handelsverkehr auf dem Panamakanal igel! N FFT Eiſter Nachtpoſtflug über den Ozean Berlin, 24. Oktober. Mittwoch früh um 6.46 Uhr landete in Natal der 10 Tonnen Dornier⸗Wal„Boreas“ der Deutſchen Lufthanſa mit Flugkapitän Aliſch als Führer. Das Flugboot wurde am Dienstag, den 23. dieſes Monats um 16.43 Uhr von dem Motorſchiff„Schwabenland“ vor der afrikaniſchen Küſte um Fluge nach Südamerika abgeſchoſſen. Die Beſatzung hat damit den erſten durchgehenden Nachtpoſtflug auf der wöchentlich betriebenen Lufthanſaſtrecke nach Südamerika ausgeführt und dabei 2519 Kilometer über dem Ozean zu⸗ rückgelegt. Der Giftbecher in Eſtland Reval, 24. Oktober. Durch eine Verordnung des Staats⸗ präſidenten iſt in Eſtland eine neue Strafprozeßordnung eingeführt worden, deren Beſtimmungen über den Vollzug der Todesſtrafe von beſonderem Intereſſe ſind. Die Todes⸗ ſtrafe wird in Zukunft in Eſtland auf Veranlaſſung und unter Aufſicht des Staatsanwalts vollſtreckt. Falls der Ver⸗ urteilte den Wunſch äußert, ſich ſelbſt zu vergiften, gibt der Gefängnisdirektor dem Henker den Befehl, dem Verurteilten Gift zu reichen. Hat der Verurteilte innerhalb fünf Minuten das Gift nicht genommen, ſo erfolgt die Hinrichtung durch Erhängen. Die Art und die Zuſammenſetzung des Giftes wird von der ſtaatlichen Geſundheitsbehörde beſtimmt. Lalcale Nuudcuau Auf einſamer Höhe Auf einſamer Höhe, dort wo die Aecker ſich im Blau des Himmels verlieren, ſteht ein alter Baum. In den Tagen ſommerlichen Blühens fehlt es ihm nicht an Unterhaltung. Er hält Zwieſprache mit allem, was ihm an Lebendem um⸗ gibt, mit Vögeln, Bienen, Schmetterlingen. Nun, da es ſtiller um ihn wird, hängt er ſeinen eigenen Gedanken nach, ſinnt über ſeine Jugend und träumt von einem neuen Früh⸗ ling. O, er hat ein bewegtes Leben hinter ſich, dieſer alte knorrige Geſelle! Jahr für Jahr hielt er den Unbilden des Wetters ſtand. Die glühende Sommerſonne vermochte ihn ebenſowenig aus der Faſſung zu bringen wie der tobende Gewitterſturm. Furchtlos erwartet er die zuckenden Blitze, die ich rings um ihn in ſchwüler Sommernacht entladen und voll Ergebung trägt er die weiße Laſt des Winters. Er ſieht ein Bauerngeſchlecht nach dem anderen zu ſeinen Füßen den Acker beſtellen. Alt und von Hitze, Kälte, Regen und Blitzen halt mitgenommen, ſteht er dennoch ſtolz und trotzig auf der Höhe, manchem Wegweiſer, der vom Pfad abkam Auf ſtolzer Höhe ſtehen die Großen unter den Menſchen. Weiter als gewöhnliche Sterbliche ſchauen ſie in die Runde. Tiefer geht ihr Blick zurück in das, was war, und ſeheriſch richten ſie die Augen voraus in die Zukunft. Was an ſie herankommt an Mißgunſt und Haß, an Neid und Verleum⸗ dung, iſt ihnen nicht mehr als ſolch einſamen Bäumen dar droben Wind und Wetter. Es vermag ſie nicht zu beugen und nicht niederzudrücken. Wetterfeſt werden beide, der ein⸗ ſame Baum und der Menſch auf ragender Höhe, und von beiden wird man noch in Achtung und Ehrfurcht ſprechen, wenn andere längſt dem Vergeſſen verfallen ſind. * Der November pocht an die Tür. Mit eiligen Schritten gehts nun in den Spätherbſt hinein. Im lang⸗ ſamen Ablauf der Zeit naht des Jahres vorletzter Monat, der November, der ſchon an der Türe pocht. Er leitet ein mit dem Doppelfeiertag Allerheiligen— Allerſeelen, dieſem den Toten gewidmeten Trauertag. Dann gehts immer tiefer in die vorwinterliche Zeit. In der Natur breitet ſich auf den Gefilden Verlaſſenheit und Einſamkeit aus und das Land, ſtill geworden, wartet auf den Winter und den erſten Schneefall. Der November bringt für den Bauern eine Zeit der Ruhe und der Vorbereitung auf den Winter. Die Wäl⸗ der werden bald völlig entlaubt ſein, immer mehr nimmt das Tageslicht ab und die Strahlen der Sonne ſenken ſich immer ſeltener auf die Erde. — Gegen Mißbrauch mit Fettverbilligungsſcheinen. Die Fettverbilligungsſcheine für Minderbemittelte für die Win⸗ termonate tragen auf der Rückſeite folgenden Aufruf: „Volksgenoſſen! Die Reichsregierung will Deutſchlands verhängnisvolle Abhängigkeit vom Auslande in der Fett⸗ verſorgung überwinden, den Bauern, dem Blutquent unſeres Volkes, helfen und nicht zuletzt durch Geſundung der Bauernwirtſchaft für Handel und Gewerbe auf natür⸗ lichem Wege Arbeit ſchaffen. Dieſem großen Ziele dient auch dieſer Schein. Er ſoll die für die Fetterzeugung im In⸗ lande notwendigen Preiſe den minderbemittelten Volks⸗ genoſſen erträglich machen. Volksgenoſſe, hilf mit am großen Werk! Verhindere jeden Mißbrauch des Bezugsſcheines! Freier Bund.— Städtiſche Kunſthalle. Am Don⸗ nerstag, den 25. und Freitag, den 26. Oktober, ſpricht Dr. C. Gg. Heiſe⸗Berlin über das Thema:„Hanſiſche Stadt⸗ kultur im Oſtſeeraum“.— Von hanſiſcher Stadtkultur im Oſtſeeraum berichten, das heißt einmal, den Spuren der norddeutſchen Backſtein⸗Baukunſt folgen, dann aber auch, eine Vorſtellung vermitteln vom ungeheuren Umfang deutſcher Maler⸗ und Schnitzerwerkſtätten des 15. und 16. Jahrhun⸗ derts in dem nordiſchen Reiche. Der nationale Spartag in den Schulen Am 30. Oktober wird wieder ein nationaler Spartag die volkswirtſchaftliche Bedeutung des Sparens deutlich machen. Der Reichserziehungsminiſter hat die Unterrichts⸗ verwaltungen der Länder erſucht, in den Schulen den Tag und ſeinen Sinn in geeigneter Weiſe zu würdigen. Eine Werbung für beſtimmte Unternehmen darf dabei nicht ſtattfinden. — Schillergedenkſtunde in der Schule. Gemäß einer An⸗ ordnung des Reichsminiſters für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volksbildung wird auch nach einer Bekanntgabe des badiſchen Unterrichtsminiſters in Baden die Schulfeier zum Andenken an den 175. Geburtstag Schillers am 9. November veran⸗ ſtaltet in Rückſicht darauf, daß der 10. November, der Ge⸗ burtstag des Dichters, in dieſem Jahre auf den Samstag (Staatsjugendtag) fällt. — Der Mäuſebuſſard über den Fluren. Ueber den ab⸗ geräumten Feldern und leeren Wieſen kreiſt der Mäuſebuſſard. Schwebend bietet der große Raubvogel mit ſeinen breiten Flügeln und dem großen Schwanze ein ſchönes Flugbild. Meiſt paarweiſe jagend beleben die Mäuſebuſſarde die herbſt⸗ lichen Fluren. Der Mäuſebuſſard iſt als Mäuſe⸗, Hamſter⸗ und Schlangenvertilger einer unſerer nützlichſten Raubpögel. Bis zu 30 Mäuſe ſind in einem Buſſardmagen ſchon ge⸗ funden worden. Der Mäuſebuſſard iſt durch das Reichs⸗ vogelſchutzgeſetz geſchützt und genießt dadurch die gleiche Schonung wie der ſeltene Uhu, der im Gegenſatz zu den Buſſarden nur nachts ſeine Beute ſucht. Die ſchweigſamen Pioniere Der Nationale Spartag will die ungeheure Bedeutung des Sparens für Staat und Wirtſchaft klar vor Augen führen. Man muß da gar kein Genie ſein, um das zu begreifen. Hat der Spartag noch einen anderen Sinn? Vielleicht iſt es noch lange nicht allen klar, daß der Nationale Spar⸗ tag auch eine beſcheidene Dankſagung an alle die iſt, die wiſſend oder dunkel ahnend durch ihre unermüdliche Spar⸗ tätigkeit mithelfen am Gelingen der Aufgabe, die zu löſen ſich das neue Deutſchland vorgenommen. Wir denken da vor allem auch an die kleinen Spargüter, an jene, die vielfach dem Munde agel art ſind. 5 denken an die Volksgenoſſen, die oft mit beſcheidenen 5 trägen an den Schaltern der a8 5 Banken und Kreditgenoſſenſchaften erſcheinen und dieſen Inſtituten ihre Groſchen zum Sparen anvertrauen oder dieſe in Anleihen und Pfandbriefen anlegen. Sie ſind durch die Tat, die wir„Sparen“ nennen, eingegliedert in die große Arbeits⸗ ſchlacht, eingegliedert in den Wirtſchaftsprozeß. Sie ſind die ſchweigſamen Pioniere, die Wege bauen helfen, Sied⸗ lungen errichten, r fe doll wieder ihrem rotierenden Leben zuführen. Für ſte ſoll der Spartag ein Freudentag ſein, denn er bekundet ihnen den Dank der Nation. Peterchen und das Kartoffelfeuer 5 Kartoffelfeuer ſind Feuer der Jugend— habe ich in dieſen Tagen irgendwo geleſen. Da dachte ich zurück an die Zeit, als ich noch ein Junge war, als man die erſte Pfeife heim Kartoffelfeuer rauchte— mit Kartoffelkraut geſtopft natürlich— wovon uns dann ſo recht, recht übel wurde. So übel, daß darüber nicht einmal die in der Aſche gebra⸗ tenen Kartoffeln hinweghelfen konnten. Kartoffelfeuer, Feuer der Jugend. In dieſe erinnerungsſelige Stimmung hinein platzt ein amtliches Schriftſtück, der Bericht eines Gendarmeriewacht⸗ meiſters. Und da ſteht, daß das elfjährige Peterchen, das ſchon mit anderen Spielgefährten Kartoffelfeuer abgebrannt hatte, auch einmal einen großen Brand ſehen wollte und mit Streichhölzern, die es in der elterlichen Küche fand, einen Strohſchober anzündete. Das Feuer griff auf eine zehn Meter entfernt ſtehende Scheune und auf Stall und Wohn⸗ haus über. Schaden: 65 000 Mark. Ein kalter Strahl. Paragraphen marſchieren auf. War der Junge ohne Aufſicht? Wie kam er an die Streichhölzer? Darf ein Strohſchober nur zehn Meter von den Gebäuden entfernt geſetzt werden? Nein, das iſt polizeiwidrig! War der Beſitzer verſichert? Aber das iſt ja gleichgültig, 65000 Mark Volksvermögen ſind vernichtet. Unwillkürlich male ich mir die Zahl mit den drei inhaltsſchweren Nullen hin. Wieviel Kinder hätten davon ſatt werden können in dieſem Winter, Peterchen! Und nun hat der Vater dir das Leder voll ge⸗ hauen, die Mutter weint, im Dorf zeigt man mit Fingern auf dich. Mit 11 Jahren ſchon ein Schädling am Volks⸗ ganzen— zwar ohne daß du es wollteſt— aber das macht deine Tat nicht beſſer. Zu Hauſe habe ich die Streichhölzer vom Herd genom⸗ men und ſie fort auf das Küchenbord gelegt. Denn unſer Fritz hat jetzt auch tagelang im Garten Kartoffelfeuer abgebrannt Und ich glaube, mancher Vater, der ein Peterchen oder ein Fritzchen zu Hauſe hat, wird ſich vornehmen, es ebenſo zu tun. Hannibal. Qualitätsbeſtimmungen für Obſibäume Seitens des Reichsnährſtandes wurden für den Verkauf von Obſtbäumen wichtige Beſtimmungen erlaſſen. Einmal lie⸗ gen genaue Preisvorſchriften vor, zum andern dürfen nur Bäume, welche den Qualitätsvorſchriften entſprechen, ver⸗ kauft werden und zwar dürfen nur Bäume I., mittlerer und II. Qualität in den Handel kommen. Wichtig iſt, daß jeder Baum, welcher zum Verkauf gelangt, hinſichtlich ſeiner Qua⸗ lität gekennzeichnet iſt, und den Sortennamen tragen muß. Aus dem Etikett muß alſo zu erſehen ſein, ob es ſich um eine I., mittlere oder II. Qualität und um welche Sorte es ſich handelt. Was iſt nun J. Qualität? Ein Obſthochſtamm J. Qua⸗ tät muß einen geraden, fehlerfreien, koniſchen Stamm von 180— 200 Zentimeter Höhe haben. Gutes Wurzelwerk muß vorhanden ſein, ſo daß ein ſicheres Anwachſen gewährleiſtet iſt. Die Krone kann 1—3jährig, bei extra ſtarken Bäumen auch älter ſein und muß einſchließlich des durchgehenden ge⸗ raden Mitteltriebes 5 Kronentriebe haben. Bei mehrjährigen Kronen müſſen die Aeſte ſachgemäß geſchnitten ſein, die letzt⸗ jährigen Triebe müſſen eine für die betreffende Sorte nor⸗ male Länge beſitzen. Bei einjährigen Kronenveredelungen, wie ſie beim Steinobſt oft vorkommen, muß die Krone min⸗ deſtens 3 normale Triebe aufweiſen, die Veredelungen müſſen gut verwachſen ſein. Süßkirſchen müſſen auf der hellrindigen, kleinfrüchtigen, wilden Vogelkirſche veredelt ſein, ſofern nicht anders vereinbart. Bei Halbſtämmen gelten die gleichen Be⸗ ſtimmungen. Die Stammhöhe beträgt 125—150 Zentimeter. Buſchbäume des Kernobſtes müſſen auf Zwergunterlagen ver⸗ edelt ſein, wenn nicht anders vereinbart; Stammhöhe nicht unter 35 Zentimeter. Sie ſollen 5 Aeſte einſchließlich Leit⸗ gel haben. Die Bäume müſſen der Sorte entſprechend wüchſig ein. Anter mittlere Qualität fallen die Bäume, welche gegenüber der J. Qualität kleinere Abweichungen zeigen, z. B. ein Kronaſt verkümmert iſt oder fehlt, der Stamm etwas zu dünn geblieben iſt oder einige Fehler hat wie Wunden⸗ narben, leichte Krümmung uſw. Mittlere Qualität muß durchaus pflanzwürdig ſein, gutes Wurzelwerk iſt Voraus⸗ ſetzung. g Die II. Qualität weiſt gegenüber der J. Qualität ſtärkere Anterſchiede auf. Es iſt ſchwer, hier genaue Angaben zu machen; es muß dem Fachmann. überlaſſen bleiben, die Grenze des Erlaubten vom Anerlaubten zu ziehen. Alle Bäume müſſen frei von Krankheiten ſein! So ſind zum Schutze des kaufenden Publikums für alle Obſtſorren und Formen genaue Richtlinien feſtgeſetzt, welche ſeitens der reellen Baumſchulfirmen begrüßt und auch befolgt werden. Den Käufern iſt zu empfehlen, beim Einkauf von Obſtbäumen auf dieſe Richtlinien zu achten und mindere Ware zurückzu⸗ weiſen. In Zukunft werden beſonders Marktbäume, d. h. I. Qualität, bei der Verteilung von Pflanzenbeihilfen be⸗ rückſichtigt werden. Ebenſo ſind die Obſtbaubeamten der Landesbauernſchaft angewieſen, für den Verkauf von Obſt⸗ bäumen nur Firmen, welche das Markenetikett führen, zu empfehlen. Wenn der deutſche Obſtbau ſich weiterhin zum Segen des Landes entwickeln oll, ſo iſt die Anpflanzung nur einwandfreier Ware ein grundlegendes Erfordernis. Wetterbericht Der Einfluß der nördlichen Depreſſion wird langſam ſtärker. Für Donnerstag und Freitag iſt mehrfach bedecktes, zu AUnbeſtändigkeit neigendes Wetter zu erwarten Mannheimer Thegterſchau Im Nationaltheater: Donnerstag, 25. Oktober: Miete D 3, Sondermiete D 1: Die Regimentstochter. Komiſche Oper von Do⸗ nizettj. Anfang 20 Uhr. Ende 22 Uhr. i Freitag, 28. Oktober: Miete F 3, Sondermiete F 1 Komödie der Irrungen von Shalkeſpeare, in der Neubearbeitung von Haus Rothe. Anfang 20 uhr. n.... Samstag, 27. Oktober: Miete B. 3, Sondermiete B 1: Schwarzwälder Kirch. Operette von Siedel⸗Va⸗ beni. Anfang 1.30 Abr. Ende 2230 Uhr.. Sonntag, 28. Oktober: Miete G 3, Sondermiete G 1: Der Roſenkavalier. Oper von Richard Strauß. Anfang 19 Uhr. Ende etwa hr.. i Im Neuen Theater(Roſengarten). 8 ontag, 28. Oktober: Zum erſten Male: Die große page Luſtſpiel von Alfred Möller und Haus Lo⸗ 8 denz. eiue. dis 3 Mark. Anfang 20 Uhr. Ende etwa 22 Uhr. a 5 8 Tragpfeiler deutſcher Größe Handwerker und Bauern gehören zuſammen. Von H. Schmidt Frieſach. Durch die Verordnung über den vorläufigen Aufbau des deutſchen Handwerks iſt ein Stand wiederhergeſtellt worden, deſſen überragende Verdienſte für deutſche Kultur faſt der Vergeſſenheit anheimgefallen waren, ein Stand, deſſen Wie⸗ dergeburt neben der Rückkehr zum Bauern erneut Zeugnis dafür ablegt, daß der Neuaufbau des Reiches bewußt von den alten bewährten Quellen deutſchen Volkstums her be⸗ trieben wird. Das deutſche Handwerk iſt von jeher eine wichtige Säule der deutſchen Volksgemeinſchaft geweſen. Es iſt in dem Sinne, daß der Meiſter mit ſeinen Geſellen mit eigener Hand und mit geringem Kapital unmittelbar für ſeine Abnehmer arbeitete, ſchon bei Beginn des Mittelalters vorhanden geweſen. Seit dem 12. Jahrhundert ſchloſſen ſich die Handwerker in Zünfte, Gilden oder Innungen zuſammen. Durch dieſen Zuſammenſchluß verkörperten ſie das ganze Mittelalter hin⸗ durch einen Machtfaktor, mit dem ſelbſt Könige und Fürſten zu rechnen hatten. Im 15. Jahrhundert erlebte das Hand⸗ werk ſeine höchſte Blüte. In ſeinen Zünften, Gilden und Innungen brachte das Handwerk den wahren deutſchen Ge⸗ meinſchaftsſinn zur hohen Blüte. Aus ihnen erwuchſen jene Kräfte, die deutſcher Sitte und Kultur in den Städten ihren Stempel aufgedrückt haben. Bezeichnend für das deutſche Handwerk des Mittelalters iſt jener Satz einer alten Chronik: „So jemand begehret ein ehrliches Handwerk zu erlangen, o ſoll er verbrieft und durch glaubwürdige Perſonen von ſeiner ehrlichen Geburt Beweiſe bringen und Anzeigen tun, daß er deutſcher Art ſei.“ Dieſe alte handwerkliche Anord⸗ nung hat das deutſche Handwerk frei gehalten von volksfrem⸗ den Einflüſſen. Sie hat bewirkt, daß die Kräfte zur Ent⸗ faltung der deutſchen Kultur ausſchließlich dem deutſchen Volkstum entnommen wurden. ——————.: ̃¼— 1 ĩ˙• . ũöAüT. ˙ Tag des deutſchen Handwerks Der Tag des deutſchen Handwerks gibt dem Handwerker Gelegenheit für ſein Geſchäft zu werben durch eine Anzeige in einer Separat⸗Seite für das Handwerk am Samstag in unſerem„Neckar⸗Bote“. Es iſt für jeden Handwerker wichtig, dieſe Mög⸗ lichkeit, ſich bei ſeiner Kundſchaft in entſprechender Weiſe in Erinnerung zu bringen, auszunützen. Verlag des„Neckar⸗Bote“, . ͤ K Als im Jahre 1810 bis 1811 die Zünfte aufhörten und die Gewerbefreiheit geſetzlich feſtgelegt wurde, verlor der Handwerksſtand ſeine feſtgefügte Gebundenheit und Kraft. Nach dem Kriege 187071 erſchütterten die Gründerjahre den Handwerksſtand erneut aufs ſchwerſte. Der Gemeinſchafts⸗ ſinn wurde nun vom Liberalismus verdrängt. Der Sieges⸗ zug der Maſchine begann. Mit ihr ſchien das Ende des deutſchen Handwerks und auch das Schickſal deutſcher Quali⸗ täts⸗ und Wertarbeit gekommen zu ſein. Der Erkenntnis, daß nur dann ein Fortſchritt iſt, wenn ſie produktionsver⸗ beſſernd wirkt, daß ſie aber einen Rückſchritt darſtellt, wenn durch Maſſenfabrikation Qualitätsverſchlechterung eintritt, wollte der Liberalismus ſeinerzeit keine Rechnung tragen. Die Folge war, daß die Nachfolger eines Hans Sachs zu Proleten wurden. Es iſt auch kein Zufall, daß das Handwerk der Stand iſt. der nächſt dem Reichsnährſtand aufgebaut worden iſt. Der Reichsnährſtand beſteht im weſentlichen aus dem deut⸗ ſchen Bauern. In ihm iſt alſo der Stand zuſammen⸗ geſchloſſen, der die Grundlagen deutſcher Kultur überhaupt geſchaffen hat, der ſie im Mittelalter gemeinſam mit dem Handwerk der Städte erhalten und weikerentwickelt hat, der bodenſtändig iſt wie das deutſche Handwerk ſtets bodenſtän⸗ dig geweſen iſt, der mit eigener Hände Arbeit unmittelbar die Güter erſchafft, die das deutſche Volk braucht. So gehören Bauern und Handwerk zuſammen. Sie ſind die eigentlichen Träger deutſcher Art, deutſcher Arbeit und deutſcher Kultur. Sie waren und ſind nunmehr wieder die Säulen, auf denen deutſches Volkstum ruht. Da kam der Nationalſozialismus— Geſtaltungswil in höchſter Potenz— und rüttelte die ſchlummernden ref wach; denn nichts iſt unabänderlich, wenn ein kräftiger 1 vorhanden iſt und entſprechende Geſtaltungskraft dahinter ſteht. 5 Der neue Staat hat alles das erkannt. Er, der d deutſchen Menſchen überall wieder zum Mittelpunkt 1 Wirtſchaft macht, ihn erlöſt aus der Rolle eines Skladen der Wirtſchaft, konnte unmöglich das Handwerk länger 1 fallen laſſen. So ließ der Führer aus der Erkenntnis 9 aus, daß im Rahmen einer geſunden deutſchen Volksgemein. ſchaft auch die Wiedererrichtung des deutſchen Handwerke nötig ſei, den vorläufigen Aufbau des Handwerk; bekanntgeben. Dieſe Verordnung iſt aus mancherlei Grün, den intereſſant. Viele Erzeugniſſe handwerklicher Arbei können auch in gewerblichen Betrieben anderer Art, in Fa⸗ briken am laufenden Bande hergeſtellt werden. Es iſt de. zeichnend daß vor der Neuordnung dieſer Wirtſchaftszweige das Handwerk als Stand wiederhergeſtellt worden iſt. Der deutſche Menſch muß wieder in perſönliche Beziehung treten zu ſeinem Werk. Seine Arbeit muß wieder Inhalt ſeines Lebens werden. Er muß in ihr ſein Weſen, ſeine perſön⸗ liche Art zum Ausdruck bringen können. Er muß darüber hinaus aber auch in Beziehung treten zu denen, die die Ex⸗ zeugniſſe ſeiner Arbeit gebrauchen, er muß mit ſeinem Na⸗ men, mit ſeiner Perſon einſtehen, bürgen für den Werk deſſen, was er geſchaffen. Dieſer Grundſatz des Eigen wertes, des Eigenſchaffens, der Eigenber⸗ antwortlichkeit läßt ſich innerhalb der gewerblich tätigen Wirtſchaftskreiſe vorzüglich im Handwerk zur Gel⸗ tung bringen. „Milchweißbrot, das Kraſtbrot“ Das deutſche Spezialbrot ab 1. November. Am 15. Oktober iſt das Geſetz über den Kartoffelbei⸗ miſchungszwang abgelaufen. Es wird nicht mehr erneuerk. Statt deſſen wird nunmehr das„Milch⸗Eiweißbrot, das deutſche Kraftbrot“ eingeführt, bei dem nach freiwilliger Vereinbarung mit allen in Frage kommenden Verbänden eine Beimiſchung pulveriſierter entrahmter Milch im Ver⸗ hältnis von 2,5 v. H. zum Geſamtgewicht des Mehles er⸗ folgt. Milch⸗Eiweißbrot iſt ein Spezi albrot und wird nur dort feilgehalten, wo das normale Brot zu erhalten iſt, damit auf den Verbraucher zur Abnahme kein Zwang ausgeübt wird. Das Milch⸗Eiweißbrot iſt ein Erzeugnis des Ge⸗ meinſchaftsgeiſtes vom Erzeuger bis zum Verbraucher. Die Bäcker verpflichten ſich, die vorgeſchriebene Mindeſtmenge aus pulveriſierter, entrahmter Milch zu verwenden ſowie das Spezialbrot unter der Kennzeichnung mit Streifband und Marke„Milch⸗Eiweißbrot“ feilzuhalten. Wie rege das Intereſſe für dieſes neue Kraftbrot bei den Bäckern iſt, geht daraus hervor, daß im Laufe von einigen Tagen bereits 18 000 Anfragen auf Zulaſſung zum Backen eingelaufen ſind. Wiſſenſchaft und Praxis haben dis Vorarbeiten von langer Hand getroffen.. i N Weinſpenden für die Winter hund Ein Fünkchen Freude. N In einem Aufruf an die Winzer und Weinhändler, dent die Deutſche Weinzeitung veröffentlicht, wird betont, daß die Beteiligung an der Winterhilfe nicht nur durch Geldſpenden, ſondern auch durch Naturalien erfolgen könne, vor allem aber durch die Abgabe von Wein, der denen zugute kommen poll, die das Schicksal beſonders ſchlecht gebettet habe, den Arbeits⸗ loſen und Arbeitsunfähigen, den Kleinrentnern und Alten. Es gelte nicht nur die quälende Not zu lindern, die der Hunger ſchafft, ſondern auch die geiſtige und ſeeliſche Not der Freudearmen. Die Weinabgabe könne auch in der Form geſchehen, daß die Spender bedürftige Volksgenoſſen zu einer kleinen Feier in irgendeiner Gaſtſtätte zuſammenbringen, um ihnen damit im ewigen Einerlei des Daſeins ein Fünkchen Freude zu entfachen. Das wäre vielleicht ſogar der ſchönſte Erntedank für das geſegnete Weinjahr 1934. Es wird weiter auf die Möglichkeit hingewieſen, nach Beendigung der Wein⸗ ernte arme Stadtkinder für Wochen oder Monate im Reben⸗ land aufzunehmen oder andererſeits arme Landarbeiterkin⸗ der in die Stadt zu rufen, um den Eltern ein Stück Sorge wegzunehmen. Verſammlungs⸗ Kalender. NS⸗Frauenſchaft. Heute abend 8 Uhr Heimabend im kleinen Schloßſaal. Tv. 1898. Heute abend 7.30 Uhr Handballtraining der Turnerinnen. Das Handballtraining der Turner findet ausnahmsweiſe nach der Turnſtunde der Tur⸗ nerinnen ſtatt. Fußballvereinigung 98. Morgen abend zu den üblichen Zeiten— Saaltraining— in der Schulturnhalle. An⸗ ſchließend Spielerverſammlung. Zuſchauer, welche Intereſſe daran haben, am Sonntag mit nach Hockenheim zu fahren, wollen ſich bei Friſeur Max Wagner oder im Lokal„Zum Stern“ bis Samstag abend Fahrſcheine beſorgen. Fahrpreis hin und zurück 75 Pfg. ä — den, Hocge! Spart bei der ältesten Bank und Sparkasse am Platze Landl Aredlwerein Schenken Das Held e. G. m u. H. in Mannheim-Seckenheim. Begründet 1881. TTC eue Rarinaden:; Bismarckheringe 19 1 Litet⸗Doſe 70 Pfg. Rollmops 5 1 Liter⸗Doſe 70 Pfg. Heringe in Gelee 50 1 Liter⸗Doſe 70 Pfg. Bratheringe 8 1 Liter⸗Doſe 60 Pfg. Heringe marinierte 8 5 Stück 13 Pfg. 5 Ferner empfehle: 5 Neue Heringe Stück 4 u. 7 Pfg. Büchinge, ſcharfe 15 1 Stück 10 Pfg. e 514 J 5 Pfund 40 Pfg. j .. ö Eeingetroffen ein Poſten Feſctsſahe dr Tögere. ngetroff a ten Joie 5 Pa Futter ⸗Kartoſſeln 1 40, 45, 55 Pfg. 2 Sie 0 Heel ſaln„db 20 50 Waffelbruch Ochſenmaulſalat 5 Zentner Mk. 8.— D 28* 2 1* dee ee Trockenſchnitzel Zentner Mk. 8.— Stück 8 u. 12 Pfg. Mex. Schmich. Neue Eſſiggurken Stück 4 u. 6 Pfg. Gewürzgurken 5 i Pfund 20 Pfg. von Grundbesitz, Häusern und Bauplätzen. Georg Röser Apfelwein, offen 5 Liter 30 Pfg. Immobilien(R. D. NI). Aeltest. Fachgeschäft am Platze. immer und Küche ſofort zu zu vermieten. Räheres Hermsheimerſtr. 3 Gelegenbheitskauf! 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Nach dem, was er gehört hatte, packte ihn fedoch ſogleich ein Argwohn. Da folgte ſchon das zweite Frappferende: Sie hatte ein Zimmer nach der Straßenſeite bezogen. Allerdings hatte ſie ihm das geſchrieben und auch motiviert— jetzt erſt glaubte er den wahren Grund zu verſtehen. Und wie er die Tür nach dieſem Zimmer öffnete, da trat ihm wie zum Hohn das Hauptbelaſtungsmaterial entgegen: das fertige Bild des Italieners. Das hatte ihn förmlich niederge⸗ ſchmettert. Er hatte ſich ſein klares Urteil auch dadurch nicht wollen trüben laſſen, jedoch, der Staatsanwalt, der es gewohnt war, jeder Sache auf den Grund zu gehen und mit unnachſichtiger Strenge nach Beweiſen zu ſuchen, wollte ſich keiner Schwäche zeihen, wo es ſeine eigene Frau galt. Und die Beweiſe erdrückten ſich ſchier. Sein Mißtrauen war erwacht und hielt ihn mit eiſernen Klammern umfaßt. Sie kannte den Italiener von früher her, wußte, daß er jeden Sommer nach Brunnen kam, hatte ſich ſeinet⸗ wegen nach Brunnen geſehnt und ſich deshalb geweigert, mit ihm, ihrem Gatten, die Tour ins Berner Oberland mitzumachen. O, wie entſetzlich klar ihm jetzt alles wurde! An dieſes Beweismaterial reihte ſich das von Frau Kuntze Vernommene mit unerbittlicher Logik an: Das tägliche Zuſammenſein— die Gondelfahrten— die einſamen Spa⸗ ziergänge auf der Axenſtraße. Ein Aechzen und Stöhnen kam aus ſeiner Bruſt. Mit einer ungeſtümen Bewegung warf er ſeinen Hut auf das Bett und begann, unruhig hin und her zu laufen. Der ſtets nüchtern und kühl Denkende und Handelnde kannte ſich ſelbſt nicht wieder. Dunkle ſeltſame, ihm bisher ganz unbekannt geweſene Gefühle ſtiegen in ihm auf, und was er bei anderen oft verſpottet, ja, verachtet hatte, brannte und gärte jetzt in ihm: Eiferſucht und Zorn. O, ſie ſollte nur kommen. Mit voller Wucht wollte er ihr ſeine Anklagen und Vorwürfe ins Geſicht ſchleudern und ſie auffordern, ſich zu rechtfertigen, Rede und Antwort zu ſtehen. Und wenn ſie ihm trotzig entgegenträte— leug⸗ nete— er würde ihr die Schuld von der Stirn ableſen. Was ſie auch getan haben mochte, eine Heuchlerin war ſie nicht. Wenn ſie es aber nun nicht ableugnete, wenn ſie ge⸗ ſtand? O Gott— der kalte Schweiß rann ihm von der Stirn—. Wenn ſie vielleicht gar, von ſeinem Zorn und von ihrer Angſt vor ihm, vernichtet und zerknirſcht in hei⸗ ßer Reue unter Tränen um ſeine Vergebung bat— konnte— durfte er dies je verzeihen— mußte er nicht unerbittlich hart mit ihr ſein? O Gott, wohin verirrte ſich ſeine Phantaſie? Er liebte ſie ja über alles— jetzt, nun er fürchtete, ſie an einen anderen verloren zu haben, empfand er erſt die ganze Stärke ſeiner Liebe. Es lag nicht in ſeiner Art, ſie beſtändig zu betonen und zu zeigen, darum war ſie nicht weniger tief. Nun war ſte ihm vielleicht verloren. Er ſtöhnte von neuem tief und ſchmerzlich auf. 5 Menn ſie nur erſt da wäre— wenn ſie nur erſt da wäre! Er ſteckte ſich eine Zigarre an. Das pflegte ihn ſonſt zu beruhigen. Jetzt regte es ihn nur noch mehr auf. Geſpannt horchte er auf jeden Schritt und fuhr bei jedem Geſpräch nervös zuſammen. Schließlich ſetzte er ſich vor den Tiſch und vergrub auf⸗ ſtöhnend ſein Geſicht in beide Hände. Nicht ahnend, was ihrer daheim harrte, kehrte Maria Urſula von ihrem Ausflug zurück. Es war ein ſo wundervoller Tag heute geweſen— die herrliche Dampferfahrt mit Virgilio, die Stunde zuſam⸗ men mit ihm in Tiroler Stübli und dann die Heimfahrt. Sie fühlte ſich ſo froh und befriedigt. In dieſer Stimmung öffnete ſie die Tür. In demſelben Augenblick entfuhr ihr ein Laut höchſter Ueberraſchung und Freude. „Kurtchen— iſt es möglich? Du hier?“ rief ſie, ſtürzte auf ihn zu, umſchlang ihn, ehe er ſich erheben konnte, mit beiden Armen und küßte ihn ſtürmiſch. „Nein dieſe Ueberraſchung! Nicht einmal geſchrieben haſt du, daß ich dich vom Bahnhof abholen konnte— du Böſer! Aber nun bin ich ja ſo froh, daß du endlich wieder hier biſt!“ ſprudelte ſie glücklich hervor. Es klang ſo viel ungekünſtelte, herzliche Freude durch ihre Stimme, die ganze Begrüßung hatte ſo viel von ihrer impulſiven Wärme und Zärtlichkeit, daß er ſtutzig wurde. Er ſprang auf, ſchloß ſie in ſeine Arme und küßte ſie. Dann ſchob er ſie von ſich ab und ſah ſie feſt, wenn auch nicht unfreundlich an. „Nun ſage mir, Kind, wo haſt du denn ſo lange ge⸗ ſteckt? Ich warte ſchon ſeit einer Stunde auf dich.“ „Ach, Kurtchen—“ ein roſiger Schimmer huſchte über ihr Geſicht,„wenn ich das geahnt hätte, wäre ich gar nicht fortgegangen— ich hatte einen Ausflug nach Gerſau mit dem Dampfer gemacht.“ „Allein?“ Wie ſeltſam er das fragte, und wie er ſie dabei anſah! Ein tiefer Schreck durchzuckte ſie, aber ſtie war noch völlig unbefangen. „Nein, nicht allein— der Signor Virgilio begleitete mich.“ „Wer? dabei?“ „— Niemand.“ Mit dröhnendem Schlag fiel ſeine Hand auf den Tiſch daß es krachte. „Da hört doch alles auf, Maria Urſula!“ „Mein Gott, Kurt— das Herz ſchlug ihr plötzlich bis zum Halſe hinauf,„findeſt du denn etwas— dabei?“ ſtammelte ſie ganz erſchrocken. „Ob ich etwas dabei finde? Himmel— Donnerwetter, kannſt du noch ſo naiv fragen?“ rief er wütend.„Weißt du denn gar nicht mehr, was ſich ſchickt?“ Sie war leichenblaß geworden und eine Ahnung kam ihr, drohend, unheilverkündend. Wie mit eiſiger Hand griff es nach ihrem Herzen: „Kurt— was bedeutet denn das alles?— Was habe ich denn verbrochen, daß du über mich herfährſt, als—“ „Genug, um dich in aller Leute Munde zu bringen,“ fuhr er erregt dazwiſchen. „In aller Leute Munde?“ fragte ſie zitternd vor Auf⸗ 919 95„ich begreife das alles ja noch nicht— wer kann ir— „Die Spatzen pfeifen es auf den Dächern“. Er ließ ſie wieder nicht ausreden, denn es kochte in ihm.„In Inter⸗ laken wurde es mir höhniſch in nicht mißzuverſtehender Weiſe erzählt, daß meine Frau ſich mit einem hübſchen Italiener in meiner Abweſenheit prächtig amüſiere.“ „Mein Gott,“ rief ſie entſetzt, aber auch zugleich ſchren⸗ haft klar ſehend,„das kann dir nur die Kuntze erzählt haben, die mich hier mit ihren Bosheiten verfolgte. And — dieſem niedrigen Klatſch— haſt du Glauben geſchenkt?“ „Spiele nicht noch die Entrüſtete und unſchuldig Ge, kränkte, mein Kind“ fuhr er ſie, von ihrem Vorwurf ge⸗ troffen, an.„Es wurde mir auch noch von anderer Seite erzählt,— aber das iſt ja ganz gleich, wer— es komm nur darauf an, ob etwas Wahres an der Sache iſt. Kannſt du es leugnen, daß du täglich mit ihm zuſammen geweſer biſt, Gondelfahrten und einſame Spaziergänge auf der Axenſtraße mit ihm zuſammen gemacht, ihn zur Table dhote in Mythenſtein eingeladen haſt— kannſt du das alles leugnen, frage ich dich?“ Maria Arſula zitterte am ganzen Körper vor Schreck Empörung und gewaltſam unterdrückter Erregung. Der da vor ihr ſtand, das war der Staatsanwalt, de vor dem Richtertiſch ſtand und ein Verhör mit einem Schuldigen anſtellte. Aber wenn er erwartet hatte, daß ſie ſchuldbewußt den Blick ſenken würde, ſo hatte er ſick geirrt. Stolz und trotzig hob ſie den Kopf. „Nein— ich leugne nichts von alledem und habe ee auch nicht nötig— was ich tat, kann ich verantworten.“ „So— kannſt du? Na, dann bitte— welche Auslegung haſt du für dein Handeln in Bereitſchaft?“ fragte er ſpöt⸗ tiſch, aber zugleich mit durchbohrender Schärfe. „Ich bin mir keines Unrechts bewußt,“ antwortete ſie mit tränenerſtickter Stimme,„und nur die gehäſſigſte Ver⸗ leumdungsſucht konnte irgend etwas dabei finden, daß ich— „Du wirſt den Leuten wohl Grund genug gegeben haben, dein Betragen zu kritiſteren,“ fiel er ihr gereizt ins Wort,„und ich ſage dir, daß du dich in jedem Falle unverantwortlich benommen haſt.“ Der Italiener? And wer war ſonſt nock (Fortſetzung folgt.) Blumen drängen zum Licht Dem, der nicht tiefer in die geheimnisvolle Werkſtatt der Natur einzudringen vermag, iſt der Baum ein Baum und die Blume eine Blume. Er ſieht zwar Anterſchiede in der Geſtaltung und in der Farbe der Gewächſe. Das iſt aber Auch ſo ziemlich alles. Der Naturfreund jedoch ſieht mit ganz anderen Augen, ja, der Naturfreund ſtößt auf ganz ſeltſame Dinge, von de⸗ nen Tauſende, Hunderttauſende nichts ahnen mögen. Schon den Pflanzenkennern der älteſten Zeiten fielen da recht merkwürdige Beobachtungen auf, Beobachtungen, die faſt ans Myſtiſche grenzen. So fand man beiſpielsweiſe Pflan⸗ zen, die in ihrer Blattſtellung ein ſtreng vorgeſchriebenes Zahlengeſetz einzuhalten ſcheinen. Nicht genug damit, daß beſtimmte Blätter, und zwar unter Anlehnung an einen genau feſtgelegten Plan, ſich um den Stengel ſpiralenförmig ſchlängelten, man fand auch, daß jedes ſechſte oder neunte oder jedes vierzehnte Blatt eine genaue Anordnung hatte, daß die betreffenden Blät⸗ ter ganz genau über dem darunter befindlichen ſtanden oder daß ſich andere unter Einhaltung einer ſtrengen Ord⸗ nung genau gegenüberſtanden. Was wir ſehen, iſt eine der unzähligen Aeußerungen der Weltintelligenz, die im Reiche der Natur die große Ordnung aufrecht erhält, die das Göttliche des großen Weisheitsplanes in geradezu rührender Weiſe zum Aus⸗ druck kommen läßt. Aus dieſer und einer Reihe anderer Wahrnehmungen ergibt ſich der untrügliche Beweis, daß im Haushalte der Natur aus Gründen der Lebenserhal⸗ tung ein ſtrenges„Lichtrecht“ gilt, um dem einen wie dem anderen den„Platz an der Sonne“ zu ſichern, denn die Pflanze bezieht ihre Lebenskräfte ja nicht nur aus dem Boden, ſondern auch aus dem Aether. Ja, empfinge ſie nicht genug Licht und Luft, dann nützte auch ihr der nahr⸗ hafteſte Boden nichts. „Primum eſt vivere“, die Möglichkeit, leben zu können, die Rückſicht auf den Anderen der genau ſo leben muß, iſt hier oberſtes Geſetz, dem alles andere ſich unterzuordnen hat. Kaum ſonſtwo iſt die große, einzige„Volksgemein⸗ ſchaft“ allgemeiner, lebendiger und tiefſinniger verwirk⸗ licht, als in dieſem Lebens⸗ Erhaltungs- und Anpaſſungs geſetz der Pflanzenwelt. Beſonders auffällig laſſen ſich die engen Beziehungen zum Licht bei der Kapuzinerkreſſe nachweisen, die in über⸗ aus hohem Maße lichtempfindlich iſt. Gerade dieſer hohen Lichtempfindlichkeit wegen erwachſen der Kapuzinerkreſſe die größten Schwierigkeiten, wenn von unerfahrenen Men⸗ ſchen der Topf der Pflanze vom Licht abgekehrt wird. Durch eine derartige Unüberlegtheit werden der Pflanze große Zumutungen geſtellt, da die veränderte Stellung, die den Schildblättern nun nicht mehr die erforderliche Lichtmenge zukommen läßt, eine gänzliche Amſtellung notwendig macht. Die Stiele ſind infolgedeſſen gezwungen, eine entſprechende Krümmung vorzunehmen, damit die Schildblätter wieder die dem Lichte zugekehrte Stellung finden. Da ſie ſich je⸗ doch nicht etwa ſo drehen und biegen können, wie wir das von unſeren Gliedmaßen her gewöhnt find, kann die Stel⸗ lungsveränderung ſich nur durch die Zellen, auf dem Wege einer veränderten Wachstumsrichtung, vollziehen. Dieſe unter dem augenblicklichen Zwang vollzogenen Krümmun⸗ gen behalten die Stiele dann für ihr ganzes Leben bei. Würde dem Topf abermals eine veränderte Stellung ge⸗ geben werden, ſo daß die Pflanzen ſich von neuem einen anderen Weg ſuchen müßten, dann kann das wiederum nur durch entſprechende Veränderung der Wachstumsrichtung geſchehen. Bringt man in unmittelbarer Nähe der Kapuziner⸗ Kreſſe eine Spiegel ſo an, daß die untere Seite der Blätter von den zurückgeworfenen Lichtſtrahlen getroffen wird, dann werden die Blattſtiele bereits nach wenigen Stunden damit beginnen, ſich allmählich zurückzubiegen, deshalb nämlich, weil die Lichtſinnesorgane nicht auf der unteren, ſondern auf der oberen Seite des Blattes ſitzen. Bereits am darauffolgenden Tage wird ſich die Krümmung der Blattſtiele ſoweit vollzogen haben, daß ſich die Blätter mit ihrer Oberſeite dem Spiegel zukehren können. 75 Tanzende Vögel Die in Guyana heimiſchen„Felſenmännchen“ dürfen als die Tänzer unter den Vogelarten gelten, denn es gibt wahre Tanzkünſtler unter ihnen. Die Felſenmännchen ah⸗ men die Bewegung des tanzenden Menſchen ſo frappierend nach, daß man ſich über die Fertigkeiten dieſer Tierchen gar nicht genug wundern kann. Auch Robert Schomburgk hatte Gelegenheit, ſich von den Tanzkünſten der Felſen⸗ männchen zu überzeugen und Schomburgk hat über ſeine Wahrnehmungen auch ausführlich Bericht erſtattet. Aus dieſem Bericht erfährt man, daß ſich die Felſenmännchen, und zwar in der Paarungszeit, häufig an beſtimmten Plätzen verſammeln, wo ſie förmliche Tanzkränzchen ab⸗ halten. Die eigentlichen Tanzplätze ſind vorher peinlichſt von allem Ankraut und allen Grashalmen befreit worden, ſo daß ſich ein völlig ebener Boden repräsentiert. Die Tanz⸗ flächen haben meiſt einen Durchmeſſer von zwei Metern. An einer Seite des Tanzplatzes ſind Männchen und Weib⸗ chen erwartungsvoll verſammelt. Bald betritt das erſte Männchen die Tanzfläche, um ſeine Künſte vorzuführen. In eigentümlichen, behenden Bewegungen wiegt ſich der Tänzer hin und her. Wie gewiſſenhafte Kritiker, die ſich nichts entgehen laſſen, hängen die Augen der Zuſchauer an jeder dieſer Bewegungen. Da es dem Tänzer bei der Vor⸗ führung ſeiner Künſte in erſter Linie darauf ankommt, um die Gunſt der Weibchen zu werben, iſt jede einzelne Bewe⸗ gung wohlbedacht und genau berechnet. Man darf unein⸗ geſchränkt ſagen: es ſind wirkliche Künſtler unter dieſen tanzenden Männchen, die es in langer Uebung zu einer erſtaunlichen Routine gebracht haben. Da gibt es Künſtler unter ihnen, die elegant die Flügel ſpreizen und ſtolz den Kopf in die Höhe zu werfen wiſſen um dann in zierlicher, tänzelnder Manier über das„Parkett“ dahinzugleiten. Jedes Männchen tanzt ſo lange, bis ſich die Ermüdung ein⸗ ſtellt. Iſt dieſer Augenblick gekommen, dann bricht der Tänzer mit einem merkwürdigen, ſchwirrenden Ton die Vorführung ab und begibt ſich dann in die Zuſchauer⸗ menge zurück, worauf alsdann der nächſte Tänzer die Tanz⸗ fläche betritt. So geht es in ſtändiger Reihenfolge, bis alle Männchen ihre Künſte gezeigt haben. Die routinierten Künſtler unter ihnen pflegen ihre Vorführungen ſogar mit einer beſonderen„Attraktion“ zu beenden. Meiſtens ſchlägt der Tänzer, genau wie der Pfau, ein Rad, um ſchließlich in ſtolzen Bewegungen in die Höhe zu flattern. Eiſenwaren aus— geſchmolzenen Sägeſpänen Bereits im vorigen Jahrhundert muß der Glaube an die Technik ungeheuer geweſen ſein. In einer engliſchen Zeitung erſchien zu jener Zeit ein Inſerat, worin die Grün⸗ dung einer Geſellſchaft mitgeteilt wurde die vorgab, ſie habe Mittel und Wege gefunden, aus geſchmolzenen Säge⸗ ſpänen Eiſenwaren anzufertigen. Allenthalben wurde dieſe Ankündigung mit größtem Intereſſe aufgenommen und ſchon innerhalb von zwei Wochen geſchah das Wunder, daß ſich für ſämtliche Aktien dieſer Geſellſchaft Liebhaber ein⸗ fanden. Einige Tage ſpäter widerfuhr den Aktienintereſſen⸗ ten eine höchſt unerwartete Täuſchung. Die Schriftleitung einer Zeitung gab bekannt, daß ſie ſelber die Veröffent⸗ lichung des Inſerates veranlaßt habe, und zwar lediglich darum, um feſtzuſtellen, ob die Dummheit und Leichtgläu⸗ bigkeit unter den Menſchen noch immer nicht ausgeſtor⸗ ben ſei. Man muß ſagen: die Leute, die ſich damals dieſen Bären aufbinden ließen, waren geradezu ſträflich leichtgläu⸗ big und vertrauensſelig, denn noch nicht einmal heute 755 alſo hundert Jahre ſpäter— iſt die Technik ſo weit, daß ſie Eiſenwaren— aus geſchmolzenen Sägeſpänen machen könnte