3 ö 8 5 15 Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. In den Saarkampf hat die Regierungskommiſſion abermals in merkwürdiger Weiſe eingegriffen. Sie hat den Beamten jede politiſche Tätigkeit unterſagt; gemeint iſt na⸗ türlich vor allem die Betätigung in der Deutſchen Front. dieſe neue Verordnung der Saarregeirung, die an den Gefühlen und an den bürgerlichen Rechten einer großen Gruppe von Abſtimmungsberechtigten auch hier ohne wei⸗ teres vorbeigeht, wird im Sinne des Aufrufes der Landes⸗ leitung der Deutſcher Front mit ſelbſtverſtändlicher Diſzi⸗ plin aufgenommer und befolgt werden. Allerdings wird der Saarbevölkerung nicht verübelt werden können, wenn ſie dieſe Maßnahme ebenſo wenig begreift wie die voran⸗ gegangenen volksfremden Methoden der Regierungskom⸗ miſſion. Die Beamtenſchaft des Saargebietes bildet einen Teil der ſaardeutſchen Bevölkerung und iſt nicht zu ver⸗ wechſeln mit der dortigen unmittelbaren Beamtenſchaft des Völkerbundes. Auch von der deutſchen Beamtenſchaft iſt ſelbſtverſtändlich Pflichterfüllung in ihrem Amt zu ver⸗ langen. Eine Neutralität aber, die zu einer entſprechenden Intereſſeloſigkeit und Indifferenz gegenüber dem Kampf um das Saardeutſchtum ausarten und ſich entſprechend äußern würde, kann dieſer Beamtenſchaft nicht zugemutet werden. Es bleibt nun intereſſant, abzuwarten, ob ſich die vorliegende Verordnung auch auf jene Beamten er⸗ ſtrecken wird, die gerade in den ihnen zugewieſenen politi⸗ ſchen Stellen ſtärkſtes Aergernis im Saargebiet hervor⸗ rüfen: die von dem Präſidenten Knox eingeſtellten Emi⸗ grantenbeamten in der Regierungskommiſſion, die in den Augen der ſaardeutſchen Bevölkerung Dinge mit hren Amtspflichten zu vereinbaren wußten, die allem anderen als der ihnen auferlegten Neutralität entſprachen. In Rom ſind die deutſch⸗franzöſiſchen Ver⸗ handlungen über die verſchiedenen Fragen, die in guſammenhang mit der Saarabſtimmung geregelt werden müſſen, wieder aufgenommen worden. Die bisherigen Sit⸗ zungen der beiden Abordnungen ſeien, wie der„Matin“ ſeſtſtellt, nicht nur ſehr freundſchaftlich verlaufen, ſondern ſogar herzlich. Die Tatſache, daß dieſe Beratungen auf bei⸗ den Seiten von gutem Willen getragen ſeien, habe in diplomatiſchen Kreiſen einen recht guten Eindruck gemacht. Man ſtelle mit Befriedigung feſt, daß eine Verhandlungs⸗ grundlage gefunden ſei und daß trotz der vorläufig noch heſtehenden Meinungsverſchiedenheiten Hoffnung für eine Verſtändigung beſtehe. Die„Journee Induſtrielle“ beſchäf⸗ tigt ſich in einem Artikel ihres Genfer Berichterſtatters mit der gleichen Frage. Sie ſchreibt u. a., die Verſchiebung der Saartagung des Völkerbundsrates bedeute nicht, daß die Beſprechungen des Dreierausſchuſſes in Rom keine Fortſchritte machten. Das Gegenteil ſei der Fall. Der fran⸗ zöſiſche Außenminiſter wünſche in Uebereinſtimmung mit ſeinen Kollegen nicht, ſich von der intereſſierten Propa⸗ ganda der Emigranten oder internationaler Kreiſe beeinfluſſen zu laſſen. Er ſei daher auch bereits Gegenſtand mehr oder weniger verſchleierter Angriffe geworden. Die Saarfrage werde jedoch dadurch von einem Bazillus be⸗ reit, der ſie bisher vergiftet habe. Es ſei ſchon ein gutes Nute daß man in internationalen Kreiſen über den 13. anuar nicht mehr als einen gefährlichen Tag ſpreche. 0 Das Präſidium der ſagenhaften Ab rüſtungskon⸗ ferenz hat wieder einmal ein paar Stunden lang„ge⸗ tagt“. Das Ergebnis wird in politiſchen Kreiſen als Ueber⸗ Aidung betrachtet. Dabei denkt man allerdings weniger an die intereſſanten Beſtimmungen des amerikaniſchen Ent⸗ wurfs über die Inveſtigation, vielmehr an die politiſche Konſtellation, die ſich im Präſidium ergab. Das„Journal des Nations“ hebt hervor, daß trotz allem eine politiſche Zuſammenarbeit zwiſchen Deulſchland und Ita⸗ lien beſtehe. Italien bleibe ſeiner im Juni vertretenen Anſicht treu, daß die Fortſetzung der Konferenzarbeiten ſhädlich ſei, ſolange Deutſchland nicht ſeinen Platz in der Konferenz wieder eingenommen habe. Der italieniſche Ver⸗ lreter habe nochmals jede Mitarbeit abgelehnt, ſolange dieſe Bedingung nicht erfüllt ſei. Dieſe Haltung Italiens müſſe als politiſcher Faktor ewertet werden, deſſen Bedeutung, man nicht vernachläſſigen dürfe. Was die Haltung Oeſter⸗ reichs anbetrifft, ſo fragt das„Journal des Nations“, ob der öſterreichiſche Vertreter mit ſeiner Forderung nach leichberechtiguna nicht auch für das abweſende Deutſchland eingetreten ſei. Was bedeute ſonſt der Satz, Daß der Erfola der Verhandlungen zwiſchen den großen Staaten eine Wiederaufnahme der Konferenzarbeiten mit ſch bringen würde“. Der Verner„Bund“ ſchreibt zu der öſterreichiſchen Erk ärung: Es konnte nicht fehlen, daß deſterreich wegen dieſes Vorſtoßes in gewiſſen Völker⸗ bundskrofſen eis Schrittmocher für Ungarn ſa ſogar für das dritte Reich bezeichnet worden ſel. Bei einer Betrachtung der realen Verhältniſſe aber könne dieſe Forderung, die ja praktiſch nichts anderes bedeute als die Möglichkeit einer Aufrüſtung, nur als Maßnahme zur Verſtärkung der eige⸗ nen Sicherheits⸗ und Widerſtandsgarantie gegen einen An⸗ griff auf die Selbſtändigkeit des Landes gedeutet werden. Das ſchienen jene Kreiſe ſofort vorausgefühlt zu haben, die, wie die Engländer, den Vorſtoß als die direkte Folge der Zusammenkunft des öſterreichiſchen Bundeskanzlers chuſchnigg mit Muſſolini gedeutet hätten. Eine Unterredung, die der franzöſiſche Außenmini⸗ ſter Laval in Genf mit dem ruſſiſchen Volkskommiſſar ut auswärtige Angelegenheiten, Litwinow, hatte, wird ſtark beachtet. Obgleich von amtlicher Seite über den Inhalt dieſer Unterredung nichts bekannt⸗ gegeben wurde, ſtellen die Blätter die verſchiedenſten Ver⸗ mutungen auf. Die Meinungen gehen dabei auseinander. Während die einen behaupten, der franzöſiſche Außenmini⸗ ter teile die Anſicht Litwinows über die Notwendigkeit des Oſtpaktes und habe ihm beſchleunigte Regelung der Ver⸗ lundlungen hierüber zugeſagt, vertreten andere den Standpunkt, Laval denke garnicht daran, die anderen Ver⸗ bündeten Frankreichs der franzöſiſch⸗ruſſiſchen Zuſammen⸗ beit zu opfern. Litwinow ſoll verſucht haben, Laval in die Enge zu treiben, indem er den franzöſiſchen Außenminiſter burer wieder auf die Möglichkeit hingewieſen habe, die eutſch⸗ruſſiſchen Beziehungen wieder in Gang zu letzen. Litwinow ſoll in dieſem Zuſammenhang zu verſtehen gegeben haben, dap ſich Sowjetrußland dieſer Möglirgkeit auf die Dauer nicht werde verſchließen können, wenn die franzöſiſch⸗ruſſiſche Zuſammenarbeit nicht ſehr bald be⸗ ſtimmte Formen annehme. Man könne trotzdem behaupten, daß der neuen Politik des franzöſiſchen Außenamtes Klar⸗ heit fehle. Wenn die Saarfrage die einzige deutſch⸗franzö⸗ ſiſche Meinungsverſchiedenheit darſtellen würde, würde man unter Umſtänden die Haltung der franzöſiſen Regierung noch verſtehen können. Dies ſei aber nicht der Fall.— Was Pertinax ſonſt noch meint, ſchreibt er nicht. Er muß aber ſchon wieder hetzen; befürchtet er eine vernünftigere Hal⸗ tung Lavals gegenüber Deutſchland? Durchführung des Lebensmittelgeſetzes Karlsruhe. Im neueſten Badiſchen Geſetz⸗ und Verordnungsblatt(Nr. 57) wird eine Bekanntmachung des Miniſters des Innern über die Durchführung des Lebens⸗ mittelgeſetzes in Baden veröffentlicht, für die Vorſchriften auf Anordnung des Reichsminiſters des Innern bis zu einer ſpäteren umfaſſenden Neuorganiſation mit ſofortiger Wirkung in Kraft geſetzt werden. Danach iſt die Ueber⸗ wachung des Verkehrs mit Lebensmitteln und Bedarfs- gegenſtänden(Lebensmittelpolizei) Aufgabe der Landes⸗ behörden, zu deren Unterſtützung chemiſche, tierärztliche und ärztliche Sachverſtändige ſowie chemiſche, veterinäre und medizinale Unterſuchungsanſtalten beſtellt werden. Die Hinzuziehung gewerblicher Sachverſtändiger kommt dann in Betracht, wenn es ſich um die Beurteilung von Fragen techniſcher oder wirtſchaftlicher Art handelt, ſie er⸗ folgt aber nur zur Unterſtützung der hauptberuflichen Sachverſtändigen. In den allgemeinen Vorſchriften für die Ueber⸗ wachung der Betriebe und Verkaufsſtellen iſt eine plan⸗ mäßige Beſichtigung und ein ſachgemäßer Wechſel in der Reihenfolge der zu beſichtigenden Betriebe vorgeſehen. Zu dieſen Beſichtigungen werden die wiſſenſchaftlichen Sachverſtändigen nach Bedarf hinzugezogen. Ihnen kann die Befugnis erteilt werden, auch ohne Begleitung von Polizeibeamten Beſichtigungen auszuführen und gegebe⸗ nenfalls Proben zu entnehmen. Liegen Anzeichen für ein geſetzwidriges Verhalten vor, wird der geſamte Betrieb beſichtigt, wobei im Bedarfsfalle die für die weitere Unter⸗ ſuchung notwendigen Proben von Roh- und Zuſatzſtoffen, Vor-, Zwiſchen⸗ und Enderzeugniſſen entnommen werden. zu einer ſolchen Beſichtigung werden die chemiſchen Sach⸗ verſtändigen ſtets hinzugezogen, andere wiſſenſchaftliche Sachverſtändige jedoch nur nach Bedarf. Gegebenenfalls haben ſich auch gewerbliche Sachverſtändige zu beteiligen. Die Lebensmittelkontrolle, beſonders auf Märkten, Plätzen, Straßen und im Umherziehen, wird fort⸗ laufend ausgeführt, und zwar im allgemeinen durch die Vollzugsbeamten der Polizei und nur erforderlichenfalls unter Beteiligung der wiſſenſchaftlichen Sachverſtändigen. Für die Beſichtigung fleiſchverarbeitender Betriebe werden in der Regel tierärztliche Sachverſtändige hinzugezogen. Bei Uebertretungen entſcheidet die Polizeibehörde nach Maßgabe der geſetzlichen Vorſchriften. Sicherung der Jünger und Saatverſorgung Ein Geſetz erlaſſen.— Pfandrecht auf die Ernte. Im Rahmen der vom Reichsnährſtand aufgenommenen „Erzeugungsſchlacht“ iſt eine ausreichende Düngemittel⸗ und Saatgutverſorgung der Landwirtſchaft eine unentbehr⸗ liche Vorausſetzung. Die Reichsregierung hat deshalb ein beſonderes Geſetz zur Sicherung der Düngemittel⸗ und Saatgutverſorgung erlaſſen. Dieſes gibt für die Forderun⸗ gen aus der Lieferung von Düngemitteln für die Ernte 1935 ein geſetzliches Pfandrecht an den Früchten der Ernte 1935 in gleicher Weiſe wie dies für die letzte Ernte der Fall geweſen iſt. Entſprechend den übereinſtimmenden Wünſchen der Landwirtſchaft, der Düngemittellieferanten und der Kreditinſtitute wird dadurch denjenigen Bauern und Landwerten, die zu einer ſofortigen Barbezahlung der Düngemittel nicht in der Lage ſind, die Möglichkeit gege⸗ ben, die Düngemittel auf den bisherigen Lieferungswegen gegen einen aus der Ernte abzudeckenden Kredit zu beziehen. Durch eine ſachgemäße Düngung wird ein mehr an Erträgen erzielt, das über den Aufwand für die Düngung erheblich hinausgeht. Der Betrieb des Bauern ſteht daher auch nach Ausſcheidung derjenigen Erntemengen, die für die Rückzahlung der Düngemittelforderungen erforderlich ſind, beſſer da, als wenn die Düngung unterblieben wäre. Gleichzeitig bringt das Früchtepfandrecht die Dünge⸗ mittellieferanten(Händler und landwirtſchaftliche Genoſſen⸗ ſchaften) in die Lage, auch in ſolchen Lagen Düngemittel⸗ kredit zu geben, in denen ihnen dies ſonſt mangels hinrei⸗ chender Sicherung nicht möglich geweſen wäre. n Freitag, 23. Vev. 1934 Handel und Wirtſchaſt (Ohne Gewähr.) Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 22. November. Amtlich notierten: Weizen W 15 20.40, Wö 16 20.60, W' 17 20.90; Roggen R 15 16.60, R 16 16.90, R 13 16.20; Gerſtez Braugerſte, inl. 19.50 bis 21.50; Winter⸗ und Induſtrie⸗ gerſte 18.50 bis 19.50; Futtergerſte G7 15.60, G 8 15.90, G 9 16.10, G 11 16.40, Hafer H 11 15.60, 5 14 16.10, H 17 16.40; Raps, inl. ab Station 31; Mais mit Sach 21.25; Mühlennachprodukte: Weizenkleie mit Sack W 17 10.45; Roggenkleie mit Sack R 16 10.14, Weizenfuttermehl 12.75; Weizennachmehl 16.50; ſonſtige Futterartikel: Erdnuß⸗ kuchen 14.30; Sojaſchrot 13; Rapskuchen, ausl. 11.90, dto. inl. 11.40; Palmkuchen 13.30; Kokoskuchen 15.20; Bier⸗ treber mit Sack 17; Malzkeime 15.50 bis 16; Trockenſchnitzel 8.40; Rohmelaſſe 5.68; Steffenſchnitzel 10; Rauhfutter: Wie⸗ ſenheu, loſes 9.80 bis 10.60; Luzernekleeheu 10.50 bis 115 Stroh, gepreßt(Roggen und Weizen) 4 bis 4.50, dto.(Hafer und Gerſte) 4 bis 4.50, Stroh, gebündelt(Roggen und Wei⸗ zen) 3.75 bis 4, dto.(Hafer und Gerſte) 3.75 bis 4; Weizen⸗ mehl: Preisgebiet 17, Type 790 aus Inlandsweizen 27.50, W'15(Bauland und Seekreis) 27.50; Roggenmehl: Preis⸗ gebiet 16, Type 997 24.60, R 15 24, R 13 23.60; zuzüg⸗ lich 0.50 Mark Frachtausgleich frei Empfangsſtation gemäß Anordnungen der WV.; Weizenmehl mit einer Beimiſchung von 20 Prozent Auslandsweizen Aufſchlag 3 Mark per 100 Kilogramm, dto. mit 10 Prozent Auslandsweizen Aufſchlag 1.50 Mark per 100 Kilogramm; Ausgleichszuſchläge: Weizen und Roggen plus 40 Pfennig, Hafer und Futtergerſte plus 60 Pfennig, ölhaltige Futtermittel plus 40 Pfennig, zucker⸗ haltige Futtermittel(ausgen. Malzkeime) plus 30 Pfennig, Mühlennachprodukte plus 30 Pfennig, Vollkleie 50 Pfennig höher. Mannheimer Kleinviehmarkt vom 22. November. Zu⸗ fuhr: 19 Kälber, nicht notiert; 287 Ferkel und 400 Läufer. Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 7 bis 12, über ſechs Wochen 15 bis 23, Läufer 24 bis 28 Mark.— Marktverlauf: Ferkel und Läufer ruhig. * Mannheimer Wochenmarktpreiſe vom 22. November: Vom Städtiſchen Büro für Preisſtatiſtik wurden folgende Verbraucherpreiſe für ein Pfund in Pfennig ermittelt: Kar⸗ toffeln 4 bis 4.5; Salatkartoffeln 10, Wirſing 6 bis 10; Weißkraut 6 bis 8; Rotkraut 10 bis 12; Blumenkohl, Stück 20 bis 60; Roſenkohl 20 bis 23; Karotten, Büſchel 5 bis 7; Gelbe Rüben 6 bis 10; Rote Rüben 5 bis 10; Spinat 6 bis 12; Mangold 6 bis 10; Zwiebeln 8 bis 10; Schwarzwurzeln 20 bis 30; Kopfſalat, Stück 10 bis 25; Endivienſalat, Stück 5 bis 10; Feldſalat 40 bis 100; Oberkohlraben, Stück 4 bis 8; Tomaten 15 bis 25; Radieschen, Büſchel 7 bis 10; Ret⸗ tich, Stück 5 bis 25; Meerrettich, Stück 10 bis 30; Suppen⸗ grünes, Büſchel 3 bis 5; Peterſilie, Büſchel 3 bis 5; Schnitt⸗ lauch, Büſchel 3 bis 5; Pfifferlinge 50 bis 60; Maronen⸗ pilze 50; Grünreizker 25 bis 30; Aepfel 8 bis 18; Birnen 8 bis 18; Zitronen, Stück 4 bis 7; Bananen, Stück 6 bis 10; Süßrahmbutter 150 bis 160; Landbutter 130 bis 145; Weißer Käſe 30; Eier, Stück 9 bis 15. b Kundgebung der Berli⸗ ner Saar-Abſtimmungs⸗ berechtigten. In Anweſenheit zahl⸗ reicher Vertreter der Reichs⸗ und Staatsbe⸗ hörden ſowie der Par⸗ tei veranſtalteten die Berliner Saar⸗Abſtim⸗ mungsberechtigten in der Philharmonie eine gro⸗ ße Kundgebung. Unſer Bild zeigt den ſtellver⸗ tretenden Leiter des Bundes der Saarver⸗ eine, Debusmann, wäh⸗ rend ſeiner Rede. 1 Ich will In der Bewunderung für die Leiſtungen eines Menſchen drängt ſich uns manchmal die Frage auf: Wie hat er dies oder jenes nur erreichen können! Läßt man dann einen Menſchen von ſeinen Erfolgen er⸗ zählen— es ergibt ſich allemal, daß der auf ein beſtimmtes Ziel gerichtete Blick und der ſtete Wille, es zu erreichen, zu Erfolgen geführt haben. „Ich will!“ hat Zauberkraft. „Ich will!“ vor eine Arbeit, eine Pflicht geſtellt, hilft den Weg bereiten, der vorwärts lettet. 5 Beim Erwachen am Morgen ſollte man es ſich vorſprechen. Wie raſch beſiegt es Läſſigkeit, Unzufriedenheit, Mißſtimmung. Wie ein ſanfter Flügelſchlag berührt es die Seele und führt zur Ausdauer. Der ausdauernde Menſch beſitzt Selbſt⸗ vertrauen, Mut, Zuverſicht— Dinge, die im Lebenskampf hoch⸗ wichtig ſind. Wieviel hat er einem Menſchen voraus, der vor Hemmungen und Schwierigkeiten auf ſeinem Lebenswege leicht zurückſchreckt, da er eigenes Können und eigene Kraft nicht erprobt hat und kein genügendes Selbſtvertrauen aufzubringen vermag. Solch ein Menſch ſteht überall im Hintertreffen. Jede kühne Tat, mag ſie auf geiſtigem oder wirtſchaftlichem Gebiet liegen, war nicht möglich ohne Ausdauer, ohne Selbſtvertrauen, ohne den Grundgedanken:„Ich will!“ f In jungen Menſchen ſollte man das Wort ſchon pflegen. Wie viele Male hört man, daß ſich ein junger Menſch un⸗ berechtigterweiſe über ſeine Pflichten, über ſeine Arbeiten be⸗ klagt. Ueber dieſelben Pflichten und Arbeiten, die ein anderer 1 5 gleichen Lebensbedingungen leicht und frohen Sinnes erfüllt. a Ein Menſch, der ſich nicht aufrafft zu einem raſchen Wollen, iſt ein verſchwebendes Geſchöpf unter tatkräftigen Mitmenſchen. Er lebt ohne Lebenszweck, ohne Spannkraft, ohne tiefes Glück zu kennen. 2. Der wollende Menſch kann nie ganz unglücklich ſein, weil er ſich unbewußt Lebenswerte ſchafft, von denen der läſſige ſelten etwas wahrnimmt. In ſeinem Tun vereinigen ſich Zweckmäßigkeit und Folgerichtigteit. Die aber erweitern ein Blickfeld und bereiten ein gedeihliches Schickſal. 5 Beobachtet man zufällig ſich gleichende Schickſale zweier verſchieden gearteter Menſchen, ſo läßt ſich erkennen, welche ſcharfen Gegenſätze in der Meiſterung des Lebens beſtehen zwiſchen demjenigen, der ſich ergebungsvoll treiben ließ, und jenem, der ſein Lebensſchifflein mit Willen ſteuerte. Wie mancher Fehlſchlag im Leben iſt nur darauf zurückzuführen, daß kein bewußter Wille vorhanden war. 5 Mit dem Wollen ſchreitet die angenehme Vorſtellung, ſein Ziel bald gewonnen zu haben. Darin liegt ſoviel Verheißendes. Es weckt den Anreiz zu neuen, ſelbſtgeſtellten Aufgaben. Und nicht zu vergeſſen: ein gutes, rechtes„Ich will!“ be⸗ reitet meiſt eine gute Tat vor. R. Kaulitz-Niedeck. Der Mann im Haushalt? Man ſaß am Kaffeetiſch und debattierte, hatte ſich gleichſam in ein Thema verrannt, das bei den Frauen eine ungeheure Redewut entzündete: Soll der Mann im Haushalt helfen? Soll er ſich auch hin und wieder häuslich betäligen, ſich nützlich machen?— Man möchte lachen ob dieſer abſurden Idee. Und dennoch löſt dieſe Frage bei Frauen oft einen wahren Kampf aus. „Und das iſt ja Unſinn, ganz abgeſehen davon, daß mein Mann mich ſelbſt nicht für normal halten würde, wenn ich ihm auch nur die kleinſte Arbeit im Haushalt aufhalſen wollte.“ Die kleine Frau Lotte ſaß mit hochrotem Kopf da und redete ſich ordentlich in Eifer.„Ebenſo könnte ich meinem Mann dann ja auch das Einkaufsnetz in die Hand drücken oder ſogar noch den Kinderwagen ſchieben laſſen. Einfach unmöglich! Jede Frau muß doch zu ihrem Manne aufblicken können, und das kann ſie einfach nicht, wenn der Mann ſich durch Teller⸗ abtrocknen erniedrigt. Nein, nein und tauſendmal nein. Ein Mann iſt ein Mann. und der ſoll mir immer imponieren; ein Mann in der Küchenſchürze macht ſich im höchſten Maße lächerlich.“ 5 Die kleine Frau Lotte ſchlug zur Bekräftigung ihrer Rede noch recht energiſch auf den Tiſch. Alles lachte zuerſt, klatſchte Beifall, es gab ein langes Hin und Her, ein Für und Wider, aber einig wurde man ſich nicht. Ja, was iſt denn nun die Quinteſſenz des Ganzen? Soll man wirklich den Mann im Haushalt dann und wann ein bißchen zugreifen laſſen? Ich ſtehe auf dem Standpunkt, wenn er es nicht will, tut er es von ſelbſt nicht: Erzwungene Arbeit wird nie zum Segen! Männer ſind ja ſo grundverſchieden; der eine faßt gern mal mit an, dem anderen verdirbt ſchon das Einſchlagen eines Nagels die beſte Laune. Es hat ſein Für und Wider, wenn Männer allzuviel in der Küche ſind. Sie ſtehen der Hausfrau nur oft genug im Wege und kümmern ſich mehr als gut tut um all ihre häuslichen und wirtſchaft⸗ lichen Angelegenheiten. Selbſtverſtändlich ſollte man jedem Mann nur dankbar ſein, wenn er der Hausfrau das ſchwere Geſchäft des Kohlenholens und Holzzerkleinerns abnehmen würde Auch den Werkzeugkaſten ſollte man getroſt dem Manne überlaſſen— er hat doch meiſtens eine ſichere Hand. Für jede Hausfrau iſt es immer ein beruhigendes Gefühl, wenn ſie weiß, daß ihr Mann nicht völlig hilflos iſt, falls ſie einmal krank oder verreiſt iſt. Und geſchieht irgend etwas Außergewöhnliches im Haushalt, das die Hausfrau aus all ihren gewohnten Bahnen wirft, ſo daß ſie wirklich vor lauter Arbeit nicht aus noch ein weiß, ſo wird ſchon jeder Mann ſo vernünftig ſein und von ſelbſt mit Hand anlegen, wo es ihm möglich iſt. Im allgemeinen wollen wir auch gar nicht ſeine Hilfe im Haushalt allzuſehr in Anſpruch nehmen, denn letzten Endes: Wir ſind ja ſo ſtolz auf unſeren Hausfrauenberuf und würden es unſerem Manne ſicherlich ſchwer übelnehmen, wenn er uns gar zu viel in unſere hausfraulichen Geſchäfte und wirtſchaft⸗ lichen Arbeiten„hineinſchnüffeln“ würde. d Hertha Saborowsky. Das gute Beiſpiel in der Kinderſtube. Wollen Eltern erreichen, daß ihre Kinder gegen jedermann freundlich und zuvorkommend ſind, dann müſſen ſie ihnen ein gutes Beiſpiel geben. Sieht und hört das Kind, daß die Erwachſenen Dienſtboten, Angeſtellten und ſonſtigen Untergebenen gegenüber höflich und freundlich ſind, dann wird es beſtimmt ſelbſt auch nie un⸗ freundlich 90 ihnen ſein. Dagegen wird das Kind in herriſchem Tone zu den Dienſtboten ſprechen, wenn die Eltern es ſo vormachen. Man ſagt nicht umſonſt: An den Kindern kann man er⸗ kennen, aus welcher Familie ſie kommen. Darum muß man vorſichtig ſein und daran denken, daß Beispiele auf die Kinder den größten Einfluß haben, mehr Einfluß als alle Er⸗ mahnungen. Beſonders in kleinen Dingen muß man den Kindern dos gute Beiſpiel geben: ein freundliches Wort, kleine Liebeserweiſungen, eine gefällige Handreichung Wenn die Eltern in ihrem Tun und Laſſen immer gut ſind, iſt es faſt unmöglich, daß die Kinder ungehörig und roh ſind. Der Einfluß des Guten behält beinah immer die Oberhand. Es geht alſo darum, bei den Kindern den Geiſt wahrer, innerer Freundlichkeit zu entwickeln. Sie ſind dadurch auch ſicherer in der Wahl von Freunden und Freundinnen; ſie lernen wertvolle Menſchen von wertloſen zu unterſcheiden und verſtehen außerdem Güte und Freundſchaft zu ſchätzen. Auch in bezug auf Freundſchaften, auf den Umgang mit guten Menſchen, hat das elterliche Beiſpiel wohl den größten 1 M. N. Kinderernährung im Winter. Von Gertrud Reinſch. Sobald es kein friſches Gemüſe mehr gibt, ſondern ſolches aus Mieten, Kellern, Lagern und Büchſen verwendet werden muß, beginnen die Schwierigkeiten, dem Kleinkinde genügend Vitaminkoſt zuzuführen. Die Mutter ſollte in der kalten Jahres⸗ zeit vollkommen darauf bedacht ſein, daß das Kind gut ißt, und zwar in der Hauptſache Vitaminkoſt. Mäkelt es, ſollte ſie nicht ſchelten oder es zum Eſſen zwingen, ſondern ihm möglichſt die Koſt reichen, die es gern ißt und die doch kräftigend iſt. Schon bei der Zubereitung kommt es darauf an, die Nahrung ſoweit wie gur irgend denkbar aufzuſchließen, und ſie doch ſo feſt zu halten, daß ſie zum Kauen und ge⸗ nügender Speichelbildung anregt. Bedacht ſei auch, daß warme Nahrung im Winter leichter verdaulich iſt als kalte, und erſtere dem Körper ſchneller Nährſtoffe zuführt. Die Mutter laſſe das Kind tunlichſt am Tiſch der Erwachſenen eſſen, mag ſie dadurch ſelbſt auch ein wenig ins Hintertreffen geraten und kälteres Eſſen bekommen: aber der Appetit der Kleinen wird in Ge⸗ ſellſchaft mehr angeregt, als wenn ſie allein eſſen müſſen. Zum Schutz des Tiſchtuches ſtelle man ihnen ein leicht zu ſäuberndes Blechtablett unter. Der mit Milch angerührte Kakao muß zum Beiſpiel vor dem Zugeben des kochenden Waſſers gut durchgequirlt werden, damit ſich die Klümpchen gut löſen oder beſſer gar nicht erſt bilden können, die beim Kochen nur erhärten. Bei der Mohr⸗ rübe ſtecken viele Vitamine, wie auch bei der Kartoffel, dicht unter der dünnen Haut. Deshalb ſollte man ſie nicht ſchälen, ſondern nur unter dem fließenden Waſſerſtrahl gut abbürſten und im Winter Kartoffeln mit Schale kochen. Dreht man die Mohrrüben durch den Wolf, gehl viel Saft verloren. Daher reibe man die Rüben lieber auf der Raffel, wodurch auch kräftigeres Kauen notwendig wird und damit die Speichel⸗ bildung gefördert wird. Die Kleinen verdauen geriebene Mohr⸗ rüben viel leichter. Auch Winterſpinat drehe man nicht durch den Wolf, da er ſonſt vorher abgekocht werden müßte und viele Vitamine verliert. Man waſche ihn kalt, ſchneide ihn, läßt durch ein Sieb abtropfen und dünſte ohne Waſſerzufatz. So werden unſere Kleinen auch im Winter gut eſſen und bei Kräften bleiben. Schönheitspflege, die nichts koſtet. In allen Frauen liegt der Wunſch, möglichſt vorteilhaft auszuſehen, und manche geben für Schönheitspflegemittel viel Geld aus. Wahre Schönheit aber iſt ein Geſchenk der Götter und nicht mit Geld zu erkaufen. Puder, Schminke, Lippenſtift und Lockenwickler bringen oft gerade das Gegenteil von dem hervor, was man als ſchön bezeichnen möchte. Außerdem ver⸗ derben ſolche Mittel, wenn ſie zu oft angewendet werden, Haut und Haar. Es gibt einen weit beſſexen und billigeren Weg zur Schönheit, nämlich den der geſunden Lebensweiſe. Vor allem darf eine Frau nicht übermäßig dick ſein, denn Körperfülle beeinträchtigt die Eleganz der Erſcheinung. Um auch in ſpäteren Lebensjahren ſchlank zu bleiben, heißt es, nicht zu viel zu eſſen.„Wenig und erleſen“, muß die Loſung ſein. Morgens genügt eine Taſſe Kaffee(ohne Sahne) mit einem nicht zu dick beſtrichenen Brötchen. Bis Mittag bekommt der Magen nichts. Das Mittageſſen darf normal ſein, aber man hüte ſich vor zu fettem Fleiſch. Während der Mahlzeit muß das Trinken vermieden werden. Wenn man Durſt hat, ſoll man lieber nach dem Eſſen trinken. Bis zum Abend muß wieder gefaſtet werden, allenfalls iſt ein Glas Buttermilch erlaubt. Um einen geſunden Schlaf zu haben, iſt es am beſten, wenn das Nachtmahl ſchon zwiſchen fünf und ſechs Uhr abends eingenommen wird. Es beſteht vielleicht aus Schwarzbrot, Butter, mageren Schinken und Käſe. Auch ein Ei iſt erlaubt. Mit dem Trinken halte man es wie beim Mittageſſen. Es kann auch ganz unterbleiben. Man ſoll überhaupt nur trinken, wenn man Durſt hat. Obſt gilt für ſehr geſund, Süßigkeiten dagegen ſind möglichſt zu vermeiden. Vor dem Schlafengehen empfiehlt es ſich, eine Ganz⸗ waſchung des Körpers vorzunehmen. Das Haar muß gründlich gebürſtet werden, und niemals darf man vergeſſen, ſich die Zähne zu putzen. Der Nagelpflege der Hände und der Füße iſt volle Aufmerkſamkeit zu widmen. Eine Vernachläſſigung der Füße beeinträchtigt den ſchlanken, elaſtiſchen Gang, der nicht im geringen Maße zur wahren Schönheit beiträgt. Ein geſunder Schlaf von etwa acht Stunden iſt für den Körper und den Geiſt gut. Das Schlafzimmer ſoll nicht zu warm, aber auch nicht zu kalt ſein. Des Morgens ſtehe man zo früh auf, daß man der Körperpflege noch ein Viertelſtündchen widmen kann. Man turne ein wenig, und zwar völlig nackt. Die Turnübungen, die man ſich am beſten in einem Gymnaſtik⸗ kurſus aneignet, gehen allmählich in leichte Maſſage über. In liegender Stellung werden Bruſt, Hüften und Magen maſſiert. Die Streichungen werden leicht und fanft mit der flachen Hand ausgeführt; ſie beginnen in der Mitte des Körperteils und be⸗ wegen ſich mach den Seiten, eventuell nach oben oder nach unten. 30, bis 40 Streichungen genügen. Ebenſo wie der Körper, müſſen täglich auch Hals und Geſicht maſſiert werden. Nicht zu vergeſſen ſind dabei die Schläfen, die Augenhöhlen und vor allem das Kinn, da ſich leicht ein häßliches Doppelkinn bildet. Für die Haarpflege muß durch regelmäßiges Waſchen ge⸗ ſorgt werden. Eine Brennſchere ſollte niemals an das Haar herangebracht werden. Das Haar wirkt in ſeiner Natürlichkeit ſchöner, als wenn es nach der Art einer Wachspuppe her⸗ gerichtet iſt. Außerdem braucht man ſich, wenn das Haar nicht künſtlich gekräuſelt iſt, vor feuchtem Wetter nicht zu fürchten. Ein künſtlich hergerichteter Kopf, der unter Nebel, Regen oder Schnee gelitten hat, wirkt oft wie eine Karikatur. Zur Schönheitspflege gehört auch die Kunſt, ſich vorteilhaft zu kleiden Nett und ſauber iſt die Hauptſache dabei. Es genügt nicht allein, daß der Stoff gut und die Machart hübſch iſt, das Kleid muß auch aut ſitzen Auch die Farbe ſpielt keine geringe Rolle. Alles muß in ſeiner Geſamtheit ſo wirken, als könnte es gar nicht anders ſein. Dabei darf das Kleid nie auffallen: es iſt ja nur die Hülle, die einen noch ſchöneren Kern verbergen ſoll. f Aber alle Sehnſucht nach Schönheit, alle Mühe, die man ſich bei der Körperpflege gibt, iſt zwecklos wenn eine Frau ſich nicht des einen bewußt iſt, daß zur äußeren Harmonie auch die innere gehört— vielmehr umgekehrt, daß die innere Harmonie erſt die äußere ſchaffen kann. Eine Frau, die nach Möalichkeit wirklich ſchön ſein will, muß vor allen Dingen erſt wirklich aut ſein. Das beſte Schönheitsmittel beſitzt die Frau, die Liebe im Herzen trägt. Die Widerſpiegelung einer ſchönen Seele in den Geſichtszügen und Bewegungen, erhöht durch Geſundheit, vernünftige Körperpflege und angenehm wirkende Kleidung geben einer Frau den Zauber, den man bewußt und oft auch unbewußt als ſchön empfindet. Wahre Schönheit jedoch iſt trotzdem ein Geſchenk der Götter.. 1 Die praktiſche Hausfrau. f. Reinigung von Wäſcheleinen. Man bereitet einen Seifen⸗ ſchaum, beſtehend aus zwei Eßlöffeln voll Seifenflocken und einem Liter kochendem Waſſer. Iſt der Schaum abgekühlt, ſo taucht man einen weißen Lappen in die Brühe, mit dem man die Leine tüchtig abreibt; dieſes Verfahren wiederholt inan öfters, ſpült dann mit klarem, warmem Waſſer nach und läßt die Leine trocknen. k. Wenn ſich ein Kind verſchluckt, dann ſoll man nicht auf den Rücken des Kindes klopfen, weil das zwecklos iſt. Es gibt ein einfaches Mittel, das ſofort hilft. Man faßt die beiden Hände des Kindes und hält ſeine Arme geſtreckt nach oben. Dadurch weitet ſich der Bruſtkorb ſo, daß das Uebel ſofort verſchwindet. f. Entfernen von Tabaksgeruch aus den Zimmern. Es iſt nicht angenehm, am Morgen das Wohnzimmer zu betreten, das noch vom vorhergehenden Abend nach Rauch und Qualm riecht. Man beſeitigt den Tabaksgeruch aus dem Zimmer indem man einen großen Schwamm im Zimmer aufhängt, bis der Geru vollſtändig entfernt iſt. Der Schwamm muß etwas feucht ſein. k. Küſe unter der Käſeglocke wird vor dem Schimmeln, dem ſogenannten„Beſchlagen“, bewahrt, wenn man ein Näpfchen mit Salz mit unter die Glocke ſtellt. Salz zieht die Feuchtig⸗ keit an und läßt Schimmel nicht aufkommen. Iſt das Salz flüſſig geworden, ſo erneuert man die Füllung des Näpfchens und bewahrt ſo den Käſe bis zum letzten Krümelchen vor dem Verſchimmeln. 5 Zur Abwechflung einen ſcharfen Pudding. Kartoffelpudding zu Schmorfleiſch. Ein Pfund geſchälte far⸗ toffeln koche man in Salzwaſſer weich, gieße ſie ab, preſſe ſie durch Kartoffelpreſſe oder Sieb, rühre zwei Eßlöffel Butter, vier Eigelb, etwas Pfeffer und Muskatnuß dazu und ziehe dann locker den ſteifen Schnee der vier Eiweiß darunter. Das Ganze fülle man in eine gut mit Butter ausgeſtrichene Form, ſtelle ſie in einer flachen Pfanne mit etwas kochendem Waſſer in den ziemlich heißen Ofen, ohne die Form zu bedecken, und backe 1 Stunde. 85 Fiſchpudding. Ein Kilo Seefiſch wird gekocht, heiß gus⸗ gegrätet und paſſiert. 250 Gramm Weißbrot wird ab erieben, in Milch erweicht und gut ausgedrückt. Dann rührt man 80 Gramm Butter mit drei Dottern ab, gibt das Weißbrot ſowie in Butter gedünſtete, feingehackte Zwiebeln, 50 Gramm geriebenen Käſe, Pfeffer, Salz und den ſteifen Schnee von drei Eiweiß dazu. Dann füllt man die Maſſe in eine vorbereitete Puddingform und läßt ſie im Waſſerbad eine Stunde lang kochen. Auch kann man ſtatt des Weißbrotes geriebene Kar⸗ toffeln und das Fleiſch von Bücklingen verwenden, 5 Gemüſepudding. 40 Gramm heiße Butter werden mit 40 Gramm Mehl und s Liter Milch zu einem glatten Teige verrührt und dieſer nach und nach mit vier Eidoitern und feſtem Schnee von vier Eiweiß vermengt. In dieſe Maſſe gibt man ein halbes gekochtes, in Würfel geſchnittenes Kalbsbries (milch), würflig geſchnittene Hummerſtückchen, 50 Gramm Parmeſankäſe, grüne Erbſen, würflig geſchnittene Karotten, in kleine Stücke geſchnittenen Spargel und Blumenkohl und grüne Bohnenſchoten.“ Die Gemüße werden alle börher in Salzwaſſer nicht ganz weich gekocht. Wenn alles ſorgfäktig und gut ver⸗ mengt iſt, wird es in eine mit Butter ausgeſtrichene Pudding⸗ form gefüllt und eine Stunde in Dunſt gekocht, Der Pudding wird geſtürzt mit geriebenem Parmeſankäſe überſtreut und mit heißer, zerlaſſener Butter übergoſſen, oder dieſe in einer Schale dazugegeben. 5 5 7 * 3 Das Spicken des Fleiſches Die Anſicht, daß das Spicken der feinen Küche vorbehal⸗ ten bleiben müſſe, iſt vollkommen falſch. Es iſt weder über⸗ mäßig teuer noch allzu ſchwierig, wohl aber nimmt es ziem⸗ lich viel Zeit in Anſpruch. Andererſeits ſind die Vorteile des Spickens recht erheblich, denn man kann beiſpielsweiſe durch ſeine Anwendung auch ein billiges Stück Fleiſch in einen ſchmackhaften Braten verwandeln. a 85 Man ſpickt Fleiſch, Wild und ſelbſt Geflügel mit feinen Speckſtreifen. Dies hat einmal den Zweck, ihnen einen kräf⸗ tigeren Geſchmack zu geben, zum anderen aber werden dieſe Speiſen dadurch ſaftiger und erhalten ein gefälliges und appetitliches Ausſehen. Haben wir 0 0 geſagt, daß das Spicken an ſich keine große Kunſt ist, ſo muß doch zugegeben werden, daß Gewandtheit und Geſchick⸗ lichkeit zum guten Spicken gehört, alſo dazu, das Fleiſch recht zierlich und gleichmäßig mit den Speckfäden zu durch⸗ ziehen. Auch das regelrechte Zuschneiden der letzteren er⸗ fordert einige Uebung, da es Vorausſetzung für leichtes Spicken iſt. 0 11 a Um ordentlich ſpicken zu können braucht man guten, ſehr fetten undweißen Speck ſowie Spickna eln von verſchiedener Stärke. Man erleichtert ſich das Zuſchneiden des Speckes ganz weſentlich, wenn man ein recht dickes Stück davon nimmt, am beſten uftſpeck(an der Luft getrocknet). Hiervon ſchneidet man zuerſt den oberen, wei⸗ chen Teil ab. läßt nur etwa 4 bis 5 Zentimeter hoch Speck an der Schwarte und zerteilt ihn in Stücke von der Größe, die der Länge der gewünſchten Speckfäden entſpricht. Mit einem ſcharfen, feinen Meſſer ſchneidet man nun die Stücke von oben herab quer durch bis auf die Schwarte in dünne Blätter, drückt dieſelben feſt aufeinander, ſtellt ſie auf die hohe Kante und ſchneidet ſie in gleich dicke vierkantige Streifchen. a f Hat man ſoviel Speck geſchnitten, als man un efähr nötig zu haben glaubt, ſo macht man auf dem zu ſpickenden Gegenstande, z. B. einer Rindslende, einem Haſenrücken und dergleichen, an der Stelle, wo man das Spicken beginnen will, am beſten in der Mitte, mit der Spitze der Spicknadel drei erkennbare Querlinien über das Fleiſch in ee Entfernungen voneinander. Dann ſticht man die Spicknadel am äußerſten linken Ende der unterſten Linie ſo in das Fleiſch, daß die Spitze auf der erſten Linie wieder heraus kommt. Nun ſteckt man einen der Speckfäden mit der rechten . Hand in die Spicknadel., zieht dieſe raſch und gewandt durch das Fleiſch, ſo daß der Speckfaden oben und unten gleich lang aus dem Fleiſch hervorſteht, führt dicht daneben den zweiten Speckſtreifen durch das Fleiſch und fährt ſo bis um Ende der Linie fort, wodurch man die erſte Reihe bildet Dann zeichnet man unterhalb der dritten Linie eine vierts und ſpickt eine zweite Reihe. So fährt man fort, bis das anze Fleiſchſtück zierlich geſpickt iſt, was ſich bei Keulen, nſtücken und Geflügel ähnlich ausführen läßt'?