2. Blertt zu Vr. 276 N Verſtärkte Wiriſchaftsbelebung Die Wirtſchaft der Woche. Nach dem 1 9 5 Bericht des Konjunkturinſtituts ha⸗ ben die Stockungserſcheinungen, die im Frühſommer dieſes Jahres den weltwirtſchaftlichen Aufſchwung erneut unter⸗ brachen, angehalten. Obwohl es auch jetzt nicht an Licht⸗ blicken fehlt, und die Erholungskräfte der Weltwirt⸗ ſchaft, wenn auch vielfach durch kurzfriſtige Konjunktur⸗ ſchwankungen verdeckt, offenbar weiter am Werk ſind, ſo iſt doch die Wirtſchaftstätigkeit teilweiſe ſogar beträchtlich ge⸗ ſunken. Selbſt in Großbritannien und Schweden, wo der Aufſchwung bisher ununterbrochen fortgeſchritten war, iſt die Entwicklung während der Sommermonate vorübergehend ins Stocken geraten. Demgegenüber weiß der am 5. November abgeſchloſſene Bericht des Konjunkturinſtituts davon zu berichten, daß ſich der wirtſchaftliche Tätigkeitsgrad i n Deutſchland während der letzten Monate weiter er⸗ höht hat und ſich die Zahl der„regulär“ Beſchäftigten mit 15,26 Millionen im September höher als je während der drei letzten Jahre ſtellte. Es kommt hinzu, daß das Einkommen der Lohn⸗ und Gehaltsempfänger ſowie die Kaufkraft des Gewerbes und der Landwirtſchaft weiter zugenommen und den Verbrauch nachhaltend geſtützt haben. Kennzeichnend hierfür iſt die Entwicklung der Einzelhandelsſätze, die im Sep⸗ tember um 11 Prozent über den entſprechenden Vorjahres⸗ zahlen lagen. Auch die in der vorigen Woche veröffentlichten Berichte einzelner Wirtſchaftszweige ließen ein Anhalten der erfreu⸗ lichen Konjunkturentwicklung erkennen. Als wichtiges Symptom für die ſich immer mehr verſtärkende Belebung in den Verbrauchsgüterinduſtrien iſt die 7pro⸗ zentige Zunahme des Bierausſtoßes im Braujahr 1933-34 zu erblicken. Die weiterhin rege Nachfrage in der Baumwoll⸗ induſtrie iſt zum Teil auf die Schwierigkeiten in der Roh⸗ ſtoffbeſchaffung zurückzuführen. Daß aber die zuverſichtliche Beurteilung der politiſchen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe nach wie vor die Inveſtionstätigkeit anregt, geht mit aller Deutlichkeit aus dem Marktbericht der Eiſenverbände hervor. Auch die Maſchineninduſtrie konnte für Oktober im Inlands⸗ geſchäft über einen ſteigenden Eingang von Anfragen und Aufträgen berichten. Bemerkenswerte Angaben waren in dem Bericht der J. G. Farbeninduſtrie über das dritte Quartal enthalten. Danach hat ſich das Geſamtgeſchäft trotz zunehmender Exportſchwierigkeiten im allgemeinen günſtig entwickelt. Im einzelnen war die Lage auf dem Farben⸗ gebiet unverändert zufriedenſtellend. Auch die Nachfrage nach Stickſtoffdüngemitteln hat zu Beginn des neuen Dünge⸗ jahres im Inlande lebhaft eingeſetzt. Der fortſchreitende Aus⸗ bau der Hydrierungsanlage in Leuna brachte die geplante Steigerung der Erzeugung. Die innerdeutſche Wirtſchafts⸗ belebung wirkte ſich auch auf den Abſatz der pharmazeuti⸗ ſchen Produkte günſtig aus. Die Organiſation der Preisüber wa chung, die dafür ſorgen ſoll, daß der wirtſchaſtliche oßchwing Deutſch⸗ lands nicht durch egoiſtiſche Erwerbsmethoden einzelner ge⸗ hemmt wird, iſt im Laufe der letzten Woche aufgebaut wor⸗ den. Die beſtehende Zerſplitterung der Zuſtändigkeiten wurde dadurch beſeitigt, daß der Reichskommiſſar für Preisüber⸗ wachung ſich die Feſtſetzung von Preiſen, Preisſpannen und Zuſchlägen ſelbſt vorbehält und ſie allen anderen Stellen verbietet. Nur für begrenzte Gebiete haben die Landesbehör⸗ den die Befugnis zur Preisfeſtſetzung, aber auch ſie nur im Einverſtändnis mit dem Reichskommiſſar. Dadurch iſt die Wirtſchaftseinheit des Reiches gewährleiſtet. Auf einem wichtigen Einzelgebiet ſind inzwiſchen Feſtpreiſe neu einge⸗ führt worden, nämlich für Butter. Dadurch wird den Be⸗ hörden die Preisüberwachung natürlich weſentlich erleichtert. Die Erwartungen der Geſchäftsleute ſind gegenwärtig auf das bevorſtehende Wei hnachtsgeſchäft gerichtet, das für viele von ihnen einen großen Teil des geſamten Jahresumſatzes bedeutet. Die erſten Anſätze der Konſum⸗ ſteigerun zum Feſt zeigen ſich jetzt ſchon ziemlich deutlich. Bei der Wichtigkeit der Einkäufe zu dieſem ſchönſten deutſchen Feſt 114 das geſamte Wirtſchaftsleben iſt es verſtändlich, daß der Reichswirtſchaftsminiſter auch in dieſem Jahr wieder Anordnungen für einen ungeſtörten Verlauf des Weihnachts⸗ geſchäfts erlaſſen hat. 1 noch für die weitere Entwicklung iſt die Siche⸗ rung der Volksernährun g. Die ſtraffe Organiſation des Reichsnährſtandes bietet uns die Gewähr dafür, daß wir trotz der knappen Ernte dieſes Herbſtes auskommen werden. Damit es im nächſten Jahr noch beſſer werde, hat der Reichsbauernführer am letzten Tage des großen Things in Goslar eine„Erzeugun gsſchlacht“ angekündigt. Sein Appell an das deutſche Bauerntum, ſich reſtlos in die Kampf⸗ front einzureihen, wird nicht ungehört verhallen. Wo noch 9 und Elend herrſcht, greift das Winterhilfswerk tatkräf⸗ ig ein. Härter noch als der Wiederaufbau im Innern 11 der Kampf um die Wiedererringung von Ab atz⸗ märkten im Auslande. Wie mit vielen anderen Län⸗ dern, ſo war 5 Handel auch mit der Tſchechoſlowakei zu einem 55 chäft geworden, da unſere Ausfuhr dorthin von der Einfuhr überkroffen wurde. Nach ſchwierigen Ver⸗ handlungen iſt jetzt ein Vertrag mit der Tichechoſlowakei zu⸗ ſtande gekommen, der unſeren Warenaustauſch mit dem ſüd⸗ lichen Nachbar wieder aktiv machen ſoll. Dasſelbe Ziel er⸗ ſtreben unſere Unterhändler bei den Beſprechungen mit den Franzosen, die in Paris begonnen haben. Verhandlun en mit Rumänien, das das bisherige Handelsabkommen 00 ündigt hat, ſtehen gleichfalls bevor. Ueber die 1 ung der Stillhaltung ſollen nach einer in London getroffenen Ver⸗ einbarung die endgültigen Beſprechungen Anfang Februar in Berlin ſtattfinden. 5 5 Auflockerung der Kartelle Die Wirtſchaft zur Mitarbeit aufgerufen. In einem Rundſchreiben an die Wirtſchaftsgruppen bit⸗ tet der Führer der Wirtſchaft um Anregungen aus den ein⸗ zelnen Wirtſchaftszweigen im Sinne der beabſichtigten Locke⸗ rung der e in der Wirtſchaft. Es heißt in dem Rundſchreiben u. a.: „Eigennützige Denunziationen und leichtfertige Be⸗ ſchwerden, die vor allem auf die Mängel anderer hinweiſen und gleichzeitig die eigenen 55 verbergen e ich entſchieden ab. Wenn ich die Wirtſchaft ſelbſt zu dieſer Mit⸗ arbeit aufrufe, ſo geſchieht es, um alle Arten von Experi⸗ menten zu vermeiden.. N 2 Es kommt mir darauf an, beſtimmte und zutreffende Angaben zu erhalten über überſtürzte Kartellbindungen, bei denen die natürlichen, wirtſchaftlichen und organiſatoriſchen Vorausſetzungen nicht vorliegen, außerordentliche Unterſchiede in dem Beſchäftigungsgrad und in der Koſtengeſtaltung der Mitglieder kartellmäßiger Bindungen, außergewöhnliche Einſchränkungen der Bewegungsfreiheit und ähnliche Hem⸗ mungs⸗ oder Erſtarrung serſcheinungen infolge der ange⸗ wandten Kartellmittel, ä die lediglich auf dem Papier ſtehen und vorwiegend nicht innegehalten wer⸗ den können, Kartellbindungen, die exporthemmend wirken, kartellmäßige Bindungen, die ſeit Anfang 1933 bereits auf⸗ gelöſt und gelockert worden ſind, erhebliche Preisſteigerungen ſeit Anfang 1933, und zwar nicht Preisſteigerungen im Ein⸗ zelfall, ſondern im Durchſchnitt des geregelten Preises und ähnliche Vorgänge.“ Ausdrücklich wird hervorgehoben, daß ſich die beabſich⸗ tigten Ueberprüfungen nicht lediglich auf derartige Bindun⸗ gen der Induſtrie beſchränken, ſondern auch auf die anderen Wirtſchaftszweige, wie Groß⸗ und Einzelhandel, Handwerk, Verſicherungen, Verkehr uſw. erſtrecken. Preisbindungen in der Fiſchinduſtrie aufgehoben. Der Reichskommiſſar für Preisüberwachung hat mit Wirkung vom 25. November die Preisbindungen für ſolche Erzeugniſſe der deutſchen Fiſchinduſtrie, die der menſchlichen Ernährung dienen, aufgehoben. Vorſichtige Etat⸗Geſtaltung der Gemeinden In einer Betrachtung über die Finanzentwicklung der Gemeinden ſtellt der Deutſche Gemeindetag feſt, daß die für die Gemeindefinanzen verantwortlichen leitenden Beamten bei der Aufſtellung der Haushaltspläne für 1935 wieder vor ſchwierigen Aufgaben ſtänden, da es ſowohl auf der Ein⸗ nahmeſeite wie auf der Ausgabeſeite große Poſten gebe, de⸗ ren richtiger Anſatz mit der erforderlichen Sicherheit kaum getroffen werden könne. Das zwinge von vornherein auch für 1935 zu äußerſt vorſichtiger Geſtaltung des ordentlichen Haushaltsplanes. Dieſer werde zudem mit den zum Teil ſehr erheblichen Fehlbeträgen von 1933 vorbelaſtet werden müſſen. Haushaltsverſchlechterungen ergäben ſich ohne weiteres auf der Einnahmeſeite durch die Senkung der Geldentwer⸗ tungs⸗Ausgleichsſteuer vom bebauten Grundbeſitz, auf der Ausgabeſeite je nach Umſtänden durch die Zinszahlungen für Arbeitsbeſchaffungskredite und insbeſondere für die preußi⸗ ſchen Gemeinden durch den Fortfall der Gehaltseinbehaltung. Ein Sonderproblem, deſſen Behandlung namentlich die preußiſchen Provinzen und Landkreiſe vor Schwierigkeiten ſtellen werde, ergebe ſich aus den großen Verſchiebungen in der Unterhaltungslaſt für die Landſtraßen, die die Neuord⸗ nung im Straßenweſen mit ſich bringe. Solange die Real⸗ ſteuerſperre beſtehenbleiben müſſe, werde der Bürgerſteuer mit einem Jahresaufkommen von etwa 360 Millionen Mark unter den beweglichen Einnahmen gegenüber den ſogenann⸗ ten kleinen eigenen Steuern der Gemeinden eine ausſchlag⸗ gebende Rolle zukommen. Der Gemeindetag iſt allerdings der Auffaſſung, daß die Bürgerſteuer ihre Ausgleichsfunktion nur dann auch tatſächlich erfüllen könne, wenn die verant⸗ wortlichen Gemeindeorgane in die Lage verſetzt würden, ſich über den Erhebungsſatz erſt dann ſchlüſſig zu werden, wenn die Haushaltsvorarbeiten ſo weit fortgeſchritten ſind, daß 15 Höhe des Zuſchußbedarfs einwandfrei beurteilt wer⸗ den kann. Neufeſtſetzung der Fleiſchpreiſe Zu zwangsweiſen Eingriffen kein Anlaß. () Karlsruhe, 24. November. Der badiſche Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſter bak auf⸗ grund der ihm durch den Reichskommiſſar für Preisüber⸗ wachung erteilten Ermächtigung die Fleiſchpreiſe in Baden einer allgemeinen Nachprüfung unterzogen. Dank des Ver⸗ ſtändniſſes des Metzgergewerbes für die Notwendigkeit, nach dem Willen des Führers jede Steigerung der Lebenshal⸗ tungskoſten nach Möglichkeit zu vermeiden, konnte eine Eini⸗ gung dahin erzielt werden, daß für Schweinefleiſch eine Ermäßigung von durchſchnittlich 3 Pfennig erzielt wurde. Für Rindfleiſch wurden die bisherigen Preiſe beibehalten. Die Fleiſchpreiſe bewegen ſich damit etwa auf derſelben Höhe wie in Württemberg. Dieſes Ergebnis iſt umſo höher zu bewerten, als Baden bei der Verſorgung mit Schlachtvieh in einer weſentlich u n⸗ günſtigeren Lage iſt als die anderen Länder Süddeutſch⸗ lands. Baden iſt als Zuſchußgebiet in weitem Umfange auf die Zufuhr von Schweinen und Rindvieh aus den Ueber⸗ ſchußgebieten Süddeutſchlands und vor allem auch Nord⸗ deutſchlands angewieſen. Das bedeutet ſelbſtverſtändlich auch eine Verteuerung des Einkaufes. Es muß auch anerkannt werden, daß das badiſche Metzgergewerbe ſich in der zu⸗ rückliegenden Zeit mit ſeinen Preiserhöhungen im Vergleich zu manchen anderen Gebieten Deutſchlands eine lobenswerte Zurückhaltung auferlegt hat und daß jetzt zu zwangswei⸗ ſen Eingriffen durch die Preisüberwachungsbehörden, wie ſie anderwärts nölig wurden, in Baden im allgemeinen kein Anlaß gegeben war. Brotverſorgung völlig geſichert Jetterzeugung um 10 v. 9. geſtiegen. Die Brotverſorgung Deutſchlands iſt nach dem Ergebnis der Erhebungen über die noch vorhandenen Getreidebeſtände bis zum Ablauf des Wirtſchaftsjahres völli geſichert. So be⸗ liefen ſich z. B. die Roggenbeſtände in der Landwirtſ aft am 31. Oktober auf rund 4,7 Millionen Tonnen, in den Mühlen und Lagerhäuſern auf rund eine Million Tonnen. Die Wei⸗ envorräte bei den Mühlen und Lagerhäuſern waren am erichtstag mit rund 1,6 Millionen Tonnen gegenüber dem 30. September unverändert. Am 31. Oktober waren zuſam⸗ men noch rund 2.6 Millionen Tonnen Weizen bei der Land⸗ wirtſchaft. ſo daß alſo insgeſamt rund 42 Millionen Tonnen Weizen vorhanden waren Auch die Verſorgung der Mühlen mit Weizen für die Deckung des laufenden Bedarfs iſt ſomit in vollem Umfange als geſichert anzusprechen. Beim Futtergetreide hat ſich ergeben, daß die Landwirt⸗ ſchaft angeſichts der Verknappung gegen dem Vorfahre eine durchaus ſparſame Verwendung durchführte. Hinſichtlich der Kartoffeln ergab die Oktober⸗Erhebung einen Beſtand von noch 76 Prozent der Geſamternte, das ſind ſchätzungs⸗ weiſe 32 Millionen Tonnen, alſo ſogar etwas mehr als um die gleiche Zeit des Vorjahres. Hier eröffnen ſich willkom⸗ mene Möglichkeiten einer Ergänzung der knappen Futter⸗ getreidebeſtände. 1 1 1 Montag, 26. Vov. 1933 Beſonders erfreulich ſind noch die in der eige verſorgung erzielten Erfolge. Während die Eigenergeahen an Fetten für Ernährungszwecke in Deutſchland 1932 10 52,3 Prozent des Bedarfs betrug, ſtellte ſie ſich 1933 bereit auf S6 und 1934 ſogar auf 2 Prozent, Zamſt egg eine Steigerung der einheimiſchen Fetterzeugung für Ernah⸗ rungszwecke innerhalb von drei Jahren um 10 b. H. Selbſtverkauf der Kartoffeln durch die Bauern Der Reichskommiſſar für Preisüberwachung hat am 12. November 1934 nachſtehendes Telegramm zur Veröffent⸗ lichung übergeben:„Reichsnährſtand hat Selbſtverkauf det Kartoffeln durch Bauern freigegeben. Bauer braucht nicht mehr als Erzeuger Mindeſtpreis zu fordern. Ich bitte dafl zu ſorgen, daß dieſe Regelung weiteſtgehend bekannt wird weil ſie eine erhebliche Verbilligung des Einkaufs ermöglicht“ Dieſes Telegramm wird vielfach ſowohl von Bauern wie Händlern und Verbrauchern mißverſtanden, zumal durch einige Zeitungen beſonders in der Rheinpfalz eine entſtellte Dar⸗ ſtellung dieſes Telegramms gebracht wurde, worin es heißt: „Bauer braucht nicht mehr Erzeugermindeſtpreis zu fordern Man hat hier mit oder ohne Abſicht das ausſchlaggebende Wörtchen„als“ weggelaſſen. 5 Zur Klarlegung diene folgendes: Der Reichsnährſtand hat den Selbſtverkauf der Kartoffeln durch den Bauer wohl freigegeben, aber nur unter der Be⸗ dingung, daß der Bauer den geſetzlichen Erzeugermindeft, preis von 2.75 Mark je Zentner für gelbfleiſchige Speiſe⸗ kartoffeln und 2.55 Mark für weißfleiſchige rotſchalige Speiſe⸗ kartoffeln fordert. Dieſer Mindeſtpreis muß im Intereſſe der Abſatzregelung unter allen Umſtänden aufrechterhalten wer⸗ den, da ſonſt das ganze Gebäude der Abſatzregelung und Marktordnung für Kartoffeln in ſich zuſammenbrechen würde. Das Telegramm des Reichskommiſſars für Preis⸗ überwachung will beſagen, daß der Bauer bei direkter Kar- toffellieferung an den ſtädtiſchen Verbraucher mittels Fuhr⸗ werks nicht Mark oder 3.20 Mark oder 3.50 Mark für ſeine Kartoffeln verlangen ſoll, ſondern daß er die Speiſekartoffeln, die er jetzt noch an den ſtädtiſchen Verbraucher abſetzen kam, für 2.75 Mark frei Keller liefern darf. Daß damit der Schluß⸗ ſcheinzwang beſtehen bleibt, iſt eine Selbſtverſtändlichleit; denn ohne den Schlußſchein iſt die Durchführung der Abſag⸗ regelung überhaupt nicht denkbar. Alle Bauern, die heute noch die Möglichkeit haben, Speiſekartoffeln im Großen oder im Kleinen zu verkaufen, müſſen nach wie vor den Schluß⸗ ſchein bei dem Ortsbeauftragten bezw. Ortsbauernführer an⸗ fordern und ausfüllen. Wer ohne Schlußſchein bei der Ab lieferung durch die Aufſichtsorgane angetroffen wird, macht ſich nach den beſtehenden Verordnungen ſtrafbar. Man erwartet von den Bauern, daß ſie ſoviel Selb diſziplin und Ordnungsſinn aufbringen und die einzig und allein in ihrem Intereſſe getroffene Abſatzregelung für Kat⸗ toffeln nicht durchbrechen; denn„regelung für Kar- toffeln iſt doch in erſter Linie für den Bauer, in zweiter Linie er den ſtädtiſchen Verbraucher angeordnet worden aus der Ueberlegung heraus, daß der Bauer einen gerechten Preis für ſein Erzeugnis erhält und der Verbraucher nicht durch unnötig hohe Preisbildung belaſtet wird. Bei der Uberauß großen Kartoffelernte im Jahre 1934 wäre der Kartoffeſprei ohne weiteres völlig in ſich zuſammengebrochen, wenn nicht die Abſatzregelung für Kartoffeln höheren Orts angeordnet worden wäre. Man könnte es ſich ſehr gut vorſtellen, daß ohne Marktordnung für Kartoffeln der Preis ins: Aferloſe geſunken wäre, weil jeder Bauer dann ohne Nüchſicht auf den Preis ſeine Kartoffeln abgeſtoßen„arte. Wo das hingefüöhrt hätte, kann ſich jeder Bauer ſelbſt klarmachen. Wir müſſen unſerem Reichsbauernführer für die getroffene Abſatzrege⸗ lung nur dankbar ſein und ſelbſt alles dazu beitragen, da⸗ mit dieſe auch ordnungsgemäß durchgeführt werden kann. Wer nur au, Eigennutz den Erzeugermindeſtyreis de ein⸗ hält, verſündigt ſich an ſeinen Berufsſtand, an feiner Bauernehre und muß die Verantwortung auf ſich nehmen, wenn der Markt in Anordnung kommt. Die Marktordnung will dem Bauer helfen und ihm einen gerechten Preis ſichern und ſtellt keine Schikane oder gar eine Abſatzhemmung dar, wie manche Bauern glauben. Der Bauer hat anſcheinend die ſchlechten Zeiten mit ihren unmöglichen Preiſen der lez⸗ ten Jahre ſchon wieder vergeſſen! Hätten wir nicht Abſat⸗ regelung und Marktordnung, ſo wären Abſatzmöglichkeiten und Preisbildung ſchon längſt ins Uferloſe zuſammenge⸗ brochen. Wir müſſen dieſen Tatſachen nüchtern gegenüberstehen und immer daran denken, wie es gekommen wäre, wen feine Abſatzregelung angeordnet worden wäre; Freundlicher 2 2 n 3 1 d⸗ Am Wochenſchluß ſetzte ſich an der Berliner Börſe eine freun lichere Grundſtimmung durch, die auf die optimiſtiſche Beurteilung der ſchwebenden deutſch⸗franzöſiſchen Wirtſchaftsperhandlungen 10 rückgeführt wird. Auch die gegenüber dem Vorfahr um nicht we niger als 17 Prozent geſtiegene Ruhrkohlenförderun wurde an der Börſe günſtig vermerkt. Das Geſchäft hielt ſi. immer noch in engen Grenzen. Sowohl die Kuliſſe als auch 1 Publikum nahmen kleine ückkäufe vor, ſo daß ſich in 11 Fällen Kursbeſſerungen ergaben. Im Verlauf der Börſe 07 ſich allerdings mehrfache Schwankungen bemerkbar. Am 140 markt beſtand für Braunkohlenaktien ziemlich gute Meinung, 15 rend Montanwerte eher zur. neigten. Kaliwerte li 11 unter der Geſchäftsunluſt, anders verhielt es ſich am Elektromarkt, deſſen Aktien verhältnismäßig feſt lagen. 1 8 Am Rentenmarkt ergab ſich trotz fortdauernder mie ſtille eine ziemlich feſte Haltung der einzelnen Werte. Unter 115 rung der Altbeſitz⸗Anleihe, auf deren Kursbewegung die ae ſtehende Ziehung nicht ohne Einfluß bleibt, trat ein algen Erholung ein. 2095 f015 ſtellte ſ unverändert auf 37/8 1 l Am Deviſenmarkt war das engliſche Pfund leicht abgeſchwächt. Deviſenmarkk. 36 Belga(Belgien) 58,17(Geld) 58,29(Brief), dän. Krone 112 55,48, engl. Pfund 12,40 12,43, franz. Franken 16,38 de 30 Gulden 168,05 168,39, ital. Lire 21,30 21,34, norw. Krone 0 62,42, öſterr, Schilling 48,95 40,05, poln. Zloty 46,91 4701, ſch 15 Krone 63,94 64,06, ſchweiz. Franken 80,59 80,75, ſpan. Peſe 33,97 34,03, tſchech. Krone 10,375 10,395, Dollar 2,488 2,42. 5 Wild- und Wildgeflügelpreiſe.. Preisfeſtſetzungen des Reichsnährſtandes. Die Preiſe 1 8 preiſe und 0 bis zur nächſten Feſtſetzung(Montag un nerstag). V dundel te Pfund in RM: Rotwild 1. 0,42, do. 2. 0,30, do. 1— 9,46, Rehe 1. 0,65, do. 2. 0,45, do. Kitzen 0,37, Dumm 030 0,38, do. mittel 0,45, do. Kälber 0,52, Wildſchweine 85 11: do. fein 0,37, do. Friſchlinge 0,47, do. 2. 0,20; pro Stü 195 240. Kaninchen wilde große 0,98, Haſen ſtarke 3,50, do. 10 5 7 do kleine 1,50, Faſanen Hähne junge 1. 2,40, do. 2. 1,60, do. 1,80, do. Hennen 1. 1,50.„„ ie ſind e des Großhandels an den Klein-