2 Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg. Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Wiederholungen tarifl. Rabatt. Annahmeſchluß für Inſerate vorm. 9 Uhr. D. A. XI. 34: 1200 für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Berkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. eee ee Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illuſtriertes Unkerhaltungsblatt“(vierſeitig), „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantwortlich: Für Schriftleitung und Anzeigen: G. Härdle. Druck und Verlag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 94. Jahrgang Die gewerbliche Wirtſchaſt Verordnung über Organiſation und Aufbau. Berlin, 3. Dezember. Im Reichsgeſetzblatt erſcheinen als erſte Verordnung zur Durchführung des Geſetzes zur Vorbereitung des orga⸗ niſchen Aufbaues der deutſchen Wirtſchaft die Beſtimmun⸗ gen über den Aufbau der gewerblichen Wirtſchaft. Die Ver⸗ ordnung umfaßt zehn Abſchnitte und 48 Paragraphen. Der Abſchnitt 1 regelt den Aufbau der gewerblichen Wirtſchaft ſelbſt. Hiernach wird die gewerbliche Wirtſchaft ſachlich und bezirklich zuſammengefaßt und gegliedert. Die Organiſation und die öffentlich⸗rechtlichen Vertretungen der gewerblichen Wirtſchaft werden organiſch verbunden. Jachlich wird die gewerbliche Wirtſchaft in einer Reichsgruppe der Induſtrie und in den Reichsgruppen Handwerk, Handel, Banken, Verſicherungen und Ener⸗ giewirtſchaft zuſammengefaßt. In den Hauptgruppen der Induſtrie und in den Reichsgruppen der übrigen ge⸗ werblichen Wirtſchaft werden Wirtſchaftsgruppen gebildet, 0 19 nach Bedarf in Fachgruppen und Fachuntergruppen gliedern. Bezirklich wird die gewerbliche Wirrſchaft in⸗ Wirtſchaftsbe⸗ zirken zuſammengefaßt. Wirtſchaftsgruppen, Fachgrup⸗ pen und Fachuntergruppen können ſich bezirklich unterglie⸗ dern, wenn ein zwingendes wirtſchaftliches Bedürfnis be⸗ ſteht. Die Wirtſchaftsgruppen, die ſelbſtändigen Fachgrup⸗ pen, bezirklichen Gruppen ſowie Bezirksgruppen haben die Stellung von rechtsfähigen Vereinen. Die beſtehenden Virtſchaftsverbände ſind ſoweit tunlichſt in die fachliche oder bezirkliche Gliederung zu überführen und er⸗ halten damit die neue Rechtsform. Die bezirkliche Organiſation der gewerblichen Wirk⸗ aft, die In duſtrie⸗ und Handelskammern und handwerkskammern eines Wirtſchaftsbezirkes erhalten eine gemeinſame Vertretung in der Wirk ſchafks kammer. Die Reichsgrupen und die Hauptgrup⸗ zen der gewerblichen Wirkſchaft und die Wirtſchaftskammern erhalten eine gemeinſame Vertretung in der Reichs wirktſchafts kammer. Die Zugehörigkeit Abſchnitt 2 regelt die Zugehörigkeit zur Organiſation der gewerblichen Wirtſchaft. Der Reichswirtſaftsminiſter beſtimmt durch allgemeine Anordnungen die Gruppen der bochlichen Gliederung und grenzt ihre Fachgebiete ab. Als unternehmungen gelten auch die Betriebe des Staates und der Gemeinden. Inländiſche Niederlaſſungen aus⸗ ländiſcher Unternehmungen und Unternehmer, die ohne Begründung einer Niederlaſſung regelmäßig im Inland für eine ausländiſche Unternehmung tätig ſind, gelten als zur deutſchen Wirtſchaft gehörig. Die Leiter Abſchnitt 3 regelt die Beſtellung und Befugniſſe des Leiters der Gruppe. Jede Gruppe der gewerblichen Wirt⸗ haft erhält einen Leiter, der ehrenamtlich tätig iſt. Die Lei⸗ ker der Reichsgruppen und der Hauptgruppen der Induſtrie werden vom Reichswirtſchaftsminiſter beſtellt und abberufen. Der Leiter erläßt die Satzung der Gruppe. Die Aufgaben und Pflichten Abſchnitt 4 enthält die Aufgaben und Pflichten. Die Gruppe der gewerblichen Wirtſchaft hat ihre Mitglieder auf dem Fachgebiet zu beraten und zu betreuen. „Der Leiter hat die Gruppe im Sinne des national⸗ ialiſtiſchen Staates zu führen und die Angelegenheiten der Suppe und ihrer Mitglieder unter Rückſichtnahme auf die Peſamtintereſſen der gewerblichen Wirtſchaft und unter Wah⸗ tung des Staatsintereſſes zu fördern. Der Leiter iſt der Gruppe und den Leitern der über⸗ geordneten Gruppen für die ordnungsmäßige Führung der Gruppe verantwortlich. Seinen Weiſungen haben die itglieder zu folgen. Mitglieder, die den Weiſungen der iter vorſätzlich zuwiderhandeln, können durch Ordnungs⸗ krafe bis zu 1000 Mark angehalten werden, den Weiſungen zu folgen. Der Beirat Abſchnitt 5 regelt die Bildung und Befugniſſe des Bei⸗ rates. Jede Gruppe der gewerblichen Wirtſchaft erhält einen Beirat. Wenn eine Entſcheidung abweichend von der Mehrheit des Beirats getroffen werden ſoll, bedarf ſie der Zuſtim⸗ mung des Lefters der übergeordneten Gruppe. Abſchnitt 6 regelt die Mitgliederverſammlung. Die unterſten Gruppen der fachlichen und bezirklichen Gliede⸗ mung und Gruppen mit nicht mehr als 200 Mitgliedern haben jährlich mindeſtens eine Mitgliederverſammlung abzu⸗ halten. Die Mitgliederverſammlung dient zur Anterrich⸗ 5 und Ausſprache der Mitglieder über die Tätig⸗ eit und die finanzielle Lage der Gruppe. Abschnitt 7 regelt die Auflöſung und Zuſammenlegung vont Gruppen. 5 Die Wirtſchaftskammern Abſchnitt 3 umfaßt die Beſtimmung über die Wirk⸗ ſchaftskammern. Die Wirtſchaftskammer iſt die gemeinſame Vertretung ber bezirklichen Organiſation, der gewerblichen Wirtſchaft, 10 Induſtrie⸗ und Handelskammern und der Handwerks⸗ mern eines Wirtſchaftsbezirkes. Mitglieder der Wirt⸗ Montag, den 3. Dezember 1984 ſchaftskammern ſind die Bezirksgruppen der Reichsgruppe und der Wirtſchaftsgruppen, die Induſtrie⸗ und Handels⸗ kammern und die Handwerkskammern des Wirtſchaftsbezir⸗ kes. Die Wirtſchaftskammer erhält einen Beirat. Abſchnitt 9 enthält die Beſtimmung über die Reichs⸗ wirtſchaftskammer. Die Reichswirtſchaftskammer iſt die gemeinſame Vertretung der fachlichen und bezirklichen Orga⸗ niſation der gewerblichen Wirtſchaft, der Induſtrie⸗ und Han⸗ delsskammern und der Handwerkskammern. Abſchnitt 10 enthält Schlußbeſtimmungen. Hiernach ſind Satzungsbeſtimmungen eines eingegliederten Verbandes un⸗ wirkſam, ſoweit ſie den Beſtimmungen der Verordnung zu⸗ widerlaufen. * Zu der Verordnung wird von zuſtändiger Seite u. a. Folgendes mitgeteilt:„Die Verordnung ſoll keine Neu⸗ organiſation der gewerblichen Wirtſchaft, ſondern nur die Rechtsgrundlage ſchaffen für den ſeit nahezu einem Jahre in der Durchführung begriffenen und faſt abgeſchloſſenen Umbau der privaten Organiſation der gewerblichen Wirtſchaft nach den Grundſätzen des nationalſozialiſtiſchen Staates. Die Ver⸗ ordnung ſoll ferner die Grundlage bilden einer ſeit langem als notwendig angeſehenen ä engen Zuſammenarbeit der Wirtſchaftsverbände mit den öffentlich⸗rechtlichen Vertre⸗ tungen der gewerblichen Wirtſchaft, in erſter Linie den Indu⸗ ſtrie⸗ und Handelskammern und den Handwerkskammern. Die Reichsorganiſation der gewerblichen Wirtſchaft iſt nahezu durchgeführt. Proteſt der deutschen Jugend Kundgebung für die Deutſche Aniverſität in Prag In eindrucksvollen Kundgebungen erhob die akademiſche Jugend Deutſchlands feierlich Proteſt gegen die Vergewalti⸗ gung der Rechte der Deutſchen Univerſität in Prag und legte gleichzeitig ein einmütiges Bekenntnis für dieſe alte deutſche Univerſität ab. Im Mittelpunkt der Kundgebungen ſtand die Veranſtaltung in der Neuen Aula der Friedrich⸗Wil⸗ helm⸗Univerſität in Berlin, die von allen deutſchen Sendern übernommen wurde und ſo von der geſamten deutſchen Stu⸗ dentenſchaft in ihren Hörſälen und Verſammlungsräumen miterlebt werden konnte. An der Kundgebung nahmen die Rektoren aller deutſchen Hochſchulen, ſowie zahlreiche Pro⸗ feſſoren und Studenten aus dem ganzen Reich und auch aus dem Ausland teil. Das gewaltige Wandgemälde„Fichtes Rede an die deutſche Nation“ wurde in dieſer Stunde zum Symbol für den Kampf um die Freiheit deutſchen Volks⸗ tums und deutſcher Wiſſenſchaft. Nach aufrüttelnden Verſen eines Sprechchores ſangen die Studenten ſtehend und mit erhobener Rechten das alte Studentenlied„Burſchen heraus!“ Wuchtig ertönten dann die Worte des Sprechchores:„Lever dod als Sklav!“ Der Rektor der Berliner Univerſität, Profeſſor Dr. Fiſcher gab dem Schmerz und der Empörung über den Gewaltsakt in Prag Ausdruck. Es ſei ein Symbol, daß Schritt um Schritt deutſche Leiſtung und deutſches Leben auf Außenpoſten ge⸗ droſſelt werden ſollen, wo unſer Führer der ganzen Welt die Friedenshand reiche. Wir legen Verwahrung ein vor der ganzen geiſtigen Welt! Als Zeichen des Abſcheus und der Trauer ruhe heute an allen deutſchen Hochſchulen Arbeit und Unterrichk. Der Rektor ſchloß unter dem ſtürmiſchen Beifall des Audi⸗ koriums mit dem Ruf an die gedemütigte Schweſter Prag: Harret aus und bleibet ſtark! Denn Recht muß Recht blei⸗ ben, ſo wahr uns Gott helfe!“ Der Führer der Deutſchen Studentenſchaft, Pg. An⸗ dreas Feickert, ſchilderte noch einmal die unwürdigen Vor⸗ fälle des 24. November in Prag. Ein Sturm der Entrü⸗ ſtung wurde laut, als er bekanntgab, daß die tſchechiſchen Poſtbehörden die Weiterleitung von deutſchen Sympathietele⸗ grammen an die deutſche Univerſität verweigert haben. Nicht Willkür und gewaltſame Durchführung veralteter Beſchlüſſe könnten die Grundlage der Zuſammenarbeit der jungen ſtu⸗ dentiſchen Schichten der Völker bilden, ſondern nur Kame⸗ radſchaftlichkeit unter Anerkennung der Eigenwilligkeit. Der 24. November werde als ein ſchwarzer Tag in der Geſchichte 1250 Deutſchen Studentenſchaft in ihrem Bewußtſein fort⸗ eben! Das Deutſchland⸗ und Horſt⸗Weſſel⸗Lied beſchloſſen die würdige Proteſtkundgebung der Deutſchen Studentenſchaft. Abſtimmungsplakate verboten Neue Verordnung der Saarabſtimmungskommiſſion. Saarbrücken, 3. Dezember. Die Abſtimmungskommiſſion veröffentlicht eine neue Verordnung, die jedes öffentliche Anbringen von Auſſchrif⸗ ten, Abbildungen, Plakaten, die ſich auf die Volksabſtim⸗ mung beziehen, während des Zeikabſchnittes der Abſtim⸗ mung verbietet und unter Strafe ſtellt. Nur auf Ankrag bei den zuftändigen Kreisabſtimmungsbüros darf jede der drei Abſtimmungsparkeien gleichgroße Anſchlagkafeln errichten, deren Plakate ſich auf die Volksabſtimmung beziehen. Be⸗ reits vorhandene Aufſchriften müſſen bis zum 10. Dezember enkfernt werden. Dieſe neue Verordnung richtet ſich in erſter Linie gegen die in letzter Zeit in großer Zahl angebrachten Inſchriften an Häuſern, die in verſchiedenartigſter Form den Willen des Saarvolkes zur Rückkehr nach Deutſchland Ausdruck geben. Dieſe einfallsreichen und launigen Aufſchriften müſſen nun⸗ mehr den ſtrikten Vorſchriften der Abſtimmungskommiſſion zum Opfer fallen.. Nr. 282 Frankreichs Außenpolitik Kammer⸗Erklärung Lavals. Anläßlich der Beratung des Haushalts des Außenmi⸗ niſteriums gab der franzöſiſche Außenminiſter Laval in der Kammer eine längere Erklärung über die Außenpolitik Frankreichs ab. In einem Ueberblik über die Beziehungen u den anderen Mächten erklärte er, die Verhandlungen mit Italien ſpielten ſich unter günſtigen Bedingungen ab. Ziel dieſer Verhandlungen ſei die Engergeſtaltung der Freund⸗ ſchaft. Nichts werde die Treue Frankreichs zu ſeinen Ver⸗ bündeten ſchmälern. Die Verhandlungen mit Italien müß⸗ ten über die Unabhängigkeit Oeſterreichs hinaus zu einem Abkommen führen, das den Frieden in dieſem Teil Euro⸗ pas feſtige. Aehnliche Ergebniſſe für Oſteuropa erwarte er vom Beiſtandspakt. Keiner ſei ausgeſchloſſen. Es gäbe einen Grundſatz, deſſen Notwendigkeit jeder anerkennen müſſe: Die Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Grenzen. Man frage ſich andererſeits, ob die franzöſiſche Regierung nicht daran denke, mit Deutſchland eine beſondere Politik einzulei⸗ ten. Die franzöſiſche Regierung habe nur eine Haltung; ſie ſei mit der Schaffung einer internationalen Zuſammen⸗ arbeit beſchäftigt und wünſche dieſer Zuſammenarbeit keine zweiſeitigen Verträge hinzuzufügen. Rußland ſei mit Frankreich über dieſes kollektive Vorgehen vollkommen einig. Laval fuhr dann fort: Deutſchland iſt eingeladen worden und wird erneut unter den gleichen Bedingungen wie alle anderen Länder eingeladen, dieſem gegenſeitigen Beiſtandspakt beizutreten, in dem es die gleichen Garantien findet, wie die, die es den anderen Ländern zuteil werden läßt. Der Reichskanzler Hitler hat ſeinen Willen zum Frieden kundgetan. Wir fordern ihn auf, ſeine Worte in Hand⸗ lungen umzuſetzen, indem er ſich der Politik anſchließt, die wir in Oſteuropa verfolgen. Reichskanzler Hitler hat erklärt, daß die augenblicklichen Gren⸗ zen Deutſchlands ihm genügten. Um ſeine Militärpolitik zu recht⸗ fertigen, hat er auf die Würde ſeines Landes hingewieſen. Wie wird er morgen aber eine ähnliche Rechtfertigung finden, wenn Deutſchland, das niemand bedroht, ſich weigert, ſeinen Anteil an der kollektiven Organiſierung des Friedens zu nehmend Wir denken nicht daran, vor der durch die deutſche Aufrüſtung gegebenen Tatſache uns zu beugen oder uns den Verpflichtungen zu entziehen, die ſie uns auferlegt. Aber wir wollen glauben, daß Deutſchland in dem Augenblick, wo es ſeine Sorge um den Frieden verſichert, verſtehen wird, daß es ſeine moraliſche Ver⸗ antwortlichkeit vor den anderen Ländern nur noch verſtärkt, wenn es ſich weigert, an dieſer Politik der Zuſammenarbeit mitzuar⸗ beiten, zu der es von allen aufgefordert wird. Ich wiederhole, daß es ſich um eine ehrliche Einladung handelt, die wir ihm ge⸗ macht haben. Zwiſchen Frankreich und Deutſchland gibt es keine kerritoria⸗ len Streitfragen. Die Saarfrage muß normal und für beide Län⸗ der zufriedenſtellend geregelt werden. Wir beugen uns von vorn⸗ herein vor dem Ergebnis dieſer Abſtimmung. Wir geben der Hoffnung Ausdruck, daß die Ordnung nicht geſtört wird. Frankreich bleibt auch weiterhin bereit, ſeinen internationalen Verpflichtungen nachzukommen, wie es ſeine Pflicht iſt. Wir bitten außerdem an⸗ dere Länder, mit uns zuſammen die Aufgabe der Polizei zur möglichen Wiederherſtellung der Ordnung zu übernehmen. Die engliſchen Zeitungen nehmen die Erklärungen La⸗ vals zum Anlaß, um Erwägungen über die Möglichkeit für die Anknüpfung neuer internationaler Verhandlungen an⸗ zuſtellen. Demgegenüber iſt feſtzuſtellen, daß weſentlich neue Geſichtspunkte in den Ausführungen Lavals nicht ent⸗ halten ſind. Neuer Oſtpakt⸗Schritt Franzöſiſche Note an Deutſchland. Paris, 3. Dezember. In gut unterrichteten franzöſiſchen Kreiſen erklärt man im Zuſammenhang mit den Ausführungen des franzöſiſchen Außenminiſters vor der Kammer, wonach Frankreich einen neuen Schritt bei der Reichsregierung wegen des Oſtpaktes unternehmen werde, daß es ſich hierbei um die Antwort handele, die die franzöſiſche Regierung der deutſchen Note vom 13. September ſchuldig iſt. Es ſei aber wahrſcheinlich, daß die franzöſiſche Regie⸗ rung dieſe Note nicht beantworten werde, bevor ſie nicht in den Beſitz der polniſchen Antwort auf die letzte franzöſiſche Note in der gleichen Angelegenheit gelangt ſei. Ausgleich des Warenaustauſches Neues deutſchfranzöſiſches Wirtſchaftsabkommen. Paris, 3. Dezember. Die Unterzeichnung des von der deutſchen und der fran⸗ zöſiſchen Handelsabordnung erzielten Abkommens hat in Paris ſtattgefunden. Wenn das Vertragswerk vom 28. Juli zu⸗ nächſt nur um drei Monate verlängert worden iſt, ſo bedeutet das, daß beide Seiten eine kurzfriſtige Regelung wegen des Saargebietes vorgezogen haben. Es iſt in Ausſicht genommen worden, ſobald die Saarfrage es erfordert, wieder zuſammen⸗ zutreten, um eine Regelung auf breiter Grundlage zu er⸗ reichen. Das neue Abkommen zerfällt in zwei Teile. Der er ſte Teil erhält eine Reihe von Verbeſſer ungen des Verrechnungs verfahrens. So kann in Zukunft der deutſche Exporteur die Formalitäten der Eintragung beim Office Franco⸗Allemand an Stelle des franzöſiſchen Impor⸗ teurs erledigen, wodurch weſentliche pſychologiſche Hemmun⸗ gen fortfallen. Die Nebenkoſtenfrage iſt befriedigend ge⸗ regelt worden. a Der zweite Teil des Abkommens ſieht einen beſſeren Ausgleich des beiderſeitigen War enaustauſches vor Der verabredete ſtändige Regierungsausſchuß ſoll die Auf⸗ gabe haben, dieſen Ausgleich zu fördern. Rücktritt des Memeldirektoriums Kowno, 3. Dezember. Das Direktorium des Memelgebiets iſt zurückgetreten. Der Gouverneur des Memelgebietes, Navakas, hal den Rücktritt angenommen. Bis zur Neubildung der memel⸗ ländiſchen Regierung wird das Direktorium Reisgys die Geſchäfte weiterführen. Der Rücktritt des Direktoriums Reisgys dürfte mit ein Ergebnis der Beſprechungen in Genf geweſen ſein, bei denen der litauiſche Delegierte Klimas in mehrſtündiger Rückſprache mit Eden und Laval den Eindruck gewonnen haben dürfte, daß die Signatarmächte gewillt ſind, ſich litauiſche Verſtöße gegen das Memelſtatut nicht weiter ge⸗ fallen zu laſſen. Die Litauer ſind alſo offenbar zu der Ueberzeugung gekommen, daß es ſich empfiehlt, gegenüber den Signatarmächten einzulenken. Man rechnet auch mit der Möglichkeit, daß die Signatarmächte direkt den Rück⸗ tritt des Direktoriums Reisgys gefordert haben. Auf der anderen Seite kommen aber von den Memel⸗ ländern erhebliche Bedenſen wegen der Neubildung des Direktoriums, da die Memelländer befürchten, daß die Litauer nunmehr eine noch viel ſchärfer likauiſch orienkierke Regierung bilden werden. Gübdafrikaniſche Anion gegen Angliederung London, 3. Dezember. Aus einer Meldung des„Times“ Berichterſtatters in Kapſtadt geht hernor, daß die ſüdafrikaniſche Regierung einer Angliederung Südweſtafrikas an die Anion in Form einer fünften Provinz nicht günſtig gegenüberſteht. Vertrauter Stalins ermordet Der Sekretär der Leningrader Parteiorganiſation. Moskau, 3. Dezember. Der Sekretär der Leningrader Parteiorganiſation, Ki- row, wurde vor dem Gebäude des Leningrader Sowjets von einem Terroriſten erſchoſſen. Kirow war Mitglied des Politiſchen Büros des Zentralkomitees der Kommuniſtiſchen Partei und Mitglied des Vollzugsausſchuſſes der Sowjet⸗ unſon. Der Mörder wurde von der OG Pu feſtgenommen. Der ermordete Sekretär der Parteiorganiſation Serjget Mironowſch Kirow war ſchon vor dem Kriege Mitglied der Kommuniſtiſchen Partei geweſen. Er gehörte zu den Vertrauten Stalins. Nachdem Sin owje w (Apfelbaum) wegen ſeiner oppoſitionellen Haltung von dem Poſten als Sekretär der Parteiorganiſation in Leningrad entfernt worden war, wurde Kirow zu ſeinem Nachfolger ernannt. Auf dem letzten Kongreß der Partei wurde Kirow zum dritten Gehilfen Stalins gewählt. Außer⸗ dem wurde er in das Präſidium des Vollzugsausſchuſſes der Sowjetunion gewählt und ſpielte eine bedeutende Rolle in der Induſtrialiſierungspolitik Nordweſtrußlands. Kirow galt als einer der treueſten Anhänger Sta⸗ lins und hat deſſen Vertrauen in vollem Maße genoſſen. Auf Veranlaſſung des Präſidenten des Vollzugskom⸗ miſſariats fand eine Trauerkundgebung ſtatt, in der Kirow als einer der größten Vorkämpfer der Partei gefeiert wurde. Der Mörder des Generalſekretärs hat noch keine Aus⸗ ſage darüber gemacht ob er Mitwiſſer oder Helfershelfer hatte. Wie weiter bekanntgegeben wird, wurden in Lenin⸗ grad noch zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Kurzmeldungen Reichsgaue ſtatt Länder. Reichsminiſter Dr. Frick ſprach in Chemnitz in zwei großen Kundgebungen der NSDAP. Er ſchilderte die bisher durch Adolf Hitler er⸗ zielten Erfolge und kündigte neue Maßnahmen auf dem Gebiete der Reichsreform an, u. a. eine territoriale Neu⸗ e des Reiches in Reichsgaue ſowie eine deutſche emeindeordnung, die die Grundlage für die innere Ver⸗ waltung Deutſchlands bilden werde. Im Rahmen einer Tagung des Reichsverbandes deut⸗ fehr Verkehrsverwaltungen, die im Preußenhaus ſtaltfand, ührte der Reichsverkehrsminiſter den neuen Verbandsprä⸗ ſidenten Stadtrat Engel in ſein Amt ein. In einer Warſchauer Bilderhandlung wurden durch die Polizei vier Bilder beſchlagnahmt, auf denen böswillige Darſtellungen in deutſchfeindlichem Sinne gegeben waren. 3 8 0 Hein: e 1 TFT gohlobſe cines ffefrsc rs Oe Huch deh d Hendl ten. Duca ſtutzte innerlich. Gewohnt, von äußerſter Vorſicht in jeder neuen und fremden Umgebung zu ſein, wachte ein leiſes Mißtrauen in ihm auf. Er zögerte, die Schale zu nehmen. Ein helles Lachen ertönte. „Hahaha, recht ſo, man kann nie vorſichtig genug ſein, noch dazu, wenn man in Eurer Haut ſteckt!“ Konnte der Alte Gedanken erraten? Duca ſchämte ſich plötzlich ſeines Verdachtes. Aber ſchon hatte ſein Gaſtgeber ſeine Schale an den Mund geführt und getrunken. Da griff auch Duca nach der Schale. „Es belebt, mein Freund, es wiſcht törichte Gedanken fort und macht freier. Trinkt nur! And ich will Euch ein bißchen von Ländern erzählen, die Ihr noch nicht kennt, mein junger, tapferer Freund.“ Eine blaue, geheimnisvolle Dämmernis lag in dem großen blanken Raum. Duca, eingeſponnen in eine ſelt⸗ ſam märchenhafte Stimmung, lehnte weit zurück im Stuhl. Und die Worte des Alten tropften durch den Raum und webten geheimnisvoll bunte Bilder aus einem fremden Land, von fremden Dingen und Menſchen. * Er wußte nicht, wie lange er ſo geſeſſen hatte, wie lange die Kette von bunten Bildern ſchon an ſeinem geiſtigen Auge vorübergaukelte und die Stimme des alten Magiers durch die Halle ſchwebte. Als er bewußt ſeine umgebung wieder in ſich aufnahm, herrſchte Schweigen. Der Alte erhob ſich. Duca ſchüttelte die Mattigkeit, die ihn umfangen gehalten, ab, reckte die Glieder „Stehen wir auf, mein lieber Freund. Ich will 136 noch einiges zeigen. Eure Seele iſt voller Wünſche, i merke es.“ „Ihr ſeid ein ſeltſamer Menſch.“ „Ich ſehe nur ein wenig tiefer als andere, das lernt ——— Drama vor der Trennung Die geſchiedene Frau und das Kind erſchoſſen. Kaſſel, 3. Dezember. Ein furchtbares Ende fand am Sonntag ein Familien⸗ zwiſt in Harmuthſachſen(Kreis Kaſſel). Der Ehe⸗ mann Wilhelm Wille, der im Hauſe ſeiner Schwiegermut⸗ ter wohnt, ſollte, nachdem vorige Woche die Scheidung aus⸗ geſprochen war, am Montag morgen das Haus verlaſſen. Als Sonnkag morgen ſeine Frau ihr Kind aus dem Bett holte, betrat der geſchiedene Ehemann das Zimmer mit einem Revolver und ſtreckte Frau und Kind durch Schüſſe nieder. Beide waren ſofort kol. Dann jagte er ſich im Nebenzimmer eine Kugel in den Kopf. Schweres Exploſionsunglück 20 Arbeiter getötet, 12 verwundet. Paris, 3. Dezember. Im Hafen von Beirut erfolgte in den mit leicht enk⸗ zündlichen Materialien gefüllten Lagerhäuſern eine Explo⸗ ſion, die einen großen Brand verurſachke. 20 Arbeiter wur⸗ den getötet, 12 verwundet. Ein Teil von ih en wurde von den Trümmern des Daches erſchlagen. Die anderen Arbeiter verbrannten bei lebendigem Leibe. 28 Angeklagte zu 237 Jahren Kerker verurteilt Vor dem Linzer Militärgericht ging ein mehrtägiger Prozeß zu Ende. Dieſer Prozeß, in dem 28 Perſonen an⸗ 11 5 waren, behandelte die erbitterten Kämpfe um die rtſchaft Lamprechtshauſen in Salzburg zwiſchen den Auf⸗ ſtändiſchen und der Exekutive am 26. Juli. Dabei fielen auf Seiten der Aufſtändiſchen zehn Kämpfer, auf Seiten der Exekutive gab es mehrere Tote und zahlreiche Schwerver⸗ letzte. 28 Perſonen wurden verurteilt, und zwar zu insge⸗ ſamt 257 Jahren und ſechs Monaten ſchweren Kerkers. Die einzelnen Strafen bewegen ſich zwiſchen fünf und 18 Jah⸗ ren Kerker. Geſchworene im Gerichtsſaal verhaftet Bukareſt, 3. Dezember. Die Verhandlung des Geſchworenengerichts in Czerno⸗ witſch gegen die berüchtigte Einbrecherbande Bilinſki nahm eine dramatiſche Wendung. Im Augenblick, als die Ge⸗ ſchworenen am Verhandlungstiſch Platz nahmen, erhob ſich der Staatsanwalt und ſtellte den Antrag, eine Anzahl Ge⸗ ſchworene zu verhaften. Begründet wurde der Antrag da⸗ mit, daß auf Grund eines Polizeiberichts nicht nur ein Teil der Geſchworenen am Vorabend in ſchwerbezechtem Zu— ſtande mit den Verwandten der Angeklagten angetroffen wurde, ſondern daß ein Geſchworener ſelber Mitglied der Einbrecherbande war, die abgeurteilt werden ſollte. Der Gerichtsvorſitzende gab dem Antrag des Staaks⸗ anwalts Folge. Unter ungeheurer Aufregung wurden die betreffenden Geſchworenen ſoſork von der Geſchworenenbank in das Gefängnis abgeführt. Offenkundig hakte es ſich um ein Komplokt zur Freiſprechung der angeklagten Verbrecher gehandelt. 12 Todesurteile in Mazedonien Sofia, 3. Dezember. Die bulgariſchen Behörden ſind gegenwärtig bemüht, mit feſter Entſchloſſenheit die Staatsautorität in Mazedonien in vollem Umfange wiederherzuſtellen. So ſtehen jetzt vor den Militärgerichten mehrere Morde zur Verhandlung, die in den letzten Jahren von den verſchiedenen mazedoniſchen Lagern unbeſtraft begangen worden ſind. In einigen Fällen, in denen Mitglieder der aufgelöſten Inneren Mazedoniſchen Revolutionären Organiſation(JMRöd) auf der Anklagebank ſtehen, wurden bereits die Urteile verkündet. So verurteilte das Militärgericht in Newrokop neun Angeklagte wegen Ermordung des früheren Bürgermeiſters von Dolen und eines Architekten zum Tode durch den Strang. In Gorna⸗Djumaja wurden drei Mazedonier zum Tode und zwei zu lebenslänglichem Kerker verurteilt. Unter den Verurkeilten befinden ſich einige bekannke Anterführer der JR 0. man in meinem Alter. Ueberdies wird Euch einmal die⸗ ſer kleine Tempel gehören.“ „Wie? Ihr ſcherzet!“ „Der Alte von Fronteja hat noch nie in ſeinem Leben mit ernſten Dingen Scherz getrieben.“ Duca war verwirrt. Was meinte dieſer wunderliche Menſch denn damit, daß ihm einmal dieſes tempelartige, einſame, aber koſtbare Haus gehören würde? „Kommt!“ Das klang faſt herriſch. Hochgereckt ging der Alte voraus. Rieſenhaft wanderte ſein Schattenbild über die Wand. Duca folgte wie willenlos. Eine Puppe unter dem Wil⸗ len des anderen. Der ſchlug den Perlenvorhang zum Nebenraum aus⸗ einander. Der Fuß verſank in die Weichheit neuer Tep⸗ piche. Ducg war es, als ſtünde irgendwo ein bronzege⸗ hämmerter Altar, darauf ein 858075 Schwert, als ſtünde in einer Ecke eine halbnackte Geſtalt und verneige ſich tief. Schon öffnete ſich ein neuer Raum. Phantaſtiſch aus⸗ geſtattet. Auf hohen Metallſtändern balancierten gläſern⸗ ſilberne Kugeln von verſchiedenartigen Ausmaßen, von der Decke herab hingen leiſe hin und her ſchaukelnde, ausge⸗ ſtopfte Tiere von grotesken Formen. An den Wänden hin⸗ gen ſchemenhafte Bilder, Fratzen, verwickelte Zeichnun⸗ gen, in einer Ecke ſtand, den Arm wunderlich vorgeworfen und in der Knochenhand eine bunte Laterne haltend, ein Knochenſkelett. In den Augenhöhlen war ein ſeltſames Funkeln und Gleißen. Ein Fernrohr lag an der Erde. Und mitten im Zimmer ſtand ein hoher Epiegez in rundem Rahmen. Sonderbare Reflexe auswerfend. Duca blieb ſtehen. „Ein ſeliſames Gemach.“ „Mein Arbeitszimmer, wenn ich nicht auf Reiſen bin.“ „Das merkwürdigſte Arbeitszimmer, das ich je geſehen habe,“ bekannte Duca. „Ja, es gibt weniger bunte und ſonderbare, ich gebe es zu, mein Freund. Aber es muß auch ſolche Räume geben.“ „Muß es?“ Der Alte antwortete und wies lächelnd und nicht ohne Würde auf den Stuhl, der vor dem runden, mannshohen Sniegel ſtaub. „Setz! Euch. Dieſer Spiegel weiß mehr als Ihr selber.“ „He? Pah, bald gewöhne ich mich an die Geheimniſſe dieſes Hauſes Aber Ihr macht es einem ſchwer.“ eee Lohngeldraub. In München⸗Gladbach überfielen im Stadtteil Dahl zwei maskierte Burſchen den Boten ein Maſchinenfabrik und entwendeten ihm eine Aktentaſche, in der ſich 3400 RM Lohngelder befanden. Nach der Tat fluch teten die Burſchen in einem geſtohlenen Perſonenkraftwagen Sie gaben aus einem Revolver noch zwei Schüſſe ab, offen- bar um Verfolger einzuſchüchtern. Der Kraftwagen wurde ſpäter in einer anderen Straße München⸗Gladbachs aufge⸗ funden. 5 Grubenbrand im Saargebiet. Auf Grube„Hirſchbach“ bei Dudweiler ſchlugen in der dritten Tiefbauſohle plötzlich aus einem Kohlenſtoß Flammen heraus. Das Feuer grif mit großer Schnelligkeit um ſich. 12 Bergleute, die an der Brandſtelle gearbeitet hatten, erlitten Gasvergiftungen. Die Vergiftungen ſind glücklicherweiſe nur leichter Natur. Ueber die Urſache des Brandes konnte genaueres noch nicht feſtge⸗ ſtellt werden. Man nimmt an, daß ſich durch Schlagen oder Stoßen eine Gasader entzündet hat. Das Brandrevier wurde ſofort geräumt. Richard⸗Skrauß⸗Ehrung im Haag. Die Königin der Nie⸗ derlande hat Richard Strauß in Anerkennung ſeiner großen künſtleriſchen Verdienſte das Großkreuz des Oranien⸗Naſſax⸗ Ordens verliehen. Die Bekanntgabe dieſer hohen Ehrung erfolgte anläßlich eines vom deutſchen Geſandten Graf Zech gegebenen Empfangs. Der holländiſche Miniſter für Unter⸗ richt, Kunſt und Wiſſenſchaften, Dr. Marchant, überreichte Richard Strauß die Auszeichnung nach einer Rede, in der er die großen Verdienſte des Komponiſten würdigte und be⸗ ſonders deſſen enge Beziehungen zum holländiſchen Kunſt⸗ leben hervorhob. Arkeilsſpruch im Prozeß gegen die lettiſchen Sozialde⸗ mokralen. Das Kriegsgericht in Riga fällte im Prozeß ge⸗ gen die ſozialdemokratiſchen Führer, bei denen im Verlaufe der Hausſuchungen, die der Verkündung des Kriegsrechts in der Nacht vom 15. Mai folgten, ein verbotenes Waffen⸗ lager gefunden wurde, das Urteil. Der frühere Landtags⸗ präſident Paul Kalnin wurde mangels an Beweiſen freige⸗ ſprochen, ſein Sohn Bruno Kalnin, der ehemalige Führer der halbmilitäriſchen Organiſation der lettiſchen Maxxiſten, erhielt drei Jahre Zuchthaus. Der frühere marxiſtiſche Ab⸗ geordnete Celms erhielt vier, der frühere Abgeordnete Ulpe ſechs Monate Gefängnis. Acht Todesurteile in der Sowjetunion. Der oberſte Ge⸗ krichtshof in Samarkand hat acht Perſonen wegen Sabotage der rechtzeitigen Einbringung der Baumwollernte zum Tode verurteilt. Elf Perſonen wurden zu Gefängnisſtrafen von je 1 bis 10 Jahren verurteilt. Rekord des„Fliegenden Schotten“. Große Freude erregt in England eine neue Rekordleiſtung des Eilzuges, der unter dem Namen„Fliegender Schotte“ zwiſchen Lon; don und Leeds verkehrt. Die Strecke hat eine Länge voz 297,5 Kilometer. Für die Fahrt London— Leeds braucht der„Fliegende Schotte“ 2 Stunden 32 Minuten und für die Rückfahrt 2 Stunden 37 Minuten. Gelegentlich wurde ein Geſchwindigkeit von 160 Kilometer in der Stunde erreicht. Der bisherige Rekord betrug 3 Stunden 13 Minuten. Aeberſchwemmungen in Melbourne. Ein dreißigſtündi⸗ ger Wolkenbruch und ein Sturmwind, der mit 80 Stunden⸗ kilometern dahinbrauſte, löſte in Melbourne rieſige Ueber⸗ ſchwemmungen aus. Fünf Perſonen fanden den Tod. Bäume wurden entwurzelt, Telegraphenmaſten umgeriſſen, Wege und Straßen zerſtört. An der ganzen Küſte ſind große Schäden angerichtet worden. Qualvoller Tod eines Lebensmüden Die Kleider mit Petroleum begoſſen und angezündet. Ein entſetzlicher Vorfall ſpielte ſich im Freibad Berli⸗ Ruhleben, unweit des deutſchen Sportforums im Grune⸗ wald ab. In ſelbſtmörderiſcher Abſicht überſchüttete ein eiwg 50jähriger Mann ſeinen Anzug mit Petroleum und zündete es dann an. In wenigen Augenblicken ſtand die geſamt Kleidung in Flammen. Einer lebenden Feuerſäule gleich lief der Unbekannte vom Freibad in das angrenzende Wald⸗ Holen hinein. Der Inhaber eines in der Nähe liegenden okals, der Zeuge der furchtbaren Szene war, lief dem Le⸗ bensmüden mit einer Decke nach. Obgleich es ihm in kurze Zeit gelang, die Flammen zu erſticken, hatte der Lebensmüde doch ſo ſchwere Brandwunden am ganzen Körper davonge⸗ tragen, daß er nicht mehr zu retten war. 8 Bekennt Euch zur Volksgemeinſ aft Na ionalen Solidarität. am Tag der „Setzt Euch nur. Bitte, nur bequem. und was wur ſchet Ihr nun zu ſehen?“ Duca hob den Kopf. Sein Blick wurde ſcharf. „Ihr ſeid ein Hexenmeiſter?“ 5 „Nennt es, wie Ihr wollt. Es gibt ſo viele Dinge zwi ſchen Himmel und Erde, von denen ſo viele Menſchen nichts wiſſen. Sagt nur—“ Duca zögerte. „Dianora?“ „Teufel, wißt Ihr denn alles?“ „Einiges, mein Freund. Alſo Dianora?“ „Ja! Ja, Dianora!“ ſchrie Duca leiſe und verzweifelt „Ich möchte Dianora ſehen!“ Kaum war das Wort geſprochen, ſo überzog ſich das blanke Spiegelglas mit einem dünnen Hauch, es war, als ob Wolken und Schleier durcheinanderwirbelten. Der Alle hatte beſchwörend die Arme erhoben, ließ ſie auf eine m begreiflich ſchnelle Weiſe kreiſen und dann ſinken. 5 Die Wolkengebilde im Spiegel zerteilten ſich, ein Zin⸗ mer wurde ſichtbar, immer deutlicher. Duca erkannte es als den Naum in dem alten Kaſtell wieder, in dem e Dianora ſein Bekenntnis abgelegt hatte. Sie ſtand an Fenſter, das Profil des Geſichts zeichnete ſich deutlich ab, blaß und verſtört, aus ihren Augen rannen Tränen. Nun ſchritt ſie langſam und ſchwer zum Diwan, die Augen voll dunkler Trauer, und warf ſich darüber, den Kopf in die Kiſſen vergrabend. „Genug, genug!“ ſtieß Duca hervor.„Das iſt Blend werk der Hölle!“ Das Bild im Spiegel verblaßte, wieder flatterten Schleier darüber hin, zerflatterten; das Glas hatte wiede ſeinen blanken, ungetrübten Silberſchimmer. Tief aufatmend ſagte Duca: „Das war ein Spuk.“ 5. „Nein, es war Wirklichkeit. Ich habe Euch gleich ge ſagt, daß dieſer Spiegel mehr weiß als Ihr. Viel mehl „Ich glaube es nicht!“ „Fragt ihn weiter! Laßt Euch zeigen, was Ihr maß Ihr habt noch mehr Wünſche im Herzen.“ Der Spieg wird ſie erfüllen.“ „Alſo gut!“ f. Duca richtete ſich im Stuhl auf. „Er ſoll mir— Donato zeigen, den Pilgrim.“ „Er wird es tun!“ Ermunternd fragte der Alte: E. 0 S S..& 2 anten wa uodem liadioclien Lande Dienſtbezüge der Beamten Die Auszahlungstermine in Baden. J) Karlsruhe, 1. Dez. Der badiſche Finanze und Wirt⸗ ſhaftsminiſter Walter Köhler erläßt folgende Bekannt⸗ 3 ung: aug Grund der Ermächtigung in Abſchnitt 3, Paragraph 6 des Geſetzes zur Erhaltung und Hebung der Kaufkraft zum 24. März 1934 werden abweichend von der Anordnung des badischen Staatsminiſteriums vom 12. Dezember 1931 de Zahlungstage für die Dienſtbezüge der Beamten wie Kuhegehalts⸗ und Verſorgungsbezüge, die Bezüge der Be⸗ u während der Probe- und Vorbereitungszeit und die Bezüge der Angeſtellten vom Monat Dezember 1934 an zweils auf den 16. und letzten eines Monats feſtgeſetzt. In jedem der genannten Tage iſt die Hälfte des Monats⸗ bezugs zu zahlen. Fällt der 16. oder der Letzte des Monats auf einen Sonn⸗ oder geſetzlichen Feiertag, ſo iſt am vorher⸗ henden Werktag die Zahlung zu leiſten. Sofern die einem Bezugsberechtigten von derſelben Kaſſe auszuzahlenden Ge⸗ ſumtbezüge den Betrag von monatlich 50 Mark nicht über⸗ ſeigen, wird der ganze Vetrag am erſten Auszahlungstag ausgezahlt. Zahlungsempfänger, die am zweiten Auszah⸗ hugstag eines Monats beurlaubt ſind, können den geſam⸗ en Monatsbezug bereits am erſten Auszahlungstag erhalten. die Gemeinden(Gemeindeverbände) und die ſonſtigen der Fandaufſicht unterſtellten Körperſchaften, Anſtalten und Stif⸗ ungen des öffentlichen Rechts werden ermächtigt, entſpre⸗ gend zu verfahren. — Zugang zum wiſſenſchaftlichen Lehramt an Höheren Lehranſtalten in Baden. Für alle Abiturientenjahrgänge ſeit 1981 war der Zugang zum wiſſenſchaftlichen Lehramt in Ba⸗ den vollſtändig geſperrt. um das Alter mit der Jugend in den Lehrkörpern der Höheren Lehranſtalten zu verbinden und um auch der heranwachſenden Jugend den Zugang zum Be⸗ uuf des wiſſenſchaftlich gebildeten Lehrers nicht ganz zu ver⸗ eren, iſt in Ausſicht genommen, von den Abiturienten des Jahrgangs 1935 und der folgenden Jahrgänge jeweils eine beſchränkte Zahl zur Laufbahn des wiſſenſchaftlich gebildeten Lehrers an Höheren Lehranſtalten zuzulaſſen. Da es not⸗ wendig iſt, die Zahl der Lehramtsaſſeſſoren wegen der be⸗ ſehenden Ueberfüllung herabzuſetzen, werden aber in den zächſten Jahren jeweils höchſtens 12 Bewerber zugelaſſen wer⸗ den können. Es wird darauf hingewieſen, daß dieſe Zu⸗ naſſung nur eine vorläufige iſt und daß die Anwartſchaft auf Zulaſſung zur Laufbahn des wiſſenſchaftlich gebildeten Leh⸗ ters an Höheren Lehranſtalten von der Ablegung der beiden Staatsprüfungen mit der Note„gut“ und der nationalen Bewährung abhängt. Das Nähere enthält eine Bekannt⸗ machung des Unterrichtsminiſters vom 29. November 1934 Nr. B 49 131, die im neueſten Amtsblatt des Unterrichts⸗ ministeriums und im Staatsanzeiger—„Führer“— ver⸗ offentlicht iſt. () Karlsruhe, 1. Dezember. () In die Erziehungsanſtalt. Der 12jährige Schüler, der bei der Jugendtragödie im Hardtwald den tödlichen Stich ausgeführt hat, wurde früh nach erlangter Nüchtern⸗ heit im Krankenhaus abgeholt und dem Jugendrichter vor⸗ geführt. Nachmittags wurde er in die Erziehungsanſtalt Sinsheim gebracht. () Rheinsheim bei Philippsburg.(400 O0 jähriges Frauengrab.) Im Gewann„Krapäcker“ wurde bei der Aflage einer Rübenmiete ein Frauengrab der Bronzezeit aufgedeckt. Man fand eine bronzene Sonnennadel, eine Zylinderſpirale mit 19 Windungen, einen ſchweren offenen Bronzearmring ſowie einige Knochenteile. Das Grab ge⸗ hört der ſogenannten Hügelgräberbronzezeit an und dürfte gegen Ende des zweiten Jahrtauſends vor Chriſti ent⸗ anden ſein. Freiburg.(Alemanniſcher Gräberfund.) ende November wurde vom Muſeum für Argeſchichte in bang auf Gemarkung Bad Krozingen zwei alemanniſche räber freigelegt. Die Fundſtelle liegt auf dem Sinnighofer Buck, nördlich der Verbindungsſtraße Bad Krozingen⸗Schlatt. Beide Gräber lagen direkt nebeneinander und waren nach Weſt⸗Oſt gerichte. Man vermutet, daß an dieſer Stelle ein alemanniſcher Friedhof liegt. a 9 Triberg.(Brand in einer Fabrik.) In einem Bebäude der Firma Gebrüder Grieshaber Gmb, Draht- fiften⸗ und Kettenfabrik, brach Feuer aus, das das betroffene wi⸗ Hebäude vollſtändig zerſtörte. In dem Gebäude war die Glüherei untergebracht, von der angebauten Beizerei wurde der Dachſtuhl vernichtet. Die Triberger Feuerwehr mußte lich darauf beſchränken, die umliegenden Oäuſer zu Mannheimer Nationaltheater Spielplan vom 3. bis 10. Dezember 1934. Im Nationaltheater: Montag, 3. Dezember: Für die„NS⸗Kulturgemeinde, Abteilung Theater, Mannheim“, Abt. 145 bis 146, 261 bis 262, 321 bis 326, 351 bis 359, 361 bis 369, 573 bis 576, Gruppe D Nr. 1 bis 400, und Gruppe E Nr. 301 bis 600: Gregor und Heinrich, Schauſpiel von E. G. Kolbenheyer. Anfang 19.30, Ende 22.30 Uhr. Dienstag, 4. Dezember: Nachmittags: Schülermiete A 3: Die Räuber, von Schiller.— Ohne Kartenverkauf. Anfang 14.30, Ende 18 Uhr.— Abends: Miete G 6, Sondermiete G 3: Das Muſikantendorf, Luſt⸗ ſpiel von Heinz Lorenz. Anfang 20, Ende 22.30 Uhr. Mittwoch, 5. Dezember: Miete M 7: Schwarzmann und die Magd, Schauſpiel von Walter Erich Schä⸗ fer. Anfang 20, Ende 22.30 Uhr. 8 Donnerstag, 6. Dezember: Nachmittags: Schülermiete B 3: Die Räuber, von Schiller. verkauf.— Anfang 14.30, Ende 18 Uhr.— Abends: Miete D 7, Sondermiete D 4: Schön iſt die Welt, W von Franz Lehar. Anfang 20, Ende 22.15 hr. Freftag, 7. Dezember: Miete C 6: Der Herr Baron fährt ein, Komödie von Heinz Steguweit. Anfang 20, Ende nach 22 Uhr. f Samstag, 8. Dezember: Nachmittagsvorſtellung: Die große Chance, Luſtſpiel von Alfred Möller und Hans Lorenz.— Eintrittspreiſe O50 bis 3 Mark.— Anfang 16, Ende 18.15 Uhr.— Abends: Miete A 7. Die Regimentstochter, komiſche Oper von Doni⸗ zbetti. Anfang 20, Ende 22 Uhr. 5 Sonnt ag, 9. Dezember: Nachmittagsvorſtellung: Sch ön iſt die Welt, Operette von Franz Lehar.— Eintritts- preiſe 0.50 bis 3 Mark.— Anfang 15, Ende 17.15 Uhr. — Abends: Miete H 7: Königskinder Muſik⸗ märchen von Engelbert Humperdinck. Anfang 19.30, Ende 22.30 Uhr. 5 ä ſchützen. — Ohne Karten⸗ Neues aus aller Weli Gerichtsurteil nach der Blutprobe. — Stuttgart, 1. Dez. Das Schwurgericht verurteilte die 25 Jahre alte Landwirtstochter Anna Maria Reinhold von Heimerdingen wegen Meineids zu zwei Jahren hig haus, drei Jahren Ehrverluſt und dauernder Eidesun ähig⸗ keit. Die Angeklagte hatte in einem Unterhaltsprozeß in zwei Inſtanzen beſchworen, daß ihr im Februar 1932 ge⸗ borenes uneheliches Kind nur von ihrem früheren Bräutigam ſtammen könne, von dem ſie ſich inzwiſchen getrennt hatte. In der Verhandlung wurde durch den mediziniſchen Sach⸗ verſtändigen, Dr. Mayſer, vom Württembergiſchen medizini⸗ ſchen Landesunterſuchungsamt in einem ausführlichen Gut⸗ achten, das durch ein Obergutachten aus Berlin beſtätigt worden war, wiſſenſchaftlich nachgewieſen, daß die Angeklagte ebenſo wie das Kind nur die Bluteigenſchaft„N“ beſitzen, der angebliche Vater dagegen die Bluteigenſchaft„M“. Dieſer konnte alſo unmöglich der eigentliche Vater des Kindes ſein, das ſonſt unbedingt auch die Bluteigenſchaft „Me hätte aufweiſen müſſen. Es iſt das erſte Mal in Würk⸗ temberg, wahrſcheinlich ſogar in ganz Deutſchland, daß eine Blutprobe nicht nur auf Grund der ſogenannten klaſſiſchen Blutgruppeneigenſchaften, die in dieſem Falle keinen be⸗ ſtimmten Anhatspunkt geboten hätten, ſondern auf Grund der erweiterten Unterſcheidung zwiſchen den Bluteigenſchaften„M“ und„N“ zur Grundlage eines Strafurteils gemacht wor⸗ den iſt. — Warching(Ries).(Rind in der Fuchsfalle.) Auf freiem Feld geriet das fünfjährige Söhnchen des Land⸗ wirts Nikolaus Roßkopf in Warching in eine Fuchsfalle mit Legbüchſe. Der Fuchstöter war mit der Legbüchſe durch eine Schnur verbunden, woran der Knabe ſpielte. Plötzlich löſte ſich ein Schuß und das Kind wurde ſchwer verletzt. Frankenthal.(Wegen Untreue verurteilt.) Vor dem Schöffengericht hatte ſich der 32jährige Johann Schrenz wegen Unterſchlagung und Urkundenfälſchung zu verantworten. Der als Buchhalter bei einer Mühle beſchäf⸗ tigte Angeklagte hatte in den Jahren 1931 bis 1934 Gelder, die er bei Bäckern für Mehl einkaſſierte, für ſich behalten und zur Verdeckung der Unterſchlagungen die Bankquit⸗ tungen gefälſcht. Auf dieſe Weiſe unterſchlug er nach und nach 5000 Mark. In der Verhandlung war der Angeklagte in vollem Umfange geſtändig. Zu ſeiner Entſchuldigung gab er an, er habe nur 160 und dann 180 Mark Monats⸗ gehalt bezogen während er beim Kundenbeſuch viele Aus⸗ gaben gehabt habe. Die Zeugen ſchilderten Schrenz als fleißigen Mann, der nur ſeiner Paſſion für Motorräder und Kraftwagen zum Opfer fiel(er hatte ſich nämlich zu⸗ erſt ein Motorrad, dann einen Wagen angeſchafft). Das Urteil lautete auf zehn Monate. Pirmaſens.(Eine rabiate Diebin.) Eine bei Polizei und Bevölkerung gleichermaßen bekannte Frau Joſt wollte in einem Konſumgeſchäft einige Pfund Speck ohne Zahlen mitgehen heißen und verſchwinden. Man wurde auf den Diebſtahl jedoch ſofort aufmerkſam und holte die Polizei. Jetzt markierte die Diebin den„wilden Mann“ und ſetzte ihrer Unterſuchung heftigen Widerſtand entgegen. Schließlich holte der Polizeibeamte einen Eimer kalten Waſſers und begoß die Tobende damit, die dann auch wieder zur Beſinnung kam. Die Joſt war ſchon ein⸗ mal in Klingenmünſter. Möglicherweiſe wird man ſie auch jetzt wieder dort unterbringen. 5 Haiger.(Betrunkener Autofahrer.) Bei dichtem Nebel geriet der Lieferwagen des Schweinehändlers Alfred Noß aus Haiger zwiſchen Burg und Herborn in einer ſcharfen Kurve von der Straße ab und fuhr in einen Graben. Der Lieferwagen wurde ſtark beſchädigt und die im Wagen untergebrachten etwa 20 Ferkel konnten nur mit Mühe geborgen werden; ein Tier war tot, ein anderes iſt ſpurlos verſchwunden. Der Fahrer und Mitfahrer wurden durch ein daherkommendes Auto ins Herborner Kranken⸗ haus gebracht, wo feſtgeſtellt wurde, daß der Fahrer ſtark angetrunken war. Er hatte auch erhebliche Verletzungen da⸗ vongetragen. Der Mitfahrer war kurz vorher aus dem Wagen geſprungen und hatte ſich dabei am Kopf verletzt. Durch überreichlichen Alkoholgenuß war der Fahrer bei dem dichten Nebel umſo unſicherer geworden. Laſtkraftwagen in Fluß geſtärzt. Wuppertal, 3. Dez. Am Sonntag ſtürzte auf der Rück⸗ fahrt von Wenne nach Lüdenſcheid ein Laſtkraftwagen mit Anhänger, der für die Reichsbahn Güter beförderte, am Eingang des Ortes Schalksmühle aus bisher ungeklärter Urſache an einer ſcharfen Kurve über eine Brücke in die Volme. Hierbei wurde der Kraftwagenführer getötet. Schreckensnacht im Berliner Verkehr Drei Tote, 15 Verletzte. „In nächtlicher Stunde ereigneten ſich in Berlin meh⸗ rere ſchwere Verkehrsunfälle. An der Ecke Kleiſt⸗ und Lu⸗ therſtraße in Charlottenburg wurde beim Ueberſchreiten des Fahrdamms der 48jährige Bildhauer Wilhelm Ernſt von einem Privatkraftwagen erfaßt und überfahren. Der Verunglückte erlitt derart ſchwere Verletzungen, daß er bereits auf dem Transport in das Krankenhaus ver⸗ ſtarb. Der Aukomobiliſt ſchaltete nach dem Unfall ſämk⸗ liche Lichter ſeines Magens aus und raſte quer über die Kleiſtſtraße in Richtung Lützowplatz davon, ohne ſich um den Schwerverletzten zu kümmern. Da jedoch ein Paſſant noch im letzten Augenblick die polizeiliche Erkennungsnum⸗ mer des Autos zu erkennen vermocht hakte, gelang es der Polizei ſehr raſch, den Aukofahrer zu ermitteln und den Wa⸗ gen in einer Garage ſicherzuſtellen. Vor dem Hauſe Hauptſtraße 51 in Schöneberg, raſte bei dem Verſuch, einen Kraftwagen zu überholen, ein mit drei Perſonen beſetztes Privatauto gegen einen an der Bordſchwelle ſtehenden Maſt der 1 957 Der An⸗ prall geſchah mit ſolcher Heftigkeit, da das Auto nahezu völlig zertrümmert wurde. Die Kühlerhaube flog in weitem Bogen in die Schau⸗ fenſterſcheibe eines Metallwarengeſchäftes. Der Fahrer, der 27 Jahre alte Hermann Wolff, erlitt ſo ſchwere innere und äußere Verletzungen, daß er kurze Zeit nach dem Unfall verſtarb. In anderen Stadtteilen kam es zu weiteren Verkehrs⸗ 2 und Zuſammenſtößen, die insgeſamt drei Todes⸗ opfer und 15 Verletzte forderten. 8 handelt es ſich um den 21jährigen Radfahrer Bruno Drews, der an der Kreuzung Müller⸗ und Triftſtraße beim Ueber⸗ * Bei dem dritten Toten Lolcale Nuudscuau Schauturnen im Turnverein 98. Unter dem Motto„Treu unſerm Volke“ veranſtaltete geſtern Abend der Tv. 98 ein Schauturnen. Bis auf den letzten Winkel war der geräumige Saal beſetzt, als der 1. Vereinsführer Würthwein die Anweſenden begrüßte. In 3 Abteilungen war das 22 Nummern umfaſſende Programm eingeteilt. Mit rieſigem Eifer ſahen wir wieder die Allerkleinſten auf der Bühne in Singſpielen, die Schüler und Schülerinnen in Bodenübungen, Gymnaſtik, Freiübungen, Uebungen im Marſch und an der Schweden⸗ bank. Mit viel Liebe und Hingebung zur turneriſchen Sache haben hier die Leiter K. Konrad und Gg. Bühler Aufbau⸗ arbeit geleiſtet. Im zweiten Teil„Männer und Frauen bei ernſter Arbeit“ waren es auch wirklich Leiſtungen, die nur in langem, ausdauerndem Fleiße erzielt werden können. An⸗ gefangen mit exakten Freiübungen der Turner folgten Ausſchnitte aus dem Gebiete des Frauenturnens, wie Schritt und rythmiſche Bewegungen der Turnerinnen, ſtramme Keulenübungen der Frauen, ja ſelbſt zu gym⸗ naſtiſchen Uebungen, die ſo recht eine intenſive Körper⸗ ſchulung zeigten, verſtiegen ſich die Turnerinnen. Muſter⸗ hafte, diſziplinierte Freiübungen zeigten einige Turner, die mit Gipfelleiſtungen bezeichnet werden können. Am Pferd zeigten die Jugend und die Turner ihr Können, ebenfalls am Barren und Reck die Turner. Daß die Turnerinnen mit einem farbenfreudigen, luſtigen Ernte⸗ tanz den Vogel abſchoſſen, iſt nicht zu verwundern, aber auch die Tanzgirls⸗Gruppe der Turnerinnen zeigte aller⸗ liebſte Tanzſchritte und Figuren. Die Leiterinnen Frau H. Keitel, M. Volz und die Leiter K. Volz und H. Krämer teilten ſich hier in die Arbeit. Vor dem letzten Abſchnitt„Bekenntnis“ gab der 2. Vereinsführer Hetzel einen kurzen Rückblick über die Ar⸗ beit des verfloſſenen Jahres. Die gezeigten Ausſchnitte aus dem Turnerleben ſeien der beſte Spiegel für die geleiſtete Arbeit und ſein beſonderer Dank galt den Ab⸗ teilungsleiterinnen und Leitern, ſowie allen aktiven Turnerinnen und Turnern. Sein Appell:„Väter und Mütter ſchickt uns euere Jugend“ dürfte nicht ungehört verhallt ſein. Er leitete mit dieſen Worten über zum Bekenntnis. Sämtliche Mitwirkende waren zu einem Sppech⸗ chor vereinigt. Mit dem Vorſpruch eines Turners und dem Lied„Treu unſerm Volke“ unter der ſicheren Leitung des Hauptlehrers Röderer, einem„Sieg Heil“ auf Führer und Vaterland, mit den Strophen des„Deutſchland⸗ und Horſt Weſſel⸗Liedes“, fand die Veranſtaltung einen wirkungs⸗ vollen Abſchluß. Gerichtszeitung. In fünf Wochen 75 Fälſchungen. Mit einem ſchwe⸗ ren Amtsvergehen hatte ſich die Strafkammer in Sonder⸗ ſitzung zu befaſſen. Der 38jährige beim Hochbauamt beſchäf⸗ tigt geweſene Wilhelm Häffner aus Gerolzheim bearbeitete fünf von Bauluſtigen zurückgezogene Anträge auf Gewäh⸗ rung eines Reichszuſchuſſes für Wohnungen unter Mithilfe des in Privatſtellung befindlichen 30 jährigen Buchhalters Karl Steinbach von hier weiter, vernichtete die Verzicht⸗ leiſtung und beging Fälſchungen im Namen der Bauluſtigen. So kam er zu 2439 Mark, von denen St. nur 200 Mark erhielt. Das Gericht verurteilte Häffner zu zwei Jahren ſechs Monaten und Steinbach zu zwei Jahren Zuchthaus. E 14 Tage Haft für einen Verleumder. Wie der Poli⸗ zeibericht meldet, wurde wegen völlig frei erfundener ver⸗ leumderiſcher Anwürfe eines gerade an einem Straßenbahn⸗ zug vorbeigehenden hieſigen SA⸗Führers ein Fahrgaſt feſt⸗ genommen und mit 14 Tagen Haft beſtraft. i Gegen verkehrsſtörendes Umherſtehen. Da das ſoge⸗ nannte Eckenſtehen den Fußgängerverkehr ſtört und die Her⸗ umſtehenden in den meiſten Fällen auch noch die Vorüber⸗ gehenden beläſtigen, wird polizeilicherſeits hiergegen mit aller Schärfe vorgegangen. So wurden vier Perſonen, die auf dem Gehweg den Verkehr behinderten, vorläufig feſtgenommen und in den Notarreſt gebracht. E 34 Jahre im Zuchthaus. Mit einem Strafkonto von 25 Jahren Zuchthaus belaſtet iſt bereits der ledige Leopold Belz aus Mannheim⸗Käfertal. Seine Spezialität lind Woh⸗ nungseinbrüche. Im Januar ds. Is. wurde die Sicherungs⸗ verwahrung gegen ihn ausgeſprochen. Es war aber noch eine Serie von Einbrüchen im Jahre 1931 nachzuholen, bei denen er u. a. einem Bäckermeiſter in der Lameyſtraße 1500 Mark und Schmuckſachen im Werte von 3000 Mark ſtahl. Jetzt bekam er vom Schffengericht noch 6 Jahre Zuchthaus dazu. Mit vorläufig drei Jahren Sicherungsverwahrung wird er alſo 34 Jahre im Zuchthaus ſein. Die Tabakverkaufsſitzung in Schwetzingen. Der zweite Tag der vom Landesverband bad. Tabak⸗ pflanzerfachſchaften in Schwetzingen durchgeführten Haupt⸗ gut⸗Einſchreibung brachte wieder einen ſehr flotten Abſatz. Nur auf die ſchlecht behandelten 1933er Ware gab es kein Gebot. Die Stimmung unter den Käufern war ſehr feſt; etwa die Hälfte des ausgebotenen Tabaks wurde vom Handel aufgenommen. Innerhalb der einzelnen Ort⸗ ſchaften ſind die Preisſpannen im allgemeinen gering. Es wurden folgende Preiſe erzielt: Doſſenheim 58.50 bis 59.35, Edingen 59.— bis 59.75, Eppelheim 60.25 bis 61.—, Feudenheim 56.75 bis 57.—, Großſachſen 59.75 bis 60.65, Handſchuhsheim 59.65, Hohenſachſen 60.40, Ilvesheim 54.75 bis 55. 35, Käfertal 57.55 bis 57.95, Ladenburg 55.35 bis 56.65 Leimen 56.85, Leutershauſen 58.75 bis 61.15, Lützel⸗ ſachſen 60.40 bis 61.10, Neckarau 54.—, Neckarhauſen 58.75 bis 59.20, Nußloch 60.— bis 60.65, Rheinau 57.75 Rohrbach b. H. 62.15 bis 62.35, Seckenheim 59.15 bis 60.15, Sulzbach 56.35, Schriesheim 59.25 bis 59.75, St. Ilgen 58.10, Wallſtadt 58.— bis 59.10, Wieblingen 59.50 bis 59.75, Heddesheim 64,25 bis 68.05, Wiesloch 58.65 Mk. Für Friedrichsfelder Hauptgut aus der Ernte 1932 wurden 91.— Mk. bezahlt, für Seckenheimer 1932er wurden 94.— Mk. geboten. Haußtgut von 1933 erzielte in Brühl 75.—, Grenzhof 66.— Heddesheim 75.— von Friedrichsfeld wurden einige kleine Partien zu 65.05 Mk. abgenommen. Kraftfahrer! Fahre nicht„einäugig“! Die Scheinwerfer wen 5 gleich ſtark brennen, 15 dürfen nicht ſo ein⸗ gerichtet ſein, daß nur der eine abgeblendet iſt oder gar erlöſcht, während der andere unabgeblendet bei jedem holen eines Omnibuſſes überfahren worden iſt. 5 22 Entgegenkommenden Aerger und Gefahren auslöſt. Buntes Allerlei Das Herz als Leiſtungsgquelle. Es klingt etwas unwahrſcheinlich, wenn behauptet wird, das Herz vermöge hinſichtlich ſeiner Leiſtungsfähigkeit alle Athleten und alle von ihnen erreichten Rekorde zu überbieten. Dieſes unermüdlich arbeitende Organ iſt ein ſtets in Be⸗ wegung befindlicher Wanderer. Der Herzdruck verfügt über eine ſolche Kraft, daß er das Blut 3.40. Meter hoch auf⸗ ſpritzen laſſen kann. Die von dieſem Organ während des Verlaufs von 24 Stunden entwickelte Energie reicht aus, um eine 1 Kilogramm ſchwere Kugel 15 Kilometer hoch in die Stratoſphäre zu heben. Das Herz eines Greiſes von 80 Jahren hat eine gewaltige Arbeitsleiſtung verrichtet. So könnten die 4 Millionen Pulsſchläge, die während dieſer Zeit geſchlagen haben, wie eine gewaltige Lokomotive einen Zug vom Niveau des Meeresſpiegels bis auf die Höhe eines Berges wie der Montblanc ſchieben! Warum Schiffe weiß geſtrichen werden Im kommenden Winter werden die beiden Dreiſchrau⸗ ben⸗Luxusdampfer„Reſolute“ und„Reliance“ und die Doppelſchrauben⸗Motorſchiffe„Milwaukee“ und„Cordil⸗ lera“ der Hamburg⸗Amerika⸗Linie auf ihren Vergnügungs⸗ reiſen ſich in einem neuen Gewande zeigen. Das Schwarz des Schiffsrumpfes wird einem hellen Weißgrau weichen, das den Schiffen ein freundliches Ausſehen geben wird. Dieſer äußere Vorzug war aber nicht der alleinige Grund für die neue Farbgebung, vielmehr war auch der Geſichts⸗ punkt maßgebend, daß die weiße Farbe einen günſtigen Einfluß auf die Temperatur im Schiffsinnern ausübt. Helle Farben werfen die Sonnenſtrahlen zurück, während dunkle Farben die Hitze aufnehmen. Dies wirkt ſich bei Fahrten in ſüdlichen und in tropiſchen Gewäſſern natür⸗ lich in beſonders günſtigem Maße aus. Der weiße Farb⸗ anſtrich verleiht den Schiffen alſo nicht nur einen farben⸗ freudigen Anblick, ſondern dient vor allem einer günſtigen Beeinfluſſung der Temperatur im Schiffsinnern. 28 Der Apfel in der Symbolik. Der Apfel, der faſt allein noch am Obſtmarkt übrig ge⸗ blieben iſt, hat nach der Legende der Göttin der Früchte den Namen gegeben und der Name„Pomona“ iſt daher auch der Gattungsname des Obſtreichtums. Die Frucht iſt das Symbol der vollerblühten Lebensſchönheit und die Venus Urania wird mit einem Apfel in der Hand dargeſtellt. In Monte San Giuliane auf Sizilien werfen, wenn die Aepfel reifen, die Mädchen einen Apfel aus dem Fenſter. Wird dieſer von einem Mann aufgeleſen, ſo gilt das als Zeichen, daß ſich die Werferin in Jahresfriſt verheiraten wird. Geht aber der Mann vorüber, ſo wird das Mädchen nach ſeiner Verheiratung als Witwe zurückbleiben. Iſt der erſte Mann, der vorbeigeht, ein Prieſter, ſo iſt das Mädchen dem Schickſal verfallen, eine alte Jungfer zu werden. In einigen Teilen Jugoſlawiens überreicht die Schwiegermutter der jungen Frau einen Apfel, den dieſe auf das Dach des Hau⸗ ſes ihres Gatten wirft. Bleibt er liegen, ſo wird die Ehe glücklich verlaufen und mit Kindern geſegnet ſein. In Grie⸗ chenland wird Eros häufig mit einem Korb dargeſtellt, aus dem Aepfel herausfallen. Die ſkandinaviſche Göttin Idung wird durch einen Apfelbaum verſinnbildlicht, der der Baum der Unſterblichkeit iſt. Der„Millionär“ von Böhlen. Ein in der ganzen Welt wohl einzigartiges Denkmal wurde auf einem Schmuckplatz in Böhlen bei Leipzig auf⸗ geſtellt. Da wächſt ein mächtiger verſteinerter Baumſtamm ſcheinbar aus dem Raſen empor, und eine Tafel kündet, daß man vor dem Teilſtück einer ehemals 90 Meter hohen Zeder ſteht, die auf das ehrwürdige Alter von mehreren Mil⸗ lionen Jahren zurückblicken kann. Gefunden wurde ſie im benachbarten Tagebau einer großen Kohlengrube. Die Grün⸗ fläche iſt mit Bruchſtücken dieſer Zeder eingefaßt, an denen man ihre innere Beſchaffenheit feſtſtellen kann. Während ſie außen grau wie Zement ausſieht, wird die Farbe nach innen zu braun. An einigen Stücken kann man ſogar noch Faſern vom Holz abſtreifen. * * Der billigſte Ort der Welt. Als den billigſten Ort der Welt dürfen wir wohl Kenia, das in Franzöſiſch⸗Aequatorial⸗ afrika liegt, bezeichnen, denn nach einer vor kurzem ein⸗ gegangenen Meldung kann man dort ein ſehr gutes Leben führen, wenn man im Jahr etwa 2000 franzöſiſche Franken zur Verfügung hat, ſo billig ſind in Kenia die Lebensmittel und die Wohnverhältniſſe. Teurer iſt dort nur der Whysky, aber den braucht man ja auch nicht unbedingt zum Leben. „Dauerhafte Ware“ Wenn der Glanz der Jugend ſchwand, ſuchten die Frauen ſchon ſeit jeher, durch enger Mittel den Liebreiz der Schönheit feſtzuhalten oder, wenn er ſchon von hinnen war, ihn künſtlich hervorzulocken oder vorzutäuſchen. Wer fand etwas dabei? Wohl niemand, ſolange es mit Takt und im verſchwiegenen Ankleidezimmer 1 Seit aber 5 und Lippenſtift gewiſſermaßen zum öffentlichen Requiſit der Dame geworden ſind, und ſie damit im hellen Licht der Oeffentlichkeit hantierte, darf man ſicherlich auch einmal da hineinleuchten und den„neueſten Schrei“ verraten, der in den letzten Monaten von England nach Frankreich herübergedrungen iſt. In England hat ſich nämlich ee kosmetiſcher Spe⸗ . darüber geärgert, daß die Damen immer den roten ippenſtift benutzen mußten, der zudem meiſt noch nicht ein⸗ mal— kußfeſt war. Und er erinnerte ſich an die alte Ma⸗ troſenſitte, ſich Arme und Bruſt mit den bekannten, weniger ſchönen als dauerhaften Zeichnungen zu tätowieren. Auf Not tätowierte Lippen, das müßte doch wirklich originell ſein. Kaum hatte er die erſten Verſuche mit ſeiner neuen Idee gemacht, da ſtrömten auch ſchon die Kundinnen zu. Ein alter Matroſe lehrte 13 das Tätowieren, und er machte damit das beſte Geſchäft bei den eleganteſten Damen der Geſell⸗ ſchaft. Denn dies Lippenrot kann individuell nach jeder Nuance angefertigt werden. Und es bleibt. Selbſt beim Eſſen und Waſchen und auch nicht beim— Küſſen kann es ver⸗ ſchwinden. Es iſt alſo wirklich die Patentlöſung. Doch damit die Mode auch ganz ausgekoſtet wird, ließen ſich ſchon einige Damen„Brillantringe“ auf die Finger täto⸗ wieren(ſie können wenigſtens nicht geſtohlen werden). Und in Paris, wo man ſelbſtverſtändlich ſchnell hinter das Ge⸗ 1 kam, tauchte bei einer großen Premiere die Gräfin andin mit einer kunſtgerecht auftätowierten Schlange auf der nackten Schulter auf. N Da Tätowierungen bekanntlich nicht mehr entfernt wer⸗ den können, darf man ihr wohl neidlos wünſchen, daß ſie zeitlebens ihre Freude an der Schlange hat. — H— e ———— F——— Die großen Herren Der Adel im heutigen Frankreich. Als kürzlich im franzöſiſchen Parlament das Defizit des Staatshaushalts zur Sprache kam und jeder kleine Provinz⸗ abgeordnete ſich als ein Finanzgenie mit den merkwürdig⸗ ſten Steuerplänen entpuppte, kam ein ſozialiſtiſcher Abgeord⸗ neter auf den Gedanken, den— Adel in Frankreich zu be⸗ ſteuern. Bekanntlich iſt in der franzöſiſchen Republik der Adel nicht aufgehoben, ihm iſt lediglich der geſetzliche Schutz entzogen, und kein Menſch in Frankreich hindert einen dar⸗ an, ſich ein beliebiges Adelsprädikat zuzulegen. Der ge⸗ nannte Sozialiſt wollte daher auf den Titel des Barons eine Jahresſteuer von 200 Francs, auf den eines Herzogs eine von 1000 Francs erheben. Dieſer ernſthaft vorgetragene Vor⸗ ſchlag ging jedoch im Gelächter des Hauſes unter, als der Ab⸗ geordnete der Rechten, Balandier, mit dem Gegenvorſchlag herausrückte, dann auch alle früheren Miniſter und Senato⸗ ren zu beſteuern, die auch nach Ablauf ihrer Amtszeit ſo hartnäckig an ihrem früheren Titel feſtzuhalten pflegen. Anlaß zu dem ſozialiſtiſchen Vorſchlag war die unbe⸗ ſtreitbare Tatſache, daß gerade in dieſer dritten franzöſiſchen Republik die Anzahl jener Staatsbürger, die ihr Geſchlecht auf den alten Uradel zurückzuführen belieben, in erſtaun⸗ lichem Maße zunimmt. Das zeigte ſich vor kurzem erſt, als der Herzog von Luynes, Vertrauensmann des gegenwärtigen orleaniſtiſchen Prätendenten, in Frankreich eine Art Adels⸗ genoſſenſchaft gründen wollte. Es regnete derart Aufnahme⸗ geſuche von Leuten, die vorgaben, adlig zu ſein, daß der Herzog auf ſeinen Plan verzichten mußte, wäre doch dieſe Genoſſenſchaft die größte Organiſation Frankreichs ge⸗ worden—— Dabei iſt es offenſichtlich, daß die Zugehörigkeit zum alten und echten Adel auch im republikaniſchen Frankreich einem den Zutritt beſonders zur diplomatiſchen Laufbahn ſehr erleichtert. Die Liſten des Qual d'Orſay wieſen ſchon immer und weiſen auch heute noch die berühmteſten und älte⸗ ſten Geſchlechternamen auf. Es ſei nur an folgende Diplo⸗ maten erinnert: die Grafen de Clauzel und de Chambrun Eieſer ein direkter Nachfahr Lafayettesl). die Barone de Beaumarchais und de Jouvenel, und die glänzendſten Aus⸗ landsvertreter Frankreichs vor dem Weltkriege, Graf Pe⸗ retti della Rocca, der Vicomte de Fontenay, Graf de Vienne, Graf de Pourtales, Baron Gaſton de Vaux und ſchließlich den damaligen Botſchafter in Petersburg, Maurice Paleéolo⸗ gue, der ſeine Abſtammung ſogar auf das byzantiniſche Kai⸗ ſergeſchlecht desſelben Namens zurückführen konnte. Altem Adel, deſſen Vorfahren unter der Guillotine verbluteten, ge⸗ hörten auch die bekannten Heerführer und Generale Franchet d'Eſperay, Caſtelnau de Courrieres und der jüngſt verſtor⸗ bene Marſchall Lyautey an. Im franzöſiſchen Wirtſchaftsleben der Gegenwart ſpielen eine große Rolle der monarchiſtiſch geſinnte frühere Senator Marquis Albert de Dion, der„Vater der franzöſiſchen Auto⸗ mobilinduſtrie“, der Generaldirektor des Eredit Lyonnais, Baron Brancard und der Baron de Neuflize, der die größten franzöſiſchen Verſicherungskonzerne leitet. Auch auf dem Gebiete der Kunſt und der Wiſſenſchaft ſind hochklingende alte Namen vertreten: es ſei erinnert an die Dichterin Comteſſe de Noailles, die Romanſchriftſtellerin Gyp, deren wahrer Name Comteſſe de Mirabeau iſt, die Prinzeſſin Jeanne Murat, die Prinzeſſin de Rohan, in deren Salon ſich regelmäßig das ganze ſchöngeiſtige Paris trifft. Der Götterhelm von Tung In Stockholm im„Hiſtoriſchen Muſeum“ wird gegen⸗ wärtig ein Fund gezeigt, der von einer langen und bewegten Geſchichte erzählen könnte. Es handelt ſich um einen Helm, der weite Fahrten zurückgelegt haben muß, denn in Nord⸗ europa iſt ein ähnliches Stück bisher nirgendwo gefunden worden. Der Helm iſt kegelförmig und erinnert an aſiatiſche und füdruſſiſche Typen, die im 2. und 3. Jahrhundert am Schwarzen Meer gebraucht wurden. Der Helm beſteht aus ſechs Flächen von vergoldetem Kupfer, die miteinander durch ornamentierte Silberplatten verbunden ſind. An der Spitze iſt ein Knauf angebracht, in den bei feierlichen Gelegenheiten ſchwingende Federn geſteckt werden konnten. Bereits vor mehreren Jahren wurde in einem Fot moor bei Tuna auf Gotland eine ganze Reihe kleiner 5 ſtücke von Metallgegenſtänden und Schmuckſachen efund Die Vorgeſchichtsforſchung nimmt an. daß ſich 15 115 Opferſtelle befunden hat, und daß man die verschiedene Gegenſtände den Göttern darbrachte, indem man ſie in fen Stücke zerbrach und in den Moraſt warf. Unter 1 Bruchſtücken fanden ſich nun zwei Kupferfragmente, die 1 Teile eines antiken Helmes erkannt wurden, zumal gewiſ, Aehnlichkeiten mit einem bei Gammertingen in Deutſchlaſ gefundenen Helm zu beſtehen ſchienen. Mit großer Gedi und kunſtgeübter Hand haben nun Profeſſor Nerman 1 ſeine Kollegen den Helm rekonſtruiert und die Fragmente an den richtigen Stellen zuſammengepaßt. 1 5 Dieſer Helm iſt wahrſcheinlich von den Wikingern al ihren Zügen vom Schwarzen Meer nach Gotland gebt worden und legt daher beredtes Zeugnis ab für die weilen Fahrten der Nordmänner, vor deren Einfällen einſt der ganze Süden Europas gezittert hat. N 1 989534 7 1 Autos mit Brillen Wie ſich Amerika den Blendſchutz vorſtellt. Krafkwage. beleuchtung auf neuen Wegen. Die künftigen Autobahnen zwingen die Technik hei ſchon, ſich mit der Frage der Kraftwagenbeleuchtung näher zu befaſſen. Die Tatſache, daß auf dieſen Bahnen Fahrge⸗ ſchwindigkeiten von mehr als 100 Stundenktlometern 15 Regel ſein werden, hat den Generalinſpektor für das Stra benweſen veranlaßt, für die Steinwerfer der Autos an l ordnen, daß bei Vermeidung jeder Blendung gute Sicht auf 200 Meter voraus mit Sicherheit gewährleiſtet ſein muß. Be⸗ rückſichtigt man, daß die Reichsautobahnen für jeden Jahn. damm mit 7.5 Meter Breite projektiert ſind und daß weiter, hin als Krümmungsradius für Kurven im äußerſten Fal 2000 Meter und nur in ganz beſonderen Ausnahmefällen 1000 Meter feſtgeſetzt ſind, ſo kommt man zu der Ueberzel⸗ gung, daß man mit den bisher in der Kraftfahrzeugbeleuc tung verwendeten Syſtemen die genannten Forderungen nicht erfüllen kann. So müßte z. B. das Abblendlicht der Biluxlampe etwa die vierfache Leiſtung beſitzen, um eine Reichweite von 200 Metern zu erzielen. Die Vorſchrift lau. tet nämlich, daß in 200 Meter Entfernung die Achſe dez Lichtbündels die Straße treffen muß. 5 5 Es ſind nun zahlreiche Verſuche vorgenommen worden, um den Autobahnbedingungen gerecht zu werden. Man hat unter anderem mit halbverſpiegelten Autolampen von 0 Watt Unterſuchungen angeſtellt, bei denen wie bei der Bilur⸗ lampe, das Licht nur auf die obere Scheinwerferhälſte ge. ſtrahlt wird. Ferner will man auf der linken Seite des Scheinwerfers einen Metallſpiegel anbringen, ſo daß daz Licht nur auf die rechte Seite des Fahrdammes ausgeſtraht werden kann. Ein anderer Vorſchlag geht dahin, daß man in der Mitte auf der rechten Seite des Wagens einen beſon⸗ deren Scheinwerfer anzubringen hat, wodurch der rechte Tel der Straße ausreichend hell beleuchtet wird und der Kraft⸗ wagen ſelbſt eine Blendung nach links herüber verhindert. Beſonders intereſſant ſind die Löſungen, die aus Ame⸗ rika ſtammen. Danach ſollen für beide Fahrtrichtungen ver⸗ ſchiedenfarbige Gläſer vor die Scheinwerfer geſetzt und far⸗ bige Brillen benutzt werden, die ſo ausgewählt ſind, daß daz Licht der einen Fahrtrichtung, etwa grün, durch die Brillen⸗ gläſer der anderen, etwa rot, abſorbiert wird. Wechſelt man die Fahrtrichtung, ſo müſſen auch die Gläſer vertauſcht wer⸗ den. Der Verwirklichung dieſes Vorſchlages ſtehen jedoch wirtſchaftliche Schwierigkeiten entgegen. Aus demfſelben Grund wird man ſich auch nicht mit verſchiedenartig polar ſiertem Licht auf beiden Fahrbahnen helfen können, was an und für ſich die Ideallöſung wäre, weil 3. B. im vertikal⸗ ſchwin enden Licht einer Fahrbahn, das horizontalſchwin⸗ gende Licht der anderen Fahrbahn vollkommen ausgelöſcht, a dunkel erſcheinen würde. Die einfache Regelung der komplizierten Frage ſcheint in der Schaffung einer 1 Blendſchutzbrille zu liegen, hei der ein Kraftfahrer durch an der Oberſeite der Brillen ange⸗ brachte Schutzklappen vor dem Scheinwerferlicht entgegen⸗ kommender Fahrzeuge geſchützt wird. Zwangsverſteigerung. Dienstag, den 4. Dezember 1934, vorm. in Ilvesheim(Zuſammenkunft am Rathaus) gegen bare Zahlung im Vollſtreckungswege ſteigern: 6 Zentner Tabak; um 11 Uhr in Seckenheim an der Waaghalle: 8 Säcke Frucht, 5 Zentner Tabak, Möbel und Sonſtiges. Spreng, Gerichtsvollzieher. 9.30 Uhr, werde ich öffentlich ver⸗ . nos Ul 870 Rauft Schmied Arbeitsbeſchaffungslose , 399222 e Spottbillig zu verkaufen: Schlachtke el,— 00 Ltr. e wee Alter—— m. extra ſtark. Rindl.⸗Tragriemen; Siber e m. 10 e Mein Angebot Ladentheke geeignet; reibtiſch; g 0 nige 1Tafel⸗ Schlafzimmer waage, 15 kg, mit Gewicht u Schale„ 16 für Kartoffel U. Obſſhandlung d. 4.(Außb imitiert) 0 5 Verſchiedenes. Meßdircherſtr. 37. 4 295 1 Eiche m. Rußbaum fle b — 4 380.—„enen ö lugel- Särge ain, in Elfenbei ester 5 sind stets auf Lager bei 1 9 05 Anton Kreutzer, phil. Hauck 0.35 04 Sohreinermelster, Zähringerstraße 69. Möbel 1 Se a Zähringerſtr. 101. 0.65, 5 0.45 U. Au- ng bertaud —— 040, 0 von Grundbesitz, Häusern gummi 1 2 5 e stempel nolton- Geor 9 Röser liefert 9 Immobilien(R. D.. Neckar-Bote- 0.35, 0 Aeltest. Fachgeschäft am Platze] Druckerei. Wiokeldecker 80/80 145 15 8 1.10, 0.90 8 gtrampel⸗ Hosen Verlobungs. 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